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Review
Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin und Sporttraumatologie 63 (4), 15-23, 2015
Sehnenprobleme rund um das KniegelenkCristian A. Beca1, Dorothee Harder2, Giorgio Tamborrini3, André Leumann4
1 Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Universitätsspital Basel 2 Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Universitätsspital Basel 3 UltrasoundCenter, Klinik für Rheumatologie, Bethesdaspital Basel 4 OrthoPraxis Leumann, Basel
Summary
The knee joint is affected in up to 30% of all sport injuries. A minor precentage of it are tendon injuries. For acute tendon injuries, quadriceps tendon rupture and patellar tendon rup-ture are most frequent. Beside that, ruptures of distal ham-string tendons or the popliteus tendon may occur. For chron-ic tendon injuries in sports, the jumpers knee and the runners knee are most frequent. Also insertional enthesopathy of the quadriceps tendon, of the iliotibial band, of the hamstring tendons may occur, furthermore a tendinitis or bursitis at the pes anserinus. These injuries are explained in this article fo-cussing on symptoms, diagnostics and therapy.
Keywords: Tendon rupture, overuse tendon injury, knee joint, sports type
Zusammenfassung
Das Kniegelenk ist in bis zu 30% aller Sportverletzungen betroffen. Sehnenverletzungen machen davon einen kleineren Anteil aus. Bei den akuten Sehnenverletzungen stehen die Quadricepssehnenruptur und die Patellarsehnenruptur im Vordergrund. Daneben sind die distale Hamstringruptur und die Popliteussehnenruptur zu erwähnen. Bei den chronischen Sehnenverletzungen dreht sich im Sport viel um das Jumpers Knee und das Runners Knee. Daneben gibt es aber auch die Insertionstendinopathie der Quadricepssehnen, des Tractus iliotibialis und der Hamstring-Sehnen, im Weiteren die Ten-dinitis/Bursitis am Pes anserinus. Sie werden im vorliegenden Artikel hinsichtlich Symptomatik, Diagnostik und Therapie dargestellt.
Schlüsselwörter: Sehnenriss, Sehnenüberlastungsverletzun-gen, Kniegelenk, Sportart
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Einleitung
Das Kniegelenk ist das am häufigsten betroffene Gelenk im Sport überhaupt. Bis zu 30% der akuten und chronischen Ver-letzungen betreffen das Kniegelenk. Sehnenverletzungen sind zwar oft nicht so spektakulär wie die Ruptur des vorderen Kreuzbandes oder eine Kniegelenksluxation, aber können bei akuten Verletzungen genauso gravierend sein. Bei einer Quad-riceps- oder Patellarsehnenruptur wird der komplette Streck-apparat insuffizient und bedarf einer chirurgischen Therapie. Chronische Sehnenprobleme gehören zu den hartnäckigsten Problemen überhaupt. Oft ist eine Therapie über Monate hin-weg erforderlich, um die Symptomatik zu lösen.
Es liegen keine detaillierten epidemiologischen Daten vor, da die Häufigkeit und Verteilung sehr stark von der Sportart und der Sportintensität abhängt. Deshalb wird in der vorliegen-den Übersicht bei den chronischen Sehnenproblemen auf die Sportartspezifität eingegangen. Ein zweiter Fokus der vorlie-genden Arbeit liegt auf der Bildgebung mit Darstellung typi-scher Befunde. Zuletzt erläutern wir in der vorliegenden Arbeit – auch wenn die Behandlung von Sehnenverletzungen in erster Linie eine Domäne der konservativen Therapie ist – wann und wie eine chirurgische Intervention Sinn machen könnte.
MRI Knie sagittal und axial: vollständige Ruptur der Quadricepssehne mit perifokal ausgeprägtem Hämatom, keine durch-gängigen Faserstrukturen mehr abgrenzbar
Akute Sehnenverletzungen
QuadricepssehnenrupturUnfallmechanismusUnerwartete Überbelastung (z.B. als Kompensations-/Stellungs-korrekturversuch beim Ausrutschen); eine degenerativ veränder-te Sehne reisst auch im Rahmen eines Niedrigenergie-Traumas.
KlinikHämatom im Rupturbereich (suprapatellär); palpable Delle; das gestreckte Bein kann nicht angehoben werden; Hämar-thros möglich, falls Kapsel mitverletzt wird; Patient kann das Knie nicht kontrollieren (im Stehen).
DiagnostikIn den allermeisten Fällen handelt es sich um eine insertions-nahe Ruptur.Röntgen: Patellatiefstand? Ossäre Avulsion?Ultraschall: Ruptur? Tendinopathische Sehnenanteile? Hä-
matom? Erguss? Ossäre Mitbeteiligung?MRI: Ruptur? Tendinopathische Sehnenanteile? Ossäre
Mitbeteiligung (bone bruise, ossäre Avulsion)? Knorpelschaden der Patellarückfläche? Muskel-atrophie bei vorbestehender Degeneration?
Besonderheiten• Partiell oder vollständig ossäre Avulsionsverletzungen sind
möglich• Cave Patella bipartita• Oft geht eine degenerative Tendinopathie der Ruptur voraus• Abzugrenzen sind Rupturen nach iatrogener Quadriceps-
sehnenschädigung (z.B. nach Quadricepssehnenentnahme für eine VKB-Plastik oder eine Umkehrplastik bei chro-nischem Jumpers Knee oder nach Knietotalprothese mit transtendinösem Zugang) und Rupturen der intramuskulä-ren Sehnenanteile (selten; Mechanismus entsprechend ei-nem Muskelfaserriss)
Therapie• Die operative Rekonstruktion zur Wiederherstellung des
Streckapparates ist entscheidend• In der Regel werden mehrere Knochenanker in der Patel-
la verwendet oder die Quadricepssehne transossär rein-seriert
• Bei der Rekonstruktion ist darauf zu achten, auch die Seh-nenansätze von M. vastus medialis und lateralis zu reinse-rieren, um eine Patella-Dysbalance zu vermeiden
• Eine leichte Verkürzung der Sehne ist möglich, kann im Ver-lauf zu einem leichten endgradigen Flexionsdefizit führen
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PatellarsehnenrupturUnfallmechanismusBeim Absprung oder bei der Landung bei einem Sprung. Der Patient verspürt in der Regel einen Knall. Das Knie ist sofort nicht mehr belastbar.
KlinikDas gestreckte Bein kann nicht angehoben werden; Schwel-lung und Hämatom über Patellarsehne, eventuell Delle pal-pabel; im Seitenvergleich proximalisierte Patella; Patient kann das Knie nicht kontrollieren (im Stehen); Erguss im Kniegelenk eher selten.
DiagnostikDie typische komplette Patellarsehnenruptur befindet sich im mittleren Drittel der Patellarsehne. Da die Ruptur einem Aus-einanderziehen verschiedener Sehnenanteile entspricht, ist eine eigentliche Delle nicht immer palpabelRöntgen: Patellahochstand? Ultraschall: Ruptur? Rupturverlauf? Tendinopathische Seh-
nenanteile?MRI: Ruptur? Tendinopathische Sehnenateile? Hoffa-
Syndrom? Insertionstendinopathie? Knorpel-schaden an der Patellarückfläche?
Besonderheiten• Lag eine Vorschädigung der Sehne vor (z.B. chronische
Entzündung oder Partialruptur bei Jumpers Knee)?• Bei Adoleszenten sind Avulsionsrupturen bei M. Osgood-
Schlatter oder M. Sinding-Larsen möglich, aber sehr selten• Iatrogen bedingte Rupturen nach Entnahme von der Patel-
larsehne für eine VKB-Rekonstruktion sind sehr selten
Therapie• Die operative Rekonstruktion zur Wiederherstellung des
Streckapparates ist entscheidend• Oft wird eine McLaughlin-Schlinge (Drahtschlinge) tran-
sossär durch Patella und Tuberositas tibiae gezogen, um für drei Monate eine zusätzliche Sicherung der Heilung zu er-halten. Die McLaughlin-Schlinge sollte nach ca. drei Mo-naten wieder entfernt werden (ambulante OP)
• Bei schwerer tendinopathischer Vorschädigung ist ggf. ein Sehnentransplantat einzuweben
• Eine verlängerte Patellarsehne resultiert in einem Patella-hochstand. Dadurch ist die Kraftentwicklung funktionell deutlich schlechter. Zusätzlich höheres Risiko der Patella-luxation
• Die Vernarbung kann zu einer Patellarsehnenkontaktion und zu einem Patellatiefstand führen. Das führt zu einer verminderten Patellabeweglichkeit und Beschwerden bei Knieflexion
Distale HamstringsehnenrupturUnfallmechanismusHyperextension im Kniegelenk oder simultane Dehnung und Kontraktion des Hamstring-Muskelkomplexes
KlinikSchmerzen und Hämatom in der Kniekehle oder im posteri-oren Oberschenkelbereich; Streckdefizit im Sinne einer schmerzbedingten Streckhemmung; fehlende Spannung auf den Hamstringsehnen in der Kniekehle
DiagnostikRöntgen: Ossäre Bicepssehnenavulsionsfraktur am Fibu-
laköpfchen?Ultraschall: Ruptur? Hämatom? Sehr gut geeignet für Rup-
turen im Muskel-Sehnenübergangsbereich (int-ramuskuläre Sehnenruptur), ossäre Bicepsseh-nenavulsionsfraktur am Fibulaköpfchen? Beurteilung des N. peroneus
MRI: Sehnenruptur? Insertionsnahe Rupturen? Ten-dinopathische Sehnenanteile?
Besonderheiten• Zu differenzieren sind proximale Hamstringsehnenruptu-
ren (insertionsnahe Ruptur am Tuber ischiadicum). Diese sind häufiger als die distalen Verletzungen
• Bei Verletzungen der distalen Biceps Femoris-Sehne ist die N. peroneus-Funktion (profundus und superficialis) zu prü-fen aufgrund der anatomischen Nähe
• Ossäre Avulsionsfraktur am Fibulaköpfchen ist möglich
Röntgen Knie lateral: deutlicher Patellahochstand als Hin-weis auf eine komplette Patellarsehnenruptur. MRI Knie sagittal: vollständige Ruptur der Patellarsehne mit begleitendem Patellahochstand
Röntgen Knie ap und lateral postoperativ: St.n. Patellar-sehnenruptur, Refixation mit Knochenanker und einer McLaughlin-Schlinge
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Therapie• Konservative Therapie für intramuskuläre Rupturen und
zumeist auch insertionsnahe Rupturen, ggf. ist eine Teilbe-lastung an Gehstöcken und Einschränkung der Knieexten-sion (z.B. 60°/30° je drei Wochen) notwendig
• Aus Studien zur Donor-site Morbidität bei Sehnengraftent-nahme bei VKB-Rekonstruktion weiss man, dass das Funktionsdefizit bei Entnahme der Semitendinosus-Sehne sehr gering ist
• Operative Therapie bei grossem intramuskulären Sehnen-riss im Spitzensport (Sprint, Fussball) zu diskutieren
PopliteussehnenrupturUnfallmechanismusEine isolierte Popliteussehnenruptur ist selten. In der Regel treten Popliteussehnenrupturen bei Verletzung des postero-
lateralen Corners (PLC) auf. Diese ereignen sich bei Rota-tionsverletzungen des Kniegelenks in Kombination mit ei-ner Ruptur des hinteren Kreuzbandes (HKB, häufiger) oder des vorderen Kreuzbandes (VKB, selten) sowie weiteren Kniebinnenläsionen (z.B. Meniskusruptur etc.). Zum poste-rolateralen Corner zählen neben der Popliteussehne das la-terale Kollateralligament (LCL), der Tractus iliotibialis, die Bizepssehne und der posterolaterale Kapsel-Meniskus-Bandkomplex (z.B. Lig. arcuatum, Lig. fabellofibulare).
KlinikPrimäre klinische Befunde gemäss Hauptverletzung (VKB-, HKB-Ruptur); Erguss; positives Dial-Sign (vermehrte (Aus-sen-) Rotation im Seitenvergleich bei 45° Knieflexion in Bauchlage); positiver Pivot-Shift Test
DiagnostikUltraschall: Ruptur? Ligamentäre Verletzungen? Muskulo-
tendinöse Popliteusruptur?MRI: Ruptur? Begleitverletzungen des PLC? Intraar-
tikuläre Knieverletzungen (Kreuzbänder, Me-nisci, Knorpel, Kollateralbänder)?
Besonderheiten• In der Regel handelt es sich um eine ansatznahe, intraarti-
kuläre Ruptur• Als zweite Variante gibt es muskulotendinöse Popliteus-
rupturen. Diese sind klinisch wenig auffällig und oft Zu-fallsbefunde bei jedoch ähnlichem Verletzungsmuster
• In Kombination der Popliteussehnenruptur mit der Verlet-zung weiterer Strukturen des PLC oder Kreuzband- und Kollateralbandrupturen sowie weiterer intraartikulärer Verletzungen liegt eine komplexe Knieverletzung vor
Therapie• Die Behandlung richtet sich primär nach den Kriterien der
Behandlung der Hauptverletzung• Liegt eine VKB- oder HKB-Ruptur vor, so ist in Kombi-
nation mit einer PLC-Verletzung die Operationsindikation grosszügig zu stellen. Die Rotationsstabilität (Pivotieren)
Röntgen Knie ap: Avulsionsfraktur am Fibulaköpfchen (An-satz Biceps femoris – Sehne)
MRI Knie coronar, sagittal und axial: Ruptur der Popliteussehne mit umgebendem Ödem und retrahiertem Sehnenstumpf in sagittaler Ansicht
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ist durch Kreuzbandruptur und PLC-Verletzung doppelt geschwächt. In diesen Fällen gelingt es nur selten, die Ro-tationsstabilität ohne Operation wiederaufzubauen
• Operativ ist zu entscheiden, ob aufgrund der Komplexität der Verletzung eine einzeitige oder zweitzeitige Rekonst-ruktion erfolgen sollte
• Die Popliteussehne kann bei frischer Ruptur und bei guter Sehnenqualität im Rahmen einer PLC-Rekonstruktion di-rekt anatomisch rekonstruiert werden. Bei Insuffizienzen oder ungenügendem Gewebe ist eine nicht-anatomische Rekonstruktion zu bevorzugen (z.B. Larson-Plastik)
Chronische Sehnenbeschwerden
Jumpers KneeSynonymeSpringerknie, Patellaspitzensyndrom, Patellarsehneninstertionstendinitis/-tendinopathie
SymptomeSchmerzen beim Springen im Sport; akzentuiert auch im All-tag, insbesondere beim Treppengehen (abwärts>aufwärts); Schmerzen und Druckdolenz am unteren Patellapol; Verdi-ckung der Patellarsehne möglich; Lokales Knistern auf Pal-pation; Muskelverspannung, ggf. Hypotrophie des M. quad-riceps femoris.
Typische SportartenSpringen; Volleyball; Basketball; Handball; Fussball
DiagnostikRöntgen: intratendinöse Verkalkung? Traktionssporn?Ultraschall: Enthesopathie? Tendinose? Tendinopathie? Hy-
pervaskularität? Ruptur? Intratendinöse Ver-kalkung? Traktionssporn?
MRI: Tendinose? Tendinopathie? Partialruptur? (Peri-)Tendinitis? Ossifikationskerne? Hoffa-Entzündung?
Konservative Therapie• Das Jumpers Knee ist eine Domäne der konservative The-
rapie• Schweregrad und Dauer der Erkrankung bestimmt den
Umfang der konservativen Therapiemassnahmen• Trainingsadaptation/-modifikation: Meiden des Reizes,
eventuell auch Änderung von Sprungtechnik• Jumpers-Knee-Bandage• Lokale oder systemische NSAR für eine bestimmte Zeit.
NSAR >6 Wochen kann den Umbau- und Regenerations-prozess der Sehne bremsen
• Physiotherapeutische und physikalische Massnahmen• Evidenz verschiedener Therapieoptionen (siehe Tabelle 1)
Operative Therapie• Nur bei Versagen der konservativen Therapie (>6 Monate)• Arthroskopisches Débridement in 80% mit guten Resulta-
ten• Kein signifikanter Unterschied zu offenem Débridement• Einer schweren Tendinopathie kann eine chronische Par-
tialruptur entsprechen. Dann ist ggf. eine Rekonstruktion mit Auto- oder Allograft notwendig (z.B. Plantaris longus-Sehnengraft), Umkehrplastik mit Knochen-Sehnen-Trans-plantat aus der Quadricepssehne
Sonographie Knie: Verdickung und vermehrte Vaskularisa-tion der Patellarsehne ansatznah
MRI Knie sagittal und axial: ödematöse Veränderung und Verdickung der Patellarsehne ansatznah, begleitende ödem-äquivalente Veränderung des Patellaunterpols
Therapieform Effekt Vergleich Evidenz Risiken
Exzentrisches Kraft-training
Gute Kurzzeit- und Langzeitwirkung (5 Jahre)
Signifikant besser als Physiotherapie allge-mein, NSAR -Gabe
+++ Schmerz bis VAS 5 muss toleriert werden
Stosswellentherapie Gute Kurzzeit und Mit-telzeitresultate
Resultate unabhängig, ob fokussierte oder radiale Stosswellen
+ Langzeitstudien und korrekt ran-domisierte Studien fehlen
PRP-Infiltration Signifikante Wirkung Im Vergleich zu Dry Needling
+ Applikation intratendinös ist schmerzhaft
Sklerosierungstherapie Gute Kurzzeitresultate Daten möglicherweise mit Bias, werden zu-letzt eher angezweifelt
++ Rupturgefahr wird beschrieben
Tabelle 1: Evidenz verschiedener Therapieoptionen bei Jumpers Knee
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Quadricepsinsertionstendinitis/-pathieSymptomeSehr ähnlich dem Jumpers Knee, nur am proximalen Patel-lapol gelegen; Druckdolenz an der Quadricepssehneninserti-on, Schmerzen beim Absprung oder beim Aufstehen aus der Hocke; bei ausgeprägt tendinopathischen Anteilen auch Ver-dickung oder Delle (Partialruptur?) palpabel
Typische SportartenGewichtheber; Basketball; Handball; (Hoch-)Springer
DiagnostikRöntgen: intratendinöse Verkalkung? Traktionssporn?Ultraschall: Tendinose? Tendinopathie? Hypervaskularität?
Partialruptur?
MRI: Tendinose? Tendinopathie? Partialruptur? (Peri-)Tendinitis? Ossifikationskerne? Hoffa-Entzündung? Knorpel der Patellarückfläche?
Konservative Therapie• Trainingsmodifikation, Trainingspause• Lokale und systemische NSAR• Physikalische Massnahmen• Physiotherapie, Detonisation Quadriceps• Exzentrisches Krafttraining• Stosswellentherapie• Bei Therapieresistenz eventuell lokale Infiltration (z.B.
PRP/ACP, Hyaluronsäure, Arnika)
Operative Therapie• Nur bei Therapieresistenz über 6-12 Monate zu diskutieren• Lokales Débridement bei kleinen tendinopathischen De-
fekten• Rekonstruktion mit Sehnen Auto- oder Allograft bei grös-
seren Defekten (>30-40% des Sehnendurchmessers)
Runners KneeSynonymeLäuferknie, iliotibiales Bandsyndrom, iliotibial friction syn-drome
SymptomeChronische, belastungsabhängige Schmerzen auf der Knieaussenseite; Druckdolenz über dem Epicondylus late-ralis; Ausstrahlung nach proximal oder distal möglich; positiver Nobles-Test (verstärkte Druckdolenz über dem Epicondylus lateralis bei Flexion/Extension des Kniege-lenks mit Schmerzmaximum bei ca. 30° Knieflexion ent-sprechend dem Gleiten des Tractus iliotibialis); Verspan-nung des M. tensor fasciae latae und der Hüftextensoren; Anspannung des Tractus iliotibialis (Ober-Test)
Alignement der unteren Extremität: statisches oder dy-namisches Genu varum; vermehrte Fusspronation im Lau-fen
Typische SportartenLaufsport, Orientierungslauf, Triathlon
DiagnostikEs handelt sich primär um eine klinische Diagnose. Stehendes Ganzbeinröntgen (Orthoradiogramm): Vermes-sung einer statischen Achsfehlstellung (Genu varum) Dynamische Laufanalyse: Erfassung eines dynamischen Genu varum und einer Überpronation im Rückfuss.Ultraschall: Tendinose? Tendinopathie? Hypervaskularität? Partialruptur? Meniskusganglion? Pathologie der Popliteus-sehne? Freier Gelenkkörper im Recessus lateralis?MRI: dient vor allem dem Ausschluss von Differential-diagnosen bei Therapieresistenz: laterale Meniskusläsion; Meniskusganglion, Pathologie der Popliteussehne, freier Ge-lenkkörper im Recessus lateralis, laterales Patellahyperkom-pressionssyndrom; die chronische Bursitis ist im MRI nur bei sehr schweren Fällen eindeutig nachzuweisen
Sonographie Knie: kleine inhomogene echoärmere Tendi-nosezone proximal der Insertion in der Rectus femoris-Sehne
MRI Knie sagittal und axial: deutliche Verdickung und Si-gnalalteration des Quadricepssehne ansatznah
Sonographie Knie: ausgeprägte Tendinosezone an der Inser-tion in der Rectus femoris-Sehne (longitudinal A, transverse B, coronar C, 3D Doppler)
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Konservative Therapie• Trainingsmodifikation/-pause• Lokale und systemische antiphlogistische Massnahmen• Ultraschall oder StosswellentherapieUnd als Therapie der Ursache:• Orthopädische Schuheinlagen mit lateraler Fussranderhö-
hung• Detonisation und Lösen von Tractus iliotibialis, M. tensor
fasciae latae und Glutealmuskulatur• Physiotherapie: BeinachsentrainingBei Therapieresistenz:• Infiltration (einmalig): Cortison, PRP, ACP, Hyaluronsäu-
re, Formicain, Arnika
Operative Therapie• Nur selten indiziert• Exzision der chronischen Bursitis über dem Epicondylus
lateralis und Release des Tractus iliotibialis• Bei schwerem Genu varum ist die proximale Tibiakorrek-
turosteotomie zu diskutieren
Tractus iliotibialis Insertionstendinitis/-tendinopathieSymptomeSehr ähnlich dem Runners Knee, die Lokalisation liegt je-doch auf der Tractus iliotibialis-Insertion am Tuberculum Gerdy zwei Finger breit lateral und leicht proximal der Tub-erositas tibiae.Chronische, belastungsabhängige Schmerzen auf dem Tu-berculum Gerdy; Verspannung des M. tensor fasciae latae und der Hüftextensoren; Anspannung des Tractus iliotibialis (Ober-Test)Alignement der unteren Extremität: statisches oder dynami-sches Genu varum; vermehrte Fusspronation im Laufen
Typische SportartenLaufsport, Orientierungslauf, Triathlon
DiagnostikEs handelt sich primär um eine klinische Diagnose. Stehendes Ganzbeinröntgen (Orthoradiogramm): Vermes-sung einer statischen Achsfehlstellung (Genu varum) Ultraschall: Tendinose? Tendinopathie? Hypervaskularität? Meniskusganglion?
MRI: Tendinitis? Tendinopathie? Ausschluss von Differenti-aldiagnosen bei Therapieresistenz: laterales, nach subkutan reichendes Meniskusganglion, Stressfraktur Tibiakopf
Konservative Therapie (analog Runners Knee)• Trainingsmodifikation/-pause• Lokale und systemische antiphlogistische Massnahmen• Ultraschall oder Stosswellentherapie
Und als Therapie der Ursache:• Orthopädische Schuheinlagen mit lateraler Fussranderhö-
hung• Detonisation und Lösen von Tractus iliotibialis, M. tensor
fasciae latae und Glutealmuskulatur• Physiotherapie: Beinachsentraining
Bei Therapieresistenz:• Infiltration (einmalig): Cortison, PRP, ACP, Hyaluronsäu-
re, Formicain, Arnika
Operative Therapie• Nur selten indiziert• Release des Tractus iliotibialis• Bei schwerem Genu varum ist die proximale Tibiakorrek-
turosteotomie zu diskutieren
MRI Knie axial und coronar: flächiges Ödemareal zwi-schen distalem lateralen Femur und Tractus iliotibialis
Sonographie Knie: Verdickung und vermehrte Vaskularisa-tion des Tractus iliotibialis ansatznah
MRI Knie axial: ausgeprägte Verdickung des Tractus ilioti-bialis distal ansatznah
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Tendinitis am Pes anserinus (Bursitis)In der Regel handelt es sich um eine Bursitis am Pes anserinus
SymptomeLokale Druckdolenz über dem Pes anserinus, Schmerzzunah-me bei forcierter Knieflexion, selten ist ein Knistern zu pal-pieren, bei sehr schlanken Ausdauersportlern auch ein flüs-sigkeitsgefülltes Kissen. Bei älteren Sportlern und beginnender Gonarthrose kann die Bursa mitreagieren. Die Bursa liegt zwischen Pes anserinus-Aponeurose (Co-Inserti-on der Semitendinosus-, Gracilis- und Sartoriussehne) und der Insertion des Ligamentum collaterale mediale 5-6 cm distal der Gelenkslinie.
Typische SportartenLaufsport, Langlauf, Radfahren
DiagnostikUltraschall: Bursitis? Enthesopathie? Tendinopathie? Hyper-vaskularität? Verletzung Lig. collaterale mediale? Meniskus-ganglion?
Konservative Therapie• Sportmodifikation, Trainingspause• Lokale, selten systemische antiphlogistische Massnahmen• Physiotherapie• Cortison-Injektion (ggf. Ultraschall-gesteuert)
Operative Therapie• Höchstens im Rahmen einer zu Grunde liegenden Patho-
logie (z.B. Gonarthrose)
Tendinopathie der HamstringsehnenSymptomeLokale Druckdolenz, belastungsabhängige Schmerzen, vor allem bei forcierter FlexionEine Tendinopathie der Hamstringsehnen ist sehr selten, am ehesten als Insertionstendinopathie der Biceps Femoris-Seh-ne am Fibulaköpfchen
Typische SportartenLaufsport
DiagnostikEs handelt sich um eine klinische Diagnose. Ultraschall: Tendinopathie? Hypervaskularität? Verletzung Lig. collaterale mediale/laterale?
MRI: bei unklarem Befund, teilweise auch als Zufallsbe-fund
Konservative Therapie• Sportmodifikation, Trainingspause• Lokale, selten systemische antiphlogistische Massnahmen• Physiotherapie• Ultraschall, Stosswellentherapie (Cave N. peroneus com-
munis um das Fibulaköpfchen)
Operative Therapie• Keine bekannt
Morbus Osgood-Schlatter und Morbus Sinding-Larsen-JohannsonSymptomeMorbus Osgood-Schlatter: Schmerzhafte Schwellung auf der Tuberositas tibiaeMorbus Sinding-Larsen-Johannson: Schmerzen und Druck-dolenz am distalen Patellapol12.-16. Lebensjahr: einhergehend mit einem Wachstums-schub der distalen Femurepiphyse und hoher sportlicher Be-lastung auf den Streckapparat
Typische SportartenFussball; allgemein Sportarten mit hoher Belastung auf den Streckapparat
DiagnostikRöntgen: M. Sinding-Larsen-Johannson: schollige Verän-derung am distalen Patellapol; M. Osgood-Schlatter: auf-getriebene Epiphysenfuge an der Tuberositas tibiae, schol-lige Veränderungen des Apophysenkerns der Tuberositas tibiaeBei längerdauernden Beschwerden empfiehlt sich eine weite-re Bildgebung zum Ausschluss einer malignen Knochener-krankungMRI, Ultraschall: maligne Knochenerkrankung? Fragmen-tation der Tuberositas tibiae?
Ultraschall und Röntgen Knie: mediales, nach subkutan reichendes Meniskusganglion
Sonographie Knie: Verdickung des oberflächlichen Pes an-serinus-Anteils (Pfeil), Sehnenansatz des M. semimembrano-sus (>), mediales Kollateralband (*), oberflächliches Pes an-serinus (pa).
Sehnenprobleme rund um das Kniegelenk 23
Konservative Therapie• Sportmodifikation, von einem früher empfohlenen, kom-
pletten Sportverbot ist man abgewichen• Therapie ähnlich dem Runners Knee• Reduktion der Belastung des Streckapparates, Stärkung
der Kniebalance
Operative Therapie• Im ausgeheilten Stadium, falls intratendinöse Ossifikatio-
nen übrigbleiben, können diese reseziert werden• Beim Abriss des Apophysenkerns der Tuberositas tibiae
(sehr selten) ist gegebenenfalls eine Osteosynthese notwen-dig.
Korrespondenzadresse:
PD Dr.med. Dr.phil.André LeumannOrthoPraxis LeumannAm Claraplatz/Claragraben784058 [email protected]
Literaturauszug
1 DeLee & Drez s. Orthopaedic Sports Medicine – Principles and Practi-ce. Saunders, Philadelphia (USA), 2. Auflage 2002
2 Engelhardt M. Sportverletzungen – Diagnose, Management und Begleit-massnahmen. Elsevier GmbH, Urban&Fischer Verlag, München, 2. Auf-lage 2009
3 Larsson ME, Käll I, Nilsson-Helander K. Treatment of patellar tendino-pathy – a systematic review of randomized controlled trials. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2012;20:1632-2646.
4 Mani-Babu S, Morrissey D, Waugh C, Screen H, Barton C. The effec-tiveness of extracorporeal shock wave therapy in lower limb tendinopa-thy: a systematic review. Am J Sports Med. 2015;43:752-761.
5 Marcheggiani Muccioli GM, Zaffagnini S, Tsapralis K, Alessandrini E, Bonanzinga T, Grassi A et al. Open versus arthroscopic surgical treat-ment of chronic proximal patellar tendinopathy. A systematic review. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2013;21:351-357.
6 Moraes VY, Lenza M, Tamaoki MJ, Faloppa F, Belloti JC. Platelet-rich therapies for musculoskeletal soft tissue injuries. Cochrane Database Syst. Rev. 2014, April 29. Peterson L, Renström P. Verletzungen im Sport – Prävention und Behandlung. Deutscher Ärzte-Verlag Köln, 3. Auflage 2002
7 Tamborrini G, Marx C. Muskuloskelettaler Ultraschall. Band 2. ISBN 978-3-9524150-1-6. 2. Ausgabe 2014
MRI Knie sagittal, Ultraschall 3D longitudinal und trans-versal: Fragmentation (f) der Tuberositas tibiae, p=ligamentum patellae