Schwyzertüütsch - praktische Sprachlehre 1992

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ARTHUR BAUR, DR. PHIL.

Schwyzertüütsch«Grüezi mitenand»

Praktische Sprachlehre des Schweizerdeutschenfür Kurse und den Selbstunterricht

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Umschlagentwurf und Textillustrationen von Rolf Stickel

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Baur, Arthur:

Schwyzertüütsch «Grüezi mitenand»: Praktische Sprachlehre des

Schweizerdeutschen für Kurse und den Selbstunterricht / Arthur Baur.

- Winterthur: Gemsberg, 1992

ISBN 3-85701-002-9

Zehnte Auflage, 1992, 31.-35. Tausend

© Copyright 1969 by Gemsberg-Verlag Winterthur

Druck: Ziegler Druck- und Verlags-AG, 8401 Win terthur

Printed in Switzerland

ISBN 3-85701-002-9

INHALT

Vorwort .. . . .. . . . . . . . . . . . . . .

Verdeutschung grammatischer Fachausdrücke

Die Laute und ihre Schreibung. . . . . . . . .

Deutsch-schweizerdeutsche Lautentsprechungen .

1. Lektion: Der Artikel

Lesestück: De herr Bachme mues uufschtaa

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2. Lektion: Die häufigsten Hilfsverben

Lesestück: S gaat äine go fische. . . . . . .. . . . .. 29

3. Lektion: Die Pluralbildung beim Substantiv

Lesestück: Me r gönd in zirkus . .

4. Lektion: Die erste Konjugation

Lesestück: Me r gönd uus go ässe .

5. Lektion: Die zweite Konjugation

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39

Lesestück: Wie de Salomoon Landolt gricht ghalte hä t . . . 45

6. Lektion: Das Personalpronomen

Lesestück: E püüri schrybt irem soon uf Amerika.

7. Lektion: Das Adjektiv

Lesestück: D frau Büeler chaufft es chläid

8. Lektion: Das Possessivpronomen

Lesestück: Wer macht di schönscht schuelräis?

9. Lektion: Die Präpositionen

Lesestück: Wie äine zumene nöie prueff choo isch .

10. Lektion: Der Genetiv

Lesestück: Rätschen isch au es vergnüege .

11. Lektion: Besondere Plural bildungen

Lesestück: Am liebschte tüemer jasse .

12. Lektion: Die Demonstrativpronomen

Lesestück: En zürcher zäiget syne gescht d schtadt

13 . Lektion: Die Indefinit- und Fragepronomen

Lesestück: Au imene gsangveräin hä t s viler gattig lüüt

14. Lektion: Die dritte Konjugation (starke Verben)

Lesestück: En trämler hät d geduld verloore .

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ANHANG

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15. Lektion: Die restlichen VerbalformenLesestück: En räkter haltet e schtraaff predig . . . . . . . . 105

16. Lektion: Unregelmässige VerbenLesestück: Bimene toonjeger git s vii z ghööre . . . . . . . . 111

17. Lektion: Der SubjunktivLesestück: Wie de tüüfel ineglymet woorden isch . . . . . . 117

18. Lektion: Der KonditionalLesestück: Mer boued luftschlö sser . . . . . . . . . . . . . . 123

19. Lektion: Die Steigerung der AdjektiveLesestück: Zwoo schtedt, wo mit enand wettyfered . . . . . 127

20. Lektion: Die ZahlwörterLesestück: Wie grooss isch d Schwyz? . . . . . . . . . . . . 133

21. Lektion: Die Adverbien des OrtesLesestück: Wien en polizischt äine gfasst hät . . . . . . . . . 139

22. Lektion: Relativkonstruk tionenLesestück: E tante chunt uf psuec h . . . . . . . . . . . . . . 145

23. Lektion: Infinitivkons truktionenLesestück: S Bölschterlis g önd i d ferie . . . . . . . . . . . . 149

24. Lektion: Wortstellung und KonjunktionenLesestück: Es groosi verzelt vo de chriegsjaar e. . . . . . . . 153

Die wesentlichsten Merkmale des Bemdeutschen

Schlüssel zu den Übungen . . . . . . . . . . . . .

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VORWORT ZUR ZEHNTEN AUFLAGE

Ein Ausländer, der in die Schweiz reist im Glauben, hier ein deutschsprachiges Land zu treffen, wird auch in der sogenannten deutschenSchweiz bald enttäuscht sein. Zwar versteht er alle Aufschriften, kann

die Zeitung lesen, hat auch keine Probleme mit amtlichen Papieren,doch fällt ihm auf, dass er nicht versteht, was die Leute untereinanderreden. Wenn sich sein Aufenthalt verlängert, wird er erkennen, dass erimmer ein Aussenseiter bleiben wird, solange er die allgemeine Um-

gangssprache, eben das Schweizerdeutsche, nicht beherrscht. Dann

keimt in ihm der Entschluss, diese Sprache zu erlernen. Ihm - oder ihr- dabei zu helfen, ist der Zweck dieses Lehrbuches, und es hat ihn

schon über fünfzig Jahre lang erfüllt.

Die •vorliegende zehnte Auflage ist gewissermassen eine Jubiläumsausgabe. Noch nie hat ein Buch, das dem Schweizerdeutschen ge

widmet war, so viele Auflagen erlebt. Das Jubiläum bildete den Anlass, den gesamten Text gründlich zu überarbeiten und völlig neu zusetzen. Sehr vieles wurde umgeschrieben oder neu verfasst. Die Überprüfung musste auch die Sprache selbst betreffen, denn auch sie ist

nicht stehengeblieben. Unter dem Gewicht der heute zu beobachtendenDialektmischung und des starken Einflusses, der vom Deutsch des

Drucks und des Fernsehens ausgeht, ist manches in Bewegung gekommen. Der Autor musste versuchen, mit den Schwierigkeiten, die derSprachwandel bringt, fertig zu werden. Der schwankende Sprachgebrauch führte dazu, dass er manchmal, ohne dass dies sein Zielgewesen wäre, seiner Grammatik einen normativen Charakter geben

musste.

Die Sprache dieses Buches hat Geltung in der Region Zürich, wobeidies kein präziser geographischer Begriff ist. Das hier gebräuchlicheIdiom strahlt weit über die Grenzen des Kantons Zürich hinaus, bis esim Westen auf den Einflussbereich der ebenfalls expandierendenberndeutschen Koine stösst. Wer historisch interessiert ist, findet eine

treffliche Orientierung über die früher in Zürich gesprochene Mundartin Albert Webers 1948 erschienenen Zürichdeutschen Grammatik, vonder ein photomechanischer Nachdruck vorliegt. Was heute Geltunghat, hört man im Regionaljournal von DRS I, bei den Lokalradios, undes sollte in diesem Buch zu finden sein.

Die vorliegende praktische Sprachlehre richtet sich an Studiosi, denendie deutsche Schriftsprache vertraut ist. Diese Voraussetzung erlaubtein relativ rasches Vorgehen, denn vieles, das Angehörigen andererSprachen erklärt werden müsste, durfte wegfallen. Allerdings birgt die

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nahe Verwandtschaft der beiden Sprachen zahlreiche Fallstricke; denn

manches ist gleich, anderes nur ähnlich und vieles gerade Wesent

liches hinwiederum ganz verschieden. Dessen muss sich der Lernende

ständig bewusst sein.

Scharfsinnige Didaktiker erfinden immer neue Methoden, die das

Sprachenlernen müheloser, ja lustiger machen sollen. Den wahren

Nürnberger Trichter glaubte man vor einigen Jahren im Sprachlabor

gefunden zu haben, aber die damalige Begeisterung hat heute merklich

nachgelassen. Die zuverlässigste Methode, um eine neue Sprache

beherrschen zu lernen, ist immer noch die Kenntnis ihrer Grammatik

und nie das blosse Nachplappern. Der Lernende muss seinen Verstand

gebrauchen, der Unterrichtende aber muss ihm das Werkzeug in die

Hand geben, damit er instand gesetzt wird, selbst jene Sätze zu bauen

- oder wie die Linguisten heute gerne sagen - zu generieren, die er

braucht, um sich in der fremden Sprache verständlich zu machen.

Dieses Werkzeug heisst nun einmal Grammatik, und diese lässt sich

nicht im Schlaf erlernen. Das Regelwerk des Schweizerdeutschen ist

au f den folgenden Seiten relativ breit dargelegt; denn der Ausländer

kann bei den Einheimischen wenig theoretische Hilfe erfragen. In den

Schulen wird nur die deutsche Schriftsprache unterrichtet, und von der

Grammatik der eigenen Sprache erfahren die Schüler nichts.

Fünf Hilfsmittel sind dem Benützer der vorliegenden Sprachlehre

besonders empfohlen: I. der Schlüssel am Ende dieses Buches, dessen

Verwendung au f Seite 167 erklärt wird; 2. die begleitende Kassette, au f

der die Lesestücke vorbildlich gesprochen sind; 3. das Zürichdeutsche

Wörterbuch von WeberlBächtold (Verlag Rohr Zürich); 4. für Fran

zösischsprachige der Dictionnaire franrais-suisse allemand von Mimi

Steffen (Ars Linguis CP 118 Lausanne 22); 5. das Buch «Was ist

eigentlich Schweizerdeutsch» vom Verfasser dieser praktischen

Sprachlehre, das die Herkunft und heutige Rolle der fünften Natio

nalsprache der Schweiz schildert (Gemsberg- Verlag Winterthur).

Der Unterzeichnete wünscht den Benützern dieses Buches gute

Fortschritte bei ihrem Studium. Der Erfolg ist ihnen sicher, wenn sie

an diese Arbeit mit dem gleichen Ernst und dem gleichen Eifer heran

treten wie beim Erlernen jeder anderen Fremdsprache. Sie werden

dabei bemerken, dass das Schweizerdeutsche eher zu der Gruppe der

leichteren europäischen Sprachen gehört, und sie werden um so mehr

Spass daran haben, je tiefer sie in diese Sprach landschaft eindringen,

wo sie ihre Kenntnisse bald auch in der Praxis anbringen können.

Zürich, den 1. Juli 1992 M ~ ( 1 ~

VERDEUTSCHUNG GRAMMATISCHER FACHAUSDRÜCKE

In dieser Sprachlehre werden die lateinischen Termini verwendet; denn

sie sind genauer, eindeutig und international verständlich.

Substantiv

Adjektiv

Nomen

Verb

AdverbPräposition

Konjunktion

Pronomen

Personalpronomen

Possessi vpronomen

Interrogativpronomen

Demonstrativpronomen

Relativpronomen

Indefinitpronomen

Artikel

Deklination

NominativGenitiv

Dativ

Akkusativ

Singular

Plural

Maskulinum

Femininum

Neutrum

Konjugation

Infinitiv

Partizip

Präsens

Perfekt

Plusquamperfekt

Futurum

Futurum exactum

Imperativ

Komparativ

Superlativ

transitiv

intransitiv

Hauptwort

Eigenschaftswort

die Vorigen zusammen,

plus Pronomina

Zeitwort

Umstandswort (heute, hier)Vorwort (an, bei, von, wegen)

Bindewort (oder, dass, obschon)

Fürwort

persönliches Fürwort (ich, du)

besitzanzeigendes Fürwort (mein)

fragendes Fürwort (wer? was?)

hinweisendes Fürwort (dieser)

bezügliches Fürwort (welcher)

unbestimmtes Fürwort (etwas)

Geschlechtswort (der, die, das)

Biegung des Nomens

Werfall (der Mann)Wesfall (des Mannes)

Wemfall (dem Manne

Wenfall (den Mann)

Sg. Einzahl

PI. Mehrzahl

m. männlich

f. weiblich

n. sächlich

Biegung des Verbs

Nennform (singen)

Mittelwort (lesend, gelesen)

Gegenwart (ich singe)Vergangenheit (ich habe gesungen)

Vorvergangenheit (ich hatte gesungen)

Zukunft (ich werde singen)

Vorzukunft (ich werde gesungen haben)

Befehlsform (sing!)

erster Steigerungsgrad (schöner)

zweiter Steigerunsgrad (am schönsten)

zielend (setzen)

nichtzielend (sitzen)

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DIE LAUTE UND IHRE SCHREIBUNG

Die langen aa

Vokale

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Der Lautstand des Schweizerdeutschen weicht von dem der deutschenHochsprache sehr erheblich ab. Folgende Laute kommen vor:

Lange geschlossene Vokale: ee y öö üü 00 uu

Lange offene Vokale: ee ää ii ÖÖ UU uu aa

Kurze Vokale: a e i 0 u ä e ö ü

Diphthonge: äi ei au ou öi ie ue üe

Verschlusslaute: p t gg b d g

Reibelaute: f (v) s sch ch

Liquiden und Nasale: r Im n ngAffrikaten: pf z k (q)Halbvokale: j w

Hauchlaut: h

Folgende Konsonanten kommen geminiert (verschärft, verlängert) vor:

pp tt ff ss 11 mm nn ngng chch schsch. Die drei letzteren können wirnicht schreiben, da sie unmögliche Wortbilder ergäben und wir keineneuen Buchstaben einführen wollen.

Unser aus dem Latein stammendes Alphabet ist ein unvollkommenes

Mittel, um die Laute e iner Sprache gen au wiederzugeben. Dennoch ist

es gelungen, dem Schweizerdeutschen angepasste Schreibregeln zu

schaffen, welche soweit lautgetreu sind, dass wir auf eine eigentlichephonetische Schrift verzichten können. Es ist die von einer Kommis

sion der Neuen Helvetischen Gesellschaft unter Leitung von Professor

Dr. Eugen Dieth im Jahre 1938 ausgearbeitete und seither fast offiziellgewordene Orthographie. Zu beachten ist, dass die Dudenregeln hier

keine Geltung haben. Einige Eigenheiten der deutschen Schreibungsind aber übernommen worden, so die Verwendung von v tz ck qu ch

und sch. Einige Buchstaben werden zur Wiedergabe von anderen Lauten verwendet als im Deutschen, so ä y k gg, und das ch lautet nach i

und e anders als im Deutschen. Im deutschen Alphabet nicht enthaltensind e und ÖÖ.

Die Substantive werden laut Paragraph 23 der Diethschrift klein

geschrieben. An diese Regel halten sich auch Mimi Steffen in ihremfranzösisch-schweizerdeutschen Wörterbuch und Viktor Schobinger in

seiner zürichdeutschen Kurzgrammatik und seinen Kriminalromanen.

Die Buchstaben und ihre Lautentsprechungen (Aussprache) sind diefolgenden:

ist ein sehr dunkler Laut, der seine genaueste Entsprechung im langenschwedischen a hat. Das bayrisch-österreichische a kommt ihm nahe,neigt aber schon zu stark zum o. Der Zungenrücken ist tief gesenkt, dieLippen nicht gerundet: faare, gaa, raathuus, glaa.

ee entspricht genau dem langen deutschen e in Schnee, Seele und demfranzösischen e n bze: schnee, gsee, eerscht, idee.

ee ist ein gewöhnliches offenes e. Es entspricht dem deutschen Käse oderzählen in süddeutscher Aussprache oder dem französischen greve:

chees, geern, feele, meert. Wer kein Trema auf der Schreibmaschinehat, schreibt statt eein emit accent grave; dies ist um so passender, als

das schweizerdeutsche egenau gleich wie das französische eklingt.

ää ist ein überoffenes e, wofür im Deutschen keine Entsprechung besteht.

Es nähert sich dem ganz hellen Pariser a und ähnelt am meisten dem

englischen a in black. Es ist ein sehr häufiger und charakteristischerLaut, den man sich unbedingt gut aneignen muss. Die Zungenstellung

ist die gleiche wie bei a, aber die Lippen sind stark gespreizt. Man

kommt vom a zum ä, ohne den Kieferwinkel zu verändern, wenn man

die Mundwinkel zurückzieht: gääl, blääch, wääg.

y ist das geschlossene lange i, gleich wie im deutschen Liebe: Schwyz,

ys, pfyffe, Iyslig.

ii ist ein offener Laut, der gegen das e hinneigt: iich, miir, wiirt. In

manchen Texten findet man das offene i mit einem Gravisakzentbezeichnet; Uch, mUr, wUrte Dort steht dann an Stelle des y ein

doppeltes ii, so z. B. im Zürichdeutschen Wörterbuch.

uu entspricht dem deutschen u in Natur, fuss, klug: muur, luus, natuur.

üü entspricht dem deutschen ü in Bügel, lügen: hüüser, lüüt, lüüge.

uu und üü haben sowohl eine offene wie eine geschlossene Qualität. Da aber

viele Sprecher in der heute so stark gemischten Bevölkerung dieseUnterscheidung nicht beachten, kann man einem Lernenden nicht

zumuten, sich damit abzuplagen. Dies gilt auch für y und ii. In

wissenschaftlichen Werken werden die offenen Vokale mit einemGravisakzent bezeichnet: uund U.

00 klingt genau wie deutsches langes 0 in Moor und gross: moorn,

grooss, root, hoof.

öö entspricht dem langen deutschen ö in schön, höflich: schöön, gröössi,

nöötig, wöörtli.

ÖÖ fehlt dem Deutschen, man erreicht es, indem man von ö ausgeht unddann den Kiefer etwas senkt und die Lippen etwas weniger rundet. Esentspricht genau dem französischen ö in creur und dem schwedischenö in öra: trÖÖt, sChpÖÖter, blÖÖterliwasser. Die Unterscheidungzwischen öö und ÖÖ ist morphematisch wesentlich: bröötli (kleines

Brot), brÖÖtli (kleiner Braten).

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Die kurzen

Vokale

a hat die gleiche Qualität wie das lange aa: chraft, ascht, zable.

e ist ein geschlossenes e, das im Deutschen nur lang vorkommt. Man

versuche, heben mit kurzem Vokal zu sprechen, ohne die Mund

stellung und damit die Klangfarbe des Lauts zu ändern: hebe, beck,

legge, essig. Man beachte, dass die deutsche Umgangssprache heute

nur noch zwei Arten von e hat, ein langes geschlossenes und ein

offenes kurzes e. In Norddeutschland klingen Käse und lesen gleich,

ebenso Blätter und Vetter. Die schweizerdeutschen Dialekte verhalten

sich nicht alle gleich. Das Zürichdeutsche, dessen Vokalqualitäten

diesem Buch zu Grunde liegen, unterscheidet sechs verschiedene e

Laute: lang ee, ee, ää und kurz e e ä. Dazu kommt noch das e in

unbetonten Silben, das aber voller als das flüchtige unbetonte deutsche

e klingt, es steht einem kurzen e nahe: schrybe, vertrybe, schlosser,

gröösser. Man hüte sich, «schlossa» und «gröössa» zu sprechen (siehe

unter r).

u und ü kommen offen und geschlossen vor, das unter uu und üü Gesagte gilt

auch hier.

o das kurze 0 ist im Gegensatz zum Deutschen immer geschlossen. Man

spreche bode, vogel, foti mit der gleichen Mundstellung aus wie

deutsch Boot, aber ohne Längung

e entspricht dem deutschen kurzen e und ä: hert, derig, rertig.

ä ist qualitativ gleich wie das lange ää. Hier kommt es wieder sehr

darauf an, den Klang richtig zu treffen und ihn von e genau zu

unterscheiden. Man orientiere sich wieder am englischen black: gäU,

änglisch, mäntsch.

ö ist gleich wie 0 immer geschlossen. Das deutsche ö in Götter, Löcher

ist dagegen offen. Man übe es, indem man ein langes deutsches ö kurz

auszusprechen versucht, ohne die Mundöffnung zu ändern: götter,

vögel, böckli.

Die äi bezeichnet einen Diphthong, der durch äi phonetisch genau wiederge

geben wird: äi, bäi, käiser, wäisechnaab.iphthonge

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ei

au

bezeichnet einen Diphthong, der aus einem geschlossenen e+i besteht.

Dieser Zwielaut fehlt im Deutschen. Man ersetze ihn ja nicht durch

deutsches ei, sondern bemühe sich, ihn richtig auszusprechen. Um ihn

zu erlernen, sage man, ohne abzusetzen: der Schnee-ist-weiss: schreie,

truckerei, umgheit; das Französische hat eine ähnliche Lautver

bindung in le pays, une abeille.

wäre am ehesten durch ä+u wiederzugeben. Wir müssen aber au

schreiben, um eine Verwechslung mit dem Deutschen äu (Bäume,

gläubig) zu vermeiden: aug, glaube, baum.

ou bezeichnet einen Diphthong, der aus einem geschlossenen o+u besteht.

Er fehlt im Deutschen, doch strenge man sich an, ihn gut zu erlernen.

Man übe ihn, indem man ohne abzusetzen sagt so-und-so: gschroue,

sou, boue.

öi bezeichne t einen Diphthong, der aus ö+i zusammengesetzt ist: höi,

böim, europeeisch. Der deutsche Zwielaut in Heu, Bäume, europäisch

entspricht dem öi nicht genau, denn in letzterem ist das i deutlich zu

hören.

ie ue üe Diese fallenden Diphthonge fehlen dem Deutschen. Der Ton liegt auf

dem ersten Bestandteil, der zweite klingt wie ein abgeschwächtes ä:lieb, nie, Iiecht, huet, fuess, chue, süess, chüe, trüeb, füecht. Man

beachte wohl, dass ie nie einen langen Vokal bezeichnet, sondern

immer als Zwielaut auszusprechen ist.

Die Konsonanten Die meisten europäischen Sprachen unterscheiden zwischen stimm

haften und stimmlosen Konsonanten (sonores et sourdes, voiced and

voiceless). Die deutsche Bühnenaussprache unterscheidet zwischen

stimmhaften b d g s und stimmlosen p t k ss. Der schweizerdeutsche

Konsonantismus unterscheidet sich grundlegend hievon, da die an

geführte Konsonantenreihe b d g s ohne Mitwirkung der Stimmbänder

gesprochen wird. Der Unterschied liegt nur in der Intensität der

Artikulation. Die wissenschaftliche Bezeichnung für einen schlaffartikulierten Konsonanten ist Lenis und für einen straff artikulierten

Fortis. Lenes sind b d g f s sch ch r I m n ng, Fortes sind p t gg ff ss

schsch chch 11 mm nn nng. Es sei hier ausdrücklich gesagt, dass

Fortis und Lenis nichts mit der Länge des vorangehenden Vokals zu

tun hat. Eine Fortis kann auch nach langem Vokal stehen, zum

Beispiel pfyffe, suuffe, gröössi. Man lasse sich nicht dadurch

verwirren, dass in der Duden-Orthographie die Verdoppelung eines

Konsonanten dazu dient, die Kürze des vorangegangenen Vokals zu

bezeichnen. Die Differenz zwischen d und t zum Beispiel in nööd und

nüüt ist gering, aber hörbar und messbar.

p t gg werden alle gleich wie im Französischen und Italienischen ohnefolgenden Hauch gesprochen. gg entspricht dem französischen k-Laut

in coq, qui, acquerir usw. Man achte sehr darauf, die folgenden Wör

ter ohne Aspiration, das heisst ohne h nach dem Konsonanten auszu

sprechen: pumpi, perong, pelz, tanze, totaal, mueter, egge, haagge,

lagg, gaggelaari, ggange. In Wörtern fremden Ursprungs kommen p

und t mit h-Nachschlag vor. In solchen Fällen schreiben wir das h:

phakt, theek, thakt, phersoon, phunkt, phauke. (Die Verbindung ph

kommt auch vor, wenn die Vorsilbe be- (schweizerdeutsch oft zu p

verkürzt) vor ein h tritt: phaUe, phaupte, phüete. Diese ph haben

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bdg

fs

v

sch

ch

r

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nichts mit dem Griechischen zu tun: Für Philosoph, Phänomen,

phonetisch schreiben wir filosoof, fenomeen, foneetisch.

werden, daran muss man immer denken, stimmlos gesprochen, dasheisst, die Stimmbänder dürfen nicht mitschwingen, was man leichtkontrollieren kann, indem man einen Finger auf den sogenanntenAdamsapfel legt: beerg, brugg, botaanik, diene, bade, adiö, geern,ganz. Im Anlaut vor Konsonant wird g fast als Fortis gesprochen:gheie, gmögig, gläit, so dass man es auch als gg geschrieben sieht.

Die Aussprache dieser Laute bietet keine Schwierigkeiten, dochbeachte man, dass s nie stimmhaft wie in deutsch Rose klingt.

Doppelschreibung von fund s bedeutet Fortisierung und hat nichts mitLänge oder Kürze des vorangehenden Vokals zu tun. Die Vokale in

den folgenden Wortpaaren sind jeweils gleich lang, respektive kurz:ofe: offe (Ofen :offen), goofe: gryffe (Gören: greifen), hafe: schaffe(Hafen:arbeiten), loos:grooss (los:gross), hase:hasse (Hasen:has-

sen), use: dusse (hinaus: draussen). Fortis und Lenis können bedeutungsunterscheidende Phoneme sein, z. B. ofe: offe, hase: hasse.

Das v, bei dem wir der Duden-Orthographie folgen, ist immer einLenis-f. In eingebürgerten Fremdwörtern, in denen ein v als w gesprochen wird, schreiben wir auch ein w: welo, waluta, wolonteer.

Da im Deutschen ein s vor t und p im Anlaut auch als sch gesprochen

wird, gestatten die Regeln der Dieth-Schrift, auch im Schweizerdeutschen an diesen Stellen nur ein s zu schreiben, also stäi, spitz,abspeere, uufstaa. In diesem Buch drucken wir um der Eindeutigkeitund der Konsequenz willen in allen Fällen, wo sch gesprochen wird,auch ein sch: schtäi, schpitz, abschpeere, uufschtaa.

Das sch wird gleich wie das deutsche sch artikuliert, es kommt aberauch als Fortis und Lenis vor, was leider in der Schrift unmöglicheWortbilder ergäbe. Beispiele für Fortis: wöschsch, wäschsche,löschsche, marschsch; für Lenis: lamaaschig (träge), scharschee(charge, eingeschrieben), blamaasch (Schande), man beachte denBedeutungsunterschied ruuschsch =Rausch, ruusch =Wangenrot.

ist der deutsche ach-Laut, das heisst das deutsche ch, wie es nach a 0 u

gesprochen wird, doch ist das Reibegeräusch noch stärker. Man lernealso sorgfältig, aucp nach i e ö ü ein hartes ch zu sprechen,desgleichen im Anlaut. ich und löcher klingen somit ganz verschiedenvom Deutschen. Zur Übung diene folgender Satz: De choch tuet schacheli in chuchichaschte. ch wird nach kurzem Vokal fortisiert:gschtrichche, lochch, lachche. Diese Fortisierung ist regelmässig, um

so eher können wir darauf verzichten, das ch doppelt zu schreiben.

Das r wird normalerweise mit der Zungen spitze artikuliert, es wirdaber nie so stark gerollt wie im Italienischen oder Spanischen. Das

Imnng

pfz k

q

jw h

Zäpfchen-r ist auch verbreitet, es gleicht aber nicht dem französischenr und darf nie wie ein Kratzlaut klingen.Eine neue Erscheinung in der heutigen Sprache ist das Verstummendes r in der Vorsilbe ver-. So hört man heute statt vergässe,verschtaa, verschide oft vegässe, veschide, veschtaa. Dieses Phänomen ist noch nicht allgemein und daher in dieser Grammatik nichtberücksichtigt.Völlig fremd ist dem Schweizerdeutschen die Vokalisierung desauslautenden -r, die in der deutschen Umgangssprache üblich ist. Manspreche also deutlich schnyder, gröösser, zürcher, Mäier und nicht

«schnyda», «gröössa», «züacha», «Mäia».sind identisch mit den deutschen Lauten. Nach kurzem Vokal imAuslaut werden I m n ng fortisiert, während sie zwischen Vokalen imZürichdeutschen immer als Lenis ausgesprochen werden. ImSchriftbild wirkt dies leicht verwirrend, denn im gleichen Wort wird je

nach der Stellung ein einfacher oder ein doppelter Konsonantgesprochen: Man beachte: holl: hole, tumm: tumi, schwümm: schwüMe, all: ali, a llwääg : aliwyl, voll: vole, tünn: tüni. Bei ng unterbleibtin der Schrift die Fortisbezeichnung gleich wie bei ch und sch in

Ermangelung eines Buchstabens. Folgt ein weiterer Konsonant, so

unterbleibt die Fortisierung, also känt, ränt, schwümt, holt.

sind Affrikaten, die zerlegt werden können in p+f, t+s, gg+ch. Über pf

und z ist nichts weiter zu sagen, da sie gleich klingen wie imDeutschen. k dagegen bezeichnet eine Affrikate, die im Deutschenfehlt. Man bringt sie hervor, indem man ein k mit unmittelbaranschliessendem ch spricht. Jedes k ist so auszusprechen. Es istäusserst wichtig, sich diesen Laut gut anzueignen; er kommt häufigvor und ist ein charakteristisches Merkmal des Schweizerdeutschen.Wenn im Partizip der Vergangenheit ein g- vor ein mit chbeginnendes Wort tritt, entsteht der gleiche Laut. Wir schreiben um

der Deutlichkeit des Zusammenhangs willen gchochet, gchrieget,gcheglet, gchide; diese Wörter würden gleich klingen, wenn wir siekochet, krieget, keglet, kide schrieben. (Es sei daran erinnert, dasswir tz und ck der Duden-Orthographie entsprechend verwenden, um

[wie beim v] die deutschen Wortbilder nicht zu sehr zu verändern:schatz, hetze, bock.)

Das q ist kein eigener Laut, sondern ist gleich einem k. Die Wörterqueele, quatsch, queer müssten rein phonetisch als kchweele,kchwatsch, kchweer geschrieben werden.

entsprechen ungefähr den deutschen Lauten. Doch beachte man, dassdas j einem i ziemlich nahe steht und ja nicht als Reibelaut ausgesprochen werden darf. Das w entspricht dem deutschen wund

französischen v, doch nicht dem englischen w.

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BETONUNG

SANDHI

ASSIMILAnON

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Die Tonstelle ist in schweizerdeutschen Wörtern im allgemeinen diegleiche wie in den entsprechenden deutschen. Hingegen werden vieleFremdwörter im Gegensatz zum Deutschen auf der ersten Silbe betont.Da es dafür keine Regel gibt, setzen wir in solchen Fällen einenAkzent auf den betonten Vokal, zum Beispiel telifoon, ggusiine,terasse, balkoon, kafi, defilee, giraffe, barome eter.

Das Schweizerdeutsche wird flies send, mit oft recht stark wechselndenTonlagen ausgesprochen. Auf keinen Fall darf der Redefluss zerhacktoder zackig werden; der Fachausdruck für das Richtige ist «legato».Typisch dafür sind die Assimilation der Konsonanten und das Sandhi.

Sandhi nennt man die Überbrückung des Hiatus durch ein Gleit-n.Hiatus ist der Zusammenstoss zweier Vokale, zum Beispiel: ich lise-nund schrybe-n-al taag epaar schtu nde. Dieses Sandhi-n- tritt immerauf nach Verbal- und Nominalformen auf -e, zum Beispiel Ich isse-nam achti znacht. Er hät si fascht d zunge-n-abpisse. Bi de-n-alte-nund de junge. I ha-n-em s gsäit. Nach wie und wo tritt es auch auf:wie-n-e chatz, wo-n-i en gsee ha . Ebenso nach den Präpositionen, dieauf Vokal ausgehen (siehe Lektion 9). Dieses Sandhi-n- ist ein wichtiges Charakteristikum des Schweizerdeutschen und darf bei sorgfältigem Sprechen und Schreiben nicht vernachlässigt werden. Es isteine Auswirkung des weichen Vokaleinsatzes, der das Schweizerische

vom Norddeutschen und der Bühnenaussprache unterscheidet: Es darfbei vokalisch anlautenden Wörtern kein Knackgeräusch im Kehlkopfhörbar sein. Das Sandhi-n- wird zum nächsten Wort hinübergezogenwie die Liaison des s im Französischen: z.B. les enfants, les yeux. DieStimme darf keinen Moment aussetzen. Nach den Regeln der DiethSchrift wird das Sandhi-n- direkt an das vorhergehende Wort angeschlossen: ich lisen uus, ich issen am liebschten öpfel, wien enoomac ht (nicht: «wie-n-e-n-oomacht»).

Wenn zwei Konsonanten, die an verschiedenen Stellen artikuliertwerden, zusammenstossen, gleichen sie sich einander an: sie assimilieren sich. Der Zusammenstoss kann sowohl im Innern eines Wortes

auftreten (blitz-schnäll) oder zwischen zwei Wörtern (säit-me). Imletzteren Fall unterbleibt die Assimilation beim langsamen Sprechengelegentlich, im ersteren Fall tritt sie immer ein. Die Regeln für dieAssimilation sind folgende:

1. Die Dentale (Zahnlaute) werden vor Labialen (Lippenlaute) zuLabialen.

d vor m wird b. t vor m wird p:

en bab-mantel ein Bademantel es häp-mi es hat mich

en grab-mässer ein Gradmesser ampmaa ein Amtmann

d t vor b p f wird p:

nöp-für nicht fü r

si gömp-baarfis sie gehn barfuss

Lampot Landbote

em baarp-fange einen Bart fangen

si tuep-butze sie tut putzen

er rämp-vergäbe er rennt

vergebens

n vor mb p fwird m. nd vor m wird m:

em beerg ein Berg

em pantoffel ein Pantoffel

wäm-mer wenn wir

(man schreibt: wämer, simer)

ummügli unmöglich

umfall Unfall

sim-mer sind wir

2. Die Dentale werden vor gutturalen Kehllauten zu Gutturalen.

d t vor g k gg ch zu gg:

hüggömer heut gehn wir

raaggchranz Radkranz

en baggascht ein Badegast

rooggariert rotkariert

n nd nt vor g k gg ch zu ng:

Si hägg-chalt sie hat kalt

es häg-glüütet es hat geläutet

es hägg-chä mee es hat keine mehr

beg-gschtell Bettgestell

langkantöön Landkantone er chung-graad er kommt gerade

si häng-gässe sie haben gegessen er käng-Kuur er kennt Churkäng-güggel kein Gockel Sang-gale Sankt Gallen

3. Wenn zwei Dentale zusammenstossen, gleicht sich der erste an den

zweiten an.

s vor sch zu sch. z vor sch zu tsch:

isch waar? ist es wahr?

kantonschuel Kantonsschule

brämschpuur Bremsspur

tschpringe zu springen

glantschtuck Glanzstück

häschschi gsee? hast sie gesehen?

4. Labiale und Gutturale assimilieren sich nicht an folgende Konsonanten: abgmacht, im chäler, hackmaschine, laggfarb. Mit

Ausnahme der verkürzten Vorsilbe ge- im Perfektpartizip. Beispieleauf Seite 41.

5. Wenn zwei gleiche Lenis-Konsonanten zusammenstossen, verstärken sie einander zum entsprechenden Fortis-Konsonanten: ab-boue:

appoue.

In der Schrift ist es nicht möglich, auf diese Assimilationen einzugehen, da sie das Wortbild verundeutlichen und die Wortgrenzen ver

wischen würden.

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FREMDWÖRTER Schriftdeutsch, Französisch und Englisch sind die Hauptquellen, aus

denen sich der schweizerdeutsche Wortschatz ergänzt. Die deutschen

Wörter werden gewöhnlich lautlich angepasst: bedüütigswandel,

rychstaag, füürläitgreet, schpanigsabfall, uufchleerig, wirtschafts

wüsseschaft, begläiterschynig, tüürigsuusglych, bluetkörperli.

Manchmal bleibt die Anpassung auf halbem Wege stehen: hochschuel

(nicht höchschuel), wasserwerfer (nicht wasserrüerer), rännpferd

(nicht rännross), durchgang (nicht durgang), mundpflääg (nicht

muulpflääg), marktgängig (nicht mertgängig) abschleppe (nicht ab

schläike), überbrückig (nicht überbruggig), handschuefach (nicht

händschefach), tascherächner (nicht täscherächner), schpäicher vo

me ne co mputer (nicht schpycher).

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Fremdwörte r wurden früher meist as similiert, z. B. kumidiere für

kommandieren, puntenööri für point d'honneur, boweerli für pois

verts (Erbsen). Heute herrscht die Tendenz vor, Fremdwörter mög

lichst getreu ihrer Herkunft auszusprechen. So werden französische

Nasale unverändert übernommen. Besonders auffällig ist diese Ten

denz bei den zahlreichen angloamerikanischen Fremdwörtern, die zum

grössten Teil jungen Datums sind und einen gewissen Snobappeal

besitzen.

DEUTSCH-SCHWEIZERDEUTSCHE LAUTENTSPRECHUNGEN

Uinge: Kürze

Deutsch lang:

Schweizer-

deutsch kurz

Die Kenntnis der wichtigsten lautlichen Entsprechungen zwischen

Deutsch und Schweizerdeutsch erleichtert das Verständnis des Schwei

zerdeutschen. Die wichtigsten Fälle mit einigen typischen Beispielen sind

auf den folgenden Seiten zusammengestellt.

Ein grundlegender Unterschied zwischen Deutsch und Schweizerdeutsch

ist die Quantität der Vokale. Im Neuhochdeutschen sind normalerweise

alle kurzen Vokale in offener Silbe gedehnt worden, im Schweizer

deutschen sind sie kurz geblieben. Umgekehrt sind im Schweizer

deutschen in geschlossenen Silben vor Lenis-Konsonanten mannigfache

Dehnungen eingetreten, die man jedoch nur schwer in einer Regel

zusammenfassen kann; nur vor dem r ist mit einiger Regelmässigkeit

Dehnung eingetreten.

Zügel zügel segeln sägle

Bühne büni Leder läder

Kübel chübel gegen gäge

über über Schädel schädel

französisch französisch nämlich nämli

katholisch katolisch Hafer habergröber gröber aber aber

Vogel vogel hageln hagle

Boden bode Wagen wage

Kohle chole laden lade

Sohle sole Wahrheit waret

holen hole Vater vatter

Leber läbere Nudeln nudle

ledig ledig Stube schtube

Esel esel geblieben plibe

bewegen bewege ziemlich zimli

legen legge schwierig schwirig

wenig wenig wieder widerreden rede nieder nider

Frevel frävel Tadel tadel

Feder fädere

Man lasse sich durch die gleiche Schreibung ja nicht verleiten, obige

Wörter mit langem Vokal zu sprechen. Nur doppelt geschriebene Vokale

sowie y sind lang.

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Im Deutschen Herz heerz Arm aarm Deutsch i: wissen wüsse Geschwister gschwüschtertikurzer Vokal Laterne lateerne warten waarte Schweizer- Brille brüle wischen wüschevor -r gedehnt Narr naar erst eerscht deutsch ü rinnen rüne kitzeln chützle

gern geern fürchten füürche erwischen verwütsche tief tüüffwerden weerde Berg beerg zwischen zwüschet Knie chnüüDorf doorff erben eerbe wirklich würkli Gewinn gwünnWort woort Arbeit aarbet Kissen chüssi fliegen nüügeirre gehen veriire dörren teere spritzen schprützedafür defüür dürfen tÖÖrffe nicht mehr nüme (Viele Beispiele in Lektion 14)

liinge vonEinige Pronomina und Adverbien haben kurzen oder langen Vokal, je Deutsch 0: Sommer sumer locker luggBetontheit nachdem, ob sie betont oder unbetont sind. Schweizer- Wolle wule Donnerstag dunschtig

abhängig dieser dedee nicht nöd nööd deutsch u Wolke wulche besonders bsundersdieses das daas wo wowoo Sonne sune sonst suschtwer werweer so so soo Trommel trumle geschwollen gschwulewas was waas so eso esoo Woche wuche gegolten ggultemein minmyn hier, da da daa (Ort) fort furt gewonnen ggunenur blos bloos da do doo (Zeit)

er er eer ich ich iich • Deutsch e ä: Man lasse sich durch die unkonsequente Duden-Orthographie nicht

Schweizer- verwirren. Im Deutschen wird jeder kurze e-Laut offen ausgesprochen:

Deutsch ei au Die langen Monophthonge des Mittelhochdeutschen sind in der Schweiz deutsch e eä Eltern und älter klingen gleich. Andererseits werden Gewehr und ge-

eu äu: Schweizer- bewahrt worden, während sie in der neuhochdeutschen Schriftsprache währen in der Bühnenaussprache unterschieden, in der Umgangs-

deutsch y uu üü diphthongiert worden sind. Sie bilden nebst den erhaltenen mittelhoch- sprache meist nicht. Wo ein schweizerdeutscher e-Laut vor n oder mdeutschen Zwielauten ie ue üe und dem eh die auffälligsten Kennzeichen steht, ist er meist ein ä, vor r aber ein e. Ein besonderer Fall ist der

des Schweizerdeutschen. kurze e-Laut, der häufig als geschlossenes e vorkommt, eine Vokal-

Scheibe schybe Haufen huuffequalität, die dem Deutschen fehlt. (Siehe besonders Lektion 11.)

Seite syte faul fuul Mensch mäntsch Wärme weermi

sein sy laut luutHemd hämp fest fescht

Wein wy Mäuse müüs Moment momänt zählen zele

Rhein Ry Häuser hüüserFest fascht schätzen schetze

leise Iyslig Leute lüütBecher bächer Schläger schleger

Leib Iyb Kreuz chrüüzgelten gälte gläsern glesig

Bauer puur Zeug züüg schlecht schlächt gestern geschter

Maus muus teuer tüürNächte nächt Regel regle

fertig fertig gefällig gfelig

Herbst herbseht Blätter bletterDeutsch lang Brief brief Krug chrueg

i u ü: Schweizer- vier vier Kuchen chueche Auslautendes -n Wein wy von vodeutsch ie ue üe Krieg chrieg Füsse füess ist abgefallen Bein bäi machen mache

Ziegel ziegel Kühe chüe klein chly Buben buebespazieren schpaziere blühen blüe gehen gaa Zungen zungeSchuh schue Güte güeti tun tue gesungen gsungeRuhe rue kühl chüel an a offen offeBlut bluet hüten hüete in Ausnahmen: myn, kän, äin, en

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ch statt rauh ruuch nahe nÖÖch I hier noch eine Liste von Wörtern, wo deutsch und schweizerdeutsch

stummem h zäh zeech Höhe hööchi übereinstimmen. Die Liste ist ziemlich vollständig:

scheu schüüch es geschehe es gschäch täil lauffeäi häize

k entspricht ch Die normale Entsprechung eines deutschen k ist ch. In wenigen deut-

Iäiche käin veräin plaudere

sehen und den meisten Fremdwörtern entspricht ihm ein k, das gleicheäid läib (Brot) wäich raub

gilt für ck (pro memoria: k = k+ch). In einigen wenigen deutschenäige läid wäid rauch

und vielen fremden Wörtern entspricht den k, c und qu ein gg.äifach läitere wäisechind saum

äiter läischtig wäize schlau

Kalb chalb Acker acher bä i mäine zäiche schnauz

Katze chatz trocken troche bläich mäis zäichne schtaub

Kessel chessel stark schtarch bräit mäise zäige taub

Kaninchen chüngel Werk werch chräis mäissel au tauffe

kauen chöie Volk volch fäiI mäischter aug traum

wecken wecke melken mälche fläisch pschäid baum zaubere

Wecken wegge Stock schtock gäischt räie blau taue

backen bache Kaiser käiser ghäisse räinige chauffe fröie

Genick gnick Kasse kasse gläis räise frau nöi

Fleck fläcke kennen käne gmäind säil glaube röie

Backe bagge Kampf kampf häiIig schäitle gnau höi

Glocke glogge Artikel artikel häikel schpäiche grau und die

Schnecke schnägg Doktor tokter häimet schtäi gschaue Umlaute der

Brücke brugg Apotheke apiteegg häimli schträich haue Wörter mit au:

Ecke egge Liegewagen gguschett häiser schwäiss haupt öigli

Rücken rugge Liegebett ggautsch häiss schwäisse laub glöibig

rücken rucke Schokolade schoggelade häiter täigg lauch pIöiderle usw.

Lack lagg Bukett buggee

Buckel puggel Verwahrloster ggloschaar • In einigen, nicht zahlreichen Fällen entsprechen einem deutschen ei au

eu auf schweizerdeutsch ein ei ou öi (Aussprache siehe Seiten 12/13):

Verhärtung Bauer dickuur tick

von bund d Bier pier dünn tünn frei weier sou (Schwein) höi

vor allem im bitter pitter danken tanke schreie veieU (Veilchen) vertroue chöie (kauen)

Anlaut: Büschel puschle handlich hantU schleier blei nöi

Besuch psuech freundlich früntli weirauch schrynerei röie

berichten prichte empfindlich empfintii yweie boue tröi

besetzen psetze Jugend juget

besinnen psine Tugend tuget

bestellen pschtele endlich äntli

Identische Die Kenntnis dieser Entsprechungen kann einem nützlich sein, beson-

Diphthonge ders wenn man einem Wort zum erstenmal begegnet. Sie ermöglicht

einem aber nicht, schweizerdeutsche Wörter selbst zu basteln. Erfah-

rungsgemäss verleiten die Konkordanzen von y uu üü mit deutsch ei

au eu äu den Lernenden zu den meisten Fehlgriffen. Es folgt daher

22 • 23

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LEKTION

1De herr Baachme mues uufschtaa

Es isch morge. De herr Baachme schtaat a s fäischter und lueget,was s wätter machi. Es fröit en, dass d sune au sc ho füre ch unt und

en schööne taag verschpricht. Äigetli weer er geern na im bettplibe und hett na echli wyter gschlaaffe, aber syni frau hät en nödla übermarche. Won er na zum fäischter uselueget, isch si scho amaalegge. D blueme gönd uuf und de vogel uf em baum säit em

psunders tüütli, das d nacht verby isch.So

gäinet er halt na emaalheerzhaft, aber er wäiss, das er jetz mues fürsi mache. Es isch zytfür d morgetoalette: tusche, rasiere, aalegge, schtreele. Vor er

fertig isch, schmöckt s im huus scho vo frischem kafi. D frau isch ide chuchi und macht zmorge. Das isch der aagneemer täil vo demorgezeremonie. Vii zyt hä t er hütt aber nööd, er mues gly a daarbet. Er tänkt a de sundig. Da isch es amigs gmüetli. D familieläit de zmorge und de zmittag zäme, dem säit me ja bröntsche.Dezue git s dänn nöd nu anke, broot und gomfi. S git frischbach-gipfeli und dänn na chees und mängsmaal äier oder au echlischinke oder w uurscht. Da cha me sich verwyle und de res cht vomtaag plaane. Hütt aber mues er s zmörgele vergässe. Nach em

letschte schluck kafi läit de herr Bachme de mantel aa, säit adieund gaat uf s tram. Uf em wääg tänkt er, das es schaad sig um deschöön taag. Das isch ja es wätter zum schpaziere und nöd zum imbüro sitze.

.. .. , .~ . . . . \ ". t ... : .. ! ......4 .. ~ .. -.. _ ...... "'- ,, _ ... .

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VOKABELN

Der bestimmte

Artikel

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s fäischter Fenster der anke, Butterde sundig Sonntag de putter

d gomfi Konfitüre d fädere Federde zmorge Frühstück aler gattig allerleide zmittag Mittagessen stram Strassenbahnde zaabig Abendessen aalegge anziehenluege schauen tänke denkengäine gähnen frÖÖge fragenlaa lassen si säit sie sagtsi gönd sie gehen er chunt er kommtschtreele kämmen schmöcke

riechen undtusche duschen schmeckentuusche tauschen en schtreel Kammübermarche Termin gmüetli gemütlich

überschrei en psunders besondersme, me r man bröntsche breakfast undniemer niemand lunch verbindentüütli deutlich gly baldfürsi vorwärts na nochechli ein wenig go siehe Lektion 2füre hervor käfele gemütlich Kaffeefrisch bach- vorgebackene trinken

gipfeli Hörnchen zmörgele gemütlichd sune Sonne frühstückend chuchi Küche

Der Artikel

Wie im Deutschen gibt es auch im Schweizerdeutschen drei Geschlech-

ter: maskulin, feminin, neutrum. Im Plural unterscheiden sie sich

nicht. Nominativ und Akkusativ sind identisch, weshalb wir sie als

Grundfall zusammenfassen. Beim Artikel werden Grundfall und Dativ

unterschieden; eine Deklination des Substantivs gibt es nicht.

Singular maskulinum femininum neutrum

Grundfall de(r) d

Is

Dativ em de(r) em

Plural

Grundfall dDativ de(n)

Die Buchstaben in Klammern geben die Formen des Artikels an, die in

Sandhi-Stellung, d. h. vor Vokal Geltung haben: De maa, aber de-r-alt

maa, ich gibe s de frau, ich gibe s de-r-alte frau. Ich rede mit de

fraue, ich rede mit de-n-alte fraue.

Nach den Gesetzen der Assimilation von Zahnlauten (siehe

Seite 16/17) gleicht sich der Artikel d dem Anfangskonsonanten des

folgenden Wortes an. Dies ergibt folgende Verschmelzungen:

die Gabel d gable wird zu ggable

die Kirche d chile wird zu gchile

die Dame d daame wird zu taame

die Bücher d büecher wird zu püecher

die Mutter d mueter wird zu pmueterdie Frau d frau wird zu pfrau

die Perle d perle wird zu perle

die Tante d tante wird zu tante

die Zange d zang e wird zu zange

die Klasse d klass wird zu klass

Es ergibt sich daraus, dass vor p t z k der Artikel d ganz verschwindet.

Das bedeutet aber auch, dass die Rede keinen Moment abgesetzt

werden darf. Bei der Verschmelzung pm geht die Explosion des

Luftstroms durch die Nase, die ja den Resonanzraum für den

folgenden Nasallaut bildet. Beim Schreiben werden auf diese

Angleichungen keine Rücksicht genommen. Man schreibt also d füürweer, d tinte, d zaale.

Vor Namen steht immer der bestimmte Artikel: de Häiri, d Marta, de

herr Honold, d frau Sulzer, de Caesar, de Louis quatorze.

Weibliche Vornamen auf -i haben den neutralen Artikel s vor sich:

s Marti, s Häidi, s Mäieli.

Der unbestimmte Nur Singular

Artikel Grundfall

Dativ

maskulinum

en

emene(n)

femininum

e(n)

enere(n)

neutrum

Der Femininartikel e verlangt auch ein Binde-n vor Vokal: e-n-alti

frau, e-n-individueli behandlig, e-n-ursach. Die Bindestriche werden

normalerweise nicht geschrieben; der feminine Artikel sieht dann

gleich aus wie der maskuline.

Neben den volleren Formen des Dativartikels emene und enere

kommen auch kürzere eme und ene vor, besonders in Verbindung mit

präpositionen.

Präposition und Die Präpositionen a i vo bi zu verschmelzen mit dem bestimmten Arti-

Artikel kel em zu am, im, vom, bim, zum.

Nur mit dem femininen Artikel de(r) verschmilzt zu zu zur.

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Mit dem unbestimmten Artikel kommt es zu den folgenden Ver-

schmelzungen: amene, imene, bimene, vomene, zumene und beim

Femininum: anere, inere, vonere, binere, zunere.

Zu beachten ist, dass im Maskulinum n und m den Platz tauschen, also

imene und nicht «ineme». (Näheres in Lektion 9.)

ÜBUNG 1 e brugg de schwaager am sundig

es ross d schwÖÖgeri amene sundig

en hängseht es weggli anere fyr

d waret es püürli bineren üebig

es fadeli d oornig im chäleren pfnüsel en unoornig imene chäler

der aarm en schprut z i de schtube

en amsle de huuffe inere schtube

d yfuer en underbruch ader ooschtere

en yfuer en underfüerig im theaater

der öpfel d wösch i der oopere

e bire e wösch

es näscht e zäine Verschmelzungen

en absicht e chele poone

en schträich der uuswys pfadere

e schüssle en üebig truu be

d schuufle der Urischtier kantöönde fade de beerner tünkli

es schtöibli der obwaldner paschtile

en schtaub suuger en yhäimische pmuus

d eer en yhäimischi pruut

en eer der ascht ggable

de muulesel en uusschtüür pfuuscht

der esel mit eme ross ggäiss

es müesli mit emen auto gchue

es müüsli von ere fründin kanone

en mocke vomene frün d turnhaie

es möckli in es huus pmuur

en uufschteler imene huus pire

der uufschteler bimene fascht gchriesi

damelette zumene fascht gehoie

en amelette zuneren yweiig poscht

e rööschti zunere weee gchugle

d schwöschter uf de syte pruet

e schwöschter ufder alp gchuchi

Die Übersetzungen sind im Schlüssel zu finden.

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LEKTION 2S gaat äine go fische

Andi: Salü!

Beni: Salü! woane gaasch?A. Ich gaanen as Utoggee und deet triff i na epaar koleege.

B. Sind au bekanti vo mUr drunder?

A. Jaa, de Karl isch deby und de Sepp chunt tänk au.

B. Woane gönd er dänn mitenand eso früe am morge?

A. Mer gönd gäge s Zürihor n zue.

B. Was tüend er dänn deet?A. Mer gönd doch go fische; das gseesch doch scho a myner

aalegi.

B. Aber wo häsch d fischerruete?A. De Karl hät si häignoo. S isch öppis kabut draa, und eer tuets

flicke.B. Tuesch duu dyni sache nie sälber reperiere?

A. Moll, suscht scho, aber ich ha nöd dezyt ghaa. Mer händ i

letschter zyt im gschäft vii z tue ghaa un d es isch amigs schpa at

woorde, bis i häi cho bio

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VOKABELN

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B. Also, tüend er fische?

A. Jaa, daas tüemer. Warum au nööd?

B. Und da schtönd er di ganz zyt und waarted uf d fisch? Das ischdoch zum versehtrupfe.

A. Das chasch nu duu säge. lieh schtaane geern am wasser und

luege über de see. Miir gfalt s deet und fische tuen i geern.B. lieh gaane halt lieber furt nöimenane, weder das i de ganz taag

am glychen oort schtaane. Da wiirt äine ja tüüffsinig.

A. Es tuet halt enjede daas, won er am liebschte hät. Duu tueschgeern lauffe, und iich tuene geern angle. Überhaupt wiirsch du

au nöd di ganz zyt umeräne.

B. Fanged er aber au öppis oder tüend er nu deglyche?A. Chasch tänke. D fisch byssed scho aa, psunders bi dem trüebe

wätter, un d wänn t s dänn fäin prÖÖtlet au f em täler häsch, soisch es au nöd läid. Wänn i wider emaale gnueg gfange ha, solüüt i der aa und dänn tüemer s zämen ässe.

B. Tanke fü r d yladig. Wänn i dezyt ha un d s dyner frau rächtisch, so bin i geern deby.

d fröid Freude de koleeg Kamerad,de herdöpfel Kartoffel Kollegede fründ Freund d ruete Rute

d aalegi Bekleidung prÖÖtle bratenchräble kratzen sändele im Sand spielendezyt haa Zeit haben tunke dünkentüüff tief tünkle eintauchenich wott ich will versehtrupfe aus der Hautwämer wollen wir fahrenich triffe ich treffe suscht sonstnöimenane irgendwohin amigs jeweilsdeglyche tue so tun als ob halt! halt!häi nach Hause halt nun ebendihäi zu Hause moorn morgenaU,ä auch furt fortde chumer Kummer duu, du, t du

Die häufigsten Hilfsverben

Beim schweizerdeutschen Verb sind zu unterscheiden: Infinitiv,Perfektpartizip, Präsens, Imperativ, Subjunktiv (siehe Lektion 17),Konditional (siehe Lektion 18). Das Imperfekt fehlt; an seiner Stellewird die Vergangenheit mit den Hilfsverben haa und sy und demPerfektpartizip ausgedrückt: ich b i gsy ich war, ich ha ghaa ich hatte.

HABEN, SEIN,

GEHEN, STEHEN,

TUN, WERDEN

Die Verwendung

dieser Verben

InfinitivPartizipichduer, si, esmer, er, si

Imperativ

haben

haa

ghaa

ha

häsch

hät

händ

heb!

sein

sygsybi

bisch

ischsind

bis!

gehen tun werden

gaa tue weerde

ggange ta a woorde

gaane tuene wiirde

gasch tuesch wiirschgaat tuet wiirt

gönd tüend weerded

gang! tue! wiirt!

Die Flexion von schtaa stehen ist gleich wie die von gaa, dagegen lau

ten das Partizip gschtande und der Imperativ schtand!

Man beachte, dass im Plural alle Personen beim Verb die gleicheEndung haben. Der Imperativ des Plurals ist gleich wie der Indikativ,also händ! sind! gönd! schtönd! tüend! weerded!

Wenn die Personalpronomina dem Verb folgen, so sind bei ich, du,

wir, sie Varianten zu beachten.

han i bin i gaan i schtaan i tuen i wiird ihäsch bisch gaasch schtaasch tueseh wiirschhämer simer gömer schtömer tüemer weerdepmer

händs sind s gönd s schtönd s tüend s weerded s

In der zweiten Person verschwindet das du ganz, es sei denn, es werdebetont. Nach ha und bi erscheint das übliche Binde-n: ich han en

hund, ich bin i d schtadt ggange. Andererseits kann die Endung -evor Vokal abfallen: ich gaan i d schtadt, ich tuen au fische.

gaa wird nicht im Sinne von zu Fuss gehen gebraucht. Dafür sagt manlauffe (vgl. das englische Wortpaar to go und to walk, die genauschweizerdeutschem gaa und lauffe entsprechen), zum Beispiel:Woane gaasch? Wohin gehst du? Ich gaan is wälebaad. Ich gehe ins

Wellenbad. Faarsch oder lauffsch? Fährst du oder gehst du zu Fuss?

Wenn von gaa ein Infinitiv abhängt, muss davor die Partikel gogebraucht werden. Ich gehe fischen: Ich gaane go fische; Ich gehe

Besorgungen machen: Ich gaane go komissioone mache.

Nach modalen Hilfsverben wird gaa einfach weggelassen, wenn dasZiel der Bewegung angegeben ist, zum Beispiel ich wott häi: ich will

heimgehen; ich mues uf Basel: ich muss nach Basel gehen; er sett na

gschwind i d schtadt abe: er sollte noch schnell in die Stadt hinunter

gehen. (Siehe auch Lektion 23.)

31

Wämer go bade? Tue de mantel zue

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ÜBUNG 2

32

Bewegung ausdrücken in Wendungen wie as räischter schtaa sich ans

Fenster stellen, füre schtaa nach vorn treten, zämeschtaa sich zu

einander hinstellen, gemeinsam für eine Sache eintreten.

tue hat neben den Verwendungen, die gleich sind wie im Deutschen,

noch weitere Aufgaben. Es dient:

1. zur Hervorhebung eines Verbs: iich tuene fische ich fische und

gehe nicht spazieren;

2. als Durativform: ich tuene fische ich bin dabei zu fischen, ver-

gleiche englisch I am fishing.

3. als Imperativ: tue fische! tue nöd chräble! kratze nicht! tue das

publiziere! publiziere das!

4. zur Umschreibung der Frage: Tuesch bäbele? Spielst du mit Pup-

pen? Wänn tuesch äntli choche? Wann kochst du endlich einmal?

Diese Frageform ist durchaus vergleichbar mit der englischen «Do

you play», nur ist sie im Gegensatz zum Englischen nicht

obligatorisch.

5. Merke die Wendung es tuets es genügt oder auch mit Nachdruck:

hör endlich aufdamit!

6. tue bildet viele Zusammensetzungen, die sehr verschiedene Bedeu-tungen haben, zum Beispiel uuftue öffnen, zuetue 1. schliessen, 2.

sich anschaffen, abtue abdecken, vertue verschleudern, oobtue au f

den Herd stellen, duurtue durchstreichen, ytue einknöpfen usw.

weerde entspricht dem deutschen werden. So dient es zur Bildung des

Passivs es wiirt nüüt taa es wird nichts getan, du wiirsch gschlage

du wirst geschlagen. Ferner kann man damit die Wahrscheinlichkeit

einer Handlung ausdrücken, du wiirsch tänk au nöd de ganz taag

umeräne. Die Verwendung von weerde für die Bildung des Futurums

ist nur eine Nachahmung des Schriftdeutschen. Das Partizip von

weerde nimmt nie ein g- an. Man merke sich ein für allemal, dass es

ein «gwoorde» nicht gibt, es heisst: ich bin krank geworden ich bi

chrank woorde.

Ich ha hunger Si händ chumer Si isch zfride

Ich han en fründ Händ s fröid? Wänn i dihäime bi

Moorn han i frei Heb soorg! Wo bisch am

Feelt der öppis? Hät s schnee ghaa? liebschte?

Er hät e zytig Häsch chumer Dihäime simer geern

Hät s schnee? ghaa? Isch es tunkel?

Dihäime hämer Ich ha hunger ghaa Mer sind i de rerie

waarm Ir sind .gsund

'11

Sind s am Zürihorn?

Bis zfride!

Sind zfride!

Simer scho daa?

Woane gönd er?

Hüt gaani i d schtadt

Wie gaat s?

S gaat guet

Moorn gömer i

s theater

Gang veruse!Wänn gaasch?

Ich gaane jetz

Lauffsch?

Si gönd mit enand

Si wott i d rerie

Me r sind uf Paris

Er mues zum räkter

Isch er furt?

Wämer a

s Zürihorn?

Ich wott häi

Sind s häi?Si isch in

uusverchauff

Wottsch in zirkus?

Er gaat go

schpaziere

Gang de tokter go

hole!

Ich bi go schwüme

Ich mues go und d chnöpf y!

maargge hole Er hät sys ganz gält

Si isch go lädele vertaa

Si wott go lädele Me mues d chue

Ich gaane go luege abtue

Gang go luege! Daas cha me nöd

Ich bi go luege duurtue

Mer wänd en hund

Es schtaat i de zytig zuetue

Es isch i de zytig Tuesch sändele?

gschtande Tue doch sändele!

Schtand uuC! Tue mer hälffe!

Schtand i d türe!Tuesch me r hälffe?

Schtand füre!lieh tuene schaffe

Verschtaasch mi?Tue nöd chräble!

Verschtönd er mi? Es wiirt nöd so syIch ha di Es wiirt tunkel

verschtande Es isch tunkelSi schtönd früe uuf woordeMoorn schtömer Er wiirt dihäime sy

früe uuf Du wiirsch nöd eso

tummsyTuesch öppis? Schind wiirt taufftIch tuene nüüt S wätter wiirt besserTue de brief uuf!

Er tuet tumm Si sind gschlage

Es tuet s woorde

Tue d auge zue Es isch hell woorde

Tue d herdöpfel Bisch ehrank

oob! woorde?

33

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LEKTION 3Mer gönd in zirkus

En huuffe lüüt trucked si vor em kassehüüsli ume. Allwääg wänd sdenand di beschte plätz ewägschnappe, oder si händ angscht, si

chömid käi bileet mee über. Zeerscht chömed d glöön und machediri tume witz. Äin gloon isch soo mit määl überschtriche, das mer

em schier d auge nüme gseet. Jetz wott er emen andere gloon enöpfel vom chopf abeschüüsse, aber wänn er si amigs cheert, nimtder ander

schnällepaar

biss und isst esoo de ganz öpfel uuf.D glöön weerded abglööst von eren andere numere, und zwaar vo

de ross. Epaar kunschtryter mached ganz toli sache; es tunkt äim,si siged eso mäischter über die tier, dass s chönd mache, was enegrad yfallt. Nach de ross chunt de zirkustiräkter sälber mit denelefante. Äine von ene mues über de domptöör, wo am bode lyt,lauffe und m it de füess uf en schtaa; i dem momänt rütsched d lüüt

vor uufregig uf de bänk ume. D luftakrobaate bringed au epaar

nöii trigg an irne trapeez. Es sind d söön und d töchtere vomzirkuspsitzer sälber, wo i dene gfaare da obe schwäbed. S isch nuguet, das une groossi netz gschpanet sind zur sicherheit für dieküene turner. Luschtig zum aaluege sind d zueschauer, wo iri

chöpf i d hööchi hebed und augen und müüler uufschpeered vorschpanig. Öppis wo früener au öppe vomene zirkus pote woordenisch, sind tänzerine gsy; äigetli passed s ja nöd zum zirkus, aber

wänn s schööni bäi gha händ, sind ämel d herre under de

35

zueschauer zfride gsy. Nach eren akrobaatenumere weerded höö

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VOKABELN

chi gitterhääg anegschläikt und uufgschtelt. Da wäiss me scho, waschunt: natüürli d löie un d d tiger oder anderi raubtier. Si hocked

uf ir i böck wie aliwyl und ryssed iri müüler uuf, das me ne ali zää

cha zele, aber si tüend em dressöör nüüt, er bhaltet s nämli feschtim aug. Ganz wool isch äim doch nöd bi dene gfüürchige vycher.Nachane chömed dänn zÖÖmeri tier: seehünd, giraffe, zebra - me

cheem a käs änd, wä men ali programnumere wett uufzele.

(Die Pluralendungen sind von dieser Lektion an angegeben, ebenso derUmlaut; " bedeutet: keine Endung im Plural.)

de schtuel üe Stuhl de bank ä Sitzbankmääl Mehl d bank-e Geldbanks vych -er Biest s ross ö -er Pferds vee Vieh de gloon öö Clownder öpfel" Apfel d lüüt Leutelöi -e Löwe dehaag ää Zauns hoochsig -e Hochzeit s bäi " Beins gschtell " Gestell hüttigstags heutzutagegfüürchig furchterregend schläike schleppenen huuffe sehr viele me r wänd wir wollenüberchoo bekommen mer müend wir müssen

cheere wenden ämel wenigstensrütsche rutschen abe herunterallwääg wahrscheinlich nachane nachherschier beinahe die dieseschpeere sperren dene diesen (Dativ PI.)hüete hüten jetz, etz jetzthebe festhalten

Die Pluralbildu ng beim Substantiv

Vorbemerkung: Umlaut nennt man die Wandlung eines velaren(harten) Vokals in einen palatalen (weichen). Der Umlaut spielt eine

grosse Rolle in der Deklination und bei abgeleiteten Wörtern. ImSchweizerdeutschen gibt es folgende Umlaute 0: Ö, u: Ü, ue: üe,au : öi, ou : öi, a: ä, e, e, ÖÖ. Beispiele: loot: löötig, huus: hüüsli,fuess : füess, baum: böimig, sou: söili, hass: hässig, schwaarz:

schweerzer, nass: nessi, braate: brÖÖtle.

1. Deklination Der Plural ist gleich dem Singular. Dies gilt für die meisten Maskulinaund Neutra, die keinen umlautfähigen Stammvokal haben, ferner füralle Maskulina auf -e r und -eI, alle Maskulina und Neutra auf -i sowiealle Feminina auf -e.

36

m. der Weg de wääg: d wääg

der Schlüssel de schlüssel: d schlüsselder Meister de mäischter: d mäischter

f. die Amsel d amsle: d amslen. das Kaffeehaus s kafi: d kafi

2. Deklination Der Plural wird durch Umlaut gebildet. Dies gilt für die meisten Maskulina und einige Feminina.

m. der Hut

f. die Kuh

de huet:

d chue:dhüet

d chüe

3. Deklination Der Plural wird durch die Endung -e gebildet, immer ohne Umlaut.Dies gilt für Maskulina, meistens solche, die Lebewesen bezeichnen,sehr viele Feminina und vereinzelte Neutra.

m. der Löwe

f. die Burg

n. das Ohr

de löi:d buurg:

soor:

d löied buurge

d oore

4. Deklination Der Plural wird durch die Endung -e r gebildet, wobei immer Umlauteintritt, wenn der Stammvokal umlautfähig ist. Dies gilt für dieGrosszahl der Neutra und wenige Maskulina.

n. das Nest

das Buch

m. der Geist

s näscht:

s buech:

de gäischt:

d näschter

d büecher

d gäischter

Ausnahmen und Sie werden in der elften Lektion behandelt. Im übrigen kann man vomBesonderheiten Deutschen her mit relativer Sicherheit darauf schliessen, wie der Plural

eines schweizerdeutschen Wortes aussieht: Das deutsche Plural-e fälltab (Fisch: Fische = fisch: fisch) die Pluralendung -en verliert das -n

(Schule: Schulen =schuel: schuele). Der Plural auf -er bleibt bestehen(Feld: Felder = räld:rälder). Alle deutschen Umlaute gibt es auch imSchweizerdeutschen, nur sind sie sehr viel häufiger; es folgt hier eine

Sammlung von Beispielen.

moond : möönd unggle : ünggle kontakt: kontäkt

morge :mörge name:näme zapfe: zäpfe

sumer: sümer aarm:äärm Flaschenkorktaag:tääg sehtoff schtöff halm:hälm

monet: mönet tschoope : tschööpe brune:brüne

pfarer :pfärer Rock des Mannes boge:böge

tokter : tökter guurt :güürt cholbe : chölbedekaan:dekään huuffe :hüüffe chnoche:chnöche

37

hund:hünd kurs:kürs gramofoon: LEKTION

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ÜBUNG 3

38

molch: mölch versuech:versüech gramoroön

chnole : chnöle phunkt :phünkt mikrofoon:

tropfe: tröpfe dolch: dölch mikroröön

chare : chäre alarm:alärm zirkus: zirküs

chueche : chüeche pfoschte : pröschte chöschte

psuech : psüech bus:büs Kosten

Besuch baloon : balöön trämer

prueff: prüeff Beruf romaan : romään Tramwagen

fruscht : früscht kanton: kantön

Enttäuschung balkon: balkön

Beim Umlaut von a sind elnIge Besonderheiten zu beachten; sie

kommen in Lektion 11 zur Sprache.

hämper waage schüeler teppich

globüs wäge chriesi albümer

chüssi bänk trucke nöiikäite

soldaate möckli voorhäng ross

ufregige zunge böck ydrück

chräch fläsche gfaare schööss

öpfel roose flüech mäitli

hüüt hünd bire sache

hüet orangsche tisch schtüel

tüüfel sächeli buebe chräge

üebige esel gänerääl glüscht

bagge räischter blueme better

wuche salöön gweer zältli

truckereie linde chefi schtäi

gable ängländer müüler litauer

gramoroön gufe müler schteern

gschäfter tröpfe fotograafe söcke

chnöche bäi bündner rääne

läde ample hefter aaränger

beeri dröögeler wäge affe

schabe tabu zäine alpekompjuter eitere gschpängschter Iydeschafte

bütschgi puure tafele

seee wäle korporääl

Der Artikel lautet immer d mit den in Lektion 1 behandelten Ver-

schmelzungen. Die Liste enthält etliche noch unbekannte Wörter, auch

ihre Bedeutung ist im Schlüssel zu finden.

4Mer gönd DDS go ässe

Letschti bin i mit myner frau i säb nöi resch erant bim paanhoof

go ässe. Mer händ ghöört ghaa, das si deet eso guet chochid, und s

hät mi wunder gnoo, öb s schtimi. D frau hät si gfröit, won ere

gsäit ha, das mer welid uusgaa. Wo mer glückli deet gsy sind, hät

si nöd lang gsuecht uf de schpys-chaarte, si hät mer gly verchündt,

si weli en orangscheschüü und nachane zürigschnätzlets mit

rööschti. 8chniposa chömm nöd i fraag, wH si pomfrit äinewääg

nöd geern heb. Das han i zwaar scho gwüsst und ich ha ja gar nöduf schniposa aagschpilt. «80 pschtell s», han i gsäit, «iich laane s

fläisch hüt la sy, iich isse vegetaarisch, zeerscht en salaattäler und

dänn nüdeli mit schwümm.» Wäg em tesseer wämer dänn nachane

luege: ich gseene deet uf em wage räini tuurte und ggup mit

glassen und gschwungnem nidel.»

Es isch en groosse läptig gsy i dem lokaal, d lüüt händ gschwätzt

und glachet, das isch au es zäiche, das si s ässe guet tunkt. Myni

frau hät vorzue umenand glueget und d lüüt fixiert. Ich cha das

nöd ve r butze. Wä nn öpper inechoo isch, hät si sich umtreet und

öppedie hät si mi na gschtupft und gmäint, ich sett mi au na

umcheere, aber miich inträssiert halt s publikum weniger. Wänn

aber en uuffelig aagläiti daamen erschinen isch und die miich

zuefelig echli aaggüxlet hät, dänn - guet nacht. Ich han emaale

~ V>

39

gsäit zuen ere: «Du töödsch ja d lüüt mit dyne blick.» Ich bi froo unterscheiden sich ausser in der Endung des Partizips nur in der

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VOKABELN

40

gsy, wo s ässen äntli uufträit woorden isch, aber s isch dänn würkli

guet gsy, psunders d frau hät ires gschnätzlet grüemt und zue mer

gsäit: «Duu, die schpared wenigschtens nöd s fläisch mit na mee

pilz oder was s suscht öppe na drytüend!» Ich bi au zfride gsy mit

dem, won i uusgläse ha, aber uf de tesseer hämer läider müese

verzichte, wil mer na händ in kino wele. Drum hämer uf äimaal na

müese prässiere. Es isch dänn na es zytli ggange, bis d

serwiertochter choo isch, won ere grüefft ha. Mer händ s doch na

in kino präicht; uf d weerbig vor em film hämer ja geernverzichtet.

d tuurte"

s ggup"

de läptig

träit

letschti

zeerscht

schminee"

schtupfe

Torte

Coupe,

Eisbecher

lebhafter

Betrieb

getragen

kürzlich

zuerst

Cheminee,

Kaminfeuer

einen Stoss

gebengschwungne

nidel

schlagraam

gschnätzlets

} Schlagsahne

feingeschnitte

nes Fleisch

zürigschnätzlets «gschnätzlets»

Kalbfleisch

mit Pilzen

an Rahmsauce

Die erste Konjugation

de schwumm -ü- } Pilzde pilz"

de nidel } Sahnede raam

d glasse" Gefrorenes

güxle gucken

nöd verbutze nicht ausstehen

de tesseer " Nachtisch

der äint, der eine,

der ander der andere

vorzue fortwährend

äinewääg ohnehinaliwyl immer

an äiner tuur ohne

Unterbruch

schniposa " Schnitzel,

Pommes frites,

Salat

d rööschti geraffelte

gebratene

Kartoffeln

Das schweizerdeutsche Verb lässt sich in drei Konjugationen einteilen.

Ihr Unterscheidungsmerkmal ist das Partizip der Vergangenheit:

1. Konjugation: Endung -t glupft (gehoben)

2. Konjugation: Endung -e ggaumet (gehütet)

3. Konjugation: Endung -e gschwume (geschwommen)

In der dritten Konjugation ändert sich meistens auch der Stammvokal,

z.B. singe:gsunge. Man nennt diesen Vokalwandel Ablaut, und die

zugehörigen Verben heissen seit Jacob Grimm «stark», jene ohne

Ablaut «schwach». Die Verben der ersten und zweiten Konjugation

Konjugations

tabelle

Vorsilbe des

Partizips

zweiten und dritten Person. Sie lauten -sch und -t in der ersten und

-isch und -et in der zweiten Konjugation. Das Paradigma der ersten

sieht also folgendermassen aus:

ich rufe

du rufst

er, sie, es ruft

wir rufen

ihr ruft

sie rufen

ruf!rufen

gerufen

ich rüeffe

du rüeffsch

er, si, es rüefft

mer rüeffed

er rüeffed

si rüeffed

rüeff!rüeffe

grüefft

(Die Endungen im Lesestück dieser Lektion, welche ein i enthalten, be

bezeichnen den Subjunktiv, der erst in Lektion 17 näher besprochen

wird.)

Das Partizip zeichnet sich durch das sogenannte Augment aus, das im

Deutschen ge- lautet (gesungen), im Schweizerdeutschen aber zu g

verkürzt erscheint, mit b d g verschmilzt und vor p t k z ganz

versch windet:

g+b = p bräne :pränt

g+d = t diene: tienet

g+g = gg güüsse : ggosse

g+p = p pfyffe : pfiffe

g+t = t trinke :trunke

g+k = k käne :känt

g+z = z zale : zalt

gebrannt

gedient

gegossen

gepfiffen

getrunken

gekannt

gezahlt

Komposita Bei den sogenannten untrennbaren Zusammensetzungen wird kein

Augment gesetzt, z.B. psetze: (psetzt) (besetzen), erchäne : erchänt

(erkannt), verbräne :verbränt (verbrannt).

Fremdwörter Da es sich damit gleich wie im Deutschen verhält, erübrigen sichweitere Erklärungen. Das gleiche gilt für die Fremdwörter auf -iere. Es

heisst ohne Augment redigiert, negiert, ignoriert, multipliziert. Bei

wenigen seit langem eingebürgerten Fremdwörtern kommt ein g- noch

vor, z. B. gschpaziert, doch werden die Formen mit g- immer weniger

gebraucht. Merke doch die idiomatische Wendung er isch en

gschtudierte, d. h. er ist ein Akademiker.

Zischlaut am Nun gibt es in der ersten Konjugation einige Ausnahmen, die mit dem

Stammausgang Schlusskonsonanten des Verbs zusammenhängen. Ist dies ein Zischlaut

41

(s sch z), so lautet die Endung der zweiten Person -isch: du putzisch, schtrupfe abstreifen parliere lebhaft reden

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Ausnahmen

Variable

Endung

Eine Auswahl

von Verben

der ersten

Konjugation

42

du hassisch, du löschisch, ebenso du setzisch, du schweerzisch, du

nützisch, du netzisch (anfeuchten), du tütschisch (anstossen), dulitzisch (krempeln).

Verben, die auf -d und -t ausgehen, gehören normalerweise zur zwei

ten Konjugation. Ausnahmen davon sind die folgenden Einzelfälle, bei

denen das -sch der zweiten Person und das -t der dritten Person und

des Partizips direkt an den Stamm angeschlossen werden: er redt (er

spricht), er hät gredt (gesprochen). Solche Verben sind schade,

tööde, pfände, verchünde, zünde (hell machen), sich rode (sich

rühren).

Die Endung der ersten Person Sg. -e kann ausfallen, wenn ein

schwachtoniges Wort folgt (sie muss aber nicht):

ich glaub em

ich trou ere

ich füll de chrueg

ich säg de r

ich zünd ene

ich lupfen

ich schaff amene buech

ich glaube ihm

ich traue ihr

ich fülle den Krug

ich sage dir

ich leuchte ihnen

ich hebe ihn au f

ich arbeite an einem Buch

Ferner kann das Personalpronomen bei Verben des Sagens und

Glaubens ausfallen, wenn das Verb unbetont, gleichsam nur eingeschoben ist, z.B. du lauffsch tänk au nöd de ganz taag urne. Er isch

glaub nöd zfride mit syner schtelig. Hier ist das Verb gleichsam zu

einem Adverb geworden: tänk =wohl, glaub =vermutlich.

schetze schätzen chlöibe klebenbüeze nähen, flicken rüere werfenchlöpfe knallen tätsche knallengschpüüre spüren, fühlen vertätsche zerquetscheneerbe erben vertwütsche erwischenfeie fällen pütsche zusammen-feele fehlen stossen

leere lernen, lehren putsche politischleere leeren putschenverheie kaputt machen ränke Kurve machenfröie freuen schpile spielenföle füllen schtreeze stark regnenlupfe lüpfen schprütze spritzenhöre aufhören verschprütze platzenghööre hören, gehören schtupfe leicht stossenpräiche treffen schupfe stossen

ÜBUNG 4

schtecke stecken sueche suchen

schtäcke stecken bleiben trüe gedeihen

pschtele bestellen meee mähen

hänke aufhängen beee leicht rösten

schläike schleppen chreee krähen

sich verschnäpfe ausplappern treee drehen

verzele erzählen blüe blühen

schmöcke schmecken, seee säen

riechen bemüe bemühen

fuxe ärgern glüe glühen

lösche löschen bleee blähen

D reed hä t zündt. Er hät d eermel umeglitzt. Das schadt nüüt.

Waas choscht s? Si händ en pfändt. D chole glüed im ofe. I ha di

zwäi ändi zäme gchlöibt, jetz hebed s wider. Der äint chaufft

briefmaargge und chlöibt s in es album, der ander samlet bilder

und hänkt s a d wände Häsch s chläid gllickt? Ja , i mues nu na es

bitzeli büeze, dänn isch es fertig. S schtreezt ja wie verruckt, i

glaub, s hört nöd so schnälI. Wänn verzelsch öis wider emaal e

gschicht? Mer leered jetz schwyzertüütsch. S tunkt mi nöd emaal

so schweer. I han em der öpfel zuegrüert, er hät en aber nöd

vertwütscht, und der öpfel isch a d muur tätscht und verschprützt.

I ha mi verschnäpft, und jetz lached mi ali uso Wänn t s wägeli

überaal umeschläiksch, so gaat s kabut. Das schtimt nöd, ich ha na

nie öppis verheit. S hät mer tröimt, mer heiged d wonig

uusgruumt; deby han i mi überlupft, s hät mer wee taa, i ha

grüefft, aber niemer hät mi ghöört. I ha mi nöd chöne rode. I wäiss

nöd, was dänn na passiert isch, i bi nämli grad doo gweckt woorde.

Wo d wäge zämepütscht sind, hä t s eso luut tätscht, das me s wyt

urne ghöört hät. Pschtelsch scho wider es birchermüesli? Was

suechsch? Ich sueche d syte mit em tesseer uf de menüchaarte. Das

büebli chreet ja an äiner tuur. Schupf mi nöd! Vor t furtgaasch,

löschisch s schminee! D Sabrina hät gfeelt i de schuel, aber

gschwänzt hät si nöd, es hät ere würkli öppis gfeelt. A de letschtenuusschtelig sind d bilder gar nöd guet ghänkt gsy. Im früelig blüed

d böim. S wisli isch gmeet.

43

LEKTION

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5Wie de Salomoon Landolt gricht ghalte hät

De Salomoon Landolt, wo zwüschet sibezä hundert achzg undnüünzg landvogt vo Gryffesee gsy isch, hä t me zäntume (überall)geern ghaa, wil er alne ghulffe hä t und wil er eso grächt gsy isch isym amt. Mängsmaal hät er d lüüt vo syner vogtei, wo verchlagtwoorde sind, mit ganz bsundere schtraaffe glueget z bessere. -Emaal isch en puur zuen em choo und hät gjaameret, dass synifrau aliwyl tüeg chybe mit em, kän taag vergöng ooni chrach undschtryt. Er hä t em landvogt na vii prichtet vo sym ungfell, aber deLandolt isch zletschtamänd doch nöd rächt druus choo, öb de puur

oder syni frau de schlimer täil seig. Zletscht hä t er gsäit: «I ha jetzscho gmerkt, das du häsch müesen e höll uusschtaa dihäime,defüür muesch du zu dym rächt choo. Am nÖÖchschte suntig laan idyni frau, wo s der eso wüescht gmacht hät, i d trüH schpeere unddänn chasch si vor de ganze gmäind trüle, so lang dass t wotsch.» -D trüH isch e hölzigs chefi gsy, wo d schtrÖÖming drin ygschpeertwoorde sind, und wo me s drin esoo lang umetrület hät, bis es eneganz trümlig und schlächt woorden isch. - Jetz isch de puur aber

ganz truurig verschrocke und hät em landvogt gsäit: «Das bring idänn

doch nödüber

s heerz. Si ischja

scho e reesses wyb,aber

mer sind halt doch emaal verhüüraatet und sind als maa und frau

dur s läbe ggange. Wänn si mer s au gnueg vertüüflet hät, vor deganze gmäind wott i my ni äige frau dänn doch nöd lächerH mache.

w,0<\

1\ ..

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45

I ha nu tänkt, Iir, herr landvogt, hetted ere emaal echli chöne i s und frÖÖgsch, dann aber wieder glueget und gfrÖÖget. Man lasse sich

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VOKABELN

Zugehörigkeit

46

gwüsse rede.» Uf daas abe hät de Landolt de puur verabschidetund hät em na gsäit, er seIl dänn syni frau emaal zuen emufeschicke. Wo die frau dänn vor de vogt choo isch, hät er zuen ere

gsäit: «I ha ghöört, du hebisch e schlimms läbe bi dym maa; er

händ viI schtryt und du hebisch scho viI gchlagt über en.» Jetz hä t

halt das rääf aagfange weeferen und schimpfen über de maa, das

es e gattig ghaa hät. Doo hät ere de vogt voorgschlage, si seIl emaalire maa en ganze taag vor alne lüüt i de trüli plaage. Das hät ere

passt, grad uufggumpet isch die zanggeri vor fröid und hä t

ggöisset vor raachsucht. Jetz hä t de landvogt scho gwüsst, weer de

schlimm täiI gsy isch vo dene zwäi puurelüüt, und hä t das wyb, woso geern syn äigne maa öffetli gmisshandlet hett, e zyt lang biwasser und broot ygschpeert, bis me hä t chöne hoffe, si heb si echlipesseret.

s ungfell Unglück boosge Böses tuns chefi " Käfig trüle drehend gattig-e Art weefere wehklagenreess scharf gumpe hüpfens rääf" Xanthippe zletschtamänd zuallerletzttrümlig schwindlig dihäime zu Hausechybe keifen häi nach Hause

druus-choo verstehen ob,öb,eb ob

Die zweite KonjugationDie zweite Konjugation unterscheidet sich von der ersten durch dieEndungen in der zweiten und dritten Person und im Partizip.

du bastelst

er bastelt

gebastelt

du baschtlischer baschtletpaschtlet

Beim Imperativ gibt es Varianten. Bei baschtle sagt man am ehestentue baschtle! Bei atme! wird man sagen tüüf schnuufe, bei schau!

und höre! dagegen kurz lueg! und los!

Die zweite Konjugation ist teilweise leicht erkennbar. Es gehören dazualle Verben auf -le, -me, -ne, -erle, -ere, -ge, -ige, -t, ferner die Verbalisierung von Substantiven und Adjektiven. Beispiele auf der folgenden Liste.

Es gibt Verben, die zwischen der ersten und zweiten Konjugationschwanken, so z. B. mache, und es kommt auch zu Unregelmässigkeiten innerhalb eines Paradigmas. So kann man hören du luegsch

Inversion

VERBEN DER

ZWEITEN

KONJUGATION

I. Ohne

besondere

Kennzeichen

dadurch nicht verwirren.

Wenn das Pronomen dem Verb folgt, tritt -i an die Stelle von -e in derersten Person, das du der zweiten Person verschwindet ganz, das -dder ersten Person Plural wird -p, und das si der dritten Person Pluralwird zu s, immer vorausgesetzt, dass das Pronomen nicht betont ist.Dies und das folgende gilt für alle Konjugationen:

heute bastle ich hütt baschtliheute bastelst du hütt baschtlischheute basteln wir hütt baschtlep-mer

heute basteln sie hütt baschtled s

(Wie immer wird die Assimilation p-m nicht geschrieben; manschreibt basc htled mer, aber gesprochen wird das d zu p.)

Wenn ein anderes mit Vokal beginnendes Wort auf die erste Personfolgt, so wird das -e mit Sandhi-n angeschlossen: Ich ghöören ales.Ich suechen öppis. Ich pschtelen es pier. Ich glauben ire mee wederimm. Beim raschen Sprechen kommt es allerdings zu Kontraktionen,Z.B. Moorn schick ere s morgen sende ich es ihr. (Beispiele auch auf

Seite 42.)

(In den Wortlisten werden die Verben der ersten Konjugation durch -t,

die der zweiten durch -et und die der dritten durch den Ablautvokalund -e bezeichnet.)

weerwäise mutmassen nöise naschen

sure surren tanke danken

versuure verkümmern gäine gähnen

mure murren veriire sich verirren

gaume hüten, Acht schiIe schielen

haben schlaarpe schlurfen

mungge munkeln chale gerinnen

undeutlich chyche keuchen

reden gnage nagen

grochse ächzen, jamme rn lampe schlaf f hängen

umtroole umfallen pIampe baumeln

lyre herumwickeln schoppe hineinstopfen

schlingge missglücken hange hängen (intrans.)

huure kauern trööle hinauszögern

schtuune staunen folge folgen, gehorchen

luege schauen tuure dauern

lose horchen, hören chäibe fluchen, rennen

frÖÖge fragen schtriele sich herum-

plange sich sehnen treiben

47

trüle drehen briegge weinen . auf -de phaupte behaupten glette bügeln

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Isuuge saugen weisse winseln und -te prichte erzählen, schpette als Zugehfrau

göisse kreischen hüüle heulen berichten arbeiten

brüele brüllen, weinen tröisse quengeln beobachte beobachten wäide weiden

waarte warten mälde melden

2. Ableitungen cheese Käse machen rumpfe knittern hüüraate heiraten blände blenden

von Nomina zeise Zins bezahlen wässere wässern verchelte erkälten heide kippen

tische Tisch decken schtreele kämmen

hüüte häuten hübsche hübscher werden 6. au f -ge, boosge Böses anstellen trochne trocken werden

huuse Geld gut einteilen alte älter werden -ne, -me metzge schlachten tröchne trocken machen

sune an die Sonne chalte kälter werden süüfzge seufzen rächne rechnen

legen chuele abkühlen beläidige beleidigen rägne regnen

kapitle abkanzeln fuule faulen sündige sündigen lisme stricken

vogte bevormunden woole es wird wohler sundige sich feierlich chräsme krabbeln

gschäfte Geschäfte bööse schlimmer anziehen

betreiben werden

graase Gras schneiden magere abmagern

IÜBUNG 5 Die folgende Liste enthält gemischt Verben der ersten und zweiten

toktere in Behandlung huere huren Konjugation. Man bilde von jedem die zweite und dritte Person sowie

gehen muure mauern das Partizip: du losisch, er loset, gloset.

schuume schäumen plaage plagen schprütze hÖÖggle läbe fröietänke leere büeze sundige

3. au f -le rible reiben trätzle reizen, necken lupfe leere höre präiche

hagle hageln seerble dahinsiechen lösche glette ghööre suecheverschtruble zerzausen schtrodle heftig sieden meee blüe muure tanke

verzwatzle vor Ungeduld süürpfle schlürfen prände schtreele göisse plaage

vergehen chüechle Fettgebackenes chüechle rede schmöcke gaume

schnätzle fein schneiden bereiten gschäfte hübsche tunke schtuune

schnitzle schnitzeln hÖÖggle häkeln schpile zügle metzge suuge

zöisle mit Feuer spielen grÖÖnele schimmlig rüeffe gäine füle

brägle prasseln riechen tische rible fuule

zügle umziehen schtaggele stottern Was hä t die frau poosget? Hät de landvogt d frau pesseret? Dezöikle necken sünele sonnenbaden puur hät demit grächnet. Wie lang wässerisch d fotene? Ich ha sichifle keifen schöppele die Saugflasche nöd nu gwässeret, ich ha si au tröchnet. S hät gchuelet. De vorratchafle knabbern geben langet nüme lang; du luegisch für broot und chees. Für milch han ischnäfle schnipseln ellbögle sich durchsetzen scho gsoorget. Myn hund schtrielet mer zvil umenand; er isch enmäärggle Briefmarken brügle prügeln schtrieli. Werum brieggisch? Ich bin umtroolet. Wie gaat s de frau

sammeln Wyss? Nöd eso guet; s hät eender pööset, si hät gmageret und

tokteret di ganz zyt. Si grochset und jameret vil, si tuuret mi. S4. au f -ere weefere wehklagen verplämperle vertrödeln wätter hät pesseret; bi dem wind trochnet d wösch au ooni sune.und -erle tschädere scheppern gvätterle bastelnd spielen Werum bisch eso gsundiget zmitts i de wuche? Ich gaanen an es

chlädere klettern blÖÖterle langsam arbeiten hoochsig, e nic hte vo mi r hüüraatet. Was händ er wider gchüech-täfere täfeln verzüttere verzetteln let? Händ er plÖÖterlet sc htatt gschaffet? Wie lang sünelisch amigssichere sichern im schtrandbaad? Wer pöpperlet a de türe? S hät fescht ghaglet;

48 49

di uuryffen öpfel sind nu so vo de böim abe präglet. De herr

Wuerme wiirtet i de Chroone. Du vertöörlisch dyni zyt mitLEKTION

6

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larifaarizüüg. Mer sind froo, das mer züglet sind. Di nöi wonig hä t

kä tabeete, ali zimer sind täferet. D naachberi gaumet amigs öisi

chind, wä mer uusgönd. Es hät ere gschlingget. De Veräin

Schwyzertüütsch lueget zur mundart.

E püüri schrybt irem soon uf Amerika

Liebe Köbi! Du häsch is mit dym brief e groossi fröid gmacht. Mer

händ natüürli scho lang uf pricht vo de r gwaartet, aber mer händ

scho begriffe, das iir da äne nümen esonen gmüetsbetriib händ wie

d lüüt bi öis i de Schwyz. Si müend ja natüürli scho au schweer

schaffe zum si durebringe, aber si sind halt doch, ämel bi öis uf em

land, ire äige herr und mäischter, und ine schrybt niemer voor,

wänn s müend fertig sy. Defüür gits natüürli wider vii anders, wo

sy plaaget, und won iir käi aanig händ devoo; oder häsch öppe

doch ghöört vo dem hagelwätter im Aargau? Wänn s is au sälber

nöd troffe hät, so macht s is doch chumer ane. Di säbe pure chönd

äim tuure, und dänn wüssed mer ja au nöd, wänn s öis emaal trifft.

Mir dihäime chönd zwaar nöd chlage. De vatter isch geschter mit

em muni uf de meert und tänk, er hä t en vii besser chöne

verchauffe, als er gmäint hät. Fü r in isch das alewyl di grööscht

fröid, wänn em sonen handel graaten isch und er epaar nöötli cha

häibringe. S Stäiners näbetzue händ jetz müese verchauffe, me hät

ene s hinderscht mööbel uf d gant träit. D frau hä t mer emaal

gsäit, sy heb d hoffnig scho lang uufggee, das es wider emaal

besser chöm, s heb ja scho lang niene mee wele lange. Si wänd jetz

i d schtadt zie, und s Grytli göng au grad mit. Um ins mues es äim

nöd angscht sy, ins cha me zäntume bruuche; ees schlaat si scho

dure. Syn brüeder isch biräits i d schtadt gfaare zum em e schtell

sueche. Zu miir hät zwaar s Grytli gsäit, im weerdi s glaub am

51

schweerschte, vom hoof ewägg z gaa, na schweerer als de mueter,ire seig überhaupt i de letschte zyt ales glych. S läbe heb ere scho 3. Person betont

halbbetont

unbetont betont

halbbetont

unbetont

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VOKABELN

I. Person

ich und wir

2. Persondu und ihr

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soo vii soorge praacht, das es si au grad abghertet heb. - Meewäiss i grad jetz nöd z prichte. Was miich aagaat, so gaat s mer

alewyl guet. Es isch mi ja scho schweer aachoo, di uf Amerika zschicke, aber wänn s ja nu diir guet gfaU und der die zyt i defröndi öppis nützt, dänn isch es miir au en trooscht. Du bisch is ja

imer en guete soon gsy. So bhüet di Gott und lönd s i guet gaa, duu

und de Schaaggi; im isch es ja au z gune, wänn er e schööni schtellüberchunt. Wänn s i dänn emaal rächt langwylig isch, chönd er ja

wider emaal mitenand häischrybe und verzele, wie s öi gaat. - Viii

grüess vo dyner mueter und vom vatter.

s bääbi " Puppe vergraate missratende muni" Stier gmögig umgänglich,d gant-e Auktion sympathischd fröndi Fremde schaffe arbeitende meert" Markt lange ausreichen

s nöötli " Banknote aachoo ankommens chriesi " Kirsche nu, nume nurd chappe" Mütze niene nirgendsd schand Schande näbetzue danebenall schand säge ausschimpfen beräits beinahe, schon

d chappe die Leviten lesen zäntume überallwäsche (veraltet)

sich mäin e stolz sein sich dry schicke sich ergebengune gönnen häizünde heimzahlengüne gewinnen, ewägg weg, fort

Das PersonalpronomenBeim persönlichen Pronomen wird zwischen betonten und unbetonten Formen abgestuft. Ein Vergleich mit anderen Sprachen ist schwierig, denn zum Beispiel im Französischen ist der Gebrauch von moi undje an starre Regeln gebunden, während es im Schweizerdeutschen vomEntscheid des Sprechers abhängt, welche Form er vorziehen will.

halb un- halb un-betont betont betont betont betont betont

Nom. iich ich miir mir merDat. miir mir mer öis öis is l

Akk. miich mich mi öis öis is

Nom. duu du2 e iir ir erDat. diir dir der öi öi il

Akk. diich dich di öi öi•

er und sie Nom. eerimminn

erimin

eremen

sy

iresy

si

eresi

si

Dat.

Akk.

ere, resi

es Nom. ees3

immins

esimes

s

ems

daas3

demmdaas

dasdemdas

es, semat.

Akk. es, s

sie (Plural) Nom. sy

inesy

si

enesi

S4

und reflexiv Dat. nes

siichsiich

sichsich

si

siich Akk.

Kommentar zur I Anstelle der unbetonten Formen is und i werden heute oft die volle-Tabelle ren Formen öis und öi vorgezogen

Kontrast-

beispiele

2 Unbetontes du wird oft bis zu de abgeschwächt. In der Stellung nachdem Verb verschwindet es ganz: woane gaasch? Auch vor modalenHilfsverben bleibt es häufig weg: tÖÖrffsch au mitchoo, muesch nödtruurig sy, settsch nöd imer muule, chasch tänke (d. h. kommt nicht

in Frage). Die Form t steht nur enklitisch nach Partikeln: Chaschmache, was-t wotsch.

3 Die betonten Formen ees, imm, ins gelten nur für weiblichePersonen, die neutrales Genus haben wie mäitli, Vrooni, Elseli. DerGebrauch dieser Formen ist rückläufig, indem eben doch das natürliche Geschlecht an die Stelle des grammatischen tritt, z.B. S Trudi

isch e gmögigs, ich ha si geern oder Känsch s fröläin Flury? Näi,ich käne si nöd. Betontes es wird, wie im Deutschen, nie für Sachengebraucht, dafür setzt man das das ein. Da häsch es buech; es isch eguets, us dem chasch vii leere (nicht: us em chasch viI leere). Dagegen wird man zu einem Kind etwa folgendermassen sprechen: Moorn

chunt s Eisi zue der. GäU, du häsch ins geern. Chasch dänn schpilemit em; zäigsch em dyni bääbi.

4 In der höflichen Anrede vermeidet man sund neo Man kann zwar

sagen Gänd S em s (Geben sie es ihm), Me r schicked Ne s mit deposcht (Wir schicken es Ihnen mit der Post), dagegen wird die Verkäuferin zur Kundin eher sagen: Seled mer Ine das chläid moorn

bringe? Die volleren Formen klingen höflicher.

i ic h bi s gsy ich bi geschter z B ase I gsyBi m i i r git s nüüt derigs w ä n n chunsch zue mer?

uf m ic h händ s es abgsee k ä n m ä n t s c h hä t mi gseee e r hä t aliwyl s muul offe w aa s hät er wele?wäge d i i r simer zschpaat choo i wott äntli b s ch ä i d vo de r

53

von i r e eha me r öppis leere

fü r in s iseh das s beseht

i bi mit er e uf de r Ü e t I is iseh s b e s e h t fü r s

Enklitisches ich Das nachgestellte -i der ersten Person kann wegfallen, wenn noch einweiteres Pronomen folgt: Geschter han-en gsee statt han-i-en gsee.

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da a s ise h s beseht

m i i r händ s halt ehöne

uf ö i s müend er lose

ö i hämer vii z verdanke

s iseh s b e s e h tme r wänd semaal p ro b i e r etuen is nöd z I ä i d weerehe!

händ s i n ö d yglade?

i n e vergraatet ales es gseheet ene r ä e h t

Eine Eigentümlichkeit sind die angehängten Pronomina nach Konjunk

tionen und Fragepronomen wänn, wo, wie, werum, wil, das, bis, vor,

öb, waas, weer. Nach ihnen erscheinen ich und sie in den unbetonten

Formen, hier allein tritt auch das zu t verkürzte du auf. (Bei sie gilt

dies nur für den Plural (sie = die Menschen) nicht für den Singular

Femininum (sie = die Frau):

Wir verwenden zur Verdeutlichung in den folgenden Beispielen einen Bin

destrich: Wänn-t ehunseh, bringseh de Häiri mit. - Tueseh-mer prich

te, wänn-s ehömed. - Wo-n-i ine cho bi, händ-s glachet. - Waas isch

passiert, wo-t aachoo bisch? Si händ überchoo, was-s händ wele. - S

gaat lang, bis-s chömed - Chasch mache, was-t wottsch. - Er hät nöd

kapiert, wie-n-i da inechoo bio - Händ-s di nöd gfrÖÖget, werum-t zsehpaat choo bisch? - Miir isch nöd klaar, (iseh steht für isch-s, siehe

unten) werum-s nöd aafanged. - Du bisch häi, wil-t e schlaaffchappe

bisch. - Was-t wottsch, mached-s. - Si wänd wüsse, was-i i de rerie

tüeg. - Wänn-t mer säisch, weer-t suechsch, hilff-i de r aUe - Das -t merja nöd z vii schaffsch! - Wänn-s waarted, bis-i chume, chönd-s na lang

daa schtaa. - Vor-t gaasch, säisch mer na adie! - Miir isch glych, öb-srägni. - Ich frÖÖg di jetz zum letschte ma al, öb-t mitchunsch.

Enklitisches es Die Verwendung von es und s (Neutrum Singular) in angehängterStellung hängt weitgehend vom vorangehenden Laut ab. Das

gewöhnliche ist s: Hät-s vii lüüt ghaa? Me r wänd-s go aaluege.

Daas isch s bescht für-so Nach einem Zischlaut (s, seh) wird entwederes verwendet, oder das s verschmilzt mit dem vorhergehenden Laut

nach den Gesetzen der Assimilation: Isch-es waar oder iseh waar? -Miir iseh-es glyeh oder miir isch glych, dagegen nu r häsch-es

überehoo? Wottsch-es? Händ-s-es aagnoo? Hütt hät s ekäi mee,

moorn git-s-es wider (Antwort eines Verkäufers an eine Kundin).

Enklitisches sie Das angehängte Pronomen der 3. Person Plural lautet gewöhnlich s.

54

Wenn ihm jedoch ein weiteres Pronomen, das mit s beginnt, folgt , be

kommt es die volleren Formen se oder si: Händ-s d chriesi ggässe?Händ-se-s ggässe? Händ-s di nöi brugg fertig poue? Händ-se-si

fertig poue? Händ-se-si aagläit? Haben sie sich angezogen? Die Folge händses gfunde wird man in der Schrift je nach dem Sinn alshänd-se-s gfunde? haben sie sie oder als händ-s-es gfunde? haben

sie es gefunden auflösen.

Das mues de r aber na säge statt mues-i-der. Doo han-ene ali schand

gsäit statt han-i-ene.

Pleonastisches du Eine Besonderheit bei der angehängten Form von du -t ist die sogenannte pleonastische Verwendung: das t wird nach den oben

genannten Konjunktionen gesetzt, auch wenn das du betont ist, das

heisst, das d wird zweimal ausgedrückt: Wänn-t ere du u chasch dchappe wäsche, bisch en mäischter. - Öpper hät de prys ja müese

güne, aber das-t en du u überchunsch, hett niemer von is tänkt.

Reflexives sich Das Reflexivpronomen entspricht dem deutschen sich. Es tritt auch indrei Formen auf: siich, sich, si: Er wäscht si; er haltet sich fü r

unreelbar; er tänkt numen a siich.

selbst Selbst heisst sälber. Er rüemt sich sälber am mäischte. Idiomatische

Wendungen: er mäint sich = er hat eine hohe Meinung von sich selbst.

Es gaat vorne sälber = es geht von allein; es mag si nöd verträäge =

Es ist nicht der Rede wert. Dagegen: Es ist das selbe = es isch s glych.

Wortfolge

grüezi

Zu beachten ist die Stellung eines reflexiv gebrauchten Pronomens vor

einem Modalverb im Perfekt, es kommt vor dem Modalverb:

si hä t sich welen aamälde

si hett sich mijesen aaschträngesi hä t sich chöne mäine

ich ha mi töörffe anderscht aalegge

mir händ is müesen entschuldige

sie wollte sich anmelden

sie hätte sich anstrengen müssensie hatte Grund stolz zu sein

ich durfte mich umziehen

wir mussten uns entschuldigen

Eine andere Wortstellung als im Deutschen findet sich in der Kon

struktion gib es mir =gib me r S. Näheres in Lektion 24.Die Wendung er ist es lautet auf schweizerdeutsch es isch en, ebenso

wänn i diich weer =wenn ich an deiner Stelle wäre.

In der verbreitetsten Grussformel «grüezi» ist auch ein Personalpro

nomen enthalten. Das heute gebrauchte Verb für grüssen hiess frühergrüeze (heute grüesse). Aus «Gott grüez i» (Gott grüsse euch) ent

stand abgekürzt grüezi. Man kann es zu jeder Tageszeit verwendenund ebenso gut gegenüber Personen, die man siezt und die man duzt.Zu letzteren kann man auch sagen grüez die Es ist üblich, den Namendes Begrüssten auszusprechen: grüezi frau Pfisehter. Richtet sich derGruss an mehrere Personen, so sagt man grüezi mitenand. Unterjungen oder einem vertrauten Leuten sagt man bei der Begrüssung sa

lü, sali oder hoi; beim Abschied tsehau, tsehau zäme und neuerdingsauch tsehüs. Weniger salopp ist uf widerluege, adie oder adiö; auchhier sind adie mitenand oder uf widerluege mitenand gebräuchlich.

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ÜBUNG 6 Duu bisch es gsylich mache nüme mit

Ich ha sc ho lang nüüt von ighöört

LEKTION 7

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56

Was duu nöd säischVon imm hani das nöd erwaartet

Von öis chunsch nüüt über

Bin öi git s nüüt z lacheEer isch alewil gueter lu uneIne chan i s sägeUf miich cha me si verlaaIre chasch vertroueVo miir ch a si ales haa

Eer verraatet nüüt

Diich frag i nümeEer tänkt imer nu a siichWänn duu gaasch, gaan iich au

Wänn mi ir und iir zämeschatTed ...Si glaubt nu immDiir hilff i gernlich säge nöd wieWänn er diich ergere cha,

so tuet er sImm tÖÖrffsch es nöd sägeEer git ene käi chanceMiir glaubt das käine

Sy chunt nieWänn sy chunt, so ...

Bisch es gsy?Rütt mach i mitWas t gsäit häsch, bringt is nüüt

Ich wott nüüt mee von emWänn schrybsch is wider?

Ich ha mi uf di verlaaWänn t mitchunsch, ..•Glaub ere nüüt!Wottsch öppis vo mer?Er verraatet di scho nödIch frÖÖge di nüüt meeEr git si(ch) müeWänn duu gaasch, gan i au

Chunsch mit is?Sy glaubt em alesWänn t wottsch, so hilff i der

Wien i sc ho gsä it ha

GäU, das erge ret diSäg em sWämer gaa?Glaubsch mer s?Ich hotTe, si chömed glyChunt si gly?

S Trudi isch e liebsIns mues men äifach geern haa

Imm glaub i ales

Uf ins hani lang gwaartetIns han i geschter gsee

Es isch e liebsMe mues es äifach geern haa

Ich glaub em alesIch waarten uf sIch ha s geschter gsee

Ich bi mit em go schpaziere. Mit imm gaasch go schpaziere, aber ummiich chümerisch di nöd. Er müend äntli emaal oornig mache, bi öisisch imer oornig, aber bin öi gseets truurig dry. Waas wänd Si vomer? Ich wott nüüt von Ine, aber chan i mit de herre vo de tiräk

zioon rede? Wänn s daa sind, chönd Si mit ene rede. Glaubed Si, dass furt sind? Me wäiss nie rächt, wo s sind. Mäischtes sind s i defabrik äne. Ränd s dänn vii z tue? Ja , si schatTed i äim furt. Vo diirhan i netti gschichte ghöört; wänn t di nöd besserisch, wäiss i nöd,was t äigetli tänksch. Isch si scho daa gsy? Näi, aber eer isch scho binis gsy. Rät er i kän pricht ggee? Näi, von imm erwaarted mer soöppis ä gaar nööd. S Anni leert jetz autofaare. De vatter hät s emäntli erlaubt. Br uucht s ächt lang, bis s es gleert hät? Ich glaube, fürins isch es liecht, ees hät energii.

D frau Büeler chaufft es chläid

VerchöitTeri: Grüezi frau Büeler! Was tÖÖrffs sy?Chundin: Grüezi fröläin. Ich wett geern rooti und ggarierti wulechläider aaluege, oder zäiged Si mer grad chläider i al ne farbe.V. Wänn Si s wänd zumene schwarze huet trääge, gaat root scho

am beschte. Da hämer e nöii koläkzioon vo de letschte Paryser

modäl. Si händ da ggostüüm i verschidene tööne, hele undtunkle. Mer füered di hü bsch fassong i de mäischte nüangse.

Ch. Es gfalt mer nöd läid, was Si mer da zäiged. Aber mues menöd angscht haa, das mer uusgseet wie aU lüüt, wä men esettigs chläid aahät?

V. Wüssed Si, wä me di richtig moode wott mitmache, mues medas imer risggiere. Mir händ natüürli au na ganz uusgfalnisache, aber si sind mit soo öppisem glaub besser bedient.

Ch. Es hät ja würkli vii schiggi sache drunder. Ich wott em aalepaari von ene probiere zum luege, weles das mer am beschtechunt, vilicht die bäide roote und säb jegergrüen. -

Ch. Apropo, händ Si di nöien aabigchläider scho überchoo?V. Jaa, öises laag er isch grad jetz am beschten yteckt. Chömed Si

grad i di ander abtäilig übere, w änn Si wänd so guet sy!Ch. Ja a geern. Was git s nöis i dem wint er?V. Di mäischten aabigchläider sind jetz äng, mit hööchem

verschluss und freiem rugge. Daa isch grad ganz en apardigs:

57

en schwarze samet mit ere goldige schleppe. Für Sy wüüriaber eender wyss empfele.

3. Nach einem Adverb: gnueg süesse moscht, waansinig groossibegäischterig, zimli hööchs fieber, vii schööni chläider, epaar alti

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VOKABELN

STARKES

ADJEKTIV

eh . Händ Si daa öppis bsunders elegants?v. Ja, lueged Si emaal das da aa. Und dänn wüssed Si, wänn Si

vom sumer heer e prüünti huut händ, würkt nüüt besser, als etüüf uusgschnittes wysses chläid. Oder suscht, lueged Si emaaldas fiolet terileenchläid aa. Das isch en aagneemi abwächslig,wänn Si emaal nöd i ganz groosser aabigtoalete wänd uusgaa.

eh . Si händ würkli schööni sache daa, wo s äim gluschtet zchauffe. Ich mues mer s aber na überlegge. Für hütt tank iIne, das Si mer ales eso grüntl i zäiget händ.

V. Es isch geern gschee. TÖÖrffed mer Ine das wulig chläidschicke?

eh . Ja , schicked Si s na i dere wuche. Adie fröläin!V. Uf widerluege, frau Büeler!

fiolet lila uusgfaleeender eher es chunt mer

apartig, besonders uf widerluegeapardig uf widerlose

schigg chic, piekfein de mose ötajöör" Tailleur, Schnei- de molch ö

derkleid

schüp" Jupe, Rock de blagööri "Iybli " Leibchen beesch

Das Adjektiv

nicht alltäglich

es steht mirauf Wiedersehen

auf Wiederhören

Fleck, Flecken

Molch,langwei-

liger Mensch

Aufschneidersandfarben

Wie alle germanischen Sprachen (ausser dem Englischen) unterscheidet das Schweizerdeutsche beim Adjektiv zwei Deklinationen,

die traditionellerweise «stark» und «schwach» genannt werden. Ihre

Verwendung richtet sich nach bestimmten Regeln, die im folgendendargestellt werden. Der Dativ Plural und Singular endet immer auf -e,vorbehältlieh Punkt 7, so dass er in der folgenden Tabelle fehlen darf.

GrundfallSingular

Plural

maskulinum femininum neutrumI en guete e gueti e guets Igueti

Verwendung der 1. Nach unbestimmtem Artikel und den folgenden 6 hier aufgeführtenstarken Form Stellungen: en tröie hund, e flyssigi gletteri, e frächs muul, blaui

möse; liebe götti, häiligi äifalt, schööns wätter, hööchi schtüüre.

58

2. Nach äin, käin: äin nöie gmäindraat, käi äinzigi gmäindrÖÖtin,kä gültigs gsetz, kä frischi liferige.

SCHWACHES

ADJEKTIV

büecher, es paar alti schue.

4. Nach Zahlwörtern: zwee jungi saxofonischte, föif italienischimusiker, hundert begäischtereti zuehörer.

5. Nach Personalpronomina in der Einzahl: iich alti püüri, duu liebsschätzli, Si gwundrige mäntsch.

6. Nach myn, dyn, syn: myn nöie mantel, myn nüünjeerige soon,dyn gwundrige naachber, syn verlotterete gaarte.

7. Für den Dativ Singular gibt es noch eine Form auf -ern und -er, diebei Adjektiven ohne eines der aufgezählten Bestimmungswörter

gebraucht wird. Sie entspricht der deutschen Form, kommt aber

weniger häufig vor: us puurem nyd, mit vollem muul, miir guetmüetigem tropf, diir alter frau, bi gueter gsundhäit, mit groossermüe, trotz heftigem widerschtand.

Grundfall

Singular

Plural

maskulinum femininum neutrum

de guet di guet s guetdi guete I

Der Dativ endet im Singular und Plural auf -e.

Verwendung der 1. Nach dem bestimmten Artikel: de bescht tokter, di alt fasnacht,schwachen Form s suuber wasser, di junge schtörch.

Lautliche

Anpassungen

2. Nach Demonstrativ- und Indefinitpronomen: dee alt blagööri, dieaaschpruchsvoll daame, daas aartig chind, die aartige chind, säbjung böimli, jedes nöi mitgliid, ali änglische schriftschteler, welijung artischtin. Nach etlichi und was fürigi schwankt der Gebrauch

zwischen starken und schwachen Endungen.

3. Nach Possessivpronomen: myni alt jagge, mys root chläid, dyngrüene huet, iri roote röck, öisi wulige mäntel, öii altmöödigetschööpe. Hier ist die beim starken Adjektiv, Punkt 6, schon genannte

Ausnahme zu beachten, dass nach myn, dyn, syn (nur Maskulinum,Singular, Grundfall) das starke Adjektiv steht. Man unterscheide also

syn nöie mantel von ire nöi mantel.

4. Nach wir und ihr: miir zueverleessige handwercher, iir trüebemölch.

Adjektive, die auf Zischlaut ausgehen (s, sch, z) schieben vor die Endung -s ein -e- ein: e groosses huus, e häisses ise, e schwarzeschläid, e beesches halstuech, e bööses muneli.

59

Die Endung -e wird immer mit Sandhi-n verbunden, wenn dasfolgende Wort mit Vokal beginnt: gueten aabig, mit emen alten

d nazioon aber di schwyzerisch nazioond völcher aber di öiropeeische völcher

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Adjektive und

Partizipien

au f -e

Der

Adjektivartikel

60

aahänger, di grüenen und rooten öpfel.

Ein Sonderfall ist chly (klein). Statt chlys heisst es chlyses. In denübrigen Formen schiebt es ein -n- vor die Endung; e chlyses chind, en

chlyne, chlyni lüüt.

Dieses -n- tritt auch bei früe auf: en früene zuug, früeni bire. DasNeutrum ist aber regelmässig: e fr ües vögel .Die Wörter auf -eI werfen vor vokalischer Endung das -e- aus: Detunke wald, e tunkeIs zimer, aber e tunkli wand, die tunkle

macheschafte.

Bei dieser gros sen Gruppe hei sst es aufgepasst. Die Wörter endeten imMittelhochdeutschen und enden noch im Deutschen auf -en, dieses nist im S chweizerdeutschen abgefallen, tritt aber wieder in Erscheinung,

wenn eine vokalische Endung folgt. Dies hat nichts mit Sandhi zu tun.Die Übertragung der vorher präsentierten Tabellen sehen alsofolgendermassen aus (Beispiel: gefunden):

stark I en gfundne e gfundni e gfundes~ f u n d n i

schwach de gfunde di gfunde s gfundedi gfundne

En offes fäischter, en offni türe, s offe fäischter, di offe türe, en

trochne mantel, de troche mantel, di trochne mäntel. Gsottni

herdöpfel, e gfundes frässe, e gschliffes muul, s gschliffe mässer.(Viele Beispiele in der Übung dieser Lektion.)

Vor einern Adjektiv kann nie der Artikel d stehen, sondern dafür gibtes eine eigene Form, welche di lautet. Sie ist nicht zu verwechseln mitdem Demonstrativpronomen die. Also di jung frau = die junge Frau,

aber die jung frau = diese junge Frau.

Auch der neutrale unbestimmte Artikel es hat eine eigene Form vorAdjektiven, nämlich e und vor Vokal en. Während der Artikel di

strikte durchgehalten wird, bestehen beim e Schwankungen; es wirdnicht als Fehler empfunden, wenn jemand statt e bräits bett sagt esbräits bett.

Das Wort für kein entspricht durchaus dem unbestimmten Artikel,wenn es vor einern Substantiv steht en : kän, e : kä , es : käse Wenn esvor einern Adjektiv steht, so fällt im Neutrum ebenfalls das -s ab, alsokän maa, kä frau, käs chind, aber kä chlyses chind.

es land aber e demokraatisches land

Nun muss der Adjektivartikel auch gebraucht werden, wenn ein Adjektiv substantiviert erscheint; dieser Fall tritt sehr häufig ein, und manche

Adjektive haben sich so verselbständigt, dass man gar nicht mehrdaran denkt, dass sie ursprünglich Adjektive oder Partizipien waren.Dennoch flektieren sie in beiden Sprachen weiter wie Adjektive.

Greifen wir drei Beispiele heraus, die durchaus identisch sind.

der Bekannte de bekant de r aagschtelt de tüütsch

die Bekannte di bekant di aagschtelt di tüütsch

ein Bekannter en bekante en aagschtelte en tüütsche

eine Bekannte e bekanti en aagschtelti e tüütschi

die Bekannten di bekante di aagschtelte di tüütsche

Bekannte bekanti aagschtelti tüütschi

Eine Abweichung Unter dem Einfluss der Schriftsprache und der Dialekte von Bern undBasel haben einige Sprecher die Neigung, anstelle der endungslosenFormen des starken Adjektivs die Endung -i einzusetzen. Dieses -ierscheint besonders häufig in nicht-spontaner schriftsprachlich ge

dachter Rede oder beim in Mundart übertragenen Ablesen schriftsprachlich konzipierter Manuskripte. Da hört man dann s nazionaali

interässi, der umschtrittni tüürigsuusglych, s nöi schtrukturierti

organigramm, di andersch konzipierti vercheersaalag. Die Endung-i erscheint auch, wenn ein Adjektiv besonders betont werden soll: di

zääti und nöd di nüünti AHV -rewisioon. Sie kann auch dazu dienen,harte Konsonantenzusammenstösse zu vermeiden: de grööschti täil, diäinzigi keernschpaltig, di uustüüftletischti zäntraalschaltig.

ÜBUNG 7 en roote rock e frisches hämp nöii chläider

e nöis chläid en nöie fernsee grosse gott

ejungi frau en ebni flechi du liebi zyten chlyne bueb e tunkeIs pier du heerzigs chäferli

e chlyses mäitli s tunkel zimer mit eme chlyne hund

chlyni buebe di tunkel nacht chlyni hünd

mit chlyne buebe di tunkle nächt im groosse ganze

de root schüp e goldigs chetteli en altmöödige tajöör

dijung frau s goldig chetteli kän alte huet

de chly bueb di goldige ring kän äinzige franke

s chly mäitli goldigi ring kä guets haar

di chlyne buebe imene nöie chläid kä wichtigi sach

e frües chriesi mi t nöie hüet myni jung chatz

en früene gascht von eren alte frau mys nöi chläid

61

myn guete fründ zfridni geschtmyni alt täsche e zfrides gsicht

di radikaaleen beförderete

LEKTION 8

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myni alten eitere gsundi lüüt

bi mynen alten di gsunde lüüteitere bekanti

vo mym guete fründ myni bekantevo myner guete en tüütsche

fründin e tüütschis troche lybli en ledigetroches wätter e ledigitrochni witz di ledige

uftrochne ledigischtraasse en gschidne maa

di gschtole e gschidni frau

brieftäsche e gschides paar

der undersc hribe de gschide maa

vertraag di gschide frau

di underschribne s gschide paar

brief gschidni lüüt

en offes räischter bi de gschidnes offe räischter bimene gschidnebimene offne maa

fäischter en gschidne

bi offnem fäischter e gschidnide zfride gascht di gschidneen zfridne gascht radikaali politiker

62

beamtebefördereti beamtidi beförderete

beamteen gfangnee gfangnidi gfangneder obdachloosen obdachloose

obdachloosibi den obdachloosebi helem liechti tunkler nachtus puurem eergerich turnen eselmir armem tropf

i trüeber schtimigbi guetem humoorbi guete koleegeöppis nöisnüüt guets

kän läbige mäntschkä läbigi seelkä läbigs tierli

-1 1

~ jl '..i! ~ iil ',1;j

, 1

Wer macht di schönscht schuelräis?

Oski: Was mached iir für e schuelräis das jaar?

Marco: Ich wäiss es nöd, me hät bin öis na nie gredt devo.Röbi: Öisi leereri hät gsäit, das jaar gäb s öppis ganz tolls, aber

si sägi jetz na nüüt; es gäb drum en überraschig. Säg duu,Oski, was git s dänn bin öi?

Oski: Mir faared mit em zuug uf Brunne; dänn gömer mit emschiff über de see uf Treib und vo deet mit em säilbäänli uf

Seelisberg ufe. Dänn lauffed mer uf em «Weg derSchweiz» uf Bauen abe. Das schtuck wääg isch ja vomkanton Züri pout woorde, das wüssed er hoffetli. Dännlauffed mer aber na wyter bis uf Flüele. A säbem schtuckwääg sind en ganze huuffe kantön betäiliget.

Marco: Das weer mHr aber z wyt.Oski: Defüür tÖÖrffed mer vo Flüelen uus wider mit em schiff

faare; villicht hämer sogar en tampfer. Myni elterschwöschter hä t gsäit, mit dym leerer göng s i dym jaar-

gang gwönli nu bis an Ryfall. Da lauff i lieber echli meeund gseene dänn au öppis nöis. Das isch doch leessig.

Röbi: Da wämer dänn doch na luege, öb öisi leereri nöd e na

besseri idee hät. U f em wääg vo de Schwyz bin i überhaupt

scho gsy, mit mym vatte r und myner mueter.

63

Oski: Aber so schööni bilder, wie öise leerer amigs a d wandtaf lezäichnet, bringt öii leereri nöd ane.

Neben öise, öisi, öises und öie, öii, öies werden auch Formen miteingeschobenem -er- gebraucht: öisere, öieri usw.

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VOKABELN

mein, dein, sein

unser, euer, ihr

Varianten

64

Röbi: Tumms züüg. Mir reded jetz doch nöd vom zäichne, esgaat um d schuelräis. Überhaupt, bin öisere chunt s uf

anderi sachen aa. Sy isch äifach gmögig, und si hä t aHpotideene, wo super sind.

Oski: Werum säisch nüüt, Marco?Marco: Öisen isch äifach en schtuure chog. Ales gaat bin em nach

scheema eff und ales mues uf s tüpfli gnau sy.Oski: S gaat ja nümen esoo lang. Wänn er dänn emaalen i d sek

chömed, isch sowiso ales andersch. Myni schwöschter säit,

si heb deet en leerer, wo bin aHne syne schüeler beliebtisch. Es chönnt ja sy, das du au zu dem chunsch.

sek Sekundarschulechog Schimpfworttüpfli Pünktchenchreeze Rückentragkorbschoggi Schokoladegüggel Hahnweggli Milchbrötchenzäine Tragkorbschnauz Schnurrbart

büsi Kätzchenschlyffi Gleitbahn auf Eissägisse Sensegugelupf Gugelhopf

Das Possessivpronomen

Singular, Grundf.Dativ

Plural, Grundf.Dativ

Mask. Fern.

10 0 Lohnchabis Kohlsuri Kreiselwäidlig Kahntaggel Dackelnaastuech Taschentuchfinke Pantoffelnposchte Einkäufe machenschpine phantasieren

leessig wunderbar, tollirrleess noch leessigernüüt nichtshuusmäischter Hauswirt

Neutr. Mask. Fern.

mys öiseöisem

Neutr.

Wie myn werden flektiert dyn und syn, wie öise öie und ire.

Wie bei einigen anderen Wörtern (z. B. miir/mir oder das/daas istauch die Länge von myn, dyn, syn nicht stabil. Bei raschem Redenwird das y gekürzt, dann ist die Schreibung min, din, sin angebracht.

Neben mynere, dyner e, synere gibt es auch myner, d yner, syner.

11

Substantivischer

Gebrauch

Besitzanzeige

ÜBUNG 8

Im Gegensatz zum Deutschen kommen die Possessivpronomen nie in

Verbindung mit Artikel vor: Der meine, die meine, das meine heissenkurz myne, myni, mys. Zum deutschen der meinige gibt es keineEntsprechung. Der meinige heisst kurz myne.

Beispiele: Euer Haus ist nicht so gross wie das unsrige, dafür hat das

eure einen grösseren Garten: Öies huus isch nöd eso grooss wieöises, defüür hä t öies en gröössere gaarte. Meine Mutter schenkte

mir zwei Franken, was hat dir die deinige gegeben?: Myni mueter

hät mer en zwäifränkler gschänkt, was hät der dyni ggee? Lassmeinen Kugelschreiber in Ruhe, schreib du mit dem deinigen: Lasmyn chugelschryber i rue, schryb du mit dym! Meiner Frau geht es

gut, wie geht es der deinigen?: Myner frau gaat s guet, wie gaat sdynere? Eher volkstümlich aber häufig zu hören sind die Ausdrückemy ni für «meine Ehepartnerin» und entsprechend myne für denPartner.

Im Gegensatz zum Gebrauch des Deutschen meiner wird my ne ohneBerücksichtigung von Geschlecht und Zahl zur Angabe einesBesitzverhältnisses gebraucht: dee öpfel isch myne, die täschen ischdyne, das mäs ser isch syne.

Eher beliebter als das Possessivpronomen ist in diesen Fällen derDativ des Personalpronomens: dee öpfel isch miir, die täschen ischdiir, daas mässer isch imm, die büecher sind öis. Dieses gehört mir

kann also sowohl mit daas isch myne wie mit daas isch miir

wiedergegeben werden. Ausserdem gibt es auch das Wort ghööre, mankann also auch sagen daas ghöört miir.

myn brüeder öisi weggli ufmym rossmy ni chappe öises büsi i sym wäidligmyn rernsee mit irem suri myn nöie wageöise tiräkter ufmym welo dyni schwaar zöii schoggi mit öisem taggel chappe

ire güggel bin öisem naachber sys bruun rossiri hübschi a sym schnauz ires grüen chläidires bääbi mit dym chabis öise nöi tiräkter

öisi chriesi i syner chreetze öies gschtole welomyni rööschti in irer wöschzäine öisi guet schoggisyn 100 bin öisere myni chlyne chinddys naastuech huusmäischteri bi myner alte tantesyni finke uf öiere schlyffi öisi schaarff sägissemys bileet in irer öpfelweee ire böös taggel

65

öisi frische weggli ires S ross isch miir

sys ungültig bileet öisi (oder myne)LEKTION

9

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66

uf irem bruune ross öie De taggel isch diir

bi öisne liebe fründ sys D schoggi isch imm

in öisne waarme finke syni S büsi isch ire

mit irem süesse ire D weggli sind öis

gugelupf öises De gugelupf isch öi

my ne öies D chläider sind ine

Myni uur gaat voor; was häsch für zyt uf dynere? Myni schpint au

echli. Wem syn hund isch daas? Myne isch er nöd. Isch er nöd

dyne? Ich glaube, er isch syne oder ire. Öie hund hetzt aliwyl öisichatz. D redakzioon hä t es zirkulaar an iri mitarbäiter gschickt. Dfrau Brändli poschtet für iri familie. De vatter gaat mit sym soonund syner tochter go schpaziere. I öisere familie git s bald eshoochsig. Mys nöi töffli isch scho kabut, häsch du mee glück mitdym? Dys chly hündli isch hü t fascht under es auto choo. Öiseshiesig obscht isch konkurränzfeeig. Öii modeern schtägehuusbelüüchtig git e schööns liecht. Ire schiischtock isch verbroche. Sibezauberet ali wält mit irem früntliche wäse. Lueged si öisischaufäischter aa! Öisi nöie modäll sind geschter aachoo. Lönd SiIr i soorge dihäim und chömed Si zumene luschtigen aabi g in öises

gabaree!

Wie äine zumene nöie prueff choo isch

Myn fründ Emil hä t em aal amene hoochsig vil appl aus überchoowäg eme gedichtli, und drum hät er sider allpott öppis voorträit,wänn er amene fäscht gsy isch. Mit de zyt isch er imer gfitzterwoorde und syni veers sind au imer lüschtiger woorde. Wänn er

hütt amigs zumene hoochsig yglade wiirt, gaat er zu den eitere vode bruut und vom brüütigam und au zu denen ire fründ. Deetsamlet er anekdooten und gschichtli, und die bout er dänn i syni

«hoochsigskarmina» y. So säit er amigs echli gschwulen uf latynisch.Soo isch er naadigsnaa zumene profi woorde. Wil er so vil urnechunt, han i en emaale gfrÖÖget, was hüttigstags öppe de bruuch

seig bim hüüraate. Er hät mer dän prichte t, imm fali s uuf, wie diehoochsigsfäscht denand glychid. Mäischtes göng s bruutpaar zämemit de züüge am vormittaag oder sogar am taag vorane uf sschtandesamt fü r d ziviltrouig. Das sig dänn eender e trochni sach;im beschte fall göngid s nachane zäme zumenen apero und emechlynen ässe. S äigetli fäscht chömm dänn am neechschte taag.Also, das sig esoo: D hochsigsgescht, das sind ve rwandti und fründ

oder au prueffskoleege nämed natüürli ader äigetliche trouig täil,

das ghäisst, si chömed i d chile, wo de pfarer s hoochsigspaar zäme-

67

git. Au lüüt, wo suscht äigetli nöd religiöös sind, möchted dochimer na geern i de chile trout weerde. Psunders beliebt sindhüttigstaags gwüssi heerzigi hoochsigschileli nöimen uf em land.

Spezifisch

schweizerische

ab von - herab

ob auf, über

änet jenseits

unena

ussen aunterhalb

ausserhalb

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VOKABELN

Den deutschen

entsprechende

68

Dänn mues sich natüürli di ganz gsellschaft verschiebe oder

disloziere, wie mer im dienscht säged. Fü r daas mieted di äinten enggar, oder di andere - wil ja hütt doch di mäischte Iüüt motorisiertsind - bilded kolone vo gschmückten auto, wo s demit dänn uf sland use faared. Öppedie schtygt men au in es noschtalgischestampfzügli, wänn deet äis urnen isch. D hauptsach isch dänn shoochsigsässe imene renomierte reschtorant. Deet hä t de bruut-

vatter syni reed, won er demit syni tochter irer nöie familie

übergit, und dänn chunt scho gly di grooss scht und vo mym fründEmil. Da mues er nöd nu sys hoochsigskarmen vom schtapellaa, er

mues au de tafelmajoor schpile, für d musig soorge, tänz undgsellschaftsschpiiler organisiere. Fü r daas hät er esone rutinenüberchoo, das er druus en prueff gmacht hät.Wänn Sie emaalen es inserat inere zytig gseend «Als hoochsigsorganisator und fäschtredner empfilt sich E. Freudenberger, Telefon 0111234567», so chunt das vo mym fründ Emil.

prue ff -üehüüraate

züüge"

dienschtprofitafelmajoor "bruuch -üügfitzt

BerufheiratenZeugeMilitärBerufsmannFestarrangeurSittepfiffig

Die Präpositionenin

a an

us aus

uf au f

na,nach nach

um umdur durch

under unter

hinder hinter

über über

näbet neben

zwüschet zwischen

wäret während

wäge, wäg wegen

gschwulenaadigsnaaallpotturneUniPoli

vorvo

Z,zu,zue

bi, bygäge,gäg

sidoonimitussertinert

schtatttrotztank

... naa

hochtrabendallmählichimmer wiederumherUni versitätETH, Eidg.

TechnischeHochschule

vor

von

zu

bei

gegen

seitohne

mit

ausser

binnen

statt

trotz

dank

längs

I

Zur Anwendung

Bei Ortschaften

und Ländern

Gedehnte

und gekürztePräpositionen

zmitts i inmitten

heerwerts vo diesseits

wisawy vo gegenüber

oben a oberhalb

En schtäi ab em heerzDas doorff isch ab de wältsi isch ab de rytschuel gschprunge

Dee isch ab de schineBis änen use

hinen a

vornen a

vom Herzen

abgeschieden

au fder

Rückseite von

au f der

Vorderseite von

vom Karussell gesprungen

au f und davon

Änet em beerg hät s au IüütDomodossola isch änet em SimplonHeerwerts vo Uschter

bis zum geht nicht mehr

jenseits des Bergs

jenseits des Simplons

Uster von Zürich aus gesehen

mitten im Dorfmitts im doorff schtaat d chileDe baanlinie naa gaat en autobaan

Ussen am wald isch e deponyUnen am doorff flüüsst en bachWisawy vo de chile schtaat

der Bahnlinie entlang

ausserhalb des Walds

unterhalb des Dorfs

gegenüber der Kirche

s raathuus

Bei Orten und Ländern ohne Artikel dient uf für die Angabe der Richtung, während z das Verweilen angibt:

uf Züri, uf Basel, uf Chuur, uf Amerika, uf Frankrych nach Zürich

usw.

z Züri, z Basel, z Chuur, z Frankrych in Zürich usw.Dagegen mit Artikel: i d Schwyz, i de Schwyz, i s Elsass, im Elsass.

Die Regel wird heute nicht mehr von allen Sprechern konsequentbefolgt; man bekommt auch in Züri und nach Züri zu hören.

Es ist eine Eigentümlichkeit des Schweizerdeutschen, dass Präpositio

nen sowohl mit betonten wie mit unbetonten Personalpronomen verbunden werden können, wobei im letzteren Fall die Präposition alleinder Tonträger wird und bei Vokalzusammenstoss (Hiatus) Binde-nauftritt. Man vergleiche die folgenden Kontraste:

vo miir vomer von öi von i bi ire byn erevo diir vo der vonine von ene bi öis byn isvon imm von em bi miir bymer bi öi byn ivon ire von ere bidiir by der bi ine byn enevon öis von is biimm bynem näbet imm näbet em

69

näbet ire nä bet ere zu öi zuen i mit öi mit inäbetine näbetene zu ine zuen ene mit ine mit enezu miir zue me r mit miir mi t mer über in über en

Eine heute weniger oft gebrauchte Verschmelzung betrifft den DativPlural. An, von, bin, zun, in standen für ade, vo de, bi de, zu de, ideo Z. B. Bin grieche bei den Griechen. Von nüüne bis zun zwölfe

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zu diir zue der mit diir mit de r über sy über sizuimm zuen em mit imm mit em über sy über szu ire zuen ere mit ire mit ere

zu öis zuen is mit öis mit is

Wie die Beispiele zeigen, hat bei eine kurze Form bi und eine gelängteby. Bei zu lautet die kurze Form zu und die betonte zue. Die dritteVariante dieser Präposition z erscheint vor dem Infinitiv und vor den

Ortsnamen.Das Binde-n ist vor den unbetonten Präpositionen unabdingbar: zuenem, vonere usw., vor den betonten willkürlich: bin öis und bi öis.

Sandhi und Ver- Die schweizerdeutschen Präpositionen regieren den selben Fall wie dieschmelzungen entsprechenden deutschen. Da es im Schweizerischen aber keinen Ge

netiv gibt, regieren wäge, wäret, schtatt, trotz den Dativ, andere wiekraft, halber, in betreff, zwecks, binnen, angesichts, jenseits fehlen imSchweizerdeutschen völlig.

70

Die vokalisch auslautenden Präpositionen a, i, vo, gäge, wäge habenim Hiatus ein Binde-n: an öisi fründ, in alne döörffer, von

Effreetiken uf Dietlike, gägen OlSI überzüügig, wägenarbäitermangel, an en baum, in es hüüsli, in e chile.

Eine eigentliche Verschmelzung von vokalisch auslautenden Präpositionen mit Artikel tritt ein im Dativ Singular. Die Verschmelzunggeht dabei nach folgender Regel vor sich: In den Artikeln emene,enere, em fällt das erste e ab und wird ersetzt durch die Präposition,zum Beispiel: a + emene wird zu amene. Die folgende Liste enthältsämtliche Fälle:

a

} {

mene anere am

emene imene inere imvo + enere = vomene vonere vom

bi em bimene binere bimzu zumene zunere zum

Zu als einzige Präposition verschmilzt mit de(r) zu zur.

Wenn a und i vor dem männlichen bestimmten Artikel de stehen, trittoft eine Verschmelzung mit dem sonst ausgestorbenen Akkusativartikel«den» ein. Statt a de tisch pütsche an den Tisch stossen und i de seeflüüge in den See fallen heisst es dann an tisch pütsche, in see flüüge.Man gebraucht aber auch die unverbundenen Formen a de und i deo

I Verbal-

zusammen-

setzungen

Idiomatische

Wendungen

ÜBUNG 9

von 9 bis 12 Uhr.

Viele Präpositionen bilden mit Verben sogenannte Komposita. In diesen nehmen zahlreiche Präpositionen eine gelängte Form an. Diesewird uns in Lektion 21 bei den zusammengesetzten Adverbien auch

wieder begegnen.

i: ytue einknöpfen du muesch dyni chnöpf ytueob: oobhaa au fdem Herd haben wie lang häsch d suppen oob?

a: aamache befestigen mach de laden aa

us: uus-choo sich verstehen mir chömed guet uus mit eneuf: uuftue öffnen d tierli tüend d augen uuf

dur: duurtue auswischen tue das duur und schryb s nöizu: zuemache schliessen mach s fäischter zuena: naaschtyge begreifen schtygsch naa, häsch kä langi läitig?vor: voorchoo vorkommen so öppis chunt äim mängsmaal voorbi: byschtaa beistehen schtand me r by!

Das chunt mer z passMe gaat z chileI d himbeeri gaa

Vor de häiteri schtaa

Das kommt mir gelegen

Man geht in die Kirche

Himbeeren pflücken gehen

Vor dem Licht stehen

Uf chrankeschy blaue macheÄis über sander maal

Krankfeiern au fKosten der Kasse

Immer wieder

Um s verrode nödEr isch zue

I de tüüfti isch es tunkel gsyDe hund isch in hoof gränt

Si hät de maa welen i d trülischpeere

D muus isch is loch gschloffe

Am eerschte mäi git s en umzuugAd e Wybeergstraass hät s

epaar hotelIch han en brief an presidänt

gschribeMer sind uf em Bachtel gsyMer sind uf de Forch gsyMer sind uf der Üetli gfaareMer sind uf d Lägere gschtige

Um keinen Preis

Er ist wegen Drogen oder

Alkohol nicht ansprechbar

-Mer sind uf s Albishorngwanderet

Under em öpfelbaum ischfallobscht gläge

Under de tane ligged nadle

Ich ha d gschänk under dechrischtbaum gläit

Si händ e läitere under d lindegschtelt

D chatzisch under s fass gchrocheÜber em flugplatz isch näbel

glägeÜber d br ugg isch en zuug

tunneret

71

S wasser flüüsst und er de bruggdure

Si isch bis under d brugg

Si hät de film under e glaasplattegläit

Schind isch under es auto choo

Z Wolishofe schtaat di rootfabrik

Z Schtettbach chömed tram und

Wäge de lawynegfaar ischd pischte gschpeert gsy

Ern bach naa wachsed wäide

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72

gschwumeVor em eerschte schnee händ s

d schnüüze paraad gmachtVor de wienecht git s vil z tueEr isch vor em orcheschter

gschtandeEr isch vor s orcheschter ane

gschtandeSi

sind vor de räkter zitiertwoordeSi händ angscht ghaa vor em

räkter

Schtand nöd vor d uussicht!Imene laagerhuus isch s gschtole

welo gschtandeSi isch in en lade ggangeSi isch in es gschäft ggangeSi isch in e molki ggangeAmene schööne taag isch es

passiert

An ere chilbi isch es luschtigIch han an en hööche beamte

gschribeIch han an e behörde gschribeNäbet em paanhoof isch

s LandesmuseumHinder em Museum isch de

PlatzschpitzIch han an e schtedtisches amt

gschribeEs hät salaat ghaa uf eme beetUf ere tafele isch es verbot

gschtandeSi sind uf en beerg gschtigeSi sind uf e flue gehl äderetSi händ uf es seeli abegluegetWänn zwäi under äim tach

müend läbeUnder äiner tecki schtäckeEs hät s bääbi unde r eme pfulme

verschteckt

Er isch über eme huuffedokumänt gsässe

De balloon isch über ere schtadtschtaa plibe

Ich bin über e schwelegschtüürchlet

Mer händ über es buech gredtVor eme rootliecht halte

Vor ere barieere hät s en schtauggeeSi sind vor e schlichtigsschtell

uufpote woordeSi sind vor es gricht chooDe schy hät hinder eme bild

gchläbtD suffiööse isch hinder ere

ggulisse gschtandeDe mäiechäfer isch hinde r en

voorhang gflogeNäbet ere autobaan isch vii

leermeNäbet en autobaan tÖÖrff me käi

hüüser boueVom eerschte jäner aa

Ich bin ine rt ere wuche fertigSi händ ab em glachetÄnet em ZüribeergZmitts i de schtadtMe sind de Limmet naa ggangeOben a de säilbaan fangt

de wald aa

Unen a der Uni lyt d schtadt

Imene zält ine tÖÖrff me nödrauche

Hinen am bileet hät s reklaameVornen am auto sind

d schywerferMer gönd uf ChinaZ Peking hät s vii weloZ Japan produziered s

elektroonischi greet

S-baan zämeDur de Gotthard chunt men is

TessinZwüschet em Poli und der Uni

hät s e schtraassZwüschet de Limet und de Sihl

lyt de paanhoofUnder de wuche gan i nie uus

Er schtaat näbet em haupmeEr isch näbet de hauptme

gschtande

Änet em Rhy lyt ChlybaselSid langem isch es schtill um enIch bin z gascht gsy byn emAmene fyrtig sind d läde zueMiiraa eh asch na blybeBin öis git s nüüt settigsGang zu imm, nöd zu ireGib s zue, zu miir chasch es säge

Hüttemorge bin i byn em gsyMit diir mues i na es wöörtli redeBis lieb, chumm zue mer

73

LEKTION

10

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Rätschen isch an es vergnüege

Ern buumäischter Manassi syni frau und d frau vom leererSchüürme sind nachberine. Si chömed guet uus mit enand, undnüüt tüend s lieber als nach em poschte echli zämeschtaa und

rätsche. Es isch grad en nöie tokter i de nachberschaft yzoge. Sifinded, dee heb scho es gfell ghaa, das er grad e wonig gfunde hät,aber psunders nimt si s jetz wunder, was dem syni frau ächt für

äini isch. Si händ si nämli nanig gsee; nu em tokter syn huusraat

hät ene glägehäit ggee zum bim zügle echli schpienzle. Das huusvom tokter isch früener emene koloniaalwaarehändler gsy. Mitdem syner huushelteri händ s öisi daame nöd eso guet chöne. Eshä t si geergeret, das die chüngel und hüener gha hät; s chreee vomgüggel isch ne psunders uf de wecker ggange. Dem koloniaal-waarehändler syni vycher sind alewyl na daa, er cha si welewäägnöd i s altershäim mitnee, aber was macht ächt de tokt er mit ene?Wo s mit dem theema fertig gsy sind, händ s es vo de chilepfläägghaa. Si sind mit de meerhäit vo de chilepfläger nöd yverschtande.S amt vom zwäite pfarer isch vakant, und d frau vom leerer findt,me hett si au sele i d pfarr waalkommissioon weele. D frau Manassifindt das au; das gschprÖÖch vo dene zwo schwätzbäsene über dilokaal chilepolitiik isch dänn zimli uusgibig woorde, und es isch ne

75

gar nöd uufgfale, wo s halbi zwölfi gschlage hät. Da settid s doch

scho lang dihäime sy zum de zmittaag choche. Ern leerer syni frau

mues phünktli paraad sy mit em zmittaag; eer chunt amigs sofort

wenn man an ihren Ausgangspunkt denkt. Aus einer Wendung wie Ern

puur isch sys huus abeprännt entsteht durch Verschiebung des Pos

sessivpronomens ein possessiver Dativ: em puur sys huus isch abe

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VOKABELN

Mit Präposition

Der possessive

Dativ

76

häi us de schuel und er hä t nöd wyt. De frau Manassi iri chind

chömed natüürli au häi, wänn s uus händ, aber mit dene nimt si s

nöd eso gnau, eer blybt im büro oder er isch nöime wyt ewägg uf

eme bou. Wo di bäide nachberine dänn doch na gmerkt händ, wie

schpaat das es isch, sind s verschrocke, händ denand gschwind

adie gsäit und sind in irne hüüser verschwunde.

chüngel" Kaninchen ächt wohl, vielleichthuen üe -er Huhn nanig noch nicht

chilepflääg -e Kirchenvorstand luuser Lausekerlschwätzbäsi boue bauen

-ene Klatschtante buumäischter Baumeistergfell Glück schpaat spätheli " Hubschrauber schöne mit gut auskommenteescheewee TGV ufde

Zürizytig NZZ wecker gaa nervenTagi Tagesanzeiger s haa mit sich beschäftigengüsel Müll mitWältschland französischspra - guetzli Kleingebäck

chige Schweiz eh ritz Zank,schpienzle spionieren Differenzenzügle umziehen schtift Lehrjunge, Azubirätsche klatschen schtiftin Lehrmädchenwelewääg wahrscheinlich nöime, näime irgendwo

Der Genetiv

Die schweizerdeutschen Substantive haben keine Endungen, um den

Genetiv auszudrücken. Statt dessen dient entweder eine Präposition

oder der possessive Dativ. Gleich wie man französisch Le toi! de la

maison oder englisch A speech of he chairman formuliert, so sagt man

auf schweizerdeutsch:

stach vom huus

e reed vom presidänt

de prys von ere tuurte

d moodehüüser vo Züri

en fründ vo mir

Das Dach des Hauses

eine Rede des Vorsitzenden

der Preis einer Torte

die Modehäuser von Zürich

einer meiner Freunde

Bei dieser Konstruktion erscheint das Wort, welches auf deutsch im

Genetiv steht, im Dativ. Die Formulierung wird leicht verständlich,

'I, \

Unlogische Ver-

schmelzungen

Erstarrte

Wendungen

prännt. Man vergleiche auch: mynere tochter hät dee lu user ires

bäbi ewäggnoo, durch Umstellung wird daraus ein possessiver Dativ:

Myner tochter ires bäbi hät dee luuser ewäggnoo. Noch ein

Beispiel: Mym vatter isch syn huet devoo gfloge wird zu mym

vatt er syn hu et isch devoo gfloge.

Der possessive Dativ wird gewöhnlich nur bei Personen gebraucht,

Ausnahmen sind aber möglich, z.B. bei Firmen.

die Freunde Heinrichs em Häiri syni fründ

das Kleid der Frau Bühler de frau Büeler ires chläiddas Kleid mei ner Freundin myner fründin ires chläid

der Mantel jenes Soldaten säbem soldaat syn kabut

Man vergleiche: em Hodler syni bilder = die Bilder Hodlers, aber es

bild vom Hodler =ein Bi ld Hodlers.

Nun kann aber das regierende Wort (d .h. jenes, auf das sich der Gene

tiv bezieht) seinerseits von einer Präposition abhängen: Ich ha s zu

mym fründ sym vatter gsäit. Wenn nun aber dieses zu oder eine

andere Präposition vor einem Artikel steht, so verschmilzt es mit ihm

nach den in Lektion 9 beschriebenen Regeln, obschon es logischer

weise gar nichts mit ihm zu tun hat:

vo (ern maa) syner syte

bi (ern Häidi) syner leer eri

i (ern tokter) syner praxis

zu (de frau) Manassi irer

nachberi

von der Seite des Mannes

bei Heidis Lehrerin

in der Praxis des Doktors

zu der Nachbarin von Frau M.

Das ergibt in der wirklichen Sprache:

vom maa syner syte

bim Häidi syner leereri

im tokter syner praxis

zu r frau M. irer nachberi

Die ausgestorbenen Genetivendungen kommen noch in einer Reihe for

melhafter Wendungen vor:

ums himeis wile

s tüüfels tank haa

maas gnueg sy

es hagels chröttli

was guggers isch daas?

en moords ruusch

ich hä nöd de zyt

aler gattig lüüt

ums Himmels willen

des Teufels Dank haben

Manns genug sein

ein sakraments Mädchen

was zum Kuckuck?

ein Riesenrausch

ich habe keine Zeit

aller Art Leute

77

myner läptiganderer mäinig syöiseräin

im ganzen Leben

anderer Meinung sein

unsereiner

chläid hät e naat glaa. Im tiräkter sym büro schtaat en nöie pe.

D redakzioon vo de Zürizytig isch i de nÖÖchi vom paanhoofSehtadelhofe. D organisazioon vom Sächsilüütenumzuug git viiaarbet. Mit öisem maalermäischter syner schtiftin hämer chritz

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Familien

und Sippen

ÜBUNG 10

78

alerhandi Gotts name

allerhand

in Gottes Namen

Alte Genetive sind auch die Kollektivbezeichnungen für Familien wies Büelers, s Bachofners, s Guyers. Im Deutschen gibt es dieseWendungen auch, aber man beachte, dass dort der Artikel «die» am

Platz ist: die Meiers, während im Schweizerdeutschen der ausgestorbene Genetivartikel s gebraucht wird .

d verhandlige vomnazionaalraat

d sitzig vom gmäindraat

d schulde vom Bundder yfluss vom Wältschlan dde flugplaan vo de Swissaird gschwindikäit vom

Teescheeweede prototüp vonere lokiwäg em uusbou vom

schtraassenetz

i de nÖÖchi vom seed lengi vo de tagesschauder empfang vom satellite-

feernseed nöiuuflaag vom züritüütsche

wörterbuechd grammatik vom

schwyzertüütsched diräkzioon vom

Schauschpilhuusd gschicht von öisere

wonigssuechi

s ghäimnis vo de chuchifeede neerweert von ere tasseschoggelade

d läbesduur von ere batteryd abfuer vom güselem schtadtpresidänt syn

schtaabsschefbim schtadtpresidänt sym

schtaabsschefmyner schwöschter iri schefinem herr Früe sys huusde frau Büeler ires chläidem haupme sini soldaatemit em haupme syne soldaate

de Monika ire maazur Monika irem maa

em Elsi sys büsiwäg em Elsi sym büside huushelteri ire güggelem schtift syni

abschlussprüefl5gwäret em schtift syner

abschlussprüefl5gde mueter ire gebuurtstaaga de mueter irem gebuurtstaagde Rettigsfluugwacht iri heli

Wem sys huus isch daas? Im herr Früe sym huus hät s prännt. Vomyner schwöschter irer schefin han i pricht überchoo. Ern Fredysyni frau isch e blondi. Bim Fredi siner frau hämer tee und guetzliüberchoo. Vo de Sandra irem brüütigam han i nu guets ghöört.Wäg de hushelteri irem güggel git schrach. A de frau Büeler irem

ghaa. I dem syner huut wett i nöd schtäcke. De bytraag vo deschponsoore laat uf sich waarte. D gmäindrÖÖt vo de schtadt Züri

händ sitzig am mittwuche. En pilot vorne ne heli hä t di verunglückte zeerscht gsee. D reparatuur vo de brugge vo de nazionaalschtraasse choscht vil gält. Ern prokurischt syni vorschleeg

sind besser gsy als em tiräkter syni.

79

LEKTION

Am Iiebschte tüemer jasse

11

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-

(In diesem Lesestück sind übungshalber die traditionellen

Deklinationsformen des Dativs Plural ausgeschrieben.)

Won i emaale äine vo myne fründe gfrÖÖget ha, was eer und syni

frau i de freizyt am liebschte tüegid, git er mer zur antwort: «Am

liebschte tüemer jasse.» Ich ha mi nöd gwunderet über die

antwort; ich ha ja gwüsst, das daas als öise nazionaalschport gilt.

Es git ekäi bäiz, wo t s nöd eh asch gsee, wie s schtundelang vor emjassteppich hocked und äin jass nach em andere chlopfed. Ich ha s

aber doch wele na chli gnauer wüsse und bi dänn druff choo, das

vo de gsellschaftschpiilere s jasse würkli zvorderscht schtaat;

schach chunt eerscht i zwäiter linie, und bridge schpilt me nu i

meebessere chräise.

Was mached aber die, wo nöd finded, das s jasse di schönseht sach

vo de wält isch? Di säbe gönd veruse, und du triffsch si uf de

schportplätze, i de beerge, i de wäldere. Mänggi trybed liecht

atletik, anderi tschuuted, schpiled handball oder tenis, und bi de

beernere schtaat s hornusse hööch im kurs. Der alpinismus isch

. zwar vo den ängländeren erfunde woorde, aber sider sind au d

schwyzer zu groosse beergschtygere woorde; schlädere chasch hü t

sogaar i kürse leere. Weer nöd geern chräsmet, dee tuet defüür

wandere; s ganz land isch ja mit gääle wäägwysere überzoge. S

schwümen isch scho imer beliebt gsy; seee hät s ja gnueg, aber i de

flüsse isch s bade na lüschtiger. Au a halebedere feelt s nöd; und

under de schuelerchinde findsch chuum äis, wo kä schwümunder-

81

richt hät. Zun ere mooden isch stauche woorde mit allnetechnische schiggaane. S säglen isch früener als en herreschport

aaglueget woorde, aber hüt hät s uf de seene erang eso vil schiff,

Frauenberufe Auch bei den weiblichen Berufsbezeichnungen ist ein starkerSprachwandel zu beobachten. Früher hiess es püüri, chöchi, gletteri(Büglerin), doch heute sagt man eher püürin, chöchin, gletterin. Alle

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VOKABELN

Verwandt

schaftsnamen

Plural

endung -ene

82

oder am uufer wie bi de parkplätzen i de schtedte. Under de

sägelflüügere git s au erfaareni schportslüüt, aber i nöierer zytsind deltasägler und gläitschirmler schweer uufchoo; bi schöönemwätter chasch s beobachte, wie s de vögle konkurränz mached. Im

winter degäge gilt imer na de slogan «s ganz volch faart schii». Im

dienseht vo de schiifaarere findsch gly emaale uf allne högere esässelbaan oder en schiilift, und d schneekanone soorged defüür,

das d säsong nöd z früe z änd gaat.

de jass Kartenspiel

s mäitl i (auch) Dienstmädchend schpetteri -ine Stundenfraus chrüsimüsi

d matuur-e

tschuute

aagrüert

schpuelesider

hornusse

DurcheinanderAbiturFussball spielenangeworfen

leer drehenseither

eine Art Schlagball, scherzhaft auch

Puuretennis genanntkafi lutz }kafi rerti g Kaffee mit Schnaps

Besondere Pluralbildungen

Die Verwandtschaftsnamen auf -e r bilden ihren Plural mit -e und haben, wenn möglich, Umlaut: vatter: vättere, mueter: müetere, tochte r : töchtere, vetter: vettere, sch wöschter : schwöschtere, brüeder:

brüedere (ü auch im Singular!)

Die Feminina auf -i haben die Pluralendung - ene: müli: mülene, hööchi: hööchene, mieti: mietene, lugi: lugene (Lüge). Dieser Pluralendung haben sich auch tantene und got te ne (Patinnen) angeschlossen.

Die Endung -ene hat sich in neuerer Zeit auf alle Wörter ausgebreitet,die auf Vokal enden, da bei diesen Wörtern sich der Plural vomSingular sonst nicht unterscheidet: wi la: wilene, firma: firmene, theema : theemene, chile: chilene, lucke : luckene, gruppe : gruppene,

mappe: mappene, schprütze: schprützene, zäntraale: zäntraalene,

behörde: behördene. Diese Formen werden noch nicht von allenSprechern gebraucht.

schtudäntin, fotograafin, redaktoorin, grafikerin, programiererin,

soziaalarbäiterin. Diese alle bilden den Plural ganz regelmässig nachder 3. Deklination, also schtudäntine, fotograafine usw.

Der Umlaut von a Der Vokal a kann auf vier Arten umlauten: e, e, ä, ÖÖ. Der weitaushäufigste Fall ist das überoffene ä: bach: bäch, hand: händ, zaa: zää,

haag:hääg (Zaun), gwaagg:gwääg (Krähe). Selten ist beim Plural der

Umlaut e: schlaag:schleeg, die Wörter, bei denen ein rauf a folgt,haben eine Neigung zu e. So kommt für Arme neben äärm auch eerm

vor, der Lernende kann dies i g n o r i e r e n ~ hingegen muss er sich dienoch folgenden Fälle gut merken. Es handelt sich um elf Substantive,bei denen a zu geschlossenem e u m l a u t e t ~ bei den am Schlussstehenden fünf Wörtern hat der Singular ein langes aa , während den

a zu e

aa zu öö

Umlaut in

Ableitungen

Plural ein kurzes e auszeichnet:

As t ascht: escht Rad raad:reder

Gast gascht: gescht Gras graas:greser

Sack sack:seck Glas glaas : gleser

Kraft eh aft : chreft Bad baad:beder

Stadt schtadt : schtedt Grab graab : greber

Blatt platt: pletter

Der Wechsel von langem Vokal im Singular und kurzem im Plural, aber

ohne Umlaut, tritt noch bei einzelnen anderen Substantiven ein:

Mann maa: mane Jude juud :jude

Hase haas : hase Glied gliid : glider

Riese riis: rise

Einige Substantive, die im S ingular ein langes aa haben, wandeln diesim Plural in ein langes ÖÖ. Es sind im wesentlichen die folgenden:

Abend aabig: ÖÖbig Tatze taape: tÖÖpe

Rat raat:rÖÖt Haken haagge:hÖÖggeSchaf schaaf: sch ÖÖf Naht naat:nÖÖt

Draht traat: trÖÖt Braten braate : brÖÖte

Span schpaa : schpÖÖ Apparat aperaat : aperÖÖt

Grat graat: grÖÖt Salat salaat: salÖÖt

Obschon die Zahl der Substantive, bei denen ÖÖ als Plural zeichen auftritt, relativ beschränkt ist, bleibt zu beachten, dass dieser Umlaut beiWortableitungen durchaus produktiv ist, wie die folgenden Beispiele

83

zeigen: schööfli (Schäfchen), bröötie (braten), tÖÖpli (Tätzchen),

hÖÖggie (häkeln), hÖÖrli (Härchen), schtrÖÖssli (Strässchen), frÖÖgIe(immer wieder fragen), nÖÖdeli (kleine Nadel), schprÖÖchie

und tantene. Mer müend öi na d schlüssel fü r s feriehüüsli gee.Hase und ree sind wild, wo d jeger tÖÖrffed jage. Redaktoorinesind mängsmaal ä grad na fotograafine. Früener händ di

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Kein s-Plural

(plaudern), schmÖÖIer (schmaler), schpÖÖter (später), schwÖÖbisch(schwäbisch).

Jene Wörter, die in der Region Zürich den Umlaut aa : ÖÖ haben, sind

die gleichen, die in verbreiteten anderen Dialekten an Stelle des aa ein00 haben. Dort heisst es schtroos, frooge, schprooch usw.

Auch der Umlaut von a zu e begegnet uns in abgeleiteten Wörtern:glaas : glesig, chraft: chreftig, gr aas : gresli, raad : redli, chalt : chelti,

glatt: giette, nass: nessi, mascht : meschte, schtadt:schtedtisch,chlaag : chleger, jage: eger.

Im Deutschen kommt relativ häufig ein s als Pluralendung vor, z. B.Uhus, Wauwaus, Echos, Wracks, Bankiers, Salons, Nazis, Taxis, Schu

pos usw. Die Pluralendung -s gibt es im Schweizerdeutschen nicht, dieentsprechenden Wörter bleiben hier endungslos.

Merke: Jungs und Mädels heisst bueben und mäitli.

Kinder Eine Besonderheit bietet der Plural von Kind. Er lautet wie der

Singular chind. Wenn man aber den Kindern ruft (also Vokativ), so

heisst es chinde! Z.B. chinde, chömed gschwind häi (Kinder, kommt

schnell nach Hause!)

Der Dativ Plural Der Dativ Plural hatte im klassischen Zürichdeutsch - nicht aber in

den meisten anderen Dialekten - die Endung -e. Sie ist auch heute

noch nicht ganz ausgestorben. Wer aber heute Schweizerdeutsch lernt,braucht sich nicht damit abzumühen. Da der Lernende aber dochdavon Kenntnis haben muss, wird er hier kurz behandelt:

ÜBUNG 11

84

Im Dativ Plural nehmen alle Substantive, die nicht ohnehin auf ein -eausgehen, die Endung -e an, also uf de böime, i de hüüsere.Wörter, die auf einen betonten Vokal ausgehen, schieben ein -n- ein: ide schuene, wäg de zääne; jene auf -eI stossen das -e- aus: mit denesle, wäg de schlüssle. Wörter, die auf -i enden, ersetzen dies durch

-ene: bi de mäitlene, uf de chüssene. Im Lesestück dieser Lektionkommen viele Pluraldative vor; sonst werden sie in diesem Buchübergangen.

Pass uuf, a dem brätt schtönd na epaar negel füre. D apperÖÖt sindbim schtuurz läider kabutt ggange: trÖÖt, hÖÖgge und schpÖÖ sind iäim chrüsimü si gsy. Dimene hoochsig wänd ali verwandte deby sy:

, d müetere und d vättere, d schwöschtere und d brüedere, ünggle

meebessere familie i de wilene mee weder äis mäitli g haa, dezue na

e chöchi; d wöschfraue und gletterine sind na äxtra choo; hütt

hand s mängsmal nöd emaal e schpetteri, und mäitli säit men au

nüme, es ghäisst jetz huusaagschtelti. D schüeler händ a detüütschmatuur drei verschidni theemene zu r uuswaal überchoo.Las di nöd uf d escht use! Wänn d ÖÖbig schöön gsy sind, simeramigs na lang verusse gsässe. Es git ·nöd nu pfärer i de chilene, au

d schpitÖÖler händ amigs äigni pfärer oder pfarerine. D kuur-

gescht händ i sibe tääg sächs beder überchoo, und dezue händ s alltaag epaar gleser vo säbere quäle trunke. Bi dere chelti hät s uf

äimaal aagfange schneie, uf de schtraassen isch äi gletti gsy und dreder händ nu na gschpuelet. Wie aagrüert han i en häxeschussghaa und ä suscht händ mer alli glider wee taa. Chumm, mer

brÖÖtled heerdöpfeI, mached dezue na es salÖÖtli, dänn trinkedmer en kafi lutz, und so git s na ganz en gmüetlichen aabig.

85

LEKTION 12En zürcher zäiget syne gescht d schtadt

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En yhäimische schpilt de fröndefüerer für syni bekante us em

Berner Oberland, wo scho lang nüme z Züri gsy sind. Er holt s am

paanhoof aab, und dänn ,gönd s zeerscht dur d underfüerig zum

Landesmuseum. Deet schtyged s i äis vo dene Limet-schiff, wo äim

an Amschterdam erinered. «Die schiff daa», säit öise zürihegel,

«cha me sid em vercheersverbund bruuche wien es tram, und uf

die aart händ er s am ringschte, wänn er di schönschte geböi vo

Züri wänd gsee. Jetz faaredmer

zeerscht under de paanhoofbruggdure; dänn ch unt di nöipout Rudolf Bruun-brugg. Linggs begläitet

öis s Limet-ggee, und uf de rächte syte schtönd di schöön

renowierten alte hüüser vo de Schipfi. Wän er ufe lueged, gseend

er d böim vom Lindehoof; das isch zur zyt vo de rööme r e feschtig

gsy. Jetz chunt scho wider e brugg; si hät früener emaille gmües

brugg ghäisse, wil de meert druf gsy isch, aber dänn hät me si

umtaufft nach em raathuus: a dem ächte renessansbou cha me nu

syni fröid haa. Di säbe prächtige hüüser, wo me grad hinder em

raathuus gsee cha, sind zumfthüüser mit schtilvole sääl und

pflägte reschtorant. Jetz müend er gschwind uf di ander syte luege,

suscht verpassed er d Mäise; das isch nach de mäinig vo vilne lüüt

s schönscht huus vo Züri, es ghöört au zunere zumft. Ich wäissscho, me sett zouft säge, aber das ghöört me hütt nu na am

Sächsilüüte; au möischter sett me äigetli säge; da chömed mer

nämli jetz gra d dezue.

....... """'r- ( " /V ' r v - ~

r __ r-.r rl...~

~ - ! H : .

87

Grad drei chile tauched zur glyche zyt uuf; die mit de toppeltürmisch s Groosmünschter, das isch s waarzäiche vo Züri, die mit emticke turm isch de «Pheeter», de säb heb s grööscht zifferplatt i dewält, und die mit em schlanke turm isch s Fraumünschter; devoor

Bei Gegenüberstellung von dieser: jener verwendet man gern dee miteinem Ortsadverb: dee daa für dieser und dee deet für jener. ZumBeispiel: daas daa gfalt mer nöd, aber zäiged Si mer emale daasdeet! Die scheer daa isch schtumpf, nimm die deet! Was säisch zu

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VOKABELN

dieser und

jener

88

gseend er es ryterschtandbild, dee maa, wo da so küen uf em rosssitzt mit de schtrytachs i de hand, isch de bürgermäischter HansWaldme; und dine i de chile cha me di berüemte glaasfäischtervom Chagall bewundere, a dene gaat kän fröndefüerer mit symgschäärli verby.Jetz faared mer am Buuschänzli verby, das isch es inseli, wo früener zu de schtadtbefeschtigunge ghöört hät, drum ghäisst s eso,hütt isch e gaartewiirtschaft druf obe. Wisawy devoo isch di alt

ländi, hüt säit mer ere riwieera, deet sind amigs d schiff vom seeoben abe glandet, vor d ggeebrugg boue woorden isch. Under derefaared mer grad une dure und chömed demit in offne see. Wänn sföönig weer, he tted mer en wunderbaare blick uf d Alpe, aber hütt

hät s eso vii dräck i de luft, das mer nöd dure gseend. Öiseslimetschiff macht daa am Bürkliplatz e zwüschelandig, aber miirblybed na chli sitze, chömed in see use und schtyged dänn am

Zürihorn uus. Deet chömer öppis bicke, und dänn faared mer mitem Züritram zu öis häi. Moorn lueged mer ales na emaal vom landuus aa, und dänn chönd er säge, was i öi suscht na seil zäige.

e gschaar-e Schar gschpässig merkwürdig

en oder es ggee Quai, Uferweg e ländi -ine Anlegeplatze zumft -ü- Gilde, Zunft verwütsche erwischenzümftig grossartig bicke picken, wenig essen

Die DemonstrativpronomenEs gibt nur zwei hinweisende Fürwörter. Dem deutschen dieser

entspricht dee, dem deutschen jener de säb. Im Dativ kommt säb mitund ohne Artikel vor. Dessen Verwendung ist willkürlich.

Sg. Grundfall Idee die daas desäb disäb säbem säbe de säbe em säbe

säbem säbere säbemdisäbe

de säbesäbne

Dativ I emm I der< demmPI. Grundfall die

Dativ dene

Das Neutrum säb (der Artikel s ist mit dem s verschmolzen) ist sehrhäufig und gleichwertig mit das, zum Beispiel: säb isch waar; säbmues me zuegee; wäg säbem (deswegen); säb wili mäine (aber ganz

gewiss).

Betont und

unbetont

dene blueme deet? Mit dere daa (verächtlich) wott i nüüt z tue haa.

Bei dee und daas tritt das uns schon bekannte Phänomen ein, dass beiweniger starker Betonung der Vokal gekürzt wird. Auch das verstärktemm bei demm wird dann zu einfach m abgeschwächt. Man lasse sichdaher durch Varianten in der Schreibung nicht verwirren.

Was heisst dise? Es gibt noch ein Demonstrativpronomen dise disi dises, das aber

genau das Gegenteil des deutschen dieses bedeutet, nämlich der, die,das andere. Vermutlich ist es darum weitgehend ausser Gebrauch ge-

jeeni

kommen.

Das deutsche jener ist im Schweizerdeutschen nicht vorhanden.Hingegen ist in jüngerer Zeit ein neues Wort jeeni aufgekommen, dasdie Bedeutung viele hat: Jeeni Iüüt sind deet gsy = ein Haufen Leute

waren dort.

Im Schweizerdeutschen verbindet man die betonten Demonstrativpronomen sehr gerne mit Präpositionen: uf daas abe darauf, wäge demmdeshalb, vo demm davon, mit demm damit. In unbetonter Stellungverwendet man dagegen auch die Kombinationen mit de-, der-, dr-.Sie stehen aber in der Regel am Schluss des Satzes. (Siehe auch

Lektion 21.) Kontraste:

wäge demm muesch nöd truurig sy

muesch nöd truurig sy derwägeum daas gaat s hütt

s gaat hütt nöd drum

gäge daas cha niemer syniemer isch degägevo demm han i na nie öppis ghöörtich ha na nie öppis ghöört devoomit demm chasch nüüt aafange

chasch nüüt aafange demit

Der Genetiv des Dessen und deren haben im Schweizerdeutschen keine EntsprechungDemonstrativ- und müssen gleich wie die Substantive durch den possessiven Dativ

pronomens vertreten werden:

In dessen Haut mächte ich nicht stecken: I demm syner huut wett inöd schtäcke. In deren Läden findest du alles: I denen irne läde

findsch ales.

89

DAS RELATIVPRONOMEN

Es gibt für alle Geschlechter, Zahlen und Fälle nur ein Relativpronomen: wo, das vollkommen unveränderlich ist. Beispiele:

Sg. Mask. Der artikel, wo mer i de zytig list welchenNeutr. S fröläin, won i i de paan käne gleert ha welches

LEKTION

13Au imene gsangveräin hät s viler gattig lüüt

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ÜBUNG 12

90

Fern. D abschtimig, wo me hät müese widerhole welchePI. D künschtler, won uusgschtelt händ welche

Man beachte, dass wo im Hiatus ein -n angefügt bekommt: won i, woner. Die Verwendung des Relativpronomens im Genetiv, Dativ und in

Verbindung mit Präpositionen ist komplizierter und wird deshalb inLektion 23 besonders behandelt.

Als Determinativpronomen dient das Demonstrativpronomen in derkürzeren Form:

de, wo: derjenige, welcher

die, wo: diejenige, welche

das, wo: dasjenige, welches

Die brugg ghäisst Paanhoofbrugg. Dene psuecher gfallt Züri. Desäb chile urm ghöört zum Fraumünschter. Daas glaub i uf kän

fall. Daas ghöö r i geern, säb tun kti mi gschpässig. Daas daa chaschhaa, daas deet phalt i sälber. Uf di säbe fründ chasch di verlaa. Isäbem land wachsed käi banaane. Vo dere frau han i e luschtigigschicht ghöört. Dee cha mer gschtole weerde. I säbere schtadt

sind d schtüüren am hööchschte. Mit dem gält cha me läbe. Säbgrooss huus isch d börse. Dee maa und di säb frau sind geschteraachoo. Das bindsch mer nöd uuf. Vo säbem maa han i zwee öpfelgschänkt überchoo. Ii r sind verboreti lokaalpatriote, daas muesme scho säge. Näi, daas isch nöd waar. Doch, vo demm bringed er

mi nöd ab. Die lüüt daa chönd mer s beschteetige. De säb beergisch der Üetli. I dere chile bin i taufft woorde. Myn chlyne hund

isch myn beschte fründ; de gaat alewil mit mer. Die blueme da han

i sälber zoge, und di säbe böim han i vom geertner überchoo, wo sna ganz chly gsy sind. Die daa cha me vilicht namaal bruuche,aber die deet wämer furtrüere. Mit dene da cha me waarschynlinüme vii aafange. Daas daa isch s huus, wo de Gopfrid Chäler als

bueb gwont hät. Dee, wo d fäischterschybe ygschlage hät, ischverwütscht woorde. D chriesi, won i vo diir überchoo ha, händ mer

guet gschmöckt. Vo dem, wo de r flattiert, muesch nüüt guetserwaarte.

A. Was fürig lüüt händ iir in öiem gsangveräin?B. Ja , s hä t natüürli settigi und asigi. Di äinte chömed us liebi zur

musig, di andere bloos zur underhaltig.A. Was fürigi händ er lieber?B. Natüürli derigi, wo us inträssi und fröid a de sach chömed. Es

hät zwaar au wider sonigi, wo mäined, sy wüssid mee weder detirigänt sälber, aber me mues es nu verschtaa, so cha me mit

settige lüüt au uus-choo.A. Was händ er für en tirigänt?B. Äine, wo z Züri am konsi gsy isch. Er hät na kän groosse name,

aber er macht syni sach rächt. Wäisch, me r chönd sowisoekäine bruuche, wo z groossi aaschprüch schtelt; mer sind ja

käi prueffsänger und wänd nöd hööch use.A.Isch niemer anderer mäinig?B. Mo-moll, es hä t wie gsäit, etlichi, wo mäined, mer söttid mee

moderni sache singe und demit a de sängerfäscht briliere, undso chunt s halt öppe voor, das öpper mit öppisem nödyverschtanden isch; aber i welem veräin git s nie so öppis? Aberöise presi laat sich vo niemerem eso liecht druusbringe, es

bruucht vii, bis en äine us em hüüsli bringt.A. Händ er na nie öpper müesen uusschlüüsse?B. Moll, em aal hämer äifach müesen äinen uusschlüüsse. Das isch

äine gsy, won an alem öppis z kritisiere ghaa hät; es isch kän

91

aabig vergange, das er nöd schtämpeneie gmacht hett. Fü r esooäinen isch natüürli kän platz imenen eernschte veräin. Epaari

sind au sälber uusträte, wo au niemer geern ghaa hät. Das isch

äim am liebschte, wänn die, wo nöd rächt tüend, vome sälber

Zur Verwendung adjektivisch: kän mäntsch, kä frau, käs chind, kä hüüser

substantivisch: käne, käni, käs, käni

uf äin chlapf plötzlich, gib em äis versetz ihm einen Schlag, duu

bisch mer äini wie kommst du mir vor, er gaat mit äinere er hat eine

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VOKABELN

jemand

niemand

etwas und nichts

kein und ein

Zur Form

92

gönd; uf die aart isch alne tienet, und mänge schtile, wo nöd

geern chrach hät, isch deduur em veräin tröi plibe.

A. Weli Iüüt händ er dänn am liebschte? Mit weIne schaffed er am

liebschte zäme?

B. Yfrigi sänger, wo glychzytig gueti kameraade sind; aber

schliessli isch jede rächt; bloos äis cha niemer uusschtaa; wänn

äine mit nüütem zfriden isch und jedem am züüg flickt. Aber

wie gsäit, settigi häts jetz ekäini mee in öisem veräin.

s konsi " Konservatorium d birede presi " Präsident s gschtüürmde chrach -ä- Streit, Krach rächt tued schtämpeneie Umschweife,

Umstände pöpperlemux Regung molles schtuck -u- Stück mo-moll

Die Indefinit- und Fragepronomen

substanti visch

adjektivisch

Birne

Getue, Aufregung

sich gut

benehmen

leise klopfen

doch

doch,doch

äis

äim

Das Wort für keiner tritt in vier Varianten auf; denn neben käine und

kän gibt es auch Formen mit einem e-Vorschlag, z.B . ekäine, ekän,

ekäini , ekäs, ek ä usw. Zwischen den Formen mit und ohne e- gibt eskeinen Unterschied im Gebrauch.

--

irgend

etwas

einige

mancher

alles und jedes

Freundin, in äiner töibi in hellem Zorn, mer gönd äis go zie wir

kehren ein, s gaat i äim uufwüsch es geht in einem, an äiner tuur

ohne Unterbruch, da eh asch äinewääg nüüt mache da ist nichts zu

tun.

äim ist Dativ und Akkusativ von me, mer man. Das fuxt äim das

ärgert einen, daas tuet äim läid das bedauert man, die Iüüged äim aa

diese belügen einen.

Das Wort irgend hat keine Tradition im Schweizerdeutschen, doch

wird es heute häufig gebraucht, angepasst in der Form als irged, z. B.

irged äine isch deet gsy.

öppis heisst etwas, öppe etwa und zirka, aber nie wird öppe gebraucht

im Sinne von ein wenig, dafür dient einzig echli:

dee schüp isch echli z lang dieser Rock ist etwas zu lang, si schpint

echli sie ist etwas verrückt. Unterscheide: gib mer öppis gib mir

etwas, gib mer echli gib mir ein wenig. Merke auch: öppedie hie und

da.

TOOrffs es bitzeli mee sy? sagen die Verkäuferinnen, wenn sie etwas

zuviel auf die Waage gelegt haben. Merke: hät öppen öpper öppis zreklamiere hat jemand vielleicht etwas auszusetzen?

Im Grundfall etlichi, im Dativ etliche. Häufig gebraucht wird epaar

(substantivisch epaari und im Dativepaarne), seltener gebraucht wird

täil:

etlichi sind defüür gsy, aber lang nöd aU. Epaari händ jaa gsäit.

Ich ha s epaarne verzelt, ich ha s epaar bekante verzelt. Täil lüüt

einige Leute, auch im Sinn von gewisse Leute. Unterscheide: epaar

schue einige Schuhe, es paar schue ein Paar Schuhe.

Das Wort mäng wird regelmässig dekliniert wie käine, also im

Grundfall mänge, mängi, mängs, im Dativ mängem, mängere,mängem. Der Plural ist ungebräuchlich. Besonders muss man sich

merken, dass das g vor vokalischer Endung ausgesprochen wird:

mäng-ge, mäng-gi, mäng-gem, mäng-gere, dagegen mängs und

entsprechend mängsmal. In der Schreibung wird dies gewöhnlich

nicht berücksichtigt.

Das Wort jede wird gleich flektiert wie käine und mänge: jede, jedi,

jedes, jedem, jede re, jedem. Das gleiche gilt für all wobei zu

93

beachten bleibt, dass das I zwischen Vokalen nicht gelängt ist undfolglich nicht doppelt geschrieben wird (viele Schreiber halten sich

aber nicht daran): ale, ali, ales, alem, aler und im Plural ali und allne.Häufig wird im Plural aber auch die Form all ohne Endung verwendet:

all jaar, all öpfel, merke auch all ander taag = eden zweiten Tag.

sonen maasomene maa

sone frau

sonere frau

sones chindsomene chind

Im Plural gibt es an der Stelle der deutschen solche eine ganze Reihe

von Wörtern: sonig, settig, settig, serig, sorig, derig, asig. In sub

stantivischer Stellung enden sie meist auf -i und im Dativ auf -ne.

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viel

Fragepronomen

ein solcher

94

Beispiele: er hät ale wy uustrunke, er hä t ales uustrunke, ali miIchisch uusgloffe, mit aler liebi, alem naa wie es scheint, trotz alemgschtrütt trotz allen Anstrengungen.

Das Wort vii kann man als Pronomen ansehen, es wird gleich wie allflektiert: vii, viii, viIes, viIem, viIer, und im Plural viii, viIne. Sehrhäufig kommt es unflektiert vor: vii arbet, vii gält, mit vii arbet, mitvii gält, hät s vii lüüt ghaa? ja a s hät vii ghaa. Daneben aber auch

mit viIer müe, trotz vilem gält, di vile lüüt händ mer chopfweegmacht. Substantivischer Gebrauch: vii isch mer uufgfale, viIes ischmer uufgfale, viii händ s gsäit, ich ha s vilne verzelt

.... .. ?weer, wer. = wer und wen

.. . .?wemm, wem. = wem

waas, was? =was?

wele (welcher) wird gleich flektiert wie äine, jede usw: wele, weli,weles, welem, welere, welem, weli, weine: weles huus? a welemtaag? welere häsch es ggee, weine häsch es verzelt?Wele ist nur Fragewort, nie Relativpronomen: siehe Lektionen 12 und

22. Was für einer entspricht der deutschen Verwendung. Sub

stantivisch folgt es der Flexion von äine, adjektivisch dem unbestimm

ten Artikel:

Was für äine : was für en maa

was für äini : was für e frau

was für äis : was für es chind

Da äine keine Mehrzahl hat, fällt es im Plural einfach aus: was für

mane, was für fraue, was für chind. Für den Plural hat das

Schweizerdeutsche noch ein eigenes Wort entwickelt: was fürig und

was fürigi, im Dativ was fürige und was fürigne:

Waas fürig lüüt? welcher Art Leute?

Waas fürigi sind deet gsy? was für welche waren dort?Was fürigne lüüt häsch du daas verzelt? was fü r Leuten hast du das

erzählt?

Dem deutschen so einer entspricht genau schweizerdeutsch so äine, soäini, so äis, so äim, so äinere, so äim.In adjektivischer Stellung wird das äin durch den unbestimmten

Artikel ersetzt. Hier treten nun dieselben Verschmelzungen auf, wie

bei den auf Vokal auslautenden Präpositionen:

ÜBUNG 13

Settigi lüüt, und im Dativ settige lüüt und settigne, substantivisch

settigi und settigne. Beispiele im Übungsteil.

Äis mues der sägeDas isch äini, won i nöd magÄinen eläi

Ich han eerscht mit äim gredtÄinen isch degägeMit so äinere cha me nöd

uus-chooSo öppis läit käini aa

Käi verchöifferi isch da gsyIch han ekäini gseeIch ha mit käinere gredtNimm äis oder käisMit viIem isch er nöd zfride gsyMit alem isch er yverschtande

gsy

Verzel mer öppis!

Ich erwaarte niemerMer händ vo nüütem gredtMit öppisem mues me rächneJedi phauptig isch faltschVo jedem öppisAli händ Iuut glachetMängs isch schieff gloffeWas für äinen isch er?

Was für en üebig machsch?Da sind epaar bire

Weli wottsch?Es sind öppe hundert gsyEs isch öppe null graad

Es isch echli weermer woordeMer händ na echli ööl

Es hä t echli lang tuuretSo öppis git s nu äimaalEr hät chrach mit jedem

Gib mer echli broot!Echli erger mues mer i

chauffnee

Vo settige wetti nüüt wüsseWas für en mäntsch isch er?

Ich käne käini

Mit öpperem hät er chrach ghaaEn settige schtoff finded

Ich känen etlichiKäis schtuck isch am laagerMänge mäint, eer wüssi s besserÖpper pöpperlet as fäischterIch ghööre nüüt

Us nüüt git s nüütNiemer isch dusse

Si nieneMit was für eme maa häsch

gredt?Vo so äinere tÖÖrffsch

nüüt aaneeWaart echli!Das chläid isch echli z lang

Schänk mer öppis!

Ali sind de mäinig gsy, es seig e ganz e schööns fäscht gsy; niemerhät öppis uuszsetze ghaa. Was für e schoggelade häsch am

Iiebschte? Ich han jedi geern. Er isch en zfridne mäntsch; er hät

mit niemerem schtryt, und er hä t a nüütem öppis uuszsetze. Jedehät en geern. Wänn t an öppisem kä froid häsch, so gisch der ä kä

95

müe. Was fürigi sind deet gsy? Settigi und asigi. Mit somene maa

cha me nöd zämeschafTe. Bi sone re truur ige reklaame cha me kän

erfolg erwaarte. Da sind zwee öpfel, wele wottsch? Ich wott kän

settige, ich wott lieber äine vo dene, wo t im chäler häsch. Ich ha s

LEKTION 14En trämler hät d geduld verloore

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96

und

käs schtuck hät öppis ggune; sones päch, ich mach a käner lottery

mee mit. Ich machen au scho lang a känere mee mit. I welere

häsch dys glück versuecht? I verschidne. Es hät e settigs

gschtüürm ggee, das niemer öppis verschtande hät.

Vor vilne jaar hä t s z Züri emaal e gschpässigs tramunglück ggee.

Das isch esoo passiert: Im depo Irchel händ s uf s letscht tram

gwaartet, und es hät äifach nöd wele choo. Es hät drum es

zänitram motoorderäkt ghaa am Bürkliplatz und isch schtaa plibe.

Si händ dänn us em depo TüüfTebrune, wo s doo na ggee hät, en

hülfswagen uusgschickt und de kabutnig abgschobe. Underdessen

isch aber dee, won im depo ader Irchelschtraass dienscht ghaa

hät, eräng ungeduldig woorde, wo de letscht wagen eso lang nödchoo isch. Si händ em nämli vergässe z telefoniere. D läitschtell hä t

s doozmal ä nanig ggee. Zum schluss, wo dee zäner imer nanig

choo isch, isch em s waarte verläidet. Er isch uf de füererschtand

vom neechschte beschte tram gschtige und isch d Wintertuurer-

schtraass durfüre und d Uniwersiteetsschtraass duraab gfaare was

gisch was häsch, zum sä lber goge luege, wo dee wage schtäcki. Um

die zyt isch natüürli fascht ekäin vercheer, und drum hät er wien

en waansinige chöne la zie. Für esones tämpo isch de wagen aber

nöd poue gsy, und i de mitti vo der Uniwersiteetsschtraass hä t se m

wäg de zäntrifugaalchraft der anker vom motoor gschlisse, und do

isch natüürli au d motoorbrämsi nüme ggange, und d handb rämsi

hät äinewääg nüm v erhebet. So isch dee chare wien en göölete blitz

- ~ · · · · ~ i ~ _ -

~ . Y

97

wyter gsäret und hät en höleleerme verfüert, das all lüüt verschrocke us em bett a s raischter gränt sind. Bi de Taneschtraassisch d wäichen um de rank, also gägen abe gschtande. Deet ischdee wage dänn zu de schinen uus gfloge. Zeerscht hät s en

mydeglycheIydepfyffe

gmidegglicheglittepfiffe

meiden

gleichen

leiden

pfeifen

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VOKABELN

1. Reihe

98

dezwäris über d schtraass gnoo, dänn uf s tr6ttoar und gäge zwoosüüle vom Poli. Di beede süüle hät s komplett vertätscht und dvordersyte vom tramwage natüürli au; de trämler, won am

kontroler gschtanden isch, isch schweer verletzt woorde. I der

asfalt uf de schtraass und uf em tr6ttoar händ d reder tüüffi rilenyggrabe, und de randschtäi hät s a de schtell, wo s tram drüber

inen isch, ganz vermaa le. Di beede süüle sind wie ewäggplaase gsy;am neechschte morge händ s müese mit epaar hölzige pföschte debou schtütze, susch weer ene na de egge vom Poli zämegheit.

verhebe der Beanspru- göölete bli tz «geölter» Blitzchung genügen was gisch, sehr schnell

säre

gheiezämegheiefurtgheievertätscheverlötterle

devozäpfe

harnesüürmel

davonsausen was häschfallen haue

einstürzenwegwerfenzerquetschenbei Lotterien

verlierendavonrennen

BauernschinkenLangweiler

es haut

s haue

s ragt

dezwärisäinewääg

Die 3. Konjugation (Starke Verben)

hauen,abschneiden

es klappt primasich davon

machenes macht

Vergnügen

quersowieso

Die Kennzeichen der Verben der dritten Konjugation oder, wie mansie gewöhnlich nennt, der starken Verben, sind die Endung -e imPartizip und Vokalwechsel (Ablaut) im Stammvokal. Man kann sechsverschiedene Ablautreihen unterscheiden. In den ersten drei Reihenhaben nur Präsens und Partizip verschiedenen Vokal, in den Reihen 4aund 5 haben ausserdem die drei Personen des Singulars im Präsenseinen eigenen Vokal, und in der sechsten Reihe fehlt ein Vokal

wechsel. Die folgenden Listen enthalten sämtliche Verben, die in derheutigen Sprache zu den verschiedenen Reihen gehören.

Präsens langes geschlossenes y: Partizip kurzes i (selten u).

gryffe ggriffe greifen

byge pige aufschichten

bysse pisse beissen

blybe plibe bleiben

chyde gchide laut tönen

2. Reihe

ryberysseryte

schlycheschlyffeschlysseschnydeschpyseschrybeschtygeschtrycheschtrytetrybe

wychewyseschyneschwyne

gribegrissegritte

gschlichegschliffegschlissegschnittegschpisegschribegschtigegschtrichegschtrittetribe

gwichegwisegschunegschwune

reiben

reissen

reiten

schleichen

schleifen

zerstören

schneiden

speisen

schreiben

steigen

streichen

streiten

treiben

weichen

lenken, aufzeigen

scheinen

schrumpfen

Präsens ÜÜ, und andere Vokale: Partizip o.

büügebüüte

trüüge

chlüübechrüüche

verlüüre

flüüsseflüügefrüüre

gfrüüre

gnüüssegüüsse

Iüügenüüsseschüüchepschlüüssepschüüsserüüche

schlüüffeschüüssesüüde

pogepotetrogegchlobegchrocheverlooregflossegflogegfrooreggfrooreggnosseggosse

glogegnossegschochepschlossepschossegrochegschloffegschossegsotte

biegen

bieten

trügen

kneifen

kriechen

verlieren

fliessen

fliegen, fallen

frieren

gefrieren

geniessen

giessen

lügenniesen

scheuen

beschliessen, zuschliessen

ausreichen

rauchen (Kamin)

schlüpfen

schiessen

sieden

99

schtüübe gschtobe stieben träffe ich triffe troffe getroffen

suuge gsoge saugen befele ich befile befole befehlen

suuffe gsoffe saufen gälte ich gilte ggulte gelten

schiebe gschobe schieben empfele ich empfile empfole empfehlen

trüüge troge täuschen verbiirge verboorge verbergen

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zie zoge ziehen weerde ich wiirde woorde werden

flie gfloe fliehen weerbe ich wiirbe gwoorbe werben

röie groue reuen verdeerbe ich verdiirbe verdoorbe verderben

schreie gschroue schreien, weinen verschräcke ich verschricke verschrocke erschrecken

lauffe gloffe gehen, laufen (intrans.)

3. Reihe Präsens i, ü: Partizip u.Reihe 4b Präsens ä: Partizip 0, u.

binde punde binden fächte gfochte fechten

verschwinde verschwunde verschwindenflächte gflochte flechten

finde gfunde findenwäbe gwobe weben

bäle pule bellenglinge gglunge gelingen

(auch: pälet)hinke ghunke hinken

wäge wägenpsi ne psune besinnen

gwoge

mälche gmulche melkensinge gsunge singen

gebeere geboore gebärensinke gsunke sinken

schwööre gschwoore schwörenschimpfe gschumpfe schelten

schinde gschunde schinden 5. Reihe Infinitiv ä: Präsens Singular i: Partizip ä.

schwinge gschwunge schwingenässe ich isse ggässe essen

schpine gschpune spinnenvergässe vergisse vergässe vergessenschpringe gschprunge laufen, springenfrässe frisse gfrässe fressen

schtinke gschtunke stinkenläse lise gläse lesen

trinke trunke trinkenmässe misse gmässe messen

winde gwunde windenträtte tritte trätte treten

winke gwunke winkensitze sitze gsässe sitzen

zwinge zwunge zwingenligge ligge gläge liegen

güne ggune gewinnen, pflückenbitte bitte pätte bitten

rüne grune rinnen

schwüme gschwume schwimmen Es ist besonders zu beachten, dass in den Reihen 4a und 5 die

schweizerdeutschen Verben auch in der ersten Person als StammvokalReihe 4a Infinitiv, Plural ä, ee, e, Singular i, Partizip 0, u. ein i haben (ich hilffe, ich isse), während umgekehrt in der Reihe 4b

bräche ich briche proche brechen kein Vokal wechsel eintritt. Deutsch: er ficht, sie flicht, sie gebiertverschpräche ich verschpriche verschproche versprechen gegen schweizerisches er fächtet, si flächtet, si gebeert. - Bei

scheere gschoore Pelz scheren scheere umschreibt man die erste und zweite Person mit tue: ich

schwele es schwilt gschwule schwellen tuene scheere, du tuesch scheere.

schtäche ich schtiche gschtoche stechen

schtäle ich schtile gschtole stehlen6. Reihe Kein Vokalwechsel.

schmelze ich schmilze gschmulze schmelzen bache pache backen

schteerbe ich schtiirbe gschtoorbe sterben blaase plaase blasen

hälffe ich hilffe ghulffe helfen braate praate braten

100 101

boue poue bauen

faare gfaare fahren

fale gfale fallen

gfale ggfale gefallen

gfange fangen

Die Präsens

endungen

Die Personalendungen sind in der dritten Konjugation grundsätzlichgleich wie in der ersten Konjugation:

ich schrybe, du schrybsch, er schrybt, mer schrybed

Verben, die auf Zischlaut endigen, haben in der zweiten Person

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Unregelmässig

keiten

Ablautverben,

die im Schwei-

zerdeutschenfehlen

102

ghäisse gghäisse heissen

grabe ggrabe graben

graate ggraate gelingen

halte ghalte anhalten

höische ghöische verlangen

hüüraate ghüüraate heiraten

haue ghaue schneiden, hauen

yträte yträte eintreten (in Verein)

lade glade laden

male gmale mahlen

raa e graate raten

salze gsalze salzen

schlaaffe gschlaaffe schlafen

schmalze gschmalze schmalzen

schpalte gschpalte spalten

schpane gschpane merken

schtoosse gschtoosse stossen

wachse gwachse wachsen

wäsche gwäsche waschen

Die Verben der 6. Reihe haben im Deutschen teilweise Umlaut in derzweiten und dritten Person: du bäckst, er bäckt, du fährst, sie fährt.

Dieser Umlaut findet sich nicht im Schweizerdeutschen: du bachsch,si faart, er schtoosst, er grabt usw.

ligge hat ein unregelmässiges Präsens: ich ligge, du lysch, er lyt, mir

ligged. In keine Reihe gehören die Verben schmäisse/gschmisse undschäide/gschide, ebenso entschäide/entschide.

beginnen aafange kreischen göissebergen rette klingen tööne

bersten verschprütze quellen verschweleverbleichen schteerbe riechen schmöckegenesen gsund weerde schreiten lauffegedeihen trüe spriessen uusschlaaeindringen inegaa ringen schwingeglimmen motte sprechen redegleiten schlipfe triefen tropfeklimmen chlädere werfen rüere

kneifen chlüübe

ÜBUNG 14

Singular die Endung -isch, zum Beispiel: du ryssisch, du schlyssisch,du güüssisch, du nüüssisch, du schüüssisch, du sitzisch, du lisisch,du wäschisch, du höischisch.

Verben, die auf -t endigen, haben in der dritten Person die Endung -etund in der zweiten Person willkürlich bald -sch bald -isch. Er rytet,er schtrytet, er fachtet, er flächtet, er haltet, er schpaltet, er raatet,

es giltet und du rytsch, schtrytsch, haltsch neben rytisch,schtrytisch, haltisch, schpaltisch, raatisch.

Verben, die auf -d enden, verhalten sich gleich wie jene der erstenKonjugation: er findt, er schnydt, er bindt, er verschwindt, er ladt,es chydt . Man unterscheide: er lyt =er liegt und er lydet =er leidet.

Si sind uf de hoger gschprunge und händ gwunke, bis s schiffverschwunden isch. S gält hät en groue, won er verlötterlet hät. Duuffüerig isch ggraate, wil ali mitghulffe hände S chindli hät schoam morge gschroue, jetz schreit s wider. Dee bueb isch devoo

zäpft, wie wänn er gschtole hett. Ich wette, das mir das schpiilgüned. Du schpinsch ja . Werum seil das gschpune sy? S letschtjaar hämer au ggune. Zeerscht hä t si s mässer gschliffe, dänn hät

si es püürli abenand ghaue, dänn hät si der anke uf di iner sytegschtriche und en huuffe harne druf pige. Wie lang bisch umenandgloffe, bis t de rächt wääg gfunde häsch? De reebock schtoosst synihörner aab. De see isch scho lang nüme zuegfroore, d gletscherschwyned aUe Myn koleeg faar t jede taag a myner wonig vorby i dschtadt, aber er ladt mi nie y zum mitfaare. Schwümsch mit mer

hütt zmittaag über de see? Näi, ich bi geschter übere gschwumeund bi na müed, aber ich chumen en anders maal wider mit, ichverschprich der s. Ich bi nu gschwind i d chläider gschloffe und

zum huus uus gränt. Wivil gilt de dollar hütt? S hät gghäisse, esheb em niemer i sym ungfell ghulffe. Zeerscht hät dee süürmel nu

gschumpfe, aber dänn hät er s ghaue. Di letscht fasnacht hä t nödghaue; die fagt z Züri äinewääg nie. Du bisch nöd de r äinzig, wo schalt wasser schüücht. Issisch ales eläigen uuf? D sune hät geschte r nu äi schtund gschune. Ich misse sofort s fieber. Issisch geernfisch? Es hä t gsottes und praates ggee. Daa hät, mäin i, öpper daarbet gschoche, das isch en pfusch. Ich vergisse allpott di nöiewörter.

103

LEKTION

15En räkter haltet e schtraaffpredig

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De räkter si Er

prichted mer em aal äntli, weer de tumm schträich uustänkt hät.

Wer wiirt au uf sone blöödi idee choo, syni ganze schuelsache zum

fäischter uus uf d schtraass abezrüere? Natüürli weerded ali

gschtraafft, wo bi dem ufueg mitgmacht händ, aber mer chönd

tänk i zuekunft derig voorfäll liechter verhüete, wä mer wüssed,

weer der aafüerer isch. Mäier, säg duu, wer deby gsy isch; das me

diich gsee heb, isch mer nämli z alereerscht gmäldet woorde.» Dasäit de Mäier: «Si weerded begryffe, herr räkter, wänn ich nöd di

ganz schuld wott uf miich nee. Chuum han i mys buech zum

fäischter uus grüert ghaa, do händ mer s di andere scho naa-

gmacht, und überhaupt händ s das i andere klasse au scho gmacht

und mached s tänk au na mängsmaal. Wäge soo öppisem wiirt mer

allwääg nöd eso schreckli gschtraafft weerde.» Uf daas abe säit de

räkter: «Vergiss nöd, zu wem du zitiert woorde biseh! Wäge dym

fräche muul wiirsch nöd weniger gschtraafft, als t verdient häsch.

Ich ha vo diir scho alerhand schlimms ghöört ghaa, bevor na de

nöi schträich dezue choo isch. I ha mer s scho tänkt ghaa, es wiirt

hööchschti zyt, das duu und au ander von öi bueben us der schuel

chömed und vom läben i d finger gnoo weerded; deet lee red erdänn, wie me si mues benee. Es sind dänn nümen all lüüt eso

105

guetmüetig und geduldig, das merked er dänn gly. Wer wiirt sich

in öiem alter eso hämigsloos benee, das er syni büecher uf d

schtraass aberüert? Was weerded au d lüüt i de schtadt une gsäit

haa, wo d schtüüre zaled, das iir daobe zu gebildete mäntschen

erzoge weerded? Die sach isch ja waarhaftig scho hüttemorge an

übersetzen wie singend zogen die Kinder durch die Strassen. Manmuss sagen d chind, wo singed, und, d chind sind dur d schtraasse

zoge und händ gsunge.

Eine Anzahl deutscher Partizipien haben schweizerdeutsche Ent

sprechungen auf -ig:

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VOKABELN

Der Imperativ

Das Präsens-

partizip

106

alnen oorte bräit gschlage gsy. Wä men öi nöd daasmaal e tüchtigi

läkzioon git, chömer ja nöd wüsse, öb nöd bis moorn wider esone

lumperei gschee isch. Drum chömed am neechschte mittwuche

daa-ane in aräscht und überlegged i dänn, was i jetz gsäit ha.»

komissioone

d bale, de böle

oberjehu

moorndrig

Besorgungen

Ball

Superchef

(humor.)

morgig

schnuufe

kapitle

wüetigglaub

tschuute

Die restlichen Verbalformen

atmen

abkanzeln

zornig

vermutlich

Fussball spielen

Die Befehlsform hat nur im Singular eine eigene Form, und zwar ist

sie in allen Konjugationen gleich dem Stamm des Verbs ohne irgend

eine Endung. Die starken Verben der Reihen 4a und 5, die im Singular

ein -i- im Stamm haben, behalten es auch im Imperativ.

1. Konjugation: mach! zünd! rüeffl schtell!

2. Konjugation: lueg! los! choch! lüüt!3. Konjugation: schryb! list iss!

Die Kerngruppe der Verben der zweiten Konjugation, nämlich jene auf

-le, -re, erle, -ne, -me, -ge und Nominalabteilungen lauten im Impera

tiv gleich wie im Infinitiv: pöpperle! klopfe! süürpfle! schlürf!

schtägere! klettre herum! rächne! rechne! chräsme! klettere! metzge!

schlachte! Imperative dieser Art sind allerdings sehr selten, denn bei

den meisten dieser Verben wird der Imperativ mit tue umschrieben:

tue rible! reib! Tue nöd alewyl tubake! Rauch nicht immer! Tue

zälte! kampiere! tue rächne! rechne!

Im Plural hat der Imperativ die gleiche Form wie der Indikativ.

1. Person:

2. Person:

mached mer!mached!

Höflichkeitsform: mached Si!

lueged mer!lueged!

lueged Si!

räised mer ab!räised ab!

räised Si ab!

Die norddeutsche Wendung lasst uns hat keine Entsprechung: lasst uns

gehen wird übersetzt durch gehen wir: gömer!

Es gibt im Schweizerdeutschen eigentlich kein Präsenspartizip. Die

singenden Kinder lässt sich ebenso wenig ohne Umschreibung

Das Plusquam-

perfekt

Das Futurum

glüeig glühend leermig lärmend

wüetig wütend brüelig brüllend

glänzig glänzend schtrodlig brodelnd

zitterig zitternd chochig kochend

läbig lebendig süttig siedend

Besonders zu beachten sind schtändlige, sitzlige, ligglige:

schtändlige uf Dietike faare: stehend nach Dietikon fahren; d bale

sitzlige fange: den Ball sitzend fangen, ligglige en schuss abgee:

liegend einen Schuss abgeben.

Aus der Schriftsprache werden heute laufend in grosser Zahl

Präsenspartizipien übernommen, besonders in stehenden Wendungen:

vor lauffender kamera, flüüssends wasser, im faarende zuug,

yschnydendi maassnaame, vo de schprächenden uur, gläitendi

aarbetszyt, schtygendi akziekürs, raasendi begäischterig, e räi

zends mäitli, de boxer hät si glänzend gschlage, di kultuur

schaffende.

Die Vorvergangenheit wird aus dem Perfekt des Hilfsverbs (i bi gsy,i ha ghaa) und dem Partizip des Hauptverbs zusammengesetzt:

i bi ggange gsy: ich war gegangen

i ha trunke ghaa: ich hatte getrunken

Grad wo t abgfaare gsy bisch, isch de psuech choo. Nachdem du

abgefahren warst ... Chuum hät er de brief gläse ghaa, so isch er

scho anegsässe und hät en antwoort gschribe: Kaum hatte er den

Brief gelesen ... Wo mer uf de paanhoof choo sind, isch de zuug

scho abgfaare gsy ... (Man beachte, dass nachdem keine schwei

zerdeutsche Entsprechung hat, sondern meist durch wo übersetzt

wird.)

Man braucht das Plusquamperfekt aber nicht so häufig, wie es die

Logik erfordern würde, sondern behilft sich oft mit dem Perfekt; so

könnte man obigen Satz auch so sagen: Chuum hät er de brief gläse,

so isch er scho .. .

Für die Zukunft gibt es keine eigenen Formen, vielmehr ist das

Futurum gleich dem Präsens. Um die Zukünftigkeit einer Handlung

auszudrücken, kann man passende Adverbien einsetzen, am häufigsten

107

dient hier dänn: ich chume moorn wider häi. Ich verräise nÖÖch-schti wuche. Chunsch dänn? Ich chume gly. Ich hilff der dänn,wänn t eso wyt biseh.

Man hört manchmal Sprecher, die weerde für das Futurum verwenden.Dies ist eine Nachahmung der Schriftsprache, die man vermeiden

Das Partizip von bringe heisst praacht (man beachte, dass das aa langist). Eine Nebenform ist prunge.

Die deutschen Verben rennen, brennen, kennen, denken, nennen habenim Partizip -a-: gerannt, gebrannt usw. Die entsprechenden schweizer

deutschen Verben haben im Partizip den gleichen Vokal wie im

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Das Futurum

exaktum

Das Präsens

historicum

Zum Infinitiv

Nachträge zur

Verbalflexion

108

sollte. Korrekt ist andererseits der Gebrauch von weerde zumAusdruck einer Vermutung: Das wiirt nöd waar sy. Das wiirsch mer

nöd glaube. Es wiirt brandschtiftig sy.

Da das Futurum gleich dem Präsens ist, entspricht das Futurum exakturn dem Perfekt. Zum Beispiel: Wenn ihr kommen werdet, werde ich

schon gegessen haben wänn er (dänn) chömed, hani scho gässe. -Keiner kann wissen, ob er nicht morgen schon gestorben sein wird

käne cha wüsse, öb er nöd moorn scho gschtoorben isch.

Da das Schweizerdeutsche, nachdem es das Präteritum (ich ging, ich

hatte) verloren hat, keine unzusammengesetzte Zeit der Vergangenheit

mehr besitzt, wirkt es bei längeren Erzählungen ausserordentlichermüdend, wenn ein Perfekt dem andern folgt. (Do simer abgsässe,und dänn hämer es käfeli gnoo, und dänn simer wider ggange, unddänn hämer ... ) Aus diesem Grund wird sowohl im gesprochenen wieim geschriebenen Schweizerdeutsch das Präsens sehr häufig alsTempus der Vergangenheit gebraucht. Man nennt dies das Präsenshistoricum. Zum Beispiel: Geschter gaani d paanhoofschtraassduraab. Do triffi s Häidi, grad wie s vor eme schaufäischterschtaa t und d früeligsnöihäiten aalueget. Wo s mi gseet, säit s ...

Der Infinitiv ist in seiner substantivierten Anwendung eine sehrproduktive Verbalform:

Si isch am reetsellööse; ich bin am telefoniere gsy; mer sind grad

am furtgaa; er hät nu a s tschuute tänkt; dee sehtoff isch liechtzum wäsche; s wasser isch zehalt zum bade; er isch z fuul zum enbrief schrybe; mer händ is d zyt vertribe mit witz verzele; de buebhä t nöd chöne gnueg überchoo vom de züüg zueluege. Noch mehrüber den Infinitiv in Lektion 23.

Die drei Verben trääge tragen, säge sagen, legge legen haben die Eigentümlichkeit, dass ihr Stammvokal in der zweiten und dritten Personund im Partizip zu -äi- wird:

Partizip

i träägedu träischer träit

mer träägedträit

sägesäischsäitsägedgsäit

leggeläischläitleggedgläit

ÜBUNG 15

Präsens: räne: gränt, bräne: pränt, käne: känt, tänke: tänkt.

Senden, wenden und nennen haben keine Entsprechung. Senden wird

übersetzt mit schicke, wenden mit cheere, nennen mit säge, ernennen

je nachdem mit weele oder befördere: Si händ s pakeet äxprässgschickt; er hä t de wage uf em garaaschplatz gcheert; si säged emde chumerbueb; er isch zum redakter gweelt woorde; si isch zur

prokurischtin beförderet woorde. Bei Radio und TV wird sändeverwendet.

Das Perfekt von sitzen, stehen, liegen wird schriftdeutsch mit haben

gebildet, schweizerdeutsch mit sy. Für sich setzen, sich stellen, sich

legen sagt man absitze, aneschtaa, abligge:

ich habe gesessen: i bi gsässeich habe gestanden: i bi gschtandeich habe gelegen: i bi glägeich habe mich gesetzt: i bin abgsässeich habe mich hingestellt: i bin anegschtandeich habe mich gelegt: i bin abgläge

Die Imperative lauten: sitz! sitzed! schtand! schtönd! ligg! ligged!

Machsch im nÖÖchschte jaar wider eso lang ferie? I ch eh urne glaubnöd dezue. Won er ggangen isch, händ ali uufgschnuufet. Si händ

süttig häisse kafi trunke. Si händ d schpagetti i schtrodligs wassergläit. Ich gaane hüttzmittag i d schtadt go komissioone mache, ichchume drum eerscht schpaat häi. Bis so guet und chauff grad

öppis für de moorndrig zmittaag. Geschter won i uusggange bi,han i en alte bekante troffe; dee hät mi in es kafi mitgschläikt, und

wo mer use chömed, sind scho an läde zue gsy. Was läisch aa? Bidem wätter früürsch, wänn t nöd warm aagläit biseh. Wo de plaan

publiziert gsy isch, isch nöd en äinzigi yschpraach choo. Tuen a sfäischter pöpperle! Schtand graad ane! Wer wiirt so öppis glaube!Duu wiirsch nöd rächt uufpasst haa. Si hä t de wagen amenecheerplatz gcheert. Chumm cho luege! Ich bring de brief uf dposcht, wänn i de mantel aagläit ha. Si hät glachet und emumeggee. Sitz aab! Ich bi nanig uufgschtande gsy, wo de pöschtlerglüütet hät. Er hä t pfiffe und isch us em zimer ggange. Chunsch au

an öises fäscht? Ich glaube, ich cha nöd, ich ha dänn nöd dezyt. Si

109

händ imer na gwunke, wo s schiff scho lang verschwunde gsy isch.Er isch wüetig gsy. Me säit em de oberjehu. Du läisch glüeigi choleuf myn chopf. Wänn iir äntli chömed, sind di mäischte lüüt schoggange. Gsäit isch gsäit, s woort gilt. S git en chalte winter. Eswiirt nöd waar sy. Si träit schweer an irem schicksal. Wieghäissisch du? Ich ghäisse Konrad. Wie säged s dir? Si säged mer

LEKTION16

Bimene toonjeger git s vii z ghööre

R. Grüezi Häiri, tÖÖrff i inechoo?

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110

Chueri. Ich ha de früener tiräkter na känt, aber er hät nöd zumyne bekante ghöört. Bisch de ganz wääg gränt? Chasch tänke,ich han en taxi gnoo, da känsch mi schlächt.

H. Grüezi Ruedi, natüürli, chumm nu ine, du häsch di scho langnüme zäiget.

R. Das chönt me vo diir au säge. Du chunsch ja nie zu äim, undme mues der uf d buude schtyge, wä me wott wüsse, was tmachsch. Äigetli wäiss me s ja scho, du bisch äifach alewyl uf

de toonjagt.H. Pass uuf, da chunsch grad öppis z ghören über.

R. Merssi, was isch ä daas für en hölechrach? Das chydt ja , das esde luutschprächer fascht verjagt.

H. Das isch drum ä gaar nüüt seriööses. Ich ha nu emaale deprässluftborer uufgnoo, wo s vor myner wonig scho wider dschtraass uufgrisse händ.

R. Jäsoo, du häsch mi welen uf der aarm nee.H. Jaa, isch ja nu en gschpass. Jetz chasch mer defüür grad mit

öppisem hälffe. Gseesch dee sack mit rys? Da nimsch jetz ehampflen use und laasch es i die blächbüchs risle. lich hebe smikrofoon und kontroliere, wie s uufnimt. Ich wett nachanewüsse, a waas das äinen erineret, wo nöd wäiss, waas uufgnoowoorden isch.

H. Also loos, scha lt y!

111

R. Das isch prima ggange, aber wäisch, das isch äigetli mee eschpilerei. Ich mache suscht lieber kä gschtelti uufnaame. Ich

gaane mit mym greet uf d schtraass oder in wald. Wottsch de

öörgelimaa lose, won i letschti uufgnoo ha? Näi, du settisch

zeerscht di chlyne vögeli ghööre, won in irem näscht pypsed,

bis ene d mueter wider fueter bringt. Da hani müesen uf en

ModaleHilfsverben

Infinitiv

Partizip

ich

du

wollen

wele

"wott

wottsch

müssen dürfen

müese tÖÖrffe

" "mues tÖÖrffmuesch tÖÖrffsch

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VOKABELN

112

baum ue chlädere und s mikrofoon an en ascht hänke zum dasüberchoo.

R. Das isch prima, mit dem settisch an en toonjegerwettbeweerb.

H. Ich tuene lieber zu mym äigene vergnüege bändli uufnee. Da git

s vii probleem z lööse, aber wänn s äim dänn graatet, fröit s

äim topplet. Bi natuuruufnaame, wo me mängsmaal lang mues

waarte, chunsch öppedie i schwirikäite, wänn t nüme gnuegpfuus i de battery häsch.

R. Ich wäiss aber, diir isch käs hindernis z grooss, wänn s der umdys hobby gaat.

H. Der äint tuet ebe briefmäärggele und der ander jagt de tööne

naa. Miich tunkt das intressanter.

R. Defüür gseets bi diir au uus wie imene radioschtudio, aber ich

mues der s laa, du eh asch öppis uf dym gebiet.

H. NÖÖchschti wuche muesch zue mer choo, d änn eh asch e

maximaals konzert ghööre. Moornzaabig gaan i i d schtadtchile

go d Mattheeus-passioon uufnee. I ha d bewilligung überchoo

zum myni mikroföön uufschtele; defüür mues i s band vor em

ganze choor em aale abschpile, aber du tÖÖrffsch es voraneeläige cho lose.

R. Tank der vilmaal, da chum i geern.

d hampfle"

s hämp -er

verjage

blööd

merssi

Handvoll

Hemd

zum Platzen bringen

fadenscheinig

Merci, danke, auch Ausruf des Erstaunens

Unregelmässige Verben

Zwanzig Verben weichen von den drei behandelten Konjugationen ab

und müssen besonders gelernt werden. Sechs von ihnen sind modale

Hilfsverben, welche andere Verben näher bestimmen. Bei ihnen sind

Infinitiv und Partizip identisch, und der Imperativ fehlt. Die übrigen

nennt man kontrahierende Verben, da bei ihnen die Endung mit dem

Stamm verschmolzen ist. Die folgenden Tabellen enthalten um der

Vollständigkeit willen auch den Subjunktiv und den Konditional,

deren Funktion erst in den bei den folgenden Lekt ionen behande lt wird.

Kontrahierende

Verben

er, sie, es

wir, ihr, sie

Subjunktiv

Konditional

Infinitiv

Partizip

ich

du

er, sie, es

wir, ihr, sie

Subjunktiv

Konditional

Infinitiv

Partizipich

du

er, sie, es

wir, ihr, sie

Imperativ

Subjunktiv

Konditional

Infinitiv

Partizipich

du

er, sie, es

wir, ihr, sie

Imperativ

Subjunktiv

Konditional

wott

wänd

weil

wett

sollen

söle

"söll

sölisch

söll

sölid

söll

sett

geben

gee

ggeegibe

gisch

git

gänd

gib!

gäb

geeb

lassen

laa

glaalaane

laasch

laat

lönd

las!

lös

lies

mues tÖÖrffmüend tÖÖrffedmües tÖÖrffimüest tÖÖrfft

können mögen wissen

chöne möge wüsse

" " gwüsst

cha mag wäiss

eh asch magsch wäisch

cha mag wäiss

chönd möged wüssed

chönn mög wüss

chönt möcht wüsst

nehmen sehen geschehen

nee gsee gschee

gnoo,gnaa gsee gscheenime gseene

nimsch, gseesch

nimt gseet gscheet

nämed gseend

nimm! lueg!

näm gsäch gschäch

neem gseech gscheech

schlagen kommen ziehen

schlaa choo zie

gschlage choo zogeschlaane chume ziene

schlaasch chunsch ziesch

schlaat chunt ziet

schlönd chömed ziend

schlag! chumm! zie!

schlög chömm ziei

schlieg chiern, cheem zieti

113

sollen

wissen

Varianten und Verwendung von söle werden in den bei den folgendenLektionen behandelt.

Wüsse zeichnet sich durch eine gemischte Konjugation aus. Als Imperativ dient die zweite Person: wäisch! = wisse!

bekommen

gegeben. 3. Was hät s ggee? Was ist geschehen? Wänn s es git,gseemer is moorn Wenn es sich machen lässt, tref fen wir uns morgen.

I hoffe, s git nüüt Ich hoffe, es passiert nichts. Us nüüt git s nüüt Aus

nichts wird nichts.

Überchoo bedeutet bekommen. Es ist ein trennbares Kompositum.

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Inversion

nehmen

lassen

Partizipien

mögen

geben

114

Zu den kontrahierenden Verben gehören auch die in Lektion 2 behandelten.

Zu beachten ist die Verschmelzung der Endung -nd mit dem Prono

men der ersten Person Plural, wenn dieses dem Verb folgt: wämer,müemer, chömer, gämer, gseemer, lömer, schlömer = wollen wir,

müssen wir, können wir, geben wir, sehen wir, lassen wir, schlagen

wir.

Das Verb nee hat folgende Nebenformen: du ninsch, er nint, mer

nänd; im Partizip neben gnoo auch gnaa.

Neben dem Partizip glaa gibt es eine Form la. Sie wird gebraucht,wenn davon ein Infinitiv abhängt, zum Beispiel: er liess ihn kommen =

er hät en la choo; ich liess es sein = i ha s la sy. Laa bedeutet nebenlassen auch noch nachlassen, entzwei gehen: das brätt laat jetz dänn

das Brett wird bald zerbrechen, de schtrick hät glaa das Seil zerriss;

überlassen: i laane der de resch e ich überlasse dir den Rest, dasmues em laa das muss ich ihm zugestehen.

Man beachte, dass es keine den deutschen Partizipien entsprechendenFormen gewollt, gesollt, gemusst, gedurft, gekonnt, gemocht,

gekommen und geworden gibt, statt dessen heisst es i ha wele, sele,müese, tÖÖrffe, chöne, möge, i bi choo, i bi woorde.

Möge hat eine grosse Bandbreite von Bedeutungen wie gern haben,

gern tun, ausreichen, überlegen sein, z. B. Ich mag di ganz geern =

ich kann dich leiden, jetz mag i wider ässe (nachdem ich unterAppetitlosigkeit gelitten hatte), es mag grad na ine = das Geld (oder

die Zeit) reicht gerade noch. Die antwort hät en möge = diese

Antwort verdross ihn. Er hä t de gröösser möge = er bezwang den

grösseren. Wenn möge die Bedeutung von imstande sein hat, dannerhält der folgende Infinitiv das Augment g-: ich ha na möge gchoo =

ich kam gerade noch rechtzeitig, ich mag s nöd gässe = ich kann es

nicht aufessen. Si möged s gmache =sie kommen mit ihrem Geld aus.

Gee bedeutet ausser geben auch noch 1. einen Beruf wählen, 2. eine

versetzen, 3. geschehen, vorkommen: l. Was wottsch gee? Was willst

du werden? I wott tokter gee Ich will Arzt werden. 2. Gib em äis!Hau ihm eine runter! Dene häsch es ggee Diesen hast du ihr Teil

ÜBUNG 16

Man konstruiert also; ichurne hüt myn zapfe (Lohn) über, häsch du

dyne scho überchoo? «Bekommen» gibt es nicht, auch «kriegen» hatkeine Entsprechung; eh riege bedeutet Krieg führen.

Er chönd s mitnee Er isch chrank Mer wüssed sIch mues go poschte woorde Er hät en möge

Chumm gschwind! Es hä t em öppis ggee Mer händ müeseIch ha s scho gwüsst Si hä t nöd möge hälffeIch han äifach nöd Da magsch lache Si ziend fescht

chöne Er wott schryner gee Si händ nüüt weleDu tÖÖrffsch au Der ascht hät glaa gsee haa

mitchoo Ich ziene moorn uus Wänn s-e-si laat laMermüend Chömed er au? mache

uufpasse Du muesch si la Ich überlaane dir

Wämer gaa? mache s uufruumeD böim schlönd uus Las das sy! Ir chömed eEr hät s wele Ich nimen es schtraaff über

Müemer en au glaas wy Si hä t en öpfel

mitnee? Ich gibe nüüt druf überchooGib rue! Gseend er s? Ich ha die sach la syDas mag mi Ich gseene nüüt D uur schlaat zwölfi

Defüür muesch zu dym rächt choo. TÖÖrfsch au an umzuug? Näi,ich mues dihäime blybe. Was hät s ggee? Wäiss es niemer von öi?Mer wüssed ali nüüt. Ich schlaane vor, das mer uf d Wäid gönd.Schiaasch öppis anders vor? Schlönd iir ali zäme nüüt anders vor?Guet, so gömer. Las doch dyn hund dihäime; wä mer en mitnämed, laat er is nie la sy; me chunt zu käim rueige gschprÖÖch.Er mues drum au veruse. Was wottsch gee? Ich wäiss es nanig, ichmues mer s na epaar maal du r de chopf la gaa. Me tÖÖrff nöd nu a

siich tänke. D Nicole hä t nöd tÖÖrffe mitchoo. Chumm, mer göndan matsch! Gseesch, wie s boxed? lueg, jetz ziet der äint chreftigloos; ich glaub, er mag der ander, ja, jetz schlaat er en nockaut.Ich luege nöd geern zue, wie s denand verschlönd. Chumm duu

lieber mit i s theaater. Ich chume geern, wänn s öppis rächts gänd.Also, ich ni me zwäi bUeet, wie sich s git. Daas hämp da isch schozimli blööd, ich glaub, es laat gly. Dänn nimm halt en anders,chasch daas da grad i d abfuer gee.

115

 

LEKTION 17Wie de tüüfel ineglymet woorden isch

D Urner weered scho alewyl geern in Süden abe, wil s ghöört

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händ, das deet eso guete wy wachsi. Aber si händ nie chöne, wil s

ekäi brugg ghaa hä t über d Rüüss, bis dänn d Tüüfelsbrugg poue

woorden isch. Das seig aber esoo zueggange: D regierig seig

em aale sälber ggange go luege, wo me chönn e brugg boue, aber es

seig ere ummügli voorchoo. Drum heb doo äine vo de raatshere

gsäit, da seli de tüüfel e brugg boue. Chuum heb er s gsäit ghaa,

sig de tüüfel vor em gschtande und heb gsäit, eer weil ne die brugg

boue, wänn s em der eerscht verschprächid, wo über die brugg

chömm. D raatshere seiged uf dee voorschlaag yggange und inert

drei tääg heb de tüüfel die brugg fix und fertig gmacht. Und daa

sig er gschtande uf der andere syten und heb uf der eerscht

gwaartet, wo übere chömm. Es hät aber käine wele zeerscht übere

gaa. Do heig äine vo de raatshere gsäit, er heb dihäimen en bock,

dee welid s übere jage. Do sig er ggange, heb en gholt, und wo de

bock d hörner vom tüüfel uf der andere syte vom fluss gsee heb,

seig er i äim satz über d brugg ine ggumpet und de tüüfel heb en

phackt. Wo de tüüfel gmerkt heb, das en di anderen inegläit hebid,

seig er fuchstüüfelswild woorden und seig gäge Wassen abe gränt

117

und heb deet en groosse schtäi gholt. Mit dem heb er syni bruggwider wele zämeschlaa. Won er mit dem schtäi z Göschene gsy sig,heb er müesen uusruebe. Da seig en alts fraueli choo und heb en

gfrÖÖget, werum er eso schnuuti und eb er echli uusruebi. Weret

dem sich de tüüfel de schwäiss ab de schtiirne gwüscht heb, sig sigschwind ggangen und heb e chlyses chrüüzli in schtäi gehritzlet.

Die Formen der Die Subjunktive der unregelmässigen Verben seien hier noch einmalunregelmässigen aufgeführt, zusammen mit den deutschen Entsprechungen in derVerben 3. Person, da nur da der deutsche Subjunktiv deutlich wird:

er heig er habe er schtönd er stehe er mües er müsse

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VOKABELN

Die Endungen

Stammvokale

bei Ablautverben

118

Wo de tüüfel de schtäi wider heb welen uuflupfe, heb er gmerkt,

das öppis ggange seig, heb de schtäi umgcheert, und won er daschrüüzli gsee heb, seig er mit eme tuners fluech uufggumpet und

zum land uus.

lupfe

uusruebeakziooneläigeusefuulesmünz

aufbeben

ausruhenverbilligtes Angebotalleinals überzählig ausscheidenKleingeld

Der Subjunktiv

Der Subjunktiv - auch Konjunktiv I genannt - ist im Schweizerdeutschen ausserordentlich lebendig. Er hat auch eindeutige und ausgeprägte Formen in allen Personen. Sein Charakteristikum ist derEndungsvokal i. Die drei Konjugationen unterscheiden sich im

Subjunktiv nicht:

1. Konjugation 2. Konjugation 3. Konjugation(aufheben) (stricken) (fliegen)

ich lupti lismi flüügidu luptisch lismisch flüügischer, sie, es lupti lismi flüügiwir, ihr, sie luptid lismid flüügid

Bei den unregelmässigen Verben zeigt meist schon der Wortstammden Subjunktiv an, das -i ist daher nicht obligatorisch. Bei allenanderen Verben kann das -i bei der dritten Person Singular auchwegfallen, da das Fehlen der Indikativ-Endung -t den Subjunktivanzeigt, z. B. Er ghei de bättel ane und lauff devoo ist gleichbedeutend mit er säit, er gheii de bättel ane und laum devoo.

Die starken Verben der Reihen 4a und 5, die im Präsens den Vokalwechseln (i triffe; mer träffed), haben im Subjunktiv den Vokal des Plurals: i hälm, es gälti, du schtälisch, er ässi, i läsi. Entsprechend gilt derVokal des Plurals bei säge, trääge, legge: i sägi, du träägisch, er leggi.

Zur Form

sollen und

müssen

Vermutung

Die Funktion

des Subjunktivs

tüeg tue weil wolle chönn könne

göng gehe söll solle mög möge

lös lasse gäb gebe näm nehme

schlög schlage gsäch sehe es gschäch geschehe

ziei ziehe wüss wisse

Beim Plural der unregelmässigen Verben kommt neben der Endung -idauch die Endung -ed vor, da der Subjunktiv durch die Stammformoffensichtlich ist: me r seiged neben me r seigid.

Neben söle wird ebensooft sele gebraucht. Eine seltene Nebenformvon göng und schtönd ist göch und schtöch. Am meisten Variantenweisen haa und sy auf: heb, häig, heig und seig, sei, sig, seg. An dieseFormen können noch die i-Endungen treten.

Die Verwendung von söle und müese ist nicht gleich wie die von sol-

len und müssen. Müese drückt ganz sachlich eine Verpflichtung aus,während bei sele, das eigentlich selbst im Subjunktiv steht, immer eine

Vermutung, Behauptung oder ein Wunsch versteckt ist. KommentierteBeispiele werden dies erklären:

du muesch folge es ist deine Pflicht zu gehorchen

du sellsch folge deine Mutter hat gesagt, sie wünsche, dass du

gehorchst

ich mues go poschte ich habe Auftrag, Besorgungen zu machen, und

bin jetzt au f dem Weg dazu

ich söll go poschte jemand wünscht, dass ich Besorgungen mache, es

ist aber noch nicht so sicher, ob ich gehen will

es mues cho rägne es herrscht Trockenheit, Regen ist sehr nötig

es seil cho rägne die Wetterwarte behauptet, es werde regnen

er seil emaal choo ich wünsche dringend, dass er kommtes seil nüme vorchoo ich verspreche, dass es nicht mehr vorkommt

Im Sinne von vermuten ist die Verwendung von sollen und seleidentisch: si söll eh ank sy sie soll krank sein, es seil e guets jaar geees soll ein gutes Jahr werden.

Der Subjunktiv ist obligatorisch in Nebensätzen, die von Verben desSagens und Meinens abhängen:

119

Si säit, si heb mi geschter nöd gseeEr phauptet, er heb das nöd wele

Si tänkt, ich heb si vergässe

Er mäint, er sig eläigen uf de wält

Es hä t ghäisse, es gäb en akzioon für öpfel

Si prichtet, es sig e schööns rascht gsy

, ich chönn emgschtole weerde

, mir chömid au

na draa

, mer hebid zvil ööl

pruucht

, d chileglogge töönid ,mer vergässidz luut ja alls

, er lös sich das , d pile tüegid

nöd gfale em guet

, si lösid d hünd , de thee tüeg

uf s loos em guet

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Kein selbstän-diger Subjunktiv

ÜBUNG 17

120

Si verzelt, der usfluug si gi luscht ig gsy

Von einem einzigen Verb des Sagens kann eine beliebig lange Reihe

von Sätzen abhängen. Manchmal werden die längsten Geschichten im

Subjunktiv erzählt, sobald der Erzähler selbst Zweifel hegt oder sich

distanzieren will. Das Lesestück dieser Lektion ist durchaus typisch.

Auch die Geschichte vom Tramunglück in Lektion 14 könnte sehr gutvon einem Berichterstatter, der selbst nichts davon gesehen hat, im

Subjunktiv erzählt werden.

Der Subjunktiv erscheint ferner in indirekten Fragesätzen, Finalsätzen,

Konzessivsätzen:

Mer händ de tokter gfrÖÖget, öb na hoffnig seig

Si sind fascht verschprützt vor gwunder, was passiert seig

Er hä t wele i d sch tadt faa re zum luege, wo de wage schtäcki

Si händ pättet, das käis unglück gschächi

Es isch em gält glych, wer s heigi

Im Hauptsatz kommt der Subjunktiv nur in formelhaften Wendungenvor wie vergält s Gott, hol s de tüüfel, das glaub äine, gschäch nüüt

böösers, sig s wie s weil. Nicht direkt übertragen lassen sich Sätze

wie: man nehme zwei Tabletten am Morgen; es lebe der König, man

bringe Pamina, sondern man muss sie folgendermassen umsetzen:

Zwo tablette am morge, de könig sell läbe, d P amina seil choo.

Bei den folgenden Sätzen muss man sich vorstellen, vor dem Komma

stehe ein er säit, si säged, me mäint, me gla ubt u.a.

, mer chönid d akzie

chauffe

, es gäbi schnee

, si mögid nüme

, er wüssi nüüt devoo

, das me r is gschlage

gäbid

, si salzi d schpyse

z fescht

, si gsäch imer

schlächter uus

, si gsächid imer

schlächter uus

, es gschächid tägli

wunder

, das schlög em fass

de boden uus

, er ziei en rueig eren

oort voor

, si zieid oscht

schwyzer wy voor

, de hund byssi sofort

, d chind schüüchid

, si schlögid en zum s wasser

kassier voor , de räge chömm gly

, es chömi nöd druf aa ,s gsetz weerdi

, es chömid na mee gänderet

zueschauer , d zyt lauff em devoo

, d uure lauffid

z gschwind

, d uure göngid voor

, mer gäbid zvil uus

, d böim lösid sich

nöd häile

, du welisch verzichte

, er mach nüme mit , d prys schlögid uuf

, er müesi druf

zrugg choo

, si müesid druf

zrugg choo

, si chochi geern

, er heb zwenig münz

, mer hebid en

aagloge

, mer müesid s zuegee

, s ys schmelzi gly

, mer grabid z tüüff

Me verzelt, de tüüfel heb di eerscht Rüüss-brugg poue, di

yhäimische seiged nöd imschtand gsy, si eläi z boue. De tüüfel heb

gsäit, eer boui die brugg, wänn er der eerscht überchömm, wodrüber göng. De bueb hä t gschumpfe, er tÖÖrffi nöd mitchoo, syni

mueter erlaubi em s nöd, aber s nÖÖchscht maal lauff er äifach

devoo, wänn s em wider verbote weerdi. De trämler hä t wele luege,

was loos sigi. Myn fründ hät gfrÖÖget, öb du au chömisch. Di

aaghöörige händ gfrÖÖget, öb si de paziänt tÖÖrffid psueche. I sym

wootum hät de redner gsäit, me tÖÖrffi d wasser chreft i de Schwyz

nödna

mee usbüüte,es

gäbja

gly käs flüüssends wässerli mee zgsee, hütt chömm s druf aa, das me sich um d natuurschöönhäite

chümeri. Sig s wie s weil, miir isch ales glych. Es hä t öis schweer

wunder gnoo, wer ächt bi de schtadtraatswaale usefuuli. De röön

söll nüme lang hebe. De polizischt hät zu de chind gsäit, si müesid

zeerscht nach linggs luege, wänn s über d schtraass göngid. I de r

aachlag isch gschtande, de deliquänt sig scho epaar maal wäge

vercheersdelikt verurtäilt woorde, er heb emaal e schtopschtraass

überfaare, das es tätscht heb, er heig d gschwindigkäitsgränze uf

ere nazionaalschtraass überschritte, und emaale heb er zvil

promill ghaa.

121

.

LEKTION

18Mer boued luftschlösser

W. Du, Chueri, was miechsch, wänn t en sächser hettisch im

lotto?

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Ch. Los, Walter, das chunt doch druf aa, wie hööch d uuszalig

weer, aber was miechsch duu, wänn duu dee glückspilz

weersch?

W. I gieng tiräkt i s swisseerbüro am hauptpaanhoo f und lies mer

e wälträis zämeschtele. Dänn gseechisch mi für es zytli nüme.

Ch. Und was teet dyni frau derz ue säge?

W. Die neemi doch mit. Fü r sy geebs nüüt schöners, als wänn si

chönt uf räise gaa.

Ch. Mäinsch dänn, s gält langti?

W. Me sett s mäine, suscht hetti dänn scho na öppis uf de syte,

aber du häsch rächt, das t gfrÖÖget häsch, e milioon isch au

nüme, was si emaale gsy isch. Me mues hütt ganz andersch

rächne.

Ch. Me merkt, das du fröid häsch am lötterle; miir gfallt s toto

besser, da cha me doch na echli öppis kombiniere, und es

hanget nöd alles nu vom zuefall aab. Jetz schtell der aber

emaale vor, du miechisch e riseneerbschaft und müestisch mit

dem ganze huuffe gält fertig weerde.

W. I glaub, das weer käs probleem. En schööne täil gieng scho

ewägg für schtüüre, und dänn müesst i ja au nöd ales für

123

miich eläige bruuche. Es git ja eso vii wooIteetigi inschtituzioone, wo für jede zueschtupf dankbaar sind. Es blybti ja

dänn imer na gnueg voorig für miich, für es hüüsli amene

gäbigen oort, für en gröössere wage, für myni liebhabereie

und soo.

Ch. Aber sehteIl de r emaale voor, was t für en luxus chöntisch

Die unregel-

mässigen

Formen

Die unregelmässigen Verben haben eigene Formen, die man besonderslernen muss:

fb hett ich hätte lies ich liesse

weer ich wäre schlieg ich schlüge

teet ich täte wett ich wollte

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Die Endungen

Die Hilfsverben

124

trybe.

W. L ieber nöd. Wettisch du vilicht vo kawiar und auschtere

läbe? Da blybtisch nöd lang gsund debYe Was hettisch devoo,

wänn t di wüürsch mit de r «haute volee» a de Riviera ume

trybe und müestisch dyni zyt vertrööle mit blabla, und am

aabig wüsstisch nöd, für waas t am morgen uufgschtande

biseh?Ch. So schlimm müesti s jetz ä nöd grad usechoo, aber ich glauben

au, mängem ryche weers wööler, er hett weniger. Mer wänd

froo sy, das miir die sorge nöd händ, und die luftschlösser

lömer lieber la sy.

Der Konditional

Der Konditional - auch Konjunktiv 11 genannt - wird in allen Konju

gationen entweder durch die Endung -ti bezeichnet oder durch die

Verbalformen wüür oder teet:

1. Konjugation 2. Konjugation 3. Konjugation

(meinen) (rechnen) (bleiben)

ich mäinti rächne i blybti

du mäintisch rächnetisch blybtisch

er, sie, es mäinti rächnet i blybti

wir, ihr, sie mäintid rächnetid blybtid

Die Endung -i bleibt oft weg, und statt -id erscheint auch -ed, da das t

den Konditional genügend qualifiziert. Wenn ich dem Verb folgt,

verschmilzt es mit dem -i: aus jetz mäinti-i wird jetz mäinti.

Die Sprechenden entscheiden nach Gutdünken, ob sie gegebenenfalls

lieber wüür oder teet verwenden. Das Flexionsschema:

ich wüür mäine

du wüürsch mäine

er wüür mäine

mir wüüred mäine

ich teet hälffe

du teetsch hälffe

er teet hälffe

mir tee ed hälffe

Varianten

Verwendung

gieng ich ginge sött ich sollte

chi em ich käme müest ich müsste

schtiend ich stände tÖÖrfft ich dürfte

wüür ich würde chönt ich könnte

geeb ich gäbe möcht ich möchte

neem ich nähme wüsst ich wüsste

gseech ich sähe es gscheech es geschähe

Nebenformen sind sett für sött, cheem für chiern, wuur für wüür.

Ablautende Verben der 5. und 6. Reihe kommen manchmal mit ablau

tendem Konditional vor: ich eess, lees, seess ich würde essen, lesen,

sitzen. Solche Formen werden immer seltener, nur der Einzelläufer ich

miech, ich würde machen erfreut sich ungestörter Vitalität.

Auch die Formen mit der Endung -ti sind zugunsten der Umschreibung

mit wüür und teet eher auf dem Rückgang. Formen wie predigeti,

beräiteti, eläktrisierti sind nicht gebräuchlich.

Der Konditional dient dazu, auszudrücken, dass eine Handlung

unwahrscheinlich oder unmöglich ist. So wird er gebraucht in irrealenWunschsätzen: I wett, i hett es hüüsli! I wett, i weer bi diir! Wänn

er doch nu au gly cheern! Am meisten wird er aber gebraucht in

irrealen Bedingungssätzen. Wä me miich frÖÖgti, wüssti scho, was i

ne säiti. Ir hetted en schööne baart ygfange, wänn er ggange

weered. Wänn das wöörtli «wänn» nöd weer, dänn weer myn

vatter milioneer. Wänn s uf d gröössi aachiem, so wüür e chue en

haas erlauffe.

Der Nebensatz kann fehlen, wie in: i geeb em äis, i gieng am

liebschte häi, i wüsst nüüt schööners; man kann diese Sätze als

elliptisch bezeichnen, indem der bedingende Nebensatz nur gedacht,

nicht ausgesprochen wird; in obigen Fällen etwa: wänn i diich weer,wänni i nu chönt, wänn iich gfrÖÖget wüür.

In einschränkenden Nebensätzen (dass er nicht) kann der Konditional

auch vorkommen, zum Beispiel: Es isch kän maa, er hett en

wolfszaa, es isch kä frau, si hett en aUe Es isch käis ämtli, es hett au

es schlämpli. Es gibt kein Amt, das nicht etwas einbrächte. S isch

käine so witzig, das er nöd mi t al ne viere ch önt in dräck gheie. Es

isch niemer i dem doorff, wo nöd chönt läse.

125

Der Modusder Höflichkeit

Der Konditional hat auch seinen Platz in der Formel, mit der ein Käufereinen Wunsch ausdrückt: ich hett geern föif gipfeli; ich wüür geerndi nöischte modäll aaluege; ich wett e räis i d Karibik bueche. DieKinder lehrt man, dass sie nicht sagen sollen ich wott en chöigumi,sondern eher ich hett geern en chöigumi. Es ist immer höflicher,einen Wunsch in den Konditional zu kleiden.

LEKTION

19Zwoo schtedt, wo mit enand wettyfered

Züri und Winterthur riwalisiered scho sid alte zyte mitenand, aber

am böösischte isch es allwääg im nüünzääte jaarhundert gsy. Doo

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ÜBUNG 18

126

Es chiem uf s wätter aa

Wänn i s nu chöntIch weer au mit weniger zfrideIch sett d schtüüre na zaleSi tÖÖrffti si mee müe gee

Ich lies eso öppis nie zueIch het t das scho lang ufggeeD ggarossery tÖÖrfftid s emal

flickeIm hotel teet i besser schlaaffe

als im zältEs fröiti miMe setts mäineIch mäinti, me sett das

traktandum verschiebeIch wüsst en bessere raat

Ich neem mer es bischpil an em

Ich miech s anderschIch räis ti geern wider em al

is Wallis

Das teet mer woolIch het t geern e schaale goldWüüred si mer na en zucker

bringe?Ich geeb tuusig franke defüür

Du wüürisch di wundere,wänn t en gseechisch

Ich müesst ja lache, wänn daspassierti

Es miech nüüt, wänn de früeligfrüener chiem

Wänn das theema am fernseecheern, wüü r i au luege

Wänn s am fernsee choo weer,hett i au glueget

Wänn t wettisch, chöntischWänn s gieng, cheem i au und

miech mitEs röiti mi, wänn i s

verlüüre wüür

Wänn t mee gschafft hettisch, hettid mer jetz en äiges gschäft. Ihett ja doch nöd gnueg gält ghaa, und mit emen assossiee hani nödwele wiirtschafte. I ha der ja scho lang gsäit, du söttisch em aalmyn brüeder frÖÖge, er möcht si au geern sälbschtändig mache.Mit eme frönde weer mer s na glych, aber en verwandte wett i schogaar nöd. Dee wüür mer zvil dryrede, und dänn cheem er alewylzu diir go ge chlage. Wänn i nu wüsst, was t gäge my ni verwan dtehäsch. Du tÖÖrfftisch di scho em aal mit mym brüeder echli uusschpräche. Du chöntisch ja froo sy, wänn t sovil erfaarig igschäftssache hettisch wien eer. Ebe grad i my ne gschäftsaaglägehäite söttisch nöd alewyl öppis wele zwängte. S weer gschyder, dugeebsch di emaal zfride mit dem, wo t häsch.

Züri; deby händ s dänn aber zwäite gmacht. Jetz rucked di bäideschtedt efeng imer nÖÖcher zäme, wil men i de chüürzischte zyt voder äinte zur andere cha faare. Vo Winterthur isch me mit der S-paan i sibezää minuute im paanhoof Züri-Schtadelhofe. Über dfluughafelinie hät der Intercity echli lenger, nämli föifezwänzg

minuute, aber defüür händ beed schtedt en tiräkte paanaaschlussan fluugvercheer. Wil die dischtanz eso chuurz isch, ghäisst söppedie - es sind natüürli zürcher, wo s säged - Winterthur seig janumen en vooroort vo Züri; es hät ehe mee pändler, wo vo deet uf

Züri faared als umgcheert.Wänn en wint erthurer so öppis z ghöören überchunt, wiirt er taub

und vertäidiget syni schtadt energisch. Si heb di gröösser gältig uf

de wält - säit er - heb di bekantere firmene, und me käni si au

besser i allne länder, wo me doch ire name i lüüchtschrift uf degrööschte gschäftshüüser chöni läse (das daas de name vo de versicherig und nöd vo de schtadt isch, mues er ja nöd luut usebröötsehe). Natüürli heb Züri scho mee ywoner, aber je gröösser die

schta dt weerdi, um so mee chömid d nachtäil von ere groossscht adt

127

~

zum voorschy. S positivscht a Züri seig natüürli, das es es ooperehuus heb und es schauschpilhuus mit emene schtändige ensemble.D Uni und s Poli mües me ja au als plusphünkt la gälte. Winterthur heig aber en imposanters schtadthuus; und wänn s halt schonöd mit eme see chönn blagiere, so heb s defüü r di gröösseren und

pflägtere wälder. Wänn öise winterthurer dänn vom kultureie läbe

Einzelheiten

aa: ÖÖ schpaat - schpÖÖterzÖÖmscht

schpÖÖtischt, zaam - zoomer -

Die Adjektive auf -ei stossen das -e- aus: tunkel - tünkler -

tünklischt, häikel - häikler - häiklischt.

Adjektive auf -e schieben ein -n- ein: t roche - tröchner -

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VOKABELN

Die Endungen

Umlaut von a

128

redt, so chunt er i s schweerme. Als musikschtadt schtönd s ämelim vorderschte rang, es heb e moderners theaater, e technischesmuseum, und zum schluss schpilt er syn hööchschte trumpf uus,nämli d kunschtsamlige vom Oskar Reinhart: die im Römerholzund d Schtiftig unen im schtadtzäntrum. Was dänn hööcherischuele aagöng, so tÖÖrffi me s Technikum (HTL) und die Hööcher

Wirtschafts- und Verwaltigsschuel (HWV) uf kän fall vergässe.De wettyfer zwüschet de bäide grööschte schtedt im kanton isch snatüürlichscht i de wält. Au in andere Länder versuecht amigs dizwäitgrööscht schtadt mit de grööschte z konkuriere; das di chlyner sich deby mee müe mues gee, tuet ere ja nu guet. Me cha sichja fröie, wänn bäidi sovil z büüte händ, das si demit chönd glänze.

blÖÖterliwasser Sprudel abgschlage mit allen

schprützig spritzig Wassern

schtruub hektisch, gewaschen

struppig urchig urwüchsig,

ruuch rauh bodenständig

wüescht hässlich, grob hinderletscht das übelste,

taub zornig, taub mieseste

byse Nordwind gfitzt pfiffig,

bröötsche schwatzen raffiniert

zwäite mache den kürzern blagiere aufschneiden

ziehen

Die SteigerungZur Steigerung dienen die Endungen -er im Komparativ und -schtoder -ischt im Superlativ. Wenn die zu steigernden Adjektive umlautfähige Vokale haben, kommt fast ausnahmslos ein Umlaut dazu.

Beim Vokal a sind drei Umlaute möglich: e, e und ÖÖ. Nie kommt ävor, und ÖÖ ist selten.

a : e alt - elter - eltischt, glatt - gletter - glettscht, chalt - chelter- cheltischt, lang - lenger - lengscht

a: e (vor r die Regel) schwaarz - schweerzer - schweerzischt,aarm - eermer - eermscht, schwach - schwecher -schwechscht

-seht und -ischt

Varietäten

Umlaut

bevorzugt

Unvollständige

Steigerung

tröchnischt, abgschlage - abgschlagner - abgschlagnischt. Manch

mal erscheint dieses -n- willkürlich: chrank - ch re nkn er -chrenkscht. Adjektive auf betonten Vokal schieben ebenfalls ein -nein: chly - chlyner - chlynscht, früe - früener - früenscht, gly -

glyner - glynscht.

Die Verteilung der Superlativendungen -scht und -isch hängt vomStammausgang ab. Die häufigere Endung ist -scht: äifachscht,hööchscht, nöischt. Dagegen tritt -ischt auf nach Zischlaut (s, sch, z)und nach t, wenn diesem ein Konsonant vorausgeht: böösischt,süessischt, chüürzischt, feschtischt, gschicktischt, wüeschtischt,hertischt. Ausnahme sind die seltenen Wörter auf -isch: praktischt

nicht «praktischischt».

Man merke sich: grööscht, nicht «gröössischt».

Generell ist zu beachten, dass bei der Steigerung der Adjektive grosse

Schwankungen vorkommen, besonders nach d und t: lüütischtllüütscht, blöödischtlblöödscht, gschydischtlgschydscht. Auch inanderen Fällen gibt es Differenzen; nebeneinander kommen vor:schmÖÖlerlschmeeler, völlner/völler, langsamer/lengsemer, grede rl

greeder, gnauer/gnöier.

Gleich wie bei der Pluralbildung zieht das S chweizerdeutsche auch beider Steigerung, wenn immer möglich, den Umlaut vor. Einige typische

Beispiele:

faul fuul - füüler rund rund - ründer

flach flach - flecher schlau schlau - schlöier

gesund gsund - gsünder sauber suuber - süüberer

laut luut - lüüter toll toll- töler

lustig luschtig - lüschtiger trockentroche - tröchner

mager mager - megerer wohl wool - wööler

traurig truurig - trüüriger struppig schtruub - schtrüüber

stolz schtolz - schtölzer blau blau - blöier

rauh ruuch - rüücher eklig gruusig - grüüsiger

guet besser bescht gut

vii mee mäischt viel

129

minder mindscht minderwertigeender am eendschte eher

vorder vorderscht vordere

hinder hinderscht hintere

ober oberscht obere

under underscht untere

Es isch imer lüschtiger undDe Bodesee isch gröösser wed er

lüüter zueggange, aber am de Vierwaldschtettersee, aber

schtrüübschten isch es nach de chlyner weder de Gämfersee

zwölfe woorde D Schwyz hät e rüüchers klima

Die linie daa isch greder und dee als Itaalie

chräis isch ründer weder uf Am rüüchschte blaast d byse

säbere zäichnig zGämf

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Die Vergleichs-

partikel

ÜBUNG 19

130

iner inerscht innere

üsser üsserscht äussere

äner änerscht entferntere

Nach einem Komparativ verwendet man, wo im Deutschen die Partikelals steht, weder oder als.

Ich bi gröösser weder du.Di zwäit uuffüerig isch besser gsy als di eerscht.

S nöischt isch nöd imer s bescht Si isch imer bläicher, megererD waliser reded am urchigschte und schwecher woorde, mer

Daas glaub i eender händ is imer mee soorgeDaas isch s hinderletscht gmacht um siDi chlynere müend zvorderscht S wiirt imer schpÖÖter morge

aneschtaa und früener nacht, d täägI de sauna isch mer s am weerded gröier und chelter,

wöölschte d nächt lenger und tünkler,Wer säit, früener sig ales besser gly isch de chüürzischt taag

gsy? Es schtimt nöd, das di tümschteNachane sind zÖÖmeri tier chooJede groossvertäiler wott di

puure di grööschte herdöpfel

frischischte waaren aabüütehebid

Äis blÖÖterliwasser seil schprüt- Ali händ gmäint, si siged di

ziger sy weder sander schlöiere, aber dee, wo me s am

Jede wöschmittelfabrikant wenigschte tänkt hät, isch am

phauptet, sys wöschmittel änd de schlöischt und gfitztischt

wäschi wysser gsy

Es hä t emal en boxer ggee, wo Da isch äine verlogner weder derallpott gsäit hät: «lich bi de ander, aber de verlognischt ischgrööscht» de vizepresidänt

Uf em land tunkt s mi schööner De säb taglööner isch deals i de schtadt

Äntli sind öisi chläider widerwüeschtischt kärli gsy

tröchner und süüberer gsy, do Di meebessere sind mäischtes di

hät s is aagfange woole verwöntischte

Nach em baad isch mer s wider Dee, wo suscht de gschicktischtwööler woorde und i ha mi isch, hät deemal syni sach am

gsünder gfüült schlächtischte gmacht

Der Üetlibeerg isch hööcherweder de Pfaneschtil, aber

nidriger weder de Pilatus

,1li 131

LEKTION

20Wie grooss isch d Schwyz?

D Schwyz hä t en flecheninhalt vo äinevierzg tuusig zwäihundertachtenüünzg kwadraatkilomeeter; iri landesgränze isch tuusig

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achthundert vieredachzg kilomeeter lang. Di schwyzerisch Äiggenosseschaft hät sächsezwänzg kantöön; de grööscht devoo ischGraubünde mit sibe tuusig äinhundert drizä quadraatkilomeeter.De kantoon Züri chunt i de gröössenoornig eerscht a de sächsteschtell mit tuusig sibehundert nüünezwänzg quadraatkilomeeter,defüür aber hät er di mäischten ywoner vo allne kantöön, nämli äi

milioon hundert nüünesibezg tuusig. Di ganz Schwyz hät sächsmilioone achthundert dreiesibezg tuusig ywoner. Im achzä hundert füfzgi sind s echli weniger als zwoo Milioone vier hundert

tuusig gsy. - Epaar jaareszaale us de schwyzer gschicht: zwölfhundert äinenüünzg gründig vo de r Äiggenosseschaft. Di wichtigschte schlachte us de befreiigs-chriege sind Moorgaarte im drizähundert füfzäni und Sämpach im drizä hundert sächsedachzgi gsy.D reformazioon hät füfzä hundert nüünzä z Züri aagfange. Füfzähundert nüünezwänzg und äinedryssg i de Chappelerchriege undsächzä hundert sächsefüfzg und sibezä hundert zwölf i de Vilmer-

133

gerchriege isch um d voormacht gschtritte woorde. Im jaar sibezähundert achtenüünzg isch di alt Äiggenosseschaft vom Napoleoonsyne truppe über de huuffe gränt woorde, und achzä hundert füfzäisch si wider uufpoue woorde. Di gägeweertig form hät de Bund du r

d verfassig vo achzä hundert achtevierzg überchoo, wo dänn im vieresibezgi rewidiert und sider imer wider aktualisiert woorden isch.

Selbständige

Zahlen

pendelt. Bewusste Mundartsprecher halten sich noch an die Regel, wasimmerhin zur Nachahmung empfohlen sei.

Wenn die Zahlen substantivisch, das heisst alleinstehend, gebrauchtwerden, erhalten sie von 4 an die Endung -i und sind Neutrum: s vieri,s föifi, s sächsi, s zwänzgi. Im Dativ wird das -i zu -e oder -ne (also

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Die Grund-

zahlen

Deklinierte

Grundzahlen

der eine

2 und 3

134

Die Zahlwörter

äis 1 drizä 13 dryssg 30

zwäi 2 vierzä 14 äinedryssg 31drüü 3 füfzä 15 vierzg 40

vier 4 sächzä 16 füfzg 50föif 5 sibezä 17 sächzg 60

sächs 6 achzä 18 sibezg 70

sibe 7 nüünzä 19 achzg 80

acht 8 zwänzg 20 nüünzg 90

nüün 9 äinezwänzg 21 hundert 100

zää 10 zwäiezwänzg 22 föifl mndert 500

elf 11 dreiezwänzg 23 tuusig 1000

zwölf 12 vierezwän zg 24 milioon 1000000

Zu beachten ist vor allem, dass das und, das im Deutschen Einer undZehner verbindet, im Schweizerdeutschen ein biosses -e- ist: fünf-und

fünfzig = föif-e-füfzg.

Das Zahlwort sibe schiebt vor diesem -e- ein Sandhi-n ein: sibenezwänzg, sibenedryssg usw. Von 81 bis 89 wird ein -d- vor dem-achzg eingeschoben, um den Zusammenstoss der Vokale zu vermeiden: äin-e-d-achzg, zwäiedachzg, dreiedachzg, vieredachzg, föifedachzg,sächsedachzg, achtedachzg, nüünedachzg.

Das Zahlwort 1 ist in seiner Form identisch mit dem unbestimmten

Pronomen irgendeiner. Seine Deklination ist in Lektion 13 dargestellt.Vor mal sagt man nur äi: äimaal, s äimaläis das Einmaleins.

Eine Sonderform steht nach dem bestimmten Artikel, nämlich de r

äint. Zum Beispiel: de r äint isch z fride, de r ander chlöönet imer.

Di äinte wänd uf der Üetli, di andere uf de see. S äint isch e lugi,sander isch au nöd waar.

Früher unterschied man bei 2 und 3 die Geschlechter. Es hiess zweemane, zwoo fraue, zwäi chind und drei mane, drei fraue, drüü

chind. Heute haben sich zwäi und drüü für alle Geschlechter einge-

gleich wie die unbestimmten Pronomina aus Lektion 13): Häsch esaHne gsäit? Vierne han i gschribe, zwäine han i s uf de schtraass

gsäit, und sächsne han i telefoniert. Tusigi händ wele choo, aber

hundertne händ s s gatter vor de nase zuegschpeert.

Der Gebrauch Die selbständigen Zahlen mit der Endung -i werden in folgenden

Fällen gebraucht. (Pro memoria: Die Zahlen 1, 2, 3 nehmen dieEndung -i nie an.)

Uhrzeit Was isch fü r zyt? Wie schpaat isch es?

Es isch vieri 4 Uhr

es isch halbi vieri 15.30 Uhr

es isch viertel neech nüüni

es isch viertel vor nüüni

es isch föif ab sibnies isch föif ab zwäiam äis, am zwäi, am drüü

am vieri, am föifi, am sächsi

vom achti bis am zwölfivon achte bis zun zwölfevor de föifenach de sächsees schlaat sibnium di sibni

{8.45 Uhr

Variante19.05 Uhr

14.05 Uhr

1,2,3 Uhr

4,5,6 Uhr

{ von 8 bis 12 UhrVariantevor 5 Uhr

nach 6 Uhr

es schlägt 7

zirka 7 Uhr

Alter Wie alt biseh? lieh bi zäni, myn brüeder isch zwölfi gsy, mynischwöschterli sind zwäi und vieri.

Zeugnisnoten Im rächne ha n i es sächsi, aber i de schpraach nu es vieri.

Kleidergrösse Myn tschoopen isch es füfzgi, myni schue sind es zwäievierzgi.

Hausnummern Wo woned Si? A de Nägelischtraass nüünzg. Soo, Si woned im

nüünzgi, mir händ es zytli im achtedachzgi gwont. (Wenn dieStrasse genannt wird, ist das Zahlwort ja nicht selbständig.)

Jahreszahlen Im achzäni isch en gäneraalschträik gsy. Im äinenüünzgi hä t e re -

zässioon aagfange.

Ziffern Schryb e schööns vieri. Uf em chile ur m händ s s zwölfi müese nöivergolde.

135

Die Endung -er In anderen Fällen wird nicht die Endung -i gebraucht, sondern -er. Beiden Verkehrsmitteln sind beide Endungen gebräuchlich. Uf Örlike

faarsch mit em zäni, em vierzäni und em elfi. Mit em vieredryssgifaarsch uf Witike. Si händ en alte sächser wunderbaar renoviert.Von 1 bis 3 gibt es nur die Formen mit -er: De drüüer gaat uf

Albisriede, de vierer oder s vieri is Weerdhölzli. ÜBUNG 20

ein Doppelbett, e halbi porzioon ein schmächtiger Kerl, en halbschueein Trottel, en achtibaan eine Achterbahn, e zwänzg-ab-achtischnure mache eine griesgrämige Miene aufsetzen, s sächsiIüüte das

Zürcher Frühlingsfest.

Am halbi sibni schtaan i uuf

Am halbi achti nim i de zmorgeAu bim z wäierle eh asch en

ruusch überchoo

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Geld

Tempo

Jahrgang

Hohes Alter

Die Ordnungs

zahlen

En zwänzger (20-Rappen-Stück), en zwäifränkler (Zweifrankenmünze), en föifliiber (Fünffrankenstück), e zwänzgernoote (20-Franken-Note).

Er hät en hunderter druff ghaa er fuhr mit 100 km/ho

De Hans isch en zwäiefüfzger d.h. im Jahre 1952 geboren. Dee wyisch en sibenedachzger d. h. 1987 geerntet.

Er isch en guete sibezger er wird mindestens 70 Jahre alt sein. Siisch e rüschtigi achzgeri sie ist 80 Jahre alt und rüstig.

Sie werden von 2 bis 19 durch die Endung -t gebildet, von 20 bis 99

durch -iseht und bei 100, 1000, 1000000 durch -seht.

dereerscht der 1. sibet 7. drizäät 13.de zwäit 2. acht 8. zwänzgischt 20.

dritt 3. nüünt 9. äinezwänzgischt 21.

viert 4. zäät 10. füfzgischt 50.

föift 5. elft 11. hundertseht 100.

sächst 6. zwölft 12. tuusigs cht 1000.

Nach dem Datum fragt man so: De welet hämer hüt? oder de weletisch hüt? Die Anwort: de r eerscht, de zwänzgischt, der äinedryssgischt.

Die Bruchzahlen Ihre Bildung ist gleich wie im Deutschen: drittel, viertel, zäätel,zwänzgischtel, hundertschtel = Drittel, Viertel, Zehntel, Zwanzigstel,

Hundertstel.

Die Verviel

fachungszahlen

Idiomatische

Wendungen

136

Ihre Bildung entspricht ebenfalls dem Deutschen: äifach, zwäifach,drüüfach, vierfach, hundertfach - äimaal, zwäimaal, drüümaal

usw.

Z föife hööchfünf Mann stark, es zwäierli und es dreierli wy 2 Dezi

liter und 3 Deziliter Wein, z zwäie jasse zu zweit jassen, de znüüniund de zvieri Jause um neun Uhr und um vier Uhr, zwäite macheunterliegen, das isch s zäni das ist das beste, e zwäischlÖÖfigs bett

Znüüni git s bi öis nöödAm zäni trinked mer en kafiVom halbi äis bis hal bi zwäi isch

löntschpause, das langet nu für

e chlyni zwüscheverpflägig

De zvieri isch bi öis am föifiMit de zyt für de znacht nämedmer s nöd eso gnau

Si isch im äinesibezgi gebooreEr isch en tüpische achte

sächzgerVom zää ab achti bis am viertel

vor nüün i vergönd föifedryssgminuute

D uu r schlaat zwölfiDe beerchtelistaag isch de zwäit

jäner

D bundesfyr isch am eerschtenaugschte

Imene schaltjaar git s en nünezwänzgischte februaar

Äin taag isch en dreihundertföifesächzgischtel vorne ne jaar

Im nüünzähundertachtesibezgiisch de kantoon Jura ggründetwoorde

De welet isch am letschte sundiggsy?

Ich wäiss nüme, öb der eerscht

oder de zwäitÄimaal isch käimaalEs zwäierli und en röömer sind

glych viI

Uf der achtibaan häsch deplausch

De letseht sächsiIüütenumzuugisch s zäni gsy

D Üetlibeergbaan isch s S-Zäni

Der alt sächser faart mängsmalin zoo ufeS drüü und s föifi im telefoon

buech cha me liecht verwächsleMir woned im föifedryssgiIch han en hamschter überchoo

und e wyssi muusIch han äin hamschter überchoo

und äi wyssi muusSi hät drüü chind, mit vierne

hett si müeDu häsch es nu vo zwee züüge

ghört, iich aber vo dreineIch chauffen en ananas, wotsch

au äini? Näi, ich wott ekäiniIch bi dreiezwänzgiIm änglisch han i es föifiSi sind z zäne hööch

uufmarschiertIch säge s zum dritten und

letschte maalHäsch mer en föiflyber? Näi, ich

ha nu es füfzgerliFü r e hunderternoote säit men

au chuurz en hunderterDi äint schpint syde, di ander

schnätzlet chryde(Kindervers)

137

LEKTION 21Wien en polizischt äine gfasst hä t

En alte kantonspolizischt verzelt emene koleeg, wien er emalezunere verhaftig choo isch: «Ich bi do irnene doorff im Oberlandschtazioniert gsy, wo suscht nöd viI gloffen isch. D lüüt händ aber

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chumer ghaa, wiI s allpott nöime gläderet hät, und mUr sind dembrandschtifter äifach nöd uf d schpuur choo. Da gaat emaalezmitts am namitaag s telifoon und en uufgregti schtimm säit zuemer: 'Ich glaube, mir händ de glünggi gsee, binere schüür amdoorffrand gäg de Bachtel ue!' Ich ha natüürli grad gwüsst, was

für en übelteeter dee informant gmäint hät. I bi null koma plötzlizum poschten uus und duruuf i dere richtig, won er gsäit hät. Schochömed mir epaar buebe eggäge und rüeffed: 'mer händ en gsee,deet birn wald obe, aber er isch is druus!' Ich ha scho tänkt, woner chönt dure sy und bi gäg de wald ufe. Über d br ugg hä t er nämlinöd chöne, det äne sind ales nUder und käs plätzli, wo sich äinechönt verschtecke dehinder. Uf äimal gseen i äine, wo mer

verdechtig vorchunt arn waldrand, aber im glychen auge blick i s c ~ er zwüschet de böim dure im holz verschwunde. Jetz isch di ric htighetz loosggange. Ich bi hinder em dry, über baumschtärnm ine,du r bäch dure, halde duruuf und halde duraab. Uf äimal bin iganz neech bin em zue, ich rüeffe 'schtaa blybe!' und das macht

139

er, aber er trÖit mer mit eme bängel und wott mi nöd a si anelaa.Da han i my ni pischtole zoge und en schuss in en wuurzelschtockine gjagt, das er merki, das es eernscht wiirt. Wo s gchlöpft hät,isch er doch verschrocke und hät uufggee. Ich han en dänn chöneverhafte, han em handschälen aagläit und en abgfüert.»

Die Adverbien des Ortes

mer gönd d schtägen uuf

si faared d Züribeergschtraass aab

si lauffed um s huus umeer gaat uf Beern ufesi faart uf Basel abemer lauffed uf Gockhuuse hindere

Ausser diesen gibt es noch folgende Adverbien auf die Fragen «wo-

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Richtung, d. h.

Antwort au fdie

Frage wohin?

140

Das Schweizerdeutsche ist ausserordentlich reich an Ortsadverbien, sodass es schwer ist, die Übersicht zu wahren und sie in ein System zu

bringen. Sie werden gerne auch zur Verstärkung von Präpositionengebraucht und kommen in unzähligen idiomatischen Wendungen vor,die man nur im Wörterbuch alle finden kann.

Den deutschen mit den Vorsilben hin- bzw. her- gebildeten Adverbienentsprechen im Schweizerdeutschen solche mit der Endung -e. Die vonhin- und her- angezeigte Unterscheidung gibt es nicht. So wird manabe oder ine gleicherweise durch hinunter und herunter, hinein undherein übersetzen.

anedure

urne

heran

hindurch

herum

übere hinüber zue herzu

undere hinunter

naa,naae nach

Sechs häufige R ichtungsadverbien erscheinen in zwei Gestalten, einermit der Endung -e, und einer anderen mit vorgesetztem dur-:

ine, ie, y hinein dury nach innen, stadteinwärts

use hinaus duruus nach aussen, stadtauswärts

ufe, ue hinauf duruuf nach oben, bergwärts

abe hinab duraab nach unten, talwärts

fürehindere

hervor

nach hinten

durfüre nach vorn

durhindere nach hinten

Die mit dur- zusammengesetzten Adverbien (dury usw.) bezeichnenim Gegensatz zu den einfachen Richtungsadverbien (ine usw.) nichtdas Ziel der Bewegung, sondern den Weg. Beim Satz ich gaane inedenkt man an den Ort, den man zu erreichen wünscht, beim Satz ichgaane dury an den Weg, den man zurücklegt, um an diesen Ort zu

kommen: Er faart ufe = er fähr t hinauf, um oben anzukommen. Er

faart duruuf = er fährt in der Richtung nach oben, wobei es demSprecher gleichgültig ist, ob er oben anlangt.

Die Adverbien ohne dur- werden sehr häufig zur Verstärkung einerPräposition gebraucht:

si chunt zum gaartetöörli yer jagt s zum tämpel uus

hin?» und «wo?»

fürsi vorwärts verusse im Freien

hindersi rückwärts überufe nach oben

ob si aufwärts überobe oben (nur im Hause)

nidsi abwärtsübe rabe nach unten

absi abwärts überune unten (im Hause)

verby vorbei hinefüre hervor

veruus voraus unen ufe von unten nach oben

veruse ins Freie oben abe von oben nach unten

Verweilen, d. h. Adverbien des Verweilens endigen ebenfalls auf -e. Jene ohne denAntwortauf Anlaut d- dienen zur Verstärkung von Präpositionen, jene mit d- dage-

die Frage wo? gen werden verwendet, wenn sie allein stehen.

ine dine

usse dusse

obe dobeune dune

äne däne

vorne divorne

hine dihine

Im huus ineVor em schuelhuus usseUf em tach obeUnder de brugg uneZ Chilchbeerg äneBim faane vorne

Z Affoltere hine

innen, drinnenaus sen, draussen

oben, drobenunten, druntendrübenvomhinten

Si sind dineBlyb dusseEr sünelet dobeSi schaffed duneEr wont däneEr schtaat divorne

Sihänd

en hoof dihineIn Verbindung mit daa und deet hier und dort werden die d-IosenFormen verwendet. Zum Beispiel: daaine hierhinein, hierinnen, deetine dorthinein, dortinnen, daaane hierhin, deetane dorthin, daause,deetuse, daausse, deetusse, daaufe, deetufe, daaobe, deetobe,daadure, daaübere, daahindere, daaundere, daaune usw. In

unbetonter Stellung wird das daa und deet gekürzt: daine, detine usw.

141

Den deutschen, mit darr) zusammengesetzten Adverbien entsprechen

im Schweizerdeutschen solche, die mit dr beginnen, wenn die Präposition vokalisch anlautet und mit de, wenn sie konsonantisch anlautet.Man beachte, dass der Vokal der Präposition, von der das Adverb abgeleitet wird, in vielen Fällen gedehnt erscheint.

dry da rein devoor davordraa daran defüür dafür

Obsi, nidsi, absi braucht man mit Vorliebe in übertragener Bedeutung,nämlich geschäftlich oder gesundheitlich besser oder schlechter gehen:es gaat absi mit em, aber mit syner konkuränz gaat s obsi. S gaatfürsi (wir haben Erfolg), hindersi sitze (beim Fahren rückwärts

sitzen).

Drum kann 1. rein lokal sein: drum urne (darum herum), 2. kausal:drum isch es passiert (deshalb), 3. modal: ich ha s drum nöd gwüsst

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-hin und -her

druus daraus deby dabeidruff, druuf darauf devoo davondrüber darüber denäbet danebendrunder darunter dezwüschet dazwischendrum darum degäge dagegendenaa

darnach demit damitdezue dazu dehinder dahinter

-hii ist ein Synonym von ane; gleichbedeutend sind wohii und woane,daahii und daaane, deethii und deetane. Alleingebraucht: dee ischhU der ist futsch. RU kommt vor in den Zusammensetzungenletschthii neulich und vorhii soeben, meist jedoch gekürzt als letschtiund vori.

-heer kommt in der gleichen Verwendung vor wie deutsch her:

daaheer, deetheer, doch sind vo daa, vo deet eher häufiger. Merke

mit kurzem e: chumm here! daa here! Sidheer (seither) wird

gewöhnlich gekürzt zu sider. Diesseits und jenseits heisst heerwärtsund änedraa.

Das Fragewort Nach einem Ort fragt man mit wo? verstärkt woo? Davon lassen sich

ableiten woheer? wohii? woane? woufe? woabe? wodure? wohine?wouse?

Besonderheiten

des Gebrauchs

142

Druus kann bedeuten: druus lauffe davonlaufen, druus choo etwas gut

verstehen, druus gheie den Faden verlieren.

Zue: si händ mi nöd zue glaa sie liessen mich nicht heran, d poschtisch zue die Post ist geschlossen, bi de poscht zue neben der Post.

Näbet: du bisch totaal denäbet du liegst völlig falsch, si wonednäbetusse sie wohnen abseits (in gleicher Bedeutung: si woned ab dewält).

Naa und naae: ich bi nanig naae ich bin noch nicht so weit, sischlaat de mueter naa sie entwickelt sich wie die Mutter, d chriesisind nanig naae die Kirschen sind noch nicht reif.

ÜBUNG 21

(ich habe es eben nicht gewusst).

Durenand: Wie im Deutschen können Präpositionen mit enand(einander) zu Adverbien zusammengesetzt werden: vonenand, inenand, binenand, zunenand, nachenand usw., mit den gleichen Bedeutungen. Beachte: abenand = entzwei, hinderenand = hinterein

ander; aber: si sind hinderenand choo = sie sind in Streit geraten. Sisind binenand sie sind beisammen, er isch guet binenand er ist gut

in Form.

Besonders viele Adverbien werden mit vor gebildet: de r alt laufftvoorine der Alte geht gebückt; ir müend vorzue naaezele ihr müsst

ohne Unterbruch nachzählen; si hä t s zimer vooruse auf der

Frontseite des Hauses; vornenufe häsch e sehtund mee wederhinenufe au f der vorderen Seite des Berges brauchst du für den

Aufstieg eine Stunde mehr als auf der hinteren Seite; vorane hät me sanderscht gläse vorher las es sich anders; du muesch voordure gaadu musst auf der vorderen Seite durchgehen; vornedure isch er

früntli, hinedure schnöödet er nach vorn gibt er sich freundlich,

hintenrum redet er verächtlich; du muesch vorabe luege zum dhindernis gsee vor sich herunter schauen.

Wodure gaat s uf Höngg?Was chunt vo dänen ine?Vo dusse blaast en chalte luft ineVerussen isch es chaltIm bus inen isch es waarmChum use, blyb nöd dine!Chunsch uus mit ere?Oben im huus settsch nöd hämere

Schtägeli uuf, schtägeli aabDuruus gaats gschwinder,wil s glychzytig duraab gaat

Äin hebel isch für fürsi und äinefür hindersi

Grad han i si na divorne gsee,si mues zwüschetine hindereggange sy

De schuss isch dusseEs lampet mer zum hals useEs hät rabatte drumurneD chilen isch uusD rerie sind urneAm nüüni müend er undereS fläisch isch dureDe hoseboden isch dure

Woane gaasch? Zum see abeDe schiischtock isch

abenandSi sind hinderenand chooSi händ en hindere gheitIch wott der nöd devoor syUf daas abe säit de wolf zum

Rootchäppli

143

De verloore händsche isch füre

chooS ghäimnis isch uus chooDe underrock chunt füre

S gaat nidsi mit em

Vo hütt aa mues es obsi gaaAm chnüü han i en blätz aab

Letschti simer wider emaale uf de Bachtel. Bis uf Hinwil (deetsäged s Hewyl) simer mit der S-paan, vo deet ewägg simer gloffe.Es gaat zimli geech duruuf, und de chly hät ggrochset: «Wä mer

LEKTION

22E tante chunt uf psuech

Geschter isch öisi tanten us Beern bin öis uf psuech gsy, wäisch disäb, wo mer amigs als chind zuen ere i d ferie händ tÖÖrffe. Si hät

en huuffe gwüsst z verzele vo öisne verwandte, aber au vo lüüt, womer vorane nie öppis ghöört händ von ene. Öppis, wo si psunders

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144

nu scho dobe weerid.» Wo mer dobe gsy sind, hämer natüürli na

uf de turm ue wele. V deet obe sett men e schööni uussicht ha i dschneebeerg, aber wo mer ue choo sind, isch d uussicht eenderschitter gsy wäg de wulche. Defüür hämer vom turm uus schöönchönen uf de Zürisee und der Obersee abeluege. Duraab simer

dänn uf Wald. Es Iyt im tal unen uf der änere syte vom Bachtel:Vo deet uus hämer zeerscht müesen uf Rüti abe faare zum umschtyge und dänn vo deet us wider mit der S-paan uf Züri ie. -Chum, mer gönd wyter ine, davorne ziet S; ich wett aber lieberganz veruse, lueg, di andere sind scho dusse. Chunsch druus? Näi,ich schtyge nanig naae, ich verschtaane nu paanhoof. Z Losanngaats alewyl obsi oder absi, fascht nie ebe furt. D Uni IrchelIyt oben a de Winterth urers chtra ass und unen a de Frooburgschtraass. Isch de Sepp dihäime? Ja , er isch dine, chömed Si nuine. Der alt isch di lengscht zyt hinder em ofe gsässe, aber zletschtamänd isch er doch na füre choo. Da umenand sett e tram-

schtazioon sy, aber welewääg isch si wyter une. Ali händ füretruckt, aber s hät dine kä platz mee ghaa, und di mäischte händ

müese dusse blybe.

lang prichtet hät devo, isch e gschicht gsy vo äim, won em d bruut

d verlobig uufgchündt hät, grad en taag vor em hoochsig, wo snatüürli scho ali gescht uufpote händ dezue. Ich ha sie dänn

gfrÖÖget, werum das gschee seig, aber da sind detail gsy, wo sidänn doch nöd hät wele rede devoo; es mues e luuschi affeere sy,

wo me nu drüber mungget. Si hät dänn au vomene naachberverzelt, wo d tochter von em anere aaschteckede chranketgschtoorben isch und ali hebed angscht ghaa, si weerdid au na

chrank, aber das seig überhaupt e familie, wo allpott öppis loosseig bin ene. Das seigid lüüt, suscht äigetli na netti, wo me niechönn zele uf s, wä men öppis z tue heb mit ene. Vomenen anderebekante, wo tüeg puure, hä t si au verzelt. Dee heb soorge, wil er

nöd wüssi, wie s wyter göng mit de landwirtschaft. Er heb erevomene puur prichtet, wo s d söön von em duregsetzt hebid, das er

de hoof, wo das gschlächt scho sid gänerazioone druf sig, verchauftheb und dänn sig di ganz familie uusgwanderet. Si siged dänn uf

145

Kanada in e gäget, wo me französisch redi und wo scho mee

schwyzer ane seigid. Ich han öisi tante dänn gfrÖÖget, was au der

unggle machi. Ja dee - säit si - wo früener eso gweerbig gsi sig,heb au abggee sid syner chranket, won er fascht dr a gschtoorbeweer, aber de jung, won er guet uus-chömm mit em, heb jetz sgschäft praktisch übernoo. Schönt ja mee useluege deby, aber mehangi halt ga r vo de konjunktuur aab. Si weil aber nöd chlage, imganze göng s ene ja doch oordeli guet.

im Genetiv Dabei kommt auch entweder der possessive Dativ oder die Konstruk

tion mit vo zum Zug. Beide sind in Lektion 10 dargestellt. Der SatzDie Geige des Mädchens ist abhanden gekommen kann ja auf zweiArten wiedergegeben werden: Em mäitli syni gygen isch wägchoooder D gyge vom mäitli isch ewägchoo. Entsprechend hat man imRelativsatz die Wahl zwischen:

S mäitli, won em syni gy ge wägchoo isch, isch truurig oder S mäitli,

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VOKABELN

zu DEN

luusch verdächtig, faulmungge munkeln äinewääg ohnehin

LEKTIONEN 22-24 amigs jeweils trüle drehen, drillen

im Dativ

146

gweerbig arbeitsamaschpiriere Offizierslautbahnabgee schwach werden einschlagen

abverheie missglücken schpiraali f. Offiziersschulepflanzblätz Landstück für abverdiene Beförderungsdienst

Gemüsebau tunUO f. Unteroffiziers-

cheere zanken schuleverblaase zum Platzen bringen sich mäine stolz seinverschtrupf e vor Ärger platzen leere taape leere Handgschtürm n. Aufregung gööflin." Görebyge stapeln muff verdrossenschwadere plantschen lätsch m. " mürrisches Gesicht

futtere murren hegel m. " Messertschuute Fussball spielen Zürihegel Übername fürplegere herumliegen Zürcherputze reine machen, en Zacke tüchtig arbeiten

kaputt gehen druffha

Relativkonstruktionen

Das einzige Relativpronomen des Schweizerdeutschen ist wo (vorVokal won), wie schon in Lektion 12 erklärt wurde. Die Verwendungdes Relativpronomens wo im Genetiv oder Dativ oder abhängig voneiner Präposition ist aber etwas kompliziert:

In dieser Stellung muss hinter dem Relativpronomen der Dativ desPersonalpronomens stehen, das zu der Person gehört, von der dasRelativpronomen abhängt:

De chrank, won em de tokter so guet ghulffe hä t ... welchem

E hostess, won ere d schtell gchündt woorden isch ... welcher

Die schüeler, won ene de leerer öppis zäiget hät. • denen

nach

Präpositionen

bei Personen

bei Sachen

wo d gyge von em wägchoo isch, isch truurig. Gelegentlich lassen esdie Sprecher beim Relativpronomen wo allein bewenden, dann heisstesnur noch: S mäitli, wo syni gy ge wägchoo isch, isch truurig.

Bezieht sich das Relativpronomen auf eine Person, so folgt das zuge

hörige Personalpronomen auf die Präposition. Die Zweiergruppe stehtmanchmal unmittelbar hinter dem Subjekt, manchmal folgt sie aberauch erst in einer späteren Phase des Satzes. Die Beispiele zeigenbeide Varianten.

Die lüüt, wo mer byn ene gwont händ ••. bei denen

De schofföör, won i gwönli faar e mit em •.• mit welchem

Die frau, won er säit, er chönn nüme läben ooni si ..• ohne welche

Die glöön, wo mer eso händ müese lache ab ene •.• über welche

Das chind, won i zuen em gsäit ha •.. zu welchem

De fründ, won i gmäint ha ich chönn mi verlaa uf en .•. au f welchen

Die chind, won er zwoo schtund a s ane gschwätzt hä t .. . an welche

Das mäitli, wo t mer verzelt häsch von em .•. von welchem

Das Relativpronomen bleibt wo, die Präposition folgt erst später imSatz, verbindet sich aber mit de zu einem Adverb, wie in der vorhergehenden Lektion dargestellt worden ist:

De beerg, wo mer druff obe gsy sind ..• au fdem

De nöi film, wo me so vii ghöört hä t rede devoo .. . wovon

Das wäschmittel, wo s defüür sone reklaame gmacht händ .. . wofür

En luschtige zytvertryb, wo me na öppis leere cha deby ••• bei dem

De umweeg, wo mer dewäge de zuug verpasst händ ..•dessentwegen

E vetterliwiirtschaft, wo me nöd degäge cha uufchoo •.. gegen die

Es weerchzüüg, wo mer nöd chönted schaffen ooni .•• ohne welches

Anmerkung: Die deutschen Ausdrücke wovon, wofür, wogegen, wobei,

wodurch sind als Fragewörter in vo waas, für waas, gäge waas, biwaas, du r waas aufzulösen und als Relativpartikeln nach der soebendemonstrierten Weise in wo .•. devoo, wo .. . defüür, wo .. . degäge,wo ... deby, wo ..• deduur aufzuteilen.

147

ÜBUNG 22 De säb gweerbig maa, won i bin em d leer gmacht ha, isch jetz

pangsioniert. E luuschi sach, wo me nu drüber mungget. Diesekreteerin, won ere de tiräkter imer zvil zuemuetet, suecht e nöiischtell. Die psuecherine, wo d mäntel von ene verwächslet woordesind, reklamiered bi de garderobieere. Di junge lüüt, won ene dferie verrägnet woorde sind, wänd nüme go zälte. D autoore, wo dbüecher von ene premiert woorde sind, weerded mee gläse. De

mieter, wo men am mäischten erger ghaa hät mit em, isch uuszoge.

LEKTION 23S Bölschterlis gönd i d ferie

De herr Bölschterli cheeret mit syner frau, wii si imer na am

phacken isch, wo eer scho wett abfaare. Es gaat em äifach z lang,und es verblaast en fascht. Er rüefft: «Wäisch, es isch nöd wies letscht jaar, wo mer vo Chlooten abgfloge sind. Do häsch gwüsst,

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148

De maa, won em ales abverheit isch, hät uufggee. Das isch depflanzblätz, wo so vii uchruut druf wachst. Mer schtudiered dewald, wo so vii böim drin chrank sind. Das isch di glych platte , wot is vorig sc ho voorgschpilt häsch. Das isch aber au äini, won es siimer wider verloont z lose. Wänn t äine findsch, wo daas glaubt,

zal der en föifliiber. D schrybmaschine, wo de brief demit gschribewoorden isch, hät verdräcketi tüpe ghaa. Di nöi gondelbaan, wo

me demit i de chüürzischte zyt cha uf 2000 meeter ue faare, ischgschnäll beliebt woorde. Das isch s glych hotel, wo mer s letschtjaar drin gwont hände Äine, wo soo wenig vo musig verschtaat, söttsich nöd als kri tiker uufschpile. Dee, wo geschter i d zytig gschribehät, isch ä so äine. S isch e chranket, wo sc ho viii dra gschtoorbesind. Das isch d schnyderi, won i bin ere mys nöi chläid laanemache. D frau, wo d tochter von ere bin öis leermäitli isch, hät

letschti ire maa verloore. Das isch s auto, wo mer d farb devoo soguet gfale hät. Das isch de maa, wo mer s auto von em so guet gfalehät. Das isch d fraag, wo mer is scho mängsmaal drüber

underhalte händ, aber es isch nie öppis usechoo deby.

das de flüüger nöd uf is waartet. Du mäinsch welewääg, mit emauto chömm s nöd druf aa, aber wä mer jetz nöd gly gönd, chömedmer vo äim schtau in andere, grad am Gotthard isch es ja amschlimmschte; da chasch dänn im wage hocke und im schtau

piggnigge. Es isch zum verschtrup fe mit diir!»

«Gang du nu efeng, hol s auto us de garaasch und tue dyni guferedry», git d frau Bölschterli urne, «iich mag na lang gchoo. Dumachsch mi z lache mit dym gschtüürm. Wer im neechschte doorffscho wider wott halte zum en kafi goge nee, das bisch dänn duu!»Underdesse byget si ires wäärli hübscheli in ires «suitcase» und

isch i gedanke scho am meer und schwaderet i de wäle. «Hoffetlichömed mer vii zum bade, wänn s nu wäg em schpagetti-ässe und

de cassata weer, chönted mer grad so guet z Züri blybe», säit si zu

sich sälber.Wo de herr Bölschterli wider ine choo isch, hät er kän grund meeghaa zum wyter futtere; si hät nämli fertig phackt ghaa, und dibäide händ chöne im friden abfaare; aber syn kafihalt hät sich de

herr Bölschterli effäktiv nöd la nee.

149

ohne zu

Infinitivkonstruktionen

Der Gebrauch des Infinitivs weicht nicht grundsätzlich vom Deutschenab, doch sind längere Konstruktionen mit zu nicht beliebt, an ihreStelle tritt ein substantivierter Infinitiv oder ein Nebensatz mit dass:

Statt Sie behauptet, den Verdächtigen gesehen zu haben, wird mansagen Si phauptet, das si de verdeechtig gsee heb, und Es ist mir

verleidet, immer als letzter bedient zu werden, wird zu Es isch mer Ausfall von gaa

mer chömed choge d kasse

kontroliere

wir kommen, um die Kasse

zu kontrollieren

In Verbindung mit meteorologischen Erscheinungen dient diese Kon-

struktion zum Ausdruck einer nahen Zukunft:

es chunt cho schneie es wird bald schneien

In diesem Zusammenhang sei eine Eigentümlichkeit im Gebrauch des

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afe

Substantivie rung

statt Partizip

gO,goge

cho, choge

150

verläidet, das mir imer zletscht serviert wiirt. Er knallte mit der

Peitsche, um den Leuten Eindruck zu machen Er hät mit de gäislegchlöpft zum ydruck schinde.

Nach aafange und uutböre steht der Infinitiv ohne z: Si fangt aa

schaffe sie beginnt zu arbeiten. Hör äntli uuf schimpfe höre endlich

zu schelten au f Es hät ghört schneie Es hörte zu schneien au f

(uutböre und höre sind identisch.)

Aafange lautete im früheren Zürichdeutsch aaree. Daraus ist einAdverb entstanden, das in verschiedenen Formen auftritt wie afe,efang, efange, eräng, erengs. Es bedeutet soviel wie vorläufig,

endlich, unterdessen, einstweilen, nachgerade: Gang duu ereng zumauto, im letschte momänt isch er ereng choo; ich han efang äis beetumgschtoche; iich fang afen aa ässe; es wiirt mer eräng z blööd.Der gen aue Sinn ergibt sich aus dem Zusammenhang; er hat oft eineemotionale Komponente.

Wie schon in Lektion 15 erwähnt, ist der substantivierte Infinitiv sehr 'gebräuchlich. Weitere Beispiele: Ires singe hät all ne gfale. Daahäsch es pralinee zum schläcke. Wänn s numen uf s lauffen aachooweer, hett ee r nöd zwäite gmacht. S r ächne isch sys lieblingsfach, sschrybe nöd. Er verschtaat s schulde mache. Miir isch s lachevergange, es isch mer eender um s hüüle.

Die deutsche Wendung er kommt geritten wird schweizerdeutschdurch choo + z + Infinitiv übersetzt; also er chunt z ryte; si chunt zräne; er isch aazschnuufe choo.

Eine besondere Konstruktion hat der Infinitiv nach gaa, choo. ImDeutschen steht hier die Partikel zu oder der reine Infinitiv, imSchweizerdeutschen steht go, goge, cho, choge (verkürzteunselbständige Formen von gaa und choo).

Mer gönd go luegemer gönd go en psuech machemer chömed cho inschpiziere

wir gehen schauen

wir gehen einen Besuch machen

wir kommen, um zu inspizieren

um zu

veranlassen

Verbs gaa dargestellt: Wenn das Ziel des Gehens angegeben ist, kann

1. gaa ausfallen, wenn es von einem modalen Hilfsverb abhängt, das

heisst nach wele, sele, müese, tOOrffe, chöne;2. ggange im Perfekt ausfallen, das heisst nach sy.

1. er mues gaai tOOrff gaai sett gaas büsi wott choo

2. er isch ggangedu bisch ggangemer sind ggange

aber: er mues häii tOOrff i d schtadti sett goge lueges büsi wott zu miir

aber: er isch häidu bisch i d schtadtmer sind goge luege

Das Ziel des Gehens kann also ausgedrückt werden durch ein Adverboder eine Adverbiale des Ortes oder durch einen Infinitiv mit goge:

Si sind duraab, mer wänd uf der Üetli, i sett na uf d poscht, i tOOrff

nöd mit, si sind go sägle, du settisch go de mueter hälffe, mer sind

go komissioone mache.

Die Infinitivkonstruktionen, die man im Deutschen mit um zu einleitet,werden im Schweizerdeutschen durch zum, seltener durch für zum

und für z eingeleitet; nach gaa und choo mit go.

Ich ha nöd de zyt zum dee tägscht na emaale schrybe Ich habe

keine Zeit, um den Text noch einmal zu schreiben. Ich bruuchechlöiberli zum maarggen ychlöibe Ich brauche Klebfalze, um

Marken einzukleben. Vom land chömed s i d schtadt cho studiereVom Land kommen sie in die Stadt, um zu studieren. Gang enschruubezier go hole zum di lugge schrüübli aazie Geh einen

Schraubenzieher holen, um die lockeren Schräubchen anzuziehen.

Für «jemand veranlassen, etwas zu tun» wird im Schweizerdeutschen

mache mit Infinitiv (mit z) gebraucht.

du machsch mi z brüelemach si z gumpe!

du bringst mich zum Weinen

veranlasse sie zu springen!

151

g nach möge

I'm writing

Nach möge in der Bedeutung von vermögen wird dem Infinitiv ein g_

vorgesetzt. Wenn möge mögen, gern tun bedeutet, steht dieses g- nie.

i mag nöd glange ich kann es nicht erreichen

si hät möge gchoo sie ist noch rechtzeitig gekommen

magsch es nöd gässe? kannst du nicht alles essen?

Dagegen: magsch es nöd ässe? willst du es nicht essen?

Im Begr iff sein, etwas zu tun: Diese Wendung wird mit am + Infinitiv

LEKTION

24Es groosi verzelt vo de chriegsjaare

I dem jaar, wo de chrieg uusprochen isch, hett i grad sölen i dfröndi, aber da hani natüürli nöd chöne gaa und ha müese dihäimeblybe bi de mueter. De bape und d brüedere händ müesen yrucke,und iich müese go verdiene. De loonuusglych isch

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ÜBUNG 23

152

ausgedrückt. Ich war im Beg riff abzureisen i bin am abräise gsy.Vergleiche englisch: I am writing i bin am schrybe. Daneben wird tuein diesem Sinne verwendet (vgl. Lektion 2).

Ich wott uf d ForchMer sind uf der ÜetliSi isch uf SchpanieIch sett häiGang go luegeDu machsch mi z lacheEs isch zyt zum kontroliereEr isch ab uf d böimMer sind go schlittleIch ha nüme möge gchooSi gat mer efeng uf d nerveChunsch efang?

Ich gaanen efeng go s auto holeBim tschuuten isch er mäischter

Er isch z räne chooDu settisch in gaarte go jätte

Woane sind s?Er hät si z briegge gmachtIch bi grad am gaaS rächne falt is schweerUütt tOOrffsch in zooSi isch schoo am gaa gsyEs chunt cho gwittereMach en z gumpe!Es hört rägneChunsch au cho schlittle?

Si chömed zum ööl naafüleSi händ aagfange naafüle

Nimm es badtuech mit zum uf em graas plegere. Ich glaub, eschunt cho rägne oder sogaar cho schneie. S läben isch z chuurzzum offne wy trinke. Du machsch mi z lache mit dyne fuule witz.Ich gane uf de Züribeerg go echli frischi luft schnappe. Du mueschfrüener aafange schaffe, wänn t wottsch an äim taag fertig weerde.Es hä t e bire putzt, ich gaane go e nöii hole. Ich ha welen es buechvom gschtell abelange, aber ich ha nöd möge glange. Chasch mer

dyni schrybmaschine leene? Ich bruuche si zum es formulaarschöön uusfüle. Chumm cho hälffe! Gang gschwind uf d poscht

gogen epaar maargge chauffe. Si händ aagfange ghaa der uushuebmache, dänn sind s uf fels gschtoosse. Wänn chunsch äntli chohälffe boone schtecke? S waart e lampet mer zum hals use.

eerscht im zwäite chriegsjaar choo und hä t äinewääg nöd wytglanget. Miir isch natüürli läid gsy, das i ha müese myni plään lafale, aber es isch ja doozmaal esoo vii abverh eit, wo me vorane nödim traum draa tänkt hett, das es chönn vergraate. De vatter hät i

de schpOOtere chriegsjaare nümen eso vii müesen in dienscht, abervo myne brüedere han i nöd vii gsee. Der elter isch inschtruk-zioonsofizier woorde und hät vii z tue ghaa mit em trüle vo

regruute. Oe jünger hät äinewääg au welen aschpiriere, er isch vo

syner äinhäit wäg grad i d UO choo, hä t abverdienet, d schpiraaligmacht, wider abverdienet und dänn na en huuffe aktivdienschtgmacht. Naa em chrieg isch er dänn na haupme woorde. D mamehä t si schweer gmäint mit em. Derwyle hämer s aber ä nöd Iiechtghaa. Im büro en huuffen aarbet, wil allpott wider epaari imdienscht gsy sind, myni nOOchscht koleegin isch na im FUD gsy;das hät «Frauenhilfsdienst» ghäisse; hüt säit me ja em glycheMFD, also «Militärischer Frauendienst». Dihäime hämer gfroore,

wil mer nu ganz wenig cholen überchoo händ, au d läbesmittelsind knapp gsy. D mueter hät äifach nöd chöne huushalte mit de

153

määrggli, und wänn si amigs iri razionierigschaarte z früeuufpruucht hät, hä t s nu na gmües und herdöpfel ggee, aber ämelhämer nie müesen am leere taape suuge. D vertunklig und der

eebig flüügeralarm händ äim efeng au uf d nerve ggee, aber mer

händ is amigs trööschtet mit em gedanke, das es d lüüt im usslandja vil schlächter händ weder miir. I mag mi aber na guet a s änd

vom chrieg psine und wie mi r ali ghofft händ, jetz chömm dänn

ales vil besser. Es isch aber alewyl na vil schtryt und eländ uf de

lassen Das Verb laa (lassen) wird wie ein modales Hilfsverb behandelt, wenndavon ein Infinitiv abhängt, das heisst, es bekommt kein Augment g-

und wird zu la verkürzt:

Mer händ de schpängler la choo Wir liessen den Klempner kommen.

Du muesch d milch l a ufechoo Du musst die Milch aufkochen lassen.

Si säit, das me het t sele de tokter la choo Sie sagt, dass man den Arzt

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Hilfsverben

154

wält plibe. Im achtevierzgi han i dänn myn maa käne gleert. Er hä t

e schtell ghaa z Ängland und isch amigs im winter i d feriehäichoo, wil er esonen fanaatische schiifaarer gsy isch. Uf emesässellift hämer is zum eerschte m aale gsee. Won er wider zrugg uf

Ängland isch, hämer is scho fascht verlobt ghaa. Mer händ enandregelmeessig gschribe und s jaar drüber hämer ghüüraatet. lieh

bin au mit em überen uf Ängland, und so bin i dänn doch na i dfröndi choo, aber zwäi jaar schpÖÖter simer wider häi, wil mynmaa hät müese s gschäft vo sym vatter übernee. Ja , das isch jetz

scho mängs jaar heer, so gschwind gaat d zyt urne.

Wortstellung und KonjunktionenBei den modalen Hilfsverben wele, sele, müese, chöne, möge, tÖÖrffe

sind, wie schon gezeigt, Infinitiv und Partizip gleich. Ich habe

gekonnt, habe gewollt usw. haben keine Entsprechung, vielmehr heisst

es ich ha chöne, ich ha wele usw.

Besonders ist zu beachten, dass im Perfekt der vom Hilfsverb

abhängige Infinitiv immer dem Hilfsverb folgt:

ich ha wele chooich hett sele gaaich ha müese schaffeich ha chöne rächneich hett möge schpileich ha tÖÖrffe faare

ich habe kommen wollen

ich hätte gehen sollen

ich habe arbeiten müssen

ich habe rechnen können

ich hätte spielen mögen

ich habe fahren dürfen

Diese Regel gilt natürlich auch im Nebensatz:

De grund, werum i mys huus nöd ha wele verchauffe Der Grund,warum ich mein Haus nicht verkaufen wollte. Ich bi schtolz, das i ha

chönen über de see schwüme Ich bin stolz, dass ich über den See

schwimmen konnte. Isch es waar, das i am nüüni scho hett selehäichoo? Ist es wahr, dass ich um 9 Uhr schon hätte heimkommen

sollen? Er isch gränt, wil er de zuug suscht nüme hett mögeverwütsche Er rannte, weil er den Zug sonst nicht mehr hätte

erreichen können.

Pronomen

Adverbien

Endstellung

im Deutschen

hätte kommen lassen sollen.

Es ist jedoch auch möglich zu sagen: ich ha myni uur repariere laastatt ich ha my ni uu r la repariere.

Wenn zwei unbetonte Pronomina einander folgen, so steht der

Akkusati v vor dem Dativ. Im Deutschen ist es umgekehrt:

Ich gib der en öpfel, ich gib der en ihn dir

Ich gib em s buech, ich gib em s es ihm

Ich gib ere s broot, ich gib ere s es ihr

Befehlsform: gib em s! es ihm!

gib ene s! es ihnen!

Bei betontem Pronomen ist die Wortfolge gleich wie im Deutschen:

Ich gibe diir en öpfel, ich gib en diir ihn dir

Ich giben imm s buech, ich gibe s imm es ihm

Ich giben ire s broot, ich gib es ire es ihr

Befehlsform: gib s imm! es ihm

gib s ine! es ihnen

Bei einigen modalen Adverbien wie ganz, gar, echli, rächt, zimli,psunders, gnueg tritt der Artikel meist zwischen das Adverb und dasvon ihm bestimmte Adjektiv. Man vergleiche dazu die englische

Konstruktion quite a serious case, rather an old thing: Hau mer esschtuck broot aab, aber rächt e ticks! Du bis eh mer echli e frächsgööfli. lieh ha vil di gröösser erfaarig als ii r ali zäme. Da hettedmer e ganz e psunders modeerns jäggli. Bei gnueg kann sich dieBedeutung nach der Stellung ändern: grooss gnuegi porzioone sindPortionen, die gross genug sind; dagegen gnueg groossi porzione

bedeutet eine genügende Anzahl grosser Portionen.

Es is t ein Charakteristikum des Deutschen, ein Partizip oder einen Infi-nitiv, die von einem zeitlichen oder modalen Hilfsverb abhängig sind,an den Schluss des Satzes zu stellen. Das Schweizerdeutsche dagegen

rückt das Zusammengehörige näher zusammen:

Du chasch gift nee druf Du kannst darauf Gift nehmen. Ich ha nödchöne schlaaffe wäge dem probleem Ich konnte wegen dieses

155

Problems nicht schlafen. Si isch fascht umchoo vor angscht Sie ist

aus Angst fast gestorben. Ich wott uf Bünde räise nÖÖchschti wuche

Ich will nächste Woche nach Graubünden reisen.

Schachtelsätze In der deutschen Schriftsprache werden manchmal mehrere Adverbiale

und Nebensätze eingeschoben. So entstehen die berühmt-berüchtigten

Schachtelsätze. In der deutschen Umgangssprache und erst recht im

Schweizerdeutschen werden sie vermieden: Der folgende Satz soll als

Wäretdem das du uf de fuule huut gläge bisch, han i sc ho en zacke

druff ghaa .. . während

Ich mache nöd mit, ussert du wettisch absoluut .. . ausser

Es vergaat kän taag, das nöd es unglück i de zytig schtaat

ohne dassMe gaat nöd i d beerg, ooni das me vorane de wätterpricht loset .. .

ohne dass

Bei den Konjunktionen wirkt sich der Einfluss des Schriftdeutschen

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Beispiel dienen: Der Bundesrat hat den umstrittenen Kredit an der

letzten Sitzung des Nationalrates trotz starker Opposition auch aus

den Reihen der Regierungsparteien doch noch durchgebracht A de

letschte sitzig vom nazionaalraat hä t de bundesraat der

umschtritte kredit doch na durepraacht trotz schtarcheropposition au us de räie vo de regierigsparteie. Weitere Beispiele:

Er hatte mit letzter Kraft die steilen Eiswände der Spalte

hinaufzuklettern versucht Er hät mit syner letschte chraft versuecht

ghaa, di geechen yswänd vo de schpalten ufezchlädere. Die

Hilfsmannschaft ist mit Windlichtern, Proviant, Verbandmaterial und

Tragbahren au f die Suche gegangen D hilfsmannschaft isch uf d

suechi mit windliechter, proviant .. . Der Kurverein hatte sich schon

immer fü r die Modernisierung des Strandbades und die Anlage eines

Parkes eingesetzt De kuurveräin hät si scho imer ygsetzt ghaa, das

me s schtrandbaad modernisieri und en paark aaleggi.

Konjunktionen Das Schweizerdeutsche ist nicht reich an Bindewörtern; verschiedene

erfüllen gleichzeitig mehrere Funktionen, so kann wo gleichzeitig als

und nachdem bedeuten und das dass, so dass, damit. Etablierte Kon

junktionen sind wil weil, wänn wenn, vor bevor, bis bis, sit seit,

ussert ausser, eb und öb ob, solang solange, wänn ... scho obschon.

Verschiedene erscheinen verbunden mit das: im fall das, ooni das,

für das, schtatt das, wäret dem das.Beispielsätze:

156

D lüüt händ si füregleent, das s d büni bes ser gsächid .. . damit

Wo s gnachtet hät, simer dihäimen aachoo .. . als

Wo di anderen i s bett ggange gsy sind, händ miir aagfange .. .

nachdem

Wie chasch blos eso tumm detheer rede, wo t s doch besserwäisch! .. . obschon

Solang s bäled, byssed s nöd .. . solange

Sit i mi psine cha, hä t s e phause ggee .. . seit

Wänn t scho muff bisch, muesch ekän lätsch mache ..• obschon

Wänn t nöd wottsch mitchoo, blybsch dihäime .. . wenn

Trotzdem d behörde schtämpeneie gmacht händ, isch s projäkt

durezoge woorde .. . obschon

ÜBUNG 24

stark aus, besonders beim Ablesen schriftdeutsch konzipierter Reden,

z. B. obschon, bevor, damit, sobald, sondern. Dies gilt auch für einige

Adverbien, die ältere Wörter verdrängt haben, z. B. sofort statt

äiswägs, überall zäntume, plätzli ugsinet, seer schüüli.

Ich hett selen en psuech mache, aber ich ha s vergässe. Ich ha scho

lang wele de prueff wächsle, aber ich ha mi nöd chönen

entschlüsse. Die sitzig hä t käs änd gno, ich ha nüme chöne häi und

ha müese z Gämf übernachte. Wänn i scho ha wele di lange

diskussioonen abbräche, so isch mer das nöd gglunge und ich ha

müese myni abräis verschiebe. Ich ha welen uf Basel abe, aber

myn gschäftsfründ isch uf Züri choo, und mir händ chönen öisi

beschprächig daa abhalte. De hund hät nach mer gschnappet, wie

wänn er mi hett wele bysse. De huusäigetümer hät nöd gnueg gält

ghaa, zum die hüüser la renoviere. Won i letschti über d

Ggeebrugg gloffe bi, hä t s gföönet und d beerg händ so nÖÖchgschune, das me hett chöne mäine, me chönn s mit de händ gryffe.

Vor d sunen uufggangen isch, hämer ali gfroore, aber au wo si

uufggange gsy isch, hä t s na lang nöd gwaarmet. Chauff e schuufle,

für das mer de schnee chönd ruume! Wo d voorschtelig fertig gsy

isch, händ s wele der autor gsee. Wo mer händ welen es bileet

chauffe, hä t s käi mee ghaa. Ich ha wele zueluege, aber si händ mi

nöd la i d neechi choo. Dee schtift setted mer la gaa, dee leert nie

nüüt. Das isch en häiss gnuegen uufguss für das theeli. Da hett i

Ine psunders e fäins schtömi. Mer händ rächt en häisse sumer

ghaa. Du häsch mer ganz e groossi überraschig gmacht mit dym

ferieplaan. Dys greet isch kabut, gib mer s, ich flick de r s. Das isch

myn hegel, gib mer en sofort. Daas tÖÖrff käs ghäimnis blybe, säg

ere s hütt na.

157

DIE WESENTLICHSTEN MERKMALE DES BERNDEUTSCHEN

Im folgenden kommen nur diejenigen Kennzeichen des Bemdeutschen zur Sprache,die es vom Zürichdeutschen unterscheiden, und zwar handelt es sich um die heutigeMundart zwischen Bem und Thun. Ein vertieftes Studium ermöglicht die umfassende «Bemdeutsch-Grammatik» von Wemer Marti (Francke Verlag). Wer sich fürdas Baseldeutsche interessiert, sei auf die Grammatik von Rudolf Suter verwiesen(Christoph Merian Verlag).

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Lautlehre Die langen Vokale werden generell etwas offener und kürzer ausgesprochen als im Zürichdeutschen. Das a ist weniger dumpf; aa lautetnie zu ÖÖ um, sondern zu ää: schträässli, näät, häägge, gmeindräät.

Bei den Diphthongen besteht ein wesentlicher Unterschied, indem denbeiden zürichdeutschen Zwielauten äi und ei immer ein ei entspricht:Heidi, schleipfe, gschrei. Den bei den au und ou entspricht ein ou:boum, louffe, gschroue. Ausnahmen sind grau, blau, schlau, gnau.

Der Vokal e/e/ä verhält sich im Berndeutschen ziemlich verschiedenvom Zürichdeutschen, was sich aber nicht in Regeln fassen lässt. DerExtremfall ist das Wortpaar hat/hätte, das in Zürich hätlhett lautet undin Bern hetlhätt. Fast regelmässig steht aber für ein zürcherisches evor rein ä: Bäärn, bäärg, schtäärn. Dies gilt nicht bei den Komparativen wermer, schwerzer, erger, breever, schwecher.

Bei der Anlautfortisierung der Explosiven, die für das Zürichdeutschetypisch ist, verhält sich das bernische Sprachgebiet uneinheitlich. Inden Gegenden südlich von Bern heisst es auch puur, tick, tiräkter,

tunkei, traat, ggusine, ggarusel, dagegen bleiben die Lenes b d g vorallem im nördlichen Bernbiet erhalten. Es gibt also sowohl päärn-

tütsch wie bäärndütsch.

Die Liquiden und Nasale kommen nicht nur wie in Zürich im Auslautgeminiert vor (dumm, dünn), sondern auch zwischen Vokalen:dummi, dünni, schwümme, brönne, sunne.

Einen besonderen Charakter hat das bernische I. Es hat durchwegeinen starken u-Klang und wird in grösseren Dialektgebieten beiGemination, vor Konsonant und im Auslaut zu u. Beispiele:

viiu viel, vogu Vogel, wöuue wollen, erfüut erfüllt, ÄmmitauEmmental, häuffe (ä-u) helfen, säuber selber, säute selten. DieseVelarisierung (so nennet man den Übergang von I zu u) gehört nichtzur traditionellen stadtbernischen Mundart, ist aber heute die vorherrschende Sprechart.

Eine andere Eigentümlichkeit, die sich in der Stadt auch erst in neuererZeit durchgesetzt hat, ist die Umwandlung von nd zu ng. So sagt man

159

Der Artikel

heute meistens hung Hund, angeri andere, binge binden, gring Grind(Kopf).

Dem zürichdeutschen bestimmten Artikel de entspricht dr , dem sein

ds: dr ätti, dr wald, dr landvogt, ds chind, ds Anni, ds huus. Beim

unbestimmten Artikel gibt es nur im Nominativ Maskulinum Singular

einen Unterschied: en entspricht e: e wald, e landvogt, mit Sandhi-n:en ätti.

mit der deutschen. Die Regel gilt aber nicht strikt, indem auch Plurale

ohne -e vorkommen.

d steine

d fische

d tage

d fründe

d bäärge

die Steine

die Fische

die Tage

die Freunde

die Berge

d chnächte

d pryse

d wääge

d tische

d schelme

die Knechte

die Preise

die Wege

die Tische

die Schelme

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In den Verbindungen von Präposition mit Artikel kommen neben der

Verschmelzung zu r zu der noch bi r bei der und vor von der vor.

In Verbindung mit Präpositionen gibt es einen bestimmten maskulinen

Artikel im Akkusativ, der e lautet (entstanden aus «den»). Mit den

Präpositionen a und i verschmilzt dieser Artikel spurlos. Daraus ergeben sich folgende Formen:

füre növö

übere mönsch

urne bäärg urne

undere brüggeboge

düre zuun

a fluss

i gaarte

fü r den Neffen

über den Menschen

um den Berg herum

unter den Brückenbogen

durch den Zaun

an den Fluss

in den Garten

Beim unbestimmten Artikel tritt nach Präposition an die Stelle von eeine Form ne:

a ne flussi ne gaarte

fü r ne növö

über ne mönsch

um ne bäärg urne

under ne brüggeboge

dü r ne zuun

an einen Fluss

in einen Garten

für einen Neffen

über einen Menschen

um einen Berg herum

unter einen Brückenbogen

durch einen Zaun

Die Pluralbildung 1. Deklination: Der Plural ist nur bei solchen Wörtern gleich wie

der Singular, die auch im Deutschen unveränderlich sind: d schryner,

d leerer, d chätzer, d finger. Ausnahmen bilden wie in Zürich dieVerwandtschaftsnamen.

160

2. Deklination: Der Plural wird wie in Zürich durch Umlaut gebildet:

wäge, schäft, chöschte, dökter , hünd.

3. Deklination: Gleich wie in Zürich. Hingegen bilden den Plural mit

-e auch jene Substantiva, die in Zürich gleich sind wie im Singular,

nämlich jene Maskulina, die keinen Umlaut bilden können, nebst

einigen weiteren. Die Plural bildung ist somit in diesen Fällen identisch

Das Adjektiv

Das Personal-

pronomen

1. Person

ich und wir

2. Person

du und ihr

d schlüssle, d güggle, d esle, d chüngle.

4. Deklination gleich wie im Zürichdeutschen. Die weiblichen Wörter

auf -i haben im Plural ine, die sächlichen bleiben wie in Zürich

unverändert:

d müline

d dechine

d chuchine

die Mühlen

die Decken

die Küchen

d meischterine die Meisterinnen

d meitschi

d chirschi

d wäschpi

d beeri

die Mädchen

die Kirschen

die Wespen

die Beeren

Der Dativ Plural unterscheidet sich nicht vom Nominativ, also: mit de

hüener, mit de hünd, vo de meitschi, bi de schryner.

Ein entscheidender Unterschied gegenüber dem Zürichdeutschen sind

die Nominativformen des schwachen Adjektivs. Während diese in

Zürich endungslos sind, unterscheidet das Berndeutsche:

dr grüen boum, di grüeni matte, ds grüene chleidli

Es gibt auch einen weiblichen Adjektivartikel di, während im Neutrum

nicht unterschieden wird: es chind, es chlys chind. Wie dieses

Beispiel zeigt, steht berndeutsch ein regelmässiges chlys neben der

unregelmässigen Zürcher Form chlyses.

Gleich wie das Zürichdeutsche unterscheidet auch das Berndeutsche

beim Pronomen verschiedene Grade der Betonung, die Formen

weichen teilweise von den zürcherischen ab:

halb- un- halb- un-

betont betont betont betont betont betont

Nom. iig 11 miir mir mer

Dat. miir mir mer üüs üs is

Akk. mii mi mi üüs üs is

Nom. duu du d/de diir dir der

Dat. diir dir der öich (n)ech (n)ech

Akk. dii di di öich (n)ech (n)ech

161

3. Personer und sie

es

halb-

betont betontNorn. äär ärDat. iim imAkk. iin In

Norn. ääs äsDat. iim imAkk. iins/ääs ins

un-

betonter1m

ne

(e)sim(e)s

halb-

betont betontsii siiire iresii/seie si

un-

betontsi(e)rese

Sandhi-n mit dem i verbunden wird: jitz mache-n-i. Die Normaltypen

der Konjugation sehen folgendermassen aus:1. Konjugation 2. Konjugation 3. Konjugation

i rede rächne singe

du redsch rächnisch singsch

er redt rächnet singt

mi r rede rächne singe

dir redet rächnet singet

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sie (Plural)

Possessiv-

pronomen

Das Verb

162

Norn. sii siDat. iine ineAkk. sii/seie si

sinese

sich (reflexiv)

sich sechsich sech

sese

Nach Präposition wird in unbetonter Stellung re statt ere gebraucht:bei ihr heisst bi re (Zürch: byn ere), ebenso vo re, zue re. Die übrigenKombinationen von Präposition und Pronomen sind gleich wie inZürich. Die Höflichkeitsform ist im Gegensatz zum Zürcher Si diezweite Person Plural: wie geits Nech, was machet Der, daarff i Nechhälffe, söll i mit Öich choo? chömet guet hei! Die Schreibung istgewöhnlich Dihr zur Unterscheidung vom Dativ der zweiten PersonSingular.

Mask. Fern. Neutr. Mask. Fern. Neutr.

Singular Grundf. my my mys üse üsi üsesDat. mym myr mym üsem üser üsem

Plural Grundf. myni/myner [ üsi/üserDat. myne üse

Zu beachten ist, dass es im Plural Grundfall zwei Formen gibt: myniund myner. Sie werden unterschiedslos gebraucht. Im Dativ SingularFemininum gibt es wie in Zürich zwei Formen: myr und myre.

Gleich wie my werden flektiert dy und sy, gleich wie üse öje und ire.

Das hervorstechende Merkmal des Berndeutschen und aller Mundarten, die westlich einer Linie, die von Laufenburg am Rhein östlich

zur Aare, dann südlich durch den Kanton Aargau und durch denWesten des Kantons Luz ernz um Brienzer Rothorn und dann zur Furkaverläuft, gesprochen werden, ist die Pluralbildung beim Verb. ImGegensatz zu den Landesteilen östlich dieser Linie werden diePersonen im Plural gleich wie im Schriftdeutschen unterschieden. Esheisst: mir mache, di r machet, si mache. Ein typisches Merkmal desBerndeutschen liegt darin, dass bei nachgestelltem Personalpronomen-i das Endungs-e der ersten Person nicht abfällt, sondern durch

si rede rächne singe

Im Subjunktiv: i redi, du redisch, er redi, mi r rede, di r redit, si

rede.

Bei den unregelmässigen Verben treten zahlreiche Verschiedenheitengegenüber dem Zürichdeutschen auf, die wegen des häufigen Vorkommens dieser Wörter das Bernische besonders stark charakteri-

sieren.

haben sein tun gehen stehen werden

Infinitiv haa sy tue gaa schtaa wäärde

Partizip ghaa gsi taa ggange gschtande woorde

i ha bi tue gaa schtaa wiirde

du hesch bisch tuesch geisch schteisch wiirsch

er het isch tuet geit schteit wiirt

mi r hei sy tüe gOO schtOO wäärde

di r heit sy t tüet gOOt schtOOt wäärdet

si hei sy tüe gOO schtOO wäärde

Subjunktiv i heigi sygi tüegi göngi schtöndi wäärdi

Konditional i hätti wääri tääti giengi schtändi wüürdi

wollen sollen müssen dürfen können mögen

Infinitiv wölle sölle müesse dOOrffe chönne möge

Partizip identisch mit dem Infinitiv

i wott söll mues daarff cha ma

du wosch sölsch muesch daarfsch chasch masch

er wott söll mnes daarff cha ma

mir wei söllemüesse dOOrffe chöi möge

di r weit söllit müesst dOOrffet chöit möget

si wei sölle müesse dOOrffe chöi möge

Subjunktiv i wölli sölli müessi dÖÖrffi chönni mögi

Konditional i wetti sötti müessti dÖÖrffti chönnti möchti

Wo u für I gesprochen wird, heisst es wöue und söu, söusch, söue,

söuit.163

wissen geben nehmen sehen lassen schlagen

Infinitiv wüsse gää nää gsee laa schlaaPartizip gwüsst ggää gnoo gsee glaa gschlage

i weis gibe nime gsee laa schlaadu weisch gisch nimsch gseesch laasch schlaascher weis git nimt gseet laat schlaat

mi r wüsse gää nää gsee lÖÖ schlÖÖdir wüsst gäät näät gseet lÖÖt schlÖÖt

si wüsse

dem filosoof sy schtube draa choo isch, isch er win es schturms

huen im huus umegfaare und het gmeint, vor allem andere müesme luege, das syni büecher a ds or t chöme. Me het kei schaft undkei schublade sölle lääre, sonderen alles zÜgle, grad wi s daa

gschtanden isch. Dem Ludi Bickart het er eso öppis win en eidabgnoo, das er derfür weil soorge, das keis buech vo sym plätzliwäg chömi. - Als zÜgler het me vatter und sun Gnägi vomChilchhöfli aagschtelt gha. Won im der Ludi seit, me mües de de r

büecherschaft grad win er syg, zÜgle, seit der vatter Gnägi: «Das

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TEXTPROBE

164

nää gsee lÖÖ schlÖÖSubjunktiv i wüssi gäbi nämi gseeji lÖÖji schlÖÖjiKonditional i wüssti gääbi näämi gsäächi liessi schlögti

kommen ziehen fangenInfinitiv choo zie faaPartizip choo zoge gfange

ichurne zie faadu chunsch ziesch faascher chunt ziet faat

mi r chöme zie fÖÖ

dir chömet ziet fÖÖtsi chöme zie fÖÖ

Subjunktiv i chömmi zieji fangiKonditional i chäämi zögti fieng

Die Konditionalformen sind ziemlich unstabil, neben den oben an-geführten Formen kommen noch vor: i gängti, gäbti, nämti, gsächti,chämti. Flektiert wird:

i chääm chäämti mir chääme chäämtedu chäämisch chäämtisch di r chäämit chämtiter chääm chäämti si chääme chäämte

Bei den Formen des Subjunktiv und des Konditionals fällt dasEndungs-i wie in Zürich sehr häufig ab.

Der folgende Text ist dem Roman «Der Houpme Lombach» von Rudolf von Tavelentnommen. Es handelt sich um eine Schallplattenaufnahme des Phonogramm

archivs der Universität Zürich, deren Transskription in dem Buch «Soo reded sdihäi» enthalten ist. Der Titel des Auszuges heisst «Dem her Brambäärger syzüglete». (Zur Erklärung einiger Wörter: züglete Umzug, legi eine Schicht, Lage,gOotsch halb geschmolz ener Schnee, schaft Kasten, byschte keuchen, bäärze

stöhnen, boorze mühsam bewegen.)

Der winter isch läng woorde, und no änds meerz hets e tolli legischnee ggää und druf abe ga r es schützlechs gflotsch. Und iezhätten äbe ds her Brambäärgers i d Schoshalde sölle zÜgle. Wo

cha me niid.» Aber der Ludi het nid abggää und s bim altedÜregsetzt, das er der schaft hÜbscheli legi und de uf nere leitere

zum fänschter use abelaai. Di leitere isch aagschtellt woorde, und

de r Ludi het unde dranne passet, wäred di manne dobe mit

byschten und bäärze dä schaft uf d ränschtersimse poorzet hei. -«Das geit nid däwääg», seit de r alt Gnägi, «är isch z breete.» «He,wooU», seit der Hans, «mer wei ne uf di schmali syte schteuue.» Sohei si ne du e zytlang aagluegt, und won er nid vo sälber wyterswelle het, hei si ne du uufgschtelt. Er isch scho halb zum ränschteruse gsii und het no nid gwÜsst, öb er sech uf e rÜgge oder uf ebuuch lege wott, aber plampet het er em el efange und i sym in nereisch es läbig worde. «Halt, halt!» schreit der Ludi, «nid esoo! Eschönt de rääle!» «He?» «Nid däwääg, leget ne!» «Wou, wou, es geitschoo», meint der vatter Gnägi, aber der Hans seit: «Nei, mer weine uf e rUgge lege», und chnoorzet dranne. «Halt, das chunt nidgue!», proteschtiert der vatter, «er chönt si de uberelege», und

schtoosst uf di anderi syte, so das sech di ganzi klassizität gäge divorderi syten i bewegung gsetzt het. - Däm wÜsseschaftlechenaaprall isch ds glaas i der tüÜre trotz allem gschrei vom Ludi nidgwachse gsi: der Homeer het undereinisch gmeint, er erwachi zur

würklechkeit, er syg im trojaanische ross, und es syg höchschti zytfÜr use, und platsch! ligt er z Bärn, bis Über d oore im fÜrchterlechschte gflotsch, platsch! isch der Xenofon näb em Homeergläge, pralatsch! der Demoschtenes inere tooga vo rootem saffiaanmit guldprässung, patsch! der Arischtoteies und platsch! der

Tuküdides; dä hets bis a d chilchen Übere gschprützt. Druuf hetsech Room i bewegung gsetzt, und zwaar in korpore. - Aber der

vatter Gnägi het trööschtet: «s macht nÜÜd, s macht nÜÜd, es synume d büecher.»

165

SCHLÜSSEL

Wie man mit dem Schlüssel arbeitet

Der Schlüssel soll in erster Linie den Lernenden helfen,die Übungstexte zu verstehen. In zweiter Linie - unddies ist sogar seine wichtigere Funktion - soll er als

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Vorlage für die Rückübersetzung der Übungstexte dienen.Den Benützern dieses Buches wird empfohlen, zuerstdas Lesestück an der Spitze der Lektionen zu studieren,

denn die meisten dieser Texte enthalten viele Beispieleder grammatischen Elemente, die in der betreffendenLektion behandelt werden. Diese Regeln kann man ausden Texten heraus analysieren. Hierauf studiere man diegrammatischen Erklärungen. Diese werden dann in denfolgenden Übungen exemplifiziert. Hier sind auch nochnicht vorgestellte Vokabeln und Wendungen zu finden.Es lohnt sich, diese herauszuschreiben.Dann aber kommt die wichtige Rückübersetzung ausdem Schlüssel. Diese führt man mit Vorteil schriftlichaus, wobei man sehr auf die grammatische Richtigkeitachten soll, auf die Orthographie kommt es weniger an.Zum Schluss vergleiche man die Übersetzung mit derVorlage, wobei man sehen wird, was man noch einmalgenauer studieren sollte, bevor man zur nächstenLektion übergeht.

167

Übung 1(zu Seite 28)

Wiederholung: Mit einem Vo ka l beginnende Wärter haben einen Einfluss auf den

vorangehenden Artikel. Alle mit -e endenden Formen erhalten noch ein Binde-n, also e frau,

aber en alti frau. Der Artikel de (Maskulinum Grundfall und Femininum Dativ) erhält

dagegen ein -r, also de maa, aber der alt maa, und i ha s de frau gsäit, i ha s der alte frau

gsäit. Man beachte auch, da ss dem deutschen «ein» entweder ein en (Ma skulinum) oder ein

es (Neutrum) entspricht. Bei der Aussprache beachte man die Verschmelzung de s Artikels d

mit dem anlautenden Konsonanten, d brugg wird zu prugg usw.

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eine Brücke die Schwägerin an einer Feier

ein Pferd ein weisses Brötchen bei einer Übungein Hengst ein dunkles Brötchen im Keller

die Wahrheit die Ordnung in einem Kellerein Fädchen eine Unordnung im Wohnzimmerein Schnupfen ein Spritzer in einem Wohnzimmer

der Arm ein Haufen an Ostern

eine Amsel eine Unterbrechung im Theaterdie Einfuhr eine Unterführung in der Oper

eine Einfuhr die Wäscheder Apfel eine Wäsche Die Verschmelzungen

eine Birne ein Korbdie Bohnen

ein Nest ein Rührlöffeldie Feder

eine Absicht der Ausweisein Streich eine Übung

die Zungedie Traube

eine Schüsselder

Uri-Stier die Kantonedie Schaufel " l der Bernerdie Brotschnitzel

der Faden der Obwaldnerdie Pastille

ein Stäublein ein Einheimischerdie Maus

ein Staubsauger eine Einheimischedie Braut

die Ehre der Astdie Gabel

eine Ehre eine Aussteuerdie Faust

der Maulesel mit einem Pferddie Ziege

der Esel mit einem Autoein Müsli von einer Freundin

die Kuhdie Kanone

ein Mäuschen von einem Freunddie Turnhalle

ein Brocken in ein Hausdie Mauer

ein BröckleinL ~ 1 in einem Haus

ein Aufsteller bei einem Fest die Birnedie Kirschender Aufsteller zu einem Fest

die Kohle'der Pfannkuchen zu einer Einweihung

die Postein Pfannkuchen zu einem Obstkuchen

die Kugeleine Rösti auf der Seite die Brutdie Schwester auf der Alp die Kücheeine Schwester am Sonntagder Schwager an einem Sonntag

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Übung 2 (zu Seite 32)

Wiederholung: Es gibt kein Imperfekt, «ich war» heisst also ich bi gsy, ebenso «ich hatte»

ich ha ghaa, ich ha taa, ich bi ggange, ich bi gschtande, ich bi woorde. - Folgt das

Personalpronomen dem Verb, wird es verkürzt: ich wird i, also bin i, tuen i, du fällt ganz

weg, er und si bleiben unverändert, si in der Mehrzahl wird s (sind s = «sind sie »), mer

verschmilzt mit -nd zu m: gömer = «gehen wir», ebenso simer, hämer, schtömer, tüemer. -

Wenn bei gaa das Ziel der Bewegung angegeben ist, fällt es als Partizip oder nach einem

Hilfsverb aus. Er isch in es huus, si isch i d schuel. Tue kann zur Bildung eines Fragesatzes,

zur Verstärkung einer Aussage tuesch fische? ja, ich tuene fische dienen. Zu beachten ist,

stehen

Es steht in der Zeitung (zytig)Es stand in der Zeitung

Steh auf!Stell dich in die Türe!

Stell dich vorne hin!Verstehst du mich? (mi)

Versteht ihr mich?Ich habe dich verstanden (di)

Man muss die Kuh töten

Das kann man nicht durchstreichenWir wollen einen Hund anschaffen

Spielst du im Sand?

Spiel doch im Sand!

Hilf mir!Hilfst du mir?Ich arbeite (schatTe)

Kratze nicht! (chräble)

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dass es viele mit tue zusammengesetzte Verben gibt, wie ytue, abtue, oobtue usw. - Das

Partizip «geworden» hat nie ein g am Anfang: woorde.

haben

Ich habe Hunger

Ich habe einen Freund

Morgen habe ich frei

Fehlt dir etwas? (öppis)

Er hat eine Zeitung

Hat es Schnee?

Zu Hause haben wir warm

Sie haben Kummer

Haben sie Freude?

Pass auf dich auf!

Hatte es Schnee?

Hattest du Kummer?

Ich hatte Hunger

sein

Sie ist zufriedenWenn ich zu Hause bin

Wo bist du am liebsten?

Zu Hause sind wir gern

Ist es dunkel?Wir sind im Urlaub (rerie)Ihr seid gesund

Sind sie am Zürichhorn?Sei zufrieden!

Seid zufrieden!

Sind wir schon da?

gehen

Wohin geht ihr?Heute gehe ich in die StadtWie geht es?

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Es geht gut

Morgen gehen wir ins TheaterGeh ins Freie! (veruse)

Wann gehst du?

Ich gehe jetzt

Gehst du zu Fuss?

Sie gehen miteinander (kann bedeuten:

Sie sind ein Liebespaar)

Mit Ausfall von gaa oder ggange

Sie will in den Urlaub gehen

Wir sind nach (uO Paris gegangen

Er muss zum Rektor gehen

Ist er weggegangen? (furt)

Wollen wir ans Zürichhorn gehen?

Ich will heimgehen (häi)

Sind sie heimgegangen?

Sie ging in den Ausverkauf

Willst du in den Zirkus gehen?

Mit go

Er geht spazieren

Geh den Doktor holen!

Ich ging schwimmen

Wollen wir baden gehen?Ich muss gehen, um Marken zu holen

Sie ist den Läden nachgegangen (Iädele)

Sie will den Läden nachgehenIch gehe schauen (Iuege)

Geh schauen!

Ich ging schauen

Sie stehen früh aufMorgen stehen wir früh auf

tun

Tust du etwas?Ich tue nichts

Öffne den Brief!Er benimmt sich dumm

Es genügtSchliesse die Augen!Stell die Kartoffeln auf den Herd!Schliesse den Mantel und knöpfe ihn ein!

Er hat sein ganzes Geld verschleudert

Übung 3 (zu Seite 38)

werden

Es wird nicht so sein

Es wird dunkel

Es wurde dunkelEr ist vermutlich zu Hause

Du bist wohl nicht so dumm

Das Kind wird getauft

Das Wetter wird besser

Sie wurden geschlagen

Es ist hell geworden

Wurdest du krank?

Wiederholung : Es gibt vier Möglichkeiten, den Plural zu bilden: 1. Das Wort bleibtunverändert, 2. der Stammvokal wird umgelautet, 3. die Pluralendung ist -e, 4. sie ist -er.

Meistens kann man vom Deutschen aus au f die Mehrzahlbildung tippen, nur die 2. Variante

ist ungleich häufiger, oft überraschend: erfölg, transpört, impüls. Der Artikel ist immer d,

wobei die in Lektion 1 gelehrten Assimilationen zu beachten sind, z. B. «die Vögel»: pvögel.

Hemden Gabeln Zungen Ampeln

Globen Grammophone Flaschen Drogensüchtige

Kissen Geschäfte Rosen Tabus

Soldaten Knochen Hunde Eltern

Aufregungen Läden Apfelsinen Bauern

Streitigkeiten Beeren Sächelchen Wellen

Äpfel MottenEsel Schüler

Häute Rechner Fenster Kirschen

Hüte Kerngehäuse Salons Schachteln

Teufel Seen Linden Vorhänge

Übungen Waagen Engländer Böcke

Backen Wagen Stecknadeln Gefahren

Wochen Bänke Tropfen Flüche

Druckereien Stücklein Beine Birnen

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Tische Hefte Schürzen Sterne

Jungen Tragkörbe Mädchen SockenGeneräle Gespenster Sachen FahnenBlumen Tafeln Stühle AnfängerGewehre Korporale Krägen AffenKäfige Teppiche Gelüste AlpenMäuler Alben Betten LeidenschaftenMüller Neuigkeiten BonbonsFotografen Pferde Steine

schprützisch, schprützt,

gschprützttänksch, tänkt, tänkt .lupfsch, lupft, glupftlöschisch, löscht, glöschtmeesch, meet, gmeetpfändsch, pfändt, pfändt

chüechlisch, chüechlet,gchüechlet

gschäftisch, gschäftet,

spritzendenken

aufheben

löschen

mähen

pfänden

pfuschen

hörsch, hört, ghört aufhören

ghöörsch,ghöört,gghöört hören

muurisch, muuret, gmuuret mauern

göissisch, göisset, ggöisset kreischen

schmöcksch, schmöckt, riechen,

gschmöckt schmecken

tunksch, tunkt, tunkt dünken

metzgisch, metzget,gmetzget

föle, fülsch, gfölt

schlachten

füllen

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Graubündner Eindrücke Litauer

Übung 4 (zu Seite 43)

Wiederholung: In der ersten Konjugation werden die Endungen der zweiten und dritten

Person (-sch und -t) direkt an den Stamm angeschlossen , ebenso das -t des Partizips: du

redsch, er redt, gredt. Eine Ausnahme gibt es , wenn das Verb auf Zischlaut endet, dann wird

in der zweiten Person ein -i- eingeschoben: du büezisch.

Die Rede hat eingeschlagen (zünde). Er hat die Ärmel hochgekrempelt. Das schadet nichts.Was kostet es? Sie haben ihn gepfändet. Die Kohlen glühen im Ofen . Ich habe die zweiEnden zusammengeklebt, jetzt halten (hebe) sie wieder. Der eine kauft Briefmarken und klebtsie in ein Album, der andere sammelt Bilder und hängt sie an die Wände. Hast du das Kleidgeflickt? Ja, ich mu ss noch ein wenig nähen, dann ist es fertig. Es regnet (schtreeze) ja wieverrückt, ich glaube, es hört nicht so schnell auf. Wann erzählst du uns wieder einmal eineGeschichte? Wir lernen (leere) jetzt Schweizerdeutsch, es dünkt mich nicht einmal so schwer.

Ich habe ihm den Apfel zugeworfen , er hat ihn .aber nicht erwischt, und der Apfel ist an dieMauer geprallt (tätsche) und zerplatzt. Ich habe es a u s g e p l a p p ~ r t , und jetzt lachen mich alleaus. Wenn du das Wägelchen überall herumschleppst, so geht es entzwei. Das stimmt nicht ,ich habe noch nie etwas kaputt gemacht. Ich habe geträumt, wir hätten die Wohnungausgeräumt; dabei habe ich mich übertan (überlupfe), es tat mir weh, ich rief , aber niemandhörte mich. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich weiss nicht , was dann noch geschah, ichwurde nämlich gerade dann geweckt. Als die Wagen zusammenstiessen, knallte e s so laut,dass man es weit herum hörte. Be stellst du schon wieder ein Birchermüsli? Was suchst du ?Ich suche die Seite mit dem Nachtisch auf der Speisekarte . Das Büblein kräht ohne Unterlass.Stoss mich nicht. Bevor du fortgehst, lösche das Kaminfeuer. Sabrina fehlte in der Schule,aber geschwänzt hat sie nicht, es fehlte ihr wirklich etwas. An der letzten Ausstellung warendie Bilder gar nicht gut gehängt. Im Frühling blühen die Bäume. Die Wiese ist gemäht.(Dieser Satz kann wörtlich verstanden werden, er kann aber bedeuten «Die Sache ist

erledigt» oder «Den Profit haben andere schon gemacht».)

Übung 5 (zu Seite 49)

Wiederholung: Die Verben der zweiten Konjugation haben die Endung -isch in der zweiten

Person und -et in der dritten Person und im Partizip. Es gibt aber nicht wenige Verben , die

eine gemischte Konjugation haben, z.B. du luegsch, und auch er hät glueget und gluegt.

172

ggschäftetschpilsch, schpilt, gschpiltrüeffsch, rüefft, grüeffttischisch, tischet, tischethÖÖglisch, hÖÖglet, ghÖÖglet

leersch, leert, gleertleersch, leert, gleertglettisch, glettet, gglettetblüesch, blüet, plüetschtreelisch, schtreelet,

gschtreeletredsch,redt,gredt

hübschisch, hübschet,ghübschet

züglisch, züglet, zügletgäinisch, gäinet, ggäinet

riblisch, riblet, gribletläbsch, läbt, gläbtbüezisch, büezt, püezt

handeln

spielen

rufen

tischdecken

häkeln

lernen, lehren

leeren

bügeln

blühen

kämmen

sprechen

hübscher

werden

umziehen

gähnen

kräftig reibenleben

nähen, flicken

fuulisch, fuulet, gfuuletfröisch, fröit, gfröitsundigisch, sundiget,

gsundiget

faulen

freuen

sonntäglich

kleiden

präichsch, präicht, präicht erreichen

suechsch,suecht,gsuecht suchen

Schwankend

tankschltankisch, tanket,tanket danken

plaagschlplaagisch, plaaget,plaaget quälen

gaumschlgaumisch, gaumet,ggaumet hüten

schtuunschlschtuunisch,

schtuunet, gschtuunet staunensuugschlsuugisch, suuget,

gsuuget saugen

Was hat diese Frau Übles angestellt (boosge)? Hat der Landvogt die Frau gebessert? DerBauer rechnete damit. Wie lange wässerst du die Fotografien? Ich habe sie nicht nur gewäs-sert, ich habe sie auch getrocknet. Es ist kühler geworden. Der Vorrat reicht nicht mehr lange;du sorgst (luege) für Brot und Käse. Für Milch habe ich schon gesorgt. Mein Hund streunt mirzuviel herum; er ist ein Streuner (schtrieli). Warum weinst du? Ich bin umgefallen. Wie gehtes Frau Wyss? Nicht so gut, es ist eher schlechter geworden, sie ist abgemagert und muss dieganze Zeit zum Arzt gehen. Sie stöhnt und jammert viel , sie dauert mich. Das Wetter ist bessergeworden; bei diesem Wind trocknet die Wäsche auch ohne Sonne. Warum bist du so feierlich(sonntäglich) angezogen mitten in der Woche? Ich gehe an eine Hochzeit, eine meiner Nichtenheiratet. Was habt ihr wieder angestellt (chüechle)? Habt ihr eure Zeit vertan (blÖÖterle) , statt

. zu arbeiten? Wie lange liegst du im Strandbad jeweils an der Sonne? Wer klopft an die Türe?Es hagelte sehr, die unreifen Äpfel prasselten von den Bäumen (brägle) . Herr Wurmann istWirt in der «Krone». Du vertust (vertöörle) deine Zeit mit dummem Zeug (larifaari). Wirsind froh, dass wir umgezogen sind . Die neue Wohnung hat keine Tapeten, alle Zimmer sindgetäfelt. Die Nachbarin hütet jedesmal unsere Kinder, wenn wir ausgehen. Es ist ihr schief-gegangen (schlingge). Der Verein Schweizerdeutsch kümmert sich (luege) um die Mundart.

173

Übung 6 (zu Seite 56)

Wiederholung: Die Unterscheidung von betonten und unbetonten Personalpronomen hängt

davon ab, ob der Sprechende das Pronomen oder einen anderen Satzteil hervorheben will.

Etwas verwirrlieh ist die Verwendung von s und si. Da s Pronomen es kann vor und nach dem

Verb als s auftreten. Das Pronomen si kann nur in der dritten Person Plural nach dem Verb

zu s reduziert werden: sind-s =«sind sie». Vor dem Verb muss es immer si heissen. Die dritte

Person Einzahl si (= die Frau) kann nie verkürzt werden (si hät und hät si).

Mit betontem Pronomen Ich habe mich auf dich verlassen

Ich bin mit ihm spazierengegangen. Mit ihm gehst du spazieren, aber um mich kümmerst du

dich nicht. Ihr müsst endlich einmal Ordnung machen; bei uns ist immer Ordnung, aber beieuch sieht's traurig aus (dry) . Was wollen Sie von mir? Ich will nichts von Ihnen, aber kannich mit den Herren von der Direktion sprechen? Wenn sie hier sind , können Sie mit ihnensprechen. Glauben Sie, dass sie fort sind? Man weiss nie recht, wo sie sind. Meistens sind sie

in der Fabrik drüben (äne). Haben sie denn viel zu tun? Ja , sie arbeiten in einem fort. Von dir

habe ich nette Geschichten gehört; wenn du dich nicht besserst, weiss ich nicht, was dueigentlich denkst. War sie schon da? Nein , aber er war schon bei uns. Hat er euch keinen

(kän) Bericht gegeben? Nein, von ihm erwarten wir so etwas auch gar nicht. (Das) Anni lernt

jetzt Auto fahren . Der Vater hat es ihr endlich erlaubt. Ob sie (es) wohl lang braucht, bis sie

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Du warst es

Ich mache nicht mehr mitWas du nicht sagst!

Von ihm habe ich das nicht erwartet

Von uns bekommst du nichts (überchoo)Bei euch gibt es nichts zu lachenEr ist immer guter LauneIhnen kann ich es sagen

Auf mich kann man sich verlassenIhr kannst du vertrauen

Von mir kann sie alles habenEr verrät nichts (verraatet)

Dich frage ich nie mehr

Er denkt immer nur an sich

Wenn du gehst, gehe ich auch

Wenn wir und ihr zusammenarbeiten

Sie glaubt nur ihmDir helfe ich gern (hilfe)Ich sage nicht wie

Wenn er dich ärgern kann, so tut er esIhm darfst du es nicht sagen (tÖÖrffsch)Er gibt ihnen keine ChanceMir glaubt das keinerSie kommt nie

Wenn sie kommt, so ...

Mit unbetontem Pronomen

Warst du es?

Heute mache ich mitWas du gesagt hast, bringt uns nichts

Ich will nichts mehr von ihmWann schreibst du uns wieder?

Ich habe schon lange nichts von euch gehört

174

Wenn du mitkommst .. .

Glaube ihr nichts!

Willst du etwas von mir?Er verrät dich schon nicht

Ich frage dich nichts mehrEr gibt sich Mühe (müe)

Wenn du gehst, gehe ich auch

Kommst du mit uns?Sie glaubt ihm alles

Wenn du willst, so helfe ich dirWie ich schon gesagt habeGell, das ärgert dich (gäU)

Sage es ihm (Reihenfolge: ihm es)Wollen wir gehen ?

Glaubst du es mir (Reihenfolge: mir es)Ich hoffe, sie kommen bald (gly)

Kommt sie bald?

Weibliche Neutra

betont

Gertrud ist eine liebe (s Trudi)

Sie muss man einfach gern habenIhr glaube ich alles

Auf sie habe ich lange gewartetSie sah ich gestern

unbetont

Sie ist eine liebeMan muss sie gern habenIch glaube ihr allesIch warte auf sieIch sah sie gestern

es gelernt hat? Ich glaube, für sie (es) ist es leicht, sie hat Energie.

Zur Erinnerung: Die Vokalverbindung ie bezeichnet immer einen Diphthong. Sprich lieb, schiebe,niemer, nie wie wenn iä geschrieben stünde. Die Diphthonge ei und ou sind ja nicht wie deutsches eiund au auszusprechen, sondern mit deutlich geschlossenem e und 0 in der ersten Hälfte: schreie,truckerei, gschroue, boue.

Übung 7 (zu Seite 61)

Wiederholung: Es geht um die Unterscheidung zwischen starker und schwacher Adjektiv

flexion. Diese bereitet den Ausländern auch beim Erlernen der deutschen Sprache erhebliche

Schwierigkeiten , und doch fallen die Fehl er stark ins Ohr. Fehler wie «ein kleine Mann» oder

«die kleine Männer» wirken sehr störend. Auch im Schweizerdeutschen lohnt es sich, auf die

entsprechenden Regeln beim Lernen grosse Aufmerksamkeit zu verwenden.

ein roter Rock die dunklen Nächte keine wichtige Sacheein neues Kleid ein goldenes Kettchen meine junge Katzeeine junge Frau das goldene Kettchen mein neues Kleid

ein kleiner Bub die goldenen Ringe mein guter Freundein kleines Mädchen goldene Ringe meine alte Taschekleine Buben in einem neuen Kleid meine alten Elternmit kleinen Buben mit neuen Hüten bei meinen alten Eltern

der rote Rock (jupe) von einer alten Frau von meinem guten Freund

die junge Frau neue Kleider von meiner guten Freundin

der kleine Bub grosser Gott das trockene Leibchen

das kleine Mädchen du liebe Zeit trockenes Wetter

die kleinen Buben du herziges Käferchen trockene Witze

eine frühe Kirsche (n.) mit einem kleinen Hund auf trockenen Strassenein früher,Gast kleine Hunde die gestohlene Brieftasche

ein frisches Hemd im gros sen ganzen der unterschriebene Vertrag

ein neuer Fernseher ein altmodisches die unterschriebenen Briefe

eine ebene Fläche Schneiderkleid ein offenes Fenster

ein dunkles Bier kein alter Hut das offene Fenster

das dunkle Zimmer kein einziger Franken bei einem offenen Fenster

die dunkle Nacht kein gutes Haar bei offenem Fenster

175

der zufriedene Gastein zufriedener Gastzufriedene Gäste

ein zufriedenes Gesichtgesunde Leutedie gesunden LeuteBekannte

meine Bekanntenein Deutschereine Deutsche

der geschiedene Mann

die geschiedene Fraudas geschiedene Paargeschiedene Leutebei den Geschiedenen

der Obdachlose

ein ObdachloserObdachlose

bei den Obdachlosenbei hellem Licht

bei einem geschiedenen Mann in dunkler Nachtein Geschiedener

eine Geschiedenedie Geschiedenen

radikale Politiker

aus puurem Ärgerich dummer Eselmir armem Tropf

in trüber Stimmung

unsere frischen Brötchen

seine ungültige Fahrkarteauf ihrem braunen Pferdbei unseren lieben Freundenin unseren warmen Pantoffelnmit ihrem süssen Gugelhopf (gugelupf)der meinigedas ihrigedie unsrige

der eurige

die seinige

der ihrigedas unsrigedie eurigeDas Pferd gehört mirDer Dackel gehört dir

Die Schokolade gehört ihmDas Kätzchen gehört ihrDie Brötchen gehören uns

Der Gugelhopf gehört euch

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ein Lediger

eine Ledigedie LedigenLedige

ein geschiedener Manneine geschiedene Frauein geschiedenes Paar

Übung 8 (zu Seite 65)

die Radikalen

ein beförderter Beamterbeförderte Beamte

die beförderten Beamten

ein Gefangenereine Gefangene

die Gefangenen

bei gutem Humor

bei guten Kollegenetwas Neues

nichts Gutes

kein lebender Menschkeine lebende Seele

kein lebendes Tierchen

Wiederholung: Man lasse sich nicht verleiten, in Analogie zum Deutschen «mynem» zu sagen

anstelle von mym (ebenso dym und sym). Im übrigen ist zu beachten, dass die deutschen

Formen auf -ig (der meinige usw.) keine Entsprechung haben. An ihrer Stelle verwendet manandere Konstruktionen.

mein Bruder (brüeder)meine Mütze (chappe)mein Fernseher (rernsee)unser Direktor (tiräkter)

eure Schokolade (schoggi)ihr Hahn (güggel)ihre Hübschheit (hübschi)ihre Puppen (bääbi n.)

unsere Kirschen (chriesi)meine Bratkartoffeln (rööschti)sein Lohn (100)

dein Taschentuch (naastuech)seine Pantoffeln (linke)

seine Fahrkarte (bileet n.)unsere Brötchen (weggli)unser Kätzchen (büsi)mit ihrem Kreisel (suri)auf meinem Fahrrad (velo)mit unserem Dackel (taggel)bei eurem Nachbarn (naachber)

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an seinem Schnurrbart (schnauz)mit deinem Kohl (chabis)in seinem Rückentragkorb (chreeze)in ihrem Waschkorb (wöschzaine f.)

bei unserer Hauswirtin (huusmäischteri)auf eurer Eisbahn (schlym)in ihrem Apfelkuchen (öpfelweee)auf meinem Pferd (ross)in seinem Kahn (wäidlig)mein neuer Wagendeine schwarze Mützesein braunes Pferdihr grünes Kleid

unser neuer Direktoreuer gestohlenes Fahrradunsere gute Schokolademeine kleinen Kinderbei meiner alten Tanteunsere scharfe Sense (sägisse)ihr böser Dackel

das seinige die Kleider gehören ihnen

Meine Uhr geht vor; was hast du für Zeit auf der deinen? Meine geht auch ein wenig falsch

(spint echli). Wessen (wem sein) Hund ist das? Meiner ist es nicht. Gehört er nicht dir (ist er

nicht deiner)? Ich glaube, er ist ihm oder ihr. Euer Hund hetzt immer unsere Katze. DieRedaktion sandte ein Zirkular an ihre Mitarbeiter. Frau Brändli macht Einkäufe für ihreFamilie. Der Vater geht mit seinem Sohn und seiner Tochter spazieren. In unserer Familie

gibt es bald eine Hochzeit. Mein neues Mofa ist schon entzwei; hast du mehr Glück mit

deinem? Dein kleines Hündchen ist heute fast unter ein Auto gekommen. Unser hiesiges Obstist konkurrenzfähig. Eure modeme Treppenhausbeleuchtung gibt ein schönes Licht. Ihr

Ski stock ist zerbrochen. Sie bezaubert alle We lt mit ihrem freundlichen Wesen. Schauen S ie

unsere Schaufenster an! Unsere neuen Modelle sind gestern gekommen. Lassen Sie IhreSorgen zu Hause und kommen Sie zu einem lustigen Abend in unser Cabaret!

Zur Erinnerung: Wenn ein Vokal nicht verdoppelt geschrieben wird, ist er kurz auszusprechen. VieleW öfter untersche iden sich hierdurch deutl ich von ihren deutschen Ents prechungen : hebel, gable,hole, bode, hase, gresli.

Übung 9 (zu Seite 71)

Wiederholung: Gleich wie das Deutsche und das Lateinische unterscheidet das Schwei

zerdeutsche bei den Präpositionen des Ortes das Verweilen und die Richtung. Auf die

Präpositionen des Verweilens folgt der Dativ, auf ene der Richtung der Grundfall, z .B. ich

bin im huus; ich gaanen i s huus. Sehr zu beachten ist die Verschmelzung von Präpositionen

mit dem Dativ des unbestimmten männlichen Artikels. Hier tauschen das Binde-n und das m

des Artikels den Platz, also amene, imene, bimene, zumene und nicht «aneme»!

In der Tiefe war es dunkelDer Hund rannte in den HofSie wollte den Mann in die Trülli sperrenDie Maus schlüpfte ins LochAm 1. Mai gibt es einen UmzugAn der Weinbergs rasse hat es ein paar HotelsIch schrieb einen Brief an den PräsidentenWir waren auf dem Bachtel

Wir waren auf der ForchWir fuhren auf den ÜetlibergWir stiegen auf die LägernWir wanderten auf das AlbishornUnter dem Apfelbaum lag FallobstUnter der Tanne liegen NadelnIch legte die Geschenke unter den

Christbaum

177

Sie stellten eine Leiter unter die Linde

Die Katze kroch unter das FassÜber dem F l u g p l a t ~ lag NebelÜber die Brücke donnerte ein ZugDas Wasser fliesst unter der BrückeSie schwamm bis unter die BrückeVor dem ersten Schnee machten sie den

Schneepflug bereit (schnüüze paraad)

Vor der Weihnacht gibt es viel zu tun(wienecht)

Sie wurden vor eine Schlichtungs stelle

aufgebotenSie kamen vor ein GerichtDer Schein klebte hinter einem BildDie Souffleuse stand hinter einer KulisseDer Maikäfer flog hinter einen VorhangNeben einer Autobahn ist viel Lärm (-ee-)Neben eine Autobahn darf man keine Häuser

bauen

Vom ersten Januar an

Bei uns gibt es nichts Derartiges

Geh zu ihm, nicht zu ihrGib es zu, mir kannst du es sagen

Übung 10 (zu Seite 78)

Heut morgen war ich bei ihm

Mit dir muss ich noch ein Wörtchen redenSei lieb, komm zu mir

Wiederholung: Das Schweizerdeutsche besitzt keinen Wesfall (Genetiv) , man umschreibt ihn

entweder wie im Französischen mit einer Präposition (meistens vo) oder mit einem

possessiven Dativ: das Haus des Präsidenten = em presidänt sys huus. Diese Konstruktion

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Er stand vor dem OrchesterEr stellte sich vor das Orchester

Sie wurden vor den Rektor zitiert

Sie hatten Angst vor dem RektorStell dich nicht vor die AussichtIn einem Lagerhaus stand das gestohlene

Fahrrad

Sie ging in einen LadenSie ging in ein GeschäftSie ging in eine Molkerei (molki)An einem schönen Tag geschah esAn einer Kirchweih ist es lustig (chilbi)Ich schrieb an einen hohen Beamten

Ich schrieb an eine BehördeNeben dem Bahnhof ist das LandesmuseumHinter dem Museum ist der Platzspitz

Ich schrieb an ein städtisches AmtEs hatte Salat auf einem BeetAuf einer Tafel stand ein VerbotSie stiegen auf einen Berg

Sie kletterten auf eine FluhSie blickten auf ein Seelein hinab (abeluege)Wenn zwei unter einem Dach leben müssenUnter einer Decke stecken (tecki)Es versteckte die Puppe unter einem breiten

Kissen (pfulme m.)Sie legte den Film unter eine GlasplatteDas Kind kam unter ein Auto

Er sass über einem Haufen DokumenteDer Ballon blieb über einer Stadt stehenIch bin über eine Schwelle gestolpert

(stüürchle)Wir sprachen über ein Buch (rede)Vor einem Rotlicht anhaltenVor einer Schranke gab es einen Stau

(barieere)

178

Ich bin binnen einer Woche fertigSie lachten über (ab) ihn

Jenseits des Zürichbergs

Mitten in der StadtWir gingen der Limmat entlangOberhalb der Seilbahn beginnt der

Wald

Unterhalb der Universität liegt die StadtInnerhalb eines Zeltes darf man nicht

rauchenHinten an der Fahrkarte hat es ReklamenVorne am Auto sind die Scheinwerfer

Wir gehen nach China

In Peking gibt es viele FahrräderIn Japan produzieren sie elektronische

Geräte

In Wollishofen steht die Rote FabrikIn Stettbach kommen Tram und S-Bahn

zusammenDurch den Gotthard kommt man in das

TessinZwischen der ETH (poli) und der Universität

(uni) geht eine Strasse durch

Zwischen der Limmat und der Sih lliegt der

BahnhofWährend der Woche gehe ich nie ausEr steht neben dem Hauptmann (haupme)Er stellte sich neben den Hauptmann

Wegen der Lawinengefahr war die PistegesperrtDem Bach entlang wachsen WeidenJenseits des Rheins liegt KleinbaselSeit langem ist es still um ihnIch war zu Gast bei ihmAn einem Feiertag sind die Läden zuMeinetwegen kannst du bleiben

ist sehr häufig, und man muss sich mit ihr gut vertraut machen.

die Verhandlungen des Nationalrats

die Sitzung des Gemeinderatesdie Schulden des Bundesder Einfluss des Welschlandsder Flugplan der Swissair

die Geschwindigkeit des TGVder Prototyp einer Lokomotivewegen des Ausbaus des Strassennetzes

in der Nähe des Seesdie Länge der Tagesschauder Empfang des Satellitenfernsehensdie Neuauflage des Zürichdeutschen

Wörterbuchsdie Grammatik des Schweizerdeutschen

die Direktion des Schauspielhausesdie Geschichte unserer Wohnungssuche

das Geheimnis der Küchenfeeder Nährwert einer Tasse Schokolade

die Lebensdauer einer Batterie

die Abfuhr des Müllsder Stabschef des Stadtpräsidentenbeim Stabschef des Stadtpräsidenten

die Chefin meiner Schwester

Herrn Frühs Hausdas Kleid der Frau Bühler

die Soldaten des Hauptmannsmit den Soldaten des Hauptmanns

Monikas Mann

zu Monikas Mann

EIsis Kätzchenwegen EIsis Kätzchender Hahn der Haushälterindie A b s c h l u s s p r ~ f u n g des Lehrlings

während der Abschlussprüfungdes Lehrlings

der Geburtstag der Mutter

am Geburtstag der Mutterdie Hubschrauber der Rettungsflugwacht

Wessen Haus ist das? Im Haus des Herrn Früh hat es gebrannt. Von der Chefin meiner

Schwester habe ich Nachricht bekommen. Fredis Frau ist eine Blondine. Bei Fredis Fraubekamen wir Tee und Gebäck. Von Sandras Bräutigam habe ich nur Gutes gehöft. Wegen des

Hahns der Haushälterin gibt es Streit. Am Kleid der Frau Bühler ging eine Naht auf. Im Bürodes Direktors steht ein neuer Personalcomputer. Die Redaktion der NZZ ist in der Nähe desBahnhofs Stadelhofen. Die Organisation des Sechseläutenumzugs gibt viel Arbeit. Mit dem

Lehrmädchen unseres Malermeisters hatten wir eine Auseinandersetzung. In dessen Hautmöchte ich nicht stecken. Der Beitrag der Sponsoren lässt auf sich warten. Die Gemeinderäteder Stadt Zürich haben Sitzung am Mittwoch. Ein Pilot eines Hubschraubers sah dieVerunglückten zuerst. Die Reparatur der Brücken der Nationalstrassen kostet viel Geld. Die

Vorschläge des Prokuristen waren besser als diejenigen des Direktors.

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Übung 11 (zu Seite 84)

Wiederholung: Als Umlaut von a tritt nicht nur ä auf, sondern auch e, e und öö. Das spielt

bei der Pluralbildung eine Rolle. Besondere Pluralbildungen sind auch bei Wörtern mit

vokalischer Endung zu beachten.

Pass auf, an diesem Brett stehen noch einige Nägel vor. Die Apparate sind beim Sturz leiderentzwei gegangen: Drähte, Haken und Späne waren in einem Durcheinander. Bei einer

Hochzeit wollen alle Verwandten dabei sein: die Mütter und die Väter, die Schwestern unddie Brüder, Onkels und Tanten. Wir müssen euch noch die Schlüssel für das Ferienhäuschengeben. Hasen und Rehe sind Wild, das die Jäger jagen dürfen . Redaktorinnen sind manchmal

da kann man wahrscheinlich nicht mehr viel anfangen. Das da ist das Haus, in dem (wo)

Gottfried Keller als Knabe gewohnt hat. Der, der die Fensterscheibe eingeschlagen hat, isterwischt worden. Die Kirschen, die ich von dir bekommen habe, haben mir gut geschmeckt.

Von dem, der dir schmeichelt, musst du nichts Gutes erwarten.

Übung 13 (zu Seite 95)

Wiederholung: Indefinitpronomen nennt man Fürwörter, die verallgemeinern oder aus-

schliessen, wie «jedermann», «etwas», «alles», «nichts». Besonders zu beachten ist öppis,

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auch gerade noch Fotografinnen. Früher hatten die reicheren (meebessere) Familien in denVillen mehr als ein Dienstmädchen, dazu noch eine Köchin; die Waschfrauen und dieBüglerinnen kamen noch zusätzlich (äxtra) dazu: Heute haben sie manchmal nicht einmal

eine Stundenfrau, und Dienstmädchen sagt man auch nicht mehr; es heisst jetztHausangestellte. Die Schüler bekamen am Deutsch-Abitur drei verschiedene Themen zurAuswahl. Lass dich nicht auf die Äste hinaus! Wenn die Abende schön waren, sassen wirjeweils (amigs) noch lange draussen. Es gibt nicht nur Pfarrer in den Kirchen, auch die

Spitäler haben (am igs an dieser Stelle wäre im Deutschen nicht zu übersetzen) eigene Pfarrer

oder Pfarrerinnen. Die Kurgäste bekamen in sieben Tagen sechs Bäder, und dazu tranken siealle Tage einige Gläser von jener Quelle. Bei dieser Kälte begann es plötzlich (auf einmal) zu

schneien, auf den Strassen war eine Glätte , und die Räder drehten sich nur noch leer

(schpuele). Wie angeworfen hatte ich einen Hexenschuss, und auch sonst taten mir alle

Glieder weh. Komm, wir braten Kartoffeln, dazu machen wir einen kleinen Salat, und danntrinken wir Kaffee mit Schnaps, und so gibt es noch einen ganz (beachte die Stellung von

«ganz») gemütlichen Abend.

Übung 12 (zu Seite 90)

Wiederholung: Es gibt nur zwei Demonstrativpronomina: dee, die, daas für dieser und de

säb, di säb, säb für jener. Oft wird dee mit daa und deet kombiniert. Das Relativpronomen ist

immer wo.

Diese Brücke heisst Bahnhofbrücke. Diesen Besuchern gefällt Zürich. Jener Kirchturm gehört

zum Fraumünster. Das glaube ich auf keinen Fall. Dieses höre ich gern, jenes dünkt micheigenartig. Dieses hier kannst du haben, das dort behalte ich selbst. Auf jene Freunde kannstdu dich verlassen. In jenem Land wachsen keine Bananen. Von dieser Frau habe ich eine

lustige Geschichte gehört. Der da kann mir gestohlen werden. In jener Stadt sind die Steuern

am höchsten. Mit diesem Geld kann man leben. Jenes grosse Haus ist die Börse. Dieser Mannund jene Frau sind gestern angekommen. Das bindest du mir nicht auf. Von jenem Mannbekam ich zwei Äpfel geschenkt. Ihr seid verbohrte Lokalpatrioten, das muss man sagen.Nein, das ist nicht wahr. Doch, von dem bringt ihr mich nicht ab. Diese Leute da können esmir bestätigen. Jener Berg ist der Üetliberg. In dieser Kirche bin ich getauft worden. Meinkleiner Hund ist mein bester Freund; der geht immer mit mir. Diese Blumen habe ich selbstgezüchtet (zoge), und jene Bäume bekam ich vom Gärtner, als sie noch ganz klein waren. Dieda kann man vielleicht noch einmal brauchen, aber die dort wollen wir fortwerfen. Mit denen

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das in verschiedenen Funktionen auftritt, nie aber die Bedeutung von «ein wenig » annimmt,

an dessen Stelle steht echli.

Eines muss ich dir sagenDas ist eine, die ich nicht magEiner allein (Binde-n nicht vergessen)

Ich sprach erst mit einemEiner ist dagegenMit so einer kann man nicht auskommen

So etwas zieht (läit) keine an

Keine Verkäuferin war daIch habe keine gesehen

Ich sprach mit keiner

Nimm eines oder keinesMit vielem war er nicht zufrieden

Mit allem war er einverstanden

Erzähle mir etwasGib mir etwas Brot!Etwas Ärger muss man in Kauf nehmenMit welchen Leuten verkehrst du?

Von solchen will ich nichts wissenWas für ein Mensch ist er?

Ich kenne keineIch kenne einigeKein Stück ist am LagerMancher meint, er wisse es besser (wüssi)

Jemand klopft ans Fenster

Ich höre nichts

Aus nichts wird nichtsNiemand ist draus sen

Ich erwarte niemandenWir sprachen von nichts

Mit etwas muss man rechnen

Jede Behauptung ist falschVon jedem etwasAlle lachten laut

Vieles lief schief

Was für einer ist er?Was für eine Übung machst du?

Hier sind einige Birnen

Welche willst du?Es waren etwa hundert

Es ist zirka null Grad

Es wurde etwas wärmerWir haben noch etwas ÖlEs dauerte etwas langeSo etwas gibt es nur einmal

Er streitet mit jedemMit jemandem hatte er StreitEinen solchen Stoff finden sie nirgends

(niene)Mit was für einem Mann sprachst du?Von so einer darfst du nichts annehmen

Warte ein wenig!Das Kleid ist etwas zu lang

Schenk mir etwas!

Alle waren der Meinung, dass das Fest sehr schön war; niemand hatte etwas auszusetzendaran. Was für eine Schokolade hast du am liebsten? Ich habe jede gern. Er ist ein zufriedenerMensch; er hat mit niemandem Streit und hat an nichts etwas auszusetzen. Jeder hat ihn gern.Wenn du an etwas keine Freude hast, so gibst du dir auch keine Mühe. Was für welche warendort? Solche und solche. Mit so einem Mann kann man nicht zusammenarbeiten. Bei so einer

181

misslichen (traurigen) Reklame kann man keinen Erfolg erwarten. Da sind zwei Äpfel;

welchen willst du? Ich will keinen solchen, ich will lieberso

einen, wie (wo) du im Kellerhast. Ich habe es allen gesagt, aber keiner hat sich gerührt (en mux taa). Dreissig (dryssg)Lose habe ich gehabt, und kein Stück hat etwas gewonnen (ggune); so ein Pech, ich beteiligemich an keiner Lotterie mehr. Ich mache auch schon lange an keiner mehr mit. In welcher

hast du dein Glück versucht? In verschiedenen. Es gab eine solche Aufregung , dass niemandetwas verstand.

Übung 15 (zu Seite 109)

Wiederholung: Es ist zu beachten, dass weerde sowohl für den Ausdruck der Vermutung wie

für das Passiv gebraucht wird, nicht aber für die Zukunft, ferner dass Präsenspartizipien

möglichst zu vermeiden sind, dass trääge, säge, legge unregelmässig konjugiert werden und

dass die Perfektpartizipien von «rennen », «brennen», «kennen», «denken» gränt, pränt, känt,

tänkt lauten.

Machst du nächstes Jahr wieder so lang Urlaub? Ich komme, vermute ich, nicht dazu. Als erging, atmeten alle auf. Sie tranken siedend heissen K ( ~ J f e e . Sie legten die Spaghetti in

kochendes Wasser. Ich gehe heute nachmittag in die Stadt, um Besorgungen zu machen; ich

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Übung 14 (zu Seite 103)

Wiederholung: Bei den ablautenden Verben gibt es sehr viele Parallelen zwischen Deutsch

und Schweizerdeutsch. Um so mehr muss man auf das achten, was verschieden ist, so au f den

Vokal in der ersten Person der Reihen 4a und 5 (ich schtile, ich hilffe, ich triffe und ich isse,ich vergisse, ich lise) und auf das Unterbleiben des Umlauts im Singular der 6. Reihe (du

gfalsch, du faarsch, er haltet, si braatet, er grabt). Einige Partizipien mit dem Stammvokal

-u-, wo das Deutsche ein -0 - hat, merke man sich auch besonders (ghulffe, gschwule,

gschmulze, ggulte, gschpune, psune).

Sie sprangen auf den Hügel und winkten, bis das Schiff verschwunden war. Das Geld reute

ihn, das er bei der Teilnahme an Lotterien verlor (mit nur einem Wort zu übersetzen). DieAufführung gelang, weil alle mithalfen. Das Kindchen schrie schon am Morgen , jetzt schreit

es wieder. Dieser Junge sauste davon, wie wenn er gestohlen hätte. Ich wette, dass wir das

Spiel gewinnen. Du spinnst ja. Warum soll das gesponnen sein? Letztes Jahr gewannen wirauch. Zuerst schliff sie das Messer, dann schnitt (haue) sie ein Brötchen entzwei, dann strich

sie die Butter auf die innere Seite und häufte eine Menge Bauernschinken drauf. Wie lange

liefst du herum, bis du den richtigen Weg fandest? Der Rehbock stösst seine Hörner ab. DerSee gefror schon lange nicht mehr, auch die Gletscher gehen zurück (schwyne). MeinKollege fährt jeden Tag an meiner Wohnung vorbei in die Stadt, aber er lädt mich nie ein

mitzufahren. Schwimmst du heute nachmittag mit mir über den See? Nein, ich schwammgestern hinüber und bin noch müde, aber ich komme ein anderes Mal wieder mit, ichverspreche es dir. Ich schlüpfte nur schnell in die Kleider und rannte aus dem Haus. Wievielgilt der Dollar heute? Es hiess, niemand habe (heb) ihm in seinem Unglück geholfen. Zuerstschimpfte der Langweiler nur, aber dann machte er sich davon (haue). Die letzte Fasnacht

war kein Erfolg (haue), aber sie schlägt (rage) in Zürich ohnehin nie ein. Du bist nicht dereinzige, der das kalte Wasser scheut. Isst du alles alleine auf? Die Sonne schien gestern nureine Stunde. Ich messe sogleich das Fieber. Issest du gerne Fisch? Es gab Gesottenes undGebratenes. Da scheute - meine ich - jemand die Arbeit; das ist eine Pfuscherei. Ich vergesse

die neuen Wörter immer wieder.

Zur Erinnerung: Jedes e in betonter Silbe ist geschlossen auszusprechen, auch wenn es kurz ist.Reder, schtedtli, bewege mit kurzem geschlossenem e (französisches e).

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komme deshalb erst spät nach Hause. Sei so gut und kaufe gerade etwas für das morgigeMittagessen. Gestern, als ich ausging, traf ich einen alten Bekannten; dieser schleppte mich in

ein Cafe, und als wir herauskamen, waren schon alle Läden geschlossen. Was ziehst du an?Bei diesem Wetter frierst du, wenn du nicht warm angezogen bist. Als der Plan publiziertworden war, traf keine einzige Einsprache ein (choo). Klopf leise ans Fenster! Stell dich

gerade hin! Wer wird so etwas glauben! Du wirst nicht recht aufgepasst haben. Sie wendete

den Wagen auf einem Kehrplatz. Komm schauen! Ich werde den Brief auf die Post bringen,nachdem (wänn) ich den Mantel angezogen habe. Sie lachte und zahlte es ihm zurück(umegee). Setze dich! Ich war noch nicht aufgestanden, als der Briefträger (pöschtler)läutete. Er pfiff und ging aus dem Zimmer. Kommst du auch an unser Fest? Ich glaube, ichkann nicht, ich habe keine Zeit. Sie winkten immer noch, nachdem das Schiff schon langeverschwunden war. Er war zornig. Man nannte ihn den «Oberjehu». Du legst glühende

Kohlen auf meinen Kopf. Wenn ihr endlich kommen werdet, werden die meisten Leute schon

gegangen sein. Gesagt ist gesagt, das Wort gilt (hier gilt, nicht giltet). Es wird einen kaltenWinter geben. Es wird nicht wahr sein. Sie trägt schwer an ihrem Schicksal. Wie heissest du?

Ich heisse Konrad. Wie rufen (säge) sie dir? Sie rufen mich Chueri. Ich habe den ehemaligen

(früener) Direktor noch gekannt, aber er gehörte nicht zu meinen Bekannten. Bist du denganzen Weg gerannt? Was denkst du, ich nahm ein Taxi, da kennst du mich schlecht.

Übung 16 (zu Seite 115)

Wiederholung: Es gibt eine Reihe von unregelmässigen Verben, die den Charakter des

Schweizerdeutschen sehr wesentlich prägen. Einige unterscheiden sich in der Bedeutung von

den deutschen Entsprechungen, so laa, möge, gee. «bekommen» gibt es nicht, und bei den

sogenannten Hilfsverben «wollen, sollen, können, müssen, dürfen, kommen, mögen, werden»

gibt es keine Perfektpartizipien mit g- Vorschlag.

Ihr könnt es mitnehmen

Ich muss Einkäufe machen

Komm schnell!

Ich habe es schon gewusst

Ich konnte einfach nicht

Du darfst auch mitkommen

Wir müssen aufpassen

Wollen wir gehen?

Die Bäume schlagen aus

Er hat es gewolltMüssen wir ihn mitnehmen?

Gebt Ruhe!Das verdriesst mich (möge)

Er wurde krankEs ist ihm etwas passiert (gee)

Sie mochte nicht

183

Da kannst du lachen Wir wissen es

Er will Schreiner werden (gee)Der Ast brach ab (Iaa)Er bezwang ihn (möge)Wir mussten helfen

Ich ziehe morgen aus

Kommt ihr auch?

Du musst sie machen lassen

Lass das sein!

Ich nehme ein Glas Wein

Ich gebe nichts darauf

Sehr ihr es?

Sie ziehen kräftig (fescht)

Sie wollte nichts gesehen haben

Wenn es sich machen lässt

Ich überlasse dir das Aufräumen

Ihr bekommt eine Strafe

Sie bekam einen Apfel

Ich liess diese Sache auf sich beruhen

, es geschehen täglich

Wunder, das schlage dem Fass den

Boden aus, sie schlügen ihn zum

Kassier vor, es komme nicht darauf an

, es kämen noch mehrZuschauer

, er ziehe einen ruhigeren

, die Zeit laufe ihm davon

, ich könne ihm gestohlenwerden

, wir kämen auch noch dran, wir hätten zuviel Öl

gebraucht, die Uhren liefen zu schnell

, die Uhren gingen vor, wir gäben zuviel aus

, die Bäume liessen sich

, er machte nicht mehr mit

, er müsse daraufzurückkommen

, sie müssten daraufzurückkommen

, sie koche gern, wir vergässen zu schnell

, die Tabletten täten ihm gut

, der Tee tue ihm gut, die Preise schlügen auf

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Ich sehe nichts Die Uhr schlägt 12 (zwölfi)

Dafür sollst du zu deinem Recht kommen. Darfst du auch an den Umzug kommen? Nein, ich

muss zu Hause bleiben. Was ist passiert? Weiss es niemand von euch? Wir alle wissen nichts.Ich schlage vor, dass wir auf die Waid gehen. Schlägst du etwas anderes vor? Schlagt ihr alle

zusammen nichts anderes vor? Gut, so gehen wir. Lass doch deinen Hund zu Hause, wenn wirihn mitnehmen, so lässt er uns nie für uns (la sy); man kommt zu keinem ruhigen Gespräch.

Er muss eben auch hinaus. Was willst du werden? Ich weiss es noch nicht, ich muss es mir(mir es) noch ein paarmal durch den Kopf gehen lassen. Man soll nicht nur an sich denken.Nicole durfte nicht mitkommen. Komm, wir gehen an den Match! Siehst du, wie sie boxen?

Schau, jetzt zieht der eine kräftig los, ich glaube, er bezwingt (möge) den anderen, ja, jetzt

schlägt er ihn knockout. Ich schaue nicht gerne zu, wenn sie einander vermöbeln (verschlaa).Komm du lieber mit ins Theater. Ich komme gern, wenn sie etwas Rechtes geben. Also, ichnehme zwei Karten (bileet), wie es sich eben ergibt. Dieses Hemd ist schon ziemlich

fadenscheinig, ich glaube, es zerreisst (laa) bald. Dann nimm eben ein anderes, du kannstdieses gerade in die Müllabfuhr geben.

Übung 17 (zu Seite 120)

Wiederholung: Im Gegensatz zum heutigen Deutsch ist der Konjunktiv im Schweizer-

deutschen keine notleidende Verbalform; ganz im Gegenteil. Eine Schwierigkeit beim

Übersetzen ergibt sich daraus, dass der Konjunktiv Präsens im Deutschen mit wenigen

Ausnahmen nur in der dritten Person Einzahl erkennbar ist, Beispiel Indikativ «er singt»,

Konjunktiv «er singe». Um den Konjunktiv dennoch auszudrücken, greift man im Deutschenaufden Konjunktiv der Vergangenheit. Man sagt dann zwar «dass er komme», aber «dass wir

kämen». Der Konjunktiv der Vergangenheit dient aber im Schweizerdeutschen ausschliesslichzum Ausdruck des Konditionals. Dieser wird in der nächsten Lektion behandelt. Etwa die

Hälfte der folgenden Übungssätze sind im Deutschen solche «falschen» Konjunktive. Manlasse sich nicht in die Falle locken:

, wir könnten die Aktienkaufen

, es gebe Schnee, sie möchten nicht mehr, er wisse nichts davon

184

, dass wir uns geschlagengäben

, sie salze die Speisen zu sehr(z fescht)

, sie sehe immer schlechteraus

, sie sähen immer schlechteraus

Ort vor

, sie zögen OstschweizerWeine vor

, der Hund beisse sofort

, die Kinder scheuten das

Wasser, der Regen komme bald

, das Gesetz werde geändert

nicht heilen

, du wollest verzichten, die Kirchenglocken

schlügen zu laut

, er lasse sich das nicht

gefallen, sie lies sen die Hunde auf

sie los

, er habe zuwenig Kleingeld

, wir hätten ihn angelogen

, wir müssten es zugeben, das Eis schmelze bald

, wir grüben zu tief

Man erzählt, der Teufel habe die erste Reuss-Brücke gebaut, die Einheimischen seien nicht

im stand gewesen, sie allein zu bauen. Der Teufel habe gesagt, er baue die Brücke, wenn er

den ersten bekäme, der darüber gehe. Der Knabe schimpfte, er dürfe nicht mitkommen, seineMutter erlaube es ihm (ern s) nicht, aber das nächste Mal laufe er einfach davon, wenn es ihmwieder verboten werde. Der Beamte der Strassenbahnen (trämler) wollte schauen, was lossei. Mein Freund fragte, ob du auch kommest. Die Angehörigen fragten, ob sie den Patienten

besuchen dürften. In seinem Votum sagte der Redner, man dürfe die Wasserkräfte derSchweiz nicht noch mehr ausbeuten, es gebe ja bald kein fliessendes Wässerlein zu sehen ,heute komme es drauf an, dass man sich um die Naturschönheiten kümmere. Sei dem, wie

dem wolle, mir ist alles gleich. Es hat uns sehr gewundert, wer wohl bei den Stadtratswahlenüberzählig werde (usefuule). Der Föhn solle nicht mehr lange andauern (hebe). Der Polizistsagte den Kindern, sie müssten zuerst nach links schauen, wenn sie über die Strasse gingen.

In der Anklage stand, der Delinquent sei schon einige Male wegen Verkehrsdelikten verurteiltworden, er habe einmal eine Stoppstrasse überfahren, dass es einen Unfall gab (tätsche) , erhabe die Geschwindigkeitsgrenze auf einer Nationalstrasse überschritten, und einmal habe erzu viele Promille gehabt.

Zur Erinnerung: Man halte die drei verschiedenen e-Laute gen au auseinander:e geschlossen, zum Beispiel: hebe, tecke, schnee

e offen wie französische:

dem, chrenker, leermeä überoffen: räge, gält, blääch

185

Übung 18 (Seite 126)

Wiederholung: Die häufigen unregelmässigen Verben haben au sgeprägte Formen für den

Konditional. Die sogenannten stark flektierten Konditionale wie ich «flöge, sänge, schliefe ,

böte, schlüge» haben im Schweizerdeutschen keine Entsprechung. Ein besonderer Fall ist

miech für «ich würde machen».

Es käme aufs Wetter anWen ich es nur könnte

Ich wäre auch mit weniger zufrieden

Ich sollte die Steuern noch bezahlen

Das täte mir wohlIch hätte gern eine Schale Gold

Würden sie mir noch einen Zucker bringen

Ich gäbe tausend (tuusig) Franken dafür

Das neueste ist nicht immer das beste

Die Walliser sprechen am urchigstenDas glaube ich eherDas ist das allermiesesteDie Kleineren müssen sich zuvorderst

hinstellenIn der Sauna ist es mir am wohlstenWer sagt, früher sei alles besser gewesen?

Nachher kamen zahmere Tiere

Jeder Grossverteiler will die frischesten

Es stimmt nicht, dass die dümmsten Bauern,

die grössten Kartoffeln hätten.Alle meinten, sie seien die schlaueren, aber

der, bei dem (wo) man es am wenigsten

gedacht hätte, war am Ende der schlauste

und geriebensteDa ist einer verlogener als der andere, aber

der verlogenste ist der Vizepräsident

Jener Taglöhner war der übelste (wüescht)Kerl

Die Vermöglicheren sind meistens auch die

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Sie dürfte sich mehr Mühe gebenIch liesse so etwas nie zu

Ich hätte das schon lange aufgegeben

Die Karosserie dürften sie einmal flickenIm Hotel schliefe ich besser als im Zelt

Es würde mich freuen

Man sollte es meinen

Ich würde meinen, man sollte dasTraktandum verschieben

Ich wüsste einen besseren Rat

Ich nähme mir ein Beispiel an ihm

Ich würde es anders machen

Du würdest dich wundern, wenn du ihn

sähest

Ich müsste ja lachen , wenn das passierte

Es würde nichts machen, wenn der Frühlingfrüher käme

Wenn das Thema am Fernsehen käme, würde

ich auch schauen

Wenn es am Fernsehen gekommen wäre,

hätte ich geschaut

Wenn du wolltest, könntest du

Wenn es ginge, käme ich auch und

machte mit

Ich würde gern wieder einmal ins Wallis reisen Es würde mich reuen, wenn ich es verlöre

Wenn du mehr gearbeitet hättest, hätten wir jetzt ein eigenes Geschäft. Ich hätte ja doch nicht

genug Geld gehabt, und mit einem Teilhaber wollte ich nicht wirtschaften . Ich habe dir ja

schon lange gesagt, du solltest einmal meinen Bruder fragen , er möchte sich auch gern selbständig machen. Mit einem Fremden wäre e s mir noch gleich, aber einen Verwandten wollte

ich schon gar nicht. Der würde mir zuviel dreinreden, und dann käme er immer zu dir , um zu

(goge) klagen. Wenn ich nur wü ss te, was du gegen meine Verwandten hast. Du dürftest dich

schon einmal mit meinem Bruder ein wenig aussprechen. Du könntest ja froh sein, wenn du

so viel Erfahrung hättest in Geschäftssachen wie er. Eben gerade in meinen Ge schäfts

angelegenheiten solltest du nicht immer etwas durchsetzen wollen (zwängle). Es wäre

gescheiter, du gäbest dich einmal zufrieden mit dem, was du hast.

Zur Erinnerung: Beim Zusammensto ss der Präpositionen a i bi vo zu mit den Artikeln emene, enereund em, fä llt das erste e- aus: amene, imene; binere, vonere; zum, am usw. Man halte sich genau an

die in Lektion 9 gegebenen Regeln.

Übung 19 (zu Seite 130)

Wiederholung: Bei der Steigerung ist zu beachten, dass der Superlativ sowohl au f -scht wie

au f -ischt enden kann. Letztere Endung erscheint nach Zi schlaut (s, sch, z) und nach -t, wenn

dies mit einem anderen Konsonanten verbunden ist (hübschischt, lätzischt, jüechtischt) .

Adjekti ve auf -e schieben ein -n- ein (l/ride: l/ridner). Besonders zu merken sind jrüener,

glyner, chliner, eender (= eher). gleich wie bei der Pluralbildung tritt Umlaut viel häufiger

ein als im Deutschen: jüüler, schlöier, lüschtiger, trüüriger.

186

Waren anbietenEin Sprudel soll spritziger sein als der andere

Jeder Waschmittelfabrikant behauptet, sein

Waschmittel wasche weisserEs gab einmal einen Boxer, der immer wieder

sagte: «Ich bin der GrÖsste.»

Auf dem Land dünkt es mich schöner als in

der StadtEndlich waren unsere Kleider wieder

trockner und sauberer, da fingen wir an, uns

wohler zu fühlen (woole, Verb)Nach dem Bad wurde es mir wieder wohler

und ich fühlte mich gesunder

Sie wurde immer bleicher, magerer und

schwächer, wir machten uns immer mehr

Sorgen um sie

Es wird immer später Morgen und früherNacht, die Tage werden grauer und kälter,

die Nächte länger und dunkler , bald ist der

kürzeste Tag

Übung 20 (zu Seite 137)

verwöhntestenDerjenige (dee), der sonst der geschickteste

ist, machte diesmal seine Sache am

schlechtestenEs ging immer lauter und wilder zu , aber am

wildesten (schtruub) wurde es nach 12 Uhr

Diese Linie ist gerader und dieser Kreis ist

runder als auf jene r ZeichnungDer Üetliberg ist höher als der Pfannenstil ,

aber niedriger als der Pilatus

Der Bodensee ist grösser als der

Vierwaldstättersee, aber kleiner als der

GenferseeDie Schweiz hat ein rauheres Klima als

Italien

Am bissigsten (ruuch) bläst der Nordwind(byse) in Genf

Wiederholung: Bei den Zahlwörtern muss man sich besonders mit den substantivierten

Formen vertraut machen, die im Grundfall au f -i und im Dativ au f -e oder -ne enden. Man

braucht sie bei nackten Ziffern (es föifi = eine Fünf), bei Altersangaben (er isch sächzgi = er

ist 60 Jahre alt), bei Noten (ich han im jranz es vieri = im Französisch eine Vier). Bei

Hausnummern (ich wonen im dreiedachzgi = im Haus Nummer 83), bei Jahreszahlen (imvieredachzgi hät me nu na vom waldsteerbe gredt) . Man hüte sich vor der Endung -ig, es

heisst zwänzg, dryssg, vierzg usw. und nie «dryssig»!

Um 6.30 Uhr stehe ich aufUm 7.30 Uhr frühstücke ichNeunuhr-Jause gibt es bei uns nichtUm 10.00 Uhr trinken wir Kaffee

Von 12.30 Uhr bis 13 .30 Uhr ist Lunchpause,

das reicht nur für eine kleine

ZwischenverpflegungDie Vieruhr-Jause ist bei uns um 5

187

Mit der Zeit für das Abendbrot nehmen wir

es nichtso

genauSie wurde 1971 geborenEr ist ein typischer 68er

Von 8.10 bis 8.45 Uhr vergehen 35 MinutenDie Uhr schlägt 12

Der Berchtoldstag ist am 2. JanuarDie Bundesfeier ist am 1. August

In einem Schaltjahr gibt es einen 29. Februar1 Tag ist ein 365stel eines Jahres1978 wurde der Kanton Jura gegründet

Die 3 und die 5 im Telefonbuch kann man

leicht verwechselnWir wohnen im 35

Ich bekam einen Hamster und eine weisseMaus

Ich bekam einen Hamster und eine weisseMaus

Sie hat 3 Kinder, mit 4 hätte sie Mühe

Du hast es nur von 2 Zeugen gehört, ichaber von 3

Der Hosenboden ist durchgewetzt

Wohin gehst du? Zum See hinunterDer Skistock ist entzweiSie gerieten in StreitSie haben ihn eingesperrt

Ich will dich nicht abhaltenHierauf sagte der Wolf zum Rotkäppchen

Der verlorene Handschuh ist gefunden

Das Geheimnis wurde bekanntDer Unterrock schaut herausEs geht bergab mit ihmVon heute an muss es besser werdenAm Knie habe ich eine Hautwunde

Kürzlich stiegen wir wieder einmal auf den Bachtel. Bis Hinwil fuhren wir mit der S-Bahn,

von dort an gingen wir zu Fuss. Es geht ziemlich steil (geech) aufwärts, und der Kleineklagte: «Wenn wir nur schon oben wären.» Als wir oben waren, wollten wir natürlich noch

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Der wievielte war letzten Sonntag?

Ich weiss nicht mehr, ob der 1. oder der 2.

Einmal ist keinmal

Ein 2-Deziliter-Glas und ein Römer sindgleich viel

Auch mit 2-Dezi-Portionen (zwäierle) kannstdu einen Rausch bekommen

Auf der Achterbahn hast du Spass (plausch)Der letzte Sechseläutenumzug war maximalDie Üetlibergbahn ist die S-10Der alte Sechser fährt manchmal zum Zoo

Ich kaufe eine Ananas, willst du auch eine?Nein, ich möchte keine

Ich bin 23

Im Englisch habe ich eine 5

Sie traten 10 Mann hoch auf

Ich sage es zum 3. und letzten MalHast du mir ein 5-Franken Stück?

Nein, ich habe nur eine 50-Rappen-Münze

Für eine 100-Franken-Note sagt man auchkurz en Hunderter

Die eine spinnt Seide, die andere schnipseltKreide

Zur Erinnerung: b d g und s sind nie stimmhaft, sondern ohne Stimmton, fast wiefranzösisch p t q und f , auszusprechen.

Übung 21 (zu Seite 143)

Wiederholung: Die häufige Verwendung der sehr grossen Zahl von Ortsadverbien

kennzeichnet idiomatisches Schweizerdeutsch, insbesondere ist typisch die Verstärkung von

Präpositionen durch ein beigefügtes Adverb wie bim huus zue, in es loch ine, vomtachfiirscht oben abe, bim schtadtrand usse, z Schlieren une.

Wie (wodure) geht man nach Höngg?

Was kommt von der anderen Seite herein?Von draussen bläst eine kalte Luft herein

Im Freien ist es kaltIm Autobus ist es warm

Komm heraus, bleib nicht drin!Kommst du mit ihr aus?

üben im Haus solltest du nicht hämmernTrepp auf, Trepp ab

Nach auswärts geht es schneller, da esgleichzeitig abwärts geht

188

Ein Hebel ist für vorwärts und einer fürrückwärts

Soeben sah ich sie noch vorne, sie muss

inzwischen nach hinten gegangen seinDer Schuss ist raus

Es hängt mir zum Hals herausEs hat Rabatten drum herumDie Kirche ist ausDer Urlaub ist vorbeiUm 9 Uhr müsst ihr ins BettDas Fleisch ist gar

auf den Turm steigen. Von dort oben sollte man eine schöne Aussicht in die Schneeberge

haben, aber als wir oben ankamen, war die Aussicht eher mies (schitter) wegen der Wolken.Dafür konnten wir vom Turm aus schön auf den Zürichsee und den übersee hinabschauen.

Hinunter gingen wir dann nach Wald. Es liegt im Tal unten auf der anderen Seite desBachtels. Von dort aus mussten wir zuerst nach Rüti hinunter fahren, um umzusteigen, unddann von dort aus wieder mit der S-Bahn nach Zürich. - Komm, wir gehen weiter hinein, davorne zieht es; ich möchte aber lieber ganz hinaus, schau, die anderen sind schon draussen.

Kommst du draus? Nein, ich begreife noch nichts; ich verstehe nichts (paanhooO. In

Lausanne geht es immer aufwärts oder abwärts, fast nie ebenhin. Die Universität Irehel liegtoberhalb der Winterthurerstrasse und unterhalb der Frohburgstrasse. Ist Josef zu Hause? Ja, erist drin, kommen Sie nur herein. Der Alte sass die längste Zeit hinter dem Ofen, aber zu guter

Letzt ist er doch noch hervor gekommen. Hier irgendwo sollte eine Station der Strassenbahnsein, aber anscheinend (welewääg) ist sie weiter unten. Alle drückten nach vom, aber es hatteinnen keinen Platz mehr, und die meisten mussten draussen bleiben.

(Diese Übung enthält sehr viele idiomatische Ausdrücke. Daher ist es ganz besonders nötig,

vor dem selbständigen Übersetzen die schweizerdeutsche Vorlage zu studieren.)

Übung 22 (zu Seite 147)

Wiederholung: Das Relativpronomen lautet unter allen Umständen wo. Was aber, wenn es im

Dativ steht oder von einer Präposition abhängt? Dann wird bei Personen das entsprechende

Personalpronomen im Dativ nachgestellt und bei Sachen das der Präposition entsprechendeAdverb: Dee bueb, won em de vatter gschtoorben isch (dessen), die uu!!üerig, womer

drüber prichtet händ (über welche).

Jener arbeits same Mann, bei dem ich die Lehre absolvierte, ist jetz t pensioniert. Eine faule

Sache, über die man nur munkelt. Die Sekretärin, welcher der Direktor immer zuviel zumutet,sucht eine neue Stelle. Die Besucherinnen, deren Mäntel verwechselt worden sind,reklamieren bei der Garderobenfrau. Die jungen Leute, deren Urlaub verregnet worden ist,wollen nicht mehr kampieren (zälte) gehen. Die Autoren, deren Bücher prämiert worden sind,werden häufiger gelesen. Der Mieter, mit dem man am meisten Ärger hatte, ist umgezogen.Der Mann, dem alles misslang (abverheie) hat aufgegeben. Dies ist der Gemüsegarten(pflanzblätz), auf dem so viel Unkraut wächst. Wir studieren den Wald, in welchem so vieleBäume krank sind. Das ist die gleiche Platte, die du uns vorhin schon vorgespielt hast. Das ist

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aber auch eine, die es sich immer wieder zu hören lohnt. Wenn du einen findest, der das

glaubt, zahle ich dir einen Fünfliber. Die Schreibmaschine, mit welcher dieser Briefgeschrieben wurde, hatte verschmutzte Typen. Die neue Gondelbahn, womit man in derkürzesten Zeit auf 2000 Meter hinauffahren kann, ist schnell beliebt geworden. Das ist dasgleiche Hotel, in dem wir letztes Jahr wohnten. Einer, der so wenig von Musik versteht, sollte

sich nicht als Kritiker aufspielen. Der, der gestern in die Zeitung geschrieben hat, ist auch soeiner. Es ist eine Krankheit, an der schon viele gestorben sind. Das ist die Schneiderin, beider ich mein neues Kleid machen lasse. Die Frau, deren Tochter bei uns Lehrmädchen ist, hat

kürzlich ihren Mann verloren. Das ist das Auto, dessen Farbe mir so gut gefiel. Das ist derMann, dessen Auto mir so gut gefiel. Das ist die Frage, über die wir uns schon manchmal

deine Schreibmaschine leihen? Ich brauche sie, um ein Formular schön auszufüllen. Komm

helfen! Geh schnell auf die Post, um ein paar Marken zu kaufen. Sie hatten mit dem Aushubbegonnen, dann stiessen sie auf Fels. Wann kommst du endlich, um zu helfen, Bohneneinzupflanzen? Das Warten hängt (lampe) mir zum Hals heraus.

Übung 24 (zu Seite 157)

Wiederholung: Die Wortstellung des Schweizerdeutschen weicht in verschiedenen Punkten

von der des Deutschen ab, so stehen die modalen Hilfsverben (wollen, sollen, müssen,

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unterhalten haben; aber es ist nie etwas herausgekommen dabei.

Zur Erinnerung: Man unterscheide zwischen betonten und unbetonten Personalpronomen:

ihn = nn und en; du =duu und du + t; uns =öis und is; ihnen = ne und ene. RepetiereLektion 6.

Übung 23 (zu Seite 152)

Wiederholung: Nach «anfangen» und «aufhören» steht der Infinitiv ohne «zu» (z). Nach den

Verben der Fortbewegung steht nicht z sondern go, goge, cho. Dem deutschen «um zu»

entspricht zum. Jemanden veranlassen, etwas zu tun, wird mit mache z übersetzt. Im Begriffe

sein, etwas zu tun, wird mit am plus Infinitiv wiedergegeben.

Ich will auf die Forch fahren

Wir sind auf den Üetliberg gegangenSie ist nach Spanien gereistIch sollte nach Hause gehenGeh nachschauenDu bringst mich zum Lachen

Es ist Zeit, um zu kontrollierenEr ist über alle Berge (böim)Wir sind schlitteln gegangen

Ich erreichte es nicht mehr (gchoo)Sie geht mir nachgerade auf die NervenKommst du endlich?

Ich gehe vorläufig das Auto holenBeim Fussballspielen ist er Meister

Er kam angerannt

Du solltest in den Garten gehen um zu jätenWohin sind sie gegangen?Er brachte sie zum Weinen (briegge)Ich bin im Begriff zu gehen

Das Rechnen fällt uns schwerHeute darfst du in den Zoo gehenSie war schon am GehenEs kommt ein Gewitter (gwittere)Mach, dass er springt (gumpe)Es hört auf zu regnenKommst du auch zum Schlitteln?Sie kommen, um Öl nachzufüllen

Sie begannen Öl nachzufüllen

Nimm ein Badetuch mit, um auf dem Gras zu lagern (plegere). Ich glaube, es wird regnenoder sogar schneien. Das Leben ist zu kurz, um offenen Wein zu trinken. Du bringst michzum Lachen mit deinen faulen Witzen. Ich gehe auf den Zürichberg, um etwas frische Luft zuschnappen. Du musst früher zu arbeiten beginnen, wenn du an einem Tag fertig werdenwillst. Eine Glühlampe ist durchgebrannt (bire, butze), ich gehe eine neue holen. Ich wollteein Buch vom Gestell herunter reichen (lange), aber ich erreichte es nicht. Kannst du mir

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können, mögen, dürfen) im Perfekt vor dem Infinitiv. Das Verb laa (lassen) verhält sich

ebenso. Bei einigen Adverbien wie gan z, gar, ziemlich, genug, welche Adjektive bestimmen,

folgt der Artikel, statt dass er davor steht. Mehrere deutschen Konjunktionen haben keine

direkten schweizerdeutschen Entsprechungen.

Ich hätte einen Besuch machen sollen, aber ich vergass es. Ich habe schon lange den Beruf

wechseln wollen, aber ich konnte mich nie entschliessen. Diese Sitzung nahm kein Ende, ichkonnte nicht mehr nach Hause und musste in Genf übernachten. Obschon ich die langen

Diskussionen abbrechen wollte, ist es mir nicht gelungen, und ich musste meine Abreiseverschieben. Ich wollte nach Basel reisen, aber mein Geschäftsfreund kam nach Zürich, und

wir konnten unsere Besprechung hier abhalten. Der Hund schnappte nach mir, wie wenn ermich hätte beissen wollen. Der Hauseigentümer hatte nicht genug Geld, um diese Häuserrenovieren zu lassen. Als ich kürzlich über die Quaibrücke ging, wehte der Föhn, und die

Berge schienen so nahe, dass man hätte meinen können, man könne sie mit den Händengreifen. Bevor die Sonne aufging, froren wir alle, aber auch nachdem sie aufgegangen war,

wurde es noch lange nicht wärmer. Kauf eine Schaufel, damit wir den Schnee räumen

können! Als die Vorstellung fertig war, wollten sie den Autor sehen. Als wir eine Kartekaufen wollten, hatte es keine mehr. Ich wollte zuschauen, aber sie liessen mich nicht in dieNähe kommen. Diesen Lehrling sollten wir gehen lassen, dieser lernt nie etwas (doppelte

Verneinung!). Dies ist ein genügend heisser Aufguss für das Teelein. Da hätte ich Ihnen einen

besonders feinen Stoff (schtöffli). Wir hatten einen recht heissen Sommer. Du hast mir mitdeinem Urlaubs plan eine ganz grosse Überra schung bereitet. Dein Gerät ist entzwei, gib esmir, ich flicke es dir. Das ist mein Messer (hegel), gib es (ihn) mir sofort. Das darf kein

Geheimnis bleiben, sag es ihr heute noch.

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