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Schulische Qualitäts- und Organisationsentwicklung
Prof. Dr. Hartmut WenzelVortrag am 19.03.2011in Halle
Vortrag am 19.03.2011 Philosophische Fakultät III
Institut für Schulpädagogik
und Grundschuldidaktik
Gliederung
• 1. Einleitung:
• 2.Vom Sputnikschock zum PISA-Schock – Ansätze der Schulentwicklung im Überblick
2.1 Schulreform als Strukturreform
2.2. Schulreform als Curriculumreform
2.3 Schulreform als Arbeit an den Merkmalen „guter Schulen“
2.4 Schulreform als Gestaltung der Schulkultur
2.5 Schulreform unter organisationstheoretischer Perspektive
2.6 Schulreform als Entwicklung der Einzelschule
Vortrag am 19.03.2011 Philosophische Fakultät III
Institut für Schulpädagogik
und Grundschuldidaktik
Gliederung
• 3. Ansätze der Einzelschulentwicklung
3.1 schulische Organisationsentwicklung
3.2 Pädagogische Schulentwicklung
3.3 Arbeit am Schulprogramm
3.4 Schule als Qualitätsorganisation
• 4. Einzelschulentwicklung als Steuerungsproblem (Governance)
• 5. Schulentwicklung und Schulleitung
Vortrag am 19.03.2011 Philosophische Fakultät III
Institut für Schulpädagogik
und Grundschuldidaktik
2. Vom Sputnikschock zum PISA-Schock
• Schock im westlichen Block über sowjetischen Satellitenstart(Sputnik I: 4. Oktober 1957)
• Große Anstrengungen zur Modernisierung der Lehrpläne/Curricula (vor allem in den Naturwissenschaften)
• Entwicklung von Curricula durch wissenschaftliche Institute „teacher proof curricula“
• Entwicklung einer Curriculumtheorie
• Forschungen zur Wirkung von Curricula
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2.1 Schulreform als Strukturreform
• Vorherrschende Meinung: Schulreform wird bewirkt durch eine Strukturreform, die den Zugang zu weiterführender Bildung neu regelt.
• Forderung nach Gesamtschulen
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2.2 Schulreform als Lehrplan- oder Curriculumreform
• Sputnikschock in den 1960er und 1970er Jahren umfangreiche Reform der bundesdeutschen Lehrpläne
• Ziel Modernisierung/Verwissenschaftlichung der Lehrpläne, Entwicklung der Methodenvielfalt
• Reform der Lehrpläne (Modernisierung/ Verwissenschaftlichung) auch in der DDR (blaues Wunder)
• Erkenntnis: Neue Lehrpläne, die ohne die Lehrer entwickelt und verabschiedet (verordnet) werden, verändern den Unterricht nur wenig!
Forderung nach schulnaher Curriculumentwicklung
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2.3 Schulreform als Arbeit an Faktoren „guter Schulen“
Merkmale „guter Schulen“
• deutliche Leistungsorientierung der Schule, • pädagogisches Engagement der Lehrer, • Führungsqualitäten von Leitungs- und Lehrpersonen einer
Schule, • Klima des Vertrauens, • gute Lehrerkooperation, • Einbeziehung der Eltern etc.
Ergebnisse der Schuleffektivitätsforschung:
• jede Schule hat ihr spezifisches Alltagsleben bzw. Kultur • das Kollegium bewältigt und gestaltet in Kooperation
untereinander und mit anderen Akteuren seine Aufgaben in unterschiedlicher Weise
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2.4. Schulreform als Gestaltung der Schulkultur
• Merkmale und Zusammenhänge „guter Schulen“ werden zu Ansatzpunkten für innere Schulreform:
Verbesserung der Lehrerkooperation, Arbeit am Schulklima, Intensivierung der Elternarbeit
• Schulklima, Schulethos, Schulgeist und insbesondere Schulkultur werden Ansatz- und Orientierungspunkte für bewusste pädagogische Schulgestaltung und –entwicklung
• Schulkultur wird zu einer Gestaltungsaufgabe (vgl. Wenzel u.a. 1998)
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2.5 Schulreform unter organisationstheoretischer Perspektive
Neuere Erkenntnisse aus der Organisationstheorie:
• „lose gekoppelte Systeme“ lassen sich kaum einheitlich steuern
• Organisationen können nicht einfach als Bürokratien, betrachtet, verwaltet und gesteuert werden
• These: Grenzen der Steuerbarkeit von Unterricht und Erziehung durch generelle Regeln
• Ursachen für die Unterschiede in der Qualität einzelner Schulen sollten untersucht werden
• mehr Handlungs- und Gestaltungsspielraum auf der Ebene der einzelnen Schule
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2.6 Schulreform als Entwicklung der Einzelschule
Paradigmenwechsel:
• weg von: einer Vorstellung von Schule als Bürokratie (etwa im Sinne Max Webers)
• hin zu: einer Vorstellung von Schule, in der die Akteure vor Ort in eigener Verantwortung erforderliche Profilierungs- und Entwicklungsmaßnahmen selbst treffen
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2.6 Schulreform als Entwicklung der Einzelschule
• Einzelschule als „pädagogische Handlungseinheit“ (Fend 1986)
Konsequenz: Suche nach Strategien zur Ermutigung der Einzelschule zu eigenverantworteter Entwicklung
• die Gestaltung bzw. Gestaltbarkeit der Einzelschule rückte in den Fokus von Bildungsforschung und Bildungspolitik
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2.6 Schulreform als Entwicklung der Einzelschule
Schule als Mehrebenen-Modell
Makroebene(Gesetzgeber/Ministerium)
Intermediäre Ebene (Schulaufsicht, Schulinspektion)
Mesoebene (Einzelschule)
Mikroebene (Unterricht)
3. Ansätze der Einzelschulentwicklung
3.1 Schulische Organisationsentwicklung
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3.1 Schulische Organisationsentwicklung
• ein Kollegium – möglichst unter Beteiligung von Eltern und Schülern – begibt sich auf den Weg (Einstieg)
• Situation und eventuelle Probleme werden analysiert (Selbstuntersuchung, data-survey and feedback)
• auf Grund von Ergebnissen der Selbstuntersuchung Formulierung von Zielen und Schwerpunkten der Entwicklung(Zielklärung)
• Erstellung, Verabschiedung und Umsetzung von Handlungsplänen (Handlungsplanung und Umsetzung)
• Vergewisserung, ob angestrebten Ziele erreicht wurden(Evaluation)
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3.1 Schulische Organisationsentwicklung
• Schule als soziales System mit Normen, Rollen, Interaktionsprozessen und Kommunikationsprozeduren
eine Organisation ist mehr als die Summe ihrer Einzelteile
• Ziel der OE:
Hilfe zur Selbsthilfe Verbesserung des Verhältnisses des gesamten Systems zu seinen Subsystemen bzw. Untergliederungen sowie zu seiner Umwelt
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3.1 Schulische Organisationsentwicklung
Komponenten bzw. Bausteinen von OE-Interventionen:
• Kommunikationstraining, • Teamentwicklung, • Strategien effektiver Sitzungen bzw. Arbeitstreffen,• Problemlösestrategien, • Verfahren der Entscheidungsfindung, • Konfliktbearbeitung und • Evaluation.
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3.1 Schulische Organisationsentwicklung
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3.2 Pädagogische Schulentwicklung
• Ziel: Veränderung des Unterrichts
• nach Heinz Klippert: systematische Entwicklung der Methodenkultur einer gesamten Schule
eingeführte Methoden sollen das eigenverantwortliche Arbeiten der Schüler fördern
zusätzlich zur Fortbildung des Kollegiums zu neuen Unterrichtsmethoden findet eine Fortbildung der Steuergruppe in Managementverfahren statt
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3.2 Pädagogische Schulentwicklung
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3.2 Pädagogische Schulentwicklung
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3.3 Arbeit am Schulprogramm
Schulprogrammarbeit:
• Instrumentarium zu einer neuartigen Balancierung zwischen staatlicher Verantwortlichkeit und schulischer Gestaltungsautonomie
• soll helfen, die „Krise der Steuerung“ zu bewältigen
• derzeit international die größte Reformmaßnahme zur inneren Schulreform
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3.3 Arbeit am Schulprogramm
Verständnis Schulprogramm 1995: • Ausdruck des pädagogischen Selbstverständnisses von
Kollegium, Schülerinnen und Schülern und Eltern.
Verständnis Schulprogramm heute: • als Entwicklungsinstrument muss es die Programmatik
der Schule und intendierte Entwicklungsziele für die Zukunft enthalten
Pflichtbestandteile:- Zielorientierung, - Bestandsaufnahme und - Entwicklungsperspektive
weiterhin: - Maßnahmeplanungen- inhaltlich und zeitlich ausgewiesenes Arbeitsprogramm
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3.3 Arbeit am Schulprogramm
Phasen der Schulprogrammarbeit
Phase 1: Einstieg
Phase 2: Erstellung des Schulprogramms
Phase 3: Umsetzung des Schulprogramms
Phase 4: Evaluation
Phase 5: Fortschreibung
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3.4 Schule als Qualitätsorganisation
• Neuer Blick auf Schule
• Neue Verantwortung
innerschulische Konsequenzen:
- in der kollegialen Kooperation, - in der innerschulischen Diskussion über die Qualität des Unterrichts, - in der Entwicklung von Förderstrategien, - hinsichtlich der Maßnahmen zur Qualitätsüberprüfung und Evaluation
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4. Einzelschulentwicklung als Steuerungsproblem (Governance)
• aktuelle Forderung nach einzelschulischer Entwicklung von Bildungsadministration und Bildungspolitik:
über Leistungssteigerungen an den Einzelschulen die Leistungsfähigkeit des Schulwesens insgesamt verbessern.
• New Public Management = öffentliche Verwaltungsreform auf der Grundlage betriebswirtschaftlicher Effizienzkriterien
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4. Einzelschulentwicklung als Steuerungsproblem (Governance)
Vortrag am 19.03.2011 Philosophische Fakultät III
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und Grundschuldidaktik
4. Einzelschulentwicklung als Steuerungsproblem (Governance)
Vortrag am 19.03.2011 Philosophische Fakultät III
Institut für Schulpädagogik
und Grundschuldidaktik
4. Einzelschulentwicklung als Steuerungsproblem (Governance)
Inputgrössen:
finanzielle und räumliche Ausstattung einer Schule,die Schülerinnen und Schüler und ihre Charakteristika die Qualifizierung der Lehrkräfte Lehrpläne etc.
Outputgrössen
kurzfristige Wirkungen wie z.B. die erreichten Leistungen am Ende von Bildungsprozessen
Outcomegrössen
langfristige Wirkungen wie z.B. erzielbare berufliche Positionen oder das erreichbare Einkommen
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4. Einzelschulentwicklung als Steuerungsproblem (Governance)
Vortrag am 19.03.2011 Philosophische Fakultät III
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und Grundschuldidaktik
4. Einzelschulentwicklung als Steuerungsproblem (Governance)
interne Evaluation
externe Evaluation
Schulprogrammarbeit
Bestandsanalyse
Feedback
Fragebögen
Frage: Wie können interne und externe Evaluationsprozesse so aufeinander abgestimmt werden, dass tatsächlich eine Verbesserung schulischer Qualität stattfindet?
Internationale Vergleichs-untersuchungen
zentrale Vergleichsarbeiten
Inspektionsberichte
Bildungsbericht
Vortrag am 19.03.2011 Philosophische Fakultät III
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5. Schulentwicklung und Schulleitung
• Schulleitung als „Türöffner“ für Innovationen, Garant für Qualität Manager für nachhaltige Schulentwicklung
• Schulleitungstätigkeit erfordert:- ein neues, klares Berufsbild - eine veränderte, professionelle Qualifizierung.
• Rosenbusch (2002) kennzeichnet Schulleitertätigkeit durch drei Begriffe: - Administrator, - Kommunikator und - Fachmann für organisationspädagogisches Management.
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Literaturhinweise
Bohl, T./Helsper, W./Holtappels, H.G./Schelle, C. (Hrsg.): Handbuch der Schulentwicklung. Bad Heilbrunn 2010.
Bonsen, M. u. a.: Die Wirksamkeit von Schulleitung. Empirische Annäherungen an ein Gesamtmodell schulischen Leitungshandelns. Weinheim/München 2002.
Greber, U. u. a. (Hrsg.): Auf dem Weg zur „Guten Schule“: Schulinterne Lehrerfortbildung. Bestandsaufnahme, Konzepte, Perspektiven. Weinheim und Basel 1991.
Holtappels, H. G.: Schulprogramm als Entwicklungsinstrument. In: Handbuch Schulentwicklung. Bad Heilbrunn 2010, S. 266 – 272.
Kultusministerium Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Bildungsbericht 2010. Sachsen-Anhalt. Magdeburg 2010.
Wenzel, H. u. a. (Hrsg.): Schulkultur als Gestaltungsaufgabe. Weinheim 1998.
Wenzel, H.: Studien zur Organisations- und Schulkulturentwicklung. In: Helsper, W./Böhme, J. (Hrsg.): Handbuch der Schulforschung. Wiesbaden ²2008, S. 423- 447.
Wenzel, H.: Einführung: Entwicklungsprozesse an der Einzelschule gestalten. In: Bohl, T. u.a. (Hrsg.): Handbuch Schulentwicklung. Bad Heilbrunn 2010, S. 263 – 266.