SAG’S MIT GRAFIKEN auf den Punkt bringen 05 - dpa.com · 3 05 Sag‘s mit Grafiken wir lieben...
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dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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SAG’S MIT GRAFIKENKomplexe Sachverhalte auf den Punkt bringen
1. Schummeln verboten! Die 6 Gebote der InfografikVon Prof. Volker Pook
2. Die Infografik von morgen Interview mit Zukunftsforscher Thomas Huber Von Dr. Raimar Heber
3. Ohne Info keine Grafik Was Unternehmen beachten sollten Von Prof. Michael Stoll
4. Visualisierte Transparenz Wie aus Daten Storys werden Von Marco Maas
5. Balken, Torten, Fieberkurven Aus der Werkstatt eines Infografikers Von Dr. Raimar Heber
dpa-Whitepaper
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05 Sag‘s mi t Graf iken
wir lieben Grafiken. Weil wir überzeugt sind, dass es oft kein besseres Mittel gibt, um komplexe Sachverhalte auf den Punkt zu bringen.
Torten-, Balken-, Erklär- und längst auch interaktive Grafiken gehören seit 70 Jahren zu unse-rem Geschäft, wir sprechen also in eigener Sache. Aber in diesem Whitepaper lassen wir vor allem externe Experten zu Wort kommen. Und auch ihr Befund ist: Wenn es um viele Zahlen und Fakten geht, ist eine visuelle Darstellung einem Text überlegen (Interview mit Thomas Hu-ber auf S. 6-7). Prof. Michael Stoll von der Hochschule Augsburg führt in seinem Beitrag aus, dass erklärende Illustrationen bereits ein fester Bestandteil des journalistischen Handwerks waren, als Zeitungen noch „Zeyttungen“ hießen (S. 8-9).
Der Lauf der Zeit hat den Wert von Grafiken nicht gemindert. Im Gegenteil: Gerade online und in den sozialen Medien sind sie mehr gefragt denn je. „Die Lesegewohnheiten der Men-schen ändern sich“, stellt Huber fest. Auf den kleinen Screens der Smartphones und Tablets seien lange Texte ermüdend. Deshalb werde die visuelle Aufbereitung der Inhalte immer wichtiger.
Welche Bedeutung Infografiken auch in der professionellen Kommunikation in Unternehmen und Institutionen haben und was man bei ihrem Einsatz und ihrer Konzeption berücksichtigen sollte, können Sie ebenfalls auf den folgenden Seiten lesen. Manchmal leisten Grafiken sogar einen Beitrag für die Transparenz in demokratischen Gesellschaften: Marco Maas, Journalist und Gründer von OpenDataCity, erläutert dies am Beispiel der Nebeneinkünfte von Politikern.
Mit herzlichen Grüßen,
Christoph Dernbach und Frank RumpfGeschäftsführer dpa-infografik GmbH
Liebe Leser, liebe Kolleginnen und Kollegen,
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KURZVITAVolker Pook arbeitete nach seinem Designstudium in Essen zunächst bei Büro Hamburg. Es folgten Engagements bei MetaDesign, den Peter Schmidt Studios sowie Agenturen in New York wie Enterprise IG und Wolff Olins. In Berlin leitete Pook als Creative Director ein Design Team für Playframe und war Mitglied des Management Boards. Seit 2008 ist Pook Professor an der Berliner BTK Hochschule für Gestaltung. Für seine Arbeiten hat er zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten.
Die 6 Gebote der Infogra�k (Autor: Volker Pook)
1. Fokussierung auf den Inhalt.Wie lautet die Kernbotschaft?
2. Adäquate Formensprache für die Visualisierung wählen.Welche Ausdrucksmittel und Techniken eignen sich am besten?
3. Schummeln zugunsten der Ästhetik ist nicht erlaubt.Stimmen alle Fakten und Darstellungen?
4. Die Informationen müssen hierarchisiert werden.Welche Info steht wo und erhält wie viel Platz?
5. Die Infogra�k ist übersichtlich und nicht zu komplex.Wird alles schnell verstanden?
6. Die Infogra�k ist autark.Funktioniert sie auch ohne den dazugehörigen Artikel?
Schummeln verboten!Die 6 Gebote der InfografikVon Prof. Volker Pook, Kommunikationsdesigner
Fokussierung auf den Inhalt.Wie lautet die Kernbotschaft?
Adäquate Formensprache für die Visualisierung wählen.Welche Ausdrucksmittel und Techniken eignen sich am besten?
Schummeln zugunsten der Ästhetik ist nicht erlaubt.Stimmen alle Fakten und Darstellungen?
Die Informationen müssen hierarchisiert werden.Welche Info steht wo und erhält wie viel Platz?
Die Infografik ist übersichtlich und nicht zu komplex.Wird alles schnell verstanden?
Die Infografik ist autark.Funktioniert sie auch ohne den dazugehörigen Artikel?
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52 %
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29 %
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24 %
Allows me to listen to my own stuff
So I don't get bored
They block outside noise
It makes me feel better
Helps me stay focused
Why headphonesare your workoutbuddy
*Multiple answers possible I Study conducted by alegas for Sennheiser electronic
Interviewing period: March 2015; method: online; sample size: n=808; US: n=404; UK: n=404; respondents: ages 15 to 65 years old, engaging in sports at least 1-2 times/month, using headphones on a regular basis
The study was conducted by market research institute alegas for Sennheiser.
n=808
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n=564
Well-Being/Fitness Pleasure Competition/Performance
61% 33% 17%
ONLY 17% OF THE RESPONDENTS DESCRIBE THEIR SPORTS ACTIVITIES TO BE COMPETITIVE. THE MAJORITY OF PEOPLE EXERCISES FOR WELL-BEING AND FUN PURPOSES.
SELF-MOTIVATION AND CREATING A PERSONAL SPACE WITH INDIVIDUAL MUSIC ARE THE KEY REASONS FOR PEOPLE TO USE HEADPHONES WHEN WORKING OUT.
Top 5 reasons for using headphones during sports*
Top 3 purposes for doing sports*
Top 3 sports activities*
Gym Exercise Walking Jogging/Running
STRESSFAKTOR SMARTPHONEFührungskräfte sind häufig auch in ihrer Freizeit beruflich
erreichbar. Bei vielen führt das zu mehr Stress.
90 %sind auch im
Urlaub über dasSmartphone
erreichbar
88 %leiden aufgrund
der ständigenErreichbarkeit
unter höheremStress
45 %sogar häufig oder jederzeit
33 %sogar häufig oder jederzeit
Quelle: Mercer,„Stressfaktor Smartphone 2015“
Die Mehrheit der Deutschen nutzt Internet-Streaming – aber kostenlos muss es sein. Die Bedeutung von Fernsehen nimmt gerade bei den jüngeren Streaming-Nutzern ab.
INTERNET-STREAMINGIN DER OFFENSIVE
der Befragten nutzenkostenfreie
Streaming-Angebote.
T V KASSIERTWIRKUNGSTREFFER
BEZAHLEN? NUR INJUNGEN JAHREN!
WENIG CHANCEN FÜRINTERNET-BEZAHL-DIENSTE
Befragt wurden 1049 Deutsche von TNS Emnid im Auftrag von Hörzu Online. Zeitraum 24.6. bis 28.6.2015. Quelle: TNS EMNID für
56%der Streamingnutzer
sehen weniger TV.
50%der Befragten zwischen16 und 32 Jahren nutzen
zeitweise oder regelmäßigkostenpflichtige Angebote.
28%sind weder jetzt noch inZukunft dazu bereit, für
Streaming-Angebote Geldzu bezahlen.
74%
nutzen keineStreamingangebote.
42%Bei den 16- bis
34-Jährigen sind es sogarfast zwei Drittel.
63%Ab diesem Alter nimmt das
Interesse für kostenpflichtigeOnlineangebote ab.
45 JahreUnd so gut wie
keiner würde über zehn Euro bezahlen.
1%
TV vs. INTERNETD E R H A R T E K A M P F U M D I E Z U S C H A U E R
F A Z I T
Übersichtlich und hierarchisiert: Beispiele für gelungene Infografi ken
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Die Infografik von morgenInterview mit Zukunftsforscher Thomas Huber. Von Dr. Raimar Heber
Infografiken sind nicht nur bei Medienmachern beliebt, auch Unternehmen setzen zunehmend auf dieses Kommunikationsmittel. Wird sich dieser Trend fortsetzen? HUBER: Visualisierung von Zusammenhängen wird in unserer Gesellschaft zunehmend an Bedeu-tung gewinnen. Gerade komplizierte Kontexte, etwa große Datenmengen, lassen sich durch die textliche Beschreibung oft nur sehr umständlich darstellen, wogegen eine visuelle Darstellung von den Menschen
intuitiv erfasst werden kann. Auch Unterschiede, zeitliche Abläufe und Bezüge sind visuell viel besser zu verstehen als in einem Text.
Eine Infografik zu verstehen geht schnell. Komplexe Texte zu verstehen geht langsam. Wird das ein Argument für die SmartphoneGeneration sein?Definitiv. Die Lesegewohnheiten der Menschen än-dern sich durch die zunehmende Nutzung von Bild-
Visuelle Darstellungen werden intuitiv erfasst und wirken glaubwürdiger.
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KURZVITAThomas Huber ist seit 2016 als Director Innovation Strategy bei STURM und DRANG in Hamburg tätig. Dort steht er für die Umsetzung von Foresight- und Trendmanagement-Prozessen. Huber ist Experte für die Übersetzung der Veränderungsvorgänge in konkrete Produkt- und Servicekonzepte. Der Diplom-Kommunikationsdesigner arbeitet seit 20 Jahren in der Trend- und Zukunftsforschung, mit Schwerpunkten in den Bereichen Mobilität, Lebensstile und Konsumforschung. Zuletzt leitete er als Chefredakteur die redaktionelle Arbeit beim Zukunftsinstitut in Frankfurt am Main.
schirmen als primärem Lesegerät. Weil hier – ganz besonders auf den kleinen Screens der Smartphones und Tablets – lange Texte als ermüdend empfunden werden, braucht es immer mehr visuelle Aufberei-tung der Inhalte. Allerdings gibt es auch eine große Konkurrenz für grafisch-visuelle, also zweidimensio-nale Darstellungen: Noch einfacher zu verstehen sind oft Videos. Im Bereich der Bedienungs- und Monta-geanleitungen beispielsweise werden Video-Tutorials visuelle Darstellungen in 2-D bald verdrängen.
Wie steht es dabei um die Ressourcen? Infografiken sind aufwendig.Eine anspruchsvolle Infografik mit mehreren Be-zugsebenen muss heute in der Regel noch mit sehr viel Handarbeit erstellt werden und ist dementspre-chend eine zeitraubende und teure Angelegenheit. Für die Zukunft ist aber zu erwarten, dass sich hier eine Art Standardsprache etablieren wird, die dann auch Nicht-Grafiker kombinieren und einsetzen können. Die Entwicklung des Roboter-Journalismus, bei dem Softwareprogramme bestimmte Textarten automatisch nach aktuellen Ereignissen erzeugen, wird auch in der Visualisierungssparte für bestimmte Einsatzbereiche in der Zukunft Einzug halten.
Die Infografik hat immer etwas Objektives, sie kommt ohne Emphase aus. Wird diese Eigenschaft in den Zeiten des „Lügenpresse“Vorwurfs nicht zunehmend wichtiger?Grundsätzlich haben Visualisierungen nicht mehr oder weniger Wahrheitsgehalt als Texte. Aufgrund ihrer formalen Kraft erzeugen Sie aber eine höhere Glaub-würdigkeit beim Leser, denn wir werden als Betrachter kaum in der Kunst geschult, Bilder genauso kritisch zu bewerten wie Texte.
Die Sprache entwickelt sich kontinuierlich weiter. Verändert unsere multikulturelle Gesellschaft auch die Bildsprache der Infografik?Das ist mit Sicherheit so. Wenn man sich den Einfluss der Migranten über die letzten Jahrzehnte auf die deutsche Sprache ansieht, ist leicht zu ermessen, dass diese Wechselwirkung fortlaufend andauert und auch in den Bereich von Bildern und Visualisierungen hineinwirken wird.
Die Lesegewohnheiten der Menschen ändern sich durch die kleinen Screens der Smartphones und Tablets
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Ohne Info keine Grafik Was Unternehmen beachten solltenVon Prof. Michael Stoll
Blickt man zurück in die Geschichte der Infografik, fällt auf, dass journalistische Erklärstücke eine lange Historie haben, die bis in die Anfangszeit des Journalismus reicht, als Zeitungen noch „Zeyttungen“ hießen und der Druck mit beweglichen Lettern gerade erfunden war. So wurden Berichte um erklärende Illustrationen ergänzt, deren Gestaltung die Leser einlud, sich die Fakten der Geschichte sukzessive zu erschließen.
Schon damals beschränkte sich die bildgestützte Kommunikation nicht allein auf Nachrichtenmedien. Ein Beispiel: Augsburg war im 17. Jahrhundert bekannt für seine flächendeckende Trinkwasserversorgung, die mit wasserkraftbetriebenen Pumpen und Wassertür-men umgesetzt wurde. Um neugierige Stadtbaumeis-ter anderer Städte über das Augsburger System zu informieren, entstanden um 1748 sechs große in Öl gemalte Grafiken zum Aufbau der Wassertürme, zur Mechanik der eingesetzten Wasserpumpen und zum gesamten Rohrsystem.
Verfolgt man die Geschichte der Infografik bis in die Gegenwart, entdeckt man immer wieder au-ßergewöhnliche Projekte, die oft gar nicht oder nur marginal journalistisch geprägt sind, aber dennoch qualitativ hochwertig sind – was die Faktentreue, Konzeption der Vermittlung und die Gestaltungshöhe angeht. In diese Gruppe fällt Leonardo da Vincis vitruvianischer Mensch ebenso wie Traugott Brommes Atlas zu Alexander von Humboldts Werk „Kosmos“.
Auch in der Zeit der industriellen Revolution und danach wuchs in Unternehmen der Bedarf an fakten-orientierter Kommunikation. Da gab es zum Beispiel den Flugpionier Assen Jordanoff, dessen infografisch illustrierte Bücher zur Fluglehre noch einigermaßen bekannt sind. Fast vergessen ist aber, dass Jordanoff
in seinem Grafikbüro über 200 Fachleute beschäftig-te und für das amerikanische Militär Betriebsanleitun-gen gestaltete – für Feuerlöscher ebenso wie für den B-29-Bomber oder luftstrategische Lehrbroschüren.
Diese und viele weitere Beispiele unternehmeri-scher Infografiken vor Augen, war ich eher neugierig als überrascht, als 2014 das Energieunternehmen LEW der Hochschule Augsburg ein infografisch ausgerichtetes Kooperationsprojekt vorschlug. Ziel des Projekts war, Dienstleistungen und Angebote aus dem Bereich erneuerbare Energien mit Infografiken zu erklären, etwa Photovoltaikanlagen, Wärmepum-pen oder E-Mobility-Lösungen. Insgesamt ging es um sieben Angebote, über die das Unternehmen LEW medial informieren wollte.
Aus dieser sehr gelungenen Zusammenarbeit lassen sich einige Schlüsselaspekte ableiten, die Unternehmen berücksichtigen sollten, wenn sie Infografiken als Kommunikationsmittel einsetzen:
1 Viele Unternehmen haben früh den Wert schlüssig gestalteter Außenkommunikation erkannt und von Agenturen Corporate-Identity- und Corporate-Design-Programme entwickeln lassen, die den koordinierten Einsatz von Wort- und Bildmarke, Unternehmensfar-ben, -typografie, aber auch -architektur ermöglichen. Oft sind auch Bild- und Illustrationssprache oder Jingles (Sounddesign) integriert. Unternehmen sind gut beraten, ihre CorporateIdentity
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und CorporateDesignProgramme um entsprechende Kapitel zu Zahlen, Sach und Kartografik erweitern zu lassen, damit sich Infografiken harmonisch in das Gesamterscheinungs-bild integrieren lassen. Dabei geht es aber nicht allein um die visuell-grafische Integration von Infografik, sondern auch um die Struktur, Strategie und Tonalität der Grafiken.
2Eine Infografik zu komplexen Themen ist Teamarbeit. Wenn es um die Planung, Konzeption, Gestaltung und Programmierung unternehmerischer Erklärstücke geht, sind Akteure mit unterschiedlichen Qualifikationen gefragt: etwa Infografik-Gestalter, die in der Lage sind, Grafiken medienübergreifend zu konzipieren und zu gestalten. Layouter mit einem Gespür dafür, wie Infografiken sich in Printprodukten, auf Desktop- und Smartphone-Displays integrieren lassen. Animations-Experten, die wissen, wie komple-xe Sachverhalte anschaulich in Animationen zerlegt werden können. Programmierer, die sich mit Display-größen und Browserversionen auskennen.
3Teamarbeit ist auch auf Unternehmensseite gefragt: „Ohne Info keine Grafik“ ist der Wahlspruch der Infografik-Abteilung eines großen deutschen Zeitungsverlags. Marketingexperten in Unternehmen sind häufig überrascht, welchen Grad an Verbind-lichkeit Infografiken herstellen. Während Texte und Bilder häufig Interpretationssache sind, müssen die in Infografiken dargestellten Fakten stimmen. Deshalb empfiehlt es sich, auf Unternehmensseite Ingenieure, Produktentwickler und Kundenberater ins Team zu holen. Häufig wissen sie präzise über Fakten und Zusammenhänge Bescheid.
4Die unternehmerische Infografik entsteht wegen der Komplexität der Themen in großen Zyklen, Sachver-halte können sich bis zuletzt elementar verändern. Eine Infografik-Konzeption muss das berücksichtigen und zeitnahe Anpassungen ermöglichen. Idealerweise ist die unternehmerische Infografik modularisiert: integrierte Gestaltungsraster für Text-, Bild- und Grafikelemente sind hier ein guter Aus-gangspunkt, einheitliche Grafikstile, standardisierte Grafikelemente und übergreifende Farbklimata führen zu einem einheitlichen Look.
5Wollen Unternehmen die Infografik in ihren Kommuni-kationsmix aufnehmen, lohnt sich ein Blick in die großen Medienhäuser. In kaum einer anderen Branche sind Infografiken in all ihren Spielarten bes-ser integriert. Von Redaktionen wird sie als integraler Bestandteil der Nachrichtenvermittlung gesehen, die nicht nur die Vermittlung schlecht zugänglicher, abstrakter und komplexer Nachrichten erleichtert, sondern darüber hinaus wesentlich zur Glaubwürdigkeit, Attraktivität und zum modernen Eindruck des Medienhauses beiträgt.
FazitInfografiken sollten schlüssig zum Gesamterscheinungsbild eines Unternehmens passen – sie sind ein Teil der Corporate Identity. Modularisierte Grafiken erleichtern die Arbeit, standardisierte Elemente führen zu einem einheitlichen Look. Und: Die Fakten müssen stimmen, denn Grafiken schaffen Verbindlichkeit!
KURZVITAProf. Michael Stoll studierte von 1987 bis 1991 Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Konstanz. Von 1991 bis 2005 war er selbständiger Designer in Tübingen und arbeitete u.a. für Zeitungsverlage in Süddeutschland als Gestalter und Infografiker. 2005 wurde er als Professor an die Fakultät für Gestaltung der Hoch-schule Augsburg berufen. Dort vertritt er in den Bachelor- und Masterprogrammen die Fachgebiete Informationsdesign, insbesondere Infografik und Newsdesign. Seine Studierenden haben mehrere Preise für ihre in seinen Kursen entstandenen Arbeiten gewonnen. Darüber hinaus unterrichtet Stoll an der Hochschule Darmstadt und der Universität von Neuchâtel.
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Visualisierte Transparenz: Wie aus Daten Storys werdenVon Marco Maas
Das Internet ist ein großartiger Ort, um Informationen zu veröffentlichen – aber häufig gehen die interessanten Aspekte der Daten in dem Wust von Zahlen verloren. Das kann man bei Veröffentlichungen der Bundestagsverwaltung sehen, ebenso wie bei vielen anderen öffentliche Stellen, aber auch Unternehmen. Um echte Transparenz herzustellen, muss man sich intensiv mit den Daten und den darin enthaltenen potentiellen Geschichten beschäftigen.
Die Nebeneinkünfte unserer Bundestagsabgeord-neten, die wir später für FAZ.net aufbereitet haben, sind so ein Fall von vermeintlicher Transparenz. Aufgelistet für jeden der 630 Abgeordneten steht auf der Website des Bundestages, womit sich die Volksvertreter neben ihrem Mandat beschäftigen. Die Form der Veröffentlichung in einer Website führt allerdings dazu, dass die Informationen erst einmal im World Wide Web begraben sind. Daran, dass Daten nicht nur von Menschen wahrgenommen, sondern auch von Maschinen gelesen und weiterver-arbeitet werden müssen, um nützlich zu bleiben, hat offenbar niemand gedacht. Weitere Fragen an die Daten? Schwierig. Analyse, Vergleich, Auswertung – oder gar die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen? Aufwendig.
Der Journalist erkennt die Herausforderung: Hier müssen wir ran. In ganz Deutschland investieren Medienmanager in Datenjournalismus und Visua-lisierungen, zum Teil in eigenen Redaktionen wie bei Spiegel Online, Zeit Online oder der Berliner Morgenpost, zum Teil in Aufträge an redaktionelle Dienstleister wie OpenDataCity.
Bei den Nebeneinkünften war der Fall in unser internen Redaktionssitzung schnell klar: Genau
unser Thema. Peer Steinbrück war als Kanzlerkan-didat wegen seiner Nebenverdienste unter die Lupe genommen worden. Für die politische Berichter-stattung ist das eine Episode, für Datenjournalisten eine Projektidee: Wir schauen nach, ob und wie die Bundestagsverwaltung Daten über Nebeneinkünfte der Bundestagsabgeordneten zur Verfügung stellt.
Eine Datensammel-Maschine zu bauen, die diese Informationen wieder aus der Website des Bundes-tages herausoperiert und zu Daten macht, gehört zum etwas nervigen Standardrepertoire für solche Anwendungen. Recht fummelig, aber im Grunde eine bekannte Technik. Die Grafik selbst mit ihren drei Ansichten und vielfältigen Filtermöglichkeiten aller-dings war schon viel weniger Standardware – unser
Entwickler und Gestalter Philipp Bock war bereits halb fertig, als wir FAZ.net von einer Beteiligung an dem Projekt überzeugt hatten.
Das letzte Puzzleteilchen in dieser Abstimmung war – typisch für solche Projekte – unsere Bitte, Grafik und Datensammler als Open Source zu ver-öffentlichen. Eine Grafik bezahlen, um sie hinterher der Welt zur Weiterverwertung zu schenken? An diesen Gedanken muss man Medienhäuser und Redaktionen vorsichtig und in kleinen Dosen ge-wöhnen. Journalisten wollen keine Mäzene sein. In den Köpfen der Verantwortlichen spukt noch immer das Gespenst der Kostenloskultur. Doch ohne die Vorarbeit tausender Open-Source-Entwickler wäre es unmöglich gewesen, mit den begrenzten Ressourcen
In ganz Deutschland investieren Medienmanager in Datenjournalismus und Visualisierungen.
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eines kleinen Teams aus Redakteuren und Program-mierern die vorliegende Grafik zu bauen.
An die Weiterverwendung zu denken ist die einzige Art, produktiv mit der unbändig anschwel-lenden Datenflut umzugehen, die uns zur Verfügung steht. Auch die Bundestagsverwaltung mag das eines Tages erkennen und die Daten zu den Neben-verdiensten in ordentlicher Tabellenform veröffentli-chen. Andere öffentliche Stellen gehen diesen Weg bereits.
Aber werden Datenjournalisten dann nicht überflüssig? Nein, ganz im Gegenteil, sie können sich den interessanten Aufgaben zuwenden: Nicht Daten mühsam zu befreien, sondern sie statt-
dessen ausführlicher zu analysieren, zusammenzu-führen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Und es gibt ja noch jede Menge weiterer ungehobe-ner Datenschätze.
Link/Quelle: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/interaktiv-so-viel-verdienen-unsere-abgeordne-ten-nebenher-13148777.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
Mit interaktiven Grafiken (hier ein Screenshot) können dieNebeneinkünfte von Bundestags-abgeordneten so veranschaulicht werden, dass esjeder versteht
KURZVITAMarco Maas arbeitet seit 1999 als Journalist in Hamburg und ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Datenfreunde GmbH, der Muttergesellschaft von OpenDataCity. Er beschäftigt sich seit 2009 mit dem Themenkomplex Open Data/Linked Data und Visualisierung. Das OpenDataCity-Team aus Journalisten, Entwicklern und Visualisierern erstellt alle Applikationen als freie Software und stellt die Daten für Recherchen und zur Weiterentwicklung zur Verfügung. Zu den Kunden gehören alle großen deutschen Verlagshäuser, öffentlich-rechtliche Sender im In- und Ausland sowie Nichtregierungsorganisationen. Die Agentur hat diverse nationale und internationale Preise gewonnen. Foto: Correctiv
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Aus der Werkstatt eines Infografi kersVon Dr. Raimar Heber
Es gibt viele Möglichkeiten, komplexe Inhalte grafi sch zu vermitteln – von der klassischen Tortengrafi k bis zu einer zerlegten Apfelsine als Weltkugelersatz. Art Director Raimar Heber gibt einen illustrierten Einblick in die Werkstatt eines Grafi kprofi s. Wichtigste Botschaft: Kreativ sein!
Am Anfang steht die Info!Ohne belastbares Quellenmaterial geht nichts.
Strecken werden in der Regel als Balken dargestellt. Manchmal ist es aber auch sinnvoll, andere Visualisierungen auszuprobieren.
Sie müssen aber zum Inhalt der Infografi k passen.
Für Volumen eignen sich Würfel,
Mit den einfachsten Formen, lassen sich komplexe Situationen, ja sogar Gefühle glaubwürdig darstellen.
... und für Flächen eignen sich Felder.
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Teile von Teilen von Teilen lassen sich mit Worten schwer erklären. Die Grafi k macht es anschaulich.
Balken, Torten, Säulen und Fieberkurven, Personen- und Funktionsdarstellungen, Land-karten und Statusmeldungen:Das ist das Gebiet des Infografi kers.
Kombiniert man ein Tortendiagramm mit einer Aufwärtsbewegung, ergibt sich eine interessante Geschichte. Zum Beispiel zum Thema Aufstieg durch Weiterbildung.
Mut zur Lücke, Mut zur Dynamik – auch das gehört zu einer guten Infografi k
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KURZVITADr. Raimar Heber ist seit 2005 Art Director der dpa-infografi k. Er hat Produkt-Design studiert und kam über Stationen in Industrie und Werbung zur Deutschen Presse-Agentur. Dort ist er zuständig für die stetige Weiterentwicklung der Bildsprache und die konsequente Anwendung der Gestaltungsrichtlinien. Seine Leidenschaft gilt dem leichten Skizzieren, der räumlichen Darstellung und der schnellen Visualisierung. Neben seinem Job bei der dpa unterrichtet Heber Infografi k und Visuelle Kommunikation an unterschiedlichen Institutionen und Universitäten.
Landkarten sind nicht gleich Landkarten. Es gibt unterschiedliche Projektionen,die alle das Gleiche versuchen: aus einer Kugel etwas Flaches zu machen.
Etwas genauer?Auch das kann eine Infografi k leisten.
Zeit und Raum:das alles kann eine Infografi k abdecken.
Wo? Wann?Was? Wie?
KURZVITADr. Raimar Heber ist seit 2005 Art Director der dpa-infografi k. Er hat Produkt-Design studiert und kam über Stationen in Industrie und Werbung zur
Etwas genauer?Auch das kann eine Infografi k leisten.
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IMPRESSUM
Herausgeber:dpa-infografik GmbHMittelweg 38, 20148 Hamburg
Redaktion: Arne Meyer, Dr. Raimar Heber
Layout:Anja Giese/dpa-Custom Content
Druck:Frick Kreativbüro & Onlinedruckerei e.K.
dpa
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