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1 Newsletter Nr. 10 Liebe Freunde, liebe Unterstützer, liebe Interessierte, unser Fokus in den letzten Monaten lag auf der Durchführung von Antisemitismus-Seminaren, die wir auch dank Ihrer Hilfe organisieren und veranstalten konnten. Gleichzeitig sind wir sehr dankbar wie dynamisch sich die Städ- tearbeit, auch immer wieder durch externe Anfragen aus dem In- und Ausland, entwickelt. Schließlich freuen wir uns sehr welche Früchte unser DE-IL-Austauschprogramm in Hof, unserer Pilotstadt, trägt. Als Team konnten wir uns in Mannheim austauschen und von unseren Partnern lernen. Das motiviert uns sehr, um gemeinsam voran zu gehen! Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen. Ihre Marina und Daniel Müller Aktiver Widerstand in Warschau, Aufarbeitung in Berlin von Akteja Stoitscheva, Ehrenamtliche aus Berlin Am 07. Mai 2017 durften wir (Sharon Wolfram und ich) die Überlebende Aliza-Vitis Shomron und ihren Sohn Hanan Zon in Berlin treffen. Bei einem Kaffee und isra- elischen Süßigkeiten, erzählte Frau Shomron über ihre Zeit im Warschauer Ghetto, ihre Rolle im jüdischen Wi- derstand und wie sie diese Zeit überlebt hat. 1928 wurde Frau Shomron in Warschau, in einer typisch jüdischen Familie mittlerer Klasse, geboren. Ihre Eltern hatten eine kleine Fabrik für Wolle und Handschuhe. Sie ging auf eine jüdischen Schule. Dann erzählte sie uns von den Ghettos und dem Som- mer 1942, dem Sommer der Deportationen nach Treblin- ka. „Alle wurden auf einen Platz versammelt – es waren Tausende über Tausende”, erzählt sie. Es herrschte eine unerträgliche Hitze und alle hatten kaum Wasser. Man wusste nicht, was passieren wird und diejenigen, die sich im Ghetto versteckten, wurden erschossen. Hinter einem großen Tor, erinnert sich Frau Shomron, wurden die Menschen in zwei Gruppen aufgeteilt. Sie war dort mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester. Hinter dem Tor wurden alle Kinder von ihren Eltern getrennt. Sie blieben stehen, um zu beobachten, bis es Nacht wurde. Ihre Familie begriff, dass nicht alle überleben würden und dass nach der Se- lektion nur die rechte Seite „Leben” bedeutete. Während dieser Nacht überlegte die Familie was sie am nächsten Tag machen konnten. Wie konnten sie alle überleben? „Zu dieser Zeit hatten wir einen Ausweis, da mein Vater im Ghetto arbeitete.“ So widmete sie sich dem Aufbau des Widerstandes im Untergrund. Frau Shomron schmuggelte zunächst wichtige Informationen zwischen den Ghettos. „Es war gefährlicher für Jungs, denn wenn sie erwischt wurden, konnte man leicht erkennen, dass sie Juden waren. Die Mädchen konnten lügen. Wer erwischt wurde, wurde erschossen.” Später transportierte sie nicht nur Informationen, sondern auch Waffen. Das Leben im Widerstand war nicht nur gefährlich, erzählt sie, es spaltete auch ihre Familie. „Du bist nicht meine Tochter. Du gehörst zur Organisation, aber nicht zur Familie.” sagte ihre Mutter eines Tages zu ihr. „Und so war es.”, bejahte Frau Shomron diese Aussage. Ihr ganzes Sein gehörte dem Widerstand und noch heute spricht sie voller Stolz und Traurigkeit, denn sie ist eine Überlebende. Es fällt ihr schwer überlebt zu haben, wo so viele für ihr Ziel gestorben sind. Und dennoch erzählt sie von dieser schreck- lichen Zeit, damit die Helden vom Warschauer Ghetto nicht vergessen werden. Nach intensiven eineinhalb Stunden bricht Frau Shomron das Interview ab. Sie hatte uns viel erzählt, aber die Erin- nerung ist schwer und ermüdend. Wir konnten einen kleinen Einblick über ihr Leben bekommen, dass sie in ihrem Buch „Youth in Flames“ festgehalten hat. Während unseres Treffens war sie das „erste und letzte Mal“ seit der Shoah in Deutschland, um zu sehen wie sich Deutschland entwickelt hat und um auf ihre Art damit abzuschließen, was, wie sie sagt, allerdings schwierig ist. (v.l.n.r.) Sharon Laufmann, Aliza Shomron, Akteja Stoitscheva

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Rundbrief Februar 2017

Koordinationsbüro:Initiative 27. Januar e.V.Projekt Zeugen der ZeitzeugenHaus der BundespressekonferenzSchi� bauerdamm 40 / 120310117 Berlin

Telefon 01 52 / 31 84 24 03E-Mail marina.mueller@zeugen-der-zeitzeugen.dewww.zeugen-der-zeitzeugen.de

Spendenkonto Zeugen der Zeitzeugen:Empfänger: Initiative 27. Januar e.V.Stichwort: Zeugen der ZeitzeugenEvangelische BankKontonummer: 10 5344 166Bankleitzahl: 520 604 10IBAN: DE47 5206 0410 0105 3441 66BIC: GENODEF1EK1

Die Initiative 27. Januar e.V. ist beim Amtsgericht München im Vereinsregister (VR 20 25 70) eingetragen und als gemein-nützig anerkannt. Spenden und Zuwen-dungen an den Verein sind steuerabzugsfä-hig. Wenn Sie im Verwendungszweck Ihrer Spendenüberweisung Ihre Adresse ange-ben, bekommen Sie Anfang des nächsten Jahres für Ihre Spenden des vergangenen Jahres automatisch eine Spendenbeschei-nigung per Post zugesandt, die zur Vorlage beim Finanzamt dient.

Begegnen

Gedenken

Weitergeben

Zukunft gestalten

www.zeugen-der-zeitzeugen.de

Newsletter Nr. 10

Liebe Freunde, liebe Unterstützer, liebe Interessierte,

unser Fokus in den letzten Monaten lag auf der Durchführung von Antisemitismus-Seminaren, die wir auch dank Ihrer Hilfe organisieren und veranstalten konnten. Gleichzeitig sind wir sehr dankbar wie dynamisch sich die Städ-tearbeit, auch immer wieder durch externe Anfragen aus dem In- und Ausland, entwickelt. Schließlich freuen wir uns sehr welche Früchte unser DE-IL-Austauschprogramm in Hof, unserer Pilotstadt, trägt. Als Team konnten wir uns in Mannheim austauschen und von unseren Partnern lernen. Das motiviert uns sehr, um gemeinsam voran zu gehen!

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.

Ihre Marina und Daniel Müller

Aktiver Widerstand in Warschau, Aufarbeitung in Berlinvon Akteja Stoitscheva, Ehrenamtliche aus Berlin

Am 07. Mai 2017 durften wir (Sharon Wolfram und ich) die Überlebende Aliza-Vitis Shomron und ihren Sohn Hanan Zon in Berlin tre� en. Bei einem Ka� ee und isra-elischen Süßigkeiten, erzählte Frau Shomron über ihre Zeit im Warschauer Ghetto, ihre Rolle im jüdischen Wi-derstand und wie sie diese Zeit überlebt hat.

1928 wurde Frau Shomron in Warschau, in einer typisch jüdischen Familie mittlerer Klasse, geboren. Ihre Eltern hatten eine kleine Fabrik für Wolle und Handschuhe. Sie ging auf eine jüdischen Schule.

Dann erzählte sie uns von den Ghettos und dem Som-mer 1942, dem Sommer der Deportationen nach Treblin-ka. „Alle wurden auf einen Platz versammelt – es waren Tausende über Tausende”, erzählt sie. Es herrschte eine unerträgliche Hitze und alle hatten kaum Wasser. Man wusste nicht, was passieren wird und diejenigen, die sich im Ghetto versteckten, wurden erschossen. Hinter einem großen Tor, erinnert sich Frau Shomron, wurden die Menschen in zwei Gruppen aufgeteilt. Sie war dort mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester. Hinter dem Tor wurden alle Kinder von ihren Eltern getrennt. Sie blieben stehen, um zu beobachten, bis es Nacht wurde. Ihre Familie begri� , dass nicht alle überleben würden und dass nach der Se-lektion nur die rechte Seite „Leben” bedeutete. Während dieser Nacht überlegte die Familie was sie am nächsten Tag machen konnten. Wie konnten sie alle überleben? „Zu dieser Zeit hatten wir einen Ausweis, da mein Vater im Ghetto arbeitete.“

So widmete sie sich dem Aufbau des Widerstandes im Untergrund. Frau Shomron schmuggelte zunächst wichtige Informationen zwischen den Ghettos. „Es war gefährlicher für Jungs, denn wenn sie erwischt wurden, konnte man leicht erkennen, dass sie Juden waren. Die Mädchen konnten lügen. Wer erwischt wurde, wurde erschossen.” Später transportierte sie nicht nur Informationen, sondern auch Wa� en. Das Leben im Widerstand war nicht nur gefährlich, erzählt sie, es spaltete auch ihre Familie. „Du bist nicht meine Tochter. Du gehörst zur Organisation, aber nicht zur Familie.” sagte ihre Mutter eines Tages zu ihr. „Und so war es.”, bejahte Frau Shomron diese Aussage. Ihr ganzes Sein gehörte dem Widerstand und noch heute spricht sie voller Stolz und Traurigkeit, denn sie ist eine Überlebende. Es fällt ihr schwer überlebt zu haben, wo so viele für ihr Ziel gestorben sind. Und dennoch erzählt sie von dieser schreck-lichen Zeit, damit die Helden vom Warschauer Ghetto nicht vergessen werden.

Nach intensiven eineinhalb Stunden bricht Frau Shomron das Interview ab. Sie hatte uns viel erzählt, aber die Erin-nerung ist schwer und ermüdend. Wir konnten einen kleinen Einblick über ihr Leben bekommen, dass sie in ihrem Buch „Youth in Flames“ festgehalten hat. Während unseres Tre� ens war sie das „erste und letzte Mal“ seit der Shoah in Deutschland, um zu sehen wie sich Deutschland entwickelt hat und um auf ihre Art damit abzuschließen, was, wie sie sagt, allerdings schwierig ist.

(v.l.n.r.) Sharon Laufmann, Aliza Shomron, Akteja Stoitscheva

Redaktionsteam: Alexandra Behns, Akteja Stoitscheva, David Lüllemann, Hannah Schmidt, Ruth Jakubov, Sharon Wolfram, Marina & Daniel Müller. Alle Fotos: © ZdZ

Zeugen der Zeitzeugen ist ein Arbeitsbereich der Initiative 27. Januar. e.V..

Die Arbeit « nanziert sich zu mehr als 95 % über Spenden.

Spendenaufruf: Investieren Sie in die Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen! Unterstützen Sie weitere DE-IL Austauschprojekte! 2018 möchte unser Team aus Bonn loslegen. Mit Ihrer « nanziellen Hilfe im Rücken, möchten wir uns auch dort dafür einsetzen, dass der DE-IL Austausch weitere Kreise zieht.

mit mir am 17. Mai 2017 zum ersten Mal nach Israel reisten. Im Gepäck waren konkrete Pläne für Bildungsaustausch (z.B.: Schüleraustausch, Wanderausstellungen, bilaterale kulturelle Ver-anstaltungen, etc.). Ohne unmittelbar auf den Reiseverlauf einzugehen (Kiryat Motzkin, Akko, Golan-Höhen, Cäsarea und Tel Aviv), möchte ich zwei der Teilnehmer zu Wort kommen lassen:

„Es war beeindruckend das Leben in Kiryat Motz-kin, Israel kennenzulernen. Wenn man aus Europa kommt, kann man sich die Nähe von Bedrohungen aus anderen Nachbarländern kaum vorstellen. Wir haben viel gelernt. Die Herzlichkeit unserer Gastgeber hat uns, gerade mit Blick auf die Vergangenheit sehr berührt. Es ist an der Zeit gemeinsam in die Zukunft zu gehen. Vielen Dank auch an das Team von Zeu-gen der Zeitzeugen für die Initiative des deutsch-is-raelischen Austauschs auf kommunaler Ebene.“ – Dr. Harald Fichtner, Oberbürgermeister der Stadt Hof

„Mit dem Blick auf die deutsch-israelische und christlich-jüdische Vergangenheit, grenzt die heu-tige Beziehung zwischen unseren Ländern an ein Wunder. Wir möchten diese Basis nutzen und durch den Austausch von Schülern und Jugend-lichen in Zukunft investieren. Ich freue mich, dass Zeugen der Zeitzeugen hier Unterstützung für Schulen anbietet.“ – Rainer Schmidt, Rektor des Schiller Gymnasiums Hof

Wir freuen uns, die israelische Delegation aus Kiryat Motzkin Ende Juli in Hof willkommen zu heißen und auf alle weiteren gemeinsamen Projekte mit Ihrer Unterstützung in der Zukunft!

Da Juden- und Israelfeindschaft auch an Universitäten verbreitet ist, haben wir in diesem Sommersemester mehrere Antisemitismus-Seminare an Universitäten durchgeführt.

Bonn

Zu unserem Antisemitismus-Seminar an der Universität Bonn ist am 30. Juni eine sehr erfreute, kleine Schar zusammengekommen, um der Zeit-zeugin Pnina Kaufmann und dem Referenten David Lüllemann über die Erfahrungen aus der Nachkriegszeit sowie den Herausforderungen des modernen Antisemitismus, insbesondere der Vergangenheitsabwehr und dem Israelhass zuzuhören. Wir freuen uns über die gelungene Zu-sammenarbeit mit der Bonner Jüdischen Hochschulgruppe, die diese Ver-anstaltung tatkräftig unterstützt hat.

Daniel Reich, Stadtkoordinator Bonn (für diesen Artikel)

Dortmund

Das größte Seminar fand am 17. Juli an der Technischen Universität Dort-mund statt. Nach meinem Erö� nungsvortrag zum Antizionismus als neu-er Form des Antisemitismus stellten einige Studenten und Studentinnen eigene Impulse, etwa zu Ausgrenzungen und zum letzten Auschwitz-Prozess, vor. Nachmittags sprachen dann Leslie Schwarz, ein Shoah-Über-lebender, und Pnina Kaufman als 1946 geborene Vertreterin der 2. Ge-neration. Im anschließenden, gemeinsamen Podiumsgespräch sprachen sich beide deutlich gegen Antisemitismus, besonders auch in Form des Israelhasses aus. Mein Dank gilt Hanna Schmidt, der Stadtkoordinatorin in Dortmund, die die Organisation und Moderation übernommen hatte.

Tübingen

Am 04. Juli fand an der Universität Tübingen ein Vortrag von Carmen Matussek statt, zu dem die Referentin von ZdZ in Kooperation mit der lokalen Fachschaft Judaistik eingeladen wurde. Das Thema des Vortrags war: Der Glaube an eine jüdische Weltverschwörung – Die Protokolle der Weisen von Zion in der arabischen Welt. Die Zuhörer im gut gefüllten Se-minarraum, zumeist Tübinger Studentinnen und Studenten, waren groß-teils sehr angetan.

Berlin: Teilnahme an einer Tagung über Hate Speech

Auf einer Tagung von Antisemitismus-Experten an der Technischen Uni-versität Berlin konnte ich am 17. Juli unser neues Interviewprojekt vorstel-len. Wir befragen hierbei deutschlandweit Ge± üchtete aus dem Nahen Osten zu ihren Einstellungen bezüglich Juden, Israel und Antisemitismus. Am Ende des Jahres möchten wir einen Monitoring Report verö� entli-chen und dann ein Konzept erarbeiten, wie Ge± üchtete im Rahmen der Integrationskurse für antisemitische Ressentiments sensibilisiert werden können. Das Konzept wurde sehr positiv aufgenommen und wir beka-men einige Anregungen für den weiteren Prozess.

Vielen Dank an alle Unterstützer und Spender für diesen Arbeitsbereich!

von David Lüllemann, Bereichsleiter „Bildung gegen Antisemitismus“

Antisemitismus-Seminare 2017

Gemeinsame Stadtratssitzung: die Stadt Kiryat Motzkin und die Delegation aus Hof

Carmen Matussek beim Vortrag

Leslie Schwarz und Pnina Kaufmann im Gespräch

(v.l.n.r) David Lüllemann, Leslie Schwarz, Pnina Kaufmann und Hannah Schmidt bei der Diskussion

Thema der Tagung in Berlin

(Mitte) David Lüllemann beim Vortrag

Exkursion Golan: Honig regional bescha� t, im Mai 2017. Im Bild (v.l.n.r.): Rainer Schmidt, Inbal Raiz, Dr. Lea Ganor, Peter Nürmberger, Daniel Müller, Verkäufer vor Ort, Dr. Harald Fichtner und Rainer Krauß

DE-IL Austauschprogramm Zeitungsartikel Delegationsreise Mai 2017

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Rundbrief Februar 2017Newsletter Nr. 10

„Das waren richtig gute Fragen!“von Alexandra Behns, Ehrenamtliche aus Frankfurt

Am Freitag den 19. Mai 2017 war die Theresienstadt-Über-lebende Liesel Binzer gemein-sam mit ZdZ-Teammitglied Alexandra Behns zu Gast bei der 10. & 11. Klasse am Deutschorden Gymnasium (DOG) in Bad Mergentheim. Vor rund 130 Schülern berich-tete Liesel Binzer von ihrem Leben vor, während und nach dem Krieg und freute sich über das große Interesse der Schülerinnen und Schüler sowie viele gute Fragen. Dabei war es Liesel Binzer wichtig, kein ein-seitiges Bild zu vermitteln. So berichtete sie, dass ihre Eltern und sie während des Krieges auch immer wieder heimlich Unterstützung erhalten haben, beispielsweise von einer christlichen Nachbarin, die die jüdische Familie vor der Depor-tation heimlich mit Essen versorgte. Neben der NS-Zeit wurde auch die aktuelle Lage in Deutschland thematisiert. Der Schulbesuch war von Anna Ruck, einer engagierten jungen Lehrerin organisiert worden. Auch in der Lokalpresse wurde über den Besuch berichtet.

Darüber hinaus hielt Liesel Binzer am 05. und 06. Juli 2017 je einen Vortrag an einer Erlangener und Hofer Schule.

Interview für ein russisches Filmfestvon Sharon Wolfram, Ehrenamtliche aus Berlin

Svetlana Terner, eine Journalistin und Fernsehregisseurin aus Moskau, Russland, wurde auf Zeugen der Zeitzeugen aufmerksam. Sie « ndet unsere Arbeit sehr wichtig und bat uns deshalb um ein kurzes Interview für ihren Film, an dem sie gerade arbeitet. Dieser Film soll über das moderne Verständnis von Nationalsozialismus handeln. Besonders wichtig sind ihr in dem Film die Begri� e Nationalismus, Nationalsozialismus und Patriotismus zu di� erenzieren. Die Ausstrahlung des Films soll auf einem russischen Film-fest statt« nden.

Das Interview fand am 13. Mai 2017 in der Freien Universität in Dah-lem, Berlin statt. Sie wurde begleitet von einem jüdischen Kameramann und ihrer Tochter welche die Deutsch-Russische Übersetzung übernahm. Neben mir wurden noch Jörn aus Hannover und Akteja aus Berlin inter-viewt. Es war eine sehr angenehme Atmosphäre, als würde man sich ganz entspannt mit guten Freunden unterhalten. Ursprünglich war das Inter-view viel kürzer geplant und auch der Kameramann musste schon zur nächsten Veranstaltung. Doch das Team war so von unserer Arbeit angetan und emotional berührt, dass sie einfach mit dem Interview fortfuhren. Wir konnten einiges über Zeugen der Zeitzeugen weitergeben. Sie hat uns aber auch ganz persönlich dazu befragt, ob wir Einzelfälle in unserer Genera-tion sind, die sich besonders mit diesem Thema des Nationalsozialismus auseinandersetzten und wieso uns das jüdische Volk so sehr interessiert. Es war wirklich ein sehr o� ener Rahmen, in dem wir mit ihr sprechen konnten. Frau Terner emp« ndet es beeindruckend, wie begeistert, interessiert und aufgeschlossen wir zu unserer Arbeit stehen.

Liesel Binzer mit einer Schülerin

Von links aus dem ZdZ-Team: Jörn, Akteja & das russische Team

Liesel Binzer beim Vortrag

Von links aus dem ZdZ-Team: Sharon, Akteja & das russische Team

Blick in die Vergangenheit: Reise nach Buchenwaldvon Hannah Schmidt, Stadtkoordinatorin aus Dortmund

Der Blick vom Ettersberg aus ist atemberaubend. 70 Kilometer weit, bei klarem Himmel und warmer Sonne, über Baum-kronen, liniengerade Felder, Windräder am Horizont. Dieser Berg wäre ein schöner Aus-± ugsort, eine nette Wander-strecke, ein Familienpicknick-Reiseziel. Aber das ist er nicht. Das hier, wenige Kilometer von Weimar entfernt, ist das Kon-zentrationslager Buchenwald, umgrenzt mit Stacheldrahtzaun und 40er-Jahre-Laternen, zu betreten durch das Eisentor mit seinem martialischen „Jedem das Seine“. Rund 20 Mitglieder der Zeugen der Zeitzeugen ließen sich am 24. Juni bei einem Besuch auf den historischen Ort ein. Der bröckelige Teer auf dem „Carachoweg“, die Kerben auf der Ober± äche des Toten-Seziertischs, die rußschwarzen Öfen, der modrig-kalte Geruch im Leichenkeller – all das schien Augen zu haben, schien alles zu sehen und alles zu wissen. Es ist Überbleibsel, Beweis und Mahnung. Es lebt und ist aktuell. Auch – oder gerade – bei strahlender Sonne im Jahr 2017: Wir dürfen nicht vergessen.

Kurzvorstellung einer Ehrenamtlichenvon Ruth Jakubov aus Berlin

Mein Name ist Ruth Jakubov. Ich bin in der ehemaligen Sowjetunion geboren, in Deutschland auf-gewachsen und studiere zurzeit Kommunikationswissenschaften in Berlin. Seit einigen Monaten bin in nun Teil des ZdZ-PR Teams & arbeite mit dem Team zusammen an einigen interessanten neuen Marketing-Strategien. Die sehr knappe Auseinandersetzung mit Shoah-Überlebenden in der Schule hat mich schon damals stutzig gemacht. Durch tatkräftige Unterstützung des Teams von Zeugen der Zeitzeugen möchte ich erreichen, dass auch die 4. Nachkriegsgeneration die Geschichten von Shoah-Überlebenden zu hören bekommt.

Teamtre� en: Gedenken, Begegnen und Weiterbildenvon Marina Müller

Vom 15.-17. September 2017 hatten wir die Möglichkeit uns als bundesweites Team zu tre� en. Rund 20 Mitglieder unse-res 50köp« gen Teams folgte der Einladung. Schwerpunkte waren die drei Generationen: Mirna Funk, unsere Schirmherrin für Bildung gegen Antisemitismus (3. Generation), Judith Szepesie (2. Generation) und Eva Szepesie (Auschwitz-Überle-bende), die uns Einblicke in ihre Lebensgeschichten gewährten.

Inhaltlich schulten wir unser Team zum Thema Antisemitismus, damit jeder das Rüstzeug hat, Antisemitismus im Alltag zu erkennen und dagegen vorzugehen. Gerade die Begegnungen ermutigten uns sehr weiterzugehen mit ö� entlichen Aktivi-täten, Besuchen, aber auch damit die eigenen Familiengeschichten aufzuarbeiten (Stichwort: Lücken im Stammbaum füllen).

Besonders inspirierend fanden wir den Wunsch von Mirna Funk zu unserer Arbeit:

„Aus jüdischer Perspektive geht es nicht um die Schuld. Es geht einfach um die Erinnerung an die Toten. So wie Gott an uns denkt, denken wir an ihn und aneinander (= Eingedenken) [...].

Es geht darum geschichtliche Lücken zu schließen und darum Erinnerung als etwas Schönes zu sehen. Und es auch so zu ver-mitteln, dass Erinnerung und Geschichtlichkeit nicht nervt, nicht anstrengend ist, nicht schwer ist, sondern, dass es etwas erö� -net. Die Biographie jedes Einzelnen erzählt mehr als nur eine Familienhistorie oder eine persönliche Geschichte; Sie erzählt da-

Rund 20 motivierte Teammitglieder nahmen an der Exkursion teil

Blick vom ehemaligen Zoo der SS zum ehema-ligen Krematorium

rüber hinaus die Geschichte einer Nation oder mehrerer Länder oder politische Ereignisse. Ich glaube es ist wichtig Menschen das Gefühl zurückzugeben, dass sie geschichtsträchtig sind. Es geht darum ein neues Denken und Gefühl für Geschichte und Biographie und Erinnerung zu vermitteln. Damit eben nicht Toni irgendwie sagt: ‚Boah, jetzt muss doch mal gut sein. Jetzt muss doch mal Schluss sein! Was hab ich denn damit zu tun? Und überhaupt.‘

Stattdessen seine eigene Geschichte als etwas Interessantes zu sehen und sie auch entdecken zu wollen. Auch zurück zu for-schen und sehen zu wollen und es spannend zu ª nden. Nicht zu denken, man ist plötzlich in die Welt geworfen. Man ist Teil von einem großen Ganzen. Die transgenerationale Weitergabe (= Vererbung) von Traumata ist erwiesen. Ich bin nicht nur ich mit einer eigenen Individualität. Ich bin auch all die anderen vor mir. Es gibt menschliche Verbindungen und soziokulturelle Veränderungen, die Ein« uss haben. Die Welt hat Ein« uss auf mich und ich habe Ein« uss auf die Welt. Meine Vorfahren haben Ein« uss auf mich und ich habe Ein« uss auf meine Vorfahren [durch die Erinnerung]. Wenn man das Kindern und Jugendlichen mitgibt, fühlen sie sich auch mehr als Teil der Welt [und nicht allein auf sich selbst gestellt].“

Das ist für uns ein guter Impuls weiter in die Gesellschaft hinein zu gehen und zu wirken.

Als Abschluss bliesen wir, mit Blick auf die jüdischen Herbstfeste und als Ruf in die Welt sich an die Wahrheit zu erinnern, in das Shofar (= Posaune = biblisches Signalinstrument). So verabschiedeten wir unser Team und unsere Gäste Judith und Eva.

DE-IL Austausch: Eine Vision wird wahr!von Daniel Müller

Letztes Jahr im Sommer starteten wir unser deutsch-israelisches Austausch-programm mit dem Pilotprojekt in Hof. Die Idee: eine Gruppe junger Deut-scher reist nach Israel, lebt zwei bis drei Tage in jüdischen Gastfamilien und bereist danach das Land. Es folgt ein Gegenbesuch, der Kreise zieht, sodass andere Bildungsträger und kommunale Einrichtungen im deutsch-israeli-schen Austausch aktiv werden.

Über das Austauschprojekt mit jungen Erwachsenen berichteten wir detail-liert in den Newslettern von Zeugen der Zeitzeugen Nr. 6 und 8, wobei auch die Homepage einen Einblick gibt (http://zeugen-der-zeitzeugen.de/de/zu-kunft-gestalten/deutsch-israelisches-austauschprogramm).

Bemerkenswert ist, wie der Prozess auf kommunaler Ebene verlief mit einem Grußwort des Hofer Oberbürgermeisters Dr. Harald Fichtner reisten wir 2016 nach Israel. Folglich bedachte der Bürgermeister von Kiryat Motzkin (bei Hai-fa) Chaim Tsuri den Hofer Kollegen mit einem Geschenk im Januar 2017. Die israelische Delegation war nach dem lokalen Programm (Synagoge, Besuch lokaler Gedenkstätten, Termine in Schule & Rathaus) so angetan von Hof, dass sie sich in Israel für eine o¶ zielle Einladung aussprachen.

So kam es, dass der Oberbürgermeister, der Stadtsprecher, der Rektor des größten Gymnasiums und der Fachbereichsleiter für Kultur der Stadt Hof

Das Zeugen der Zeitzeugen Team in Mann-heim

Auch an Mirna Funk überreichten wir ein Chai-Zeichen (= Leben!)

(v.l.n.r) Judith und Eva Szepesie im Inter-view

Termin der israelischen Delegation im Hofer Rathaus, im Januar 2017

Gemeinsames Gedenken an die Opfer der Shoah in Kiryat Motzkin, im Mai 2017

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Rundbrief Februar 2017

Koordinationsbüro:Initiative 27. Januar e.V.Projekt Zeugen der ZeitzeugenHaus der BundespressekonferenzSchi� bauerdamm 40 / 120310117 Berlin

Telefon 01 52 / 31 84 24 03E-Mail marina.mueller@zeugen-der-zeitzeugen.dewww.zeugen-der-zeitzeugen.de

Spendenkonto Zeugen der Zeitzeugen:Empfänger: Initiative 27. Januar e.V.Stichwort: Zeugen der ZeitzeugenEvangelische BankKontonummer: 10 5344 166Bankleitzahl: 520 604 10IBAN: DE47 5206 0410 0105 3441 66BIC: GENODEF1EK1

Die Initiative 27. Januar e.V. ist beim Amtsgericht München im Vereinsregister (VR 20 25 70) eingetragen und als gemein-nützig anerkannt. Spenden und Zuwen-dungen an den Verein sind steuerabzugsfä-hig. Wenn Sie im Verwendungszweck Ihrer Spendenüberweisung Ihre Adresse ange-ben, bekommen Sie Anfang des nächsten Jahres für Ihre Spenden des vergangenen Jahres automatisch eine Spendenbeschei-nigung per Post zugesandt, die zur Vorlage beim Finanzamt dient.

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Liebe Freunde, liebe Unterstützer, liebe Interessierte,

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Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.

Ihre Marina und Daniel Müller

Aktiver Widerstand in Warschau, Aufarbeitung in Berlinvon Akteja Stoitscheva, Ehrenamtliche aus Berlin

Am 07. Mai 2017 durften wir (Sharon Wolfram und ich) die Überlebende Aliza-Vitis Shomron und ihren Sohn Hanan Zon in Berlin tre� en. Bei einem Ka� ee und isra-elischen Süßigkeiten, erzählte Frau Shomron über ihre Zeit im Warschauer Ghetto, ihre Rolle im jüdischen Wi-derstand und wie sie diese Zeit überlebt hat.

1928 wurde Frau Shomron in Warschau, in einer typisch jüdischen Familie mittlerer Klasse, geboren. Ihre Eltern hatten eine kleine Fabrik für Wolle und Handschuhe. Sie ging auf eine jüdischen Schule.

Dann erzählte sie uns von den Ghettos und dem Som-mer 1942, dem Sommer der Deportationen nach Treblin-ka. „Alle wurden auf einen Platz versammelt – es waren Tausende über Tausende”, erzählt sie. Es herrschte eine unerträgliche Hitze und alle hatten kaum Wasser. Man wusste nicht, was passieren wird und diejenigen, die sich im Ghetto versteckten, wurden erschossen. Hinter einem großen Tor, erinnert sich Frau Shomron, wurden die Menschen in zwei Gruppen aufgeteilt. Sie war dort mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester. Hinter dem Tor wurden alle Kinder von ihren Eltern getrennt. Sie blieben stehen, um zu beobachten, bis es Nacht wurde. Ihre Familie begri� , dass nicht alle überleben würden und dass nach der Se-lektion nur die rechte Seite „Leben” bedeutete. Während dieser Nacht überlegte die Familie was sie am nächsten Tag machen konnten. Wie konnten sie alle überleben? „Zu dieser Zeit hatten wir einen Ausweis, da mein Vater im Ghetto arbeitete.“

So widmete sie sich dem Aufbau des Widerstandes im Untergrund. Frau Shomron schmuggelte zunächst wichtige Informationen zwischen den Ghettos. „Es war gefährlicher für Jungs, denn wenn sie erwischt wurden, konnte man leicht erkennen, dass sie Juden waren. Die Mädchen konnten lügen. Wer erwischt wurde, wurde erschossen.” Später transportierte sie nicht nur Informationen, sondern auch Wa� en. Das Leben im Widerstand war nicht nur gefährlich, erzählt sie, es spaltete auch ihre Familie. „Du bist nicht meine Tochter. Du gehörst zur Organisation, aber nicht zur Familie.” sagte ihre Mutter eines Tages zu ihr. „Und so war es.”, bejahte Frau Shomron diese Aussage. Ihr ganzes Sein gehörte dem Widerstand und noch heute spricht sie voller Stolz und Traurigkeit, denn sie ist eine Überlebende. Es fällt ihr schwer überlebt zu haben, wo so viele für ihr Ziel gestorben sind. Und dennoch erzählt sie von dieser schreck-lichen Zeit, damit die Helden vom Warschauer Ghetto nicht vergessen werden.

Nach intensiven eineinhalb Stunden bricht Frau Shomron das Interview ab. Sie hatte uns viel erzählt, aber die Erin-nerung ist schwer und ermüdend. Wir konnten einen kleinen Einblick über ihr Leben bekommen, dass sie in ihrem Buch „Youth in Flames“ festgehalten hat. Während unseres Tre� ens war sie das „erste und letzte Mal“ seit der Shoah in Deutschland, um zu sehen wie sich Deutschland entwickelt hat und um auf ihre Art damit abzuschließen, was, wie sie sagt, allerdings schwierig ist.

(v.l.n.r.) Sharon Laufmann, Aliza Shomron, Akteja Stoitscheva

Redaktionsteam: Alexandra Behns, Akteja Stoitscheva, David Lüllemann, Hannah Schmidt, Ruth Jakubov, Sharon Wolfram, Marina & Daniel Müller. Alle Fotos: © ZdZ

Zeugen der Zeitzeugen ist ein Arbeitsbereich der Initiative 27. Januar. e.V..

Die Arbeit « nanziert sich zu mehr als 95 % über Spenden.

Spendenaufruf: Investieren Sie in die Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen! Unterstützen Sie weitere DE-IL Austauschprojekte! 2018 möchte unser Team aus Bonn loslegen. Mit Ihrer « nanziellen Hilfe im Rücken, möchten wir uns auch dort dafür einsetzen, dass der DE-IL Austausch weitere Kreise zieht.

mit mir am 17. Mai 2017 zum ersten Mal nach Israel reisten. Im Gepäck waren konkrete Pläne für Bildungsaustausch (z.B.: Schüleraustausch, Wanderausstellungen, bilaterale kulturelle Ver-anstaltungen, etc.). Ohne unmittelbar auf den Reiseverlauf einzugehen (Kiryat Motzkin, Akko, Golan-Höhen, Cäsarea und Tel Aviv), möchte ich zwei der Teilnehmer zu Wort kommen lassen:

„Es war beeindruckend das Leben in Kiryat Motz-kin, Israel kennenzulernen. Wenn man aus Europa kommt, kann man sich die Nähe von Bedrohungen aus anderen Nachbarländern kaum vorstellen. Wir haben viel gelernt. Die Herzlichkeit unserer Gastgeber hat uns, gerade mit Blick auf die Vergangenheit sehr berührt. Es ist an der Zeit gemeinsam in die Zukunft zu gehen. Vielen Dank auch an das Team von Zeu-gen der Zeitzeugen für die Initiative des deutsch-is-raelischen Austauschs auf kommunaler Ebene.“ – Dr. Harald Fichtner, Oberbürgermeister der Stadt Hof

„Mit dem Blick auf die deutsch-israelische und christlich-jüdische Vergangenheit, grenzt die heu-tige Beziehung zwischen unseren Ländern an ein Wunder. Wir möchten diese Basis nutzen und durch den Austausch von Schülern und Jugend-lichen in Zukunft investieren. Ich freue mich, dass Zeugen der Zeitzeugen hier Unterstützung für Schulen anbietet.“ – Rainer Schmidt, Rektor des Schiller Gymnasiums Hof

Wir freuen uns, die israelische Delegation aus Kiryat Motzkin Ende Juli in Hof willkommen zu heißen und auf alle weiteren gemeinsamen Projekte mit Ihrer Unterstützung in der Zukunft!

Da Juden- und Israelfeindschaft auch an Universitäten verbreitet ist, haben wir in diesem Sommersemester mehrere Antisemitismus-Seminare an Universitäten durchgeführt.

Bonn

Zu unserem Antisemitismus-Seminar an der Universität Bonn ist am 30. Juni eine sehr erfreute, kleine Schar zusammengekommen, um der Zeit-zeugin Pnina Kaufmann und dem Referenten David Lüllemann über die Erfahrungen aus der Nachkriegszeit sowie den Herausforderungen des modernen Antisemitismus, insbesondere der Vergangenheitsabwehr und dem Israelhass zuzuhören. Wir freuen uns über die gelungene Zu-sammenarbeit mit der Bonner Jüdischen Hochschulgruppe, die diese Ver-anstaltung tatkräftig unterstützt hat.

Daniel Reich, Stadtkoordinator Bonn (für diesen Artikel)

Dortmund

Das größte Seminar fand am 17. Juli an der Technischen Universität Dort-mund statt. Nach meinem Erö� nungsvortrag zum Antizionismus als neu-er Form des Antisemitismus stellten einige Studenten und Studentinnen eigene Impulse, etwa zu Ausgrenzungen und zum letzten Auschwitz-Prozess, vor. Nachmittags sprachen dann Leslie Schwarz, ein Shoah-Über-lebender, und Pnina Kaufman als 1946 geborene Vertreterin der 2. Ge-neration. Im anschließenden, gemeinsamen Podiumsgespräch sprachen sich beide deutlich gegen Antisemitismus, besonders auch in Form des Israelhasses aus. Mein Dank gilt Hanna Schmidt, der Stadtkoordinatorin in Dortmund, die die Organisation und Moderation übernommen hatte.

Tübingen

Am 04. Juli fand an der Universität Tübingen ein Vortrag von Carmen Matussek statt, zu dem die Referentin von ZdZ in Kooperation mit der lokalen Fachschaft Judaistik eingeladen wurde. Das Thema des Vortrags war: Der Glaube an eine jüdische Weltverschwörung – Die Protokolle der Weisen von Zion in der arabischen Welt. Die Zuhörer im gut gefüllten Se-minarraum, zumeist Tübinger Studentinnen und Studenten, waren groß-teils sehr angetan.

Berlin: Teilnahme an einer Tagung über Hate Speech

Auf einer Tagung von Antisemitismus-Experten an der Technischen Uni-versität Berlin konnte ich am 17. Juli unser neues Interviewprojekt vorstel-len. Wir befragen hierbei deutschlandweit Ge± üchtete aus dem Nahen Osten zu ihren Einstellungen bezüglich Juden, Israel und Antisemitismus. Am Ende des Jahres möchten wir einen Monitoring Report verö� entli-chen und dann ein Konzept erarbeiten, wie Ge± üchtete im Rahmen der Integrationskurse für antisemitische Ressentiments sensibilisiert werden können. Das Konzept wurde sehr positiv aufgenommen und wir beka-men einige Anregungen für den weiteren Prozess.

Vielen Dank an alle Unterstützer und Spender für diesen Arbeitsbereich!

von David Lüllemann, Bereichsleiter „Bildung gegen Antisemitismus“

Antisemitismus-Seminare 2017

Gemeinsame Stadtratssitzung: die Stadt Kiryat Motzkin und die Delegation aus Hof

Carmen Matussek beim Vortrag

Leslie Schwarz und Pnina Kaufmann im Gespräch

(v.l.n.r) David Lüllemann, Leslie Schwarz, Pnina Kaufmann und Hannah Schmidt bei der Diskussion

Thema der Tagung in Berlin

(Mitte) David Lüllemann beim Vortrag

Exkursion Golan: Honig regional bescha� t, im Mai 2017. Im Bild (v.l.n.r.): Rainer Schmidt, Inbal Raiz, Dr. Lea Ganor, Peter Nürmberger, Daniel Müller, Verkäufer vor Ort, Dr. Harald Fichtner und Rainer Krauß

DE-IL Austauschprogramm Zeitungsartikel Delegationsreise Mai 2017

42 3

Rundbrief Februar 2017Newsletter Nr. 10

„Das waren richtig gute Fragen!“von Alexandra Behns, Ehrenamtliche aus Frankfurt

Am Freitag den 19. Mai 2017 war die Theresienstadt-Über-lebende Liesel Binzer gemein-sam mit ZdZ-Teammitglied Alexandra Behns zu Gast bei der 10. & 11. Klasse am Deutschorden Gymnasium (DOG) in Bad Mergentheim. Vor rund 130 Schülern berich-tete Liesel Binzer von ihrem Leben vor, während und nach dem Krieg und freute sich über das große Interesse der Schülerinnen und Schüler sowie viele gute Fragen. Dabei war es Liesel Binzer wichtig, kein ein-seitiges Bild zu vermitteln. So berichtete sie, dass ihre Eltern und sie während des Krieges auch immer wieder heimlich Unterstützung erhalten haben, beispielsweise von einer christlichen Nachbarin, die die jüdische Familie vor der Depor-tation heimlich mit Essen versorgte. Neben der NS-Zeit wurde auch die aktuelle Lage in Deutschland thematisiert. Der Schulbesuch war von Anna Ruck, einer engagierten jungen Lehrerin organisiert worden. Auch in der Lokalpresse wurde über den Besuch berichtet.

Darüber hinaus hielt Liesel Binzer am 05. und 06. Juli 2017 je einen Vortrag an einer Erlangener und Hofer Schule.

Interview für ein russisches Filmfestvon Sharon Wolfram, Ehrenamtliche aus Berlin

Svetlana Terner, eine Journalistin und Fernsehregisseurin aus Moskau, Russland, wurde auf Zeugen der Zeitzeugen aufmerksam. Sie « ndet unsere Arbeit sehr wichtig und bat uns deshalb um ein kurzes Interview für ihren Film, an dem sie gerade arbeitet. Dieser Film soll über das moderne Verständnis von Nationalsozialismus handeln. Besonders wichtig sind ihr in dem Film die Begri� e Nationalismus, Nationalsozialismus und Patriotismus zu di� erenzieren. Die Ausstrahlung des Films soll auf einem russischen Film-fest statt« nden.

Das Interview fand am 13. Mai 2017 in der Freien Universität in Dah-lem, Berlin statt. Sie wurde begleitet von einem jüdischen Kameramann und ihrer Tochter welche die Deutsch-Russische Übersetzung übernahm. Neben mir wurden noch Jörn aus Hannover und Akteja aus Berlin inter-viewt. Es war eine sehr angenehme Atmosphäre, als würde man sich ganz entspannt mit guten Freunden unterhalten. Ursprünglich war das Inter-view viel kürzer geplant und auch der Kameramann musste schon zur nächsten Veranstaltung. Doch das Team war so von unserer Arbeit angetan und emotional berührt, dass sie einfach mit dem Interview fortfuhren. Wir konnten einiges über Zeugen der Zeitzeugen weitergeben. Sie hat uns aber auch ganz persönlich dazu befragt, ob wir Einzelfälle in unserer Genera-tion sind, die sich besonders mit diesem Thema des Nationalsozialismus auseinandersetzten und wieso uns das jüdische Volk so sehr interessiert. Es war wirklich ein sehr o� ener Rahmen, in dem wir mit ihr sprechen konnten. Frau Terner emp« ndet es beeindruckend, wie begeistert, interessiert und aufgeschlossen wir zu unserer Arbeit stehen.

Liesel Binzer mit einer Schülerin

Von links aus dem ZdZ-Team: Jörn, Akteja & das russische Team

Liesel Binzer beim Vortrag

Von links aus dem ZdZ-Team: Sharon, Akteja & das russische Team

Blick in die Vergangenheit: Reise nach Buchenwaldvon Hannah Schmidt, Stadtkoordinatorin aus Dortmund

Der Blick vom Ettersberg aus ist atemberaubend. 70 Kilometer weit, bei klarem Himmel und warmer Sonne, über Baum-kronen, liniengerade Felder, Windräder am Horizont. Dieser Berg wäre ein schöner Aus-± ugsort, eine nette Wander-strecke, ein Familienpicknick-Reiseziel. Aber das ist er nicht. Das hier, wenige Kilometer von Weimar entfernt, ist das Kon-zentrationslager Buchenwald, umgrenzt mit Stacheldrahtzaun und 40er-Jahre-Laternen, zu betreten durch das Eisentor mit seinem martialischen „Jedem das Seine“. Rund 20 Mitglieder der Zeugen der Zeitzeugen ließen sich am 24. Juni bei einem Besuch auf den historischen Ort ein. Der bröckelige Teer auf dem „Carachoweg“, die Kerben auf der Ober± äche des Toten-Seziertischs, die rußschwarzen Öfen, der modrig-kalte Geruch im Leichenkeller – all das schien Augen zu haben, schien alles zu sehen und alles zu wissen. Es ist Überbleibsel, Beweis und Mahnung. Es lebt und ist aktuell. Auch – oder gerade – bei strahlender Sonne im Jahr 2017: Wir dürfen nicht vergessen.

Kurzvorstellung einer Ehrenamtlichenvon Ruth Jakubov aus Berlin

Mein Name ist Ruth Jakubov. Ich bin in der ehemaligen Sowjetunion geboren, in Deutschland auf-gewachsen und studiere zurzeit Kommunikationswissenschaften in Berlin. Seit einigen Monaten bin in nun Teil des ZdZ-PR Teams & arbeite mit dem Team zusammen an einigen interessanten neuen Marketing-Strategien. Die sehr knappe Auseinandersetzung mit Shoah-Überlebenden in der Schule hat mich schon damals stutzig gemacht. Durch tatkräftige Unterstützung des Teams von Zeugen der Zeitzeugen möchte ich erreichen, dass auch die 4. Nachkriegsgeneration die Geschichten von Shoah-Überlebenden zu hören bekommt.

Teamtre� en: Gedenken, Begegnen und Weiterbildenvon Marina Müller

Vom 15.-17. September 2017 hatten wir die Möglichkeit uns als bundesweites Team zu tre� en. Rund 20 Mitglieder unse-res 50köp« gen Teams folgte der Einladung. Schwerpunkte waren die drei Generationen: Mirna Funk, unsere Schirmherrin für Bildung gegen Antisemitismus (3. Generation), Judith Szepesie (2. Generation) und Eva Szepesie (Auschwitz-Überle-bende), die uns Einblicke in ihre Lebensgeschichten gewährten.

Inhaltlich schulten wir unser Team zum Thema Antisemitismus, damit jeder das Rüstzeug hat, Antisemitismus im Alltag zu erkennen und dagegen vorzugehen. Gerade die Begegnungen ermutigten uns sehr weiterzugehen mit ö� entlichen Aktivi-täten, Besuchen, aber auch damit die eigenen Familiengeschichten aufzuarbeiten (Stichwort: Lücken im Stammbaum füllen).

Besonders inspirierend fanden wir den Wunsch von Mirna Funk zu unserer Arbeit:

„Aus jüdischer Perspektive geht es nicht um die Schuld. Es geht einfach um die Erinnerung an die Toten. So wie Gott an uns denkt, denken wir an ihn und aneinander (= Eingedenken) [...].

Es geht darum geschichtliche Lücken zu schließen und darum Erinnerung als etwas Schönes zu sehen. Und es auch so zu ver-mitteln, dass Erinnerung und Geschichtlichkeit nicht nervt, nicht anstrengend ist, nicht schwer ist, sondern, dass es etwas erö� -net. Die Biographie jedes Einzelnen erzählt mehr als nur eine Familienhistorie oder eine persönliche Geschichte; Sie erzählt da-

Rund 20 motivierte Teammitglieder nahmen an der Exkursion teil

Blick vom ehemaligen Zoo der SS zum ehema-ligen Krematorium

rüber hinaus die Geschichte einer Nation oder mehrerer Länder oder politische Ereignisse. Ich glaube es ist wichtig Menschen das Gefühl zurückzugeben, dass sie geschichtsträchtig sind. Es geht darum ein neues Denken und Gefühl für Geschichte und Biographie und Erinnerung zu vermitteln. Damit eben nicht Toni irgendwie sagt: ‚Boah, jetzt muss doch mal gut sein. Jetzt muss doch mal Schluss sein! Was hab ich denn damit zu tun? Und überhaupt.‘

Stattdessen seine eigene Geschichte als etwas Interessantes zu sehen und sie auch entdecken zu wollen. Auch zurück zu for-schen und sehen zu wollen und es spannend zu ª nden. Nicht zu denken, man ist plötzlich in die Welt geworfen. Man ist Teil von einem großen Ganzen. Die transgenerationale Weitergabe (= Vererbung) von Traumata ist erwiesen. Ich bin nicht nur ich mit einer eigenen Individualität. Ich bin auch all die anderen vor mir. Es gibt menschliche Verbindungen und soziokulturelle Veränderungen, die Ein« uss haben. Die Welt hat Ein« uss auf mich und ich habe Ein« uss auf die Welt. Meine Vorfahren haben Ein« uss auf mich und ich habe Ein« uss auf meine Vorfahren [durch die Erinnerung]. Wenn man das Kindern und Jugendlichen mitgibt, fühlen sie sich auch mehr als Teil der Welt [und nicht allein auf sich selbst gestellt].“

Das ist für uns ein guter Impuls weiter in die Gesellschaft hinein zu gehen und zu wirken.

Als Abschluss bliesen wir, mit Blick auf die jüdischen Herbstfeste und als Ruf in die Welt sich an die Wahrheit zu erinnern, in das Shofar (= Posaune = biblisches Signalinstrument). So verabschiedeten wir unser Team und unsere Gäste Judith und Eva.

DE-IL Austausch: Eine Vision wird wahr!von Daniel Müller

Letztes Jahr im Sommer starteten wir unser deutsch-israelisches Austausch-programm mit dem Pilotprojekt in Hof. Die Idee: eine Gruppe junger Deut-scher reist nach Israel, lebt zwei bis drei Tage in jüdischen Gastfamilien und bereist danach das Land. Es folgt ein Gegenbesuch, der Kreise zieht, sodass andere Bildungsträger und kommunale Einrichtungen im deutsch-israeli-schen Austausch aktiv werden.

Über das Austauschprojekt mit jungen Erwachsenen berichteten wir detail-liert in den Newslettern von Zeugen der Zeitzeugen Nr. 6 und 8, wobei auch die Homepage einen Einblick gibt (http://zeugen-der-zeitzeugen.de/de/zu-kunft-gestalten/deutsch-israelisches-austauschprogramm).

Bemerkenswert ist, wie der Prozess auf kommunaler Ebene verlief mit einem Grußwort des Hofer Oberbürgermeisters Dr. Harald Fichtner reisten wir 2016 nach Israel. Folglich bedachte der Bürgermeister von Kiryat Motzkin (bei Hai-fa) Chaim Tsuri den Hofer Kollegen mit einem Geschenk im Januar 2017. Die israelische Delegation war nach dem lokalen Programm (Synagoge, Besuch lokaler Gedenkstätten, Termine in Schule & Rathaus) so angetan von Hof, dass sie sich in Israel für eine o¶ zielle Einladung aussprachen.

So kam es, dass der Oberbürgermeister, der Stadtsprecher, der Rektor des größten Gymnasiums und der Fachbereichsleiter für Kultur der Stadt Hof

Das Zeugen der Zeitzeugen Team in Mann-heim

Auch an Mirna Funk überreichten wir ein Chai-Zeichen (= Leben!)

(v.l.n.r) Judith und Eva Szepesie im Inter-view

Termin der israelischen Delegation im Hofer Rathaus, im Januar 2017

Gemeinsames Gedenken an die Opfer der Shoah in Kiryat Motzkin, im Mai 2017

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Rundbrief Februar 2017

Koordinationsbüro:Initiative 27. Januar e.V.Projekt Zeugen der ZeitzeugenHaus der BundespressekonferenzSchi� bauerdamm 40 / 120310117 Berlin

Telefon 01 52 / 31 84 24 03E-Mail marina.mueller@zeugen-der-zeitzeugen.dewww.zeugen-der-zeitzeugen.de

Spendenkonto Zeugen der Zeitzeugen:Empfänger: Initiative 27. Januar e.V.Stichwort: Zeugen der ZeitzeugenEvangelische BankKontonummer: 10 5344 166Bankleitzahl: 520 604 10IBAN: DE47 5206 0410 0105 3441 66BIC: GENODEF1EK1

Die Initiative 27. Januar e.V. ist beim Amtsgericht München im Vereinsregister (VR 20 25 70) eingetragen und als gemein-nützig anerkannt. Spenden und Zuwen-dungen an den Verein sind steuerabzugsfä-hig. Wenn Sie im Verwendungszweck Ihrer Spendenüberweisung Ihre Adresse ange-ben, bekommen Sie Anfang des nächsten Jahres für Ihre Spenden des vergangenen Jahres automatisch eine Spendenbeschei-nigung per Post zugesandt, die zur Vorlage beim Finanzamt dient.

Begegnen

Gedenken

Weitergeben

Zukunft gestalten

www.zeugen-der-zeitzeugen.de

Newsletter Nr. 10

Liebe Freunde, liebe Unterstützer, liebe Interessierte,

unser Fokus in den letzten Monaten lag auf der Durchführung von Antisemitismus-Seminaren, die wir auch dank Ihrer Hilfe organisieren und veranstalten konnten. Gleichzeitig sind wir sehr dankbar wie dynamisch sich die Städ-tearbeit, auch immer wieder durch externe Anfragen aus dem In- und Ausland, entwickelt. Schließlich freuen wir uns sehr welche Früchte unser DE-IL-Austauschprogramm in Hof, unserer Pilotstadt, trägt. Als Team konnten wir uns in Mannheim austauschen und von unseren Partnern lernen. Das motiviert uns sehr, um gemeinsam voran zu gehen!

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.

Ihre Marina und Daniel Müller

Aktiver Widerstand in Warschau, Aufarbeitung in Berlinvon Akteja Stoitscheva, Ehrenamtliche aus Berlin

Am 07. Mai 2017 durften wir (Sharon Wolfram und ich) die Überlebende Aliza-Vitis Shomron und ihren Sohn Hanan Zon in Berlin tre� en. Bei einem Ka� ee und isra-elischen Süßigkeiten, erzählte Frau Shomron über ihre Zeit im Warschauer Ghetto, ihre Rolle im jüdischen Wi-derstand und wie sie diese Zeit überlebt hat.

1928 wurde Frau Shomron in Warschau, in einer typisch jüdischen Familie mittlerer Klasse, geboren. Ihre Eltern hatten eine kleine Fabrik für Wolle und Handschuhe. Sie ging auf eine jüdischen Schule.

Dann erzählte sie uns von den Ghettos und dem Som-mer 1942, dem Sommer der Deportationen nach Treblin-ka. „Alle wurden auf einen Platz versammelt – es waren Tausende über Tausende”, erzählt sie. Es herrschte eine unerträgliche Hitze und alle hatten kaum Wasser. Man wusste nicht, was passieren wird und diejenigen, die sich im Ghetto versteckten, wurden erschossen. Hinter einem großen Tor, erinnert sich Frau Shomron, wurden die Menschen in zwei Gruppen aufgeteilt. Sie war dort mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester. Hinter dem Tor wurden alle Kinder von ihren Eltern getrennt. Sie blieben stehen, um zu beobachten, bis es Nacht wurde. Ihre Familie begri� , dass nicht alle überleben würden und dass nach der Se-lektion nur die rechte Seite „Leben” bedeutete. Während dieser Nacht überlegte die Familie was sie am nächsten Tag machen konnten. Wie konnten sie alle überleben? „Zu dieser Zeit hatten wir einen Ausweis, da mein Vater im Ghetto arbeitete.“

So widmete sie sich dem Aufbau des Widerstandes im Untergrund. Frau Shomron schmuggelte zunächst wichtige Informationen zwischen den Ghettos. „Es war gefährlicher für Jungs, denn wenn sie erwischt wurden, konnte man leicht erkennen, dass sie Juden waren. Die Mädchen konnten lügen. Wer erwischt wurde, wurde erschossen.” Später transportierte sie nicht nur Informationen, sondern auch Wa� en. Das Leben im Widerstand war nicht nur gefährlich, erzählt sie, es spaltete auch ihre Familie. „Du bist nicht meine Tochter. Du gehörst zur Organisation, aber nicht zur Familie.” sagte ihre Mutter eines Tages zu ihr. „Und so war es.”, bejahte Frau Shomron diese Aussage. Ihr ganzes Sein gehörte dem Widerstand und noch heute spricht sie voller Stolz und Traurigkeit, denn sie ist eine Überlebende. Es fällt ihr schwer überlebt zu haben, wo so viele für ihr Ziel gestorben sind. Und dennoch erzählt sie von dieser schreck-lichen Zeit, damit die Helden vom Warschauer Ghetto nicht vergessen werden.

Nach intensiven eineinhalb Stunden bricht Frau Shomron das Interview ab. Sie hatte uns viel erzählt, aber die Erin-nerung ist schwer und ermüdend. Wir konnten einen kleinen Einblick über ihr Leben bekommen, dass sie in ihrem Buch „Youth in Flames“ festgehalten hat. Während unseres Tre� ens war sie das „erste und letzte Mal“ seit der Shoah in Deutschland, um zu sehen wie sich Deutschland entwickelt hat und um auf ihre Art damit abzuschließen, was, wie sie sagt, allerdings schwierig ist.

(v.l.n.r.) Sharon Laufmann, Aliza Shomron, Akteja Stoitscheva

Redaktionsteam: Alexandra Behns, Akteja Stoitscheva, David Lüllemann, Hannah Schmidt, Ruth Jakubov, Sharon Wolfram, Marina & Daniel Müller. Alle Fotos: © ZdZ

Zeugen der Zeitzeugen ist ein Arbeitsbereich der Initiative 27. Januar. e.V..

Die Arbeit « nanziert sich zu mehr als 95 % über Spenden.

Spendenaufruf: Investieren Sie in die Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen! Unterstützen Sie weitere DE-IL Austauschprojekte! 2018 möchte unser Team aus Bonn loslegen. Mit Ihrer « nanziellen Hilfe im Rücken, möchten wir uns auch dort dafür einsetzen, dass der DE-IL Austausch weitere Kreise zieht.

mit mir am 17. Mai 2017 zum ersten Mal nach Israel reisten. Im Gepäck waren konkrete Pläne für Bildungsaustausch (z.B.: Schüleraustausch, Wanderausstellungen, bilaterale kulturelle Ver-anstaltungen, etc.). Ohne unmittelbar auf den Reiseverlauf einzugehen (Kiryat Motzkin, Akko, Golan-Höhen, Cäsarea und Tel Aviv), möchte ich zwei der Teilnehmer zu Wort kommen lassen:

„Es war beeindruckend das Leben in Kiryat Motz-kin, Israel kennenzulernen. Wenn man aus Europa kommt, kann man sich die Nähe von Bedrohungen aus anderen Nachbarländern kaum vorstellen. Wir haben viel gelernt. Die Herzlichkeit unserer Gastgeber hat uns, gerade mit Blick auf die Vergangenheit sehr berührt. Es ist an der Zeit gemeinsam in die Zukunft zu gehen. Vielen Dank auch an das Team von Zeu-gen der Zeitzeugen für die Initiative des deutsch-is-raelischen Austauschs auf kommunaler Ebene.“ – Dr. Harald Fichtner, Oberbürgermeister der Stadt Hof

„Mit dem Blick auf die deutsch-israelische und christlich-jüdische Vergangenheit, grenzt die heu-tige Beziehung zwischen unseren Ländern an ein Wunder. Wir möchten diese Basis nutzen und durch den Austausch von Schülern und Jugend-lichen in Zukunft investieren. Ich freue mich, dass Zeugen der Zeitzeugen hier Unterstützung für Schulen anbietet.“ – Rainer Schmidt, Rektor des Schiller Gymnasiums Hof

Wir freuen uns, die israelische Delegation aus Kiryat Motzkin Ende Juli in Hof willkommen zu heißen und auf alle weiteren gemeinsamen Projekte mit Ihrer Unterstützung in der Zukunft!

Da Juden- und Israelfeindschaft auch an Universitäten verbreitet ist, haben wir in diesem Sommersemester mehrere Antisemitismus-Seminare an Universitäten durchgeführt.

Bonn

Zu unserem Antisemitismus-Seminar an der Universität Bonn ist am 30. Juni eine sehr erfreute, kleine Schar zusammengekommen, um der Zeit-zeugin Pnina Kaufmann und dem Referenten David Lüllemann über die Erfahrungen aus der Nachkriegszeit sowie den Herausforderungen des modernen Antisemitismus, insbesondere der Vergangenheitsabwehr und dem Israelhass zuzuhören. Wir freuen uns über die gelungene Zu-sammenarbeit mit der Bonner Jüdischen Hochschulgruppe, die diese Ver-anstaltung tatkräftig unterstützt hat.

Daniel Reich, Stadtkoordinator Bonn (für diesen Artikel)

Dortmund

Das größte Seminar fand am 17. Juli an der Technischen Universität Dort-mund statt. Nach meinem Erö� nungsvortrag zum Antizionismus als neu-er Form des Antisemitismus stellten einige Studenten und Studentinnen eigene Impulse, etwa zu Ausgrenzungen und zum letzten Auschwitz-Prozess, vor. Nachmittags sprachen dann Leslie Schwarz, ein Shoah-Über-lebender, und Pnina Kaufman als 1946 geborene Vertreterin der 2. Ge-neration. Im anschließenden, gemeinsamen Podiumsgespräch sprachen sich beide deutlich gegen Antisemitismus, besonders auch in Form des Israelhasses aus. Mein Dank gilt Hanna Schmidt, der Stadtkoordinatorin in Dortmund, die die Organisation und Moderation übernommen hatte.

Tübingen

Am 04. Juli fand an der Universität Tübingen ein Vortrag von Carmen Matussek statt, zu dem die Referentin von ZdZ in Kooperation mit der lokalen Fachschaft Judaistik eingeladen wurde. Das Thema des Vortrags war: Der Glaube an eine jüdische Weltverschwörung – Die Protokolle der Weisen von Zion in der arabischen Welt. Die Zuhörer im gut gefüllten Se-minarraum, zumeist Tübinger Studentinnen und Studenten, waren groß-teils sehr angetan.

Berlin: Teilnahme an einer Tagung über Hate Speech

Auf einer Tagung von Antisemitismus-Experten an der Technischen Uni-versität Berlin konnte ich am 17. Juli unser neues Interviewprojekt vorstel-len. Wir befragen hierbei deutschlandweit Ge± üchtete aus dem Nahen Osten zu ihren Einstellungen bezüglich Juden, Israel und Antisemitismus. Am Ende des Jahres möchten wir einen Monitoring Report verö� entli-chen und dann ein Konzept erarbeiten, wie Ge± üchtete im Rahmen der Integrationskurse für antisemitische Ressentiments sensibilisiert werden können. Das Konzept wurde sehr positiv aufgenommen und wir beka-men einige Anregungen für den weiteren Prozess.

Vielen Dank an alle Unterstützer und Spender für diesen Arbeitsbereich!

von David Lüllemann, Bereichsleiter „Bildung gegen Antisemitismus“

Antisemitismus-Seminare 2017

Gemeinsame Stadtratssitzung: die Stadt Kiryat Motzkin und die Delegation aus Hof

Carmen Matussek beim Vortrag

Leslie Schwarz und Pnina Kaufmann im Gespräch

(v.l.n.r) David Lüllemann, Leslie Schwarz, Pnina Kaufmann und Hannah Schmidt bei der Diskussion

Thema der Tagung in Berlin

(Mitte) David Lüllemann beim Vortrag

Exkursion Golan: Honig regional bescha� t, im Mai 2017. Im Bild (v.l.n.r.): Rainer Schmidt, Inbal Raiz, Dr. Lea Ganor, Peter Nürmberger, Daniel Müller, Verkäufer vor Ort, Dr. Harald Fichtner und Rainer Krauß

DE-IL Austauschprogramm Zeitungsartikel Delegationsreise Mai 2017

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Rundbrief Februar 2017Newsletter Nr. 10

„Das waren richtig gute Fragen!“von Alexandra Behns, Ehrenamtliche aus Frankfurt

Am Freitag den 19. Mai 2017 war die Theresienstadt-Über-lebende Liesel Binzer gemein-sam mit ZdZ-Teammitglied Alexandra Behns zu Gast bei der 10. & 11. Klasse am Deutschorden Gymnasium (DOG) in Bad Mergentheim. Vor rund 130 Schülern berich-tete Liesel Binzer von ihrem Leben vor, während und nach dem Krieg und freute sich über das große Interesse der Schülerinnen und Schüler sowie viele gute Fragen. Dabei war es Liesel Binzer wichtig, kein ein-seitiges Bild zu vermitteln. So berichtete sie, dass ihre Eltern und sie während des Krieges auch immer wieder heimlich Unterstützung erhalten haben, beispielsweise von einer christlichen Nachbarin, die die jüdische Familie vor der Depor-tation heimlich mit Essen versorgte. Neben der NS-Zeit wurde auch die aktuelle Lage in Deutschland thematisiert. Der Schulbesuch war von Anna Ruck, einer engagierten jungen Lehrerin organisiert worden. Auch in der Lokalpresse wurde über den Besuch berichtet.

Darüber hinaus hielt Liesel Binzer am 05. und 06. Juli 2017 je einen Vortrag an einer Erlangener und Hofer Schule.

Interview für ein russisches Filmfestvon Sharon Wolfram, Ehrenamtliche aus Berlin

Svetlana Terner, eine Journalistin und Fernsehregisseurin aus Moskau, Russland, wurde auf Zeugen der Zeitzeugen aufmerksam. Sie « ndet unsere Arbeit sehr wichtig und bat uns deshalb um ein kurzes Interview für ihren Film, an dem sie gerade arbeitet. Dieser Film soll über das moderne Verständnis von Nationalsozialismus handeln. Besonders wichtig sind ihr in dem Film die Begri� e Nationalismus, Nationalsozialismus und Patriotismus zu di� erenzieren. Die Ausstrahlung des Films soll auf einem russischen Film-fest statt« nden.

Das Interview fand am 13. Mai 2017 in der Freien Universität in Dah-lem, Berlin statt. Sie wurde begleitet von einem jüdischen Kameramann und ihrer Tochter welche die Deutsch-Russische Übersetzung übernahm. Neben mir wurden noch Jörn aus Hannover und Akteja aus Berlin inter-viewt. Es war eine sehr angenehme Atmosphäre, als würde man sich ganz entspannt mit guten Freunden unterhalten. Ursprünglich war das Inter-view viel kürzer geplant und auch der Kameramann musste schon zur nächsten Veranstaltung. Doch das Team war so von unserer Arbeit angetan und emotional berührt, dass sie einfach mit dem Interview fortfuhren. Wir konnten einiges über Zeugen der Zeitzeugen weitergeben. Sie hat uns aber auch ganz persönlich dazu befragt, ob wir Einzelfälle in unserer Genera-tion sind, die sich besonders mit diesem Thema des Nationalsozialismus auseinandersetzten und wieso uns das jüdische Volk so sehr interessiert. Es war wirklich ein sehr o� ener Rahmen, in dem wir mit ihr sprechen konnten. Frau Terner emp« ndet es beeindruckend, wie begeistert, interessiert und aufgeschlossen wir zu unserer Arbeit stehen.

Liesel Binzer mit einer Schülerin

Von links aus dem ZdZ-Team: Jörn, Akteja & das russische Team

Liesel Binzer beim Vortrag

Von links aus dem ZdZ-Team: Sharon, Akteja & das russische Team

Blick in die Vergangenheit: Reise nach Buchenwaldvon Hannah Schmidt, Stadtkoordinatorin aus Dortmund

Der Blick vom Ettersberg aus ist atemberaubend. 70 Kilometer weit, bei klarem Himmel und warmer Sonne, über Baum-kronen, liniengerade Felder, Windräder am Horizont. Dieser Berg wäre ein schöner Aus-± ugsort, eine nette Wander-strecke, ein Familienpicknick-Reiseziel. Aber das ist er nicht. Das hier, wenige Kilometer von Weimar entfernt, ist das Kon-zentrationslager Buchenwald, umgrenzt mit Stacheldrahtzaun und 40er-Jahre-Laternen, zu betreten durch das Eisentor mit seinem martialischen „Jedem das Seine“. Rund 20 Mitglieder der Zeugen der Zeitzeugen ließen sich am 24. Juni bei einem Besuch auf den historischen Ort ein. Der bröckelige Teer auf dem „Carachoweg“, die Kerben auf der Ober± äche des Toten-Seziertischs, die rußschwarzen Öfen, der modrig-kalte Geruch im Leichenkeller – all das schien Augen zu haben, schien alles zu sehen und alles zu wissen. Es ist Überbleibsel, Beweis und Mahnung. Es lebt und ist aktuell. Auch – oder gerade – bei strahlender Sonne im Jahr 2017: Wir dürfen nicht vergessen.

Kurzvorstellung einer Ehrenamtlichenvon Ruth Jakubov aus Berlin

Mein Name ist Ruth Jakubov. Ich bin in der ehemaligen Sowjetunion geboren, in Deutschland auf-gewachsen und studiere zurzeit Kommunikationswissenschaften in Berlin. Seit einigen Monaten bin in nun Teil des ZdZ-PR Teams & arbeite mit dem Team zusammen an einigen interessanten neuen Marketing-Strategien. Die sehr knappe Auseinandersetzung mit Shoah-Überlebenden in der Schule hat mich schon damals stutzig gemacht. Durch tatkräftige Unterstützung des Teams von Zeugen der Zeitzeugen möchte ich erreichen, dass auch die 4. Nachkriegsgeneration die Geschichten von Shoah-Überlebenden zu hören bekommt.

Teamtre� en: Gedenken, Begegnen und Weiterbildenvon Marina Müller

Vom 15.-17. September 2017 hatten wir die Möglichkeit uns als bundesweites Team zu tre� en. Rund 20 Mitglieder unse-res 50köp« gen Teams folgte der Einladung. Schwerpunkte waren die drei Generationen: Mirna Funk, unsere Schirmherrin für Bildung gegen Antisemitismus (3. Generation), Judith Szepesie (2. Generation) und Eva Szepesie (Auschwitz-Überle-bende), die uns Einblicke in ihre Lebensgeschichten gewährten.

Inhaltlich schulten wir unser Team zum Thema Antisemitismus, damit jeder das Rüstzeug hat, Antisemitismus im Alltag zu erkennen und dagegen vorzugehen. Gerade die Begegnungen ermutigten uns sehr weiterzugehen mit ö� entlichen Aktivi-täten, Besuchen, aber auch damit die eigenen Familiengeschichten aufzuarbeiten (Stichwort: Lücken im Stammbaum füllen).

Besonders inspirierend fanden wir den Wunsch von Mirna Funk zu unserer Arbeit:

„Aus jüdischer Perspektive geht es nicht um die Schuld. Es geht einfach um die Erinnerung an die Toten. So wie Gott an uns denkt, denken wir an ihn und aneinander (= Eingedenken) [...].

Es geht darum geschichtliche Lücken zu schließen und darum Erinnerung als etwas Schönes zu sehen. Und es auch so zu ver-mitteln, dass Erinnerung und Geschichtlichkeit nicht nervt, nicht anstrengend ist, nicht schwer ist, sondern, dass es etwas erö� -net. Die Biographie jedes Einzelnen erzählt mehr als nur eine Familienhistorie oder eine persönliche Geschichte; Sie erzählt da-

Rund 20 motivierte Teammitglieder nahmen an der Exkursion teil

Blick vom ehemaligen Zoo der SS zum ehema-ligen Krematorium

rüber hinaus die Geschichte einer Nation oder mehrerer Länder oder politische Ereignisse. Ich glaube es ist wichtig Menschen das Gefühl zurückzugeben, dass sie geschichtsträchtig sind. Es geht darum ein neues Denken und Gefühl für Geschichte und Biographie und Erinnerung zu vermitteln. Damit eben nicht Toni irgendwie sagt: ‚Boah, jetzt muss doch mal gut sein. Jetzt muss doch mal Schluss sein! Was hab ich denn damit zu tun? Und überhaupt.‘

Stattdessen seine eigene Geschichte als etwas Interessantes zu sehen und sie auch entdecken zu wollen. Auch zurück zu for-schen und sehen zu wollen und es spannend zu ª nden. Nicht zu denken, man ist plötzlich in die Welt geworfen. Man ist Teil von einem großen Ganzen. Die transgenerationale Weitergabe (= Vererbung) von Traumata ist erwiesen. Ich bin nicht nur ich mit einer eigenen Individualität. Ich bin auch all die anderen vor mir. Es gibt menschliche Verbindungen und soziokulturelle Veränderungen, die Ein« uss haben. Die Welt hat Ein« uss auf mich und ich habe Ein« uss auf die Welt. Meine Vorfahren haben Ein« uss auf mich und ich habe Ein« uss auf meine Vorfahren [durch die Erinnerung]. Wenn man das Kindern und Jugendlichen mitgibt, fühlen sie sich auch mehr als Teil der Welt [und nicht allein auf sich selbst gestellt].“

Das ist für uns ein guter Impuls weiter in die Gesellschaft hinein zu gehen und zu wirken.

Als Abschluss bliesen wir, mit Blick auf die jüdischen Herbstfeste und als Ruf in die Welt sich an die Wahrheit zu erinnern, in das Shofar (= Posaune = biblisches Signalinstrument). So verabschiedeten wir unser Team und unsere Gäste Judith und Eva.

DE-IL Austausch: Eine Vision wird wahr!von Daniel Müller

Letztes Jahr im Sommer starteten wir unser deutsch-israelisches Austausch-programm mit dem Pilotprojekt in Hof. Die Idee: eine Gruppe junger Deut-scher reist nach Israel, lebt zwei bis drei Tage in jüdischen Gastfamilien und bereist danach das Land. Es folgt ein Gegenbesuch, der Kreise zieht, sodass andere Bildungsträger und kommunale Einrichtungen im deutsch-israeli-schen Austausch aktiv werden.

Über das Austauschprojekt mit jungen Erwachsenen berichteten wir detail-liert in den Newslettern von Zeugen der Zeitzeugen Nr. 6 und 8, wobei auch die Homepage einen Einblick gibt (http://zeugen-der-zeitzeugen.de/de/zu-kunft-gestalten/deutsch-israelisches-austauschprogramm).

Bemerkenswert ist, wie der Prozess auf kommunaler Ebene verlief mit einem Grußwort des Hofer Oberbürgermeisters Dr. Harald Fichtner reisten wir 2016 nach Israel. Folglich bedachte der Bürgermeister von Kiryat Motzkin (bei Hai-fa) Chaim Tsuri den Hofer Kollegen mit einem Geschenk im Januar 2017. Die israelische Delegation war nach dem lokalen Programm (Synagoge, Besuch lokaler Gedenkstätten, Termine in Schule & Rathaus) so angetan von Hof, dass sie sich in Israel für eine o¶ zielle Einladung aussprachen.

So kam es, dass der Oberbürgermeister, der Stadtsprecher, der Rektor des größten Gymnasiums und der Fachbereichsleiter für Kultur der Stadt Hof

Das Zeugen der Zeitzeugen Team in Mann-heim

Auch an Mirna Funk überreichten wir ein Chai-Zeichen (= Leben!)

(v.l.n.r) Judith und Eva Szepesie im Inter-view

Termin der israelischen Delegation im Hofer Rathaus, im Januar 2017

Gemeinsames Gedenken an die Opfer der Shoah in Kiryat Motzkin, im Mai 2017

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Rundbrief Februar 2017

Koordinationsbüro:Initiative 27. Januar e.V.Projekt Zeugen der ZeitzeugenHaus der BundespressekonferenzSchi� bauerdamm 40 / 120310117 Berlin

Telefon 01 52 / 31 84 24 03E-Mail marina.mueller@zeugen-der-zeitzeugen.dewww.zeugen-der-zeitzeugen.de

Spendenkonto Zeugen der Zeitzeugen:Empfänger: Initiative 27. Januar e.V.Stichwort: Zeugen der ZeitzeugenEvangelische BankKontonummer: 10 5344 166Bankleitzahl: 520 604 10IBAN: DE47 5206 0410 0105 3441 66BIC: GENODEF1EK1

Die Initiative 27. Januar e.V. ist beim Amtsgericht München im Vereinsregister (VR 20 25 70) eingetragen und als gemein-nützig anerkannt. Spenden und Zuwen-dungen an den Verein sind steuerabzugsfä-hig. Wenn Sie im Verwendungszweck Ihrer Spendenüberweisung Ihre Adresse ange-ben, bekommen Sie Anfang des nächsten Jahres für Ihre Spenden des vergangenen Jahres automatisch eine Spendenbeschei-nigung per Post zugesandt, die zur Vorlage beim Finanzamt dient.

Begegnen

Gedenken

Weitergeben

Zukunft gestalten

www.zeugen-der-zeitzeugen.de

Newsletter Nr. 10

Liebe Freunde, liebe Unterstützer, liebe Interessierte,

unser Fokus in den letzten Monaten lag auf der Durchführung von Antisemitismus-Seminaren, die wir auch dank Ihrer Hilfe organisieren und veranstalten konnten. Gleichzeitig sind wir sehr dankbar wie dynamisch sich die Städ-tearbeit, auch immer wieder durch externe Anfragen aus dem In- und Ausland, entwickelt. Schließlich freuen wir uns sehr welche Früchte unser DE-IL-Austauschprogramm in Hof, unserer Pilotstadt, trägt. Als Team konnten wir uns in Mannheim austauschen und von unseren Partnern lernen. Das motiviert uns sehr, um gemeinsam voran zu gehen!

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.

Ihre Marina und Daniel Müller

Aktiver Widerstand in Warschau, Aufarbeitung in Berlinvon Akteja Stoitscheva, Ehrenamtliche aus Berlin

Am 07. Mai 2017 durften wir (Sharon Wolfram und ich) die Überlebende Aliza-Vitis Shomron und ihren Sohn Hanan Zon in Berlin tre� en. Bei einem Ka� ee und isra-elischen Süßigkeiten, erzählte Frau Shomron über ihre Zeit im Warschauer Ghetto, ihre Rolle im jüdischen Wi-derstand und wie sie diese Zeit überlebt hat.

1928 wurde Frau Shomron in Warschau, in einer typisch jüdischen Familie mittlerer Klasse, geboren. Ihre Eltern hatten eine kleine Fabrik für Wolle und Handschuhe. Sie ging auf eine jüdischen Schule.

Dann erzählte sie uns von den Ghettos und dem Som-mer 1942, dem Sommer der Deportationen nach Treblin-ka. „Alle wurden auf einen Platz versammelt – es waren Tausende über Tausende”, erzählt sie. Es herrschte eine unerträgliche Hitze und alle hatten kaum Wasser. Man wusste nicht, was passieren wird und diejenigen, die sich im Ghetto versteckten, wurden erschossen. Hinter einem großen Tor, erinnert sich Frau Shomron, wurden die Menschen in zwei Gruppen aufgeteilt. Sie war dort mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester. Hinter dem Tor wurden alle Kinder von ihren Eltern getrennt. Sie blieben stehen, um zu beobachten, bis es Nacht wurde. Ihre Familie begri� , dass nicht alle überleben würden und dass nach der Se-lektion nur die rechte Seite „Leben” bedeutete. Während dieser Nacht überlegte die Familie was sie am nächsten Tag machen konnten. Wie konnten sie alle überleben? „Zu dieser Zeit hatten wir einen Ausweis, da mein Vater im Ghetto arbeitete.“

So widmete sie sich dem Aufbau des Widerstandes im Untergrund. Frau Shomron schmuggelte zunächst wichtige Informationen zwischen den Ghettos. „Es war gefährlicher für Jungs, denn wenn sie erwischt wurden, konnte man leicht erkennen, dass sie Juden waren. Die Mädchen konnten lügen. Wer erwischt wurde, wurde erschossen.” Später transportierte sie nicht nur Informationen, sondern auch Wa� en. Das Leben im Widerstand war nicht nur gefährlich, erzählt sie, es spaltete auch ihre Familie. „Du bist nicht meine Tochter. Du gehörst zur Organisation, aber nicht zur Familie.” sagte ihre Mutter eines Tages zu ihr. „Und so war es.”, bejahte Frau Shomron diese Aussage. Ihr ganzes Sein gehörte dem Widerstand und noch heute spricht sie voller Stolz und Traurigkeit, denn sie ist eine Überlebende. Es fällt ihr schwer überlebt zu haben, wo so viele für ihr Ziel gestorben sind. Und dennoch erzählt sie von dieser schreck-lichen Zeit, damit die Helden vom Warschauer Ghetto nicht vergessen werden.

Nach intensiven eineinhalb Stunden bricht Frau Shomron das Interview ab. Sie hatte uns viel erzählt, aber die Erin-nerung ist schwer und ermüdend. Wir konnten einen kleinen Einblick über ihr Leben bekommen, dass sie in ihrem Buch „Youth in Flames“ festgehalten hat. Während unseres Tre� ens war sie das „erste und letzte Mal“ seit der Shoah in Deutschland, um zu sehen wie sich Deutschland entwickelt hat und um auf ihre Art damit abzuschließen, was, wie sie sagt, allerdings schwierig ist.

(v.l.n.r.) Sharon Laufmann, Aliza Shomron, Akteja Stoitscheva

Redaktionsteam: Alexandra Behns, Akteja Stoitscheva, David Lüllemann, Hannah Schmidt, Ruth Jakubov, Sharon Wolfram, Marina & Daniel Müller. Alle Fotos: © ZdZ

Zeugen der Zeitzeugen ist ein Arbeitsbereich der Initiative 27. Januar. e.V..

Die Arbeit « nanziert sich zu mehr als 95 % über Spenden.

Spendenaufruf: Investieren Sie in die Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen! Unterstützen Sie weitere DE-IL Austauschprojekte! 2018 möchte unser Team aus Bonn loslegen. Mit Ihrer « nanziellen Hilfe im Rücken, möchten wir uns auch dort dafür einsetzen, dass der DE-IL Austausch weitere Kreise zieht.

mit mir am 17. Mai 2017 zum ersten Mal nach Israel reisten. Im Gepäck waren konkrete Pläne für Bildungsaustausch (z.B.: Schüleraustausch, Wanderausstellungen, bilaterale kulturelle Ver-anstaltungen, etc.). Ohne unmittelbar auf den Reiseverlauf einzugehen (Kiryat Motzkin, Akko, Golan-Höhen, Cäsarea und Tel Aviv), möchte ich zwei der Teilnehmer zu Wort kommen lassen:

„Es war beeindruckend das Leben in Kiryat Motz-kin, Israel kennenzulernen. Wenn man aus Europa kommt, kann man sich die Nähe von Bedrohungen aus anderen Nachbarländern kaum vorstellen. Wir haben viel gelernt. Die Herzlichkeit unserer Gastgeber hat uns, gerade mit Blick auf die Vergangenheit sehr berührt. Es ist an der Zeit gemeinsam in die Zukunft zu gehen. Vielen Dank auch an das Team von Zeu-gen der Zeitzeugen für die Initiative des deutsch-is-raelischen Austauschs auf kommunaler Ebene.“ – Dr. Harald Fichtner, Oberbürgermeister der Stadt Hof

„Mit dem Blick auf die deutsch-israelische und christlich-jüdische Vergangenheit, grenzt die heu-tige Beziehung zwischen unseren Ländern an ein Wunder. Wir möchten diese Basis nutzen und durch den Austausch von Schülern und Jugend-lichen in Zukunft investieren. Ich freue mich, dass Zeugen der Zeitzeugen hier Unterstützung für Schulen anbietet.“ – Rainer Schmidt, Rektor des Schiller Gymnasiums Hof

Wir freuen uns, die israelische Delegation aus Kiryat Motzkin Ende Juli in Hof willkommen zu heißen und auf alle weiteren gemeinsamen Projekte mit Ihrer Unterstützung in der Zukunft!

Da Juden- und Israelfeindschaft auch an Universitäten verbreitet ist, haben wir in diesem Sommersemester mehrere Antisemitismus-Seminare an Universitäten durchgeführt.

Bonn

Zu unserem Antisemitismus-Seminar an der Universität Bonn ist am 30. Juni eine sehr erfreute, kleine Schar zusammengekommen, um der Zeit-zeugin Pnina Kaufmann und dem Referenten David Lüllemann über die Erfahrungen aus der Nachkriegszeit sowie den Herausforderungen des modernen Antisemitismus, insbesondere der Vergangenheitsabwehr und dem Israelhass zuzuhören. Wir freuen uns über die gelungene Zu-sammenarbeit mit der Bonner Jüdischen Hochschulgruppe, die diese Ver-anstaltung tatkräftig unterstützt hat.

Daniel Reich, Stadtkoordinator Bonn (für diesen Artikel)

Dortmund

Das größte Seminar fand am 17. Juli an der Technischen Universität Dort-mund statt. Nach meinem Erö� nungsvortrag zum Antizionismus als neu-er Form des Antisemitismus stellten einige Studenten und Studentinnen eigene Impulse, etwa zu Ausgrenzungen und zum letzten Auschwitz-Prozess, vor. Nachmittags sprachen dann Leslie Schwarz, ein Shoah-Über-lebender, und Pnina Kaufman als 1946 geborene Vertreterin der 2. Ge-neration. Im anschließenden, gemeinsamen Podiumsgespräch sprachen sich beide deutlich gegen Antisemitismus, besonders auch in Form des Israelhasses aus. Mein Dank gilt Hanna Schmidt, der Stadtkoordinatorin in Dortmund, die die Organisation und Moderation übernommen hatte.

Tübingen

Am 04. Juli fand an der Universität Tübingen ein Vortrag von Carmen Matussek statt, zu dem die Referentin von ZdZ in Kooperation mit der lokalen Fachschaft Judaistik eingeladen wurde. Das Thema des Vortrags war: Der Glaube an eine jüdische Weltverschwörung – Die Protokolle der Weisen von Zion in der arabischen Welt. Die Zuhörer im gut gefüllten Se-minarraum, zumeist Tübinger Studentinnen und Studenten, waren groß-teils sehr angetan.

Berlin: Teilnahme an einer Tagung über Hate Speech

Auf einer Tagung von Antisemitismus-Experten an der Technischen Uni-versität Berlin konnte ich am 17. Juli unser neues Interviewprojekt vorstel-len. Wir befragen hierbei deutschlandweit Ge± üchtete aus dem Nahen Osten zu ihren Einstellungen bezüglich Juden, Israel und Antisemitismus. Am Ende des Jahres möchten wir einen Monitoring Report verö� entli-chen und dann ein Konzept erarbeiten, wie Ge± üchtete im Rahmen der Integrationskurse für antisemitische Ressentiments sensibilisiert werden können. Das Konzept wurde sehr positiv aufgenommen und wir beka-men einige Anregungen für den weiteren Prozess.

Vielen Dank an alle Unterstützer und Spender für diesen Arbeitsbereich!

von David Lüllemann, Bereichsleiter „Bildung gegen Antisemitismus“

Antisemitismus-Seminare 2017

Gemeinsame Stadtratssitzung: die Stadt Kiryat Motzkin und die Delegation aus Hof

Carmen Matussek beim Vortrag

Leslie Schwarz und Pnina Kaufmann im Gespräch

(v.l.n.r) David Lüllemann, Leslie Schwarz, Pnina Kaufmann und Hannah Schmidt bei der Diskussion

Thema der Tagung in Berlin

(Mitte) David Lüllemann beim Vortrag

Exkursion Golan: Honig regional bescha� t, im Mai 2017. Im Bild (v.l.n.r.): Rainer Schmidt, Inbal Raiz, Dr. Lea Ganor, Peter Nürmberger, Daniel Müller, Verkäufer vor Ort, Dr. Harald Fichtner und Rainer Krauß

DE-IL Austauschprogramm Zeitungsartikel Delegationsreise Mai 2017

65 1

Rundbrief Februar 2017

Koordinationsbüro:Initiative 27. Januar e.V.Projekt Zeugen der ZeitzeugenHaus der BundespressekonferenzSchi� bauerdamm 40 / 120310117 Berlin

Telefon 01 52 / 31 84 24 03E-Mail marina.mueller@zeugen-der-zeitzeugen.dewww.zeugen-der-zeitzeugen.de

Spendenkonto Zeugen der Zeitzeugen:Empfänger: Initiative 27. Januar e.V.Stichwort: Zeugen der ZeitzeugenEvangelische BankKontonummer: 10 5344 166Bankleitzahl: 520 604 10IBAN: DE47 5206 0410 0105 3441 66BIC: GENODEF1EK1

Die Initiative 27. Januar e.V. ist beim Amtsgericht München im Vereinsregister (VR 20 25 70) eingetragen und als gemein-nützig anerkannt. Spenden und Zuwen-dungen an den Verein sind steuerabzugsfä-hig. Wenn Sie im Verwendungszweck Ihrer Spendenüberweisung Ihre Adresse ange-ben, bekommen Sie Anfang des nächsten Jahres für Ihre Spenden des vergangenen Jahres automatisch eine Spendenbeschei-nigung per Post zugesandt, die zur Vorlage beim Finanzamt dient.

Begegnen

Gedenken

Weitergeben

Zukunft gestalten

www.zeugen-der-zeitzeugen.de

Newsletter Nr. 10

Liebe Freunde, liebe Unterstützer, liebe Interessierte,

unser Fokus in den letzten Monaten lag auf der Durchführung von Antisemitismus-Seminaren, die wir auch dank Ihrer Hilfe organisieren und veranstalten konnten. Gleichzeitig sind wir sehr dankbar wie dynamisch sich die Städ-tearbeit, auch immer wieder durch externe Anfragen aus dem In- und Ausland, entwickelt. Schließlich freuen wir uns sehr welche Früchte unser DE-IL-Austauschprogramm in Hof, unserer Pilotstadt, trägt. Als Team konnten wir uns in Mannheim austauschen und von unseren Partnern lernen. Das motiviert uns sehr, um gemeinsam voran zu gehen!

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.

Ihre Marina und Daniel Müller

Aktiver Widerstand in Warschau, Aufarbeitung in Berlinvon Akteja Stoitscheva, Ehrenamtliche aus Berlin

Am 07. Mai 2017 durften wir (Sharon Wolfram und ich) die Überlebende Aliza-Vitis Shomron und ihren Sohn Hanan Zon in Berlin tre� en. Bei einem Ka� ee und isra-elischen Süßigkeiten, erzählte Frau Shomron über ihre Zeit im Warschauer Ghetto, ihre Rolle im jüdischen Wi-derstand und wie sie diese Zeit überlebt hat.

1928 wurde Frau Shomron in Warschau, in einer typisch jüdischen Familie mittlerer Klasse, geboren. Ihre Eltern hatten eine kleine Fabrik für Wolle und Handschuhe. Sie ging auf eine jüdischen Schule.

Dann erzählte sie uns von den Ghettos und dem Som-mer 1942, dem Sommer der Deportationen nach Treblin-ka. „Alle wurden auf einen Platz versammelt – es waren Tausende über Tausende”, erzählt sie. Es herrschte eine unerträgliche Hitze und alle hatten kaum Wasser. Man wusste nicht, was passieren wird und diejenigen, die sich im Ghetto versteckten, wurden erschossen. Hinter einem großen Tor, erinnert sich Frau Shomron, wurden die Menschen in zwei Gruppen aufgeteilt. Sie war dort mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester. Hinter dem Tor wurden alle Kinder von ihren Eltern getrennt. Sie blieben stehen, um zu beobachten, bis es Nacht wurde. Ihre Familie begri� , dass nicht alle überleben würden und dass nach der Se-lektion nur die rechte Seite „Leben” bedeutete. Während dieser Nacht überlegte die Familie was sie am nächsten Tag machen konnten. Wie konnten sie alle überleben? „Zu dieser Zeit hatten wir einen Ausweis, da mein Vater im Ghetto arbeitete.“

So widmete sie sich dem Aufbau des Widerstandes im Untergrund. Frau Shomron schmuggelte zunächst wichtige Informationen zwischen den Ghettos. „Es war gefährlicher für Jungs, denn wenn sie erwischt wurden, konnte man leicht erkennen, dass sie Juden waren. Die Mädchen konnten lügen. Wer erwischt wurde, wurde erschossen.” Später transportierte sie nicht nur Informationen, sondern auch Wa� en. Das Leben im Widerstand war nicht nur gefährlich, erzählt sie, es spaltete auch ihre Familie. „Du bist nicht meine Tochter. Du gehörst zur Organisation, aber nicht zur Familie.” sagte ihre Mutter eines Tages zu ihr. „Und so war es.”, bejahte Frau Shomron diese Aussage. Ihr ganzes Sein gehörte dem Widerstand und noch heute spricht sie voller Stolz und Traurigkeit, denn sie ist eine Überlebende. Es fällt ihr schwer überlebt zu haben, wo so viele für ihr Ziel gestorben sind. Und dennoch erzählt sie von dieser schreck-lichen Zeit, damit die Helden vom Warschauer Ghetto nicht vergessen werden.

Nach intensiven eineinhalb Stunden bricht Frau Shomron das Interview ab. Sie hatte uns viel erzählt, aber die Erin-nerung ist schwer und ermüdend. Wir konnten einen kleinen Einblick über ihr Leben bekommen, dass sie in ihrem Buch „Youth in Flames“ festgehalten hat. Während unseres Tre� ens war sie das „erste und letzte Mal“ seit der Shoah in Deutschland, um zu sehen wie sich Deutschland entwickelt hat und um auf ihre Art damit abzuschließen, was, wie sie sagt, allerdings schwierig ist.

(v.l.n.r.) Sharon Laufmann, Aliza Shomron, Akteja Stoitscheva

Redaktionsteam: Alexandra Behns, Akteja Stoitscheva, David Lüllemann, Hannah Schmidt, Ruth Jakubov, Sharon Wolfram, Marina & Daniel Müller. Alle Fotos: © ZdZ

Zeugen der Zeitzeugen ist ein Arbeitsbereich der Initiative 27. Januar. e.V..

Die Arbeit « nanziert sich zu mehr als 95 % über Spenden.

Spendenaufruf: Investieren Sie in die Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen! Unterstützen Sie weitere DE-IL Austauschprojekte! 2018 möchte unser Team aus Bonn loslegen. Mit Ihrer « nanziellen Hilfe im Rücken, möchten wir uns auch dort dafür einsetzen, dass der DE-IL Austausch weitere Kreise zieht.

mit mir am 17. Mai 2017 zum ersten Mal nach Israel reisten. Im Gepäck waren konkrete Pläne für Bildungsaustausch (z.B.: Schüleraustausch, Wanderausstellungen, bilaterale kulturelle Ver-anstaltungen, etc.). Ohne unmittelbar auf den Reiseverlauf einzugehen (Kiryat Motzkin, Akko, Golan-Höhen, Cäsarea und Tel Aviv), möchte ich zwei der Teilnehmer zu Wort kommen lassen:

„Es war beeindruckend das Leben in Kiryat Motz-kin, Israel kennenzulernen. Wenn man aus Europa kommt, kann man sich die Nähe von Bedrohungen aus anderen Nachbarländern kaum vorstellen. Wir haben viel gelernt. Die Herzlichkeit unserer Gastgeber hat uns, gerade mit Blick auf die Vergangenheit sehr berührt. Es ist an der Zeit gemeinsam in die Zukunft zu gehen. Vielen Dank auch an das Team von Zeu-gen der Zeitzeugen für die Initiative des deutsch-is-raelischen Austauschs auf kommunaler Ebene.“ – Dr. Harald Fichtner, Oberbürgermeister der Stadt Hof

„Mit dem Blick auf die deutsch-israelische und christlich-jüdische Vergangenheit, grenzt die heu-tige Beziehung zwischen unseren Ländern an ein Wunder. Wir möchten diese Basis nutzen und durch den Austausch von Schülern und Jugend-lichen in Zukunft investieren. Ich freue mich, dass Zeugen der Zeitzeugen hier Unterstützung für Schulen anbietet.“ – Rainer Schmidt, Rektor des Schiller Gymnasiums Hof

Wir freuen uns, die israelische Delegation aus Kiryat Motzkin Ende Juli in Hof willkommen zu heißen und auf alle weiteren gemeinsamen Projekte mit Ihrer Unterstützung in der Zukunft!

Da Juden- und Israelfeindschaft auch an Universitäten verbreitet ist, haben wir in diesem Sommersemester mehrere Antisemitismus-Seminare an Universitäten durchgeführt.

Bonn

Zu unserem Antisemitismus-Seminar an der Universität Bonn ist am 30. Juni eine sehr erfreute, kleine Schar zusammengekommen, um der Zeit-zeugin Pnina Kaufmann und dem Referenten David Lüllemann über die Erfahrungen aus der Nachkriegszeit sowie den Herausforderungen des modernen Antisemitismus, insbesondere der Vergangenheitsabwehr und dem Israelhass zuzuhören. Wir freuen uns über die gelungene Zu-sammenarbeit mit der Bonner Jüdischen Hochschulgruppe, die diese Ver-anstaltung tatkräftig unterstützt hat.

Daniel Reich, Stadtkoordinator Bonn (für diesen Artikel)

Dortmund

Das größte Seminar fand am 17. Juli an der Technischen Universität Dort-mund statt. Nach meinem Erö� nungsvortrag zum Antizionismus als neu-er Form des Antisemitismus stellten einige Studenten und Studentinnen eigene Impulse, etwa zu Ausgrenzungen und zum letzten Auschwitz-Prozess, vor. Nachmittags sprachen dann Leslie Schwarz, ein Shoah-Über-lebender, und Pnina Kaufman als 1946 geborene Vertreterin der 2. Ge-neration. Im anschließenden, gemeinsamen Podiumsgespräch sprachen sich beide deutlich gegen Antisemitismus, besonders auch in Form des Israelhasses aus. Mein Dank gilt Hanna Schmidt, der Stadtkoordinatorin in Dortmund, die die Organisation und Moderation übernommen hatte.

Tübingen

Am 04. Juli fand an der Universität Tübingen ein Vortrag von Carmen Matussek statt, zu dem die Referentin von ZdZ in Kooperation mit der lokalen Fachschaft Judaistik eingeladen wurde. Das Thema des Vortrags war: Der Glaube an eine jüdische Weltverschwörung – Die Protokolle der Weisen von Zion in der arabischen Welt. Die Zuhörer im gut gefüllten Se-minarraum, zumeist Tübinger Studentinnen und Studenten, waren groß-teils sehr angetan.

Berlin: Teilnahme an einer Tagung über Hate Speech

Auf einer Tagung von Antisemitismus-Experten an der Technischen Uni-versität Berlin konnte ich am 17. Juli unser neues Interviewprojekt vorstel-len. Wir befragen hierbei deutschlandweit Ge± üchtete aus dem Nahen Osten zu ihren Einstellungen bezüglich Juden, Israel und Antisemitismus. Am Ende des Jahres möchten wir einen Monitoring Report verö� entli-chen und dann ein Konzept erarbeiten, wie Ge± üchtete im Rahmen der Integrationskurse für antisemitische Ressentiments sensibilisiert werden können. Das Konzept wurde sehr positiv aufgenommen und wir beka-men einige Anregungen für den weiteren Prozess.

Vielen Dank an alle Unterstützer und Spender für diesen Arbeitsbereich!

von David Lüllemann, Bereichsleiter „Bildung gegen Antisemitismus“

Antisemitismus-Seminare 2017

Gemeinsame Stadtratssitzung: die Stadt Kiryat Motzkin und die Delegation aus Hof

Carmen Matussek beim Vortrag

Leslie Schwarz und Pnina Kaufmann im Gespräch

(v.l.n.r) David Lüllemann, Leslie Schwarz, Pnina Kaufmann und Hannah Schmidt bei der Diskussion

Thema der Tagung in Berlin

(Mitte) David Lüllemann beim Vortrag

Exkursion Golan: Honig regional bescha� t, im Mai 2017. Im Bild (v.l.n.r.): Rainer Schmidt, Inbal Raiz, Dr. Lea Ganor, Peter Nürmberger, Daniel Müller, Verkäufer vor Ort, Dr. Harald Fichtner und Rainer Krauß

DE-IL Austauschprogramm Zeitungsartikel Delegationsreise Mai 2017

65 1

Rundbrief Februar 2017

Koordinationsbüro:Initiative 27. Januar e.V.Projekt Zeugen der ZeitzeugenHaus der BundespressekonferenzSchi� bauerdamm 40 / 120310117 Berlin

Telefon 01 52 / 31 84 24 03E-Mail marina.mueller@zeugen-der-zeitzeugen.dewww.zeugen-der-zeitzeugen.de

Spendenkonto Zeugen der Zeitzeugen:Empfänger: Initiative 27. Januar e.V.Stichwort: Zeugen der ZeitzeugenEvangelische BankKontonummer: 10 5344 166Bankleitzahl: 520 604 10IBAN: DE47 5206 0410 0105 3441 66BIC: GENODEF1EK1

Die Initiative 27. Januar e.V. ist beim Amtsgericht München im Vereinsregister (VR 20 25 70) eingetragen und als gemein-nützig anerkannt. Spenden und Zuwen-dungen an den Verein sind steuerabzugsfä-hig. Wenn Sie im Verwendungszweck Ihrer Spendenüberweisung Ihre Adresse ange-ben, bekommen Sie Anfang des nächsten Jahres für Ihre Spenden des vergangenen Jahres automatisch eine Spendenbeschei-nigung per Post zugesandt, die zur Vorlage beim Finanzamt dient.

Begegnen

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Liebe Freunde, liebe Unterstützer, liebe Interessierte,

unser Fokus in den letzten Monaten lag auf der Durchführung von Antisemitismus-Seminaren, die wir auch dank Ihrer Hilfe organisieren und veranstalten konnten. Gleichzeitig sind wir sehr dankbar wie dynamisch sich die Städ-tearbeit, auch immer wieder durch externe Anfragen aus dem In- und Ausland, entwickelt. Schließlich freuen wir uns sehr welche Früchte unser DE-IL-Austauschprogramm in Hof, unserer Pilotstadt, trägt. Als Team konnten wir uns in Mannheim austauschen und von unseren Partnern lernen. Das motiviert uns sehr, um gemeinsam voran zu gehen!

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.

Ihre Marina und Daniel Müller

Aktiver Widerstand in Warschau, Aufarbeitung in Berlinvon Akteja Stoitscheva, Ehrenamtliche aus Berlin

Am 07. Mai 2017 durften wir (Sharon Wolfram und ich) die Überlebende Aliza-Vitis Shomron und ihren Sohn Hanan Zon in Berlin tre� en. Bei einem Ka� ee und isra-elischen Süßigkeiten, erzählte Frau Shomron über ihre Zeit im Warschauer Ghetto, ihre Rolle im jüdischen Wi-derstand und wie sie diese Zeit überlebt hat.

1928 wurde Frau Shomron in Warschau, in einer typisch jüdischen Familie mittlerer Klasse, geboren. Ihre Eltern hatten eine kleine Fabrik für Wolle und Handschuhe. Sie ging auf eine jüdischen Schule.

Dann erzählte sie uns von den Ghettos und dem Som-mer 1942, dem Sommer der Deportationen nach Treblin-ka. „Alle wurden auf einen Platz versammelt – es waren Tausende über Tausende”, erzählt sie. Es herrschte eine unerträgliche Hitze und alle hatten kaum Wasser. Man wusste nicht, was passieren wird und diejenigen, die sich im Ghetto versteckten, wurden erschossen. Hinter einem großen Tor, erinnert sich Frau Shomron, wurden die Menschen in zwei Gruppen aufgeteilt. Sie war dort mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester. Hinter dem Tor wurden alle Kinder von ihren Eltern getrennt. Sie blieben stehen, um zu beobachten, bis es Nacht wurde. Ihre Familie begri� , dass nicht alle überleben würden und dass nach der Se-lektion nur die rechte Seite „Leben” bedeutete. Während dieser Nacht überlegte die Familie was sie am nächsten Tag machen konnten. Wie konnten sie alle überleben? „Zu dieser Zeit hatten wir einen Ausweis, da mein Vater im Ghetto arbeitete.“

So widmete sie sich dem Aufbau des Widerstandes im Untergrund. Frau Shomron schmuggelte zunächst wichtige Informationen zwischen den Ghettos. „Es war gefährlicher für Jungs, denn wenn sie erwischt wurden, konnte man leicht erkennen, dass sie Juden waren. Die Mädchen konnten lügen. Wer erwischt wurde, wurde erschossen.” Später transportierte sie nicht nur Informationen, sondern auch Wa� en. Das Leben im Widerstand war nicht nur gefährlich, erzählt sie, es spaltete auch ihre Familie. „Du bist nicht meine Tochter. Du gehörst zur Organisation, aber nicht zur Familie.” sagte ihre Mutter eines Tages zu ihr. „Und so war es.”, bejahte Frau Shomron diese Aussage. Ihr ganzes Sein gehörte dem Widerstand und noch heute spricht sie voller Stolz und Traurigkeit, denn sie ist eine Überlebende. Es fällt ihr schwer überlebt zu haben, wo so viele für ihr Ziel gestorben sind. Und dennoch erzählt sie von dieser schreck-lichen Zeit, damit die Helden vom Warschauer Ghetto nicht vergessen werden.

Nach intensiven eineinhalb Stunden bricht Frau Shomron das Interview ab. Sie hatte uns viel erzählt, aber die Erin-nerung ist schwer und ermüdend. Wir konnten einen kleinen Einblick über ihr Leben bekommen, dass sie in ihrem Buch „Youth in Flames“ festgehalten hat. Während unseres Tre� ens war sie das „erste und letzte Mal“ seit der Shoah in Deutschland, um zu sehen wie sich Deutschland entwickelt hat und um auf ihre Art damit abzuschließen, was, wie sie sagt, allerdings schwierig ist.

(v.l.n.r.) Sharon Laufmann, Aliza Shomron, Akteja Stoitscheva

Redaktionsteam: Alexandra Behns, Akteja Stoitscheva, David Lüllemann, Hannah Schmidt, Ruth Jakubov, Sharon Wolfram, Marina & Daniel Müller. Alle Fotos: © ZdZ

Zeugen der Zeitzeugen ist ein Arbeitsbereich der Initiative 27. Januar. e.V..

Die Arbeit « nanziert sich zu mehr als 95 % über Spenden.

Spendenaufruf: Investieren Sie in die Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen! Unterstützen Sie weitere DE-IL Austauschprojekte! 2018 möchte unser Team aus Bonn loslegen. Mit Ihrer « nanziellen Hilfe im Rücken, möchten wir uns auch dort dafür einsetzen, dass der DE-IL Austausch weitere Kreise zieht.

mit mir am 17. Mai 2017 zum ersten Mal nach Israel reisten. Im Gepäck waren konkrete Pläne für Bildungsaustausch (z.B.: Schüleraustausch, Wanderausstellungen, bilaterale kulturelle Ver-anstaltungen, etc.). Ohne unmittelbar auf den Reiseverlauf einzugehen (Kiryat Motzkin, Akko, Golan-Höhen, Cäsarea und Tel Aviv), möchte ich zwei der Teilnehmer zu Wort kommen lassen:

„Es war beeindruckend das Leben in Kiryat Motz-kin, Israel kennenzulernen. Wenn man aus Europa kommt, kann man sich die Nähe von Bedrohungen aus anderen Nachbarländern kaum vorstellen. Wir haben viel gelernt. Die Herzlichkeit unserer Gastgeber hat uns, gerade mit Blick auf die Vergangenheit sehr berührt. Es ist an der Zeit gemeinsam in die Zukunft zu gehen. Vielen Dank auch an das Team von Zeu-gen der Zeitzeugen für die Initiative des deutsch-is-raelischen Austauschs auf kommunaler Ebene.“ – Dr. Harald Fichtner, Oberbürgermeister der Stadt Hof

„Mit dem Blick auf die deutsch-israelische und christlich-jüdische Vergangenheit, grenzt die heu-tige Beziehung zwischen unseren Ländern an ein Wunder. Wir möchten diese Basis nutzen und durch den Austausch von Schülern und Jugend-lichen in Zukunft investieren. Ich freue mich, dass Zeugen der Zeitzeugen hier Unterstützung für Schulen anbietet.“ – Rainer Schmidt, Rektor des Schiller Gymnasiums Hof

Wir freuen uns, die israelische Delegation aus Kiryat Motzkin Ende Juli in Hof willkommen zu heißen und auf alle weiteren gemeinsamen Projekte mit Ihrer Unterstützung in der Zukunft!

Da Juden- und Israelfeindschaft auch an Universitäten verbreitet ist, haben wir in diesem Sommersemester mehrere Antisemitismus-Seminare an Universitäten durchgeführt.

Bonn

Zu unserem Antisemitismus-Seminar an der Universität Bonn ist am 30. Juni eine sehr erfreute, kleine Schar zusammengekommen, um der Zeit-zeugin Pnina Kaufmann und dem Referenten David Lüllemann über die Erfahrungen aus der Nachkriegszeit sowie den Herausforderungen des modernen Antisemitismus, insbesondere der Vergangenheitsabwehr und dem Israelhass zuzuhören. Wir freuen uns über die gelungene Zu-sammenarbeit mit der Bonner Jüdischen Hochschulgruppe, die diese Ver-anstaltung tatkräftig unterstützt hat.

Daniel Reich, Stadtkoordinator Bonn (für diesen Artikel)

Dortmund

Das größte Seminar fand am 17. Juli an der Technischen Universität Dort-mund statt. Nach meinem Erö� nungsvortrag zum Antizionismus als neu-er Form des Antisemitismus stellten einige Studenten und Studentinnen eigene Impulse, etwa zu Ausgrenzungen und zum letzten Auschwitz-Prozess, vor. Nachmittags sprachen dann Leslie Schwarz, ein Shoah-Über-lebender, und Pnina Kaufman als 1946 geborene Vertreterin der 2. Ge-neration. Im anschließenden, gemeinsamen Podiumsgespräch sprachen sich beide deutlich gegen Antisemitismus, besonders auch in Form des Israelhasses aus. Mein Dank gilt Hanna Schmidt, der Stadtkoordinatorin in Dortmund, die die Organisation und Moderation übernommen hatte.

Tübingen

Am 04. Juli fand an der Universität Tübingen ein Vortrag von Carmen Matussek statt, zu dem die Referentin von ZdZ in Kooperation mit der lokalen Fachschaft Judaistik eingeladen wurde. Das Thema des Vortrags war: Der Glaube an eine jüdische Weltverschwörung – Die Protokolle der Weisen von Zion in der arabischen Welt. Die Zuhörer im gut gefüllten Se-minarraum, zumeist Tübinger Studentinnen und Studenten, waren groß-teils sehr angetan.

Berlin: Teilnahme an einer Tagung über Hate Speech

Auf einer Tagung von Antisemitismus-Experten an der Technischen Uni-versität Berlin konnte ich am 17. Juli unser neues Interviewprojekt vorstel-len. Wir befragen hierbei deutschlandweit Ge± üchtete aus dem Nahen Osten zu ihren Einstellungen bezüglich Juden, Israel und Antisemitismus. Am Ende des Jahres möchten wir einen Monitoring Report verö� entli-chen und dann ein Konzept erarbeiten, wie Ge± üchtete im Rahmen der Integrationskurse für antisemitische Ressentiments sensibilisiert werden können. Das Konzept wurde sehr positiv aufgenommen und wir beka-men einige Anregungen für den weiteren Prozess.

Vielen Dank an alle Unterstützer und Spender für diesen Arbeitsbereich!

von David Lüllemann, Bereichsleiter „Bildung gegen Antisemitismus“

Antisemitismus-Seminare 2017

Gemeinsame Stadtratssitzung: die Stadt Kiryat Motzkin und die Delegation aus Hof

Carmen Matussek beim Vortrag

Leslie Schwarz und Pnina Kaufmann im Gespräch

(v.l.n.r) David Lüllemann, Leslie Schwarz, Pnina Kaufmann und Hannah Schmidt bei der Diskussion

Thema der Tagung in Berlin

(Mitte) David Lüllemann beim Vortrag

Exkursion Golan: Honig regional bescha� t, im Mai 2017. Im Bild (v.l.n.r.): Rainer Schmidt, Inbal Raiz, Dr. Lea Ganor, Peter Nürmberger, Daniel Müller, Verkäufer vor Ort, Dr. Harald Fichtner und Rainer Krauß

DE-IL Austauschprogramm Zeitungsartikel Delegationsreise Mai 2017

65 1

Rundbrief Februar 2017

Koordinationsbüro:Initiative 27. Januar e.V.Projekt Zeugen der ZeitzeugenHaus der BundespressekonferenzSchi� bauerdamm 40 / 120310117 Berlin

Telefon 01 52 / 31 84 24 03E-Mail marina.mueller@zeugen-der-zeitzeugen.dewww.zeugen-der-zeitzeugen.de

Spendenkonto Zeugen der Zeitzeugen:Empfänger: Initiative 27. Januar e.V.Stichwort: Zeugen der ZeitzeugenEvangelische BankKontonummer: 10 5344 166Bankleitzahl: 520 604 10IBAN: DE47 5206 0410 0105 3441 66BIC: GENODEF1EK1

Die Initiative 27. Januar e.V. ist beim Amtsgericht München im Vereinsregister (VR 20 25 70) eingetragen und als gemein-nützig anerkannt. Spenden und Zuwen-dungen an den Verein sind steuerabzugsfä-hig. Wenn Sie im Verwendungszweck Ihrer Spendenüberweisung Ihre Adresse ange-ben, bekommen Sie Anfang des nächsten Jahres für Ihre Spenden des vergangenen Jahres automatisch eine Spendenbeschei-nigung per Post zugesandt, die zur Vorlage beim Finanzamt dient.

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Newsletter Nr. 10

Liebe Freunde, liebe Unterstützer, liebe Interessierte,

unser Fokus in den letzten Monaten lag auf der Durchführung von Antisemitismus-Seminaren, die wir auch dank Ihrer Hilfe organisieren und veranstalten konnten. Gleichzeitig sind wir sehr dankbar wie dynamisch sich die Städ-tearbeit, auch immer wieder durch externe Anfragen aus dem In- und Ausland, entwickelt. Schließlich freuen wir uns sehr welche Früchte unser DE-IL-Austauschprogramm in Hof, unserer Pilotstadt, trägt. Als Team konnten wir uns in Mannheim austauschen und von unseren Partnern lernen. Das motiviert uns sehr, um gemeinsam voran zu gehen!

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.

Ihre Marina und Daniel Müller

Aktiver Widerstand in Warschau, Aufarbeitung in Berlinvon Akteja Stoitscheva, Ehrenamtliche aus Berlin

Am 07. Mai 2017 durften wir (Sharon Wolfram und ich) die Überlebende Aliza-Vitis Shomron und ihren Sohn Hanan Zon in Berlin tre� en. Bei einem Ka� ee und isra-elischen Süßigkeiten, erzählte Frau Shomron über ihre Zeit im Warschauer Ghetto, ihre Rolle im jüdischen Wi-derstand und wie sie diese Zeit überlebt hat.

1928 wurde Frau Shomron in Warschau, in einer typisch jüdischen Familie mittlerer Klasse, geboren. Ihre Eltern hatten eine kleine Fabrik für Wolle und Handschuhe. Sie ging auf eine jüdischen Schule.

Dann erzählte sie uns von den Ghettos und dem Som-mer 1942, dem Sommer der Deportationen nach Treblin-ka. „Alle wurden auf einen Platz versammelt – es waren Tausende über Tausende”, erzählt sie. Es herrschte eine unerträgliche Hitze und alle hatten kaum Wasser. Man wusste nicht, was passieren wird und diejenigen, die sich im Ghetto versteckten, wurden erschossen. Hinter einem großen Tor, erinnert sich Frau Shomron, wurden die Menschen in zwei Gruppen aufgeteilt. Sie war dort mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester. Hinter dem Tor wurden alle Kinder von ihren Eltern getrennt. Sie blieben stehen, um zu beobachten, bis es Nacht wurde. Ihre Familie begri� , dass nicht alle überleben würden und dass nach der Se-lektion nur die rechte Seite „Leben” bedeutete. Während dieser Nacht überlegte die Familie was sie am nächsten Tag machen konnten. Wie konnten sie alle überleben? „Zu dieser Zeit hatten wir einen Ausweis, da mein Vater im Ghetto arbeitete.“

So widmete sie sich dem Aufbau des Widerstandes im Untergrund. Frau Shomron schmuggelte zunächst wichtige Informationen zwischen den Ghettos. „Es war gefährlicher für Jungs, denn wenn sie erwischt wurden, konnte man leicht erkennen, dass sie Juden waren. Die Mädchen konnten lügen. Wer erwischt wurde, wurde erschossen.” Später transportierte sie nicht nur Informationen, sondern auch Wa� en. Das Leben im Widerstand war nicht nur gefährlich, erzählt sie, es spaltete auch ihre Familie. „Du bist nicht meine Tochter. Du gehörst zur Organisation, aber nicht zur Familie.” sagte ihre Mutter eines Tages zu ihr. „Und so war es.”, bejahte Frau Shomron diese Aussage. Ihr ganzes Sein gehörte dem Widerstand und noch heute spricht sie voller Stolz und Traurigkeit, denn sie ist eine Überlebende. Es fällt ihr schwer überlebt zu haben, wo so viele für ihr Ziel gestorben sind. Und dennoch erzählt sie von dieser schreck-lichen Zeit, damit die Helden vom Warschauer Ghetto nicht vergessen werden.

Nach intensiven eineinhalb Stunden bricht Frau Shomron das Interview ab. Sie hatte uns viel erzählt, aber die Erin-nerung ist schwer und ermüdend. Wir konnten einen kleinen Einblick über ihr Leben bekommen, dass sie in ihrem Buch „Youth in Flames“ festgehalten hat. Während unseres Tre� ens war sie das „erste und letzte Mal“ seit der Shoah in Deutschland, um zu sehen wie sich Deutschland entwickelt hat und um auf ihre Art damit abzuschließen, was, wie sie sagt, allerdings schwierig ist.

(v.l.n.r.) Sharon Laufmann, Aliza Shomron, Akteja Stoitscheva

Redaktionsteam: Alexandra Behns, Akteja Stoitscheva, David Lüllemann, Hannah Schmidt, Ruth Jakubov, Sharon Wolfram, Marina & Daniel Müller. Alle Fotos: © ZdZ

Zeugen der Zeitzeugen ist ein Arbeitsbereich der Initiative 27. Januar. e.V..

Die Arbeit « nanziert sich zu mehr als 95 % über Spenden.

Spendenaufruf: Investieren Sie in die Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen! Unterstützen Sie weitere DE-IL Austauschprojekte! 2018 möchte unser Team aus Bonn loslegen. Mit Ihrer « nanziellen Hilfe im Rücken, möchten wir uns auch dort dafür einsetzen, dass der DE-IL Austausch weitere Kreise zieht.

mit mir am 17. Mai 2017 zum ersten Mal nach Israel reisten. Im Gepäck waren konkrete Pläne für Bildungsaustausch (z.B.: Schüleraustausch, Wanderausstellungen, bilaterale kulturelle Ver-anstaltungen, etc.). Ohne unmittelbar auf den Reiseverlauf einzugehen (Kiryat Motzkin, Akko, Golan-Höhen, Cäsarea und Tel Aviv), möchte ich zwei der Teilnehmer zu Wort kommen lassen:

„Es war beeindruckend das Leben in Kiryat Motz-kin, Israel kennenzulernen. Wenn man aus Europa kommt, kann man sich die Nähe von Bedrohungen aus anderen Nachbarländern kaum vorstellen. Wir haben viel gelernt. Die Herzlichkeit unserer Gastgeber hat uns, gerade mit Blick auf die Vergangenheit sehr berührt. Es ist an der Zeit gemeinsam in die Zukunft zu gehen. Vielen Dank auch an das Team von Zeu-gen der Zeitzeugen für die Initiative des deutsch-is-raelischen Austauschs auf kommunaler Ebene.“ – Dr. Harald Fichtner, Oberbürgermeister der Stadt Hof

„Mit dem Blick auf die deutsch-israelische und christlich-jüdische Vergangenheit, grenzt die heu-tige Beziehung zwischen unseren Ländern an ein Wunder. Wir möchten diese Basis nutzen und durch den Austausch von Schülern und Jugend-lichen in Zukunft investieren. Ich freue mich, dass Zeugen der Zeitzeugen hier Unterstützung für Schulen anbietet.“ – Rainer Schmidt, Rektor des Schiller Gymnasiums Hof

Wir freuen uns, die israelische Delegation aus Kiryat Motzkin Ende Juli in Hof willkommen zu heißen und auf alle weiteren gemeinsamen Projekte mit Ihrer Unterstützung in der Zukunft!

Da Juden- und Israelfeindschaft auch an Universitäten verbreitet ist, haben wir in diesem Sommersemester mehrere Antisemitismus-Seminare an Universitäten durchgeführt.

Bonn

Zu unserem Antisemitismus-Seminar an der Universität Bonn ist am 30. Juni eine sehr erfreute, kleine Schar zusammengekommen, um der Zeit-zeugin Pnina Kaufmann und dem Referenten David Lüllemann über die Erfahrungen aus der Nachkriegszeit sowie den Herausforderungen des modernen Antisemitismus, insbesondere der Vergangenheitsabwehr und dem Israelhass zuzuhören. Wir freuen uns über die gelungene Zu-sammenarbeit mit der Bonner Jüdischen Hochschulgruppe, die diese Ver-anstaltung tatkräftig unterstützt hat.

Daniel Reich, Stadtkoordinator Bonn (für diesen Artikel)

Dortmund

Das größte Seminar fand am 17. Juli an der Technischen Universität Dort-mund statt. Nach meinem Erö� nungsvortrag zum Antizionismus als neu-er Form des Antisemitismus stellten einige Studenten und Studentinnen eigene Impulse, etwa zu Ausgrenzungen und zum letzten Auschwitz-Prozess, vor. Nachmittags sprachen dann Leslie Schwarz, ein Shoah-Über-lebender, und Pnina Kaufman als 1946 geborene Vertreterin der 2. Ge-neration. Im anschließenden, gemeinsamen Podiumsgespräch sprachen sich beide deutlich gegen Antisemitismus, besonders auch in Form des Israelhasses aus. Mein Dank gilt Hanna Schmidt, der Stadtkoordinatorin in Dortmund, die die Organisation und Moderation übernommen hatte.

Tübingen

Am 04. Juli fand an der Universität Tübingen ein Vortrag von Carmen Matussek statt, zu dem die Referentin von ZdZ in Kooperation mit der lokalen Fachschaft Judaistik eingeladen wurde. Das Thema des Vortrags war: Der Glaube an eine jüdische Weltverschwörung – Die Protokolle der Weisen von Zion in der arabischen Welt. Die Zuhörer im gut gefüllten Se-minarraum, zumeist Tübinger Studentinnen und Studenten, waren groß-teils sehr angetan.

Berlin: Teilnahme an einer Tagung über Hate Speech

Auf einer Tagung von Antisemitismus-Experten an der Technischen Uni-versität Berlin konnte ich am 17. Juli unser neues Interviewprojekt vorstel-len. Wir befragen hierbei deutschlandweit Ge± üchtete aus dem Nahen Osten zu ihren Einstellungen bezüglich Juden, Israel und Antisemitismus. Am Ende des Jahres möchten wir einen Monitoring Report verö� entli-chen und dann ein Konzept erarbeiten, wie Ge± üchtete im Rahmen der Integrationskurse für antisemitische Ressentiments sensibilisiert werden können. Das Konzept wurde sehr positiv aufgenommen und wir beka-men einige Anregungen für den weiteren Prozess.

Vielen Dank an alle Unterstützer und Spender für diesen Arbeitsbereich!

von David Lüllemann, Bereichsleiter „Bildung gegen Antisemitismus“

Antisemitismus-Seminare 2017

Gemeinsame Stadtratssitzung: die Stadt Kiryat Motzkin und die Delegation aus Hof

Carmen Matussek beim Vortrag

Leslie Schwarz und Pnina Kaufmann im Gespräch

(v.l.n.r) David Lüllemann, Leslie Schwarz, Pnina Kaufmann und Hannah Schmidt bei der Diskussion

Thema der Tagung in Berlin

(Mitte) David Lüllemann beim Vortrag

Exkursion Golan: Honig regional bescha� t, im Mai 2017. Im Bild (v.l.n.r.): Rainer Schmidt, Inbal Raiz, Dr. Lea Ganor, Peter Nürmberger, Daniel Müller, Verkäufer vor Ort, Dr. Harald Fichtner und Rainer Krauß

DE-IL Austauschprogramm Zeitungsartikel Delegationsreise Mai 2017