Rundbrief - Dan Gong
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Rundbrief Winter 2017/2018 Liebe Dan Gong Freunde,
schon ist das Jahr 2017 fast abgelaufen und die Weihnachtszeit kündigt sich mit der Adventszeit
an. Besinnung, Gemeinschaft und Freude bestimmen diese Zeit. Oft aber generieren wir uns viel
Druck, um dem Fest des Friedens einen schönen Rahmen zu geben. Vieles davon ist uns zur
Routine geworden und wir verlaufen uns gerne in Oberflächlichem und Ruhe, Frieden und
Besinnung wollen sich nicht wirklich einstellen. Unsere hohen Ansprüche an die kommenden
Festtage kommen nicht selten aus der Erinnerung, die wir aus unseren Kindheitstagen mit in das
Erwachsenen Leben bringen. Wir wollen Vergangenes wieder erleben und bauen auf Alt
bewährtes. Uns Allen wünsche ich, dass wir in dieser Zeit unserem Herzen folgen, tiefste
Herzenswünsche lebendig werden lassen können und gemeinsam freudig den Geist der
Weihnacht erfahren.
Nach den Festtagen stellen wir oft „Überrascht“ fest, dass wir ordentlich an Gewicht zugelegt
haben. Mit dem Aschermittwoch beginnt bei uns eine Fastenzeit, welche bis zum Ostersonntag
dauert. Von den alten Daoisten haben wir die Methoden des Bi Gu überliefert bekommen und Bi
Gu, das Fasten, ist auch heute noch ein wichtiger Teil der daoistischen Selbstkultivierung. Im
klassischen Sinne handelt es sich dabei um Methoden der inneren Reinigung, Entgiftung und
reiner Energieaufnahme, welche während spiritueller Exerzitien praktiziert wurden. Dabei
handelt es sich auch heute nicht nur um das sogenannte „Null Fasten“, eher werden Körner und
Fleisch vermieden und weniger schlechte Nahrung wie z.B. Fast Food, Süßes oder Fertigkost
gegessen.
Das Essen wird besonders gut durchgekaut und eingespeichelt und mit entsprechenden geistigen
Vorstellungen ergänzt. In der christlichen Tradition spricht man von der dreifachen Speisung,
wobei der Körper, der Geist und die Seele gespeist werden sollen. Um den Körper zu nähren ist
es wichtig, Nahrung aus zu wählen, welche dem Körper hilft, Gesundheit zu erhalten. Auch die
Art der Zubereitung der Nahrungsmittel spielt eine wichtige Rolle und dabei können wir viele
Fehler machen. Selbst die geistige Haltung des Koches, der Köchin während der Zubereitung hat
Auswirkungen. Um den Geist zu Nähren spielt die geistige Haltung auch bei der
Nahrungsaufnahme eine wichtige Rolle. Wo schweift mein Geist während des Essen herum, lese
ich Zeitung, schaue ich Fern oder haben wir Gesprächsthemen, die uns negativ schwingen
lassen? Der Geist soll sich mit den Nahrungsmitteln verbinden und unsere Vorstellungen beim
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Essen sollten aufbauend, erhebend sein. Der Geist und die Seele sollten sich den höheren Ebenen
öffnen, wobei Gebet, Mantra oder Rezitation hilf. Oft wird auch das Schweigen beim Essen
postuliert. Sind Körper, Geist und Seele gut gespeist werden wir hervorragend energetisiert und
erhalten unsere Gesundheit.
Heute weiß man, das weißes Mehl, Fast Food, Zucker und viele Zusatzstoffe unterschwellige
Entzündungen verursachen, welche wiederum destruktiv auf den Körper, den Geist und unser
seelisches Befinden wirken. Das Wissen um gute Nahrung, deren Zubereitung und dessen
Aufnahme gehen in der heutigen Zeit verloren. Probiert doch das reichliche einspeicheln beim
Kauen der Nüsse, welche in der Weihnachtszeit auf vielen Tischen stehen. Mit Bi Gu lassen sich
der Verdauungstrakt reinigen, das Immunsystem verbessern, der Körper entgiften, das Altern
verlangsamen als auch schlechte Angewohnheiten überwinden, falsche Ernährungsgewohnheiten
lassen sich überwinden und unser Energielevel deutlich erhöhen. Alles rund ums Essen ist ein
Bereich, mit dessen Optimierung wir viel Segensreiches für uns selbst tun können.
Die acht Unsterblichen
Die Bereiche der daoistischen Selbstkultivierung sind vielseitig und es gibt viele Tore zum Dao.
Gerne werden die acht Unsterblichen (Baxian) u. A. als Symbole für die unterschiedlichen
Aufgaben zur Kultivierung gesehen. Sie sind deshalb so beliebt, weil sie allen Menschen in
schlechten Zeiten beistehen und gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung kämpfen. Sie stehen
auch für die acht grundlegenden Lebensbedingungen: Jugend, Alter, Armut, Reichtum, Adel,
Volk sowie weibliches und männliches (Wikipedia). Als Symbole für die Aspekte der
Selbstkultivierung hatte Lu, Dongbin z.B. den Schwerpunkt auf die Bereiche Reinigung,
Entgiftung und vor Allem dem vermeiden der Aufnahme von körperlichen, geistigen und
psychischen Giften. He,Xiangu wurde von Lu, Dongbin unterrichtet und hat die Prinzipien Lu`s
weiter entwickelt und eine acht Tage Fastenkur entwickelt, um Körper, Geist und Seele zu
entgiften.
Die ersten 72 Stunden des Fastens sind oft mit Entgiftungsreaktionen verbunden, die auch
unangenehm sein können. Waren die Zellen des menschlichen Organismus mit Aufnahme und
Abgabe beschäftigt schaltet der Zellmodus nach 72 Stunden auf Reparatur um. Nach den ersten 3
Tagen des Fastens wird unser Befinden, unsere geistige Klarheit sowie das Körpergefühl
leichter. Durch die Schrumpfung des Magens lässt auch das bohrende Hungergefühl nach und
der himmlische Nektar (Speichel) fließt deutlich mehr. Der Speichel hat vielerlei positive
Wirkungen auf uns. Neben der Unterstützung der Verdauung hält er die Bakterien des Mundes in
Kontrolle, remineralisiert die Zähne und fördert das Immunsystem. He, Xiangu soll auch viel
Wert auf die Reinigung der Organe und Hormondrüsen gelegt haben. Die alten Meister
energetisierten den Speichel zusätzlich durch das Kauen des Speichels und einige der alten
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Praktiker ernährten sich in ihren Retreats nur noch von Speichel, Atem und Licht. Sie haben
Methoden ausgearbeitet, um das Kauen und einspeicheln auf eine energetische Ebene zu heben.
Dabei nehmen sie im Kauprozess kosmisches Qi auf. Schon meine Großmutter sagte mir
laufend, das ich mein Essen trinken und mein Trinken essen solle. Diese Aussage trifft den
Nagel auf den Kopf.
Im modernen Leben können wir viel von den Prinzipien der daoistischen Ahnen im Rahmen der
Nahrungsauswahl, Zubereitung und deren Aufnahme anwenden.
Denn, es ist das Essen, welches uns schneller altern lässt. Falsches Essen, falsche Zubereitung
und falsche Aufnahme löst Krankheiten aus, verschleimt unsere Organe und vernebelt den Geist.
Der Unsterbliche Lan,Caihe pflegte besonders die Vermeidung von emotionaler Verunreinigung
und achtete auf spirituelle Hygiene. Han, Xiangzi steht dafür, das Sauerstoff die Hauptnahrung
des Körpers ist und betonte entsprechend das Prinzip Tu Gu Na Xin (altes abgeben, neues
aufnehmen), dessen Kurzfassung Tuna sich als Atmen und Tuna Gong als Atemübung in der
„Qigong Sprache“ eingebürgert hat. Zhang, Gulao soll den menschlichen Körper vor allem als
Wasser verstanden haben sowie Quan, Zhongli ihn als strömende Energie gesehen haben soll.
Cao, Guojiu wiederrum soll sich auf die Gesetze der Ernährung vertieft haben. Li, Tieguai soll
innere Übungen ( Nei Gong) und eine strukturelle Balance kultiviert haben. Wie auch immer die
Legenden um die acht Unsterblichen gesehen werden, können wir doch viel Nutzen daraus
ziehen und mit solchen Anregungen den physischen Körper, den mentalen Körper, den
emotionalen Körper und den spirituellen Körper klären und miteinander in Balance bringen. Die
acht Unsterblichen stehen für weitaus mehr. So stehen sie z.B. auch jeweils für eine der acht
Richtungen innerhalb des Nachgeburtlichen Bagua.
Dem Trigramm Wasser, und somit dem Winter, entspricht der
Unsterbliche Zang Guo Lao. Seine Aufgabe war, die reinkarnierenden Seelen in diese Welt zu
geleiten. Deswegen hängt sein Bild in den Häusern der Menschen, die sich ein Kind wünschen.
Er sah aus wie ein sehr alter Mann und hatte ein weises Maultier, auf dem er oft rückwärts
sitzend ritt. Legenden erzählen, dass er sein Reittier wie ein Stück Papier zusammenfalten, sich
in die Tasche legen und danach mit Wasser wiederbeleben konnte. Der Name Zang Guo Lao
bedeutet „der ehrwürdige“ und sein Leben ist in den offiziellen Geschichten der Tang Dynastie
beschrieben. Man nannte ihn den Magier-Daoist. Eine Geschichte erzählt, dass mehrere Kaiser
ihn an ihrem Hof haben wollten und ihm dafür hohe Posten und Prinzessinnen versprachen. Als
er so eine offizielle Vorladung nicht mehr ablehnen konnte, begab er sich an den Hof und starb
vor den Augen des Kaisers. Nach ein paar Tagen war sein Sarg aber leer und Zang Guo Lao
wurde später an anderen Orten lebendig gesehen. Sein Symbol ist die Bambustrommel mit zwei
Eisenstangen.
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Vollständiges Atmen
Das Atmen ist ein wichtiges Werkzeug innerhalb der daoistischen Selbstkultivierung und auch in
diesem Rundbrief möchte ich, mit einigen Hinweisen, darauf eingehen
Aus der Traditionslinie Quan Zhen Dao sind die Geschichten um Wang, Chongyang (einem
Schüler von Lu, Dongbin) und seinen Schülern/in in dem Buch „Die sieben Meister des
wunderbaren Dao“ beschrieben, was sehr zu empfehlen ist. Dort werden die verschiedenen
Hindernisse der Selbstkultivierung beschrieben, woraus wir wiederrum großen Nutzen ziehen
können.
Wang, Chongyang, der Begründer des QuanZhenDao, „dem Weg der höchsten Wirklichkeit“
oder auch „Weg der Vollständigen Perfektion“ sowie „Weg der vollständigen Realität“ genannt,
verfasste Texte zur Selbstkultivierung. Von Richard Wilhelm wurde der Text „Tai Yi Jin Hua
Zong Zhi“, „das Geheimnis der goldenen Blume“ übersetzt. Die 13 Kapitel umfassende Schrift
geht u. A. auf die Aspekte Bewusstsein, Beobachten, mögliche Fehler, Meilensteine und
Bestätigungen unserer kultivierungsarbeit ein. Im Kapitel vier gibt er für den erfahrenen
Praktiker gute Hinweise zum Atmen. Den Atem kultivieren, um zum wahren Atem zu kommen,
der körperlich nicht mehr Wahrnehmbar ist und der Eindruck entsteht, als atme man gar nicht
mehr.
Die Grundlage dafür ist die normale Bauchatmung, welche zur vollständigen Atmung
ausgeweitet wird. So lässt sich das ein- und ausatmen von einer Person an jeder Körperstelle
spüren. Wir atmen, wie mit einer den ganzen Körper umfassenden Atemmembran.
Der Geist reitet auf dem Atem und kann sich so von 10.000 Gedanken auf einen sammeln, bis
die geistige Aktivität soweit still geworden ist, dass man auch diesen einen Gedanken loslässt
und Yuan Shen, den ursprünglichen Geist erfährt. Dazu ist hingebungsvolles Üben ohne
Ablenkung und eine tiefe Ruhe notwendig, damit das Atmen in einen immer ruhigeren
Rhythmus kommt und so sanft immer tiefer geatmet werden kann. Z. B. eine Minute einatmen,
30 Sekunden verweilen, eine Minute ausatmen, 30 Sekunden verweilen, um dann wieder ein zu
atmen. Beruhigt sich die Atmung, so beruhigt sich auch der Geist. Das chinesische Wort für
Atmen ist Xi. Das Schriftzeichen Xi besteht aus 2 Silben: „Zi“ (Selbst) und „Xin“ (Herz). Die
Meister sagen, das Atmen ist die Reflexion deines Herzens/Geistes. Der Atem ist immer das
Echo des Geistes. Atem und Geist sind miteinander verwoben. Ein unruhiger Geist wird die
Atmung entsprechend beeinflussen. Ebenso wird ein unruhiger Geist die Muskulatur an der
Entspannung hindern. Die Qualität des regulären Atmens ist von der Qualität der
Muskelentspannung abhängig. Daher beinhalten klassische Qigong Übungen immer auch
Dehnungen der Sehnen und Muskulatur wie wir sie z.B. auch vom Yoga her kennen.
Vollständig atmen wir, wenn sich der ganze Körper mit seinen Extremitäten spürbar sanft füllt
oder sanft ansaugt wenn wir einatmen. Kommen wir bei solchem Üben immer mehr zur Ruhe,
wird sich nach und nach das wahre Atmen einstellen.
Kohärenz
Kohärenz bedeutet Übereinstimmung. Hier ist die Übereinstimmung der Herzfrequenzkurve mit
der Kurve der Atemfrequenz gemeint. Der Ungeübte, der Normalzustand zeigt keine Kohärenz:
Wie bei vielen Sportarten kommen wir hier außer Atem.
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Der Geübte entwickelt eine Kohärenz von Herzschlag und Atemrhytmus. Die moderne
Forschung spricht bei folgender Darstellung von RSA, einer Respiratorische Sinus-Arhythmie.
Der Herzrhythmus verändert sich (Arhythmie) sinusförmig mit dem Atem, was genau so im
Qigong passiert.
(Quelle: http:/www.wofhard.online.de/bfb/KohaerenzHG.htm)
Bei verloren gegangener Kohärenz wirken Sympathikus und Parasympathikus nicht in Harmonie
zusammen. Die vegetative Kontrolle ist nicht wirksam und viele Stressbezogene Krankheiten
fassen Fuß. In der modernen Therapie gibt es ein Kohärenz-Training, auch als HRV-Training
(Herz-Raten-Variabilität) bezeichnet. Diese Auswirkung war schon den alten Meister bekannt,
auch wenn sie es nicht derart wissenschaftlich Formuliert haben. Es liegen Ergebnisse von
Studien vor, welche bestätigen das ein Kohärenzzustand nicht nur körperlich und emotional
entspannt, den Insulinspiegel reguliert und den Blutdruck stabilisiert, sondern auch das
Immunsystem kräftigt und Entzündungen hemmt. Darüber hinaus reguliert Atmen die
Hormondrüsen, indem diese durch die sanfte Atembewegung massiert werden. Alle
Körperfunktionen sowie Geist und Emotionen regulieren und harmonisieren sich.
Also Atmet fleißig, wobei ein- und ausatmen gleichlang sind.
Jetzt im Winter ist eine gute Zeit für Atemübungen in Kombination mit dem Verwurzeln. Dazu
nutzt man die Methode des Yong Quan-Atmens. Hier kann sowohl die normale Bauchatmung als
auch die Revers-Atmung genutzt werden. Dabei hat man die Vorstellung, beim ausatmen mit den
Fußsohlen bzw. den „sprudelnden Quellen“ in die Erde zu atmen. In der Winterzeit senkt sich
Energie von oben nach unten ab und diese natürliche energetische Flussrichtung macht die
Kultivierung der Erd-Wurzel einfacher. Es gilt dabei, das Ein- und Ausatmen in gleicher Länge
praktiziert werden. Jetzt im Winter können wir die Trainingsbelastung, den Trainingsreiz stärker
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setzen. Ab Frühling bis Sommer kann das Fließen der Energie, wie z.B. beim Taijiquan, in den
Übungsvordergrund treten.
Am 14.-15.April wird wieder ein Einführungsseminar zum Thema Atmen im Dan Gong
durchgeführt. Dabei werden Methoden zur Verbesserung des regulären Atmens, die normale
Bauchatmung und die vier Tore Atmung theoretisch und praktisch vermittelt und eingeübt.
Darüber hinaus stehen fortgeschrittene Atemmethoden in unseren Qigong Intensivtagen auf dem
Programm.
Im letzten Rundbrief wurde das Stehen wie ein Baum (Zhan Zhuang Gong) thematisiert.
Entspannungsmethoden, Haltungsprinzipien und Zhan Zhuang Gong werden in dem Seminar am
20.-21. Januar umfangreich theoretisch und praktisch erarbeitet.
Die Seminare der Qigong Ausbildung 2018-2020 können auch einzeln gebucht werden, was z.B.
für Wiederholer eine gute Auffrischung und Vertiefung ist, zumal sie 50% Ermäßigung erhalten.
Im Folgenden schildert Olaf, der die Homöopathie Artikel in unseren Rundbriefen verfasst, seine
Erfahrungen mit der Qi Gong Schüttelübung.
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Schütteln – Erfahrungen mit einer einfachen aber wirkungsvollen Übung
Im Rahmen der Qigong-Ausbildung 2016/2017 erwähnte Gerhard, dass es in allen antiken
Qigong-Systemen 4 Charakteristika gibt:
Tou - Schütteln
Jou - Bewegen
Hou - Atem-/Mantra
Ding - den Geist Anbinden / Meditation
Es gab mir zu denken, dass das Schütteln hier einen eigenen Bereich darstellt. Bisher kannte ich
es nur als Aufwärmübung von kurzer Dauer. Es schien mir also notwendig, dieses „fehlende
Puzzleteil“ genauer anzuschauen und ich nahm Gerhards Hinweis auf, Übungen doch mal länger
am Stück zu üben.
Ich übte folgendermaßen:
1.Vorbereitungstellung
2. ca. 15 Min. schütteln auf drei Ebenen (Gelenke, Haut/Muskel/Sehen, Organe)
3. nachspüren, fließen lassen
4. Visualisierung: Der Körper ist mit grauer Flüssigkeit gefüllt, die über die Fußsohlen
abgelassen wird. Man beobachtet das langsame Absinken des Spiegels (2-5 Wiederholungen
nach Bedarf)
Diese Abfolge wiederholte ich drei Mal so dass ich insgesamt auf 45 Min. Schütteln, aufgeteilt
auf drei „Sätze“ kam. Zusammen mit den Schritten 3. und 4. ergab sich eine Übungsdauer von
etwas über einer Stunde. Später schüttelte ich auch mal die 45 Min. in einem durch.
Die Wirkung ist deutlich intensiver als bei kurzer Übungsdauer. Es kommt zu körperlichen
Entgiftungsreaktionen und psychischer Regulierung.
So beobachtete ich an den ersten zwei Tagen unangenehmen Körpergeruch und Hautjucken. Auf
psychischer Ebene wurden durch das Schütteln der Organe die entsprechenden Emotionen
aktiviert. Ein Vorteil des Schüttelns ist eine gewisse „Disziplinlosigkeit“ des Übens. Man muss
nicht allzu genau mit dem Körper arbeiten oder länger stillhalten. Der Entspannung von
Leber/Galle kommt das sehr entgegen. Freiwerdende Impulse können in das Schütteln
einbezogen werden. So kann man die Heftigkeit und Geschwindigkeit des Schüttelns spontan
variieren – solange man nicht abhebt.
Mit kurzem Schütteln (1-5 Min) habe ich auch im Anfängerkurs gute Erfahrungen gemacht.
Viele kommen direkt nach der Arbeit verspannt und unausgeglichen in den Kurs. Sitzen mussten
sie schon den ganzen Tag. Schüttelnd kommen sie relativ schnell in einen entspannteren
Zustand. Dabei muss man u.U. darauf hinweisen, dass die gröbsten Anforderungen des Qigong-
gerechten Stehens (schulterbreit stehen, am Scheitelpunkt aufhängen, auf den imaginären Hocker
setzen, Knie leicht beugen...) Ausgangspunkt für das Schütteln sind, da dies für Anfänger nicht
selbstverständlich ist. Nachfolgende Übungen fallen „gut geschüttelt“ leichter.
Olaf Quiring
www.olaf-quiring.de
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Jan Paul hat im Rahmen seiner Qigong Ausbildung zu dem Thema Bagua ein Einführungs-
Referat in die Thematik ausgearbeitet, welches er hier gerne mit Euch teilt. :
Bā Guà八卦 - Acht Trigramme
Was sind die Bā Guà? Und warum ist es interessant sich damit zu beschäftigen?
Die Bā Guà – Acht Trigramme sind ähnlich der Theorie von Yin und Yang ein Modell zur
Abbildung der Wirklichkeit. Sie sind ein sehr altes System (ca. 3000 vor Chr.) und gehen zurück
auf den Legendären Herrscher Fu Xi (siehe Unten); sie gelten sowohl dem Konfuzianismus, als
auch dem Daoismus als wichtiges Bezugssystem. Dementsprechend wird man im Kontakt mit der chinesischen Philosophie auch immer wieder auf die Trigramme stoßen. Die Trigramme sind die
Grundlage für die Hexagramme des Yì Jīng – Dem Buch der Wandlung.
Zum Aufbau der Trigramme:
yīn Assoziiert mit der Erde, Rezeptiv, Richtung: abwärts
yáng Assoziiert mit dem Himmel, Kreativ, Richtung: aufsteigend
Bā Guà (八卦) Acht Trigramme
Sì Xiàng(四像) [tài yīn, shào yīn, shào yáng, tài
yáng) Vier Bilder
Liǎng Yí (兩儀) [yīn, yáng] Zwei Linien
Tàijí (太極) „Der große Gipfel – der Firstbalken“
Wújí (無極)
„Gestaltloser Ur-Grund“
Ein Trigramm – Guà (卦) liest man entsprechend von Unten nach Oben: 1. Linie, 2. Linie, 3.
Linie
Benennung und darin liegendes Bild der Trigramme:
Name: Bild: Familienzuordnung:
☰ qián(乾)[Männlichkeit] - Himmel (天-tiān) - Vater
☷ kūn(坤)[Weiblichkeit] - Erde (地-dì) - Mutter
☳ zhèn(震)[Erregung] - Donner (雷-léi) - 1. Sohn
☵ kăn(坎) [Gefahr] - Wasser (水-shuǐ) -2. Sohn
☶ gèn(艮)[Aufrichtigkeit] - Berg (山-shān) -3. Sohn
☴ xùn(巽)[Sanftheit] - Wind (風-fēng) -1.Tochter
☲ lí(離)[Trennung] - Feuer (火-huǒ) -2. Tochter
☱ duì(兌)[Wechsel] - See (澤-zé) -3. Tochter
Woher kommen die Zuordnungen Vater, Mutter, 1. Tochter, usw.?
Eine Erklärung ist die Folgende (dies gilt auch allgemein für die chinesische Numerologie):
Eine ungerade Zahl ist yáng – gilt als instabil, bewegt und veränderlich,
Eine gerade Zahl ist yīn – gilt als stabil und fähig eine Form anzunehmen.
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Qualitäten der Bā Guà zum weiteren Verständniss:
Himmel
Ausdehnungsenergie; das wärmende Prinzip der Sonne, durchdringend und befruchtend.
Das himmlische erzeugende (=männliche) Prinzip.
Kopf, Führer, Kraft, Stärke, höhere Ordnung; Angriff, Kampf, Konfrontation,
feindliches Eindringen.
Erde Empfangende Energie; Ergebnis, Gewinn, Akzeptanz. Das irdische (=weibliche)
Prinzip.
Wasser Gefahr, Wildwasser, Wolken, Regen; Schlucht, Abgrund, Graben, Grube, Falle,
Fangschlinge, Loch; Bloßstellung, Krise; Mond
Feuer Sonne, Strahlung, Licht, Tag, Klarheit; Schnelle Bewegung, Abreise, Trennung;
Außerordentliche Wildheit, Fremdartigkeit; Eleganz, Verfeinerung
Donner Aufregung, Umsturz, Spaltung; Erwachen, Aufschrecken, Erschütterung, Bewegung,
Zittern, Beben, Erdbeben; Herauskommen
Wind Sanfte Durchdringung, Beweglichkeit; Milde, Nachgiebigkeit, Fügsamkeit, Anpassung;
Holz
Berg Stille, Ruhe, Innehalten, Beständigkeit; Aufrichtigkeit; Entschlossenheit
See Wechsel (aber auch Stillstand), Ausgleich, Ausgeglichenheit, Befriedigung; Freude,
Spaß, Vergnügen; Gewicht
Aus: Shí Yì, 十翼 (Zehn Flügel) Kommentare zum Yì Jīng wohl von Konfuzius verfasst.
Weitere Qualitäten und Kernsätze:
☰ qián – Himmel: Das Kreative; Stärke; Tatkraft
qián ist die drei Verbindungen (Qian San Lian)
☷ kūn – Erde: Das Empfangende; nachgiebig; Rezeptivität
kūn ist unterteilt in sechs Abschnitte (Kun Liu Duan)
☳ zhèn – Donner: Das Aufrüttelnde; Aufregung; neu entschehen; Erneuerung
zhèn ist der aufrecht stehende Krug (Zhen Yang Yu)
☵ kăn – Wasser: Das Abgrundtiefe; verhüllend; anpassungsfähig
kăn ist voll in der Mitte (Kann Zhong Man)
☶ gèn – Berg: Inne halten; unbeweglich/fest; Stille
gèn ist die umgedrehte Schale (Gen Fu Wan)
☴ xùn – Wind/Holz: Das Sanfte; durchdringend; geschmeidig
xùn ist gebrochen am Boden (Xun Xia Duan)
☲ lí – Feuer: Das Anhaftende; Verbundenheit; Zusammenhalt
lí ist leer in der Mitte (Li Zhong Xu)
☱ duì – See: Das Freudige; Freude; Genuss
duì mangelt es Oben (Dui Shang Que)
Auch die Zuordnung zu den 5 Elementen/Wandlungsphasen ist möglich:
Wǔ Xíng (五行) – „Fünf Elementen“:
- ☲ lí - Feuer (火-huǒ) -> ☷ kūn - Erde (地-dì) -> ☱ duì - See (澤-zé) Metall
-> ☵ kăn - Wasser (水-shuǐ) -> ☳ zhèn - Donner (雷-léi) Holz -> usw.
Oft begegnet man der Anordnung im Kreis - hier liest man sie von innen nach außen:
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Vorgeburtliches Ba Gua – Xien Tian Nachgeburtliches Ba Gua – Hou Tian
(伏羲, Fú Xī, 2852 bis 2737 v. Chr.) (文王, Wén Wáng, 1099 bis 1055 v. Chr.)
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Mit der diesjährigen Jahres-Abschluss-Feier findet wieder eine Tanglangquan Prüfung statt.
Zwei fortgeschrittene Schüler, Sebastian Müller und Sebastian Konik, bereiten sich seit Wochen
auf ihre Prüfung vor, sind die Anforderungen bei den höheren Prüfungen doch deutlich
umfangreicher und anspruchsvoller als bei den unteren Graden.
Im letzten Jahr platzierte sich Sebastian Müller auf seiner ersten Meisterschaft in Hamburg in
den Kategorien Handform und Waffen. Sebastian Konik begleitete ihn, Thomas Vieth und mich
zu dem Event. Beide Schüler nahmen viel Motivation für ihr Training mit nach Hause und
kommen für gemeinsames Training fast täglich zusammen. Es freut mich, wenn junge Menschen
in der heutigen Zeit an sich arbeiten, ihren Körper und Geist mit klassischen Methoden
harmonisieren und den Gemeinsinn stärken. Am 22.12. ab 18:00 Uhr stellen sich die Beiden der
anspruchsvollen Überprüfung ihres theoretischen und praktischen Leistungsstandes im Taiji
Meihua Tanglangquan der Hao Familie.
Im Folgenden findet Ihr eine Einführung über Ursprung, Geschichte und Basis Konzepten zum
Gottesanbeterin Gongfu, die auch auf unserer Homepage zu finden ist:
TANG LANG QUAN
URSPRUNG:
Die früheste Erwähnung eines Einflusses auf Kampftechniken durch das Beobachten einer
Gottesanbeterin (Mantis religiosa, praying Mantis, Tang Lang) findet sich bei Zhuang Gong
(König des Qi-Staates 77o-476 v.Chr.). Dieser König ließ nach dem Studium der Bewegungen
einer Gottesanbeterin Waffen herstellen, die den Fangarmen des Insektes ähnelten. Seine so
ausgerüsteten Soldaten machten sich einen Namen als „Mantis-Soldaten“.
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Als Gründer des Tang Lang Quan aber gilt Wang Lang (ca.1630), Sohn wohlhabender Eltern aus
Jimo County/Shandong Provinz, der zeitweise im ShaoLin Tempel am Song Shan Kampfkunst
trainierte. Wie sich im Einzelnen die Gründungsgeschichte abspielte und wer Wang Lang
wirklich war, ist auch in China heute noch nicht restlos geklärt. Mehrere Legenden dazu sind
bekannt geworden. Allen Entstehungsgeschichten gemein ist, dass der Systembegründer durch
die Beobachtung einer Gottesanbeterin inspiriert wurde. Historisch abgesichert ist keine dieser
Legenden. Je nach Region und Stilart werden entsprechend Geschichten + Legenden favorisiert.
Tang Lang Quan verbreitete sich zuerst in der Shandong Provinz im Norden Chinas aus den
Städten Layang, Haiyang und Huang Xien nach Yantai, Qingdao und Dalian. Wang Lang
beobachtete die „Arm“-Bewegungen einer Gottesanbeterin, legte sie auf die menschliche
Bewegungsanatomie um, wählte dazu die agile Schrittarbeit von Affen und integrierte die Essenz
aus 17 ShaoLin Kampfstilen in sein neu gegründetes System. Wang Lang selbst soll keine
Formen (Tao Lu) entwickelt haben. In einzelnen Arm-+ Schrittmethoden setzte er alle Prinzipien
des Tang Lang Quan um. Nachfolgende Generationen verknüpften diese „Ur-Techniken“ zu
Formen, nahmen Waffenwege aus anderen Systemen hinzu und im Laufe der Zeit entstanden, je
nach Stil, bis zu 100! Formen. Pure Tang Lang Techniken sollten in den Hauptformen der
verschiedenen Stile enthalten sein. Die ersten Tang Lang Quan Generationen liegen noch im
Dunkeln. Es gibt mehrere Geschichten dazu, die aber historisch nicht belegt sind.
Stilrichtungen des Tang Lang Quan
Alle Stile des Tang Lang Quan haben sich aus dem Mei Hua Tang Lang Quan (Pflaumenblüten
Gottesanbeterin) und dem Qi Xing Tang Lang Quan (Sieben Sterne Gottesanbeterin) heraus
entwickelt. Als Hauptstile gelten diese Beiden und das Liu He Tang Lang Quan (6 Harmonie
Gottesanbeterin). Gründer des Liu He Tang Lang soll ein 7 Sterne Meister Namens Wei San
sein, der in der Ching Dynastie gelebt haben soll.
TaiJi Mei Hua Tang Lang Quan
Das TaiJi Mei Hua Tang Lang Quan geht auf Meister Lian, Xue-Xiang (ca 1790-1860) zurück.
Berühmte Schüler Meister Lians waren Jiang, Hua-Long, Hao, Lin-Yu und Song, Tze-De. Die
Hao (Huo,He´) Familie gilt als eine der berühmtesten Mei Hua Tang Lang Familien. Die Hao
Familie ist in Yantai und Dalian ansässig. In der Linie zu Hao, Hong-Lu wird vor allem das
klassische Mei Hua Tang Lang gepflegt. Der Stilbegründer Lian, Xue-Xiang entwickelte die
Form (Tao Lu) Zhai Yao (aus allem das Beste). Die Basisübungen entstammen nicht wie beim
Qi Xing Tang Lang dem Cha Chui Quan, sondern dem Fan Che Quan (drehende Räder Faust)
und werden kleiner ausgeführt. Die Bewegungen in diesem Stil betonen den Einsatz von Taille
und Hüfte.
Als Hauptformen gelten:
LanJie, Beng Bu, Mei Hua Lu, Fan Che, Zhai Yao, Ba Zhou.
Die Hauptwaffen dieses Stiles sind Stock (gun) und Schwert (jian). Formen sind z.B.:
Liu He Gun, Wu Hu Jun Yang Gun, Dhamo Jian, Ba Xian Jian ..... .
Kampfprinzipien: Das klassische Tang Lang Quan benutzt 12 Prinzipien, oder besser
Schlüsselworte. Später erweiterte man sie auf 16, dann in den 40er Jahren nach einem Treffen
vieler Tang Lang Meister kamen weitere 4 „Schlüssel“ hinzu.
Die 12 klassischen Schlüsselworte sind:
1) Zhan-Kontakt
2) Nian-Kleben
3) Bang-helfende Hand
4) Tie- Anschmiegen
5) Ti- Heben
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6) Na- kontrolliert Fassen
7) Feng- Versiegeln
8) Bi - Verschließen
9) Lai- Locken
1o) Gou-Haken
11) Lou- nach unten Ziehen/Leiten
12) Cai-Pflücken
Zhao Shi (Pose,Form,Ausdruck,Stellung)
Um die Prinzipien korrekt anwenden zu können,
muss der Schüler 5 Aspekte der Pose miteinander harmonisieren:
Shou-(Hand)
Yan-(Auge)
Shen-(Körper-Geisteshaltung)
Fa- (Idee der Anwendung)
Bu-(Stellung/Schritt)
Der wichtigste Basisaspekt ist Bu. Ist der Schritt, die Stellung ungenau, wird alles andere auch
ungenau. In der Bewegung schnell, im Stand fest und bewegungslos. Der Schritt wird schnell
und gut durch das Üben der acht Grundstellungen (Ba Shi) und geht zusammen mit Hand, Auge,
Körperhaltung, Wissen der Anwendung und Qi. Die Vorstellung leitet das Qi, der Körper folgt
dem Qi. Die Vorstellung ergibt sich aus der Wachsamkeit des Geistes. Diesen Zusammenhang
versteht man erst durch richtiges Training wirklich.
Gong Jia Da Ba Shi (große 8 Stellungen)
Nach dem erlernen der 8 Grundstellungen vertieft man die Stellungen durch die Da Ba Shi Form,
die eigentlich eine Qi Gong Form ist. Bei diesen Positionen sind die Armhaltungen anders als bei
der Ba Shi. Der Schwerpunkt liegt aber auf innerer Energiearbeit.
Xiao Ba Shi
Hierin sind nicht wirklich alle 8 Grundstellungen enthalten. In dieser Vertiefungsstufe wird
schwerpunktmäßig das Arretieren der Stellung aus dem Schritt heraus trainiert. Wie bei der Da
Ba Shi wird in 4 Himmelsrichtungen geübt. Die Xiao Ba Shi ist die erste flüssige Form, welche
der Schüler erlernt.
Cun Li (kurze Kraft)
Die Armbewegungen zielen auf den Einsatz kurzer Impulskraft. Um dies umsetzen zu können,
müssen Qi (Energie), Yi (Vorstellung) und Shin (Geist/Körper) miteinander harmonisiert
werden.
San Guan (3 Verknüpfungspunkte)
Um die Aktionen des Gegners richtig einschätzen zu können achtet der Mantis Boxer in der
Distanz auf 3 Punkte: Kopf, Schulter und Hand. Entstehende Bewegungen erkennt man zuerst an
diesen 3 Verknüpfungspunkten (San Guan).
Ti Tui (Trittmethoden)
Tang Lang Quan kommt fast ohne Tritte aus. Obwohl 12-16 verschiedene Trittmethoden von
den meisten Familien geübt werden, setzt der Tang Lang Kämpfer primär Sicheln, Feger,
Kniestöße oder Stampftritte ein. Die Gefährlichkeit des Mantis System generiert sich aus der
meisterlichen Harmonisierung von Armen und Schritten die blitzschnell angewandt werden.
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Chin-Na (kontrolliertes Fassen und Hebeln)
Ein Mantis Boxer sucht den „Fangschlag“ wie eine Gottesanbeterin: zur rechten Zeit mit einer
blitzschnellen Aktion den Gegner in kampfunfähige Kontrolle bringen. Der Einsatz von der
Chin-Na Methode ist Standard der Mantis-Meister. Je nach Familie/Lehrer werden zum
Verständnis des Chin-Na Prinzips verschieden viele Chin Na Techniken von den klassischen 1o8
Techniken vermittelt und trainiert.
Partnerformen und -übungen
Um den Stil kampffähig zu machen, bereitet sich der Schüler durch festgelegte und freie
Partnerübungen auf den freien Kampf vor. Tang Lang Quan ist nicht für Vollkontakt
Wettkämpfe geeignet, da der Einsatz recht hart ist und beim sportlichen Kämpfen die Sicherheit
der Kämpfer nur durch ein Regelwerk gewährleistet wäre, wobei nicht mehr viel vom
klassischen Tang Lang Quan anzuwenden ist. Die Wettkampfvorbereitungen, das „Ein eichen“
auf Regeln, verändern sehr stark das klassische Tang Lang Training.
Eine Tang Lang Quan Ausbildung fordert das Meistern der kämpfenden Ebene, die Schüler
sollten sie aber auch wieder verlassen können, andere Werte anstreben als Unbesiegbarkeit. Die
klassische Ausbildung verlangt alles vom Schüler wenn er wirklich die Seele des Tang Lang
Quan spüren will. Der Weg zur Meisterschaft dauert bei richtigem Unterricht und richtigem
Üben 7-1o Jahre. Der Weg zur Vervollkommnung ist endlos.
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„Kein Mensch kann lange leben, noch glücklich sein,
wenn er seine Mutter Erde nicht ehrt und ihre Gesetze befolgt“
alte Weisheit der Essener
Alles ist miteinander verbunden, die Erde schwingt im Kosmos und im Kleinsten
auf der Erde erkennen wir das Höchste im Himmel. Wir sind eingebettet in diese
kosmische Verwobenheit – und in Harmonie mit Himmel und Erde zu leben war
für die Menschen die Natur ihres Lebens.
Heutzutage haben wir vergessen auf diese Verwobenheit zu achten, wir haben uns
die Erde „Untertan“ gemacht. Dadurch zerstören wir die Harmonie und die
Gesundheit der Erde und merken nicht, wie wir uns von der heilenden Energie der
Erde abschneiden.
Wenn ein Medizinmann gefragt wird, ob er etwas über Heilpflanzen lehrt, gibt er
zur Antwort: „Lerne erst wie Du über die Erde gehst.“
Mit Achtsamkeit, Demut und Dankbarkeit können wir wieder lernen die Gesetze
der Erde zu erkennen und schaffen die Möglichkeit wieder in Harmonie mit
Himmel und Erde zu leben. Die Erde schenkt uns ihre Gaben, in jeder Heilpflanze
steckt ein Stück ihrer Lebenskraft. Wenn wir die Erde in Achtsamkeit und
Dankbarkeit annehmen, wird sie für uns eine starke Medizin sein.
Diese Haltung können wir nicht intellektuell lernen. Wir sollten lernen unser Herz
dafür zu öffnen, der Herzgeist führt uns wieder zu uns selbst. Haben wir einige
Pflanzen in der Natur beobachtet, sind ihnen wirklich begegnet und haben ihre
Heilwirkung und ihren Geist ganzheitlich erfasst, schmecken wir viel mehr den
Pflanzen-Spirit als wenn wir Pflanzen nur aus Büchern kennen.
Ein wichtiges Instrument zur Wahrnehmung und des Verstehens ist das intuititive
Wahrnehmen, erfassen des Lebewesen Pflanze.
Wir stellen hier 3 verschiedene Bewusstseinsaspekte gegenüber:
1. Das Bauchzentrum: Im Bauch liegt der Instinkt verborgen. Wenn wir aus
dem Bauch entscheiden, dann tun wir das, was unserer eigenen
Lebenssituation, unserem Ego oder einer Gruppe, mit der wir verbunden
sind, am besten nützt.
2. Das Herzzentrum: Das Herz ist das Zentrum der Beziehungen und Gefühle.
Über das Herz werden Verbindungen mit anderen hergestellt. Wenn wir eine
Entscheidung aus dem Herzen fällen, dann liegt uns das Wohlergehen
unserer Mitmenschen am Herzen. Das Herz ist das Erkenntnis- Zentrum für
unsere Beziehungen.
3. Das Kopfzentrum: Der Kopf ist das Zentrum des Intellekts, des
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analysierenden, trennenden und lenkenden Prinzips. Der Intellekt trennt, teilt
in Kategorien und ist kritisch.
Bei den meisten Menschen stehen Herz und Kopf in einem steten Konflikt
miteinander. Die Intuition ist weder der Instinkt im Bauch, noch ein Gefühl aus
dem Herzen oder ein Ergebnis des Intellekts, sondern sie entsteht aus der Synthese
zwischen Herz und Kopf.
„Durch die Logik beweisen wir etwas, aber durch Intuition entdecken wir
etwas.“
Henry Poincaré
Auf gewisse Weise ist Intuition ein direkter Weg zur Wahrheit. Es ist dieses
Wissen, dass wir eine Ahnung davon haben. Dazu müssen Herz und Verstand ein
ausgeglichenes Verhältnis haben.
Es ist wichtig in die Stille zu hören, wenn wir uns mit uns selbst verbinden wollen,
um unseren intuitiven Verstand fließen zu lassen.
Genauso verhält es sich bei der Erkenntnis des Wesens einer Pflanze.
Wir brauchen einerseits Kenntnis über die Botanik, andererseits auch die Liebe zu
den Pflanzen und Ausdauer und Bereitschaft zu unermüdlicher Arbeit. So haben
wir die Möglichkeit das Äußere und die inneren Qualitäten, den Spirit der Pflanzen
zu erkennen.
Mutter Erde birgt nicht nur Leben, sie besitzt auch Mittel und Wege in unzähligen
Formen und Arten krankes Leben zu heilen. Die bekannteste und älteste Form der
Heilmethoden ist die Anwendung von Heilpflanzen. Dieses Wissen wurde von
Generation zu Generation weitergegeben. Eines des kostbarsten Wissen überhaupt.
Wenn wir uns wieder mit Mutter Erde verbinden, in die Ruhe eintreten und lernen
wahrzunehmen und danach zu handeln, haben wir die Möglichkeit wieder
ganzheitlich zu gesunden und in Harmonie mit Himmel und Erde zu leben.
Text: Hadmut Mühlendyck
Quellen: „Medizin der Erde“ AT-Verlag , „Wesen und Signatur der Pflanzen“ At-Verlag
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Auch aus unserer Meditationsgruppe kommt ein Erfahrungsbericht, den Dirk Rützel mit Euch
teilen möchte. Erfahrungen zu teilen, hilft uns Allen. Zum einen als Motivation oder um fest zu
stellen, das es anderen ähnlich geht, zum anderen hilft es seine Erfahrungen zu formulieren , sich
über Entwicklung bewusst zu werden und bei Bedarf Korrekturen vor zu nehmen. Ein Austausch
untereinander ist immer lehrreich und kann Fehler aufzeigen als auch zu bestätigen, das unser
Üben in die richtige Richtung sich entwickelt.
„Seit Anfang 2011 kommen wir – über die Jahre in unterschiedlicher Zusammensetzung – zum
wöchentlichen Meditationsabend zusammen, der von Gerhard allgemein bzw. überkonfessionell
gestaltet wird. ALLE sind willkommen! Diese Zusammenkunft, neben dem Taijiquan – und Qi
Gong – Training, ist für mich DIE Tankstelle, sozusagen ein Auffüllen des Tanks / Akkus mit
Premium - Kraftstoff. Es war und ist eine Reise zu mir selbst, immer weiter und tiefer. War und
ist dies doch zunächst erst einmal die Voraussetzung dafür, verschiedene Dinge und Ebenen
meines Lebens klären zu können, ergibt sich danach auf ganz natürliche Art und Weise der
bewusste Kontakt mit meiner Umwelt und - ja, auch – auf ganz natürliche Art und Weise der
Kontakt mit dem Höheren, der kosmischen Kraft.
Aus dieser vertrauensvollen Ruhe heraus bekomme ich einen klaren Blick auf die Dinge. Ich
werde mir meiner Selbst bewusst. Wo stehe ich? Wo bin ich? WAS IST um mich herum?
Sehr vieles hat sich in den vergangenen Jahren zum Positiven gewandelt, Probleme und
sogenannte Freundschaften haben sich aufgelöst bzw. hat sich meine Perspektive auf die Dinge
gewandelt. Dies hat auch mit einem Loslassen – Können zu tun. Der Weg ist nicht immer
ebenerdig, auch steinig. Aber er hat etwas Klärendes. Diese Klärung geht einher mit lieb
gewonnener Freiheit, mit (manchmal mehr, manchmal weniger vorhandener) Willens- und
Durchsetzungskraft, die ich nicht mehr missen möchte. Dadurch entsteht Neues und die
Wahrnehmung, dass doch so vieles eingefahren war / ist.
Habe ich in diesem Jahr nicht kontinuierlich Zeit gefunden zu üben, habe ich dabei aber
festgestellt, wie viel mein Körper bereits gespeichert hat von der „Neuausrichtung“. Das hat
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mich dann doch gefreut, bedeutet es doch, dass die Mühe der vergangenen Jahre nachhaltig ist
und ich die gewonnenen Einsichten im Alltag integrieren kann.
Zugegeben, diese Erkenntnisse sind nicht immer angenehm für mich, sie erfordern auch Kraft
der Umkehr bzw. des Wandels, aber sie bringen mir ein Selbst – bewusst - werden.
Es lösen sich Blockaden auf, die Lebensenergie, der Urgrund unseres Lebens, kann (wieder) frei
fließen.
Wie viel wollen wir uns unserer Lebenszeit berauben lassen, weil wir Dinge tun, die wir
eigentlich gar nicht tun wollen?
Wir können die Welt erhellen, mit dem was in UNS ist, in UNS scheint – wir müssen nur
zulassen, dass es scheinen darf.
Und in den Räumen, die nach Ansicht anderer dunkel bleiben sollen, müssen wir uns nicht
(ständig) aufhalten!“
Text: Dirk Rützel
Liebe Dan Gong Freunde,
noch wirken die Feuer-Energien der letzten zwei Jahre, was bestimmt zu hektischen Aktivitäten
geführt hat. Den beiden Regenten, Feuer Affe und der Feuer Hahn, ging es vor Allem darum,
Veränderungen an zu schieben und Neues zu wagen. Ab 2018 wird der Hund mit der Energie der
Erde das Ruder übernehmen, was der Bewahrung von Sicherheit und Stabilität zu Gute kommt.
In der Zeit des Erd-Hundes lassen sich leicht eigene Lebensumstände hinterfragen. Freuen wir
uns ruhig darauf, können wir doch mit der Unterstützung des Erd-Hundes sicher einiges
geraderücken.
Achten wir bei Allem auch darauf, dass unser eigener Weg in eine Richtung geht mit der wir uns
vom ICH zum WIR entwickeln, vom Menschen zur Menschheit.
Der französische Jesuitenpater Pierre Teilhard de Chardin (1881-1955), der als Paläontologe die
Entwicklungen des Lebens wissenschaftlich untersucht hat, erkannte, dass wir Menschen wie
Einzeller leben, die kaum eine Bindung zueinander haben. Bei der Entwicklung des Lebens gab
es zunächst auch nur Einzeller, die sich dann zu komplexeren Organismen zusammenschlossen
und so die Entfaltung der Natur voranbrachten. Da sollten wir umdenken, uns klar machen das
wir Menschen enger miteinander verbunden sind als das wir digital vernetzt sind. Finden wir den
Zugang zum Unbewussten, damit wir aus den Tiefen der Seele schöpfen können und aus der
Isolierung des ICH zum gemeinsamen WIR wachsen. Dazu ist es nötig auf unser Gegenüber
zuzugehen, uns zu öffnen, auszutauschen und mitzuteilen.
Wir vom Dan Gong freuen uns, dass wir das Know How der Daoisten in dieser wechselhaften
Zeit mit Euch teilen können. Soll der Daoistische Weg in Richtung eines Gleichgewichtes von
Körper-Geist und Seele weisen, muss er auch gegangen werden. Das wiederum bedeutet
Ausdauer, Fleiß, Hingabe und schließlich Arbeit und noch mehr Arbeit.
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Homöopathie und Selbstklärung – Chara intermedia
Jedes homöopathische Mittel kann zur Selbstklärung beitragen,
wenn es angezeigt ist. (Siehe Artikel im Rundbrief Frühjahr 2017)
Aber manche scheinen für diese Möglichkeit in besonderer Weise
geeignet. Die Süßwasseralge Chara intermedia ist eine
bemerkenswerte Pflanze, doch die wenigsten haben sie je gesehen.
Sie bevorzugt Standorte mit nährstoffarmem Wasser, wie z.B.
frisches Quellwasser oder den tiefen Grund von Seen, wo sie in bis
zu sechzig Metern Tiefe, vom Wechsel der Jahreszeiten unberührt,
in dämmrigem Licht lebt.
Bevor sie für die Homöopathie entdeckt und geprüft wurde, ist sie
den Limnologen (Gewässerkundlern) aufgefallen, weil sie auch
trübes Wasser glasklar filtern kann und sich damit geeignetere Lebensbedingungen schafft.
Zerreibt man ein Stück davon, so setzt sie einen schwefeligen Geruch frei. Das liegt daran, dass
in ihr viel Senföle zu finden sind. Das sind Stoffe die man aus Kresse, Senf und Meerettich
kennt, und die sowohl für den scharfen Geschmack, als auch für die klärende, desinfizierende
Wirkung verantwortlich sind. Der Biologe H. C. Vahle bezeichnet sie daher als eine
„Feuerpflanze unter Wasser“. Im Laufe ihres Lebens lagert die Alge Kalk an ihrer Oberfläche
ab, der bei Stoffwechselprozessen übrig bleibt. Das führt dazu, dass sie schließlich zu einem
filigranen Kalkskelett erstarrt.
Diese knappe Beschreibung sagt schon recht viel über die homöopathische Anwendung und
Wirkung aus. Die Zustände sind gekennzeichnet durch Starrheit und viel Ungeklärtes. Die
Vergangenheit wird nicht selten als „verschwommen“, die Zukunft als „neblig“ beschrieben. Die
Lebenssituation ist „wie einbetoniert“ oder man „lässt sich treiben“. Die Betroffenen haben oft
einen schlurfenden oder trippelnden Gang, sind in ihrer Haltung gekrümmt und/oder
unbeweglich. Sie leiden unter Nackenschmerzen und Kopfschmerzen die vom Nacken
ausstrahlen. Muskelansatzschmerzen und allgemeine Steifheit sind verbreitet. Die Symptome
sind morgens schlimmer als abends.
Erprobte Indikationen sind:
- Altersdemenz
- Migräne
Foto: Christian Fischer
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- schwere Akne
- Hüftarthrose
- Aufmerksamkeitsstörungen bei Jugendlichen (ADS / ADHS)
Das Mittel kann bei so -scheinbar- unterschiedlichen Leiden wirken, wenn das Empfinden des
Betroffenen und die Symptome dem Mittelbild entsprechen. Doch auch relativ gesunde
Menschen können von der reinigenden Wirkung profitieren. Prüfer berichteten von dem Drang
aufzuräumen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Traumaktivität war gesteigert
und es kam viel Unverarbeitetes ins Bewusstsein.
Für einen Selbstversuch reicht eine Einmalgabe C60
Literatur: Brand, Heidi; Groeger, Norbert. Chara intermedia – Die reinigende Kraft der
Amleuchteralge. Kandern 2012.
HP Olaf Quiring, www.olaf-quiring.de
Tanglangquan zählt zu den „äußeren“ Kampfkünsten. Die Einteilung in Außen und Innen in
Bezug auf die Kampfkünste ist jedoch keine „Schwarz-Weiß“ Unterteilung. Eher ist es so, das
Inneres auch äußere und Äußeres auch innere Ebenen hat, welche im Training und der
Herangehensweise entsprechend geübt werden. So hat Tanglangquan z.B. den Anspruch, die
Sechs Harmonien (Liu He) zu meistern, Bewegungen werden ebenso aus dem Dantian generiert
wie bei den Inneren Kampfkünsten. Innen und außen fließen zu einem Ganzen zusammen.
Das Konzept von Yin und Yang finden wir im Tanglangquan z.B. durch „Schrumpfen und
Ausdehnen“ oder durch Hart und Weich, Schnell und Langsam. Die Theorie der 5
Wandlungsphasen lässt sich da schon schwieriger „greifen“. Bei genauerer Betrachtung jedoch
erschließt sich dieses Konzept im Training der überlieferten Formen und in der Partnerarbeit. Im
folgenden findet Ihr einen Artikel von mir zu diesem Thema:
WU XING IN DEN KAMPFKÜNSTEN Die Theorie der 5 Wandlungsphasen/5 Elemente, ist, wie wir gesehen haben, mit vielen anderen
Theorien, Ideen und Künsten kombinierbar. Wu Xing - sowie Yin und Yang - Theorien fließen
in die TCM, in die Ernährungsmethode, in Feng Shui (chin. Geomantie) aber auch in die
Kampfkünste mit ein. So z. B. in die 5 Methoden zum Entwickeln von Gefühl in Quan-Fa
(Chuai-mo). Laut dem Lexikon der ostasiatischen Kampfkünste von Werner Lind bedeutet
Chuai: „schätzen, vermuten“. Mo bedeutet: „studieren, forschen“. Chuai-Mo sind Methoden, die
nächste Technik des Gegners zu erforschen und richtig einzuschätzen. Diese Methoden können
bei rechter Konzentration in den Formen (Tao-Lu) geübt werden. Vor allem werden sie aber in
Partnerübungen geübt.
1.:TIE = ANKLEBEN, 2. NIAN = ANHAFTEN, 3. SUI = NACHFOLGEN 4. LIAN =
MITBEWEGEN, 5. BU DIU DING = DURCH ENTSPRECHUNG NICHT VERLIEREN.
In Kombination mit WU-XING entspricht:
1. TIE -JIN/METALL
2. SUI -MU/HOLZ
3. BU-DIU-DING -TU/ERDE
4. NIAN -SHUI/WASSER
5. LIAN -HUO/FEUER
Im Bereich der Kampfkünste haben die Wu-Xing in den Shaolin Tierstilen (Wu Qin-Xi/Wu Chin
Hsi) im Xing Yi Quan, Ba Kua Quan, Tai Ji Quan u. a. besondere Bedeutung. Z. B. im Xing-Xi
Quan sind die 5 Basis-Bewegungen den 5 Wandlungsphasen zugeordnet. Die
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5 Grundtechniken werden in den 12 Tierformen des Xing-Yi Quan aneinander gereiht und
kombiniert. Alle Bewegungen haben eine bestimmte Ausgangsposition (San-Ti).
Die Grundtechniken der 5 Elemente im Xing-Yi sind:
1. Bi (spalten) Das Qi schwillt stark an und sinkt wie beim Holzhacken wieder ab
2. Beng (durchschlagen) Hier durchläuft das Qi die Stützen von öffnen und schließen
3. Cuan (schrumpfen) Qi strömt in einem feinen Strahl aus
4. Bao (betäuben) Hier schießt das Qi explosionsartig nach außen
5. Heng (durchkreuzen) Das Qi wird plötzlich bogenförmig ausgestoßen
Allgemein lässt sich sagen:
Feuer: Seitlicher gerader Fauststoß, wobei die Kraft aus dem Hüfteinsatz generiert wird.
Feuer bezieht sich auf die aktuelle Aktivität, eben dem Fauststoß auf dem Weg ins
Ziel.
Erde: Bezeichnet die Kraft, die aus der Erde kommt. Erde entwickelt innere Stärke.
Diese Kraft ist schwer, langsam und kommt in der Regel aus einer tiefen Stellung.
Metall: Ähnlich wie die Kraft der Erde, jedoch mehr streckend unter Berücksichtigung der
Einheit des Schlagarmes.
Holz: Auch wird der Fauststoß betont, jedoch unter Einbeziehung einer Drehung der
Gelenke. Wurde Metall auf mittlerer Distanz genutzt, werden die „Holz-Techniken“
aus der Nahdistanz ausgeführt.
Wasser: Hier sind die Techniken flüssig wie die Wellen des Meeres. Die Wasser-Kraft ist
sanft und kommt auf kurze Distanz zur Geltung.
Es muss hier gesagt werden, das Kampfkünste auch ohne Wissen der Wu Xing Aspekte in der
Kampfkunst hohes Niveau erreichen können. Die Theorie der Wu Xing aber helfen, das
Geschehen in Solo- und Partnerübungen sowie Faust- und Waffenkampf auf zu rastern und
dienen letztendlich dem tieferen Verständnis im Forschen des eigenen Systems. Auch beziehen
sich die Wu-Xing nicht nur auf die „inneren“ Kampfkünste. Jedes System birgt die Aspekte der
Wu-Xing. Mir hat es geholfen, die Wu-Xing in den Prinzipien von Tang Lang Quan und Tai Ji
Quan zu erforschen. Gerade dadurch wurden die Übungs- und Kampfprinzipien verständlicher.
Wu-Xing sowie Yin und Yang sind auf alle Naturerscheinungen, Handlungsweisen und und, und
... anzuwenden.
Lüdinghauser Stadtfest 2017
In unserer Tanglangquan Gruppe gibt es wieder einen Generationswechsel. Viele steuern auf das
Abitur zu und finden somit nicht mehr so viel Zeit für intensives Training. Ein guter
Schulabschluss ist eben sehr wichtig. Neue Teilnehmer kommen aber dazu und so führen wir die
nächste Generation zu ihren persönlichen Erfolgen.
Seit langem sind wir im September wieder auf dem Stadtfest mit Demonstrationen im Taijiquan
und Tanglangquan aufgetreten. Mir und dem Publikum war es eine Freude, den Kindern,
Jugendlichen und Erwachsenen bei ihrer Tanglangquan- bzw. Taijiquan-Vorführungen zu
zuschauen.
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Zu bemerken wäre an dieser Stelle, dass mit nur zwei Proben die Demo sehr gelungen war und
sich auch die „Schüchternen“ auf die Bühne getraut haben. Toll gemacht! Jetzt steht das
Training im Zeichen der Prüfungsvorbereitung bis Dezember. Einmal jährlich, zur
Jahresabschlussfeier, findet die Tanglangquan Prüfung im Dan Gong statt.
Ab Januar 2018 startet wieder eine Qigong Grundausbildung, in der das Fundament für eine
solide Qigong Praxis gelegt wird. Geeignet ist diese Ausbildung für Einsteigende aber auch für
Interessenten der inneren Alchemie. Neben dem Verständnis der Grundlegenden Konzepte und
Prinzipien, dem Überblick über den Weg des Nei Dan Gong mit den Entwicklungsstufen, stehen
das praktische Können und die Entwicklung von Grundfähigkeiten im besonderen Focus.
Mittlerweile sind fünf solcher Ausbildungen durchgeführt worden und das Feedback der
Teilnehmenden bestätigt unsere Herangehensweise. Für mehr Informationen dazu meldet Euch
gerne bei mir.
Um innere Alchemie wirksam zu entwickeln, brauchen wir ein solides Fundament, dass sich vor
allem auf die Quantität und Qualität des Qi stützt. Quantität und Qualität des Qi ergeben sich aus
den Atemübungen, den Zhan Zhuang Übungen sowie den verschiedenen Kreisläufen wie Erd,-
Menschen- und himmlischen Kreisen. In der Entwicklung der Atemfähigkeiten differenziert man
die reguläre Atmung, dessen Verbesserung durch Strecken und Dehnen der entsprechenden
Muskulatur erreicht wird. Weitere Übungsebenen sind normale Bauchatmung und paradoxe
Bauchatmung (Reverse Atmung) bzw. Embryonal-Atmung. Die Qualität des Atmen entwickelt
sich aus der Qualität der geistigen und körperlichen Entspannung. Daher sind Dehnübungen für
die Qualität der Muskelentspannung von Bedeutung, darum sollten Dehnungsübungen unseren
weiteren Weg begleiten. Über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten verinnerlicht man
die normale Bauchatmung, wobei bestimmte „Bewegungen“ wie Ausdehnung der vorderen
Bauchmuskulatur, der hinteren unteren Rückenmuskulatur und dem Beckenboden sanft aber
spürbar fest zu stellen sind. Danach erst entwickeln wir die Gegen-Bauchatmung, deren Üben
immer mit der normalen Bauchatmung beginnt. Haben wir so unseren ruhigen Atemrhythmus
gefunden wechseln wir in die Revers-Atmung. Am Ende der Gegen-Bauchatmung wechseln wir
wieder zur normalen Bauchatmung und schließen die Übung ab. Da ein falsches Üben mit
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Gefahren für die eigene Gesundheit verbunden ist, sollte der Übende von einem Lehrer betreut
werden, um sicher zu stellen, dass die richtige Intensität des Atmens erarbeitet werden kann. Mit
zu viel Kraft und Forcierung des Atmens schadet man sich nur selbst und verstärkt negative
Energie, die sich gerne in uns festsetzt. Atmen ist ein völlig natürlicher Vorgang in den nur
äußerst sanft eingegriffen werden sollte.
Sechs „Schlüssel“ Hinweise sind bei Atemübungen zu beachten:
1):Den Kopf gerade halten
dadurch bleiben der Geist und Bewusstsein wach und aufmerksam
2):Vermeide Blinzeln und Augenbewegungen
Die Augenlider und -region sowie die Augen selbst sollen entspannt sein, damit Geist und
Aufmerksamkeit sich nicht zerstreuen,
3):Halte den Brustkorb aufrecht und geöffnet.
Das hilft dem Herz frei zu funktionieren, das Zwerchfell kann so besser mitarbeiten und das Qi
kann sich frei im oberen Rumpf bewegen.
4):Trainiere das untere Dantian kontinuierlich.
Achte immer bewusst auf deine Atmung und fühle, wie die Atmung im unteren Dantian entsteht.
5):Richte die Knochen des unteren Rücken und die Wirbelsäule auf.
Die Wirbelsäule soll immer gestreckt bleiben und sich nicht nach hinten lehnen oder nach vorne
zusammensinken, da sonst der Qi Fluss behindert wird.
6):Die Arme/Hände und die Beine/Füße werden in einer natürlichen Haltung positioniert.
So gibt es keine Ablenkung oder Irritationen/Verspannungen in deren Muskulatur.
Die Atmung zu regulieren (Tiao Xi) entspricht im Rahmen der fünf Regulationen der Strategie,
welche ich einsetze um bestimmte Ziele zu erreichen. Lest hier auch in den letzten beiden
Rundbriefen die Bedeutung der Verlängerung des Ein- bzw. des Ausatmens in Bezug auf Wasser
(Kan) und Feuer (Li).
Neben den verschiedenen Methoden des Embryonal Atmen steht das Öffnen der drei Pass-Tore
hinten und vorne. Drei Tore vorne (Qian San Guan) sind: der obere Pass Niwan (Lehmkugel),
Zhong Guan, der mittlere Pass ist Huang Ting. Der untere Pass (Xia Guan) ist der Kristall
Wasser Palast (Shui Jing Gong). Die hinteren Tore (Hou San Guan) sind unten Wei Lu,
Steißbein , über dem Tor des Lebens (Ming Men) findet sich Jia Ji und am Hinterkopf das Jade
Kissen (Yu Zhen Tian). Sind diese Regionen geöffnet kommt man zur Pflege der Himmlischen
Kreisläufe und man hat ein solides Fundament von Atmung, Öffnen sowie Führen und Leiten
und des fließen lassen des Qi.
Die Bewahrung und Pflege der drei inneren Schätze Jing-Qi-Shen sind grundlegend für das Nei
Dan Gong. Ohne korrekte Atemweise geht es nicht weiter.
Beachten sollte man, das wir regulieren ohne zu regulieren und atmen ohne zu atmen. Erinnern
wir uns an unsere erste Auto Fahrstunde. Da sind wir Auto gefahren, indem wir Auto fahren.
Heute fahren wir Auto, ohne Auto zu fahren. Wir haben das verinnerlicht und werden nicht mehr
so angespannt fahren sondern Musik hören, Gespräche führen usw. .Auto fahren wir aus dem
Autopilot.
So natürlich greifen wir auch in die Regulationen und in das Atmen ein, indem wir nicht
eingreifen. Diese Anforderungen folgen dem Prinzip der Natürlichkeit (Ziran).
Zhan Zhuang Gong
Stehen wie ein Baum ist ein Verfahren, welches schon im Huang Di Nei Jing (dem Klassiker der
inneren Medizin des gelben Kaisers) sowie dem Dao De Jing formuliert wurde. Wang Xiangzhai
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(1885-1963) wiederbelebte und verbreitete diese Stehmeditationen und machte die
Stehmeditation zum zentralen Aspekt in der Kampfkunst Dachenquan bzw. Yiquan. Er
formulierte eine neue Definition der Beziehung von Ruhe und Bewegung. Sein Schüler Yu,
Yongnian (1920-) forschte sein Leben über die therapeutischen Wirkungen dieser alter Kunst.
Über Lam, Kamchuan fand dieses Knowhow seinen Weg in den Westen.
Wang Xiangcai
Viele Kampfkünste arbeiten heute mit dem Stehen wie ein Baum. So kennen wir diese Methode
auch im Chen Taijiquan als eine grundlegende Methode, um eine Taijiquan spezifische
Haltungsstruktur auf zu bauen. Im System des Zhan Zhuang werden verschiedene
Haltungspositionen geübt. Am meisten werden 8 bis 9 Positionen geübt, es gibt jedoch noch
mehrere Stellungen. Selbst im europäischen Raum gibt es von alters her Stehmeditationen in
verschiedenen Positionen wie z.B. im Keltischen Runenstehen.
Das Stehen wie ein Baum ist eine grundlegende daoistische Übung, die das Fundament im Nei
Dan Gong bildet aber auch für Cai Qi, Aufnahme von Qi sowie für Fa Qi, Abgabe des Qi die
Grundlage. Viele Teilaspekte, Anforderungen und Zielsetzungen fördert das Üben von Zhan
Zhuang zu Tage. Die Übungszeit variiert von 5 Minuten bis zu 60 Minuten oder mehr. Mit dem
Stehen lässt sich die energetische Batterie wieder aufladen und die Selbstregulation des
Organismus anregen. Kosmische Feinströme durchfluten unseren Organismus, bewirken einen
Austausch, eine Reinigung unserer Energiesituation sowie ein Aufladen des Energielevels.
Sicher durchläuft der Übende ein Wechselbad von Wahrnehmungen, die auch bitter schmecken.
Dem, der durchhält, winken aber wertvolle Früchte, die über die Reaktivierung des unteren
Dantian und dem Struktur Aufbau weit hinaus reichen. Den Extremitäten Arme und Beine
kommen eine besondere Bedeutung zu, die mit einer korrekten Gelenköffnung sowie Belastung
der Muskulatur einhergehen. Die Übenden dosieren sich diese Belastungen entsprechend ihrer
aktuellen körperlichen und geistigen Situation und der persönlichen Zielsetzung. Es ist ratsam,
von einem verständigen Lehrer in den verschiedenen Übungsstufen betreut zu werden, der nicht
nur eine Haltungskorrektur durchführt sondern auch Hinweise gibt zur geistigen Regulierung
und Ausrichtung, der Atmung, der Übungsdauer, der Sammlungspunkte usw.
Die Wirkungen des Zhan Zhuang auf die Gesundheit hat Prof. Yu, Yongnian über Jahre
erforscht und bestätigt positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf System, das
Immunsystem, Atemwegserkrankungen sowie viele chronische Leiden. Er hat auch festgestellt,
das sich über die Herzfrequenz die Intensität des Übens feststellen lässt. Eine Erhöhung der Puls
rate ist notwendig, damit Trainingseffekte stattfinden können. Je nach Zustand und Alter des
Ausübenden steigert sich der Puls von 10-20 Schlägen bis hin zu Erhöhungen von 70-90
Schlägen. Bei richtiger Belastungsintensität lassen sich auch im Blutbild Veränderungen
belegen. Wie in meinem Artikel „Gefäß und Inhalt“ (1998-Dao Magazin) schon formuliert
wurde, variiert das äußere Erscheinungsbild/Form (Xing) je nach Absicht/Ausrichtung und
Zielsetzung (Yi). Darüber hinaus werden fünf Aspekte miteinander koordiniert: Absicht/Yi,
Form/Xing, Muskelkraft/Li, Energie/Qi und Geist/Shen. Es lassen sich also vielseitige Ziele mit
kleinen Umstellungen erreichen. Zielsetzungen ergeben sich aus den Bereichen Medizin,
Kampfkunst, Sport, zur Leistungssteigerung, Kraftgewinnung sowie Spiritualität. Bei allem ist
die Übende Person gefordert wach und aufmerksam die äußere Form zu halten und die innere
Bewegung zu beobachten und bei Bedarf sanft mit allen weiteren Aspekten zu koordinieren.
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Die Entwicklung des Zhan Zhuang in der Gegenwart folgt den Notwendigkeiten des modernen
Menschen und die Forschungen zielen vor allem in die Richtung der Gesundheitspflege und auch
in der Kampfkunst finden wieder viele zum Üben des Zhan Zhuang.
In unseren Qigong-Intensiv-Tagen und den Ausbildungswochenenden in 2018 werde ich die,
über die Taijiquan Zielsetzung hinaus, vertiefenden Aspekte des Zhan Zhuang Gong vermitteln.
So können Therapeuten, Kampfkünstler sowie am Erhalt der eigenen Gesundheit interessierte,
neue Hinweise für das eigene Üben erhalten. Für Taijiquan Praktizierende werde ich den Blick in
das System des Zhan Zhuang Gong im Taiji Intensiv vom 03.-07. Januar 2018 unterrichten.
Auch im Shi Ba Luo Han Gong, den 18 Übungen der Mönche, gibt es mehrere Positionen, die
stehend ohne Bewegung gehalten werden. Auch in diesen Übungen fließen die o.g. Wirkungen
und Anforderungen hinein und mit Vertiefung von Atem Methoden, sowie Verständnis des
Themas Ausrichtung lassen sich mit dem klassischen Know How des Zhan Zhuang Gong
deutliche Verbesserungen im Bereich der Auswirkungen und Anwendungen erzielen.
Tuschemalerei im Daoismus:
In der daoistischen Selbst Kultivierung spielt Kunst in Form von Musik, Malerei und Bildhauerei eine besondere Rolle. Elena Grouchenko, Lehrkraft für Qigong und Taijiquan Praktizierende, hat zu den Wurzeln der Tuschemalerei Informationen zusammengetragen, die sie im folgenden Artikel mit Euch teilt:
SHAN SHUI
„Shan Shui“ – Berg und Wasser – diese traditionellen chinesischen Landschaften faszinieren
uns wieder und wieder. Wie durch einen Zauber formen sich die Pinselstriche in Felsen,
Wolken, Bäume, Wellen. Das ist wie Poesie, Philosophie, Meditation und Bild in einem – es gibt
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wohl kaum noch irgendwas Vergleichbares in der Weltkultur. Wie ist diese Kunst entstanden?
Was steckt dahinter? „Landschaftsmalerei brachte in die Chinesische Kultur der zur Religion gewordene Daoismus – etwa im
3.-4. Jahrhundert unserer Zeit. „Shan Shui“ nannte man solche Bilder, „Berg –Wasser“. Der Daoist ist ein
Mensch der Berge. In die Berge zu gehen ist für ihn das sicherste Mittel, um „Ruhe zu finden und
verborgen zu leben“. Jeder von den Fünf Heiligen Bergen in China besitzt eine Heilige Schrift, die Tafel
der wahren Gestalt der Fünf Berge“. Die Schriften sind an den versteckten Stellen verborgen, „wohin die
Götter alle führen, die nach Heiligkeit streben“. Auch die Vorbilder für die Landschaftsdarstellungen
kommen aus dem Daoismus. Die ersten bekannten daoistischen Kunstwerke sind zwar keine Bilder,
haben aber genau die „Choreographie“ der Shan Shui – das sind die rituellen Gefäße aus den Han-
Gräbern, die so genannten „Berge in Becken“. Das Wasser im Becken bedeutet Meer. Ein Deckel mit
drei, manchmal neun Etagen stellt den Berg dar. Er ist mit kleinen Spitzen bedeckt und mit ringförmig
angeordneten Figuren geschmückt. Es sind Räuchergefäße: in jeder Spitze gibt es eine Öffnung, aus der
Öffnung steigen wie aus dem Magischen Berg die Wolken auf. Der Atem der Wolken ist der Lebensatem,
der die ganze Natur belebt.“
„Auch die Vorstellung von den Zauberinseln, auf denen die Unsterblichen auf Drachen und
Kranichen reiten, war seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. verbreitet. Daraus entstand das Motiv der
„Fantastischen Landschaft“ in der Malerei: ein Berg mit flachem Gipfel – que – ist das
Plattform für ein Land der Unsterblichkeit. Die zartrosa Wolken, die von Osten nach Westen
ziehen, bedeuten die Anwesenheit der Götter. Der Pfirsichbaum an der Wand einer Bergschlucht,
die Kiefer auf einem hohen Berggipfel, das Zinnoberrot des für den Meister reservierten
Bereichs, die gewundenen Linien der Schluchten, Bergwände mit Höhlen, enge Graben, reißende
Ströme, eine Öffnung in die azurblaue Weite- so sieht die ersehnte Welt aus. Das sind die
Vorboten der Shan Shui.“
Aber sicherlich sind die Shan Shui unabhängig von allen Einflüssen ein Phänomen, das sich
Chinesische Tuschemalerei nennt. Jahrtausende Jahre lang wurde in China nur mit Tusche
gemalt – genauso wie geschrieben, denn Kaligraph und Maler ist derselbe Beruf. So
vervollkommnete man dieselbe Technik: unter Ausbildung versteht man Kopieren der alten
Werke, die oft selber Kopien sind. Das macht man solange, bis die Pinselführung die verlangte
Qualität hat, und darauf wird peinlich geachtet: „ Beim Assistenten der Rechten, Wang Wei, sind
Pinsel und Tusche noch fein und elegant. General Li führt den Pinsel geschickt und genau[...],
aber was die Tusche anbetrifft, so weisen [ seine Werke] große Schwächen auf. XiangRong [...]
kommt dem Mysterium nur im Gebrauch der Tusche nahe. Bei der Pinselführung hat er keine
Knochen... Zhang Zao hat Bäume und Felsen gemalt, die vom qi und vom yun(Resonanz)
gleichzeitig beseelt sind. Er hat besonders feine Wirkung erreicht, weil er Pinsel und Tusche
vollendet beherrschte.“
Pinsel und Tusche in der Chinesischen Malerei sind künstlerische Kriterien. Pinsel bedeutet in
etwa Konturen, Struktur. Tusche – die Füllung, Flecken. Pinsel und Tusche verhalten sich
zueinander wie Yang und Yin. Der in dem Zitat erwähnte Begriff „qiyun“ bezieht sich auf die
erste Regel „Der Sechs Regeln der Malerei“ - „Schaffung einer lebensechten Stimmung und
Atmosphäre“, QiyunShendong“.
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„...Es gibt nur wenige, die alle sechs technische Faktoren zu meistern verstehen, aber bis in die
Vorzeit zurück hat es Künstler gegeben, die in irgendeiner Hinsicht gut waren. Welche sechs
Techniken sind das? Erstens, Schaffung einer lebensechten Stimmung und Atmosphäre;
zweitens, Strukturbildung durch Pinselführung; drittens, Darstellung der Form der Dinge, wie sie
ist; viertens, angemessene Farbgebung; fünftes, Komposition; sechstens, Nachschaffung und
Kopieren. ... Es heißt, dass die Kunst von den Unsterblichen Herrühre. Doch niemand ist ihnen je
begegnet...(Xie Hie, Sechs Regeln der Malerei“, ca. 490 nach Chr.)
Die strengen Vorschriften machten die Landschaftsmalerei am Anfang sehr steif. Es änderte sich
deutlich unter dem Einfluss des Chan Buddhismus, wo leerer Geist und Spontanität besonders
großen Wert haben. Nicht in Regelmäßigkeit und äußeren Genauigkeit findet man die Schönheit,
sondern durch das Überwinden des Vorstellungszwangs kann man den Zustand erreichen, wo
Genauigkeit und Vollkommenheit unsichtbar vorhanden sind.
Sehr beeindruckend ist der Prozess der Entstehung eines Bildes. Die traditionellen
Landschaftsmaler malen nie ihre Motive von der Natur ab, sondern sie “studieren“ sie und
malen dann zu Hause „aus dem Geiste“. In der „Linquangaozhi“ – der „Hohen Botschaft der
Wälder und Quellen“ von Guo Xi - wird beschrieben, wie man sich zu der Stelle begibt, die man
malen will, wieder und wieder, sorgfältig die Beschaffenheit der Felswände studiert, den
Charakter des Wassers, Lichtverhältnisse zu den verschiedenen Jahres- und Tageszeiten, die
Form der Bäume. Erst wenn das ganze Bild, mit allen Details, in einem innen lebt, wenn man
„die Landschaft wie lebendig vor dem inneren Auge sieht“, ist man bereit zu malen. So zeigt es
sich, dass das Streben nach natürlicher Vollkommenheit eine lebenslange Schulung braucht und
zwar in beidem: in Präzision des Handwerks und in der Wachheit des Geistes. Und auch wenn
das Ziel nicht zu erreichen ist, so entstehen auf diesem Wege wunderbare Werke.
„Zhang Zao, ein hoher Beamter gegen Ende des 8. Jahrhunderts, setzte seine Zeitgenossen mit
einer fremdartigen Manier in Erstaunen. Malte er Kiefer und Felsen, verwendete er abgenutzte
Pinsel oder rieb mit den Händen auf Leinwand. Er erhielt jeden Preis für seine Malerei. Bi
Hong, der angesehenste Kiefer- und Felsenmaler der Zeit, war über diesen ungewöhnlichen
Erfolg sehr beunruhigt und fragte ihn, wem er seine Arbeitsweise verdankte. „Äußerlich lerne
ich bei der Schöpfung“, antwortete Zhang Zao“, „und innerlich erfass ich die Quelle meines
Geistes“. Bi Hong legte daraufhin seinen Pinsel weg. Kann man sich mit einen Maler
vergleichen, der den Urquell des Lebens gefunden hat? Zhang Zao arbeitete ganz frei und
handhabte zuweilen zwei Pinsel auf einmal. Mit dem einen malte er einen frischen und mit dem
anderen einen verwelkten Zweig. Den frischen, saftigen Zweig gab er im Frühlingsglanz wieder,
den toten in tristen Herbstfarben. Indem er mit seinem Pinsel spielte, tat er es der Schöpfung in
ihren Veränderungen gleich. Er arbeitete in Trance, und wer seinen Pinsel wirbeln sah, glaubte
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einem kosmischen Ereignis beizuwohnen. War das Werk vollendet, traten schuppige Kiefern
hervor, abschüssige, schwindende Felsen, klares Wasser und Wolkenfetzen. Zhang „warf seinen
Pinsel hin, erhob sich und schaute um sich.“ Dann kehrte wieder Ruhe ein. Nach diesem
unglaublichen Schauspiel war es, als ob der Himmel sich nach einem Gewitter aufhellte.„Das ist
nicht mehr Malerei, sondern das Dao selbst“, folgerte ein Zeitgenosse des Malers, der Dichter
Fu Zai.“
Quellen: Lin Yutan „Chinesische Malerei – eine Schule der Lebenskunst“ (Ernst Klett Verlag 1967)
Nicole Vandier-Nicolas „Chinesische Malerei und die Tradition der Gelehrten“ (Edition popp 1983)
In unserer Jahres Meditationsgruppe sind das Fundament und
grundlegendes Verständnis gut gelegt und die Teilnehmenden können Ihren Alltag balancierter gestalten. Es freut mich sehr zu sehen wie
positiv sich die Menschen, bei regelmäßiger Durchführung von
Meditationsübungen, entwickeln. Auch ab Januar 2018 wird wieder eine solche Jahresgruppe stattfinden. Meldet Euch rechtzeitig dazu und
informiert Euch, um Eure Fragen dazu zu klären.
In dem vorher genannten Qigong Intensiv im Oktober wird auch nochmals die Vokalatmung vermittelt, so dass eine Mantra oder
Rezitationspraxis deutlich wirksamer gestaltet werden kann.
Mittlerweile habe ich einige Schüler/innen, welche sich mit diesen Methoden ein gutes Niveau in ihrer Anwendung erarbeitet haben und ihr
spirituelles Bewusstsein immer besser im Alltag halten können.
Auch fällt es vielen leichter ihre Gebete, Rezitationen und Mantren wirkungsvoll zu atmen.
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Rezitation, Gebet, Mantra Praxis, ja selbst das Lesen der daoistischen Texte wie z.B. das des DaoDeJing, das Yijing sowie das Cantongqi
wirken sich mit der Vokalatmung direkt auf das eigene Befinden aus.
Die Vokalatmung wurde schon im letzten Jahrhundert therapeutisch angewandt. Dazu gibt es entsprechend Literatur, um von den
Erfahrungen der Therapeuten auch heute noch zu profitieren. Die daoistischen Meister arbeiten mit 5 Tönen, welche dem Do-Re-Mi-
Fa-Sol entsprechen. Darüber hinaus kennen wir die 6 heilenden Laute,
welche Therapieergänzend angewendet werden. Grundlage für die Arbeit mit Tönen bilden die Atemmethoden wie normale Bauchatmung
oder die Gegenbauchatmung. Atmen ist Leben und ich staune immer
wieder, wie schnell Patienten ihr Befinden mit Atemübungen verbessern und Schüler sich entwickeln. Atmen, ein wahrer Schatz, den ich Euch
nur ans Herz legen kann..
Ein „Highlight“ 2018 ist sicher die Reise von Marlies und Harald Reiske zu Paramahansa Yoganandas Schüler Roy Eugene Davis Aschram in
Lakemont USA. Trotz seines fortgeschrittenen Alters schafft es Roy
Schülergruppen an seinem reifen Erfahrungsschatz teilhaben zu lassen. Interessenten informieren sich bitte unter kriya-yoga.de
Die Reise wird von Marlies und Harald deutschsprachig betreut.
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„Meditation ist nur der erste Schritt auf dem spirituellen Weg. Wir
müssen verstehen, dass wir unsere spirituellen Übungen nicht anwenden, um spirituell zu „werden“. Alles was wir tun gilt nur dazu unsere falsche
Auffassung unseres menschlichen Bewusstseins zu klären, damit unser
inneres Licht der Wahrheit in uns leuchten kann“. Marlies Reiske
Rundbrief Frühling 2017
Liebe Dan Gong Freunde,
in der Natur lässt sich jetzt sehr gut der Wechsel von Yin zu Yang spüren. So wie in der Natur /
im Kosmos (im Großen) Yin und Yang einem dynamischen Wechsel unterliegt, so ist es auch im
Kleinen: Bei uns selbst. Yin und Yang in unserem Organismus in Balance zu halten und
Dysbalance auszugleichen obliegt unserer Verantwortung. Das Konzept von Yin und Yang ist
für die Praxis und dem Verständnis von Taijiquan und Qigong sehr grundlegend. Ein weiteres
grundlegendes Konzept in Bezug zu Yin und Yang ist leider nicht so gegenwärtig, jedoch für
den Ausgleich von Yin und Yang unumgänglich. Zeigt Yin und Yang die Auswirkung einer
Dysbalance, liegt die Ursache dafür jedoch bei Kan (Wasser) und Li (Feuer). Um also Yin und
Yang zu balancieren, müssen wir am Ausgleich von Kan und Li arbeiten.
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Zugang zu Kan und Li haben wir z.B. körperlich. Im Xiu Zhen Tu, der Karte der inneren
Kultivierung, verortet sich der physische Zugang auf die Körpervorderseite. Der Weg findet sich
in der Region von Herz über Solar Plexus zum Nabel ins Nei Dantian.
Auch die Atmung hat Kan und Li. So fördert längeres Einatmen Kan/Yin (Wasser), längeres
Ausatmen Li/Yang (Feuer).
Ebenso finden wir Zugang zu Wasser und Feuer im Geist. Die Chinesen differenzieren da
zwischen Yi (logisch, rationales, gerichtetes Denken) und Xin (Herzgeist, emotionaler Geist).
Mit gerichtetem Denken (Yi) lässt sich Feuer (Herzfeuer) kontrollieren, mit dem Herzgeist
schaffen wir es, Kopflastigkeit zu bändigen. Yi hat also Kan/Yin und das Herz (Xin) hat
Li/Yang.
Die Vereinigung von Kan und Li ist eine der grundlegenden Theorien und eine Praxis der
daoistischen Selbstkultivierung. Entsprechende Methoden stehen uns zur Verfügung. Wir
brauchen die Werkzeuge nur aufzugreifen und sie praktisch anzuwenden.
Das gleiche Prinzip des Ausgleiches, der Heilung, finden wir in der ganzheitlichen Medizin. Olaf
Quiring stellt im folgenden Artikel die Sicht der Homöopathie vor:
Heilung in der Homöopathie
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Was ist Heilung? Wohl jeder Therapeut hat sich schon einmal diese Frage gestellt. Vielleicht
auch der ein oder andere Patient. Wenn uns nicht klar ist, was genau Heilung bedeutet, wissen
wir nicht, welches Ziel wir anstreben
• als Therapeut
• als Patient
• als Übender (von Qigong, Taiji, Yoga, …) mit gesundheitlichem Interesse.
Im Folgenden werde ich Heilung aus Sicht der Homöopathie beschreiben. Die Homöopathie ist
eine energetische Medizin. Ihr Begründer Samuel Hahnemann (1755-1843) postulierte eine
„geistartige, als Dynamis den materiellen Körper […] belebende Lebenskraft“, die ein
harmonisches Zusammenwirken der Organe gewährleiste, „so dass unser inwohnende,
vernünftige Geist sich dieses lebendigen, gesunden Werkzeugs frei zum höheren Zwecke unsers
Daseins bedienen kann.“ [sic] Im Kranken dagegen sei die Lebenskraft „verstimmt“, wie eine
falsch klingende Geigenseite. Diese Verstimmung findet ihren Ausdruck in den
Krankheitssymptomen, die der Patient zeigt. So ist das Verschwinden der Symptome ein
Kriterium für Heilung. Doch hier ist Vorsicht geboten, denn Arzneien oder therapeutische
Maßnahmen können Symptome auch unterdrücken. Man beraubt die Lebenskraft ihrer
Ausdrucksfähigkeit und die Krankheit wirkt im Innern weiter. Zu Hahnemanns Zeiten war es
z.B. üblich, Syphilis und Krätze mit äußerlichen Anwendungen von Quecksilber und Schwefel
zu bekämpfen oder Kranke durch exzessive Aderlässe so zu schwächen, dass sie keine
Symptome mehr zeigten. Auch heute ist z.B. bekannt, dass sich z.B. Hautausschläge zwar durch
äußerliche Anwendungen beseitigen lassen, dies aber zu schwerwiegenderen Problemen wie z.B.
Asthma führen kann. Bei jeder Erkältung Antibiotika zu nehmen kann langfristig das
Immunsystem schwächen usw.
Interessant ist, inwieweit dies auch auf psychischer Ebene funktioniert. Kann jemand, der Kraft
seines Willens beschließt, immer ruhig und vernünftig zu sein, durch diese äußere
„Symptomfreiheit“ innere Probleme verstärken?
Hahnemann beobachtete, dass die in Symptomen geäußerte Verstimmung der Lebenskraft einem
bestimmten Muster entsprach. Ebenso konnten Arzneien ein bestimmtes
gestörtes Symptomenmuster hervorbringen. Gab er einem Kranken die
Arznei, die „seinem“ Muster entsprach in homöopathischer Verdünnung,
so konnte sie die Störung beseitigen. Er beschrieb, dass die Symptome in
chronischen Fällen in der umgekehrten Reihenfolge verschwanden, in der
sie aufgetreten waren. Constantin Hering (1800-1880) formulierte die
Beobachtung, dass Heilung von innen nach außen, bzw. von den
lebenswichtigen zu den weniger wichtigen Organen geschehe.
Beispiel: Ein Patient ist müde, abgeschlagen, missmutig und blass. Er hat
einen trockenen Husten, der nicht weggeht. Nach Mittelgabe wirkt er
vitaler und hat mehr Gesichtsfarbe. Dafür hat er jetzt reichlich Auswurf.
Letzteres könnte zu der Annahme verleiten, er sei kranker geworden. Doch
das Gegenteil ist der Fall. Der unterdrückte Infekt kommt heraus.
Oder: Der Patient ist depressiv. Nach der Behandlung ist er wütend.
Natürlich kann die Behandlung fortgesetzt werden, solange noch Symptome bestehen und nicht
von allein verschwinden.
Häufig schildert der Patient auch wie ihm der krankmachende Stress bewusster wird. Eine
Patientin die vor der Behandlung sagt, es gehe ihr gut, sie habe nur eben diese lästige Krankheit,
erwähnt nach Mittelgabe, sie fühle sich ängstlich und unsicher. Hier gilt es zu unterscheiden, ob
das Problem neu aufgetreten ist, oder vorher schon vorhanden war. Unter Umständen war es für
den Außenstehenden auch vorher schon wahrnehmbar. Doch auch die Patientin wird merken, ob
es ihr dabei besser oder schlechter geht als vorher. R. Sankaran formulierte 1991: „Krankheit ist
Täuschung, Bewusstwerdung ist Heilung“. Körper und Geist haben unangemessen reagiert, dies
wird einem im Laufe der Heilung bewusst.
Samuel Hahnemann
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Erwähnt sei noch, dass Hahnemann nicht nur homöopathische Arzneien verschrieb, sondern
auch Änderungen in der „Lebensordnung“ empfahl. So riet er unter Anderem zu einfacher Kost
ohne Übertreibungen an Salz, Zucker und Gewürzen, die nach seiner Aussage Arzneiwirkung
besäßen und daher die Lebenskraft irritieren könnten. Außerdem empfahl er Spaziergänge bei
jedem Wetter, leichte Tätigkeiten mit den Armen, Zurückhaltung bei Genussmitteln und
gelegentlich zum „Massiren durch eine kräftige gutmüthige Person.“ [sic]
Ich hoffe diese Ausführungen helfen demjenigen, der Homöopathie anwenden möchte und
vielleicht auch denen, die sich auf andere Weise um Heilung bemühen.
Literatur:
Hahnemann, Samuel.: Organon der Heilkunst, 6. Auflage (Nachdruck Narayana Verlag 2008,
Kandern)
Sankaran, Rajan, 1991: Das geistige Prinzip der Homöopathie, Mumbai
Bild: Samuel Hahnemann, wikimedia commons
HP Olaf Quiring, www.olaf-quiring.de
Die Arbeit im Retreat Center bezieht sich jetzt im Frühling vor allem auf die Pflege der
Grünflächen und die Anzucht von Gemüse und Kräutern sowie das Pflanzen von Sträuchern,
Hecken und Bäumen. Die bisherigen Retreat Gäste sind vom Ort, der Betreuung, dem „Know
How“ und der Unterkunft begeistert. Im letzten Qigong-Intensiv verbrachten wir am
Ostersonntag die Nachmittagseinheit am Platz und führten erstmals Gäste in das JinDanTang,
das „Tempelhaus“, ein.
Hadmut und Elena führten die ersten Seminare aus den Bereichen Kräuter und Keramik durch.
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Selbst die Tagesgäste waren von der Atmosphäre des Centers beeindruckt und kommen gerne
wieder.
Für Keramikarbeiten wird der Rohstoff (Ton) ausgegraben. Die Gegend ist reich an gutem Ton
und so können wir mit Materialien, die wir vor der Tür finden, arbeiten.
Ebenso essbare Wildkräuter lassen sich unmittelbar, eben vor der Haustür, finden. Die
Frühlingswanderungen werden mit Qigong Übungen, zur besseren Wahrnehmung der Natur,
aufgelockert und folgen der Theorie der 5 Wandlungsphasen.
Die Qigong Intensiv Tage vom 03.-06. Juni werden auf Wunsch auch im Retreat Center
durchgeführt. Die Schwerpunktthemen des Juni Intensiv orientieren sich daran, tieferes
Verständnis der Nei Dan Theorie zu entwickeln und damit eine klarere Übungspraxis
durchführen zu können. So wird Atem und Atmen in vertiefender Theorie und Praxis in den
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verschiedenen Übungen Thema sein. Für innere Alchemie ist die Atmung, das Atmen,
unerlässlich. Auch das Thema der Selbstmassage und Akupressur wird zur Verbesserung der
Übungswahrnehmung und Übungswirkung behandelt.
Wer Interesse an den Intensiv Tagen oder einem Retreat hat, sollte sich zeitig melden, damit
auch eine Klausurhütte zur Verfügung steht.
Der aufsteigende Drache zur Frühlings Equinox wurde sicht- und spürbar
Mit Ihrem Beitrag aus der Kräuterkunde wird Euch Hadmut Mühlendyck sicher „Einheizen“
können. So könnt Ihr der kalten Witterung zum Trotz vieleicht wieder draußen Trainieren.
„Das heizt bei Kälte ein, schützt vor Infekten und versorgt uns mit Vitamin D“
In der kalten Jahreszeit ist es am besten, wenn wir unseren Körper fit halten.
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Das können wir zum einen, indem wir uns abhärten, z.B. dass die Räume nicht
überheizt sind, wir dort für ausreichend Luftfeuchtigkeit sorgen, uns möglichst viel
an der frischen Luft bewegen, sobald die Sonne scheint ein Sonnenbad nehmen,
wir Entspannungsübungen wie Taiji und Qigong trainieren.
Zum anderen ist es sinnvoll unseren Körper von innen zu wärmen. Dazu gehört
eine Ernährung passend zur Jahreszeit, heiße Getränke und auch Fuß- und
Ganzkörperbäder oder auch ein Saunagang.
Im Herbst konzentrieren sich die meisten Pflanzen auf das Wesentliche indem sie
ihre Blätter abwerfen und ihre ganze Kraft in ihre unterirdischen Teile
zurückziehen. Deshalb besitzt das heimische Wurzelgemüse - neben allen
Kohlsorten, die jetzt Hochsaison haben - in der kalten Jahreszeit so viele wertvolle
Vitamine und Spurenelemente, die für unsere Gesundheit so wichtig sind.
Zum Wurzelgemüse gehören: Karotten, Selleriewurzel, Meerrettich,
Pastinaken, Rüben (wie Rote Beete,
Steckrüben, Rettich), Lauchgemüse,
Zwiebeln, Knoblauch, …
Hieraus herzhaft gekochte Suppen so oft wie möglich genießen!
Für heiße Getränke eignen sich: Kräutertees wie Ingwer und Holunderblüten
(stärken das Immunsystem), heiße
Schokolade (steigert Wohlbefinden, wärmt und
macht glücklich), Beeren als Punsch
zubereitet (schwarzer Holunder,
Ebereschen, Apfel, Schlehen, …),
heiße Milch mit Honig, u.a.
Gerne können die Getränke auch mit Gewürzen wie Zimt, Kardamom und Anis
verfeinert und ergänzt werden :)
Ansteigendes Fußbad: Gelbe Senfkörner, Kaffeepulver, oder
Kräuter wie Arnikablüten, Wacholderbeeren
oder Pfefferkörnern im Mörser anstoßen,
mit kochendem Wasser übergießen, 8 – 10
Minuten ziehen lassen, mit restlichem Wasser
auffüllen. Das Bad sollte zunächst 37 Grad warm
sein, 15 – 20 Minuten darin baden. Nach und
nach heißes Wasser dazugeben, bis eine
Temperatur von max. 40 Grad erreicht ist.
Danach 30 Minuten ruhen.
Fördert die Durchblutung und wärmt somit die Füße.
Inhalation/Dampfbad: 1 EL Salbei und 1 EL Thymian mit 500 ml
kochendem Wasser übergießen, kurz ziehen
lassen. 15 – 20 Minuten inhalieren.
Danach 1 Stunde ruhen.
Löst festsitzenden Schleim und wirkt antibakteriell.
Hier auch noch eine Aufstellung von Kräutern, die sowohl bei Erkältungen als
auch vorbeugend wirken:
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Anis: Früchte wirken schleimlösend und auswurffördernd, wird bei Husten
verwendet.
Basilikum: Inhaltsstoffe wirken antibakteriell, wird sowohl bei einer bereits
bestehenden Erkältung, als auch vorbeugend verwendet.
Kerbel: In der Volksmedizin wird frisches Kerbelkraut zur Abhärtung gegen
verschiedene Erkältungskrankheiten genutzt.
Knoblauch: antibakteriell, leicht krampf- und schleimlösend, bei
Atemwegserkrankungen.
Liebstöckel: In der Volksmedizin als schleimlösendes Gewürz bei festsitzendem
Husten
Majoran: Wirkt durch die ätherischen Öle krampflösend bei Krampfhusten.
Oregano: Kann lindernd wirken bei bronchialen Beschwerden, Keuch – und
Krampfhusten.
Peperoni: Wirken stark schweißtreibend und antibakteriell.
Schnittlauch: In der Volksheilkunde zur schnellen Heilung bei Erkältungen.
Thymian: Wegen dem hohen Thymolgehalt stark antibakteriell und
schleimlösend.
Zimt: Wirkt antibakteriell, auswurffördernd, schleimlösend,
schweißtreibend.
Zwiebeln: Rohe Zwiebeln wirken antibakteriell, schleimlösend,
entzündungshemmend.
Quelle: Landapotheke und eigene Erfahrungen
Der Heilpraktiker Olaf Quiring möchte Euch mit dem folgenden Beitrag gerne das
Jahr vergolden und ich hoffe, dass der Eine oder die Andere mit den Informationen
zum eigenen Nutzen etwas anfangen kann:
Homöopathisches Gold – Aurum
Gold ist heute vor allem als Material für Schmuckstücke und hochwertigen
Zahnersatz bekannt. Vor nicht allzu langer Zeit war es auch als Zahlungsmittel
gebräuchlich. Auch heute noch gibt es bei Wirtschaftskrisen eine Renaissance des
Goldes als Wertanlage. Es steht für beständige Werte in ungewissen Zeiten. In der
Geschichte alter Hochkulturen wurde Gold für religiöse Zwecke, z.B. zur
Gestaltung von Tempeln und Götterbildern verwendet.
In der Homöopathie ist Aurum v.a. als Mittel für schwere Erkrankungen wie
Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Krebs und Depressionen bekannt. Soweit muss
es aber nicht kommen. Auch leichtere, zeitweilige Aurum-Zustände können
auftreten. Bohrende Kopfschmerzen, Sinusitis oder Schlafstörungen wären
mögliche Indikationen. Hauptthema des Goldes (und der gesamten 6. Reihe des
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Periodensystems der Elemente) ist Macht und Verantwortung. Patienten die
Aurum benötigen erkranken an der Last ihres Verantwortungsgefühls. Gold ist der
König der Edelmetalle und korrodiert nicht. Ebenso weichen die Patienten nicht
von ihren Prinzipien ab. Bisweilen werden die eigenen Maßstäbe auch auf andere
angewandt, der Betreffende kann sehr kritisch, diktatorisch und vorwurfsvoll
auftreten. Dies kann Menschen in leitender Funktion betreffen, aber auch
Therapeuten, Lehrer oder Hausfrauen, wenn einige Kriterien zutreffen:
• Der krank machende Stress wird durch ein übermäßig starkes Pflichtgefühl
ausgelöst
• der/die betreffende leitet andere, fühlt sich für sie verantwortlich
• Das Gefühl auf sich gestellt zu sein, alles hängt von den eigenen
Entscheidungen ab. Druck entsteht nicht durch einen Vorgesetzten oder das
Bedürfnis anderen zu gefallen, sondern durch das eigene Gewissen.
• Hohe ethische Maßstäbe und oft auch religiöse Hingabe.
• Verschlechterung der Beschwerden nachts und im Winter
• Kerzenlicht bessert die Stimmung
• Erleichterung durch Musik, vor allem feierliche, getragene Musik
Manchmal hat die Aurum-Situation ihren Ursprung schon in der Kindheit, wenn
z.B. das älteste Kind bei fehlendem Elternteil die Verantwortung für jüngere
Geschwister übernimmt und damit überfordert ist.
Aurum taucht kaum in Homöopathischen Do-it-Yourself-Ratgebern auf, weil es
ein wenig zu „heavy“ ist. Gerade für Menschen, die einen spirituellen Weg
beschritten haben, kann es aber von Nutzen sein. Wichtig ist dabei die Grundregeln
homöopathischen Verschreibens zu beachten. Man nimmt es einmal, z.B. in der
Potenz C30 und wartet dann ab. Eine Wiederholung erfolgt nur dann wenn
1. Es beim ersten Mal gewirkt hat.
2. sich jetzt ein Rückfall ins alte Muster abzeichnet.
Dass man schwere Erkrankungen nicht im Alleingang behandelt dürfte
einleuchtend sein.
Literatur:
Morrison, Roger, 1993: Handbuch der homöopathischen Leitsymptome und
Bestätigungssymptome
Sankaran, Rajan, 1997: The Soul of Remedies, Mumbai
HP Olaf Quiring, www.olaf-quiring.de
Zum Herbst hat Euch Hadmut ein interessantes Pflanzenportrait erstellt, vieleicht könnt Ihr damit
etwas für Eure Gesundheit tun. Hier sei auch an das Rezept des „Halswohl“ mit Ingwer und
Meerrettich aus dem Herbst Rundbrief 2015 erinnert. Im Rundbrief-Archiv auf unserer Startseite
findet Ihr den genannten Rundbrief.
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Schwarzer Holunder
Sambucus nigra
Holunderblütendolden Holunderbeeren
Wer kennt ihn nicht, den Holunderbaum oder -strauch?
Im Frühling verströmen die weißen gesunden Blütendolden einen süßen erfrischenden zitronigen
Duft, im zeitigen Herbst können wir die gehaltvollen Beeren ernten. Sie zeichnen sich durch
einen besonders hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen, Vitamin C und Eisen aus.
Früher stand an jedem Haus ein Holunder – er galt als Schutzstrauch, der Geister und Dämonen
fernhielt. Es war Brauch, seinen Hut vor ihm zu ziehen und manche Menschen boten ihm sogar
Opfergaben dar, um schnellere Heilung von langwierigen Krankheiten zu erfahren.
Bei den Kelten galt der Holunder als heiliger Baum. Er verkörperte die Unendlichkeit des
Lebens: im Winter war der Baum tot, im Frühjahr erwachte er mit seinem frühen Grün zu neuem
Leben und steht für Wiedergeburt und Leben.
In der germanischen Mythologie ist die Namensähnlichkeit mit Holda, der Muttergöttin, nicht
zufällig. „Holda“ bedeutet die Strahlende und ihr Lieblingsbaum war der Holunder. Sie wurde
als Hausgöttin verehrt und man brachte ihr Opfergaben zum Holunderbusch. Sie war die
Schutzpatronin für Menschen und Pflanzen - in ihrer Art freundlich, mild, hilfsbereit, eine weise
Frau.
Freya, die germanische Göttin für Liebe und Fruchtbarkeit, soll in dem Holunderbusch wohnen.
Medizinisch gesehen betrachtete der griechische Arzt Hypokrates den Holunder als seinen
Medizinschrank. Der Philosoph und Theologe Thomas von Aquin erwähnt die Rinde des
Holunders, wobei sie von oben nach unten abgeschabt als Brechmittel dient, von unten nach
oben abgeschabt als Abführmittel.
Im Jahre 1651 sind schon über 70 Krankheiten bekannt, die sich mit Holunder heilen lassen
sollen. Der „Wasserdoktor“ Sebastian Kneipp schätzte die Beeren besonders als
Blutreinigungskur und den Tee aus den Wurzeln verwendete er bei Wassersucht.
Bei Einödbauern ist Holunder als „Haus- oder Herrgottsapotheke“ bekannt.
Das Wesen der Pflanze steht für Reifung, Vollendung von Wärmeprozessen, Erwachsenwerden,
Verantwortung und Schutz.
Verwendete Pflanzenteile: Blütendolden, Blätter, Beeren, Rinde
Inhaltsstoffe: Blüten: Ätherisches Öl, hoher Anteil an freien Fettsäuren,
Gerbstoffe und Schleime, Vitamine
Früchte: Ätherisches Öl, Flavonoide, Zucker, Vitamin B und C,
Folsäure
Blätter und Rinde: Blausäureglykoside
Heilwirkungen: Blüten: auswurffördernd, immunstärkend, harn- und
schweißtreibend, sekretsteigernd, Katarrhe lösend, bei
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Stockschnupfen, chronischer Sinusitis, Raucherhusten, Milchfluss
fördernd
Beeren: abführend, immunstärkend, schmerzlindernd, schützend
und stärkend für die Schleimhäute der Atemwege, harn- und
schweißtreibend, virenfeindlich und -reduzierend, gegen
Blähungen
!! Achtung: Rohe Holunderbeeren sind giftig, nur gekocht anwenden!!
Blätter: abschwellend, beruhigend, blutdrucksenkend, Gefäß
stärkend, Juckreiz lindernd, reinigend, Stoffwechsel anregend,
positiv Eiterung fördernd
Rinde: Brechreiz auslösend, stark abführend, schmerzstillend,
harntreibend
In der Chinesischen Medizin werden die Blüten und die Rinde verwendet:
Blüten: leitet Schleim und Feuchtigkeit aus, klären Leere-Hitze, klären Feuchte-Hitze in der
Lunge und Blase, wirken Feuchtigkeits-Stagnationen entgegen
Rinde: leitet Feuchtigkeit aus, wirkt Feuchtigkeits-Stagnationen entgegen, wirkt Qi-Stagnationen
entgegen
Anwendungsideen
Holunderblütentee: 2 TL auf eine Tasse Wasser
10 min ziehen lassen, mehrmals tgl. 1 Tasse – auch zum Gurgeln
heiß getrunken zum ausschwitzen, zur Vorbeugung lauwarm
Holunderbeersaft:
1 kg reife Holunderbeeren, 500 ml Wasser, 300 g Zucker, 1 Vanillestange, Safte einer
Zitrone
Alle Zutaten zusammen 20 min Kochen, heiß in Flaschen abfüllen
! - wer geistig viel arbeitet oder viel Zeit am Computer verbringt sollte jeden Tag ein
Glas trinken - !
Holundermus:
400 g reife Holunderbeeren, 250 ml Wasser, 400 g Zucker
Die Beeren im Wasser so lange köcheln lassen, bis das Wasser verdunstet ist, danach
mit dem Zucker nochmal unter Rühren gut durchkochen lassen.
Holundermus wirkt wohltuend, heilend und kräftigend bei Erkältungen, Erschöpfung
und Anfälligkeit für Infekte. Es lindert Halsschmerzen, wenn es langsam geschluckt
Auch in der Küche findet Holunder guten Anklang. Holunderblüten ausgebacken in
Pfannkuchenteig („Hollerküchle“), Holunderblütensirup oder -likör (hmmm), Fruchtaufstriche
aus den Beeren, oder auch als Likör angesetzt, als Holunderbeeren- Glühwein mit Zimt und
Gewürznelken.
Infos aus: Essbare Wildpflanzen, AT Verlag; Heilpflanze Holunder, Kopp Verlag; Westl.
Kräuter aus Sicht der TCM, Bacopa Verlag
Ingo Buchbender hat über seine Erfahrungen im Taiji MeihuaTanglangquan einen Artikel
verfasst, in dem er auch auf das Luohangong eingeht, welches in dieser Art gerade vom Dan
Gong aus in ganz Deutschland verbreitet wurde und der „Knaller“, wie Yi Yingyin, im
Kampfkunst Qigong ist.
Und später mach ich Taiji – oder die Erfahrungen eines „älteren“ Tanglang-Schülers
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„Kungfu ist was für junge Menschen und die Älteren machen dann ohnehin Taiji.“ oder „Jetzt
trainiere ich Tanglang. Mit Taiji kann ich in ein paar Jahren immer noch anfangen.“
Solche oder ähnliche Sätze habe ich im Laufe der Jahre häufiger gehört und mich irgendwann
selbst gefragt: Wie ist denn das nun? Muss ich, mit 43 Jahren, langsam mal zum Taijiquan (kurz:
Taiji) wechseln, weil die „alten Knochen“ das Taiji Mei Hua Tanglangquan (kurz: Tanglang)
nicht mehr mitmachen? All die schnellen Bewegungen und hohen Tritte – kann und will ich die
auch in zehn Jahren noch üben? Wahrscheinlich nicht …
Dabei scheint doch allgemein anerkannt, dass letztlich beide – oder sogar alle – nach demselben
Prinzip trainieren: dem Prinzip von Yin & Yang, dem Taiji-Prinzip. Und wenn am Ende „die
Harten weicher werden müssen und die Weichen härter“, wie mein Lehrer Gerhard mal gesagt
hat, dann kann ja nur der Weg dorthin unterschiedlich sein, denn am Ende wollen wir uns ja in
der Mitte treffen.
Also wäre es doch besser formuliert, wenn ich fragte: Ist der Weg des Tanglang, die
dahinterstehende Methodik, auch geeignet für Menschen, die sich nicht (mehr) auf der Höhe
ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit befinden?
Ich nehme die Antwort mal vorweg: Ja! Oder besser: Ja, selbstverständlich!
Im Weiteren muss ich mich doch fragen, welche Entwicklung ich als Schüler durchlaufen
möchte. Worum geht es mir letztlich? Oder in der Rückschau vielleicht besser gefragt: Worum
ging es mir in welcher Phase meines Trainings? Denn – ehrlich gesagt – kenne ich wohl
niemanden, der nach Jahren des Trainings noch aus denselben Gründen übt wie zu Beginn.
Wenn ich die „älteren“ Menschen in Gruppen Taiji üben sehe, fällt mir sofort ins Auge, dass die
Bewegungen sehr bewusst, korrekt und langsam ausgeführt werden. Beim Tanglang sehe ich
tiefere Stellungen, schnelle Bewegungen und mehr Explosivität und tatsächlich sind auch die
Übenden im Durchschnitt jünger. Und so mag der Eindruck entstehen, dass das eine ein auf
Entspannung fokussiertes Üben und das andere ein sehr körperorientiertes Training ist. Bei dem
einen scheint eher das Qigong offensichtlich, bei dem anderen sind die kämpferischen Elemente
sofort zu erkennen. Allerdings fällt beim ernsthaften Versuch, über den Tellerrand
hinauszuschauen, sozusagen beim zweiten Hinsehen, doch auf, dass sich bei den
Fortgeschrittenen die Art des Übens gar nicht mehr so sehr unterscheidet wie anfänglich
angenommen. Da gibt es absolut explosive Formen im Taiji (z. B. die Paochui) sowie Qigong-
Formen im Tanglang (z. B. die Da Ba Shi). Beide Wege beinhalten eben doch Yin & Yang.
Vor dem Hintergrund, dass die Mehrheit der Dan-Gong-Rundbrief-Leserinnen und –Leser
wahrscheinlich eher im Taiji- und/oder Qigong-Bereich heimisch ist, will ich mal einen (sehr)
kurzen Überblick über die einzelnen „Werkzeuge“ aus dem Werkzeugkasten des Tanglang-
Weges geben (weitere Infos findet ihr zudem hier: http://www.dan-gong.de/informationen/tang-
lang-quan/)
Wir beim Tanglang-Training kommen ja nun unstreitig von der „harten“ Seite. Wir fangen an
mit acht tief gestandenen Stellungen (Ba Shi), üben isoliert verschiedene Tritte (Ti Tui), laufen
bahnenweise Schritt-in-Stellung-Übungen (Tan Tui) und kommen dann über eine erste
„Kurzform“, die Xiao Ba Shi, zu den „echten“ Formen (Tao Lu). Und ich kann aus Erfahrung
sagen, dass diese „Grundschule“ im wahrsten Sinne des Wortes „harte Kost“ ist. Chi ku – „bitter
essen“ wie die Chinesen sagen. Es muss erst bitter schmecken, bevor es süß wird.
Auch die Handformen, die der Schüler zuerst lernt, sind geprägt von anwendungsorientierten,
schnellen und kraftvollen Bewegungen und tiefen Stellungen; die Waffenformen ebenso.
Und das soll ich noch mit 60 üben? Ganz sicher nicht! Oder zumindest nicht so ;-)
Denn wenn das „äußere Gemüse“ sitzt, kommt irgendwann (nein, nicht nach einem Jahr und
auch nicht nach zweien) dein Lehrer und zeigt dir, dass du auch ganz anders trainieren kannst.
Da gibt es zunächst Qigong-Methoden, die zum Tanglangquan gehören. Du lernst das Shi Ba
Luohangong (die 18 Übungen der Mönche), das I Ying Yin (Übungen zur Muskel-Sehen-
Transformation) und die Da Ba Shi (die großen acht Stellungen), die aus an einer
Aneinanderreihung von stehenden Übungen besteht. Und schließlich steht irgendwann auch das
Thema Meditation auf dem Plan.
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Eigentlich ja auch ganz logisch, wenn unser aller Ziel doch dasselbe ist und wir nach dem
Prinzip von Yin & Yang üben. Da kann es ja gar nicht ausbleiben, dass ich als Tanglang-
Übender auf meinem Weg auch Yin-Übungen begegne.
Und plötzlich trainierst du als Schüler auch deine „Grundschule“ ganz anders, wechselst auf eine
andere Ebene des Übens und legst den Fokus auf genau die Schwerpunkte, mit denen sich die
Taiji-Übenden von Anfang an beschäftigen – allerdings mit dem großen Unterschied, dass
sowohl der eigene Körper als auch der Geist zu diesem Zeitpunkt des Trainings aufgrund der
durchlaufenen „Grundschule“ sowie der Hand- und Waffenformen und den Partnerübungen
bereits ganz anders ausgebildet (worden) sind.
Ich kann zu diesem Zeitpunkt der Ausbildung ja nicht nur die Qigong-Übungen des Tanglang
langsam und auf innere Ausrichtung fokussiert ausführen, sondern sämtliche Übungen der
„Grundschule“ auch. Und so übe ich meine allererste Übung, die Reiterstellung, nach Jahren des
Trainings völlig anders – und bin von der „stehenden Säule“ gar nicht mehr weit weg.
Als ich angefangen habe zu trainieren, wollte ich schlicht kämpfen lernen und habe mich in
einem Fitnessstudio zu einem Selbstverteidigungskurs angemeldet. Dort habe ich relativ schnell
gemerkt, dass da was fehlt – mal ganz abgesehen davon, dass ich mich nach dem Kurs auch nicht
hätte verteidigen können. Danach, im Jahr 2000, kam ich zum Tanglang und kurze Zeit später
nach Lüdinghausen zu Gerhard. Neben der kämpferischen Ebene faszinierten mich sehr schnell
die Dynamik, die Struktur, das logische Funktionieren des Körpers als Gesamtheit und wenig
später dann vor allem die mentalen Aspekte. Ich habe gemerkt, wie ich auch im Alltag
fokussierter, wacher, geduldiger und ausgeglichener wurde. Und dann habe ich irgendwann auch
verstanden, was Charakterschulung durch Kampfkunst bedeutet. Das soll heißen, dass zwar der
Lehrer weiß, wo die Reise hingehen kann, der Schüler jedoch zu Beginn sicherlich nicht. Und so
gibt der Lehrer dem Schüler Übungen und der Schüler arbeitet damit.
Und wie immer auf dem Weg (zur Meisterschaft) bekommst du als Schüler von deinem Lehrer
genau die Übungen, die jetzt gerade in dieser Phase deines Weges die richtigen für dich sind und
wirst irgendwann herangeführt an ein eigenverantwortliches und selbstständiges Training.
Und wenn ich dieses Level erreicht habe, bin ich in der Lage, meinen eigenen
Trainingsschwerpunkt so zu legen, wie es in der jeweiligen Lebens- oder Gesundheitssituation
für mich richtig ist. Klar kann und will ich nicht mehr mit den 20-Jährigen in den Ring steigen
und die gesprungenen Tornado-Tritte waren sicher auch mal einfacher, aber ich selbst habe mich
doch hoffentlich auch entwickelt, passe meine Methodik an und finde als fortgeschrittener und
„älterer“ Schüler (im wahrsten Sinne der kampfkünstlerischen Doppelbedeutung) genau das, was
die Älteren am Taiji so schätzen, auch im Tanglang. Und wenn das Alter mich irgendwann
zwingt, die Tritte tiefer und die Stellungen höher zu üben, dann werde ich mein Tanglang-
Training halt anpassen. Aber dann ist es eben immer noch Tanglangquan.
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Aber bis es soweit ist, gehe ich jetzt noch mal in den schönen Dortmunder Westfalenpark und
übe ein paar ordentliche Kungfu-Formen: schnell, tief stehend und mit ordentlich Power. Also
wie immer … nach einem Set Luohangong ;-)
Herzliche Grüße aus Dortmund
Ingo (Buchbender, 43 Jahre alt, trainiert seit Anfang 2000 als Schüler von Gerhard Milbrat das
Taiji Mei Hua Tanglangquan, unterrichtet seit gut 5 Jahren eine sympathische Luohangong-
Gruppe in Dortmund und ist unter 0177/2998627 zu erreichen)
Viele der Teilnehmer/innen, welche schon seit Jahren im Dan Gong Meditation und Daoistische
innere Alchemie erlernen und regelmäßig praktizieren, haben sehr gute Fortschritte gemacht,
höhere Ebenen des Bewusstseins erreicht, die man mystisches erleben nennen kann. Es ist nötig,
den Begriff Mystik von dem Begriff Mystizismus klar zu differenzieren.
Der Astro-Physiker und Wahrheitssucher Illobrand von Ludwiger schreibt dazu:
„Dem modernen Menschen, der rational, logisch denkt, liegt Mystik so fern wie der Aberglaube
in der Hochzeit des Mittelalters. Sie verstehen darunter etwas Dubioses, Dunkles, Verworrenes,
eben das mysteriöse Unbekannte. Der Begriff Mystik wird oft mit „Mystizismus“ verwechselt,
dem die negative Bedeutung des unlogischen irrationalen Verschleierns zukommt.
Mystik wird vielfach mit Okkultismus und psychischen Phänomenen gleichgesetzt und als
Deckmantel benutzt für jede Art von Esoterik, verwässertem Transzendentalismus, flachem
Symbolismus religiöser oder ästhetischer Gefühlsschwärmerei und primitiver Metaphysik.
Das Wort Mystik leitet sich ab von „Mystikos“, was so viel wie unerklärbar, verborgen, bezogen
auf eine höhere Macht, bedeutet. Tatsächlich ist Mystik das Streben und der Wunsch einer
Annäherung an das Absolute, das All-Umfassende, Durchdringende, das Da-Dao der
Philosophen oder an den Gott, das Ur-Licht, die Ur-Kraft der Theologen oder die Aufhebung
von subjektiver und objektiver Wahrnehmung in der Psychologie.
Im mystischen Leben kann man mehrere Stufen, Phasen differenzieren:
1) Erwachen des Selbst zum Bewusstsein der absoluten Wirklichkeit
2) Reinigung und Selbstvereinfachung
3) unbeschreiblicher Wirklichkeitsrausch (Erleuchtung)
4) „mystischer Tod“ oder die dunkle Nacht der Seele
5) Einigung ( unio mystika), Aufhebung von Subjekt und Objekt, All-Bewusstsein
Im Gegensatz zu monotheistischen Religionen mit einer personifizierten Gottheit, die von den
abendländischen Mystikern gesucht wird, sucht der daoistische Mystiker die dem allem Sein und
allem Nicht-Sein zugrunde liegende Kraft des unaussprechlichen Absoluten.“
(Wissenschaftsverständnis von Magie, Mystik und Alchemie, unsere 6 Dimensionale
Welt/komplett Media Verlag)
Der Weg des Mystiker wird oft auch verwechselt mit dem Weg der Magie. Die Bezeichnung
Mystik hat nichts mit Magie zu tun! Ebenso wenig sollte Mystik mit Mystizismus gleichgesetzt
werden. Der Begriff Mystizismus deckt sich mit einer verwirrenden religiösen Auffassung (nicht
Erfahrung) aller Dinge, welche nicht fundiert ist, den Menschen nur verwirrt und ihm das klare
Denken nimmt, ihn energielos macht und ihn meist in religiöse Extrem fallen lässt und ihn zum
religiösen Wahnsinn führen kann.
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Um Mystik praktisch betreiben zu können müssen 3 Disziplinen (Konzentration, Meditation und
Kontemplation) ineinander überfließen, das heißt, sie entstehen auseinander:
1) Atemrhythmus, geistiges bewusstes Atmen, übergehend in Entspannung
2) Absolute Passivität des Körpers und Geistes, Erzielung eines gleichmäßigen inneren
Rhythmus
3) Geistige Konzentration, Sammlung des inneren Denkens, geistige Zielsetzung, plastische
Imagination
4) Kontemplation, vollständiges Aufgehen in das Ziel, Ausschaltung alles Körperlichen,
Geistigen und Sinnesmäßigen, Absolutes Eins werden mit dem geschauten, Verschmelzung,
Verbindung, Verinnerlichung
Bei der mystischen Praxis auftretende Sensationen wie z.B. Trancezustande, Gewichts-und
Gefühlslosigkeit, „out of Body“ (Astralkörperaustritte) sind Spaltungszustände, sind völlig
belanglose Begleitumstände. Sie deuten nur einen Durchgang durch andere Sphären an, auf ein
Übergehen von einem Zustand in den anderen.
Unter kompetenter Anleitung und stringentem Praktizieren kann sich ein/e Jede/r durch die Drei
Stufen/Stadien entwickeln.
Die drei Stadien sind:
1)Übungen und Techniker zur Läuterung der drei Energien (Jing-Qi-Shen, Essenzkraft,
Lebenskraft und geistig-psychische Kraft)
2)geistige Ausbildung, Konzentrationsschulung
3) Kontrolle über Körper und Energien, Erwachen ins Unbewusste , Resonanz mit dem Ur-
Grund.
Gerade in unseren Intensiv Tagen und Retreats werden diese Stadien Schritt für Schritt
ausgearbeitet. Da gibt es keine Abkürzung, nur Fleiß und Ausdauer führen zum Erfolg.
Bei Fragen dazu meldet Euch gerne. Ab Januar startet wieder die Jahres-Meditationsgruppe, in
der wir gemeinsam verschiedene Meditationstechniken, sowie Übungen zur Öffnung und
Aktivierung der Energiezentren. Darüber hinaus schauen wir in verschiedene Übungstraditionen,
um Orientierung und Überblick über das Thema Meditation zu bekommen.
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Für etwas fortgeschrittene Qigong Praktiker/innen gebe ich vom 13.-17.Oktober ein Qigong
Intensiv mit dem Thema drei Dantian. Auch hier ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Erstmalig
werde ich an diesen Tagen u. A. in die Mystisch/Magischen Aspekte der drei Energien und
Zentren theoretisch und praktisch einführen. Dazu wird die Feuer-Wasser Ebene praktisch
erfahrbar und der Grundstock für Heilen mit Qigong vertieft und angewandt. Zudem wird
die Anwendung der Schwingungen/Frequenzen in Mantra-, Gebets- und Rezitationspraxis
theoretisch und praktisch vermittelt und erarbeitet. Für Alle Jindandao Freunde ein
Sahnehäppchen!
Wer dem obigen Bild entsprechend in andere Welten schauen möchte und sein Bewusstsein
weiter sensibilisieren und erweitern möchte ist auf dieser Veranstaltung genau richtig.
Voraussetzung sind eine normale physische und psychische Belastbarkeit.
Wer sich am 5.-6. November Zeit nimmt, hat die Möglichkeit die Grundlagen des Heilen mit
Qigong an diesem Wochenende von „der Pike an“ zu erlernen. Dabei werden die grundlegenden
Atemmethoden , Haltungen , Gesten und Wahrnehmungen zum Screening der Organe und der
Energiesituation erläutert und eingeübt.
Auf eine Sonderveranstaltung mit mir in Lüneburg (17./18. September)zum Thema Atmen
möchte ich noch Aufmerksam machen. Maren Scheible organisiert dieses Seminar.
Anmeldungen und Infos gibt es unter:0162-6011707 oder taiji-maren-scheible.de
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Auch das Tanglang Sommercamp war vom Wettergott gesegnet, so dass wir mit frischem Wind
6Stunden täglich das Tanglangquan trainieren konnten. Neben dem Umgang mit den Doppel
Messern konnten wir den Stock und eine neue Handform üben und korrigieren. Thomas Vieth
arbeitete mit mir an der Gruppe und morgendliches Luohangong machte uns fit für das Tanglang
Training.
Die Gruppenstärke war ideal für intensive Betreuung und Unterricht.
Die Teilnahme am Kiai Turnier in Hamburg, welches von Christian Wulf aus dem Dacascos
System in Kooperation mit der WCTAG, Hamburger Tanglang Schulen sowie Kajukembo und
Karate Schulen am Wochenende vor dem Sommercamp ausgerichtet wurde, war für Sebastian
Müller sein Debut im Formen Wettkampf. Seine Monate lange Vorbereitung wurde durch eine
Gold-(Handform)und Silbermedaille (Doppelsäbel) belohnt
Gruppenfotos um GM Christian Wulf
Herzlichen Glückwunsch an Sebastian Müller, dessen vorbereitendes Training einige unserer
Tanglang Praktiker für die Teilnahme an Meisterschaften inspirierte.
Zum Tanglang Sommercamp 2017 gibt es eine terminliche Veränderung. Fand das Camp sonst
in der ersten Ferienwoche statt, wird es im nächsten Jahr in der letzten Ferienwoche vom 21.-27.
August durchgeführt. So können die potenziellen Teilnehmer/innen auch ihren Familienurlaub
entsprechend planen. Die Herbstzeit wird jetzt genutzt, um sich auf die jährlich stattfindenden
Prüfungen im Dezember vor zu bereiten.
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Zum Shi Ba Luohangong berichtet Ingo Buchbender, der sich dieses fantastische Übungsgut seit Jahren erarbeitet und nun schon seit 5 Jahren, als vom Dan Gong zertifizierter Instruktor, diese Kunst unterrichtet.: Hallo zusammen und herzliche Grüße aus Dortmund, Luohangong ist ohne Zweifel ein wahrer Schatz – sowohl für die Kampfkünstler als auch für diejenigen, die den Bewegungs- und Gesundheitsaspekt beim Üben in den Vordergrund stellen. Auch hier in Dortmund, im Herzen des Ruhrgebiets, hat sich eine kleine Gruppe eifrig Trainierender zusammengefunden, die seit nunmehr fünf Jahren die "Übungen der Mönche" praktiziert. Die Teilnehmer/-innen sind in jeder Hinsicht eine bunte Mischung: zwischen 27 und 54 Jahre alt, beruflich wild gemischt, sportlich vorgebildet und trainiert oder eben auch nicht. So gibt es diejenigen, die es so grade schaffen, zwischen den wöchentlichen Trainingseinheiten ein Set Luohangong für sich zu üben, ebenso wie diejenigen, die mittlerweile annähernd täglich trainieren. Einige von ihnen sind bereits von Beginn an dabei, andere erst seit knapp sechs Monaten. Entstanden ist die Dortmunder Luohangong-Gruppe eher aus der Not äußerer Einflüsse heraus. Als Trainer einer Fitness-Gruppe war ich im Frühling 2010 aus beruflichen Gründen gezwungen, sechs Monate lang täglich nach Krefeld zu fahren und die Gruppe zunächst einzustellen. Um mich mehr auf mein eigenes Training zu konzentrieren und mich selbst nicht zu verzetteln, habe ich den Teilnehmer/-innen nach der halbjährlichen Auszeit angeboten, sie weiter zu trainieren – allerdings ausschließlich im Luohangong, weil es eben das war, womit ich mich selbst beschäftigte. Da die Gruppendynamik bereits damals stimmte und ich offenbar ein gewisses Grundvertrauen genoss, haben wir es dann genau so gemacht und tatsächlich sind fast alle von "damals" auch heute noch dabei. Einige haben das Luohangong-Training als eine Möglichkeit entdeckt, ihre körperliche Fitness zu entwickeln bzw. zu erhalten und Fortschritte in den Bereichen Kraft, Koordination und Beweglichkeit zu erzielen. Andere nutzen die Übungen als Möglichkeit, "runterzukommen" und zu entschleunigen; als einen Gegenpol zum eher hektischen Alltag. Diejenigen, die regelmäßig üben, stellen inzwischen die richtigen Fragen und lernen Qigong, sodass ich mit Stolz sagen kann: Ja, wir machen (mittlerweile) wirklich Luohangong! Insgesamt sind wir eine tolle und sympathische Gruppe, die vor allem verbunden ist durch die Freude am gemeinsamen Üben. Und wenn ich mal nicht dabei sein kann, wird halt ohne mich trainiert. Zusätzlich zu unserem regulären donnerstäglichen Training hat sich sonntags ein "freies Training" im Dortmunder Westfalenpark eingespielt. Außerdem haben wir das ein oder andere interne Wochenend-Seminar absolviert, durften mit der gesamten Gruppe Gerhard in Lüdinghausen besuchen und haben bereits Thomas als Dozenten nach Dortmund eingeladen. Besonders schön ist, dass auch mich das gemeinsame Üben, das Lehren, die vielen Fragen und die unterschiedlichen Bedürfnisse und Voraussetzungen der Teilnehmer/-innen unglaublich
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weitergebracht haben. Toll ist auch, den Fortschritt der Übenden zu beobachten, die im Laufe der Zeit Luohangong ebenfalls als Schatz erkannt haben. Als ich von meinem Lehrer Gerhard seinerzeit die Lehrerlaubnis erhalten habe, wurde ich von einem Trainingsbruder in Lüdinghausen gefragt, was das denn nun für mich bedeuten würde und ich habe spontan geantwortet: Mehr eigenes Training! Der halb im Scherz dahingesagte Satz hat sich mehr als bewahrheitet, denn es gibt immer noch mehr zu lernen und zu verstehen – selbst, wenn es sich "nur" um 18 Übungen der Mönche handelt ;-) Meine Dankbarkeit gilt daher in erster Linie meinen Lehrern Gerhard Milbrat und Thomas Vieth, die trotz aller Widrigkeiten, die das (Berufs-)Leben mit sich bringt, nicht müde werden, mich auf meinem Weg zu begleiten und weiter nach vorne zu bringen. Ein großes Dankeschön geht aber auch an die Teilnehmer/-innen der Dortmunder Gruppe, die immer wieder Herausforderung und Motivation zugleich sind. Wenn ihr beim Lesen Lust bekommen habt, mal beim Luohangong reinzuschnuppern, dann meldet euch gern. Wir trainieren donnerstags ab 19:30 Uhr. Herzliche Grüße aus Dortmund Ingo (Buchbender, 43 Jahre alt, trainiert seit Anfang 2000 als Schüler von Gerhard Milbrat das Taiji Mei Hua Tang Lang Quan, ist den Rest der Zeit als Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter tätig und unter 0177 / 2998627 zu erreichen)
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Homöopathie bei Grippe und grippalen Infekten – Phosphor
Homöopathische „Grippemittel“ gibt es eigentlich nicht. Grippe ist eine Erkrankung mit vielen
Gesichtern. Die homöopathische Behandlung erfolgt nach der Ähnlichkeitsregel und so kommt
eine Vielzahl von Mitteln in Betracht. Wenngleich in der Homöopathie viel Wert auf eine
individuelle Verschreibung gelegt wird, so stellt sich dies bei epidemischen Erkrankungen
teilweise anders dar. Bereits Hahnemann1 stellte fest, dass in diesem Fall eine große Anzahl
Menschen in denselben Zustand gerät, und zum großen Teil mit demselben Arzneimittel
behandelt werden kann, wenn der „Genius Epidemicus“ einmal verstanden wurde. So konnte bei
der Cholera-Epidemie 2011 auf Haiti den meisten der Patienten, die in homöopathischer
Behandlung waren, mit dem Mittel Phosphor schnell und
wirksam geholfen werden.2
Doch auch in unseren Breiten kommen Phosphor und
verschiedene Phosphorverbindungen zur Anwendung.
Atemwegsinfekte und Magen-Darm-Erkrankungen sind ein
häufiges Einsatzgebiet.
Bei Husten ist charakteristisch:
4. anhaltender kitzelnder Reizhusten
5. schlimmer durch kalte Luft,
6. durch Anstrengung,
7. durch Reden und Lachen
8. durch flaches Liegen oder Liegen auf der linken
Seite
Bei Magen Darm-Erkrankungen kann es kommen zu
• schmerzlosem Durchfall evtl. mit hellroten Blutauflagerungen
• Übelkeit und Erbrechen mit starkem Verlangen nach kalten Getränken, die wieder
erbrochen werden, sobald sie sich im Magen erwärmt haben.
Phosphor ist ein Element, das sich an Luft leicht selbst entzündet und dann leuchtet. Genauso
sind die Patienten wenn sie gesund sind: Strahlend, begeisterungsfähig, freundlich und voller
Anteilnahme. Oft findet man sie in kommunikativen oder helfenden Berufen. Doch die starke
Außenorientierung hat als Kehrseite eine schlechte Erdung. Die Betreffenden neigen dazu sich
vor Begeisterung zu erschöpfen und wirken dann ausgebrannt und desinteressiert.
Scholten3 vergleicht die Phosphor-Mentalität mit der Situation eines Menschen, der in einer
völlig fremden Kultur „gestrandet“ ist. Er muss freundlich sein, schnell Kontakte knüpfen, sich
in die Menschen einfühlen und lernbereit sein. Sankaran4 stellt es so dar: „Die Situation des
Phosphorus-Menschen ist die eines Kindes, das in seinem Elternhaus keine Zuwendung und
Liebe erfährt und deshalb außerhalb eine Menge Freundschaften schließt, um seinem Bedürfnis
gerecht zu werden.“
All dies führt dazu, dass der Mensch im Phosphor-Zustand mehr im außen ist, als bei sich selbst.
Folge ist oft auch eine schreckhafte Ängstlichkeit. Typisch ist die Angst vor Gewitter, die auch
bei Erwachsenen noch ausgeprägt ist. Die Übererregbarkeit führt dazu, dass liegen auf der linken
Seite – dort wo das Herz klopft – als unerträglich empfunden wird. Ein Betroffener berichtete
mir, dass er Ohropax ausprobiert habe um trotz Lärm besser schlafen zu können, doch dies
funktionierte nicht, da er dann sein Herz klopfen hörte.
1 Hahnemann, Samuel, 1848: Organon der Heilkunst 6. Auflage, §101
2 Edouard Broussalian in Spektrum Homöopathie 2/2011, Kandern
3 Scholten, Jan 1997: Homöopathie und die Elemente, Utrecht
4 Sankaran, Rajan, 1997: The Soul of Remedies, Mumbai
Abbildung 1: Weißer Phosphor mit gelber
Schnittfläche unter Wasser. (Wikimedia
Commons)
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Im Allgemeinen lassen Phosphor-Menschen sich leicht durch Zuwendung beruhigen. Sind sie
wirklich krank, hilft Phosphor in C30 bis C200, das in akuten Fällen auch in kurzen Abständen
wiederholt werden kann.
HP Olaf Quiring, www.olaf-quiring.de
Passend zur Frühlingszeit hat Hadmut Mühlendyck ein Pflanzenportrait zusammengestellt.
Bei den ersten Frühlingsspaziergängen wird uns diese Pflanze sicher ins Auge fallen.
Darüber hinaus lädt sie zu einer Kräuterwanderung in unserer Region ein, bei der sie ihr Wissen
über Kräuter anwendbar vermittelt.
Huflattich
Tussilago farfara, Familie der Korbblütler
Zum Ende des Winters, ganz zeitig im Jahr, mit den ersten warmen Frühlings-Sonnenstrahlen können wir an geschützten Plätzen die ersten gelben Blüten des Huflattichs entdecken. An steinigen, sonnigen Ton-Lehm und Kalkböden entfaltet er im Frühling seine Blüten. Der lateinische Name bedeutet tussis = Husten und agere = vertreiben, was ein deutlicher Hinweis auf seine Heilkräfte ist: Huflattich ist ein ausgezeichnetes Hustenmittel! Unter anderem spielt der hohe Gehalt an Salpetersäure hierbei eine wichtige Rolle. Früher wurde der Rauch des Huflattichs inhaliert: die Salpeterdämpfe bewirken, dass die Schleimhaut des harten Gaumens schlüpfrig und der Auswurf des festsitzenden Schleims in den Bronchien angeregt wird sich zu lösen. Schon Hippokrates und die alten Griechen gebrauchten ihn als Hustenmittel und bei Schweratmigkeit. Der Huflattich kommt also gerade recht zum Ende des Winters, um uns vom Husten zu befreien. Er gehört als „Hustenvertreiber“ neben Königskerze und Spitzwegerich zu unseren bekanntesten Hustenmitteln. Auch in der chinesischen Medizin wird Huflattich als westliches Heilkraut in der Anwendung als Expektoranz und Antitussivum geschätzt.
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Inhaltsstoffe: Schleimstoffe, Gerbstoffe. Er enthält Pyrolizidinalkaloid, wodurch Huflattich als leberschädigend in Verruf gekommen ist. Der gelegentliche Verzehr in kleinen Mengen wird aber als unbedenklich eingestuft. Verwendete Pflanzenteile: Blüten und Blätter. Schondend getrocknet als Tee zubereiten. Oder als Tinktur ansetzen. Anwendung: Beruhigt Hustenreflex und keuchende Atmung. Bei Erkältungen, Heiserkeit, Bronchitis, Halsschmerzen, Atemnot und trockenem Husten. Dosierung: Aufguss oder 3 – 9 g. Als Tinktur : 10 – 20 Tropfen in warmem Wasser Bewährte Hustenteemischung: zu gleichen Teilen Thymian Huflattich Fenchel in der Apotheke mischen lassen. 3 x täglich eine Tasse Tee heiß trinken.
Infos aus: Westliche Heilkräuter in TCM und Ayurveda, Urban & Fischer; Medizin der Erde, Heyne Bücher; Essbare Wildpflanzen, AT Verlag
Acht Teilnehmer/innen der Qigong Grundausbildung in Ingelheim stellten sich der Kursleiter bzw. der Lehrer Prüfung.
Heike Michael-Murmann, Gudrun Kroll und Kai Hemmen absolvierten die Qigong Lehrer Prüfung, Sona Fronhöfer, Corina Ratzel, Monika
Daiber-Emisch sowie Julius Klein (nicht auf dem Bild) Stefan Munder
und Heiko Malchus bestanden die Qigong Kursleiter Prüfung.
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Herzlichen Glückwunsch an Alle Absolventen/innen. Damit gibt es 6
Neue Kursleiter/innen und 3 neue Qigong Lehrer/innen im Dan Gong Netzwerk.
Im Anschluss berichten 3 Teilnehmerinnen von ihren gemachten
Erfahrungen:
Heike, Gudrun und Monika halten Rückschau auf 25
Ausbildungswochenenden
Prüfung geschafft! Heike, Gudrun und Monika haben die
abwechslungsreiche und tiefgehende Ausbildung 2013 - 2015 bei
Gerhard Revue passieren lassen. Heike praktiziert seit 16 Jahren Qigong, Gudrun seit zehn, Monika seit fünf Jahren. Bei diesen
unterschiedlichen „Lernzeiten“ und Vorerfahrungen ist es nicht verwunderlich, dass jede auch einen ganz anderen Grund hatte,
Gerhards Ausbildungsangebot zu nutzen.
Heike: Seit meiner Ausbildung als Kursleiterin war schon einige Zeit
vergangen und als Gerhard bei mir in der Nähe eine Ausbildung anbot,
wollte ich dies zur Wiederholung und Vertiefung dessen, was ich schon gelernt hatte, nutzen.
Gudrun: Meine Motivation, noch einmal eine Ausbildung zu machen,
war, den alchemistischen Teil des Qigong kennenzulernen. Außerdem wollte ich mein vorhandenes Wissen überprüfen und vertiefen. Und das
alles war ganz in meiner Nähe möglich.
Monika: Ich hatte zwei Jahre lang Qigong-Kurse besucht. Die Übungen waren gut. Mir fehlte aber der theoretische Hintergrund. Ich wollte mehr
über Qigong erfahren. Und das habe ich in diesen drei Jahren bei
Gerhard. Ich hatte nicht erwartet, dass er uns neben praktischen Übungen auch in die Philosophie des Qigong einführen, Konzepte sowie
Grundlagen der chinesischen Medizin vorstellen würde. Es ging darüber
hinaus auch um Anatomie, Pädagogik sowie Methodik und Didaktik des Unterrichtens. Kurz: Eine breite Palette an Wissen und Praxis wurde uns
vermittelt. Das aber nicht trocken und oberlehrerhaft, denn Gerhard
berichtete immer wieder anschaulich aus seiner langjährigen (Übungs- und Unterrichts-) Praxis.
Weil der Unterrichtsstoff breit und aufbauend angelegt war, konnten wir
Drei für uns jeweils besonders ansprechende Übungen entdecken und den theoretischen Teil ganz neu aufnehmen oder je nach
Entwicklungsstand vertiefen.
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Gudrun: Obwohl ich Qigong schon seit 10 Jahren praktiziere, war ich
von den Übungen mit energetischem Schwerpunkt sehr angetan. Mir wurde bewusst, wie wichtig die richtige praktische Anleitung ist, lassen
sich doch dadurch Fehler von vorne herein vermeiden. Bewegte
Übungen wie Luohangong, Chan Mi Qigong, Yi Jin Jing oder Tai Ji Dao Yin waren eine hervorragende Ergänzung zu den stillen Qigong-
Übungen.
Monika: Da ich ja keinerlei theoretische Kenntnisse mitbrachte, habe ich mich die ersten Male sehr konzentrieren müssen, um den mir bis dahin
vollkommen unbekannten Stoff ansatzweise aufnehmen zu können. Zu
meinem Glück gab es am nächsten Unterrichtstag Wiederholungen. Und vor allem immer wieder die praktischen Übungen, die Gerhard klar und
Schritt für Schritt anleitete. Heike: Da ich die Ausbildung nun schon zum zweiten Mal machte, hatte
ich nicht viel Neues erwartet, wurde da aber sehr überrascht. Auch
Übungen, die mir schon bekannt waren, hat Gerhard hier um neue Aspekte bereichert und immer wieder manchmal nur kleine Hinweise
gegeben, die mir schon vermeintlich Altbekanntes in neuem Licht
erscheinen ließen. Gerhard sagte zu Beginn der Ausbildung, dass Qigong uns verändern
würde. Das können wir Drei bestätigen.
Monika: Über die Zeit hat mich immer mehr fasziniert, welche Auswirkungen auf unser geistiges, seelisches und körperliches
Wohlbefinden scheinbar „unspektakuläre“, kleinste Haltungsausrichtungen
haben. Dieses Feine, Sanfte und die damit verbundene Achtsamkeit gewinnen für mich immer mehr an Bedeutung – und dies nicht nur beim
Praktizieren verschiedener Qigong-Übungen, sondern auch in meinem
Alltag. Ich empfinde viel häufiger Ruhe und Gelassenheit, bin immer häufiger in meiner Mitte.
Heike: Im Verlauf der Ausbildung ist mir durch die Übungen das
Gefühl, „verbunden“ zu sein, viel mehr Teil meines Alltags geworden. Zentrales Thema war für mich die Verwurzelung auf allen Ebenen –
diese in den Übungen zu erfahren und in ihrer Wirkung zu erforschen,
hat mich beschäftigt und wird mich auch weiter begleiten. Gudrun: Durch die Ausbildung habe ich einen besseren energetischen
Zugang zu meinem Körper gefunden. Ich fühle und spüre mehr. Und das
finde ich klasse. Durch die verschiedenen Übungen und die große Bandbreite der theoretischen Wissensvermittlung hat sich einiges für
mich geklärt.
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Soweit Heike, Gudrun und Monika. Diese Ausbildung endete im Dezember 2015 und schon im Januar 2016 startete eine neue Qigong
Grundausbildung in Lüdinghausen. Mit den 12 teilnehmenden wird über
25 Wochenenden ein solides Fundament im Qigong ausgearbeitet und ich freue mich sehr, dass ich wieder mit sehr interessierten und
engagierten Menschen mein Wissen und meine Erfahrungen teilen kann
und am Ende wieder leckeren Kuchen genießen kann.
Ein weiteres Pflanzenportrait hat Hadmut Mühlendyck für Euch erstellt.
Für die kalte Jahreszeit findest Ihr hier einige anwendbare
Informationen: Die Schlehe
Schlehdorn, Schwarzdorn
Wenn wir jetzt zur Winterzeit einen Spaziergang an der frischen Luft machen, entdecken wir an den blattlosen Heckenpflanzen einige rote
und blaue Früchte und Beeren.
Neben den Hagebutten, die uns einen reichen Vitamin C Gehalt bieten und den roten Früchten des Weißdorns finden wir die als Nahrungs- und
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Heilmittel fast in Vergessenheit geratenen blauen Früchte des Schwarz-
oder Schlehdorns, die Schlehen. Der Strauch, der im zeitigen Frühjahr durch seine zahlreichen weißen
Blüten auffällt, wurde bereits
bei den Germanen und sogar in der Jungsteinzeit als Nahrungsmittel genutzt. Der Schlehdorn begleitete den Mensch schon sehr lange als
Umzäunung der Weiden und Gehöfte, die Beeren wurden gegessen, das
Holz zu Spazierstöcken verarbeitet und die Rinde als rotes Färbemittel für Wolle und Leinen verwendet.
Inhaltsstoffe:
Vorwiegend Gerbstoffe in den Beeren, die entzündungshemmend, antiseptisch und beruhigend auf den Verdauungstrakt wirken.
Fruchtsäure in den Beeren gelten als „Fatburner“. 100 g Frucht enthalten bis zu 50 mg Vitamin C. Flavonoide in den Blüten stimulieren
das Immunsystem.
Medizinische Verwendung: Pfarrer Kneipp schätzte die kleinen weißen Blüten als unschädliches
Abführmittel, das gleichzeitig magenstärkend ist. Als Tee zubereitet
wird der gesamte Stoffwechsel angeregt und auch als Blutreinigung genutzt.
Die dunkelblauen Beeren gelten als allgemeines Stärkungsmittel, das
gekocht als Mus besonders nach schweren Krankheiten und in der Grippezeit die Lebensgeister wieder weckt. Eingekochtes Schlehenmus
hilft bei Appetitmangel und stärkt den Magen. Der frisch verdünnte Saft
ist bei Schleimhautentzündungen im Mund hilfreich.
Die reifen Beeren werden nach dem ersten Frost gesammelt.
Der Geschmack der rohen Beeren ist sehr sauer, verarbeitet werden sie zur Delikatesse.
Rezeptidee: Schlehenmus: 2 Pfd Schlehen, 1 Pfd Zucker, 1 TL Zimt, ¼ TL reine
Vanille
Die Schlehen waschen und mit wenig Wasser weichkochen. Durch ein Sieb passieren und mit Zucker und den Gewürzen dick einkochen. Heiß
in Marmeladengläser füllen.
Das Mus hält sich wie alle Zubereitungen aus Wildfrüchten sehr lange.
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Noch eine kleine Info zum Schluss: in Westpersien wurde wegen dem
sehr herben Geschmack (wahrscheinlich durch Kreuzung mit der dort heimischen Wildpflaume) ein Obstbaum gezüchtet, der viel größere und
süßere Früchte trägt: der Pflaumenbaum.
Infos aus: Essbare Wildpflanzen, AT Verlag; Blätter von Bäumen
Heyne Bücher; Selbstversorgung aus der Natur
Auch die homöopathischen Empfehlungen von HP Olaf Quiring haben
ein gutes „Feedback“ der Leser/innen bekommen und auch in Zukunft wird Olaf uns Tipps aus diesem Bereich im Rundbrief zur Verfügung
stellen. Auch wenn Weihnachten schon einige Wochen hinter uns liegt,
wird das Jahr sicher zusätzlich einige „Stresszeiten“ für uns bereit halten. Mit Nux Vomica habt Ihr ein wirkungsvolles Mittel nicht nur
gegen Stress in der Weihnachtszeit.
Homöopathie und Weihnachtsstress – Nux Vomica
Die Adventszeit und die Weihnachtstage sollten eine besinnliche Zeit
sein, in der man zur Ruhe kommt und die Geborgenheit der Familie erlebt. Soweit das Ideal.
Die Realität sieht manchmal anders aus. Es sind Weihnachtsgeschenke
zu besorgen, es gibt viele gesellschaftliche Verpflichtungen, man kann dem Glühwein kaum ausweichen. Auch im Berufsleben sollen oft vor
Jahresende Projekte noch schnell beendet und liegen gebliebenes
abgearbeitet werden. Dafür kann man ungehemmt allerlei Süßigkeit naschen, denn sie „laufen einem häufig über
den Weg“ und es gehört ja auch irgendwie zur
Weihnachtszeit.
Nux Vomica, die Brechnuss, wächst an
Bäumen die auf Sri Lanka und im Norden Australiens beheimatet sind. Sie enthält das
krampfauslösende Gift Strychnin. Nux
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Vomica ist eines der bekanntesten homöopathischen Mittel und wurde
vom englischen Homöopathen Jeremy Sherr als „Everyday Remedy“ bezeichnet, weil es so gut zu unserem modernen, hektischen Lebensstil
passt.
Man stelle sich jemanden vor, der gestresst ist, sich nicht ausreichend Zeit zum Essen nimmt. Immer alles zu spät, zu unregelmäßig, zu viel.
Eventuell kommt noch Alkohol hinzu. So kann sich ein Nux-vomica
Zustand entwickeln. Es kommt zu einem verdorbenen Magen. Übelkeit und saures Aufstoßen, oft begleitet von Kopfschmerzen und Schwindel.
Auch ein Alkohol-Kater kann so aussehen. Wenn er erbrechen könnte,
ginge es ihm sofort besser. Wenn er etwas isst hat er sofort ein Gefühl wie ein Stein im Bauch. Die Zunge ist belegt. Wenn man jetzt nux
vomica nimmt, kommt evtl. tatsächlich zuerst Erbrechen bevor Besserung eintritt.
Man kann auch ohne Gastritis oder Alkohol in einen Nux Vomica-
Zustand geraten, einfach durch überarbeitet und überreizt sein. Man wird zunehmend ungeduldig und erregbar. Jedes Geräusch wird als
Störung empfunden. Schließlich wacht man nachts auf, zwischen 3 und
4 Uhr und fühlt sich gerädert. Nux vomica hilft sofort. Und das kann problematisch sein, denn es lädt zum Missbrauch ein.
Also Vorsicht! Wenn man jede Woche Nux-vomica nimmt, sollte man
über sein Leben nachdenken.
Jedenfalls sollte dieses Mittel in keiner homöopathischen
Taschenapotheke fehlen. Für leichtere akute Beschwerden ist eine Einmalgabe C30 oft ausreichend. Zur Behandlung einer Gastritis oder
Erkältung kann das Mittel auch in Wasser aufgelöst und auf drei Tage
verteilt getrunken werden.
Literatur für Einsteiger
Lansky, Amy: Unheilbar? Das faszinierende Heilpotenzial der Homöopathie, 2. Aufl. 2012
Grollmann, Heidi; Maurer, Urs: Homöopathische Selbstbehandlung, 12.
Aufl. 2012
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Bildquelle: „Strychnos nux-vomica - Köhlers Medizinal-Pflanzen“ von
Franz Eugen Köhler - Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons
HP Olaf Quiring, www.olaf-quiring.de
Mutter Erde
Ehre deine Mutter Erde,
auf dass deine Tage auf Erden lange währen.
Die Mutter Erde ist in dir und du bist in Ihr.
Sie gebar dich, Sie gibt dir das Leben. Sie war es, die dir deinen Körper gab,
und Ihr wirst du ihn eines Tages zurückgeben.
Glücklich wirst du sein, wenn du Sie kennenlernst und das Reich Ihrer Pracht.
Wenn du die Engel deiner Mutter empfängst
und nach Ihren Gesetzen lebst, so wirst du nie Krankheit erleben.
Denn die Kraft deiner Mutter Erde steht über allem.
Sie bestimmt das Schicksal aller menschlichen Körper und aller lebendigen Wesen.
Das Blut das in uns fließt,
stammt aus dem Blut unserer Mutter Erde. Ihr Blut fällt aus den Wolken,
springt aus dem Schoß der Erde,
sprudelt in den Bächen der Berge, ergießt sich in den Flüssen der Ebenen,
schläft in den Seen
und tobt mächtig im ungestümen Meer. Die Luft, die wir atmen,
stammt aus dem Atem unserer Mutter Erde.
Ihr Atem ist azurn in den Höhen des sichtbaren Himmels, rauscht um die Gipfel der Berge,
flüstert in den Blättern des Waldes,
wogt über die Kornfelder, schlummert in den tiefen Tälern,
brennt heiß in der Wüste.
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Die Härte unserer Knochen
stammt aus den Knochen unserer Mutter Erde, aus den Felsen und Steinen.
Sie ragen nackt in den Himmel
auf den Gipfeln der Berge, und sind wie schlafende Riesen
an den Bergeshängen,
stehen wie Götzenbilder in der Wüste und sind verborgen in den Tiefen der Erde.
Die Zartheit unseres Fleisches
stammt aus dem Fleisch der Mutter Erde, deren Fleisch gelb und rot
in den Früchten der Bäume hervor wächst, und uns aus den Furchen der Felder ernährt.
Das Licht unserer Augen,
das Gehör unserer Ohren, stammen beide aus den Farben und Klängen
unserer Mutter Erde,
die uns umschließt wie die Wellen des Meeres den Fisch,
wie die wirbelnde Luft den Vogel.
Der Mensch ist das Kind der Mutter Erde und aus Ihr ernährt er seinen ganzen Körper,
genauso wie der Körper des Neugeborenen
aus dem Schoß seiner Mutter stammt, so bist du eins mit deiner Mutter Erde;
Sie ist auch in dir und du bist in Ihr.
Sie gebar dich, in Ihr lebst du, und zu Ihr wirst du wieder zurückkehren.
Halte darum Ihre Gesetze,
denn kein Mensch kann lange leben, noch glücklich sein, wenn er Seine Mutter Erde nicht ehrt
und Ihre Gesetze befolgt.
Aus: Die verlorenen Schriftrollen der Essener
Das Friedensevangelium Buch 3
aus dem Aramäischen und Hebräischen von Dr. Ed. Bordeaux Szekely
Verlag Bruno Martin, 1978
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Entdeckt in „Medizin der Erde“ von Susanne Fischer-Rizzi, Heyne
Bücher