Profiling in der beruflichen Rehabilitation  · Profiling Das Profiling-System muss acht...

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Für Integrationsorientierung und Individualisierung Profiling in der beruflichen Rehabilitation Ergebnisse des Entwicklungsprozesses mit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt Das Profiling-System des BFW Thüringen Berufsförderungswerk Thüringen GmbH Am Rathausplatz 2 07580 Seelingstädt Tel.: 036608 7240 Mail: [email protected] Berufsförderungswerk Leipzig gGmbH Georg-Schumann-Straße 148 04159 Leipzig Tel.: 0341 9175-0 Mail: [email protected] Berufsförderungswerk Frankfurt am Main Huizener Straße 60 61101 Bad Vilbel Tel.: 06101 400-388 Mail: [email protected] Berufsförderungswerk Hamburg GmbH August-Krogmann-Straße 52 22159 Hamburg Tel.: 040 64581-0 Mail: [email protected] Psychologische Diagnostik und Interventionspsychologie Prof. Dr. Joachim Thomas Ostenstraße 26-28 85072 Eichstätt Tel.: 08421 93-1633 Mail: [email protected] www.bfw-thueringen.de

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Für Integrationsorientierung und Individualisierung

Profiling in der beruflichen RehabilitationErgebnisse des Entwicklungsprozesses mit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt

Das Profiling-System desBFW ThüringenBerufsförderungswerk Thüringen GmbH

Am Rathausplatz 207580 SeelingstädtTel.: 036608 7240Mail: [email protected]

Berufsförderungswerk Leipzig gGmbH Georg-Schumann-Straße 14804159 LeipzigTel.: 0341 9175-0Mail: [email protected]

Berufsförderungswerk Frankfurt am MainHuizener Straße 60 61101 Bad VilbelTel.: 06101 400-388 Mail: [email protected]

Berufsförderungswerk Hamburg GmbHAugust-Krogmann-Straße 5222159 HamburgTel.: 040 64581-0Mail: [email protected]

Psychologische Diagnostik und InterventionspsychologieProf. Dr. Joachim ThomasOstenstraße 26-2885072 EichstättTel.: 08421 93-1633Mail: [email protected]

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Editorial

Profiling für neue Prozesse

Flexibilität ist die Fähigkeit, sich auf Verände-rungen erfolgreich einzustellen. Mit der Entwick-lung des Reha-Modells haben das BFW Thüringen und das BFW Leipzig gezeigt, wie man markt-gerecht auf aktuelle Anforderungen reagiert.

Mit dem Fokus auf einer individuellen und integrationsorientierten beruflichen Rehabilitation wurden so Strukturen geschaffen, die sich am Bedarf des einzelnen Menschen orientieren. Dabei spielt das Profiling eine entscheidende Rolle, um individuell abgestimmte Maßnahmen anbieten zu können.

Die Entwicklung des Profiling-Systems, die unter der wissenschaftlichen Begleitung von Prof. Dr. Joachim Thomas von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt erfolgte, fand im engen Dialog mit den Reha-Trägern statt.

Inzwischen liegen für das DV-basierte Steue-rungsinstrument konkrete Ergebnisse aus der Praxis vor. Diese Ergebnisse finden sich in der vorliegenden Broschüre, die das neue Profiling-System in seiner Anwendung und Wirksamkeit vorstellen soll.

Dr. Georg FrischmannGeschäftsführer BFW Thüringen

Alois FischerGeschäftsführer BFW Leipzig

Impressum

Redaktion: Dr. Maria Heinelt, Berufsförderungswerk Thüringen

Dr. Eveline Uhlig, Berufsförderungswerk Leipzig

Maria Klink, Berufsförderungswerk Frankfurt am Main

Dr. Andreas Wohlfahrt,Berufsförderungswerk Hamburg

Prof. Dr. Joachim Thomas, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Gestaltung: zeichensetzen medienagentur GmbH

Erstellung und Druck: Mai 2012

Wissenschaftlich fundiert

Im Mittelpunkt der beruflichen Rehabilitation steht der Mensch mit seinen individuellen Fähigkeiten und Potenzialen. Seine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt ist das Ziel aller Maßnahmen im Reha-Prozess. Das Profiling-System legt den Schwerpunkt auf Individualisierung und Integra-tionsorientierung, er optimiert den organisierten beruflichen Rehabilitationsprozess und richtet ihn konsequent auf die spezifischen Bedürfnisse der behinderten Menschen aus.

In den Berufsförderungswerken Thüringen, Leipzig, Frankfurt und Hamburg war man sich darüber einig, dass die Entwicklung eines derartigen Instrumentes, einer fundierten wissenschaftlichen Unterstützung bedarf. Sie beauftragten daher Herrn Prof. Dr.

Den Reha-Prozess verbessernGemeinsames Entwicklungsprojekt: integrationsorientiertes Profiling-System

Joachim Thomas von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt mit der wissenschaftlichen Leitung der Projektentwicklung. Ziel des Entwick-lungsprojektes sollte ein Profiling-System sein, das wissenschaftlich fundiert, gleichzeitig aber auch praktikabel ist und als Steuerungsinstrument für den ganzheitlichen Reha- und Integrationsprozess bis hin zur Integration in den Arbeitsmarkt dient.

Flächendeckende Implementierung Die Implementierung des Systems erfolgte im Sommer 2010 flächendeckend in den beteiligten Berufsförderungswerken. Sie wurde begleitet durch intensive Schulungen aller betroffenen Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter. Die vorliegende Broschüre stellt das Profiling-System vor.

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Praktisch handhabbar

ICF-basiert

Aktivierung der Teilnehmenden Arbeitsmarktnah

Entscheidungsorientierte Skalierung

Ressourcen statt Defizite

Kommunikationsbasis mit Reha-Träger

Profiling

Das Profiling-System muss acht Voraussetzungen erfüllen, um dem Bedarf einer integrationsorientierten und individuellen beruflichen Rehabilitation zu entsprechen.

Anforderungen an ein erfolgreiches Profiling-System

Alois FischerGeschäftsführer BFW Leipzig

Nach einer einjährigen Erprobung im Feld wurde das Profiling mit einer umfangreichen Evaluation auf den Prüfstand gestellt. Dabei wurden sowohl Mitarbeitende als auch Teilnehmerinnen und Teil-nehmer zu den unterschiedlichen Aspekten des Profilings befragt. Die Ergebnisse zeigen in beiden Gruppen eine hohe Akzeptanz des Profilings. Wis-senschaftliche Analysen in den Bewertungen sowie konkrete Verbesserungsvorschläge wurden für eine Revision des Instrumentes unter Beteiligung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genutzt.

Vier zentrale FunktionenIm Rahmen des Reha-wissenschaftlichen Kollo-quiums 2010 nannte die Deutsche Rentenversiche-rung vier zentrale Aufgaben des Profilings: Steuerungsfunktion: Strukturierung des Förder- und Integrationsprozesses

Die Profiling-Datenbank steuert den gesamten Integrationsprozess. Zu Beginn der Maßnahme dient das Profiling einer genauen Zielplanung. Im Verlauf der Maßnahme wird die Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer immer wieder angepasst. Die aktualisierte Einschätzung wie-derum ist Grundlage für die Zielvereinbarung mit der Teilnehmerin oder dem Teilnehmer. Eine Ver-knüpfung vom Profiling-System mit dem Ange-bot der besonderen Hilfen dient der zielgenauen Interventionsplanung.

Empowerment-Funktion: Stärkung der Selbstverantwortung und Erhöhung der Verbindlichkeit

Die Teilnehmenden schätzen selbst ihre Res-sourcen und Förderbedarfe ein. Maßnahmen werden in der Zielvereinbarung des Förder- und Integrationsplans gemeinsam mit dem Integrati-onsmanager bestimmt. Dies erhöht die subjek-tive Verbindlichkeit für den Teilnehmenden. Die Nutzung von vorhandenen Kompetenzen und von Ressourcenzielen („Stärken stärken“) hat einen besonders motivierenden Einfluss auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Wächterfunktion: Verlaufskontrolle des Förder- und Integrationsprozesses

Neben dem Monitoring mit der Überprüfung aller Einschätzungen aus dem Profiling in Vor-bereitung zu Zielvereinbarungen wird mit den Indikatorvariablen ein System eingeführt, das eine enge Verlaufskontrolle gewährleistet. So werden mögliche unerwünschte Entwicklungen frühzeitig erkannt und Maßnahmen eingeleitet.

Berichtsfunktion: Dokumentation der Ergebnisse des Förder- und Integrationsprozesses

Der Leistungsträger erhält eine Ausfertigung der Zielvereinbarung, die mit der Teilnehmerin oder dem Teilnehmer getroffen wurde. Diese Ziel-vereinbarung ist unmittelbar aus dem Profiling abgeleitet und orientiert sich an dessen Struk-tur. So entsteht für den Leistungsträger ein höheres Maß an Transparenz hinsichtlich der Notwendigkeit und Wirkung von individuellen Fördermaßnahmen sowie eine Erfolgskontrolle der Vereinbarungen.

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Nutzen nachgewiesenUmfangreiche Evaluation des Profiling-Systems

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Das Reha-Modell stellt sehr explizit die berufliche Integration in den Vordergrund. Damit ist das ganze Handeln und damit auch jede Form der Leistungser-bringung danach zu beurteilen, inwieweit es zu dem Ziel der beruflichen Integration beiträgt.

Integrationsorientierung gibt Richtung vorEine konsequente Integrationsorientierung aber ist nicht möglich ohne eine entsprechende Individua-lisierung des Leistungsangebotes. Damit wird der Integrations- und Förderplan integraler Bestandteil des Profilings im Rahmen einer individuellen Ent-wicklungsplanung.

Ressourcenorientierung ist KennzeichenIndividuelle Förderung ist nicht mehr als Ergän-zung der Qualifizierung zu verstehen; sie wird zum festen Bestandteil jeder Maßnahme mit dem Ziel der Integration. Als wesentliches Kennzeichen des Profilinginstrumentes gilt daher seine Ressourcen-orientierung. Förderung beschränkt sich nicht auf den Ausgleich und die Kompensierung von Defi-ziten. Gezielt werden vorhandene Kompetenzen erweitert, die den Rehabilitanden im Wettbewerb

Was fordert das Reha-Modell?Prinzipien des Profiling-Systems

um Arbeitsplätze bestmögliche Chancen eröffnen. Die Einführung des Profilings führt so zu einer deut-lichen Ausweitung des individualisierten Leistung-sangebotes.

Welche Aufgaben ergeben sich daraus für das Profiling?

Das Profiling-System stellt eine Bestandsaufnah-me sowie ein kontinuierliches Monitoring der Ent-wicklung von Kompetenzen dar. Dabei unterstützt es bei der Entwicklung eines Integrationsziels.

Die Ergebnisse des Profilings bilden die Grund-lage für die Vereinbarung von Förderzielen im Integrations- und Förderplan. Dies geschieht immer unter Berücksichtigung des spezifischen Integrationszieles.

Es dient der Steuerung des gesamten Integra-tionsprozesses. So bildet es zum Beispiel die Grundlage für die Formulierung von Beurteilungen personaler Kompetenzen.

Die Profiling-Datenbank als zentrales Instrument der SteuerungEine entscheidende Voraussetzung für den erfolg-reichen Ablauf ist, dass die am Integrationsprozess beteiligten Personen auf eine Datenquelle zurückgrei-fen können. Eine Datenquelle, in der alle relevanten Informationen so gespeichert sind, dass ein Informa-tionszugriff und eine Anpassung der Daten jederzeit ohne größeren Aufwand möglich werden. Anfor-derungen des Datenschutzes werden dabei durch spezifische Zugriffsrechte berücksichtigt.

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Indikatorvariablen – Kurze Beobachtungs-intervalle für schnelles ReagierenWie bereits dargestellt, wird die Bewertung des Profilings in den Intervallen des Förder- und Inte-grationsplanes (6 Monate) überprüft. Dies ist nicht ausreichend, um mögliche ungünstige Verläufe frühzeitig zu erkennen und ggf. Gegenmaßnahmen einzuleiten. Natürlich erfolgen sofort angemessene Reaktionen, wenn eine Fehlentwicklung auffällt. Mit einem System von Indikatorvariablen, die in sechswöchigem Abstand erhoben werden, haben wir sichergestellt, dass Handlungsbedarfe immer rechtzeitig erkannt werden.

Kompetenzen sollen und können sich verändern. Dies soll im Rahmen des Profilings abgebildet werden. Dazu ist eine regelmäßige Überprüfung der Kompetenzen erforderlich. Sie geschieht im zeitlichen Rahmen der Förder- und Integrationspla-nung. Die Profiling-Datenbank erlaubt dabei den Vergleich zu verschiedenen Zeitpunkten. Entwick-lungen bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden so sichtbar. Die Ergebnisse des Profilings stellen darüber hinaus die inhaltliche Grundlage für die Förder- und Integrationsplanung dar. Mit dem so geschaffenen Überblick lassen sich zielgenau die Förderschwerpunkte bestimmen und in Zielvereinba-rungen umsetzen. Dies schafft auch eine hohe Trans-parenz für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Jan 2010 Feb 2010 März 2010 April 2010 Mai 2010 Juni 2010 Juli 2010 Aug 2010 Sept 2010 Okt 2010 Nov 2010 Dez 2010

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Leistungen Fehlzeiten Selbstwahrnehmung/Fremdwahrnehmung Körperl./psych. Wohlbefinden

Entwicklungen sichtbar machenDer Prozess des Monitoring

Zeitliche Entwicklung von Indikatorvariablen

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Neben allgemeinen Kompetenzen, wie Fremdspra-chenkenntnissen und Kompetenzen im Umgang mit der Datenverarbeitung, legt das Profiling-System großen Wert auf bisher in Beruf und Freizeit er-worbene Fachkompetenzen. Im Gespräch mit den Beschäftigten des BFW werden diese Kompetenzen sorgfältig herausgearbeitet. Häufig sind es gerade diese besonderen Erfahrungen und Kompetenzen der Rehabilitanden, die zu kreativen Integrationswe-gen führen. Wege, die dann die besondere Befähi-gung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer deutlich machen und sie aus der Masse der Bewerberinnen und Bewerber um einen Arbeitsplatz herausheben. Daher müssen diese Fachkompetenzen schon zu Beginn der Integrationsmaßnahme erfasst werden um den Integrationsprozess zielgerichtet planen zu können. Das sorgfältige Bemühen um die berufliche Biographie der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigt diesen auf, dass sie in ihrem bisherigen Leben wertvolle Erfahrungen für ihre berufliche Integration gemacht haben. Dies erleben die Teilnehmenden zudem als Wertschätzung und Motivation.

Schlüssel- und Gesundheitskompetenzen im FokusSchlüssel- und Gesundheitskompetenzen haben im Profiling-System einen hohen Stellenwert. Ent-scheidend für eine zuverlässige Bewertung dieser Kompetenzen sind dabei eine verhaltensorientierte Definition sowie eine genaue Beschreibung der Kompetenzstufen mit sogenannten „Ankerskalen“. Wissenschaftliche Studien konnten die hohe Zuver-lässigkeit dieser Skalen nachweisen.

Kompetenzen herausarbeitenVorhandene Fachkompetenzen nutzen

Alle Kompetenzen werden mit einer vierstufigen Ska-la beschrieben. Das unterscheidet das Profiling-Sy-stem von anderen, meist sechs- oder mehrstufigen Systemen. Mit einem guten Grund: Die Struktur der Kompetenzbeschreibung folgt dem Grundsatz, dass nur so viele Abstufungen sinnvoll sind, wie auch al-ternative Entscheidungsmöglichkeiten damit verbun-den werden – eine Logik, die sich wiederum an der individuellen Förderung orientiert.

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Auch bei ausgeprägten Kompetenzen der Teilneh-merinnen und Teilnehmer sowie hoher individueller Motivation ist die persönliche Lebenssituation der Rehabilitanden für den Erfolg der Integrationsmaß-nahme von entscheidender Bedeutung. Daher ist eine angemessene Berücksichtigung der Umfeldbe-dingungen unverzichtbar. Dies fordert auch die ICF (International Classification of Functioning, Disabili-ty and Health).

Das Profiling-System berücksichtigt die Lebens-situation der Teilnehmenden in drei Variablen:

Soziales Umfeld beschreibt, ob die Teilneh-menden in ihrem Umfeld Unterstützung erleben oder ob das soziale Umfeld den Integrations-erfolg möglicherweise eher behindert.

Wirtschaftliche Situation zeigt auf, ob die finan-zielle Lage den Teilnehmenden erlaubt, sich voll auf die Integrationsmaßnahme zu konzentrieren.

Für zeitliche häusliche Belastungen sind Lö-sungen zu finden, so dass der mit der Inte-grationsmaßnahme verbundene Lernaufwand bewältigt werden kann.

Individuelle Kompetenzen und persönliche Lebens-situationen ermöglichen eine ganzheitliche Sicht der Teilnehmenden im Sinne der ICF.

Kompetenzen feststellen: Selbsteinschätzung und FremdeinschätzungZur Einschätzung der Kompetenzen werden ver-schiedene Quellen genutzt. Vorhandene Dokumente werden analysiert. Viele Kompetenzen lassen sich gut im Rahmen ausführlicher Gespräche zwischen Reha- und Integrationsmanager und Teilneh-mendem beschreiben. Ein großer Teil der Schlüs-selkompetenzen ist aber ohne direkte Beobachtung nicht feststellbar.

Diese Kompetenzen werden zu Beginn der Inte-grationsmaßnahme oder – falls möglich – in der Reha-Vorbereitung mittels geschulter Beobachtung eingeschätzt. Dementsprechend werden die Aufga-ben an unterschiedliche Mitarbeitende (Reha- und Integrationsmanagement, Ausbilder in der Qualifizie-rung, Medizin und Psychologie als Kernbereich der Besonderen Hilfen) verteilt. Die Profiling-Datenbank sorgt für eine reibungslose Zuordnung der verschie-denen Rollen.

RehaAssessment als Grundlage für Profiling Profiling ersetzt dabei nicht die intensive diagnos-tische Begutachtung im Rahmen des RehaAssess-ments. Nur dort werden die Kompetenzen durch psychologische und medizinische Testverfahren sowie durch besonders konstruierte Aufgaben- und Beobachtungssituationen im Rahmen der Arbeitser-probung bestimmt. Im Rahmen der Konzeption des Profilings wurde aber dafür gesorgt, dass das Reha-Assessment kompatibel zum Profiling ist. Wird mit einem Teilnehmenden ein RehaAssessment durch-geführt, so können alle Kompetenzen des Profilings damit eingeschätzt werden. Durch die besondere Güte der Diagnostik stellt das RehaAssessment die optimale Grundlage für das Profiling dar.

Von besonderer Bedeutung ist darüberhinaus die Selbsteinschätzung der Teilnehmenden. Sie werden mit in die Profiling-Datenbank aufgenom-men und stellen wie die Fremdeinschätzung eine wichtige Grundlage für den Förder- und Integra-tionsplan dar. Damit eine offene Aussprache über Stärken und Förderbedarfe gewährleistet ist, weiß die Teilnehmerin oder der Teilnehmer, dass diese Informationen vertraulich behandelt werden. Der Leistungsträger wird über die Schlussfolgerungen aus diesem Gespräch informiert, die im Förder- und Integrationsplan festgehalten werden.

Die Lebenssituation berücksichtigenProfiling orientiert sich an ICF

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Bei der Arbeitsplanung wird festgestellt, inwieweit die Probanden und Probantinnen in der Lage sind, ihren Arbeitsablauf vorzubereiten und sinnvoll zu strukturieren und so einen effizienten Arbeitspro-zess zu gewährleisten. Hierzu gehören vorberei-tende Maßnahmen wie Bereitlegen von Werkzeug, Materialien sowie eine sinnvolle Ablaufplanung.

Stufe 1: Die Arbeitsplanung ist unzureichend. Der / die Teilnehmende fängt eine Auf-gabe an und führt diese nicht zu Ende, wechselt ständig zwischen Aufgaben, eine sinnvolle Vorbereitung der Arbeits-schritte oder eine angemessene Zeitpla-nung ist nicht erkennbar.

Diese Stufe beschreibt eine Ausprägung der Kompetenz, die in keinem Falle zufrie-denstellend ist. An dieser Stelle ist eine entsprechende Förderung unverzichtbar.

Stufe 2: Eine Arbeitsplanung ist in Ansätzen vorhanden, zeigt aber Defizite in der Vor-bereitung, Abfolge von Arbeitsschritten bzw. in der zeitlichen Planung.

Diese Stufe beschreibt eine Kompetenz-ausprägung, die noch nicht zufriedenstel-lend ist, aber nur in den Fällen entwickelt werden muss, in denen die Kompetenz von erfolgskritischer Relevanz für das Integrationsziel ist.

Stufe 3: Eine Arbeitsplanung ist weitgehend vorhanden, eine gute Zeitplanung und weitgehend effektive Nutzung von Zeit und Ressourcen sind erkennbar.

Diese Stufe stellt den Erwartungshori-zont dar. Eine besondere Förderung ist nicht erforderlich.

Stufe 4: Die Arbeitsplanung ist sehr gut. Auch von der Person nicht verantwortete Prozesse werden mitberücksichtigt. Sehr gutes Zeitmanagement und hohe Effizienz in der Nutzung von Zeit und Ressourcen.

Die höchste Stufe beschreibt eine weit überdurchschnittliche Ausprägung der Kompetenz. In diesem Falle ist zu prüfen, ob die Kompetenz im Sinne der Förderung vorhandener Ressourcen weiter entwickelt werden kann. Die besonderen Stärken der Teilnehmende können für eine erfolgreiche Integration von entscheidender Bedeutung sein.

In keinem Falle zufriedenstellend Nicht ganz zufriedenstellend Völlig zufriedenstellend Weit überdurchschnittlich zufriedenstellendIn keinem Falle zufriedenstellend Nicht ganz zufriedenstellend

Vier Kompetenzstufen

Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4

Skala mit vier KompetenzenEin Beispiel: Die Arbeitsplanung

Weit überdurchschnittlich zufriedenstellend Völlig zufriedenstellend

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Soziale Kompetenzen

Teamfähigkeit Durchsetzungsvermögen Kontaktfähigkeit Mündliche Ausdrucksfähigkeit

Lern- und Methodenkompetenzen

Allgemeine kognitive Kompetenzen Konzentrationsvermögen Selbstlernkompetenz Mathematik Textverständnis Rechtschreibung Arbeitseffizienz Arbeitsplanung Sorgfalt

Gesundheitskompetenzen

Umgang mit gesundheitlichen Einschränkungen / Behinderungen

Krankheitsbewältigung / Bewältigung der Behinderung

Rauchen Alkoholkonsum Andere Suchtmittel Gesundheitsfördernde Lebensweise

Übersicht über die Schlüssel- und GesundheitskompetenzenDie folgenden Kompetenzen werden im Rahmen des Profiling-Systems neben den Fachkompetenzen eingeschätzt und für den Integrationsprozess genutzt:

Personale Kompetenzen

Eigenverantwortlichkeit Zuverlässigkeit Flexibilität Umgang mit Kritik Belastbarkeit / Stressbewältigung Selbstwirksamkeit Misserfolgstoleranz

Selbstmarketing Kompetenzen

Äußere Erscheinung Sicheres Auftreten Freundliches Auftreten Zielgerichtetheit in der

beruflichen Planung Bewerbungskompetenz Realistische Selbsteinschätzung Motivation zur Arbeitsaufnahme Arbeitsplatz und Arbeitsort