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Die Politik der Daten.
Zwischen Post-Demokratie und Commons
Felix StalderZrich/Wienfelix.openflows.com
Datenspuren: Big Data im Kontext von Kultur und GesellschaftBasel, 03/04. Juli, 2015
Kultur:
Prozesse der Aushandlung von Bedeutung
Sozialer dynamischer Prozess, zwischen Personenspiegelt und verfestigt sich in Artefakte, Handlungsweisen, Institutionen
Rahmen es sozialen Handelns, in dem Fragen wie wichtig/unwichtig, richtig und falsch, schn oder hsslich verhandelt werden
Interpretations- und handlungsleitend
Nicht symbolishces Beiwerk, oder berbau,sondern grundlage des Handelnsermglicht, zwischen verschiedenen Handlungsalternativen zu entscheiden
Vernderung der Struktur dieses Prozesse
Diese Struktur hat sich vor kurzem fundamental verndert.
Medien-theoretische Perspektive: Folge eines Medienwandels, der
verndert wie Menschen sich selbst, die Welt und ihre Position daran
wahrnehmen und entsprechende Handlungsstrategien entwickeln.
von kleinen zu grossen Datenstzen
Eine zentrale Folge diese Wandels ist, dass wir diese Aushandlungsprozesse nicht mehr auf Basis sehr kleiner, sondern sehr grosser Datenstze vollziehen.
Quantitative Vernderung, die aber tiefgreifende qualitative Konsequenzen hat.
Daten hier: nicht maschinen-generiete Daten (die bei big data oft im Zentrum stehen), sondern kulturelle Werke, also Dinge, die von Menschen mit einem expliziten Bedeutungsanspruch gemacht wurden.
Mehr Menschen, mehr Kultur, mehr Technologie
Grosse Datenmengen kommen daher, dass immer Menschen, auf immer mehr kulturellen Feldern aktiv sind, und dass sie dabei immer komplexere technologische Nutzen, die das nicht nur ermglichen, sondern normalisieren und damit zu einer Situation fhren, in der das normal und erwartet ist.
War kommunzieren ausserhalb des privaten Raums einst ein privileg, ist es heute ein Imerativ.
Mehr Menschenhistorische Transformation der Arbeit, der Gesellschaft und der Geopolitik
Aber woher kommen alle diese Menschen, die jetzt pltzlich mit eigenen Bedeutungsansprchen hervortreten?
1. Neue Ansprche durch die Arbeitswelt: expressivitt, kreatvitt, kommunikationsfhigkeit
2. Gesellschaftliche Wandel ermglicht es immer mehr Personen, die bisher marginalisiert war, sich, ihre Erfahrungen und ihre Ansprche zu artikulieren.
3. Diese Prozesse blieben aber nicht auf den Westen beschrnkt, vielmehr drngen immer mehr kulturelle Erfahrungen in die Verhandlung hinein, durch globalisierung und Migration.
Mehr KulturDesign als kreative Generaldisziplin
(A. Reckwitz)
Immer mehr dimensionen des Alltags und des Lebens werden
kulturalisiert. Es gibt fast nichts mehr, was nicht designed werden
knnte, von einfachen Objekten ber Prozesse, Instutionen, Stdte,
Pflanzen und ja sogar Babies.
Design heisst immer, dass Optionen bestehen, die gestaltet werden
mssen. Und wo Optionen bestehen, da besteht kultur, weil diese
Optionen verhandelt werden mssen.
Handlungsoptionen berallEntscheidungsprozesse berall
Solch basale Dinge wie der Zusammenhang zwischen Schwangerschaft und Mutterschaft sind pltzlich Verhandlungssache, und damit kulturell.
Wie wollen die das Wetter gestalten? Oder wie knnen wir die
nchsen 100'000 Jahre organisieren, damit wir mit den Atommll sicher
verwahren knnen.
Solcge Fragen waren einst Schicksal oder wurden bestenfalls durch
Mythen abgedeckt. Nun aber sind die Streitfragen, und damit
kulturell.
Explosion der Kommunikation
All diese Verhandlungen fhren zu einer explosion der Kommunikation. Alles muss dauernd von allen verhandelt werden. Nicht zu letzt, weil es fr viele Dinge keinen fixen Konsens mehr gibt.
Neue Infrastruktur fr grosse Kommunikationsmengen
Um diese grossen Kommunikationsmengen zu ermglichen, braucht es neue Infrastrukturen.
seit den 2000er Jahren dominant
Diese ist, etwas vereinfacht, das Internet, und es hat im Verlaufe der 2000er Jahre alle anderen Verdrngt. Nicht verschwunden, aber das Internet ist das neue normal und es gibt kaum einen relevanten gesellschaftlichen Bereich, der heute diese Infrastruktur nicht ntzt.
Internet in real time
http://pennystocks.la/internet-in-real-time
Krise der alten Institutionen, in denen Bedeutung ausgehandelt wurden
Explosion der Kommunikation fhrt zu einer Krise der Institutionen, Massenmedien, Museen, Archive, Politische Organisationen wie Parteien
Ausgerichtet auf kleine Datenstze
Denn diese waren und sind ausgerichtet auf kleine Datenstze, auf die Kanalisierung und Reduktion von Komplexitt und Kommunikation.Dinge werden nicht verhandelt, sondern sind vorgeben.
Position des berblicksInhaltliche EntscheidungenObjektivittReprsentation
Kleine Datenstze erlauben es einen berblick zu bewahren.Den Kanon der dt. Literatur konnte man noch von vorne bis hinten lesen.Die Schlsselwerke der Kunstgeschichte kann man sich anschauen.
Das erlaubt eine inhaltliche Auseinandersetzung und entsprechende Entscheidung, die such auf einer Expertise ergeben
Ein berblick ist per definition eine unpersnliche Position und daraus ergibt sich ein Anspruch auf Objektivitt
Seit den 1960er Jahren verstrkte Kritik an diesen Verfahren
Alle diese Annahmen kamen seit den 1960er Jahrenin die Krise.Der Kanon wurde zunehmend als ungerechtfertigter Partikularismus begrandnmarkt
Der Anspruch auf berblick als provinzielle Ilussion kritisiert
Und objektitt als Propaganda an den Pranger gestellt.
Hier etwa durch Studenten in Berlin im Anschluss an das Attentat auf rudi Dutschke
Neue Infrastruktur ermglicht den Aufbau neuer Institutionen
Aus Kritik werden Alternativen
Kommerzielle soziale Massenmedien
Internet in real time
schwache soziale Netze
neue communities of practice
Politische Herausforderungen dieser Institutionen
Meinungsbildung und Entscheidungsfindungjenseits der Reprsentation
Strategie 1:Entkoppelung
Alle drfen mitreden, entscheiden tun andere.
Beispiel: Privatsphre in sozialen Massenmedien
Marc Zuckerberg, 2013
Strukturelle Trennung der Ebenen sozialen Verhandlung und der Entscheidung
Daten sind geheim und/oder proprietr
post-demokratisch post-hegemonialpost-kulturell
nicht auf Internet beschrnkt
Strategie 2:Umfassende Verknpfung
Alle drfen mitredenAufhebung der klassischen Rollen
Produzent/KonsumentWirtschaft/Gesellschaft
Umfassende Institutionen,ausgerichtet auf Konsens und komplexe Kalkle
commons
gemeinschaftlich-demokratischhegemonial umfassend-kulturell
nicht auf Internet beschrnkt