Portfolio Management Info · 2020-06-12 · Portfolio Management Info Aktuelle Anlagepolitik der...

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Portfolio Management Info Aktuelle Anlagepolitik der AKB akb.ch Marktübersicht 06 | 20 09. Juni 2020 Anlagepolitik-Ausschuss vom 09. 06. 2020 Der APA hat keine Änderung der taktischen Ausrichtung vorgenommen. Die Aktienmärkte haben in den letzten Wochen ihre Erholung unbeirrt fortgesetzt. Angetrieben vom geld- und fiskalpoliti- schen Rückenwind sind die Kurse weiter gestiegen. Auffällig ist der Umstand, dass defensive Anlagen wie Gold, erstklassige Staatsanleihen oder Sicherheitswährungen wie der Franken, der Yen und der US-Dollar im Gegensatz zur ersten Phase der Erholung deutlich weniger nachgefragt wurden. Daraus schliessen wir, dass sich die Risikobereitschaft der Anleger noch einmal verstärkt hat. Dazu passt die Sektorrotation, welche seit Mitte Mai an den Aktienmärkten zu beobachten ist. Zyklische Märkte, Branchen und Titel wurden vermehrt nachgefragt. Sie wurden vom Ausverkauf besonders hart getroffen und hinkten in der nachfolgenden Gegenbewegung den defensiven Werten aus den Bereichen Technologie und Gesundheit hinterher. Ein sinkendes Risikobewusstsein treibt die renditehungrigen Anleger nun vermehrt in zyklische Aktien, Hochzinsanleihen und Rohstoffe, wo sie einen ver- stärkten Nachholbedarf sehen. Klassische Bewertungsaspekte werden grosszügig ausgeblendet, lassen sich nicht mehr anwenden oder haben sich aufgrund von tiefen oder negati- ven Zinsen zumindest vorderhand verschoben. Die mehrheitlich schlechten Konjunkturdaten stehen weiter- hin im Kontrast zum Geschehen an den Aktienmärkten. Die Aktuelle Anlagestrategie Geldmarkt CHF Obligaonen + NOK, - CHF, - AUD Duraon untergewichtet: USD, GBP, JPY Aken + Schweiz, - Europa ex. CH Immobilienfonds Übrige Anlagen übergewichtet leicht übergewichtet untergewichtet leicht untergewichtet neutral Aktuelle Anlagestrategie

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Portfolio Management InfoAktuelle Anlagepolitik der AKB

akb.ch

Marktübersicht

06 | 20 09. Juni 2020

Anlagepolitik-Ausschuss vom 09. 06. 2020Der APA hat keine Änderung der taktischen Ausrichtung vorgenommen.

Die Aktienmärkte haben in den letzten Wochen ihre Erholung unbeirrt fortgesetzt. Angetrieben vom geld- und fiskalpoliti-schen Rückenwind sind die Kurse weiter gestiegen. Auffällig ist der Umstand, dass defensive Anlagen wie Gold, erstklassige Staatsanleihen oder Sicherheitswährungen wie der Franken, der Yen und der US-Dollar im Gegensatz zur ersten Phase der Erholung deutlich weniger nachgefragt wurden. Daraus schliessen wir, dass sich die Risikobereitschaft der Anleger noch einmal verstärkt hat. Dazu passt die Sektorrotation, welche seit Mitte Mai an den Aktienmärkten zu beobachten ist. Zyklische Märkte, Branchen und Titel wurden vermehrt nachgefragt. Sie wurden vom Ausverkauf besonders hart

getroffen und hinkten in der nachfolgenden Gegenbewegung den defensiven Werten aus den Bereichen Technologie und Gesundheit hinterher. Ein sinkendes Risikobewusstsein treibt die renditehungrigen Anleger nun vermehrt in zyklische Aktien, Hochzinsanleihen und Rohstoffe, wo sie einen ver-stärkten Nachholbedarf sehen. Klassische Bewertungsaspekte werden grosszügig ausgeblendet, lassen sich nicht mehr anwenden oder haben sich aufgrund von tiefen oder negati-ven Zinsen zumindest vorderhand verschoben.

Die mehrheitlich schlechten Konjunkturdaten stehen weiter-hin im Kontrast zum Geschehen an den Aktienmärkten. Die

Aktuelle AnlagestrategieGeldmarkt CHFObligationen + NOK, - CHF, - AUD

Duration untergewichtet: USD,GBP, JPY

Aktien + Schweiz, - Europa ex. CHImmobilienfondsÜbrige Anlagen

übergewichtet leicht übergewichtetuntergewichtet leicht untergewichtetneutral

Aktuelle Anlagestrategie

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Hoffnung auf die geld- und fiskalpolitische Wirkung der ein-geleiteten Massnahmen lässt die Anleger über den wirtschaft-lichen Wachstumstaucher hinwegsehen. Für steigende Zuversicht sorgen momentan die zunehmende Lockerung der behördlichen Beschränkungen, die sich abzeichnende Stabili-sierung der wirtschaftlichen Vorlaufindikatoren sowie die vielerorts rückläufige Zahl von Neuansteckungen. Zudem klammern sich die Anleger an die Aussicht auf die baldige Verfügbarkeit eines Impfstoffs. Allerdings besteht dafür ange-sichts der ordentlichen Prüfungs- und Zulassungsverfahren in naher Zukunft wenig Hoffnung. Zumindest zeichnet sich anhand der jüngsten Konjunkturdaten immer mehr ab, dass der Monat April der Tiefpunkt des wirtschaftlichen Rücksetzers markiert. Die für das zweite Halbjahr erwartete Erholung dürfte dem Industriesektor rascher gelingen als dem Dienst-leistungsbereich. Für zweiteren muss zuerst das Vertrauen der Konsumenten zurückkehren. Die Rezessionsangst, eine feh-lende Arbeitsplatzsicherheit und schlechtere Einkommensaus-sichten sprechen eher dagegen. Erfahrungswerte aus China, welches in der aktuellen Krise einen Vorlauf hat, bestätigen diese vorsichtige Einschätzung.

ObligationenmärkteDie Zinsen sind jüngst leicht gestiegen. Angesichts des weite-ren Ausbaus der geldpolitischen Stimulierungsmassnahmen eine verwunderliche Tendenz. Spiegelbildlich sind die Obliga-tionenpreise unter Druck geraten. Wir gehen davon aus, dass vor allem das abnehmende Sicherheitsdenken der Anleger zu einer tieferen Anleihensnachfrage geführt hat. Kurzfristig gehen wir von einer Stabilisierung auf dem aktuellen Niveau aus. Es fehlen die Treiber für eine gewichtige Zins- und Preisän-derung. Tiefere Erdölnotierungen sowie günstigere Güter-preise im Zusammenhang mit der Corona-Krise sprechen für eine zahme Inflationsentwicklung. Das gibt den Notenbanken den nötigen Spielraum ihre expansive Geldpolitik weiter vor-anzutreiben. Sollte es in der zweiten Jahreshälfte tatsächlich zu einer wirtschaftlichen Belebung kommen, könnte sich das Bild ändern und die Teuerung und damit die Zinsen zuneh-mend nach oben tendieren. Eine solche Bewegung würde aber voraussichtlich im überschaubaren Rahmen stattfinden. Die Zentralbanken kontrollieren immer mehr das ganze Lauf-zeitenspektrum der Zinsen und werden höhere Zinsen erst zum Zeitpunkt einer bestätigten und nachhaltigen Konjunktu-rerholung zulassen. Der massive Markteingriff der Zinshüter ist immer mehr ein Thema an den Finanzmärkten. Neben der Zinssteuerung sind es vor allem die massiv ausgedehnten Wertpapierkäufe, welche zu reden geben.

Einerseits haben sie eine stabilisierende Wirkung auf die Finanzmärkte und stellen eine störungsfreie Funktionsweise sicher. Der zwischenzeitlich aufgekommene Stress während der aktuellen Corona-Krise konnte deutlich abgebaut werden. Andererseits schränken die geldpolitischen Eingriffe eine freie Entfaltung der Marktkräfte und damit die faire Preisbildung der einzelnen Anlagen ein. Insbesondere die Ausdehnung der Käufe auf Unternehmens- und gar Ramschanleihen, sowie teilweise Aktien wird zunehmend kritisiert. Skeptiker spre-chen aufgrund der preisstützenden Wirkung gerne von einer Sozialisierung der Schulden, während die Gewinne privatisiert werden.

AktienmärkteDie Erholung an den Aktienmärkten hat sich in den letzten Wochen fortgesetzt. Gemessen am Weltindex wurde ein Grossteil der Verluste wieder wettgemacht. Der breite ameri-kanische Markt befindet sich sogar auf dem Niveau zu Jahres-beginn und nur noch wenig unter dem Höchststand. Die US-Technologiewerte haben sogar einen neuen Rekordwert erreicht. Wie lässt sich dieser Widerspruch von rückläufigen Gewinnerwartungen und den reduzierten Dividendenaussichten einerseits und den stetig höheren Aktienpreisen andererseits erklären? Ganz einfach : Die Anleger erachten den Ergebnis-rückgang als temporäres Phänomen und richten ihren Blick bereits auf die nachfolgende Erholung. Diese Weitsicht führt in Bezug zu den realwirtschaftlichen Daten allerdings zu einer übermässigen Erwartungsprämie. Die Bewertung liegt mittler-weile deutlich über dem historischen Durchschnitt und über

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dem Vorkrisenniveau. Selbst durch die geldpolitische Unterstützung und die tiefen Zinsen lässt sich nur ein Teil der hohen Bewertung rechtfertigen. Damit sich der Wachstumseinbruch zeitlich wie auch vom Umfang her tatsächlich in Grenzen hält, müssen sich die rückläufigen Infektionszahlen zuerst bestätigen und der Normalzustand der Wirtschaft rasch wiederhergestellt werden. Ein frommer Wunsch, angesichts der Tatsache, dass sich Konsumenten und Unternehmen in einer ersten Phase voraussichtlich mit Ausgaben zurückhalten werden.

DevisenmärkteAn der Währungsfront macht sich die gute Marktstimmung bei den sicheren Häfen mit einer tieferen Notierung bemerkbar. Vor allem der Schweizer Franken verzeichnet seit einigen Wochen eine rückläufige Nachfrage. Im Gegensatz dazu konnte sich in den letzten Tagen die europäische Einheitswährung positiv in Szene setzen. Der Euro profitierte von den in Aussicht gestellten EU-Stützungsmassnahmen für die Wirtschaft. Sie stellen zudem einen wichtigen Schritt in eine stärkere fiskalische Integration dar. Die Gefahr einer erneuten Euro-Krise ist damit deutlich gesunken. Zudem sorgte die EZB mit der deutlichen Ausdehnung ihres Pandemie-Notfall-Kaufprogramms für zusätzlichen Rücken-wind. Wir gehen allerdings nicht von einer Trendwende beim Euro aus. Mittelfristig sprechen die wirtschaftlichen Sorgen und die politischen Baustellen gegen eine nachhaltige Erholung. Der US-Dollar spürte ebenfalls das abnehmende Sicherheitsbedürfnis der Investoren und tendierte schwächer. Die gesunkenen Zinsen sowie der Ausblick auf eine rekordhohe US-Staatsverschuldung haben die Attraktivität des Greenbacks zusätzlich reduziert. Aller-ding darf er nicht zu früh abgeschrieben werden, bleibt er doch weiterhin DIE Reservewährung. Sollten die Unsicherheiten erneut zunehmen, steht er rasch wieder im Fokus der Anleger.

Übrige AnlagekategorienNach den Preiskapriolen im Vormonat hat sich die Situation am Markt für Erdöl mittlerweile beruhigt. Ausschlaggebend für eine Stabilisierung des Ölpreises auf höherem Niveau waren einerseits die Erwartung einer gesteigerten Nachfrage aufgrund der zunehmenden Belebung der Wirtschaft. Andererseits die positive Wirkung der beschlossenen Förderkürzungen, welche vor kurzem verlängert wurden. Wenn sich Angebot und Nachfrage zuneh-mend angleichen, ist eine seitwärts gerichtete Entwicklung am wahrscheinlichsten. Seit Mitte April verläuft der Goldpreis in einem Seitwärtskanal. Mit der steigenden Zuversicht einer raschen wirtschaftlichen Erholung ist das gelbe Metall als Rück-versicherung momentan weniger nachgefragt. Allerdings spre-chen die vorhandenen Belastungsfaktoren, die tiefen Zinsen sowie die guten Diversifikationseigenschaften weiterhin für ein Engagement. Die Schweizer Immobilienfonds haben sich seit dem zwischenzeitlichen Tiefpunkt Mitte März deutlich erholt. Allerdings wurde das Vorkrisenniveau noch nicht ganz erreicht. Das mag an nachwirkenden Folgen der Corona-Krise liegen. Die Mieteinnahmen werden vor allem im gewerblichen Bereich zumindest zwischenzeitlich tiefer ausfallen. Angesicht der guten Portfolioqualität und einer starken Ausrichtung auf privates Wohnen, sind wir weiterhin von der Attraktivität der indirekten Schweizer Immobilienanlagen überzeugt.

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Disclaimer : Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen wurden öffentlich zugänglichen Quellen entnommen, die wir für zuver-lässig halten. Eine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Angaben können wir nicht übernehmen. Bei allen in der Veröffent-lichung wiedergegebenen Meinungen handelt es sich um die aktuelle Einschätzung der Aargauischen Kantonalbank. Diese Meinungen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Daher müssen wir Sie um Verständnis dafür bitten, dass damit weder ausdrücklich noch stillschweigend eine Zusicherung oder Garantie in Bezug auf die Richtigkeit oder die Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen zu Entwicklungen, Märkten oder Wertpapieren verbunden sein kann.

SchlussfolgerungDie Diskrepanz zwischen den realwirtschaftlichen Daten und dem Geschehen an den Finanzmärkten gibt weiterhin ein Rätsel auf. Zwar hat sich die Gefahr einer zweiten Pandemie-welle aufgrund der bisherigen Erkenntnisse nach der Auf-hebung des Lockdowns reduziert. Dieser Umstand gilt insbesondere für gewisse Länder Europas und Asiens. Global betrachtet verharren die Infektionszahlen aber auf hohem Niveau. Trotzdem gewichten die Anleger die Chance einer

raschen Konjunkturerholung höher als die Gefahren einer länger andauernden Rezession. Vor allem die unlimitierten staatlichen und geldpolitischen Stützungsmassnahmen nähren diesen Optimismus. Wir bleiben zwar weiterhin skep-tisch und sehen durchaus die Möglichkeit einer baldigen Konsolidierung der Aktienpreise. Allerdings erachten wir die Gefahr eines deutlichen Einbruchs zum aktuellen Zeitpunkt als weniger wahrscheinlich. Wir belassen deshalb die Aktien-quote auf einem neutralen Niveau.