Platinplattirte Schalen für chemische Laboratorien

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Operationen, Apparate und Reagentien. 99 Platinplattirte Sehalen ftir ehemisehe Laboratorien yon S y un d Wagner in Berlin*). Herr Dr. Stahlschmidt legte in der im Mai 1865 abgehaltenen ¥ersammlung des Vereins ftir Gewerb- fleiss in Preussen eine Kupferschale, welche im Innern mit Platin plattirt war, aus der Fabrik yon S y und Wagner vor. Die ge- nannte Fabrik hatte sieh schon lange mit dlesem Gegenstande beseh~f- tigt ohne jedoch gentigende Resultate zu erlangen. Beim Abdarapfen und Stehenlassen yon S~uren in solehen Schalen hatte sieh stets, in Folge der por5sen Besehaffenheit der Platindeeke, t~upfer aufgel0st und so wurde sehr raseh der Zusammenhang zwisehen beiden Metallen vollkommen aufgehoben. Diess trat besonders ein, wenn unter gleichen oder i~hnliehen Verh~ltnissen zugleieh eine hShere Temperatur ange- wendet wurde. Die LSsung dieses Problemes ist der Fabrik endlieh nach mtihevollen und kostspieligen Versuehen gegltickt, wie die yon Herrn Dr. Stahlschmidt vorgelegte Sehale beweist. In diesen neuen Sehalen kann man die verschiedensten Sauren in beliebiger Con- centration Wochen lung aufbewahren, ohne dass eine Spur Kupfer ge- 15st wird; man kann die S~uren im Wasserbade wie tiber freiem Feuer in denselben erhitzen, sogar eoncentrirte Schwefelsiiure darin abdampfen ohne class dureh die hohe Temperatur (vorztiglieh ira letzten Falle) der Zusammenhang zwisehen dem Kupfer und Platin sich loekert und Kupfer yon den S~uren aufgelOst wird. Der Preis soleher Schalen ist etwa 1/s des Preises der massiven Platinschalen und kann dureh Diin- nerarbeiteu der Platinsehichte noeh billiger gestellt werden. Bisher werden nur einfache Schalen far ehemisehe Laboratorien hergestellt, doeh dabei die Hoffuung ausgesprochen, dass es wohl in kurzer Zeit gelingen wird, auch grSssere Gegenstitnde, wie Abdampfkessel fiir die Schwefels~turefabrikation, anfertigen zu kSnnen. Ueber Schwefelwasserstoffgasentwieklung. Die nur allzube- kannten Uebelstande, welche die jetzt allgemein tibliche Anwendung des Schwefeleisens zur Herstellung des Schwefelwasserstoffs begleiten, haben Rein s c h **) veranlasst, Versuehe tiber die Anwendung einer anderen Schwefelverbindung zur Entwieklung des Schwefelwasserstoffs anzustellen. Als Resultat seiner in dieser Hinsieht gemachten Erfah- rungen empfiehlt der Verf. nun das Schwefelealcium als ein leicht *) Verhandlungen des Verefils zur BefSrderung des Gewerbfleisses in Preussen, 1865, p. 90. **) 5Teues Jahrb. f. Pharm. Bd. XXV. p. 27. 7*

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Operationen, Apparate und Reagentien. 99

Platinplattirte Sehalen ftir ehemisehe Laboratorien yon S y un d W a g n e r in B e r l i n * ) . Herr Dr. S t a h l s c h m i d t legte in der im Mai 1865 abgehaltenen ¥ersammlung des Vereins ftir Gewerb- fleiss in Preussen eine Kupferschale, welche im Innern mit Platin plattirt war, aus der Fabrik yon S y und W a g n e r vor. Die ge- nannte Fabrik hatte sieh schon lange mit dlesem Gegenstande beseh~f- tigt ohne jedoch gentigende Resultate zu erlangen. Beim Abdarapfen und Stehenlassen yon S~uren in solehen Schalen hatte sieh stets, in Folge der por5sen Besehaffenheit der Platindeeke, t~upfer aufgel0st und so wurde sehr raseh der Zusammenhang zwisehen beiden Metallen vollkommen aufgehoben. Diess trat besonders ein, wenn unter gleichen oder i~hnliehen Verh~ltnissen zugleieh eine hShere Temperatur ange- wendet wurde. Die LSsung dieses Problemes ist der Fabrik endlieh nach mtihevollen und kostspieligen Versuehen gegltickt, wie die yon Herrn Dr. S t a h l s c h m i d t vorgelegte Sehale beweist. In diesen neuen Sehalen kann man die verschiedensten Sauren in beliebiger Con- centration Wochen lung aufbewahren, ohne dass eine Spur Kupfer ge- 15st wird; man kann die S~uren im Wasserbade wie tiber freiem Feuer in denselben erhitzen, sogar eoncentrirte Schwefelsiiure darin abdampfen ohne class dureh die hohe Temperatur (vorztiglieh ira letzten Falle) der Zusammenhang zwisehen dem Kupfer und Platin sich loekert und Kupfer yon den S~uren aufgelOst wird. Der Preis soleher Schalen ist etwa 1/s des Preises der massiven Platinschalen und kann dureh Diin- nerarbeiteu der Platinsehichte noeh billiger gestellt werden. Bisher werden nur einfache Schalen far ehemisehe Laboratorien hergestellt, doeh dabei die Hoffuung ausgesprochen, dass es wohl in kurzer Zeit gelingen wird, auch grSssere Gegenstitnde, wie Abdampfkessel fiir die Schwefels~turefabrikation, anfertigen zu kSnnen.

Ueber Schwefelwasserstoffgasentwieklung. Die nur allzube- kannten Uebelstande, welche die jetzt allgemein tibliche Anwendung des Schwefeleisens zur Herstellung des Schwefelwasserstoffs begleiten, haben R e i n s c h **) veranlasst, Versuehe tiber die Anwendung einer anderen Schwefelverbindung zur Entwieklung des Schwefelwasserstoffs anzustellen. Als Resultat seiner in dieser Hinsieht gemachten Erfah- rungen empfiehlt der Verf. nun das Schwefelealcium als ein leicht

*) Verhandlungen des Verefils zur BefSrderung des Gewerbfleisses in Preussen, 1865, p. 90.

**) 5Teues Jahrb. f. Pharm. Bd. XXV. p. 27. 7*