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Orthografie oder Orthographie? Lesen nach der Rechtschreibreform. Verena Engl Freie Universität Berlin Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie Diplomstudiengang Psychologie Abgabetermin der Diplomarbeit: 9. September 2005 Erstgutachter: Prof. Dr. A. Jacobs Zweitgutachterin: Dr. P. Stenneken

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Orthografie oder Orthographie?

Lesen nach der Rechtschreibreform.

Verena Engl

Freie Universität Berlin

Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie

Diplomstudiengang Psychologie

Abgabetermin der Diplomarbeit: 9. September 2005

Erstgutachter: Prof. Dr. A. Jacobs Zweitgutachterin: Dr. P. Stenneken

EIDESSTATTLICHE ERKLÄUNG

Ich erkläre an Eides statt, dass ich diese Diplomarbeit selbständig und ohne fremde

Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den

benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich

gemacht habe. Mir ist bekannt: Bei Verwendung von Inhalten aus dem Internet habe

ich diese zu kennzeichnen und mit Datum sowie der Internetadresse (URL) ins

Literaturverzeichnis aufzunehmen. Diese Arbeit hat keiner anderen Prüfungsbehörde

vorgelegen. Ich bin mit der Einsichtnahme im Universitätsarchiv der FU und

auszugsweiser Kopie einverstanden. Alle übrigen Rechte behalte ich mir vor. Zitate

sind nur mit vollständigen bibliographischen Angaben und dem Vermerk

„unveröffentlichtes Manuskript einer Diplomarbeit“ zulässig.

Danksagung An dieser Stelle möchte ich einigen Personen danken, ohne die diese Arbeit nicht möglich gewesen wäre: Arthur Jacobs, der mich und das Guckomobil von Anfang an gefördert und unterstützt hat, mir immer Vertrauen entgegengebracht und Tür und Tor nach Berlin und in die Wissenschaft geöffnet hat. Florian Hutzler, nicht nur für Idee, Realisierung und Betreuung des gesamten Guckomobil-Projekts, sondern vor allem dafür, dass er mich wie ein großer Bruder an die Hand genommen hat und bei größeren und kleineren Unfällen immer an meiner Seite stand. Allen, die mir bei der Datenerhebung geholfen haben. Vor allem Vera Schiecke, die mich beim Testen so tatkräftig und zuverlässig unterstützt hat und sich mit mir zusammen so manch kalte Füße geholt hat. Herrn Herz, den Lehrern und vor allem Schülern der Mühlenau Grundschule, die unkompliziert Platz und Schulzeit für mich geopfert haben. SMI und FIAT, die mit der Bereitstellung von Eye-Tracker und Auto das Projekt ermöglicht haben. Der ganzen Arbeitsgruppe für tatkräftige, moralische, emotionale Unterstützung, für offene Ohren und Herzen, für Grips und Geist. Und vor allem Patti, Melissa, Hami und meiner Familie, die immer für mich da sind und bei denen ich mich einfach zu Hause fühle.

Orthografie oder Orthographie? Lesen nach der

Rechtschreibreform.

Korrespondenzadresse: [email protected]

Zusammenfassung Vor zehn Jahren wurde eine Reform der deutschen Orthografie beschlossen. Mit Hilfe von

drei Experimenten, einer Benennungsaufgabe, einer Lexikalischen Entscheidungsaufgabe und

einem Blickbewegungsexperiment (welches sowohl bei erwachsenen Lesern als auch bei

Kindern durchgeführt wurde) sollte untersucht werden, welche Auswirkungen die

Rechtschreibreform auf die Wortverarbeitung hatte. Es zeigten sich keine Auswirkungen der

Rechtschreibreform auf die Benennungslatenzen, aber schnellere Reaktionszeiten in der

Lexikalischen Entscheidungsaufgabe für Wörter der reformierten s-Lautschreibung (Walross

vs. Walroß) und dem Erhalt der Stammschreibung in Zusammensetzungen (Balletttänzerin

vs. Ballettänzerin) in neuer Rechtschreibung. Die Wörter zur Systematisierung von

Einzelfällen (Panter vs. Panther) wurden in alten Rechtschreibung schneller erkannt.

Die Ergebnisse der Blickbewegungsstudie liefern erste Hinweise, dass die

Rechtschreibreform die Worterkennung insgesamt nicht beeinträchtigt hat. Lediglich Wörter,

bei denen der Erhalt der Stammschreibung in Zusammensetzungen (Balletttänzerin vs.

Ballettänzerin) reformiert wurde, konnten sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen in

alter Rechtschreibung schneller gelesen werden. Ein gemischtes Bild ergab sich außerdem bei

der reformierten Getrenntschreibung (kennen lernen vs. kennenlernen): Hier können zwar

Erwachsene die zusammengeschriebenen alten Wörter besser verarbeiten, Kinder hingegen

die neu auseinander geschriebenen. Einerseits wird für die konsequente Umsetzung einer

einheitlichen Schreibweise vor allem im Sinne der Kinder plädiert, andererseits auf die

Notwendigkeit empirischer Studien zur Absicherung theoretischer Vorüberlegungen

hingewiesen.

Schlüsselwörter: Rechtschreibreform, Wortverarbeitung, Benennungsaufgabe,

Lexikalische Entscheidungsaufgabe, Blickbewegungen

Orthografy or orthography? Reading after the German

spelling Reform.

Address correspondence to: [email protected]

Abstract Ten years ago the decision was made to reform the German spelling. In the course of three

experiments, a naming task, a lexical decision, and an eye movement experiment we

examined what kind of effects the spelling reform had on reading. In addition to eye

movement data from adults, we recorded children’s eye movements during reading. We

found no effects of the spelling reform on naming latencies, but faster reaction times in the

lexical decision task for words with reformed s-sound spelling (e.g., Walross vs. Walroß) and

“conservation of the root in compounds” (e.g., Balletttänzerin vs. Ballettänzerin). Words of

the category “systematization of single cases” (e.g., Panter vs. Panther) were faster

recognized in old spelling.

Overall, the results of the eye movement study provide no indication for a negative influence

of the spelling reform on word processing. However, for words of the category “conservation

of the root in compounds” (e.g., Balletttänzerin vs. Ballettänzerin) children as well as adult

readers showed a better reading performance for the old spelling. Moreover, we observed

mixed results for parted writing (e.g., kennen lernen vs. kennenlernen): Adult readers showed

a better reading performance for old, i.e., combined words, children for new, i.e., separately

written words. On the one hand, we argue for a consequential implementation of a consistent

orthography for the sake of the children learning to read and write; on the other hand, we

emphasize the necessity of empirical studies to examine the theoretical considerations

underlying the reform.

Keywords:

German spelling reform, word processing, naming, lexical decision, eye movements

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 6

Inhaltsverzeichnis

Einleitung...............................................................................9

Die Änderungen der Rechtschreibreform ........................................................ 9

Mögliche Auswirkungen der Rechtschreibreform auf die Wortverarbeitung 12

Fragestellungen .............................................................................................. 14

Experiment 1

Benennungsaufgabe..................................................................15 Methode ......................................................................................................... 15

Versuchspersonen ............................................................................................................15

Material und Geräte ........................................................................................................16

Durchführung...................................................................................................................17

Ergebnisse ..................................................................................................... 17

Diskussion...................................................................................................... 19

Experiment 2

Lexikalische Entscheidungsaufgabe............................................21 Methode ......................................................................................................... 22

Versuchspersonen ............................................................................................................22

Material und Geräte ........................................................................................................22

Durchführung...................................................................................................................22

Ergebnisse ..................................................................................................... 23

Reaktionszeiten ................................................................................................................23

Mittlere Fehlerrate...........................................................................................................25

Diskussion...................................................................................................... 26

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 7

Die Blickbewegungsstudie

Experiment 3(A)

Erwachsene .............................................................................28 Methode ......................................................................................................... 29

Versuchspersonen ............................................................................................................29

Material ...........................................................................................................................29

Durchführung...................................................................................................................30

Geräte ..............................................................................................................................31

Ergebnisse ..................................................................................................... 31

Fragebogendaten .............................................................................................................31

Blickbewegungsdaten.......................................................................................................32

Diskussion...................................................................................................... 35

Experiment 3(B)

Kinder.....................................................................................38 Methode ......................................................................................................... 39

Versuchspersonen ............................................................................................................39

Material und Durchführung.............................................................................................39

Geräte ..............................................................................................................................39

Ergebnisse ..................................................................................................... 39

Fragebogendaten .............................................................................................................39

Blickbewegungsdaten.......................................................................................................40

Diskussion...................................................................................................... 42

Allgemeine Diskussion ........................................................43

Ausblick ...............................................................................46

Schlussfolgerung .................................................................46

Literaturverzeichnis ...........................................................47

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 8

Verzeichnis der Anhänge

Anhang A: Stimulusmaterial (Reformwörter; Experiment 1 & 2) ................... 52

Anhang B: Instruktion der Benennungsaufgabe ............................................... 53

Anhang C: Nichtwörter der Lexikalischen Entscheidungsaufgabe .................. 54

Anhang D: Instruktion der Lexikalischen Entscheidungsaufgabe.................... 56

Anhang E: Sätze (Blickbewegungsstudie) ........................................................ 57

Anhang F: Bilder (Blickbewegungsstudie)....................................................... 69

Anhang G: Instruktion Blickbewegungsstudie (Erwachsene) .......................... 75

Anhang H: Fragebogen (Erwachsene) .............................................................. 76

Anhang I: Auswertung der Fragebogendaten (Erwachsene) ............................ 77

Anhang J: Fragebogen (Kinder)........................................................................ 78

Anhang K: Resonanz der Presse ....................................................................... 79

Anhang L: Das Guckomobil ............................................................................ 84

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 9

Einleitung

Seit dem Schuljahr 1998/99 wurden die auf der Grundlage der zweiten Rechtschreibreform

vereinbarten Neuregelungen der deutschen Rechtschreibung für rechtmäßig erklärt.

Befürworter und Gegnern der Rechtschreibreform äußerten in der Öffentlichkeit ihre

teilweise konträren Meinungen, die oftmals emotional aufgeladen diskutiert wurden. Ziel

dieses Beitrages ist es, die Leseleistung nach der Rechtschreibreform wissenschaftlich zu

untersuchen und mit empirischen Daten die Reformdebatte zu versachlichen. Es soll der

Frage nachgegangen werden, ob a) die Regeländerungen der Rechtschreibreform 8 Jahre nach

der Einführung noch Auswirkungen auf das Lesen haben, b) eine Umstellung der

Bevölkerung auf die neue Rechtschreibung schon eingesetzt hat und c) ob eine erneute

Reformierung der Regeln die Leseleistung von Kindern, die nur nach der neuen

Rechtschreibung beschult wurden, beeinträchtigen würde.

Die Änderungen der Rechtschreibreform

Die Zielsetzung der Rechtschreibreform war es, durch eine Reduzierung der Regeln das

Rechtschreibsystem handhabbarer und leichter erlernbar zu machen, aber gleichzeitig eine

Beeinträchtigung des Lesens auszuschließen. Um diese Erleichterung zu realisieren, wurden

unter anderem die Regeln zur Getrennt- und Zusammenschreibung, zur Groß- und

Kleinschreibung und zur Laut-Buchstaben-Zuordnung vereinfacht (für eine ausführliche

Beschreibung der Regeländerungen siehe Heller, 2004).

Die durch viele Sonderregeln belastete Regel der Getrennt- und Zusammenschreibung sollte

vor allem dadurch überschaubarere werden, dass von der Getrenntschreibung im Normalfall

ausgegangen wird (gefangen nehmen statt bisher gefangennehmen).

Ziel der Reformierung der Groß- Kleinschreibung war es, klare und wenn möglich formale

Kriterien für die Großschreibung zu gewinnen. Dabei kommt vor allem dem Artikelgebrauch

entscheidende Bedeutung zu (gestern Abend statt gestern abend).

Durch Änderungen bei der Laut-Buchstaben-Zuordnung sollten Verstöße gegen das

Stammprinzip beseitigt werden, um die gleiche Schreibung eines Wortstammes möglichst in

allen Wörtern einer Wortfamilie sicherzustellen. Diese Änderungen betreffen die Schreibung

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 10

von Einzelfällen nach dem Stammprinzip, die Systematisierung von Einzelfällen, den Erhalt

der Stammschreibung in Zusammensetzungen und die s-Laut-Schreibung.

Bei der Schreibung von Einzelfällen nach dem Stammprinzip wurde die Schreibweise

einzelner Wörter an die ihnen nach dem heutigen Sprachgebrauch zugeordnete Wortfamilie

angepasst. So wird belämmert (bisher belemmert) analog zu Lamm oder platzieren (bisher

plazieren) analog zu Platz geschrieben.

Die Systematisierung von Einzelfällen umfasst mehrere Gruppen von Wörtern. Zum einen

entfällt in einigen Wörtern das nicht hörbare h (rau statt rauh, Panter statt Panther), und

Ableitungen von Substantiven, die auf –z enden, können ebenfalls ihrem Wortstamm

entsprechend mit z geschrieben werden (z.B. essenziell, potenziell). Außerdem wurden

Fremdwörter, die aufgrund ihrer fremden Laut-Buchstaben-Zuordnung oftmals besondere

orthografische Schwierigkeiten bereiten, in ihrer Schreibweise an die deutsche Schriftsprache

angepasst (z.B. Ketschup statt Ketchup).

Beim Erhalt der Stammschreibung in Zusammensetzungen werden beim Zusammentreffen

von drei gleichen Konsonantenbuchstaben stets alle geschrieben, so dass nicht nur in Fällen

wie bisher Balletttruppe, sondern auch in Fällen wie Balletttänzerin (bisher Ballettänzerin)

die Stammschreibung der einzelnen Wörter erhalten bleibt.

Die mehr oder weniger wortspezifische Schreibweise der Buchstaben s, ss oder ß für den s-

Laut wurde durch eindeutige Vorschriften vereinheitlicht, so dass man nach der neuen

Rechtschreibung nach betontem Kurzvokal immer ss und entsprechend nach langem Vokal

beziehungsweise nach Zwielauten immer ß schreibt. Nach einer Untersuchung von Marx

(1999) blieb allerdings die erhoffte Verbesserung der Rechtschreibleistung von

Grundschülern durch die Reform der s-Laute aus. Schüler, die gemäß der neuen

Rechtschreibung beschult wurden, schnitten nicht nur bei den reformkritischen s-Wörtern,

sondern aufgrund von unzulässigen Generalisierungen auch bei reformunkritischen s-Wörtern

schlechter ab als die nach den alten Regeln unterrichteten Kinder. Inwieweit diese Ergebnisse

allerdings gegen eine Vereinfachung oder sogar für eine Erschwerung der s-Schreibung durch

die Reform sprechen, ist laut Richter (2001) fraglich. Die Ergebnisse stützen sich lediglich

auf fünf von der Reform betroffene ss-Wörter und fünf Wörter, bei denen die alte

Rechtschreibung erhalten bleibt (entweder ß oder s). Außerdem untersuchte Marx im zweiten

Untersuchungsteil neben Neulernern in der zweiten Klasse auch umgelernte Viertklässler, das

heißt Kinder, die zuerst die alte Rechtschreibung gelernt hatten und dann auf die neue

Rechtschreibung umlernen mussten. Dieses Umlernen führt laut Richter zu großen

Umlernirritationen, so dass der fragliche Reformeffekt eher auf eine Irritation bei

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 11

gleichzeitigem Schriftvorbild von zwei verschiedenen Regelsystemen, sowohl innerschulisch

als auch außerschulisch zurückzuführen ist. Um weitere Irritationen zu vermeiden, wäre es

demnach wichtig, dass Kinder innerhalb und außerhalb der Schule auf identische

Wortschreibung treffen. Anders ausgedrückt: Je mehr Zeitungen zur alten Rechtschreibung

zurückkehren und je weniger die neuen Regeln auch außerhalb der Schule verwendet werden,

umso weniger Chancen hat die Rechtschreibreform, unter Beweis zu stellen, dass die

Rechtschreibung mit den neuen Regeln leichter zu erlernen ist (Richter, 2001). Außerdem

sollte man, wie auch Marx betont, statt des Rechtschreibens (im Sinne eines Regeltrainings)

stärker die Bedeutung des freien und kreativen Schreibens, wie auch des korrekten Lesens, in

den Blickpunkt rücken.

Lesen ist eine der alltäglichsten, wichtigsten aber auch komplexesten Basiskompetenz eines

Menschen: Lesen benötigen wir ein Leben lang, um Informationen zu erhalten und Wissen zu

erwerben. Um das Lesen zu erlernen, müssen Kinder die Fähigkeit erwerben bestimmte

visuelle Symbole mit einem bestimmten Phonem zu verbinden. Die phonologische

Bewusstheit eines Kindes, also die Fähigkeit, die Lautstruktur von gesprochener Sprache zu

erkennen, zu analysieren und gegebenenfalls zu manipulieren, ist ein starker Prädiktor des

Lese- und Schriftspracherwerbs über verschiedene Sprachen hinweg (Jacobs, 2002;

Schneider, Knuspert, Roth, Vise & Marx, 1997; Wimmer, Landerl, Linortner & Hummer,

1991; Ziegler & Goswami, 2005). Vor allem für Leseanfänger, bei denen der direkte Abruf

eines Wortes aus dem Sprachgedächtnis (Mentales Lexikon) noch nicht möglich ist, ist ein

Verständnis für die Lautstruktur ihrer Sprache wichtig, da in diesem Fall das Lesen über das

Lautieren einzelner Buchstaben erfolgt. Je transparenter die Orthografie einer Sprache ist, das

heißt, umso konsistenter die Buchstaben-Lautzuordnungen sind, desto leichter können

Graphem-Phonem-Korrespondenzen von Kindern erkannt und benutzt werden (Landerl,

Wimmer & Frith, 1997). Inkonsistenzen zwischen Schreibweise und Aussprache entstehen

immer dann, wenn bestimmte Grapheme mehr als eine mögliche Aussprache haben.

Im Deutschen ist die Graphem-Phonem Zuordnung weitgehend konsistent. Dadurch ist

sowohl die Worterkennung als auch der Leseerwerb vereinfacht (Hutzler & Wimmer, 2004;

Jacobs & Graf, 2005; Jacobs, Rey, Ziegler, & Grainger, 1998; Wimmer & Goswami, 1994;

Ziegler & Goswami, 2005). Im Folgenden soll dargestellt werden, welche möglichen

Auswirkungen die Veränderungen der Laut-Buchstaben-Zuordnung auf Worterkennung und

Lesen haben könnten.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 12

Mögliche Auswirkungen der Rechtschreibreform auf die Wortverarbeitung

Die Einzelworterkennung ist der basale Prozess, auf dem die Lesefertigkeit beruht. Die

mentale Repräsentation von Wörtern bildet den Kern des Sprachlernens und der

Sprachverarbeitung (Jacobs et al., 1998; Miller, 1993). Aus diesem Grund ist zu erwarten,

dass die Reformierung der Rechtschreibung Auswirkungen auf die Repräsentationen von

Wörtern im Mentalen Lexikon und damit auf die Einzelworterkennung und das Lesetempo

hat.

Die Reformierung der s-Laut-Schreibung führte zu einer konsistenteren Graphem-Phonem-

Zuordnung. So deutet etwa die Endung _uß nach der Reform auf einen langen Vokal hin und

kann nicht wie vor der Reform beispielsweise bei Fluß oder Fuß jeweils mit einem kurzen

oder langen Vokal ausgesprochen werden. Viele Studien belegen, dass konsistente Wörter

kürzere Latenzzeiten in der Lexikalischen Entscheidungsaufgabe und der Benennungsaufgabe

produzieren (Jared, 2002; Lacruz & Folk, 2004; Ziegler, Montant & Jacobs, 1997).

Außerdem dürfte laut Marx (1999) die Änderung der s-Lautschreibung vor allem

Grundschulkindern beim Vermitteln des Prinzips von Konsonantendopplung bei betontem

Kurzvokal und bei einer Visualisierung von Dehnung und Schärfung helfen. Die

Vereinheitlichung und konsistentere ss-Schreibung sollte also die korrekte Zuordnung von

Kurz- und Langvokalen auf der Wortebene vereinfachen und dadurch dem Ausbilden

effizienter phonologischer Rekodierungsstrategien, dem korrekten Erlesen (Rekodieren) und

dem Behalten von Graphem-Phonemkorrespondenzen dienen.

Durch die Neuregelungen der Schreibung nach dem Stammprinzip wurde die Schreibweise

bestimmter Wörter an die Schreibung des Wortstammes anderer Wörter, mit deren

Morphemfamilie sie im aktuellen Sprachgebrauch in Zusammenhang stehen, angepasst.

Schreuder und Baayen (1997) fanden heraus, dass Wörter, die Mitglieder einer großen

Morphemfamilie sind, in der Lexikalischen Entscheidungsaufgabe schneller erkannt werden.

Nach der neu geregelten Schreibweise sollte es demnach möglich sein, die reformierten

Wörter schneller zu erfassen, da sie durch ihre neue Schreibweise einer bestehenden

Morphemfamilie zugeordnet werden können, während sie vorher als isolierte Waisen einer

das Verständnis erleichternden semantischen Verknüpfung entzogen waren. So ist es z.B. bei

Stengel (in alter Rechtschreibung) orthografisch nicht möglich, einen sinnvollen Bezug zu

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 13

anderen möglicherweise sinnhaft verwandten Wörtern herzustellen, die Worterkennung ist

erschwert. Stängel (neue Rechtschreibung) hingegen wird durch die geänderte

Rechtschreibung der Wortfamilie Stange zugeordnet, wodurch über semantische

Zusammenhänge das Verständnis erleichtert werden sollte.

Zudem sollte der Erhalt der Stammschreibung in Zusammensetzungen über morphologische

Prozesse die Wortverarbeitung erleichtern. Auf die Bedeutung komplexer Wörter wird laut

Jarvella und Meijers (1983) über die einzelnen Morphemkomponenten zugegriffen. Ein

komplexes Wort wird demnach zuerst in seine Komponenten zerlegt, so dass die einzelnen

Wortbedeutungen identifiziert und schließlich zu einer Gesamtbedeutung zusammengesetzt

werden können. Demzufolge würde Balletttänzerin zuerst in Ballett und Tänzerin zerlegt und

dann erst über die Komponenten in der Gesamtbedeutung erfasst. Eine einfache Trennung

von Ballettänzerin in zwei sinnvolle Morpheme ist orthografisch hingegen nicht möglich und

erschwert dadurch die Wortschreibung. Die Frage ist, inwieweit diese Schemakonstanz den

Lesenden ein rascheres Erkennen einzelner Wörter und ihrer „Bausteine“ ermöglicht.

Wörter, die in einer Sprache häufiger vorkommen, also höher frequent sind, können

normalerweise schneller und besser verarbeitet werden als seltene Wörter (Grainger &

Jacobs, 1996). Die Frequenz eines Wortes wird typischerweise durch das Auszählen seiner

Auftretenshäufigkeit pro einer Million Wörter bestimmt. Gerade bei niedrig frequenten

Wörtern ist dieses Maß oft ungenau. Ein Alternativmaß ist die subjektive Vertrautheit, die

zumeist über das Rating von Versuchspersonen erfasst wird und erfassen soll, wie bekannt

einer Versuchsperson ein Wort tatsächlich ist.

In der Leseforschung herrscht Konsens darüber, dass neben der Frequenz die subjektive

Vertrautheit mit einem Wort die Zeit beeinflusst, die ein Leser benötigt, um das Wort zu

erkennen. Die subjektive Vertrautheit beeinflusst sowohl die Benennungslatenzen, als auch

die Reaktionszeit bei der lexikalischen Entscheidung (Connine, Mullennix, Shernoff & Yelen,

1990) und die Gesamtbetrachtungsdauer eines Wortes, wenn Blickbewegungen registriert

werden (Juhasz & Rayner, 2003; Williams & Morris, 2004).

Es ist daher zu erwarten, dass auch die Vertrautheit mit dem jeweiligen Schriftbild die

Verarbeitungsdauer beeinflusst. Die subjektive Vertrautheit mit dem Schriftbild eines

reformierten Wortes und die damit verbundene Irritation beim Lesen einer anderen

Schreibweise könnte zum einen zwischen Personen je nach Alter, Lesegewohnheit und

Beschäftigung mit den Inhalten der Rechtschreibreform variieren. Es ist zu erwarten, dass das

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 14

Umgewöhnen und Vertraut machen mit der neuen Rechtschreibung bei erwachsenen,

erfahrenen Lesern länger dauert: Ältere Menschen haben die meisten Wörter in alter

Schreibweise wesentlich öfter gelesen als in neuer, so dass ihnen das alte Schriftbild

vertrauter ist und es so eher zu Irritationen beim Lesen der neuen Schreibweise kommt.

Jüngere Leser hingegen, die in der Schule zwar noch die alte aber auch die neue

Rechtschreibung gelernt haben, sollten sich schneller auf die neue Rechtschreibung

umstellen.

Zum anderen sind Unterschiede zwischen den Reformwörtern abhängig von ihrer jeweiligen

Auftretenshäufigkeit zu erwarten: Bei sehr häufigen Wörtern sollte die Umstellung durch die

häufigere Konfrontation mit dem neuen Schriftbild schneller erfolgen, als bei mittel bis

niedrig frequenten Wörtern. Bei sehr selten auftretenden Wörtern könnte es hingegen sein,

dass ebenfalls eher selten Irritationen auftreten, da sich in diesem Fall eine feste Vertrautheit

nie aufgebaut hat und deswegen die neue Rechtschreibung nicht mit dem Schriftbild der alten

konkurrieren muss.

Nach den bisherigen Überlegungen muss wohl in zwei Richtungen gedacht werden: Erstens

welchen Nutzen und welche Vereinfachungen die Reform Kindern bringen kann, die das

Lesen erlernen und zweitens welche Einbußen aufgrund von Umstellungen und einer

geringeren Vertrautheit mit dem Schriftbild der neuen Rechtschreibung auf Seiten der

Erwachsenen zu erwarten sind. Wie bereits erwähnt, war jedoch eines der Ziele der

Rechtschreibreform, das Lesen nicht zu beeinträchtigen. Deswegen sollte die anzunehmende

größere Vertrautheit mit dem alten Schriftbild keinen anhaltenden Einfluss auf die

Leseleistung haben.

Fragestellungen

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen zu möglichen Auswirkungen der

Rechtschreibreform auf die Worterkennung ergeben sich folgende Hypothesen: 1. Wörter in

der neuen Rechtschreibung können vor allem von Leseanfängern insgesamt schneller

verarbeitet und erkannt werden, da a) die Konsistenz der Phonem-Graphem Zuordnung

aufgrund der Reformierung der s-Lautschreibung verbessert ist, b) durch die Schreibung nach

dem Stammprinzip die Zuordnung zu einer größeren Morphemfamilie gewährleistet ist und c)

durch den Erhalt der Stammschreibung in Zusammensetzungen die Zerlegbarkeit der Wörter

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 15

in ihre Morphemkomponenten erleichtert wird (Frage nach dem Rechtschreibreformeffekt).

Zweitens soll geprüft werden, ob die erwarteten Leistungsveränderungen unabhängig von der

Vertrautheit des Lesers mit dem Schriftbild sind, also im gleichen Ausmaß für nur mit der

neuen bzw. alten und mit neuer und alter Rechtschreibung Beschulte gelten (Frage nach der

Vertrautheit des Lesers mit der neuen Rechtschreibung). Außerdem soll untersucht werden,

ob die mittlere Frequenz der Wörter einzelner Regeländerungen die Umstellung auf die neue

Rechtschreibung beeinflusst hat (Frage nach differenzierten Ergebnissen einzelner Kategorien

der Rechtschreibreform).

Experiment 1 Benennungsaufgabe

Die phonologische Rekodierung eines Wortes spielt eine große Rolle beim leisen

sinnentnehmenden Lesen (Ziegler & Jacobs, 1995). Studien haben gezeigt, dass geübte Leser

die Bedeutung von niedrigfrequenten Wörtern über ihre phonologischen Repräsentationen

aktivieren können (z.B. Jared, Levy & Rayner, 1999) und dass Probleme bei der

phonologischen Verarbeitung einer der Hauptgründe für Leseschwierigkeiten sind. Umso

wichtiger ist eine konsistente Graphem-Phonem-Zuordnung für die Worterkennung. Für die

Ausführung einer Benennungsaufgabe muss einer Buchstabenfolge die korrespondierende

Phonologie zugeordnet werden. In Experiment 1 sollte deshalb mit Hilfe der

Benennungsaufgabe untersucht werden, ob die Reformierung der Laut-Buchstaben-

Zuordnung und damit die Änderung der Schreibweise Auswirkungen auf den Zugriff auf die

phonologischen Repräsentationen der Reformwörter hatte.

Methode

Versuchspersonen. An diesem Versuch nahmen 26 Erwachsene (4 Männer und 22 Frauen)

teil. Die Altersspanne reichte von 19 bis 33 Jahren, durchschnittlich waren sie 23 Jahre alt.

Alle waren deutsche Muttersprachler, ihr Sehvermögen war normal oder korrigiert und alle

nahmen freiwillig an dem Experiment teil. Eine Versuchsperson wurde aufgrund von weniger

als 75 % auswertbarer Daten von der Auswertung ausgeschlossen, so dass insgesamt die

Daten von 25 Versuchspersonen in die anschließende Analyse eingingen. Von den 25

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 16

auswertbaren Versuchspersonen gaben 15 an, sie hätten die neue Rechtschreibung in der

Schule gelernt; zehn hatten die neue Rechtschreibung nicht gelernt.

Material und Geräte. Aus der CELEX Datenbank (Baayen, Piepenbrock, & van Rijn, 1993)

wurden insgesamt 49 von der Rechtschreibreform betroffene Wörter extrahiert, die auf

insgesamt vier Kategorien aufgeteilt wurden. Jede Kategorie beinhaltete jeweils Paare von

Reformwörtern einer Regeländerung der Rechtschreibreform in neuer und alter

Rechtschreibung (z.B. Walross und Walroß). So unterschieden sich die Wörter innerhalb

einer Kategorie und zwischen alter und neuer Rechtschreibung nicht in den wesentlichen

Wortmerkmalen wie etwa Frequenz und Nachbarschaftsdichte. Eine Änderung der Länge

zwischen alter und neuer Rechtschreibung war dann nicht zu vermeiden, wenn die

Regeländerung der Rechtschreibreform die Beifügung oder Wegnahme eines Buchstabens

beinhaltete. Die Bildung der Untergruppen und die Zuordnung der Wörter zu den einzelnen

Kategorien erfolgten analog zur Einteilung von Heller (2004).

Kategorie 1 bildeten insgesamt 20 Wortpaare (20 Wörter in neuer und dieselben 20 Wörter in

alter Rechtschreibung) zur Regeländerung der s-Lautschreibung (Fluss vs. Fluß). In

Kategorie 2 waren zehn Wortpaare zur Schreibung nach dem Stammprinzip (Stängel vs.

Stengel), in Kategorie 3 neun Wortpaare zur Systematisierung in Einzelfällen (Panter vs.

Panther) und in Kategorie 4 zehn Wortpaare zum Erhalt der Stammschreibung in

Zusammensetzungen (Balletttänzerin vs. Ballettänzerin). Tabelle 1 gibt eine Übersicht über

Anzahl, mittlere Frequenz und Länge der Wörter in den einzelnen Kategorien mit je einem

Beispiel. Eine Liste der verwendeten Stimuli befindet sich in Anhang A.

Jeder Versuchsperson wurden alle 98 Stimuli dargeboten. Um einen Reihenfolgeeffekt

auszuschließen wurden die Wörter jeder Kategorie auf zwei Blöcke A und B aufgeteilt. Die

beiden Blöcke unterschieden sich nicht hinsichtlich der Anzahl der Wörter in alter bzw. neuer

Orthografie, Frequenz und Länge der Stimuli. 13 Versuchspersonen bekamen die Stimuli von

Block A vor denen des Blocks B dargeboten, zwölf Versuchspersonen in umgekehrter

Reihenfolge. Jede Versuchsperson erhielt eine innerhalb der Blöcke A und B neu

randomisierte Abfolge der Stimuli.

Das Experiment wurde auf einem IBM kompatiblen PC mit 2,60 GHz durchgeführt. Die

Wörter wurden auf einem 17 Zoll Samtron 76BDF Monitor mit einer Bildwiederholfrequenz

von 85 Hz dargeboten, wobei die Großbuchstaben 7.5 mm hoch waren. Das entsprach, bei

einem mittleren Abstand von 50 cm zum Monitor, einem Sehwinkel von 0.86° pro Buchstabe.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 17

Tabelle 1. Anzahl, mittlere Frequenz und Länge der Wörter getrennt nach Kategorie und neuer (RS neu) und alter (RS alt)

Rechtschreibung mit je einem Beispielwort.

Beispielwort Anzahl Frequenz LängeRS neu RS alt RS neu RS alt RS neu RS alt

Kategorie 1 Walross Walroß 20 20 31.9 6.15 5.15Kategorie 2 Stängel Stengel 10 10 1.25 9 8.7Kategorie 3 Panter Panther 9 9 2.44 6.78 7.56Kategorie 4 Balletttänzerin Ballettänzerin 10 10 0.27 12.3 11.3

Durchführung. Jede Versuchsperson wurde einzeln in einem ruhigen Raum getestet. Die

Versuchspersonen wurden sowohl schriftlich als auch mündlich instruiert, die dargebotenen

Wörter so schnell wie möglich sowie fehlerfrei und laut auszusprechen (Instruktion siehe

Anhang B). Die Stimuli wurden in Kleinbuchstaben mit passender Großschreibung weiß auf

schwarzem Hintergrund in der Mitte des Bildschirms dargeboten. Nach fünf Übungsstimuli

begann der experimentelle Block mit 98 Stimuli. Der Stimulus verblieb bis zum

Artikulationsende in der Mitte des Bildschirms. Danach folgte ein Interstimulusintervall von

2000 ms. Die Benennungslatenzen wurden vom Zeitpunkt des Erscheinens des Stimulus bis

zum Artikulationsbeginn (erfasst durch den Schalldruck am Mikrofon) gemessen.

Eine neben der Versuchsperson sitzende Versuchsleiterin protokollierte technische

Aufnahmefehler und die Fälle, in denen die Aussprache durch falsche Benennung, Stottern,

Sprechpausen oder Korrekturen gestört war.

Nach Ende des Versuches wurde von den Versuchspersonen noch die Vertrautheit mit der

Rechtschreibreform erfragt. Der Versuch dauerte insgesamt etwa 15 Minuten.

Ergebnisse

Die unter Ausschluss der Lesefehler und Aufnahmefehler auswertbaren Reaktionszeiten

wurden von Extremwerten unter 200 ms oder über 2000 ms bereinigt. Für die

Ausreißerbereinigung wurden die Mittelwerte pro Versuchsperson und Versuchsbedingung in

neuer und alter Rechtschreibung zu Grunde gelegt. Alle Reaktionszeiten pro Versuchsperson

und Versuchsbedingung, die drei Standardabweichungen ober- oder unterhalb des jeweiligen

Mittelwertes lagen, wurden im Zuge dieser Auswahl von der weiteren Analyse

ausgeschlossen. Dadurch gingen insgesamt 0,4% der auswertbaren Durchgänge nicht in die

Auswertung ein

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 18

Zur Auswertung der Auswirkungen der Rechtschreibreform auf die Benennungslatenzen

wurde eine Varianzanalyse mit Messwiederholung für Reaktionszeiten berechnet, wobei die

Rechtschreibung (alt vs. neu) als zweistufiger und die Kategorie (s-Lautschreibung,

Schreibung nach dem Stammprinzip, Systematisierung in Einzelfällen, Erhalt der

Stammschreibung in Zusammensetzungen) als vierstufiger Messwiederholungs-Faktor

berücksichtigt wurden. Mit dem Mauchly-Test auf Sphärizität wurden die Voraussetzungen

einer Varianzanalyse geprüft. Im Falle einer Verletzung der Voraussetzungsannahme wurde

eine Greenhouse-Geisser Korrektur vorgenommen.

Es zeigte sich ein Haupteffekt der Kategorie F1(1,22) = 30.60, p < .001 und F2(3,45) = 19.89,

p < .001, aber weder ein Haupteffekt der Rechtschreibung noch eine Interaktion zwischen

Kategorie und Rechtschreibung, alle Fs < 1.24. Zur Überprüfung der Datenqualität wurde auf

Itemebene eine Regressionsanalyse berechnet, die über die Wortlänge und die logarithmierte

Wortfrequenz eine hohe Varianzaufklärung zeigte (F(2, 95) = 36.62, p < .001; R2 = .44;

korrigiertes R2 = .42).

Eine Übersicht der mittleren Benennungslatenzen von neuer bzw. alter Rechtschreibung

innerhalb der einzelnen Kategorien befindet sich in Tabelle 2.

Zur Überprüfung von möglichen Auswirkungen der Vertrautheit mit der Rechtschreibreform

auf die Benennungslatenzen wurde eine 2 x 4 x 2 Varianzanalyse mit den

Messwiederholungsfaktoren Rechtschreibung (alt vs. neu), Kategorie (s-Lautschreibung,

Schreibung nach dem Stammprinzip, Systematisierung in Einzelfällen, Erhalt der

Stammschreibung in Zusammensetzungen) und dem Zwischensubjektfaktor Vertrautheit mit

der Rechtschreibreform (gelernt vs. nicht gelernt) berechnet. Es zeigten sich keinerlei

Interaktionen, alle Fs < 1.

Tabelle 2. Ergebnisse von Experiment 1: Mittlere Benennungslatenz in ms getrennt nach Kategorie und neuer (RS neu) und

alter (RS alt) Rechtschreibung.

Benennungslatenz in msRS neu RS alt Dif

Kategorie 1 637 638 -1Kategorie 2 708 698 10Kategorie 3 675 664 11Kategorie 4 750 748 2

Anmerkung: Dif = Differenz zwischen alter und neuer Rechtschreibung

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 19

Diskussion

In der Benennungsaufgabe zeigten sich keinerlei messbare Auswirkungen der

Rechtschreibreform auf die Worterkennung. Auch innerhalb der einzelnen Kategorien zeigte

sich weder ein Effekt der erhöhten Konsistenz durch die Reformierung der s-Lautschreibung,

noch eine Einfluss der Änderungen der Laut-Buchstaben-Zuordnungen bei der

Systematisierung in Einzelfällen, der Schreibung nach dem Stammprinzip oder dem Erhalt

der Stammschreibung in Zusammensetzungen.

Die Vertrautheit mit dem Schriftbild der Reformwörter zeigte ebenfalls keinen Einfluss auf

die Benennungslatenzen, d.h. es machte keinen Unterschied in den Benennungslatenzen, ob

eine Versuchsperson die neue Rechtschreibung bereits in der Schule gelernt hatte oder nicht.

Die Frage ist nun, ob diese Ergebnisse darauf hindeuten, dass die Rechtschreibreform bei

Erwachsenen weder positive (durch eine erhöhte Konsistenz, bzw. Erleichterung der

Worterkennung über Morpheme) noch negative Auswirkungen (durch Irritationen aufgrund

der subjektiven Vertrautheit mit dem Schriftbild und einer Konkurrenz zwischen alter und

neuer Schreibweise) auf die Wortverarbeitung hatte. Setzt man eine hohe Datenqualität

voraus (die durch die Regressionsanalyse auf Itemebene gezeigt werden konnte) so könnte

das Ausbleiben von möglichen Reformeffekten unter Umständen auf spezifische

Eigenschaften der Benennungsaufgabe und unseres Versuchsdesigns zurückzuführen sein.

Der Konsistenzeffekt tritt zuverlässig vor allem bei Leseanfängern (Backman, Bruck, Hebert

& Seidenberg, 1984) und bei niedrig frequenten inkonsistenten Wörtern auf (Jared, McRae &

Seidenberg, 1990). An unserem Experiment nahmen Erwachsene teil und die Wörter in der

Kategorie zur Reformierung der s-Lautschreibung hatten eine mittlere Auftretenshäufigkeit

von 32 pro einer Million.

Nach dem Zweiwege Modell des lauten Lesens (Coltheart, Curtis, Atkins & Haller, 1993;

Coltheart & Rastle, 1994; Ziegler, Perry & Coltheart, 2000) gibt es mindestens zwei

unabhängige parallele Prozesse, um Schrift in Sprache umzuwandeln. Erstens über die

lexikalische Route, bei der lexikalisches Wissen benutzt wird, um den korrekten

phonologischen Code zu generieren. Zweitens die nicht-lexikalische Route, bei der Graphem-

Phonem-Korrespondenz-Regeln angewandt werden, um einen phonologischen Code zu

berechnen und zu generieren. Höher frequente Wörter werden direkt über die lexikalische

Route verarbeitet, die von Wortkonsistenz nicht beeinflusst wird. Deswegen könnte bei der

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 20

Benennung von höher frequenten Wörtern, in unserem Fall der s-Laut-Wörter, kein Effekt der

Graphem-Phonem-Konsistenz aufgetreten sein.

Außerdem wird laut Ziegler et al. (1997) für die Benennungsaufgabe nicht unbedingt ein

präzises Wissen der Schreibweise benötigt. Niedrig frequente Wörter (wie die Wörter zur

Systematisierung in Einzelfällen, der Schreibung nach dem Stammprinzip und dem Erhalt der

Stammschreibung bei Zusammensetzungen) können gerade in konsistenten Schriftsprachen

auf der Basis von Graphem-Phonem-Korrespondenzregeln richtig ausgesprochen werden,

ohne dass der lexikalische Zugriff abgeschlossen sein muss.

Einen einfacheren, alternativen Erklärungsansatz bieten Ein-Prozess-Modelle der

Worterkennung. Das multiple read-out model phonology (MROM-P) (Jacobs et al., 1998),

das auf dem Interaktiven Aktivationsmodell von McClelland und Rumelhart (1981) basiert,

besagt, dass eine Reaktion in einer experimentellen Aufgabe ausgeführt werden kann, sobald

mindestens eines von mehreren Antwortkriterien erreicht ist. Grainger und Jacobs (1996)

schlagen drei Antwortkriterien vor: Das M-Kriterium bezieht sich auf die Aktivation einer

einzelnen lexikalischen Wortrepräsentation. Überschreitet die Aktivation einer der

Repräsentationen dieses Kriterium, so ist der Stimulus als ein spezifisches Wort identifiziert.

Eine Antwort kann aber auch ausgeführt werden ohne direkten lexikalischen Zugriff auf eine

bestimmte Wortrepräsentation. Dafür wurde im Modell ein so genannter

Schnellratemechanismus implementiert, der auf der Stimulusvertrautheit (Jacobs, Graf &

Kinder, 2003) beruht. Dieses globale Kriterium (Σ) basiert auf der summierten lexikalischen

Aktivation aller Wortrepräsentationen und kann flexibel gesetzt werden. Die Überschreitung

dieses Kriteriums hängt nicht von der Identifikation eines einzelnen Wortes ab. Das dritte

Kriterium ist das zeitliche Abbruchkriterium (T), das in der Lexikalischen

Entscheidungsaufgabe zum Abbruch der Verarbeitung führt, wenn das Wort beziehungsweise

Nichtwort innerhalb eines bestimmten Zeitraums nicht identifiziert werden kann oder die

globale lexikalische Aktivation zu gering ist. Mit dem M-Kriterium liefert das MROM-P eine

mögliche Erklärung unserer Ergebnisse: die Aktivation der Wörter, war in alter und neuer

Rechtschreibung gleichermaßen hoch, so dass das lokale Kriterium (M) überschritten wurde

und die Aussprache direkt aus dem phonologischen Lexikon abgerufen werden konnte.

Die Veränderungen der Rechtschreibreform im orthografischen Lexikon, beziehungsweise

ein möglicher Einfluss der Vertrautheit mit dem Schriftbild könnte demnach insgesamt zu

gering sein, um eine korrekte direkte Identifizierung und Aussprache der passenden

Wortverbindung über die phonologische Aktivierung zu verlangsamen oder zu verhindern.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 21

Die minimalen reformbedingten Veränderungen im Schriftbild der Wörter hätten dann keine

messbaren Auswirkungen auf die Benennungslatenzen.

Zusammengefasst fanden wir in der Benennungsaufgabe keinerlei Auswirkungen der

Rechtschreibreform auf die Worterkennung, führten dieses Ergebnis jedoch eher auf

aufgabenspezifische Eigenschaften zurück: die Änderung der Schreibweise und damit der

Repräsentationen im orthografischen Lexikon könnten zu gering sein, um die Generierung

der Aussprache aus dem phonologischen Lexikon zu beeinträchtigen. Interessant wäre nun

mit Hilfe der Lexikalischen Entscheidungsaufgabe, die mehr als die Benennungsaufgabe den

Zugriff auf das orthografische Lexikon benötigt, mögliche Auswirkungen der

Rechtschreibreform auf die Wortverarbeitung zu untersuchen.

Experiment 2 Lexikalische Entscheidungsaufgabe

Ziel von Experiment 2 war es, anhand einer Lexikalischen Entscheidungsaufgabe die

Auswirkungen der Rechtschreibreform auf die Worterkennung zu untersuchen. In der

Lexikalischen Entscheidungsaufgabe muss die Versuchsperson bestimmen, ob eine

vorgegebene Buchstabenfolge ein Wort ist oder nicht. Gemessen wird dabei der lexikalische

Zugriff, das heißt die Zeit, die vom Worterkennungssystem benötigt wird, um auf einen

Worteintrag im Mentalen Lexikon zuzugreifen. In Experiment 2 sollte untersucht werden, ob

die Änderungen der Rechtschreibreform einen Einfluss auf die Zugriffsdauer auf das Mentale

Lexikon hatte.

Einige Modelle der Worterkennung nehmen an, dass eine „Wort“ Antwort initiiert wird,

sobald die Schreibweise eines Wortes mit der Repräsentation der aktuellen Buchstabenfolge

im orthografischen Lexikon übereinstimmt (z.B. MROM-P, Jacobs et al., 1998; MROM,

Grainger & Jacobs, 1996; DRC, Coltheart, Rastle, Perry, Langdon & Ziegler, 2001). Die

Lexikalische Entscheidungsaufgabe erfordert vom Leser demnach, mehr als die

Benennungsaufgabe, das Wissen um die korrekte Schreibweise eines Wortes. Wenn die

Zugänge zum orthografischen Lexikon „seltsam“ oder falsch sind, macht die Versuchsperson

mehr Fehler oder benötigt mehr Zeit, um den Abgleich der Schreibweisen zu beenden. Es ist

deswegen zu erwarten, dass sich individuelle Unterschiede in der Vertrautheit mit dem

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 22

Schriftbild der neuen beziehungsweise alten Rechtschreibung neben Auswirkungen der

erhöhten Konsistenz und der Morphemänderungen in der Lexikalischen

Entscheidungsaufgabe zeigen sollten.

Methode

Versuchspersonen. An diesem Versuch nahmen 25 Studenten (9 Männer und 16 Frauen) teil.

Die Altersspanne reichte von 19 bis 31 Jahren, durchschnittlich waren sie 23 Jahre alt. Alle

waren deutsche Muttersprachler, ihr Sehvermögen war normal oder korrigiert und alle

nahmen freiwillig an dem Experiment teil. Drei Versuchspersonen wurden wegen Fehlerraten

von über 30 Prozent in einzelnen Kategorien von der Auswertung ausgeschlossen, so dass

insgesamt die Daten von 22 Versuchspersonen in die anschließende Analyse eingingen. Von

den 22 auswertbaren Versuchspersonen gaben zehn an, sie hätten die neue Rechtschreibung

in der Schule gelernt; zwölf hatten die neue Rechtschreibung nicht gelernt.

Material und Geräte. In Experiment 2 wurde weitestgehend die Methode von Experiment 1

übernommen. Zur Realisierung einer Lexikalischen Entscheidungsaufgabe wurden zusätzlich

zu den bereits in Experiment 1 verwendeten Wörtern 98 aussprechbare Nichtworte erstellt

(siehe Anhang C), die auf ebenfalls vier Kategorien aufgeteilt wurden. Die Nichtwörter

wurden so an die Stimuli der korrespondierenden Wortkategorie angepasst, dass sie

hinsichtlich Anzahl, Wortlänge, Silbenzahl und kritischem Reformmerkmal der

korrespondierenden Wort-Kategorie entsprachen. So wurden 20 Nichtwörter mit „ss“ (Fliss)

und 20 mit „ß“ (Abluß) (Kategorie 5), 10 Nichtwörter mit „ttt, eee, nnn, fff oder ppp“

(Trefffutzer) und zehn Nichtwörter mit „tt, ee, nn, ff oder pp“ (Kategorie 8) (Triffauten)

erstellt. Die 38 Nichtwörter der Kategorien 6 und 7 wurden an ihre korrespondierenden Wort-

Kategorien 2 und 3 lediglich hinsichtlich Anzahl, Länge und Silbenzahl angepasst, da ihnen

ein einheitliches Reformmerkmal fehlte.

Jede Versuchsperson erhielt eine neu randomisierte Abfolge der Stimuli.

Durchführung. Jede Versuchsperson wurde einzeln in einem ruhigen Raum getestet. Die

Versuchspersonen wurden sowohl schriftlich als auch mündlich instruiert jedes dargebotene

Wort zu lesen und anschließend so schnell aber genau wie möglich zu entscheiden, ob es sich

um ein korrektes Wort der deutschen Sprache handelt (Instruktion siehe Anhang D). Den

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 23

Teilnehmern wurde explizit mitgeteilt, dass dabei nicht von Bedeutung ist, ob das Wort in

alter oder neuer Rechtschreibung geschrieben ist.

Die Stimuli wurden in Kleinbuchstaben mit passender Großschreibung (Schriftart, Größe) in

der Mitte des Bildschirms dargeboten. Nach fünf Übungsstimuli begann der experimentelle

Block mit 196 Stimuli. Der Stimulus verblieb bis zum Tastendruck auf dem Bildschirm. Die

Reaktion erfolgte mit Hilfe einer Buttonbox, wobei die links/rechts- Wort/Nichtwort-

Zuordnung nach zwölf Versuchspersonen vertauscht wurde. Die Reaktionszeiten wurden vom

Zeitpunkt des Erscheinens des Stimulus bis zum Drücken einer der beiden Tasten der

Buttonbox gemessen. Nach dem Tastendruck folgte ein Interstimulusintervall von 2000 ms.

Nach Ende des Versuches wurde von den Versuchspersonen noch Vertrautheit und

Anwendung der Rechtschreibreform erfragt. Der Versuch dauerte insgesamt etwa 20 min.

Ergebnisse

Zur Auswertung der Reaktionszeiten und mittleren Fehlerraten wurde eine 2 (alte vs. neue

Rechtschreibung) × 4 (s-Lautschreibung, Schreibung nach dem Stammprinzip,

Systematisierung in Einzelfällen, Erhalt der Stammschreibung in Zusammensetzungen) -

faktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung durchgeführt. Mit dem Mauchly-Test auf

Sphärizität wurden die Voraussetzungen einer Varianzanalyse geprüft. Im Falle einer

Verletzung der Voraussetzungsannahme wurde eine Greenhouse-Geisser Korrektur

vorgenommen. Außerdem wurde ein Schätzer der Effektgröße (η2) berechnet.

Zur anschließenden Überprüfung der theoretisch relevanten Mittelwertsunterschiede wurden

geplante t-Tests für abhängige Stichproben berechnet. Effekte, die sich in der

Versuchspersonenanalyse (t1) als signifikant erwiesen, wurden in einer folgenden Itemanalyse

(t2) auf ihre Generalisierbarkeit über die Stimuli hinweg getestet. Bei nur tendenziell

signifikanten Ergebnissen der Itemanalyse ist die relativ geringe Anzahl der Items in den

einzelnen Kategorien zu berücksichtigen.

Reaktionszeiten. Die Reaktionszeiten korrekter Entscheidungen wurden zuerst von

Extremwerten (Reaktionszeiten über 2000 und unter 200 ms) und anschließend von

Ausreißern bereinigt. Für die Ausreißerbereinigung wurden die Mittelwerte pro

Versuchsperson, Kategorie und neuer und alter Rechtschreibung zu Grunde gelegt. Alle

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 24

Reaktionszeiten pro Versuchsperson und Versuchsbedingung, die drei Standardabweichungen

ober- oder unterhalb des jeweiligen Mittelwertes lagen, wurden von den weiteren Analysen

ausgeschlossen. Dadurch gingen insgesamt 3,9 % der auswertbaren Durchgänge verloren.

Es zeigte sich kein Haupteffekt des Faktors Rechtschreibung (neu vs. alt), F < 1, jedoch ein

Haupteffekt der Kategorie F1(3,19) = 46.90, p < .001 (η2 = 0.69) und F2(3,45) = 22.33, p <

.001 (η2 = 0.60) und eine Interaktion zwischen Kategorie und Rechtschreibung, F1(3,19) =

14.16, p < .001 (η2 = 0.40) und F2(3,45) = 5.55, p < .01 (η2 = 0.27). In einer

Regressionsanalyse konnten über die Wortlänge und die logarithmierte Wortfrequenz 35

Prozent der Varianz aufgeklärt werden (F(2, 95) = 25.62, p < .001; R2 = .35; korrigiertes R2 =

.34).

Zur weiteren Analyse wurden anschließend geplante t-Test Vergleiche der mittleren

Reaktionszeiten zwischen neuer und alter Rechtschreibung für gepaarte Stichproben für jede

Kategorie berechnet.

Tabelle 3 gibt einen Überblick über die Ergebnisse der verschiedenen Kategorien. Es zeigten

sich signifikant schnellere Reaktionszeiten für Wörter in der neuen Rechtschreibung bei der

s-Lautschreibung (Kategorie 1), t1(21) = -2.11, p < .05 und t2(19) = -1.50, p = .15, und dem

Erhalt der Stammschreibung bei Zusammensetzungen (Kategorie 4), t1(21) = -4.78, p < .001

und t2(9) = -2.42, p < .05. Eine längere Reaktionszeit für die neue Rechtschreibung ergab sich

bei den Wörtern zur Systematisierung in Einzelfällen (Kategorie 3), t1(21) = 3.97, p < .01 und

t2(8) = 2.07, p = .07. Kein signifikanter Unterschied der Reaktionszeiten zwischen alter und

neuer Rechtschreibung zeigte sich bei der Schreibung nach dem Stammprinzip (Kategorie 2),

p > .6.

Wie erwartet war die Reaktionszeit für Nichtwörter signifikant länger als für Wörter, t1(21) =

-2.47, p < .05 und t2(194) = -3.09, p < .01.

Zur Überprüfung von möglichen Auswirkungen der Vertrautheit mit der Rechtschreibreform

auf die Benennungslatenzen wurde eine 2 x 4 x 2 Varianzanalyse mit den

Messwiederholungsfaktoren Rechtschreibung (alt vs. neu) und Kategorie (s-Lautschreibung,

Schreibung nach dem Stammprinzip, Systematisierung in Einzelfällen, Erhalt der

Stammschreibung in Zusammensetzungen) und dem Zwischensubjektfaktor Vertrautheit mit

der Rechtschreibreform (gelernt vs. nicht gelernt) berechnet. Es zeigten sich keinerlei

Interaktionen, alle Fs < 1.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 25

Mittlere Fehlerrate. Auch bei der mittleren Fehlerrate zeigte sich ein Haupteffekt der

Kategorie, F1(3,19) = 17.61, p < .001 (η2 = 0.46) und F2(3,45) = 4.82, p < .01 (η2 = 0.24), kein

Haupteffekt des Faktors Rechtschreibung (neu vs. alt), F < 1, aber ebenfalls eine signifikante

Interaktion zwischen Kategorie und Rechtschreibung, F1(1,19) = 4.05, p < .05 (η2 = 0.16) und

F2(3,45) = 2.25, p = .10 (η2 = 0.13).

In anschließenden geplanten t-Test Vergleichen zeigte sich, wie in Tabelle 3 zu sehen, eine

um 7,6% höhere Fehlerrate bei Wörtern in der neuen Rechtschreibung (12,1% vs. 4,6%) bei

der Systematisierung in Einzelfällen (Kategorie 3), t1(21) = 2.24, p < .05 und t2(8) = 1.62, p =

.14. Eine um 5,5% niedrigere Fehlerrate für Wörter in der neuen Rechtschreibung (3,2% vs.

8,6%) ergab sich beim Erhalt der Stammschreibung bei Zusammensetzungen (Kategorie 4),

t1(21) = -2.66, p < .05 und t2(9) = -1.31, p = .22. Kein signifikanter Unterschied der Fehlerrate

zwischen alter und neuer Rechtschreibung zeigte sich bei den Kategorien 1 und 2, ps > .35.

Zur Überprüfung von möglichen Auswirkungen der Vertrautheit mit der Rechtschreibreform

auf die Fehlerrate wurde eine 2 x 4 x 2 Varianzanalyse mit den Messwiederholungsfaktoren

Rechtschreibung (alt vs. neu) und Kategorie (s-Lautschreibung, Schreibung nach dem

Stammprinzip, Systematisierung in Einzelfällen, Erhalt der Stammschreibung in

Zusammensetzungen) und dem Zwischensubjektfaktor Vertrautheit mit der

Rechtschreibreform (gelernt vs. nicht gelernt) berechnet. Es zeigten sich keinerlei

Interaktionen, alle Fs < 1.

Tabelle 3. Ergebnisse von Experiment 2: Mittlere Reaktionszeit und Fehlerrate getrennt nach Kategorie und neuer (RS neu)

und alter (RS alt) Rechtschreibung.

Reaktionszeit in ms Fehlerrate in %RS neu RS alt Dif T RS neu RS alt Dif T

Kategorie 1 696 726 -30 -2.11 * 2.05 2.05 0 0Kategorie 2 896 883 13 0.53 12.73 15.91 -3.18 -0.89Kategorie 3 869 747 122 3.97 ** 12.12 4.55 7.57 2.24 *Kategorie 4 912 992 -80 -4.77 *** 3.18 8.64 -5.46 -2.66 *

Anmerkung: Dif= Differenz zwischen neuer und alter Rechtschreibung

* = p < .05

** = p < .01

*** = p < .001

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 26

Diskussion

In der Lexikalischen Entscheidungsaufgabe zeigte sich kein genereller Reformeffekt, aber

eine Auswirkung der Rechtschreibreform auf die Worterkennung in einzelnen Kategorien.

Sowohl bei der s-Lautschreibung als auch beim Erhalt der Stammschreibung in

Zusammensetzungen waren die Reaktionszeiten zugunsten der neuen Rechtschreibung kürzer

und die mittlere Fehlerrate gleich bzw. geringer.

Bei der Reformierung der s-Lautschreibung könnte der Unterschied zwischen neuer und alter

Rechtschreibung entweder auf eine tatsächliche Erleichterung der Worterkennung über die

konsistentere Schreibweise der reformierten Wörter oder eine bereits erfolgte Umstellung der

Bevölkerung zurückzuführen sein. Für letzteres würde vor allem sprechen, dass die

Reformierung der s-Lautschreibung sicherlich die bekannteste und am häufigsten umgesetzte

Änderung der Rechtschreibreform ist. Unter Umständen schließt das eine das andere auch

nicht aus: Die erhöhte Konsistenz in der Graphem-Phonem-Zuordnung ist einleuchtend und

transparent und könnte damit auch eine große Akzeptanz und schnellere Umstellung bzw.

Vertrautheit der Bevölkerung mit dem neuen Schriftbild bewirken.

Die Wörter zum Erhalt der Stammschreibung sind mit einer Auftretenshäufigkeit von 0.3 pro

1 Million sehr selten. Aus diesem Grund ist dort eine Vertrautheit des Lesers per se mit der

neuen bzw. alten Rechtschreibung nicht zu erwarten. Balota und Chumbley (1984)

argumentieren, dass niedrig frequente Wörter viel langsamer als hoch frequente Wörter

verarbeitet werden, da die niedrig frequenten Wörter hinsichtlich einer Vertrautheits- bzw.

Sinnhaftigkeitsdimension weniger gut von Nichtworten zu unterscheiden sind. Auch

neurokomputationale Studien mit Computersimulationsmodellen stützen diese These (Braun,

Jacobs, Hahne, Ricker, Hofmann & Hutzler, 2005, Jacobs et al., 2003). Folgt man dieser

Argumentation, so könnte es sein, dass zusammengesetzte Wörter wie beispielsweise

Balletttänzerin eher in Ballett und Tänzerin zerlegbar sind als Ballettänzerin, dadurch

„sinnhafter“ werden und so besser und schneller von einem Nichtwort zu unterscheiden sind.

Dafür spräche, dass beim Erhalt der Stammschreibung in Zusammensetzungen die Wörter der

neuen Rechtschreibung nicht nur schneller als Wort erkannt wurden, sondern dass bei den

Wörtern in alter Rechtschreibung auch mehr Fehler gemacht wurden. Die Wörter der alten

Rechtschreibung könnten demnach schlechter von Nichtwörtern zu unterscheiden sein.

Bei den Stimuli zur Systematisierung in Einzelfällen wurden die Wörter in neuer

Rechtschreibung später erkannt und es wurden mehr Fehler gemacht. Auch die Wörter dieser

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 27

Kategorie sind mit einer Auftretenshäufigkeit von 2.4 pro 1 Million niedrig frequent. Ist die

alte Schreibweise bei der Systematisierung von Einzelfällen den Versuchspersonen vertrauter,

so könnte die Unterscheidung von einem Nichtwort bei diesen Wörtern leichter fallen.

Bei den Wörtern zur Schreibung nach dem Stammprinzip zeigte sich kein Unterschied

zwischen alter und neuer Schreibweise, weder in Reaktionszeiten noch in der mittleren

Fehlerrate. Die Wörter in alter Schreibweise könnten zwar ebenfalls vertrauter sein als die in

neuer Schreibweise, allerdings ist durch die Schreibung nach dem Wortstamm eine erhöhte

Sinnhaftigkeit der Wörter in neuer Schreibweise zu erwarten: Durch die semantische Nähe

von beispielsweise Stängel zu Stange dürfte die Unterscheidung zu Nichtwörtern erleichtert

sein. Es könnte sein, dass sich keine Reaktionszeit- bzw. Fehlerratenunterschiede zeigten,

weil sich der Einfluss der Vertrautheit (für die alte Rechtschreibung) und der Sinnhaftigkeit

(für die neue Rechtschreibung) gegenseitig aufgehoben haben.

Auszuschließen ist außerdem eine Erklärung der Reaktionszeitunterschiede durch

reformbedingte Unterschiede in der Wortlänge zwischen neuer und alter Rechtschreibung, da

die Wortlänge gegenläufig zu allen gefundenen Mittelwertsunterschieden der Reaktionszeiten

war: Die schneller erkannten Wörter der neuen Rechtschreibung bei der s-Lautschreibung und

beim Erhalts der Stammschreibung in Zusammensetzungen waren ebenso wie die schneller

erkannten Wörter in alter Rechtschreibung bei der Systematisierung in Einzelfällen

reformbedingt länger.

In Experiment 2 konnte der Einfluss der Rechtsschreibreform auf einzelne Kategorien

nachgewiesen werden. Es zeigte sich ein Vorteil in der Worterkennung für die neue

Rechtschreibung bei den Wörtern zur Reformierung der s-Lautschreibung. Die Effekte, die

sich in der Lexikalischen Entscheidungsaufgabe bei dem Erhalt der Stammschreibung

(zugunsten der Rechtschreibreform) und der Systematisierung von Einzelfällen (gegen die

Rechtschreibreform) zeigten, sind allerdings unserer Meinung nach eher auf eine mehr oder

weniger große Diskriminierbarkeit des Wortmaterials von Nichtwörtern zurückzuführen.

Zusätzlich wird für eine lexikalische Entscheidung neben dem lexikalischen Zugriff eine

postlexikalische Entscheidungskomponente benötigt. Aus diesem Grund sollten in

Experiment 3 die Auswirkungen der Rechtschreibreform auf möglichst natürliches Lesen

untersucht werden.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 28

Die Blickbewegungsstudie

Lesen ist eine komplexe Fertigkeit, die das Zusammenspiel vieler verschiedener

Informationsverarbeitungsprozesse beinhaltet. Während sich die Augen über bedruckte Seiten

bewegen, werden die visuellen Merkmale des Textes in orthografische und phonologische

Muster konvertiert, die dann wiederum benutzt werden, um die weitere Sprachverarbeitung

anzuleiten und damit den Inhalt des Textes zu verstehen (für einen Überblick und Vergleich

verschiedener Blickbewegungsmodelle siehe z.B. Jacobs, 2000; Reichle, Rayner & Pollatsek,

2003).

Anders als bei Tests wie der Benennungsaufgabe oder der lexikalischen Entscheidung bei

denen isolierte Wörter dargeboten und lediglich einzelne Reaktionszeiten aufgezeichnet

werden, kann die Blickbewegungsmessung nach Meinung einiger Autoren (Rayner, 1998;

Starr & Rayner, 2001) dazu benutzt werden natürliches Lesen im Kontext zu untersuchen und

Schlussfolgerungen über die Moment-zu-Moment Verarbeitung einzelner Wörter oder

größerer Textsegment zu ziehen (aber siehe Kliegl & Engbert, 2005).

Experiment 3(A) Erwachsene

Die Ergebnisse von Experiment 1 und 2 könnten vor allem von aufgabenspezifischen

Anforderungen an den Probanden beeinflusst sein. Eine Alternative zu diesen artifiziellen

Aufgaben besteht darin, die Probanden im Stillen Sätze lesen zu lassen, die ein kritisches

Wort enthalten. Die Augenbewegungsmuster, die bei einem kritischen Wort beobachtet

werden, dienen dann als abhängige Variable. Die zugrunde liegende Annahme ist, dass die

Zeit, die ein bestimmtes Wort fixiert beziehungsweise gelesen wird, weitestgehend der Zeit

entspricht, die es dauert um das Wort zu verarbeiten (Rayner, 1998).

In Experiment 3A sollten deswegen mit Hilfe der Blickbewegungsmessung die

Auswirkungen der Rechtschreibreform auf möglichst natürliches Lesen zunächst bei

Erwachsenen untersucht werden.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 29

Methode

Versuchspersonen. An diesem Versuch nahmen 42 (12 Männer und 30 Frauen) Erwachsene

teil. Die Altersspanne reichte von 20 bis 47 Jahren, durchschnittlich waren sie 26 Jahre alt.

Alle waren deutsche Muttersprachler, ihr Sehvermögen war normal oder korrigiert und alle

nahmen freiwillig an dem Experiment teil. Von den 42 Versuchspersonen gaben 18 an, sie

hätten die neue Rechtschreibung in der Schule gelernt; 24 hatten die neue Rechtschreibung

nicht gelernt.

Material. Für Experiment 3 wurde das Stimulusmaterial von Experiment 1 um 40

Reformwörter ergänzt, die insgesamt zwei neue Versuchsbedingungen bildeten. Zehn

Wortpaare in alter und neuer Rechtschreibung zur Groß/Kleinschreibung (gestern Abend vs.

gestern abend) gingen in Kategorie 5 ein und zehn Wortpaare zur Getrenntschreibung

(kennen lernen vs. kennenlernen) in Kategorie 6. In Kategorie 1 wurden sieben Wörter durch

kindgerechte ausgetauscht (z.B. Prozess durch Kuss). Tabelle 4 gibt eine Übersicht über

Anzahl, mittlere Frequenz und Länge der Wörter in den einzelnen Kategorien mit je einem

Beispiel.

Jedes der insgesamt 138 Reformwörter wurde in jeweils einen deutschen Satz integriert. Da

bekannt ist, dass die erste Fixation in einer Zeile länger ist als die folgenden Fixationen

(Heller, 1982) und die letzte gewöhnlich kürzer (Rayner, 1978), wurden die Sätze so

konstruiert, dass sich das Reformwort weder am Anfang noch am Ende des Satzes befand.

Auf diese Weise wurden 138 kindgerechte, syntaktisch einfache Sätze konstruiert (siehe

Anhang E). Die 138 Sätze wurden in die Blöcke 1 und 2 aufgeteilt, wobei darauf geachtet

wurde, dass in jeden Block gleich viele Sätze mit Wörtern aus jeder Kategorie sowie gleich

viele in alter und neuer Rechtschreibung fielen. In den zwei Versuchslisten A und B wurden

die jeweiligen von der Rechtschreibreform betroffenen Wörter in ihrer alt/neu Schreibweise

innerhalb der Sätze vertauscht. Jede Versuchsperson sah erneut jedes Wort in verschiedenen

Sätzen in alter und neuer Rechtschreibung. Um mögliche Vorhersagbarkeits- und

Reihenfolgeeffekte der Wörter auszuschließen, wurde über die Versuchspersonen hinweg

variiert, in welchem Satz welche Rechtschreibung erschien (Liste A oder B) und welcher Satz

zuerst dargeboten wurde (Block 1 oder 2). So zum Beispiel:

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 30

Auf dem hölzernen Faß sitzt ein Papagei. (Liste A, Block 1)

In dem alten Fass schläft ein brauner Hund. (Liste A, Block 2)

Auf dem hölzernen Fass sitzt ein Papagei. (Liste B, Block 1)

In dem alten Faß schläft ein brauner Hund. (Liste B, Block 2)

Um ein aufmerksames und sinnentnehmendes Lesen der Versuchspersonen zu gewährleisten,

wurde etwa nach jedem fünften Satz ein Bild dargeboten, das von der Versuchsperson als zu

dem zuvor gelesenen Satz passend oder nicht passend eingestuft werden sollten. Dazu wurden

aus allen Kategorien 35 Sätze ausgewählt, zu denen insgesamt 35 farbige Bilder erstellt

wurden (siehe Anhang F). 17 Bilder passten inhaltlich zu einem der Sätze, 18 Bilder hatten

nichts mit den Sätzen zu tun. Die Bilder wurden so auf die Blöcke aufgeteilt, dass jeweils

etwa die Hälfte der Bilder zum Satz passend beziehungsweise unpassend war.

Tabelle 1. Anzahl, mittlere Frequenz und Länge der Wörter getrennt nach Kategorie und neuer (RS neu) und alter (RS alt)

Rechtschreibung mit je einem Beispielwort.

Beispielwort Anzahl Frequenz LängeRS neu RS alt RS neu RS alt RS neu RS alt

Kategorie 1 Kuss Kuß 20 20 18.11 6.15 5.15Kategorie 2 Stängel Stengel 10 10 1.25 9 8.7Kategorie 3 Panter Panther 9 9 2.44 6.78 7.56Kategorie 4 Balletttänzerin Ballettänzerin 10 10 0.27 12.3 11.3Kategorie 5 glühend heiß glühendheiß 10 10 11.32 12.8 11.8Kategorie 6 gestern Abend gestern abend 10 10 n.d. 14.1 14.1

Anmerkung: n.d. = nicht definiert (die Frequenz der Wörter zur Groß-Kleinschreibung ist in der CELEX Datenbank

(Baayen, Piepenbrock, & van Rijn, 1993) nicht aufgeführt, da es sich jeweils um zwei Wörter handelt).

Durchführung. Jede Versuchsperson erhielt eine schriftliche Instruktion (siehe Anhang G)

und wurde ausdrücklich dazu aufgefordert, in normaler Lesegeschwindigkeit und auf

Verständnis zu lesen. Anschließend wurde für jede Versuchsperson die Kalibrierung des

iView X Hochgeschwindigkeitssystem individuell durchgeführt. Zur Gewöhnung an das

Gerät und den Versuchsablauf folgte eine Übungsphase mit vier Sätzen und zwei Bildern.

Das eigentliche Experiment bestand aus zwei Experimentalblöcken mit jeweils 69

Durchgängen. Nach dem ersten Block folgte eine Pause, die die Versuchsperson durch einen

Mausklick beenden konnte. Jeder Versuchsdurchgang begann mit der Darbietung eines

weißen Fixationskreuzes am linken Bildschirmrand in der Position des ersten Wortes des

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 31

anschließend dargebotenen Satzes. Sobald die Versuchsperson das Fixationskreuz fixierte,

wurde ein Satz dargeboten. Der Satz verblieb bis zum Mausklick der Versuchsperson auf dem

Bildschirm. In 25 Prozent der Fälle erschien nach dem Satz ein Bild. Die Versuchsperson

sollte dann so schnell und so korrekt wie möglich entscheiden, ob das dargebotene Bild zu

dem zuvor gelesenen Satz passt (Druck auf die linke Maustaste) oder nicht (rechte

Maustaste). Nach der erfolgten Reaktion begann der nächste Versuchsdurchgang.

Die Blickbewegungskamera des iView X Hochgeschwindigkeitssystems wurde zu Beginn

des Versuches mit einer 5-Punkt Kalibrierung eingestellt. Zwecks einer optimalen

Aufnahmequalität wurde nach jedem Satz eine Kontrollroutine durchgeführt. Nach dem

Versuch erhielt jede Versuchsperson einen kurzen Fragebogen, in dem sie zu Lesegewohnheit

und Einstellung bzw. Anwendung der neuen Rechtschreibung befragt wurde (siehe Anhang

H). Der Versuch dauerte insgesamt etwa 25 Minuten.

Geräte. Die Blickbewegungsdaten wurden von einem Pentium V Computer mit einem iView

X Hochgeschwindigkeitssystem (SMI) mit einer Abtastrate von 250Hz aufgezeichnet. Der

Kopf der Versuchsperson wurde durch eine Kinnstütze stabilisiert. Die Sätze wurden auf

einem Pentium Celeron Desktoprechner auf einem 17 Zoll Monitor mit einer

Bildwiederholfrequenz von 85 Hz dargeboten, wobei die Großbuchstaben 7.5 mm hoch

waren. Das entsprach, bei einem mittleren Abstand von 50 cm zum Monitor, einem vertikalen

Sehwinkel von 0.86° pro Buchstabe. Stimulus-Präsentation und Reaktionszeitaufnahme

wurde über Presentation 9.0 (Neurobehavioral Systems, Inc. Albany, USA) kontrolliert.

Ergebnisse

Fragebogendaten

Mit Hilfe des Fragebogens sollte Leseverhalten, Vertrautheit mit den Inhalten der

Rechtschreibreform, Anwendung derselben und Einstellung der Versuchspersonen der

Reform gegenüber erfasst werden. Die Auswertung ergab unter anderem, dass über 60

Prozent der erwachsenen Versuchspersonen versuchen die neue Rechtschreibung

anzuwenden. Abbildung 1 zeigt die einzelnen Antworthäufigkeiten in Prozent.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 32

21%

17%

36%

26%

ja

eher ja

eher nein

nein

Abbildung 1. Antworthäufigkeiten der Erwachsenen in Prozent auf die Frage: Versuchen Sie in der neuen Rechtschreibung

zu schreiben?

Wie in Abbildung 2 zu sehen ist sprechen sich mehr als 40 Prozent für eine Rückkehr zur

alten Rechtschreibung aus. Für die weitere deskriptive Auswertung der Fragebogendaten

siehe Anhang I.

17%

24%

30%

29%

ja

eher ja

eher nein

nein

Abbildung 2. Antworthäufigkeiten der Erwachsenen in Prozent auf die Frage: Sollte man zur alten Rechtschreibung

zurückkehren?

Blickbewegungsdaten

Da es von begrenztem Wert ist, nur einen Blickbewegungskennwert auszuwerten (Rayner,

1998), wurden im vorliegenden Experiment für jedes Zielwort drei abhängige Messwerte

analysiert: Anzahl der Fixationen, Dauer der ersten Fixation, sowie die

Gesamtbetrachtungsdauer jeweils beim erstmaligen Lesen [first pass]. Die Anzahl der

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 33

Fixationen entsprach der Summe aller aufeinander folgenden Fixationen auf einem Stimulus

beim erstmaligen Lesen und die Gesamtbetrachtungsdauer basierte auf der summierten Dauer

aller Fixationen auf einem Wort ebenfalls beim erstmaligen Lesen. Bei der Betrachtungsdauer

ging die Sakkadendauer nicht in die Analyse mit ein, da durch eine Hereinnahme nur

minimale additive Effekte zu erwarten sind (Rayner, 1998). Fixationen, die kürzer als 60 ms

waren und übersprungene Wörter wurden ebenfalls von der Analyse ausgeschlossen. Dadurch

gingen 8,3% der Daten nicht in die Auswertung ein.

Zur Auswertung der drei Blickbewegungskennwerte, Anzahl der Fixationen, Dauer der ersten

Fixation und Gesamtbetrachtungsdauer wurden 2 (alte vs. neue Rechtschreibung) × 6 (s-

Lautschreibung, Schreibung nach dem Stammprinzip, Systematisierung in Einzelfällen, Erhalt

der Stammschreibung in Zusammensetzungen, Getrenntschreibung, Groß- und

Kleinschreibung) - faktorielle Varianzanalysen mit Messwiederholung auf Versuchspersonen-

(F1) und Itemebene (F2) durchgeführt. Mit dem Mauchly-Test auf Sphärizität wurden die

Voraussetzungen einer Varianzanalyse geprüft. Im Falle einer Verletzung der

Voraussetzungsannahme wurde eine Greenhouse-Geisser Korrektur vorgenommen.

Außerdem wurde ein Schätzer der Effektgröße (η2) berechnet.

Zur anschließenden Überprüfung der relevanten signifikanten Mittelwertsunterschiede

wurden geplante t-Tests für abhängige Stichproben berechnet.

Effekte, die sich in der Versuchspersonenanalyse (t1) als signifikant erwiesen, wurden in einer

anschließenden Itemanalyse (t2) überprüft. Eine Übersicht der relevanten Mittelwerte der drei

Messwerte befindet sich in Tabelle 5.

Anzahl der Fixationen. Es zeigte sich ein Haupteffekt der Kategorie F1(2, 37) = 120.55, p <

.001 (η2 = 0.75) und F2(5, 63) = 25.66, p < .001 (η2 = 0.67), ein Haupteffekt der

Rechtschreibung F1(1, 41) = 9.45, p < .01 (η2 = 0.19) und F2(1, 63) = 8.59, p < .01 (η2 =

0.12), sowie eine Interaktion zwischen Kategorie und Rechtschreibung, F1(3, 37) = 4.38, p <

.01 (η2 = 0.10) und F2(5, 63) = 3.54, p < .01 (η2 = 0.22), für die Anzahl der Fixationen.

Wie in Tabelle 5 zu sehen ist, zeigten sich mehr Fixationen auf Wörtern in neuer

Rechtschreibung bei der s-Lautschreibung (Kategorie 1), t1(41) = 1.99, p = .05 und t2(19) =

1.94, p = .07, beim Erhalt der Stammschreibung bei Zusammensetzungen (Kategorie 4),

t1(41) = 2.51, p < .05 und t2(9) = 2.23, p = .05, und bei den Wörtern zur Getrenntschreibung

(Kategorie 5), t1(41) = 3.16, p < .01 und t2(9) = 3.02, p < .05. Bei der Schreibung nach dem

Stammprinzip (Kategorie 2), der Systematisierung in Einzelfällen (Kategorie 3) und der

Groß- Kleinschreibung (Kategorie 6) fanden sich keine signifikanten Unterschiede.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 34

Dauer der ersten Fixation. Es zeigte sich ein Haupteffekt der Kategorie, F1(3, 37) = 12.94, p

< .001 (η2 = 0.24) und F2(5, 63) = 4.11, p < .01 (η2 = 0.25). Die Rechtschreibung hatte einen

signifikanten Einfluss auf die Dauer der ersten Fixation, F1(5, 37) = 10.78, p < .01 (η2 = 0.21)

und F2(5, 63) = 7.67, p < .01 (η2 = 0.11). Die Dauer der ersten Fixation war dabei um 5 ms

kürzer auf Wörtern der neuen Rechtschreibung (280 ms vs. 285 ms).Es zeigte sich keine

Interaktion zwischen Rechtschreibung und Kategorie, F < 1.18.

Eine Übersicht der mittleren Dauer der ersten Fixation in den einzelnen Kategorien findet

sich in Tabelle 5.

Gesamtbetrachtungsdauer. Die Kategorie F1(2, 37) = 86.64, p < .001 (η2 = 0.68) und F2(5,

63) = 30.54, p < .001 (η2 = 0.71), nicht aber die Rechtschreibung, F < 1, hatten einen Einfluss

auf die Gesamtbetrachtungsdauer. Es zeigte sich eine Interaktion zwischen Kategorie und

Rechtschreibung, F1(3, 37) = 3.14, p < .05 (η2 = 0.07) und F2(5, 63) = 1.94, p = .10 (η2 =

0.13). In einer Regressionsanalyse konnten über die Wortlänge und die logarithmierte

Wortfrequenz über 60 Prozent der Varianz aufgeklärt werden (F(2, 111) = 101.50, p < .001;

R2 = .65; korrigiertes R2 = .64).

Wie in Tabelle 5 zu sehen ist, hatten die Wörter der neuen Rechtschreibung bei der

Schreibung nach dem Stammprinzip (Kategorie 2) eine kürzere Gesamtbetrachtungsdauer,

t1(41) = -2.27, p < .05 und t2(9) = -1.57, p = .15. Länger betrachtet wurden die Wörter zur

Getrenntschreibung (Kategorie 5) in der neuen Rechtschreibung, t1(41) = 2.12, p < .05 und

t2(9) = 1.97, p = .08, und tendenziell beim Erhalt der Stammschreibung bei

Zusammensetzungen (Kategorie 4), t1(41) = 1.78, p = .08 und t2(9) = 1.28, p = .23. Bei der

Reformierung der s-Lautschreibung (Kategorie 1), der Systematisierung in Einzelfällen

(Kategorie 3) und der Groß- Kleinschreibung (Kategorie 6) fanden sich keine signifikanten

Unterschiede.

Zur Überprüfung von möglichen Auswirkungen der Vertrautheit mit der Rechtschreibreform

auf die 3 Blickbewegungskennwerte (Anzahl der Fixationen, Dauer der ersten Fixation und

Gesamtbetrachtungsdauer) wurde eine 2 x 4 x 2 Varianzanalyse mit den

Messwiederholungsfaktoren Rechtschreibung (alt vs. neu), Kategorie (s-Lautschreibung,

Schreibung nach dem Stammprinzip, Systematisierung in Einzelfällen, Erhalt der

Stammschreibung in Zusammensetzungen, Getrenntschreibung, Groß- und Kleinschreibung)

und dem Zwischensubjektfaktor Vertrautheit mit der Rechtschreibreform (gelernt vs. nicht

gelernt) berechnet. Die Interaktionen wurden nicht signifikant, alle Fs < 1.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 35

Tabelle 5. Ergebnisse von Experiment 3A: Mittelwerte der Anzahl der Fixationen, der Dauer der ersten Fixation und der

Gesamtbetrachtungsdauer getrennt nach einzelnen Kategorien und neuer (RS neu) und alter (RS alt) Rechtschreibung.

Anzahl Fixationen Dauer erste Fixation in ms Gesamtbetrachtungsdauer in msRS neu RS alt Dif T RS neu RS alt Dif RS neu RS alt Dif T

Kategorie 1 1.21 1.17 0.04 1.99 + 180 182 -2 214 211 3 0.73Kategorie 2 1.38 1.42 -0.04 -1.15 184 186 -2 252 268 -16 -2.27 *Kategorie 3 1.2 1.22 -0.02 -0.75 173 174 -1 204 206 -2 -0.35Kategorie 4 1.95 1.82 0.13 2.51 * 196 200 -4 386 366 20 1.78 +Kategorie 5 1.96 1.76 0.2 3.16 ** 179 192 -13 348 323 25 2.12 *Kategorie 6 1.96 1.92 0.04 0.73 171 178 -7 341 343 -2 -0.34 Anmerkung: Dif= Differenz zwischen neuer und alter Rechtschreibung

* = p < .05

** = p < .01

*** = p < .001

+ = p < .08

Diskussion

Ziel des Experiments 3A war es, die Auswirkungen der Rechtschreibreform auf möglichst

natürliches Lesen zu untersuchen. Es zeigte sich, dass die erste Fixation auf Wörtern in neuer

Rechtschreibung zwar kürzer, dafür aber die Anzahl der Fixation insgesamt größer war.

Dabei machte es keinen Unterschied, ob die Versuchspersonen die neue Rechtschreibung in

der Schule gelernt hatten oder nicht.

Bei einer differenzierten Betrachtung der einzelnen Kategorien zeigten sich ebenfalls

Unterschiede. Die Wörter in neuer Rechtschreibung bei der Schreibung nach dem

Stammprinzip wurden insgesamt kürzer betrachtet. Die semantische Nähe zur Wortfamilie

durch die Schreibung nach dem Wortstamm scheint beim natürlichen Lesen mit

Kontextinformationen die Worterkennung zu erleichtern. Das Ergebnis könnte ebenfalls auf

einer bereits erfolgten kompletten Umstellung der Bevölkerung hinsichtlich der Vertrautheit

mit dem Schriftbild beruhen. Demnach müsste das Schriftbild der neuen Rechtschreibung

inzwischen nicht nur ebenso vertraut sein wie das der alten, sondern sogar noch vertrauter.

Aufgrund der geringen Wortfrequenz, der Ergebnisse aus Experiment 2, in dem wir keine

geringeren Reaktionszeiten für diese Wörter in neuer Rechtschreibung finden konnten und

der Auswertung der Fragebogendaten, die ergab, dass lediglich um die 60 Prozent der

Versuchspersonen versuchen in der neuen Rechtschreibung zu schreiben und über 40 Prozent

zur alten Schreibweise zurückkehren wollen, ist dies jedoch als eher unwahrscheinlich

anzusehen.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 36

Im Gegensatz dazu wurden bei den Wörtern zur Getrenntschreibung insgesamt eine längere

Betrachtungsdauer und mehr Fixationen auf den Wörtern in neuer Rechtschreibung gefunden.

Dies ist vor allem insofern verwunderlich, da Inhoff, Radach und Heller (1996) berichten,

dass das Lesen von langen zusammengesetzten Wörtern im Deutschen durch das Einfügen

eines Leerzeichens erleichtert wird, auch wenn diese Wortform nicht regelkonform ist und

einem beim natürlichen Lesen normalerweise nicht begegnet. Es ist demnach wohl auf

Vertrautheit zurückzuführen, dass zusammengeschriebene Wörter zur Verarbeitung eine

kürzere Betrachtungsdauer und weniger Fixationen benötigen als auseinander geschriebene.

Ebenfalls überraschend ist, dass die Wörter zum Erhalt der Stammschreibung in alter

Rechtschreibung seltener und insgesamt kürzer betrachtet wurden. Erwartet hätten wir, wie

bereits in Experiment 2, eine Erleichterung der Worterkennung durch den Erhalt der

Stammschreibung und daraus folgend eine bessere Segmentierbarkeit der Wörter in die

ursprünglichen Bestandteile des zusammengesetzten Wortes. So bleibt beim

zusammengesetzten Wort Balletttänzerin die ursprüngliche Schreibweise von Ballett und

Tänzerin erhalten, bei Ballettänzerin hingegen nicht. Eine mögliche Erklärung ist, dass das

Aufeinandertreffen von drei identischen Buchstaben, im oben genannten Beispiel „ttt“, ein

sehr seltenes Trigamm darstellt, das in der deutschen Schriftsprache sonst nicht vorkommt. In

der lexikalischen Entscheidung, in der die Unterscheidung von einem Nichtwort nötig ist,

scheint die leichtere Segmentierbarkeit die Worterkennung zu erleichtern, beim natürlichen

Lesen hingegen führt die ungewohnte Buchstabenfolge zu mehr Fixationen und damit zu

einer längeren Betrachtungsdauer.

Die Änderung der s-Lautschreibung hatte lediglich eine Erhöhung der Anzahl der Fixationen

auf Wörtern in neuer Rechtschreibung zur Folge. Auch wenn sich in der gesamten

Betrachtungsdauer kein Unterschied zwischen alter und neuer Rechtschreibung zeigte, fanden

wir im Gegensatz dazu in Experiment 2 bei der s-Lautschreibung eine schnellere

Worterkennung zugunsten der neuen Rechtschreibung. Eine Erklärung hierfür wäre der

Austausch von sieben Stimuli und einer damit verbundenen Halbierung der mittleren

Auftretenshäufigkeit der Wörter. Diese Reduzierung der Wortfrequenz zieht eine Abnahme in

der Vertrautheit mit dem Schriftbild der alten und damit auch eine erschwerte Umstellung auf

die neue Rechtschreibung nach sich. Es könnte demnach sein, dass zwar die konsistente s-

Lautschreibung das Lesen der Wörter in neuer Rechtschreibung erleichtert, dafür aber die

ungewohnte Schreibweise das Lesen beeinträchtigt und damit zu mehr Fixationen führt.

Bei der Groß- und Kleinschreibung sowie der Systematisierung in Einzelfällen zeigte sich

kein Einfluss der Rechtschreibreform auf das Lesen der Reformwörter. Bei der

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 37

Systematisierung in Einzelfällen zeigten sich dabei ebenfalls andere Ergebnisse als in

Experiment 2: In der lexikalischen Entscheidung fanden sich kürzere Reaktionszeiten und

weniger Fehler für die Wörter der alten Rechtschreibung. Da in diesem Fall das

Stimulusmaterial unverändert geblieben ist, kann die Vertrautheit mit dem Schriftbild die

veränderten Ergebnisse nicht erklären.

Ein bisher nicht erwähnter Einflussfaktor ist sicherlich die veränderte Aufgabenstellung:

unter Umständen sind für das natürliche Lesen Schreibweise und Konsistenz weniger

ausschlaggebend als Kontextinformationen. Geübte Leser können demnach Wörter auch dann

ohne Probleme erlesen und über Kontextinformationen in einen Satz integrieren, wenn diese

ungewohnt geschrieben sind.

Ebenfalls ungeklärt ist, ob die Ergebnisse tatsächlich auf einen Reform- bzw.

Vertrautheitseffekt zurückzuführen sind oder lediglich auf reformbedingte Unterschiede in

der Wortlänge. Im Gegensatz zu Experiment 2 ist in diesem Fall ein Längeneffekt nicht

eindeutig auszuschließen. Es ist bekannt, dass mit zunehmender Länge eines Wortes die

Lesedauer (Rayner, Sereno & Raney, 1996) und die Wahrscheinlichkeit einer Refixation

(Rayner, 1998) zunimmt. Zwar wurden bei der Schreibung nach dem Stammprinzip die im

Durchschnitt längeren reformierten Wörter insgesamt kürzer betrachtet, jedoch zeigten sich

sowohl bei den Wörtern zum Erhalt der Stammschreibung nach Zusammensetzungen als auch

bei den Wörtern zur Getrenntschreibung und der s-Lautschreibung eine längere

Betrachtungsdauer beziehungsweise mehr Fixationen auf den längeren Wörtern in neuer

Rechtschreibung. Wie groß der tatsächliche Einfluss der Wortlänge in unserem Fall ist, ist

fraglich, da nicht in allen Kategorien die reformbedingte Änderung der Wortlänge einen

Effekt zeigte. Es ist zwar möglich, die kürzere Betrachtungsdauer und die geringere Anzahl

der Fixationen auf den kürzeren Wörtern in alter Rechtschreibung beim Erhalt der

Stammschreibung und der Getrenntschreibung lediglich auf eine Änderung der Wortlänge

zurückzuführen, aber unserer Meinung nach eher unwahrscheinlich: Vielmehr scheint es so,

dass die Wortlänge neben der Konsistenz und der Vertrautheit mit dem Schriftbild ein

weiterer zu berücksichtigender Faktor ist. So wäre zu erklären, warum sich keine Auswirkung

der Rechtschreibreform auf die Gesamtbetrachtungsdauer der Wörter der s-Lautschreibung

und der Systematisierung in Einzelfällen fand. Bei der s-Lautschreibung zeigte sich weder ein

Konsistenz- noch ein Wortlängeneffekt, da die reformierten Wörter zwar konsistent

geschrieben, dafür aber auch durch die Änderung von ß zu ss einen Buchstaben länger sind.

Ebenso ist das Schriftbild der alten Schreibweise der Wörter zur Systematisierung in

Einzelfällen vertrauter, dafür aber die neue Schreibweise kürzer.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 38

In Experiment 3A sollte die Auswirkung der Rechtschreibreform auf das natürliche Lesen bei

Erwachsenen untersucht werden. Nimmt man die Gesamtbetrachtungsdauer als Lesemaß, so

zeigte sich eine Vereinfachung bei der Schreibung nach dem Stammprinzip, eine

Erschwerung bei dem Erhalt der Stammschreibung bei Zusammensetzungen und der

Getrenntschreibung und keine Verbesserung beziehungsweise Beeinträchtigungen bei der s-

Lautschreibung, der Systematisierung in Einzelfällen und der Groß- Kleinschreibung. Auf die

Bedeutung der Ergebnisse für die Bewertung der Rechtschreibreform soll in der generellen

Diskussion eingegangen werden. Im folgenden Experiment sollten die Auswirkungen der

Rechtschreibung auf die Leseleistung von Kindern untersucht werden.

Experiment 3(B) Kinder

In den Experimenten 1, 2 und 3A untersuchten wir die Auswirkung der Rechtschreibreform

auf die Worterkennung und das Lesen von geübten Lesern, die sowohl mit der alten als auch

mit der neuen Rechtschreibung mehr oder weniger vertraut sind. Ziel der Untersuchung war

es herauszufinden, inwieweit die Änderung der Rechtschreibung das Lesen acht Jahre nach

der Reform noch immer beeinflusst beziehungsweise ob eine Umstellung der Bevölkerung

auf die neue Rechtschreibung schon stattgefunden hat.

Bei Kindern ist eine solche Umstellung dann nicht nötig, wenn sie in der Schule nur die neue

Rechtschreibung gelernt haben und somit nur, beziehungsweise viel besser, mit der neuen

Schreibweise vertraut sind. In der Diskussion um die Rechtschreibreform wurde anscheinend

von vielen Kritikern vergessen oder unter den Teppich gekehrt, dass eine ganze Generation

von Kindern bereits nur nach der neuen Rechtschreibung beschult wurde und eine

Reformierung beziehungsweise Rücknahme der Reform bei diesen Kindern unter Umständen

zu großen Irritationen und Leistungseinbußen führen könnte. Die Ergebnisse aus Experiment

3B sollten deswegen dabei helfen zu verstehen, welche möglichen Auswirkungen die

Rücknahme oder Reformierung einzelner Regeländerungen tatsächlich auf die Leseleistung

dieser Kinder hätte. Außerdem wollten wir untersuchen, ob sich einzelne Regeländerungen

vom Lesestandpunkt aus betrachtet als fragwürdig erweisen, da sogar Kinder, die in der

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 39

Schule nur die neue Rechtschreibung gelernt haben, Schwierigkeiten beim Lesen der neuen

Schreibweise haben, beziehungsweise die alte Rechtschreibung leichter verarbeiten können.

Methode

Versuchspersonen. Es nahmen 43 Sechstklässler (Jungen, Mädchen) im Alter zwischen 11

und 13 Jahren freiwillig an dem Experiment teil. Sie waren deutsche Muttersprachler und ihr

Sehvermögen war normal oder korrigiert. Die Erhebung fand in der Mitte des Schuljahres

(Februar) statt.

Eine Versuchsperson hatte weniger als 25 Prozent auswertbare Daten und drei

Versuchspersonen mussten wegen einer Fehlerrate von über 20 Prozent in der

Bilderentscheidungsaufgabe von der Auswertung ausgeschlossen werden, so dass die Daten

von insgesamt 39 Versuchspersonen in die anschließende Analyse eingingen.

Material und Durchführung. Material und Durchführung waren identisch zu Experiment 3A.

Nach der Untersuchung wurde den Kindern ein kurzer Fragebogen vorgelesen (siehe Anhang

J) und die jeweiligen Antworten vom Versuchsleiter notiert.

Geräte. Für die Blickbewegungsdaten der Schülerstichprobe wurden dieselben Geräte wie in

Experiment 3A verwendet. Aufgrund von Flexibilitätsgründen und um eine Störung des

Schulalltags bestmöglich auszuschließen, fand die Untersuchung der Kinder im Guckomobil

(http://www.guckomobil.de) statt.

Ergebnisse

Fragebogendaten

Mit Hilfe des Fragebogens sollte das Leseverhalten der Kinder, die Aufmerksamkeit während

des Versuches und die Irritation durch die alte Schreibweise erfasst werden. Über 50 Prozent

(51.3 % vs. 48.7 %) der Kinder gaben an, dass sie im Allgemeinen durch die parallele

Existenz zweier verschiedener Schreibweisen irritiert seien.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 40

Blickbewegungsdaten

Zur Auswertung der drei Blickbewegungskennwerte, Anzahl der Fixationen, Dauer der ersten

Fixation und Gesamtbetrachtungsdauer wurden 2 (alte vs. neue Rechtschreibung) × 6 (s-

Lautschreibung, Schreibung nach dem Stammprinzip, Systematisierung in Einzelfällen, Erhalt

der Stammschreibung in Zusammensetzungen, Getrenntschreibung, Groß- und

Kleinschreibung) - faktorielle Varianzanalysen mit Messwiederholung auf Versuchspersonen

(F1) und Itemebene (F2) durchgeführt. Mit dem Mauchly-Test auf Sphärizität wurden die

Voraussetzungen einer Varianzanalyse geprüft. Im Falle einer Verletzung der

Voraussetzungsannahme wurde eine Greenhouse-Geisser Korrektur vorgenommen.

Außerdem wurde ein Schätzer der Effektgröße (η2) berechnet.

Zur anschließenden Überprüfung der relevanten signifikanten Mittelwertsunterschiede

wurden geplante t-Tests für abhängige Stichproben berechnet.

Effekte, die sich in der Versuchspersonenanalyse (t1) als signifikant erwiesen, wurden in einer

anschließenden Itemanalyse (t2) überprüft. Eine Übersicht der relevanten Mittelwerte der drei

Messwerte befindet sich in Tabelle 6.

Anzahl der Fixationen. Sowohl die Kategorie, F1(3, 34) = 192.90, p < .001 (η2 = 0.86) und

F2(5, 63) = 21.17, p < .001 (η2 = 0.63), als auch die Rechtschreibung, F1(1, 38) = 8.71, p < .01

(η2 = 0.19) und F2(1, 63) = 1.85, p = .18 (η2 = 0.03), hatten einen Einfluss auf die Anzahl der

Fixationen. Außerdem zeigte sich eine Interaktion zwischen Kategorie und Rechtschreibung,

F1(3, 34) = 10.88, p < .001 (η2 = 0.22) und F2(5, 63) = 4.87, p < .001 (η2 = 0.28).

Es zeigten sich, wie in Tabelle 6 zu sehen ist, weniger Fixationen auf Wörtern der neuen

Rechtschreibung bei den Wörtern zur Systematisierung in Einzelfällen (Kategorie 3), t1(38) =

-4.61, p < .001 und t2(8) = -2.09, p = .07 und bei den Wörtern zur Getrenntschreibung

(Kategorie 5), t1(38) = -4.02, p < .001 und t2(9) = -1.56, p = .15. Öfter fixiert wurden die

Wörter der neuen Rechtschreibung beim Erhalt der Stammschreibung bei

Zusammensetzungen (Kategorie 4), t1(38) = 3.83, p < .001 und t2(9) = 4.67, p < .01. Bei den

Kategorien 1, 2 und 6 fanden sich keine Unterschiede in der Anzahl der Fixationen zwischen

den Wörtern der alten und neuen Rechtschreibung, ps1 > .28.

Dauer der ersten Fixation. Die Kategorie hatte einen Einfluss auf die Dauer der ersten

Fixation, F1(3, 34) = 4.71, p < .01 (η2 = 0.11) und F2(5, 63) = 1.29, p = .28 (η2 = 0.09). Es

zeigte sich weder ein Haupteffekt der Rechtschreibung noch eine Interaktion zwischen

Kategorie und Rechtschreibung, alle Fs < 1.5.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 41

Eine Übersicht der mittleren Dauer der ersten Fixation in den einzelnen Kategorien findet

sich in Tabelle 6.

Gesamtbetrachtungsdauer. Sowohl die Kategorie, F1(2, 34) = 127.34, p < .001 (η2 = 0.77)

und F2(5, 63) = 17.21, p < .001 (η2 = 0.58), als auch die Rechtschreibung, F1(1, 38) = 5.35, p

< .05 (η2 = 0.12) und F2(1, 67) = 1.42, p = .24 (η2 = 0.02), hatten einen Einfluss auf die

Gesamtbetrachtungsdauer. Außerdem zeigte sich eine Interaktion zwischen Kategorie und

Rechtschreibung, F1(3, 34) = 10.43, p < .001 (η2 = 0.22) und F2(5, 63) = 4.44, p < .01 (η2 =

0.26).

In einer Regressionsanalyse konnten über die Wortlänge und die logarithmierte Wortfrequenz

über 55 Prozent der Varianz aufgeklärt werden (F(2, 111) = 73.69, p < .001; R2 = .57;

korrigiertes R2 = .56).

Wie in Tabelle 6 zu sehen ist, war die Gesamtbetrachtungsdauer auf Wörtern der neuen

Rechtschreibung kürzer bei der Systematisierung in Einzelfällen (Kategorie 3), t1(38) = -2.39,

p < .05 und t2(8) = -0.81, p = .44, und bei der Getrenntschreibung (Kategorie 5), t1(38) = -

5.90, p < .001 und t2(9) = -1.94, p = .08. Es zeigte sich eine Tendenz zur kürzeren Fixation

auf Wörtern der neuen Rechtschreibung bei der s-Lautschreibung (Kategorie 1), t1(38) = -

1.80, p = .08 und t2(19) = -2.67, p < .05. Länger fixiert wurden die Wörter der neuen

Rechtschreibung beim Erhalt der Stammschreibung bei Zusammensetzungen (Kategorie 4),

t1(38) = 2.41, p < .05 und t2(9) = 2.93, p < .05. Bei der Schreibung nach dem Stammprinzip

(Kategorie 2) und der Groß- Kleinschreibung (Kategorie 6) waren keine Unterschiede zu

finden, ps > .34.

Tabelle 6. Ergebnisse von Experiment 3B: Mittelwerte der Anzahl der Fixationen, der Dauer der ersten Fixation und der

Gesamtbetrachtungsdauer getrennt nach einzelnen Kategorien und neuer (RS neu) und alter (RS alt) Rechtschreibung.

Anzahl Fixationen Dauer erste Fixation in ms Gesamtbetrachtungsdauer in msRS neu RS alt Dif T RS neu RS alt Dif RS neu RS alt Dif T

Kategorie 1 1.67 1.66 0.01 0.48 227 249 -22 379 403 -24 -1.8 +Kategorie 2 2.39 2.48 -0.09 -1.1 250 247 3 586 601 -15 -0.96Kategorie 3 1.56 1.81 -0.25 -4.61 *** 237 234 3 367 401 -34 -2.39 *Kategorie 4 3.47 3.11 0.36 3.83 *** 254 259 -5 908 830 78 2.41 *Kategorie 5 2.82 3.23 -0.41 -4.02 *** 240 250 -10 638 762 -124 -5.9 ***Kategorie 6 2.97 3.06 -0.09 -1.08 228 223 5 645 650 -5 -0.28 Anmerkung: Dif= Differenz zwischen neuer und alter Rechtschreibung

* = p < .05

** = p < .01

*** = p < .001

+ = p = .08

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 42

Diskussion

Das Ziel von Experiment 3B war es zu untersuchen, inwieweit Kinder in ihrer Leseleistung

von der Rechtschreibreform profitiert haben, um daraus Schlüsse zu ziehen, welche

Auswirkung eine Rücknahme bzw. Reformierung der Reform hätte. Es zeigte sich sowohl bei

der Systematisierung in Einzelfällen als auch der Getrenntschreibung, dass Kinder zum

Erlesen der ihnen vertrauteren Schreibweise der neuen Rechtschreibung weniger Fixationen

und eine insgesamt kürzere Betrachtungsdauer benötigten. Die Reformierung der s-

Lautschreibung zeigte ebenfalls eine Erleichterung des Lesens im Reformsinne.

Bei der Systematisierung in Einzelfällen, der Getrenntschreibung und der s-Lautschreibung

ist demnach im Falle einer Re-Reformierung beziehungsweise einer Rücknahmen der

Regeländerung zumindest kurzfristig mit Einbußen in der Leseleistung zu rechnen, was sich

insofern auch mit den Aussagen der Kinder deckt, dass über die Hälfte die parallele Existenz

zweier Schreibweisen irritiert. Wie schnell eine Umstellung der Kinder auf eine erneut

reformierte Rechtschreibung einsetzen würde, ist allerdings schwer abzuschätzen.

Erstaunlich ist, dass sich bei den Wörtern zur Schreibung nach dem Stammprinzip keine

Unterschiede zwischen alter und neuer Rechtschreibung fanden. Wenn auch eine größere

Vertrautheit der Kinder mit diesen Wörtern in der neuen Rechtschreibung aufgrund ihrer

relativ geringen Auftretenshäufigkeit nicht unbedingt vorauszusetzen ist, so hätten wir doch

ebenso wie bei den erwachsenen Lesern eine Erleichterung aufgrund von semantischen

Prozessen erwartet.

Allerdings zeigte sich überraschenderweise, wie bereits bei den erwachsenen Lesern, eine

Verschlechterung der Leseleistung durch den Erhalt der Stammschreibung in

Zusammensetzungen. Dies könnte darauf hin deuten, dass das ungewohnte

Aufeinandertreffen dreier gleicher Buchstaben tatsächlich schwerer zu verarbeiten ist. In der

allgemeinen Diskussion soll näher darauf eingegangen werden, welche Bedeutung dieses

Ergebnis für die Rechtschreibreform hat.

Die Änderung der Groß- Kleinschreibung hatte auch bei Kindern, wie bereits bei den

erwachsenen Lesern, keinen Einfluss auf das Lesen.

Auch bei den Kindern ist ein Einfluss der Wortlänge auf das Lesen nicht auszuschließen.

Aber auch hier scheint eine Reduzierung der Ergebnisse auf einen puren Wortlängeneffekt

nicht angebracht, da sich bei den Wörtern zur s-Lautschreibung ein gegenläufiger und bei der

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 43

Schreibung nach dem Stammprinzip kein Einfluss der Wortlänge auf die

Gesamtbetrachtungsdauer zeigte.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Kinder erwartungsgemäß bessere oder gleich gute

Leseleistungen bei den ihnen vertrauten Wörtern in neuer Rechtschreibung zeigten. Die

einzige Ausnahme bildeten die Wörter zum Erhalt der Stammschreibung in

Zusammensetzungen.

Allgemeine Diskussion

Ziel unserer Untersuchung war es, die Auswirkungen der Rechtschreibreform auf

Wortverarbeitung und Leseleistung von Erwachsenen und Kindern zu untersuchen. Als

mögliche Einflussfaktoren auf die Wortverarbeitung und die Leseleistung sahen wir a) eine

Zunahme an Konsistenz durch die Reformierung der s-Lautschreibung, b) die Zuordnung der

Wörter zu einer größeren Morphemfamilie durch die Schreibung nach dem Stammprinzip, c)

die leichtere Zerlegbarkeit der Wörter in ihre Morphemkomponenten durch den Erhalt der

Stammschreibung bei Zusammensetzungen und d) die Vertrautheit mit dem alten bzw. neuen

Schriftbild der reformierten Wörter, abhängig von Zwischensubjektfaktoren und der

Auftretenshäufigkeit der Wörter.

Wir fanden in Experiment 1 keine Auswirkungen der Rechtschreibreform auf die

Benennungslatenzen und damit auf den Zugriff auf die phonologischen Repräsentationen der

Wörter im Mentalen Lexikon. Das Ausbleiben von Effekten führten wir auf spezifische

Eigenschaften der Benennungsaufgabe und unseres Stimulusmaterials zurück. Zum einen

fanden wir keine Verkürzung der Benennungslatenzen durch die konsistentere s-

Lautschreibung, da unter Umständen die Wörter in dieser Kategorie zu hochfrequent waren.

Zum anderen können in konsistenten Sprachen, wie dem Deutschen, Wörter über lautierendes

Lesen ausgesprochen werden, ohne dass der lexikalische Zugriff abgeschlossen sein muss.

Die minimalen Veränderungen der Rechtschreibreform, die nur einen Buchstaben betreffen,

könnten infolgedessen beim lauten Aussprechen nur sehr wenig ins Gewicht fallen und damit

die Benennungslatenzen von Wörtern nicht beeinflussen.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 44

In Experiment 2 konnte der Einfluss der Rechtsschreibreform auf einzelne Kategorien

nachgewiesen werden. In einer Lexikalischen Entscheidungsaufgabe zeigte sich ein Vorteil

für den Zugriff auf das Mentale Lexikon für Wörter in der neuen Rechtschreibung bei der

Reformierung der s-Lautschreibung und dem Erhalt der Stammschreibung in

Zusammensetzungen. Die Wörter zur Systematisierung von Einzelfällen wurden in der alten

Rechtschreibung schneller erkannt.

In Experiment 3A zeigte sich bei Erwachsenen unter relativ natürlichen Lesebedingungen

eine kürzere Gesamtbetrachtungsdauer auf den Wörtern in der neuen Rechtschreibung bei der

Schreibung nach dem Stammprinzip. Länger betrachtet wurden in der neuen Rechtschreibung

die Wörter zum Erhalt der Stammschreibung in Zusammensetzungen und zur

Getrenntschreibung.

Weder in Experiment 1 und 2 noch in 3A konnte in unserer Stichprobe eine Auswirkung der

subjektiven Vertrautheit mit der Rechtschreibreform gefunden werden: Ob die neue

Rechtschreibung von den Versuchspersonen noch in der Schule gelernt wurde oder nicht

zeigte keinen systematischen Einfluss auf Worterkennung und Lesen,

In Experiment 3B zeigte sich erwartungsgemäß, dass Kinder die ihnen vertraute neue

Schreibweise der s-Lautschreibung, der Systematisierung in Einzelfällen und der

Getrenntschreibung insgesamt kürzer betrachteten. Lediglich die Wörter zum Erhalt der

Stammschreibung in Zusammensetzungen wurden in der neuen Rechtschreibung länger

betrachtet. Bei den Wörtern zur Schreibung nach dem Stammprinzip und zur Groß-

Kleinschreibung hatte die Rechtschreibung keinen Einfluss auf die Gesamtbetrachtungsdauer.

Insgesamt sind die Ergebnisse schwer zu deuten. Die Anzahl der veränderten Wörter ist

teilweise gering, oft handelt es sich um Einzelfälle, für die es sehr schwierig ist, einheitliche

Erklärungsmodelle zu finden. Außerdem sind neben der Rechtschreibung an sich, viele

andere Einflussfaktoren in Betracht zu ziehen, da es weder möglich war die Wortlänge

systematisch zu manipulieren, noch die subjektive Vertrautheit der Versuchspersonen mit den

einzelnen Wörtern tatsächlich genau erfasst wurde. Die Einteilung nach in der Schule gelernt,

nicht gelernt mag zwar ein Vertrautheitsmaß darstellen, aber sicherlich kein zuverlässiges

und genaues. Inwieweit die erhöhte Konsistenz beziehungsweise die Aktivierung von

Stammmorphemen tatsächlich Auswirkungen auf Worterkennung und Lesen hatte oder ob die

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 45

Unterschiede zwischen alter und neuer Rechtschreibung lediglich auf die Wortlänge oder die

Vertrautheit mit dem Schriftbild der Wörter zurückzuführen ist, ist deshalb schwer

festzustellen.

Ebenfalls schwierig ist eine Einschätzung des Einflusses der Wortfrequenz auf die

Umstellung der Bevölkerung auf die neue Rechtschreibung. Generell scheinen die Ergebnisse

von Experiment 2 und 3A eher dafür zu sprechen, dass die mittlere Wortfrequenz die

Gewöhnung des Lesers an die neue Rechtschreibung nicht beeinflusst. Die Ergebnisse sind

allerdings sehr inkonsistent und Effekte der Wortlänge und aufgabenspezifischer

Anforderungen nicht auszuschließen.

Unter Umständen ist eine genaue Analyse nicht möglich, aber auch gar nicht nötig. Betrachtet

man die Ergebnisse von einem rein deskriptiv pragmatischen Standpunkt aus, so lässt sich

generell sagen, dass die Rechtschreibreform das Lesen, aus welchen Gründen auch immer,

bei Erwachsenen und Kindern zum Teil sogar erleichtert, aber zumindest nicht verschlechtert

hat. Die einzige Regelreformierung, die sich negativ auf das natürliche Lesen auswirkt, ist der

Erhalt der Stammschreibung in Zusammensetzungen. Sowohl Kinder als auch Erwachsene

zeigten hierbei Einbußen in der Leseleistung von reformierten Wörtern. Rein intuitiv scheint

diese Kategorie aus Sicht der Rechtschreibung aber sehr sinnvoll. Zur Abklärung wäre eine

breit angelegte Rechtschreibstudie nötig.

Ebenfalls Diskussionsbedarf liefert die Getrenntschreibung: So fällt es Kindern zwar leichter,

die getrennt geschriebenen Wörter zu lesen, Erwachsenen aber die zusammengeschriebene

alte Version. Welche Konsequenzen man auch immer aus diesen Ergebnissen ziehen mag,

wichtig erscheint uns eine konsequente Umsetzung einer einheitlichen Schreibweise. Umso

länger in Büchern und Zeitungen zwei unterschiedliche Rechtschreibungen bestehen, um so

länger wird die Umstellung der Bevölkerung dauern und zu umso mehr Irritationen wird es

bei den Schülern kommen, die das Lesen und Schreiben erst noch lernen müssen.

Außerdem scheint es angebracht, vor der nächsten grundlegenden Änderung der

Schriftsprache empirische Studien durchzuführen, um die theoretisch fundierten

Vorüberlegungen anhand von empirischen Daten abzusichern und falls nötig die Regelwerke

an die Ergebnisse anzupassen. Dies würde unter Umständen nicht nur die Kritiker zum

Schweigen bringen, sondern auch zu einer größeren Akzeptanz und damit zu einer

schnelleren Umstellung der Bevölkerung führen.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 46

Ausblick

Zukünftige Studien könnten weitere Informationen über die Auswirkungen der

Rechtschreibreform auf Lese- und Schreibleistungen liefern. In einer Replikation der Studie

an anderen Stichproben (z.B. schwache Leser) und mit eventuell anderen Versuchsdesigns

(z.B. Längsschnitt) könnten unsere Ergebnisse überprüft und mögliche Gewöhnungseffekte

der Bevölkerung im Verlauf der Zeit besser abschätzbar werden. Außerdem sollten die

Auswirkungen der Rechtschreibreform auf schwache Leser und Kinder und Erwachsene mit

nicht deutscher Muttersprache untersucht werden. Unter Umständen ist gerade bei diesen der

Einfluss der Reform bei weitem eklatanter. Weiterhin sollte eine weitgreifende Studie zur

Rechtschreibung durchgeführt werden: Vor allem beim Erhalt der Stammschreibung in

Zusammensetzungen sollte empirisch abgesichert werden, ob tatsächlich eine Erleichterung

der Rechtschreibung vorliegt und wenn ja, ob diese Verbesserung die von uns gefundene

Erschwernis des Lesens rechtfertigen kann.

Schlussfolgerung

Lesen ist eine der bedeutendsten Leistungen der menschlichen Zivilisation. Das Ziel der

Rechtschreibreform war es, das Rechtschreiben zu erleichtern, dabei aber das Lesen nicht zu

beeinträchtigen. Aus diesem Grund war es unserer Meinung nach wichtig die Auswirkungen

der Rechtschreibreform auf die Worterkennung zu untersuchen. Es zeigten sich im Großen

und Ganzen sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern keine Beeinträchtigungen der

Leseleistung durch die Reform. Lediglich die Änderung der Regel zum Erhalt der

Stammschreibung in Zusammensetzungen verschlechterte die Leseleistung sowohl bei

Erwachsenen als auch bei Kindern. Ein gemischtes Bild ergab sich außerdem bei der

Getrenntschreibung: Hier können zwar Erwachsene die zusammengeschriebenen alten Wörter

besser verarbeiten, Kinder hingegen die neu auseinander geschriebenen. Unserer Meinung

nach wäre es wichtig möglichst kurzfristig eine einheitliche Schreibung anzustreben, da das

gleichzeitige Existieren von alter und neuer Rechtschreibung in den Medien zu

Umlernirritationen bei Erwachsenen und zu einer allgemeinen Verwirrung bei Kindern führen

könnte, die gerade erst Lese- und Rechtschreibkompetenzen erwerben. Außerdem scheint es

angebracht bei zukünftigen Reformierungen dieser Tragweite im Vorfeld empirische

Absicherungen der sicherlich fundierten theoretischen Vorüberlegungen anzustreben, um

anhand von tatsächlichen Daten das Reformvorhaben zu überprüfen.

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 47

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Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 52

Anhang A: Stimulusmaterial (Reformwörter;Experiment 1 & 2) Kat RS neu RS alt FQ/1Mio Kat RS neu RS alt FQ/1Mio

1 Abschluss Abschluß 96.67 2 platzieren plazieren 2.331 Abschuss Abschuß 2.83 2 Schänke Schenke 1.331 Amboss Amboß 0.5 2 schnäuzen schneuzen 01 Anlass Anlaß 78.5 2 Stängel Stengel 1.331 Beschluss Beschluß 147.5 2 überschwänglich überschwenglich 1.51 Biss Biß 2.67 3 Biografie Biographie 5.671 Einfluss Einfluß 114 3 Delfin Delphin 1.171 Einlass Einlaß 2.17 3 Jogurt Joghurt 3.51 Engpass Engpaß 5.17 3 Ketschup Ketchup 11 Haselnuss Haselnuß 0.83 3 Panter Panther 1.171 Imbiss Imbiß 1.83 3 rau rauh 8.171 Kompass Kompaß 3.67 3 Spagetti Spaghetti 11 Kongress Kongreß 65.17 3 Tunfisch Thunfisch 01 Missgunst Mißgunst 0.67 3 Xylofon Xylophon 0.331 Prozess Prozeß 105.83 4 Balletttänzerin Ballettänzerin 01 Stress Streß 1.67 4 Brennnessel Brennessel 0.171 Überdruss Überdruß 3 4 Geschirrreiniger Geschirreiniger 01 Umriss Umriß 2.17 4 Krepppapier Kreppapier 0.171 Verlass Verlaß 3 4 Schifffahrtslinie Schiffahrtslinie 11 Walross Walroß 0.17 4 Schwimmmeister Schwimmeister 0.172 aufwändig aufwendig 4.17 4 Seeelefant Seelefant 02 belämmert belemmert 0 4 Stillleben Stilleben 1.172 Gämse Gemse 0.5 4 Stofffetzen Stoffetzen 02 Karamell Karamel 0 4 Teeernte Teernte 02 nummerieren numerieren 1.83

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 53

Anhang B: Instruktion der Benennungsaufgabe

Liebe Versuchsperson!

Du wirst in der Mitte des Bildschirms ein Wort erscheinen

sehen. Du sollst dieses Wort bitte so schnell, aber auch so

korrekt wie möglich aussprechen. Bitte sprich dabei

möglichst laut und deutlich.

Noch Fragen?

Sonst viel Spaß!

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 54

Anhang C: Nichtwörter der Lexikalischen Entscheidungsaufgabe

Kat RS NW Länge Kat RS NW Länge

5 neu Anstiss 7 5 alt Abluß 55 neu Beluss 6 5 alt Austruß 75 neu Boliss 6 5 alt Ballruß 75 neu Duss 4 5 alt Bristiß 75 neu Erbless 7 5 alt Duß 35 neu Ertriss 7 5 alt Eingluß 75 neu Fliss 5 5 alt Einliß 65 neu Gess 4 5 alt Foloß 55 neu Hassel 6 5 alt Frauß 55 neu Hubiss 6 5 alt keiß 45 neu Huss 4 5 alt Kleuße 65 neu Kroness 7 5 alt Kluß 45 neu Lochess 7 5 alt Lackmiß 75 neu Obriss 6 5 alt Lamoß 55 neu Pedoss 6 5 alt Scheußel 85 neu Risser 6 5 alt schreußen 95 neu Schliss 7 5 alt Sieße 55 neu Toktuss 7 5 alt Stagniß 75 neu Triss 5 5 alt Traktiß 75 neu Zuliss 6 5 alt Walriß 66 neu Balenke 7 6 alt befreidet 96 neu Brinkel 7 6 alt Befreiger 96 neu gelittert 9 6 alt betriegen 96 neu Kolmante 8 6 alt ertringig 96 neu kroperieren 11 6 alt Flische 76 neu manderig 8 6 alt Krumpfe 76 neu Rumse 5 6 alt schankerberlich 156 neu schnopsen 9 6 alt verkautig 96 neu stratieren 10 6 alt verleigen 96 neu unterstretlich 14 6 alt zerstaren 97 neu Banke 5 7 alt Abtrieger 97 neu Beikel 6 7 alt Anleder 77 neu Betrauer 8 7 alt Belagen 77 neu Dampel 6 7 alt dall 47 neu Ernannung 9 7 alt Rumpfer 77 neu Regarung 8 7 alt Tascher 77 neu Schassel 8 7 alt Verbinner 97 neu Schinkel 8 7 alt Vorserge 87 neu Telefan 7 7 alt Zersterung 10

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 55

Kat RS NW Länge Kat RS NW Länge

8 neu Gesperrrausterer 16 8 alt Bestarränderei 148 neu Grilllusten 11 8 alt Frannussel 108 neu Klafffertsbauste 16 8 alt Freestel 88 neu Klemmmeunster 13 8 alt Gellanken 98 neu Klepppeikel 11 8 alt Melettinterin 138 neu Seeepferst 10 8 alt Schufferterlinge 168 neu Tabetttursterin 15 8 alt Seelste 78 neu Teeempfe 8 8 alt Stammausterei 138 neu Trefffutzer 11 8 alt Stipperten 108 neu Trennnunkel 11 8 alt Triffauten 10

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 56

Anhang D: Instruktion der Lexikalischen Entscheidungsaufgabe

Liebe Versuchsperson!

Du wirst in der Mitte des Bildschirms Buchstabenfolgen

erscheinen sehen. Du sollst bitte so schnell, aber auch so

korrekt wie möglich entscheiden, ob es sich bei der

Buchstabenfolge um ein Wort der deutschen Sprache

handelt, oder nicht. Ein Nichtwort wäre beispielsweise

Zwompf.

Ist es ein Wort, so drücke bitte die rechte Taste, ist es kein

Wort, so drücke bitte die linke Taste.

Ach ja, ob die Wörter in alter oder neuer Rechtschreibung

geschrieben sind, ist nicht von Bedeutung!

Noch Fragen?

Sonst viel Spaß

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 57

Anhang E: Sätze (Blickbewegungsstudie)

Kat RS Satz Bild Stimulus FQ/1Mio Länge L/B

1 neu In Amerika fand der Abschuss der Marsrakete statt. kein Bild Abschuss 2.83 8 A11 neu Klaus freut sich auf den Abschuss der Silvesterraketen. Bild 4 Abschuss 2.83 8 B11 alt In Amerika fand der Abschuß der Marsrakete statt. kein Bild Abschuß 2.83 7 B21 alt Klaus freut sich auf den Abschuß der Silvesterraketen. Bild 4 Abschuß 2.83 7 A21 neu Auf den Amboss fiel krachend der Hammer. kein Bild Amboss 0.50 6 A11 neu Max kann den Amboss kaum heben. kein Bild Amboss 0.50 6 B11 alt Auf den Amboß fiel krachend der Hammer. kein Bild Amboß 0.50 5 B21 alt Max kann den Amboß kaum heben. kein Bild Amboß 0.50 5 A21 neu Der heutige Anlass ist traurig. kein Bild Anlass 78.50 6 A11 neu Susi bekam ohne jeden Anlass Blumen geschenkt. Bild 18 Anlass 78.50 6 B11 alt Der heutige Anlaß ist traurig. kein Bild Anlaß 78.50 5 B21 alt Susi bekam ohne jeden Anlaß Blumen geschenkt. Bild 18 Anlaß 78.50 5 A21 neu Der kleinste Biss dieser Schlange kann tödlich sein. kein Bild Biss 2.67 4 B11 neu Mit kräftigem Biss verschlang er seinen Apfel. Bild 1 Biss 2.67 4 A11 alt Der kleinste Biß dieser Schlange kann tödlich sein. kein Bild Biß 2.67 3 A21 alt Mit kräftigem Biß verschlang er seinen Apfel. Bild 1 Biß 2.67 3 B21 neu Es folgte der Einlass des Löwen in die Manege. Bild 3 Einlass 2.17 7 A11 neu Lea steht am Einlass und möchte hinein. kein Bild Einlass 2.17 7 B11 alt Es folgte der Einlaß des Löwen in die Manege. Bild 3 Einlaß 2.17 6 B21 alt Lea steht am Einlaß und möchte hinein. kein Bild Einlaß 2.17 6 A21 neu Im Sommer gab es einen Engpass in der Wasserversorgung. kein Bild Engpass 5.17 7 B11 neu Wie konnte Bernd nur in diesen Engpass geraten? kein Bild Engpass 5.17 7 A11 alt Im Sommer gab es einen Engpaß in der Wasserversorgung. kein Bild Engpaß 5.17 6 A21 alt Wie konnte Bernd nur in diesen Engpaß geraten? kein Bild Engpaß 5.17 6 B2

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 58

Kat RS Satz Bild Stimulus FQ/1Mio Länge L/B

1 neu Auf dem hölzernen Fass sitzt ein Papagei. Bild 5 Fass 13.33 4 B21 neu In dem alten Fass schläft ein brauner Hund. kein Bild Fass 13.33 4 A21 alt Auf dem hölzernen Faß sitzt ein Papagei. Bild 5 Faß 13.33 3 A11 alt In dem alten Faß schläft ein brauner Hund. kein Bild Faß 13.33 3 B11 neu Das Nilpferd liegt im Fluss und sonnt sich. Bild 6 Fluss 41.50 5 A11 neu Die Indianer überqueren den Fluss mit einem Kanu. kein Bild Fluss 41.50 5 B11 alt Das Nilpferd liegt im Fluß und sonnt sich. Bild 6 Fluß 41.50 4 B21 alt Die Indianer überqueren den Fluß mit einem Kanu. kein Bild Fluß 41.50 4 A21 neu Caro aß mit Genuss die ganze Sahnetorte auf. Bild 7 Genuss 18.67 6 A21 neu Die Katze fraß voller Genuss den Fischkopf. kein Bild Genuss 18.67 6 B21 alt Caro aß mit Genuß die ganze Sahnetorte auf. Bild 7 Genuß 18.67 5 B11 alt Die Katze fraß voller Genuß den Fischkopf. kein Bild Genuß 18.67 5 A11 neu Am kleinen Imbiss gibt es Bratwurst. Bild 2 Imbiss 1.83 6 A21 neu Gegen einen Imbiss ist nichts einzuwenden. kein Bild Imbiss 1.83 6 B21 alt Am kleinen Imbiß gibt es Bratwurst. Bild 2 Imbiß 1.83 5 B11 alt Gegen einen Imbiß ist nichts einzuwenden. kein Bild Imbiß 1.83 5 A11 neu Der Kapitän segelt mit Kompass über das Meer. kein Bild Kompass 3.67 7 B11 neu Nach meinem Kompass gehen wir Richtung Süden. kein Bild Kompass 3.67 7 A11 alt Der Kapitän segelt mit Kompaß über das Meer. kein Bild Kompaß 3.67 6 A21 alt Nach meinem Kompaß gehen wir Richtung Süden. kein Bild Kompaß 3.67 6 B21 neu Boris wünscht sich einen Kuss von Doris. kein Bild Kuss 11.67 4 A21 neu Oma drückte ihr einen Kuss auf die Backe. kein Bild Kuss 11.67 4 B21 alt Boris wünscht sich einen Kuß von Doris. kein Bild Kuß 11.67 3 B11 alt Oma drückte ihr einen Kuß auf die Backe. kein Bild Kuß 11.67 3 A1

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 59

Kat RS Satz Bild Stimulus FQ/1Mio Länge L/B

1 neu Neid und Missgunst zerstören Freundschaften. kein Bild Missgunst 0.67 9 B21 neu Sie schaut voller Missgunst auf ihren Bruder. kein Bild Missgunst 0.67 9 A21 alt Neid und Mißgunst zerstören Freundschaften. kein Bild Mißgunst 0.67 8 A11 alt Sie schaut voller Mißgunst auf ihren Bruder. kein Bild Mißgunst 0.67 8 B11 neu Das Eichhörnchen vergräbt eine Nuss im Schnee. kein Bild Nuss 4.00 4 B21 neu Der Clown ist auf einer Nuss ausgerutscht. kein Bild Nuss 4.00 4 A21 alt Das Eichhörnchen vergräbt eine Nuß im Schnee. kein Bild Nuß 4.00 3 A11 alt Der Clown ist auf einer Nuß ausgerutscht. kein Bild Nuß 4.00 3 B11 neu Der Dieb knackte das Schloss mit einem Draht. Bild 20 Schloss 71.17 7 B21 neu Im alten Schloss spukt ein Geist. kein Bild Schloss 71.17 7 A21 alt Der Dieb knackte das Schloß mit einem Draht. Bild 20 Schloß 71.17 6 A11 alt Im alten Schloß spukt ein Geist. kein Bild Schloß 71.17 6 B11 neu Felix hat mit Eva Schluss gemacht. kein Bild Schluss 96.83 7 A21 neu Zum Glück waren am Schluss alle zufrieden. kein Bild Schluss 96.83 7 B21 alt Felix hat mit Eva Schluß gemacht. kein Bild Schluß 96.83 6 B11 alt Zum Glück waren am Schluß alle zufrieden. kein Bild Schluß 96.83 6 A11 neu Der viele Stress bekam ihm nicht. kein Bild Stress 1.67 6 B11 neu Florian hat oft Stress mit seinen Eltern. kein Bild Stress 1.67 6 A11 alt Der viele Streß bekam ihm nicht. kein Bild Streß 1.67 5 A21 alt Florian hat oft Streß mit seinen Eltern. kein Bild Streß 1.67 5 B21 neu Der gewaltige Umriss seines Körpers warf einen Schatten. kein Bild Umriss 2.17 6 B21 neu Sie sah den Umriss des Geisterhauses im Nebel. kein Bild Umriss 2.17 6 A21 alt Der gewaltige Umriß seines Körpers warf einen Schatten. kein Bild Umriß 2.17 5 A11 alt Sie sah den Umriß des Geisterhauses im Nebel. kein Bild Umriß 2.17 5 B1

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 60

Kat RS Satz Bild Stimulus FQ/1Mio Länge L/B

1 neu Auf Markus ist Verlass bei Verabredungen. kein Bild Verlass 3.00 7 A21 neu Gestern war kein Verlass auf Kathrin. kein Bild Verlass 3.00 7 B21 alt Auf Markus ist Verlaß bei Verabredungen. kein Bild Verlaß 3.00 6 B11 alt Gestern war kein Verlaß auf Kathrin. kein Bild Verlaß 3.00 6 A11 neu Das dicke Walross geht schwimmen. kein Bild Walross 0.17 7 A11 neu Im Zirkus macht ein Walross viele Kunststücke. Bild 19 Walross 0.17 7 B11 alt Das dicke Walroß geht schwimmen. kein Bild Walroß 0.17 6 B21 alt Im Zirkus macht ein Walroß viele Kunststücke. Bild 19 Walroß 0.17 6 A22 neu Bei einer aufwändigen Hausaufgabe hat man viel zu tun. kein Bild aufwändig 4.17 9 B12 neu Manche Sportarten sind aufwändig und teuer. kein Bild aufwändig 4.17 9 A12 alt Bei einer aufwendigen Hausaufgabe hat man viel zu tun. kein Bild aufwendig 4.17 9 A22 alt Manche Sportarten sind aufwendig und teuer. kein Bild aufwendig 4.17 9 B22 neu Der Zwerg schaut belämmert auf die Schaufel. Bild 25 belämmert 0.00 9 B22 neu Die Katze schaut belämmert auf die Stoffmaus. kein Bild belämmert 0.00 9 A22 alt Der Zwerg schaut belemmert auf die Schaufel. Bild 25 belemmert 0.00 9 A12 alt Die Katze schaut belemmert auf die Stoffmaus. kein Bild belemmert 0.00 9 B12 neu Im Zoo leben eine Gämse und ein Steinbock. Bild 24 Gämse 0.50 5 B22 neu Wie sieht eine Gämse aus? kein Bild Gämse 0.50 5 A22 alt Im Zoo leben eine Gemse und ein Steinbock. Bild 24 Gemse 0.50 5 A12 alt Wie sieht eine Gemse aus? kein Bild Gemse 0.50 5 B12 alt Auf dem Volksfest gibt es Karamel und Zuckerwatte. kein Bild Karamel 0.00 7 A12 alt Bonbons mit Karamel esse ich gerne. kein Bild Karamel 0.00 7 B12 neu Auf dem Volksfest gibt es Karamell und Zuckerwatte. kein Bild Karamell 0.00 8 B22 neu Bonbons mit Karamell esse ich gerne. kein Bild Karamell 0.00 8 A2

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 61

Kat RS Satz Bild Stimulus FQ/1Mio Länge L/B

2 alt Die Schweine wurden numeriert und rannten los. Bild 26 numerieren 1.83 10 B12 alt Die Seiten wurden numeriert und geordnet. kein Bild numerieren 1.83 10 A12 neu Die Schweine wurden nummeriert und rannten los. Bild 26 nummerieren 1.83 11 A22 neu Die Seiten wurden nummeriert und geordnet. kein Bild nummerieren 1.83 11 B22 neu Der Sportler platzierte sich unter den Besten. kein Bild platzieren 2.33 10 B12 neu Die Familie platzierte sich zum gemeinsamen Foto. Bild 10 platzieren 2.33 10 A12 alt Der Sportler plazierte sich unter den Besten. kein Bild plazieren 2.33 9 A22 alt Die Familie plazierte sich zum gemeinsamen Foto. Bild 10 plazieren 2.33 9 B22 neu Die kleine Schänke ist gut besucht. kein Bild Schänke 1.33 7 A22 neu In der alten Schänke gibt es Wein. kein Bild Schänke 1.33 7 B22 alt Die kleine Schenke ist gut besucht. kein Bild Schenke 1.33 7 B12 alt In der alten Schenke gibt es Wein. kein Bild Schenke 1.33 7 A12 neu Das kleine Mädchen schnäuzt sich die Nase. kein Bild schnäuzen 0.00 9 A12 neu Mein Großvater schnäuzt sich lautstark. kein Bild schnäuzen 0.00 9 B12 alt Das kleine Mädchen schneuzt sich die Nase. kein Bild schneuzen 0.00 9 B22 alt Mein Großvater schneuzt sich lautstark. kein Bild schneuzen 0.00 9 A22 neu Der lange Stängel der Rose hat Dornen. kein Bild Stängel 1.33 7 A22 neu Monika soll die Stängel der Blumen noch kürzen. kein Bild Stängel 1.33 7 B22 alt Der lange Stengel der Rose hat Dornen. kein Bild Stengel 1.33 7 B12 alt Monika soll die Stengel der Blumen noch kürzen. kein Bild Stengel 1.33 7 A12 neu Der Welpe begrüßte überschwänglich sein Herrchen. Bild 27 überschwänglich 1.50 15 A12 neu Klara sprang überschwänglich über die Wiese. kein Bild überschwänglich 1.50 15 B12 alt Der Welpe begrüßte überschwenglich sein Herrchen. Bild 27 überschwenglich 1.50 15 B22 alt Klara sprang überschwenglich über die Wiese. kein Bild überschwenglich 1.50 15 A2

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 62

Kat RS Satz Bild Stimulus FQ/1Mio Länge L/B

3 neu Das kannst du in meiner Biografie nachlesen. kein Bild Biografie 5.67 9 A13 neu Dieter Bohlens Biografie ist Weltliteratur. kein Bild Biografie 5.67 9 B13 alt Das kannst du in meiner Biographie nachlesen. kein Bild Biographie 5.67 10 B23 alt Dieter Bohlens Biographie ist Weltliteratur. kein Bild Biographie 5.67 10 A23 neu Der kleine Delfin schwimmt mit den bunten Fischen. Bild 11 Delfin 1.17 6 A23 neu Der verspielte Delfin springt durch den Reifen. kein Bild Delfin 1.17 6 B23 alt Der kleine Delphin schwimmt mit den bunten Fischen. Bild 11 Delphin 1.17 7 B13 alt Der verspielte Delphin springt durch den Reifen. kein Bild Delphin 1.17 7 A13 alt Das kleine Kind spuckt den Joghurt durch das Zimmer. kein Bild Joghurt 3.50 7 A13 alt Ich esse gerne Joghurt mit Früchten. Bild 12 Joghurt 3.50 7 B13 neu Das kleine Kind spuckt den Jogurt durch das Zimmer. kein Bild Jogurt 3.50 6 B23 neu Ich esse gerne Jogurt mit Früchten. Bild 12 Jogurt 3.50 6 A23 alt Ich esse Pommes mit Ketchup und Majonäse. kein Bild Ketchup 1.00 7 A13 alt Zu Nudeln ist Ketchup richtig lecker. kein Bild Ketchup 1.00 7 B13 neu Ich esse Pommes mit Ketschup und Majonäse. kein Bild Ketschup 1.00 8 B23 neu Zu Nudeln ist Ketschup richtig lecker. kein Bild Ketschup 1.00 8 A23 neu Der Löwe und der Panter sehen im Zoo so traurig aus. kein Bild Panter 1.17 6 A13 neu Der schwarze Panter schleicht durch den Dschungel. kein Bild Panter 1.17 6 B13 alt Der Löwe und der Panther sehen im Zoo so traurig aus. kein Bild Panther 1.17 7 B23 alt Der schwarze Panther schleicht durch den Dschungel. kein Bild Panther 1.17 7 A23 neu Die Hände sind rau vom vielen Arbeiten. kein Bild rau 8.17 3 A13 neu Hundezungen sind rau und feucht. Bild 28 rau 8.17 3 B13 alt Die Hände sind rauh vom vielen Arbeiten. kein Bild rauh 8.17 4 B23 alt Hundezungen sind rauh und feucht. Bild 28 rauh 8.17 4 A2

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 63

Kat RS Satz Bild Stimulus FQ/1Mio Länge L/B

3 neu Die leckersten Spagetti macht Mama. Bild 13 Spagetti 1.00 8 A13 neu Kinder lieben Spagetti und Pizza. kein Bild Spagetti 1.00 8 B13 alt Die leckersten Spaghetti macht Mama. Bild 13 Spaghetti 1.00 9 B23 alt Kinder lieben Spaghetti und Pizza. kein Bild Spaghetti 1.00 9 A23 alt Die Dose mit Thunfisch ist eingebeult. kein Bild Thunfisch 0.00 9 B23 alt Ich habe Thunfisch im Restaurant gegessen. kein Bild Thunfisch 0.00 9 A23 neu Die Dose mit Tunfisch ist eingebeult. kein Bild Tunfisch 0.00 8 A13 neu Ich habe Tunfisch im Restaurant gegessen. kein Bild Tunfisch 0.00 8 B13 neu Kevins neues Xylofon ist leider kaputt. kein Bild Xylofon 0.33 7 A13 neu Mark spielt Xylofon und Geige. Bild 29 Xylofon 0.33 7 B13 alt Kevins neues Xylophon ist leider kaputt. kein Bild Xylophon 0.33 8 B23 alt Mark spielt Xylophon und Geige. Bild 29 Xylophon 0.33 8 A24 alt Die berühmte Ballettänzerin brach sich ein Bein. Bild 32 Ballettänzerin 0.00 14 A14 alt Lisa will später Ballettänzerin werden. kein Bild Ballettänzerin 0.00 14 B14 neu Die berühmte Balletttänzerin brach sich ein Bein. Bild 32 Balletttänzerin 0.00 15 B24 neu Lisa will später Balletttänzerin werden. kein Bild Balletttänzerin 0.00 15 A24 alt Aus Hagebutten und Brennesseln kocht man Tee. Bild 31 Brennessel 0.17 10 A14 alt Julia hat sich in die Brennesseln gesetzt. Bild 15 Brennessel 0.17 10 B14 neu Aus Hagebutten und Brennnesseln kocht man Tee. Bild 31 Brennnessel 0.17 11 B24 neu Julia hat sich in die Brennnesseln gesetzt. Bild 15 Brennnessel 0.17 11 A24 alt Boris kauft Geschirreiniger und Schwämme. kein Bild Geschirreiniger 0.00 15 A14 alt Wo hast du den Geschirreiniger hingestellt? kein Bild Geschirreiniger 0.00 15 B14 neu Boris kauft Geschirrreiniger und Schwämme. kein Bild Geschirrreiniger 0.00 16 B24 neu Wo hast du den Geschirrreiniger hingestellt? kein Bild Geschirrreiniger 0.00 16 A2

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 64

Kat RS Satz Bild Stimulus FQ/1Mio Länge L/B

4 alt Dana bastelt mit Kreppapier und Schere. kein Bild Kreppapier 0.17 10 A14 alt Das Paket aus Kreppapier ist fertig. kein Bild Kreppapier 0.17 10 B14 neu Dana bastelt mit Krepppapier und Schere. kein Bild Krepppapier 0.17 11 B24 neu Das Paket aus Krepppapier ist fertig. kein Bild Krepppapier 0.17 11 A24 alt Die nördliche Schiffahrtslinie ist gut besucht. kein Bild Schiffahrtslinie 1.00 16 B14 alt Florian ist mit einer Schiffahrtslinie durch den Hafen gefahren. kein Bild Schiffahrtslinie 1.00 16 A14 neu Die nördliche Schifffahrtslinie ist gut besucht. kein Bild Schifffahrtslinie 1.00 17 A24 neu Florian ist mit einer Schifffahrtslinie durch den Hafen gefahren. kein Bild Schifffahrtslinie 1.00 17 B24 alt Jens ist Schwimmeister und Rennfahrer. kein Bild Schwimmeister 0.17 13 A24 alt Otto ist Schwimmeister von Berlin. kein Bild Schwimmeister 0.17 13 B24 neu Jens ist Schwimmmeister und Rennfahrer. kein Bild Schwimmmeister 0.17 14 B14 neu Otto ist Schwimmmeister von Berlin. kein Bild Schwimmmeister 0.17 14 A14 neu Marie hat viele Seeelefanten und Robben gesehen. kein Bild Seeelefant 0.00 10 B14 neu Sind das Seeelefanten oder Seekühe? Bild 14 Seeelefant 0.00 10 A14 alt Marie hat viele Seelefanten und Robben gesehen. kein Bild Seelefant 0.00 9 A24 alt Sind das Seelefanten oder Seekühe? Bild 14 Seelefant 0.00 9 B24 alt Bitte zeichne ein Stilleben für mich! kein Bild Stilleben 1.17 9 B24 alt Lucy malt ein Stilleben für Lars. Bild 30 Stilleben 1.17 9 A24 neu Bitte zeichne ein Stillleben für mich! kein Bild Stillleben 1.17 10 A14 neu Lucy malt ein Stillleben für Lars. Bild 30 Stillleben 1.17 10 B14 alt Aus den Stoffetzen mache ich eine Decke. kein Bild Stoffetzen 0.00 10 B24 alt Das ist ein Stoffetzen und kein Kleid. kein Bild Stoffetzen 0.00 10 A24 neu Aus den Stofffetzen mache ich eine Decke. kein Bild Stofffetzen 0.00 11 A14 neu Das ist ein Stofffetzen und kein Kleid. kein Bild Stofffetzen 0.00 11 B1

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 65

Kat RS Satz Bild Stimulus FQ/1Mio Länge L/B

4 neu Bald ist die Zeit der Teeernte gekommen. kein Bild Teeernte 0.00 8 A14 neu Bei der Teeernte helfen alle mit. kein Bild Teeernte 0.00 8 B14 alt Bald ist die Zeit der Teernte gekommen. kein Bild Teernte 0.00 7 B24 alt Bei der Teernte helfen alle mit. kein Bild Teernte 0.00 7 A25 neu Engel haben blond gelockte Haare und Flügel. Bild 21 blond gelockt 0.67 13 B15 neu Es lief eine blond gelockte Schönheit vorbei. kein Bild blond gelockt 0.67 13 A15 alt Engel haben blondgelockte Haare und Flügel. Bild 21 blondgelockt 0.67 12 A25 alt Es lief eine blondgelockte Schönheit vorbei. kein Bild blondgelockt 0.67 12 B25 neu Radfahrer tragen eng anliegende Hemden und Hosen. Bild 22 eng anliegend 0.67 13 B15 neu Sarah mag eng anliegende T-Shirts. kein Bild eng anliegend 0.67 13 A15 alt Radfahrer tragen enganliegende Hemden und Hosen. Bild 22 enganliegend 0.67 12 A25 alt Sarah mag enganliegende T-Shirts. kein Bild enganliegend 0.67 12 B25 neu Bedrohte Tierarten kann man gefangen nehmen und züchten. kein Bild gefangen nehmen 3.17 15 A25 neu Verbrecher sollte man gefangen nehmen und einsperren. Bild 23 gefangen nehmen 3.17 15 B25 alt Bedrohte Tierarten kann man gefangennehmen und züchten. kein Bild gefangennehmen 3.17 14 B15 alt Verbrecher sollte man gefangennehmen und einsperren. Bild 23 gefangennehmen 3.17 14 A15 neu Der Sand ist glühend heiß durch die Sonne. Bild 8 glühend heiß 0.00 12 A15 neu Der Topf ist glühend heiß und voller Suppe. kein Bild glühend heiß 0.00 12 B15 alt Der Sand ist glühendheiß durch die Sonne. Bild 8 glühendheiß 0.00 11 B25 alt Der Topf ist glühendheiß und voller Suppe. kein Bild glühendheiß 0.00 11 A25 neu Bernd mag ein hart gekochtes Ei zum Frühstück. kein Bild hart gekocht 0.50 12 B15 neu Der Osterhase versteckt hart gekochte und bunte Eier. kein Bild hart gekocht 0.50 12 A15 alt Bernd mag ein hartgekochtes Ei zum Frühstück. kein Bild hartgekocht 0.50 11 A25 alt Der Osterhase versteckt hartgekochte und bunte Eier. kein Bild hartgekocht 0.50 11 B2

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 66

Kat RS Satz Bild Stimulus FQ/1Mio Länge L/B

5 neu Ich würd ihn so gerne kennen lernen und mit ihm reden. kein Bild kennen lernen 39.67 13 A25 neu Man sollte sich kennen lernen bevor man heiratet. kein Bild kennen lernen 39.67 13 B25 alt Ich würd ihn so gerne kennenlernen und mit ihm reden. kein Bild kennenlernen 39.67 12 B15 alt Man sollte sich kennenlernen bevor man heiratet. kein Bild kennenlernen 39.67 12 A15 neu Der Tisch war reich geschmückt und voller Leckereien. kein Bild reich geschmückt 0.00 16 B25 neu Der Weihnachtsbaum ist reich geschmückt mit Lametta. Bild 9 reich geschmückt 0.00 16 A25 alt Der Tisch war reichgeschmückt und voller Leckereien. kein Bild reichgeschmückt 0.00 15 A15 alt Der Weihnachtsbaum ist reichgeschmückt mit Lametta. Bild 9 reichgeschmückt 0.00 15 B15 neu Martin soll die Küche sauber halten und sein Zimmer aufräumen. kein Bild sauber halten 0.17 13 A25 neu Sie soll das Haus sauber halten und das Essen kochen. kein Bild sauber halten 0.17 13 B25 alt Martin soll die Küche sauberhalten und sein Zimmer aufräumen. kein Bild sauberhalten 0.17 12 B15 alt Sie soll das Haus sauberhalten und das Essen kochen. kein Bild sauberhalten 0.17 12 A15 neu An roten Ampeln sollte man stehen bleiben und warten. kein Bild stehen bleiben 9.50 14 A25 neu Steffi möchte stehen bleiben und sich umschauen. kein Bild stehen bleiben 9.50 14 B25 alt An roten Ampeln sollte man stehenbleiben und warten. kein Bild stehenbleiben 9.50 13 B15 alt Steffi möchte stehenbleiben und sich umschauen. kein Bild stehenbleiben 9.50 13 A15 neu Die Verkäuferin hat zu viel Geld berechnet. kein Bild zu viel 36.17 7 B15 neu Ich habe zu viel Schokolade gegessen. kein Bild zu viel 36.17 7 A15 alt Die Verkäuferin hat zuviel Geld berechnet. kein Bild zuviel 36.17 6 A25 alt Ich habe zuviel Schokolade gegessen. kein Bild zuviel 36.17 6 B26 neu Jan hat sich im Nachhinein bei mir entschuldigt. kein Bild das Beste 0.00 9 A26 neu Vieles sieht im Nachhinein ganz anders aus. kein Bild das Beste 0.00 9 B26 alt Jan hat sich im nachhinein bei mir entschuldigt. kein Bild das beste 0.00 9 B16 alt Vieles sieht im nachhinein ganz anders aus. kein Bild das beste 0.00 9 A1

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 67

Kat RS Satz Bild Stimulus FQ/1Mio Länge L/B

6 neu Die Katze weiß nicht das Geringste über Mäuse. Bild 17 das Geringste 0.00 13 A16 neu Uli hat nicht das Geringste übrig für Lügner. kein Bild das Geringste 0.00 13 B16 alt Die Katze weiß nicht das geringste über Mäuse. Bild 17 das geringste 0.00 13 B26 alt Uli hat nicht das geringste übrig für Lügner. kein Bild das geringste 0.00 13 A26 neu Ich war gestern Abend zu Hause. kein Bild gestern Abend 0.00 13 A26 neu Steffi war gestern Abend im Theater. kein Bild gestern Abend 0.00 13 B26 alt Ich war gestern abend zu Hause. kein Bild gestern abend 0.00 13 B16 alt Steffi war gestern abend im Theater. kein Bild gestern abend 0.00 13 A16 neu Pferde sind im Allgemeinen liebe Tiere. Bild 33 im Allgemeinen 0.00 14 B26 neu Robert geht im Allgemeinen lieber ins Kino. Bild 16 im Allgemeinen 0.00 14 A26 alt Pferde sind im allgemeinen liebe Tiere. Bild 33 im allgemeinen 0.00 14 A16 alt Robert geht im allgemeinen lieber ins Kino. Bild 16 im allgemeinen 0.00 14 B16 neu Ria und Paul sind im Bösen auseinander gegangen. kein Bild im Bösen trennen 0.00 16 A26 neu Sie haben sich im Bösen getrennt. kein Bild im Bösen trennen 0.00 16 B26 alt Ria und Paul sind im bösen auseinander gegangen. kein Bild im bösen trennen 0.00 16 B16 alt Sie haben sich im bösen getrennt. kein Bild im bösen trennen 0.00 16 A16 neu Bei Nachtwanderungen im Dunkeln zu tappen ist normal. kein Bild im Dunkeln tappen 0.00 17 A16 neu Der Detektiv hat lange im Dunkeln getappt. Bild 35 im Dunkeln tappen 0.00 17 B16 alt Bei Nachtwanderungen im dunkeln zu tappen ist normal. kein Bild im dunkeln tappen 0.00 17 B26 alt Der Detektiv hat lange im dunkeln getappt. Bild 35 im dunkeln tappen 0.00 17 A26 neu Die Bande beriet im Geheimen ihren Plan. kein Bild im Geheimen 0.00 11 A26 neu Sie treffen sich im Geheimen auf dem Dachboden. Bild 34 im Geheimen 0.00 11 B26 alt Die Bande beriet im geheimen ihren Plan. kein Bild im geheimen 0.00 11 B16 alt Sie treffen sich im geheimen auf dem Dachboden. Bild 34 im geheimen 0.00 11 A1

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 68

Kat RS Satz Bild Stimulus FQ/1Mio Länge L/B

6 neu Das ändert im Großen und Ganzen nichts mehr. kein Bild im Großen und Ganzen 0.00 20 B16 neu Das Konzert war im Großen und Ganzen ein Erfolg. kein Bild im Großen und Ganzen 0.00 20 A16 alt Das ändert im großen und ganzen nichts mehr. kein Bild im großen und ganzen 0.00 20 A26 alt Das Konzert war im großen und ganzen ein Erfolg. kein Bild im großen und ganzen 0.00 20 B26 neu Es sollte jeder Einzelne fleißig mithelfen. kein Bild jeder Einzelne 0.00 14 B16 neu Plötzlich hatte jeder Einzelne eine Idee. kein Bild jeder Einzelne 0.00 14 A16 alt Es sollte jeder einzelne fleißig mithelfen. kein Bild jeder einzelne 0.00 14 A26 alt Plötzlich hatte jeder einzelne eine Idee. kein Bild jeder einzelne 0.00 14 B26 neu Peter sollte Recht behalten und gewinnen. kein Bild Recht behalten 0.00 14 A16 neu Sven sollte Recht behalten mit seiner Vermutung. kein Bild Recht behalten 0.00 14 B16 alt Peter sollte recht behalten und gewinnen. kein Bild recht behalten 0.00 14 B26 alt Sven sollte recht behalten mit seiner Vermutung. kein Bild recht behalten 0.00 14 A2

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 69

Anhang F: Bilder (Blickbewegungsstudie)

Bild 4 Bild 5 Bild 6

Bild 1 Bild 2 Bild 3

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 70

Bild 7 Bild 8 Bild 9

Bild 10 Bild 11 Bild 12

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 71

Bild 13 Bild 14 Bild 15

Bild 16 Bild 17 Bild 18

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 72

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Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 75

Anhang G: Instruktion Blickbewegungsstudie (Erwachsene)

Liebe Versuchsperson!

Im Folgenden werden Ihnen auf dem Bildschirm kurze deutsche Sätze dargeboten. Dazu

erscheint am linken Rand des Bildschirms ein Kreuz (+). Bitte schauen Sie auf das Kreuz,

dort wird kurz darauf das erste Wort des Satzes erscheinen.

Wenn Sie den Satz fertig gelesen haben, drücken Sie bitte sofort die mittlere Maustaste.

In 25 % der Fälle erscheint nach dem Satz ein Bild. Sie sollen dann so schnell und genau wie

möglich per Maustaste entscheiden, ob das Bild zu dem direkt davor dargebotenen Satz

passt oder nicht.

linke Maustaste: das Bild passt

rechte Maustaste: das Bild passt nicht

mittlere Maustaste: der Satz verschwindet

Zwischendurch erscheinen auf dem Bildschirm grüne bzw. gelbe Kreuze, bitte fixieren Sie

auch diese (die Kreuze dienen zur Überprüfung der Blickbewegungskamera).

Es ist für die Untersuchung wichtig, dass Sie Ihren Kopf so wenig wie möglich bewegen.

Deswegen legen Sie Ihr Kinn möglichst bequem auf die Kinnstütze.

Noch Fragen? Ansonsten geht es jetzt mit ein paar Übungsdurchgängen los.

Viel Spaß und Danke für Ihre Teilnahme!

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 76

Anhang H: Fragebogen (Erwachsene) Fragebogen Erwachsene

VP-Nr. _____ weiblich männlich

Alter: _____ Muttersprache Deutsch? ja nein

Wie viele Bücher haben Sie in den letzten 2 Monaten gelesen? ______

Wie viele Meter Bücher haben Sie im Regal? ______

Wie viele Meter Bücher haben Ihre Eltern im Regal? ______

Wie oft lesen Sie in der Woche Zeitung?

6-7 mal

4-5 mal

2-3 mal

weniger als 2 mal

Welche Zeitung(en) lesen Sie? ____________________________________

ja eher ja eher nein nein

Haben Sie die neue Rechtschreibung in der Schule gelernt?

Haben Sie sich mit den Regeln der neuen Rechtschreibung auseinander gesetzt?

Versuchen Sie in der neuen Rechtschreibung zu schreiben?

Verfolgen Sie die Debatte um die Rechtschreibreform in den Medien?

Hat die neue Rechtschreibung das Lesen und Schreiben vereinfacht?

Halten Sie es für sinnvoll, dass eine Rechtschreibreform durchgeführt wurde?

Sollte man zur alten Rechtschreibung zurückkehren?

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 77

Anhang I: Auswertung der Fragebogendaten (Erwachsene)

Haben Sie sich mit den Regeln der neuen Rechtschreibung auseinandergesetzt?

14%

38%

41%

7%

jaeher jaeher neinnein

Hat die Rechtschreibreform das Lesen und Schreiben vereinfacht?

12%

55%

21%

12% jaeher jaeher neinnein

Halten Sie es für sinnvoll, dass eine Rechtschreibreform durchgeführt wurde?

7%

17%

47%

29%

jaeher jaeher neinnein

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 78

Anhang J: Fragebogen (Kinder)

Vp. _____ weiblich männlich

Alter: _____

Muttersprache Deutsch? ja nein

Was ist dein Lieblingsfach in der Schule? _______________________

Liest du gerne? ? ja nein

Wie viele Bücher hast du in den letzten 2 Monaten gelesen? ______

Wünschst du dir manchmal Bücher zu Geburtstag oder Weihnachten? ja nein

Freust du dich, wenn du Bücher geschenkt bekommst? ja nein

Wieviele Meter Bücher haben deine Eltern im Regal? __________

Ist dir bei der Untersuchung etwas aufgefallen? ______________________________________

Hat es dich verwirrt, dass manche Wörter anders geschrieben waren? ja nein

Weißt du woran das liegt? ja nein

Verwirrt es dich allgemein, dass manche Wörter auf zwei Arten geschrieben werden können? ja nein

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 79

Anhang K: Resonanz der Presse

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 80

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 81

Berliner Morgenpost und Die Welt,

16.2.2005

Tagesspiegel, 18.12.2004

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 82

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 83

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 84

Anhang L: Das Guckomobil

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 85

Die Innenausstattung des Guckomobils wird montiert.

In der Tiefgarage von SMI – das Herzstück des Guckomobils: das Blickbewegungsmessgerät.

Dr. Florian Hutzler schraubt das Blickbewegungsmessgerät fest an.

Das Guckomobil entsteht

Nach langem und anstrengendem Bohren, Schrauben und Sägen…

Verena Engl (2005). Lesen nach der Rechtschreibreform. 86

…ist das mobile Blickbewegungslabor „Guckomobil“ nicht nur professionell, sondern auch kindgerecht ausgestattet und gestaltet.

Dann kann es ja losgehen!!!