Nabu Themenheft Naturschutz
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feuersalamanders HeimatWie macht man feuchte Wlder fit fr den Klima -wandel? Ein Pilotprojekt des NABU im Mnsterland.
eWiges leben und sterbenIm Bayerischen Wald ist zu erleben, wie sich Natur ohne menschliches Zutun entwickelt.
Wald der HoffnungIn Indonesien wird mehr Wald vernichtet, als am Amazonas. Der NABU steuert dagegen.
NATURSCHUTZ3.14
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Themenheft
Wald
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Entdecken Sie das neue ZEISS VICDer Moment, auf den d
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natursCHutZ heute 3/14
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Liebe Mitglieder,liebe Freundinnen und Freunde des NABU,
uns Deutschen sagt man ein besonderes Verhltnis zum Wald nach.
Insofern war es nicht allzu berraschend, als bei der aktuellen repr-
sentativen NABU-Mitgliederbefragung hinsichtlich der Interessenge-
biete das Thema Wald mit 93 Prozent Zu-
stimmung ganz vorne lag. Fr uns ist das
Anlass, Ihnen dieses Mal ein komplettes
Waldheft vorzulegen.
Komplett heit nun nicht, dass es da-
nach nichts mehr zu sagen gbe. Das The-
ma ist lngst nicht ausgeschpft. So be-
schrnken wir uns in diesem Heft fast
durchweg auf Buchenwlder aus gutem
Grund, denn die Buche ist typisch deutsch und auch der Ausschnitt
aus den NABU-Waldaktivitten kann nur beispielhaft sein.
Zu unserem Verhltnis zum Wald gehrt zweifellos eine enge Ge-
fhlsbindung. Der Wald ist nicht mehr Ort bedrohlichen Ausgesetzt -
seins, sondern eines Heimatgefhls und positiver Naturerfahrung. Und
der Wald ist selbstverstndlich Lebensraum unzhliger Tier- und
Pflanzenarten, die es zu bewahren gilt.
Nher betrachtet ist dieser Wald allerdings fast immer ein seit Jahr-
hunderten genutzter Wirtschaftswald viel Grn, aber zu wenig Natur.
Ohne die Nutzung grundstzlich infrage zu stellen, lsst sich diese
knftig wesentlich naturvertrglicher gestalten. Der NABU entwickelt
hierzu mit Partnern vor allem in den Kommunal- und Privatwldern
seit Jahren Vorschlge und Modellprojekte.
Wenn wir den Lebensraum der teils hochspezialisierten Wald-Arten
bewahren beziehungsweise wiederherstellen wollen, kommen wir aber
nicht darum herum, einen Teil der Wlder dauerhaft aus der Nutzung
zu nehmen. Zehn Prozent werden notwendig sein, fnf Prozent strebt
die Bundesregierung bis zum Jahr 2020 an magere 1,9 Prozent sind
es aktuell.
Die Forstwirtschaft nutzt die Bume bereits in ihrer Jugendphase,
so dass berlebenswichtige Strukturen wie Totholz, Hhlen und grob-
borkige Rindenstrukturen weitgehend fehlen. Ausreichend Brut- und
Nahrungssttten fr viele Tier- und Pflanzenarten entstehen nur in
unbewirtschafteten Wldern. Etwa 225.000 Hektar Wald mssen zu-
stzlich als Urwlder von morgen ausgewiesen und rechtlich gesi-
chert werden, um wenigstens die vorgegebene Fnf-Prozent-Marke zu
erreichen.
Ihr Olaf TschimpkeNABU-Prsident
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EINLEITUNG
6 Gepflanzte EinfaltUnsere Forsten sind von natrlichen Wldern weit entfernt.Statt Laubhlzern dominieren Fichte und Kiefer. Lediglich einZehntel der Bestnde sind altersgemischt und die meistenBume werden gefllt, bevor sie ihren vollen Wert als Lebens-raum entwickeln knnen.
10 Typisch deutschOhne Eingriff des Menschen wre unsere Heimat zu rundzwei Dritteln mit Buchen- und Buchenmischwldern bedeckt.
12 Stress von allen SeitenDie wachsende Holznachfrage macht dem Wald ebenso zuschaffen wie Luftschadstoffe, Bodenverdichtung und Wildverbiss.
NABU-WALD
16 Wertvolles Alt- und TotholzEin NABU-Projekt im Saarland
18 Fit fr den KlimawandelFeuchte Wlder im Mnsterland
20 Wo der Schreiadler wohntZu Besuch im Lapitz-Geveziner Wald
22 Toben und entdeckenEine Kindergruppe erkundet den Wald
24 Projekt HoffnungWald- und Klimaschutz in Indonesien
WALDNATUR
32 Vielfalt im KleinenMikrohabitate frdern die Artenvielfalt
34 Anschauen ja, pflcken neinOrchideen als Zeichen naturnaher Wlder
36 Quken statt trommelnDer Mittelspecht ist im Urwald zuhause
WALD NUTZEN
42 Leben und Sterben im ewigen WaldNaturerlebnis Nationalpark Bayerischer Wald
46 Beerenstark und leckerDer Wald ist voller Frchte
48 Baustoff aus dem WaldHolzhuser erleben eine Renaissance
RUBRIKEN
4 | Leserbriefe 4 | Impressum38 | Kleinanzeigenbrse50 | Bcher
Der kurze Draht zum NABU. Postanschrift: NABU, 10108 Berlin; Hausanschrift: Charitstrae 3, 10117 Berlin. Mitgliederservice: Tel. 030-28 49 84-4000; Spenden: Rena Zawal, Tel. 030 -28 49 84 -15 60; Patenschaften: Stephanie Palapies, Tel. 030-28 49 84-15 74; Infoservice: Julian Heiermann, Tel.030-28 49 84-60 00. Spendenkonto 100 100 bei der Bank fr Sozialwirtschaft Kln, BLZ 370 205 00. Mail und Web: [email protected], www.NABU.de.
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Dem Fortschritt geopfertBetr.: Einheitsgrn statt bunter Vielfalt (NH 2/14)
Den niederschmetternden Bericht
ber die trost- und hoffnungslose
Situation unseres bundesdeutschen
Grnlandes hinsichtlich des floris-
tischen Arteninventars habe ich
gelesen und stimme Ihnen zu. Auch
ich Jahrgang 1948 kann Ihr Fazit
besttigen: In nur 50 Jahren nah-
men Wiesenblumen und Acker-
kruter um 95 bis 99 Prozent ab.
Zwar war ich 25 Jahre lang als
Grnlandbotaniker und -kologe
in einer dem Landwirtschaftsmi-
nisterium Baden-Wrttembergs
zugeordneten Lehr- und Versuchs-
anstalt forschend
und beratend ttig.
Doch auch ich konn-
te im Sdwesten die-
ses Artenschwund-
Desaster nicht an -
satzweise abmildern,
geschweige denn
verh indern.
Die Ursache da fr
liegt in der banalen
Feststellung: In die-
sen 50 Jahren haben sich die land-
wirtschaftlichen Betriebe von einer
Festmist- und Heuwirtschaft zu
einer Flssigmist- und Silagewirt-
schaft entwickelt. Allein in diesen
Satz lsst sich die gesamte Proble-
matik fassen!
Da Fortschritt und Weiterent-
wicklung auf unserem Planeten
nicht zu stoppen sind, werden
auch wir uns diesem Gesetz beu-
gen mssen.
Dr. Gottfried Briemle
88326 Aulendorf
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natursCHutZ heute 3/14
i m P r e ss u m
Naturschutz heute ist das Mitglieder-magazin des NaturschutzbundesDeutschland (NABU) e.V. und erscheintvierteljhrlich. Fr Mitglieder ist der Be-zug im Jahresbeitrag enthalten.
Herausgeber:NABU, 10108 Berlin, Tel. 030-284984-0,Fax 030-284984-2000, [email protected],www.NABU.de, www.facebook.com/Naturschutzbund, www.twitter.com/NABU_de.
Verlag:Naturschutz heute, 10108 Berlin, Tel. 030-284984-1530, Fax 030-284984-2500, [email protected]. Hausanschrift: Charitstrae 3, 10117 Berlin.
redaktion:Helge May (Chefredaktion, elg), Dr. StefanBosch (bo), Nele Rimann (nr), Dr. KlausRuge (rg), Ren Sievert (sie), Uli Thre (ut).
Weitere autoren und mitarbeiter dieser ausgabe:Stefan Adler, Heike Begehold, MichaelDommel, Heike Grosse, Helmut Harth,Monika Heinze, Tom Kirschey, AnnikaNatus, Hartmut Netz, Bernd Pieper, Hanna Pfller, Olaf Tschimpke und Susanne Winter.
anzeigen:Anne Schnhofen, NABU-Media-Agenturund Service-GmbH, Wolfstrae 25, 53111 Bonn, [email protected],Tel. 0228-7667211, Fax 0228-7668280.Seit 1. Januar 2014 gilt AnzeigenpreislisteNr. 26.
titelfoto:Eichhrnchen, fotografiert von Uwe Anspach/Picture Alliance/DPA.
art-direktion:Mario Durst, Kln.
druck und Versand:Dierichs Druck + Media GmbH, Kassel.
Ausgabe 3/14 vom 25. Juli 2014. Teilauflagen enthalten Beilagen und Beihefter der NABU-Landesverbnde sowie der Umweltbank.
ISSN 0934-8883
online-ausgabe:www.naturschutz-heute.de
Hier knnte Ihr Leserbrief stehen.Anschrift der Redaktion: Naturschutz heute, 10108 Berlin,[email protected]. Bitte vergessen Sie nicht, auch beiE-Mails Ihre Nachricht mit Namenund Anschrift zu versehen.
Im April-Preisausschreiben hatten wir nach einem typi-schen Frhlingsblher aus dem Wald gefragt, der 2014 zurGiftpflanze des Jahres gekrt worden ist. Gemeint war dasMaiglckchen, was auch die meisten Einsender richtig hat-ten. Eine Minderheit tippte dagegen trotz Fotohinweis derPflanze auf den Mrzenbecher. Beide Arten sind zum Ver-gleich hier noch einmal abgebildet.
Die ausgelobten Kosmos-Bcher Was blht im Garten? beziehungsweise Krutergrtnern gewannenAngelika Breucker aus 33611 Bielefeld, Eva Mller aus 81371 Mnchen, Dirk Lauter aus 60437 Frankfurt amMain, Helga Schadewald aus 07749 Jena, Jakob Vennefrohne aus 71640 Ludwigsburg, Silke Stehr aus 48455Bad Bentheim, Marga Dornheim aus 99330 Grfenroda, Ursula Roller aus 24118 Kiel, Dennis Hesse aus31582 Nienburg und Ruth Klein aus 58300 Wetter. Herzlichen Glckwunsch!
Fr das neue Preisausschreiben mchten wir wissen, wie viele Eichhrnchen auf und in diesem Heft ab-gebildet sind. Schreiben Sie die Zahl auf eine Postkarte und schicken Sie diese an Naturschutz heute, Charit-strae 3, 10117 Berlin. Wir verlosen fnf dreiteilige DVD-Pakete Geheimnisse des Waldes des TierfilmersHans-Jrgen Zimmermann. Auerdem erhalten die ersten 20 Einsender eine NABU-Gartenbroschre. Ein-sendeschluss ist der 1. September. (elg)
PREISAUSSCHREIBEN
Mit dem NABU gewinnen
Vgeln eine Chance gebenBetr.: Orte voller Leben (NH 2/14)
Sie sprechen groe Grten an, die
in der Tat groes Potenzial und Ver-
besserungen bergen. Ich denke aber
auch an die vielen Besitzer kleiner
Grundstcke. Insbesondere hier
muss angesetzt werden und ein
Bewusstsein dafr geschaffen wer-
den, was das Liegenlassen von Laub
und Altholz, das strikte Vermeiden
von Laubblsern, das Anbringen
von Nisthilfen und die Frderung
einheimischer Gehlze als Misch-
bewuchs anstelle steriler Grten
ohne Brutmglichkeiten an Lebens-
qualitt schafft.
Warum wohl nimmt die Zahl
der insektenfressenden Vgel ab?
Es gibt keine Landschaften und Gr-
ten, in denen sie sich Insekten ent-
sprechend aufhalten. Pflegeleicht,
hell und modern soll der Garten
sein. So haben Natur und insbeson-
dere Vgel keine Chance, in Stdten
Lebensrume zu finden.
In unserer Vorortsreihenhaus-
siedlung in Hamburg zhle ich 20
Brutvogelarten und insgesamt 43
nachgewiesene Arten. Wie viel Freu-
de ein naturbelassener Garten berei-
tet, und sei es ein 60 Quadratmeter
groes Reihenhausgrundstck, zeigt
dieses Beispiel.
Christian Garleff, 22359 Hamburg
im Vergleich: links das maiglckchen,rechts der mrzen becher.
W. R
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16 WeistorchBest.-Nr. 03026-4 2,50
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18 EisvogelBest.-Nr. 03020-2 2,50
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U nsere Forsten sind von natrlichen Wldern weit entfernt. Unddas ist amtlich: Die sogenannte Bundeswaldinventur zeigt, dassgut zwei Drittel der Forsten schon alleine aufgrund der Baum-artenzusammensetzung als nicht naturnah einzustufen sind. Gut die
Hlfte der Wlder weist lediglich eine Baumschicht auf, lediglich ein
Zehntel der Bestnde sind altersgemischt, setzen sich also aus Bumen
unterschiedlichen Altersstufen zusammen.
Durch die Nutzung der letzten Jahrhun-
derte fehlen in unseren heutigen Wirtschafts-
wldern die fr die Artenvielfalt so wichtigen
Sonderstrukturen. Der Buchenurwald, der in
Deutschland auf mehr als 60 Prozent der Lan-
desflche die natrliche Vegetationsform wre,
weist im Vergleich zum heutigen Wirtschafts-
wald deutlich andere Strukturen und eine an-
dere Baumartenzusammensetzung auf. Wh-
rend derzeit im Wirtschaftswald der Nadel-
holzanteil mit gut 58 Prozent dominiert, wren
Urwlder von der Rotbuche geprgt, deren
Anteil heute lediglich bei 15 Prozent liegt.
Jugendkult im WaldDer durchschnittliche deutsche Waldbaum
ist 77 Jahre alt, lediglich 2,3 Prozent der Be-
stnde sind lter als 160 Jahre. Verglichen
mit Urwldern sind unsere Forsten also ex-
trem jung. In Analogie zur menschlichen
Entwicklung: Der moderne Wald besteht
berwiegend aus Jugendlichen.
Wlder mit natrlicher Entwicklung sind
auf gut der Hlfte ihrer Flche durch die Al-
ters- und Zerfallsphase geprgt. In diesen Sta-
dien knnen Buchen im Laufe der Zeit einen
Brusthhendurchmesser von ber einem Me-
ter erreichen eine Dimension, die im Wirt-
schaftswald kaum zu finden ist.
Kein Platz frs SterbenDabei knnen einzelne Bume sowohl Eigen-
schaften eines lebenden Baumes als auch Tot-
holz in Form abgestorbener dnnerer und di-
ckerer ste oder ganzer Kronenteile besitzen.
In einem Urwald stehen die Bume in der so-
genannten Optimal- und Altersphase hufig
so dicht, dass durch Lichtmangel einzelne
von ihnen langsam absterben. Die Totholz-
menge wchst so stetig an beziehungsweise
bleibt auf einem hohen Niveau, das mehrere
100 Kubikmeter je Hektar betragen kann.
Wenn einzelne Baumriesen altersbedingt
oder durch Sturmwurf absterben, entsteht
eine Lcke im Kronendach. Diese Lcken sind
im Urwald meist wesentlich kleiner als ein
Hektar. Die Naturverjngung nutzt die ent-
standene Lichtung fr ihr Wachstum und >
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natursCHutZ heute 3/14
Gepflanzte Einfalt
Was unsere Forsten vom Urwald unterscheidet.
Wem gehrt der Wald?Die Eigentumsverhltnisse sindregional sehr unterschiedlich.Bundesweit befindet sich 44 Pro-zent des Waldes in Privatbesitz, 56Prozent gehren der ffentlichenHand (Kommunalwald, Landes-wald, Bundesforsten). Am Laub-baum-reichsten sind brigens dieKommunalwlder. Regional hatdas Saarland mit ber 70 Prozentden hchsten Laubbaumanteil.Am waldreichsten sind Rheinland-Pfalz (42,1 Prozent der Landesfl-che) und Hessen (41,7 Prozent),am waldrmsten ist Schleswig-Holstein (10,3 Prozent).
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Vernichtet und aufgeforstetIm Laufe der Geschichte wurdendie einstigen natrlichen Waldbe-stnde in Mitteleuropa grofl-chig vernichtet, um Holz als Ener-gietrger und Rohstoff zu gewin-nen. Die dadurch entstandeneHolznot fhrte sptestens mit Be-ginn der Industrialisierung zu ei-nem Umdenken im Umgang mitdem Wald. Zuknftig sollte derRohstoff Holz dauerhaft zur Verf-gung stehen.
Die degradierten Flchen wur-en mit schnellwachsenden undanspruchslosen Nadelbumenaufgeforstet, vor allem Fichte undKiefer. Mit Beginn des fossilenZeitalters wurde der Druck aufden Wald als Energielieferant all-mhlich geringer. Die Waldflchenahm wieder zu und pendelte sichbei etwa einem Drittel gut elfMillionen Hektar der deutschenLandesflche ein.
Dabei prgt nicht nur der aktu-elle Zustand eines Waldes seinenkologischen Wert. Ebenso wich-tig ist seine Geschichte. Mit Ab-stand am artenreichsten sind Fl-chen, auf denen seit mehrerenHundert Jahren, also ber vieleBaumgenerationen, ununterbro-chen Wald wchst.
> schliet die Lcke innerhalb weniger Jahre.Dadurch entstehen mehrschichtige, ungleich-
altrige Wlder mit verschiedenen Phasen der
Waldentwicklung. Fr Tiere und Pflanzen
entsteht so ein kleinrumiges Mosaik unter-
schiedlicher Lebensrume.
Spezialisten brauchen VielfaltDurch dieses Nebeneinander von jung und alt,
von jungen dnnen Bumen in unmittelbarer
Nhe zu Baumriesen und abgestorbenen Baum-
ruinen und eine entsprechende Nischen- und
Lebensraumvielfalt kommen in solchen Wl-
dern hochspezialisierte Arten vor. So zum
Beispiel Kferarten, die nicht weit f liegen
knnen und daher auf das dichte Nebenei-
nander alter und abgestorbener Bume ange-
wiesen sind.
Eine der elementaren Strukturen des natr-
lichen Waldes ist unverkennbar das Holz ab-
gestorbener und im Alterungs- oder Sterbe-
prozess befindlicher Bume. Insgesamt sind
gut 25 Prozent der im Wald lebenden Tierar-
ten an Totholz gebunden. Dabei sind nicht
nur das Vorhandensein von Totholz, sondern
auch Menge, Dimension und sein Zersetzungs-
zustand von groer Bedeutung. Es ist bekannt,
dass die Totholzmenge fr einige Artengrup-
pen mindestens 30 bis 50 Kubikmeter je Hek-
tar, fr andere teils ber 100 Kubikmeter je
Hektar betragen muss. Derzeit betrgt die
durchschnittliche Totholzmenge jedoch nur
gut 24 Kubikmeter je Hektar davon ein er-
heblicher Teil nicht dauerhaft, da durch die
Orkane der letzten Jahre verursacht. Das ist
zu wenig, um den Mindestbedarf vieler Arten-
gruppen zu decken.
Stefan Adler
Der Wald war schon mehrfach Titelthema desNABU-Mitgliedermagazins. In der Online-Ausgabeknnen Sie die immer noch aktuellen Beitrgenachlesen. Die Themen reichen von Naturwaldre-servaten und Waldumbau bis zu Wildtiermanage-ment und Mykorrhizapilzen.
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der ulmen-Zipfelfalter hlt sich bevorzugt in denbaumkronen auf, wo er hnlich wie einige marien -kferarten mehltaupilze frisst. Wie der name schonsagt, ist der falter an das Vorkommen von ulmen imWald angewiesen.
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B uchen, wohin man auch schaut. Ohne Eingriff des Men-schen wre unsere Heimat zu rund zwei Dritteln mit Bu-chen- und Buchenmischwldern bedeckt. Dabei besitzt dieBuche botanisch korrekt Rotbuche im Weltmastab ein sehr
kleines Verbreitungsgebiet. Es reicht nur von Frankreich bis Sd-
schweden und Ostpreuen sowie auf den Balkan und im Sden bis
Sizilien. Deutschland ist das Kernland der Buche, hier wachsen ein
Viertel aller Buchen weltweit. Wir haben folglich groe Verantwor-
tung fr den Erhalt der noch verbliebenen naturnahen Buchenwlder
und deren Lebensgemeinschaften.
Rckkehr nach der EiszeitWie nahezu alle Bume war die Buche von
den Eiszeiten nach Sden verdrngt worden,
vor 5.000 Jahren kam sie Stck fr Stck wie-
der zurck. Bedenkt man, dass eine Buche
300 Jahre alt wird wenn man sie lsst , ist
diese Art also erst seit wenigen Generationen
wieder bei uns ansssig.
Zunchst dominierten Mischwlder aus
Birke, Eiche, Linde, Ulme, Ahorn, Esche und
Kiefer, doch die Buche stach sie alle aus. Die-
se Erfolgsgeschichte hat die Buche ihrer enor-
men Konkurrenzkraft im Kampf um Platz,
Licht, Wasser, Nhr- und Mineralstoffe zu ver-
danken. Der Hauptvorteil der Buche liegt in
ihrer speziellen Kronenarchitektur, welche
die Fhigkeit hat, sowohl dichten Schatten zu
werfen als auch ertragen zu knnen.
natursCHutZ heute 3/14
Die Buche ist die Mutter des Waldes.
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Welterbe erleben2011 hat die Unesco fnf deut-sche Buchenwlder als Weltna-turerbe ausgewiesen. Einer da-von ist der Grumsin im branden-burgischen BiosphrenreservatSchorfheide-Chorin (siehe unserHeft 2/2013). Mitarbeiter desnahegelegenen NABU-ZentrumsBlumberger Mhle und der Na-turwacht bieten an Wochen -enden regelmig Fhrungendurch den Grumsin an. Anfragenund Voranmeldung unter Tel.03331-26040, [email protected].
Flexibel und konkurrenzfhigAuerdem ist sie so anpassungsfhig wie
kaum eine andere Baumart. Sehr groe kli-
matische, kologische und standrtliche Am-
plituden stellen fr die Buche kein Problem
dar. Sie kommt mit nahezu allen bodenche-
mischen Verhltnissen klar und weist ein er-
staunlich stabiles Gleichgewicht gegenber
ihren tierischen- und pflanzlichen Schador-
ganismen auf. Aufgrund dieser hohen Anpas-
sungsfhigkeit und vielen genetischen Varia-
tionen haben sich verschiedene Standortras-
sen der Buche mit deutlichen Ausprgungen
entwickelt.
Bei einer natrlichen Entwicklung wrde
die Buche unser Landschaftsbild als Natur-
wald mit allen Altersphasen in unmittelbarer
Nachbarschaft durch eine eigene Dynamik
und riesige strukturelle Vielfalt prgen. Diese
Buchenwlder lassen aber auch in ihren ver-
schiedenen standrtlichen und geografischen
Ausbildungsformen sowie in ihrem Lebenszy-
klus immer irgendwo und irgendwann Platz
fr unsere anderen mitteleuropischen
Baumarten. Durch ihren reichen Laubfall
und die intensive Durchwurzelung auch tie-
fer Bodenschichten hat die Buche hohe bo-
den- und bestandspflegerische Qualitten
und bereitet das Milieu fr andere Arten vor.
Die Rotbuche wird somit zu Recht Mutter
des Waldes genannt.
Gerodet und verdrngtSeit 7.000 Jahren nutzt der Mensch nun den
Wald und seit der Zeit Karls des Groen vor
1.300 Jahren wurden Wlder groflchig fr
Siedlungsttigkeiten und Landwirtschaft ge-
rodet. Ihren Hhepunkt fand diese Plnde-
rung in der frhindustriellen Entwicklung
im 18. und 19. Jahrhundert, die auf der Roh-
stoff- und Energiebasis von Holz basierte
(Hlzernes Zeitalter). Um 1800 ergab sich
eine dramatische Holzknappheit und die auf-
kommende Forstwirtschaft versuchte dies
mit der Aufforstung schneller wachsender
Nadelbume zu kompensieren. So wurde die
Buche immer mehr verdrngt.
Aktuell stockt die Buche nur noch auf 14
Prozent der Wlder. Buchenwald mit einem
Bestandsalter von ber 180 Jahren ist sogar
nur noch auf drei Promille der Waldflche zu
finden.
Isolierte SonderstandorteZur Seltenheit alter Buchenwlder kommt
eine starke Verinselung der wenigen Restf l-
chen auf isolierten Sonderstandorten. Durch
die oft fehlende Habitattradition wird dieser
Umstand fr die abhngigen Lebensgemein-
schaften aus Tieren, Pilzen und Pflanzen zu-
stzlich verschrft. Deshalb sind die Lebens-
gemeinschaften im alten Buchenwald in be-
sonderem Mae gefhrdet obwohl die
selbst Buche als Baumart ja keineswegs ge-
fhrdet ist.
Durch das internationale Abkommen zur
Erhaltung der biologischen Vielfalt von Rio de
Janeiro vor 20 Jahren und mit der Einfhrung
des europischen Naturschutzprogramms
Natura 2000 haben die Rotbuchenwlder
neuerdings wieder die Bedeutung erhalten,
die ihnen als landschaftsbeherrschende Vege-
tationsform Mitteleuropas und Deutschlands
zukommt.
Helmut Harth
rotbuche in Zahlen Maximale Hhe 30 bis 45 Meter,
Alter bis zu 300 Jahre Stammdurchmesser bis zwei Meter,
Stammumfang bis sechs Meter Zahl der Bltter je Baum rund 200.000,
Flche der Bltter 1.200 Quadratmeter Verdunstung von Wasser bis 400 Liter
pro Tag und Baum Produktion von Sauerstoff fnf Kilo-
gramm pro Tag und Baum, Verbrauchvon Kohlendioxid sechs Kilogramm, Lufterneuerung 20 Kubikmeter je Tag
t i t e l 11
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U/S
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U/S
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W. R
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Unnatrliche WaldstrukturenWenn der Mensch in den letzten Jahrhunder-
ten den Wald nicht so massiv verndert ht-
te, gbe es vor allem verschiedene Laub-
mischwlder. Heute aber dominieren bundes-
weit Nadelforsten. Obwohl das Bewusstsein
fr die Notwendigkeit des Waldumbaus ge-
stiegen ist und teils mit viel Mhe und Geld
umgesetzt wird, knnen immer noch gut die
Hlfte der Wlder in Deutschland als Planta-
ge bezeichnet werden, gekennzeichnet durch
eine Baumart, alle Bume sind etwa gleich
alt, ein Baum gleicht dem anderen.
Die Monokulturen bergen ein erhebliches
Risiko. Sie sind extrem anfllig fr Strme
und Feuer und spezialisierte Insekten, wie
Borkenkfer und Schmetterlingsarten, die
sich von den Nadeln ernhren, finden beste
Lebensbedingung, vermehren sich massen-
haft und knnen so ganze Waldflchen zum
Absterben bringen. Um die betroffenen Wl-
der vor den gefrigen Insekten zu schtzen,
werden diese mit Pestiziden behandelt tdli-
che Nebenwirkungen auf die sogenannten
Nicht-Zielorganismen nicht ausgeschlossen.
Wachsende HolznachfrageDie Nachfrage nach dem wertvollen und viel-
seitig verwendbaren Rohstoff Holz ist welt-
weit gestiegen. Dabei ist Holz immer mehr
in den Fokus als Energielieferant geraten.
Wir Deutschen verbrauchen jhrlich rund
140 Millionen Kubikmeter Holz. Vor allem
problematisch ist die Entwicklung der Holz-
verwendung fr die Energie- und Wrmege-
winnung. Dafr wird gut die Hlfte des jhr-
lichen Holzverbrauches eingesetzt und da-
von wiederum die Hlfte wird in privaten
fen, das heit in Kaminen, Wohnzimmer-
fen, Pellet- und Hackschnitzelheizungen
verbrannt. Zum Groteil wird Frischholz ver-
wendet. Meist werden dazu dnne Bume ge-
schreddert, die bei der Durchforstung von
Wldern geerntet werden.
Obwohl das Holz auch geeignet wre, dau-
erhaftere Produkte wie Parkett, Mbel oder
Tischplatten herzustellen, wird es direkt ver-
brannt und steht somit einer weiteren Nut-
zung nicht mehr zur Verfgung. Sinnvoller
wre, aus Holz langfristiger Produkte herzu-
stellen. Erst wenn diese entsorgt werden ms-
sen, knnten daraus beispielsweise Holzplat-
ten (OSB, Weichfaserplatten) hergestellt wer-
den und wenn diese ihren Dienst erfllt
haben, knnten sie in modernen und effizien-
ten Wrmkraftwerken verbrannt werden.
Mit der gestiegenen Holznachfrage wur-
den die Preise fr die meisten Sortimente er-
natursCHutZ heute 3/14
Fnf Gefahren fr den Wald.
Stress von allen Seiten
NAB
U/S
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nigs
-
hht. Dies hat zur Folge, dass heute viel dn-
nes und qualitativ minderwertiges Holz aus
dem Wald geerntet, was sich auf Grund der
hohen Kosten bisher nicht lohnte. Fr den
Wald selbst, aber auch fr viele Tiere sind
diese Hlzer von besonderer Bedeutung.
Dnnes Holz hat einen verhltnismig ho-
hen Rinden- und Feinastanteil mit vielen
Nhrstoffen, die wichtig fr das zuknftige
Wachsen des Waldes sind.
Bodenversauerung und LuftschadstoffeDie Surebelastung der Bden durch Schad-
stoffe aus der Luft vor allem durch den An-
stieg des Verkehrs sowie durch Stickstoff
aus der Landwirtschaft hat in den letzten
Jahrzehnten sehr stark zugenommen. Dies
fhrt dazu, dass die Wlder in Deutschland
so schnell wie nie zuvor wachsen. Gleichzeitig
besteht allerdings die Gefahr, dass die Puffer-
kapazitt der Bden gegenber Schadstoffen
verringert wird und die Nhrstoffverfgbar-
keit der Waldbden verringert wird. Verant-
wortlich dafr sind bodenchemische und -bio-
logische Prozesse. Diese fhren zu Nhrstoff-
verlusten bei Calcium, Kalium und Magnesium,
aber auch zu einem Anstieg der Aluminium-
und Nitratgehalte in Trink- und Quellwasser.
Die erhhte Feinstaubbelastung ist fr den
Wald ebenfalls gefhrlich, da die vor Verduns-
tung schtzende Wachsschicht der Bltter
und Nadeln angegriffen wird. Forscher haben
herausgefunden, dass Salzbestandteile des
Feinstaubs durch die Luftfeuchtigkeit verfls-
sigt werden und eine Art Docht bilden, der
das Wasser aus den Blttern herauszieht und
die Austrocknung der Pflanzen beschleunigt
und damit zum Waldsterben beitragen kann.
Verdichtung und WegebauDer Einsatz von Forstmaschinen zur Holzern-
te und damit ein Befahren von Waldbden
hat in den letzten Jahren stark zugenommen,
gleichzeitig sind die Vollerntemaschinen
(Harvester) und Rckzge (Vorwarder) im-
mer schwerer geworden Durch die Befah-
rung des Waldes wird die Bodenstruktur dau-
erhaft zerstrt.
Ungestrte Waldbden sind das Produkt ei-
nes langen Entwicklungsprozesses, bei dem
durch Bodenlebewesen ein reich gegliederter
Porenraum vergleichbar eines porsen
Schwamms geschaffen und stndig erhalten
wird. Durch eine gleichmige Verteilung
von engen und weiten Poren ist der Boden
ein effektiver Wasserspeicher, der gleichzeitig
auch gut belftet ist. Dies ist neben einer aus-
reichenden Nhrstoffversorgung Vorausset-
zung fr die Erschlieung durch Baumwur-
zeln. Bei der Befahrung von Waldbden ver-
dichten sich die Poren. Diese Verdichtungen
stren den Luft- und Wassertransport im Bo-
den, beeintrchtigen dadurch den Boden als
Lebensraum, vermindern das Pflanzenwachs-
tum und verringert die Wasserspeicherfunk-
tion (Hochwasser, Trockenheitspuffer) erheb-
lich.
WildverbissIn deutschen Wldern leben wahrscheinlich
so viele Rehe und Rot- und Damhirsche wie
nie zuvor. Diese richten nicht nur jedes Jahr
Millionenschden am Wald an, sondern ver-
hindern auch die dringend notwendig Ver-
jngung des Waldes mit heimischen Laub-
baumarten. Sie scheuern mit ihren Gewei-
hen die Rinde von den Bumen, schlen sie
mit ihren Zhnen herunter, fressen junge
Triebe der Bume oder junge Pflanzen.
Dieser Wildverbiss verursacht im Wald
kologische Langzeitschden, man spricht
auch vom Waldsterben von unten. Insbe-
sondere der Verbiss der Knospen und der
Baumsmling durch Rehe verhindert die Ent-
stehung von baumartenreichen Mischwl-
dern. Besonders die seltenen Baumarten wie
Weitanne, Vogel-Kirsche, Berg- und Spitz-
ahorn, Bergulme, Esche, Mehlbeere, Speier-
ling, Vogelbeere, Eibe und die Weiden werden
besonders gerne gefressen. So berleben in
den Wldern oft nur unempfindliche Arten
wie Fichte, Kiefer und Buche. Im Vergleich zu
landwirtschaftlichen Wildschden sind die
Schden an Wald weniger offensichtlich
hinsichtlich ihrer langfristigen Folgen aber
umso bedeutsamer.
Nele Rimann
t i t e l 13
natursCHutZ heute 3/14
Durch eine gleichmige Verteilung von engen und weiten Poren ist der Waldboden ein effektiver Wasserspeicher.
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Bis vor wenigen Jahren galt die
Zwergfledermaus als kleinste hei-
mische Art. Mit angelegten Flgeln
htte ein erwachsenes Tier bequem
in einer Streichholzschachtel Platz.
Erst durch Genanalyen von ver-
meintlichen Zwergfledermusen,
die in der falschen Tonfrequenz
riefen, stellte sich heraus, dass es
sich dabei um eine eigene Art han-
delt, die man Mckenfledermaus
taufte.
Noch wei man ber das Leben
der Mckenfledermaus aber wenig.
Im Norden kommt sie vor allem
in gewsserreichen Waldgebieten
sowie in baum- und strauchreichen
Parklandschaften mit alten Baum-
bestnden vor. In der Mitte Deutsch-
lands besiedelt sie vor allem natur-
nahe Feucht- und Auwlder.
Im Gegensatz zur Zwergfleder-
maus nutzen Mckenfledermuse
regelmig auch Baumhhlen und
Nistksten. Nun wurde durch einen
Aufruf des NABU Rheinland-Pfalz
die bisher grte Wochenstube der
Mckenfledermaus bekannt. Mehr
als 1.300 Tiere zhlten NABU-Exper-
ten beim abendlichen Ausflug aus
dem Quartier im frisch renovierten
Dachstuhl des Ziegeleimuseums
Sondernheim.
Mit dem Grundsatzpapier Waldwirtschaft 2020 stellt
der NABU sein Konzept einer zukunftsfhigen Waldwirt-
schaft vor. Auerdem werden acht Kernforderungen an
Politik und Forstwirtschaft fr eine kologisch nachhaltige
Waldwirtschaft gestellt:
die Novellierung des Bundeswaldgesetzes fr einezukunftsfhige Forstwirtschaft und die Festschreibung
anspruchsvoller Standards der guten fachlichen Praxis
in Bundes- und Landesrecht.
die Vergrerung der FSC- oder Naturland-zertifizier-ten Waldflche, unter anderem durch die Zertifizierung
der ffentlichen Wlder als Nachweis fr eine vorbildliche
Waldbewirtschaftung.
die Abschaffung der an Trophen ausgerichtetenSchalenwildbewirtschaftung und die Umorientierung zu
einem modernen Wildtiermanagement, in welchem die
Bedrfnisse der Tiere und der Erhalt ihrer Lebensrume
vor den Bedrfnissen einzelner Jger rangieren.
die Sicherung ungenutzter Naturwlder als Urwldervon morgen auf langfristig zehn Prozent bis 2020 auf
fnf Prozent der Waldflche. Groflchige Schutzgebiete
sollen dabei durch kleinere Naturwaldzellen vernetzt wer-
den.
die Nachbesserung der Definition fr den guten undden hervorragenden Erhaltungszustand der Waldlebens-
raumtypen und der Populationen in Natura-2000-Gebieten.
Die Kriterien mssen die tatschliche Lebensraumqualitt
widerspiegeln.
die berfhrung und dauerhafte Sicherung unbewirt-schafteter Schutzgebietsflchen aus ffentlichem Waldbe-
sitz in Stiftungen. Bewirtschaftete Schutzgebietsflchen
aus ffentlichem Waldbesitz drfen nicht privatisiert wer-
den.
die Strkung von Vertrags-naturschutz, kokonten und
Flchenpools sowie die Entwick-
lung neuer Finanzierungsin-
strumente zur Integration von
Naturschutzelementen in den
Privatwald.
die Entwicklung innova-tiver Strategien zur energeti-
schen Nutzung von Waldbio-
masse, die nicht nur konomi-
sche, sondern auch wichtige
kologische Kriterien berck-
sichtigen.
Die 68-seitige Broschre Waldwirtschaft 2020 Perspektivenund Anforderungen aus Sicht des Naturschutzes gibt es im Ein-zelbezug zum Preis von 2,50 Euro plus Versandkosten beimNABU-Infoservice, 10108 Berlin; Mehrfachbestellungen beim Na-tur-Shop (Artikelnummer 5206).
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FLEDERMAUSFUND
Dachboden mit tausend Mcken
NABU-GRUNDSATZPAPIER
Fr die Zukunft des Waldes
natursCHutZ heute 3/14
im zweiten abschnitt des Heftes zeigen wirauf den folgenden seiten beispielhaft, wasder nabu fr den schutz des Waldes unter-nimmt praktisch und politisch, national undinternational. das spektrum reicht vom Wal-derleben mit der naJu ber forschungsprojekte zutot- und altholz sowie zur anpassung an den Klimawandel biszu Projekten der beiden nabu-stiftungen in mecklenburg-Vorpommern und in indonesien.
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Regenwaldfonds. re-genwlder zhlen zu denartenreichsten und da-her wichtigsten lebens-rumen der erde. auchfr das Weltklima sindsie von entscheidenderbedeutung. doch jedesJahr verschwindet eineregenwaldflche grerals die schweiz. geht diesungebremst so weiter,wird es in 50 Jahren kei-ne regenwlder mehr auf
der erde geben. dieser entwicklung tritt die nabu international naturschutzstiftungentgegen und hat den regenwaldfonds eingerichtet. Jede spende trgt zu einemdauerhaften schutz von regen- und bergnebelwldern bei. die im regenwaldfondsgesammelten spenden setzen wir dort ein, wo wir am meisten erreichen knnen. soknnen wir die Zerstrung von regenwldern stoppen, artenparadiese sichern undneue Perspektiven fr die lokale bevlkerung schaffen. Weitere informationen:www.NABU-International.de/regenwaldfonds
P. W
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GEMEINSAM KMMERN
PATE WERDEN!
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TE WERDEN!EINSAM K
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Im Februar startete ein weiteres
Klima- und Biodiversittsschutz-
projekt in thiopien. Dort setzt sich
der NABU in der Region Kafa bereits
seit 2009 im Rahmen der Interna-
tionalen Klimaschutzinitiative (IKI)
des Bundesumweltministeriums
fr den Schutz der letzten verblie-
benen Wlder des Hochlandes ein.
Das neue, ebenfalls von der IKI
gefrderte Dreijahresprojekt ist
mit einem Volumen von rund 2,4
Millionen Euro ausgestattet und
baut auf Programme des erfolgrei-
chen Vorgngerprojekts wie Wie-
deraufforstung, nachhaltige Wald-
nutzung oder energiesparende
fen auf. Zudem sollen neue Kom-
ponenten zum Schutz der Arten-
vielfalt, zur Strkung von Gemein-
de-Management und Regionalent-
wicklung eingefhrt werden. So
werden Entwicklungsprogramme
fr Handwerk, kotourismus und
Regionalprodukte angeboten.
Das Vorhaben verbindet Klima-
und Biodiversittsschutz mit Regio-
nalentwicklung und soll der Bevl-
kerung helfen, den Schutz von
Natur und natrlichen Lebens-
grundlagen knftig selbststndig
zu gewhrleisten. WOLF IM BILDGlckliche Begegnung: Einem NABU-Aktiven ist amRande des Truppenbungsplatzes Ohrdruf am Randdes Thringer Waldes unvermutet ein Wolf vor die Fo-tokamera gelaufen. Dass es sich eindeutig um einenWolf handelt, wurde vom Wildbiologischen BroLUPUS, dem Institut fr Wolfsmonitoring und -for-schung, besttigt. Die Bilder zeigen, dass der Wolfzirka ein Jahr alt sein msste, sagt Gesa Kluth vomBro LUPUS.
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THIOPIEN
Kaffeewlder nutzen und schtzen
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Z wischen den Strukturen eines Alters-klassen-Fichtenwaldes und eines al-ten naturnahen Buchenwaldes liegenWelten. Schlielich ist Wald wesentlich mehr
als die Summe seiner Bume. In ihm entfaltet
sich eine Welt, in der alles von allem abhngt
ein gigantischer Organismus mit vielfl-
tigsten Lebensgemeinschaften.
Doch selten ist es in unseren Wirtschafts-
wldern der Fall, dass ein Baum sein natrli-
ches Alter von mehreren Hundert Jahren er-
reicht. Buchen knnten beispielsweise ein Al-
ter von rund 300 Jahren erreichen, werden
jedoch sptestens nach 130 Jahren geerntet,
da zu diesem Zeitpunkt (Umtriebszeit) das
wirtschaftliche Optimum dieser Baumart er-
reicht ist.
Bewirtschaftung anpassenFehlen alte und absterbende Bume, so fehlt
ein wesentlicher Aspekt dieses kosystems.
Denn von Alt- und Totholz ist eine enorme
Zahl von Lebewesen abhngig: 6.500 Tierarten,
1.600 Pilzarten und 2.800 Pflanzenarten. Hier
setzt das neue Mehrjahresprojekt Wertvoller
Wald durch Alt- und Totholz des NABU
Saarland an.
Fr den Lebensraum Buchenwald trgt
Deutschland eine weltweite Verantwortung.
Das muss sich knftig in der Bewirtschaftung
niederschlagen. Nachhaltigkeit nur im Sinne
eines mengenmigen Nachwachsens von Holz
reicht nicht, unsere Wlder mssen auch ko-
logisch nachhaltig sein. Auf ganzer Flche des
Wirtschaftswaldes, also auch auerhalb der
Waldschutzgebiete, muss ein ausreichender
Vorrat in Quantitt, Qualitt, Kontinuitt und
rumlichem Verbund an Alt- und Totholz ent-
wickelt werden ein langer Weg, auf dem das
NABU-Projekt einen Beitrag leisten mchte.
Wald gehrt uns allenDas Projekt will fr diese Strategie werben,
denn der Wald gehrt uns allen. Wir haben
die Verantwortung fr ihn treuhnderisch
an die politisch Handelnden in Staat und
Kommune abgetreten. Dies entbindet uns
Brger jedoch nicht von der Verpflichtung,
uns fr alle Wohlfahrtswirkungen dieses Ge-
meingutes einzusetzen. Die gleiche groe
Verantwortung fr das Gemeinwohl tragen
die Privatwaldbesitzer. Auch hier ist ein par-
tieller Verzicht auf Holznutzung der notwen-
dige und ehrenwerte Aufwand zur Sicherung
der Zukunft.
Ein wichtiger Faktor fr die Umsetzung
des Projektes ist die Zusammenarbeit mit
Projektpartnern wie dem SaarForst Landes-
Ein Projekt des NABU Saarland
zu Alt- und Totholz.
Wertvoller Wald
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betrieb, dem Zentrum fr Biodokumentation
sowie verschiedenen saarlndischen Kommu-
nal- und Privatwaldbesitzern. Gemeinsam
werden Strategien entwickelt, bestehende
Konzepte werden weiter optimiert, um ent-
sprechende Lebensraumstrukturen im Wirt-
schaftswald zu integrieren.
Infozentrum geplantKurzfristiges Ziel ist es, die Restpopulationen
der besonders bedrohten Pilz- und Tierarten
im Saarland zu identifizieren und zu sichern,
damit die biologische Vielfalt des Rotbuchen-
waldes in die nchste Waldgeneration, in der
erst diese Konzepte greifen werden, gerettet
werden kann. Das Projekt versucht auch L-
sungsangebote fr Holznutzungsverzichte,
konkrete Handlungsempfehlungen fr die
Waldbewirtschaftung und fr das Erkennen
von Schlsselstrukturen zu finden und fr
diesen leider noch recht unbekannten Lebens-
raum zu werben, wozu auch der Bau eines
Informationszentrums gehrt. Ziel dabei ist,
sowohl einen konomischen Holzwert als
auch gleichzeitig kologisches Wertholz im
gleichen Bestand zu entwickeln.
Das Projekt Entwicklung und Frderung
von Alt- und Totholzbioznosen durch eine
nachhaltige Bewirtschaftungsstrategie in
saarlndischen Forstbetrieben ist bis 2018
mit 1,9 Millionen Euro ausgestattet. Die Kos-
ten werden zu 90 Prozent gefrdert mit Mit-
teln des Bundesamts fr Naturschutz und des
Saarlndischen Umweltministeriums. Den Ei-
genanteil teilen sich NABU-Bundes- und Lan-
desverband.
Helmut Harth & Monika Heinze
Weitere Infos sowie eine Projektbroschre zumDownload gibt es unter www.wertvoller-wald.de.
fledermuse im altholzFr Fledermuse bieten Alt- undTotholzinseln ideale Bedingungen.In alten Bumen gibt es wesent-lich mehr Baumhhlen, in denendie Tiere tagsber schlafen und so-gar in groen Gruppen ihre Jungenaufziehen knnen. An alten Bu-men entwickelt sich auch eine viel-fltigere Insektenfauna, die denFledermusen als Nahrung dient.Und nicht zuletzt bieten geschlos-sene Altholzbestnde durch ihreoftmals unterwuchsarmen Hallen-ausprgungen ideale Jagdbedin-gungen fr echolotende Arten: Woweniger Gest ist, da reicht derSchall tiefer und lsst das Gehrweiter schweifen.
Die Untersuchungen sollen zuEmpfehlungen fhren, durch dieunsere Wirtschaftswlder wiederzum Lebensraum einer vielfltigenFledermauswelt werden. Ziel istes, zu berprfen, ob die schrump-fenden und verstreut liegendenAlt- und Totholzinseln noch miteinem entsprechenden Artenreich-tum gefllt sind. Sind Fledermusevielleicht die Ersten, die zu kleinwerdende Lebensrume verlassen,oder sind sie wegen ihrer hohenMobilitt im Gegenteil die Letzten,die das Licht ausmachen? Reichenkleine Inseln als Rckzugsgebietaus, knnen der Erhalt und die Fr-derung solcher Inseln zur Wieder-ausbreitung verloren gegangenerArten beitragen?
a lt H o l Z 17
natursCHutZ heute 3/14
alt- und totholz sind lebensgrundla-ge fr einen enormen artenreichtum.alleine 1.600 verschiedene Pilzartengedeihen hier.
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Wir mssen den katas -trophalen Mangel anreifen Buchenbestndenin Deutschland aus -gleichen und ihrenReichtum an biologi-scher Vielfalt bewahren durch angepasste Bewirtschaftungs-intensitt, Erhaltungder Bodenvitalitt, Er-hhung der Umtriebs-zeit und intelligente Managementstrategien.
-
W ald ist ein wichtiger Kohlenstoff-speicher. Smtliche Wlder sowiedie energetische und stoff licheVerwendung von Holz reduzieren in Deutsch-
land den jhrlichen Kohlendioxid-Aussto
um rund 125 Millionen Tonnen. Wlder leis-
ten damit einen beachtlichen Beitrag zum
Klimaschutz sind aber gleichzeitig von den
Auswirkungen des Klimawandels besonders
betroffen.
Lange Trockenperioden, Starkregen oder
die Zunahme von Sturmereignissen setzen
den Wald unter Druck und erfordern Anpas-
sungsmanahmen das ist keine Panikma-
che, sondern schiere Notwendigkeit ange-
sichts der langen Entwicklungszyklen von
Wldern und der Tatsache, dass diese rund
ein Drittel der Landflche in Deutschland
einnehmen.
Entscheidungen im UngewissenWie genau diese Anpassungsmanahmen aus-
sehen knnen, ist lngst noch nicht klar.
Der Dresdner Forstwissenschaftler Michael
Mller konstatierte in einem Interview mit
der Welt: Die Szenarien des Klimawandels
sind vielfltig. Auch wenn es zahlreiche Stu-
dien zu erwarteten Reaktionen unserer Wald-
bume auf Vernderungen von Klimapara-
metern gibt, mssen wir konstatieren: Wir
haben Entscheidungen zu treffen, obwohl
wir unsicher sind. Um diese notwendigen
Entscheidungen auf eine bessere Grundlage
zu stellen, haben Bundeslandwirtschafts- und
Bundesumweltministerium 2013 gemeinsam
den Waldklimafonds aufgelegt. Aus diesem
Topf sollen Manahmen gefrdert werden,
die das Potenzial von Wald und Holz zur
Minderung des Kohlendioxid-Ausstoes er-
halten und ausbauen sowie die Fhigkeit der
Wlder zur Anpassung an den Klimawandel
verbessern. Fr Stefan Adler, Referent fr
Waldwirtschaft beim NABU-Bundesverband,
mssen im Rahmen des Waldklimafonds
insbesondere solche Projekte gefrdert wer-
den, die eine kologisch nachhaltige Bewirt-
schaftung der Wlder mit kontinuierlichem
Aufbau der Holzmenge untersttzen, ande-
rerseits die Ausweisung von Wldern ohne
forstwirtschaftliche Nutzung vorantreiben
so kann der Wald knftig noch mehr Kohlen-
stoff speichern.
Feucht trocken feuchtEines der ersten, zum grten Teil aus dem
Waldklimafonds finanzierten Projekte ist
Fit fr den Klimawandel Manahmen fr
eine nachhaltige, naturnahe Anpassung
feuchter Wlder im Mnsterland. Im Rah-
men dieses Projektes wird die NABU-Natur-
schutzstation Mnsterland gemeinsam mit
dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW
Manahmen fr eine nachhaltige, naturnahe
Anpassung feuchter Wlder an Klimavern-
derungen entwickeln und umsetzen.
Das Projektgebiet befindet sich sdlich
von Mnster. Hier wachsen berwiegend
feuchte Wlder mit einem hohen Anteil an
Eichen. Wichtigste Teilf lchen sind die ur-
sprnglich sumpfigen, ber Jahrzehnte ent-
wsserten FFH-Gebiete Wolbecker Tiergarten
und Davert.
Der rund 300 Hektar groe Wolbecker
Tiergarten ist einer der ltesten Wlder im
Mnsterland. Ein Teil der naturnahen Buchen-
und Eichen-Hainbuchenwlder bleibt als Na-
turwaldzelle sich selbst berlassen. Hier ent-
steht ein knftiger Urwald, der bereits heute
durch eine enorme Vielfalt von Insekten-, Vo-
gel- und Fledermausarten beeindruckt. Durch
die kontinuierliche Bewaldung konnte sich
im Wolbecker Tiergarten eine der wenigen
Flachlandvorkommen des Feuersalamanders
bis heute halten. Die Davert wiederum ist mit
rund 2.500 Hektar einer der grten Wlder
der Westflischen Bucht. Bis vor 200 Jahren
war sie eine sumpfige Moor- und Heideland-
schaft, dann wurde die Davert entwssert
und aufgeforstet. Die unterschiedliche Boden-
feuchtigkeit hat eine abwechslungsreiche
18 K l i m a s C H u tZ
natursCHutZ heute 3/14
Strategien zur Anpassung
feuchter Wlder im Mnsterland.
der feuersalamander ist eigentlich eine art des Hgel-landes. im mnsterlndischen Wolbecker tiergartenbesteht eines der wenigen flachlandvorkommen.
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verlustes insbesondere eine Stabilisierung der
Eichenwlder. Die beiden Projektpartner
wollen private Waldbesitzer auf freiwilliger
Basis beraten und dabei untersttzen, deren
Flchen auf den Klimawandel vorzubereiten.
Dazu gehren auch angemessene Entsch-
digungsleistungen, etwa fr die dauerhafte
Sicherung von Altholz. Britta Linnemann
streicht die Pionierfunktion des Projekts
heraus: Der Modellcharakter erlaubt es, die
gewonnenen Ergebnisse auf vergleichbare
Standorte zu bertragen.
Text: Bernd Pieper
Fotos: Sebastian Hennigs
Weitere Infos unter www.waldklimafonds.de undwww.nabu-naturschutzstation-muensterland.de.
zung durchfhren und daraus Manahmen
entwickeln, mit denen feuchte Wlder dauer-
haft gesichert werden knnen, erlutert Dr.
Britta Linnemann, Leiterin der NABU-Natur-
schutzstation Mnsterland. Zu den heute
schon feststehenden Aktivitten gehren die
Wiederherstellung naturnaher Bodenwasser-
verhltnisse, die Sicherung von Alt- und Tot-
holz sowie die Reaktivierung eines entwsser-
ten Hochmoores. Andreas Wiebe vom Landes-
betrieb Wald und Holz verspricht sich von
einer Verzgerung des sommerlichen Wasser-
K l i m a s C H u tZ 19
Waldlandschaft entstehen lassen, mit Erlen-
und Birkenbrchen, Buchen und Flatterulmen.
Berhmt ist die Davert fr ihre ausgedehnten
Eichen-Hainbuchenwlder. Hier lebt mit
knapp 150 Brutpaaren eine der grten NRW-
Populationen des Mittelspechts. Doch auch
andere Spechtarten nutzen das massenhafte
Insektenangebot in der rauen Borke der alten
Bume, in deren Kronen Bussarde und Habich-
te ihre gewaltigen Horste gesetzt haben.
Projekt mit Modellcharakter Das von der Arbeitsgruppe kosystemfor-
schung der Uni Mnster begleitete Projekt ist
zunchst auf drei Jahre angelegt. In dieser
Zeit werden wir zunchst Untersuchungen
zu Hydrologie, Boden oder Artzusammenset-
Wlder leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Gleichzeitigsind sie vom Klimawandelbesonders betroffen.
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N ach langer Fahrt durch Wald undFlur gelangt der Besucher in dieLapitz-Geveziner Waldlandschaft.Durchsetzt von kleinen und greren Seen
und Wldern beeindruckt Mecklenburg-Vor-
pommerns malerische Landschaft nordst-
lich der Mritz ihre Gste sofort.
Nur wenige Wege fhren in das Innere der
Waldlandschaft, von der die NABU-Stiftung
ber 330 Hektar als Teil des Nationalen Natur -
erbes im Jahre 2012 erworben hat. Denn so
viel war der Stiftung bereits nach ersten Er-
kundungen des Areals bewusst: Hier handelt
es sich um ein Gebiet mit beeindruckend
Artenvielfalt. Ziel der Flchenbernahme war
es, wieder vom Menschen unbeeinflussten
Naturwald entstehen zu lassen.
Verbund aus Wald und WiesenGetreu ihrem Stiftungsmotto Natur wieder
Natur sein lassen hat die NABU-Stiftung einen
groen Teil des Waldes bereits den natrli-
chen Prozessen berlassen Holzeinschlag
und andere menschliche Eingriffe gibt es
knftig nicht mehr. Unter NABU-Obhut
wandelt sich der Wald so Stck fr Stck
zum Urwald von morgen.
Um diese Entwicklung zu untersttzen,
sind jedoch noch weitere Manahmen not-
wendig. Denn das Gebiet ist geprgt von einer
Vielzahl an Grben und Drainagen, die insbe-
sondere den zahlreichen Waldmooren das
Wasser nehmen. Die Entwsserungsanlagen
stammen aus einer Zeit, als der Mensch noch
gegen ein Zuviel an Wasser in der Landschaft
arbeitete. Nun arbeitet die NABU-Stiftung da-
ran, die Eingriffe in den Wasserhaushalt so
weit wie mglich zu reduzieren.
Ein wichtiger Schritt war 2013 der Kauf
von ber 40 Hektar dem NABU-Wald benach-
barten Niedermoorwiesen. Untersttzt wurde
die NABU-Stiftung bei diesem Kauf durch
eine Zuwendung der Manfred-Hermsen-Stif-
tung und aus dem Moorschutzfonds des NABU,
der gemeinsam mit der Volkswagen Financial
Services AG gegrndet wurde. Als nchstes
wird der Wasserhaushalt des Gebietes unter-
sucht, um eine Basis fr die Wiedervernssung
der Moore zu haben. Damit soll nicht nur
den vielen bedrohten Tier- und Pflanzenarten
geholfen, sondern auch ein kleiner Beitrag
zum Klimaschutz geleistet werden. Denn
Moore sind die effektivsten kosysteme in
Sachen Kohlenstoffspeicherung. Vom Rck-
stau der wiedervernssten Wiesen soll auch
der NABU-Wald profitieren.
natursCHutZ heute 3/14
Zu Besuch in der
Lapitz-Geveziner Waldlandschaft.
Wo der Schreiadler wohnt
der schreiadler brtet inder lapitz-geveziner Wald-landschaft erst seit we-nigen Jahren wieder. derseltene greif bewohntnaturnahe und strungs-arme laubmischwldermit angrenzenden Wiesenund mooren.
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Vielfltiger MischwaldDie Lapitz-Geveziner Waldlandschaft liegt
etwa 15 Kilometer westlich von Neubranden-
burg und ist ein locker zusammenhngendes
Waldgebiet. Es besteht aus artenreichen
Laubmischwldern aus Bergahorn, Eichen,
Linden und Buchen smtliche in der Region
heimische Arten sind vertreten. Die Ruhe der
wertvollen Altbaumbestnde ist besonders
fr strungsempfindliche Vogelarten wie
Schreiadler und Schwarzstorch wichtig. Be-
deutsam sind auch die Bruchwlder, die im
gesamten Wald in den Senken zu finden
sind. Der Anteil gebietsfremder Douglasien,
Fichten und Lrchen liegt derzeit noch rund
einem Viertel, er wird im Rahmen des Wald-
umbaus schrittweise verringert.
Der Schreiadler brtet in der Lapitz-Geve-
ziner Waldlandschaft erst seit wenigen Jahren
wieder. Der seltene Greif bewohnt naturnahe
und strungsarme Laubmischwlder mit an-
grenzenden Wiesen und Mooren. Hufig ist
er zu Fu unterwegs, um Muse, Eidechsen
oder andere kleine Tiere zu jagen. Beobach-
ten lsst sich der scheue Greif nur schwer.
Man sieht ihn uerst selten. Obwohl ich
hufig und schon seit vielen Jahren in der
Gegend unterwegs bin, habe ich erst viermal
einen Schreiadler zu Gesicht bekommen, er-
zhlt Eckhard Wenzlaff, der sich im Auftrag
der Stiftung um die Entwicklung des Gebietes
kmmert.
Abgeschiedenheit bewahrenDie Lapitz-Geveziner Waldlandschaft ist tou-
ristisch nicht erschlossen. Im NABU-Wald
gibt es keine Wanderwege, sondern nur einen
einzigen zentralen Weg, der ursprnglich
fr die Holzabfuhr bestimmt war, erklrt
Wenzlaff. Es ist ausdrcklich erwnscht, dass
dies auch so bleibt.
Wer dennoch neugierig geworden ist und
die Vielfalt der rtlichen Vogelwelt entdecken
mchte, sollte sich in den frhen Morgen-
stunden zusammen mit einem Ornithologen
an der Strae von Lapitz nach Wrodow auf
die Lauer legen, rt der Wenzlaff. Ohne gro
zu stren, knnen von dort in den Wiesen
und an den Gewssern unter anderem Rotmi-
lan, Kranich, Weistorch, Kiebitz, Bekassine,
Rothalstaucher und Trauerseeschwalbe beob-
achtet werden und mit ganz viel Glck
auch ein Schreiadler.
Nele Rimann
Mehr zum Schreiadlerschutz unter www.NABU.de/schreiadler sowie in der Schreiadler -broschre des NABU, zu bestellen im NABU-Natur-Shop unter der Artikelnummer 4103 (1,50 Euro plusVersandkosten).
Naturschutzland in NABU-Hand
Natur fr die Ewigkeit das geht ambesten aus der starken Position desGrundeigentmers. Darum kauft dieNABU-Stiftung Nationales Na-turerbe deutschlandweit Flchen.Rund 16.000 Hektar verteilt auf ber250 Gebiete gehren ihr bereits, dasist weit mehr als zum Beispiel alleostfriesischen Inseln zusammen.
Auf dem NABU-Land ordnet sichdie Bewirtschaftung den Natur-schutzzielen unter. So hat die Stif-tung auf ber 8.000 Hektar jeglicheNutzung eingestellt, sodass sich na-turnahe Wlder, Feuchtgebiete undehemalige Tagebauflchen zu unge-strter Wildnis entwickeln. Bei 1.426Hektar Stiftungswald gibt die NABU-Stiftung mit Waldumbauarbeiteneine Anschubhilfe, wenn nichthei-mische Baumbestnde die naturna-he Entwicklung bremsen.
Die Stiftung stemmt sich gegenden Artenschwund und die immerintensivere Landnutzung. Eine wich-tige Hilfe sind ihr hierbei Spenden,Zustiftungen und Erbschaften. Weite-re Infos unter www.naturerbe.de.
s C H r e i a d l e r 21
Wie der schreiadler reagiert auchder schwarzstorch sehr empfind-lich auf strungen. bundesweitbrten noch rund 700 Paare.
im Wald gibt es keine Wanderwege, sondern nureinen einzigen zentralen Weg, der ursprnglichfr die Holzabfuhr bestimmt war.
M. S
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N etti, Netti, was machen wir denn heute? ElfGrundschler der Karl-Hagemeister-Schule imbrandenburgischen Werder/Havel rufen begeis-tert durcheinander und strmen auf Netti zu, die mit
richtigem Namen Nadine Weinrich heit. Die Kinder neh-
men jeden Mittwochnachmittag eineinhalb Stunden an
einer Umwelt-AG teil, die Netti seit Januar dieses Jahres
leitet. Fr die NAJU ist die Enddreiigerin schon seit zwei
Jahren ehrenamtlich aktiv.
Wir bauen heute Boote und lassen sie im
Wasserloch schwimmen, verrt sie. Der
sonnige Tag ldt dazu ein, am Wasserloch im
Wald zu basteln. Auch wenn es regnet, findet
die AG statt, dann in den Rumen der Schule.
Dafr hat Nadine Weinrich immer zwei bis
drei zustzliche Ideen parat.
Die Baum-Bude locktDie ehemalige Polizistin ist leidenschaftlich
gerne in der Natur. Und als ich dann vor
zwei Jahren gelesen habe, dass die NAJU
ehrenamtliche Helfer sucht wusste ich, das
will ich machen. In Zukunft wird sie ihre
Leidenschaft sogar zum Beruf machen und
als Erzieherin arbeiten.
natursCHutZ heute 3/14
Eine Kindergruppe erkundet den Wald.
Toben und entdeckenN
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NAB
U/S
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pltzlich ein Hmmern hrt. Das ist doch
ein Specht, oder?, fragt Maurice. Die Kinder
sammeln sich und suchen den Vogel. Auch
die beiden Raubauze pausieren ihren Kampf,
Franz deutet auf eine Schwarz-Erle: Da sitzt
doch was. Mariella hat wie immer ein Fern-
glas dabei und berichtet: Da ist ein Vogel
mit schwarz-weien Federn und einem roten
Hut. Ja, das ist ein Specht, besttigte
Weinrich, vielleicht ein Buntspecht. Sie
hat sich aus Liebe zur Natur Wissen ber
Pflanzen und Tiere aus dem Wald angelesen.
Fr sie bedeutet Natur-Beobachtung vor
allem Entspannung, und das wnscht
sich auch fr die Kinder: sie von ihrem
Alltag in der Schule abzulenken.
Mittlerweile hat sich Eva ein Vogel-Bestim-
mungsbuch aus dem Rucksack gekramt und
sucht nach dem Buntspecht. Ja, das ist einer,
verkndet sie und zeigt das Bild herum, der
sieht genau so aus.
Wer hat die Nsse versteckt?Nach der Vogelbeobachtung geht es eine An-
hhe entlang. Jan-Erik und Franz nehmen ih-
ren Kampf wieder auf, da ruft eine Stimme
von rechts: Calais, der Spezialist fr Tierspu-
ren, hat in einem Baumstamm ein Loch mit
Nssen entdeckt. Die Kinder kommen sofort
nher. Das ist doch von einem Vogel, rt
Franz. Mariella schaut mit Eva in das Loch,
whrend sich Calais eine Nuss in den Mund
steckt. Er nimmt das Entdecken so wrtlich,
dass er beim letzten Mal sogar Schnecken-
schleim probiert hat.
Was gibts denn noch hier im Wald, was
Nsse isst, motiviert Nadine Weinrich die
Kinder zum Nachdenken. Eichhrnchen,
antwortet Lennard schnell, das ist von einem
Eichhrnchen. Ja, das glaube ich eher als
ein Vogel, findet auch die sanfte Mariella,
die Glitzersandalen und Kleider genau so liebt,
wie die Natur.
Boote im WasserlochKurze Zeit spter strzen die Kinder ans Was-
serloch des Stadtparks. Eichen und Buchen-
Kronen machen den Platz angenehm khl,
es riecht ein bisschen modrig. Als Nadine
Weinrich Plastikschalen und Klebstofftuben
vor den Kindern aufbaut, zgert Max nicht
lange. Er greift nach einer Obst-Plastik-Schale
und klebt etwas Pappe hinein. Was er sich in
den Kopf setzt, baut er immer sofort nach.
Kann ich auch was aus dem Wald neh-
men, will Calais wissen. Natrlich, ihr
knnt verwenden, was ihr wollt, bestrkt
ihn Weinrich. Auch die Stock-Kmpfer, Jan-
Erik und Franz basteln jetzt
Boote. Franz sucht mit Calais
nach Blttern als Segel, Jan-
Erik hat sich eine Eichel als La-
terne geschnappt, sie soll das
Boot im Dunkeln beleuchten.
Dunkel ist es zum Glck
noch nicht, als die Schler ihr
Boot zu Wasser lassen das ha-
ben sie kurz vor dem Rckweg
gerade noch geschafft. Die Zeit
im Wald ist kurz, aber Spa
macht es allen. Nicht nur,
wenn es ums Basteln oder Tiere-
Erkennen geht, sondern auch,
wenn sie an ihrer Baum-Bude
bauen knnen oder zu einem bestimmten
Thema malen. Die meisten von ihnen nehmen
deshalb schon seit der ersten Klasse an der
Umwelt-AG teil. Voll lang, findet Franz.
Aber es ist eben auch so cool!
Heike Grosse
Bei der NAJU als Jugendorganisation desNABU bringen zahlreiche ehrenamtliche Helfe-rinnen und Helfer Kindern und Jugendlichen inbundesweit ber 1.000 Umweltgruppen die Naturnher. Weitere Infos unter www.naju.de.
W a l d K i n d e r 23
natursCHutZ heute 3/14
Ich habe ein paar Sachen mitgebracht,
erklrt Weinrich der Gruppe, Quarkbecher,
Kartoffelnetze, Zahnstocher, Plastik-Schalen
und Schaschlik-Spiee. berlegt euch doch
schon mal, wie euer Boot aussehen soll.
Die Gruppe bewegt sich weiter in Rich-
tung Wald, Lennard, Maurice und Max ver-
suchen Nadine Weinrich zu berzeugen,
dass sie heute unbedingt an ihrer Baum-
Bude bauen mssen, einer kleinen Hhle im
Wald. Das schaffen wir leider nicht alles,
erklrt sie, denn wir mssen ja erst mal
zum Wasserloch hin. Aber nchste Woche
auf jeden Fall.
20 Minuten spter stehen sie vor dem Wld-
chen im Stadtpark. Jan-Erik greift sofort nach
einem Stock und fordert Franz zum Duell auf.
Nicht so wild, ermahnt Netti die Stock-
kmpfer und dirigiert die Kinder weiter.
Fechtkampf und BuntspechteJan-Eriks und Franz Stcke klackern, eine
Amsel singt seine Liebste herbei, als man
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und als ich dann vorzwei Jahren gelesenhabe, dass die naJuehrenamtliche Helfersucht wusste ich, daswill ich machen.
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J etzt steht es schwarz auf wei: SeinName ist Raju, er ist neun Jahre alt.Das Papier in seiner Hand berechtigtihn, nach der fnften Klasse eine weiterfh-
rende Schule zu besuchen.
Raju ist der erste in seiner Familie, der
eine Geburtsurkunde besitzt, und der erste,
der eine Schule besucht. Denn der traditionel-
le Lernort und die Einkommensquelle seiner
Vorfahren war seit jeher der Wald. Sie nennen
sich Batin Sembilan und sind indigene Ein-
wohner eines Gebietes inmitten in eines der
letzten Tieflandregenwlder Sumatras. Dieser
Waldtyp, der zu den artenreichsten der Welt
zhlt, bedeckte einst mit 16 Millionen Hektar
fast die gesamte Insel. Heute sind davon nur
noch etwa 300.000 Hektar brig. Die knapp
100.000 Hektar groe Harapan-Region, aus
der Raju stammt, ist selbst eine Insel gewor-
den in einem Meer von lpalmen.
In einem Meer von lpalmenRaju und die anderen Kinder der Batin Sem-
bilan werden gezwungen sein zu lernen, sich
in einer neuen Welt zurechtzufinden. In die-
ser Welt ist Palml ein Exportschlager. Unter-
nehmen wie Wilmar, Dutapalma oder Sime
Darby roden dafr Jahrhunderte alte Bume
und legen Plantagen an. Indonesiens Wlder
schwinden sogar schneller als befrchtet
und machen das Land nach China und USA
zum drittgrten Treibhausgas-Produzenten.
Allein zwischen 2000 und 2012 gingen
sechs Millionen Hektar Primrwald verloren
ein Gebiet von der Gre Sri Lankas. 2012
berholte die Primrwald-Vernichtung mit
840.000 Hektar sogar das zuvor fhrende
Brasilien (460.000 Hektar). Eine Entwicklung,
bei der Menschen ihre Heimat verlieren,
manche sogar ihr Leben. Auch der Harapan-
Regenwald htte sich schon in Rauch aufge-
lst, wenn nicht ein einzigartiges Projekt ihn
in den vergangenen fnf Jahren beschtzt
htte. >
24 r e g e n W a l d
natursCHutZ heute 3/14
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ABU
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Projekt HoffnungFnf Jahre Wald- und
Klimaschutz in Indonesien.
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Rajus ZukunftIm Rahmen des Harapan-Projektes wurden
3.076 Hektar Wald wiederaufgeforstet und
eine mindestens ebenso groe Flche durch
gelenkte Sukzession restauriert. Es wurde
ein System zur verbesserten Bekmpfung
von Waldbrnden etabliert.
Auch eine Ambulanz wurde eingerichtet,
die jedes Jahr 400 bis 600 Mal besucht
wird und neben der Grund- und Notfall-
versorgung unter anderem fr den
Impfschutz der Kinder sorgt und zu
Themen wie Familienplanung, Hygie-
ne und Malaria-Prvention bert. Fr
Transporte ins Krankenhaus wurde
ein Ambulanz-Wagen angeschafft.
Um die Einkommenssituation der
etwa 100 indigenen Familien zu verbes-
sern, wurden die Familien unter ande-
rem in traditioneller Farnflechterei ge-
schult eine Technik, die ihre Gromtter
und Grovter noch kennen. 50 Kinder der
Bathin Sembilan besuchen zurzeit die vom
Projekt eingerichtete Grundschule, unter ih-
nen auch Raju. Auch beim Flecht-Workshop
ist er gern dabei, dann darf er die Kamera un-
serer Kollegen benutzen und Schnappschsse
machen. Bei unserem Abschied fragt er, ob
wir wiederkommen werden. Was htten Sie
ihm gesagt?
Annika Natus und Tom Kirschey
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natursCHutZ heute 3/14
die generation der gromt-ter und grovter wei noch,wie man aus dem farn, derim Wald wchst, ntzlichegebrauchsgegenstndeflechtet.
Als Hutan Harapan, Wald derHoffnung, ist das Gebiet, dassich ber die Provinzen Sd-Su-matra und Jambi erstreckt, unterKlimaschtzern weltweit bekannt.
Inzwischen wurden in ganz Indonesien
zwlf Lizenzen dieser Art vergeben, weitere
40 warten auf Genehmigung, darunter auch
das Konzessionsgebiet in der Provinz Goron-
talo auf Nord-Sulawesi, wo der NABU jngst
ein weiteres Klimaschutzprojekt im Rahmen
der IKI gestartet hat. Diese Regionen beher-
bergen lngst keine ursprnglichen Wlder
mehr, doch auch der bestehende Sekundr-
wald mit einigen Primrwald-Resten ist un-
glaublich artenreich. Im Harapan-Regenwald
leben unter anderem Sumatra-Tiger, Suma-
tra-Elefanten, Asiatische Wildhunde und
erst vor wenigen Monaten hier entdeckt
mindestens zwei Nebelparder. Bislang wur-
den hier etwa 1200 Tier- und Pflanzenarten
festgestellt.
der neunjhrige raju (mitKamera) ist einer der 50 Kin-der aus indigenen familien,die dank des nabu-Projektesauf sumatra eine schule be-suchen. mehr spa als dieschule macht ihm aber dasfotografieren.
Harapan heit HoffnungHarapan war das Motto des nun auslaufen-
den Klimaschutzprojektes, getragen von NABU,
KfW-Entwicklungsbank, der indonesischen
Partnerorganisation Burung Indonesia und
dem britischen BirdLife-Partner RSPB. Hara-
pan bedeutet Hoffnung. Das Projekt, das
aus Mitteln der Internationalen Klimainitiative
(IKI) des deutschen Bundesumweltministeri-
ums (BMUB) gefrdert wurde, gilt als Leucht-
turm-Vorhaben im Tropenwaldschutz. In nur
wenigen Jahren ist aus dem Motto eine Orts-
bezeichnung geworden: Als Hutan Harapan,
Wald der Hoffnung, ist das Gebiet, das sich
ber die Provinzen Sd-Sumatra und Jambi
erstreckt, unter Klimaschtzern weltweit be-
kannt. 39 Wissenschaftler aus drei europi-
schen und fnf indonesischen Universitten
forschen zurzeit im Harapan-Regenwald.
Lizenz zum SchtzenDer Harapan-Regenwald ist das erste Projekt,
in dem eine Lizenz zur Waldnutzung erprobt
wurde, die Lizenz fr kosystem-Restaura-
tionen (ERC). Hinter der sperrigen Bezeich-
nung verbirgt sich ein Erfolg fr den Natur-
schutz, denn zuvor hatte Indonesien Konzes-
sionen zur Waldnutzung nur fr das Abhol-
zen und die Umwandlung in Agrarflchen
vergeben. Mit der ERC durfte und musste der
Wald nun erstmals erhalten und aufgeforstet
werden.
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SEPA-MandatNABU Naturschutzbund Deutschland e. V., Charitstrae 3, 10117 Berlin Glubiger-Identifikationsnummer DE03ZZZ00000185476 Die Mandatsreferenznummer wird separat mitgeteilt.
Hiermit ermchtige ich den NABU, ab den o. g. Jahresbeitrag von meinem Konto mittels Lastschri einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom NABU auf mein Konto gezogenen Lastschri en einzulsen.
Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.Das Lastschri mandat kann ich jederzeit widerrufen.
Weitere Familienmitglieder (bei Familienmitgliedscha ):
Mitgliedsantrag ausfllen und zurcksenden an: FAX 030.28 49 84-24 50 NABU-Mitgliederservice Charitstrae 3 10117 Berlin
Wir garantieren: Der NABU erhebt und verarbeitet Ihre personenbezogenen Daten ausschlie-lich fr Vereinszwecke. Dabei werden Ihre Daten ggf. durch Beau ragte auch fr NABU-eigene Informations- und Werbezwecke verarbeitet und genutzt. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Verwendung Ihrer Daten zu Werbezwecken knnen Sie jederzeit schri lich oder per E-Mail [email protected] widersprechen.
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Kreditinstitut Kontoinhaber
Ort, Datum, Unterschri des Kontoinhabers
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Als Prmie wurde ausgewhlt: Fernglas Vogeluhr Vogelfutterhaus Einkaufsgutschein Keine Prmie (Gegenwert fliet in NABU-Projekte.)
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Sie haben Fragen? Wir sind fr Sie da!Tel. 030.28 49 84-40 00 [email protected] www.NABU.de
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im dritten abschnitt unseres Heftes ste-hen die tier- und Pflanzenarten des Wal-des im mittelpunkt. neben kurzen mel-dungen gibt es auf den folgenden seitenbeitrge ber artenreiche mikrohabitate,zu spechten und anderen Hhlenbewoh-nern sowie zu prchtigen Waldorchideen.
28 W a l d n at u r
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Wild
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Bodenleben: ein lebendiger boden beherbergtpro Kubikzentimeter zwei milliarden Waldbe-
wohner. in einer Hand voll Walderde steckenalso mehr lebewesen, als menschen auf dererde leben. eine muntere gesellschaft, diesich im Kellergeschoss des Waldes tummelt.neben bakterien, Pilzen und flechten geh-
ren geiseltierchen, amben, Wimpertier-chen, fadenwrmer, springschwnze im
bild ein Kugelspringer , insekten und schne-cken dazu. am fleiigsten sind die regenwrmer,
die wahre schwerstarbeit verrichten. das bis zu 60-fache ihres eigengewichtes knnen sie verschieben,
wenn sie sich metertief durch den boden whlen.
Sie heien Kucki, Richard, Rein-
hard, Franz und Kptn Kuck.
Kaum hatte der kalendarische Som-
mer begonnen hat, verlieen fnf
Kuckucke, die der bayerische NABU-
Partner Landesbund fr Vogel-
schutz (LBV) mit Mini-Satelliten-
sendern ausgestattet hatte, den
Freistaat bereits Richtung Winter-
quartiere.
Zum zweiten Mal treten die
Vgel im Rahmen eines internatio-
nalen Forschungsprojekts die
gefhrliche Reise nach Afrika an.
Besonders gespannt sind die Vogel-
kundler auf den berflug der Saha-
ra. In nur zwei Tagen legen die nur
120 Gramm schweren Vgel dann
mehrere Tausend Kilometer ver-
mutlich ohne Pausen zurck. Im
Gegensatz zu vielen anderen Zug-
vgeln ist der Kuckuck ein Einzel-
zieher, der dabei hauptschlich
nachts f liegt.
Das Reiseziel der LBV-Kuckucke
wird vermutlich wieder in qua-
torial-Afrika liegen. Im letzten
Winter hielten sich viele der baye-
rischen Vgel fr lngere Zeit im
Kongo, der Demokratischen Repu-
blik Kongo und der Zentralafrika-
nischen Republik auf.
Zu den weiteren Arten, die sich
in den kommenden Tagen auf die
Reise begeben, gehrt der farben-
prchtige Pirol. Der Au- und Bruch-
waldbewohner zieht auf breiter
Front Richtung Afrika. Er gehrt
zu den Arten, die von Vogelfang
und Vogeljagd in Sdeuropa und
Nordafrika besonders betroffen
sind.
Tipp: Zum Hhepunkt des herbstli-chen Vogelzugs findet am 4. und 5. Ok-tober erneut das europaweite Bird-watch-Wochenende statt. NABU-Ter-minbersicht unter www.birdwatch.de.
GUTE REISE
Der Vogelzug hat bereits begonnen
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Durch das Fenster beobachten Sie das bunte Treiben in Ihrem Garten, bis Sie eine wundervolle Entdeckung machen ein Rotkehlchen, das sich auf einer Hecke niedergelassen hat. Whrend Sie den NOHLQHQ%HVXFKHUXQGVHLQDXJHQIOOLJHV*HHGHUJHQDXVWXGLHUHQsucht dieser emsig einige passende Zweige, um ein Nest zu bauen. Das CL Pocket von SWAROVSKI OPTIK, ein Kompaktfernglas mit bestem Sehkomfort, berzeugt in solchen Momenten durch einzigartige optische Qualitt und intuitive Bedienbarkeit. Das perfekte Fernglas fr die ganze Familie, immer griffbereit, um den kleinen Wundern der Natur nher zu kommen. SWAROVSKI OPTIK Augenblicke intensiver erleben.
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Der NABU fordert ein Ende der
jhrlichen Gifteinstze gegen die
Raupen des Eichenprozessionsspin-
ners im Wald. Nach derzeitigem
Wissenstand ist eine Wirksamkeit
der Bekmpfungsmanahme mit
dem Pestizid Dipel ES nicht nach-
gewiesen. Zu diesem Ergebnis
kamen auch Experten bei einem
Workshop des Bundesamtes fr
Naturschutz.
Die Massenvermehrung des
Eichenprozessionsspinners ist seit
einigen Jahrhunderten belegt und
ein immer wiederkehrendes Ph-
nomen, das offensichtlich zum
natrlichen Prozess gehrt. Es gibt
keine Waldbestnde, die auf Grund
des Eichprozessionsspinners abge-
storben sind. Durch die Gifteinstze
knnen jedoch bis zu 200 Schmet-
terlingsarten betroffen sein. Die
Wirkung der Pestizidbehandlung
auf Vgel, Fledermuse, aber auch
Kleinsuger, die die vergifteten Rau-
pen oder Schmetterlinge fressen,
sind bisher nicht geklrt.
Die Raupen des Eichenprozes-
sionsspinners fressen Eichenblt-
ter, was zu forstlichen Schden
fhren kann und die Brennhaare
der Insekten stellen eine Gesund-
heitsgefahr fr den
Menschen dar, weil
sie Hautreizungen
und allergische Re -
aktionen auslsen
knnen.
Zum Schutz des
Menschen spricht
sich der NABU des-
halb in Siedlungsbe-
reichen fr mecha-
nische Verfahren,
wie dem Absaugen der Raupennes-
ter aus. In den betroffenen Wald-
gebieten mssen Warnhinweise
angebracht und wo ntig Zugangs-
verbote ausgesprochen werden.
Per einstweiliger gerichtlicher Ver-
fgung hat der NABU Brandenburg
immerhin erreicht, dass dort in
Schutzgebieten kein Gift ausge-
bracht werden darf.
W a l d n at u r 29
EICHENPROZESSIONSSPINNER
Auf die Giftspritze verzichten
Platzhirsch: ab mitte september kmpfen die rothirsche um die Herrschaft im ru-del. Wer am lautesten rhrt, hat schon viele rivalen ausgeschaltet und mchtig inder gunst der damen gewonnen. fhrungen zur Hirschbrunft bietet der nabu un-ter anderem im duvenstedter brook am rande Hamburgs und im sdbrandenbur-gischen naturparadies grnhaus an. termine in der online-ausgabe.
W. R
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pa/Z
B/P
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Parasiten machen sich die Krper-
substanz ihrer Wirte zunutze, fres-
sen sie oft am lebendigen Leib auf.
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