Mut zur Moderne - diamond-yachts.de lisch wie der Fünf-Uhr-Tee. Und das Publi-kum erst! Zu...
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Mut zur Moderne hanseYachts erfindet mit der Moody 45 Ds das fahrtenschiff neu. und polarisiert mit einem ebenso konsequenten wie gewagten Design. Yacht-redakteur Meinert Matzek konnte den innovativen Entwurf bei der Premiere in England zwei tage lang erproben. Exklusiv-test
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Mut zur Moderne hanseYachts erfindet mit der Moody 45 Ds das fahrtenschiff neu. und polarisiert mit einem ebenso konsequenten wie gewagten Design. Yacht-redakteur Meinert Matzek konnte den innovativen Entwurf bei der Premiere in England zwei tage lang erproben. Exklusiv-test
eigenwillige erscheinung:
Von achtern wirkt das Boot wie eine Kreuzung aus Kat
und Motoryacht
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Britischer geht’s nicht. Das Wetter windig und wechselhaft. Der Ort vom Mantel der Yachthistorie um-
weht. Konstrukteur und Designer so eng-lisch wie der Fünf-Uhr-Tee. Und das Publi-kum erst!
Zu Hunderten flanieren Eigner und Seg-ler am Premierensteg auf und ab, getrieben von einer Neugier, die gerade noch von der angeborenen Höflichkeit im Zaum gehalten wird. Es sind Menschen, die seit Jahren und Jahrzehnten mit Moody verbunden sind – jener Marke, die hier mit typischem Under-statement ihren Neuanfang zelebriert.
So passt alles zusammen an diesem lan-gen Wochenende Anfang März in der Swan-wick Marina von Southampton. Nur das Boot nicht, um das es eigentlich geht. Die Moody 45 DS ist – ganz und gar unbritisch – „made in Germany“.
Sie stammt von der HanseYachts AG in Greifswald und markiert dort die mutigste Neuentwicklung in der noch jungen Firmen-geschichte. Kantig, modern, reduziert wie die anderen Yachten des Hauses. Aber von einem mächtigen Aufbau gekrönt, der eher an einen Katamaran oder eine Motoryacht erinnert als an ein Segelschiff – und der nichts, aber auch gar nichts mit bisherigen Moody-Modellen gemein hat.
Weshalb die 45 DS nicht nur die viel-leicht innovativste Serienyacht des Jahres ist, sondern auch ein spannendes Experiment. Gelingt HanseYachts damit die Wieder-belebung der Marke, die sie vor einem Jahr
übernommen hat? Und werden Segler, zu-mal die angestammte Moody-Klientel, den Schwenk in Stil und Design mitmachen?
Konsequenter NeubeginnDass er der Tradition verhaftet wäre, kann man Werftchef Michael Schmidt jedenfalls nicht nachsagen. Er hat sich bei Moody für einen geradezu radikalen Neuanfang ent-schieden.
Zwar stammen die Linien unverändert von Bill Dixon, der ganze Generationen von Moodys gezeichnet hat. Geblieben ist auch der Fokus auf Komfort und Langfahrttaug-lichkeit, der die Boote aus Southampton von jeher auszeichnet. Mehr als dieser Marken-kern aber blieb nicht erhalten. Und das ist womöglich gut so.
Um Moody nämlich war es arg ruhig ge-worden. In besseren Zeiten hatte sogar das Königshaus bei dem fast 180 Jahre alten Be-trieb geordert. Nachdem dieser mehrfach den Eigentümer gewechselt hatte, wurde die dümpelnde Bootsproduktion in Südengland 2006 jedoch vollends eingestellt. Zu gering die Rendite, zu komplex die Weiterentwick-lung. Dennoch behielt der Name unter Eig-nern bis heute einen besonderen Klang.
HanseYachts bringt nun all das ein, was den Briten zuletzt am meisten fehlte: Kapi-tal, Effizienz, Marketing-Know-how, Pro-dukt-Innovation. Und den Mut zu polarisie-ren. Denn das tut die 45 DS.
Das Interesse bei der Weltpremiere im beschaulichen Southampton, fernab des großen Messetrubels, war entsprechend groß, gab es doch bis dato lediglich eine Computeranimation von dem Neuling zu sehen. Geplant war der Schritt an die Öffent-lichkeit ursprünglich schon im Januar, zur London Boat Show und zur boot in Düssel-dorf. Das scheiterte jedoch am Veto von Garry Rossall. Der aus England stammende Leiter der technischen Entwicklungsabtei-lung, der zuvor für Oyster gearbeitet hatte, wusste sich gegenüber Werftchef Schmidt durchzusetzen: Das Schiff sei noch nicht reif für die Präsentation.
Am 1. März aber, zwei Monate später, liegt die neue Moody am Schwimmsteg der Swanwick Marina. Sie bietet einen beeindru-ckenden Anblick. Der hochbordige Rumpf wirkt messerscharf geschnitten, darüber ein massiger Aufbau mit großen Scheiben und einer langgestreckten Dachpartie, die das Cockpit bis zu den Steuerständen überragt. Es dauert, bis man sich mit diesem Bild ver-traut gemacht hat. Zu flächig, zu ungewohnt erscheint die Yacht, obwohl sie in der Realität kompakter aussieht als auf Fotos.
Das meinen auch Mitglieder der Moody Owners Association. In dieser Interessen-gemeinschaft haben sich mehr als 1200 Eig-ner zusammengefunden, die einen inten-siven Austausch pflegen. Sie waren als Pre-mierengäste geladen, und viele von ihnen kamen, auch von weit her. Neil Eccles, der neue Kommodore der Eignergemeinschaft, gibt unumwunden zu, dass er anfangs Be-denken hatte: „Als wir vom Verkauf der Mar-ke hörten, haben wir uns natürlich gefragt: Welche Position hat Hanse im Markt? Wird die Bauqualität das Niveau behalten, das wir von Moody gewohnt waren?“ Nachdem
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Das große faltbare schiebedach fungiert als Regenschutz und Bimini-ersatz
»Der Schlüssel zur Moody 45 DS ist das Prinzip des Lebens auf einer
Ebene. Damit verkörpert das Boot das Deckssalonkonzept von morgen und setzt neue Komfortmaßstäbe«
Bill Dixon, Yachtdesigner, zeichnet bereits seit fast 30 Jahren für die Marke
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Der scharfe, leicht eingezogene steven bewirkt, dass sich der Rumpf trotz seiner großen Breite nicht in der Welle feststampft
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»Alles im Leben ändert sich. Auch Aussehen und Funktion von Deckssalonyachten. Mir gefällt das neue Konzept. Ich glaube, das Schiff wird Erfolg haben«David Moody, Bootsbauer und Enkel des Werftgründers
Der wuchtige Aufbau und das voluminöse Heck sind kennzeichnend für das schiff. sie schaffen die Voraussetzung für den gewaltigen Lebensraum
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er die 45 DS gesehen hat, sind diese Beden-ken verflogen: „Was wir auf dem neuen Schiff vorgefunden haben, lässt uns die Angelegen-heit entspannter sehen.“
Das Besucherecho klingt generell sehr positiv. Das mag teils daran liegen, dass die Engländer ein höfliches Volk sind. Doch es ist mehr als Nettigkeit, die aus den Kommen-
taren spricht. Viele Interessenten verbringen Stunden an Bord, setzen sich intensiv mit Detaillösungen und Konzept auseinander. Ein englischer Fachjournalist wird später von einem „warm welcome“ sprechen – einer herzlichen Begrüßung.
Das verwundert fast angesichts der so ganz ungewohnten Formensprache des Ent-wurfs. Doch wird bei eingehender Beschäf-tigung mit der Moody schnell deutlich: So-bald man seine eigenen Vorbehalte gegen-
über dem äußeren Erscheinungsbild erst einmal beiseitegeschoben hat und sich mit der Funktionalität des Konzepts auseinan-dersetzt, ändert sich die Perspektive. Unver-sehens erscheint sinnvoll, ja fast zwingend logisch, was man eben noch als ästhetische Entfremdung empfand. Man muss sich nur verdeutlichen, wofür dieses Schiff eigentlich
entworfen wurde. Dann gelangt man schnell zu der Überzeugung, dass Bill Dixons Abkehr von den gewohnten Moody-Linien das Boot tatsäch-
lich näher an seine Herkunft und Bestim-mung bringt.
Es ist ja so: Wer heute ausgedehnte Törns plant, möchte es doch so angenehm wie möglich haben. Je komfortabler, desto bes-ser. Der erfahrene Blauwassersegler Bobby Schenk ist zu dem Resümee gelangt, dass 20 Prozent der Zeit gesegelt wird, die restlichen 80 Prozent verbringt man im Hafen oder vor Anker. Für dieses Nutzerprofil aber sind viele Yachten nur bedingt geeignet.
Hier spielt die Moody 45 DS ihre Trumpf-karte. Das Gesamtkonzept zielt in erster Li-nie darauf ab, den Aufenthalt an Bord be-quem zu gestalten. Dafür hat Dixon ein Prin-zip entlehnt, das Dufour vor zehn Jahren bei den Modellen der Atoll-Reihe anwandte: „Le-ben auf einer Ebene“ (s. Kasten S. 81).
Was heißt das? Etwa drei Viertel aller Be-wegungen an Bord erfolgen zwischen Cock-pit, Salon, Pantry und Navigation. Die Wege in Kammern und Toiletten beschränken sich dagegen auf das absolut Notwendige. Des-halb arrangierte der Konstrukteur den Decks-salon als Deckshaus und versammelte in diesem „Hochparterre“ alle zentralen Funk-tionsbereiche. Das Treppauf, Treppab auf herkömmlichen Yachten reduziert sich bei diesem Raumkonzept auf ein Minimum.
Mehr noch: Auch die Wahrnehmung der Umgebung intensiviert sich. Wie in einem Hochsee-Katamaran werden Salon, Pantry und Navi zu Logenplätzen – freie Sicht nach draußen inbegriffen. „Hier muss man nicht mehr länger im U-Boot leben“, formulierte es einer der Besucher treffend. Weil man ge-
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Das Boot überzeugt vor allemvon innen heraus und durch seine sehr hohe funktionalität
Viel Licht, Luft und räumliche Weite: Der salon mutet an wie ein Appartement mit Veranda und seeblick
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nauso gut hinein- wie hinaussehen kann, sind in die Fensterrahmen integrierte Falt-rollos gleich in der auch sonst sehr umfang-reichen Serienausstattung enthalten.
sicherheit auf seeDas Deckshaus ist trotz aller Großzügigkeit so gestaltet, dass man sich auch unter Segeln und bei Krängung noch sicher darin bewe-gen und aufhalten kann. Neben dem langen, robusten Handlauf unter der Decke gibt es ausreichend Möglichkeiten, sich an den mas-siven Schlingerleisten der Einbauten festzu-halten. Das Längssofa eignet sich nach dem Entfernen der Rückenlehnen hervorragend als Seekoje. Eine werftseitige Vorbereitung für das Anbringen von Leesegeln wäre be-grüßenswert.
Dank der großen Breite wird es im Salon selbst dann nicht zu eng, wenn sich die ge-samte Crew von maximal sechs Personen darin versammelt. Platz zum Sitzen hat sie dort allemal, jedoch ist der auf 65 mal 120 Zentimeter aufklappbare Tisch deutlich zu schmal geraten, um dem Ambiente entspre-chend aufdecken zu können. Raum für eine größere Platte wäre vorhanden.
Die L-förmige Pantry gegenüber ist funk-tionell gestaltet und verfügt über ausrei-chend Arbeitsfläche (Corian) und Platz für Pütt un Pann. Allerdings reicht die Staukapa-zität für eine umfangreiche Bevorratung auf längeren Fahrten nicht aus. In diesem Fall muss man an Bord andere Plätze vorberei-
ten und nutzen. Mehr als genug Raum dafür steht in den riesigen Backskisten zur Ver-fügung. Hier wäre auch Platz für eine weitere Eisbox, in der sich Tiefkühlkost lagern ließe. Der serienmäßige Kühlschrank ist ausrei-chend groß für Revierfahrt, nicht aber für Ozeanpassagen.
Insgesamt gibt es schon bei der Baunum-mer 1 kaum Anlass zu grundlegender Kritik. Das spricht für den relativ langen Reifepro-zess, den das Modell vom ersten Entwurf bis zur Präsentation durchlaufen hat.
Entwicklungschef Garry Rossall hat in Southampton zwar eine ganze Reihe verbes-serungswürdiger Punkte auf seiner Liste ver-merkt, darunter den halbkardanisch aufge-hängten Gasherd, der nur um maximal zehn Grad in Querrichtung ausschwingen kann – viel zu wenig für den Betrieb auf See. Doch handelt es sich dabei wie bei anderen Män-geln um Details, die bis zum Serienanlauf problemlos zu beheben sind.
Die Navigation mit ihrem 98 mal 58 Zenti-meter großen Kartentisch liegt an Backbord vor der Pantry. Sie ist auf das Notwendigste beschränkt. Platz für Einbaugeräte ist vor-handen. Mehr als eine Zweitsteuerung für den Autopiloten, Funkgerät und Kartenplot-ter wird man aber kaum unterbringen. Dafür gibt es beste Rundumsicht.
Residenz unter segelnAlles in allem lebt es sich auf der Moody 45 DS wie in einem kleinen Appartement. Die Belüftung ist dank der großen, in mehreren Stellungen arretierbaren Schiebetür, der Lu-ke in der Frontscheibe und vier kleineren Luken im Kabinendach auch für warme Ge-filde ausreichend. Unter tropischen Bedin-gungen empfiehlt sich die Benutzung der optional erhältlichen Fensterpersenninge von außen.
Nur vier Stufen führen hinab zu einem kleinen Flur im Bereich der Kammern unter Deck. In der Seitenwand des Niedergangs ist das E-Paneel mit seiner tadellosen Installa-tion eingebaut. Hier fehlte beim Prototyp ei-ne Abdeckklappe, da man bei heftigem See-gang leicht gegen die Sicherungsautomaten fallen und unbeabsichtigt Verbraucher ein- oder ausschalten kann.
Die Hocker lassen sich in zwei Positionen fixieren und bieten zusätzlich stauraum
edle Holzpaneele anstatt funktioneller Kunststoffflächen in der großen Nasszelle
Der Vorschiffsaufbau kommt dem Raum-gefühl in der eignerkammer zugute
eine Marke mit Traditionsechs Generationen lang war Moody synonym für soliden Yachtbau
„The Moody Legacy“ von David
Moody, 35 euro, IsBN 978-
0948 646 850; orders@nautical-
books.co.uk
keimzelle für die englische Werftdynas-tie war ein winziger streifen land am
ufer des hamble river vor den toren south-amptons. firmengründer John Moody erwarb ihn 1830 für 25 Britische Pfund und begann dort mit Bootsreparaturen und dem Bau klei-nerer fischerjollen. Daraus entstand die heu-tige Marina swanwick. Die Werft selbst gibt es nicht mehr. landläufig heißt der ort aber immer noch „bei Moody“, sogar in den Ver-kehrsnachrichten. Über sechs Generationen hat der Betrieb tausende von Yachten aus holz und Gfk gefertigt, bis 2006 das vor-
läufige Ende kam. David Moody, ein nach-fahre des Gründers, hat die Werftgeschichte akribisch dokumentiert, die hanseYachts mit der neuen 45 Ds jetzt fortsetzt.
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Wie schon bei der Hanse-Serie bietet die Werft zahlreiche Ausbau-Optionen. Das Testschiff verfügt über zwei Gästekammern. Die Koje in der Backbordkabine misst nur 1,15 Meter in der Breite. Das reicht allenfalls für zwei Kinder oder einen Erwachsenen. Al-ternativ kann man hier auch ein kleines Büro ordern. Deutlich mehr Platz für ein längeres „Gastspiel“ bietet die Steuerbordkammer mit ihrer Querkoje, wobei auch diese mit 1,35 Meter Breite nicht gerade üppig ausfällt.
Vor den Gästekabinen liegen die beiden Nasszellen. An Backbord das sehr komfor-table Bad mit separatem Duschabteil für die Eignerkammer, das nur von dort aus zu er-reichen ist, an Steuerbord das etwas kleinere, aber ebenfalls gut ausgestattete Gäste-WC. Beide Räume fungieren auch als akustische Abschottung der im Bug platzierten Eigner-kabine. Diese verfügt über ein gut dimen-sioniertes, als Doppeltrapez geformtes Bett, ausreichend Schrank- und Stauraum, ein kleines Schreibpult sowie genug Stehfläche, um sich auch mal zu zweit in dem Raum auf-halten zu können. Beherrschender Clou ist hier das Lichtband – ein in ganzer Länge des Kabinendachs durchlaufendes Fenster mit integrierten Faltrollos als Sicht- oder Licht-schutz, das an der Vorderwand des Aufbaus in eine große, höchst effektive Lüftungsluke mündet.
Der gesamte Holzausbau erfolgt in Maha-goni (gegen Aufpreis auch in amerikanischer Kirsche) und zeigt sich im Prototyp von ma-
kelloser Qualität – die Tischlerarbeiten wie die Lackierung. Überhaupt weiß die Moody 45 mit erstklassiger Fertigung zu glänzen. Mit Dichtungsmasse zugekittete Spaltmaße sucht man vergebens, alles passt und fügt sich so zusammen, wie es konstruktiv ge-dacht war. Das zeugt von einer sorgfältigen Bauausführung und -überwachung in allen Gewerken.
souveräne LeistungenUnd wie verhält sich die englisch-deutsche Koproduktion auf dem Wasser? Unter Ma-schine ausgesprochen komfortabel. Der Mo-tor des Testboots, mit 110 PS sehr üppig di-mensioniert, arbeitet bei Marschfahrt relativ leise; Standard sind 75 PS, die allemal aus-reichen. Bedient wird er mit elektronischen Schalthebeln (Option) an beiden Steuer-säulen sowie einer dritten Einheit innen am Navi-Platz. Mit einem dreiblättrigen Faltprop von Gori bringt der Yanmar-Diesel die 14 Tonnen verdrängende Yacht zügig in Fahrt und bewältigt den Notstopp in zehn Sekun-den auf einer Rumpflänge.
Die Manövriereigenschaften auf engem Raum lassen erwartungsgemäß zu wünschen übrig, fehlt doch aufgrund der Doppelruder-anlage der direkte Schraubenschub auf das Ruderblatt. Abhilfe schaffen ausfahrbare Querstrahlruder an Bug und Heck. Eine Op-tion, die zwar mit 26 000 Euro zu Buche schlägt, aber trotzdem einige Überlegungen wert ist, bedenkt man den hohen Windwider-stand des Bootes und die fehlende Scheuer-leiste. Mit den beiden Maxpower-Strahl-rudern lässt sich die Moody zentimetergenau auch in engen Häfen navigieren.
Auf dem Solent empfängt uns beim Test recht frischer Wind, wie gemacht für die Er-probung eines ausgewiesenen Seeschiffs. Rasch brist es auf 5 bis 6 Beaufort auf, die für eine so zügige Fahrt sorgen, dass wir spätes-tens jetzt den Begriff „Motoryacht“ endgültig aus dem Vokabular streichen. Auch die Be-zeichnung Motorsegler wäre absolut fehl am Platz. Die Moody 45 wird ihrem Anspruch als gut segelnde Langfahrtyacht vielmehr voll gerecht.
Unbeirrt zieht sie ihre Spur und zeigt selbst bei Krängungswerten von 30 Grad dank der Doppelruderanlage nicht den ge-ringsten Ansatz zum Sonnenschuss. Mit
Der robuste Handlauf entlang des Kabi-nendachs gibt sicherheit bei seegang
Das im Cockpitboden integrierte Wasch-bord ist blitzschnell in stellung gebracht
Zum Fieren der Badeplattform müssen achtern zwei Klappen geöffnet werden
Wer im Deckshaus sitzt, bleibt beim segeln trotzdem voll am Geschehen beteiligt
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Herr schmidt, warum haben sie mit der Traditionsmarke Moody eine dritte Produktlinie neben Hanse und Fjord-Motorbooten ins Programm genommen? Das hat strategische Gründe. hanse hat sich als trendsetter im Volumenmarkt für Performance-cruiser durchgesetzt. Mit Moody möchten wir einen völlig anderen Bereich erschließen, nämlich traditionelles Blauwassersegeln.
Wird Moody im Unternehmen eigenständig bleiben? Wir meinen, eine klare Markentrennung ist für uns und die kun-den besser. hanse steht für Performance-cruiser und ein gutes Preis-leistungs-Verhältnis, Moody für „tradition on the sea“.
Warum sind sie mit dem neuen Konzept so radikal vom gewohnten alten erscheinungsbild abgewichen? Das konzept ist das gleiche geblieben. nur das aussehen hat sich geändert – um die funktion zu verbessern. Das möchte ich deutlich hervorheben: früher haben alle versucht, Deckssalon-yachten zu bauen, aus denen man rausgucken konnte. Das war’s. Mittlerweile haben sich aber die Design-Möglichkeiten verändert. heute kann man schiffe bauen, die trotz ihrer immensen Breite noch halbwegs vernünftig segeln, ohne dass sie ständig in die sonne schießen. und diese Entwicklungen versuchen wir, immer konsequent zu nutzen. Dabei habei wir uns in der funktion dem genähert, was die leute eigentlich immer schon gewollt haben: licht, sicht und ein leben auf einer Ebene.
Welche Modelle sind für die Zukunft geplant? Wir werden die Produktpalette von 36 bis 60 fuß komplett aus-bauen. sie wird neben hanse ein wichtiges standbein sein, nur mit völlig anderem aussehen und anderer technik.
Wird es in Greifswald eine eigene Fertigung geben? Wir bauen für unsere Motorbootmarke fjord und für Moody ge-rade eine neue Werft in Greifswald, wo die schiffe nach kunden-wunsch mit verschiedenen Einrichtungsvarianten gefertigt wer-den. Der Markt verlangt heute solche individuellen lösungen.
»Wir bauen die Reihe von 36 bis 60 Fuß komplett aus«hanseYachts verfolgt mit der Marke Moody ehrgeizige ziele. Die 45 Ds ist nur Vorbote einer breit ange-legten Produktpalette, verrät der Werftchef im Interview
Michael schmidt, Gründer und Vorstandschef
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Konstrukteur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bill DixonCe-entwurfskategorie . . . . a (hochsee)Rumpflänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13,72 mLWL (Wasserlinienlänge) . . . . . 12,93 mBreite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4,57 mTiefgang/alternativ . . 1,99 m/(in Vorber.) Theor. Rumpfgeschw. . . . . . . . . . . . . . 8,7 knGewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13,6 tBallast/-anteil . . . . . . . . . . . . . . . . 4,3 t/32 %Masthöhe über Wasserlinie . . 21,57 mGroßsegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60,5 m2
selbstwendefock (90 %) . . . . . . 45,5 m2
Maschine (Yanmar) . . . . . . 55 kW/75 PsKraftstofftank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 x 300 lFrischwassertank . . . . . . . . . . . . . . . 2 x 400 lFäkalientank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 x 50 l
Rumpf- und Decksbauweise rumpf in Epoxidbauweise unter Einsatz von Prepregs und corecellschaum, unter Wärmeeinfluss nachgehärtet; Deck aus Gfk-sandwich mit Balsakern; für die rumpf-Deck-Verbindung wurden die bei-den süllhälften mit Epoxid verklebt
Grundpreis ab Werft . . . . . . 398 650 eurostandardausrüstung 2: Motor, segel, schoten, reling, Positions-laternen, Bat-terie, kompass, Polster, Pantry/kocher, E-kühlfach, lenzpumpe, Wc (1 x elektr.), segelkleid, anker/kette, fender, fest-macher, feuerlöscher, fäkalientank mit absaugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl. Feuerlöscher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 EuroAntifouling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2856 Eurosegelklare Übergabe . . . . . . 4046 EuroPreis segelfertig 2 . . . . . . 405 702 euro Darüber hinaus im Preis enthalten Elektr. schotwinschen, teakdeck, schwenk-barer ankergalgen, versenkbare klampen, außendusche, lED-Positionslampen, ra-dio mit cD/DVD/MP3, heckplattform
Generelle Garantie . . . . . . . . . . . . . . 2 JahreGarantie gegen Osmose . . . . . . . 2 Jahre
WeRFT hanseYachts aG, salinenstr. 22, 17489 Greifswald; tel. 03834/57 92-0; www.hanse-yachts.com; www.moodyboats.com
VeRTRIeB hVG (hanseYachts Vertriebs-gesellschaft); tel. 03834/55 77 12
Aufpreis für Komfort-Ausstattung 2 Leinenverstellb. Holepunkte . . . entfälltTraveller mit Leinenführung . . . . entfällt elektrische Ankerwinsch . . . . . . . . . . inkl.Rohrkicker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl.Achterstagspanner . . . . . . . . . . 1000 Eurospringklampen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl.sprayhood . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . entfälltTeak im Cockpit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl.UKW-Funkgerät . . . . . . . . . . . . . . . . 850 EuroLogge und echolot . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl.Windmessanlage . . . . . . . . . . . . 1620 EuroAutopilot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4800 EuroLadegerät . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl.Landanschl. m. FI-schalter . . . . . . . . inkl.230-Volt-steckdose (acht) . . . . . . . . . inkl.12-Volt-steckd. in der Navi . . . . . . . . inkl.Heizung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6783 EuroDruckwassersystem . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl.Warmwasser-Boiler . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl.Dusche WC-Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl.Cockpitdusche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl.
Komfortpreis 2 (inklusive Yacht-kom-fort-Paket oben) . . . . . . . . . . . . 426 455 euro
AUssTATTUNG UND PReIse inkl. Mwst.MessWeRTe
segelleistungen ohne abdrift und strom
2 kn 4 kn 6 kn 8 kn 10 kn
Windgeschw.: 20–22 kn (5–6 Bft.), Wellenhöhe: ca. 0,75–1,0 Meter
Am Wind (ca. 45 Grad) 6,8 kn
60 Grad Windeinfall 7,8 kn
90 Grad Windeinfall
120 Grad
180 Grad
9,0 kn
7,9 kn
6,7 kn
Knapp Komfortabel Üppig
Kojenmaßeeignerkam. 2,00 x 1,40/1,10 m
Gästekammer Bb 2,00 x 1,15 m
Gästekammer stb
salon
2,00 x 1,35 m
2,00 x 0,70 m
Knapp Komfortabel Üppig
stehhöheeignerkammer 1,96 m
salon (Mitte) 1,93 m
Nasszelle (eignerkammer)
Gästekammerrn
1,98 m
1,87 m
Leise Normal Laut
schalldruckCockpit 76 dB(A)
salon 74 dB(A)
Gästekammern
eignerkammer
72 dB(A)
65 dB(A)
Gemessen in Marschfahrt (80 % der höchstdrehzahl): 7,8 kn, 2600 min -1
Y-BeWeRTUNG
Gelungener start in eine neue Dimension des Fahrtensegelns mit sehr komfortabler Ausstattung, hochwertiger Bauweise und einem immensen Lebensraum
Konstruktion und Konzept
Åaufwändige Bauweise
ÅViele unterschiedliche ausbauvarianten
ÍGewöhnungsbedürftiges aussehen
segelleistung und Trimm
ÅGutmütiges segelverhalten
ÅEinfache handhabung
Ízu wenig tuch für leichten Wind
Wohnen und Ausbauqualität
Årichtungsweisendes Wohnkonzept
Å Insgesamt riesiges stauraumangebot
Ízu kleine kojen in den Gästekammern
Ausrüstung und Technik
Åkomplette, hochwertige ausstattung
ÅGute technische Installationen
Íhandling des ankergalgens zu schwer
1 Dimensionslose zahl. Berechnung: 2√s/3√V. Je höher der Wert, desto mehr segelfläche (s) hat das schiff in relation zur Verdrängung (V) 2 Gemäß Yacht-Definition
Cruiser Cruiser/Racer Racer
sTZ1 4,3
Potenzial
Die eher mäßige segeltragezahl wird durch die selbstwendefock verursacht, leichtwindsegel sind also angesagt
Knapp Durchschnittlich Üppig
stauraumeignerkammer 840 l
Gästekammern 1000 l
Nasszellen
salon/Navi/Pantry
400 l
1000 l
Backskisten
Gesamt
6500 l
9750 l
Die Moody bietet unter Deck viele Varianten. sie wird auf Wunsch mit Liftkiel geliefert
Eigner können ausbau und ausstattung individuell beeinflussen
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einem konventionellen Mittelruder wäre das Verhalten nicht annähernd so gutmütig. Konstrukteur Bill Dixon hat seine Sache her-vorragend gemacht.
Um etwas Lage aus dem Schiff zu neh-men, binden wir mithilfe des Einleinensys-tems das erste Reff ein. Dabei zeigt sich ein kleines prinzipbedingtes Manko des Cock-pit-Layouts: Alle Fallen, Leinen und Strecker sind seitlich am Aufbau vorbei nach achtern auf nur je eine elektrische Winde umgelenkt. Müssen gleichzeitig zwei Enden auf der glei-chen Seite mit Winschunterstützung geholt oder gefiert werden, ist man gezwungen, ei-ne Leine quer übers Cockpit zur anderen Trommel umzulenken. Keine große Affäre, aber im Einhandbetrieb umständlich.
Mit einem Reff im Groß zieht die Moody komfortabler ihre Bahn, ohne langsamer zu werden. Unter den gegebenen Bedingungen lernt man, eine Selbstwendefock zu lieben, selbst wenn das Schiff damit bei leichterem Wind die Geschwindigkeitserwartungen nicht ganz erfüllt, wie wir zwei Tage zuvor bei einem Probeschlag feststellen mussten. Für solche Windverhältnisse empfiehlt sich unbedingt die Anschaffung eines modernen Leichtwindsegels im Bergestrumpf oder auf der mobilen Rollanlage.
Insgesamt bietet die Neue mit dem stili-sierten Doppelsegel als Logo gute und gut-mütige Segeleigenschaften. Der Wendewin-kel von knapp 90 Grad ist für ein Schiff dieser Art unter den Gebenheiten in Ordnung, zu-
mal die Fock nicht optimal bemessen und geschnitten war. Mit besseren Segeln ist si-cher noch mehr Höhe drin.
Die 45 DS setzt relativ weich in die See ein. Am Wind nimmt sie aber schnell mal den einen oder anderen Schauer an Deck, der dann durch das hohe Schanzkleid bis nach achtern geleitet wird, weil mittschiffs Speigatten fehlen. Bei schwerem Wetter ge-genan wird es recht nass um die Steuerstän-de, da das Wasser auch in Luv entlang des Aufbaus dorthin gelangt.
Zeigt im Hafen das Raumkonzept seine Stärken, so beweist sich unter Segeln nun das Deckslayout. Die 30 Zentimeter hohe Schanz vermittelt zusammen mit der festen
Reling ein hohes Sicherheitsgefühl beim Aufenthalt außerhalb des Cockpits. Die Ar-beitsplätze des Steuermanns sind bequem und erlauben ausreichend gute Sicht durch den Aufbau nach vorn oder in die Segel. Le-diglich bei Hafenmanövern muss der Ruder-gänger auf seine Sitzbank steigen, um den nötigen Überblick zu behalten. Beim An-legen in der Box empfiehlt sich ohnehin der Rückwärtsgang, denn an Bord gelangt man besser über die Heckplattform. Über den Bug wird es selbst mit einer Leiter schwierig, weil man nicht an den zu weit hinter der Roll-anlage liegenden Bugkorb greifen kann.
Mutiger VersuchDie 45 DS tritt vom Anspruch her in der obe-ren Liga gegen Contest 45 CS, Etap 46 DS oder Wauquiez 47 PS an; zum erweiterten Wettbewerb zählen aber auch Yachten von Hallberg-Rassy, Najad, Nauticat oder Regina af Vindö. Im Vergleich dazu ist die Moody mit einem Preis von 424 000 Euro günstig.
Ja, sie polarisiert. Und ja, die gesamte Konkurrenz ist überwiegend konservativer gestaltet. Wer aber auf der Suche nach einem konsequent ausgelegten Fahrtenschiff ist und allein aus Geschmacksgründen an der Moody 45 DS vorübergeht, handelt mögli-cherweise gegen seine Interessen. Sie ist ei-nen Versuch wert.
Das 30 Zentimeter hohe schanzkleid und die feste Rohrreling vermitteln sicherheit
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Monomaran nannte die französische Werft ihre atoll 43 – ein Mix aus Mono-
hull und katamaran. sie war konsequent auf den chartermarkt zugeschnitten, setzte sich aber nicht durch. Das schiff verfügte vorder-gründig über nahezu identische Designkom-ponenten wie die Moody 45 Ds: zwei steuer-stände, großes überdachtes cockpit und die funktionsbereiche auf gleicher Ebene. auch die Maße waren ähnlich, wobei es der atoll etwas an Breite fehlte. Das und die insge-samt eher kalte kunststoff-atmosphäre des Interieurs erschienen jedoch so gewöhnungs-
bedürftig, dass sie einer schnellen Verbrei-tung entgegenstanden. obwohl sich viele charterkunden von dem konzept vor allem in warmen revieren überzeugt zeigten, wurde die serie rasch eingestellt.
Alles schon mal dagewesenVor zehn Jahren entwickelte Dufour ein ganz ähnliches konzept