Mitteschön Magazin - Ausgabe 11
-
Upload
vollstrudel-gmbh -
Category
Documents
-
view
249 -
download
7
description
Transcript of Mitteschön Magazin - Ausgabe 11
NEUES AUS BERLIN MITTE
Ausgabe 11, Juli 2011
BERLINER MODE:DIE NÄCHSTE GENERATION
INTERVIEW MIT DANIELLE DE PICCIOTTO
PORTRÄT: ROBERT WILSON
Mittes Monatsheft!
GETDRESSED
DEUTSCH + ENGLISH
Editorial 3
MITTE INS HERZ
Dass wir uns in dieser Ausgabe etwas ausführlicher dem Thema Mode widmen, dürfte anlässlich der Fashion Week nicht überraschen. Allerdings geht es dabei um weit mehr, als nur die neuesten Klamotten der angesagtesten Desi-gner. Zum Beispiel um die Verbindung von Mode und Musik, seit den Anfängen der Popkultur ein Paar, das Hand in Hand geht, heiß flirtet und so manche wilde Party feiert. Zuweilen treibt diese Verbindung allerdings auch seltsame Blüten, wie wir in dieser Ausgabe zeigen.
Die amerikanische Musikerin, Modedesignerin und Multimediakünstlerin Danielle de Picciotto lebt seit 1987 in der Stadt. In unserem Interview schildert sie ihre Sicht von der Berliner Undergroundszene in letzten drei Jahrzehnten. Wir zeigen euch, was der hiesige Designer-Nachwuchs so treibt und nehmen euch mit zum YUU Shop in der Stein-straße. Auch die Mitte-Muttis entdecken die Modewelt für sich und machen sich auf die Suche nach den besten Lä-den, um kleine Mittemenschen auszustatten.
In unserer Reihe Berliner Gesichter stellen wir euch Schuhmachermeisterin Hendrikje Ehlers vor. Sie erzählt über ihre Arbeit in der Schuhmacherei des englischen Königshauses und erklärt, was die Sinnlichkeit ihres Berufs aus-macht.
Viel Spaß dabei!
Eure MitteSchön-Redaktion
Eigentlich hatte Marc es immer gehasst, eine Kamera mit sich herumzutragen, wenn er unterwegs war. Das änderte sich
schlagartig vor ein paar Jahren, als er seine Leidenschaft für eine kleine analoge Sucherkamera entdeckte. Praktisch und
quasi aus der Hosentasche hält er so fest was ihn inspiriert. Mit seiner augenscheinlichen „Wegwerfkamera“ arbeitete
Marc bereits für mehrere Magazine, hat eine Ausstellung bestückt, sowie zwei Bücher produziert. Zusammen mit dem
Designer Joern Toellner ist er Herausgeber des Berlin Fashionweek Photodiary™.
www.thephotodiary.de, www.marcschuhmann.com
MARC SCHUHMANN
Diana Stimper wusste schon als kleines Mädchen, was sie später einmal „machen“ würde. Sie würde die Welt, wenn
schon nicht besser, dann aber schöner machen! Und das tut sie – bis heute. Getreu der Haupstadt-Devise „Arm aber
sexy!“ zeigt sie Ihren KundenInnen und Facebook-Fans, dass Schönheit überhaupt nicht teuer sein muss!
www.dianastimper.de
DIANA STIMPER
Eugen ist gebürtiger Rheinländer. Immerhin ist er während seiner ersten fünf Jahre in Berlin fünf mal umgezogen. Er
wohnte in einer WG in Moabit, die dann geschlossen nach Pankow zog. Ein Jahr später war das Kontrastprogramm Einz-
immerwohnung auf dem Prenzlauer Berg dran. Seit neuestem wohnt er mit seiner Freundin in Mitte. Für sein Studium
der Visuellen Kommunikation an der UdK führt es ihn mehrmals in der Woche nach Schöneberg. Zur Zeit hat er allerd-
ings ein Praxissemester beim Heinrich-Hertz-Institut in Tiergarten eingelegt. Für diese Ausgabe haben wir ihn mal ganz
lokal mit dem Fahrrad im YUU Shop und bei POSH Berlin vorbeigeschickt. http://eugenbraeunig.blogspot.com/
EUGEN BRÄUNIG
4 Impressum
HERAUSGEBER
Toni Kappesz
VERÖFFENTLICHUNG
Vollstrudel GmbHSchröderstr. 1210115 Berlin, Germany
PROJEKT MANAGER
Anne Kammerzelt ([email protected])
PROJEKT MANAGER ONLINE
André Uhl ([email protected])
ARTDIREKTION
Dörte Lange ([email protected]) GRAFIKDESIGN
Evelyn Hahn ([email protected])
REDAKTION
Anne Kammerzelt ([email protected])André Uhl ([email protected])
PRESSE
Pelén Boramir ([email protected])
REDAKTEURE
Eugen Bräunig, Paul Schlosser, Bettina Schuler, Katharina Geißler, Tina Fraas, Björn Lüdtke, Oliver Janik, André Uhl, Jan Winkelmann
FOTOGRAFEN
Eugen Bräunig, Tina Linster, Marc Schuhmann, Johanna Ruebel
ÜBERSETZUNG
Nicholas Tedeschi ([email protected]), Kimberly Bradley
ANZEIGENVERMARKTUNG
WEBSEITE
www.mitteschoen.com
DRUCK
Henke Pressedruck
MITTESCHÖN NO 11
COVERFOTO: Jutta von Brunkau, Viva Models, fotografiert im Direktorenhaus von Johanna Ruebel.
Inhaltsverzeichnis 5
WEGWEISER KONZERTE UND AUSSTELLUNGENConcerts and Exhibitions
MITTESCHÖN LIEBLINGSSTÜCKE
GIMME FIVE: A COLLARFUL SUMMERGimme Five: A Collarful Summer
KOCHTIPPS VOM KOCHHAUS
ENGLISCHE ÜBERSETZUNGENEnglish Translations
MITTESCHÖN ONLINE UND VERLOSUNGMitteschön Online and Give Away
STADTPLANCity Map
KIEZTALK NEU IN DER STADT: YUUNew in Town: Yuu
BERLINER MODE: DIE NÄCHSTE GENERATIONBerlin Fashion: The next Generation
INTERVIEW: DANIELLE DE PICCIOTTOInterview: Danielle de Picciotto
WIR MITTE-MUTTIS: KINDERMODE SELBSTGEMACHTWe Mitte Mums: DIY Fashion for Kids
BERLINER GESICHTER: HENDRIKJE EHLERS, SCHUSTERIN
KOLUMNE: MISSSTÄNDE UND ANDERE BELANGLOSIGKEITEN
KULTURGUT MODE: A LEADING LADY MUST BE CRUEL TO BE KINDFashion: A Leading Lady must be cruel to be kind
ILLUSTRATOREN DES MONATS: GOLDEN COSMOSIllustrators of the Month: Golden Cosmos
PORTRÄT: ROBERT WILSON Portrait: Robert Wilson
MODE UND MUSIK: „ISCH LIBE HAUS DE MUGLER“Fashion and Music: „Isch liebe Haus de Mugler“
KUNSTTIPPS VON EYEOUTEYEOUT Art Events
6
8
21
33
40
45
47
10
18
28
34
38
46
12
23
26
37
36
INHALT / CONTENT
6 Veranstaltungstipps von Katharina Geißler, Translations P. 40
AusstellungEintritt: frei30. bis 31. Juli, 12 – 19 Uhr
Mode auf Laufstegen präsentieren kann jeder, dachten sich wohl die Initiatoren der Ausstellung Basic Instincts, die am 30. Juni in der Villa Elisabeth eröffnet. Besucher erwartet eine 360 Grad-Reise durch ver-schiedene niederländische Designansätze: Architektur, Kunst, Mode- und Produktde-sign verschmelzen hier zu einem multidis-ziplinären Projekt. Hauptaugenmerk liegt auf den Dingen, die hinter den einzelnen Kreationen stehen. So finden sich Visio-nen und Lebenseinstellungen der Künstler in sechs unterschiedlichen Landschaften wieder. Die entworfenen Kleidungsstücke werden nicht nach traditioneller Art am Model gezeigt, sondern in die jeweiligen Landschaften eingebaut. Jede Landschaft soll dabei einen Teil der niederländischen Designkultur darstellen. Verschiedene Pers-pektiven, die sich je nach Blickwinkel ver-ändern, Arbeiten und Zitate berühmter niederländischer Künstler aus den Berei-chen Fotografie und Video oder Rohzu-stand als radikale Innovation sind nur einige der zu erwartenden Themen des Projekts. Die beeindruckenden Arbeiten der Künstler, wie z.B. Oda Pausma, Iris van Herpen, Anne de Grijff oder Bo Reudler, sind vier Wochen lang zu sehen, bevor die Ausstellung anschließend weltweit auf Tournee geht.
Villa Elizabeth
Invalidenstraße 3
BASIC INSTINCTS Schattentheater / Performance
Eintritt: ab 22,50 !Vorpremiere: 20. Juli, Premiere: 21. Juli Weitere Aufführungen: 22. bis 31. Juli
Was das PILOBOLUS Dance Theatre auf der Bühne veranstaltet, ist schlichtweg spekta-kulär. Hinter einer beleuchteten Leinwand verschmelzen Menschenknäuel zu Gegen-ständen, Körper fügen sich zu Fantasiege-bilden, zerfallen, lassen neue Figuren ent-stehen. Der Zuschauer taucht ein in eine Welt voller Poesie und Illusion, in der sich wie aus Zauberhand menschliche Schatten in fahrende Autos, Elefanten, aufgehende Blüten oder Zentauren verwandeln. Die erzeugten Bilder fließen unmittelbar und mittelbar ineinander und lassen auf die-se Weise eine fantastische, filmähnliche Traumwelt entstehen. Im Zentrum der Handlung steht ein Mäd-chen an der Schwelle zum Erwachsenwer-den. Gefangen in diesem Schattenreich und auf der Suche nach dem Ausgang, trifft es auf sonderbare Traumgestalten. Diese reflektieren die subjektive Gefühls-welt des Mädchens und spielen nicht zu-letzt auch mit den surrealen Traumerleb-nissen des Betrachters. In ihrer außergewöhnlichen Performance verbindet die US-amerikanische Theater-gruppe PILOBOLUS traditionelles Schatten-theater mit Akrobatik und Tanz. Besondere Effekte entstehen durch verschiedene be-wegliche Leinwände auf mehreren Ebenen.
Komische Oper
Behrenstraße 55 – 57
Tickets: www.komische-oper-berlin.de
oder 030 47 99 74 00
SHADOW-LAND
Singer/Songwriter-PopEintritt: VVK ab 14 !1. Juli, 21 Uhr
Wenn man MiMis Songs auf ihrem Debüt Road to Last Night hört, hat man irgendwie das Gefühl, in ihrem Tagebuch zu blättern. Tatsächlich spiegeln die selbst verfassten Texte allesamt persönliche Momente und Empfindungen in ihrem Leben wider. Me-lodiöser, zum Teil rockig anmutender Pop mit Bottleneck-Gitarre, Wüstenorgel und Blues-Stomp – von dem Sound der Glam-Punkband Battlekat, die MiMi 2004 grün-dete, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Die Energie von damals bekommt man in ihrem neuen Soloprojekt aber immer noch zu spüren.Ihren Künstlernamen verdankt MiMi übri-gens ihrer Großmutter, die sie wie die tra-gische Figur aus Puccinis Oper La Bohème nannte. Mit bürgerlichen Namen heißt die 25-jährige Britin Sarah Müller-Westernha-gen. Um nicht ständig mit ihrem berühm-ten deutschen Vater Marius-Müller Wes-ternhagen verglichen zu werden, hat sie den sperrigen Nachnamen weggelassen. Über das Thema Musik sprechen die bei-den nie, und auch bei der Produktion ihrer Platte in Hamburg hat er sich herausgehal-ten. Und mal ehrlich – nötig hat MiMi die väterliche Unterstützung sowieso nicht!
Comet Club
Falckensteinstraße 47
www.myspace.com/cometclubberlin
VVK: www.koka36.de
MIMI
Foto
s: Jo
hn K
ane
Veranstaltungstipps von Katharina Geißler, Translations P. 40 7
Festival of Urban Fashion and Lifestyle09.Juli, 12 – 21 Uhr, 10. Juli, 11 – 20 UhrVintage Smackdown Fashionshow: 09.Juli, 18 und 19 Uhr
Berlin steht Kopf! Bereits zum sechsten Mal findet das große Fashionevent degewo WEDDING DRESS statt. Am 9. und 10. Juli können in der Brunnenstraße im Wedding wieder Kollektionen von rund 150 Desig-nern besichtigt werden. Des Weiteren wird es Fashionshows, Konzerte und Live-Acts, unter anderem mit Pilocka Krach, Britta Arnold und k-chico, geben. Das zweitägige Fashionfestival hat sich über die Jahre zum festen Bestandteil der beliebten Modewoche etabliert. Jedes Jahr schlendern tausende von Besuchern im 500 qm großen Designer-Sale und über die 500 Meter lange Fashionmeile rund um die Hausnummer 64. Nationale und internationale Designer wie Kilian Kerner, Boutique 5000, Günes Dericioglu oder Ein Löffel voll Zucker werden ihre Kollektionen drinnen wie draußen präsentieren. Am 9. Juli werden zehn Looks auf dem Catwalk gezeigt, die bei dem zuvor veranstalteten Vintage Smackdown ausgewählt wurden. Dem Sieger mit dem besten Vintage-Outfit winkt ein Geldgewinn, den er, wo sonst, am besten direkt vor Ort vershoppen kann.
degewo WEDDING DRESS #6
Brunnenstraße 64
www.weddingdress6.de
Vintage Smackdown Fashionshow
Festivalwiese Stralsunder Straße
DEGEWO WEDDING DRESS
Festival Eintritt: ab 19,50 !15. Juli bis 7.August
Übergroße Hose und Schuhe, Melone auf dem Kopf, Stock in der Hand und ein zwei-fingerbreites Schnurrbärtchen – 80 Jahre nach seinem Besuch in der Hauptstadt kehrt Charlie Chaplin, der charmant-toll-patschige Stummfilmkomiker mit seinen unverwechselbaren Markenzeichen, in die Hauptstadt zurück. Vom 15. Juli bis 7. August präsentiert das StummfilmLIVE-festival #2 mit 80 Filmen aus den Jahren 1914 bis 1967 erstmals das Gesamtwerk der größten kleinen Kinolegende aller Zeiten. An zehn Tagen werden im Kino Babylon sämtliche Langfilme wie The Kid oder The Goldrush mit der von Chaplin komponier-ten Originalmusik durch das Neue Kam-merorchester Potsdam live aufgeführt. Kurzfilme, darunter The Vagabond oder The Immigrant, sind in einem 90-minüti-gen Programm in Begleitung von interna-tionalen Stummfilmpianisten zu sehen. Eine Ausstellung im Foyer mit Bildern von Chaplins Berlin-Besuch im Jahre 1931 er-gänzt die Werkschau. Besonderes Highlight des Festivals: Chap-lins Tochter und US-Schauspielerin Geral-dine Chaplin wird sich die Ehre geben und das Festival am 15. Juli offiziell eröffnen.
Babylon
Rosa-Luxemburg-Str. 30
www.babylonberlin.de
STUMMFILM-LIVEFESTIVAL
Indie-Pop, Electropop, Neue Deutsche WelleEintritt: frei05. Juli, Film 22 Uhr, Konzert 23 Uhr
Dandytum, Glamour, Großstadtpoesie, Trash – der Wahl-Berliner Jens Friebe bringt mit seiner Musik die deutsche Pop-Welt durcheinander. Seine doppeldeuti-gen deutschsprachigen Texte beschäftigen sich vorrangig mit dem Tages- und Nacht-leben der großen Stadt. Indie-Pop, Elec-tropop, Neue Deutsche Welle oder Ham-burger Schule – Jens Friebe ist irgendwas dazwischen. Im Herbst 2010 hat er sein viertes Album Abändern veröffentlicht. Seine neuen Songs sind immer noch ver-spielt und fantasievoll, wenn auch nicht mehr ganz so zweideutig. War es zuvor die Gitarre, drängt sich nun das Piano in den Vordergrund. Neben der Musik schreibt der „Katzenca-sanova“, wie Jens Friebe aufgrund seines Gesangstils genannt wird, für ein Magazin, ist Aushilfsschlagzeuger bei der Berliner Band Britta und hat das Buch 52 Wochen-enden. Texte zum Durchmachen mit von ihm verfassten Blogeinträgen herausge-bracht. Ende 2010 reiste er im Auftrag des Goethe-Instituts durch den Nordirak. Anlässlich seines 60-jährigen Bestehens zeigt das Goethe-Institut am 5. Juli im Frei-luftkino des Kulturforums den Film Planet Goethe – 60 Jahre Goethe-Institut. Im An-schluss gibt Jens Friebe eines seiner selte-nen Berlin-Konzerte.
Sommerkino Kulturforum, Potsdamer Platz
Matthäikirchplatz 4/6
www.yorck.de
JENS FRIEBE & BAND
Foto
: Cat
rin
Sie
ger
8 Lieblingsstücke
MITTESCHÖNLIEBLINGSSTÜCKETexte Paul Schlosser
DIE FASZINATION DES UNPERFEKTENIst: mehr als nur Skizzenheft eines der bedeutendsten FotografenKann: Einblick in die Bildideen und Arbeitsweise Newtons gebenKostet: 39,99 !
Dem großen Meister der Fotografie einmal beim Entstehungsprozess seiner ikonischen Modeaufnahmen über die Schulter schauen. Ein Traum, der mit Si-cherheit schon vielen Fans einmal durch den Kopf gegangen ist. Newton führte Sex in die Welt der Modefotografie ein und stand für eine radikale Stiländerung. Der neue Bildband Helmut Newton, Polaroids gibt nun einen guten Überblick über die legendären Sofortbilder, mit denen sich Newton einen ersten Eindruck über die konkrete Lichtsituation, die Bildkomposition und die Wirkung seiner Fotos verschaffen konnte. Im Digitalzeitalter wirken die Polaroids wie Relikte aus einer anderen Welt. Nicht zuletzt, weil jedes Foto damit zum Unikat wird und den Entstehungsprozess inzwischen legendärer Modefotografie zeigt. Be-sonders spannend sind auch die vielen handschriftlichen Notizen, Kommen-tare zum Model oder zum Aufnahmeort an den Bildrändern der Polaroids, die vom pragmatischen Umgang mit den einstigen Hilfsmitteln zeugen. www.taschen.com
WILD AT HEARTIst: ein Buch zu Ehren eines der GrößtenKann: nicht nur wegen Wackelbild auf dem Cover überzeugen!Kostet: 27,95 !
Es mag inzwischen ein alter Hut sein, dass Alexander Lee McQueen die schillernde Welt der Mode mit seinen außergewöhnlichen Kreationen und den opulenten, provokanten und zugleich wunderschönen Roben bedeutend geprägt hat. Mit seinem Freitod vor einem Jahr hat das einstige Enfant Terrible der Modeszene nicht nur eine große Lücke im Herzen seiner Fans, sondern mit ihr auch ein kreatives Erbe hinterlassen, dass seinesgleichen sucht.Damit dieses nicht in Vergessenheit gerät, aber auch um McQueens Leistungen und die Inspiration, welche er über Jahre hinweg der Modebranche lieferte, posthum gebührend zu würdigen, zeigt das Costume-Institute des Metropolitan Museum of Art in New York ak-tuell in einer Sonderausstellung das Beste aus den Archiven des britischen Modeschöpfers. Jedoch dürfen sich nicht nur New York-Ansässige auf Bilder der spektakulärsten Schauen, den atemberaubendsten Werbekampagnen und dramatischsten Kleidern seiner kreativen Laufbahn freuen. Mit dem soeben erschienenen Ausstellungskatalog Alexander Mcqueen: Savage Beauty haben auch wir die Möglichkeit, uns in imposanten Stücken aus Lees An-fangszeit am Central Saint Martins College bis hin zu seinen letzten Entwürfen zu verlieren.www.amazon.de
WE BERLINIst: ein Fair Trade Produkt für LokalpatriotenKann: wahre Wunder für Haut und Haar vollbringenKostet: 8 – 12 !
Manchmal komme ich mir hier vor wie in Madrid. Die deutsche Hauptstadt steckt voller Spanier. Viele reisen zum Vergnügen her, für ein paar Tage, erlau-fen sich die Sehenswürdigkeiten und haben auch noch Glück mit dem Wetter. In der Pflegeserie von i+m Naturkosmetik, die eine Hommage an Berlin ist, ist dieser Trend lustigerweise ebenso deutlich zu erkennen. Die zartduftende Pfle-ge, die ein Duschgel, Körperlotion und Handcreme umfasst, bildet die perfekte Symbiose aus heimischen Kräuterextrakten wie Sonnenhut oder Ringelblume und fruchtigem spanischen Olivenöl, das die Haut schonend und effektiv ver-sorgt, sie regeneriert und nachhaltig schützt.www.iumn.de
Lieblingsstücke 9
TRIPPY TRIPPYIst: ein etwas anderes BatikshirtKann: auch zur nächsten Beachparty taugenKostet: £ 180.00
Nach einem großen Auftritt in den 80er Jahren waren Batikmuster lange Zeit von der Bildfläche verschwunden und nur einer sehr speziellen Zielgruppe vorbehalten. Zu öko, zu eso, zu schmud-delig, eher Frittenhain- als Mittechic; das Image des Batikmusters litt stark unter seinen Trägern, und wurde vorläufig in Rente geschickt. Seit ein paar Saisons kann man hier und da aber ver-einzelt wieder Batik auf den Straßen sehen. Und die haben wenig gemein mit den Vorgängern aus den 80ern. Tie Tie-Dye ist wieder salonfähig – auf Leggins, Tüchern oder wie hier auf unse-rem Lieblingsneuzugang der Woche: dem Shirt des japanischen Kultlabels Number (N)ine. Mit schlichten schwarzen Shorts, Jeans und Turnschuhen ein absoluter Hingucker. Doch Vorsicht ist geboten: Da Batikmuster an sich schon sehr wild sind, sollten sie hauptsächlich mit unifarbenen Teilen kombiniert werden! Sonst läuft man ganz schnell Gefahr, wie eine optische Täuschung auszusehen. www.ln-cc.com
HAT GAR NICHT WEHGETAN!Ist: eine nudefarbene Strumpfhose mit Tattoo-Motiven von „Rodarte X OC“Kann: die Beine einer schmerzempfindlichen Femme Fatale zieren Kostet: 95,00 !
Mit seinen feenhaften Kleidern, den gespenstischen Strickmustern und dem unver-kennbaren Mix aus Süß-Zartem und Düster-Grobem verzaubert Rodarte die Modewelt. Nach Chloë Sevigny und Opening Ceremony dürfen sich auch Kate und Laura Muleavy in die lange Liste der Gastdesigner einreihen. Finden wir genauso cool wie Chloë, und bietet Fans die Möglichkeit, Entwürfe des amerikanischen Labels für nur einen Bruchteil des sonst üblichen Verkaufpreises zu erstehen. Teuer bleibt das Ganze aber auch weiter-hin. Also heißt es, entweder bis Ende des Monats auf Spaghetti ohne Sauce umzusteigen oder den Sale abzuwarten und dann zuzuschlagen. Die Nylonstrumpfhose mit Tattoo-Aufdrucken fällt da vergleichsweise günstig aus. Sexy und schmerzlos ist sie ideal zur kurzen Shorts oder dem Lieblingskleid zu tragen, was ein schöner, vor allem aber hu-morvoller Kontrast zum floralen bzw. Azteken-Mustertrend sein dürfte. Cabinet 206, Friedrichstraße 71
10 Neu in der Stadt
Nur wenige Schritte entfernt vom Eckhaus der Seven Star Gallery (in den 20er Jahren befand sich hier ein Hotel und Freuden-haus) hat Lena Krapiwnikow vor etwa drei Monaten ihre Boutique für feinste De-signerware in der Second Season eröffnet. Als sie mir von den ersten Verkaufswo-chen berichtet, spürt man sofort, mit wie viel Freude sie diese neue Aufgabe schon jetzt erfüllt. Nachdem ich ein paar Fotos von Raum, sowie Auslagen und Kleidern gemacht habe, betritt auch ihr Lebensge-fährte, Fotograf und Miteinkäufer Benja-min Sinner den Laden. Er trägt darüber hi-naus nicht nur die Verantwortung für die grafische Gestaltung des Ladens, sondern in diesem Augenblick auch sein Fahrrad auf der Schulter. Wenig später erzählen mir die beiden, dass
sie sich während ihres Studiums in Ham-burg kennengelernt haben. Bevor Lena damals zur Mode kam, hatte sie interes-santer Weise eigentlich ganz andere Pläne: Sie ließ sich zunächst zur Tänzerin ausbil-den. Zugunsten von Stoffen und Schnitten kehrte sie diesem Vorhaben jedoch dann den Rücken. In Berlin haben sie und Ben-jamin nun über drei Jahre als Freelancer gearbeitet. Benjamin wird seine Kamera auch weiterhin als stillen Begleiter bei ge-meinsamen Reisen immer mit sich führen. An den Wänden des YUU Shops können wir so auch in Zukunft ganz bestimmt noch viele seiner Bilder entdecken. Lena hinge-gen bleibt für ihre vormaligen Tätigkeiten als Kostümbildnerin und Stylistin einfach keine Zeit mehr. Sie hat längst bis über bei-de Ohren mit dem laufenden Geschäft des
Ladens zu tun! Der rege Zuspruch seitens der Kundschaft kommt nicht von unge-fähr, denn der YUU Shop ist mit seinem bemerkenswerten Sortiment für Damen und Herren in Mitte gleichermaßen eine Bereicherung. Von Ann Demeulemeester über Bernhard Willhelm bis hin zu Hussein Chalayan und Martin Margiela liegen zu-dem alle erlesenen Einzelstücke zwischen 40 und 60 Prozent unter ihrem Neupreis. Wenn es weiterhin so gut läuft, muss Lena einer Karriere als Tänzerin keine Träne mehr nachweinen!
YUU Shop
Steinstraße 26
030 53 79 93 93
Mo bis Fr: 12 – 19 Uhr, Sa: 12 – 18 Uhr
DIE BERLINER WOLLEN DRIES VAN NOTEN
An einem dieser heißen Junitage bin ich der Empfehlung unseres Styleexperten Paul
gefolgt und mit dem Fahrrad in den „YUU Shop“ gefahren. Die Straßen südlich des Alten
Garnison-Friedhofs sind schmal. Auch die begehrte Verkaufsfläche in diesem Teil der
Stadt ist durchaus begrenzt. Lediglich die Steinstraße wurde hier lange Zeit noch ein
wenig stiefmütterlich behandelt. Doch so langsam tut sich was auf den beiden Blocks
zwischen Kleiner Rosenthaler und Alter Schönhauser Straße...
Text und Fotos Eugen Bräunig Translation P. 41
Neu in der Stadt 11
A Leading Lady must be cruel to be kind
Fotografin Johanna Ruebel (www.johanna-ruebel.com), Konzept & Styling Dörte Lange (www.mariabraunproductions.wordpress.com),
Paul Schlosser (cargocollective.com/sameoldjokes), Produktion Pelén Boramir (www.elleparamour.de), Hair & Make-up Diana Stimper (www.nude-agency.
com), Models Jutta von Brunkau und Ivo / Viva. Many Thanks to Direktorenhaus, Department Store, Rianna in Berlin, Kaviar Gauche, Harvey Lanzona / Viva.
Mantel Hermès | Rianna in Berlin
Jumpsuit, Gürtel, Tasche, Schuhe Kaviar Gauche
Schmuck Sabrina Dehoff
Ivo:
Anzug Firma
Hemd Firma
Sandalen Damir Doma
Schuhe Lala Berlin x Unützer
Jutta:
Anzug Firma
Bluse Joe Taft
Uhr Monki
Schuhe Rupert Sanderson
Kleid Celine | Rianna in Berlin
Hermès-Carré | Rianna in Berlin
Kette Käte Lilo | Rianna in Berlin
Schuhe Lala Berlin x Unützer
Ivo:
Brief Jockey
Jutta:
Kleid Miu Miu | Department Store
Gürtel Kaviar Gauche
Kette Sabrina Dehoff
Schuhe Rupert Sanderson
Tweedkostüm Prada | Department Store
Ohrringe, Brosche Givenchy | Rianna in Berlin
Armband Vintage | Rianna in Berlin
Schuhe Lala Berlin x Unützer
Kleid Miu Miu | Department Store
Hut Marlene Birger
Ohrringe Chanel | Rianna in Berlin
Schuhe Rupert Sanderson
Strumpfhose Hudson
18 Kieztalk
BERLINER MODEDIE NÄCHSTE GENERATION
Text Björn Lüdtke Fotos Marc Schuhmann Translation P. 41
Kieztalk 19
Ob die deutsche Hauptstadt der französischen je den Rang in Sachen Mode ablaufen kann, bleibt
abzuwarten. Aber Berlin folgt Paris auf dem Fuße – verstecken muss sich die nächste Generation
der lokalen Mode jedenfalls nicht. „MitteSchön“ hat sich mit dem Fotografen-Team von „The
Berlin Fashionweek Photo Diary“ auf die Suche nach viel versprechenden Talenten gemacht.
Das Bild ist abgelutscht, aber es passt: Jedes Jahr schießen in Ber-lin neue Modelabels wie Pilze aus dem Boden. Das liegt vor allem an der Jobsituation, denn in der Hauptstadt gibt es für Modedesi-gner kaum attraktive Stellen, es fehlen die großen Häuser wie in Paris oder London. Wer in einem angestellten Verhältnis ordent-lich Geld verdienen möchte, muss die Stadt verlassen. So wie Gloria Landenberger, die im Oktober 2010 an der Universität der Künste ihren Abschluss gemacht hat und nun für H&M in Stock-holm arbeitet. „Mein Herz hängt an Berlin, deshalb ist es mir natürlich schwer gefallen zu gehen. Auf der anderen Seite hatte ich nach meinem Abschluss erstmal das Bedürfnis, mit dem, was ich gelernt habe, auch Geld zu verdienen. Und genau da lag für mich der Haken in Berlin. So aufregend und kreativ die Stadt ist – wenn es darum geht, einen Job zu finden, von dem du auch leben kannst, herrscht da eine ziemliche Flaute. Auf meine Jobgesuche wurden mir unbezahlte Praktika angeboten. Und dafür habe ich viereinhalb Jahre studiert?“
Designer, die in Berlin bleiben wollen, machen sich also am besten selbständig. So wie das Duo Issever Bahri, Sterne am Newcomer-Himmel. Erst im März 2010 gegründet, konnte das Label schon in kurzer Zeit eine beachtliche Reputation aufbauen. Mit der ersten Kollektion gewannen sie den Premium Young Designers Award, der ihnen eine Saison später einen Stand auf der Modemesse Pre-mium bescherte, wo sie ihre zweite Kollektion präsentierten. Für die Kollektion Frühjahr/Sommer 2012, die im Juli dieses Jahres präsentiert wird, bereiten sie gerade ihre Muster vor. Beim Wett-bewerb Start Your Fashion Business wurden sie vorerst unter die Top 3 gewählt, ob sie gewinnen, steht zur Fashion Week Mitte Juli fest.Derya und Cimen haben zwar nach ihrem Abschluss in der Indus-trie gearbeitet, ihre Jobs fielen 2009 jedoch der Krise zum Opfer. Anstatt Trübsal zu blasen, haben sie sich entschlossen, ein ge-meinsames Label zu gründen – eigentlich nur, um ihr Portfolio auf Vordermann zu bringen. „Vorstellen konnten wir uns das im-mer, weil wir auch in der Uni schon viel zusammen gearbeitet ha-ben. Aber dass wir es dann tatsächlich getan haben, war wirklich aus der Not geboren. Wir sind da irgendwie plötzlich so reinge-raten...“ Der Erfolg motiviert sie, weiterzumachen. Ein Portfolio, um sich woanders zu bewerben, brauchen sie vorerst nicht mehr.
Auf die Frage, warum Einkäufer ausgerechnet ihre Kollektion kaufen sollen, antworten die beiden bei einem Besuch in ihrem Studio in der Nähe des Schlesischen Tors: „Wir sind beide in Berlin geboren, türkisch und Frauen. Wir hätten nie gedacht, dass dieses Paket so interessant ist. Wenn dann alle noch sehen, dass meine Mama hier sitzt und häkelt, dann flippen alle total aus.“ Cimens Mutter sitzt im Studio und bemerkt gerade, dass sie zwei Brillen aufhat. Eine auf dem Kopf, die andere auf der Nase. Alle lachen.
Dazu haben sie auch Grund genug. Innerhalb von nur zwei Sai-sons konnten sich Issever Bahri einen kleinen, aber ordentlichen Kundenstamm aufbauen. „Mehr sollte es jetzt erstmal auch nicht werden. Wir rotieren gerade schon ganz schön, wegen unseres Ar-beitspensums und der Zwischenfinanzierung.“ Das Problem ha-ben viele Designer der nächsten Generation. Issever Bahri haben das Glück, sich bei ihren Familien und Freunden kurzfristig Geld leihen zu können, um das Material für die Produktion zu ordern.
Das Ausnahmetalent Vladimir Karaleev geht da einen anderen Weg: langsam wachsen. Und alles alleine machen. Während sich viele neue Labels den Luxus von Mindermengenzuschlägen bei Stofflieferanten und Produzenten leisten und so in den meisten Fällen auf ihre Gewinnmarge verzichten, produziert Karaleev al-les selbst.
In seinem Atelier ist es stickig. Es befindet sich in einem der Plattenbauten in der Leipziger Straße. Die riesige Fensterfront scheint man nicht öffnen zu können. Wenn die Sonne darauf scheint, muss es unerträglich sein. Das hält Karaleev aber nicht von der Arbeit ab. Seine Kollektion vertreibt er nun seit 2006. Als er anfing, war er noch Student im zehnten Semester an der Hoch-schule für Technik und Wirtschaft Berlin. Den Abschluss wollte er gar nicht mehr machen, aber er wusste, dass man ihn braucht, wenn man in Deutschland überhaupt irgendwas werden möch-te. Jetzt holt er ihn doch nach. Sein Hauptaugenmerk liegt aber auf seiner eigenen Kollektion. Karaleev verkauft inzwischen in 25 Stores weltweit und dürfte eines der wenigen jungen Talente sein, das davon leben kann. Produktionskosten fallen keine an und so-mit auch keine Mindermengenzuschläge. Das ist clever, aber hart. Zu Stoßzeiten verbringt er um die zehn Stunden im Atelier – an sieben Tagen in der Woche. Natürlich bestimmt seine Arbeitwei-se auch seine Designs – bei Karaleev gibt es viele unversäuberte Kanten – aber gerade das macht ihn einzigartig. Auch Christiane Arp scheinen ein paar Flugfäden nicht zu stören. Die Chefredak-teurin der deutschen Vogue hat dem Designer vor kurzem eine Stippvisite im Atelier abgestattet.
Für Karaleev geht es also weiter voran. Die Konkurrenz ist groß, der Wettbewerb hart. Viele kommen, viele gehen. Aber dass es möglich ist, sich zu etablieren, beweisen ehemalige Newcomer wie Kaviar Gauche oder Lala Berlin. Irgendwann wird es wohl auch in Berlin große Häuser geben, bei denen die Absolventen der Modeschulen einen Job finden.
20 Kieztalk
BERLIN FASHION WEEK PHOTO DIARY #3Die den Text begleitenden Bilder sind exklusive Vorab-
drucke aus The Berlin Fashion Week Photo Diary #3, das
voraussichtlich im September dieses Jahres erscheint.
Was vor den Kulissen der Fashion Week passiert, ken-
nen wir aus der Presse. Doch was sich Backstage ab-
spielt, zeigen uns Fotograf Marc Schuhmann und seine
Kollegen in den Photo Diaries. Ausgabe 2 ist für 34,90
Euro auf www.thephotodiary.de erhältlich.
Die Fotos wurden in den Ateliers von Issever Bahri und
Vladimir Karaleev geschossen. Die Fashion Show der
Abschlussklassen der Modeschule Esmod fand im Juni
2011 im Friedrichstadtpalast statt.
Ein Must-have für das nächste Frühjahr steht jetzt
schon fest: das Kleid mit eingehäkelten Blüten von Is-
sever Bahri. Wer wissen möchte, ob Derya und Cimen
den ersten Platz bei Start Your Fashion Business gewon-
nen haben, klickt www.berlin.de/projektzukunft.
MODE-NACHWUCHS-WETTBEWERBEDesigner for Tomorrow by Peek & Cloppenburg
Schirmherr des DfT-Awards ist der New Yorker Mode-
designer Marc Jacobs. Den Gewinner erwartet ein indi-
viduelles und nachhaltiges Förderprogramm sowie die
einmalige Chance, eine eigene Modenschau während
der Fashion Week Berlin 2012 auf die Beine zu stellen.
Peek & Cloppenburg KG
www.designer-for-tomorrow.de
Humanity in Fashion Award by hessnatur
Der HiFA ist der Design-Preis für grüne Mode des Mo-
delabels hessnatur. Dotiert ist der HiFA mit einer För-
dersumme von 25.000 Euro und einer eigenen Capsu-
le Collection für die Damen-Kollektion von hessnatur.
Der Sieger wird im kommenden Januar im Rahmen der
Fashion Week Berlin gekürt.
Hess Natur-Textilien GmbH
www.hessnatur.com
Premium
Premium vergibt mehrmals im Jahr einen Award an
Nachwuchsdesigner.
Premium Window Dresser Award
Der Award wird jährlich an das kreativste Deko-Talent
verliehen. Der Sieger darf im Anschluss die beiden
Schaufenster der Galeries Lafayette Berlin auf der Fran-
zösischen Straße dekorieren.
Premium Young Designer Award
Der Premium YDA zeichnet jeweils kurz vor der Fa-
shion Week drei Nachwuchsdesigner in den Katego-
rien Womenswear, Menswear und Accessoires aus.
Die Gewinner ergattern in der nächsten Saison einen
Stand auf der Premium und können dort ihre Kollek-
tionen ausstellen. Das Preisgeld beträgt insgesamt
20.000 Euro.
Premium Exhibitions GmbH
www.premiumexhibitions.com
Start Your Fashion Business
Im Fokus des Wettbewerbs stehen Modedesigner/-de-
signerinnen, die den Start ihres Modelabels in Berlin
planen oder sich bereits gegründet haben. Drei aus-
gewählte Berliner Modelabels werden bei der Berlin
Fashion Week 2012 ihre Kollektionen präsentieren und
in der letzte Runde um Preisgelder von bis zu 25.000
Euro wetteifern. Außerdem erhalten die Favoriten
Sachleistungen und Coachings, die sie für die Grün-
dung eines eigenen Labels gut gebrauchen können.
www.berlin.de/projektzukunft/wettbewerbe/start-
your-fashion-business-syfb/
Modenschauen der ModeschulenAkademie Mode & Design Berlin
Die erste öffentliche Modenschau mit den Abschluss-
arbeiten aus den Bereichen Modedesign, Modejourna-
lismus und Modemanagement fand im Februar 2011 in
der Villa Elisabeth statt.
Akademie Mode & Design Berlin
www.hochschule.amdnet.de
Esmod Berlin
Bei der Graduate Fashion Show ON STAGE im Juni wer-
den die Absolventen mit ihren Kollektionen verab-
schiedet. Ihnen winken Jury-Preise, Auszeichnungen
und exklusive Praktika bei bekannten Modedesignern.
Die Kreationen der Studierenden können bei der jähr-
lich veranstalteten Charity-Modeperformance Sainte
Catherine beäugt werden. Der Erlös kommt Hilfsorga-
nisationen zugute.
Esmod Berlin
International Kunsthochschule für Mode
www.esmod.de
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Im Rahmen der traditionellen Werkschau des Fachbe-
reichs Gestaltung zeigen Studierende der Studiengän-
ge Modedesign und Bekleidungstechnik/Konfektion
ihre Arbeiten und Projekte des letzten Studienjahres
in Exponaten und Modenschauen.
Werkschau: 22. Juli 2011, 11 – 21 Uhr
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
www2.f5.htw-berlin.de
Universität der Künste Berlin
Jedes Jahr gibt es eine Fashion Show mit Projekt- und
Abschlussarbeiten der Abteilung Modedesign.
Fashion Show Schau 11: 5. Juli 2011, 21 Uhr
trafo, Köpenicker Straße 59-73, 10179 Berlin
Universität der Künste Berlin
www.design.udk-berlin.de/modedesign
Weißensee Kunsthochschule Berlin
Unter dem Titel seefashion11 zeigt die Kunsthochschu-
le ausgewählte Semesterprojekte, Diplom- und Meis-
terschülerarbeiten aus dem Fachbereich Modedesign.
Fashion Show: 8. Juli 2011, 16.30 und 19 Uhr
Haus der Kulturen der Welt
Weißensee Kunsthochschule Berlin
www.hkw.de
© A
ndr
ew D
e Fr
ance
sco
Gimme five 21
GIMME FIVE:A COLLARFUL SUMMER
Wie sonst kaum jemand, weiß sich Miucca Prada jede Saison neu zu erfinden, Abwegiges zum Trend zu machen und immer und ohne Ausnahme den Zeitgeist zu treffen. So wundert es nicht, dass mit der subtilen, zugleich aber auch extrem plakativen Miu Miu Sommerkollekion 2010 und besonders ihren bedruckten, teils abnehmbaren und bis an den Halsansatz reichenden Kragen der Run auf das einst den Männern vorbehaltende Accessoire und mit ihm das DIY-Fieber der Fashionistas von New York bis Tübingen ausbrach. Ob nun mit Schwalben und Kätzchen, mit Perlen verziert, vergoldet, aus Leder oder bestickt, der geschlossene Hemdkragen erfreut sich von Saison zu Saison zunehmender Beliebtheit. Obwohl das Herrenhemd noch bis ins 18. Jahrhundert sein Dasein als Teil der Unterwäsche fristete, gilt es heute schon lange nicht mehr als unschicklich, auf das Sakko zu verzichten. Immer mehr Designer unterziehen das zeitlose Accessoire einer kreativen Rundumerneuerung. Mit kräftigen Farben, frechen Kombinationen und Kontrasten lassen sich die burgeoisen Bausteine bestens in die Gegenwart übersetzen. Hauptsache hochgeschlossen, die Luftnot gerade noch erträglich und der lose Kragen so auffällig und präsent wie möglich.
Text Paul Schlosser
01 Country-Chic! Auch in diesem Sommer schafft Balenciaga wie gewohnt Eleganz durch einen virtuosen Muster- und Materialmix. So sorgen wild bedruckte Hemden und filigrane Kragenspitzen aus Metall für die entscheidenden Brüche. Die Ecken, die in ähnlicher Form einst die Hälse von Cowboys oder Square Dance-Virtuosen schmückten, gibt es auch einzeln zu erstehen und verleihen dem obligatorischen Denimshirt eine humorvolle Prise „Yee-Ha“.
02 Eleven Objects zeigen, was für eine Vielfalt an unseren Hälsen möglich ist. Die Designs sind simpel, der Einsatz unterschiedlicher Stoffe wie Seide und Ponyfell sowie die Verzierungen mit Swarovski-Kristallen, Goldnieten und Co zeigen aber, dass diese Accessoires nicht zu unterschätzen sind.
03 Disco Glam! Der goldene Hemdkragen von Vionnet wurde unlängst von keiner geringeren als Natalie Portman zu einer Preisverleihung ausgeführt. Ob schick zum Blazer oder dem Partydress, mit dieser glitzern-den Variante ist euch ein strahlender Auftritt garantiert.
04 ASOS ist die erste Adresse für kostengünstige, jedoch nicht weniger modische Alternativen, so etwa den kindlichen Bubikragen, mal ganzflächig mit Kunstperlen verziert oder mit verspieltem Spitzenbe-satz. Jeder, den das DIY-Fieber zwar gepackt hat, der aber mit zwei linken Händen gesegnet ist, wird hier fündig!
05 Pixie Market ist kein Online-Flirtportal für Elfen, sondern ein Webshop für Hipster und Alexa Chung-Sympathie-santinnen. Das Kragensortiment kann sich aber sehen lassen und fällt sehr sophisticated und chic, zugleich aber auch sehr lässig und leger aus. Unser Favorit ist der Gelbe mit den Nieten, den wir am liebsten gleich zur obligatorischen Jeansweste und Docs ausführen würden.
ILLUSTRATOR DES MONATS: GOLDEN COSMOSTranslation P. 42
Doris und ich sind Golden Cosmos. Wir sind vor sieben Jahren ge-meinsam nach Berlin gekommen, um Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Weißensee und der HTW zu studieren. Uns war von Anfang an klar, dass wir etwas eigenes machen wollten, deshalb gründeten wir zusammen mit einem Kommilitonen das Kollektiv Nepomuk, produzierten parallel zum Studium kleine Siebdruckeditionen und gaben selber Bücher heraus. Wir haben das als Experiment gesehen, als Plattform, um selbstbestimmt ar-beiten und eigene Projekte auf die Beine stellen zu können. Nach dem Diplom gründeten Doris und ich letztes Jahr Golden Cosmos und arbeiten seitdem zusammen in unserem Atelier in einem ehemaligen Kindergarten in Lichtenberg. Wir teilen uns das Haus und den riesigen Garten mit über 20 anderen Designern, Künst-lern, Illustratoren und dem Modelabel c.neeon. Diese spannende Mischung führt oft zu interessanten Kooperationen. Es ist ein be-sonderer Ort, an dem es einen regen kreativen Austausch und ein freundschaftliches Miteinander gibt, was uns sehr wichtig ist.
Im Vordergrund unserer Arbeit stehen immer der Spaß und die Neugier, sich auf unbekannte Aufgaben einzulassen. Dabei versu-chen wir, eine Balance zwischen Auftragsarbeiten und freien Pro-jekten zu finden. Wir stecken genauso viel Leidenschaft in eine Editorial-Illustration wie in das Illustrieren eines ganzen Buches und das Erzählen einer eigenen Geschichte. Im Laufe der Zeit ha-ben wir uns gegenseitig nicht nur stilistisch beeinflusst, sondern auch in der Art, zu denken und Ideen zu entwickeln. Für uns ist es eine große Bereicherung, im Team zu arbeiten, weil wir uns gut ergänzen. Auch wenn das nicht immer ohne Reibung geht, aber darin liegt ja gerade die Kraft, aus der etwas Neues entste-hen kann. Die Illustration für das MitteSchön-Poster stammt aus dem Buch Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen, einer Adaption des gleichnamigen Grimmschen Märchens. Doris wur-de für dieses Buch mit dem Nachwuchsförderpreis der Stiftung Buchkunst und einem Ehrendiplom im Wettbewerb der Schöns-ten Bücher der Welt ausgezeichnet.www.golden-cosmos.com
Du bist Illustrator und möchtest mit dei-nem Artwork das nächste heraustrennbare „MitteSchön“-Poster zieren? Dann schick uns deine Bilder und Entwürfe an: [email protected].
Kulturgut 23
26 Kulturgut
„WENN ICH WEISS, WARUM ICH ETWAS TUE, KANN ICH ES NICHT MEHR TUN“Text Tina Fraas Bilder Berliner Ensemble/Lesley Leslie-Spinks Translation P. 42
Kulturgut 27
Robert Wilson ist Theaterregisseur oder einfach ein Künstler, wie es ihn selten gibt. Die
„New York Times“ beschreibt ihn als „Leitfigur in der Welt des experimentellen Theaters“.
Seine Inszenierungen sind Gesamtkunstwerke, die seinen einzigartigen, avantgardisti-
schen Stil widerspiegeln.
Wilson wuchs in Waco, einer texanischen Kleinstadt auf, eigent-lich eher ein engstirniges und hinterwäldlerisches Provinznest. Seine Kindheit und Jugend waren geprägt von schweren Sprach-störungen, die er mit Hilfe der Tänzerin Byrd Hoffman überwand. Wilsons Vater wünschte sich, als Bürgermeister von Waco, dass sein Sohn in seine Fußstapfen tritt. Doch der ging stattdessen nach New York und studierte am Pratt Institute Kunst und Archi-tektur.
In dieser Zeit in New York beobachtete Wilson einmal einen Poli-zisten, der einen farbigen Jungen schlug. Er schritt ein und lernte so den taubstummen Raymond Andrews kennen. Wilson adop-tierte Ray, und sie begannen gemeinsam die Arbeit an dem The-aterstück Deafman Glance. Es war sieben Stunden lang, und es wurde nicht ein Wort gesprochen. Die Faszination ging vor allem von den präzisen und langsamen Bewegungen der Akteure aus. Zusammen mit Phillip Glass entwickelte er 1976 die Oper Einstein on the Beach. Nach deren Welterfolg wurde Wilson zur Institution an internationalen Opernhäusern und Theatern.
Im April 2011 hatte Lulu am Berliner Ensemble Premiere. Wil-son spricht und versteht kein Deutsch, inszeniert aber deutsche Theaterstücke. Da stellt sich die Frage nach dem Wie. Wilson be-gann seine Arbeit, indem er das Stück als Stummfilm betrachte-te. Zunächst beschäftigte er sich detailverliebt mehrere Wochen mit verschiedenen Beleuchtungsszenarien. Dann widmete sich Wilson dem Ton und drehte alle Lichter aus, um sich nur auf den Sound konzentrieren zu können. Eine der Szenen zeigt Lulu auf einem Highway mit Zypressenbäumen. Die Szene spielt ur-sprünglich in ihrem Apartment in Paris. Der Dramaturg des Stü-
ckes fragte Wilson, ob er sicher sei, dass er die Szene auf einem Highway spielen lassen möchte. Wilson sagte nur, ja, da sei er si-cher, und lachte. Fragt man ihn nach dem Warum, antwortet er nur: „ Ich habe keine Ahnung, warum ich irgendetwas mache. Ich sage immer, wenn ich weiß, warum ich etwas tue, kann ich es gar nicht mehr tun.“ Der Highway war das erste Bühnenbild nach der Pause und es gab tosenden Applaus – nur für das Bühnenbild, das so wunderschön und atemberaubend anzusehen war.
Lulu ist in Wedekinds Stück eigentlich ein junges Mädchen, be-setzt wurde die Rolle mit der 67-jährigen Angela Winkler. Das Erstaunliche war aber, dass man sie für ein 20-jähriges Mädchen hielt. Erzählt Wilson von Angela, ist er sehr gerührt: „Sie ist ei-gentlich wie ein Kind innerlich, und ihre Stimme, die Farbe ihrer Stimme ist wie die eines kleinen Mädchens, die einem das Herz brechen kann. Und das außergewöhnlich Wundervolle an Angela ist, dass sie so leise spricht, und ich denke: ja, Lulu ist eher laut. Hier ist diese Frau mit all diesen aggressiven Männern um sie he-rum und als Gegensatz dazu Angelas akustische Lautstärke.“
Seit 1992 betreibt Wilson das Watermill Center. Er wollte keine Schule eröffnen. Vielmehr schuf Wilson einen Raum für Künstler aus der ganzen Welt, die dort gemeinsame Projekte verwirklichen können. Robert Wilson könnte den Rest seines Lebens an den gro-ßen Häusern der Welt inszenieren. Aber das will er nicht. Er will sich nicht künstlerisch einschränken. „Ich sage immer, am Water-mill Center müssen wir tun, was sonst keiner macht. Das ist der Grund unserer Arbeit, etwas machen, was sonst keiner macht.“
Kieztalk 29
INTERVIEW DANIELLE DE PICCIOTTO
1987 ist die in Washington gebore-ne Künstlerin Danielle de Picciotto nach Berlin gezogen. Seitdem hat die Stadt sie und sie die Szene der Stadt entscheidend geprägt. Als Malerin, Kuratorin, Modedesignerin, Mitbe-gründerin der Love Parade, Sän-gerin der Band „Space Cowboys“, Initiatorin verschiedener Filmpro-jekte sowie durch Kooperationen mit diversen Künstlern, darunter Blixa Bargeld, Gudrun Gut und Ben Becker, kann sie einen beachtlichen kreativen Output vorweisen. Jetzt ist sie auch noch unter die Autoren gegangen und hat ein Buch über ihr bewegtes Leben in Berlin geschrie-ben. Wer wissen möchte, was im Berliner Underground in den letz-ten 23 Jahren los war, sollte Dani-elle fragen. Wir haben sie getroffen.
Text André Uhl Fotos Tina Linster, Danielle de Picciotto Translation P. 42
Auf der Suche nach deiner künstlerischen Identität hast du schon so ziemlich alles gemacht. Ist diese Suche mittlerweile abge-schlossen?Bei meiner Kunst habe ich mich immer danach gerichtet, was gerade in meinem Leben passiert ist, also vor allem nach äu-ßeren Einflüssen. Vieles erscheint mir zwar heute klarer, aber der Prozess ist trotzdem nie abgeschlossen, und die richtigen Sa-chen kommen zum richtigen Zeitpunkt. Kunst ist für mich ein Körper, künstle-rische Ausdrucksformen sind die unter-schiedlichen Glieder, eine Hand die Male-rei, die andere Hand die Musik, ein Fuß die Literatur und so weiter. Am Ende folgt alles einem Grundgedanken. Deshalb werde ich mich wohl immer bei dem, was ich gera-de fühle, zwischen den unterschiedlichen Ausdrucksformen hin- und herbewegen.
Deine tagebuchähnlichen Beschreibungen wechseln sich in dem Buch mit kurzen Tex-ten ab, die Szenen aus der Berliner Subkul-tur schildern, zum Teil recht surreal. Ich würde sagen, 95 Prozent davon ist wirk-lich passiert, den Rest habe ich ergänzt, um das Ganze bildhafter darzustellen. Ich wollte unbedingt ausprobieren, in dieser Form zu schreiben. Außerdem kann ich bei manchen Geschichten keine Namen nennen, da kam mir diese Textart natür-lich zugute. Meine Geschichte ist verbun-den mit ganz vielen anderen Geschichten, und mir war es sehr wichtig, niemandem auf die Füße zu treten. Als ich das Buch fertig hatte und ich es einigen großen Ver-lagen anbot, haben fast alle gesagt: Wenn du heutzutage eine Biographie schreibst,
musst du entweder berühmt sein oder ei-nen Skandal einbauen. Hätte ich noch ei-nen Skandal hinzugefügt, hätte ich sofort einen Vertrag bekommen. Das wurde mir auch ganz offen gesagt, aber das wollte ich auf gar keinen Fall, auch wenn ich genug über Skandale schreiben könnte.
1987 kommst du in Berlin an. Du wirst di-rekt auf eine Party mitgenommen und fin-dest dich dort in einer düsteren, schmudde-ligen Atmosphäre wieder...Ich hatte auch eine Freundin, die zu die-ser Zeit nach Berlin kam und so schockiert war, dass sie direkt wieder abgehauen ist. Ich fand das super! Mich haben immer schon die dunklen, magischen Seiten in-teressiert, und Berlin war für mich zu der Zeit total mysteriös. Alles war ein bisschen versteckt, Veranstaltungen wurden kaum publiziert, Clubs wurden nicht gehyped. Das Dunkle, Morbide hat mich sowieso im-mer mehr inspiriert als helle, nette Dinge.
Ende der 80er hast du in der Lindenstra-ße gewohnt – direkt an der Mauer. Heute klingt es skurril, wie die Grenzposten und du euch gegenseitig beobachtet habt. Du standest also die ganze Zeit unter dem Ein-fluss dieser seltsamen Situation, und als die Mauer schließlich fiel, warst du nicht vor Ort, sondern in Graz an einer Modenschau beteiligt.Das war wirklich ein absurder Moment des Schicksals, vor allem weil ich zu dieser Zeit eigentlich kaum gereist bin. Lange Zeit war ich wirklich nur in Berlin. Und dann, als ich zum ersten Mal die Stadt für ein paar Tage verlasse, fällt die Mauer! Das war
„Lange Zeit war ich wirklich
nur in Berlin. Und dann, als
ich zum ersten Mal die Stadt
für ein paar Tage verlasse, fällt
die Mauer! Das war wie ein
Filmriss: du fährst weg, und als
du wiederkommst, hat sich die
Welt komplett verändert!“
30 Kieztalk
1990, Blick aus ihrem Wohnungsfenster (Axelspringerstrasse) nach dem Mauerfall1988, Dr. Motte in ihrer damaligen Wohnung
1992, Flyer für Plattenauflegen mit Gudrun Gut
Heute, mit AlexanderHacke
wie ein Filmriss: du fährst weg, und als du wiederkommst, hat sich die Welt komplett verändert!
Wie hast du davon erfahren?Motte hat mich angerufen. Erst dachte ich, er verarscht mich. Und dann: ausgerech-net jetzt! (lacht). Unser Berliner Grüpp-chen saß in Österreich und wurde ständig aus Berlin von Leuten angerufen, die ent-weder heulten oder hysterisch lachten, das war total merkwürdig. Als wir dann zurückgefahren sind und vor der Grenze standen, haben wir uns zunächst gar nicht getraut, durchzufahren. Vorher hättest du ja erschossen werden können, wenn du das Falsche machst.
Nach der Wende glich Berlin Mitte einer einzigen großen Baustelle. Du sagst, die Berliner hätten sich in ihrer Kleidung mit leichten Sneakers und Kappen zum Schutz vor Staub daran angepasst. Die Vorstellung von einer „Construction Site Fashion“ ist amüsant.Ja, das ist mir auch erst im Nachhinein aufgefallen. Meine Freunde und ich, als wir den Tresor aufgemacht haben, Leute, die man auf der Straße sah – man hatte irgendwie den Eindruck, alle wären die ganze Zeit nur am renovieren! So sah man dann auch aus, wenn man abends wegging. Viele hatten damals diese Army-Pants und ähnliche Klamotten an. Das Maria am Ost-bahnhof hatte ja früher, vor dem Umbau Anfang der nuller Jahre, eine riesige Feu-erstelle in der Mitte, darüber ein Loch im Dach. Jedes Mal, wenn ich da irgendetwas aufgebaut hatte, war ich hinterher kom-
plett schwarz. Im Tresor war es genau das gleiche. Eigentlich kann ich mich an kei-nen Club erinnern, wo ich nicht dreckig war, wenn ich nach Hause kam. Im E-Werk haben sich Mädels mit hohen Absätzen re-gelmäßig die Füße gebrochen. In der Ora-nienstraße war der Bordstein über Jahre aufgerissen, ganz Mitte war eine Baustelle. Das hatte tatsächlich Einfluss auf den Klei-dungsstil der Leute.
Wie unterscheidet sich die damalige Berli-ner Clublandschaft von der heutigen?Ein Unterschied liegt natürlich darin, dass damals alles viel Berlin-spezifischer war. Den Bekanntheitsgrad des Berghains hatte das E-Werk nicht, auch wenn es zum Ende hin immer bekannter wurde. Das hat aber seine Zeit gedauert. Die Clubs spiegeln gut die Wirkung wider, die Berlin heute im Vergleich zu damals international hat. Jeder Journalist im Ausland, mit dem ich spreche, fragt mich, wie es hier ist, und sagt mir, er wolle unbedingt nach Berlin ziehen. Dazu kommt, dass früher in den Clubs viel mehr an der Deko gebastelt, viel verändert wurde. Es wurde mehr hand-werklich gearbeitet. Auch die Klamotten waren bunter als heute. Die Performances hingegen sind heute sicher professionel-ler. Früher haben oft einfach Leute, die im Club gearbeitet haben, selbst irgendwel-che Aktionen geplant. Ich kann mich zum Beispiel an eine ziemlich absurde Ballett-vorstellung erinnern, bei der Transvesti-ten in rosa Tutus zu elektronischer Musik tanzten, die noch gar nicht veröffentlicht war. Es war halt alles ein wenig experimen-teller. Das, was heute nur noch in man-
chen kleinen Läden stattfindet, passierte damals noch in den großen Clubs.
Wenn man deine Beschreibungen der Berli-ner Musik- und Kunstszene von den 1980er Jahren bis heute liest, bekommt man den Eindruck, du trauerst der alten Zeit etwas nach.Ich glaube, dass jeder, der schon vor dem Mauerfall hier gelebt hat, seine Probleme mit der Entwicklung hat, einfach weil Ber-lin heute so anders ist. Maybritt Illner hat es so formuliert: Sie ist in einem Land auf-gewachsen, das es nicht mehr gibt, aber sie wohnt immer noch in der gleichen Stadt. Wie verrückt das ist, wird einem erst mit der Zeit klar. Ähnlich wie die Mode, deren Veränderung man erst viel später wahr-nimmt. Ich wollte aber nicht den Eindruck erwecken, dass früher alles besser war. Jede Zeit hat ihre guten Seiten. Berlin ist immer noch trotzig und unangepasst und wird wohl immer wieder Überraschungen bereithalten. Jede Stadt hat ihren eigenen Charakter. Ich glaube, dass Berlin einen Ausverkauf schon aufgrund seines Cha-rakters niemals zulassen wird.
Kieztalk 31
Das Buch „The Beauty of Transgression – A Berlin Me-
moir“ von Danielle de Picciotto ist im Die Gestalten
Verlag erschienen, hat 288 Seiten und kostet 20 Euro.
1993, Danielle und ihre Band, die Space Cowboys2002, mit Hutkünstlerin Fiona Bennet
Zutaten für 2 Personen:
1 Flammkuchenteig, 8 Scheiben Bresaola, 6 Stangen grüner Spargel, 50 g getrocknete Tomaten, 1 Bund Rucola, 1 Bund Rosmarin,
1 Zwiebel, 1 Becher Crème Fraîche, 90 ml Olivenöl, Salz, Pfeffer, Zucker (*Mengenangaben beziehen sich auf 2 bzw. 4 Personen)
Zubereitungszeit: 30 min
Ofen auf 180°C Umluft bzw. 200°C Ober-/Unterhitze
vorheizen. Rosmarin vom Stiel zupfen und fein ha-
cken. Crème Fraîche in eine Schale geben und mit dem
gehackten Rosmarin, ! bzw. 1 TL* Salz und ausreichend
Pfeffer würzen.
Flammkuchenteig mit dem dazugehörigen Backpapier
auf einem Backblech ausrollen und den Teig gleichmä-
ßig mit der Rosmarin-Crème-Fraîche bestreichen. (Bei
4 Personen entstehen 2 Flammkuchen, somit werden 2
Backbleche benötigt.)
Spargel waschen, Enden entfernen und schräg in ca. 4
cm große Stücke schneiden. Getrocknete Tomaten hal-
bieren. Zwiebel pellen und in feine Ringe schneiden.
Mariniertes Gemüse gleichmäßig auf dem Flammku-
chen verteilen und den belegten Flammkuchen auf
mittlerer Schiene ca. 15 Minuten im vorgeheizten Ofen
goldbraun backen.
Nach ca. 15 Minuten den goldbraun gebackenen
Flammkuchen aus dem Ofen nehmen und mit dem
marinierten Rucola und den Bresaolascheiben gleich-
mäßig belegen. Den Flammkuchen halbieren und auf
einem flachen Teller anrichten.
Spargelstücke, getrocknete Tomaten und Zwiebelringe
in eine Schüssel geben und mit 4 bzw. 8 EL* Öl, 1 bzw. 2*
Prisen Salz und ausreichend Pfeffer marinieren.
Währenddessen Rucola waschen, in mundgerechte
Stücke zupfen und in die vorher zum Marinieren des
Spargels verwendete Schüssel geben. Mit 2 bzw. 4 EL*
Öl marinieren und nach Geschmack mit ca. 1 bzw. 2*
Prisen Salz, 1 bzw. 2* Prisen Zucker und ausreichend
Pfeffer würzen.
Hmmm, Lecker! 33
KOCHTIPPS VOM KOCHHAUSFlammkuchen mit grünem Spargel, Bresaola und mariniertem Rucola
Auf dieser Seite findet ihr monatlich einen Rezeptvorschlag mit Fotoanleitung vom Kochhaus, dem weltweit einzigartigen begehbaren Rezeptbuch in Berlin Prenzlauer Berg (Schönhauser Allee 46) und Schöneberg (Akazienstraße 1). Im Kochhaus findet man nicht nur regelmäßig wechselnde Rezepte, sondern auch gleich noch alle Zutaten, die man für das Gericht braucht – fertig portioniert an einem Tisch. Schaut doch mal vorbei und bis dahin: Guten Appetit!
Text und Bilder Kochhaus
34 Mitte Muttis
Zuerst den Stoff rechts auf rechts legen – rechts ist die Stoffoberseite. Dann Schnittmuster 1 auf den Stoff legen und ausschneiden. Achtet darauf, dass das Schnittmuster auch an der Stoffbruchseite liegt, damit wir nachher auch ein ganzes Kleidchenteil haben. Danach das Gleiche mit dem zweiten Stoff machen. Wenn ihr damit fertig seid, Schnittmuster 2 rechts auf rechts auf den Stoff legen. Die-ses Mal ist es besser, wenn das Schnittmuster nicht auf der Stoffbruchseite liegt, da wir die beiden halben Teile einzeln brauchen. Danach das Gleiche mit dem zweiten Stoff machen.
Ihr braucht: zwei unterschiedliche Stoffe, die gut zusammenpassen, à 1,40 cm breit und 70 cm lang.
Schnittmuster unter: www.mitteschoen.de.
Und ihr habt noch genügend Stoff für den passenden Sonnenhut!Für den Sonnenhut (Kopfumfang höchstens 48 cm) nehmt ihr die beiden Stoffreste.
Wendekleidchen für Vier- bis Fünfjährige
Und so geht’s....
Jetzt die Rückteile seitlich zusammennähen. Auch hier, klar, wieder den Stoff rechts auf rechts legen. Dann auch die Rückteile aus dem zweiten Stoff zusammennähen. Jetzt müsstet ihr quasi aus jedem Stoff ein Kleidchen haben. Nun die beiden zusammenge-nähten Stoffteile wieder rechts auf rechts aufeinander legen. Dann die beiden Teile zu-sammennähen und eine kleine Lücke von ca. 6 cm lassen. Zum Wenden durch die Lücke greifen und das Kleidchen noch einmal ordentlich bügeln. Danach das Kleidchen am Rand zusammennähen, damit es auch ordentlich hält! Und schon seid ihr fertig!
Jetzt die beiden Hüte rechts auf rechts ineinander stecken. Dann an der unteren Hut-krempe zusammennähen, durch die Lücke greifen und wenden. Bügeleisen anschmei-ßen, die Krempe gut bügeln und zur Sicherheit noch mal die untere Seite des Hutes erneut zusammennähen. Fertig! Nun habt ihr ein günstiges und extrem schickes Som-meroutfit!
Nehmt den Stoff und schneidet viermal Teil 1 aus. Dann alle vier Teile zusammennähen. Dann das Gleiche mit dem zweiten Stoff machen. Wichtig ist dabei, dass ihr bei einem der beiden Stoffe wieder eine Lücke von 6 cm lasst, damit ihr den Hut nachher wenden könnt.
Dann den Stoff wieder rechts auf rechts legen und einmal Teil 2 ausschneiden. Dieses Mal das Teil 2 nicht auf die Stoffbruchseite legen, da wir die Teile einzeln brauchen. Das Gleiche auch bei dem zweiten Stoff machen. Jetzt müsstet ihr vier einzelne Teile haben. Nun jeweils die beiden passenden Teile an einem Ende zusammennähen. Dann jeweils das passende Teil 2 an den passenden Hut nähen.
1
2
3
1
2
Mitte Muttis 35
Überhaupt ist Kleidung ein heikles Thema für uns Muttis. Nicht etwa, weil unser Kleider-schrank so aussieht, als wären wir mit Victoria Beckham best friend, sondern weil es ebenso schwierig ist, sein Kind anzuziehen, wie um sie-ben Uhr abends einen Parkplatz am Helmholtz-platz zu finden. So ist meine vierjährige Tochter der felsenfesten Überzeugung, dass ihr pinkes Kleidchen plus passender Socken bei minus 15 Grad völlig ausreichend ist. Und dass, wenn sie denn doch kalte Beinchen bekommen sollte, es nicht an ihrer Kleiderwahl, sondern an meiner fehlerhaften Interpretation des Wetterberichtes liegt. Um nur ein harmloses Beispiel zu nennen. Der Sohn einer Freundin hingegen hat in Sachen Unterhosen-Auswahl einen wahrlich komple-xen Test für sich entdeckt. So finden nur jene Unterhosen bei ihm Gefallen, die nicht zwicken, wenn er sie mit seinem Daumen bis unter das Kinn zieht. Was wohlgemerkt nur bei dem teu-ersten Kinderunterhosen-Modell der Fall ist.
Doch was tun, wenn man allein schon bei dem Gedanken an das allmorgendliche Anziehen zu einem Nervenbündel mutiert? Ganz einfach: gemeinsam mit dem Kind shoppen gehen, da-mit es seine Kleidung auch ohne zu murren anzieht. Zum Beispiel bei la fraise rouge in der Großbeerenstraße, wo es nicht nur die üblichen Zahlen- und Erdbeeraufnäher-Shirts, sondern auch T-Shirts mit beliebten Kinderweishei-ten wie „Kacke sagt man nicht“ zu kaufen gibt. Ebenfalls sehr hübsche Kinderkleidung findet man in dem dawanda-Shop des Labels Rebell und Blumenkinder, das sehr retro-orientiert ist.
Mein absoluter Favorit ist der türkise Overall mit den orange-braunen gehäkelten Kniefle-cken, der dank des Sweatshirt-Stoffes auch noch bequemer als jedes Vintage-Original ist. Wer bei der Kinderkleidung besonderen Wert auf Green Fashion legt, der sollte sich bei den Berliner La-bels Speak Up! und Dollyrockers umsehen. Denn dort steht alles im Zeichen von Organic Fashion. So ist bei Speak Up!, die vor allem Slogans-T-Shirts mit Welt-Rettungsbotschaften verkaufen, alle Kleidung aus handgegerbter Biobaumwolle oder Organic Denim hergestellt. Die Dollyro-ckers wiederum setzen ganz auf das Prinzip Re-cycling und zaubern in ihrem Atelier aus alten Herrenhemden, Bettwäsche oder anderen Texti-lien bezaubernde Kinderkleidung. Alles extrem schicke Sachen, die sicher auch dem Kind gefal-len, leider jedoch, auf Grund der Einzigartigkeit und Herstellung, auch wesentlich teurer sind als bei H&M.
Deshalb haben wir für alle Mütter mit kleinem Budget ein Kleidchen entworfen, das sehr leicht und schnell zu nähen ist. Kunterbunte Stoffe da-für könnt ihr bei mama makada oder bei Frau Tulpe kaufen. Außer natürlich für meine Toch-ter. Denn die trägt seit gestern nur noch schwarz.
WIR MITTE-MUTTIS
Endlich ist Sommer. Und das ist nicht nur für die Kinder
schön. Nein, auch wir Mütter müssen uns jetzt endlich
nicht mehr mit der Frage herumplagen, wie viele
Pullover die Kinder am besten übereinander anziehen,
damit sie im fiesen Berliner Winter nicht elendig
erfrieren.
Dollyrocker, Atelier, Showroom, Laden
Gärtnerstraße 25
www.dollyrocker.de
Öffnungszeiten:
Mo bis Fr: 10 – 19 Uhr, Sa: 11 – 16 Uhr
la fraise rouge
Großbeerenstraße 64a
www.lafraiserouge.de
Öffnungszeiten:
Mo bis F: 10 – 18 Uhr, Sa: 10 – 14 Uhr
Speak Up! Showroom
Sybelstraße 36
www.speakup-wear.com
Termin nach Absprache
Rebell und Blumenkind
www.rebell-und-blumenkind.com
www.dawanda.com/shop/rebell-und-
blumenkind
mama makada
Danziger Straße 51
www.mamamakada.de
Öffnungszeiten:
Di bis Fr: 11 – 19 Uhr, Sa: 11 – 17 Uhr
Frau Tulpe
Veteranenstraße 19
www.website.frautulpe.de
Öffnungszeiten:
Mo bis Fr, 10 – 20 Uhr, Sa: 11 – 18 Uhr
Text Bettina Schuler Bilder la fraise rouge Translation P. 44
KUNSTTIPPS VON EYEOUTText Jan Winkelmann Translation Kimberly Bradley, P. 44
In dieser Kolumne stellen wir euch jeden Monat eine kleine Auswahl der interessantesten Ausstellungen in Mitte vor. Weitere spannende Tipps findet Ihr in der iPhone App EYEOUT Berlin (www.eyeout.com).
13BAUMGÄRTEL, BLANK, DOST, FINLEY, GRÖZINGER, HOLSTEIN, VON KAUFMANN, KOBE, MONTUORI, NOOR, RUCKHÄBERLE, SAMORI, TZUCKERMAN
13. Mai – 19. Juli 2011Christian Ehrentraut, Friedrichstraße 123, U6 Oranienburger Tor, Di bis Sa: 11 – 18 Uhr
030 44 03 83 85, [email protected], www.christianehrentraut.com
Christian Ehrentraut eröffnet am Freitag den 13. Mai seine dreizehnte Ausstellung in den Räumen der Friedrichstraße mit einer Ausstellung der dreizehn von ihm vertretenen Künstler. Für Zahlenmystiker ein Fest und eine sehenswerte Ausstellung obendrein. Wie eine Art loser, assoziativer roten Faden durchzieht die Ausstellung, dass sich viele der gezeigten Arbeiten Schicht für Schicht aufbauen oder in einem organisch anmu-tenden Prozess additiv zusammensetzen. Stephanie Dosts raumgreifende Collage aus Schwarzweiß- und Farbfotos entfaltet sich wuchernd um den Treppenabgang herum. In Nicola Samoris barockem Portrait findet durch die partielle Übermalung eine erhebliche Dramatisierung des Sujets statt. Yudi Noors Skulpturen vermengen Elemente asiatischer Populärkultur mit Referenzen zu westlichen Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Und Shannon Finleys Gemälde besteht aus holografisch anmutenden, prismatischen For-men setzt am Ende des Ausstellungsraumes ein strahlendes rot-orange-farbiges Aus-rufezeichen hinter diese bezaubernde Ausstellung.
Fotos: 13 (Ausstellungsansicht)
Courtesy Christian Ehrentraut
SARAH MORRIS – JOHN HANCOCK29. April – 30. Juli 2011Capitain Petzel, Karl-Marx-Allee 45, U5 Schillingstraße, Di bis Sa: 11 – 18 Uhr
030 24 08 81 30, [email protected], www.capitainpetzel.de
Sarah Morris zeigt in dieser Ausstellung eine neue Serie von Gemälden, die das Motiv der Signatur thematisieren. Ausgangspunkt hierfür ist weniger der kunsthistorische Zusammenhang, sondern vielmehr der Kontext von Architektur und Industriedesign. John Hancock war der erste Unterzeichner der amerikanischen Unabhängigkeitserklä-rung. Seine Unterschrift dient heute noch als Logo der gleichnamigen Versicherung, die wiederum den ikonischen Wolkenkratzer in Chicago in den 60er Jahren erbauen ließ, auf den Morris Gemälde assoziativ Bezug nehmen. Bei der Beschäftigung mit der Struk-tur des Gebäudes, wie auch mit der Rolle der Signatur thematisiert die Künstlerin auf exemplarische Weise, wie sich visuelle Oberflächen in urbane Strukturen einschreiben bzw. sich innerhalb derer ebenso widerspiegeln. Ergänzt wird die Ausstellung im Untergeschoss durch Morris’ Film Points on a Line (2010). Hier werden zwei Ikonen der modernen Architektur, das Farnsworth House von Mies van der Rohe und Philip Johnsons Glass House in ihren vielfältigen Beziehungen einander cineastisch gegenüber gestellt. Der Film erhält durch den Ostmoderne-Glas-Pavillon, in dem sich die Galerie Capitain Petzel befindet, einen überaus interessanten ortsspezifischen Bezug.
Fotos: Sarah Morris – John Hancock (Ausstellungsansicht)
© Sarah Morris, Courtesy Capitain Petzel, Berlin
Foto: Nick Ash
36 Kulturgut
„ISCH LIBE HAUS DE MUGLER“
...singt Lady Gaga in ihrem „Scheiße“-Remix, der bei der
Herbst/Winter-Show 2011 des Labels gespielt wurde und
der nun, in einer leicht veränderten Version, auf ihrem
aktuellen Album „Born This Way“ zu hören ist. Auch
andere Musiker haben immer weniger Probleme damit,
öffentlichkeitswirksame Kooperationen mit Designern
und Mainstream-Labels einzugehen.
Text Bettina Schuler Illustration Evelyn Hahn Translation P. 43
So haben der ehemalige Blur-Gitarrist Graham Coxon, die Sänge-rin Paloma Faith und das Ex-The Coral-Mitglied Bill Ryder-Jones gerade den Song Desire in Kooperation mit Converse aufgenom-men. Es scheint, als ob sich die alteingesessene Allianz zwischen Mode und Musik immer mehr von einer gegenseitigen künstleri-schen Befruchtung zu einer geschickten Marketing-Kooperation entwickelt.
Kleidung von Stars wie Elvis oder den Sex Pistols wurde noch dazu genutzt, um sich von dem Establishment und seinen Konventio-nen abzugrenzen. Dadurch wurden sie häufig zu Vorreitern einer bestimmten Jugendkultur und deren Kleidung, man denke nur an die Blue Jeans oder die Pilzköpfe der Beatles. Die Stars und ihre Ratgeber waren Impulsgeber in Sachen Mode und Stil und wur-den nur allzu gerne von bekannten Designern für den Laufsteg adaptiert. Heutige Stars hingegen lassen sich oftmals von be-kannten Firmen als Werbeträger einspannen, um auf diesem Weg ihrerseits ihr neustes Album promoten zu können. Mit Kreativi-tät und gegenseitiger Inspiration hat das nur noch wenig zu tun. Hier geht es vor allem darum, das Image des anderen möglichst für seine eigenen geschäftlichen Interessen zu nutzen.
Auch sehr beliebt sind die so genannten designed by-Kollektio-nen, für die Künstler wie Amy Winehouse oder Britney Spears ihren Namen hergeben. Ob sie dafür jemals selbst den Stift in die Hand genommen haben oder einen ihrer berühmten Designer-Freunde haben einspringen lassen, wird man mit Sicherheit nie genau sagen können. Doch dem eingefleischten Fan scheint es egal. Hauptsache, ein bisschen Glamour färbt durch das Produkt auf ihn ab. Also besprüht er sich mit Parfüm made by Jennifer Lopez, trägt Schuhe designed von Fergie, Klamotten aus der Uffie-Diesel-Kollektion und fühlt sich dadurch selber ein bisschen wie sein persönliches Vorbild.
Für die meisten Subkultur-Künstler stellte Mode früher ein Vehi-kel für ein politisches Statement dar. Die Sex Pistols brachten mit ihrem Stil aus zerlöcherten Jeans und T-Shirts mit der britischen Flagge designed by Vivienne Westwood ihren Wunsch nach Re-bellion gegen die Autoritäten zum Ausdruck. Oder Nancy Sinatra, die sich in den 60ern mit dem Tragen des Minirocks öffentlich zum Selbstverständnis der Frauen bekannte und damit auch ih-ren Teil zur Emanzipation beitrug.
Auch heute kann man noch sehen, welchen Einfluss die Koopera-tion von Mode und Musik auf die Gesellschaft haben kann. Das zeigen Frauen wie Beth Dito, die mit ihrem selbstbewussten Auf-treten beweist, dass Sexiness nicht mit der Kleidergröße zusam-menhängt. Oder Designer wie Jean-Charles de Castelbajac, der ein Model auf seiner Fashion-Show 2009 in einem schwarz-gelben Glitzerkleidchen, welches das Gesicht von Barack Obama zierte, über den Catwalk stolzieren ließ. Um nur eines der modischen Beispiele zu nennen, die es während des letzten US-Präsident-schaftswahlkampf zu sehen gab.
Doch sobald der Hype um ein bestimmtes Thema vorbei ist, das gerade dem Zeitgeist entspricht und deshalb auch als schick gilt, wird es still um die Political Fashion. Und leider scheint auch Lady Gaga, die noch vor kurzem mit ihrem Fleischkleid versuchte, ein Statement gegen die Verrohung der Gesellschaft zu setzten, sich kaum für die Botschaft, sondern nur für die Lukrativität einer sol-chen Kooperation zu interessieren. Und die Sex Pistols? Die haben letztes Jahr ihren Namen für ein „Punk-Parfüm“ hergegeben...
Kulturgut 37
Berliner Gesichter 39
Es ist einem Zufall zu verdanken, dass ich heute Schuh-machermeisterin bin. Denn hätte ich mich vor über zwanzig Jahren nicht so sehr über die hohen Repara-turkosten meiner Lieblingsschuhe echauffiert, dass mir der Schuhmacher vorschlug, die Schuhe doch das nächste Mal selbst zu reparieren, wäre ich nie auf die Idee gekommen, mir selber Schuhe zu bauen.
Gesagt, getan. Ein paar Wochen später war meine ers-tes Paar Schuhe fertig. Ganz allein nach der Anleitung aus einem alten Schuhmacherfachbuch gebaut, mit Werkzeugen, die ich nicht wirklich zu benutzen wuss-te, und einem Leisten, der nicht richtig passte. Auch wenn die Schuhe nicht wirklich schön aussahen, war ich beseelt von der Idee, Schuhmachermeister zu wer-den.
Während meiner langen Ausbildungs-Odyssee habe ich dann unter anderem auch bei dem Schuhmacher-meister gelernt, dessen Werkstatt ich vor fast zehn Jahren übernommen habe. Dieser Betrieb ist übrigens der älteste auf der Friedrichstraße. Demnächst wer-den wir den Laden, in dem wir sowohl Maßschuhe anfertigen als auch Schuhe reparieren, noch um ein Schuhgeschäft erweitern. Vor der Geschäftsübernah-me habe ich fast ein Jahr in London gearbeitet, um auch den englischen Stil des Schuhebauens kennen zu lernen. Unter anderem bei John Lobb, dem wohl bekanntesten „shoemaker“ der Welt. John Lobb Limi-ted ist nicht nur die Schuhmacherei des englischen Königshauses, sondern zählt auch Popikonen wie Ma-donna und Robbie Williams zu ihren Kunden. Aber auch bekannte Persönlichkeiten wie Richard Wagner oder Friedrich Flick haben dort schon Schuhe bestellt. Flick sogar insgesamt 87 Paar.
Ich bin eine der wenigen Schuhmachermeisterinnen in Berlin, die überhaupt noch Maßschuhe anfertigen. Leider haben Billigschuhe und das fehlendes Bewusst-sein für gutes und gesundes Schuhwerk unserem Be-
rufsstand argen Schaden zugefügt. Zudem besteht heute bedauerlicher Weise keine Meister-Pflicht mehr für das Schuhmacherhandwerk. Sie wurde Ende 2003 mit der Begründung abgeschafft, dass nur für jene Handwerke und Gewerke eine Meisterpflicht not-wendig ist, die das geistige und physische Wohl des Menschen gefährden können. Dazu gehören seltsa-merweise unter anderem Maler und Friseure, aber keine Schuhmacher. Dabei kann ein guter Schuhma-chermeister Fuß- und Beinfehlstellungen bei seinen Kunden erkennen und durch fachgerechte Reparatur Schlimmeres verhindern.
Ein Paar auf Maß angefertigte Schuhe kosten 2.500 Euro aufwärts. Das ist sicherlich nicht günstig, aber man darf auch nicht vergessen, wie viel Arbeit und hochwertigstes Material in einem Schuh steckt. Auch wenn Maßschuhe nicht unbedingt länger halten als ein Paar industriell angefertigter Schuhe, lohnt es sich doch, dafür viel Geld auszugeben. Denn in perfekt sit-zenden Schuhen geht man einfach besser und gesün-der durchs Leben. Zudem kann man als Kunde nicht nur auf das Design, sondern auch auf die Wahl der Materialien Einfluss nehmen. Was gerade Menschen, die besonderen Wert auf Individualität legen, sehr zu schätzen wissen. Ich gehöre nicht zu den Schuhma-chermeistern, die nur die Haute Volée bedienen. Zu mir kommen vor allem gediegene Kunden wie Ärz-te, Rechtsanwälte und Künstler, die Wert auf Qualität und Fachberatung legen.
Ich liebe an meinem Beruf die Sinnlichkeit meines Tuns, das Erschaffen eines total händisch angefertig-ten Produktes von Anfang bis Ende. Dass Schönste ist für mich allerdings dieses Geräusch, das beim Hin-einschlüpfen in den Maßschuh durch die totale Luft-verdrängung entsteht. Denn dann weiß ich, dass der Schuh perfekt passt.
Hendrikje Ehlers
Schuhmachermeisterin
51 Jahre
BERLINER GESICHTERText Bettina Schuler Bilder Eugen Bräunig
Posh Schuhe Berlin
Hendrikje Ehlers
Friedrichstraße 230
Tel.: 030 25 19 979
Öffnungszeiten:
Di bis Fr: 9:30 – 19 Uhr
Sa: 9:30 – 13 Uhr
Events (p. 6)
SHADOW LAND
Shadow Theatre / Performance
Admission: from !22.50
Preview 20 July, Premiere 21 July
Additional performances: 22 to
31 July
What the Pilobolus Dance Theatre does on the stage
is simply spectacular. Behind a backlit screen, hu-
man bodies contort into objects, morph into fantasy
forms, disintegrate, and give rise to new figures. The
viewer enters a world full of poetry and illusion whe-
re human shadows magically transform into moving
cars, elephants, blossoming flowers or centaurs. The
images that result flow directly and indirectly into
each other create a fantastic, movie-like dream world.
At the center of the story is a girl on the brink of
adulthood. Trapped in this shadow land, she searches
for the exit and encounters strange dream figures.
They reflect the subjective feelings of the girl and play
with the surreal dream experiences of the audience.
In their extraordinary performance, the U.S. theater
company PILOBOLUS combines traditional shadow
theater with acrobatics, dance and poetry. Various
movable screens on multiple levels create special ef-
fects. The children’s book author, Steven Banks, wrote
the storyline; musician and producer David Poe com-
posed the soundtrack.
Komische Oper
Behren Strasse 55 – 57
Tickets: www.komische-oper-berlin.de
or 030 47 99 74 00
MIMI
Singer / Songwriter-Pop
Admission: advance tickets
from !14
1 July, 9 pm
When you hear MiMi’s songs
on her debut Road to Last Night, you somehow get
the feeling you’re leafing through her diary. The self-
written texts do in fact reflect personal feelings and
moments in her life. Melodic, sometimes rocky-pop
with some bottleneck guitar, organ and Blues-Stomp
– there’s nothing left of the glam-punk sound of the
band Battlekat that MiMi founded in 2004. You still
feel the energy of that time in her new solo project.
MiMi owes her stage name to her grandmother who
named her after the tragic figure from Puccini's ope-
ra La Bohème. The 25-year-old Briton’s real name is
Sarah Mueller-Westernhagen. So as not to be cons-
tantly compared her famous German father Marius
Mueller-Westernhagen, she drops her last name. Fa-
ther and daughter never talk about music, and he also
stayed out of the production of the record in Ham-
burg. And let's face it – MiMi doesn’t need any pater-
nal support anyway!
Comet Club
Falckenstein Strasse 47
www.myspace.com/cometclubberlin
Tickets in advance: www.koka36.de
BASIC INSTINCTS
Exhibition
Admission: free
30 to 31 July, 12 – 7 pm
Anyone can present fashion on
the runways is probably what
the organizers of the exhibition Basic Instincts, which
runs from the 30th of June for four weeks at Villa Eli-
sabeth, think. Visitors can expect a 360-degree tour
of various Dutch approaches to design: architecture,
art, fashion and product design. The interdisciplina-
ry focus of the exhibition is primarily on the things
that lie behind the individual creations. Visions and
attitudes of the artists are in six different landscapes.
An individual piece of clothing is not presented in the
traditional way on models, but built into one of the-
se landscapes. Each landscape embodies an idea that
should illustrate a part of the Dutch design culture:
different perspectives, which change depending on
the angle you look at it from. Some of the expected
themes awaiting you are the works and quotations of
famous Dutch artists from the fields of photography
and video, or a raw state as a radical innovation. An
international creative team was responsible for con-
cept and content of the exhibition. Mosign artistic cu-
rators Luca Marchetti and Emanuele Quinz are from
mosign. José Klap and Sandor Lubbe from Zoo maga-
zine were the creative directors and multi-artist Hen-
rik Vibskov was responsible for exhibition design.
Villa Elizabeth
Invaliden Strasse 3e
STUMMFILMLIVEFESTIVAL #2
CHAPLIN COMPLETE
Silent Film Festival featuring
Charlie Chaplin
Admission: from !19.50
15 July – 7 August
Oversized pants and shoes, bowler hat, cane in hand
and two-finger wide mustache. Charlie Chaplin, the
charmingly clumsy silent film comedian with his di-
stinctive trademarks, returns to the capital 80 years
after his last visit. The StummfilmLIVEfestival #2 is
presenting for the first time the complete works (80
films from the years 1914-1967) of the greatest dimi-
nutive cinema legend of all time from 15 July to 7 Au-
gust. The Babylon cinema’s 90-minute program will
show early short films, including The Vagabond and
The Immigrant, accompanied by international silent
film pianist. For ten days, there will be a live orchest-
ral performance of original music composed by Char-
lie Chaplin for the feature films The Kid and The Gold
Rush with. The foyer will be decorated with pictures
of Chaplin's visit to Berlin in 1931 when thousands
of enthusiastic fans cheered the movie star from the
Friedrich Strasse station to the Hotel Adlon on Pari-
ser Platz. A special highlight of the festival: Chaplin's
daughter, actress Geraldine will give the honor of
opening the festival on 15 July!
Babylon
Rosa-Luxemburg-Strasse 30
www.babylonberlin.de
JENS FRIEBE & BAND – AN
EVENING OF PURE HAPPINESS
Indie-pop, electro-pop, new
German wave
Admission: free
5 July, film at 10 pm / concert at 11 pm
Dandyism, glamour, urban poetry, megalomania,
trash – with his music, Berliner-by-choice Jens Friebe
manages to shake up the German pop music world.
His ambiguous German texts are concerned primari-
ly with the day and nightlife of the big city. He doesn’t
have any songs without messages because that would
be like „a city without a plan.“ Indie-pop, classical
singer/songwriter, electro-pop, new German wave,
or Hamburg School – Jens Friebe is something in bet-
ween. In autumn 2010 he released his fourth album
Abändern. His new songs are still playful and imagi-
native, though not quite so ambiguous. Before it was
the guitar, now it’s the piano in the foreground. In
addition to music, Jens Friebe writes for a magazine,
is part-time drummer for the Berlin band Britta, and
published a collection of his blog entries. He traveled
at the request of the Goethe Institut to northern Iraq
at the end of 2010. For it’s 60-year anniversary, the
Goethe Institut will show the film Plant Goethe – 60
years Goethe-Institut on 5 July in the Kulturforum’s
open air cinema. Afterwards, „Katzencasanova“, as
Jens Friebe is called because of his vocal style, will
give one of his rare concerts in Berlin with his band
(Chris Imler and Julie Miess).
Sommerkino Kulturforum, Potsdamer Platz
Matthäikirchplatz 4/6, www.yorck.de
40 English Translations
DEGEWO WEDDING DRESS #6
FESTIVAL
Festival of Urban Fashion and
Lifestyle
9 July 12 – 9 pm, 10 July, 11 – 8pm
Vintage Smackdown Fashion
Show July 18, 7 pm
Berlin’s standing on its head. For the 6th time, the big
fashion Degewo WEDDING DRESS is taking place on 9
and 10 July in the Brunnen Strasse in Wedding again.
A collection of 150 designers, fashion shows, concerts
and a huge program of live acts of musicians, bands
and djs (such as Pilocka, Krach, Britta Arnold, k-chico,
DJ Ipek and DJ Lehmann) are part of the event. The
two-day fashion festival has established itself over
the years as an integral part of popular fashion week.
Every year thousands of visitors stroll the 500 sq. ft.
Designer Sale and the 500-meter-long Fashion Mile at
Brunnen Strasse 64. National and international desig-
ners such as Kilian Kerner, Boutique 5000, Bardonitz,
The Offer, meshit, Mila Miyahara, Günes Dericioglu
or spoonful of sugar will present their collections
inside and outside. The curators of this year's Street
Style-Fashion Shows Frank Schroeder and Claudio are
Rimmele from the fashion blog iHeartBerlin.de. On 9
July Looks Ten looks will be presented on the catwalk,
which were selected in the previously held Vintage
Smackdowns. The winner with the best vintage out-
fit wins a cash prize, which he or she can, where else,
spend right there.
Degewo WEDDING DRESS #6
Brunnen Strasse 64
www.weddingdress6.de
Vintage Smackdown Fashionshow
Festivalwiese Stralsunder Straße
Berliners want
Dries Van Noten
(p. 10)
On one of those hot June days I
followed our style expert Paul’s
advice and rode my bike to the
YUU shop. The streets south of
the Alten Garnison cemetery are narrow. The extreme-
ly limited retail space in this part of town is coveted.
Only the Stein Strasse was a bit neglected for a while.
But the two blocks between Kleiner Rosenthaler Stras-
se and Alter Schönhauser Strasse are slowly coming
along... Just a few feet away from the corner building
of the Seven Star Gallery (there was a hotel and brothel
here in the 20’s), Lena Krapiwnikow opened her bou-
tique for exclusive, second season designer wear three
months ago. Talking about the first weeks of sales, you
immediately feel how much pleasure this new chal-
lenge gives her. After taking some photos of the space,
decoration and clothes, her life partner, photographer
Benjamin Sinner, who’s also a buyer, enters the store.
He not only has the responsibility for the shop’s gra-
phic design on his shoulders, but his bike as well. Like
Lena, he looks totally relaxed.
A little later, the couple tells me that they met while
still studying in Hamburg. Before Lena went into fa-
shion, interestingly, she in fact had other plans: she
trained as a dancer. In favor of fabrics and patterns,
she turned her back on this plan. She and Benjamin
have now worked for three years as freelancers in Ber-
lin. Benjamin always has his camera as a silent com-
panion on their common journey. We’re sure to see
many of his pictures on the walls of YUU shop in the
future. For Lena, however, there’s simply no more time
for her former activities as a costume designer and sty-
list. She’s up to her ears with the on-going business of
running the shop! The busy rush of customers is not
surprising because the YUU shop with its remarkable
range of men and womens’ clothing is an enrichment
in Mitte. From Ann Demeulemeester to Bernhard Will-
helm and on to Hussein Chalayan and Martin Margiela,
all the exquisite, individual pieces are between 40 and
60 percent less than their original price. Lena certainly
doesn’t have to shed any tears over a dancing career!
Berlin Fashion
The next generation
(p. 18)
Whether the German capital
can replace the French in fa-
shion remains to be seen. In
any case, Berlin is following
closely on the Paris’ heels – and the next generation
of local fashion doesn’t have anything to hide. Mitte-
schön went on a search for promising talents with the
team of photographers from The Paris Fashion Week
photo diary.
The metaphor is tired yet apt. Every year in Berlin
new fashion labels shoot up like mushrooms. This
is mainly due to the job situation in the capital be-
cause there are hardly any attractive jobs for fashion
designers. The big houses like in Paris or London are
just not here. Anyone who wants a salaried positi-
on and to earn decent has to leave the city. Just like
Gloria Landsberg who graduated from the University
of the Arts in October 2010 and now works for H&M
in Stockholm. “My heart belongs to Berlin, so that’s
why it was difficult to leave. On the other hand, after
I graduated, I had the need to earn money with what
I'd learned. And therein is the problem with Berlin.
As exciting and creative as the city is – when it comes
to finding a job that you can live off, there’s quite a
dearth. I was offered unpaid internships. That’s why I
have studied four and a half years for?”
Designers who want to stay in Berlin best go into busi-
ness for themselves. Just like the duo Issever Bahri
who are stars in the newcomer sky. The label has been
able to build a considerable reputation in the short
time since their founding in March 2010. They won
the Premium Young Designers Award for their first
collection, which allowed them a booth at the Premi-
um fashion fair one season later where they presen-
ted their second collection. For the Spring/Summer
2012 collection, which will be presented in July this
year, they are preparing their designs. In a Start Your
Fashion Business competition they are among the
top three (they’ll know if they win in mid-July during
Fashion Week). Derya and Cimen might have indeed
worked in the industry after graduation, but their jobs
were victims of the crisis in 2009. Instead of moping
however, they decided to establish a label together
– actually only to get their portfolios back on track.
“We could imagine working together because we had
already worked a lot together in college. But that we
actually did it was born out of necessity. We suddenly
got pulled into it...” Success motivates them to con-
tinue. They no longer need a portfolio to apply for a
job. Visiting them in their studio near Schlesischen
Tor we asked why buyers should buy their collection:
“We were both born in Berlin, are Turkish and women.
We never thought that this package would be so inte-
resting. When they see that my mom is sitting here
and crochets, then they all totally freak out.” Cimen’s
mother is sitting in the studio and notices that she
has two pairs of glasses on. One on the head, and the
other on the nose. Everyone laughs. They have more
than enough reason to. Within just two seasons Issever
Bahri has been able to build a small but regular clientele.
“We have enough for the time being. We have more than
enough to do with our workload and the interim finan-
cing.” A problem many designers of the next generation
have. Issever Bahri is fortunate to be able to borrow mo-
ney short term from their families and friends so that
they can order material for the production.
The exceptionally talent Vladimir Karaleev’s is doing
it his own way: growing slowly. And he’s doing it all
alone. While many new labels afford themselves the
luxury of minimum quantity surcharges from sup-
pliers and producers, and by doing so, forgoing a
profit margin in most cases, Karaleev produces eve-
rything himself. It’s stuffy in his studio, which is lo-
English Translations 41
cated in one of the GDR apartment buildings in the
Leipziger Strasse. It seems that the huge windows
cannot be opened. When the sun shines, it must be
unbearable. This doesn’t stop Karaleev from wor-
king, however. He’s been selling his collections since
2006. He started when he was a student in the tenth
semester at the University of Applied Sciences Berlin.
He didn’t want to get his degree, although he knew
that you need it if you want to amount to anything in
Germany. Now he’s getting it. His main objectives are
on his own collection. Karaleev now sells in 25 stores
worldwide and is expected to be one of the few young
talents who’ll make it. There are no production costs,
and therefore no minimum quantity surcharges.
That’s clever, but hard. At peak times, he spends about
ten hours in the studio – seven days a week. Of course,
his way of working also designing – with Karaleev the-
re are many unfinished edges – but this is what makes
him unique. A few loose threads don’t seem to dis-
turb Christiane Arp, the chief editor of German Vogue
who recently paid the designer a visit in his studio.
So progress continues for Karaleev. The competition
is tough. Many come and many go. But old newco-
mers like Kaviar Gauche or Lala Berlin have proved
that that it’s possible to establish yourself. Eventually
there will be large houses in Berlin too, where the gra-
duates of fashion schools will find jobs.
The text accompanying the pictures are exclusive
pre-prints from THE BERLIN FASHION WEEK PHOTO
DIARY#3, which will be published in September this
year. We know from the press what happens before
the scenes of Fashion Week. But what goes on back-
stage, photographer Marc Schuhmann and colleagues
show us in the Photo Diaries. Issue 2 is available for "
34.90 at www.thephotodiary.de. The photos were shot
in the studios of Issever Bahri and Vladimir Karaleev.
The Esmod Fashion School’s graduating class’s fashion
show took place in June 2011 at the Friedrichstadt Palast.
A must-have for next spring is already there: the dress
with crocheted-on flowers by Issever Bahri. Whoever
wants to know whether Derya and Cimen have won
the first place in the Start Your Fashion Business, click
on www.berlin.de /projektzukunft.
Illustrator of the
month:
Golden Cosmos
(p. 23)
Doris Freigofas and I are Gol-
den Cosmos. We came to Berlin
seven years ago to study visual
communication at the Art Academy Weissensee and
the HTW. We knew from the beginning that we wan-
ted to do something of our own, so we joined forces
with a fellow student and founded the collective
Nepomuk. While still studying we produced small
screen-printing editions and published books our-
selves. We considered it an experiment, as a platform
to work independently and to get our own projects
off the ground. After graduating, Doris and I found-
ed Golden Cosmos last year, and have been working
together in our studio in a former kindergarten in
Lichtenberg. We share the house and the huge gar-
den with over 20 other designers, artists, illustrators
and the fashion label c.neeon. This exciting mix often
leads to interesting collaborations. It’s a special place
where there is lively, creative exchange and a friend-
ly coexistence, which is very important to us. Having
fun and being curious to engage in unfamiliar tasks
has been in the foreground of our work. We try to
find a balance between contract work and freelance
projects. We put as much passion into an editorial il-
lustration as into the illustration of a whole book, or
the telling of one’s own story. Over time we have not
only mutually influenced each other stylistically, but
also in our way of thinking and developing ideas. It’s
a great enrichment for us working as a team because
we complement each other well. Even though there’s
the occasional friction, but it’s force out of which so-
mething new can come about. The illustration for the
Mitteschön poster is from The Story of the Youth Who
Went Forth to Learn What Fear Was, an adaptation of a
Grimm’s fairy tale. Doris won the Young Talent Prize
from an art foundation and was awarded an honorary
diploma in a beautiful books competition.
www.golden-cosmos.com
When I know why
I do something, I
can’t do it anymore
(p. 26)
Robert Wilson is a theater di-
rector, or simply, the type of
artist you rarely find. The New
York Times describes him as a “leading figure in the
world of experimental theater.” His productions are
works of art that reflect his unique, avant-garde sty-
le. Wilson grew up in Waco, Texas, a closed-minded
and backwoods backwater. When he was young he
suffered from serious speech problems, which he
overcame with the help of the dancer Byrd Hoffman.
Wilson’s father, a mayor of Waco, wanted his son to
follow in his footsteps. But instead Wilson went to
New York and studied art and architecture at the Pratt
Institute. In New York, Wilson once observed a police
officer strike an African-America boy. Wilson stepped
in and got to know deaf Raymond Andrews. Wilson
adopted Ray, and together they began working on the
play Deafman Glance. It was seven hours long and not
one word was spoken. The piece’s fascination came
mainly from the actors’ slow and precise movements.
In 1976, he developed the opera Einstein on the Beach
with Phillip Glass. After its worldwide success Wilson
became an institution at opera houses and theaters.
In April 2011 Lulu had its Berliner Ensemble premiere.
Wilson neither understands nor speaks German, yet
stages plays in language: it begs the question how?
The director begins his work by looking at a piece as
if were a silent film. He then works for several weeks
in great detail on diverse lighting scenarios; then
he devotes himself to the sound by turning off all
the lights and concentrates only on that. One of the
scenes shows Lulu on a highway with cypress trees.
The scene was originally set in her apartment in Pa-
ris. The dramaturge of the piece asked Wilson if he
was really sure he wanted to have the scene play on
a highway. Wilson only said yes that he was sure, and
laughed. If you ask him why, he replied: “I have no
idea why I do something. I always say, if I know why
I do something, I can't do it anymore.” The highway
was the first scene after the intermission and the-
re was thunderous applause – just for the scenery,
which was regarded as beautiful and breathtaking.
Wedekind’s Lulu is a young girl but she is played by
the 67-year-old Angela Winkler. The amazing thing
was that they actually thought she was a 20-year-old
girl, says Wilson, clearly very moved by Angela. “She's
really like a child inside, and her voice, the color of
her voice, is like a little girl that can break your heart.
And the extraordinarily beautiful thing about Angela
is that she speaks so softly and I think Lulu is rather
loud. Here is this woman with all these aggressive men
around her, and as a contrast, Angela’s acoustic volume.”
Wilson has run the Watermill Center since 1992. He
didn’t want to open a school. Instead, he wanted to crea-
te a space for artists from all over the world who can
jointly bring projects to life. Robert Wilson could spend
the rest of his life directing in the great houses of the
world. But he doesn’t want to. He doesn’t want to restrict
himself artistically. “I always say at the Watermill Center,
we must do what no one else does. That is the reason for
our work, to do something that no one else does.”
Interview Danielle
de Picciotto (p. 28)
Washington born artist Daniel-
le de Picciotto moved to Berlin
in 1987. Since then the city has
left its mark on her and she her
mark on the city’s scene. As
42 English Translations
English Translations 43
painter, curator, fashion designer, co-founder of the
Love Parade, singer of the band Space Cowboys, the in-
itiator of various film projects and collaborations with
various artists, including Blixa Bargeld, Gudrun Gut and
Ben Becker, she can boast a remarkable creative output.
Now she's even written a book about her eventful life in
Berlin. Whoever wants to know what was going on in the
Berlin underground in the last 23 years should ask Dani-
elle. We met up with her.
You’ve pretty much done it all in the search for your
artistic identity. Is the search over?
I have always oriented my art according to what was
happening in my life, that is, mainly on external influ-
ences. Although a lot seems clearer to me now, the pro-
cess is never complete and the right thing comes at the
right time. Art is a body for me; the forms of artistic ex-
pression are the various limbs: one hand is painting, the
other hand is music, and a foot is literature and so on.
In the end, everything follows a basic idea. That’s why I
will probably always move between the different forms
of expression depending on what I’m feeling.
Your diary-like descriptions in the book alternate so-
metimes quite surreally between short texts that de-
scribe the Berlin sub-culture scene.
I would say 95 percent of it really happened, the rest I
added to make it more visual. I absolutely knew I nee-
ded to try writing it in this style. Also, this style of wri-
ting was advantageous because sometimes I couldn’t
use certain names. My story is connected with very
many other stories, and it was very important to me
not to step on anyone’s toes. When I had finished the
book and offered it to some large publishers, almost
all of them said: when you write a biography nowa-
days you either have to be famous or have caused a
scandal. If I had added a scandal I would have immedia-
tely gotten a contract. They said it often and to me, but I
didn’t want that under any circumstances, even if there
were enough scandals I could have written about.
You arrived in Berlin in 1987. You were taken straight
to a party and found yourself in a dark, dingy place ...
I had a girlfriend who came to Berlin at that time
and she was so shocked that she left straight away. I
thought it was great! I have always been interested in
dark, magical aspects, and Berlin was totally myste-
rious to me at the time. Everything was a bit hidden,
events were hardly published, and clubs were not
hyped. The dark, the morbid has always inspired me
more than light, nice things anyway.
At the end of the 80’s you lived in Linden Strasse – right
at the Wall. Today it sounds bizarre, how you and the
border guards could observe each other. You were un-
der the influence of this strange situation, and when
the Wall finally fell, you weren’t here, but in Graz parti-
cipating in a fashion show ...
That was really an absurd moment of fate, especially
because at that time I hardly traveled. For a long time
I was only in Berlin. And then, when I left the city for
a few days for the first time, the Wall fell! It was like a
jump cut: you go away, you come back, and the world
has completely changed!
How did you hear about it?
Motte called me. At first I thought he was kidding.
And then, then I thought, of course, it would happen
when I’m not there! (laughs). Our little Berlin group
was in Austria and we were constantly being called by
people from Berlin who were either crying or laug-
hing hysterically. It was totally weird. When we drove
back and were in front of the border we didn’t dare
drive through at first. They used to shoot you if you
did something wrong.
After the fall of the Wall, Berlin was one huge construction
site. You say that Berliners adapted themselves in their anti-
dust clothing choice by wearing sneakers and caps. The
idea of a “Construction Site Fashion” is amusing.
Yes, it also struck me as an afterthought. When my
friends and I opened Tresor, people that you saw on
the street – you somehow had the impression that
everyone was constantly renovating! And that’s how
you looked when you went out for the evening. At
that time a lot of people had Army pants and simi-
lar clothes. Before it was rebuilt in the noughties, The
Maria am Ostbahnhof had a huge fireplace in the
middle, and above it a hole in the roof. Every time I
built something there, I was covered in black. It was
exactly the same in Tresor. As a matter of fact, I can’t
think of one club where I wasn’t filthy when I got
home. Girls in high heels regularly broke bones in E-
Werk. The sidewalk in Oranien Strasse was torn up for
years. Mitte was one construction site. This really did
influence how people dressed.
How is the Berlin club scene different today from back
then?
One difference of course is that everything back then
was much Berlin-specific. E-Werk was never as well
known as Berghain, even if it became more and more
known toward the end. But this took time. The clubs
today reflect how much more international Berlin is
compared to then. Every journalist I speak with ab-
road asks me how it is here, and tells me that he ab-
solutely wants to move to Berlin. Also, they used to
do the decoration themselves in the clubs; a lot has
changed. More was done by hand. The clothes were
more colorful than today. Performances in contrast
are certainly more professional now. People who used
to work in the club used to do stuff. I can remember a
rather absurd ballet. Transvestites in pink tutus danced
to electronic music that hadn’t yet been published. It
was just all more experimental. What happens today
only in the small places took place in the big clubs.
When one reads your descriptions of Berlin’s music
and art scene of the 1980’s until today, one gets the im-
pression that you mourn the old days a little.
I think anyone who lived here before the Wall fell has
their problems with the development simply because
Berlin is so different today. Maybritt Illner put it this
way: I grew up in a country that no longer exists, but I
still live in the same city. How crazy is that? Just like with
fashion, you see the change only much later. But I didn’t
want to give the impression that everything was better
back then. Every era has its good sides. Berlin is still defi-
ant and nonconformist, and will probably always have a
surprise or two up its sleeve. Every city has it’s own cha-
racter. Berlin won’t sell out. Its not in its nature.
Danielle de Picciotto’s The Beauty of Transgression – A
Berlin Memoir is available in hardcover from Die Ge-
stalten Verlag, 288 pages, !20.
Isch libe Haus de
Mugler (p. 37)
…sang Lady Gaga in the Scheis-
se remix that was played at the
label’s autumn / winter 2011 show,
and can now be heard in a slight-
ly different version on her latest
album, Born This Way. Other musicians also have less
and less of a problem entering into publicity collabo-
rations with designers and mainstream labels. Former
Blur guitarist Graham Coxon, singer Paloma Faith and
ex-The Coral member Bill Ryder-Jones have just recor-
ded the song Desire for Converse. It seems that the long-
established alliance between fashion and music is deve-
loping into a mutually artistic cross-fertilization of clever
marketing cooperation.
The clothes stars like Elvis or the Sex Pistols wore also
used to separate oneself from the establishment and its
conventions. Clothes were often at the very forefront of
a certain youth culture. Just think of blue jeans or the
Beatles’ haircuts. Stars and their advisers are a driving
force in fashion and style, and have been only too gladly
copied by well-known designers for the runway. Today’s
stars on the other hand often allow themselves to be
involved by well-known companies as advertisement in
order to better promote their latest albums. It has very
little to do with creativity and mutual inspiration. It’s all
about using someone’s image for one’s own commercial
interests.
The so-called “designed by” collections, where artists
like Amy Winehouse or Britney Spears give their name,
are also very popular. Whether they have ever taken the
pen in their hand or had one of their famous designer
friends step in, we’ll never be able to say with certainty.
But it doesn’t seem to matter to the die-hard fan. The
main thing is that a bit of glamour rubs off on the pro-
duct. So spray yourself with perfume made by Jennifer
Lopez, wear shoes designed by Fergie and clothes from
the Uffie Diesel collection and feel a bit like your own
personal role model. Fashion used to be a vehicle for a
political statement for many sub-culture artists. With
their style of tattered jeans and British flag T-shirts,
designed by Vivienne Westwood, the Sex Pistols raged
against the machine. Or Nancy Sinatra, who was pub-
licly known in the ‘60s for wearing miniskirt, promo-
ted the self-image of women and contributed in part to
their emancipation.
Even today one can still see the influence between the col-
laboration between fashion and music can have on socie-
ty. Women like Beth Ditto have shown with their confident
demeanor that sexiness is not related to the dress size. Or
designers such as Jean-Charles de Castelbajac who had one
of his models strut the catwalk in a glittering black-yellow
dress donning the face of Barack Obama in his fashion
show in 2009. This was just one fashionable example du-
ring the last U.S. presidential election campaign. But once
a specific topic’s hype, which reflects the zeitgeist and is
considered chic, is over, you don’t hear about the Politi-
cal Fashion anymore. And, unfortunately, it also seems
Lady Gaga, who recently tried to make a statement
against the brutalization of society in her meat dress, is
hardly interested in the message and more in the luc-
rative nature of such cooperation. And the Sex Pistols?
They lent their name to a “punk-perfume” last year.
We Mitte Mums
(p. 34)
Summer at last. And that’s
good not just for the kids. At
long last we mums no longer
have to plague ourselves with
the question of how many
sweaters should the kids best put on so that they
don’t pathetically freeze in Berlin’s nasty winter.
Clothing in general is a sensitive subject. Not because
our wardrobe looks as if we’re best friends with Vic-
toria Beckham, but rather, because it is as difficult
to dress your child as it is to find a parking space at
the Helmholz Platz at seven in the evening. My four-
year-old daughter is firmly convinced that her pink
dress plus matching socks is quite sufficient when it’s
minus 15. And if her legs do get cold, it’s not because
of her clothing choices, but because of my faulty in-
terpretation of the weather report. One of the more
harmless examples to mention. The son of a friend,
however, has discovered selecting underwear is a
truly complex matter. Only those which underpants
don’t pinch when he pulls them up with his thumb
to his chin find favor with him. It should be noted
that they’re the most expensive children’s under-
wear brand no less. So what to do if just the thought
of getting them dressed morning morphs you into a
bundle of nerves? It's simple: go shopping with your
child so that it can get dressed without complaining.
For example, at la fraise rouge in Grossbeeren Strasse
where there’s not only the usual numbers and straw-
berry patch shirts, but also T-shirts with popular
children’s wisdom like „Kacke sagt man nicht“ (You
don’t say poop.) Very nice children’s clothes can also
be found in the dawanda shop of the labels Rebell and
Blumenkinder, which are very retro-oriented. My ab-
solute favorite is the turquoise overalls with orange-
brown crocheted knee patch that thanks to the sweat-
shirt fabric is more comfortable than any vintage
original. For those who put particular emphasis on
green children’s fashion, check out the Berlin label
Speak Up! and Dollyrockers. Everything there is orga-
nic. At Speak Up! they sell T-shirts with world-saving
messages that are made from organic cotton denim
that is tanned by hand. Dollyrockers recycles entirely
and magically produces charming children’s clothing
from old men’s shirts, towels or other textiles in their
studio. It’s all very darling and is sure to please the
little one. Unfortunately, because of the uniqueness
and manufacturing, it’s also much more expensive
than at H&M. That’s why we have designed an easy-to-
sew dress for you mothers on a budget. Colorful fab-
ric can be purchased at mama makada or Frau Tulpe.
Without me, however. As of yesterday, my daughter’s
only wearing black.
EYEOUT Art Events (p. 36)
Sarah Morris –
John Hancock
29. April – 30. July 2011
In this exhibition, Sarah Morris
shows a new series of paintings
that address and explore the
topic of the signature. But here,
the point of departure is far less an art historical ap-
proach than one dealing with a context of architecture
and industrial design. John Hancock was the first sig-
natory of the United States’ Declaration of Independ-
ence. Today, his signature serves as the logo of a major
insurance company of the same name, which in turn
had the iconic Hancock Center skyscraper in Chicago
built in the 1960s. Morris’ paintings associatively re-
fer to the building, and by exploring its structure as
well as the role of the signature, she brilliantly ad-
dresses how visual surfaces inscribe themselves into
urban structures, or mirror themselves within such
a landscape. The exhibition is augmented in the gal-
lery’s lower level through Morris’ film Points on a Line
(2010). Here, two icons of modern architecture – the
Farnsworth House by Mies van der Rohe and Philip
Johnson’s Glass House – are cinematically juxtaposed
and the multiple layers of their relationship explored.
The film gains an even more interesting site-specific
reference point through the GDR-era glass pavilion in
which the gallery is situated.
Capitain Petzel, Karl-Marx-Allee 45
Di – Sa, 11 – 18 h, +49 30 24 08 81 30
www.capitainpetzel.de
13. Baumgärtel,
Blank, Dost, Finley,
Grözinger, Holstein,
von Kaufmann, Kobe,
Montuori, Noor,
Ruckhäberle, Samori,
Tzuckerman
13 Mai – 19. Juli 2011
On Friday, the 13th of May, Christian Ehrentraut ope-
ned the thirteenth exhibition in his Friedrichstraße
space with an exhibition of the 13 artists on his artist
roster – a field day for numerologists and an exhibi-
tion worth seeing as well. A kind of loose, associative
red thread meanders through the exhibition, which
seems to compose many of the works on display layer
upon layer, or arrange them additively in an appa-
rently organic process. Stephanie Dost’s vast collage
of color and black-and-white photos unfolds profuse-
ly around the descending staircase. In Nicola Samori’s
Baroque-style portrait, partially painting over the
image results in a striking dramatization of its sub-
ject. Yudi Noor’s sculptures blend elements of Asian
pop culture with references to Western twentieth-
century art history. And at the end of the exhibition
space, Shannon Finley's painting, consisting of some-
what holographic, prismatic forms, puts a vibrant,
red-orange exclamation point on this captivating
exhibition.
Christian Ehrentraut, Friedrichstraße 123
Di – Sa, 11 – 18 h, +49 30 44 03 83 85,
www.christianehrentraut.com
44 English Translations
Kieztalk 45Mitteschön Online 45 Mitteschön Online 45
MITTESCHÖN ONLINE
BRAVE NEW WORLDLANGSAM WIRD’S LUSTIG!Mehehehehe! Carlton Draught Beer hält das Treiben im Pub an und schaut genau hin. Und das ist lustig! Das ganze Spektrum an „normalem“ Verhalten: In wunderbar gecasteten Einstellungen sieht man ausgelassene, Alkohol-induzierte Fröhlichkeit, entblößte Bäuche, nasse Hosenställe von falschem Waschbecken-Design inklusive akrobatische Trocknung unter dem Handgebläse, debile Balztänzchen und…
KIEZTALKMIT LEIB, SEELE UND DIDGERIDOOAnimals Orchestra. Bei diesem Namen denkt man sofort an eine Horde junger, wilder Leute, die sich auf der Bühne austoben. Tatsächlich strotzt die Musik von Elias und seiner Band nur so vor Energie. Sie machen Pop im weitesten Sinne – mit Gitarre, Drums, Bass, Piano, Orgel, Melodika und Didgeridoo! Ende Mai erschien ihre zweite EP Modellwelt. Bevor sie sich auf Tour in südöstliche Gefilde begeben, haben wir…
KULTURGUTIMPERIAL BEDROOMSOb Bret Easton Ellis wußte, daß er mal einer der bedeutensten amerikanischen Literaten werden würde, als er 1985 seinen Debüt Roman Unter Null schrieb? Spätestens nach American Psycho war es dann soweit. Fünf Bücher später, kehrt Ellis zu seinem Erstlingswerk zurück und besucht erneut, die mittlerweile gealterten Charaktäre aus Unter Null. Clay ist heute gefeierter Drehbuchautor und kehrt aus New York nach…
Gerade im Juli dreht sich in Berlin alles um Fashion. Nicht nur auf der Bread & Butter und auf den Shows der Fashion Week, nein, auch auf der Straße laufen die skurrilsten Typen aus aller Welt herum. Bunter, schriller, lauter – die Fashion Week steht für fünf Tage Mode, Musik und Party. Die einen setzen auf komplette Outfits, andere setzen Akzente, um aufzufallen. Und so greifen wir das Thema der aktuellen Ausgabe auf und verlosen in diesem Fashion/Music-Monat eine limitierte WeSC x Super Sonnenbrille und WeSC Headphones. In Berlin Mitte sitzen vor allem die urbanen, teuren und coolen Marken. Um euch das Shoppen schmackhaft zu machen, möchten wir euch einen Store vorstellen, bei dem sich ein Besuch voll und ganz lohnt. WeSC ist die Kurzform von WeAreSuperlativeConspiracy – ein Flagshipstore der schwedischen Kultmarke im Herzen Berlins, nämlich in der Münzstraße/Ecke Max-Beer-Straße. Auf 80 qm erstreckt sich die gesamte Kollek-tion des Labels inklusive der Headphone- und Footwear-Line. Mit der limitierten WeSC x Super Sonnenbrille lassen sich nicht nur Augenringe von durchzechten Nächten retuschieren, sie sieht dabei auch noch trendy und stylish aus. Für die Ohren gibt es auch etwas Tolles: Die Bongo Seaso-nal in Khaki von WeSC sorgen für besten Sound und neidische Blicke. Die Verlosung läuft ab 1. Juli auf mitteschoen.com – Viel Spaß beim Schön-Aussehen!
VERLOSUNG
Mehr Neuigkeiten aus Mitte gibt es in unserer Online-Ausgabe unter www.mitteschoen.com zu entdecken. Neben den beiden Kategorien Mitte Streets und Mitte Nights – in denen wir klassische Restaurant-, Kultur-, Shop- und Ausgehtipps geben – stellen wir in der Rubrik Kieztalk interessante Menschen aus Berlins Mitte vor. In der Kolumne MiMu geben wir Tipps für alle Muttis, und wir fischen für euch unsere Lieblingsstücke aus Mittes Läden und dem Netz. In Brave New World schauen wir über Mitte hinaus und berichten euch Kurioses und Unterhaltsames aus der ganzen weiten Welt. Zu guter Letzt finden in regelmäßigen Abschnitten Gewinnspiele statt und wir vergeben Gästenlistenplätze für diverse Events. Viel Spaß!
Text Oliver Janik Illustration Evelyn Hahn
„Was ich noch sagen wollte…“
– Hinweise auf Missstände und
andere Belanglosigkeiten.
HEIMATSCHUSSJULI 2011
Ausgerechnet jetzt ist wieder Fashionweek. Jetzt, wo ich mich wirklich mal fest dazu entschlossen habe, Mitte und das alles hier gut zu finden. Jetzt wo der Sommer kommt oder schon da ist, und der ja traumhaft ist in Berlin. Also meistens. Und die Schwermut und Miesepetrigkeit des klirrenden und tiefgrauen Winters ver-gessen macht. Jetzt, wo ich mich fest entschlossen hatte, etwas Nettes zu schrei-ben über fröhlich lachende Menschen in Straßencafés im Prenz-lauer Berg, über Dolce Vita in der Kastanienallee, über die Eisdiele meines Vertrauens und über das, was der Sommer mit den Hor-monen so anstellen kann, in Berlin, bei 30 Grad im Schatten. Ja, man könnte das bitte auch mal alles oder zumindest etwas gut finden und – vollkommen zu Recht – wertschätzen. Denn über den Winter sei ich ein „Mitte-Grantler“ geworden, sagen andere, der „alte Mann der miesen Laune“, und was mir eigentlich ein-fiele, permanent und völlig grundlos auf unseren ausländischen Gästen herumzuhacken, „Touristen-Tourette“ hat es einer noch genannt, und pathologisch wäre das allemal.
Und ausgerechnet jetzt ist wieder Fashionweek.
Und das ist nun mal für alle in Berlin Mitte Lebenden und Arbei-tenden der größte anzunehmende Unfall, Kriegszustand, dage-gen Berlinale, Comet, der CSD und sogar die Weihnachtsmärkte
wie ein einsamer Herbstspaziergang an der Müritz. Für ein paar lange Sommer- und, zum Glück, deutlich kürzere Wintertage ist es so, als ob Senat, Titel-Sponsor Mercedes Benz und sonst-noch-wer per Dekret ein generelles Placet in Sachen Wahnsinn verord-net hätten, anomische Zustände in Sachen Stil und Ästhetik billi-gend in Kauf nehmend.
Mit der Fashionweek ist er also wieder da, der alte Reflex, das sich gar nicht Satt-wundern-können an der total individuellen Unifor-mierung und kollektiven Distinktheit Papiertüten schleppender Hamburger Werbetexter und holländischer Fotoassistentinnen im Kaufrausch. Das sich manchmal gar nicht Satt-schimpfen-können bei der Parkplatzsuche im Scheunenviertel, und plötzlich Anwohnerparkausweise für die größte Erfindung seit dem MP3 Player zu halten. Also wenn man einen hat. Ja, zwanghaft ist das mit der Schimpferei, wie JR Ewings Griff in die Hausbar oder die inflationäre Nutzung der Vokabel „großar-tig“ durch Lena Meyer-Landrut. Sorry dafür. Mein Therapeut sagt, für mich wäre die Fashionweek wohl – ne-ben Weihnachten und dem Muttertag – der beste Grund, für ein paar Tage meine Eltern in der Provinz zu besuchen. Wie hieß es doch früher mal: das Beste an der Front ist der Heimatschuss.
46 Kolumne
Stadtplan und Herstellernachweis 47
LEGENDE
Kultur1. Komische Oper, Behrenstr. 55 – 57
2. Sommerkino Kulturforum, Potsdamer Platz, Matthäikirchplatz 4/6
3. Babylon, Rosa-Luxemburg-Str. 30
Läden4. degewo WEDDING DRESS #6, Brunnenstr. 64
5. YUU Shop, Steinstr. 26
6. Kochhaus, Schönhauser Allee 46
7. Dollyrocker, Atelier, Showroom, Laden, Gärtnerstr. 25
8. la fraise rouge, Großbeerenstr. 64a
9. Speak Up! Showroom, Sybelstr. 36
10. mama makada, Danziger Str. 51
11. Frau Tulpe, Veteranenstr. 19
12. Posh Schuhe Berlin, Friedrichstr. 230
Bars/Cafés/Clubs13. Comet Club, Falckensteinstr. 47
14. Villa Elizabeth, Invalidenstr. 3
HERSTELLERNACHWEIS
15. Departmentstore Quartier 206, Friedrichstr. 71
16. Rianna in Berlin, Große Hamburger Str. 25
17. Lala Berlin Store, Mulackstr. 7
18. Sabrina Dehoff, Torstr. 175
19. Kaviar Gauche, Linienstr. 44
20. FIRMA, Mulackstr. 1
Damir Doma, www.damirdoma.com
Marlene Birger, www.bymalenebirger.com
Rupert Sanderson, www.rupertsanderson.com
Monki, www.monki.com
Joe Taft, www.dtlm.ch
Jockey, www.jockey.de