Methoden der Politikwissenschaft L)Einführung - … · Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht...
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Methoden der Politikwissenschaft
L)Einführung
Methoden - Meta / hodos -> WEG (zu etwas hin)
Methode bedeutet FORMBETONTHEIT, weniger Inhalt
Wilfried BION:
Jede Form hat einen Inhalt.
Gilt auch für die Mathematik, obwohl dort die Abstraktion vom Inhalt schon stattgefunden hat
-> nur noch Zahlen,...
Zusammenhang zwischen INHALT und FORM: /^3^A^Zi&^^L
Inhalt braucht die Form, um HALT, um eine GESTALT zu haben -> Inhalt kann nie ohne
Form existieren ^ ^ U t k i ö y ö i v^*fw-i
Umgekehrt möglich, z.B: Mathematik, aber auch: Es gibt 15 Ministerien -> gibt keine
Auskünfte über den Inhalt
Totalitarismus der Disziplin:
Die eigene Disziplin ist die wichtigste, z.B: Alles ist politisch
Die Erkenntnis liegt aber im Zusammenhang der Disziplin:
Nicht alles ist sozial, sondern auch biologisch, nicht alles ist politisch, sondern auch sozial
und biologisch,...
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2.) Theorien und Methoden der Politikwissenschaft
Kritik an der herrschenden Wissenschaft:
Wissenschaft gilt als objektiv, rational, unanfechtbar weil 100% Wahrheit, alles andere, die
Kunst, Ideologie, Glauben etc. wird als Dummheit abgetan, weil nicht objektiv.
Wissen = erkennen aus der Erkenntnis, Erfahrung
Information = etwas zum abrufen, hat nichts mit wissen, mit Erfahrung zu tun
Es müsste also nicht WISSENschaft, sondern INFORMATIONschaft heißen.
Die gängige Wissenschaft begeht ständig Denk-Gewalt, weil sie schlechte Abstraktionen
betreibt, die Wissenschaftler oft nicht mehr wissen, was abstrahiert wird und wovon, es wird
willkürlich getrennt und willkürlich wieder zusammengesetzt.
Deshalb:
Mangel = Trennung des Inhalts von der Ausgangnahme
Bsp. Kleinkind:
Triebgefühl: Böse Brust (abwesende Brust) - Gute Brust (gestillt werden)
Erfahrung: Die abwesende Brust als Teil der guten Brust begreifen (gut und böse in
einem) -> erster Denkprozess
-> es geht also um die Vereinigung von Emotion und Denken -> eine gute Wissenschaft
wäre eine, die nicht abstrahiert. Es darf aber auch nicht das eine über das andere gestellt
werden (Zusammenhang).
-> Abstraktion hindert uns an der wirklichen Erkenntnis
-> Erkenntnis ist nie neutral, eine schlechte Erkenntnis ist eine, die mit Neid verbunden ist
-> ADORNO: Es ist nicht möglich, etwas richtig zu denken aber falsch zu sagen
FREUD meint dazu, dass die Wissenschaft, der Mensch also, der Wissenschaft betreibt, nicht
RATIONAL ist, sondern RATIONALISIERT wird, indem er Emotionen ausblendet, obwohl
diese natürlich weiter vorhanden sind.
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THEORIE -» Gegenteil <- PRAXIS (schlecht!)
Denn man braucht beides, das eine darf nicht über das andere gestellt werden
Das SOLL wächst am SEIN!
Aber: Theorien kommen teilweise aus der falschen Praxis -> dann sind beide falsch
Bsp: Utopie: es gibt keine Utopie die nicht aus dem Ideellen kommt -> Tatsachen werden
ausgeblendet
3.)Disziplinen, die mit Politikwissenschaft zu tun haben
(Zusammenhangdenken):
Dennoch: WAHRHEIT lässt sich nicht über Disziplinen herstellen
a.) Philosophie: (Piaton: Philosophen sollen Herrscher sein)
Philosophiegeschichte (Ideengeschichte)
Staatphilosophie und Ethik
Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie
Methodologie
b.) Rechtswissenschaft
Staatstheorie
- StaatsRECHT (Recht für RICHTIG)
Verwaltungsrecht
- Völkerrecht
Aber: Was ist Recht? Was ist der Staat?
c.) Ökonomie
- Volkswirtschaft
- Betriebswirtschaft
- Statistik
Ist PW nun ein Sammelsurium von vielen Disziplinen, oder doch die Dachdisziplin?
-> Frage nach der Herkunft: Man kann nur erkennen was etwas ist, wenn man weiß, woher
es kommt, woher es herausgekommen ist
Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln (Klausewitz)
Auch SOZIOLOGIE gilt als politische Soziologie, Politik sollte aber nicht zu einer „All-
Kategorie" gemacht werden.
Bsp.: Sozialpsychologie
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Gesellschaftliches wird mit dem Individuellen verbunden -> In dieser Disziplin verbindet sich
also Soziologie mit der Individualseele
Aber auch die Sozialpsychologie, die nach Vorurteilen in der Gesellschaft Ausschau hält, will
dies auf die Politik übertragen
Kritik an der Sozialpsychologie: Hält nach Vorurteilen Ausschau, fragt sich jedoch nicht,
WOHER diese überhaupt kommen
3.1.) Woraus entstand Politikwissenschaft?
Soziologie
Ökonomie
Philosophie
Politische Bildung
Ethnologie
Geschichtswissenschaft
3.2.) Woraus besteht Politikwissenschaft?
L)Politische Theorie
a.) politische Philosophie, Ethik und Herrschaftstheorie
(-> Herrschaft ist immer unterdrückend, es gibt aber Herrschaftsformen, die „legitim"
sind: Eltern / Kind, Militär, Beamtentum ... Außerdem: HERRschaft - männlich, potent,
stark)
a.) Geschichte der politischen Ideen
b.) Wissenschaftstheorie und Methodologie
II.) Politische Institutionen und politische Systeme
Verfassung
Die jeweilige nationale Regierungsform
Regionale und lokale Regierungsform
Vergleichende Institutionenlehre
Öffentliche Verwaltung
Wirtschaftliche und soziale Aufgaben des Staates
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a.) Verfassung
Demokratische Verfassungen sind nicht demokratisch, weil sie aus Revolutionen
resultieren - also: Verfassung regelt Demokratie, ist selbst aber im Ursprung nicht
demokratisch.
Außerdem regelt eine Verfassung immer mit einfacher oder 2/3 Mehrheit und nicht nach
dem „richtigen Leben" nach Piaton -> zusammenzukommen, diskutieren und nach
Wahrheitskriterien, nicht nach dem bloßen Mehrheitswillen zu entscheiden
b.) die jeweilige nationale Regierungsform
Regierung und Bundeskanzler werden nicht direkt-demokratisch gewählt, sondern nur die
Legislative und der Bundespräsident
c.) regionale und lokale Regierungsform
SUBSIDARITAT: was eine kleine Einheit für sich selbst besorgen kann, soll eine größere
nicht für sie erledigen und bestimmen -> in Zeiten von Globalisierung und EU natürlich
nicht mehr realistisch, dennoch: fordern und fördern von mehr FÖRDERALSIMUS
d.) Vergleichende Institutionenlehre
-> Legislative (wird gewählt)
-> Exekutive (wird nicht gewählt)
-> Justiz (neutral - aber ohne Demokratie)
e.) Öffentliche Verwaltung
Wieder Exekutive, diesmal im Speziellen -> Bürokratie
f.) Wirtschaftliche und soziale Aufgaben des Staates
Dreiteilung von Claus OFFE (Schüler von Habermas):
• Wirtschaft
• Staat
• soziale Kultur (Identität)
Die Wirtschaft versorgt den Staat mit fiskalischen Leistungen, der Staat die Wirtschaft mit
Interventionen in schlechten Zeiten
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Der Staat versorgt die soziale Kultur mit Gesundheitsleistungen, die soziale Kultur dankt mit
Loyalität dem Staat gegenüber
MARX sah in dem Zusammenspiel Wirtschaft - Staat die mögliche Krise -> Wirtschaftskrise
OFFE meint aber, dass sich Wirtschaft und Staat immer wieder zusammenraufen, weil sie
von einander abhängig sind, weil es sich um ein ständiges Geben und Nehmen handelt
Der Zusammenbruch erfolgt zwischen STAAT und SOZIALER KULTUR, weil der Staat
allein auf Dauer nicht die soziale Kultur aufrechterhalten kann / will.
Bsp: Unruhen in Frankreich durch junge Moslems der 2. Generation -> Chancen fehlen, Staat
bemühte sich nicht, Identitäten zu schaffen.
III.) Politische Soziologie
- Politische Parteien
Gruppen und Verbände
- Beteiligung der Bürger an Regierung und Verwaltung durch Wahlen und Partizipation
- Öffentliche Meinung, Medien und politische Bildung
a.) Politische Parteien
heute mehr Wahlparteien und Wettbewerbsparteien als Weltanschauungsparteien und
Milieuparteien -> Partei als Servicepartei
Legitimation von Parteien: durch die Mehrheit der Wahlberechtigten ->
„VOLKSPARTEI" (nicht mehr nur für Arbeiter oder Bauern etc. sondern jede Partei
irgendwie für alle)
b.) Gruppen und Verbände
Österreich ist ein Parteien- und Verbändestaat. Die Kammern sind öffentlich-rechtlich, die
anderen Verbände privatrechtlich
Eingang in das politische System finden die Verbände durch Lobbyismus ->
VORPARLAMENT ARISCHER RAUM
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c.) Beteiligung der Bürger an Regierung und Verwaltung durch Wahlen und Partizipation
Wahlen: Irrglaube, dass Wahlen alles regeln würden, bsp.: Große Koalition in
Deutschland
Partizipation: Mitbestimmung wird zum Kodex, sich entziehen wird angefeindet
d.) Öffentliche Meinung. Medien und politische Bildung
Medien werden immer weniger, immer gleicher. Qualitative Bildung nimmt ab
IV.) Außenpolitik und internationale Politik
a.) Außenpolitik der Staaten
b.) Internationale Beziehungen und Organisationen
c.) Sicherheitspolitik und Friedensforschung
d.) Völkerrecht
e.) Entwicklungsländerforschung
f.) Transnationale Politik
a.) Außenpolitik der Staaten
Außenpolitik ist getragen von nationalem Interesse -> Im Konfliktfall immer auf Seiten
des eigenen Staates.
Fängt bereits im Kleinen an (ORGANISATIONSIDENTITÄT): Immer auf Seiten des
eigenen Betriebes, auf Seiten der eigenen Gemeinde,...
PLATON zur Außenpolitik: Alles was nicht POLIS ist, ist barbarisch. POLIS muss mit
einem Wächterstand vor den Dingen außerhalb von Polis geschützt werden.
b.) Internationale Beziehungen und Organisationen
In demokratischen Systemen (auch internationale Organisationen) wird über Minderheiten
(bis 49%) immer hinweggegangen
LENIN dazu: Wenn wir darum anders sein wollen als die Bürgerlichen, müssen wir eine
andere Organisationsform finden -> „Gretchenfrage": Wie hältst du's mit der
ORGANISATION?
Lenins Lösung: Eine kleine, elitäre Parteiorganisation „Kaderpartei" als Speerspitze der
ganzen Bewegung, aber auch: EINHEITSABSTIMMUNGEN. Weil bei der Befragung des
Volkes eh nur Scheiße rauskommt, lieber Piatons Weisenherrschaft.
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Organisationen im Zusammenhang mit Internationaler Politik können GOUVERNMENTAL
und NON-GOUVERNMENTAL (NGO) sein
c.) Sicherheitspolitik und Friedensforschung
Sicherheitspolitik: Zwischen Außen- und Verteidigungsministerium
Für Friedensforschung braucht es eine Friedenstheorie -> dafür muss man sich mit dem
Gegenteil beschäftigen: mit dem Nicht-Frieden, mit der Gewalt -> es braucht zur
Friedenstheorie also eine Gewalttheorie (warum gibt es Denkgewalt, strukturelle Gewalt
etc.) -> beim Mangel beginnen
d.) Völkerrecht
Machen vor allem Juristen. Völkerrecht ist ein nicht sanktionierbares Recht. Darum:
„Verträge sind dafür da, gebrochen zu werden"
e.) Entwicklungsländerforschung
Der Begriff „Entwicklungsland" ist die Verklärung der Tatsache, dass diese Länder
unterentwickelte Länder sind -> setzt das totalitäre Denken voraus, dass sich alle
Länder auf unseren Standard entwickeln müssen
Die Abhängigkeit dieser Länder vom Weltmarkt ist enorm -> kein Land muss ein anderes
mehr mit Panzern besetzen, es reicht, Banken aufzubauen (Bert Brecht)
f.) Transnationale Politik
EU-Politik, Globalisierung -> die „schöne Vielfalt', von der alle schwärmen, wird genau
von diesen Personen zerstört durch Kapitalismus und Technik
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4.) Verschiedene methodische Ansätze
empirisch-analytischer Ansatz
psychoanalytischer Ansatz
dialektisch-historischer (auch: kritisch-theoretischer) Ansatz
ontologisch-normativer Ansatz
- jüdisch-christlicher Ansatz
Wobei der psychoanalytische und der jüdisch-christliche Ansatz in keinem Lehrbuch zu
finden sind -> sind aber sehr wichtig, weil sie affezieren
Außerdem nennen sich alle Methoden kritisch, es geht also darum zu entbergen, warum soviel
Wert auf dieses KRITISCHE gelegt wird.
Diese Trennung, im Job / Hörsaal kritisch, objektiv, rational und positivistisch zu sein und am
Sonntag in der Kirche ganz anders, ist zerstörerisch -> Die Wissenschaft (die Rationalisierung
nach FREUD) zerstört die Gesellschaft, weil sie uns lehren will, dass man nicht mehr
subjektiv sein darf.
a.)Der empirisch-analytische Ansatz (Popper)
auch: Neopositivismus -> alles objektivierend
Es handelt sich hier um den herrschenden Ansatz (in der Forschung, im Journalismus etc.)
Untersuchungen werden mittels Befragung oder Bestandsaufnahme (Grundlage der Statistik)
durchgeführt.
Diesem Ansatz wird die Wahrheit der Realität zugemessen. Er ist metaphysisch, weil er
Begriffe wie Wahrheit, Realität usw. verwendet.
Zwar der herrschende Ansatz, aber auch der dümmste und gefährlichste:
In diesem Ansatz wird alles aufgetrennt, aufgeteilt, ohne unterschiedliche Ausgangnahmen
(Lügen beim Ausfüllen des Fragebogens, Unkonzentriertheit etc.) zu beachten.
Es läuft alles über das SEIN, über das BEWUSST-SEIN, das Unbewusste sollte aber immer
mitgedacht werden.
Deshalb:
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b.) Der psychoanalytische Ansatz (von Freud & Neofreudianer)
Wilfried BION / Melanie KLEIN:
Man lernt durch Erfahren, durch Emotionalität -> Neid, Liebe, Hass... und dies zuallererst
von der Mutter. Diese bestimmt, von welchem Gefühl das Denken später einmal bestimmt
wird, schon beim Stillen, dort lernen wir im besten Fall, auszuharren, verdauen etc. ohne Gier,
ohne Neid: „Die TRANSFORMATION" (von Beta zu Alpha)
Man darf also nicht davon ausgehen, dass der Mensch rational ist, sondern von Gefühlen
gelenkt, man muss immer mitdenken, wie NEID das Denken bestimmt, wie LIEBE das
Denken bestimmt...
Der Traum (Tag- und Nachtträume) ist für die Transformation vom Betazustand zum
Alphazustand sehr wichtig, auch bleibt dadurch die Emotionalität und die Fantasie bestehen:
-> Man kann von Mord träumen, ohne diesen zu begehen -> ALPHAZUSTAND
Vorteil des Menschen vor dem Tier: Ein Tier ist immer im BETAPROZESS
Zwei Ansätze:
BION: Es gibt gute und schlechte Abstraktionen, die schlechte trennt, die gute ist die Essenz
aus dem Ganzen
FREUD: Spaltung des ICH in ÜBER-ICH und ES
Das ÜBER-ICH: „Der Gutmensch". Norm, Werte, Ideale sind eigentlich nur umgeformtes
Aggressionspotential, es wird alles verurteilt, was der gängigen Moralvorstellung widerspricht
-» Das ÜBER-ICH ist sadistisch.
Moral selbst ist aber schlecht, weil es gut und böse trennt, anstatt den Zusammenhang zu
erkennen und weil das Eine gegen das Andere eingesetzt wird.
z.B: Urteil bei uns bedeutet meistens Verurteilen. „Verurteilung ist der intellektuelle Ersatz
der Verdrängung" -> Bsp.: Ein Mensch, der sich ständig mit Anti-Faschismus beschäftigt, hat
eigentlich ein Problem mit Faschismus, weiß es nur nicht. (Verblendung).
Zitat am Rande: „Im falschen Leben gibt es nichts Richtiges."
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c.) Der dialektisch-historische Ansatz (auch: kritisch-theoretisch)
MARX u. Frankfurter Schule
„Alles ist historisch'4 - man muss alles im geschichtlichen Zusammenhang sehen, auch
Begriffe
DIALEKTIK: „Die Dialektik der Aufklärung" -> Adorno, Horckheimer, geht zurück in
die Mythologie
z.B.: Odysseus und die Sirenen: Er verklebt seiner Mannschaft die Ohren, will aber selber
die Sirenen singen hören, lässt sich fesseln, um zu überleben und danach drüber erzählen
zu können -> Odysseus als erster Aufklärer der Geschichte. Preis dafür: Die äußeren
Fesseln stehen für Innere: Disziplin, Zügelung, Verzicht,...
(Kritik an der heutigen Wissenschaft dazu: Es wird nichts mehr erlebt, dennoch darüber
geschrieben)
Dialektischer Ansatz: Man rechnet das, was es gebracht hat, mit dem auf, was es
gekostet hat -> Der Preis. Und letztlich bedeutet der nächste Schritt immer
PROGRESSION -> jede Veränderung ist gut, weil es immer Verbesserung bringt -> Idee
des Endes in der klassenlosen Gesellschaft
Gedanke auch bei Hegel: These - Antithese = Synthese (das beste daraus): „Fortschreiten
im Bewusstsein der Freiheit"
Dialektik trennt nicht, sondern verbindet, denkt alles mit, stellt Zusammenhänge zwischen
Subjekt und Objekt her.
..Verblendung" im kritisch-dialektischen Ansatz:
MARX: „Verblendung des Bürgertums durch falsche Ökonomie hinter dem Rücken der
Akteure". Meint, dass uns eingeredet wird, dass alles rational und von uns direkt gelenkt wird,
obwohl wir nie wissen, was unsere Entscheidungen mit sich bringen.
Kritik dazu: Verblendung geht über die Ökonomie hinaus. Darum:
ADORNO: „Der universelle Verblendungszusammenhang"
Verblendung ist also überall vorhanden, in der Ökonomie (Marx), in der Institution (Lenin),
in der Technik (Heidegger) und beim Menschen selbst (Freud).
Zum Menschen nach Freud: ,Der Mensch ist nicht Herr im eigenen Haus, er wird vom
Unbewussten geleitet").
Zur Technik nach Marx: Marx hatte nicht gedacht, als er den Fortschritt der Technik zur
Freiheit lehrte, dass die Menschen in ihrer gewonnenen Freizeit nur Schwachsinn machen.
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Darum: Technikkritik nach Heidegger: Nicht der Mensch bestimmt über die Technik,
sondern die Technik über den Menschen
Zur Institution nach Lenin: Mehrheit dominiert immer die Minderheit -> Neue
„Gretchenfrage"
Laut FEUERBACH teilt sich der kritisch-dialektische Ansatz in zwei Richtungen:
-> idealistisch (eher subjektiv, z.b. HEGEL)
-> materialistisch (eher objektiv, entstanden als Entwicklung der idealistischen Variante z.b.
MARX, ENGELS)
MARX verstand den Materialismus aber nicht im Sinne des Positivismus, er forderte ganz
klar den SUBJEKTIVEN Faktor -> man kann sich selbst nicht herausnehmen und etwas
objektiv untersuchen.
DIALEKTIK und SUBJEKTIVISMUS sind NÖTIG
Auch LENIN forderte den subjektiven Faktor -> Revolution durch die Avantgarde der
Arbeiterklasse, keine Herausnahme möglich.
IDEALISTISCH: Man geht vom Subjekt aus, das die Objektivität herstellt (beachtet nicht
die Natur). Subjekt bestimmt die Natur, das Subjekt ist Motor des Geschehens, es gibt keine
Widerstände, die nicht zu überwinden wären
MATERALISTISCH: Natur bestimmt das Subjekt, es muss sich nach den objektiven
Richtlinien richten -> Ablösung nur möglich, wenn Objekt und Subjekt bereit sind, z.B:
Russische Revolution war zu früh, idealistisch herbeigeführt, weil die objektiven Umstände
(Industrie, Wirtschaft...) noch nicht bereit waren.
Das Subjekt wird aber mitgedacht, also nicht nur Objektivismus.
SCHLECHT: Der ABSTRAKTE IDEALISMUS, der immer nur an das Subjekt appelliert,
das vielleicht aber gar nicht kann
d.) Normativ-ontologischer Ansatz
Es gibt eine allgemein gültige Wahrheit - Ausgangnahme beim (angeblich) wahren SEIN ->
Metaphysisch, weil es Ganzes in Teilchen trennt
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PLATON: Das Höhlengleichnis: Die älteste Fassung über Verblendung überhaupt und die
Darstellung über die Mühsamkeit und den Schmerz die Verblendung zu überwinden (statt die
Schatten an der Wand, die Sonne und die Gegenstände als die Wirklichkeit anzuerkennen)
-> Zu dieser Erkenntnis sind aber nur wenige bereit: Die wahren Philosophen.
KRITIK: Wir sind die Hervorgebrachten, nicht die Hervorbringer - Demut ist angebracht
(auch bei Piaton), es fehlt eine Grenze, die Grenze zwischen Mensch und SONNE (Gott), also
die Transzendenz!
Hochmut („Denken ohne Transzendenz") ist bei Piaton das Problem, ebenso wie bei Adam
und Eva (Erbsünde, so sein wollen wie Gott), aber auch beim Menschen heute, der nur so tut,
als wäre er klug, vernünftig, rational, wahrhaftig, frei etc.
Es gibt eine ewige Wiederkehr:
> des Verdrängten (Freud),
> der Erinnerung (Piaton),
> des ewig Gleichen (Nietzsche),
> der zweiten Erinnerung (Adorno -> alles als ZWEITE Erinnerung verstehen, der eine
erste vorausgehen hätte sollen)
Ewige Wiederkehr, weil man's nicht als alten Problembestand erkennt und so nicht bearbeitet
und es darum wiederkommt -> ähnlich der Hegeischen Geschichtsauffassung.
PLATONISCHES DREIECK:
Nicht das ICH, das Subjekt bestimmt das SEIN / die IDEE, sondern die IDEE / das SEIN
bestimmt sich selbst.
Wahrheit
Subjekt SEIN
Dies ist aber vermessen, eben weil es vorgibt, alles mitzudenken -> es leugnet aber die
Transzendenz.
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Noch schlimmer: Der Konstruktivismus der heutigen Zeit, da er auch das SEIN nur mehr über
das ICH definiert
Bsp.: Ödipus: Das Orakel sagt ihm die absolute Wahrheit, die er ja auch gefordert hatte und
Ödipus versucht dann trotzdem, dieser zu entgehen, also der göttlichen Wahrheit zu entgehen
-> tötet seinen Vater dann doch -> Vermessung, es fehlt die DEMUT
Seltsame Weisheiten am Rande:
Missbrauch gibt's immer dort, wo man gerade ist
Es ist nirgends besser oder schlechter als dort, wo man gerade ist
e.) Jüdisch-christlicher Ansatz
Beim Heraustreten aus dem Gegensatz kann der christliche Ansatz (BIBEL) helfen.
UNTERSCHIED ZU PLATON: Es geht nicht mehr darum, dass der Mensch Göttliches
erkennt, sondern das danach gesucht wird (Wahrheit = aletea = entbergen).
Es existiert nun eine Transzendenz, es existiert Demut vor dem Hervorbringer und dem
Hervorgebrachten, wir sind sekundär, das bereits vor uns Existierende primär.
(GEGENTEIL: Konstruktivismus - ICH als Mittelpunkt)
PAULUS (Hebräer 11/1,2,3): „Glauben und Vertrauen auf das Erhoffte."
-> „Glaube ist Wissen" = antipositivistischer Aspekt, weil heute, im Positivismus, alles über
das Sehen definiert wird, beim Glaube geht's aber gerade um das NIGHT-SEHEN.
Bsp: Bibel und griechische Mythologie: BLINDER als Seher, als der, der das Wissen und die
Wahrheit SIEHT.
BION bezeichnet das Denken als einen Trieb, dafür braucht man keine Augen.
Wichtige biblische Begriffe:
Glaube
Vertrauen / Demut
Erhoffte
Die ALTEN -> Gemeint sind die Inspirierten, die Gläubigen, die, die dadurch die
Wahrheit sagen
Heute: Aggression auf die „Alten": auf Eltern, Großeltern z.B. weil sie Nazis waren -> damit
verbaut man sich aber die eigene Erkenntnis -> Projektion
z.B. Wenn ich böse über Hitler spreche, muss ich mir auch Gedanken um mein eigenes Böses
machen.
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- Zeigen, Zeugnis der „Alten"
Das Wort steht VOR der Bildung der Welten, so dass aus UNSICHTBAREM SICHTBARES
hervorgebracht wurde -> sollte heute noch die Aufgabe sein: noch nicht Entborgenes
entbergen.
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