Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK ... · Schülerinnen und Schüler im Bereich...
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QUA W- RLiS NBeratung. Unterstützung. Qualität.
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Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) Praxisorientierte Arbeitshilfe
www.qua-lis.nrw.de
Kontakt: Qualitäts- und UnterstützungsAgentur – Landesinstitut für Schuledes Landes Nordrhein-Westfalen (QUA-LiS NRW)Paradieser Weg 64 · 59494 SoestTelefon 02921/683-0
E-Mail: [email protected]: www.qua-lis.nrw.de
© QUA-LiS 01/2019
Inhalt
Vorwort 5
1. Einleitung: Inklusive Bildung bei hoher Risikobelastung 6
2. Die Entwicklung der Matrix emotional-sozialer Kompetenzen (MesK) 9
3. Die Struktur der Matrix emotional-sozialer Kompetenzen (MesK) 9
4. Fallbeispiele 10
5. Die Arbeit mit der Matrix emotional-sozialer Kompetenzen (MesK) 11 5.1 Entwicklungsstufen und Begründungen 11 5.2 Förderziele 11 5.3 Maßnahmen der Unterstützung 11 5.4 Verbindlichkeit und Evaluation 11 5.5 Kooperation und Ressourcen 12
6. Beschreibungen der Kompetenzerwartungen im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung 13
6. 1 Kompetenzbereich: Selbstkompetenz 13 6.2 Kompetenzbereich: Sozialkompetenz 14 6.3 Kompetenzbereich: Lernkompetenz 17
7. Tabellarische Darstellung 19 7. 1 Selbstkompetenz 19 7.2 Sozialkompetenz 20 7.3 Lernkompetenz 22
8. Darstellung der Fallbeispiele 23 8.1 Fallbeispiel: Dennis 23 8.1.1 BiografischeDarstellung 23 8.1.2 Fazit 23 8.1.3 Einordnung 24 8.1.4 ErläuterungenderFördermaßnahmen 26 8.2 Fallbeispiel: Leo 26 8.2.1 BiographischeDarstellung 26 8.2.2 Fazit 27 8.2.3 Einordnung 28 8.2.4 ErläuterungenderFördermaßnahmen 30 8.3 Fallbeispiel: Ben 30 8.3.1 BiographischeDarstellung 30 8.3.2 Fazit 31 8.3.3 Einordnung 32 8.3.4 ErläuterungderFördermaßnahmen 34 8.4 Fallbeispiel: Jonas 34 8.4.1 BiographischeDarstellung 34 8.4.2 Fazit 35 8.4.3 Einordnung 36 8.4.4 ErläuterungderFördermaßnahmen 38 8.5 Fallbeispiel: Nico 38 8.5.1 BiographischeDarstellung 38 8.5.2 Fazit 39 8.5.3 Einordnung 40 8.5.4 ErläuterungderFördermaßnahmen 42 8.6 Fallbeispiel: Marco 43 8.6.1 BiographischeDarstellung 43 8.6.2 Fazit 43 8.6.3 Einordnung 44 8.6.4 ErläuterungderFördermaßnahmen 46
9. Literatur 47
10. Impressum 49
DieMatrixemotionalerundsozialerKompetenzen(MesK)·QUA-LiSNRW
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte3
Vorwort
DieQualitäts-undUnterstützungsAgentur–LandesinstitutfürSchule(QUA-LiSNRW)istdiezentraleEinrichtungfürpädagogischeDienstleistungenimGeschäftsbereichdesMinisteriumsfürSchuleundBildunginNordrhein-Westfalen.KernderArbeitistes,dieSchulenundEinrichtungendergemeinwohlorientiertenWeiterbildungdesLandesbeiderQualitätssicherungundQualitätsentwicklungsystematischzuunterstützen.DiesgeschiehtfürdieSchulendesLandesu.a.durchdieEntwicklungvonKernlehr-undBildungsplänen,dieBereitstellungvonAufgabenfürdieZentralenPrüfun-gen,durchdieQualifizierungundProfessionalisierungdespädagogischenLeitungspersonalsundderLehrerfortbildung,aberauchdurchdieUnterstützunginbildungspolitischaktuellenHandlungsfeldernwiez.B.derinklusivenBildunginderSchule,dasgemeinsamelängereLernenimGanztagoderderinterkulturellenSchulentwicklung.BeiallenAngebo-tenistesderQUA-LiSNRWeinwichtigesAnliegen,denSchulenfürdieherausforderndenProzessederSchul-undUnterrichtsentwicklungdieentsprechendenUnterstützungsangebotebereitzustellen.
MitdieserHandreichung:„MatrixemotionalesozialeKompetenzen(MesK)–IntensivpädagogischeFörderungfürSchülerinnenundSchülerimBereichsozialemotionaleEntwicklung“stelltdieQUA-LiSNRWdenSchuleneineMatrixzurErhebungsozialerundemotionalerKompetenzendieserSchülerinnenundSchülerzurVerfügung.DieseMatrixstellteineHilfezurBeschreibungderbesonderenUnterstützungsbedarfeimemotionalenundsozialenBereichvonSchülerinnenundSchülerndar.SiebasiertaufaktuellenBeurteilungsverfahren,diehäufiginwissenschaftlichenErhebungengenutztwerden,beschreibtaberinsbesonderedievorhandenenFähigkeitenundRessourcenvonKindernundJugendlichen.ZugleichfließtdarindieErfahrungvonExpertinnenundExpertenausderPraxisein,wasinsbesonde-reindenAnwendungsbeispielendeutlichwird.SounterstütztdieMatrixSchulenundpädagogischeFachkräfteganzpraxisnahbeideranspruchsvollenAufgabe,KompetenzenimsozialenundemotionalenVerhaltenanhandvonverbindli-chenaufeinanderaufbauendenKriterienzukonkretisieren.DiesesMaterialrichtetsichdahervorallemansonderpäda-gogischeLehrkräfte,dieFörderungenimBereichsozialemotionalerEntwicklunggestalten.
HerrProf.ClemensHillenbranderläutertindiesemBandzunächstBedingungeninklusiverBildungbeihoherRisikobe-lastung.AnschließenderfolgeneineBeschreibungderstrukturellenElementederMatrixundweitereAusführungenzurAuswertung.AnhandvonFallbeispielenwirddieArbeitmitderMatrixausderPraxisherauserläutert.ZujedemFallbei-spielwerdenZuordnungenzudenjeweiligenEntwicklungsstufenvorgenommen,FörderzieleausgewiesenundgeeigneteFördermaßnahmenbeschrieben,dieaufwissenschaftlichenErkenntnissenberuhen.DurchdieMöglichkeitdergemein-samenAusarbeitungvonZielenundMaßnahmenalleramProzessBeteiligterbietetdieArbeitmitderMatrixemotiona-lersozialerKompetenzendarüberhinausdieChancezurOrganisationmultiprofessionellerTeamarbeit.
DieEntwicklungundZusammenstellungdervorliegendenMaterialienerfolgteinderQUA-LiSNRWdurchLehrkräfte,dieinSchuleundUnterrichtvielfältigeErfahrungenmitSchülerinnenundSchülernmithoherRisikobelastunggemachthaben.
WeitereUnterstützungfürIhreArbeitindenSchulenfindenSiezudemindemvonderQUA-LiSNRWentwickelten„InternetportalzurinklusivenschulischenBildung“.EsbietetzahlreicheweiterePraxis-undUnterrichtsmaterialien,InformationenundzudemdieMöglichkeit,regionaleAnsprechpersonenzufinden.
Wirfreuenuns,SiemitdieserHandreichungundunseremOnline-AngebotbeiIhreranspruchsvollenArbeitmitSchüle-rinnenundSchülernmitbesonderemUnterstützungsbedarfunterstützenzukönnenundwünschenIhnenbeiderArbeitmitderMatrixemotionalerundsozialerKompetenzenanIhrerSchulevielErfolg.
EugenLudwigEgyptien
DirektorQualitäts-undUnterstützungsAgentur-LandesinstitutfürSchuledesLandesNordrhein-Westfalen(QUA-LiSNRW)
DieMatrixemotionalerundsozialerKompetenzen(MesK)·QUA-LiSNRW
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1. Inklusive schulische Bildung bei hoher RisikobelastungProf. Dr. Clemens Hillenbrand
DerAuftrag,eininklusivesBildungssystemzuentwickeln(KMK,2011),fordertdiewirksameUnterstützungallerLernendengemäßihrerindividuellenBedürfnisse:„Personswithdisabilitiesreceivethesupportrequired,withinthegeneraleducationsystem,tofacilitatetheireffectiveeducation“(UnitedNations2006,Art.24,3).DiewirksameUnterstützungbeiherausforderndenVerhaltensweisenbeigleichzeitigerBerücksichtigungderBedürfnisseallerSchülerinnenundSchülerbereitetjedochLehrkräftenininklusivenBildungssystemenweltweitdiegrößtenSorgen(Forlin,Keen&Barrett,2008;Forlin&Chambers,2011).DieaktuellenEntwicklungen,diesichdurchdieaktuelleSchulstatistikbelegenlassen,zeigeneinezunehmendeBereitschaftzurVergabevonDiagnosenimFörderschwerpunktEmotionaleundsozialeEntwicklung.Während2003noch42.627SchülerinnenundSchülerunddamit0,5%dergesamtenSchülerpopulationimAltervon6bis15JahreneineDiagnoseindiesemFörderschwerpunkterhielten(KMK,2005),stellteimSchuljahr2015/16mit85.644SchülerinnenundSchülern,unddamiteinemAnteilvonca.1,2%anallenSchülerinnenundSchülerninDeutschlandderJahrgänge1bis10,denzweitgrößtenFörderschwerpunktdar(KMK,2016,S.8).DiemassiveZunahmeum100%derabsolutenZahlenkannalsIndizdafürgelten,dassnichtnurimSchulsystem,vielmehrinallengesellschaftlichenBereichendienotwendigenHilfenbishernichtausreichendetabliertwurdenoderdiegewünschteWirkungentfaltenkonnten.
DieinternationalenErfahrungeninklusiverBildungssystemebelegengleichlautenddiebesonderenpädagogischenHerausforderungenimRahmeneinerangemessenenundförderlichenUnterrichtungvonKindernundJugendlichenmitFörderbedarfinderemotionalenundsozialenEntwicklung(WorldHealthOrganization&WorldBank,2011;McLeskey,Landers,Williamson&Hoppey,2012).SinddieseProblemlagenvielleichteinVersuchzurRessourcengewinnungdesSchulsystems,diemittelsDiagnosenmehrPersonalrequirierenkönnte?KönntendiesteigendenDiagnoseneineAnwendungdesEtikettierungs-Ressourcen-Dilemmas(Bleidick,1988)sein–ohnerealeGrundlagepsychischerBelastungen?DieepidemiologischenBefundezurVerbreitungpsychischerProblemlagenimKindes-undJugendalterzeigenetwasanderes.
DienationalenundinternationalenStudienbelegenrelativübereinstimmendeundstabilePrävalenzraten(Casale,Hövel,Hennemann&Hillenbrand,2018),wenngleichesUnterschiedeinAbhängigkeitvonderDefinitiondesPhäno-mens,demDesignderStudie,derPopulationunddengenutztenMessinstrumentengibt(Ihle&Esser,2008).EinehäufigzitierteZusammenfassungderwichtigsteninternationalenStudienindenIndustrienationennachdenKriterienderWeltgesundheitsorganisation(Ihle&Esser,2002)berichtetvon15bis22%allerKinderundJugendlichen,dieimZeitraumvon6MonateneineodermehrerepsychischeStörungenaufweisen.RepräsentativeundaktuelleDatenausDeutschlandliefertderKinder-undJugendgesundheitssurveydesRobert-Koch-Instituts(KiGGS-Studie),dieinbisherzweiErhebungswellen(2003bis2006und2009bis2012)erfolgteunddieEinschätzungvonEltern3-bis17-jährigerKinderundJugendlichererhebt(Hölling,Schlack,Petermann,Ravens-Sieberer&Mauz,2014).
DieStudieverfolgtdasZiel,„imSinnedesPräventionsgedankensvonPublicHealtheineRisikogruppezudefinierenundAnhaltspunktefürPräventionundInterventionzuliefern“(S.816).GeradedahersinddieBefundefürpädagogischesHandelnvonbesondererRelevanz.ImErgebnisstellen20,2%derKinderundJugendlicheneine„RisikogruppefürpsychischeAuffälligkeiten“(ebd.)dar,dienachdemgenutztenInstrument(StrengthsandDifficultiesQuestionnaire)grenzwertigeoderbereitsauffälligepsychischePhänomeneaufweisen.DieBefundesindüberdiebeidenErhebungs-zeiträumehinwegstabil.DieBELLA-Studie,dieaufeinerrepräsentativenTeilstichprobederKiGGS-Studiebasiert,identifiziert10%der7-bis17-jährigenKinderundJugendlichen,dievoneinerklinischrelevantenStörungübereinenlängerenZeitraumbetroffensind(Ravens-Siebereretal.,2015,S.659).ZudemberichtendieElternvondeutlichenBelastungenineinemodermehrerenLebensbereichen(Höllingetal.,2014,S.815).EinebesondereHäufungzeigtsichimAlterzwischen7und13Jahren.AuchdieGeschlechtsunterschiedesinddeutlich:11,5%derMädchenwerdenvondenElternimVergleichzu17,8%derJungenalsauffälligeingeschätzt.AllerdingsgleichensichdieHäufigkeitenimJugendalteran.GutbelegteRisikofaktorenstellenderMigrationshintergrundundeinniedrigersozio-ökonomischerStatusdar.DiePrävalenzratenderKiGGS-bzw.BELLA-Studie,alsoeineHäufigkeitvon20%allerKinderundJugendli-chenmitRisikobelastungenundvorhandenenpsychischenStörungen,deckensichmitBefundenausweiterenStudien:BarkmannundSchulte-Markwort(2012)errechnetenineinerMeta-Analyseausinsgesamt34epidemiologischenPrimärstudienzurPrävalenzvonGefühls-undVerhaltensstörungenvonKindernundJugendlicheninDeutschlandausdemZeitraum1953bis2007einedurchschnittliche,störungsübergreifendePrävalenzratevonrund20%(vgl.Casale,Hövel,Hennemann&Hillenbrand,2018),dieauchinpädagogischenUntersuchungenBestätigungfinden(Hartmann,Mutzeck&Fingerle,2003).DieProblemezeichnensichzudemdurcheinehoheStabilitätausundlassensichbeica.
QUA-LiSNRW·DieMatrixemotionalerundsozialerKompetenzen(MesK)
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte7
Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
50%bisinsErwachsenenalternachweisen(Ihle&Esser,2008).DennocherhältnureinkleinerTeilderbetroffenenKinderundJugendlichenfachlicheHilfendurchAngebotedesmedizinischenSystemsoderausderJugendhilfe(Ra-vens-Siebereretal.,2015,S.660)undauchinternationallässtsicheinsogenannter„servicegap“konstatieren(For-ness,Kim&Walker,2012).
DurchdenAusbauinklusiverBeschulungsformenbesuchenbundesweitmehralsdieHälfteallerSchülerinnenundSchülermitFörderbedarfimBereichderEmotionalenundsozialenEntwicklungeineallgemeineSchule,seltenererfolgtderBesucheinerspezifischenFörderschule.GenaudieseGruppejedochzeichnetsichdurchsehrhoheRisikobelastun-genaus:InderStudievonSchmidundKollegen(2007,S.284)wiesendieca.600SchülerinnenundSchüler,dieaufderBasiseinersolchenDiagnoseeineFörderschulefürErziehungshilfeinBaden-Württembergbesuchten,multipleundklinischausgeprägteStörungenauf.SiezeigtenstarkausgeprägteProblembelastungen,diesichoftinmehrerenDimensionen,alsobspw.sowohlinexternalisierendenwieauchinternalisierendenVerhaltensweisen,nachweisenließen.SchülerinnenundSchülervonSchulenfürErziehungshilfesinddemnachalseinederamstärkstendurchpsychischeRisikenundAuffälligkeitenbelasteteGruppevonKindernundJugendlichenzuverstehen,beiihnen„zeigtsicheinesehrhoheBelastungsowohlinderinternalisierendenalsauch,wieerwartet,nochetwasstärkerinderexternalisierendenGesamtskala…VergleichbarklinischauffälligeWerteerreichennur2%derallgemeinenBevölkerung“(Schmidetal.,2007,S.285).ZugleichzeigtsichselbstbeieinersolchhohenBelastungeinedeutlicheUnterversorgung:NurdieHälftedererfasstenKinderundJugendlichenindenSchulenfürErziehungshilfeerhieltkinder-undjugendpsychiatrischeHilfenbeigleichzeitighoherInanspruchnahmesozialpädagogischerMaßnahmen.DieAutorenkonstatierendamiteinenMangelankoordinierterundintensiverEntwicklungsförderung(S.289).
DiedamitempirischbelegteKluftzwischenpsychischerRisikobelastungimKindes-undJugendalterundfachlicherUnterstützungstelltdieDringlichkeiteinerfundiertenUnterstützungemotionalerundsozialerEntwicklungsprozesseheraus.DieBefundebelegenzudem,dassvieleKinderundJugendlichemitpsychischenRisikolagenbisherkeineausreichendenHilfendurchdasmedizinischeodersozialeVersorgungssystemerhalten(vgl.Casaleetal.,2018).InderKonsequenzführtdieszurForderungnacheinerbedürfnisorientiertenStrukturierungundGestaltungpädago-gisch-sonderpädagogischerUnterstützunggemäßdemAuftraginklusiverBildung,dieeinerseitssystematischundpräventivmöglichstinallenBildungsinstitutionen,vonderKindertagesstätteüberdieGrundschulenbishinzuSchulfor-menderSekundarstufeII,erfolgensollte,geradeauchumRisikoverläufeunddamitinZusammenhangstehendeDiagnosensonderpädagogischerUnterstützungsbedarfebishinzumBesuchspeziellerInstitutionenzuvermeiden.AndererseitssolltenKinderundJugendlichemithohenRisikobelastungenauchdiewirksamenundintensivenUnter-stützungsformenerhalten,diefüreinepositiveEntwicklungunabdingbarsind.AngesichtsderStabilitätpsychischerProblemeundihrerBedeutungfürdieBildungslaufbahnstelltsichdieAufgabe,alleMöglichkeitenderUnterstützung,insbesonderevonpräventivenHilfenaufuniverseller,selektiverundindizierterEbene(Hillenbrand,2015)intensivzunutzenundauszubauen(Najaka,Gottfredson&Wilson,2001;Reinke,Herman,Petras&Ialongo,2008).DieaktuelleForschungschlägtfürdieseAufgabedenAufbauvonMehrebenensystemenderPräventionvor,dieihreMaßnahmengezieltaufdieBedürfnissederSchülerinnenundSchülerausrichten.SieerfordernjeweilsdieengeVerbindungvondifferenzierterLern-undEntwicklungsbegleitungmitderwirksamenUnterstützung(Casale,Hennemann&Grosche,2015).DiebeidenwissenschaftlichgeprüftenModellehierfürsinddasResponse-to-Intervention-ModellunddasSchoolwidePositiveBehaviorModell(Casaleetal.,2018),diegeradedieSchulealsdaswichtigsteSettingfürpräventi-veMaßnahmennutzen(Beelmann,2008;Brezinka,2003;Hillenbrand&Hennemann,2005).DieBasisbildenjeweilseineentwicklungsbezogene,engmaschigeBegleitdiagnostikderZielgruppeunddieNutzungevidenzbasierterVerfah-rensweisen(Casaleetal.,2018;Hillenbrand,2015).
BeideModellestimmenindieserBedeutungdiagnostischerBegleitungüberein:ZurKlärungderHandlungsmöglichkei-tenininklusivenSchulformenmusszunächsteinegrundlegendeKlärungdesBedarfsanpädagogisch-sonderpädagogi-scherUnterstützungerfolgen,die,denweiterenProzessbegleitend,dieEntwicklungsfortschrittesichtbarmacht(ebd.;Casale,Grosche&Hennemann,2015).
DiediagnostischeBegleitungsetztdaherandenFähigkeitenundRessourcenderZielgruppean,diegemäßderResili-enzforschungeinezentraleBedeutungfürdieEntwicklungpsychischerGesundheittrotzhoherRisikobelastungleistenkönnen(Opp&Fingerle,2008;Hillenbrand,2008).GeradebeiintensivemUnterstützungsbedarfgehtdiePerspektivederFähigkeitenundRessourcenjedochoftverlorenunddieBeschreibungvonProblemenschiebtsichindenVorder-
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grund.Derpädagogisch-sonderpädagogischenUnterstützung,geradeineineminklusivenBildungssystem,kommtjedochdieAufgabezu,dieseSchülerinnenundSchülermiteinerumfassendenundkompetenzorientiertenLern-undEntwicklungsplanungintensivzubegleitenundfürverbindlicheFörderstrukturenauchininterdisziplinärenKontextensowiefürderenDurchführungundKoordinationzusorgen.
ZurSicherstellungeinerressourcenorientiertenEntwicklungsbegleitungundzurGestaltungderLernmöglichkeitensowiederpädagogisch-sonderpädagogischenUnterstützungdientdiehiervorliegendeHilfestellungzurEntwicklungs-begleitung,diedenLehrkräftensowiedenSchülerinnenundSchülerneinstrukturiertesInstrumentandieHandgibt,dasdieDimensionenimBereichemotionalerundsozialerEntwicklung,wiez.B.Selbst-,Sozial-undLernkompetenz,sichtbarmacht.SokönnenindividuelleZiele,aberauchUnterstützungsmaßnahmenundRessourcenangleichenKriterienkommuniziert,abgeglichenundüberprüftwerden.
FüreineaktuelleundwissenschaftlichfundiertediagnostischeLern-undEntwicklungsbegleitungderemotionalenundsozialenEntwicklungsindnachdemStandderDiskussioninsbesonderefolgendeMerkmaleentscheidend(Döpfner&Petermann,2012;Hillenbrand,2008;Myschker&Stein,2014):DieLern-undEntwicklungsbegleitungderemotionalenundsozialenEntwicklung• erhebtProblemlagenundKompetenzen;• berücksichtigtauchdimensionaleAspekte;• istgegenüberdenÄnderungenimLaufderEntwicklungsensitiv;• nutztwissenschaftlichfundierteVerfahren,insbes.Rating-Verfahren.
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Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
DasimFolgendenpräsentierteInstrumentstelltdasErgebnisdesProjekts„Lern-undEntwicklungsplanungbeiintensivpädagogischemUnterstützungsbedarf“dar,dasvonder„Qualitäts-undUnterstützungsagentur–Landesinsti-tutfürSchule“(QUA-LiS)desLandesNordrhein-WestfaleninSoestam1.11.2016unterderLeitungvonFrauAnkeSchumacheraufgenommenwurde.SeitProjektbeginnwirddieEntwicklungderMatrixemotional-sozialerKompetenzendurcheinTeamdesInstitutsfürSonderpädagogikderCarlvonOssietzkyUniversitätOldenburg(Prof.Dr.ClemensHillenbrandundM.EdMatthiasSchulden)wissenschaftlichbegleitet.
3. Die Struktur der Matrix emotional-sozialer Kompetenzen (MesK)
UmdemAnsprucheinermodernen,dimensionalenBreitbanddiagnostikgerechtzuwerdenundaufgrundderKomplexi-tätundVielschichtigkeitschulischenSozial-undLernverhaltensistesnotwendig,imVerlaufdesdiagnostischenProzessesverschiedeneInstrumente,MethodenundPerspektivenmiteinanderzukombinieren(Lohbeck,2014,S.23).DievordiesemHintergrundentwickelteMatrixbietetdieMöglichkeit,dieSelbstkompetenz(Emotionsregulation,Impulskontrolle,Reflexionsfähigkeit),dieSozialkompetenz(SozialeOrientierung,SozialeInitiative,internalisierendesundexternalisierendesKonfliktverhalten,Regelverhalten)unddieLernkompetenz(Lern-undLeistungsbereitschaft,KonzentrationundSorgfaltbeimLernen)einerSchülerinbzw.einesSchülersdurcheineodermehrereLehrkräftesowiedurchdieSchülerinoderdenSchülerselbstinFormeinesRatingsbeurteilenzulassen.
FürjedenderzehnbeschriebenenKompetenzbereichewurdenjeweilsfünfkompetenzorientierteEntwicklungsstufenausformuliert.AlsGrundlagefürdieFormulierungengreiftdieMatrixaufeineumfangreicheAuswahlbestehenderInstrumentezurück,dieimRahmenmehrerersystematischerLiteraturrecherchenund-analysenermitteltwurden.
DerersteKompetenzbereichderMatrixerfasstunterdemStichwortderSelbstkompetenzdiedreiBereichederEmotionsregulation,derImpulskontrolleundderReflexionsfähigkeit.DieFormulierungenindiesemBereichbasierenaufdemFragebogenzurErhebungderEmotionsregulationbeiKindernundJugendlichen(FEEL-KJ)(Grob&Smolenski,2009).
DieAuswahldesInstrumentserfolgteinsbesonderedaher,weildiejeweiligeArtundWeisederRegulationundBewälti-gungemotionsauslösenderkritischerEreignissefürdieEmotionenAngst,TrauerundWutjeweilseinemumfangreichenSpektrumvonadaptivenStrategien(ProblemorientiertesHandeln,Zerstreuung,Stimmunganheben,Akzeptieren,Vergessen,UmbewertenundKognitivesProblemlösen)odermaladaptivenStrategien(Aufgeben,AggressivesVerhal-ten,Rückzug,SelbstabwertungundPerseveration)zugeordnetwerdenkann(Grob&Smolenski,2009).
DerArbeitimzweitenKompetenzbereichSozialkompetenzliegeninsbesonderedieAusführungenvonKanning(2009b,S.15)sowieJugert,Rehder,NotzundPetermann(2016,S.11)zugrunde,diesozialkompetentesVerhaltenbzw.sozialeFertigkeitenalsgrundlegendenBeitragdazufassen,einenakzeptablenKompromisszwischenderBefriedigungeigenerZieleundBedürfnisseundsozialerAkzeptanz/Angemessenheiterreichenzukönnen.
DieGrundlagefürdieFormulierungenimKompetenzbereichSozialkompetenzmitdenSubskalenSozialeOrientierungundSozialeInitiativebildetdasInventarsozialerKompetenzen(Kanning,2009a).Hierbeihandeltessichumeinbreitangelegtes,multidimensionalesSelbstbeurteilungsinstrumentmitinsgesamt17Primärskalen,mitdeminumfassenderWeisegrundlegendesozialeKompetenzenabgebildetwerdenkönnen.DieSkalendesISKumfassen:SozialeOrientie-rung(Prosozialität,Perspektivenübernahme,Wertepluralismus,Kompromissbereitschaft,Zuhören),Offensivität(Durchsetzungsfähigkeit,Konfliktbereitschaft,Extraversion,Entscheidungsfreudigkeit),Selbststeuerung(Selbstkon-trolle,EmotionaleStabilität,Handlungsflexibilität,Internalität)sowieReflexibilität(Selbstdarstellung,DirekteSelbstauf-merksamkeit,IndirekteSelbstaufmerksamkeit,Personenwahrnehmung)(Kanning,2009a).
FürdieArbeitanderMatrixwurdeaufGrundlagedieserSystematisierungeineUnterteilungindieBereicheSozialeOrientierung(ProsozialesVerhalten,Wertepluralismus,Zuhören)undSozialeInitiative(Kontaktfähigkeit,Durchset-zungsfähigkeit)vorgenommen.DieimRahmendesKompetenzbereichsSozialkompetenznichtbeachteten(Sub-)SkalendesISKwerdenbereitsdurchandereKompetenzbereichederMatrixabgebildet.
2. Die Entwicklung der Matrix emotional-sozialer Kompetenzen (MesK)
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QUA-LiS NRW · Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK)
AuchimdrittenBereich,derLernkompetenz,konntemitderLSL(LehrereinschätzlistefürSozial-undLernverhalten–Petermann&Petermann,2013)einInstrumentidentifiziertwerden,dasalsGrundlagefürdieKompetenzformulierun-gendient.DieBeurteilungfürinsgesamtzehnTeilbereicheerfolgtbeiderLSLaufeinervierstufigenSkala.DieTeilberei-chedesSozialverhaltensumfassenKooperation,Selbstwahrnehmung,Selbstkontrolle,EinfühlungsvermögenundHilfsbereitschaft,angemesseneSelbstbehauptungsowieSozialkontakt.DieTeilbereichedesLernverhaltensbeziehensichaufAnstrengungsbereitschaftundAusdauer,Konzentration,SelbstständigkeitbeimLernensowieSorgfaltbeimLernen.DaderBereichderSozialkompetenzbereitsumfassenddurchdasInventarsozialerKompetenzenabgedecktist,erfolgtimKompetenzbereichLernkompetenzeineFokussierungaufdieTeilbereichedesLernverhaltens.AufGrundlagederSkalenausderLehrereinschätzlistewurdeinderMatrixdieEinteilungindiebeidenBereicheLern-undLeistungsbereitschaftsowieKonzentrationundSorgfaltbeimLernenvorgenommen.
4. FallbeispieleAndieDarstellungderKompetenzbereicheunddieMatrixschließensichinsgesamtsechsausführlicheFallbeispielean.DieseFallbeispielebasierenaufderSchulwirklichkeit.JedesFallbeispielzeigtexemplarischeineAuswertungderMatrix,eineBegründungderjeweiligenEinschätzungendurchdieLehrkräftesowiediedarausabgeleitetenFörderzieleundFördermaßnahmen.
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte11
Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
5. Die Arbeit mit der Matrix emotional-sozialer Kompetenzen (MesK)
5.1 Entwicklungsstufen und BegründungenEinersterSchrittbeiderAuswertungderMatrixbestehtinderZuordnungderindividuellenSelbst-,Sozial-undLern-kompetenzenderbetreffendenSchülerinbzw.desbetreffendenSchülerszujeweilseinerderfünfEntwicklungsstufen.ImRahmenderEntwicklungdesInstrumentswurdeeinAuswertungsbogenerarbeitet,aufwelchemdieEinschätzungenfürjedenderzehnEntwicklungsbereicheinFormeinerentsprechendenZahlvon1bis5(1entsprichtEntwicklungsstufe1;5entsprichtEntwicklungsstufe5)eingetragenwerdenkönnen.AngabeninderLiteraturweisendaraufhin,dassetwadieBetrachtungdesVerhaltensderletztenvierWochenzugrundegelegtwerdenkann(Petermannetal.,2014;Peter-mann&Petermann;2013).
IneinemzweitenFeldkönnenjeweilsBegründungenfürdieEinschätzungenindeneinzelnenEntwicklungsbereicheneingetragenwerden.SolltenfürdiebetreffendeSchülerinoderdenbetreffendenSchülerbeispielsweiseaktuelleErgebnissestrukturierterVerhaltensbeobachtungenoderandererVerfahrenvorliegen,sokönnenauchdiesezurEinschätzungundBegründungherangezogenwerden.
5.2 FörderzieleDieMatrixemotional-sozialerKompetenzenbietetinsbesonderedurchdiedifferenziertenundkompetenzorientiertenFormulierungenderEntwicklungsstufendieMöglichkeiteinerumfassendenDarstellungindividuellerEntwicklungsziele,-schritteund-möglichkeiten.
ImRahmeneinesständigen,zirkulärenProzessesderFeststellungeinesIst-Standesundeiner„Ist-Soll-Diskrepanz“,derVereinbarungundUmsetzungindividuellerMaßnahmenundderEvaluationihrerUmsetzungschließtsichandieserStelledieFragean,welcheZieleundMaßnahmennotwendigwären,damitdienächsthöhereEntwicklungsstufeimjeweiligenKompetenzbereichderMatrixerreichtwerdenkann(Hartke&Vrban,2017;Poppetal.,2017,S.18–22).Popp,Melzer&Methner(2017,S.29)weisendaraufhin,dassbeiderVereinbarungvonZielenderUnterstützungdeutlicheSchwerpunktegesetztwerdenundsichdieseauf„diezweibisdreivordringlichstenFörderbereicheund-zielebeschrän-ken“sollten.EinentsprechendesFeldaufdemAuswertungsbogenbietetdieMöglichkeit,fürzweibisdreiderzehnKompetenzbereicheindividuelleundunterrichtsrelevanteFörderzielezurErreichungdernächsthöherenEntwicklungs-stufezuvereinbaren.
5.3 Maßnahmen der UnterstützungEinabschließenderSchrittbeiderAuswertungderMatrixbestehtinderVereinbarungvonMaßnahmenderUnterstüt-zung,dieaufdenformuliertenZielenbasieren.DieMöglichkeitenzurAusgestaltungderMaßnahmenstehenunterandereminengemZusammenhangmitschulkonzeptionellenundschulorganisatorischenAspektenderjeweiligenEinzelschule.DaherlassensichnurschwerallgemeingültigeEmpfehlungenaussprechen.EinenumfangreichenFundustheoriebasierter,inihrerWirksamkeitüberprüfterHandlungsmöglichkeitenfürdiePrimarstufebietenHartke&Vrban(2017).DasWerknenntnebenMöglichkeitenzurUnterstützungdesArbeitsverhaltens,beiaggressivemVerhalten,beiÄngstensowiebeiAbsentismusauchlerntheoretischundmitdemschülerzentriertenAnsatzbegründeteHandlungs-möglichkeiten.InAnalogiedazubietenHartke,Blumenthal,CarneinundVrban(2017)fürdieSekundarstufe64Hand-lungsmöglichkeitenan,dienebenAnsätzenausdenbereitsbeschriebenenBereichenauchHandlungsmöglichkeitenfürdiesozialeIntegrationsowiekognitionspsychologischbegründeteFormenenthalten.
5.4 Verbindlichkeit und EvaluationFürdieArbeitandenvereinbartenZielenundzurNutzungderfestgelegtenMaßnahmenderUnterstützungsolltefüralleBeteiligteneineVerbindlichkeithergestelltwerden.BereitsdurchdenEinbezugderjeweiligenSchülerinnenundSchüleristeinepositiveWirkungmöglichundkanndurcheineUnterschrift,alsZeichenderÜbernahmevonVerantwor-tungfürdiegeplantenMaßnahmen,nochverstärktwerden(Poppetal.,2017,S.29).
DieverbindlicheFormulierungvonEntwicklungsstufen,ZielenundMaßnahmenderUnterstützungaufdemAuswer-tungsbogenderMatrixsozial-emotionalerKompetenzensollteeineaussagekräftigeDokumentationunddamitdieGrundlagezurgemeinsamenArbeitdarstellen.DarüberhinausbietetsiedieMöglichkeiteinerZielüberprüfungnacheinemfestgelegtenZeitraum,dieimSinneeinerverbindlichenundwirksamenFörderungnachetwadreiMonatenwahrgenommenwerdensollte(Poppetal.,2017,29f.).
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QUA-LiS NRW · Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK)
5.5 Kooperation und RessourcenDieMatrixemotional-sozialerKompetenzen(MesK)lässtsichdurchdieMöglichkeitdergemeinsamenAusarbeitungvonZielenundMaßnahmenderUnterstützungdurchunterschiedlicheFachbereicheundProfessionenauchalsChancezurOrganisationmultiprofessionellerTeamarbeitnutzen.IndieserHerangehensweisebestehteinewertvolleundgewinnbringendeMöglichkeit,nebenderVielzahlanPerspektivenbeiderFestlegungindividuellerZieleundMaßnah-menvorallemeineverbindlicheUmsetzunginverschiedenenLebensbereichenundeinhohesMaßanVerbindlichkeitzugewährleisten(Poppetal.,2017,47f.).ImRahmenderLern-undEntwicklungsplanungbeiintensivpädagogischemUnterstützungsbedarfstelltjedochinsbesondereeinefundierte,sonderpädagogischeExpertiseeinenotwendigeGelingensbedingungdar.
DieerforderlichemultiprofessionelleKooperationstelltauchhohe,schulorganisatorischeundschulstrukturelleAnfor-derungen,fürderenGelingeninsbesondereentsprechendeZeitressourcenunverzichtbarsind.
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte13
Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
6. Beschreibungen der Kompetenzerwartungen im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung
6.1 Kompetenzbereich: Selbstkompetenz
Emotionsregulation, Impulskontrolle, ReflexionsfähigkeitStufe1/2: DieRegulationundBewältigungemotionsauslösenderkritischerEreignissebasierenaufmaladaptiven
Strategien.MöglichkeitenzurSelbstkontrollefehlen. MitzeitlichemAbstandzueinerkritischenSituationkönnenkomplexeGefühle(wieWut,Angst,Trauer)in
vertrautemundgeschütztemRahmenidentifiziertundbenanntwerden. EineVerantwortungfüreigenesoderresultierendesVerhaltenwirdnichtgesehen.
Stufe3: DieRegulationundBewältigungemotionsauslösenderkritischerEreignissekannineinemvertrautenSettingundmitstrukturierterUnterstützungaufadaptiveStrategiengerichtetwerden.MitemotionalerSta-bilisierungkönneninderReflexionkomplexeGefühlewahrgenommen,benanntundakzeptiertwerden.
ZusammenhängezwischenGefühlenundeigenenVerhaltensweisenkönnenhergestelltwerden.
Stufe4: AdaptiveEmotionsregulationsstrategienkönnenzurBewältigungundRegulationemotionsauslösenderEreignissemitHilfeneingesetztwerden.
KognitiveFähigkeitenwerdeneingesetzt,umRegulationsprozessezuinitiieren. EigeneundfremdeGefühlekönnenwahrgenommenundbenanntundVerantwortungfürdaseigene
Verhaltenübernommenwerden.
Stufe5: MitFokusaufdasemotionsauslösendeEreigniswerdenadaptiveStrategienbewusstangewandtundkönnenalsRessourcenweitergenutztwerden.
UrsachenundAuswirkungenderEmotionenbeisichundanderenwerdenverstanden,könneninEinklanggebrachtundalsInformationgenutztwerden.
SituationsangemesseneReaktionenwerdenverlässlichgezeigt.
KompetenzerwartungenbasierenaufGrob/SmolenskiFEEL-KJ,2009
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QUA-LiS NRW · Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK)
6.2 Kompetenzbereich: Sozialkompetenz
Soziale Orientierung (Prosoziales Verhalten, Wertepluralismus, Zuhören)Stufe1: DieErwartunganeinesofortige,uneingeschränkteBefriedigungderBedürfnisseprägtdenUmgangmit
anderen,unabhängigvonsituativemKontextundanwesendenPersonen. DasVerständnisfürdieBedürfnisseanderersowieihreWerteundÜberzeugungenkanninTrainingssituatio-
nenangebahntwerden. IneinergutstrukturiertenSituationkannZuhöreneingeübtwerden.Stufe2: BedürfnissebevorzugterBezugspersonenwerdenmitUnterstützunginAbhängigkeitvonderjeweiligen
Situationwahrgenommen.DieunmittelbareBefriedigungeigenerBedürfnissekanndannzurückgestelltwerden.
WerteundÜberzeugungenandererkönneninvertrauensvollenInteraktionenwahrgenommenwerden. IneinerstrukturiertenSituationkönnenZuhörenundZuwendungzueinerGesprächspartnerin/zueinem
Gesprächspartnerentwickeltwerden.Stufe3: BedürfnisseandererBezugspersonenwerdenineinervertrautenSituationwahrgenommenundHilfsange-
boteangeleiteterarbeitet.EigeneBedürfnissekönnenmitUnterstützungzurückgestelltwerden. EsbestehtBereitschaft,WerteundÜberzeugungenandererinsituativenKontextenzuverstehenundeigene
Verhaltensweisenzuüberdenken.AlternativeVerhaltensweisenwerdenvorgeschlagen. InGesprächssituationenwerdenZuhörenundZuwendungzuGesprächspartnernzunehmenddeutlich.Stufe4: BedürfnisseandererwerdeninoffenenSituationenimbekanntenUmfeldwahrgenommensowieHilfsange-
boteunterbreitet.DieBefriedigungeigenerBedürfnissetrittindenHintergrund. EsbestehtBereitschaft,WerteundÜberzeugungenandererzuverstehenundgleichberechtigtnebendie
eigenenzustellen.Kompromissewerdenvorgeschlagen,beiderVermittlungdurchDritteakzeptiertundbeiErinnerungaucheingehalten.
Anderenzuzuhörenundsichaufsieeinzulassenhateine(soziale)Bedeutung.Stufe5: AufgrundeigenerInitiativewerdenBedürfnisseandererwahrgenommen,verstandenundHilfsangebote
unterbreitet. WerteundÜberzeugungenandererwerdenakzeptiert.KompromissesinddurchRespektundVerständnis
motiviert. MitandereninsGesprächzukommen,Meinungen,InteressenundBedürfnisseauszutauschenistMotiva-
tionfürdieInteraktion.
KompetenzerwartungenbasierenaufKanningISK,2009
Soziale Initiative (Kontaktfähigkeit, Durchsetzungsfähigkeit)Stufe1: KontaktezuGleichaltrigenundErwachsenenwerdenaufgenommen,abersozialunangemessengestaltet.
MöglichkeitenangemessenerKontaktaufnahmekönneninrealitätsnahenÜbungssituationenerarbeitetwerden.
DieTeilnahmeanGruppenprozessen,d.h.dasEinbringeneigenerVorstellungenundInteressen,istvoneinerstarkenSelbstbezogenheitgeprägt,umeigeneZieleundInteressendurchzusetzen.InvorbereitetenTrainingssituationenkönnenHandlungsalternativenangebahntwerden.
Stufe2: InKontaktenzuGleichaltrigenundErwachsenenkönnensozialangemesseneTechnikenderKontaktauf-nahmemitUnterstützungaufgebaut,eingeübtundinüberschaubarenSituationenstrukturierteingesetztwerden.
DieGestaltungsozialerSituationenistvoneigenenSicht-undHandlungsweisendominiert,umeigeneZieleundInteressenzuerreichen.ErarbeiteteVerhaltensstrategienkönneninkonkretenÜbungssituationengenutztwerden,umeigeneIdeenundVorstellungeninGruppenprozesseeinzubringenoderangemessendurchzusetzen.
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte15
Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
Stufe3: InKontaktenzuGleichaltrigenoderErwachsenenkönnendieeingeübtenTechnikensozialerKontaktaufnah-meinbekannten,überschaubarenSituationeneingesetztwerden.KontaktewerdenaufgenommenundmitUnterstützungaufrechterhalten.
SoferneigeneMeinungenundInteressenBeachtungfindenunddurchgesetztwerdenkönnen,istdieBeteiligunginGruppenprozessensozialangemessen.UmsozialeKontextebeeinflussenzukönnen,werdenerarbeiteteStrategienundHandlungsalternativeneingesetzt.BekannteStrukturenundRitualeunterstüt-zendieseProzesse.
Stufe4: GelernteTechnikensozialangemessenerKontaktaufnahmezuGleichaltrigenundErwachsenenkönneninvertrauteSituationendesAlltagsübertragenwerden.Kontaktekönnendortsozialverträglichgestaltetundaufrechterhaltenwerden.
InGruppenprozessenwerdenunterschiedlicheSicht-undHandlungsweisendurchErläuterungenverstan-denundakzeptiert.EigeneInteressenkönnenzurückgestelltwerden.StrukturenundRitualetretendurchdasErlebenvonSelbstwirksamkeitindenHintergrund.
Stufe5: Kontaktezuanderenwerdensituationsübergreifendundpersonenunabhängigadäquataufgebautundaufrechterhalten.
GruppenprozessekönnenkooperativgestaltetundinsozialangemessenerWeisebeeinflusstwerden.InsozialenKontextenwerdeneigeneInteressenauchgegenWiderständegeäußertundsituationsadäquatdurchgesetzt.
StrukturenundRitualewerdendurcheigenetragfähigeHandlungs-undLösungsstrategienersetzt.
KompetenzerwartungenbasierenaufKanningISK,2009
Konfliktverhalten Stufe1–internalisierend: AuchineinemgeschütztenRahmeninvertrautenBezügenführenKonfliktezuselbstschädi-
gendemVerhalten. DiestarkintrovertierteSichtaufeigeneNöte,ÄngsteundRisikenverhindertKonfliktlösun-
gen. FüreineVerhaltensmodifikationisteinnachhaltigerundverlässlicherBeziehungsaufbau
erforderlich.HierzuisteinelangfristigeInterventionnötig.
Stufe1–externalisierend: KonflikteführenselbstinstarkstrukturiertenSituationenzuselbst-undfremdschädigendenHandlungen,dienurdurchsofortigeInterventionbeendetwerdenkönnen.
DasdurcheinestarkegozentrischeSichtaufInteressen,WerteundRisikengeprägteKonfliktverhaltenkannkurzzeitigaufandereimProzessBeteiligteumgelenktwerden.
EineEinsichtindieNotwendigkeitkonstruktiverLösungdesKonflikteskannsituativange-bahntwerden.EinelangfristigeInterventionzurUnterstützungderVerhaltensmodifikationistnötig.
Stufe2–internalisierend: KonflikteführenindurchstrukturiertenSituationenzuselbstgefährdendemVerhalten,dasalssubjektivproblemlösendempfundenwird,daeigeneZieleodereinSpannungsabbauerreichtwerden.
DurchvertrauensbasierteInterventionkanneineEinsichtindieNotwendigkeitkonstruktiverKonfliktlösungangebahntwerden.
Stufe2–externalisierend: KonflikteführenindurchstrukturiertenSituationenzuselbst-undfremdgefährdendenHandlungen,diealssubjektivproblemlösendeingesetztwerdenunddurchsofortigeInterventionbeendetwerdenkönnen.
DasKonfliktverhaltenistvoneigenenInteressen,WertenundRisikengeprägt.Handlungs-alternativenkönnendurchvertrauensvolleZuwendungerarbeitetwerden.
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QUA-LiS NRW · Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK)
Stufe3–internalisierend: KonflikteführeninstrukturiertenSituationenzuinnererVerschlossenheit. DieBereitschaft,sichzuöffnen,kanndurchvertrauensvolleInterventionbeisubjektiv
bedeutsamenEreignissenerreichtwerden.
Stufe3–externalisierend: KonflikteführeninstrukturiertenSituationenzuverbalerundkörperlicherAggressioninderAuseinandersetzungmiteinemGegenüber.DiesekanndurchvertrauensvolleInterventionbeendetwerden.
DieEinsichtineigeneAnteiledesKonfliktsundindiePerspektivedesGegenüberskönnenangebahntwerden.KonstruktiveLösungenvonKonfliktensindalsHandlungsalternativenbekanntundkönnensituativumgesetztwerden.
Stufe4–internalisierend: AuchinbekanntenSituationenführenKonfliktezuinneremRückzug.DieserkanndurchverbaleInterventionbeeinflusstwerden.
EinsichtindieeigenePerspektiveundVerständnisfürdieSituationkönnenpunktuellentwickeltwerden.EigeneAnteileanderkonstruktivenLösungdesKonfliktswerdenerarbeitetundsituationsgebundenumgesetzt.
Stufe4–externalisierend: AuchinbekanntenSituationenführenKonfliktezuverbalerAggressionmiteinemGegen-über.DieskanndurchverbaleInterventiongesteuertwerden.
EinsichtindiePerspektivedesGegenübersundVerständnisfürdieSituationkönnenpunktuellentwickeltwerden.EigeneAnteileanderkonstruktivenLösungdesKonfliktswerdenerarbeitetundsituationsgebundenumgesetzt.
Stufe5–internalisierend: AuchinoffenenKonfliktsituationenkönnenHilfenvonaußenan-undwahrgenommenwerden,sodassderKonfliktdurcheigenesHandelnkonstruktivgelöstwird.
HilfenvonPeerskönnenebenfallsangenommenwerden.DieBewältigungdesKonfliktsführtzuemotionalerEntlastung.
Stufe5–externalisierend: AuchinoffenenKonfliktsituationenkönnenHilfenvonaußenwahr-undangenommenwerden,sodassderKonfliktdeeskaliert.
EmpathiefürdieSichtweisedesGegenübersistnachInterventionauchaufPeer-Ebenemöglich.AnderkonstruktivenLösungdesKonfliktssindalleaktivbeteiligt.DerKonfliktkannange-messenemotionalbewältigtwerden;ggf.wirdWiedergutmachungvereinbartundumgesetzt.
RegelverhaltenStufe1: DasEinhaltenelementarerRegelndesZusammenlebensistreinsubjektivmotiviertundkannerstdurchein-
deutigeKonsequenzenunterstützt,umgesetztwerden.
Stufe2: GesetzteRegelndesZusammenlebensundArbeitenskönnenbeipersönlichemInteresseunddurchdirekteInstruktionoderInterventiongestützt,umgesetztwerden.
Stufe3: GesetzteRegelndesZusammenlebensundArbeitenskönnenmitgewähltemPartner/gewählterPartnerinunterAnleitungundmitAussichtaufdirekteBelohnungumgesetztwerden.
Stufe4: VereinbarteRegelndesZusammenlebensundArbeitenskönnenineinerKleingruppeselbstinstruierendundmitAussichtaufBelohnungumgesetztwerden.
Stufe5: VereinbarteRegelndesZusammenlebensundArbeitenskönnenallgemeineingehaltenwerdenundbeiFehlverhaltenwirdEinsichtgezeigt.
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte17
Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
6.3 Kompetenzbereich: Lernkompetenz
Lern- und Leistungsbereitschaft Stufe1: EineLern-undLeistungsbereitschaftkanndurchintensiveBegleitungundZuwendungangebahntwerden. AlsErgebniseinesLernprozesseswerdenschulischeAnforderungenalsberechtigtanerkannt.DieTeilnah-
meanschulischenLernsituationenistphasenweisezuvereinbarenundkannmitHilfedirekterZuwendungeingelöstwerden.
Stufe2: DieLern-undLeistungsbereitschaftistdurchintensiveBegleitungkurzzeitigzuwecken. EinigeindividuellvereinbarteschulischeAnforderungenkönnendurchintensive,begleitendeZuwendung
punktuellerfülltwerden. SchwierigkeitenundMisserfolgewerdenalsBestätigungeinesnegativenSelbstbildeserlebt.Daraus
resultierendeReaktionenrichtensichgegensichselbst,andereoderGegenstände.
Stufe3: DieLern-undLeistungsbereitschaftistanpersönlichenInteressenorientiert. CurriculareAnforderungenwerdeninstrukturiertenKontextenundmitunterstützendemImpulspunktuell
bearbeitet. SchwierigkeitenundMisserfolgesindsubjektivdirektmitLern-undLeistungssituationenverknüpft.Daraus
resultierendeReaktionenkönnenmitdirekter,intensiverZuwendungkontrolliertwerden.
Stufe4: DieLern-undLeistungsbereitschaftistexternmotiviert. CurriculareAnforderungenwerdeninstrukturiertenKontextenundmitunterstützendemImpulsbearbeitet. SchwierigkeitenwerdenalsindividuellesProblemwahrgenommen.FürErfolgeoderMisserfolgewerden
persönlicheAttribuierungsmusterherangezogen.
Stufe5: DieLern-undLeistungsbereitschaftistintrinsischmotiviert. CurriculareAnforderungenwerdennachErmutigungangemessenerledigt. Schwierigkeitenkönnenkonstruktivüberwundenwerden.Erfolgewerdenauchzeitverzögerterreicht.
KompetenzerwartungenbasierenaufPetermann&PetermannLSL,2013
Konzentration und Sorgfalt beim Lernen Stufe1: DieAufmerksamkeit(Konzentration)kannmitUnterstützungpunktuellundkurzzeitigaufeinenLerngegen-
standgerichtetwerden,dersubjektivbedeutsamist. DerArbeitsprozessistinBezugaufMaterial,OrdnungundAblaufstarkstrukturiertundindividuellandas
Leistungsvermögenangepasst.AufgabenkönnenunterdiesenBedingungeninAnsätzenbearbeitetwerden. EinsachgerechterUmgangmitMaterialienistnichtvonBedeutung.
Stufe2: DieAufmerksamkeit(Konzentration)kannunterAnleitungkurzzeitigaufeinenLerngegenstandgerichtetwerden,dereigenenInteressenentspricht.
DerArbeitsprozessistinBezugaufMaterial,OrdnungundAblaufstrukturiertundindividuellgestaltet.AufgabenkönnenunterdiesenBedingungeninAnsätzenbearbeitetundnachUnterbrechungenfortgesetztwerden.
EinsachgerechterUmgangmitMaterialkannerarbeitetwerden.
Stufe3: DieAufmerksamkeit(Konzentration)kannmitHilfenfüreinevereinbarteZeitaufdifferenzierteAufgaben-stellungengelenktwerden.
DerArbeitsprozessistinBezugaufMaterial,OrdnungundAblaufvorstrukturiert.AufgabenkönnenmitUnterstützung(individuell)angemessenundvollständigbearbeitetwerden.
DerUmgangmitMaterialienistsachgerechtundangemessen.
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QUA-LiS NRW · Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK)
Stufe4: DieAufmerksamkeit(Konzentration)kanninderdafürvorgesehenenZeitaufdifferenzierteAufgabenstel-lungengelenktundaufrechterhaltenwerden.
DieAufgabenwerdenineinemangemessenenTempoproduktivbearbeitet. DiezurVerfügungstehendenMaterialienwerdensachgerechtundsorgfältiggenutzt.
Stufe5: DieAufmerksamkeit(Konzentration)kannungeteiltundgezieltaufAufgabenstellungengelenktundaufrechterhaltenwerden.
AufgabenwerdenzügigunddenAnforderungenentsprechenderledigt. EigeneundfremdeMaterialienwerdenpfleglichbehandeltundorganisiertgenutzt.
KompetenzerwartungenbasierenaufPetermann&PetermannLSL,2013
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte19
Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
7. Tabellarische Darstellung
Ausprägungsgrade der Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerin/des Schülers
Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5
Kompetenzbereich I: Selbstkompetenz – Emotionsregulation/Impulskontrolle/Reflexionsfähigkeit
DieRegulationundBewältigungemotionsauslösen-derkritischerEreignissebasierenaufmaladaptivenStrategien.MöglichkeitenzurSelbstkontrollefehlen.
MitzeitlichemAbstandzueinerkritischenSituationkönnenkomplexeGefühle(wieWut,Angst,Trauer)invertrautemundgeschütztemRahmenidentifiziertundbenanntwerden.EineVerantwortungfüreigenesoderresultierendesVerhaltenwirdnichtgesehen.
DieRegulationundBewältigungemo-tionsauslösenderkritischerEreignissekannineinemvertrautenSettingundmitstruk-turierterUnterstützungaufadaptiveStrategiengerichtetwerden.
MitemotionalerStabili-sierungkönneninderRe-flexionkomplexeGefühlewahrgenommen,benanntundakzeptiertwerden.
ZusammenhängezwischenGefühlenundeigenenVerhal-tensweisenkönnenhergestelltwerden.
AdaptiveEmotionsregu-lationsstrategienkönnenzurBewältigungundRegulationemotionsaus-lösenderEreignissemitHilfeneingesetztwerden.
KognitiveFähigkeitenwerdeneingesetzt,umRegulationspro-zessezuinitiieren.
EigeneundfremdeGefühlekönnenwahrge-nommenundbenanntundVerantwortungfürdaseigeneVerhal-tenübernommen
MitFokusaufdasemotionsauslösendeEreigniswerdenadap-tiveStrategienbewusstangewandtundkönnenalsRessourcenweitergenutztwerden.
UrsachenundAuswirkun-genderEmotionenbeisichundanderenwerdenverstanden,könneninEinklanggebrachtundalsInformationgenutztwerden.
Situationsangemesse-neReaktionenwerdenverlässlichgezeigt.
Intervention Prävention
7.1 Selbstkompetenz
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QUA-LiS NRW · Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK)
Ausprägungsgrade der Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerin/des Schülers
Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5
Sozialkompetenz – Soziale Orientierung
DieErwartunganeineso-fortige,uneingeschränkteBefriedungderBedürfnis-seprägtdenUmgangmitanderen,unabhängigvonsituativemKontextundanwesendenPersonen.
DasVerständnisfürdieBedürfnisseanderersowieihreWerteundÜberzeugungenkönneninTrainingssituationenangebahntwerden.
IneinergutstrukturiertenSituationkannZuhö-reneingeübtwerden.
BedürfnissebevorzugterBezugspersonenwerdenmitUnterstützunginAbhängigkeitvonderjeweiligenSituationwahr-genommen.Dieunmittel-bareBefriedigungeigenerBedürfnissekanndannzurückgestelltwerden.
WerteundÜberzeugun-genandererkönneninvertrauensvollenInteraktionenwahr-genommenwerden.
IneinerstrukturiertenSituationkönnenZuhörenundZuwendungzuei-nem/rGesprächspartner/inentwickeltwerden.
BedürfnisseandererBezugspersonenwerdenineinervertrautenSituationwahrgenom-menundHilfsangeboteangeleiteterarbeitet.EigeneBedürfnissekön-nenmitUnterstützungzurückgestelltwerden.
EsbestehtBereitschaft,WerteundÜberzeugun-genandererinsituativenKontextenzuverstehenundeigeneVerhaltenswei-senzuüberdenken.Alter-nativeVerhaltensweisenwerdenvorgeschlagen.
InGesprächssituatio-nenwerdenZuhörenundZuwendungzuGesprächspartnernzunehmenddeutlich.
Bedürfnisseandererwer-deninoffenenSituationenimbekanntenUmfeldwahrgenommensowieHilfsangeboteunter-breitet.DieBefriedigungeigenerBedürfnissetrittindenHintergrund.
EsbestehtBereitschaft,WerteundÜberzeugun-genandererzuverstehenundgleichberechtigtnebendieeigenenzustel-len.Kompromissewerdenvorgeschlagen,beiderVermittlungdurchDritteakzeptiertundbeiErinne-rungaucheingehalten.
Anderenzuzuhörenundsichaufsieein-zulassenhateine(soziale)Bedeutung.
AufgrundeigenerInitia-tivewerdenBedürfnisseandererwahrgenommen,verstandenundHilfsan-geboteunterbreitet.
WerteundÜberzeu-gungenandererwerdenakzeptiert.KompromissesinddurchRespektundVerständnismotiviert.
MitandereninsGe-sprächzukommen,Meinungen,InteressenundBedürfnisseauszu-tauschenistMotivationfürdieInteraktion.
Sozialkompetenz – Soziale Initiative
KontaktezuGleichalt-rigenundErwachsenenwerdenaufgenommen,abersozialunangemes-sengestaltet.Möglich-keitenangemessenerKontaktaufnahmekönneninrealitätsna-henÜbungssituationenerarbeitetwerden.
DieTeilnahmeanGruppenprozessen,d.h.dasEinbringeneigenerVorstellungenundInteres-sen,istvoneinerstarkenSelbstbezogenheitgeprägt,umeigeneZieleundInteressendurchzu-setzen.InvorbereitetenTrainingssituationenkön-nenHandlungsalternati-venangebahntwerden.
InKontaktenzuGleichalt-rigenundErwachsenenkönnensozialangemesse-neTechnikenderKontakt-aufnahmemitUnterstüt-zungaufgebaut,eingeübtundinüberschaubarenSituationenstrukturierteingesetztwerden.
DieGestaltungsozialerSi-tuationenistvoneigenenSicht-undHandlungswei-sendominiert,umeigeneZieleundInteressenzuerreichen.ErarbeiteteVerhaltensstrategienkönneninkonkretenÜbungssituationenge-nutztwerden,umeigeneIdeenundVorstellungeninGruppenprozesseeinzubringenoderange-messendurchzusetzen.
InKontaktenzuGleichalt-rigenoderErwachsenenkönnendieeingeübtenTechnikensozialerKontaktaufnahmeinbe-kannten,überschaubarenSituationeneingesetztwerden.KontaktewerdenaufgenommenundmitUnterstützungaufrechterhalten.
SoferneigeneMeinun-genundInteressenBeachtungfindenunddurchgesetztwerdenkönnen,istdieBeteiligunginGruppenprozessensozialangemessen.
UmsozialeKontextebeeinflussenzukönnen,werdenerarbeiteteStra-tegienundHandlungs-alternativeneingesetzt.BekannteStrukturenundRitualeunterstüt-zendieseProzesse.
GelernteTechnikensozialangemessenerKontakt-aufnahmezuGleichalt-rigenundErwachsenenkönneninvertrauteSituationendesAlltagsübertragenwerden.Kon-taktekönnendortsozialverträglichgestaltetundaufrechterhaltenwerden.
InGruppenprozessenwerdenunterschiedlicheSicht-undHandlungs-weisendurchErläu-terungenverstandenundakzeptiert.
EigeneInteressenkönnenzurückgestelltwerden.StrukturenundRitualetretendurchdasErlebenvonSelbstwirksamkeitindenHintergrund.
Kontaktezuanderenwer-densituationsübergrei-fendundpersonenunab-hängigadäquataufgebautundaufrechterhalten.
GruppenprozessekönnenkooperativgestaltetundinsozialangemessenerWeisebeeinflusstwerden.InsozialenKontextenwerdeneigeneInteressenauchgegenWiderständegeäußertundsituations-adäquatdurchgesetzt.
StrukturenundRitualewerdendurcheigenetrag-fähigeHandlungs-undLö-sungsstrategienersetzt.
Intervention Prävention
7.2 Sozialkompetenz
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte21
Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
Ausprägungsgrade der Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerin/des Schülers
Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5
Sozialkompetenz – Konfliktverhalten – internalisierend
Auchineinemgeschütz-tenRahmeninvertrautenBezügenführenKon-fliktezuselbstschädi-gendemVerhalten.
DiestarkintrovertierteSichtaufeigeneNöte,ÄngsteundRisikenver-hindertKonfliktlösungen.
FüreineVerhaltensmodifi-kationisteinnachhaltigerundverlässlicherBezie-hungsaufbauerforderlich.Hierzuisteinelangfris-tigeInterventionnötig
Konflikteführenindurch-strukturiertenSituationenzuselbstgefährdendemVerhalten,dasalssubjek-tivproblemlösendemp-fundenwird,daeigeneZieleodereinSpannungs-abbauerreichtwerden.
Durchvertrauensba-sierteInterventionkanneineEinsichtindieNotwendigkeitkonst-ruktiverKonfliktlösungangebahntwerden.
Konflikteführeninstruk-turiertenSituationenzuinnererVerschlossenheit.
DieBereitschaftsichzuöffnenkanndurchvertrauensvolleInter-ventionbeisubjektivbedeutsamenEreignis-senerreichtwerden.
AuchinbekanntenSituationenführenKonfliktezuinneremRückzug.DieserkanndurchverbaleInterven-tionbeeinflusstwerden.
EinsichtindieeigenePer-spektiveundVerständnisfürdieSituationkönnenpunktuellentwickeltwerden.EigeneAnteileanderkonstruktivenLösungdesKonfliktswerdenerarbeitetundsituations-gebundenumgesetzt.
AuchinoffenenKon-fliktsituationenkönnenHilfenvonaußenan-undwahrgenommenwerden,sodassderKonfliktdurcheigenesHandelnkonstruktivgelöstwird.
HilfenvonPeerskönnenebenfallsangenommenwerden.DieBewältigungdesKonfliktsführtzuemotionalerEntlastung.
Sozialkompetenz – Konfliktverhalten – externalisierend
KonflikteführenselbstinstarkstrukturiertenSituationenzuselbst-undfremdschädigen-denHandlungen,dienurdurchsofortigeInterventionbeendetwerdenkönnen.
Dasdurcheinestarkego-zentrischeSichtaufInte-ressen,WerteundRisikengeprägteKonfliktverhal-tenkannkurzzeitigaufandereimProzessBetei-ligteumgelenktwerden.
EineEinsichtindieNotwendigkeitkons-truktiverLösungdesKonflikteskannsituativangebahntwerden.
EinelangfristigeInterven-tionzurUnterstützungderVerhaltensmodi-fikationistnötig.
Konflikteführenindurch-strukturiertenSituationenzuselbst-undfremdge-fährdendenHandlungen,diealssubjektivprob-lemlösendeingesetztwerdenunddurchsofortigeInterventionbeendetwerdenkönnen.
DasKonfliktverhaltenistvoneigenenInteres-sen,WertenundRisikengeprägt.Handlungsal-ternativenkönnendurchvertrauensvolleZuwen-dungerarbeitetwerden.
KonflikteführeninstrukturiertenSituati-onenzuverbalerundkörperlicherAggressioninderAuseinanderset-zungmiteinemGegen-über.DiesekanndurchvertrauensvolleInterven-tionbeendetwerden.
DieEinsichtineigeneAnteiledesKonfliktsundindiePerspektivedesGegenüberskönnenangebahntwerden.
KonstruktiveLösungenvonKonfliktensindalsHandlungsalternativenbekanntundkönnensitu-ativumgesetztwerden.
AuchinbekanntenSitua-tionenführenKonfliktezuverbalerAggressionmiteinemGegenüber.DieskanndurchverbaleInter-ventiongesteuertwerden.
EinsichtindiePerspek-tivedesGegenübersundVerständnisfürdieSituationkönnenpunk-tuellentwickeltwerden.
EigeneAnteileanderkonstruktivenLösungdesKonfliktswerdenerarbeitetundsituations-gebundenumgesetzt.
AuchinoffenenKon-fliktsituationenkön-nenHilfenvonaußenwahr-undangenommenwerden,sodassderKonfliktdeeskaliert.
EmpathiefürdieSicht-weisedesGegenübersistnachInterventionauchaufPeer-Ebenemöglich.
AnderkonstruktivenLösungdesKonfliktssindalleaktivbetei-ligt.DerKonfliktkannangemessenemotionalbewältigtwerden;ggf.wirdWiedergutmachungvereinbartundumgesetzt.
Intervention Prävention
Sozialkompetenz – Regelverhalten
DasEinhaltenele-mentarerRegelndesZusammenlebensistreinsubjektivmotiviertundkannerstdurcheindeuti-geKonsequenzenunter-stützt,umgesetztwerden.
GesetzteRegelndesZusammenlebensundArbeitenskönnenbeiper-sönlichemInteresseunddurchdirekteInstruktionoderInterventionge-stützt,umgesetztwerden.
GesetzteRegelndesZusammenlebensundArbeitenskönnenmitgewähltemPartner/ge-wählterPartnerinunterAnleitungundmitAus-sichtaufdirekteBeloh-nungumgesetztwerden.
VereinbarteRegelndesZusammenlebensundArbeitenskönnenineinerKleingruppeselbst-in-struierendundmitAussichtaufBelohnungumgesetztwerden.
VereinbarteRegelndesZusammenlebensundArbeitenskönnenallge-meineingehaltenwerdenundbeiFehlverhaltenwirdEinsichtgezeigt.
Intervention Prävention
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QUA-LiS NRW · Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK)
Ausprägungsgrade der Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerin/des Schülers
Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5
Lernkompetenz – Lern- und Leistungsbereitschaft
EineLern-undLeis-tungsbereitschaftkanndurchintensiveBeglei-tungundZuwendungangebahntwerden.
AlsErgebniseinesLernprozesseswerdenschulischeAnforderungenalsberechtigtanerkannt.
DieTeilnahmeanschulischenLernsitua-tionenistphasenweisezuvereinbarenundkannmitHilfedirekterZuwen-dungeingelöstwerden.
DieLern-undLeistungs-bereitschaftistdurchintensiveBegleitungkurzzeitigzuwecken.
EinigeindividuellvereinbarteschulischeAnforderungenkönnendurchintensive,be-gleitendeZuwendungpunktuellerfülltwerden.
SchwierigkeitenundMisserfolgewerdenalsBestätigungeinesnega-tivenSelbstbildeserlebt.DarausresultierendeReaktionenrichtensichgegensichselbst,andereoderGegenstände.
DieLern-undLeis-tungsbereitschaftistanpersönlichenInte-ressenorientiert.
CurriculareAnforderun-genwerdeninstruktu-riertenKontextenundmitunterstützendemImpulspunktuellbearbeitet.
SchwierigkeitenundMisserfolgesindsubjektivdirektmitLern-undLeistungssi-tuationenverknüpft.
DarausresultierendeReaktionenkönnenmitdi-rekter,intensiverZuwen-dungkontrolliertwerden.
DieLern-undLeistungs-bereitschaftistexternmotiviert.CurriculareAnforderungenwerdeninstrukturiertenKontextenundmitunterstützen-demImpulsbearbeitet.
SchwierigkeitenwerdenalsindividuellesPro-blemwahrgenommen.
FürErfolgeoderMisser-folgewerdenpersönlicheAttribuierungsmusterherangezogen.
DieLern-undLeis-tungsbereitschaftistintrinsischmotiviert.
CurriculareAnforde-rungenwerdennachErmutigungange-messenerledigt.
Schwierigkeitenkönnenkonstruktivüberwundenwerden.Erfolgewerdenauchzeitverzögerterreicht.
Lernkompetenz – Konzentration und Sorgfalt beim Lernen
DieAufmerksamkeit(Konzentration)kannmitUnterstützungpunk-tuellundkurzzeitigaufeinenLerngegenstandgerichtetwerden,dersubjektivbedeutsamist.
DerArbeitsprozessistinBezugaufMaterial,OrdnungundAblaufstarkstrukturiertundindividu-ellandasLeistungsver-mögenangepasst.Aufga-benkönnenunterdiesenBedingungeninAnsätzenbearbeitetwerden.
EinsachgerechterUm-gangmitMaterialienistnichtvonBedeutung.
DieAufmerksamkeit(Kon-zentration)kannunterAnleitungkurzzeitigaufeinenLerngegenstandge-richtetwerden,dereige-nenInteressenentspricht.
DerArbeitsprozessistinBezugaufMaterial,Ord-nungundAblaufstruktu-riertundindividuellge-staltet.AufgabenkönnenunterdiesenBedingungeninAnsätzenbearbeitetundnachUnterbrechun-genfortgesetztwerden.
EinsachgerechterUm-gangmitMaterialkannerarbeitetwerden.
DieAufmerksamkeit(Konzentration)kannmitHilfenfüreinevereinbarteZeitaufdifferenzierteAufgabenstellungengelenktwerden.
DerArbeitsprozessistinBezugaufMaterial,OrdnungundAblaufvorstrukturiert.AufgabenkönnenmitUnterstützung(individuell)angemes-senundvollständigbearbeitetwerden.
DerUmgangmitMate-rialienistsachgerechtundangemessen.
DieAufmerksamkeit(Kon-zentration)kanninderdafürvorgesehenenZeitaufdifferenzierteAufga-benstellungengelenktundaufrechterhaltenwerden.
DieAufgabenwerdenineinemangemes-senenTempopro-duktivbearbeitet.
DiezurVerfügungstehendenMaterialienwerdensachgerechtundsorgfältiggenutzt.
DieAufmerksamkeit(Konzentration)kannungeteiltundgezieltaufAufgabenstellungengelenktundaufrecht-erhaltenwerden.
AufgabenwerdenzügigunddenAnforderungenentsprechenderledigt.
EigeneundfremdeMaterialienwerdenpfleglichbehandeltundorganisiertgenutzt.
Intervention Prävention
7.3 Lernkompetenz
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte23
Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
8.1 Fallbeispiel Dennis
8.1.1 Biografische Darstellung Kurzbiographie,Umfeld,schulischeRahmenbedingungen,unterrichtsbezogeneBeobachtung
Dennisist14Jahrealtundbesuchtdie7.KlasseeinerFörderschulefürEmotionaleundsozialeEntwicklung(ESE).ErlebtmiteinemälterenBruderundeinerälterenSchwesterbeiseinerMutter.DieFamilieistvonPolennachDeutschlandgezogen,alsDennisindie3.Klasseging.BereitsinPolenistDennisimRahmeneinerIndividualmaßnahmebeschultworden,überdieinderjetzigenSchulekeineDetailsbekanntsind.DennisseiinPolenwegenUnruheundAufmerksam-keitsstörungenbehandeltworden;ArtundUmfangderMedikationsindnichtbekannt.PsychiatrischeUntersuchungeninDeutschlandhabendieDiagnoseeinerAufmerksamkeitsstörungnichtbestätigt.
NachwenigenMonateninDeutschlandwechselteDennisvonderGrundschuleandieFörderschule.DerleiblicheVateristbereitsverstorben,einneuerLebenspartnerderMutterhatsichindergemeinsamenWohnungdasLebengenom-men.InderFamiliefindetErziehungeherimSinnevonAutoritätundAngststatt.InÜberforderungssituationenderMutterkommteszuKontrollverlusten(Gewalt).DieälterenGeschwisterübernehmenzeitweiligdieErziehungsfunktioninvergleichbarerWeise.DennisbesuchteeineHeilpädagogischeTagesgruppe,imAnschlusswarenweitereHilfenzurErziehunginderFamilieeingebunden.DerzeitgibtesÜberlegungenzueinerFremdunterbringung.DieMutterleidetuntereinemschlechtensozialenWohnumfeldundsiehtdarineineUrsachefürdasschwierigeVerhaltenihresSohnes.DennisselbstgibtalsseingrößtesProblemseineFreundean,dienichtgutfürihnwären.
MittlerweilezeigtDennisdelinquentesVerhaltenauchinderSchule(Diebstahlu.a.),dasbeiderPolizeiangezeigtwurde.
DennisArbeitsverhaltenistinextremerWeisevonseinerjeweiligenpsychischenTagesformabhängig.Erbeschäftigtsichmiteinfachen,denKompetenzerwartungenweitniedrigererJahrgangsstufenentsprechendenAufgabenfüreinenZeitraumbiszumaximal15Minuten.ErerscheintoftunpünktlichundübermüdetzumUnterrichtundbringtwederArbeitsmaterialnochFrühstückmit.DennisistsehrbewegungsfreudigundspieltgernemitseinenMitschülernFußball,trotzvielerSchwierigkeiten,diesichwährenddesSpielsergeben.DennishateinigeFreundeinderKlasse,denengegenübererfreundlichundmitteilsamist.
DenniswirktimUnterrichtängstlichundistschnellfrustriert.ErkannraschdieKontrolleverlieren,beginntdannMitschülerzubeschimpfen,odererattackiertsie–wieauchLehrkräfte–mitkörperlichenÜbergriffen.AuchZerstörun-genvonDingensindzubeobachten.
8.1.2 FazitSelbstkompetenzDenniszeigtimmerwiederdenWillenundAnsätze,sichzukontrollierenundschafftdiesauchoftfüreinenkurzenZeitraum.WenneineAufgabenstellungfürihnmotivierendist(z.B.Fußballspielen),gelingtihmeineSteuerungseinesVerhaltensfüreinenimVorausfestgelegtenZeitraummitHilfeundständigerBestätigung.EristinderLageüberseinVerhaltenzureflektieren,undergibtsozialerwünschteAntworten.ReflexionennachkrisenhaftenSituationengelingenihmmitzeitlichemAbstand.ErkannübersichkognitivundkritischreflektierenundeinsozialangepasstesVerhaltenbeschreiben.
SozialkompetenzSoziale OrientierungDenniskannhilfsbereitundsensibelfürdieBedürfnisseandererihmwichtigerPersonensein.
Soziale InitiativeKontaktezueinzelnenSchülernkannerinseinerPeer-Groupaufnehmen.MitUnterstützungversuchter,sichangstfreiundangemesseninGruppenprozesseeinzubringen.
8. Darstellung der Fallbeispiele
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QUA-LiS NRW · Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK)
KonfliktverhaltenInunterschiedlichenzeitlichenAbständenzeigtDennisEinsichtundBereitschaftzuEntschuldigungundWiedergutma-chungundnimmtdabeiHilfevonErwachsenenoderfürihnwichtigenanderenSchülernan.ErwilldieLösungdesKonflikteswirklichundbereuteigeneAnteile,auchwennnachwenigenMinuteneineerneuteKriseausgelöstwird.
RegelverhaltenDennisverfügtübereineguteAuffassungsgabe,dieihnStrukturenundRitualeerkennenlässt.JenachTagesformkannersichfürkurzeZeitanwenigerumfangreicheVorgabenundRegelnhalten.
LernkompetenzLern- und LeistungsbereitschaftDennislässtsichimmerwiederfüreinenkurzenZeitraumaufstarkindividualisierte(auchspielerische)Aufgabenstel-lungenein,dabeizeigtermehrInteresseanmathematischenalsansprachlichenZusammenhängen.Erziehtdabei„mechanische“Aufgaben(z.B.Abschreiben)vorundkannbis15MinutenamStückarbeiten.DennisistdannsehrstolzundfordertBestätigungderLehrkraftein.
Konzentration und Sorgfalt beim LernenDenniskannzweiSätzefehlerfreiundlesbarabschreiben.BeikörperlicherZuwendung(z.B.Massage,Individualbetreu-ung)unddurchgehenderBestätigungsindlängereArbeitsphasenundbessereArbeitsergebnissemöglich.
8.1.3 Einordnung
Kompetenzbereich Stufe Begründung/Bezug zum Fallbeispiel
Selbstkompetenz
Emotionsregulation,Impulskontrolle,Reflexionsfähigkeit
1/2 AdaptiveStrategiensindmitentsprechendemAbstandundUnterstützungmöglich.
Sozialkompetenz
SozialeOrientierung 2 HilfsbereitschaftundSensibilitätsindgegenüberbevorzugtenBezugs-personengegeben.
SozialeInitiative 2 DieKontaktaufnahmeistinbevorzugtenSettingsmöglich.
Konfliktverhalten 3 EinsichtineigeneAnteileanKonfliktenkannerreichtwerden,Entschuldigungensindmöglich.
Regelverhalten 2 RegelnkönnenfürkurzeZeiteingehaltenwerden.
Lernkompetenz
Lern-undLeistungsbereitschaft 2–3 DieLernbereitschaftistanpersönlichenInteressenorientiertundkannfürrelativkurzeZeiträumeaufrechterhaltenwerden.
KonzentrationundSorgfaltbeimLernen 2 KonzentrationundSorgfaltsindfürkurzeZeiträumeundunterAnleitunggegeben.
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Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
Kompetenzbereiche Auswertung der Matrix: Fallbeispiel Dennis
Stufe Begründung Förderziel(e) Fördermaßnahme(n)
I. Selbst- kompetenz
EmotionsregulationImpulskontrolleReflexionsfähigkeit
1/2 EswirdsehrhoherUnter-stützungsbedarfinbasalenBereichenderSelbst-kompetenzdeutlich.EinepositiveEntwicklungandieserStelleistgrundlegendfürFortschritteimBereichderSozialkompetenz.
Dennislernt,seineGefühlewahrzunehmen,auszu-drückenundzuakzep-tierenundseineVerhal-tensweisenzunehmendadaptivauszurichten.
Nahziel:Denniskannsich14Tagelangdaraufeinlassen,miteinerLehrkraftüberseineGefühlezureflektieren.
UnterrichtlicheFörderunggemeinsammit3ausge-wähltenSchülern,mitdeneneinefürDennissichereUmgebungmöglichist.
EinbettungderThemenGefühleundVerhaltens-weisenincurriculareUnterrichtsinhalte.
ErlebnispädagogischeAngeboteermöglichenneuepositiveErfahrungen.(1)
NachdemUnterrichtwirdDennisübereineGefühls-karte(emotionsmileys)zueinemerklärendenGesprächmitderLehrkraftmotiviert.
II. Sozial-kompetenz
SozialeOrientierung
2
SozialeInitiative 2
Konfliktverhalten 3
internalisierend
externalisierend 2 EsbestehtdieGefahr,dassKonflikteimmerwiederdieweitereFörderungundEntwicklunginanderenBereichengefährden.
Dennisentwickeltkon-struktiveLösungenvonKonfliktenundübtsichinderUmsetzung.
Nahziel:Dennishält14Tage2basaleGruppenregelnein.
TeilnahmeaneinerniederschwelligenCool-ness-Gruppe.(2)
DieseRegelninderGruppewerdenmitDennisgemein-samfestgelegt.DieEinhal-tungwirdpositivunddirektanDennisrückgemeldet.
Regelverhalten 2
III. Lernkom-petenz
Lern-undLeistungs-bereitschaft
2-3 AnbestehendenRessourcenansetzenunddieseaus-bauen,umschulischesLer-nenindenFokuszunehmen.
DenniserhöhtseinzeitlichesLernpensuminausseinerSichtrelevantenFächern(z.B.Mathematik)undLern-wegen(z.B.Abschreiben).
Nahziel:Dennisbewältigt14TagelangeinzeitlichesAuf-gabenpensumvon2x10minproTag.
Denniserhältindividualisier-teAufgabenstellungen,dieerohneAngstvorMisser-folgbewältigenkann(z.B.mechanischesRechnen,Abschreiben)mitReflexiondarüber,mitwelcherDauererseineLernbereitschaftaufrechterhaltenkann.(3)
DenniserhälteinenArbeits-planmiteinfachenTextenausdemBereichFußball(Lesen,AnkreuzenundAbschreiben),einfachenKopfrechenaufgabenamComputer(z.B.schlau-kopf.de)undBewegungs-pausen.AnschließendfindetjeweilseinFeed-back-Gesprächstatt.
KonzentrationundSorgfaltbeimLernen
2
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QUA-LiS NRW · Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK)
8.1.4 Erläuterungen der Fördermaßnahmen(1) DenniswirdineinigenUnterrichtseinheitengemeinsammitmaximaldreiSchülernunterrichtet.Dabeigibtesu.a.
fächerübergreifendeLern-Angebote,z.B.inFormdersehreinfachgestalteten„Werkstatt“zumThemenbereichGefühle(vgl.AnjaSchiebe(2015),Gefühlewahrnehmenundverstehen.Hamburg).Sportlichausgerichteteerleb-nispädagogischeAngebotesollenAusflügeindenKletterparkodergemeinsameFahrradtourensein.AuchderwöchentlicheBesuchdesAbenteuer-SpielplatzesermöglichtgemeinsamepositiveErlebnisse.
(2) DieCoolness-GruppedarfkeinehohenZugangsvoraussetzungenhaben,einenhohenAufforderungscharakterhabenundzumMitmachenmotivieren.ZuBeginnwirdeszunächstumSpieleimRahmeneinersozialenGruppen-stundegehen,dievorwiegendSpaßmachen,aberauchbereitsdiesozialenFähigkeitentrainieren(vgl.Kilb/Weidner/Gall(2013),KonfrontativePädagogikinderSchule.Anti-Aggressivitäts-undCoolnesstraining.WeinheimundBasel).
(3) UmdenAspektderReflexionüberdieDauerseinerLern-undLeistungsbereitschaftaufzunehmen,wirdgemeinsammitDenniseinLernvertragformuliertundgeschlossen.Darinwirdfestgelegt,dassertäglichzunächstfüreinenZeitraumvoneinerWoche(Wochenziel)ineinerLernphasejeweilsmindestens10MinutenanseinemindividuellenArbeitsplanarbeitenmussunddiestäglichreflektiert(„abhakt“).AmEndederWochewirdgemeinsamreflektiert,obdasZielerreichtwurdeundeineabgesprocheneBelohnungausgegeben(Kiosk-Gutscheino.Ä.,aberauchRückmeldungandieMutter).AußerdemwirdeinVertragfürdiekommendeWochevereinbart.DiesauchmitderFragestellung,obdasPensumerhöhtoderzunächstbeibehaltenwerdensoll.Dabeiistzubeachten,dassdiejeweilsneuenZielsetzungensehrrealistischsind(vgl.Bellingratz,Jürgen,Verhaltensverträge.In:Lauth,G.W.;Grünke,M.;Brunstein,J.(Hgg.)(2014):InterventionenbeiLernstörungen(2.Auflage).Göttingen:Hogrefe,S.473–483).
8.2 Fallbeispiel: Leo
8.2.1 Biographische Darstellung Kurzbiographie,Umfeld,schulischeRahmenbedingungen,unterrichtsbezogeneBeobachtung
Leoist10Jahrealtundbesuchtseitca.31/2JahrendieFörderschuleEmotionaleundsozialeEntwicklung.ErwiederholtaufdringendenWunschderMutterdasaktuelleSchuljahr.LeohatdreiGeschwister,vondenenzweiältersind(zweiMäd-chen,13und17Jahre)undeinsjüngerist(Junge,2Jahre).DieKinderhabenalledieselbeMutter,aberdreiverschiedeneVäter,vondenenzuzweienkeinKontaktbesteht.DieMutterlebtineinerneuenBeziehung.MitdiesemPartnerhatsiedasjüngsteKindbekommen.DieältesteTochteristinzwischenauchMutterundlebtmitihremBabyebenfallsimHaushalt.
LeowirdimHinblickaufKleidung,EssenundSchulbesuchrechtgutversorgt.DennochgibtesinnerhalbderFamilievielUnbeständigkeitundUnsicherheit.GleichzeitigistseinhäuslicherAlltagvonGewalt(verbaleundkörperlicheAttacken)geprägt.DieMutteristsichtlichüberfordert.EinekooperativeArbeit(Schule–Elternhaus)mussmitihrimmerwiederneuangebahntwerden.
LeowarinsgesamtdreiMalfürkurzeZeitinderKinderkrisenhilfe.AusdieserSituationisterentwederselbstweggelau-fenodervonderMutterzurückgeholtworden.EsgabeinenAufenthaltineinerTagesklinik,dervondenBeteiligtennachdreiMonatenohneErgebnisbeendetwurde.InderTagesklinikwurdeeineIntelligenzdiagnostikdurchgeführt.HierwurdeeinIQvon87ermittelt.EineEinordnungindenFörderbedarfLernen(sieheauchLernentwicklung)lehntdieMutternachwievorab.LeowirdaktuellineinerLerngruppedurchFachkräftederSonderpädagogik,JugendhilfeundSchulpsychologiegefördert.
LeoarbeitetaneinemaufseineTagesformangepasstenTagesplanmitHilfeübereinenkurzenZeitraum(15min.)ohneUnterbrechung.DieInhaltedesTagesplansbeziehensichaufLeosindividuelleLern-undLeistungsfähigkeitundwerdentäglichmitihmfestgelegt.LeovermeidetAnstrengungenundlerntkleinschrittigmitvielZuspruchundHilfe.Leoübtsichdarin,schulischesowievonaußengestellteAufgabenüberhauptzubearbeiten.AusdiesemGrundarbeiteterderzeitunterseinemLeistungsvermögen.BeizugroßemArbeitspensumoderinhaltlichenAnforderungen,beidenenLeosichanstrengenmuss,reagierteru.U.mitVermeidungsstrategienbishinzukompletterArbeitsverweigerung,WutausbruchoderWeglaufen.
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte27
Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
LeohateinäußerstnegativesSelbstbildmitselbstzerstörerischenAnzeichen.Eristdas„schlechteKind,dasnichtskann“,das„bessergarnichtgeborenwäre“.InKrisenzeigterimpulsivesundu.U.selbstgefährdendesVerhalten(KletternüberdieBrüstungdesTreppengeländers,StellenaufdieFensterbankmitderAndrohungzuspringen…).Zuweilengelingtes,ihnmitvielZuspruchausdiesenSituationenherauszuholenundeinEndedieserKriseherbeizufüh-ren.Gelingtdiesnicht,brauchtLeoeineneueSituation,umAblenkungzuschaffenundeineBeruhigungzuerreichen.EinGesprächüberdasGescheheneisterstnachdeutlichemAbstandmöglich.EinLobzuseinenLeistungenoderseinemVerhaltennimmterinruhigenPhasenundgutenMomentenbedingtan.FürÄrger,KonflikteunddasihmgegenübergezeigteaggressivehäuslicheVerhaltensiehtersichverantwortlich.InderSchulekannereigeneAnteileanKonfliktenkaumbenennen.
LeoverfügtübereinegeringeFrustrationstoleranz:EinBlickodereinWort,daserfalschverstehtundaufsichbezieht,reichtalsAuslöserfüreinenKonflikt.InsgesamtreagierterschnellmitverbalerundkörperlicherGewaltundschreckthierbeiauchnichtvorGewaltgegenüberErwachsenenzurück.SeinfremdgefährdendesVerhaltengehtu.U.soweit,dasserauchdannnochzutritt,wennjemandamBodenliegt.InanschließendenKlärungenkannereigeneAnteilenachlängererZeitundmitUnterstützungbenennen.ZudemnennterAngebotederWiedergutmachungundsetztdiesepraktischauchum.Eswirdjedochnichtimmerdeutlich,obLeowirklicheinsichtigist.Dieszeigtsichdarin,dassMaßnahmenderKlärungundWiedergutmachungkaumnachhaltigeWirkungzeigen.
LeokannineinemsicherenRahmenangemessenKontaktaufnehmen,SpielsituationenmitGleichaltrigenkreativmitgestalten,RegelnundGrenzeneinhaltenundsehrhilfsbereitundempathischsein.BesonderskleinerenoderjüngerenKindernbietetergerneseineUnterstützunginallenBereichendesAlltagsan(Schuhezubinden,TeilendesPausenbrotes).AuchhierwerdenseinepraktischenKompetenzensehrdeutlich.InsgesamtistLeoeinJunge,dersichzuhelfenweißundaufdieseWeiseschonoftgezeigthat,dasser„tough“undselbstständigistundüber„Überlebens-strategien“verfügt.
8.2.2 FazitSelbstkompetenzEmotionsregulation, Impulskontrolle, ReflexionsfähigkeitLeoisteinsehrimpulsiver,aufsichselbstbezogenerJungemiteinergeringenFrustrationstoleranz,derallgemeineÄußerungenderUmgebungalsAngriffwertetundmitverbaleroderkörperlicherGewaltreagiert.Erzeigtselbst-undfremdgefährdendesVerhalten.MitzeitlichemAbstandzurauslösendenSituationundbeiUnterstützungeinervertrautenPersonbenenntLeoseineAnteileanderSituationunddieauslösendeEmotion.ErzeigteineBereitschaft,sichzuentschuldigen,übernimmtjedochkeineVerantwortungdafür.
SozialkompetenzSoziale OrientierungIneinemihmvertrauten,sicherenRahmenundbeientspannterTagesformnimmtLeoinSituationen,dienichtaufdasLernenausgerichtetsind,BedürfnisseandererKinder,vorallemjüngerer,wahrundunterstütztsie.HierzeigterseineEmpathiefähigkeit.
Soziale InitiativeLeozeigtInteresseamKontaktmitKindernoderErwachsenen.BeientspannterTagesformundineinemvertrautenRahmen,indemdiegeltendenRegelnallenbekanntsind,bringtersichinKontakteundSpielsituationenangemesseneinundhältdieseaufrecht.ErzeigtHilfsbereitschaftundEmpathie.InkritischenSituationenistseinVerhaltendavongeprägt,eigeneSichtweisendurchzusetzenbzw.seineBedürfnissezubefriedigen.
KonfliktverhaltenLeosKonfliktverhalteniststarkexternalisierend.KleinsteStörungenoder–beieingeschränkterWahrnehmung–sub-jektivempfundeneProvokationenführenimmerwiederschnellzumassivselbstgefährdendemundfremdschädigen-demHandeln,dasinderkonkretenSituationvonihmalsLösungverstandenwird.ErarbeiteteLösungsalternativenwerdenvonLeoinderkonkretenSituationnichtangewandt.
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LeolässtsichdurcheinesofortigeInterventioneinesvertrautenErwachsenenablenken,sodassdieSituationbeendetwerdenkann.
RegelverhaltenGeltendeRegelnhältLeothemenbezogen(eherspielerischerBereichalsLernsituationen)undmitBegleitung/Interven-tiongestütztein.
LernkompetenzLern- und LeistungsbereitschaftLeoverbindetSchuleundLernprozessemitAnstrengung,dieerdurchvielfältigeMaßnahmenzuvermeidenversucht.BeiintensiverBegleitungbearbeitetereinzelne,individuelleundkurzfristigmitihmvereinbarteAufgaben,dieersicherbeherrscht.AuchüberdieZeitderBeschulunganderFörderschuleEmotionaleundsozialeEntwicklungbzw.derintensivenZuwendungzeigtLeokeineEinsichtindieAufgabevonSchule,WissenzuvermittelnundLernenzuermögli-chen.
Konzentration und Sorgfalt beim LernenLeoarbeitetbeigutstrukturiertenArbeitsprozessen(Lernbüro,individuellerTagesplan,bekanntesArbeitsmaterial,reproduktive,bekannteAnforderungen)undmitBegleitungübereinenZeitraumvonca.15Minuten.
8.2.3 Einordnung
Kompetenzbereich Stufe Begründung/Bezug zum Fallbeispiel
Selbstkompetenz
Emotionsregulation,Impulskontrolle,Reflexionsfähigkeit
1/2 Impulsivesundu.U.selbstgefährdendesVerhaltenWiedergutmachung/KlärungzeigtkaumnachhaltigeWirkungGefühlemitzeitlichemAbstandinvertrautemundgeschütztemRahmenbenennen/identifizieren
Sozialkompetenz
SozialeOrientierung 2–3 hilfsbereitundempathisch,GrenzeneinhaltenBedürfnissejüngererKinderwahrnehmeneigeneTagesformberücksichtigen
SozialeInitiative 2–3 TechnikensozialerKontaktaufnahmeinvertrautemRahmenokKontaktewerdenaufrechterhalten
Konfliktverhalten 1(externa-lisierend)
Selbst-undFremdgefährdungund-schädigung
Regelverhalten 1 Regeleinhaltungsubjektivmotiviert(tagesformbedingt)
Lernkompetenz
Lern-undLeistungsbereitschaft 1 individuelleAufgabeninhaltlicheAnstrengungreduzierenindividueller,täglichvereinbarterTagesplan
KonzentrationundSorgfaltbeimLernen 2 KonzentrationszeitraumunterAnleitungca.15minaufeinenGegenstand
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Kompetenzbereiche Auswertung der Matrix: Fallbeispiel Leo
Stufe Begründung Förderziel(e) Fördermaßnahme(n)
I. Selbst- kompetenz
EmotionsregulationImpulskontrolleReflexionsfähigkeit
1/2 Selbst-undFremdschädi-gung–GefährdungdurchgeringeFrustrations-toleranzundeingeschränk-teWahrnehmung
• InnerhalbderLerninseleineadaptiveStrategiederEmotionsregulation(begleiteteAuszeitimNebenraum)einsetzen
• ZusammenhangzwischendemGefühlWutunddemeigenenVerhalten(Provo-zierenanderer)erkennen
• GutstrukturiertesUmfeldalsSicherheitliefern
• GemeinsameVereinba-rungzuStrategieundUnterstützungsart(beiaufkommendemFrustimNebenraumherun-terkommen,MassagealsEntspannung)
• Informationanschu-lischBeteiligte,täg-licheRückmeldung
• EinzeltrainingzuGefühlendurchJugendhilfe,engeAnknüpfunganLehrkräfte
• TäglichesÜbungsfeld:eigeneStimmung(mor-gensnachdemAnkom-men,nachderPause)aufdemStimmungs-barometerdarstellen
II. Sozial-kompetenz
SozialeOrientierung
2–3
SozialeInitiative 2–3
Konfliktverhalten
internalisierend
externalisierend 1 Selbst-undFremdschä-digungundihreAuswir-kungenaufdenfamiliärenundschulischenAlltag
sieheSelbstkompetenz
Regelverhalten 1
III. Lernkom-petenz
Lern-undLeistungs-bereitschaft
1 • KünftigesLernenermöglichen
• Akutproblemati-schesVerhaltenimschulischenAlltag
• Ansatzpunkt(AkzeptanzvonLobbeiindividuellgu-terLeistung)vorhanden
• BearbeitungvondreiverpflichtendenAuf-gabenproTag
• TäglicheVereinbarungzuAufgabenundThemen,umMotivationzustärken
• Lernbüro:individualisier-terPlanmitStrukturie-rungvonAufgabe,ZeitundRaum.IndividuelleInteressenundMöglich-keitenberücksichtigen,umVerlässlichkeitundVorhersehbarkeitzuschaffenunddadurchSicherheitzugeben
• RückmeldungdurchVerstärkersystem
• MotivierendesMa-terialbieten
• AufgabendurchMit-sprachefestlegen
• EinzelarbeitmitSozialpä-dagoge/in(imUnterricht),
Inhaltefestigen/nachholen,direkteRückmeldunggeben
KonzentrationundSorgfaltbeimLernen
2
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8.2.4 Erläuterungen der Fördermaßnahmen• ImRahmendergemeinsamenVereinbarungzuStrategieundUnterstützungsartlegtderLehrermitdemSchülerfest,
welcheMöglichkeitenesgibt,inKonfliktsituationenWutausbrüchenpräventivzubegegnen.Hierwirdvereinbart,dassLeodieMöglichkeiteinerdurcheinenErwachsenenbegleitetenAuszeitaufdemSchulhofoderimBewegungs-raumbekommt,umdasGefühlderWut„herunterzufahren“.DannwirdmitdembegleitendenErwachsenengemein-samuntervierAugenüberlegt,wiederKonfliktgelöstwerdenkann.ErstdanachkommteszurKonfrontationmitdemKonfliktauslöser.DamitallehierbeianeinemStrangziehen,werdenalleBeteiligtenüberdasVorgeheninfor-miert.Leobekommttägliches„Feedback“,umzulernen,dasssichdieseFormderKonfliktlösunglohntundsichfürihnbesseranfühlt.
• ImEinzeltrainingdurchdieJugendhilfewerdenverschiedeneAngebotezurWahrnehmungvonGefühlengemacht.AnhanddesProgramms„EinDinozeigtGefühle“werdensämtlicheGefühlslagen(sowohlpositivealsauchnegative)gesammelt,besprochenundmitSituationenausderLebenswirklichkeitLeosinVerbindunggebracht.Sokönnenu.a.verschiedeneTriggerfürGefühlsempfindungenherausgearbeitetwerden,dieimSchulalltagdannBeachtungfinden.
• ImSchulalltagundUnterrichtselberhatLeoein„Gefühlsbarometer“aufdemTischkleben.Hiermitschätzterinregelmä-ßigenAbständenseinejeweiligeGefühlslageeinundlerntBegründungenfürseinejeweiligeGefühlslagezubenennen.
• UmLeosLern-undLeistungsbereitschaftzuweckenundumihnzumotivieren,seinevereinbartenAufgabenzubearbeiten,wirdmitMünzverstärkungunterstützendgearbeitet.Hierbeihandeltessichum„einTherapieverfahren,dassystematischAnreizeverwendet,umerwünschtesVerhaltenhäufigerwerdenzulassen“(M.Linden,M.Hautzin-ger(2015).Verhaltenstherapiemanual(8.vollst.überarb.Aufl.).Berlinu.a.,S.199).AlsTokenwerdenMurmelnverwendet.BeiErledigungderAufgabenbekommtLeoeineMurmel.AlserreichbaresZielwirdvereinbart,dassLeoinsgesamtfünfMurmelnsammelnmuss,dieerdanngegeneine„extraSpielzeit“(Hintergrundverstärker)eintau-schenkann(vgl.ebd.,S.200).Da„Zielverhalten,UmtauschsystemundVerhaltenskonsequenzenfüralleBeteiligtenklarsein“(ebd.,S.201)müssen,istesunabdingbar,dassalleamKindbeteiligtenMitarbeiterüberdiesesVerfahrenBescheidwissen.ZudemsollnachMöglichkeiteineGeneralisierungangestrebtwerden,sodassunterschiedlicheMitarbeiterTokensvergebensollten(vgl.ebd.).
8.3 Fallbeispiel: Ben
8.3.1 Biographische Darstellung Kurzbiographie,Umfeld,schulischeRahmenbedingungen,unterrichtsbezogeneBeobachtung
BenistzehnJahrealtundbesuchtdie4.KlasseeinerFörderschulemitdemFörderschwerpunktEmotionaleundsozialeEntwicklung.ErlebtalseinzigesKindbeiderberufstätigenMutterundderenLebenspartner.AllezweiWochenendenverbringterbeiseinemleiblichenVater.ErbesuchteineheilpädagogischeTagesgruppeundbefindetsichintherapeuti-scherBehandlung.HierwurdeneineBindungsstörungundeineausgeprägteFormvonADHSdiagnostiziert.DieADHSwirdmedikamentösbehandelt.
BenbesuchtdiezweiteFörderschulemitdemSchwerpunktEmotionaleundsozialeEntwicklungundwurdezweimalineinerKinder-undJugendpsychiatriebehandelt.InseinerjetzigenFörderschulewirdermitvierweiterenKindernineinerLerngruppedurcheinmultiprofessionellesTeamunterrichtet(sonderpädagogischeLehrkraft,MitarbeitendederJugendhilfe).Benholtverpasstebzw.andervorherigenSchulenichtbearbeiteteInhalteanderjetzigenSchulezügigauf.ErarbeitetimBildungsgangderGrundschulemitEmpfehlungfürdieRealschule.
BenarbeitetimUnterricht,abhängigvonseinerfachbezogenenMotivation,mit.IndennaturwissenschaftlichenFächern(v.a.MathematikundSachunterricht)arbeiteterintensivundübereinenZeitraumvon30Minutenkonzen-triertanseinenindividuellen,bildungsgangbezogenen/zielgleichenAufgaben.HierbeikommenihmbesondereArbeits-bedingungen(eigenesLernbüro,individuellerTagesplan,individuellesMaterial)zugute,sodasserzielführendeErgeb-nisseerlangenkann.BesondersinteressiertihndasForschenundEntdecken.Aufgaben,dieseinereigenenWahrnehmungnachmitAnstrengungenverbundensind(z.B.SchreibenvonTextenmitgrößeremUmfang),beginnternachanfänglicherVerweigerung.ErkommtzuzielführendenErgebnissen,wennerermuntertoderdurcheinBeloh-nungssystemunterstütztwird.
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte31
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BenhateingeringesSelbstwertgefühlundschätztseineFähigkeitennichtrealistischein.GesprächenüberseineKompetenzenentziehtersich.RückmeldungenüberpositiveEigenschaftenkannernichtannehmen.OftmalsfühltersichfürNegativesverantwortlich(„Ichbinimmerschuld“).BenbeobachtetsozialeSituationenmitanderenKindernsehrgenau.ImmerwiederweisteraufFehlerundRegelverstößeandererhinundfordertlautstarkKonsequenzenein.
InKonfliktsituationenmitanderenzeigtBennureinegeringeFrustrationstoleranzundreagiertmitkörperlicherundverbalerGewaltgegenüberanderenKindernoderDingen.DabeizeigtsichkeineGrenze.BeiderKlärungvonKonflikten,andenenerbeteiligtwar,zeigterkaumEmpathiefähigkeitoderEinsicht.InnereKonflikteoderSchwierigkeitenäußertBenebenfallsnichtvonsichaus.DieseKonfliktezeigensichineinerVerweigerungshaltungschulischerAufgabenmitSelbst-undFremdgefährdungundunreflektierten,allgemeinenAnschuldigungen.DiesesVerhaltenkannernichtlangeaufrechterhalten.Erbrichtdannförmlichzusammen,weintundfordertkörperlicheZuwendungein.ErstdannkanndaseigentlicheProblemgeklärtwerden.
BenistwenigananderenKinderninteressiert,ersuchtvonsichauseherdenKontaktzuErwachsenen.Ineinemstarkstrukturierten,bekannten,vertrautenRahmengelingtdieEinordnungindieGruppe.InengerBegleitunghälterAbspra-chenein.Kreative,phantasiegeleiteteSpiele/RollenspieleundRegelspielefallenihmschwer.ÄnderungendesRahmensoderunvorhergeseheneEreignisseführenzusofortigenKontrollverlusten.
8.3.2 FazitSelbstkompetenzEmotionsregulation, Impulskontrolle, ReflexionsfähigkeitBenisteinsehrimpulsiverJunge,dernegativeGefühlewieWutoderÄrgerbenennenkann,demesjedochschwerfällt,positiveGefühlezuzulassen.Erverfügtüberwenige,eherungünstigeBewältigungsstrategien.VeränderungenbedeutenfürihnVerunsicherung.AbweichungenjeglicherArtkönnenalskritischesEreignisgewertetwerdenundzueinemVerlustderSelbstkontrolleführen.BennutztehermaladaptiveStrategienzurBewältigungvonEmotionen.InKonflikt-situationenübernimmterkeineVerantwortungfüreigenesVerhalten.
EineVerhaltensmodifikationkonntebislangkaumherbeigeführtwerden.
SozialkompetenzSoziale OrientierungBenversucht,imKontaktmitKindernundErwachseneneigeneBedürfnissezubefriedigen.BeieinerspontanenundsofortigenBedürfnisbefriedigungkönnenKontakterelativstörungsfreigelingen.KonfliktfreieBegegnungenfunktionie-ren,wennBenüberZeit,DingeundPersonenbestimmenkann.BeiengerBegleitungsiehteru.U.BedürfnisseandererunderkannbeivorherdeutlichabgestecktenVorgabenmitHilfeRahmenbedingungeneinhalten.SinddiejeweiligenunterschiedlichenAnforderungenoderAbläufeseinesAlltagskleinschrittigundgutstrukturiert,bietetihmdiesVerläss-lichkeit.DieeinzelnenAufgaben/AnforderungenkönnenvonBendannmitHilfeumgesetztwerden.
Soziale InitiativeBenwünschtsichinzwischen,TeileinerGruppezuseinundmitanderenKindernzuspielen.InfreierenSpielsituationenmachterSpielvorschlägeundversuchtsehrdeutlich,seineeigenenVorstellungenundZieledurchzusetzen.BietetmanBendirektHandlungsalternativen,kannersiebeiguterTagesformfürdenMomentnutzen,umeineSpielsituationpositivzugestalten.InanschließendenReflektionenkannergelungeneGruppenprozessefürsichalspositivbewerten.
KonfliktverhaltenBensKonfliktverhalteniststarkexternalisierend.KleinsteStörungenodersubjektivempfundeneProvokationenführenimmerwiederschnellzuselbst-undfremdgefährdendemHandeln.BenhateineganzeigeneWahrnehmungvonRechtundUnrechtundmachtseinHandelnabhängigvomAgierenanderer.AuchhierbeihatereineeigeneSichtweise.EinesofortigeInterventionkannmanchmaldazuführen,einenKonfliktnichteskalierenzulassen.EineEinsichtindieMöglichkeiteinesalternativenHandelnswirdeher„nachgesprochen“alsnachempfunden.
RegelverhaltenBenbrauchteinstarresRegelgerüst,andemersichentlanghangelnkann.Hierbeiisterbeianderenäußerstgewissen-
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haftunddadurchwenigflexibel.Benweißsehrgenau,wanneinanderesKindeinenRegelverstoßbegangenhat,undforderthierlautstarkGerechtigkeit.DieAuslegung,oberselberRegelneingehaltenhat,wirdvonihmehersubjektivbetrachtet.
LernkompetenzLern- und LeistungsbereitschaftBenverbindetSchuleundLernprozessemitAnstrengung,dieerzuvermeidenversucht.VorgabenstellterimmerwiederinFrage,wobeierinzwischenArbeitsaufträgebesserannehmenkann.BeiguterTagesformkannergelungeneArbeitsprozessealspositivbewerten.
Konzentration und Sorgfalt beim LernenBenkannbeigutstrukturiertenArbeitsprozessen(Lernbüro,Tagesplan,bekanntesArbeitsmaterial)undjenachTagesformkonzentriertundzielgerichtetübereinenZeitraumvonca.30–45minarbeiten.AufgabenstellungenbereitenihmkaumSchwierigkeiten,wobeierimmerwiederRückversicherungdurcheinenErwachsenenbraucht.VorgabenhälterzuverlässigeinundmitseinemMaterialgehtersorgfältigundgewissenhaftum.
8.3.3 Einordnung
Kompetenzbereich Stufe Begründung/Bezug zum Fallbeispiel
Selbstkompetenz
Emotionsregulation,Impulskontrolle,Reflexionsfähigkeit
1–2 VerweigertVergleichzueigenemVerhaltenNegativesSelbstbild
Sozialkompetenz
SozialeOrientierung 1 FehlendeEmpathieFehlenderZusammenhangzwischenAnlassundVerhaltenBeiBedürfnisbefriedigungEinhaltungvonAbsprachen
SozialeInitiative 2 IstfixiertaufeigeneSicht-undHandlungsweisen,umInteressenzuerreichenSpielinBegleitungeinesErwachsenenok,KannRegelspielepositivgestalten
Konfliktverhalten 1(externa-lisierend)
Selbst-undFremdgefährdungkannnurdurchsofortigeInterventionbeendetwerdenEinsichtindieNotwendigkeitkonstruktiverLösungmussangebahntwerden
Regelverhalten 2(meist) Regeleinhaltungsubjektivmotiviert(tagesformbedingt)
Lernkompetenz
Lern-undLeistungsbereitschaft 3 RegeleinhaltungbeiAnwesenheitErwachsenerWeistandereaufRegelübertritthin,ohnedieseRegelnselbereinzuhalten
KonzentrationundSorgfaltbeimLernen 3(beiInteresse),2
ZielführendeErgebnisse,30-minütigeArbeitsphasen
Kompetenzbereiche Auswertung der Matrix: Fallbeispiel Ben
Stufe Begründung Förderziel(e) Fördermaßnahme(n)
I. Selbst- kompetenz
EmotionsregulationImpulskontrolleReflexionsfähigkeit
1-2
II. Sozial-kompetenz
SozialeOrientierung
1
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte33
Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
Kompetenzbereiche Auswertung der Matrix: Fallbeispiel Ben
Stufe Begründung Förderziel(e) Fördermaßnahme(n)
SozialeInitiative 2 BennimmteineeigeneSichtweisederRegelnunddesMiteinandersfürsichinAnspruch.
KontaktaufnahmemitanderenKinderndahersehrschwer,Spielsitu-ationenkönnennurinBegleitungeinesErwach-senengestaltetwerden.
BenkenntundwendetindenPauseneineangemesseneFormderKontaktaufnahmegegenüberanderenKindernan.ErhörtdortanderenKindernzu,dieüberihreBedürfnisseberichten.
InBegleitungaufdemSchulhofundinFreispiel-situationenübtBen,wieeraufandereKinderzugehenkann.HierfragterbewusstnachdenWünschenderanderen.
• Einzelförderung:EinsatzvonKinderbüchernmitpassenderThematikalsGesprächsanlass
• RollenspielealsUnterstüt-zunginEinzelförderungmitderJugendhilfe
• GesprächskreisealsÜbungsfeld
• PositiveVerstärkung
Konfliktverhalten
internalisierend
externalisierend 1 KonfliktewerdenmitverbalerundkörperlicherGewaltgelöst,Hand-lungsalternativenkönnenkaumbenanntwerden.
AlternativeLösungsmöglich-keitenwerdeninKlärungs-gesprächenbenanntundinAnsätzenangewandt.
• EinzelförderungdurchdieJugendhilfe:Lösungsmög-lichkeitenfürKonfliktewerdengesammeltundverschriftlicht,inRollenspielenwerdenerarbeiteteHandlungs-möglichkeitentrainiert
• InKlärungsgesprächenwirdausdemKatalognacheinerpassendenLösungsstrategiegesucht
• LobundpositiveVerstärkung
• SpiegelnvonVerhaltenundEmpfindungen
Regelverhalten 2
III. Lernkom-petenz
Lern-undLeistungs-bereitschaft
3 BeipersönlichemInter-essekannBenübereinenangemessenenZeitraumkonzentriertundoftselbständigarbeiten.
BennutztseinekognitivenFähigkeitenfürungelieb-teAufgabenunderledigttäglicheineohneDiskussion.
• IndividuellerTagesplan
• DeutlicheFormulierungdesArbeitsauftrages
• MöglichkeitderMitge-staltungdesTagesplans
• ArbeitenimLernbüro
• PositiveVerstärkung
• VerdeutlichungvonNutzenvonWissen
• SpiegelnvonVerhaltenwährendderArbeitszeit
KonzentrationundSorgfaltbeimLernen
Stufe3(beiInter-esse)
Stufe2
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8.3.4 Erläuterung der Fördermaßnahmen• ZudenBücherngehörtu.a.derTitel„ZoffinderSchule“ausderSOWAS!-ReihevonSigrunEderu.a.• BenübtmiteinemMitarbeiterderJHFormulierungenein,dieerdannaufdemSchulhofbewusstundbegleitetanwendet.• DerindividuelleTagesplansetztsichinderRegeljeweilsausInhaltenderFächerMathematikundDeutschzusam-
men.ZuweilenkommenausdemEnglischunterrichtBausteinehinzu.DerTagesplanwirdtäglichgemeinsammitBenbesprochenundineinemBuchverschriftlicht.DasMaterialwirddemderStammschuleweitestgehendangepasst.DerTagesplanwirdnachMöglichkeitselbständigimLernbürobearbeitet.JedesKindhatinnerhalbderLerninseleineigenesLernbüro.DieserBereichistnichtnureinOrtdesLernens,sondernkannauchalsRückzugsmöglichkeitund„Privatbereich“genutztwerden.SokönnendieKinderihrBüromitz.B.FotosoderBilderneinrichtenundsoihreneigenenArbeitsplatzgestalten.WerdenneueUnterrichtsinhalteeingeführt,dieeinerausführlichenErklärungbedür-fen,wirddieVermittlungbesonderseingeplant.
8.4 Fallbeispiel Jonas
8.4.1 Biographische DarstellungKurzbiographie,Umfeld,schulischeRahmenbedingungen,unterrichtsbezogeneBeobachtung
Jonasist8;7Jahrealt.JonashatimLaufeseinerKindergartenzeitdreiverschiedeneintegrativeEinrichtungenbesucht.InsgesamtgestaltetesichdieFörderungimKindergartenschwierig.Jonaswurdetäglichvorzeitigabgeholt,daermitderAnzahlderKindersowiederhohenGeräuschkulissestarküberfordertwar.JonasnahmzumZeitpunktderEinschu-lungnurpürierteNahrungausgesuchterwenigerLebensmittelzusich,dieihmimKindergartendurchdieMutterverabreichtwurde.EigenständigesEssenverweigerteerodergingdanndestruktivmitdenLebensmittelnum.DurchdiedauerhafteAufnahmepürierterNahrunghatsicheineDeformationderKieferknochenergeben.ZumEndederKinder-gartenzeitwarJonastagsübermeisttrocken,nachtsbenötigteereineWindel.DerToilettengangwaraneinkomplizier-tesstereotypesRitualgeknüpft,ohnedasserdenToilettengangnichtabsolvierenkonnte.
ZusätzlichbestandendeutlicheEntwicklungsrückständeindenBereichenMotorikundSprache.DieinderKindergar-tenzeitinitiiertenlogopädischen,ergotherapeutischenundkrankengymnastischenFrühförderangebotewurdenwegenmangelnderMitarbeitabgebrochen.JonaswurdeaufeineAutismus-Spektrum-Störunghinuntersucht.DieDiagnoseergabdenBefundeinesfrühkindlichenAutismusmitinsgesamtdurchschnittlicherIntelligenzbeiinhomogenemProfilundgravierendenEinschränkungenderKommunikationundsozialenInteraktion.ImBereichdesinternalisiertenVerhaltenswurdenängstlichdepressiveAuffälligkeitenmitsozialemRückzugbeschrieben,imBereichderexternalisier-tenVerhaltensweisenstarkaggressiveTendenzenbeobachtet.
JonaswurdedaraufhinaneinerFörderschulefürEmotionaleundsozialeEntwicklungeingeschult.MittlerweilewirdJonasimzweitenJahrderSchuleingangsphaseunterrichtet.DerUnterrichtorientiertsichdabeisowohlanTEACCH(TreatmemtandEducationofAutisticandrelatedCommunicationhandicappedChildren)alsauchanentwick-lungspädagogischenAspekten.
JonasnimmtamUnterrichtsgeschehenaktivteil.ErfindetsichinderKlassegutzurechtundweißdurchdiestarkeStrukturierungdesTEACCH-Ansatzesstets,wowelcheArbeitsphaseabläuft.InEinzelarbeitsphasenarbeitetJonasselbstständigundsorgfältig,wennsichdieLehrkraftinunmittelbarerNähebefindet.InGruppensituationenzeigtersichgeduldigundruhig,solangeesleiseist.AufUnruheoderLautstärkereagiertermitWutausbrüchen.HatJonaseinindividuellesAnliegen,kannerumHilfebitten,istdabeiabersehrungeduldig.SeineSelbsthilfefähigkeitensindnochsehrbegrenzt.Kleinste„außerplanmäßigeEreignisse“(z.B.SturzaufdemSchulhof)beeinträchtigtenihnsosehr,dassertagelangdemUnterrichtfernblieb.MittlerweilegelingtihmdieVerarbeitungsolcherVorkommnissebesserunderkommtregelmäßigzurSchule.ErnimmtanallenangebotenenAktivitätenteil,wobeieraufgrundseinerÄngstlichkeiteherpassivalsaktivdabeiist.
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte35
Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
AlleUnterrichtsangebotesindTEACCH-konformvorstrukturiertundineinemTagesablaufplanzuBeginndesTagesnotiert.DieBeachtungderRegelnistJonassehrwichtigunderbetontdasEinhaltenseinerseitsauchständig.DasInteragierenoderSpielenmitMitschülernistfürihneinesehrgroßeHerausforderung.
8.4.2 FazitSelbstkompetenzImGruppenkontextvonUnterrichtfordertJonasunmittelbareNähezurBezugspersonein.DieswirddeutlichdurchWeinenundSchreiennachhaltiguntermauert.
SozialkompetenzSoziale Orientierung JonassuchtnurgeringenKontaktzuanderenKindern,hierbeibevorzugteresdaraufzuwarten,dassandereSchülerin-nenundSchüleraufihnzugehen.InSpielzeitenspielterdurchausgernallein,abererverfügtnurübereinbegrenztesRepertoireanSpielideen.
Soziale InitiativeSeinvorrangigesSpielinteressegiltAutos.DieErweiterungseinerBandbreitevonInteressenbildetdieGrundlage,umsichvonseinenstereotypenSpielmusternzubefreien.DerAufbaugeteilterAufmerksamkeitüberseineLieblingsobjektehinaussollteangebahntwerden,sodassdieWahrnehmungunddieAbgrenzungeigenerInteressenvondenInteressenanderererlerntwird,umdieVoraussetzungeneineswechselseitigenBeziehungsaufbauszuschaffen.
KonfliktverhaltenDieAusübungunddasFesthaltenanstarkritualisiertenVerhaltensweisenistoftGrundlageundAuslöserfürkon-fliktträchtigeSituationenimsozialenKontext,diesowohlinRückzugunddepressivenVerhaltensmusternmündenkönnen,alsauchunmittelbarinVerzweiflungundWutumschlagenkönnen.Das„Sich-Lösen“vondenstereotypenVerhaltensweisengelingtinstarkvorstrukturiertenundinfürihndeutlichvorhersagbarenUnterrichtsstrukturenundengerphysischerUnterstützung.
RegelverhaltenGesetzteRegelndesZusammenlebensundArbeitenshabeninBezugaufdieeigeneSicherheitunddieVorhersagbar-keitderihnunmittelbarbeeinflussendenaktuellenSituationeineenormhoheBedeutung.IhmistdieeigeneEinhaltungalsauchdieEinhaltungderRegelndurchDrittesehrwichtig.DasDilemma,manchmaldeneigenenAnsprücheninBezugaufdieRegeleinhaltungnichtgenügenzukönnen,destabilisiertihningroßemMaßeunddieshatdirekteAuswir-kungenaufseinSelbstkonzept.
LernkompetenzLern- und LeistungsbereitschaftJonasmöchtegernLernenundhatinsbesonderegroßesInteresseanMathematik.DasAbarbeitenseinesindividuellenTagesplansmotiviertihn.BeiStörungenoderVeränderungenimgeplantenAblaufbenötigtJonasdeutlicheHilfestellun-genundUnterstützung.AnGruppenaktivitätennimmterinderRegelpassivteil.
Konzentration und Sorgfalt beim LernenIneinemstarkstrukturiertenundvorbereitetenLernumfeld,dasseinenAnsprüchenvonLautstärkeundphysischerNäheentspricht,kannJonaskonzentriertundausdauerndarbeiten.
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Kompetenzbereich Stufe Begründung/Bezug zum Fallbeispiel
Selbstkompetenz
Emotionsregulation,Impulskontrolle,Reflexionsfähigkeit
1 DepressiverRückzug,PassivitätKontrollverlustÜberbordendeEmotionen
Sozialkompetenz
SozialeOrientierung 1 DurchTEACCHstrukturiertesLernumfeldnotwendigundmoderierendeUnterstützung,sonstKontrollverlust
SozialeInitiative 1 SelteneigenständigerKontaktaufbauzuGleichaltrigen
Konfliktverhalten 1 DepressiverRückzug,PassivitätKontrollverlustÜberbordendeEmotionen
Regelverhalten 2 EinhaltungvonRegelnistfürihnwichtig,machtsichaberinsei-nereigenenRegeleinhaltungabhängigvomVerhaltenDritter
Lernkompetenz
Lern-undLeistungsbereitschaft 2 KeineVeränderungenimTagesablaufInteressengeleiteteThemen
KonzentrationundSorgfaltbeimLernen 2 Starkstrukturiertes,vorbereitetesundleisesArbeitsumfeldnötig
8.4.3 Einordnung
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte37
Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
Kompetenzbereiche Auswertung der Matrix: Fallbeispiel Jonas
Stufe Begründung Förderziel(e) Fördermaßnahme(n)
I. Selbst- kompetenz
EmotionsregulationImpulskontrolleReflexionsfähigkeit
1 InGruppensettings,indenenJonaskeineunmittelbareNähezuBezugspersonenhat,isterkomplettüberfordert.EmotionalaffektiveÜber-reaktionensinddieFolge.
Kleinste„außerplanmäßigeEreignisse“(z.B.Hinfallen)beeinträchtigenihnmassiv,bishinzumAbsentismus
JonassollMöglichkeitenzurSelbstkontrolleundSelbst-strukturierungaufbauen.
• „Morgensgeheich,ohnezufragen,direktzurGarderobe.“
• „Wennichmerke,dassesmirzuvielwird,sucheichdieNähezumeinemLehrer.“
• UmfassendeHilfebeigrundlegendenTätigkei-tenderSelbsthilfe,wiez.B.AufhängenderJacke,AushaltenderAnwesen-heitvonMitschülern,RanzenandenrichtigenPlatzstellen,EinnahmevonMahlzeitenusw.
• BewussteNutzungvonphysischerNäheimSinnebindungstheo-retischerKompensa-tionserfahrungen
II. Sozial-kompetenz
SozialeOrientierung
1
SozialeInitiative 1 SeinbestimmendesSpielinteressegiltAutos,mitdeneneralleinspielt.DieErweiterungseinerBandbreitevonInteressenbildetdieGrundlage,umsichvonstereotypenVerhal-tensmusternzubefreien.
JonassollKontaktzuausgewähltenGleichaltrigeninsozialüberschaubarenSituationenaufbauen.
AmBeispielvomSpielmitanderen„Fortbewegungs-mitteln“außermitAutos(wieRoller,Fahrrad,Dreirad–inderPause)sollderAufbaugeteilterAufmerk-samkeit(überdasAutohinaus)eingeübtwerden.
• „InderPauseübeichmitTimRolleroderDreiradfahren.“
• ModerierendeUn-terstützung
• AngebotvonSprach-modellen
• IndividuelleSprachför-derungimSinnevonWahrnehmungfreund-licherSpracheundTrainingderselben
• VermittlunginallenSpielsituationen,sowohlumSpielemöglichzuma-chen,alsauchumJonashinsichtlichderAbsichtenseinerMitspielerzucoa-chenundzuermöglichen,dassdieAbgrenzungundWahrnehmungdereigenenInteressenvondenenderInteressenanderermöglichist
Konfliktverhalten
internalisierend
externalisierend 1 Jonasistaufritualisier-teAbläufeangewiesen.AbweichungenvomAblaufkönnenVerzweiflung,aberauchfremdgefährdendeVerhaltensweisenauslösen.
Jonassolllernen,beikleinenVeränderungenim
Tagesablauf,angemes-senHilfeundNähebeimLehrerzusuchen
• „Wennichmerke,dassesmirzuvielwird,sucheichdieNähezumeinemLehrer.“
• SicherheitgebendurchberuhigendePräsenzundSpiegelnderVerhaltens-weise,Bedürfnisbefrie-digungnachSicherheitdurchCo-Lehrer–ichsehe,duhastAngst;dasbrauchstduabernicht,ichkümmeremichdarum,ichbinbeidirusw.
• AufzeigeneinesAuswegsausderPanikverursa-chendenSituation
• BewussteNutzungvonphysischerNäheimSinnebindungstheoretischerKompensationserfahrungen
• Visualisierung(TEACCH)unddeutlichstvorhersag-bareUnterrichtsstrukturen
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8.4.4 Erläuterung der Fördermaßnahmen• DieLehrkräfteentwickelnmitJonasgemeinsamalternativeVerhaltensweisen.Methodischkommennebendem
fragend-entwickelndenGesprächoderdemRollenspielvorallemdasLSCI(LifeSpaceCrisisIntervention)inFrage.DiesesTrainingwurdevonDr.NicolasLongindenUSAaufderGrundlagederArbeitenvonFritzRedl(Deutschland/USA)entwickelt(In:Göppel,Rolf(2007).Lehrer,SchülerundKonflikte.BadHeilbrunn,Klinkhard).AuchGesprächevonErwachsenenüberanzustrebendeLösungen,beidenenJonasZuhörerist,könnenzuErkenntnisgewinnenvonJonasführen.
• BeieinemSteuerungs-und/oderKontrollverlust,indessenFolgeSelbst-oderFremdgefährdungimRaumstehen,zeigtdasZwei-Lehrer-PrinzipWirksamkeit,ansonstengreiftauchhierKeKs(Krisenerkennen–Kinderschützen).JonasistdadurchinderLage,sichzuberuhigenundHilfeanzunehmen.
• DurchdasTEACCH-KonzepterlangtJonaseinGefühlvonSicherheitundKompetenz,sodassersichbesseraufSituationeneinstellenkann.
8.5 Fallbeispiel: Nico
8.5.1 Biographische Darstellung Kurzbiographie,Umfeld,schulischeRahmenbedingungen,unterrichtsbezogeneBeobachtung
Nicoist8;5Jahrealt.DieElternhabensichgetrennt,alsNico5Jahrealtwar.ImAltervon3JahrenwurdebeiNicoeineSprachentwicklungsstörungdiagnostiziert.ImVerlaufeinerlogo-undmotopädagogischenTherapiewirdzusätzlicheineexpressiveSprachentwicklungsstörungfestgestellt.AufgrundfremdgefährdendenVerhaltensimintegrativenKindergartenwechseltNicoimletztenKindergartenjahrineineheilpädagogischeTagesstätte.Dieseempfiehlt,ihnineinerkleinenGruppemitklarenStrukturenzubeschulen,umseinimpulsives,fremdgefährdendesVerhaltenadäquatzusteuern.
DiezeitgleichzurSchuleingangsuntersuchungstattgefundeneKinder-undJugendpsychiatrischeUntersuchungergibtdieDiagnose:StörungdesSozialverhaltensmitoppositionellenundaufsässigenVerhaltenF91.3;VerdachtaufeinfacheAktivitäts-undAufmerksamkeitsstörungF90.0V
NachdemBesuchderheilpädagogischenTagesstättewurdeNicoaufgrundseinerProblemeimBereichderEmotionali-tät,derMotivationunddesAufgabenverständnissessowiederAuffälligkeitenimSozialverhaltendirektaneinerFörder-
Kompetenzbereiche Auswertung der Matrix: Fallbeispiel Jonas
Stufe Begründung Förderziel(e) Fördermaßnahme(n)
Regelverhalten 2
III. Lernkom-petenz
Lern-undLeistungs-bereitschaft
2 Jonas’großesInteressegiltMathematik.Esistnotwen-digseineArbeits-,Lern-undLeistungsbereitschaftauchaufandereThemengebieteauszudehnen.Einen„Plan“arbeitetergerneab.
• JonassollbeiderBear-beitungseinereigentlichen„Mathearbeitspläne“auch„zufällig“mitanderenfächerübergreifendenThe-menkonfrontiertwerden.
• „IchbearbeitemeinenArbeitsplanvollständig.Eristersterledigt,wennalleFelderabgehaktsind.“
• EineruhigeLernatmo-sphärefürdieseTätig-keiten,diejedenDruckmeidet(ZeitundBeglei-tung)–„WanndudenPlanerledigst,istmiregal,dumusstihnnurbearbeiten.“
• NutzungderArbeitsboxen(„Lärmwände“);starkstrukturiertes,vorberei-tetesArbeitsmaterialundleisesArbeitsumfeldnötig;VisualisierungundStruk-turierungnachTEACCH
KonzentrationundSorgfaltbeimLernen
2
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte39
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schuleimVerbundmitdemFörderbedarfEmotionaleundsozialeEntwicklungeingeschult.DadieMuttermehrfachumgezogenist,besuchteraktuelldiezweiteFörderschulemitdemFörderschwerpunktEmotionaleundsozialeEntwick-lung.GleichzeitigfandeinweitererWechselseinerLebenssituationstatt.Seitder2.KlasselebtNicoineinerFünf-Ta-ge-Gruppe,d.h.,eristnuramWochenendebeiseinerMutter.DerBezugserzieheristauchderAnsprechpartnerfürdieschulischenBelange.DieErzieherberichtenausderTagesgruppeebenfallsvonfremdgefährdendenVerhaltensweisengegenüberderMutterundeinerErzieherin.DaNicoeinMeerschweinchengetötethat,kannernurunterBeobachtungmitTierenumgehen.DarüberhinauszeigterautoaggressiveundsexualisierteVerhaltensweisen.ImNovember2016fandeinstationärerAufenthaltinderKinder-undJugendpsychiatriestatt.DortwurdeeinewirksameMedikationerarbeitet,dieimSommer2017durchdieMutterabgesetztwurde.SeitdemagiertNicotäglichfremdgefährdend.NicohatsichgutindieKlassengemeinschaftanderneuenFörderschuleeingelebtundnimmtvonsichausvielKontaktzuseinenMitschülernauf.DieKontaktaufnahmezuanderenKindernmusswegenseinesfremdgefährdendenVerhal-tensintensivbegleitetwerden.NicobenötigteinenstrukturiertenUnterrichtsalltagmitfestenRoutinen,klarenAnwei-sungenundArbeitsaufträgen,umerfolgreichamSchulalltagteilnehmenzukönnen.
BeiallenÜbergängenzwischenArbeits-,Imbiss-undSpiel-oderPausensituationensowieoffenenUnterrichtssituatio-nenbenötigtNicoBegleitungundZuwendung,umdieSelbstkontrollezubehalten.DiesgiltauchbeiArbeitssituationenamPlatzoderimSitzkreis.PositiveZuwendungkannauchdurchBlickkontaktgewährleistetwerden.WennNicosichnichtgesehenfühlt,machterdeutlichdurchlauteGeräuscheoderArbeitsverweigerungaufsichaufmerksam.Insge-samtübtNico,anallenArbeitsphasenteilzunehmen.
8.5.2 Fazit SelbstkompetenzNicoisteinemotionalsehrschnellzuverunsichernderJunge.BesondersemotionalreagierteraufVeränderung,bzw.aufSituationen,diebesondersimBindungskontextnichtsoablaufen,wieersiesichvorstelltbzw.erwartethat.Ände-rungenimAblaufseinesErwartungshorizontsverunsichernihn.UmeingewissesMaßanSicherheitwiederzuerlangen,agierterinsolchenSituationenmitihmvertrauten,maladaptivenStrategien.Indemerandereverbalundkörperlichangreift,stellterfürsicheinevertrauteSituationher.EineVerhaltensmodifikationkonntebislangnursehrbegrenztherbeigeführtwerden,obwohlNicoimNachgangbereitist,KonsequenzenfürseinVerhaltenzutragen.DieAbarbeitungderWiedergutmachungscheintfürihnTeildieser„vertrautenSituation“zusein,dieihmdieSicherheitgibt,„emotional“indieKlassezurückkommenzukönnen.
SozialkompetenzSoziale Orientierung NicobenutztsozialeKontaktevorrangig,umseineeigeneStellunginderPeergroupzubestätigen.SeinBedürfnisnachunmittelbarerAnerkennungundverlässlicherBestätigungvonseitenderLehrkraft–ichsehedich–dominiertdenUnterrichtsalltag.KonfliktfreilaufenGruppensituationendannab,wennNicosicherist,dassjedeseinerHandlungengesehenwird.GerätNicoausdemunmittelbarenFokusderAufmerksamkeit,sosorgterdurchdissozialesVerhaltendafür,dassdieAufmerksamkeitwiederhergestelltwird.DadieFolgenaggressiveroderimpulsiverVerhaltensweisenvonNicoalspositivempfundenwerden,mussdiemangelndesozialeKompetenz,dieexternalisierendeProblemeunddissozialesVerhaltenhervorruft,strategischaufgebautwerden.EineAnpassungdesVerhaltensansozialeNormenundRegelnkannnebendemWunschnachDurchsetzungeigenerBedürfnisseamehestendurchengeBegleitungermög-lichtwerden.
Soziale InitiativeNicoistgerneinderGruppederKlassengemeinschaft.DurchseinenichtangemesseneInteraktionstärkterseineStellungalsstärksterJungeundChefinnerhalbderGruppe.NicogelingteineangemesseneKontaktaufnahme,wennihmproaktivVerhaltensstrategienundVerhaltensablaufpläneangebotenwerden,dieseinemBedürfnisnachAufmerk-samkeitentgegenkommen.
KonfliktverhaltenProvokationenundempfundeneAbweisungenoderZurückstellungderAufmerksamkeitderKlassenlehrerführenzustarkexternalisierendenVerhaltensweisen.DiesemüssendurchphysischeInterventionaktivunterbundenwerden.MittlerweilekönnenimNachgangalternativeHandlungsstrategienentwickeltwerden,dieeinenähnlichenAufmerksam-
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Kompetenzbereich Stufe Begründung/Bezug zum Fallbeispiel
Selbstkompetenz
Emotionsregulation,Impulskontrolle,Reflexionsfähigkeit
1 FremdgefährdendesVerhalten;StarkeSprachauffälligkeitenMöchteständiggesehenwerdenKannmitLobnochnichtumgehen
Sozialkompetenz
SozialeOrientierung 1 BedürfnisnachunmittelbarerAnerkennungundAufmerksamkeit
SozialeInitiative 1 BenutztsozialeKontakte,umChefrollezubestätigenBenötigtgutvorbereiteteTrainingssituationen,umHandlungsalternativenzuentwickeln
Konfliktverhalten 1 Starkfremdgefährdend,sofortigeInterventiondurchDrittenötig
Regelverhalten 1 StarkepädagogischeGeschlossenheitnotwendigUmgangmitunterschiedlicherRegelauslegungimSchul-alltagdurchLehrerführtzustarkerVerunsicherungunddannzufremdgefährdendenVerhaltensweisen
Lernkompetenz
Lern-undLeistungsbereitschaft 2 BedürfnisnachunmittelbarerAnerkennungundAufmerk-samkeitundWahrnehmungkleinsterFortschritte
KonzentrationundSorgfaltbeimLernen 2 Starkstrukturiertes,vorbereitetesArbeitsumfeldnötig
8.5.3 Einordnung
keitsgradhaben,dieabernichtfremdgefährdendsind.DieUmsetzungundRealisierungdieserAlternativstrategienistaneineengeBegleitunggebunden.
RegelverhaltenNicobenötigteinhohesMaßanpädagogischerGeschlossenheit.Regeln,dieinmöglichstallenSituationenundbeiallenKolleginnenundKollegeninderSchuleihreGültigkeithaben,sichernseinVerhalten.UnterschiedlicheRegelauslegungderunterschiedlichenLehrerinnenundLehrerführtzuVerunsicherung.VerunsicherungführtzumWunschnachbekanntenMustern.BekannteundvertrauteMusteräußernsichinexternalisierendenGewaltausbrüchen.
LernkompetenzLern- und LeistungsbereitschaftDasEinlassenaufunterrichtlicheInhaltegelingtNicomanchmalgut.ErmöchteeigentlicheinguterSchülersein.WennersichderAufmerksamkeitderLehrerinnenundLehrersicherist,kannerbiszurErschöpfungarbeiten.DieseErschöp-fungsphasetrittbeiihmjedochdeutlichvorAblaufder45minein.
Konzentration und Sorgfalt beim LernenSeineKonzentrationsspannekannNicobeigutstrukturiertenundvorgegebenenArbeitsabläufenmitunterauf20minausdehnen.InnerhalbdieserArbeitsphasengehtersorgfältigmitdemMaterialumundversuchtdenAnforderungenzuentsprechen.ÖffentlichepositiveRückmeldungensindeherkontraproduktiv.DasGefühl,öffentlichgelobtzuwerden,verursachteinGefühldesUnwohlseinsundführtzumAbbruchderArbeitsphaseundzumAufnehmenderbekanntenundvertrautenmaladaptivenStrategien,dieihmSicherheitbieten.Eshatsichbewährt,ihmwährendderArbeitspha-senseineHandlungenundseineBeteiligungamUnterrichtzuspiegeln.HiermitkannerdeutlichbesserumgehenundseineArbeitsphasemotiviertfortsetzen.
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte41
Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
Kompetenzbereiche Auswertung der Matrix: Fallbeispiel Nico
Stufe Begründung Förderziel(e) Fördermaßnahme(n)
I. Selbst- kompetenz
EmotionsregulationImpulskontrolleReflexionsfähigkeit
1 ErsteSchrittezurSelbst-kompetenzsteigerung
ObwohlauchhiererstStufe1–ersteSchrittezurFörderungindiesemBereicherfolgenindirektdurchMaßnahmenunterII.
II. Sozial-kompetenz
SozialeOrientierung
1
SozialeInitiative 1 KontaktaufnahmeundTeilnahmeanRoutineab-läufenundAktivitätenderGruppeistdurchexpan-sivesVerhaltengeprägt.
NicosolladäquatundangemessenenKontaktzuGleichaltrigenaufnehmenundsichangemeinsamenAktivitätenohneKont-rollverlustbeteiligen.
• „IchkanngemeinsammiteinemanderenKindspielen,sodasswirunsbeidewohlfühlen.“
• DurchführungvonangeleitetenSpielzei-tenmitMitschülern
• Nutzungder„versetz-tenPausenregelung“,umbewusstunddurchVorstrukturierungKontaktaufnahmenerfolgreichzugestalten
• NutzenderEpU-Kleinst-gruppenangebote
Konfliktverhalten
internalisierend
externalisierend 1 DieUnversehrtheit,Angst-freiheitundSicherheitalleramUnterrichtBeteiligtenmussgewährleistetwerden.
NicosollalternativeHand-lungsstrategienentwickeln,umbeisubjektivempfun-denenAbweisungennichtfremdgefährdendzuagieren.
• „WennichzueinemThemaetwassagenmöchteundandereKindervormirdrange-nommenwerden,schaffeichesruhigzubleiben.“
• DaNicomitLobnochnichtadäquatohneVerlustderSelbstkon-trolleumgehenkann,wirdNicosVerhaltendurchdenCo-LehrerimUnterrichtsverlaufgespiegelt,umihmeineunmittelbareVerhaltens-rückmeldungzugeben
• BegleiteteAuszei-tenimNebenraumoderimFREIO
Regelverhalten 1
III. Lernkom-petenz
Lern-undLeistungs-bereitschaft
2 Erfolgserlebnisseimfach-lichenLernensollenseinSelbstwertgefühlsteigern.
NicosollaufbauendaufseinerLern-undLeistungs-bereitschaftbeiSchwie-rigkeitenHilfesuchenunddieArbeitfortsetzen.
• „WennichinEinzelar-beitsphasenSchwie-rigkeitenhabeundichnichtweiterweiß,frageichmeineLehrerin.“
• BedürfnisbefriedigungnachunmittelbarerAnerkennung/WürdigungseinerLeistungdurchSpiegelnvonVerhaltens-weisendurchCo-Lehrer–„Ichsehe,dumachstdirvieleGedanken,ichsehe,dustrengstdichan,ichsehe,duhastschoneineAufgabeangefangen.“
• WahrnehmungkleinsterFortschritte–„Ichsehe,dukannstschonwarten.“
• AnwendungvonVer-stärkersystemen
• ExtremkleinschrittigesVorgehen,umErfolgs-erlebnissicherzustellen
KonzentrationundSorgfaltbeimLernen
2
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8.5.4 Erläuterung der Fördermaßnahmen• Nicobenötigtbeiselbst-undfremdgefährdendemVerhaltenhäufigdieAnwendungdesschuleigenenUnterstüt-
zungssystems(KEKS–Krisenerkennen–Kinderschützen),umdieSelbstkontrollewiederzuerlangenunddenSchutzvonNicoundseinenMitschülernzugewährleisten.
• ErhatdieMöglichkeitmiteinemErlebnispädagogeninkleinstenGruppenvonbiszu4SchülerinnenundSchülerndieimLern-undEntwicklungsplanfestgehaltenenindividuellenEntwicklungsrückständezukompensierenundbasalebindungstheoretischgeleiteteSozialisationserfahrungennachzuerleben.HierfürstehtderSchulezumeinenderGartenderSchule(Biotop)zurVerfügungundesbestehtdieMöglichkeitmitdemschuleigenenBusfürkleinereExkursioneninnahegelegeneWaldgebietezufahren.DieSchülerinnenundSchülerhabendieMöglichkeit,sichspielerisch,körperlichundpraktischzubetätigen.DieseArbeitwirdzusätzlichdurchElementeausdertiergestütztenPädagogikbereichert(vgl.auchHartke,B.,Vrban,R.,2017,S.36,S.60).
• DasFREIO(„frei“oder„aus“)ausdemVersteckspielderKinderstelltinderHBS-SchuleeinensicherenOrtdar,woSchülerinnenundSchülerausderSpannungssituationenderGroßgruppeherausgenommensind.HierkönnenDingeinRuhebesprochenoderauchausagiertwerden.„RausausderGruppe.WegvomKonfliktherd.WegvomStress“istdieDevise.ImArrangementdesFREIOistsichergestellt,dasseinbetroffenesKindinjedemFalldurcheinenErwach-senenUnterstützungbeiderBewältigungakuteremotionalerProblemewiepanischerAngst,Wutoderauchüberwäl-tigenderSchuldgefühleerhält.GanzbesondersgehteshierumdieAufrechterhaltungderKommunikationmitdenKindern,auchdann,wennsieselbstmitdemAbbruchderBeziehungdrohen,indemsiesichjeglicherVerständigungmitErwachsenenentziehen.DasFREIOistsogestaltet,dassesimGegensatzzurunterrichtlichenSituationdenErwachsenenunddemKindvielSpielraumlässtbeiderWahldesZeitpunktesfürdiekonkreteIntervention.
• DasAggressionsbewältigungsprogramm(ABPro)vonDr.AndreasDutschmannunterscheidetgrundsätzlichdreiTypenvonzubeobachtenderAggression.Erbetont,dassdieseTypologisierunginA-,B-,undC-Typenkeinepersonen-odercharakterbezogeneEigenschaftdesIndividuumsist,sonderneinedieHandlungklassifizierendeBeschreibung.GrundannahmebeiDutschmannistdieIdee,dassjederAggressionstypsichdurchdenGradderemotionalenErregtheitvoneinanderunterscheidet.BegründetaufdieserErkenntnisschlussfolgertDutschmann,dassjedeFormderAggression(A,B,oderC)bestimmteaufsieabgepassteInterventionenbenötigt.
• AufGrundlagedieserEinschätzungistesmöglich,diepassendenundwirksamenInterventionsstrategienanzuwen-den(Dutschmann,Andreas(2003).VerhaltenssteuerungbeiaggressivenKindernundJugendlichen,ManualzumTypAdesABPro.2.Aufl.,Tübingen;Dutschmann,Andreas(2003).AggressionenundKonflikteunteremotionalerErregung,ManualzumTypBdesABPro.2.Aufl.,Tübingen;Dutschmann,Andreas(2003).AggressivitätundGewaltbeiKindernundJugendlichen,ManualzumTypC,2.Aufl.,Tübingen.
• UmdieäußereStrukturdesUnterrichtssicheraufrechterhaltenzukönnen,arbeitendieLehrerinnenundLehreranunsererSchuleimZwei-Lehrersystem.JedeLehrerinundjederLehreristKlassenlehrerinundKlassenlehrerunddamitingleicherWeisefürseineSchülerinnenundSchülerverantwortlich.JedeLehrerinundjederLehrerhatvonihrerbzw.seinerAufgabenstellungherdiegleicheMöglichkeit,eineintensiveBeziehungzuseinenSchülerinnenundSchülernaufzubauen.DiesegleichberechtigeStellungderLehrerinnenundLehreristzentralerBestandteilderUnterrichtspraxis.
• ImsogenanntenEpU(entwicklungspädagogischerUnterricht)nachBergsson(1999.VonDrachen,IgelnundSchne-cken–EntwicklungsförderungvonKindernmitVerhaltensauffälligkeiteninderGrundschule,Hagen)unterrichtenzweiLehrpersonengleichzeitig,wobeieineLehrerinodereinLehrerjeweilsdieProtagonistenrolleübernimmtunddasUnterrichtsgeschehenleitet(vermeintlichdieklassischeLehrerrolle)undverantwortet,währendderandereKollegedieCo-Lehrerrolleübernimmt,umsowohlaufeinzelneSchülerinnenundSchülerindividuellentwicklungsstufenad-äquateingehenzukönnenwieauchimHintergrunddasUnterrichtsgeschehenalssozialeHandlungsformzusichern.DieKolleginnenundKollegenwechselndieseRolleindeneinzelnenUnterrichtsphasenamSchulmorgenundnehmenauchimKlassenraumdenentsprechendenPlatzdemonstrativein(derProtagonistvorderKlasse,derAssistenzleh-rerbeidenSchülerinnenundSchülern).
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte43
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8.6 Fallbeispiel: Marco
8.6.1 Biographische Darstellung Kurzbiographie,Umfeld,schulischeRahmenbedingungen,unterrichtsbezogeneBeobachtung
Marcoist13;9JahrealtundlebtmitseinerberufstätigenMutterundseinemjüngeren,geistigbehindertenHalbbruderzusammen.DerleiblicheVaterkambeieinemUnfallumsLeben,alsMarcoeinJahraltwar.DerVaterseinesHalb-brudersistMarcoundseinerMuttergegenüberwiederholtgewalttätiggeworden.EsbestehteinerichterlicheKontakt-sperre.BereitsimKindergartenalterwarenheftigeAffektdurchbrücheundKonzentrationsdefizitezubeobachten.MitBeginnder2.KlassewechselteMarcoaneineFörderschulemitdemSchwerpunktEmotionaleundsozialeEntwicklung.EshabennebenErgotherapieundFrühförderungbereitszahlreicheambulantewieauchstationäreKlinikaufenthaltestattgefunden.DiagnostiziertwurdeeineemotionaleStörungdesKindesalters,einehyperkinetischeStörungdesSozial-verhaltenssowieDyskalkulie.HilfenzurErziehungwurdeneingesetzt(HeilpädagogischeTagesgruppe,Erziehungs-beistandschaft).
MarcozeigtseitJahrenemotionaleInstabilitätundProblememitdemEinhaltenvonRegelnundGrenzen,wassichz.B.anhandfolgenderSymptomezeigt:Lügen,Stehlenbzw.unerlaubtesWegnehmen,Weglaufen,Selbsttötungsäußerun-gen,StimmungsschwankungenmitAngst,TraurigkeitundWut,aggressivesVerhaltenundSchlafstörungen.
Marcokannselbstständigarbeitenundisteinwissbegieriger,sehrantechnischenZusammenhängeninteressierterJun-ge.WennUnterrichtsinhalteseinInteressewecken,istermotiviertundengagiertbeiderSache.GenerellweichenseinepersönlichenInteressenvondenenGleichaltrigerabundentsprechendenendeutlichjüngererKinder.BeiderBearbei-tungschriftlicherAufgabenstellungenbenötigterUnterstützung,umdenVorgabenentsprechendvorzugehen.
MarcohatgroßeProbleme,sichineine(Schüler-)Gruppezuintegrierenbzw.Freundschaftenzuschließen.ErbringtnachkurzerZeitalleMitschülergegensichauf,mischtsichhäufigein,schwärztKinderbeidenPädagogenan,machtalberneGeräuscheundGesten.Obwohlerfast14Jahrealtist,nimmterimmerwiederGegenständeindenMund.MarcoistsehrreizoffenundprovoziertseineMitschüler.Diedarausresultierenden,oftkörperlichenAuseinanderset-zungenkannerohneHilfestellungnichtselberlösen.BeiKonfliktenundfürihnfrustrierendenSituationensindextremeAnspannungundWutzubeobachten,diekaumregulierbarsind.DieseSpannungenäußernsichinBrüllenundWeinensowiedurchAngriffemitGegenständenauchPersonengegenüber.LehrkräftengegenüberzeigteroftdistanzlosesVerhaltenundsuchtinadäquateNähe.DieserWechselzwischenNäheundDistanzistimmerwiederzubeobachten.
8.6.2 Fazit SelbstkompetenzInderReflexionkonflikthafteroderfrustrierenderSituationenzeigtsichMarcodenPädagoginnenundPädagogengegenüberaufgeschlossenundbereit,sichmitdenZusammenhängen,AuslösernundWirkungenzubeschäftigen.DabeiäußerterjedochkeinehilfreichenBeiträge,underzeigteineMimikundGestik,dienichtzudenangesprochenenInhaltenpasst.DarausresultierenSchwierigkeitenbeidieEntwicklungundUmsetzungadaptiverStrategienzurEmotionsregulation.
SozialkompetenzSoziale Orientierung MarcokanninstabileremotionalerVerfassunghilfsbereit,einfühlsamundtröstendsein.HilfreichsinddabeiruhigeundgeordneteSituationen.
Soziale InitiativeMarcozeigtdenWunschnachZugehörigkeitundKontaktzuGleichaltrigen,hatabergroßeSchwierigkeiten,erlernteStrategiendersozialenKontaktaufnahmeeigenständigumzusetzen.ErkannsichabermitUnterstützungaufKompro-misseundAbspracheneinlassen,diefüreinenGruppenprozessförderlichsind.
KonfliktverhaltenNachKonfliktsituationenistMarcoschnellinderLage,eineKlärungherbeizuführen,eigeneAnteilezusehen,sichzu
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entschuldigenundWiedergutmachungenzuleisten.MittlerweileläufternichtmehrwegoderäußertsuizidaleDrohun-gen.InextremenSituationenistdaskörperlicheEinschreitenderLehrkräfteerforderlich,umFremdschädigungenzuvermeiden.
RegelverhaltenMarcokannvereinbarteRegelndesZusammenlebensundArbeitenseinhalten,wennersichineinersehrkontrolliertenbzw.strukturiertenUmgebungmitgeringensozialenAnforderungenundmitausreichendemFreiraumbefindet.
LernkompetenzLern- und LeistungsbereitschaftMarcoisteingrundsätzlichallenunterrichtlichenThemengegenüberinteressierterSchüler,derinmanchenPhasenselbstständigarbeitenundggf.auchsozialangemessenHilfeeinfordernkann.
Konzentration und Sorgfalt beim LernenMarcofälltesschwer,sichaufseineAufgabenstellungenzukonzentrieren,weilerdiegesamteSituationumsichherumimBlickbehaltenwill.ErbenötigtfürdieBearbeitungschriftlicherAufgabenstellungenunddieEinhaltungvonArbeits-vorgabenUnterstützung.
Kompetenzbereich Stufe Begründung/Bezug zum Fallbeispiel
Selbstkompetenz
Emotionsregulation,Impulskontrolle,Reflexionsfähigkeit
1–2 AusderBereitschaftzurReflexionkönnenkeinekonstruktivenWegederVeränderunggeneriertwerden.
Sozialkompetenz
SozialeOrientierung 3 StrukturierteSituationensindhilfreich.
SozialeInitiative 1–2 DieTeilnahmeanGruppenprozessenerfordertdurchgehendstrukturierendeHilfen.
Konfliktverhalten 3(interna-lisierend)
2(externa-lisierend)
Gesprächsbereitschaftistvorhanden.
GefahrderFremdschädigungistgegeben.
Regelverhalten 2 StrukturundKontrollesindnotwendig.
Lernkompetenz
Lern-undLeistungsbereitschaft 3–4 IntensiveHilfestellungensindzeitweiseerforderlich,beigrundsätzlichvorhandenemInteresse.
KonzentrationundSorgfaltbeimLernen 2 SituationskontrolleundstrukturierendeUnterstützungbeiderArbeits-organisationsindnötig.
8.6.3 Einordnung
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte45
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Kompetenzbereiche Auswertung der Matrix: Fallbeispiel Marco
Stufe Begründung Förderziel(e) Fördermaßnahme(n)
I. Selbst- kompetenz
EmotionsregulationImpulskontrolleReflexionsfähigkeit
1–2
II. Sozial-kompetenz
SozialeOrientierung
3
SozialeInitiative 1–2 DerWunschnachGrup-penzugehörigkeitistvorhanden;dasVerhalteninGruppenistjedochdurchProvokationderMitschü-lergekennzeichnet.
Marcoerwirbtindennächs-tendreiMonatenmonatlicheineneueStrategiedersozialangemessenenKon-taktaufnahmeinGruppen.
Marconimmteinmalwö-chentlichandemerlebnis-pädagogischenProgrammzumsozialenLernenineinerKleingruppeteil.JeweilseinenMonatlangtrainierterfolgendeStrategien:- Gruppenmitglieder
werdenmitNamenangesprochen.
- IchäußeremeineWün-schealskonkreteBitteaneinenMitschüler.
- IchgebeeinemGrup-penmitgliedeinepositiveRückmeldungzueinemVorschlag.
Konfliktverhalten
internalisierend 3
externalisierend 2 KonflikteführenzuAnspannungbishinzuaggressivenÜbergriffengegenanderePersonen.
Marcolernt,nichtsofortaufUnterrichtsereignissezureagieren,sondernvoreinerReaktionzunächstkurzzuüberlegen(Re-aktionsverzögerung).
MaßnahmenfindeninFörderstundensowieineinemgemeinsammitMarcoausgewähltenUnterrichts-fachstatt.ErlerntzunächstindenFörderstunden(Kleingruppe)imRollenspieleinfacheTechnikenkennen,z.B.HändeindieTaschestecken,Atemkontrolle,progressiveMuskelentspan-nung,undwendetdasGelerntedannimgewähltenUnterrichtsfachmitRück-meldungdurchdieLehrkraft,dieauchindenFörderstun-denmitihmarbeitet,an.
Regelverhalten 2
III. Lernkom-petenz
Lern-undLeistungs-bereitschaft
3–4 VorhandeneRessourcenkönnengenutztwer-den,umdieMotivationzuschulischemLernenaufrechtzuerhalten.
MarcolerntindennächstendreiMonaten,sichneuenLerninhaltenzuzuwendenundeigeneLernfortschritteundArbeitsergebnissewertzuschätzen.
ImwöchentlichenGesprächwirdherausgefunden,welcheneuenThemenMarcobesondersinteressieren.Erwähltauseinemüberschau-barenAngebotvonThemen(maximaldrei)eineArbeitaus,dieerkonsequentzuEndeführt.DiesgeschiehtzunächstvorzugsweiseimFachTechnik;infragekommenzumBeispiel:eineLaubsägearbeit,dieArbeitmiteinemMetallbausatzoderdieArbeitmitTon.
KonzentrationundSorgfaltbeimLernen
2
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8.6.4 Erläuterung der Fördermaßnahmen• ErlebnispädagogikistTeildesSchulprogrammsundumfasstinsbesondereAktivitätenimFreien,dieinkleinen
Gruppen(4–6Schüler)durchgeführtwerden.BeidiesenAktivitätenhandeltessichumkooperativeArbeitsformen,d.h.,erstdurcheingutesZusammenwirkeninderGruppewerdenguteErgebnisseerzielt,z.B.beimBauenvonObjekten(Beispiel:Insektenhotel,Baumhaus).DieZielefürMarcomüssenkleinschrittigseinundmitihmabgespro-chenwerden.DieMaßnahmenwerdensinnvollerweisedurchRückmeldekartenverstärkt,d.h.,MarcoerhältnachjederArbeitseinheiteineNotizüberdieerfolgreicheBewältigungangemessenenVerhaltens(Hartke,B.etal.,2014,S.30(Rückmeldekarten),S.43(positivegemeinsameErlebnisse),S.77(konkreteBittenformulieren)).
• HierbeihandeltessichüberwiegendumTechnikenderSelbstinstruktion(VerfahrenderKognitivenVerhaltensmodifi-kation),d.h.:DurchbewusstesUmlenkenunangemessenerImpulselerntMarco,nichtsofortaufetwaigeProvokatio-nenzureagieren,sondernzunächstkurzzuüberlegen(„Stopp-Technik“).Wichtigistdabei,dasserlernt,unangemes-seneImpulsealssolchezuerkennen(z.B.„Ichwerdewütend,wennmichjemandgeärgerthat.“).ÜberdasErkennenderImpulsewirderindieLageversetzt,diesedurchInnehaltenzuunterbinden,wasdannzurEntspannungbeiträgt.ImGesprächsollauchmitihmbesprochenwerden,wasmöglichenegativeundpositiveKonsequenzenseinesVerhaltensseinkönnten(Literatur:Hartke,B.etal.(2017).SchwierigeSchüler.64HandlungsmöglichkeitenbeiVerhaltensauffälligkeiten.Hamburg:Persen,S.50ff.;Lauth,G.W.:Selbstinstruktionstraining.In:Lauth,G.W.;Grünke,M.;Brunstein,J.(2014).InterventionenbeiLernstörungen.Göttingen:Hogrefe,S.360–370).
• HintergrundderMaßnahmeist,beidenvorhandenenInteressenMarcosanzusetzen,umdieinTeilenvorhandeneLernmotivationauszubauenundzuerhalten.DiesdientderUnterstützungeinerpositivenSelbstwahrnehmung,FörderungderKompetenzwahrnehmungunddersozialenEinbindung.DesWeiterensolldaraufgeachtetwerden,dassdasLernangebotüberschaubarbleibt,umvorschnellesAufgebenzuverhindern.Erwartetwird,dassdurchdieKonzentrationaufeinemotivierendeArbeitdieArbeitshaltunginsgesamtpositivverstärktwirdundsichVerhaltens-auffälligkeitenweiterreduzieren(Schiefele,U.:FörderungvonInteressen.In:Lauth,G.W.;Grünke,M.;Brunstein,J.(2014).InterventionenbeiLernstörungen.Göttingen:Hogrefe,S.134–144).
MaterialienfürLehrkräfteundpädagogischeFachkräfte47
Die Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) · QUA-LiS NRW
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Qualitäts-undUnterstützungsAgentur–LandesinstitutfürSchule2019
Projektleitung: RSD’inAnkeSchumacherKommission: Dr.ReinerBahr,MaritaDetermann-Schacht,KatrinKaiser,JohannesKrakau,ChristianNonte,
HeidrunMichaelisWissenschaftlicheBegleitung: Prof.Dr.ClemensHillenbrand,M.EdMatthiasSchulden,CarlvonOssietzkyUniversitätOldenburg
Bildnachweis: UdoGeisler,iStockphoto/SolStock(Titel)
10. Impressum
Die
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QUA W- RLiS NBeratung. Unterstützung. Qualität.
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Matrix emotionaler und sozialer Kompetenzen (MesK) Praxisorientierte Arbeitshilfe
www.qua-lis.nrw.de
Kontakt: Qualitäts- und UnterstützungsAgentur – Landesinstitut für Schuledes Landes Nordrhein-Westfalen (QUA-LiS NRW)Paradieser Weg 64 · 59494 SoestTelefon 02921/683-0
E-Mail: [email protected]: www.qua-lis.nrw.de
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