Masterarbeit - pub.fh-campuswien.ac.at
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Kennzahlenorientierte Steuerung in der Gemeinwesenarbeit
Ein Einblick in sozialwirtschaftliches Controlling am Beispiel ausgewählter Projekte der Gemeinwesen- und Stadteilarbeit der Caritas Wien
Masterarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
Master of Arts in Social Science
der Fachhochschule Campus Wien
Im Rahmen des europäischen Joint-Degree-Masterprogrammes
„Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit“
Vorgelegt von: Mag.a (FH) Bernadette Maschl-Lokaj
Personenkennzeichen: c1310600030
Erstbegutachter:
FH Campus Wien
Mag. Peter Stepanek
Zweitbegutachter:
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Prof. Dr. Bernd Halfar
Eingereicht am: 26. April 2017
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Erklärung:
Ich erkläre, dass die vorliegende Masterarbeit von mir selbst verfasst wurde und ich keine anderen als die angeführten Behelfe verwendet bzw. mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient habe.
Ich versichere, dass ich diese Masterarbeit bisher weder im In- noch im Ausland (einer Beurteilerin/einem Beurteiler zur Begutachtung) in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe.
Weiters versichere ich, dass die von mir eingereichten Exemplare (ausgedruckt und elektronisch) identisch sind.
Datum: ................................ Unterschrift: ……………………………………………
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Danksagung und Widmung Ich möchte mich bei Dipl.-Ing. Georg Irsa, BSc., Mag.a Susanna Streif und meinen
Interviewpartner/innen bei der Caritas Wien sehr herzlich für ihre überaus hohe
Kooperationsbereitschaft und ihren offenen Zugang zu meiner Masterarbeit bedanken!
Mein Dank gilt natürlich auch meiner Familie, meinen Freund/innen und
Studienkolleg/innen, deren konstruktive Beiträge und Geduld mich begleitet haben.
Insbesondere gilt dies für den Rückhalt durch Ardijan Lokaj, dessen Unterstützung
unverzichtbar für die Fertigstellung war.
Ich widme diese Masterarbeit meiner Mutter, Luise Ruppert, die mich stetig daran erinnert,
dass soziales Engagement nicht enden darf.
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Kurzfassung
Da Organisationen der Sozialwirtschaft immer mehr mit teilweise widersprüchlichen
Anforderungen auf der Steuerungsebene konfrontiert sind, setzt sich die vorliegende
Masterarbeit mit Aspekten des sozialwirtschaftlichen Controllings auseinander.
Insbesondere wird auf die Verwendung von Kennzahlen im Forschungsfeld der
Gemeinwesen – und Stadtteilarbeit bei der Caritas Wien eingegangen. Demzufolge lautet
der Titel „Kennzahlenorientierte Steuerung in der Gemeinwesenarbeit - Ein Einblick in
sozialwirtschaftliches Controlling am Beispiel ausgewählter Projekte der Gemeinwesen-
und Stadteilarbeit der Caritas Wien“.
Die theoretischen Hintergründe erläutern die Charakteristika Sozialer Dienstleistungen und
der Gemeinwesenarbeit sowie Rahmenbedingungen des Controllings. Für die qualitative
Erhebung werden Expert/innen-Interviews bei der Caritas Wien geführt sowie eine
Dokumentenanalyse vorgenommen. Zielsetzung ist die Erforschung von
Zusammenhängen zwischen Finanzierung, Zielformulierungen und des Einsatzes von
Kennzahlen in der Gemeinwesenarbeit. Auf Basis der Ergebnisse werden ausgesuchte
Kennzahlen vorgeschlagen.
Ein zentrales Ergebnis ist, dass Kennzahlen derzeit noch in eher geringem Ausmaß
verwendet werden. Allerdings gibt es laufende Bestrebungen seitens der Caritas Wien auch
im Sinne wirkungsorientierter Steuerung an aussagekräftigen Indikatoren hinsichtlich
Zielformulierung und Erfolgsmessung zu arbeiten.
v
Abstract
Organizations in the field of social economy are currently facing challenging and partly
contradictory aspects. For this reason the following masterthesis deals with controlling in
social economy, in particular key performance indicators (KPI). The department Community
and District Work at the Caritas Wien was chosen as research field. Therefore this thesis is
entitled “KPI-based management in community work. An insight into social economic
controlling at selected examples at the department Community and District Work at Caritas
Wien”.
The theoretical part focuses on the characteristics of social services and community work
as well as the conditions of controlling. Based on interviews with project managers at Caritas
Wien and a documentary analysis, the correlation between financing, implementation of
targets und the importance of the use of KPIs in community work is explored. Based on the
results, selected KPIs for further use by the Caritas Wien are suggested.
The results show that up to now the use of KPIs is limited. Still, there are already increased
efforts from the Caritas Wien to work on significant indicators to set objectives and measure
performance.
vi
Abkürzungsverzeichnis
BSC Balanced Scorecard
bzw. beziehungsweise
d.h. das heißt
etc. et cetera
EU Europäische Union
ggfs. gegebenenfalls
GWA Gemeinwesenarbeit
NPO Nonprofit-Organisation
SROI Social Return on Investment
SW Sozialwirtschaft
SWO Sozialwirtschaftliche Organisationen
usw. und so weiter
u.v.m. und viele mehr
vii
Schlüsselbegriffe
Sozialwirtschaft
Sozialwirtschaftliche Organisation/Nonprofit-Organisation
Gemeinwesenarbeit
Controlling
Kennzahlen
viii
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG ..................................................................................... 1
2. SOZIALWIRTSCHAFT ......................................................................... 5
2.1 Zum Verständnis von Sozialwirtschaft .............. ...................................... 5
2.2 Akteur/innen der Sozialwirtschaft ................. ........................................... 6
3. SOZIALE DIENSTLEISTUNGEN ............................................................ 9
3.1 Besonderheiten Sozialer Dienstleistungen .......... ................................... 9
3.1.1 Zur Definition Sozialer Dienstleistungen ............................................... 9
3.1.2 Finanzierung sozialer Dienstleistungen .............................................. 10
3.2 Die Bedeutung von Zielsetzungen ................... ...................................... 13
3.2.1 Zur Formulierung von Zielen .............................................................. 14
3.2.2 Stakeholder Management .................................................................. 15
3.2.3 Strategische und Normative Ziele....................................................... 16
3.2.4 Operative Ziele ................................................................................... 17
4. GEMEINWESENARBEIT .................................................................... 19
4.1 Gemeinwesenarbeit und Soziale Arbeit .............. ................................... 19
4.2 Grundsätze der Gemeinwesenarbeit................... ................................... 20
4.2.1 Zum geschichtlichen Verständnis ....................................................... 20
4.2.2 Prinzipien, Methoden und Ziele .......................................................... 21
4.3 Sozialraum und Gemeinwesenarbeit .................. ................................... 24
5. CONTROLLING VON SOZIALEN DIENSTLEISTUNGEN............................ 25
5.1 Besonderheiten des SWO-Controllings ............... .................................. 25
5.2 Ebenen des Controllings ........................... ............................................. 27
5.3 Kennzahlen ........................................ ...................................................... 31
5.3.1 Monetäre Kennzahlen ........................................................................ 33
5.3.2 Nicht-monetäre Kennzahlen ............................................................... 35
5.3.3 Wirkungskennzahlen .......................................................................... 37
6. FORSCHUNGSMETHODE .................................................................. 41
6.1 Forschungsinteresse und Fragestellung ............. ................................. 41
6.2 Qualitative Interviews ............................ .................................................. 44
6.2.1 Besonderheiten des Expert/innen-Interviews ..................................... 44
6.2.2 Erstellung des Leitfadens ................................................................... 45
6.2.3 Samplingstrategie ............................................................................... 47
6.2.4 Durchführung der Interviews .............................................................. 48
6.3 Dokumentenanalyse ................................. ............................................... 49
ix
6.4 Methodik der Auswertung ........................... ............................................ 50
6.4.1 Auswertung der Interviews ................................................................. 50
6.4.2 Auswertung der Dokumente ............................................................... 54
7. DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE .................................................... 55
7.1 Exkurs: Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit bei der Ca ritas Wien........ 55
7.2 Ergebnisse aus der Inhaltsanalyse ................. ....................................... 58
7.2.1 Zielsetzungen und Konzepte .............................................................. 59
7.2.2 Finanzierung ....................................................................................... 63
7.2.3 Messbarkeit und Dokumentation ........................................................ 66
7.3 Ergebnisse der Dokumentenanalyse .................. ................................... 70
8. DISKUSSION UND AUSWAHL KENNZAHLEN ....................................... 72
8.1 Zusammenfassung der Ergebnisse .................... ................................... 72
8.2 Vorschläge für ausgewählte Kennzahlen ............. ................................. 74
8.2.1 Kennzahlen zu Zielen und Auswirkungen ........................................... 74
8.2.2 Kennzahlen zu Mitarbeiter/innen und Diversität ................................. 77
8.2.3 Kennzahlen zur Finanzierung ............................................................. 80
9. RESÜMEE ...................................................................................... 82
10. LITERATURVERZEICHNIS .............................................................. 84
11. ABBILDUNGSVERZEICHNIS ........................................................... 91
12. TABELLENVERZEICHNIS ............................................................... 92
13. ANHANG .................................................................................... 93
Anhang A: Vorlage Interviewleitfaden ........................................................... 93
Anhang B: Einverständniserklärung/Information Datenschutz ..................... 94
Anhang C: Curriculum Vitae .......................................................................... 95
Einleitung
1
1. EINLEITUNG
Aktuelle Themen für Sozialwirtschaftliche Organisationen (SWO) sind knapper werdende
Förderungen durch die öffentliche Hand und in immer stärkerem Ausmaß zu erbringende
Nachweise für zielführende und überprüfbare Leistungserbringungen. Die vermehrte
Auseinandersetzung mit Fragen der Wirtschaftlichkeit, also der Effzienz und Effektivität,
wird gefordert. Da die Anbieter Sozialer Dienstleistungen ihren ideologischen Ursprung
zumeist im Bereich der Sozialen Arbeit bzw. philantropischen Ansätzen haben, gibt es eine
gewisse Skepsis gegenüber der ökonomischen Betrachtung von Erfolgsmessung. Denn ist
es überhaupt möglich bzw. notwendig in objektiven Zahlen zu erfassen, was genau den
gesellschaftlichen Nutzen von Sozialen Dienstleistungen ausmacht? Und welche
Strukturen bzw. Steuerungsmechanismen sind dazu in einzelnen Organisationen
notwendig? Ob sie es wollen oder nicht, Führungskräfte in SWO müssen sich auf fundierter
Basis diesen essentiellen Fragen stellen. Denn es gilt widersprüchlichen Ansprüchen
gerecht zu werden um SWO erfolgreich und nachhaltig führen zu können (Halfar et al 2014:
25f, Bono 2006: 2ff, Astleithner & Stepanek 2016: 201f, Grunwald 2014: 50f).
Entscheidend für das effektive und effiziente Management von SWO ist das Formulieren
von messbaren und überprüfbaren Zielsetzungen. Als passendes Steuerungsinstrument
können sich innerhalb des sozialwirtschaftlichen Controllings insbesondere Kennzahlen zur
Steuerung anbieten. Diese ermöglichen eine Bewertung von unterschiedlichen Parametern
innerhalb einer Organisation und auch im Vergleich zum Mitbewerb. (Bono 2006: 81ff). Für
SWO existieren bereits mehrdimensionale Kennzahlen(-systeme) wie beispielsweise die
Balanced Scorecard oder wirkungsorientierte Betrachtungsversuche wie der Social Return
on Investment (SROI) (Schober & Rauscher 2014: 35ff, Bono 2006).
Fraglich ist, inwiefern Kennzahlen für SWO praxistauglich und in welchem Maß sie
ausschlaggebend für den Erfolg einer SWO sein können. Gegenüber Fördergeber/innen
können aussagekräftige Kennzahlen etwa einen entscheidenden Vorteil in der
Argumentation von Zieldefinitionen und Förderhöhen ermöglichen (Horak et al 2007: 181
ff). Dies bezieht sich insbesondere auf wirkungsorientierte Kennzahlen, welche die
gesellschaftlichen und individuellen Auswirkungen von Sozialer Arbeit zu beschreiben
versuchen (Bono 2010: 142ff).
In der deutschsprachigen Fachliteratur finden sich zahlreiche Publikationen zum Bereich
des Controllings von SWO und wirkungsorientierter Steuerung (siehe Bono 2006, 2010,
Halfar et al 2014, Arnold et al 2014, Simsa, Meyer & Badelt 2013, u.v.m.). Im universitären
Bereich in Österreich ist die Wirtschaftsuniversität Wien mit dem Kompetenzzentrum für
Einleitung
2
Nonprofit Organisationen und Social Entrepreneurship zu nennen. Es wird der Social
Return on Investment für konkrete Organisationen bzw. Projekte berechnet um einen
möglichst umfassenden Input zum aktuellen Stand der Forschung beizutragen, wobei
dieser nicht unumstritten ist (vgl. Schober & Rauscher 2014, Loidl-Keil 2008). Zu konkreten
Kennzahlen in der Gemeinwesenarbeit konnten seitens der Autorin keine vergleichbaren
Publikationen recherchiert werden (Monographien, Sammelbände, Diplom- und
Masterarbeiten, Fachzeitschriften, etc.).
Es stellt sich nun die Frage, wie konkret beforscht werden kann, in welcher Form in SWO
hinsichtlich Kennzahlen agiert wird. Als passendes Forschungsfeld wurde die Caritas Wien
mit dem Bereich der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit gewählt. Im Zuge einer Kooperation
zwischen dem FH Campus Wien und der Caritas Wien wird seit mehreren Jahren eine
fundierte Diskussion zwischen Theorie und Praxis ermöglicht. Studierende des Master-
Studienganges Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit führen eine vielschichtige Betrachtung
von Projekten innerhalb der Gemeinwesenarbeit anhand unterschiedlicher Fragestellungen
und Methoden durch. Ausgangspunkt war die Beforschung des Community Dance Projekts
Tanz die Toleranz. Verschiedene Aspekte wie beispielsweise Wirkungsdimensionen bei
Teilnehmer/innen sollen erforscht werden. Die Autorin erhielt in Folge dessen die
Möglichkeit einer qualitativen Erhebung innerhalb des übergeordneten
Organisationsbereiches Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit.
Dies soll eine mehrdimensionale Betrachtung der Gemeinwesenarbeit bzw. der
spezifischen Einflussfaktoren auf inhaltlicher und betriebswirtschaftlicher Ebene
ermöglichen. Es wurden Expert/innen-Interviews mit Leiter/innen einiger ausgewählter
Projekte geführt. Weiters wurden schriftliche Unterlagen im Rahmen einer
Dokumentenanalyse hinsichtlich ihrer Verwendung von Zahlen betrachtet (Jahresberichte,
Projektkonzepte, etc.). Ziel war, mittels eines sehr offenen Zugangs Vorschlage für
mögliche Kennzahlen zu entwickeln bzw. eventuell bereits verwendete Zahlen zu
analysieren. Auf dieser Basis soll die Machbarkeit bzw. Notwendigkeit des Messens von
erfolgskritischen Faktoren in der Gemeinwesenarbeit diskutiert werden.
Gemeinwesenarbeit allgemein verfolgt Zielsetzungen wie beispielsweise die Partizipation
von Bewohner/innen an der Entwicklung von Stadtteilen und die Aktivierung von
individuellen und gemeinschaftlichen Ressourcen zur Vernetzung gemeinsamer
Interessen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Unterstützung bei der Lösung von
Herausforderungen im nachbarschaftlichen Zusammenleben und eines alltagsnahen
Zugangs zu einem Stadtteil oder einer Gemeinde. Die Verbesserung der individuellen
Einleitung
3
Lebensqualität wird ebenso als Ziel definiert. Dazu werden unterschiedlichste
niederschwellige Angebote im öffentlichen Raum angeboten wie etwa
Gemeinschaftsaktivitäten oder Kunst- und Kulturangebote (Stövesand & Stoik 2013: 14,
Sing & Heimgartner 2009: 14f). Interessant ist, in welcher Form diese Zielsetzungen bzw.
Prinzipien bei der Caritas Wien umgesetzt werden und in wie deren Zielerreichung überprüft
wird.
Die zentralen Forschungsfragen setzen sich demzufolge damit auseindander, welche
ökonomischen und inhaltlichen Rahmenbedingungen die angebotenen Dienstleistungen
der Gemeinwesenarbeit beeinflussen und werden wie folgt formuliert:
„Wie ist das Controlling bei ausgesuchten Projekten der Caritas Wien im Bereich
der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit aufgebaut?“
„Werden Kennzahlen innerhalb der ausgesuchten Projekte der Caritas Wien im
Bereich Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit eingesetzt und wenn ja, in welcher Form?
Es soll aufgezeigt werden, wie die Caritas-Projekte gesteuert werden und welchen Einfluss
die Art der Finanzierung auf interne und externe Zielsetzungen hat. Weiteres
Forschungsinteresse ist, ob und in welcher Form Kennzahlen verwendet werden, um
Zielerreichungen zu erfassen. Darüber hinaus wird aufgezeigt, welche Kennzahlen auf
Basis der erhaltenen Ergebnisse für die weitere Verwendung interessant sein könnten.
Die detaillierten Fragestellungen der vorliegenden Masterarbeit lauten daher:
• Welche Besonderheiten weisen die ausgewählten Projekte auf (z.B. Konzept,
Zielgruppen, Finanzierungsform)?
• Wie werden Zielsetzungen in den unterschiedlichen Projekten formuliert, überprüft
und dargestellt?
• Welche SWO-spezifischen Kennzahlen können für diese Projekte interessant sein
bzw. entwickelt werden?
Der Theorieteil der vorliegenden Arbeit bietet die Grundlage für die späteren Überlegungen
zu möglichen Kennzahlen. Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Begriff und den
Herausforderungen der Sozialwirtschaft. Auf die Spezifika Sozialer Dienstleistungen und
die Bedeutung von Zielsetzungen wird daran anschließend in Kapitel 3 eingegangen. Mit
dem Feld der Gemeinwesenarbeit setzt sich Kapitel 4 auseinander. Kapitel 5 beschreibt die
Einleitung
4
Besonderheiten des Controllings in Sozialwirtschaftlichen Organisationen und gibt einen
Überblick über die wichtigsten Kennzahlenarten.
Der empirische Teil beginnt mit der Darstellung der Forschungsmethodik in Kapitel 6 und
setzt sich mit Expert/innen-Interviews sowie der Dokumentenanalyse auseinander. Die
methodische Vorgehensweise in Bezug auf die Caritas Wien wird skizziert und die
einzelnen Schritte werden detailliert dargelegt (Entwicklung der Forschungsfragen,
Samplingstrategie, Erhebungsmethoden und Auswertung). In Kapitel 7 wird ein kurzer
Überblick über die beforschten Projekte im Bereich der Gemeinwesen- und Stadteilarbeit
der Caritas Wien gegeben. Anschließend werden die Ergebnisse aus den Qualitativen
Interviews und der Dokumentenanalyse dargestellt. Kapitel 8 diskutiert die gewonnenen
Erkenntnisse auf Basis des Theorieteils sowie eigener Überlegungen. Darauf aufbauend
werden Kennzahlen für gewählte Schwerpunkte vorgeschlagen und bewertet.
Abschließende Überlegungen sowie Entwicklungsperspektiven werden in Kapitel 9
angeführt.
Sozialwirtschaft
5
2. SOZIALWIRTSCHAFT
Um sich den ausgewählten Projekten innerhalb der Caritas Wien auf
betriebswirtschaftlicher Ebene nähern zu können, bedarf es vorab eines Verständnisses
der spezifischen Rahmenbedingungen der Gemeinwesenarbeit und der unterschiedlichen
Ebenen, die auf sie einwirken. Zu Beginn wird der teilweise kontrovers diskutierte Begriff
der Branche der Sozialwirtschaft näher beschrieben (vgl. Grunwald 2014: 33ff).
2.1 Zum Verständnis von Sozialwirtschaft
Auf politischer Ebene wird von Entscheidungsträgern im Sozial- und Gesundheitswesen im
deutschsprachigen Raum seit den 1970er Jahren von der Bedeutung der „Sozialwirtschaft“
gesprochen (Grundwald 2014: 33). Es liegt nahe, diesen Terminus in Abgrenzung zu
weiteren Branchen einer Volkswirtschaft zu verwenden (z.B. Industrie, Handwerk,
Dienstleistungen). Eine Volkswirtschaft definiert sich grundsätzlich durch das
Zusammenwirken bzw. das Geflecht an wirtschaftlichen Beziehungen zwischen
öffentlichen und privaten Handlungsträgern innerhalb eines Staates (Staat,
Betriebe/Unternehmen, Haushalte). Weiters anhand der produzierten Dienstleistungen und
Waren und das dadurch entstehende Einkommen (Zimmer et al 2014: 184f).
Es könnte demzufolge davon ausgegangen werden, dass Soziale Arbeit sich in der Branche
der Sozialwirtschaft abbildet und in dieser Soziale Dienstleistungen erzeugt werden.
Gegner dieser These stützen sich auf den Grundcharakter der Sozialen Arbeit, welcher als
Hilfestellung für Menschen in sozialen Notsituationen mit gesellschaftlichem Auftrag
definiert wird (Schellberg 2008: 31). Eine stark betriebswirtschaftlich orientierte Betrachtung
wird kritisch hinterfragt. Die Ökonomisierung Sozialer Arbeit wird etwa als Folge
neoliberaler Sozialpolitik bezeichnet. Damit sind politische Bestrebungen im
deutschsprachigen Raum seit den 1990er Jahren gemeint, die von Kritikern als Rückbau
des Sozialstaates bezeichnet werden (Stichwort New Public Management) (Tabatt-
Hirschfeldt 2016: 58, Bono 2006: 2). Befürworter geben zu bedenken, dass Soziale Arbeit
in Form von Dienstleistungen konsumiert wird, daher zielgerichtet und planmäßig
organisiert ist und somit dem Typus einer wirtschaftlichen Handlung entspricht (Schellberg
2008: 31).
Soziale Dienstleistungen sind in einem sich verändernden Rahmen von wirtschaftlichen und
gesellschaftspolitischen Gegebenheiten eingebettet (z.B. Altersverteilung in der
Gesellschaft, zunehmende Pflegebedürftigkeit, veränderte Rollenverständnisse,
Erkrankungsraten, Globalisierung, Migration, u.v.m.) (Bono 2006: 25f). Steigendes
Qualitätsbewusstsein und Konsumentensouveränität wirken sich ebenfalls auf das Angebot
Sozialwirtschaft
6
von Sozialen Dienstleistungen aus (z.B. verstärkter Wettbewerb, Veränderung von Angebot
und Nachfrage). Durch den Wandel der Sozialen Arbeit bzw. des sozialen Bedarfs hat sich
eine Sozialwirtschaft gebildet, die mehr und mehr dazu in der Lage sein muss, sowohl den
Anspruch der Wohltätigkeit als auch den der Marktkonformität zu erfüllen (Wendt 2014: 80).
Organisationen in der Sozialwirtschaft müssen sich ebenso in immer stärkerem Ausmaß
mit Aspekten der Wirkungsorientierung auseinandersetzen. Ausgehend von
entsprechenden Haushaltsreformen der öffentlichen Hand sollen Wirkungen von Sozialen
Dienstleistungen auf individueller und gesellschaftlicher Ebene empirisch nachweisbar
gemacht werden, schlussfolgernd also der Nutzen des Angebotes. Damit dies gelingen
kann, bedarf es unter anderem angepasste Strategien des Controllings für SWO
(Astleithner & Stepanek 2016: 201). In der Literatur wird hierführ zumeist der Begriff NPO-
Controlling1 verwendet (vgl. Bono 2006, Halfar et al 2014, u.v.m.). Grundlegende Fragen
im Zusammenhang mit dem Theorieteil der vorliegenden Arbeit sind daher, wer konkret Teil
einer möglichen Sozialwirtschaft ist, welche Dienstleistungen produziert werden und durch
welche Steuerungsmechanismen dieses System beeinflusst wird.
2.2 Akteur/innen der Sozialwirtschaft
Es existieren mehrere Ansichten dazu bzw. Begrifflichkeiten davon, wer genau die
Akteur/innen einer Sozialwirtschaft sein können. Ein Beispiel wäre Verwaltung (Staat, z.B.
Sozialversicherungen), gewinnorientierte Unternehmen, Private Haushalte und Nonprofit-
Unternehmen (z.B. gemeinnützige Vereine) (Zimmer et al 2014: 184). Eine weitere
Gliederung wäre die nach Kostenträger/innen (öffentliche Hand),
Leistungsempfänger/innen (Klient/innen, Konsument/innen, Private Haushalte) und
Dienstleister/innen (Forprofit-Unternehmen, Nonprofit-Unternehmen, öffentliche
Servicestellen) (Schellberg 2008: 38). Auch der Begriff des Dritten Sektors für Nonprofit-
Unternehmen wird in Abgrenzung zu den Sektoren „Markt“ und „Staat“ verwendet. In
diesem Zusammenhang wird von Markt- bzw. Staatsversagen gesprochen. Mit
Marktversagen ist gemeint, dass keine Deckung des Bedarfs an kollektiven Gütern durch
den Markt einer Volkswirtschaft erfolgt. Bei Staatsversagen wird der spezifische Bedarf von
Teilen der Bevölkerung durch den demokratischen Staat nicht abgedeckt (Wendt 2014: 72).
Als besondere Merkmale einer Sozialwirtschaft werden weiters der
Dienstleistungscharakter, unschlüssige Tauschverhältnisse von meritorischen2 und
1 NPO meint Nonprofit-Organisation (vgl Halfar 2014, Bono 2006)
2 individuelle, vom Staat gesteuerte Güter wie z.B. Sozialversicherungsleistungen, Pensionsvorsorge, etc. (vgl
Wendt 2014, Schellberg 2008)
Sozialwirtschaft
7
öffentlichen Gütern, die Struktur der beteiligten Organisatonen sowie die Gegebenheiten
der Sozialen Arbeit angegeben (Schellberg 2008: 41ff).
Als der Sozialwirtschaft grundsätzlich zuordenbar werden Organisationen in den sozialen
Diensten, dem Gesundheitswesen sowie Bildung und Erziehung genannt. Dazu zählen
etwa: Krankenhauswesen, Jugend-, Familien- und Behindertenhilfe, Blutspende- und
Rettungsdienste, Arbeitsmarktpolitische Angebote, Strafvollzug, Kinderbetreuungs-
einrichtungen und Pflegeverbände. Unterschieden werden stationäre, teilstationäre und
ambulante Einrichtungen (Zimmer et al 2014: 185). Weiters prägen altruistische
Bestrebungen die Sozialwirtschaft (Schellberg 2008: 52). Einzelpersonen oder kleine
Gruppen gründen Organisationen, um einen sozialen Bedarf abzudecken
(Philantropiemodell). Als Beispiel hierfür kann der österreichische Verein Ute Bock für
Flüchtlingshilfe genannt werden. Die Sozialarbeiterin Ute Bock hat den Verein als
Einzelperson gegründet. Dieser finanziert sich primär über private Spendengelder,
Sponsoren und Preisgelder (Ute Bock Verein 2016).
Diese entscheidenden Akteur/innen in der Sozialwirtschaft können als SWO (oder NPO)
zusammengefasst werden. Es gibt zu diesen Begriffen eine Vielzahl von Definitionen und
Kategorisierungen in der Literatur, die einem laufenden Diskurs unterliegen. SWO bilden
generell eine sehr heterogene Branche, deren Problematik in der fehlenden einheitlichen
Gestaltung von Zielsetzungen, Aufgaben, Organisationstrukturen sowie
Finanzierungsformen liegt (Halfar 2014: 773, Bono 2010: 37). SWO können etwa nach ihren
jeweiligen Funktionen beschrieben werden wie etwa der Art der Dienstleistung, der
Wahrnehmung der Interessensvertretung und dem Aspekt der Werterhaltung (Neumayr &
Schneider 2008: 5). Darüberhinaus werden sie durch Charakteristika wie freiwilliges
Engagement, Reinvestition der Gewinne, Beiträge von Mitgliedern und Spender/innen,
Gemeinnützigkeit sowie Bedarfs- und Gemeinwohlorientierung geprägt. Es gibt demnach
verschiedene Eigenschaften, durch die SWOs beschrieben werden, obwohl nicht alle
auftretenden Organisationen sämtliche Kriterien erfüllen und daher auch Mischformen
existieren. (Meyer & Simsa 2013: 7f).3
Für die vorliegende Arbeit wird Sozialwirtschaft als nicht einheitlich definierte und komplexe
volkswirtschaftliche Branche verstanden. In dieser Branche werden Dienstleistungen durch
3 siehe auch Institut für Nonprofit-Management der Wirtschaftsuniversität Wien (WU Wien 2017)
Sozialwirtschaft
8
eine Vielzahl von Organisationen4 mit unterschiedlichen Unternehmensformen erbracht.
Diese Dienstleistungen werden als Soziale Dienstleistungen bezeichnet, da sie ihren
Ursprung in der Sozialen Arbeit haben und häufig durch die öffentliche Hand beauftragt
bzw. finanziert werden. Mit Sozialen Dienstleistungen und deren Steuerung beschäftigt sich
das folgende Kapitel.
4 Anstelle der in der Literatur häufig genannte Begriffe wie NPO (Nonprofit-Organisation), Sozialunternehmen oder Soziale Organisationen wird für die vorliegende Arbeit weitestgehend SWO (Sozialwirtschaftliche
Organisation) verwendet.
Soziale Dienstleistungen
9
3. SOZIALE DIENSTLEISTUNGEN
Dieser Abschnitt setzt sich mit den Spezifika sozialer Dienstleistungen und dem
Spannungsfeldern von SWO auseinander, weiters mit der Bedeutung von Zielsetzungen
auf unterschiedlichen Organisationsebenen.
3.1 Besonderheiten Sozialer Dienstleistungen
Soziale Dienstleistungen werden durch die Gegebenheiten der bereits beschriebenen
Sozialwirtschaft geprägt. Um klassische betriebswirtschaftliche Controlling-Strategien für
SWO adaptieren zu können, müssen die Rahmenbedingungen bei deren
Leistungserbringung berücksichtigt werden.
3.1.1 Zur Definition Sozialer Dienstleistungen
In Literatur und Praxis finden sich unterschiedliche Definitionen davon, was eine Soziale
Dienstleistung sein soll (Bono 2006: 24). Diese zeichnen sich etwa durch fehlende
Gegenständlichkeit (Intangibiliät) aus. Damit ist gemeint, dass die (Aus-)Wirkung vorab
nicht eingeschätzt werden, Soziale Dienstleistungen sind somit ein „Vertrauensgut“. Die
Kund/innen5 werden in die Produktion der Dienstleistung miteinbezogen und Produktion
und Konsum erfolgen zeitgleich („uno actu Prinzip“). Zur Erreichung der festgelegten Ziele
bedarf es daher der Mitwirkung der Klient/innen (Integration des externen Faktors). Diese
Ziele können eine bestimmte Anzahl von betreuten Klient/innen oder die Bearbeitung von
bestimmten Problemlagen sein. Das gewünschte Ergebnis ist eine Zustandsveränderung
bei den Empfänger/innen. Einige der entscheidenden Aspekte der Leistungserstellung
liegen demzufolge auch außerhalb des Einflussbereichs einer SWO. Daher kann es
bezüglich der Prozess- und Ergebnisqualität zu Unklarheiten kommen (Bono 2010: 44).
Ein weiterer zentraler Begriff ist der des sozialrechtlichen Dreiecksverhältnisses. So fungiert
der Staat über diverse Sozialleistungsträger als Auftraggeber und Kostenträger. SWO
werden als Auftragnehmer/innen bzw. Leistungserbringer/innen bezeichnet, die Leistungen
für die Adressat/innen erbringt (Leistungsempfänger/innen bzw. Konsument/innen)
(Zimmer et al 2014: 199). Der Staat reguliert dadurch über externe Auftragnehmer/innen so
genannte öffentliche oder meritorische Güter. Darunter versteht man individuelle Güter,
deren Zugang durch den Staat reguliert wird (z.B. staatlich finanzierte Pflegeleistungen über
eine SWO). SWO stehen somit unter dem Druck, sehr unterschiedlichen und teilweise
widersprüchlichen Anforderungen gerecht werden zu müssen (Grundwald 2014: 36). Dazu
5 Die Begriffe Kund/innen, Klient/innen, (Leistungs-) Empfänger/innen, Konsument/innen und Adressat/innen
werden in der vorliegenden Arbeit synonym verwendet.
Soziale Dienstleistungen
10
zählen etwa die Einhaltung der seitens der Fördergeber/innen vorgegebenen
Rahmenbedingungen und die Ausrichtung der Strategien an der eigenen Mission. Weiters
die zunehmende Orientierung an der Markt- und Wettbewerbssituation in der
Sozialwirtschaft sowie die immer komplexer werdende Lebenssituation der Klient/innen.
Aus der Unterschiedlichkeit der Ausgangssituationen und Zielsetzungen der beteiligten
Akteure/innen ergibt sich ein Spannungsverhältnis, welches in Abbildung 1 dargestellt wird
(Bono 2010: 113).
Abbildung 1: Spannungsverhältnis NPO – Auftraggeber – Leistungsempfänger (Bono 2010)
Es wird deutlich, dass die Gestaltung von Sozialen Dienstleistungen mehr oder weniger
direkt von der öffentlichen Hand gesteuert wird. Es stellt sich hierzu die Frage nach einer
fehlenden Kund/innen-Souveränität (Bono 2006: 34f). So werden soziale Standards
zwischen SWO und Fördergeber/innen ausverhandelt, oftmals ohne Beteiligung der
Leistungsempfänger/innen. Da Soziale Dienstleistungen jedoch Vertrauensgüter sind und
die Mitwirkung der Empfänger/innen benötigt wird, ist eine zumindest teilweise Partizipation
und Wahlmöglichkeit langfristig zielführend (z.B. Art der Dienstleistung,
Qualitätsansprüche, Preisgestaltung) (Schneider & Pennerstorfer 2014: 159f).
3.1.2 Finanzierung sozialer Dienstleistungen
Die Finanzierung von SWO weist einige markante Unterschiede zu gewinnorientierten
Unternehmen auf. So ist die Beschaffung finanzieller Mittel zur Erstellung der Leistungen
ein Kernbereich der Unternehmensführung, wird aber innerhalb von SWO als teilweise
wesensfremd empfunden. Als primäres Ziel wird zumeist das Erreichen des sozialen
Auftrags betrachtet. Eine Ausrichtung an finanziellen Gegebenheiten wird als
Ökonomisierungszwang wahrgenommen, als ein notwendiges Übel. Dies kann sich
dahingehend auswirken, dass Finanzierungsaufgaben nebenbei erledigt werden und
keinen formalen Stellenwert zu haben scheinen (Littich 2013: 322f).
Soziale Dienstleistungen
11
Auf Basis des bereits beschriebenen Spannungsfeldes ergibt sich hinsichtlich der
Finanzierung ein in Abbildung 2 dargestelltes Kreislaufmodell (Schellberg 2008: 25).
Abbildung 2: Sozialunternehmen im Kreislaufmodell (Schellberg 2008)
Grundsätzlich werden sozialwirtschaftliche Finanzierungsformen durch die Art der
Finanzierungsquellen, die Preisformen und die Kontraktform gestaltet. Finanzierungsquelle
ist oftmals die öffentliche Hand (z.B. Krankenkassen, Arbeitsmarktservice,
Pensionskassen, Bund, Länder, Gemeinden, Europäische Union). Dies kann bis nahezu
100% der Einnahmen ausmachen. Hinzu kommen Erträge durch Selbstzahler/innen,
Mitgliedsbeiträge, Spenden und wirtschaftliche Nebenbetriebe. Die Preisgestaltung kann
sehr vielfältig sein, hängt jedoch stark mit den Sozialleistungsträgern und mit den
gesetzlichen und politischen Rahmenbedingungen zusammen (“Einkaufsmonopole”).
Unterschieden werden etwa objektbezogene, kostenbezogene, betriebsbezogene und
personenzeitbezogene Vergütungen. Es kann anhand von Einzelleistungen,
Fallpauschalen, Projekt- und persönliche Budgets finanziert werden (Schellberg 2014:
243ff). Je nach den rechtlichen Vereinbarungen zwischen Leistungserbringer/in und
Sozialleistungsträger/in werden unterschiedliche Kontraktformen definiert (Schellberg
2014: 243ff).:
• Zuwendungsverträge (Vollfinanzierung und Anteilsfinanzierung),
• Leistungsverträge (anhand von Vergabeverfahren mit klarem
Gegenleistungsprinzip, hohe Wettbewerbsorientierung, hoher Aufwand),
• Leistungsentgelte (Leistungszeit, Einzelleistungen – wer, was, wann, durch wen,
wie) und
• Aufwendungsersatz (stellvertrende Übernahme für hoheitliche Aufgaben).
Soziale Dienstleistungen
12
Abhängig ist die Finanzierung vom jeweiligen Typ von SWO. Bei den ideellen
Sozialunternehmen steht das soziales Problem im Mittelpunkt und die Finanzierung hat
eine nachrangige Funktion. Spenden haben eine hohe Bedeutung und es kommt zum
Einsatz politischer Mittel zum Erhalt der öffentlichen Finanzierung. Bei Mittelakquisiteuren
gibt es einen ideellen Ursprung, neue Projekte stehen aufgrund von Mittelknappheit jedoch
nur lose in Verbindung mit den Ursprungsfeldern. Die Sozialen Dienstleister bieten
Leistungen gegen Geld für die Sozialleistungsträger an und sind dem Sozialmarkt
verbunden. Die Qualität der Leistungen für Menschen steht im Mittelpunkt.
Geschäftsunternehmen wiederum entdecken den Sozialmarkt als Geschäftsfeld, die
soziale Dienstleistung ist lediglich Mittel zur Erzielung von Erlösen (Schellberg 2014: 228).
Die Caritas Wien kann nach Ansicht der Autorin dem Typ des ideellen Sozialunternehmens
zugeordnet werden. In der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit spielen Ziele wie die
Verbesserung der Lebensqualität oder die Lösung sozialer Problemlagen eine zentrale
Rolle. Der Caritas Österreich ist aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte und ihres Ursprungs
in der katholischen Kirche auch ein politisches bzw. gesellschaftliches Mandat
zuzuschreiben. Sie befasst sich mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen wie der
Pflege von Älteren oder Flüchtlingsproblematik. Regelmäßiges Spendenaufkommen und
der Einsatz von ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen haben eine große Bedeutung (Caritas I +
II, 2015).
Generell spricht man bei SWOs von einem Finanzierungs-Mix, wobei zwischen Innen- und
Außenfinanzierung unterschieden wird. Unter Innenfinanzierung wird die interne
Verwendung von Erlösen bzw. Überschüssen für anfallende Kosten verstanden. Bei SWOs
kann dies für Mitgliedsbeiträge oder fixe Leistungsentgelte gelten, da Gewinn im
betriebswirtschaftlichen Sinn nicht erwirtschaftet wird. Rationalisierung und verbessertes
Kostenmanagement können dazu ebenfalls zielführend sein (z.B. Auslagerung des
Inkasso- und Mahnwesens, Bildung von Einkaufsgenossenschaften, Optimierung der
Lagerhaltung und Vermietung nicht benötigter Räumlichkeiten) (Littich 2013: 329ff).
Spenden, staatliche Geldmittel in Form von Subventionen, Kredite, Sponsoring und
Fundraising sind der Außenfinanzierung zuzuordnen, wobei auch kommerzielle Aktivitäten
an Bedeutung gewinnen. Darunter werden an zusätzlichen Erlösen orientierte Leistungen
zur Abdeckung von fehlendem Spenden- oder Subventionsaufkommen verstanden. Dies
birgt einige Risiken und sollte stets sorgfältig abgewogen werden (z.B. Verlust von
Steuerbegünstigungen bei Vereinen, möglicher Image-Schaden). Wenn die SWO keine
Gegenleistung erbringt und externe Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden, spricht man
von Fundraising. Typische Quellen dafür sind Zuwendungen von Privatpersonen,
Soziale Dienstleistungen
13
Unternehmen, Stiftungen und staatlichen Einrichtungen. Im deutschsprachigen Raum ist
der Anteil von Privatspender/innen aufgrund der mangelnden steuerlichen Absetzbarkeit
wesentlich geringer als vergleichsweise in den USA. Sach- und Zeitspenden in Form von
ehrenamtlicher Arbeit sind ebenfalls dem Fundraising zuzuordnen und typisch für SWO.
Bewährt hat sich ein verantwortungsvoller und transparenter Umgang mit Spenden mittels
Eintrag ins Spendenregister oder Qualitätssiegel. Für Unternehmen erlangen CSR
(Corporate Social Responsibility) und die öffentliche Wahrnehmung von sozialem
Engagement zunehmend an Bedeutung (z.B. Ehrenamt in Arbeitszeit). Online-Spenden,
Benefizveranstaltungen und Crowd-Funding zählen abschließend zu Fundraising. Bei
Sponsoring wird vertraglich genau fixiert welche Gegenleistungen von welcher Seite
erbracht werden. Dies kann für Partner/innen von SWO Vorteile wie Steuerbegünstigungen
oder Marketing-Effekte bewirken. Besonders beliebt ist Sponsoring im Bereich Sport, Kunst
– und Kultur, Wissenschaft, und Umwelt. Kontroversielle soziale Einrichtungen wie Drogen-
und Entzugseinrichtungen können hingegen als vom Sponsoringmarkt weitgehend
ausgeschlossen betrachtet werden. Grundsätzlich sollte für SWO die Seriösität der
Sponsor/innen stets an erster Stelle stehen, um einen möglichen Verlust der
Glaubwürdigkeit zu vermeiden (Littich 2013: 329ff).
Allgemein sind für SWOs Einkünfte langfristig schwer planbar und der Mittelzufluss erfolgt
diskontinuierlich aufgrund von etwa unregelmäßigen und saisonal schwankenden Spenden
und mehrstufigen Auszahlungsplänen der öffentlichen Hand. Diese oftmalige Abhängigkeit
von einem oder einer geringen Anzahl von Fördergeber/innen kann zu Problemen in der
Aufrechterhaltung des Leistungsprozesses führen. Ein weiteres Problem der Finanzierung
kann die unterschiedliche Beurteilung von erbrachter Leistung durch die Fördergeber/innen
darstellen. Indirekte Leistungszeiten werden etwa mit allgemeiner Verwaltungsarbeit
gleichgesetzt und budgetär nicht ausreichend berücksichtigt. Dazu zählen Aktivitäten, die
zwar direkt für die Leistungsempfänger/innen aber außerhalb der face-to-face-Zeiten
erbracht werden (z.B Recherchen, Anrufe). Diese Leistungen sind allerdings für die Qualität
der Sozialen Dienstleistungen ausschlaggebend und erhöhen bei mangelnder Finanzierung
den Druck hin zu wenig individuellen Dienstleistungen (Schellberg 2014: 268).
3.2 Die Bedeutung von Zielsetzungen
Für SWO stellt sich die Herausforderung, mehrdimensionale und komplexe Zielsysteme so
zu formulieren, dass aus langfristigen strategischen Überlegungen konkrete operative
Handlungsanweisungen abgeleitet werden können. Denn es ist ohne klare Zielvorgaben
nicht möglich, eine Organisation wirksam zu führen (Bono 2006: 82ff).
Soziale Dienstleistungen
14
3.2.1 Zur Formulierung von Zielen
Unter einem Ziel wird generell ein zukünftiger Zustand definiert, der als erstrebenswert gilt.
Zielformulierungen ermöglichen die Messbarkeit und die Überprüfbarkeit der Aktivitäten
einer SWO. In der gelebten Praxis gibt es allerdings häufig Defizite in der Planung und
Operationalisierung von Zielen (Horak et al 2007: 178). Dies kann zum Teil an einer
unzureichenden Zielformulierung liegen. Ziele sollten im Idealfall als positive Zustände
formuliert werden. Weiters müssen sie von den Betroffenen (Klient/innen, Bewohner/innen,
etc.) mitgetragen werden, also wichtig und bedeutsam für diese sein. Weitere Parameter
für sinnvolle Ziele sind: Klarheit und Konkretisierung, Erreichbarkeit, zeitliche Dimensionen,
Selbstbestimmung und Verständlichkeit. Das bedeutet im Detail, dass Ziele auf konkrete
Bereiche bzw. Situationen bezogen, vom Stand der Person aus erreichbar, terminiert,
selbstbestimmt und in der Sprache der Betroffenen formuliert sein sollten. Unklare,
abstrakte Aussagen, die auf einer Meta-Ebene verbleiben, sind also hinsichtlich einer
detaillierten und handlungsanweisenden Zielformulierung wenig sinnvoll. Es empfiehlt sich
Ziele immer genauer zu verfeinern hinsichtlich der Zeiträume, der Ergebnisse und der
Ebene. Unterschieden wird nach folgenden Dimensionen: Nah- oder Fernziel, Prozess-
oder Endziel sowie Grob- oder Feinziel) (Lüttringhaus & Streich 2007: 140).
Für die Erstellung kontrollfähig formulierte Ziele wird weiters die Auseinandersetzung mit
folgenden Fragestellungen empfohlen (Maelicke 2014: 845f):
• Was genau soll erreicht werden?
• Ist dies messbar?
• Exisitiert ein Zeitrahmen, ein Termin?
• Wer ist verantwortlich wofür?
• Welche Rahmenbedingungen gibt es?
Bezogen auf Soziale Dienstleistungen ist es entscheidend, sich auch mit den
zugrundeliegenden Zielen Sozialer Arbeit bzw. des konkreten Handlungsfeldes
auseinanderzusetzen um daran anknüpfend konkrete und messbare Zielsetzungen
formulieren zu können. Zur Orientierung werden Richtungs- und Handlungsziele sowie
konkrete Handlungsschritte unterschieden, wie in Abbildung 3 dargestellt (Lüttringhaus &
Streich 2007: 140).
Soziale Dienstleistungen
15
Abbildung 3: Stufenmodell zur Zielerreichung (nach Lüttringhaus & Streich 2007)
Um Ziele definieren zu können, müssen nicht nur die spezifischen Rahmenbedingungen
der SWO sondern vor allem die jeweiligen Anspruchsgruppen mit ihren unterschiedlichen
Vorstellungen analysiert werden. Dies führt zu einer Auseinandersetzung mit den
Stakeholdern einer SWO (Arnold 2014: 653).
3.2.2 Stakeholder Management
Neben der SWO, den Auftraggeber/innen und den Leistungsempfänger/innen existieren
noch eine Vielzahl weiterer Interessensgruppen wie etwa die Mitarbeiter/innen, die
Gesellschaft und die Medien. Zusammengefasst bezeichnet man diese als externe und
interne Stakeholder, welche in Abbildung 4 dargestellt werden (Bono 2010: 64 f).
Abbildung 4: Grundstruktur der Stakeholder-Landkarte (Bono 2010)
Soziale Dienstleistungen
16
Es hängt mit der konkreten Zielsetzung und Organisationsstruktur der SWO zusammen,
wie Stakeholder definiert, gegliedert und bewertet werden. Der Einfluss von Stakeholdern
auf strategische Entscheidungsprozesse ist unterschiedlich stark und oftmals sehr
dynamisch (Horak et al 2007: 197f). So müssen etwa übergeordnete Interessen und
politische Aufträge berücksichtigt werden (z.B. Einsparungsmaßnahmen seitens
öffentlicher Hand) (Maelicke 2014: 845f).
Die Interessensgruppe der Mitarbeiter/innen besitzt in SWOs einen besonderen
Stellenwert. Die interne Qualifizierung und generell eine adäquate Ausbildung sind ein
wichtiges Qualitätsmerkmal, durch welches sich SWO vom Wettbewerb unterscheiden
können. Die hohe Anzahl an Teilzeitbeschäftigten im Sozialen Sektor ist ebenfalls
beachtenswert. Der Mix von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen ist eines der
größten Spezifika von SWO und eine wichtige Ressource (Zimmer et al 2014, 194f).
Es existiert also eine Vielzahl von Stakeholdern mit oftmals divergente Zielsetzungen und
Wertvorstellungen. Diese Kombination birgt mitunter erhebliches Konfliktpotential (Maelicke
2014: 845f). Um von zielführendem Stakeholder-Management sprechen zu können, sollte
sich die jeweilige SWO folgende Fragen stellen (Horak et al 2007: 197f):
• Für welche (Ziel-) Gruppen ist die SWO da?
• Welche Stakeholder sind wichtig und warum?
• Welche Maßnahmen werden konkreten Stakeholdern gegenüber gesetzt?
3.2.3 Strategische und Normative Ziele
Normatives Management ist dem strategischem Management vorgelagert und beschäftigt
sich mit den generellen Zielen und Zwecken der Unternehmung, der Unternehmenspolitik
bzw. der Mission. Die Lebens- und Entwicklungsfähigkeit einer Organisation soll durch die
Ausrichtung an Prinzipien, Normen und Spielregeln gewährleistet werden. Die
unternehmerische Tätigkeit soll hinsichtlich unterschiedlichster Anspruchsgruppen
legitimiert werden. Spätestens auf der nächstgelegenen Ebene des strategischen
Managements werden anhand eines Leitbildes langfristige Strategien zur Erfüllung der
Mission entwickelt. Im Vergleich mit gewinnorientierten Unternehmen sind die Oberziele
von SWO teilweise quantitativ deutlich schwer erfass- und messbar. Umso mehr ist Klarheit
gegenüber den unterschiedlichen Stakeholdern notwendig. Schriftlich wird dies im Leitbild
anhand eines Zielsystems dargestellt. Dafür wird zu Beginn eine Analyse des Umfelds
durchgeführt (z.B. Markt, Politik und Recht, Demographie und soziokulturelles Umfeld,
Technologie, regionales Umfeld). Ergebnis davon ist die Definition von Chancen und
Risiken und die Ermittlung von kritischen Erfolgsfaktoren sowie Kernkompetenzen (Was
braucht die SWO, um in der zukünftigen Branche erfolgreich zu agieren? Was sind die
größten Stärken?). Anschließend werden bei der internen Analyse Ressourcen (z.B.
Soziale Dienstleistungen
17
Finanzen, Mitarbeiter/innen, Organisation) und Konkurrenten beurteilt. Darauf aufbauend
wird die Mission der SWO definiert und in weiterer Folge das Leitbild konkretisiert
(Eschenbach et al 2015: 3ff).
Die interen und externe Analyse ermöglicht auch die Definition von strategischen
Geschäftsfeldern. Darunter versteht man Produkt-Markt-Kombinationen, die inhaltlich und
organisatorisch voneinander trennbar sind. Bezogen auf die Praxis von SWO könnte man
hier von unterschiedlichen Projekten für diverse Zielgruppen sprechen, so etwa Angebote
für Jugendliche, Menschen mit Behinderungen, Senior/innen, etc. (Horak et al 2007: 186ff).
Das Eingehen von strategischen Allianzen mit Mitbewerber/innen oder weiteren
Unternehmen kann ebenfalls ein Ergebnis der Analysen sein. SWO gelten allerdings
generell als allianzscheu. Zukünftig könnten Kooperationen von SWO und
gewinnorientierten Unternehmen aufgrund von immer knapper werdenden öffentlichen
Förderungen verstärkt ein Thema sein (Horak et al 2007: 186ff). Kooperationen haben für
SWO im Bereich Gemeinwesenarbeit eine besondere Bedeutung, da die Vernetzung
verschiedenster Organisationen notwendig und zielführend ist. Darauf wird unter anderem
im Empirie-Teil der Arbeit näher eingegangen.
Für die erfolgreiche Implementierung von strategischen Entscheidungen ist zu
berücksichtigen, dass diese in Ruhe getroffen werden und alle Führungskräfte beteiligt sein
sollten, wie dies etwa im Rahmen von Klausuren geschieht. Grundätzlich sollte bei den
Ergebnissen auf eine Ausgewogenheit zwischen ökonomischen und qualtiativen Zielen
geachtet, formulierte Ziele zueinander in Beziehung gebracht und in eine Rangfolge
geordnet werden (Aspekte der Vollständigkeit, Entwicklung einer Zielhierarchie). Dies soll
eine daran anschließende strukturierte Vorgehensweise auf operativer Ebene ermöglichen
(Horak et al 2007: 199f). In der Praxis wird der normativen bzw. strategischen Ebene nicht
immer die entsprechende Bedeutung im Zusammenhang mit Zielformulierungen
beigemessen (Eschenbach et al 2015: 3ff). Die beschriebenen Analyseschritte werden nicht
immer konsequent durchgeführt was dazu führen kann, dass nicht alle Potentiale einer
SWO genutzt (Horak et al 2007: 186ff).
3.2.4 Operative Ziele
Mit der Nutzung vorhandener Potentiale zum Zweck der aktuellen Erfolgssicherung,
Qualitätsüberprüfung und der optimalen Gewinnermittlung beschäftigt sich operatives
Management. Es sollen konkrete operative Ziele für SWO ausgearbeitet und anhand von
messbaren Indikatoren überprüft werden. Es werden unterschiedliche Zielarten
unterschieden, dazu zählen Leistungswirkungsziele, Leistungserbringungsziele, Potential-
und Verfahrensziele sowie Formalziele (Horak et al 2007: 180ff; Maelicke 2014: 849).
Soziale Dienstleistungen
18
Leistungswirkungsziele beziehen sich auf die Zustands- und Verhaltensveränderungen,
d.h. die beabsichtigten Wirkungen bei der Zielgruppe (Beeinflussungsziele). Es muss klar
ersichtlich sein, welche Wirkungen bei wem in welchem Zeitrahmen erreicht werden sollen.
Dies wird, wie bereits erläutert, durch die Spezifika von Sozialen Dienstleistungen
erschwert. Zielkonfliktregulierungen sind etwa aufgrund der divergenten Interessen der
Anspruchsgruppen oftmals notwendig. Leistungserbringungsziele beschreiben die
konkreten Aktivitäten der SWO wie Beratungsgespräche, Inverventionen oder
Pflegeeinheiten. Voraussetzung für eine zielführende Zielformulierung ist ein zuvor
erstellter Leistungskatalog. Um Leistungen zu ermöglichen, sind Potentiale wie
Mitarbeiter/innen oder Förderbudgets und Verfahren zur Leistungserbringung notwendig.
Diese werden durch Potential- bzw. Verfahrensziele dargestellt. Unter Formalzielen werden
Effektivität und Effizienz verstanden so wie die Qualität der Leistungen, die Relation
zwischen Kosten und erreichter Qualität und finanzielle Ziele.
Abschließend ist zu bemerken, dass die Frage nach der Zielorientierung sozialer Angebote
in einer Zeit stagnierender Einnahmen und gleichzeitig wachsender gesellschaftlicher
Einflüsse an Bedeutung gewinnt. Öffentliche Finanziers scheinen nicht mehr bereit zu sein,
wahllos soziale Leistungen zu finanzieren. Daher müssen SWO handlungsanweisende
Ziele formulieren, Strategien entwickeln und Fördergeber/innen wirksame Leistungspakete
anbieten (Bono 2006: 81).
Gemeinwesenarbeit
19
4. GEMEINWESENARBEIT
Für die vorliegende Arbeit wird Gemeinwesenarbeit (GWA) als Tätigkeitsbereich
verstanden, in welchem Soziale Dienstleistungen unterschiedlichster Art erbracht werden.
Dieses Kapitel setzt sich mit Grundsätzen und Methoden der GWA auseinander, weiters
mit der Vielfältigkeit aufgrund diverser kooperierender Berufs- und Handlungsfelder.
Ausgehend von den Zielsetzungen der GWA werden aktuelle Herausforderungen und
daran anschließend das Konzept der Sozialraumorientierung beschrieben.
4.1 Gemeinwesenarbeit und Soziale Arbeit
Begrifflich wird oftmals nicht zwischen Sozialarbeit, Sozialer Arbeit und Sozialpädagogik
unterschieden. Im deutschsprachigen Raum existiert im weitesten Sinn seit ca. 150 Jahren
die Profession der Sozialen Arbeit (Thole 2012: 19ff). Soziale Arbeit definiert sich allgemein
als die Aufgabe, für soziale Probleme Veränderungen und Lösungen zu finden sowie die
individuelle Handlungsfähigkeit zu stärken. Sie befasst sich demnach sowohl mit
menschlichem Verhalten als auch mit Gesellschaftsstrukturen und deren
Wechselwirkungen. Soziale Problemlagen können meistens nicht auf eine Ursache allein
zurückgeführt werden, sind also nicht monokausal erklärbar. Daher braucht es in Theorie
und Praxis multiperspektivische Herangehensweisen um das komplexe Zusammenspiel
von Person und Umwelt verstehen und verändern zu können. Prinzipien wie
Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit liegen dem Selbstverständnis Sozialer Arbeit
zugrunde (Stövesand & Stoik 2013: 15). Eine unabhängige und wissenschaftlich fundierte
Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und historischen
Rahmenbedingungen und Auswirkungen Sozialer Arbeit wird nach wie vor gefordert
(Staub-Bernasconi 2007: 156).
Es gibt verschiedene Handlungsfelder der Sozialen Arbeit. Diese unterscheiden sich je
nach Art der Intervention, der jeweiligen Zielgruppe und der beteiligten angrenzenden
Professionen (z.B. Sozialarbeiter/innen, Sozialpädagog/innen, Psycholog/innen, etc.). Zu
nennen sind die Kinder- und Jugendhilfe, Pflegeeinrichtungen, Gesundheitshilfe,
Straffälligenhilfe, Migrationsarbeit, Stadt- und Regionalentwicklung, genderspezifische
Interventionen, Wohnungslosenhilfe, Schuldnerberatung u.v.m. Als Methoden der Sozialen
Arbeit werden klassisch die Einzelfallhilfe, die soziale Gruppenarbeit und die
Gemeinwesenarbeit differenziert. Weitere Möglichkeiten wären Streetwork,
Sozialraumorientierung und Soziale Netzwerkarbeit (Thole 2012: 28f). GWA wird allerdings
nicht nur als Methode der Sozialen Arbeit verstanden, sondern auch als Arbeitsprinzip für
unterschiedlichste Handlungsfelder (z.B. Stadtentwicklung), in denen Soziale Arbeit nicht
Gemeinwesenarbeit
20
immer das primäre Anliegen sein muss und davon unabhängig agiert werden kann (Stoick
2005: 8).
4.2 Grundsätze der Gemeinwesenarbeit
Die GWA versteht sich als Sammelbegriff von unterschiedlichen Konzepten und Prinzipien,
die in Zusammenhang mit ihren historischen und gesellschaftlichen Wurzeln betrachtet
werden müssen. Es kann demzufolge kaum von einem einheitlichen Verständnis von GWA
gesprochen werden (Stövesand & Stoik 2013: 15ff). Die am häufigsten genannten Begriffe
und Ideen der deutschsprachigen Literatur zu GWA werden im Folgenden dargestellt.
4.2.1 Zum geschichtlichen Verständnis
Die Entstehungsgeschichte der GWA reicht bis ins 19. Jahrhundert und zu den
Auswirkungen der industriellen Revolution zurück. Gegen multiple gesellschaftliche
Problemlagen formte sich in England die s.g. Settlement-Bewegung, die auf
menschenunwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen aufmerksam machen wollte.
Ausgehend von den Arbeiter/innen und Armen wurden Sozialgesetze gefordert. Es
entstanden Initiativen für Nachbarschaftsangebote und soziale Einrichtungen wie
Bildungsstätten und Wohnheime. In den 1930er Jahren wurde in den USA der Gedanke in
Form des Aufbaus von Bürger-Organisationen weiterentwickelt (Community Organizing
nach Saul Alinsky). Dies hatte Auswirkungen auf Student/innen-Bewegungen und
Bürgerrechtsinitiativen von Minderheiten. Grundanliegen blieb im europäischen Raum
ebenfalls stets die Bestärkung und Ermutigung von Bürger/innen, in demokratischem Sinne
am gesellschaftlichen Leben zu partizipieren (Stoik 2014: 72ff). Im städtischen Raum in
Mitteleuropa begann die Blütezeit der Gemeinwesenarbeit mit den zivilrechtlichen
Prozessen im Rahmen der 1968er-Bewegung. Die Vereinigung zu Interessensbewegungen
für individuelle und gesellschaftliche Anliegen eröffneten auch der Sozialarbeit neue Wege
(z.B. Menschenrechte, Umweltschutz, Feminismus, Homosexualität, etc.) (Sing 2013:
213ff).
In Wien entstanden die ersten Nachbarschaftszentren in den 1980er Jahren, zeitgleich
kann es zu einer Stadterneuerungskampagne auf Gemeindeebene durch die Stadt Wien.
Zielsetzung war eine Verhinderung des Anstiegs der Mitpreise und einer Abwanderung der
Bewohner/innen. Als Beispiel kann die Bassena Am Schöpfwerk genannt werden – bis
heute ein höchst erfolgreiches Projekt im Bereich Gemeinwesenarbeit. Seit 2010 sind in
den Gemeindebauten der Stadt Wien die Mitarbeiter/innen der wohnpartner vermittelnd und
lebensweltorientiert tätig. Im ländlichen Raum hat Gemeinwesenarbeit ebenso den Zweck,
Abwanderung zu verhindern und die Infrastruktur bzw. das Gemeindeleben aufzubauen
sowie die regionale Wertschöpfung zu steigern. Österreichweit gibt es aktuell insgesamt
Gemeinwesenarbeit
21
über 70 Einrichtungen und viele Projekte im Bereich Gemeinwesenarbeit. Die Aktivitäten
werden sowohl bottom-up durch engagierte Bürger/innen als auch top-down durch
politische Initiativen ins Leben gerufen (Schnee 2009: 21ff, Stoik 2009: 33ff, Sing 2013:
213ff). Durch den EU-Beitritt und Bestrebungen wie der Lokalen Agenda 21 der Vereinten
Nationen gewinnt das Thema der nachhaltigen partizipativen Stadtentwicklung immer mehr
an Bedeutung. In Wien sollen etwa anhand von Steuerungsgruppen auf Bezirksebene
durch Projekte wie dem Aktionsprogramm Grätzloase und anhand von
Projektwettbewerben wie ELLA neue Formen politischer Beteiligung geschaffen werden.
Aktuell scheint Gemeinwesenarbeit stark an Attraktivität zu gewinnen, vor allem in Form
des Managements neuer Stadtteile (z.B. Seestadt Aspern) (Verein Lokale Agenda 21
2015).
4.2.2 Prinzipien, Methoden und Ziele
Zentrale Begriffe werden einführend in Abbildung 5 anhand der „Blüte der
Gemeinwesenarbeit“ dargestellt.
Abbildung 5: Zentrale Begriffe Gemeinwesenarbeit (BMLFUW 2004)
Gemeinwesenarbeit
22
GWA fördert die Teilhabe in einem Stadtteil lebender Menschen am kulturellen, sozialen,
ökonomischen und politischen Leben. Sie orientiert sich an den individuellen und
gemeinschaftlichen Interessen und Bedürfnissen. Unter den Prinzipien der Selbsthilfe und
Selbstorganisation sollen Menschen mit Konzentration auf ihre jeweiligen Stärken aktiviert
werden, sich selbst für ihre Anliegen stark zu machen und diese öffentlich zu vertreten.
Diese herausfordernden Aufgaben werden für verschiedensten Zielgruppen und Ressorts
definiert (z.B. Bildung, Gesundheit, Kultur, Wohnen, Arbeit, Freizeit, etc.). GWA sieht sich
als Bindeglied zwischen individuellen Aktivitäten und Interessen und den vorhandenen
Ressourcen einer Stadt bzw. einer Gemeinde. In dieser Funktion verhandelt sie mit den
Bürger/innen ebenso wie mit Entscheidungsträger/innen aus Politik und Verwaltung
(Lüttringhaus 2001: 263ff, Stoik 2005: 8ff, BMLFUW/ÖGUT 2004). Gemeinwesenarbeit
nimmt also in Nachbarschaften, Stadtteilen und Gemeinden Einfluss auf das Alltagsleben
bzw. die Lebenswelt der Individuen und der Gemeinschaft. Sie verfolgt Ziele wie
Aktivierung, Partizipation, Kooperation und interdisziplinäres Handeln (Stövesand & Stoik
2013: 14). Gemeinwesenarbeit möchte niederschwellige Angebote im öffentlichen Raum
anbieten, kulturell ausgerichtet sein, sich nahe am Alltag befinden und vermitteln. Sie
versteht sich als lösungsorientierter, realitätsnaher Zugang zu einer Gemeinde,
Wohngemeinschaft, o.ä. (Sing & Heimgartner 2009: 14f).
Gemeinwesenarbeit orientiert sich an den Lebenszusammenhängen, der Lebenswelt von
Menschen. Als Lebenswelt wird dahingehend jener Raum beschrieben, in welchem
Individuen täglich agieren, d.h. der Schnittpunkt zwischen Mensch und Gesellschaft. Somit
werden Lebensbedingungen bzw. gesellschaftliche Verhältnisse selbst produziert
(Ölschlägel 2011: 40ff). Wenn der Mensch im Kontext seiner Lebensumwelt verstanden
wird, müssen allerdings auch gesellschaftliche Strukturen und ungleiche
Ressourcenverteilungen berücksichtigt werden. Lebenswelt könnte als Möglichkeitsraum
betrachtet werden, der auf individueller und gesellschaftlicher Ebene alternative
Handlungsansätze aufzeigt (Krisch et al 2011: 52). Eine weitere Zielsetzung der
Gemeinwesenarbeit ist demzufolge die Verbesserung von Lebensbedingungen (materiell,
infrastrukturell und immateriell). Ein Kernpunkt ist die maßgebliche Miteinbeziehung der
Betroffenen. Es werden eine sozialräumliche Perspektive sowie individuelle und strukturelle
Aspekte integriert. Die Förderung von Handlungsfähigkeit und Selbstorganisation
(Empowerment) sowie der Aufbau von Kooperationsstrukturen und Netzwerken sind als
Zielsetzungen zu nennen. Die Orientierung der Methodik erfolgt stets an Bildungsarbeit
sowie sozial- und lokalpolitischen Agenden. Unterschieden werden territoriale, funktionale
und kategoriale Handlungsebenen (bezogen auf Ort, Aufgabe und Zielgruppe) (Ölschlägel
2011: 40ff.).
Gemeinwesenarbeit
23
Je nach spezifischer Aufgabe und Zielgruppe, je nach aktuellen Bedürnissen und Konflikten
stehen unterschiedlichste Methoden zur Verfügung, stets unter Einhaltung
prozessorientierter Vorgehensweisen (BMLFUW/ÖGUT 2004, Krisch et al 2011: 34ff):
• BürgerInnenversammlung
• Begleitung und Unterstützung bei der Umsetzung konkreter Projekte (Initiativ-
Gruppen)
• Projekt- und Ideenwerkstatt Sozialräumliche Analyse,
• Stärken-Schwächen-Analyse
• Konfliktmanagement
• Aktivierende Befragung
• Expert/inneninterview
• Moderation und Vermittlung bei Aushandlungsprozessen
• Öffentlichkeitsarbeit (z.B. durch eigene Medien wie Zeitung, Radio etc. oder durch
bereits bestehende Medien)
Die angeführten Methoden sind als Soziale Dienstleistungen zu verstehen, da sie die
eigentlichen Leistungen der Gemeinwesenarbeit darstellen. Es stellt sich die Frage, in
welcher Art Leistungsbeschreibungen seitens der Fördergeber/innen in der
Gemeinwesenarbeit erfolgen und inwiefern diese an die Finanzierung gekoppelt sind.
Darauf wird im Empirie-Teil der Arbeit näher eingegangen.
Die weiteren Zielsetzungen der Angebote in der GWA liegt neben dem Empowerment der
Bewohner/innen auch in der Verbesserung des Lebens im Stadtteil an sich, wie etwa der
Verkehrssituation, der Spielplätze, der öffentlichen Räume, der Wohn- und Arbeitssituation
und dem kulturellen Angebot. Immaterielle Faktoren wie das soziale Klima, das
Demokratieverständnis und die räumliche Identität sollen ebenfalls gestärkt werden. Es
bedarf allerdings einiger Voraussetzungen für gelingende GWA. So beispielsweise der
richtigen Größe des Stadtteils sowie interdisziplinärerer Teams, um gemeinsam wirksam
werden zu können (Planer/innen, Sozialarbeiter/innen, Psycholog/innen, etc.).
Kompetenzen und Zuständigkeiten müssen dazu klar verteilt sein. Um die Implementierung
längerfristiger Prozesse zu gewährleisten muss außerdem eine ausreichende Finanzierung
gegeben sein. Inhaltliche und methodische Autonomie durch ergebnisoffene Anträge
seitens der Fördergeber/innen wären diesbezüglich wünschenswert. Wobei die GWA
allgemeine gesellschaftliche Probleme wie etwa Arbeitslosigkeit und Armut nicht lösen,
allerdings darauf aufmerksam machen und Lösungsvorschläge mitentwickeln kann
(BMLFUW/ÖGUT 2004, Stoik 2005: 10).
Gemeinwesenarbeit
24
4.3 Sozialraum und Gemeinwesenarbeit
Die Begriffe Gemeinwesen und Sozialraum werden teilweise synonym verwendet, auch
wenn die theoretischen Hintergründe unterschiedlich sind. Gemeinwesen meint ganz
allgemein Handlungsraum und Sozialgefüge und ist in der Fachliteratur vielseitig
beschrieben (z.B. community work, community organization, etc.). Für den Terminus
Sozialraum gibt es ebenfalls keine einheitliche Definition, den Rahmen bilden eine Vielzahl
von Konzepten der Sozialraumorientierung (z.B. abstrakter Raum, Produktion von Raum,
Verwaltungsbereich, Ordnung durch Raum, etc.) (Stövesand & Stoik 2013: 21ff). Es wird
einerseits die Meinung vertreten, dass der Begriff Sozialraumorientierung die
Gemeinwesenarbeit mittlerweile abgelöst hat (Hinte 2010: 86). Andererseits scheinen sich
die beiden Konzepte eher zu ergänzen als zu ersetzen. Die Debatte um die Begrifflichkeiten
trägt dazu bei, menschliches Handeln und gesellschaftliche Strukturen sowie deren
Wechselverhältnis verstehen zu können. Außerdem kann diese Diskussion zu einer
Konkretisierung der Sozialraumorientierung führen. Beides ist förderlich für die Identität der
Sozialen Arbeit (Stoik 2011). Denn Sozialraumorientierung fordert als sozialräumlich-
reflexive Haltung die Auseinandersetzung mit handlungseinschränkenden sozialen
Verhältnissen (Krisch et al 2011: 58).
In den bisherigen Kapiteln wurden die Branche der Sozialwirtschaft, die Besonderheiten
Sozialer Dienstleistungen und die Spezifika der Gemeinwesenarbeit behandelt. Eine
wichtige Erkenntnis war, dass die Art der Finanzierung und die individuellen Zielsetzungen
der SWO erheblichen Einfluss auf die Gestaltung einer Sozialen Dienstleistung haben.
Doch wie sieht es mit der konkreten Überprüfung von Zielen innerhalb von SWO aus? Wie
wird Erfolg gemessen und welche Besonderheiten ergeben sich durch z.B. soziale Aufträge
von staatlichen Fördergeber/innen für das Controlling? Es stellt sich die Frage nach den
Details von SWO-Controlling und der Rolle von Kennzahlen dabei. Auf diese und weitere
Aspekte wird im folgenden Kapitel eingegangen.
.
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
25
5. CONTROLLING VON SOZIALEN DIENSTLEISTUNGEN
Die zugrundeliegende Literatur für dieses Kapitel wurde bewusst aus klassisch
betriebswirtschaftlichen als auch sozialwirtschaftlichen Publikationen ausgewählt.
Ausschlaggebend war dabei der Gedanke, welche Elemente des “klassischen” Controllings
auch auf Soziale Dienstleistungen wie die Gemeinwesenarbeit anwendbar sind und welche
adaptiert werden müssen.
Grundsätzlich nimmt Controlling nimmt einen großen Stellenwert bei Fragen der Sicherung
von Effizienz und Effektivität in Unternehmen ein (Weber & Schäffer 2008: 26).
Konzeptionell gibt es innerhalb der betriebswirtschaftlichen Theorie jedoch unterschiedliche
Auffassungen von Controlling. Übereinstimmend besteht darin, dass es als unterstützendes
Instrument des Managements bzw. als interne Dienstleistung relevante
betriebswirtschaftliche Daten zur Kontrolle, Planung und Steuerung der internen und
externen Abläufe aufbereitet (Moos & Peters 2008: 42 f). Als Controller/in wird die Person
bezeichnet, die für das Management im Unternehmen spezifische Aufgaben übernimmt
(z.B. Bereitstellung von Informationen zur Ergebniskontrolle). Controlling beschreibt eine
spezielle Führungs- oder Managementfunktion, die nicht nur von der Person des/der
Controller/in wahrgenommen wird. Controllership beschreibt das genaue Aufgabenfeld von
Controllern (Weber & Schäffer 2008: 1). Controlling versteht sich aber auch als
wissenschaftliche Disziplin, deren Entwicklung stark durch die Praxis geprägt ist. Erste
Controller-Stellen finden sich bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den USA. Die
Kernaufgaben wie Informationsbereitstellung und Entscheidungsunterstützung haben sich
seitdem kaum verändert und im 20. Jahrhundert auch in Europa Verbreitung gefunden
(Weber & Schäffer 2008: 14ff).
5.1 Besonderheiten des SWO-Controllings
Im Forprofit-Bereich ist das Ziel des Controlling kurzfristig der finanzwirtschaftliche Erfolg,
welcher etwa an der Liquidität des Unternehmens gemessen wird. Stets miteinbezogen
müssen längerfristige Ziele in die Finanzplanung, denn die Erwirtschaftung von Gewinn ist
mittelfristig notwendig. Langfristig steht die Überlebensfähigkeit des Unternehmens im
Fokus. Eine genaue Analyse des Marktes, des Mitbewerbs und der eigenen Chancen und
Schwächen zur Definition von Chancen und Risiken sind ausschlaggebend für den
Unternehmenserfolg (Ermittlung von Erfolgspotentialen) (Messner 2011: 150). Bei der
Verwendung von Controlling-Instrumenten wird häufig ein Vergleich zwischen Ist- und Soll-
Werten hergestellt und die Ergebnisse werden in Relation zu den Zielen einer Organisation
gesetzt um gegenenenfalls notwendige Korrekturen im Management vornehmen zu können
(Halfar 2014: 774).
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
26
SWO-Controlling ist wesentlich komplexer, da die Feststellung der teilweise
widersprüchlichen Erwartungen der Anspruchsgruppen aufwändig ist und es selten
einheitliche und geschlossene Zielsysteme gibt. Auch das Spannungsfeld zwischen den
Ansprüchen des Einzelnen und der Finanzierungsbereitschaft der Gesellschaft stellt eine
Herausforderung dar. Es bedarf eines erweiterten Controllings, das auch qualitative
Zielsetzungen sowie die Relation von Ressourceneinsatz und Wirkung beachtet. Wobei die
Erfassung von Wirkung und die Qualitätsbewertung von Sozialen Dienstleistungen
komplexe Fragestellungen sind (Bono 2006: 25f sowie Halfar et al 2014: 25ff).
Soziale Dienstleistungsunternehmen sind in der Regel auf staatliche finanzielle Mittel und
Spenden angewiesen, um ihren Arbeitsauftrag erfüllen zu können. Aufgrund der knappen
Ressourcen (begrenzte Menge an Hilfsangeboten, beschränkte monetäre Mittel durch
öffentliche Kostenträger, Freiwilligen-Einsatz) und den zumeist höheren Bedarf der
Leistungsempfänger/innen ergibt sich die Aufgabe, den gesetzlichen Auftrag mit einem
geringst möglichen Aufwand zu erfüllen. Daher stellt die Einhaltung des finanziellen
Gleichgewichts und der Umgang mit Gewinnerzielung einen Kernbereich des SWO-
Controllings dar. Man könnte an dieser Stelle die ökonomische Regel einer Volkswirtschaft
aus sozialwirtschaftlicher Sicht wie folgt umformulieren: „Maximiere das Gemeinwohl der
Gesellschaft bei geringstem Ressourcenverbrauch der beteiligten Akteure/innen!“6
(Schellberg 2008: 27ff). Weitere Spezifika sind das Verbot der Gewinnausschüttung, die
Integration von definierten Leistungszielen in der Organisation an sich sowie die
Ausrichtung an diversen Stakeholdergruppen. Wirkungen müssen in Bezug auf
Controllingmaßnahmen auf der internen und externen Ebene berücksichtigt werden (Halfar
2014: 773).
Die Finanzziele von SWO sind als invers gewichtet zu beschreiben, da die Liquidität zwar
oberstes Ziel sein muss, die Rentabilität jedoch als weitestgehend irrelevant eingestuft
werden kann. Unter Liquidität wird die Fähigkeit eines Unternehmens verstanden, jederzeit
seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können. Rentabilität beschreibt die
Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Das Wirtschaftlichkeitsprinzip kommt hier
stattdessen zum Tragen und definiert ein optimales Verhältnis zwischen verwendeten
Ressourcen und erbrachten Leistungen. Das Ziel der Liquidität ist für SWOs
richtungsweisend, da die Mittel zur Überbrückung von finanziellen Engpässen fehlen und
die Kreditwürdigkeit teilweise nicht gegeben ist. Daher ist eine systematische und
6 Der Originaltext lautet: Maximiere den Wohlstand der Gesellschaft bei geringstem Ressourcenverbrauch der
Gesellschaft!
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
27
zeitbezogene Finanzplanung, insbesondere eine ausgewogene Liquiditätsplanung,
entscheidend für das wirtschaftliche Überleben einer SWO (Littich 2013: 324f). Die
Finanzplanung bildet generell die zukünftig geplanten Ein- und Auszahlungen einer Periode
ab und ermöglicht eine exakte Kontrolle. Finanzpläne können kostenarten- oder
projektbezogen bzw. Kombinationen davon sein. Charakteristisch sind zirkuläre
Rückflüsse: Finanzmittel werden aufgenommen um Güter und Dienstleistungen zu
produzieren. Die Einnahmen aus dem Absatz fließen wieder zurück in die SWO. Auch
saisonale und konjunkturbedingte Schwankungen der Einnahmen sind typisch für SWO,
wie etwa durch Weihnachtsspenden, Rezessionen oder Sparprogramme (Littich 2013:
327f).
Im Selbstverständnis von vielen Mitarbeiter/innen von SWO steht häufig der soziale
Gedanke und nicht die Wirtschaftlichkeit und das ökonomische Überleben der Organisation
im Vordergrund. Daher ist es Aufgabe des Controllings, als vermittelnde Stelle zu fungieren
und zu erreichen, dass Ziele nicht nur begründet und verankert, sondern darüberhinaus
empirisch überprüft werden. Das kulturelle Selbstverständnis der SWO soll ins Controlling
integriert werden und umgekehrt (Halfar 2014: 772ff). Im Alltag von (Nonprofit-
)Organisationen wird die Stabstelle Controlling allerdings oftmals eng verbunden mit dem
Rechnungswesen und der Budgetkontrolle verortet. Dies kann zu einer Reduzierung auf
die bloße Produktion von großen Datenmengen und dem entsprechenden
Rechtfertigungsdruck für ebendiese führen. Grundsätzlich ist es aber Aufgabe des
Controlling, den Management-Prozess so zu moderieren, dass Entscheidungsträger
zielorientiert handeln können (Halfar 2014: 768ff).
5.2 Ebenen des Controllings
Mit der Analyse von langfristigen Erfolgspotentialen über einen Zeitraum von fünf Jahren
beschäftigt sich strategisches Controlling. Zu den bekanntesten Instrumenten zählen die
Stakeholder-Analyse, die SWOT-Analyse, Benchmarking und die Balanced Scorcard
(Kralicek et al 2008: 436). Auf die Bedeutung der Stakeholder wurde bereits näher
eingegangen. Die SWOT-Analyse beschäftigt sich mit der Definition von Stärken,
Schwächen, Chancen und Risiken und leitet daraus Handlungsempfehlungen ab. Unter
Benchmarking wird ein Betriebsvergleich mit den erfolgreichsten Unternehmen der gleichen
Branche verstanden (Konkurrenzanalyse). Traditionelle Kennzahlen-Systeme werden
hinsichtlich ihrer starken Ausrichtung auf finanzielle Größen kritisiert. Dies hat zur
Entwicklung der Balanced Scorecard (BSC) wesentlich beigetragen (Kralicek et al 2008.
439f).
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
28
Zur umfassenden Unternehmens-Analyse werden bei der BSC vier
Perspektiven/Dimensionen, die in hierarchischer Beziehung zueinanderstehen,
herangezogen (Haeseler & Kirchberger 2005: 37): finanzielle Perspektive, Kund/innen,
interne Prozesse sowie Lernen und Entwicklung. Zielsetzung der Balanced Scorecard ist
eine Spezifizierung von oftmals vagen Zielformulierungen und deren laufende Überprüfung.
Dem Management soll so ermöglicht werden, sich einen umfassenden Überblick der
Organisationslage zu machen (Erichsen 2011: 202). In Abbildung 6 werden die vier
Perspektiven der BSC dargestellt.
Abbildung 6: Modell der Balanced Scorecard (Haeseler & Kirchberger 2005)
Auf den kurzfristigen Erfolg und das unmittelbare Finanzgebahren des Unternehmens
innerhalb von ein bis drei Jahren konzentriert sich operatives Controlling. Die bewährtesten
Methoden sind beispielsweise Leistungs- und Finanzpläne, Deckungsbeitragsrechnungen,
Benchmarking, Frühwarnberichte, Abweichungsanalysen u.v.m. (Halfar 2014: 771). In der
Literatur werden Controlling-Instrumente teilweise sowohl dem strategischen als auch dem
operativen Bereich zugeordnet. Mit Ausnahme der Wirkungskennzahlen werden
Kennzahlen eher in Zusammenhang mit operativem Controlling genannt (vgl. Halfar 2014:
771; Halfar et al 2014: 36f; Bono 2006: 150f).
Für Nonprofit-Organisationen ist als zusätzlicher Faktor wirkungsorientiertes Controlling
von Bedeutung. Im Sinne der Wirkungsmessung stellt sich die Frage nach der spezifischen
Zielsetzung, den dazu initierten Leistungen einer SWO und dem Grad der Zielerreichung.
Seit den 2000er Jahren werden Wirkungsorientierung bzw. wirkungsorientierte Steuerung
als Herausforderung der Sozialen Arbeit bzw. Sozialwirtschaft diskutiert. Im Feld der
Sozialen Arbeit wird dahingehend unter Steuerung die zielgerichtetete Beeinflussung eines
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
29
Systemverhaltens in Bezug auf Linderung, Lösung bzw. Vermeidung sozialer
Problemstellungen verstanden (Uebelhart 2014: 743f). Obwohl Konsens darüber herrscht,
dass Soziale Arbeit wirksam ist und einen positiven Einfluss auf Individuen und Gesellschaft
hat, ist die Messbarkeit dieser (Aus-)Wirkungen nach wie vor strittig. Im deutschsprachigen
Raum wird Wirkungsorientierung sehr stark in Bezug zu Kosten-Nutzen-Relationen gesetzt.
In der Praxis existieren unterschiedliche Modelle zur Darstellung von (monetären)
Wirkungsketten wie beispielsweise das Controllingmodell für NPO der International Group
of Controlling (IGC), der SROI (Social Return on Investment) oder das SIM (Social Impact
Modell) (Halfar 2013: 1ff).
Zum besseren Verständnis müssen zuerst einige grundlegende Begrifflichkeiten der
Wirkungsforschung geklärt werden, wobei es in der Literatur teilweise unterschiedliche
Definitionen zu den einzelnen Begriffen gibt (Schröder & Kettiger 2001: 13, Halfar 2011:
47ff; Bono 2006: 149f; Uebelhart 2014: 759f).
• Input: zur Verfügung gestellte Ressourcen (professionell, materiell, finanziell);
• Output: erbrachte soziale Dienstleistung (Menge, Art) bzw. quantitative
Leistungsmende, z.B. Beratungsstunde, Mahlzeit, Pflegeeinheit;
• Effect: unmittelbare, objektive Auswirkung der Leistung (für einzelne Zielgruppen),
z.B. guter Ernährungszustand, Sauberkeit;
• Impact: subjektiv empfundene Wirkung der Leistungsempfänger vor dem
Hintergrund der individuellen Bedürfnisse und Werte, z.B. höhere Selbständigkeit,
Zufriedenheit, Erhöhung des Selbstwertes;
• Outcome: mittelbare Wirkung der Leistungen auf Gesellschaft und/oder Umwelt,
z.B. Veränderungen nach mehreren Jahren;
Wirkungen können darüberhinaus nach ihren Inhalten differenziert werden: kulturell,
politisch, sozial, ökonomisch, ökologisch, psychisch und physiologisch. Weiters nach dem
Zeitraum, in dem sie Einfluss haben (kurz, mittel- und langfristig) und nach den jeweiligen
Ebenen, die betroffen sind (Individuum – Mikroebene, Organisation – Mesoebene,
Gesellschaft – Makroebene) (Schober & Rauscher 2014: 17f).
In der Praxis braucht es kybernetische Wirkungsmodelle wie in Abbildung 7 dargestellt,
welche die Komplexität sozialer Probleme, deren Folgen sowie Rückkopplungen
angemessen darstellen (z.B. Lebensphasen, Sozialräume, spezifische Zielgruppen,
Versorgungsketten und Nachhaltigkeit der Interventionen). Oftmals werden
Wirkungshypothesen herangezogen, da meist Kenntnisse über die tatsächlichen
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
30
Wirkungsmechanismen im jeweiligen System fehlen bzw. kaum zu analysieren sind
(Uebelhart 2014: 757f).
Abbildung 7: Wirkungsebenen sozialer Interventionen (Uebelhart & Zängl 2015)
Um der Komplexität sozialwirtschaftlicher Organisationen gerecht zu werden bieten sich
auch Methoden des Systemischen Controllings an. Der Entstehen dieses Ansatzes
begründet sich mit einer als mangelhaft empfundenen ausreichenden theoretischen
Fundierung im herkömmlichen Controlling. Es wird argumentiert, dass nicht von einer
Objektivität gesammelter Daten im Rahmen der Informationsbeschaffung des Controlling
ausgegangen werden kann. Eher spricht man von einem gesammelten Ergebnis
“subjektiver Wirklichkeitskonstruktionsprozesse”. Es sollte demzufolge nicht nur eine
einzelne Person die Relevanz bzw. das Bild von Kennzahlen beurteilen. Es wird vielmehr
versucht, eine möglichst große Zahl an Sichtweisen aus verschiedenen Abteilungen zu
berücksichtigen. Dadurch entstehende Widersprüche sollen bezüglich ihres Potenzials und
ihrer Aussagekraft hin eingeschätzt und nicht als irrelevant betrachtet werden (Bauer 2015:
32f).
Systemisches Controlling geht von zirkulären Prozessen aus, die sich wechselseitig
beeinflussen können. Es braucht daher eine sich ergänzende Abfolge der einzelnen
Steuerungsschritte: Intervention durch die Führungskraft, Umsetzung,
Auswirkungsbeobachtung durch Controlling-Methoden, erneute Steuerung durch die
Führungsebene (“Nachjustieren”), usw. So wird der Wirksamkeit von konkreten
Führungsstrategien mehr Bedeutung zugewiesen. Aufgrund widersprüchlicher Interessen
verschiedener Stakeholder-Gruppen bedarf es einer “Integration von Controlling,
Evaluierung, Reflexion, Qualitätssicherung, lernender Organisation und
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
31
Organisationsentwicklung”. Systemisches Controlling erweitert demzufolge die Balanced
Scorecard von vier auf beliebig viele Perspektiven (dazu später mehr). Weiters müssen
Controller dazu fähig sein, “sich selbst, ihre Sichtweisen und die ihrer Daten zu relativieren”.
Gegenüber widersprüchlichen Aussagen müssen sie gelassen bleiben
(Ambiguitätstoleranz). Systemisches Controlling versucht zusammengefasst dem Ideal der
stetig lernenden Organisation näher zu kommen (Bauer 2015: 32).
Eine entscheidende Möglichkeit zur Darstellung von Erfolg, Wirkungen bzw.
Zusammenhängen in Organisationen sind Kennzahlen, auf welche im folgenden Abschnitt
eingegangen wird.
5.3 Kennzahlen
Folgendes Zitat beschreibt die Komplexität aber auch Sinnhaftigkeit der Verwendung von
Kennzahlen für SWO höchst passend (Bono 2006: 152):
„Im sozialen Bereich stoßen Kennzahlen oftmals auf Ablehnung als Ausdruck der
Sorge, dass man durch Messgrößen die komplexe menschliche Existenz auf einige
wenige Zahlen reduzieren wolle. Erst wenn erkannt wird, dass Kennzahlen
Steuerungsinstrumente sind und die Ziele der NPOs an sich nicht beeinflussen, sie es
jedoch wesentlich erleichtern, diese Ziele zu erreichen, ist ein Überdenken der
zunächst kritischen Einstellung möglich.“
Für die Erstellung von Kennzahlen greift das klassische betriebswirtschaftliche Controlling
auf Daten der betrieblichen Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung zu, um eine
laufende Steuerung der Organisation auf strategischer und operativer Ebene zu
ermöglichen. (Kralicek et al 2008: 28ff). Die gewonnenen Daten werden durch Gliederung
und Bewertung aufbereitet. Anhand von mathematischen Formeln werden in einem
nächsten Schritt absolute Zahlen bzw. Prozentsätze errechnet. Dies erfolgt meist EDV-
gestützt (z.B. mittels Microsoft Excel). Anschließend werden die Zahlen seitens des
Controllings bzw. Managements anhand einer branchenüblichen Skala bewertet (Kralicek
et al 2008: 52f). Es stellt sich an dieser Stelle gerade für SWO die Frage nach der
Formulierung bzw. Auswahl der passenden Kennzahlen. Diese sollen eine
Informationsgrundlage über Produktion (z.B. Leistungsstunden), Einhalten der
Förderbudgets, Mitarbeiter/innen, Kund/innen, Mitbewerber/innen, Auslastung und vieles
mehr bieten. Daher wird der Fokus stärker bei nicht monetären-Kennzahlen als im Profit-
Bereich liegen eingegangen (vgl. Halfar 2014, Bono 2006, Halfar et al 2014).
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
32
Kennzahlen sollen einen komprimierten und schnellen Überblick über die wirtschaftliche
Lage eines Unternehmens mit folgenden Zielsetzungen ermöglichen (Weber & Schäffer
2008: 175; Posluschny 2007: 9ff):
� Erhalt von Einblicken in Teilbereiche eines Unternehmens,
� Erkennen von Zusammenhängen und Querverbindungen,
� Möglichkeit der zeitgerechten Reaktion auf negative Entwicklungen
(„Frühwarnsystem“),
� Sichtbar machen von Sachverhalten, die anders nicht erkennbar sind,
� Erleichterung der Beurteilung von Tatbeständen,
� Erkennen der Stärken und Schwächen eines Unternehmens und
� Erhalt eines schnellen Überblicks über die aktuelle finanzwirtschaftliche Lage (z.B.
bei Unternehmensverkäufen, Investitionsvorhaben).
Grundsätzlich sollten alle wichtigen Funktionsbereiche vorab festgelegt und kritische
Erfolgsfaktoren bestimmt werden. Anhand dessen können entsprechende Kennzahlen
ausgewählt bzw. entwickelt werden („Schlüsselkennzahlen“). Kennzahlen sollten stets in
Bezug zu weiteren Parametern gesetzt und nicht isoliert betrachtet werden. So bietet sich
etwa der Vergleich von Soll- und Ist-Werten an, die Betrachtung der Daten über einen
Zeitverlauf oder die Gegenüberstellung zur Performance des Mitbewerbs. Aktuelle
Gegebenheiten, Veränderungen und Potentiale sollen betrachtet und die Stärken und
Schwächen eines Unternehmens sichtbar gemacht werden. Dies geschieht entweder
vergangenheitsorientiert auf Basis der Zahlen des Jahresabschlusses oder als
Frühwarnsystem, in Form von Potential-Kennzahlen (Haeseler & Kirchberger 2005: 22f).
Kennzahlen können darüber hinaus nach dem betrieblichen Sektor differenziert werden
(lokal versus global). Auch die Betrachtung nach dem Einfluss auf den Unternehmenserfolg
kann herangezogen werden („leading“/vorlaufend versus „lagging“/nachlaufend). Eine
Unterscheidung nach der Funktion kann ebenfalls zielführend sein (zur Anregung,
Operationalisierung, Vorgabe, Steuerung und Kontrolle) (Posluschny 2007: 10f).
Zur Gliederung von Kennzahlen gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Grundsätzlich
beschrieben werden Kennzahlen als Messwerte, die sich in absolute Kennzahlen und
Verhältniszahlen unterteilen lassen (Posluschny 2007: 10f sowie Heaseler & Kirchberger
2005: 24f):
• Absolute Kennzahlen: Einzelzahlen, Summen, Mittelwerte und Differenzen (z.B.
Anzahl der Mitarbeiter, Höhe der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen)
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
33
� Verhältniskennzahlen (Relativkennzahlen): Anteilszahlen, Beziehungs-kennzahlen,
Indexzahlen (z.B. Eigenkapitalsquote in %, Umsatz pro Beschäftigter,
Umsatzzahlen über mehrere Jahre)
Welche Kennzahlen entwickelt und verwendet werden, ist immer von der jeweiligen SWO
abhängig und situationsspezifisch. Es soll jedoch mit dieser Messgröße ein präziser Bezug
zu den Zielsetzungen und den Rahmenbedingungen der SWO hergestellt werden.
Mitarbeiter/innen, die direkt an der Erstellung der Sozialen Dienstleistung beteiligt sind, bei
der Erarbeitung miteinzubeziehen ist empfehlenswert, um aussagekräftige
Schlüsselkennzahlen zu erhalten (Bono 2006: 150ff).
Zur exakten Definition und Erfassung von Kennzahlen eignet sich die in Tabelle 1
dargestellte Einteilung (Bono 2006: 155):
Beschreibung von Kennzahlen
Produktbereich
Auf welches Produkt, auf welche Produktgruppe
bzw. auf welchen Produktbereich bezieht sich die Kennzahl?
Produktgruppe
Produkt
Ziel Welches Ziel soll ein Stück weit erfasst werden?
Bezeichnung der Kennzahl Wie heißt die Kennzahl?
Aussagekraft Wie nimmt die Kennzahl Bezug auf das oben erwähnte Ziel?
Was bedeutet es, wenn die Kennzahl zu- oder aber abnimmt?
Berechnung Wie wird die Kennzahl berechnet?
Datenquelle Aus welchen Quellen stammen die Daten?
Erfassung In welchen Zeitabständen wird die Kennzahl berechnet?
Anmerkung Erfahrungen, Kommentare, Richtwerte
Tabelle 1: Raster zur Beschreibung von Kennzahlen (nach Bono 2006)
Nicht näher eingegangen wird in dieser Arbeit auf den Bereich der werteorientierten
Kennzahlen, die im Zuge der Shareholder-Value-Analyse verwendet werden und für
börsennotierte Unternehmen essentiell sind. Aufgrund der typischen Unternehmensstruktur
von SWO (in Österreich) sind diese Kennzahlen daher nicht relevant (gemeinnützige
Gesellschaften, Vereine, Stiftungen) (vgl. Weber, Schäffer 2008: 175ff).
5.3.1 Monetäre Kennzahlen
Zielorientierte „traditionelle“ Kennzahlen ermöglichen eine Aussage über Erfolg, Rentabilität
und Liquidität eines Unternehmens (Weber & Schäffer 2008: 174f & Posluschny 2007: 76ff).
Um dem Controlling bzw. dem Management einen raschen Überblick zu ermöglichen, gibt
es unterschiedliche Vorgehensweisen zur Strukturierung von finanziellen Kennzahlen.
Grundsätzlich werden beispielsweise folgende Dimensionen unterschieden (Halfar et al
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
34
2014: 205f): Rentabilität, Return on Investment, Erfolgsmessung, Investitionen,
Finanzierung und Liquidität. In der Literatur werden diverse Gliederungsarten empfohlen,
daher werden in Tabelle 2 die am häufigsten genannten Kennzahlen angeführt. Diese
beziehen sich auf die Angaben von Brühl (2004: 412ff), Erichsen (2011: 55ff), Haeseler,
Kirchberger (2005: 64ff), Kralicek (2009: 51ff), Ossola-Haring (2009: 412 ff), Posluschny
(2007: 76ff) sowie Weber/Schäffer (2008: 175).
Bereich Beispiele für Kennzahlen
Kapitalstruktur/Bilanz Eigenkapital- und Fremdkapitalquote
Anlagenintensität, Anlagendeckung
Verschuldungsgrad
Abschreibungsquote
Investitionsquote
Rentabilität Gesamtkapitalrentabilität
Eigenkapitalrentabilität
Umsatzrentabilität
Liquidität Liquidität 1., 2. und 3. Grade
Anlagendeckung I und II
Schuldentilgungsdauer in Jahren
Erfolg/Kosten Deckungsbeitrag (gesamt/pro Stunde)
Umsatz (je beschäftigte Person/je Stunde)
Gewinn (je beschäftigte Person)
Cashflow direkter/indirekter Cashflow
Cashflor II (Rate)
Produktivität Produktionswert
WPK-Wert
Wertschöpfung (je Person/je Stunde)
Betriebsleistung je beschäftigter Person
Umschlag Lagerumschlagshäufigkeit
Kreditorenumschlagshäufigkeit
Tabelle 2: Beispiele für monetäre Kennzahlen (eigene Darstellung)
Kennzahlen-Systeme verknüpfen in weiterer Folge zumeist sehr umfassend, strukturiert
und sachlogisch einzelne Kennzahlen miteinander. Sie sollen das Unternehmen in seiner
Gesamtheit darstellen und Querverbindungen sowie Abhängigkeiten erkennen lassen
(Posluschny 2007: 14). Dies soll wichtige Sachverhalte quantifizieren und betriebliche
Entwicklungen durch analytische Ursachenforschung steuern können. Es werden monetäre
und strategische Kennzahlen-Systeme unterschieden. Beispiele hierfür wären das ROI-
und PIMS-System (Kralicek et al 2008: 182).
In der Praxis hat sich der so genannte Quick-Test bewährt, um schnell einen ersten und
aussagekräftigen Überblick über die finanzielle Lage eines Unternehmens und zu
erwartende Trends zu gewinnen. Anhand von vier Kennzahlen werden die finanzielle
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
35
Stabilität und die Ertragskraft bewertet (dargestellt im Notendurchschnitt):
Eigenkapitalquote (zur Abdeckung von drei bis vier Jahresverlusten),
Schuldentilgungsdauer (sollte nicht größer als 12 Jahre sein), Gesamtkapitalrentabilität
(spiegelt Effizienz des im Unternehmen eingesetzten Kapitals wieder) und Cash-Flow in %
der Betriebsleistung (Zahlungsfähigkeit unabhängig von z.B. Gründungsphase) (Kralicek et
al 2008: 69ff).
5.3.2 Nicht-monetäre Kennzahlen
Insbesondere für den den Bereich der Sozialen Dienstleistungen spielen nicht-monetäre
(qualitative) Kennzahlen eine große Rolle. Gegliedert werden diese nach unterschiedlichen
Dimensionen, die in Tabelle 3 mit einigen Beispielen angeführt sind (Halfar et al 2014: 239ff,
Bono 2010: 142ff). Für die Gemeinwesenarbeit könnten etwa Kennzahlen wie die
Auslastung, die Zuwachsquote an Mitgliedern oder Reputations- bzw. Kooperationszahlen
relevant sein.
Bereich Beispiele für Kennzahlen
Prozesse Beschwerdequoten
Fahrzeiten
Fallzahlen pro Zeiteinheit
Markt, Kund/innen Casemix
Fluktuationsrate
Auslastung
Verlängerungsquote
Zuwachsquote Mitglieder
Cross-Selling
Qualifikationsquote
Wissens- und Kompetenzzunahme
Reputation/Ruf Medienpräsenz
Kooperationen
Identifikationsquote
Administration Verwaltungskostenquote
IT-Kosten-Quote
Beschäftigungsprojekte Beschäftigungsgrade
Terminüberschreitungen
Auftragsquote, Auftraggeberabhängigkeit
Eigenfertigungsanteil
Material- und Warenwirtschaft Lagerbestand
Lagerumschlag
Verpflegungskosten je Pflegetag
Fachliche Leistungsplanung Zielerreichungsqoute, Abweichungsquote
Wiederholungs-/Nachhaltigkeitsquote
Tabelle 3: Beispiele für NPO-Kennzahlen (eigene Darstellung)
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
36
Weitere allgemeine qualitative Kennzahlen können sein (Weber & Schäffer 2008: 175;
Gleich & Klein 2010: 49ff): Markt- und Kund/innenkennzahlen (z.B. Marktanteil,
Akquisitionsrate), Prozesskennzahlen (z.B. Fehlerquote, Kapazitätsauslastung),
Mitarbeiter/innen-Kennzahlen (z.B. Krankenstand, Fluktuation) und Innovationskennzahlen
(z.B. Innovationsrate, Vorschlagsquote).
Einen besonderen Stellenwert haben Kennzahlen im Bereich Personal, da
Mitarbeiter/innen einen wesentlichen, wenn nicht sogar den entscheidenden Faktor für die
erfolgreiche Führung von SWO darstellen. Es wird davon ausgegangen, dass motivierte,
zufriedene Mitarbeiter/innen der Organisation in der Regel länger erhalten bleiben und ihre
Einsatzbereitschaft und ihre Ideen die treibende Kraft der Weiterentwicklung sind.
Leistungsorientierte Vergütung scheint hierbei einen eher untergeordneten Stellenwert zu
besitzen, die Identifkation mit der Organisation und der Sozialen Dienstleistung an sich
sowie ein unterstützendes Umfeld scheinen hingegen relevanter zu sein (Bono 2010: 110ff,
ebd.: 142ff). Ein weiteres Spezifikum von SWO ist der Einsatz von ehrenamtlichen
Mitarbeiter/innen, welche für die erfolgreiche Erstellung von Sozialen Dienstleistungen
oftmals ausschlaggebend sind (Roß 2014: 435f). Beispiele für Kennzahlen zu
Mitarbeiter/innen werden in Tabelle 4 dargestellt (Bono 2006: 173ff, Bono 2010: 142f, Halfar
et al 2014: 239ff):
Bereich Beispiele für Kennzahlen
fixes Personal durchschnittliche Wochenarbeitszeit
Teilzeitquote
Neueinstellungsquote
Überstundenquote
abrechenbare Zeiten je Mitarbeiter/in
Personalbeschaffungskosten je Eintritt
Krankenstandsquote
Fehlzeitenquote
Fluktuationsquote
Fortbildungstage
Ehrenamtliche Leistungszeit
Zugehörigkeitsdauer
Ehrenamtlichkeitsquote
durchschnittlicher Personalaufwand
Tabelle 4: Kennzahlen für Mitarbeiter/innen (eigene Darstellung)
Entsprechend der jeweiligen Rahmenbedingungen der SWO können die einzelnen
Kennzahlen in der Praxis ausgewählt, adaptiert bzw. (weiter-) entwickelt werden, so auch
für die GWA. Ausschlaggebend für die Auswahl wird die Art der Sozialen Dienstleistung,
die Form der Finanzierung, der Zugang zu Kund/innen, etc. sein, dies wird im Empirie-Teil
der Arbeit näher erläutert.
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
37
5.3.3 Wirkungskennzahlen
Um intendierte Wirkungen messbar zu machen bedarf es vorab einer Klärung, was
überhaupt bewirkt werden soll (d.h. welche soziale Problemlage soll vermindert, gelöst oder
vermieden werden). Dies kann anhand zuvor definierter, messbarer und überprüfbarer
Indikatoren vorgenommen werden. Sie zeigen die Qualität von Handlungen, Leistungen
und Ergebnissen an. Leistungsqualität bezieht sich auf Strukturen und Prozesse (Output),
Ergebnisqualität auf die unmittelbar Auswirkung (Effect). Indikatoren benötigen stets
Parameter und inhaltliche Maßstäbe (Beurteilungskriterien). Anhand von Messgrößen wie
Kennzahlen erfolgt eine Skalierung, um Sollwerte zu bestimmen, denn nicht-intendierte
Wirkungen bzw. ungewollte Nebeneffekte müssen vermieden werden. Die Planung bedarf
stets des Miteinbezugs sämtlicher Akteursgruppen wie Klient/in, Organisation,
Fördergeber/in und Umfeld. Zusammengefasst bedarf es im Prozess der
Wirkungsorientierung einer umfassenden Problem- und Zielformulierung, eines laufenden
Controllings und einer abschließenden Wirkungsevaluation (Uebelhart 2014: 753f).
Um die Perspektiven aller Stakeholder zu berücksichtigen bietet sich eine Wirkungsmatrix
im Sinne des Performance Manangements an. Dadurch können auch für SWOs typische
Widersprüche aufgezeigt werden, wie in Tabelle 5 dargestellt (Bono 2010: 80ff).
MITARBEITER TEILNEHMER AM
ARBEITSPROJEKT
ABNEHMER DER
PRODUKTE
FINANZIER
OUTPUT Gehalt Beratungs,
Qualifizierungs-
und Anleitungsstunden
Menge der
gekauften
Produkte
Anzahl der im
Arbeitsprojekt
betreuten bzw.
Beschäftigten
Langzeitarbeitslosen
KURZFRISTIGER
EFFECT
regelmäßiges
Einkommen
Stabilisierung finanzieller
und familiärer Aspekte;
Stärkung persönlicher
und beruflicher
Kompetenzen
Nutzen aus dem
Produkt
Anzahl der in
privater
wie in beruflicher
Hinsicht gestärkten
Personen
MITTELFRISTIGER
EFFECT
sicherer
Arbeitsplatz,
berufliche Erfahrung
Integration am
Wohnungs-
und Arbeitsmarkt
Anzahl der
erfolgreich
vermittelten
Langzeitarbeitslosen
IMPACT Zufriedenheit,
Motivation
Zufriedenheit,
Selbstsicherheit,
Lebensfreude
Zufriedenheit,
Bindung an das
Projekt bzw. an
den
Träger
Zufriedenheit,
Finanzierungs-
bereitschaft,
Identifikation
EFFEKTIVES
OUTCOME
Lebensstandard Senkung der
Arbeitslosigkeit in der
Region
produktspezifisch Senkung Kosten
Arbeitsmarktpolitik
EMPFUNDENES
OUTCOME
Attraktivität des
Berufsbilds
Vertrauen in die
wirtschaftliche Stabilität
Verständnis für
Arbeitsprojekte
Zustimmung
der Wähler
Tabelle 5: Wirkungsmatrix Arbeitsprojekt (Bono 2010)
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
38
Performance Management ermöglicht ein neues Verständnis darüber, wie Soziale Arbeit
gesteuert werden kann. Kontovers diskutiert wird in Fachkreisen, inwieweit valide
Verknüpfungen im Rahmen von Ursache-Wirkungsketten überhaupt denkbar sind. In der
Praxis ist der Nutzen von Wirkungsanalysen darin zu sehen, Entscheidungsträger in Dialog
zu bringen und anhand der Betrachtung der Prozessabläufe Lernprozesse in Gang zu
setzen (Bono 2010: 80ff).
Als weiteres methodisches Verfahren der Wirkungsanalyse wäre die Kosten-Wirksamkeits-
Analyse zu nennen. Bei dieser werden nicht-monetäre Wirkungskomponenten erfasst und
entsprechenden Kosten gegenübergestellt werden (z.B. Kosten für Senkung der
Säuglingssterblichkeit um bestimmten Prozentsatz). Die Zahlungsbereitschaftsmessung
hingegen sagt aus, wieviel eine Verbesserung der Lebensqualität in Geldeinheiten für das
Individuum wert wäre (z.B. Wie hoch wäre der maximal akzeptierte Preis für eine soziale
Dienstleistung). Das QUALY-Konzept wiederum beurteilt Handlungsalternativen in Bezug
auf Restlebenserwartung und Lebensqualitätseffekte (z.B. nach erfolgter Chemotherapie).
Es versteht sich an dieser Stelle von selbst, dass ethische Aspekte eine wesentliche Rolle
für Wirkungsmessungen spielen können und daher stets miteinbezogen werden müssen.
Ergänzend zu den bereits genannten spezifischen Kennzahlen für SWO können
beispielhaft Wirkungsindikatoren genannt werden (Bono 2010: 146ff): Einstellung und
Verhalten (z.B. Sensibilisierungsquote, Verhaltensänderungsquote), gesellschaftlicher
Status (z.B. Arbeitsquote, Quote selbständiges Wohnen, Quote Sozialer Aufstieg) sowie
Gesundheit (z.B. Rückgang gesundheitlicher Probleme, langfristige
Gesundheitsverbesserung).
In den letzten Jahren stand in Österreich, ausgehend durch Publikationen der
Wirtschaftsuniversität Wien, der Social Return on Investment im Interesse der NPO-
Forschung. Die SROI-Analyse erhebten den Anspruch, derzeit am umfassendsten die
Komplexität von SWO in Bezug auf Wirkung zu evaluieren. Kausalzusammenhänge für
Projekte, Programme und Organisationen werden analysiert, die identifizierten Wirkungen
quantifiziert und dem investierten Kapital gegenübergestellt. Die Stakeholder-Perspektive
wird dabei stark berücksichtigt. Es wird ebenfalls betrachtet, ob im Falle des Nicht-
Vorhandenseins der Sozialen Dienstleistung auch alternative Möglichkeiten existiert hätten,
die ähnliche oder gleiche Leistungen bzw. Wirkungen erzeugt hätten (Nettowirkungen).
“Daraus ergibt sich der SROI-Wert, der als Kennzahl die soziale Rendite (Social Return) im
Sinne von gesellschaftlicher Rendite des investierten Kapitals darstellt“ (Schober &
Rauscher 2014: 35ff). Kritisiert wird diese Analyse hinsichtlich ihrer Annahme, dass soziale
Auswirkungen von Interventionen universal messbar und bewertbar sind. Auch die
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
39
allgemeine Vergleichbarkeit verschiedener SWO ist nicht ausreichend gewährleistet
(individuelle Berechnungsmethoden, Parameter und Schwerpunktsetzungen) (Loidl-Keil
2008: 2ff). Als Beispiel für das Ergebnis einer SROI-Berechnung wird das Café Vollpension
herangezogen, wie in Tabelle 6 dargestellt (Burger & Rauscher 2016: 8f).
Stakeholder Investitionen
in Vollpension (in €) soziale Profite
von Vollpension (in €)
Anteil
am
Profit
Senior/innen
Profitieren von einem zusätzlichen
Verdienst, einem gesteigerten
Selbstwertgefühl, dem Gefühl der
individuellen Betreuung, einer
Zunahme von sozialen Kontakten,
einem gesteigertem Know-How,
dem Austausch mit jüngeren
Generationen und Spaß bzw.
Freude an der Sache
176 358 € 33,9%
Gäste Umsatzerlöse 286 462 €
Profitieren durch hausgemachte
Produkte, gute Betreuung und
Atmosphäre, dem Wissen "etwas
Gutes zu tun", der Sensibilisierung
für das Thema und gemeinsamen
Aktivitäten mit Senior/innen
121 249 € 23,3%
Mitarbeiter/innen
Profitieren durch ein fixes Ein-
kommen, dem Wissen "etwas Gutes
zu tun", der Sensibilisierung für
das Thema, einer gestiegenen
Kritik- und Konfliktfähigkeit und
einem Know-How-Gewinn
93 544 € 18,0%
Öffentliche Hand
Profitiert von zusätzlichen Steuerein-
nahmen, zusätzlichen Beiträgen zur
Sozialversicherung und Einsparung
von Arbeitslosengeld
72 384 € 13,9%
Spender/innen
Sponsor/innen
Preisgelder,
Förderung 8 950 €
Profitieren von einem Beitrag zur
Stadtentwicklung, der Belebung
des unmittelbaren Umfelds und
der Erfüllung der Mission Armuts
bekämpfung
43 841 € 8,4%
Lieferant/innen Profitieren von (zusätzlichen)
Aufträgen 12 218 € 2,4%
Darlehensgeber/innen Darlehen 18 569 € Profitieren von Zinszahlungen 105 € 0,0%
Eigentümer/innen Eigenkapital 7 500 €
Profitieren von der Erfüllung der
Mission; Erleiden einen finanziellen
Verlustes
-26 910 € N/A
SUMME 321 481 € 492 789 € 100,0%
SROI 1,53
Tabelle 6: SROI-Berechnung Cafe Vollpension (nach Burger & Rauscher 2016)
Bei diesem Sozialgastronomieprojekt für den intergenerationalen Austausch zwischen Jung
und Alt bereiten geringfügig angestellte Senior/innen Mehlspeisen nach alten
Familienrezepten zu. Die Gäste sind meist jüngere Personen und interessiert an den
Lebensgeschichten der Mitarbeiter/innen.
Controlling von Sozialen Dienstleistungen
40
Es ergibt sich für den Eigentümer Coca Cola Österreich zwar im Betrachtungszeitraum
2015 kein Gewinn aufgrund der Investitionen, der SROI ist jedoch positiv mit einem Wert
von 1,53 (ergibt für jeden investierten Euro eine “Rentabilität” von € 1,53) (Burger &
Rauscher 2016: 8f).
Nach der ausführlichen Beschreibung der Möglichkeiten und Rahmenbedingungen des
Controllings von SWO und der Bedeutung von Kennzahlen wird der theoretische Teil der
vorliegenden Arbeit nun abgeschlossen. In den nächsten Kapiteln folgt eine
Auseinandersetzung mit konkreten Sozialen Dienstleistungen am Beispiel von
ausgewählten Projekten innerhalb der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit bei der Caritas
Wien. Die aus der Literatur gewonnen Erkenntnisse sollen in Bezug zu diesem Praxisfeld
gesetzt und abschließend diskutiert werden.
Forschungsmethode
41
6. FORSCHUNGSMETHODE
Das folgende Kapitel setzt sich mit den forschungsmethodischen Zugängen der qualitativen
Forschung auseinander. Es werden das Forschungsinteresse, die Methodenwahl, die
Samplingstrategie, die Erhebungsinstrumente und die Vorgehensweisen bei der
Auswertung der erhaltenen Daten beschrieben.
6.1 Forschungsinteresse und Fragestellung
Der Forschungsprozess zeigt sich als mehrstufiger Prozess, dessen erster Schritt die
Festlegung des Forschungsinteresses ist. Dieses Interesse ist am Anfang oftmals
unspezifisch und breit gefächert, benennt eher einen Bereich von Phänomenen bzw. ein
Feld (Helfferich 2009: 26f). Im konkreten Fall handelt es sich dabei um die
Steuerungsmechanismen, welche die Sozialwirtschaft prägen. Weiters um Besonderheiten,
die Soziale Dienstleistungen aufweisen und den Bedarf von SWO-spezifischem Controlling.
Um eine Forschungsfrage formulieren zu können muss der aktuelle Stand der Forschung
aufgearbeitet werden. Es muss definiert werden, welche Ergebnisse im Forschungsfeld
bereits vorliegen und nicht mehr erhoben werden müssen, wie etwa empirische Ergebnisse
anderer Untersuchungen (Gläser & Laudel 2010: 75). Die vorhandene Literatur zu
Sozialwirtschaft, Sozialen Dienstleistungen, Gemeinwesenarbweit und SWO-Controlling
wurde in den letzten Kapiteln aufgearbeitet.
Empirische Untersuchungen sollen generell eine Wissenslücke schließen, Widersprüche
erklären, neues Wissen produzieren oder zumindest den Bedarf für neuerliche
Untersuchungen aufzeigen (Gläser & Laudel 2010: 63). Die grundsätzliche Fragestellung
einer qualitativen Erhebung beeinflusst den kompletten Untersuchungsplan in den
unterschiedlichen Phasen: die Auswahl und die Konzeption des Forschungsdesigns, den
Zugang zum Feld, die Bestimmung relevanter Samples, die Art der Datenerhebung und die
Auswertung. Die Forschungsfrage soll anhand des gewonnenen Materials reflektiert,
verfeinert und gegebenenfalls erweitert werden. Als Forschende/r sollte man stets offen
bleiben für neue Erkenntnisse und überraschende Wendungen. Zu beachten ist
darüberhinaus die Menge an produzierten Daten, eine begründete und zielführende
Auswahl muss getroffen werden (Flick 2009: 132f). Die Forschungsfrage muss daher
konkret formuliert und durch die Wahl der Untersuchungsmethoden beantwortbar sein.
Denn in der qualitativen Forschung ist eine vollständige Beschreibung der gesammelten
Daten weder möglich noch sinnvoll. Die Person des Forschers/der Forscherin spielt eine
wesentliche Rolle bei der Erhebung und Auswertung, legt er/sie doch die Grundlage für die
Auswahl der gewonnenen Ergebnisse (Gläser & Laudel 2010: 63f).
Forschungsmethode
42
Die Darstellung in Abbildung 8 soll als Zwischenfazit die Erkenntnisse aus dem Theorieteil
der Arbeit zusammenfassen und in die Forschungsfrage überleiten.
Abbildung 8: Sozialwirtschaft, GWA und SWO-Controlling (eigene Darstellung)
Entsprechende Überlegungen zur vorliegenden Arbeit lauten wie folgt: SWO erstellen
Soziale Dienstleistungen und unterliegen in betriebswirtschaftlicher Hinsicht einigen
Besonderheiten. Es gibt unterschiedlichste Anspruchsgruppen, wie etwa
Fördergeber/innen, Sponsor/innen, Klient/innen und Mitarbeiter/innen, die Soziale
Dienstleistungen beeinflussen können. Daher stellt sich die Frage nach den konkreten
Zusammenhängen zwischen Finanzierung, Zielsetzungen, Controlling und den Inhalten
bzw. Zielen einer SWO. Als Forschungsfeld wurden Projekte im Bereich der Gemeinwesen-
und Stadtteilarbeit bei der Caritas Wien ausgewählt. Die konkreten Forschungsfragen lautet
demzufolge:
„Wie ist das Controlling bei ausgesuchten Projekten der Caritas Wien im Bereich
Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit aufgebaut?“
„Werden Kennzahlen innerhalb der ausgesuchten Projekte der Caritas Wien im
Bereich Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit eingesetzt und wenn ja, in welcher Form?
Es soll erforscht werden, welche Besonderheiten die Gemeinwesenarbeit bei der Caritas
Wien aufweist. Interessant ist auch, welchen Einfluss die Art der Finanzierung auf die
Steuerung hat. Weiters welche Zielsetzungen es gibt und wie diese überprüft bzw. an die
Stakeholder kommuniziert werden. Beantwortet werden soll auch die Frage, ob und in
Forschungsmethode
43
welcher Form Kennzahlen verwendet werden. Und welche Kennzahlen darüberhinaus
wünschenswert wären und warum. Die detaillierten Fragestellungen der vorliegenden
Masterarbeit lauten demzufolge:
• Welche Besonderheiten weisen die ausgewählten Projekte auf (z.B. Konzept,
Zielgruppen, Finanzierungsform)?
• Wie werden Zielsetzungen in den unterschiedlichen Projekten formuliert, überprüft
und dargestellt?
• Welche SWO-spezifischen Kennzahlen können für diese Projekte interessant sein
bzw. entwickelt werden?
Als geeignete Forschungsmethode wird ein zweistufiges Forschungsdesign der
Qualitativen Forschung gewählt. Anhand von qualitativen Interviews, genauer gesagt
Expert/innen-Interviews, und einer ergänzenden Dokumentenanalyse sollen die
Fragestellungen zu Kennzahlen, Zielen und Controlling beantwortet werden. Als
Begründung für die Wahl dieser Methodik werden theoretische Grundlagen zu qualitativer
Forschung herangezogen.
So ist der Ausgangspunkt humanwissenschaftlicher Forschung immer der Mensch an sich
(Orientierung am Subjekt, Postulat 1) (Mayring 2002: 20). Insbesondere bei Expert/innen-
Interviews steht die Person in ihrem beruflichen Kontext und mit ihrem betriebsinternen
Wissen im Vordergrund (Meuser & Nagel 2005: 71ff). Weiters sollte am Anfang einer
Analyse eine möglichst genaue und umfassende Beschreibung des Gegenstandbereichs
durchgeführt werden (Deskription, Postulat 2) (Mayring 2002: 21). Auf Basis des
theoretischen Teils der Arbeit wird zu Beginn daher das untersuchte Feld, die ausgewählten
Projekte im Bereich der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit bei der Caritas Wien,
beschrieben. Weiters unterliegt der Forschungsprozess bis zu einem gewissen Grad der
subjektiven Herangehensweise der Forscher/innen und Bedeutungen können erst durch
Interpretationen erschlossen werden. Dies gilt insbesondere für Analysen von schriftlichen
Materialien, Interviews, etc. (Interpretation, Postulat 3). Untersuchungen sollten
darüberhinaus möglichst im natürliches, alltäglichen Umfeld der Personen durchgeführt
werden. Dies soll mögliche Verzerrungen durch künstlich herbeigeführte Situationen
verringern (Postulat 4). Abschließend sind Verallgemeinerungen für Ergebnisse qualitativer
Forschung nicht automatisch möglich, sondern müssen für den Einzelfall argumentiert
werden (Postulat 5) (Mayring 2002: 22f). Da das Forschungsfeld sich auf eine spezifische
SWO und einen ausgewählten Tätigkeitsbereich (GWA) bezieht, ist eine Interpretation der
Ergebnisse auch nur mit Bezug auf diesen Rahmen möglich. Es wäre erst in einem weiteren
Schritt denkbar aufgrund der erstellten Kategorien und Erkenntnisse ein umfassenderes
Forschungsmethode
44
Forschungsdesign zu planen. Diese Arbeit ist als Ansatz zu verstehen, die Komplexität von
Controlling in der Gemeinwesenarbeit versuchsweise abzubilden.
Während des Prozesses der Erstellung der Masterarbeit wurde seitens der Autorin ein
Forschungstagebuch geführt, welches Ideen und Gedanken zum Forschungsablauf sowie
Literaturhinweise dokumentiert. Weiters enthält es Protokolle von Treffen mit der Caritas
Wien und den Lehrenden am FH Campus Wien. Es wurde im Laufe des
Forschungsprozesses immer wieder zur Reflexion bzw. zur Ideensammlung
herangezogen. Generell können zur Ergänzung von Interviews und anderen Dokumenten
für die Auswertung erhaltener Daten auch Feldnotizen oder Forschungstagebücher
herangezogen werden. Der Vergleich dieser Dokumente soll unterschiedliche Sichtweisen
im Forschungsprozess ermöglichen. Dies ist vor allem für eine Forschungsgruppe mit
mehreren Personen relevant (Flick 2016: 377).
6.2 Qualitative Interviews
Als Erhebungsmethodik im sozialen Kontext hat sich das qualitative Interview bewährt. Im
folgenden Abschnitt wird darauf eingegangen, welche Spezifika das Interview mit
Expert/innen aufweist und welche Schritte in der praktischen Umsetzung zu beachten sind.
6.2.1 Besonderheiten des Expert/innen-Interviews
Die grundsätzliche Definition eines Interviews ist beschrieben als „ein planmäßiges
Vorgehen mit wissenschaftlicher Zielsetzung, bei dem die Versuchsperson durch eine
Reihe gezielter Fragen oder mitgeteilter Stimuli zu verbalen Informationen veranlasst
werden soll“ (Schauch 1967: 70, zitiert nach Lamnek 2005: 330). Als passendes Instrument
für die verbale Erhebung der Daten wird das leitfadenorientierte Expert/innen-Interview
gewählt. Als Expert/innen werden Personen bezeichnet, die aufgrund ihrer
Repräsentant/innenfunktion besondere Erkenntnisse zum Forschungsgegenstand
besitzen. Gegenstand der Analyse ist nicht der Mensch in seinem gesamten Lebensumfeld
und seiner Biographie, sondern vor allem organisatorische, berufliche und institutionelle
Erfahrungen. Der Expert/innen-Status wird von der forschenden Person verliehen und es
sollte nach den Kriterien der Problemlösungskompetenz und der Entscheidungsstruktur
selektiert werden (Meuser & Nagel 2005: 71ff).
Expert/innen müssen sorgfältig ausgewählt sein, um tatsächlich über das erforderliche und
speziell ihnen zugeschriebene Rollenwissen zu verfügen. Es ist ratsam, von mehreren
Interviewpartner/innen Informationen über den gleichen Sachverhalt einzuholen, um die
Thematiken von einer im Interview auftauchenden allzu persönlichen Perspektive trennen
zu können. Folgende Fragestellungen bieten sich zur Auswahl an: Wer verfügt über die
Forschungsmethode
45
richtigen Informationen? Wer ist in der Lage diese preiszugeben? Wer ist bereit interviewt
zu werden? Wer ist verfügbar? (Gläser & Laudel 2010: 117). Expert/innen können prinzipiell
verschiedene Formen des Wissens zur Verfügung stellen: Betriebswissen (zu betrieblichen
Praktiken in der jeweiligen repräsentierten Institution), Deutungswissen (aufgrund ihres
Sachverständigen-Status innerhalb und außerhalb der Organisation) und Kontextwissen
(bezogen auf weitere Inhalte, die im Zentrum der Forschung stehen). Je nach Fragestellung
des Forschungsvorhabens sollte entschieden werden, welche Perspektiven gewählt bzw.
miteinander verknüpft werden (Przyborski 2010: 132f). Für die Erstellung dieser Arbeit
erwies sich primär das Betriebswissen als interessantes Feld der Forschung. Bei den
befragten Projektleiter/innen im Bereich Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit bei der Caritas
Wien kann aufgrund ihres Status von ausreichenden Kenntnissen bezüglich der
Forschungsfrage ausgegangen werden (GWA, Ziele, Controlling, etc.) und sie wurden
daher als Expert/innen ausgewählt.
6.2.2 Erstellung des Leitfadens
Entscheidend für ein zielführendes Expert/innen-Interview ist der Leitfaden. Dieser kann
stärker strukturiert sein als in qualitativen Interviews üblich, da nach relevanten
Informationen gezielt gefragt bzw. zu spezifischem Erzählen aufgefordert wird.
Thematische Sprünge sind hierbei natürlich möglich. Der Vorteil des Leitfadens liegt in der
erleichterten Auswertung, da Unterthemen quer durch alle Interviews verfolgt werden
können (Helfferich 2009: 179f). Zur Auswahl der passenden Fragestellungen werden zwei
primäre Fragetypen unterschieden, und zwar nach inhaltlichen und funktionalen Aspekten.
Bei Fragen nach dem Inhalt werden vier weitere Unterkategorien genannt: Fragen nach
Erfahrungen (indivuduelle Beobachtungen und Erfahrungen aus dem betrieblichen Alltag
bzw. aus der Berufslaufbahn), Wissensfragen (akkumuliertes Wissen abseits vom eigenen
Erleben), Hintergrundfragen (demographische Daten) und Meinungsfragen (zu Prozessen,
Handlungszielen und Motiven). Die Gesamt-Typisierung wird in Abbildung 9 dargestellt
(Gläser & Laudel 2010: 122ff).
Abbildung 9: Typisierung von Interviewfragen (Gläser und Laudel 2010)
Forschungsmethode
46
Zur Erstellung eines strukturierten Leitfadens bietet sich das SPSS-Prinzip an („Sammeln
– Prüfen – Sortieren – Subsumieren“). In einem ersten Schritt werden möglichst viele
Fragen in Form eines Brainstormings gesammelt (Was möchte ich wissen? Was interessiert
mich?). Daran anschließend wird die erstellte Fragenliste unter den Aspekten des
Vorwissens und der Offenheit reduziert und hinsichtlich der Prioritäten der Forschungsfrage
geprüft. Die verbleibenden Fragen werden sortiert sowie Themenblöcke und Hauptfragen
gebildet, welche die Struktur des Leitfadens festlegen (Helfferich 2009: 182ff).
Bei der Erstellung des in Anhang A beigefügten Fragebogens lag der Fokus bei inhaltlichen
Aspekten, konkret bei Faktenfragen nach Erfahrungen im jeweiligen Projekt.
Steuerungsfragen spielten bei der Gestaltung des Gesprächsablaufs ebenfalls eine Rolle
(als Erzählanregungen, Einleitungsfragen sowie Wiederaufnahmefragen). Die
Vorgehensweise laut SPSS-Prinzip wurde befolgt. Im Leitfaden gab es 12 Fragen, wobei
diese in 4 Kategorien unterteilbar sind (Projektbeschreibung als Einleitungsfrage,
Finanzierung des Projektes und deren Auswirkung, Zielsetzungen, Erfolgsmessung und
Kennzahlen, wünschenswerte Kennzahlen als Abschlussfrage). Es wurden Unterfragen
vorformuliert, um bei Bedarf gezielt nachfragen zu können.
Die Prinzipien der Gesprächsführung waren bei der Erstellung des Leitfadens gewährt. Das
Interview soll sich vom Allgemeinen zum Spezifischen hin orientieren und an der
Perspektive der Befragten seinen Ausgangspunkt nehmen. Daher empfiehlt sich eine
offene, eventuell narrative Einstiegsfrage (Kriterium der Offenheit). Daran anschließend
und im Zuge des Gesprächsverlaufs ergeben sich spezifischere Nachfragen, die
„signifikante Konfigurationen“ beleuchten (Kriterium der Spezifität). Fragen sollen generell
so gestellt werden, dass die Sachverhalte in Hinblick auf ihre subjektive bzw. institutionelle
Relevanz hin analysiert werden können (Kriterien der Kontextualität und Relevanz).
(Przyborski 2010: 140f). Für eine effektive Planung von Interviews wird eine Orientierung
an den typischen Phasen der Gesprächsführung empfohlen (Lueger 2010: 175):
1. Interviewplanung (Auswahl potentieller Gesprächspartner/innen und Klärung des
Zugangs,…),
2. Kontaktaufnahme (Erstkontakt, Vorstellung des Anliegens und
Vorabinformationen,…),
3. Gesprächseinstieg (Einwilligung zur Tonbandaufnahme, Rahmenbedingungen
klären, weitere Verwendung der Daten besprechen,…),
Forschungsmethode
47
4. Hauptgespräch
o narrative Einstiegsphase
o gesprächsimmanentes Nachfragen (Klärungen, Vertiefungen, offene
Formulierungen)
o exmanentes Nachfragen (Themen die noch nicht angesprochen wurden)
und
o Resümee
5. Nachgespräch (informeller Austausch, Fixierung von Vereinbarungen,
Verabschiedung).
Abschließend empfiehlt sich für die Durchführung eines Expert/innen-Interviews eine
gesprächssteuernde Vorgehensweise, die sich an den zuvor ausformulierten
Fragestellungen orientiert. Die ermöglicht es seitens des/der Interviewers/in, die Anzahl von
misslungenen Interviews zu minimieren. Darunter werden folgende Szenarien verstanden
(Lueger 2010: 175):
• ein Abblocken des/r Expert/in, da er/sie gar kein/e Expert/in ist
• ein Gesprächsverlauf über interne betriebliche Verwicklungen statt über das
eigentliche Thema
• ein laufender Rollenwechsel zwischen Expertenrolle und Privatmensch
• ein „rhetorisches Interview“ (Monolog des/der Experten/in anstatt Frage-Antwort-
Ablauf).
Ein gut strukturierter Leitfaden und eine sorgfältige Auswahl der Interviewpartner/innen
können sehr unterstützend dabei wirken, misslungene Interviews weitestgehend zu
vermeiden (Flick 2016: 216f).
6.2.3 Samplingstrategie
Im Forschungsprozess müssen regelmäßig Entscheidungen getroffen werden, die sich auf
die Qualität der gewonnenen Daten bzw. die Auswertung auswirken (z.B. welche Personen
befragt werden, welche Interviews für die Auswertung berücksichtigt werden, etc.). Obwohl
für qualitative Erhebungen als Auswahlstrategie oftmals theoretisches Sampling empfohlen
wird, ist das Expert/innen-Interview eher dem statistischen Sampling zuzuordnen (Flick
2016: 154ff). Dies trifft auf die vorliegende Arbeit insbesondere zu, da die Grundgesamtheit
der Stichprobe und deren Größe bereits vorab bekannt waren. Die Merkmalsverteilung
kann ebenfalls als bekannt angenommen werden, da der Status „Projektleiter/in“ bereits
feststand. Das Sampling war beendet, als die gesamte Stichprobe untersucht wurde (d.h.
nach dem letzten Interview). Im Gegensatz dazu unterliegt beim theoretischen Sampling
die Auswahl der Stichprobe einem laufenden Prozess, d.h. es kommen wiederholt neue
Forschungsmethode
48
Interviewpartner/innen hinzu. Das letzte Interview zeichnet sich durch einen Grad an
Sättigung aus, da keine neuen Erkenntnisse mehr gewonnen werden können (Flick 2016:
161). An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass im vorliegenden Fall vorab keine - wie
in der qualitativen Sozialforschung üblichen - kontrastierenden Extremfälle oder typische
Fälle bestimmt werden konnten, da die Interviewpartner/innen lediglich nach ihrer
Expert/innen-Funktion ausgewählt wurden (Helfferich 2009: 172f).
6.2.4 Durchführung der Interviews
Bei einem Vorgespräch zwischen der Autorin und der Bereichsleitung im August 2016
wurde die Auswahl der Interviewpartner/innen festgelegt. Die Interviewpartner/innen
wurden im Anschluss daran über die Assistenz der Bereichsleitung bezüglich der
bevorstehenden Interviews per E-Mail über informiert. In der E-Mail waren Informationen
zu Forschungsfrage sowie die Kontaktdaten der Autorin enthalten. Der Bereichsleitung und
der Assistenz kommt somit eine „Türwächter“-Funktion zu, da sie den Zugang zum Feld
ermöglicht haben (Wolff 2004: 342). In weiterer Folge kam es zu einer Kontaktaufnahme
seitens der Autorin mit den Projektleiter/innen. Es waren sechs Interviews zu sieben
Projekten geplant, da eine Leitung für insgesamt drei Projekte zuständig war. Die
schlussendlich fünf Interviews fanden im Zeitraum Februar bis April 2017 in den jeweiligen
Büro-Räumlichkeiten der Caritas Wien in den Wiener Gemeindebezirken Favoriten,
Hernals und Döbling statt (Ankerbrot-Fabrik, Stand 129, Brunnenpassage und young
caritas Gürtelbögen).
Eine Auseinandersetzung mit ethischen Fragen ist für qualitative Interviews obligatorisch.
So muss eine schriftliche Einwilligungserklärung der Interviewpartner/innen vorliegen, die
Aspekte wie den Datenschutz, die Garantie der Vertraulichkeit, die Anonymisierung der
Transkripte, das Trennungs- und Löschungsgebot der Audioaufnahmen/Transkripte sowie
die Verplichtung der Mitarbeitenden auf die Wahrung des Datengeheimnisses umfasst
(Helfferich 2009: 190f). Die Interviews bei der Caritas Wien dauerten zwischen 30 und 45
Minuten und wurden anhand des zuvor erstellten Leitfadens unter Zuhilfenahme eines
Diktationsgerätes geführt. Es wurden seitens der Autorin stichworthafte Notizen getätigt,
um für detaillierte Nachfragen Anhaltspunkte zur Verfügung zu haben. Eine
Einverständniserklärung wurde jeweils zu Beginn des Interviews unterfertigt und
anschließend elektronisch zugesendet. Die Gesprächsatmosphäre wurde seitens der
Studierenden als sehr offen, wertschätzend und kooperativ empfunden. Es kam nach jedem
Interview im Anschluss zu einem informellen Austausch und in zwei Fällen wurden
weiterführende Informationen zur SROI-Analyse seitens der Autorin elektronisch
zugesendet. In einem Fall kam es durch die Studierende zu einer ersten Vernetzung
bezüglich einer möglichen weiteren Kooperation zwischen der FH Campus Wien und einem
Forschungsmethode
49
Caritas-Projekt. Es wurden zu jedem Interview Zusatzprotokolle angelegt, um
Informationen im Zuge des informellen Austausches sowie Folgeaktivitäten nach den
Interviews festzuhalten. Eine Anonymisierung der Ergebnisse sowie die Zusendung der
fertig gestellten Masterarbeit wurden seitens der Autorin mit der Bereichsleitung vereinbart.
6.3 Dokumentenanalyse
Der Grundgedanke der Dokumentenanalyse ist, sich zusätzlich auch mit Material
auseinanderzusetzen, dass nicht erst im Zuge der Forschung anhand der Datenerhebung
generiert werden muss. Insbesondere zeichnet die Dokumentenanalyse die Vielfalt des
betrachteten Materials aus. Einen entscheidenden Stellenwert hat die qualitative
Interpretation des Dokuments (Mayring 2002: 47). Es können betriebliche Dokumente
ergänzend zu qualitativen Interviews ebenso für Forschungszwecke herangezogen
werden. Dazu zählen etwa Verträge, Entwürfe, Statistiken, Jahresberichte, u.v.m. Es
werden extra für die Forschung erstellte und ohnehin existierende Dokumente differenziert.
Weitere Unterscheidungsmerkmale können sein: persönlich und offiziell, privat und
staatlich, offen-veröffentlicht (frei zugänglich für alle), archiv-öffentlich, begrenzt zugänglich
(z.B. Gerichtsakten) und unzugänglich für Dritte (Flick 2016: 321ff). Für den Erkenntniswert
werden folgende Kriterien herangezogen: die Art des Dokuments, die äußeren Merkmale,
die Intendiertheit, die Nähe zum Gegenstand und die Herkunft (Mayring 2002: 48). Bei der
Auswahl von Dokumenten ist zu beachten, dass sie eher als Mittel der Kommunikation
betrachtet werden, die für spezifische praktische Zwecke erstellt wurden. Sie sind in der
Regel nicht als Fakten oder „unbeeinflusste“ Daten zu sehen. Sie sollten unter den Kriterien
der Authentizität, der Glaubwürdigkeit, der Repräsentativität und der Bedeutung für die
Forschung ausgewählt werden. Wenn der Kontext ihrer Herstellung und Verwendung
berücksichtigt wird, können Dokumente eine sinnhafte Ergänzung zu weiteren Daten sein
(z.B. Wer hat welches Dokument für wen erstellt? Was wurde weggelassen und warum?)
(Flick 2016: 321ff). In Bezug auf die Caritas Wien ist das Ziel, die Verschriftlichung von
Kennzahlen in vorhandenen Dokumenten zu erforschen (z.B. anhand von veröffentlichten
Jahresberichten und sonstigen Projektdokumentationen, etc.). Dies soll als ergänzende
Informationsgrundlage bei der Auswertung dienen.
Die Dokumentananalyse lässt sich in ein vierstufiges Verfahren gliedern (nach Mayring
2002: 48f): Am Beginn steht eine klare Fragestellung. Danach wird definiert, was als
Dokument gültig ist. In einem dritten Schritt werden die Quellen kritisiert. Dabi wird die
Aussagekraft der Dokumente eingeschätzt und deren Wert für die Beantwortung der
Fragestellung festgelegt. In einem letzten Schritt werden die Dokumente im Sinne der
Fragestellung interpretiert
Forschungsmethode
50
In Bezug auf die Caritas wien lautet die Fragestellung, welche Kennzahlen zu welchem
Zweck, für wen und in welcher Form schriftlich dargestellt werden. Dies soll ebenso der
Erfassung eines „status quo“ in Zusammenhang mit Kennzahlen dienen. Die erhaltenen
Unterlagen stellen Jahresberichte, Dokumentationen und sonstige Publikationen wie
Broschüren oder Projektinformationen dar. Es wird ein Vergleich zwischen den Ergebnissen
aus den Qualitativen Interviews und möglichen neuen bzw. fehlenden Erkenntnissen aus
der Dokumentenananlyse vorgenommen. Die erhaltenen Dokumente sollen es
grundsätzlich auch ermöglichen, die Wahrnehmung und den Umgang mit Kennzahlen
durch die Projektleiter/innen zu erforschen. Da in den Interviews konkret nach verwendeten
Zahlen gefragt wird, ist interessant, ob exakt die genannten (Kenn-)Zahlen verschriftlicht
werden bzw. andere oder gar keine und welche Aussagekraft diese hinsichtlich der
Erfolgsmessung bzw. der Zielerreichung haben.
6.4 Methodik der Auswertung
Zur weiteren Bearbeitung der gewonnenen Daten aus den Interviews wurde als Grundlage
die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) in Kombination mit Modellen für
Expert/innen-Interviews herangezogen (Meuser & Nagel 2005, Lueger 2010, Gläser &
Laudel 2010). Weiters wurden für erhaltene schritliche Unterlagen und die Analyse der
öffentlich zugänglichen Materialien (z.B. Webpage, Drucksorten) die Dokumentenanalyse
nach Flick (2016) verwendet.
6.4.1 Auswertung der Interviews
Im Anschluss an die Interviews werden als erster Schritt die auf Tonband aufgezeichneten
Protokolle verschriftlicht (Transkription). Transkripte sollen es ermöglichen, verbal
Kommuniziertes und Gesprächverhalten für die wissenschaftliche Analyse in
Schriftsprache verfügbar zu machen. Dies erfolgt nach allgemeinen Transkriptionsregeln in
anonymisierter Form anhand von zumeist elektronischen Vorlagen wie Microsoft Word. Auf
den erstellten schriftlichen Dokumenten sind die Identitäten der Interviewpartner/innen mit
Kodierungen versehen, die keinen Rückschluss auf die tatsächlichen Namen zulassen
(Langer 2010: 515ff). Bei narrativen oder konversationsanalytischen Interviews wird bei
der Transkription bzw. Interpretation großer Stellenwert auf Pausen, Stimmlagen und
weitere nonverbale Elemente gelegt. Dies ist bei der Transkritption von Expert/innen-
Interviews nicht notwendig, da die Inhalte im Vordergrund stehen. Eine Transkription der
gesamten Tonaufnahme ist ebenso nicht der Normalfall. Bei den bereits erwähnten
„misslungenen“ Interviews kann die Trankription kürzer und selektiver als bei ergiebigeren
Interviews ausfallen. Die Transpkrition von Betriebswissen fällt weiters meist umfassender
aus als jene von Kontextwissen (Meuser & Nagel 2005: 83). Nach den Interviews mit den
Projektleiter/innen der Caritas Wien wurden sämtliche Audioaufnahmen vollständig
Forschungsmethode
51
transkribiert. Die Transkripte wurden anonymisiert und getrennt von den Angaben zu den
interviewten Personen aufbewahrt. Die gesammelten Audiodateien werden im Anschluss
an die Fertigstellung der vorliegenden Masterarbeit gelöscht. Der nächste Schritt ist nun die
regelgeleitete Analyse des erhaltenen Textmaterials.
Die Qualitative Inhaltsanalyse (nach Mayring 2015) versteht sich grundsätzlich als eine
Vorgehensweise zur systematischen und theoriegeleiteten Kommunikationsanalyse. Als
Ziel wird definiert, auf bestimmte Aspekte der Kommunikation Rückschlüsse ziehen zu
können. Qualitative Analyse wird in verschiedenen Aufgabenbereichen angewandt:
Hypothesenfindung und Theoriebildung, Pilotstudien, Einzelfallstudien, Prozessanalysen,
Theorie- und Hypothesenprüfung, etc. Den wissenschaftlich-philosophischen Hintergrund
bietet die Hermeneutik, die Kunstlehre der Interpretation. Diese beschreibt Techniken des
Verstehens von Kommunikation im weitesten Sinn und formuliert wesentliche Grundsätze.
So etwa die exakte Untersuchung der Entstehungsbedingungen (Quellenkunde), die
Darlegung des Vorverständnisses der Forscher/innen und den Verstehensprozess von
vielschichtigen Sinnstrukturen im Material (Mayring 2015: 13ff). Die Auswertung von
Expert/innen-Interviews orientiert sich an der qualitativen Inhaltsanalyse. Beim
Textvergleich steht jedoch die Absicht im Vordergrund, das Repräsentative zu entdecken,
das Überindividuell-Gemeinsame und die geteilten Wissensbestände. Dies wird nicht
anhand von Fallbeispielen dokumentiert, sondern durch typische Äußerungen. Demzufolge
liegt der Schwerpunkt bei der Auswertung primär bei den gemeinsamen Inhalten aus den
erhaltenen Texten und nicht bei der exakten und umfassenden Interpretation der Texte
(Meuser & Nagel 2005: 80f). Eine ausreichende Vergleichbarkeit der Interviewtexte kann
als weitgehend gesichtert angenommen werden, da Expert/innen sich den institutionell-
organisatorischen Kontext teilen und die Interviewführung durch den Leitfaden zumeist sehr
strukturiert und auf Kernthemen fokussiert erfolgt. Leitfäden, die sich an Betriebswissen
orientieren, bieten die Möglichkeit der Hypothesenprüfung. Der Leitfaden wird aufgrund von
Vorformulierungen der therierelvanten Kategorien erstellt, die in die Auswertung
aufgenommen und somit überprüft werden können. Bei der Untersuchung von
Kontextwissen ist das Ziel hingegen die Gewinnung empirischen Wissens und nicht die
Verallgemeinerung empirischer „Tatsachen“ (Meuser & Nagel 2005: 81f).
Für die Expert/innen-Interviews bei der Caritas Wien wird die strukturierende Inhaltsanalyse
(nach Mayring 2015) ewählt, da es deren Ziel ist, bestimmte Themen, Inhalte und Aspekte
aus dem Material herauszufiltern und zusammenzufassen. Dieses Modell wird in vier
Untergruppen verfeinert: formale, inhaltliche, typisierende und skalierende Strukturierung.
Durch den Leitfaden bzw. die Theorie ergibt sich ein Kategoriensystem von
Forschungsmethode
52
Strukturdimensionen samt Ausprägungen, welches nun an das gesamte Textmaterial
herangetragen wird. Dies wird als deduktive Kategorienbildung bezeichnet. (Mayring 2015:
97ff). Das Ablaufmodell strukturierender Inhaltsanalyse wird in Abbildung 10
überblicksmäßig dargestellt und anschließend bezogen auf die Auswertung von
Expert/innen-Interviews näher beschrieben (Mayring 2015: 98).
Abbildung 10: Strukturierende Inhaltsanlyse (Mayring 2015)
Nach der Transkription erfolgt als nächster Schritt die Paraphrasierung zur ersten
Verdichtung des Textes. Eine Paraphrase soll die Chronologie des Gesprächsverlaufs
widerspiegeln, d.h. in den Worten des/der Forscher/in werden textgetreu die Inhalte
wiedergegeben. Es gibt die Möglichkeit zu zusammenfassenden oder detaillierten
Paraphrasen. Eine gut verwendbare Paraphrase ist nicht-selektiv bezogen auf die
behandelten Themen und protokollarisch auf den Inhalt gerichtet. Antizipierte Aspekte und
Themen dürfen durch eine Reduktion nicht verloren gehen (Problem der Reduktion von
Komplexität). Es darf nichts weggelassen, nichts ergänzt oder verändert wiedergegeben
werden. Inhalte dürfen außerdem nicht durch voreiliges Klassifizieren verzerrt bzw. durch
vorschnelles „Themenraffen“ unterschlagen werden. Am Ende sollten die ersten
Paraphrasen nochmals durchgesehen und gegebenfalls revidiert werden (Meuser & Nagel
2005: 83f).
Forschungsmethode
53
Im nächsten Schritt werden paraphrasierte Passagen eines Textes mit ähnlichen Themen
zusammengestellt und Hauptüberschriften zugeordnet (Kodierung). Diese Kategorien sind
textnah vorzunehmen und sollten die Terminologie der Interviewten aufgreifen. Eine
Zerteilung und wiederholte Verwendung einzelner Sequenzen ist erlaubt. Die Begründung,
warum ein Textteil unter eine bestimmte Kategorie fällt, muss schlüssig und intersubjektiv
nachvollziehbar sein, d.h. durch andere verstehbar. In der schriftlichen Dokumentation der
einzelnen Schritte muss dies ebenso festgehalten werden und zwar durch separates
Speichern der elektronischen Dokumente im Arbeitsprozess (in chronologischer
Reihenfolge). Im Anschluss daran wird ein thematischer Vergleich durchgeführt, d.h. es
wird nach inhaltlich vergleichbaren Passagen aus anderen Interviews gesucht und die
Überschriften werden vereinheitlicht (Meuser & Nagel 2005: 85ff). Es ist auch möglich,
Kategorien zu ergänzen, wenn sie sich aus der Analyse der Texte heraus ergeben und für
die Beantwortung der Forschungsfrage relevant sind. Man spricht hier vom „offenen“
Kategoriensystem (Gläser & Laudel 2010: 201).
Generell sollen anhand der Kategorien die Relevanzstrukturen eines Themas abgelesen
werden können. Dazu zählen Verfahrensregeln, typische Erfahrungen, Beobachtungen und
Konstruktionen. Eine anschließende Prüfung der vorgenommenen Zuordnungen ist
unbedingt notwendig. Die Gütekriterien dafür sind Vollständigkeit, Validität und Triftigkeit,
um Unterschiede, Abweichungen und Widersprüche darstellen zu können (Meuser & Nagel
2005: 86f). Der abschließende Schritt ist die Ablösung von den Texten und der Terminologie
der Interviewten um in eine (soziologische) Abstraktionsebene zu gelangen. Die
Verallgemeinerung bleibt allerdings auf das vorliegende empirische Material begrenzt und
eignet sich daher vor allem zur Thesenprüfung (Meuser & Nagel 20015: 89).
Bezogen auf die Interviews bei der Caritas Wien erfolgt die Kategorienbildung deduktiv
anhand der Kernfragen des Leitfadens (Finanzierung, Zielsetzungen, Messen von
Zielen/Erfolg, vorhandene bzw. geplante/wünschenswerte Kennzahlen). Die
paraphrasierten Teile eines Textes werden den einzelnen Kategorien zugeordnet, wobei
durch Angabe der genauen Textstelle eine Zuordnung zum Ursprungstext jederzeit möglich
ist (Zeilennummer, Seite). Anschließend werden die weiteren Transkripte kategorisiert und
die gemeinsamen Überschriften bzw. Textteile zusammengefasst (entspricht einer
strukturierten Inhaltsanlayse mit inhaltlichem Schwerpunkt). Die Kategorien sind in Tabelle
7 bei der Darstellung der Ergebnisse zu finden.
Forschungsmethode
54
6.4.2 Auswertung der Dokumente
Zur Einführung in die beforschten Projekte werden am Beginn der Auswertung
Informationen aus öffentlich zugänglichen Drucksorten (z.B. Folder mit
Projektbeschreibung) sowie die Webpage der Caritas Wien verwendet. Die Möglichkeit der
Zusendung von schriftlichen Dokumenten zur weiterführenden Analyse wurde seitens der
Studierenden nach Ende der Interviews angesprochen (z.B. Jahresberichte,
Auswertungen, Projektbeschreibungen). Sofern entsprechende Dokumente vorhanden
waren, wurden elektronisch zugesendet und ergänzend zur Auswertung der Interviews
verwendet.
Es soll damit anhand des bereits beschriebenen vierstufigen Vorgehens der
Dokumentenanayse (nach Mayring, 2002) betrachtet werden, inwiefern (Erfolgs-) Messung
in schriftlicher Form vorgenommen bzw. wie und an wen kommuniziert wird. Dazu werden
die erhaltenen Dokumente gänzlich auf die Verwendung von (Kenn-)zahlen hin untersucht
und kategorisiert. Anschließend werden die vorhandenen Zahlen zusammengefasst und
anonymisiert dargestellt. Da sich die Nennung von Zahlen in den einzelnen Dokumenten
mehrmals wiederholt bzw. diese teilweise einen geringen Umfang haben, wird bei der
Zitierweise auf die Angabe von Seitennummern verzichtet. Es wird betrachtet, ob es Zahlen
gibt, die in allen Projekten verwendet werden und welche Unterschiede es innerhalb der
Projekte bezüglich des Einsatzes von Zahlen gibt. Es soll durch die Analyse der Dokumente
erforscht werden, ob es eine stringente Reihenfolge im Sinne von Zielformulierungen,
Zielüberprüfung/Messung/Erfassung sowie Darstellung und Kommunikation der
Ergebnisse an z.B. Fördergeber/innen gibt. Die gesammelten Ergebnisse aus beiden
Auswertungsmethoden (Inhalts- und Dokumentenanalyse) werden abschließend
zusammengefasst dargestellt, diskutiert und bildeten den Ausgangspunkt für die
Entwicklung bzw. die Vorschläge von Kennzahlen durch die Autorin.
Darstellung der Ergebnisse
55
7. DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE
Es werden nun die Ergebnisse aus der Qualitativen Forschung angeführt. Vorab wird das
Forschungsfeld, der Bereich der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit bei der Caritas Wien,
anhand eines Exkurses kurz dargestellt. Anschließend leitet sich der erste Teil der
Ergebnisse aus der Analyse der Expert/innen-Interviews ab. Ergänzt werden diese durch
Erkenntnisse der Dokumentenanalyse.
7.1 Exkurs: Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit bei de r Caritas Wien
Als größte kirchennahe Hilfsorganisation zählt die Caritas zu einem der wichtigsten
Arbeitgeber/innen im Sozialen Bereich in Österreich. Sie beschäftigt rund 14.000 fixe
Mitarbeiter/innen und wird durch mind. 40.000 ehrenamtliche Helfer/innen unterstützt.
Strukturell gliedert sich die Organisation in neun Bundesländerverbände. Die einzelnen
Diözesen agieren als selbständige Bereiche mit eigener finanzieller Verantwortung, um
entsprechend auf regionale Bedürfnisse eingehen zu können. Aus dem Leitbild lässt sich
ein hoher Einsatz für Solidarität und gerechte Chancenverteilung ablesen. Zielsetzung ist
die Unterstützung von Menschen in herausfordernden Lebenssituationen und eine positive
Einstellung zum Lebensalltag (Caritas I + II, 2015).
Bei der Caritas Wien sind über 5.000 Mitarbeiter/innen und rund 4.000 Ehrenamtliche tätig
(Caritas III, 2015). Das Angebot erstreckt sich von Beratung und Notfallshilfe über Pflege
und Hospizbetreuung, Einrichtungen für Kinder und Familien, Wohnungslosenhilfe,
Beschäftigungsprojekte, Flüchtlingshilfe und Integrationsprojekte, Angebote für Menschen
mit Behinderung bis hin zu Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit (Caritas IV, 2015). Die
Finanzierung erfolgt großteils über einen Mix aus Spenden, Einnahmen aus sozialen
Dienstleistungen und öffentlichen Subventionen. Der Wirkungsbericht 2015, dargestellt in
Tabelle 7 auf der folgenden Seite, gibt rund 290 Millionen Euro an eingenommenen bzw.
verwendeten Mitteln an. (Caritas V, 2016).
Der Bereich Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit bei der Caritas Wien wird seit 2012 unter
einer gemeinsamen Leitung geführt und beschäftigt circa 120 angestellte und 260
ehrenamtliche Mitarbeiter/innen. Der Bereich umfasst einen Anteil von rund 2% der
Gesamtmitarbeiter/innen sowie der Mittelverwendung der Gesamtorganisation der Caritas
Wien (BL 2017) 7. Unter dem Sammelbegriff Zusammenleben werden niederschwellige und
kostenfrei zugängliche Projekte für Zielgruppen jeden Alters angeboten. Diese werden in
7 Die in diesem Kapitel mit „BL 2017“ zitierten Angaben stammen aus einem Informationsgespräch zwischen
der Autorin und der Bereichsleitung der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit der Caritas Wien im April 2017.
Darstellung der Ergebnisse
56
verschiedene Aktionsfelder gegliedert: Nachbarschaft und Stadtteilarbeit, Objekt 19, Kunst
für alle, youngCaritas, youngCaritas Käfig League sowie PfarrCaritas und Nächstenhilfe
(Caritas VI 2015, Caritas VII 2017).
Mittelherkunft- und Verwendung 2015 (Caritas Wien) In Euro
Mittelherkunft 2015 289.634.990
1. Spenden (inklusive gewidmete Kirchenbeiträge) 35.049.687
ungewidmete Spenden 3.090.109
gewidmete Spenden und Sponsoring 26.753.935
Erbschaften und Schenkungen 1.659.746
Sachspenden 3.545.897
2. Entgelte für Dienstleistungen 225.324.457
von öffentlichen Fördergebern 189.448.828
aus privaten Kostenbeiträgen und Sonstiges 35.875.629
3. Subventionen und Zuschüsse der öffentlichen Hand und und kirchliche Beiträge 26.550.078
4. Sonstige Einnahmen 1.036.896
5. Verwendung von in Vorjahren nicht verbrauchten Spendenmitteln 1.517.216
6. Auflösung von Rücklagen 156.656
Mittelverwendung 2015 289.634.990
1. Aufwendung für die statuarisch festgelegten Zwecke 267.040.034
2. Aufwan für Spendenbeschaffung und Spenderinnenservice 2.250.310
3. Aufwand Adminstration und Infrastruktur (ausgen. Bereich Spenden) 12.156.958
4. Sonstiger Aufwand 0
5. Vorsorge für Projekte 2016 8.187.687
6. Dotierung von Rücklagen 0
Tabelle 7: Darstellung Mittelherkunft und -Verwendung (Caritas Wien 2016)
Für die Forschung wurden ursprünglich acht Projekte ausgewählt, die eine vergleichbare
Struktur bzw. ein ähnliches Aufgabenfeld aufwiesen. Es werden auf der Webpage noch
weitere Bereiche angeführt, jedoch erfolgt dies teilweise eher aus organisatorischen als
inhaltlichen Gründen (z.B. Zivildienstkoordination der youngCaritas). Der folgende
Abschnitt enthält Beschreibungen der wichtigsten Tätigkeitsbereiche und Zielsetzungen der
ausgewählten Projekte und bezieht sich gänzlich auf die Angaben der Webpage der Caritas
Wien (Caritas VII 2015). Gegliedert werden die Projekte in Nachbarschaft und
Stadtteilarbeit, Kunst und Kultur sowie Sport/Jugend.
Zum Bereich Nachbarschaft und Stadtteilarbeit zählt das Projekt Gesund Wohnen im
Grätzel – Grätzeleltern unterwegs. Dieses bietet muttersprachliche Beratung im eigenen
Zuhause durch sogenannte Multiplikator/innen an. Diese sind ehrenamtliche
Mitarbeiter/innen und beraten zu Themen wie Wohnrecht, Gesundheitsförderung,
Darstellung der Ergebnisse
57
finanziellen Beihilfen und Energiesparen. Das Ziel ist die Verbesserung der Wohn- und
Lebenssituation, vor allem für Bewohner/innen in benachteiligten Stadtquartieren in
verschiedenen Bezirken Wiens. Das Stadtteilmanagement Seestadt (aspern inkl. D10
Gemeinschaftsbildung) ermöglicht im neuen Staddteil Seestadt Aspern im 22. Wiener
Gemeindebezirk die Partizipation an nachhaltiger Stadtentwicklung für die Bewohner/innen.
Dies geschieht z.B. anhand von Impulsen zum Kennenlernen der Seestadt (Willkommens-
Paket für alle Bewohner/innen), der Organisation von Räumlichkeiten zur Begegnung sowie
aktivierenden Angebote rund um Wohnen, Freizeit, Kultur, Nachhaltigkeit, Arbeit und
Bildung. Beim Projekt Community Cooking werden gemeinsame Kochworkshops und
weitere Angebote für Bewohner/innen des umliegenden Stadtteils in der Ankerbrotfabrik im
10. Wiener Gemeindebezirk angeboten. Ziel ist die Förderung des Bewusstseins für
ausgewogene Ernährung und interkulturellen Austausch.
Weitere Schwerpunkte der Gemeinwesenarbeit liegen in den Bereichen Kunst und Kultur.
Der Verein Superar organisiert mittels ehrenamtlicher Mitarbeiter/innen eine kostenlose
Grundausbildung in Tanz, Gesang und Orchester für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr
und arbeitet direkt in Wiener Schulen bzw. in der Ankerbrotfabrik. Ziele sind die Entwicklung
von Leistungsbewusstsein und Freude an der Gemeinschaft durch gemeinsam erarbeiteten
Erfolg sowie ein verantwortungsbewusstes und respektvolles Miteinander8. Ein weiteres
Projekt befindet sich im 16. Wiener Gemeindebezirk am Brunnenmarkt, die
Brunnenpassage. Diese beschreibt sich als einen offenen Kunst- und Sozialraum für alle
Interessierten. Es gibt ein vielfältiges kulturelles Programm, das kostenfrei besucht werden
kann und zum Mitmachen auffordert. Ziele sind der interkulturelle Austausch und das Leben
kultureller Vielfalt. An diesem und auch anderen Caritas-Standorten in Wien finden die
offenen und geschlossenen Tanz-Workshops von Tanz die Toleranz statt. Schwerpunkt ist
die Inklusion unterschiedlichster Zielgruppen, so etwa Menschen verschiedener
Altersgruppen, mit und ohne körperlichen bzw. geistigen Beeinträchtigungn und mit
unterschiedlichen Migrationshintergründen. Ebenfalls im Kunst- und Kulturbereich tätig ist
Stand 129, ein adaptierter ehemaliger Verkaufsstand am Viktor-Adler-Markt im 10. Wiener
Gemeindebezirk. Hier und im nahegelegenen öffentlichen Raum werden regelmäßige
Kunstinterventionen für alle Interessierten angeboten. Ziel ist die Förderung von
Reflexionsprozessen und eine Auseinandersetzung zum Thema Vielfalt und
Zusammenleben.
8 Das Interview mit der Projektleitung von Superar konnte aus organisatorischen Gründen nicht stattfinden und
daher wird dieses Projekt in weiterer Folge nicht mehr berücksichtigt.
Darstellung der Ergebnisse
58
Ein bisher einzigartiges Sport- und Jugendangebot ist die Käfig League. Dabei werden
regelmäßige Fußball-Trainings und Fußball-Turniere für 6- bis 14jährige Kinder und
Jugendliche durch ehrenamtliche Trainer/innen in so genannten Wiener Fußballkäfigen
angeboten. Erreicht werden soll dadurch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, ein
unkomplizierter Zugang zu Fußball, ein interkulturelles Umfeld und respektvoller Umgang
miteinander.
Nicht einbezogen in die Vorauswahl der Projekte wurde der sehr große Bereich der
PfarrCaritas aufgrund des starken religiösen Bezuges. Dazu zählen z.B. die
Caritasgemeinde, die Kontaktstelle Trauer, das pfarrliche Engagement für Flüchtlinge,
Besuchsdienste sowie über 3.000 karitative Projekte in mehr als 600 Pfarren jährlich. Für
die vorliegende Forschungsarbeit wurde eine andere bzw. engere Definition für SWO bzw.
Gemeinwesenarbeit gewählt und daher nicht berücksichtigt.
Darüber hinaus wurden die großen Arbeitsfelder „Freiwilliges Engagement“ sowie die
übrigen Bereiche der young caritas nicht miteinbezogen. Gemessen an der
Mitarbeiter/innen-Anzahl und des Jahresgesamtaufwands umfassen die ausgewählten
Projekte rund 30% der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit (BL 2017). Daher werden die
Ergebnisse der Forschung als entsprechend darauf begrenzt betrachtet.
7.2 Ergebnisse aus der Inhaltsanalyse
Im folgenden Abschnitt werden die Erkenntnisse aus den Expert/innen-Interviews
dargestellt und ggfs. in Bezug zur Literatur gesetzt. Die inhaltlichen Zielsetzungen und
Rahmenbedingungen der einzelnen Projekte sind aufgrund der Vielfältigkeit der
Angebotspalette bei der Caritas Wien unterschiedlich. Im folgenden Abschnitt erfolgt die
Konzentration daher auf das Gemeinsame, das Typische und das Repräsentative. Dies
geschieht ebenso, um im Sinne qualitativer Forschung eine ausreichende Anonymität
gewährleisten zu können. Aber auch hervorstechende Aussagen sowie Ausnahmen
werden berücksichtigt. Im Zuge der Analyse des transkribierten Materials ergaben sich
mittels deduktiver Vorgehensweise auf Basis des Interview-Leitfadens verschiedene
Kategorien, wie in Tabelle 8 dargestellt.
Darstellung der Ergebnisse
59
Zielsetzungen und Konzepte Finanzierung Messbarkeit & Dokumentation
Bedarfslage Akquise Anzahl Veranstaltungen
Begegnung und Vernetzung Beeinflussung Auswirkungen
Budget Finanzierungs-Mix Begegnung
Diversität Fördergeber/in Besucher/innen-Zahlen
Entwicklung Kooperationen Einflussnahme
Freiheit sonstige Einnahmen Entwicklung
Gesellschaft Veränderung Fördergeber/in Feedback
Gesundheitsförderung Gesundheitsförderung
Individuelles Erleben/Entwickeln Grenzen
Informationsweitergabe weitere konkrete Kennzahlen
Integration Medien
Kunst Persönlichkeitsentwicklung
Nachhaltigkkeit Reichweite
Niederschwelligkeit Verschriftlichung
Partizipation
Persönlichkeitsentwicklung
politisches Mandat
Qualifikation und Qualität
Reichweite
Soziale Kompetenz
Stadtteilarbeit
Veränderung
Zielgruppe
Tabelle 8: Kategorienbildung aus Qualitativen Interviews (eigene Darstellung)
7.2.1 Zielsetzungen und Konzepte
Zu den am häufigsten genannten Zielsetzungen zählen Begegnung, Vernetzung und
Partizipation. Dies kann auf das grundsätzliche Verständnis der Gemeinwesenarbeit
zurückgeführt werden, die sich als Konzept versteht, welches am Alltagsleben von
Individuen und Gemeinschaft teilnimmt (Sing & Heimgartner 2009: 14f). Wiederholt erwähnt
werden Begriffe wie Zusammentreffen, Begegnung in der Gesellschaft, Zusammenführung,
Ermöglichung von Mitgestaltung und Teilhabe sowie Schaffung von Netzwerken (I3: 74-76,
I1: 133-135, I4: 20-25, I3: 576, I5: 180-182). Nachbar/innen sollen in Kontakt miteinander
gebracht und Ideen und Interessen von Menschen verknüpft werden (I1: 129-132, I3: 178-
197). Es sollen Hemmschwellen gegenüber Kunst und Kultur abgebaut, Interesse
geschaffen und der Zugang zu entsprechenden Angeboten ermöglicht werden (I1: 29-33,
I5: 262-265). Ziel ist auch eine neue Art der Kommunikation, des Miteinanders (I1: 201-
202). Im Sinne von Stadteilarbeit ist Informationsarbeit eine Zielsetzung, so etwa
Informationen über Nutzungsmöglichkeiten des öffentlichen Raums, über günstige
Darstellung der Ergebnisse
60
Kulturangebote und zu Mobilitätskonzepten (I3: 172, I1: 29, I3: 162-167). Weiters die
Wahrnehmung als Community Projekt, die Freiraumplanung oder die Orientierung im neuen
Stadtteil (I2: 306-311, I3: 134, I3: 153-160). Gemeinwesenarbeit erfüllt darüber hinaus auch
Präventionsarbeit im städtischen Zusammenleben (I1: 272-277).
Weitere bedeutsame Zielsetzungen sind die des persönlichen Wohlbefindens sowie des
Empowerments. So versucht Gemeinwesenarbeit stets, Lösungen für soziale Probleme zu
finden und individuelle Kompetenzen zu stärken (Stövensand & Stoik 2013: 15). Es werden
Zielsetzungen wie die Erweiterung der sozialen Kompetenzen, Hilfe zur Selbsthilfe,
Nachbarschaftshilfe und Gewaltprävention genannt (I2: 82-90, I3: 14-24, I4: 19). Ähnliche
Ergebnisse werden in Zusammenhang mit (Aus-)Wirkungen genannt und können als
Wirkungsziele definiert werden. So etwa Menschen das Gefühl zu geben, dass sie
gebraucht werden und wertvoll sind, ihnen die Möglichkeit zu bieten sich selbst einmal ganz
anders kennzulernen oder selbst künstlerisch tätig zu werden (I4:153-154, I1: 46, I1: 44-
45). Durch den Zugang zu Kunst und Kultur soll generell die individuelle Lebensqualität
erhöht werden (I1: 19-22). Künstlerische Prozesse können auch bei der Erreichung sozialer
Ziele wie Teamfähigkeit und Durchhaltevermögen unterstützen (I2: 75-82). Weitere
allgemeine Ziele können der Aufbau von Selbstvertrauen und die Vermittlung von Werten
wie Respekt, Fairness und Toleranz sein (I4: 17-18, I4: 23-27, I4: 155).
Als wichtiges Hauptziel wurde von allen Interviewpartner/innen eine Durchmischung der
Zielgruppe mit dem Ziel der Begegnung unterschiedlichster Personengruppen angegeben
(Diversität, Inklusion, Integration) (I1: 59-60, I2: 148, I3: 502-511, I4: 57, I5: 187-188). Dies
reicht vom Vorhaben alle Zielgruppen erreichen zu können, die es gibt, bis hin zu einer
ausgewogenen Verteilung von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund oder
verschiedener Altersgruppen (I2: 15-16, I4: 360-360,I3: 425). Wobei der Begriff „Integration“
mehrmals kritisiert wird und Alternativen wie (soziale) Inklusion oder Transkultur verwendet
werden (I2: 200-208, I1: 51-53). Herkömmliche Integrationsaspekte werden als teilweise
nicht nachhaltig bezeichnet und die Bedeutung von innovativeren Konzepten, wie etwa in
der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit der Caritas Wien angewandt, hervorgehoben (I1:
194-195). Auch die Arbeit gegen Populismus durch Begegnung wird betont (I1: 146-147).
In diesem Zusammenhang wird die Integrationsstrategie der Caritas genannt und auf das
politische Mandat der Gemeinwesenarbeit hingewiesen (I 3: 43). Es wird weiters auch die
Unmittelbarkeit von Integration durch die Zusammenführung und das Miteinander bei den
verschiedenen Aktivitäten betont (I1: 49-51).
Darstellung der Ergebnisse
61
“�… � passiert das, wenn Menschen, die sonst nicht miteinander so in Berührung
kommen, begegnen einander �… �” (I2: 91-94)
“�… � und damit eben auch die ganzen bisherigen Ansätze von Integration und Werten
und was da jetzt alles zur Diskussion ist, dass es gar nicht darum geht, sondern das
passiert automatisch, indem Menschen etwas Schönes miteinander erleben” (I1: 49-
51)
Die genannten Ziele spiegeln sich ebenso in den zugrundeliegenden Konzepten der
Projekte wieder. Kriterien der Diversität finden sich beispielsweise in der Definition der
Zielgruppen. So stellt im Sinne der Gemeinwesenarbeit die lokale Bevölkerung unabhängig
von sonstigen Kriterien stets eine Kernzielgruppe dar (I1: 55-59). Teilweise wird jedoch nur
mit bestimmten Zielgruppen gearbeitet, abhängig von den jeweiligen Rahmenbedingungen
(z.B. Angebote für Jugendliche, Angebote für Bildungsferne, etc.) (I4: 69-77, I5: 81-88). Die
seit kurzem verstärkt wahrgenommene Zielgruppe der Flüchtlinge wird mehrmals erwähnt
und es wird auf die Flüchtlingskrise in Europa ab dem Jahr 2015 Bezug genommen (I4: 69-
77, I5: 258-262). Die Bedeutung der Diversität, der Integration und der Zielgruppen könnte
unmittelbar auf die Ausschreibungskriterien seitens der Fördergeber/innen zurückgeführt
werden, dazu wird in Kapitel 7.2.2 über Finanzierung noch näher eingegangen. Vielfältigkeit
findet sich weiters im Bezug auf die Interdisziplinarität der Projektmitarbeiter/innen (I1: 75-
78), bezogen auf die Notwendigkeit der ausreichenden Qualifizierung bzw.
Weiterentwicklung der verschiedenen Kompetenzen des Teams (I2: 119-129, I3: 389-393,
I4: 194-198).
In unterschiedlichen Zusammenhängen wird die Bedeutung von Reichweite und
Auslastung genannt. Eine notwendige Anzahl von Besucher/innen und eine regelmäßige
Teilnahme an Veranstaltungen wird als zielführend betrachtet (I2: 146-147, I2: 169-170, I5:
200-202). Es sollen Personen erreicht werden, die ansonsten keinen Anschluss an
Insitutionen haben (I3: 524-528). Eine Erweiterung der Zielgruppen sowie das eigentliche
Erreichen der Zielgruppe werden ebenso erwähnt (I2: 115-119, I2: 166-167). Als
Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Angebote wird die Erforschung von Bedarfslagen
betrachtet, um diejenigen Themen herauszuarbeiten, bei denen Unterstützung benötigt
wird (I3: 52, I3: 520-528, I5: 189-190). Denn Menschen sollen dort abgeholt werden, wo sie
stehen (I4: 150-152).
Darstellung der Ergebnisse
62
“�… � nämlich auch wie man dann zunächst einmal schaut, was braucht es überhaupt
�… �, also wo sind Bedarfslagen und wo können die Personen vielleicht selbst
Handlungsmöglichkeiten erkennen” (I3: 53-54).
Niederschwelligkeit im Sinne eines offenen und unkomplizierten Zugangs zu den
Angeboten wird von allen Projektleiter/innen betont (I1: 37, I2: 305, I3: 24-28, I4: 171, I5:
242-248). Dies zeigt sich beispielsweise an Räumlichkeiten, die von der Straße aus
eingesehen werden können oder zu denen man im Rahmen der Öffnungszeiten jederzeit
Zutritt hat (I1: 66-69, I1: 100-107, I2: 28-30). Dies entspricht dem offenen und
niederschwelligen Zugang der Gemeinwesenarbeit (Sing & Heimgartner 2009: 14).
“�… � sie sehen unsere Plakate, kommen rein und sagen: Ist das ein
Flüchtlingsprojekt? Ich sage nein, aber herzlich willkommen.” (I5: 243-245).
Insbesondere die Kunst- und Kulturangebote haben es sich zum Ziel gesetzt, Kultur für alle
zugänglich zu machen. Mit dem Hintergrund, dass größere Kulturinstitutionen in Wien
meistens der Hochkultur zuzuordnen sind und somit nicht alle Menschen erreichen können
(I1: 60-65, I1: 216-219, I5: 178). Für einige Personen stellen die Projekte möglicherweise
sogar den allerersten Zugang zu Kunst und Kultur im Leben dar (I1: 38). Kultur und Identität
sollen durch die vielfältigen Angebote im Stadtteil geschaffen und gestärkt werden (I3: 575-
576). Auf einer anderen Ebene wird künstlerische Qualität erreicht ohne einen
überfordernden Leistungsanspruch erheben zu wollen, das Miteinander steht stets im
Vordergrund (I2: 174-191, I2: 331-337, I2: 98-101). Kunst als Tool soll auch
gesellschaftlichen Wandel ermöglichen mit der Perspektive einer Arbeit im Jetzt für die
Zukunft (I1: 190-194). Eine räumliche bzw. örtliche Ausweitung der Angebote auch
außerhalb von Wien wird angedacht und wurde in einem Fall seitens der Fördergeber/innen
bereits angefragt (I1: 257-265).
“Und dann vielleicht auch Überlegungen anstellen zu können, würde es woanders als
in Wien auch funktionieren?” (I4: 241-242)
Durch Kooperationen mit weiteren Institutionen, aufgrund der Vorgaben seitens der
Fördergeber/innen (Auftragsprojekte) aber auch durch projektinterne Entwicklung
gewinnen Aspekte der Gesundheitsförderung an Bedeutung (I3: 39-42, I2: 297-298). Ein
Beispiel wäre die Thematisierung von ausreichender Bewegung, ausgewogener Ernährung
oder Gesundheitsuntersuchungen (I2: 297, I3: 72-74, I4: 279-282). Kooperationen mit
anderen Institutionen nehmen in der täglichen Arbeit generell einen wesentlichen
Darstellung der Ergebnisse
63
Stellenwert ein (I1: 78-81, I2: 49). Demzufolge ist es eine Zielsetzung, Brücken zu weiteren
professionellen Einrichtungen zu schlagen (I3: 43-61).
Als primärer Schwerpunkt bei finanziellen Zielsetzungen stellt sich die Akquirierung von
Geldmitteln heraus. Die Notwendigkeit einer permanenten Beschaffung von finanziellen
Ressourcen meistens in Form einer Beteiligung an öffentlichen Ausschreibungen spielt in
allen Projekten eine wesentliche Rolle (I1: 163-164, I2: I3: 362, I4: 163, I5: 60-61). Das Ziel
der Erhöhung der Einnahmen durch Spenden wird weiters genannt (I2: 139-141).
Interessant ist, welche Auswirkungen Mittelakquirierung auf allgemeine Zielsetzungen der
Konzepte haben. Einerseits gibt es eine große Freiheit und Selbstbestimmung in der
inhaltlichen Gestaltung der Projekte, unabhängig von Fördergeber/innen und
Sponsor/innen (I1: 364-368, I2: 293, I3: 444-446, I4: 148-149, I5: 182-185). Es kann auch
Teil des Konzepts sein, kurzfristig Kooperationen einzugehen und dadurch laufend neue
Angebote zu erstellen (I1: 499-500). Die Zielgruppen andererseits werden sehr stark von
der Förderebene beeinflusst und es werden manchmal gezielt Projekte entwickelt um
entsprechende Geldmittel zu erhalten (I2: 294, I1: 164-168). Es stellt sich die Frage,
inwiefern dadurch ein Widerspruch zur Annahme der unabhängigien Projektgestaltung
besteht und wie dieser von wem wahrgenommen wird. Weiters werden Konzepte teilweise
eher langfristig geplant, da die Förderperioden über mehrere Jahre laufen (I1: 522).
Ergänzende allgemeine Bemerkungen zu Zielsetzungen sind, dass Qualität und
partizipative Weiterentwicklung Ziele sind, sich die langfristigen Zielsetzungen kaum
verändern und das Eingehen von Kooperationen ein wichtiges Ziel wichtig ist (I5: 170, I2:
305, I3: 539-548, I4: 205-211, I2: 319-337). Verschiedene Zielebenen in Hinblick auf
teilnehmende Personen, Multiplikator/innen und die Caritas selbst werden darüber hinaus
erwähnt (I3: 513-522).
7.2.2 Finanzierung
Grundsätzlich kann in sämtlichen beforschten Projekten von einem Finanzierungs-Mix
gesprochen werden (Littich 2013: 329ff, Schellberg 2014: 243ff). Die benötigten Geldmittel
werden durch verschiedene Arten von Fördergeber/innen, Sponsor/innen und durch die
interne Budgetzuteilung seitens der Caritas Wien (Eigenmittel durch Spenden) aufgebracht
(I1: 115-180, I2: 44, I3: 235-242, I4: 29-30, I5: 54-63). Es gibt projektbezogene befristete
Finanzierungsformen, die anhand der Teilnahme an Ausschreibungen und/oder
Einreichungen ermöglicht werden (I1: 518-520, I3: 273-277).
Die folgenden Ergebnisse zu den Fördergeber/innen bzw. Sponsor/innen stammen aus den
erhaltenen Daten der Interviews, den Angaben auf den jeweiligen Projekt-Webpages und
öffentlich zugänglichen Drucksorten (z.b. Informationsbroschüren,
Darstellung der Ergebnisse
64
Projektbeschreibungen).9 Es wurde bei den Interviews seitens der Projektleiter/innen
zusätzlich auf diese Quellen verwiesen, da nicht alle Fördergeber/innen bzw.
Sponsor/innen im Detail aufgezählt wurden. Die Finanzierung erfolgt vor allem auf
nationaler Ebene, wobei in der Vergangenheit als internationaler Fördergeber in geringerem
Ausmaß die Europäische Union (EU) fungierte.
Auf Bezirks- bzw Gemeindeebene wären zu nennen (I1: 155-180, I2: 49, I3: 235-242, I4:
36, I5: 54-63):
• die Magistratsabteilung 7 – Kulturabteilung
• die Magistratsabteilung 17 – Integration und Diversität,
• die Magistratsabteilung 25 – Gebietsbetreuung und Stadterneuerung (Wohnservice
Wien),
• die MAWien 3420 Aspern Development AG,
• die Wiener Gesundheitsförderung (WGF) und
• die Bezirke Favoriten und Ottakring.
Auf österreichweiter Ebene sind die Fördergeber/innen wie folgt (I1: 1:15-180, I1: 522, I3:
235-242, I4: 43)
• das Bundesministerium für Inneres (BMI),
• das Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (BMGF),
• das Sportministerium,
• das Bundeskanzleramt (BKA),
• den Zukunftsfonds der Republik Österreich,
• den Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger,
• den Klima- und Energiefonds,
• die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG und
• die Gesundheit Österreich GmbH (Fond Gesundes Österreich, FGÖ)
Privatsponsponsoring findet primär über folgende Stiftungen bzw. Unternehmen statt (I4:
32, I1: 115):
• die Bank Austria,
• die Jamie Oliver Food Foundation und
• die SV Stifung – gesunde Ernährung für alle.
9 Ergebnisse aus der Dokumentenanalyse (Kapitel 7.3.) werden an dieser Stelle bereits angeführt. Dies
geschieht im Sinne einer leichteren Lesbarkeit der vorliegenden Arbeit.
Darstellung der Ergebnisse
65
Weitere finanzielle Mittel fließen in geringem Ausmaß aus Einnahmen bei Veranstaltungen
(freie Spenden), aus Unkostenbeiträgen und Mieteinnahmen zu (I1: 68, I2: 132-139, I5: 68-
70). Wobei Einnahmen aus der Vermietungvon Räumlichkeiten an den Inhalt gekoppelt sind
und daher nur begrenzt vorkommen. Eine Fremdvermietung für z.B. Firmenfeiern an
Unternehmen, die nichts mit dem Konzept des Projektes gemeinsam haben, ist nicht
angedacht (I1: 386). Drei Projekte werden vor allem über die öffentliche Hand und
Eigenmittel aus Spenden finanziert, letztere machen teilweise bis zu 50% des Budgets aus
(I3: 235-242, I3: 265-267,I5: 54-63). Drei Projekte werden über die öffentliche Hand,
Eigenmittel sowie Sponsoring ermöglicht (I1: 156, I2: 44, I4: 32, 36 & 43). Ein Projekt kann
zur Gänze über einen Auftrag finanziert werden und benötigt keine Eigenmittel der Caritas
Wien (I3: 270-271). Kritisiert wird am Finanzierungs-Mix, dass zu wenig institutionelle
Förderung vorhanden ist, da der Schwerpunkt bei projektbezogener Finanzierung liegt (I1:
161-163). Durch die Vielfältigkeit der Zielgruppen ergeben sich außerdem viele
Einzelförderungen (I1: 172-177). Weiters wird angemerkt, dass die Aufnahme zusätzlicher
Projekte zur Einnahmenerhöhung nicht immer zielführend ist, weil dadurch auch die
Gesamtaufwände steigen (I5: 417-424).
Der Wunsch nach institutioneller Förderung ist nachvollziehbar, verbraucht die Akquise
finanzieller Mittel wie bereits erwähnt viele Ressourcen innerhalb eines Projektteams. Denn
eine sehr aktive und regelmäßige Teilnahme an Ausschreibungen und eine laufende
Recherche nach Finanzierungsmöglichkeiten sind ein wesentlicher Aufgabenbereich der
Projektleitungen (I1: 163-164, I2: 56-57, I3: 362, I5: 60-61). Es gibt eine regelmäßige
Kontrolle des Budgets seitens der Bereichsleitung, dieses wird intern mit dem Controlling
verhandelt (I4: 159-165, I5: 410-416). Der Verlust eines Fördergebers bzw. einer
Fördergeberin kann generell aufgrund des finanziellen Abhängigkeitsverhältnisses
schwerwiegende Konsequenzen haben (Littich 2013: 323). Dies steht einem Projekt im
nächsten Jahr bevor bzw. verlor ein Projekt im vergangenen Jahr den Hauptsponsor (I1:
158-161, I2: 45-47). Förderungen der Europäischen Union finden ebenfalls projekt- und
anlassbezogen statt und sind somit nicht dauerhaft (I2: 70-71).
Die Bandbreite hinsichtlich der Beeinflussung des Konzepts und der Programminhalte
aufgrund der Fördergeber/innen-Situation ist sehr groß. Wiederholt wird angegeben, dass
vor allem die Grundkonzepte frei von Beeinflussung durch Fördergeber/innen bleiben (I1:
373, I2: 293).
“Das Grundkonzept ist eigentlich unverändert, seit es �… � gibt.” (I4: 148-149)
Darstellung der Ergebnisse
66
Wie bereits erwähnt kann zur Gewinnung von Finanzmitteln die Erschließung neuer
Zielgruppen notwendig sein, was sich in Folge wiederum unmittelbar auf Konzepte, Inhalte
und Ziel auswirken kann (I1: 366-371, I2: 294).
“Also natürlich projektbezogen, was ich vorhin gesagt habe, es gibt Fördertopfe zum
Thema, das �… � möchte, dass wir jetzt ein Projekt auch mit geflüchteten Frauen
beispielsweise, aber was wir dann machen, ist letztlich unsere eigene künstlerische
Freiheit.” (I1: 364-368)
Auch der Umfang eines Jahresprogrammes ist vom Budget abhängig, so etwa die Anzahl
der Veranstaltungen und investierte Ressourcen wie Mitarbeiter/innen (I5: 431). Die
Teilnahme an Ausschreibungen für Fördergelder der öffentlichen Hand können sehr kurze
Vorbereitungsphasen mit sich bringen, was wiederum zeitliche und personelle Ressourcen
bindet (I4: 208-223). Es wäre daher zielführend zu wissen, ob sich die Teilnahme an einer
Ausschreibung finanziell lohnt, d.h. wieviel Eigenmittel dadurch erwirtschaftet werden
können. Dies führt zu Überlegungen bezüglich einer Umsetzung einer solchen Strategie im
Sinne des Controllings. Erstrebenswert könnte es sein, rasche Berechnungsmöglichkeiten
dahingehend zu erarbeiten (I4: 262-270). In einem Fall wiederum wird eine
Querfinanzierung innerhalb der Caritas Wien als nebensächliches Ziel angegeben (I3: 364-
364). Weitere Einflüsse durch Fördergeber können sich bei der Auswahl von
Räumlichkeiten, Kooperationspartner/innen oder speziellen Aspekten wie etwa dem der
Gesundheitsförderung zeigen (I2: 294-297). Auf die Messung bzw. Ermittlung des
Projekterfolgs hat die Art der Finanzierung ebenfalls Einfluss (I3: 645-649). Angemerkt wird
weiters, dass im Vergleich zu anderen europäischen Ländern Kulturfinanzierung durch die
öffentliche Hand noch nicht so stark mit Diversitätskriterien verflochten ist, dies aber
wünschenswert wäre (I1: 212-215).
7.2.3 Messbarkeit und Dokumentation
Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit der Nutzung von konkreten Messwerten und
Kennzahlen in den Projekten. Weiters mit der Art und Begründung von Dokumentationen.
Zusammenhänge zwischen dem Einsatz von (Kenn-)Zahlen und dem Finanzierungs-Mix
werden ebenfalls behandelt.
Zur generellen Messbarkeit in Bezug auf Angebote in der Gemeinwesenarbeit gibt es
unterschiedliche Rückmeldungen. Grundsätzlich hat die Art der Finanzierung Einfluss auf
die Messung des Erfolgs (I3: 645-649). Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage,
was und wie gemessen werden soll. Die Aussagekraft von Statistiken wird etwa
angezweifelt, da in der Gemeinwesenarbeit Ziele und Messbarkeit teilweise schwierig zu
Darstellung der Ergebnisse
67
operationalisieren sind (I1: 278-291). So können Zahlen bzw. quantitative Erfolgsgrößen
generell nur eine Möglichkeit der Reflexionsebene darstellen (I3: 650-663). Übergeordnete
Zielsetzungen wie gesellschaftspolitische Veränderungen sind schwer oder nicht mit
üblichen Methoden erfassbar (I1: 244-246). Und es stellt sich die Frage, wie beispielsweise
Soziale Kompetenzen bzw. deren Veränderung gemessen werden sollen (I2: 233-243). So
stellt verbessertes Selbstvertrauen bei einer Zielgruppe einen wichtigen Faktor dar, kann
von außen jedoch lediglich durch Verhaltensänderungen beobachtet werden (I4: 329-335).
Aufgrund dieser Aussagen kann teilweise von einer gewissen Skepsis oder differenzierten
Haltung gegenüber Erfolgsmessung und Kennzahlen bei den Projektleiter/innen
ausgegangen werden. Wobei Interesse durchaus vorhanden ist und Entwicklungspotential
diesbezüglich einstimmig wahrgenommen wird.
“Ja und ich sag‘ mal, Kontinuität, also das ist halt auch nicht in Zahlen gut zu messen”
(I5: 310-311)
“Und wo das Miteinander einfach funktioniert. Und insofern ist auch die Frage der
Ziele und der Messbarkeit, das natürlich nicht so einfach zu beantworten.” (I1: 277-
279)
Als erreichbares und auch den Fördergeber/innen kommunizierte Zielzahl wird die Anzahl
an Veranstaltungen pro Jahr angegeben (I1: 249, I2: 258-260, I3: 425). Dies bezieht sich
auf öffentlich zugängliche Veranstaltungen, die im Rahmen des Jahresprogrammes
stattfinden. Teilweise werden die Vorhaben längerfristig geplant, zum Teil aufgrund eines
kurzfristigen Bedarfs geändert oder auch im Vorhinein auf Basis des Budgets und der
Auslastung des Vorjahres eingeschätzt (I1: 499-500 & 522, I5: 133-138). Die
Besucher/innen- und Teilnehmer/innen-Zahlen werden zumeist mittels einer
Teilnehmer/innen-Liste festgehalten (I1: 249, I2: 150-152, I3: 323, I4: 164-198, I5: 222-224).
Was im Detail erfasst wird ist projektabhängig. So beispielsweise welcher Kategorie eine
Veranstaltung zugeordnet wird (z.B. Konzert, Deutschkurs, sonstiger Workshop), in
welchem Stundenausmaß die Mitarbeiter/innen beschäftigt und wie viele freiwillige
Mitarbeiter/innen beteiligt waren (I5: 226-234, I4: 164-168). Wobei angemerkt wird, dass
Mitwirkende zugleich Zuschauer/innen sein können und umgekehrt, was die
Unverkennbarkeit und Niederschwelligkeit der Projekte in wichtigem Ausmaß unterstützt
(I1: 304-315).
Darstellung der Ergebnisse
68
“�… � natürlich hat jede Kulturinstitution die Aufgabe, die Auslastung darzustellen, wir
haben eine Statistik und bei uns ist immer das Wesentliche, es sind keine reinen
Zuschauer. �… � Bei uns ist es aber so, dass wir ganz viel Mitwirkende haben. Und
das hat, glaube ich, kaum jemand in der Größenordnung. Es gibt zwar ein großes
Workshop-Programm, bei �… � gibt’s Workshops. Wo gibt’s Workshops, es gibt
eigentlich wenig, wo wirklich die Bevölkerung aktiv an etwas teilnimmt und das dann
wiederum auf der Bühne” (I1: 304-313)
Bei geschlossenen Workshops bzw. Formaten, die eine regelmäßige Teilnahme erfordern,
wird umfangreicher bezogen auf die Teilnehmer/innen dokumentiert. So z.B. der Name, die
Kontaktdaten, das Alter und das Herkunftsland (I2: 154-156). Es gibt weiters Projekte, bei
denen aufgrund der Niederschwelligkeit die Anmeldung fakultativ ist, auch bei laufender
Teilnahme (I4: 170-179). Bei aufsuchenden Projekten wird im Sinne einer
soziodemographischen Charakterisierung erfasst, wie viele Personen und wer genau
warum erreicht wurde (I3: 477-481). In einem Projekt werden Anrufer/innen- und
Beratungsstatisiken und eine Nutzung des Webblog detailliert dokumentiert (I3: 600-605).
Eine weitere Zielzahl ist die Anzahl der Standorte, an denen regelmäßig Aktivitäten
stattfinden bzw. deren Auslastung (I4: 164-168, I5: 107-114). Als seitens der
Fördergeber/innen dezidiert verlangte Zielzahlen werden Auslastung und Reichweite
genannt (I1: 252, I3: 425, I5: 107-114). Die Zusammensetzung der Zielgruppe ist ebenfalls
ein Kriterium, wie bereits in Kapitel 7.2.1. bereits beschrieben (I1: 253-255).
Zur Darstellung von Erfolg ganz allgemein werden, mit Ausnahme von zwei Projekten, keine
Kennzahlen verwendet. Zum Großteil wird angegeben, dass keine oder kaum Kennzahlen
entwickelt bzw. eingesetzt werden, die über die Anzahl der Teilnehmer/innen und die
Anzahl der Veranstaltungen hinausgehen (I: 301-303, I2: 250-255, I3: 598-600). In einem
Fall könnten Kosten pro stattgefundener Veranstaltung bzw. pro Teilnehmer/in berechnet
werden (I4: 227-231). In einem Projekt wird aktuell an der Erstellung von Indikatoren
gearbeitet (I3: 464-469). Dokumentiert werden bei diesem Projekt derzeit vor allem
Themen, die im Zuge von Beratungsgesprächen aufkommen sowie diejenigen Institutionen,
an die Personen weitergeleitet wurden (I3: 481-482). In einem Projekt wird eine Zieltabelle
mit konkreten Indikatoren und Evaluierungsmaßnahmen zu deren Überprüfung bereits
laufend eingesetzt. Diese wurde seitens eines Fördergebers zur Verfügung gestellt und in
Folge intern überarbeitet (I3: 289-294). Als ein weiteres Erfolgskriterium wird das mediale
Echo genannt, d.h. wie oft Berichte zur Veröffentlichung für Printmedien, Fernsehen oder
ähnliches erstellt werden (I4: 98-101).
Darstellung der Ergebnisse
69
Die schriftliche Dokumentation allgemein wird in den einzelnen Projekten sehr
unterschiedlich gehandhabt. So werden teilweise Dokumente wie Jahres- und Controlling-
Berichte erstellt und veröffentlicht, dazu zählt auch der jährliche Wirkungsbericht der Caritas
Wien (I1: 282, I3: 322, I3: 457-461). In einem Fall muss aufgrund der Rahmenbedingungen
ein quartalsweiser Bericht laut Vorlage erstellt werden (I3: 583-586). In einem anderen Fall
werden die Aktivitäten anhand einer Vorlage seitens des Fördergebers dokumentiert (I3:
611-612). Es gibt auch Dokumentationen wie Fotosammlungen und verschriftlichen
Teilnehmer/innen-Erfahrungen, die keine Berichte im eigentlichen Sinn darstellen bzw.
diese ergänzen sollen. (I4: 188-191, I3: 592-596). Eine ausführliche Dokumentation wird
nicht in jedem Projekt seitens der Fördergeber/innen gefordert, großteils beschränkt sich
die Angabe der Zahlen auf Auslastung, Anzahl und Art der Veranstaltungen (Stichwort
Jahresprogramm) und Standorte (I3: 586-592, I3: 630-642, I4: 251-252). Auf die Inhalte
einzelner Dokumente, die im Anschluss an die geführten Interviews zur Ansicht übermittelt
wurden, wird in Kapitel 7.3 eingegangen.
Feedback oder Evaluierung durch die Teilnehmer/innen bezüglich der Veranstaltungen und
Workshops erfolgt in unterschiedlichem Maße und auf die Projektinhalte bezogen. Eine
Möglichkeit ist die unmittelbare Rückmeldung seitens des Zuschauer/innen (I2: 103-111).
Es werden weiters Evaluationsbögen in verschiedenen Sprachen ausgewertet, die nach
den persönlichen Erfolgen und Auswirkungen aufgrund der Teilnahme am Projekt bzw. der
Veranstaltungen fragen (I2: 244-246, I3: 406-421). Bei einem Projekt werden zur
Evaluierung Ergebnisse aus der Befragung einer Fokusgruppe gewonnen und mittels eines
extern entwickelten Dokumentations- und Zieltools verwertet (I3: 294-300, I3: 324-334).
Auch allgemeine verbale Rückmeldungen werden gesammelt und im Team besprochen (I4:
79-85).
“Wenn wir aus den Rückmeldungen das Gefühl haben, dass wir da was anbieten was
den Menschen taugt und und was ihnen weiterhilft, was ihnen was bringt” (I4: 83-85)
In einigen Projekten haben Prozesse hinsichtlich der Implementierung von Kennzahlen
bereits begonnen oder stehen unmittelbar bevor (I3: 557-567, I3: 617-626, I4: 224-225).
Auch der Wunsch nach einer retrospektiven Wirkungsanalye in Hinblick auf die bisherigen
Tätigkeitsfelder wird genannt (I1: 341-343). In einem Projekt wurde seitens des
Fördergebers bereits eine konkrete Evaluierung gefordert und wird in Kürze gestartet (I3:
626-632). Ein Projekt wird seitens einer Wiener Hochschuleinrichtung bei der Formulierung
von Zielen auf wissenschaftlicher Ebene unterstützt. Zielsetzung ist die Erarbeitung von
konkreten Indikatoren und sich daraus ergebende Möglichkeiten der
Darstellung der Ergebnisse
70
Wirksamkeitsüberprüfung (I3: 487-489). Die nähere Betrachtung bzw. Analyse von
Auswirkungen der Gemeinwesenarbeit wird als spannende Herausforderung betrachtet (I1:
338-339). Als wünschenswerte Bereiche für die Formulierung von (Kenn-)Zahlen werden
angegeben: Soziale Kompetenzen, Arbeitslosigkeit, Einzugsgebiet und Reichweite,
gesellschaftliche Auswirkungen, Integrationsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit, Diversität und
genauere Zielgruppenerreichung (I2: 270-277, I1: 358-359, I4: 237-241, I5: 244-248, I5:
333-338, I5: 349-350, I1: 266-279).
“Das muss, glaube ich, viel mehr erkannt werden, was das eigentlich wiederum der
Gesellschaft Kosten spart, wenn man diese Orte der Begegnung hat. Dass die eben
ein, ja ein ganz anderes Nachbarschaftszusammenhalt-Gefühl ermöglichen” (I1: 266-
270)
“Ich glaube, dass man relativ viel darstellen könnte und ich glaube eben weil man es
so strukturiert angeht, so wie auch bei �… � das rauskommen wird �… �” (I3: 668-671)
7.3 Ergebnisse der Dokumentenanalyse
Dieses Kapitel setzt sich mit Daten auseinander, die anhand der vorgenommenen
Dokumentenanalyse gewonnen werden konnten. Angeführt werden diejenigen
Erkenntnisse, die nicht bereits im vorangegangenen Kapitel (7.2) dargestellt werden.
Anschließend an die Interviews wurden seitens der Projektleiter/innen verschiedene interne
Dokumente für die ergänzende Analyse an die Autorin ausgehändigt bzw. elektronisch
übermittelt. Der Schwerpunkt bei der Auswahl relevanter Daten lag bei der Art und Menge
eingesetzter Zahlen. Weiters bei Informationen in öffentlich zugänglichen Medien wie der
Webpage oder Drucksorten, die eine Relevanz für eine mögliche spätere Verwertung
bezüglich der Erstellung von Kennzahlen aufwiesen.
Generell sind bei sämtlichen Projekten auf der Webpage und in den Drucksorten folgende
Informationen angeführt: eine Beschreibung der Zielgruppen, die wichtigsten Zielsetzungen
der Projekte, die Standorte, sowie Kooperationspartner/innen, Fördergeber/innen und
Sponsor/innen. Die allgemeinen Zielsetzungen und die Zielgruppen sind in Kapitel 7.1
sowie 7.2.1 enthalten. Die recherchierten Informationen zur Finanzierung bzw. zu den
Fördergeber/innen und Sponsor/innen werden in Kapitel 7.2.2 behandelt. Daher werden
diese Informationen nicht noch einmal angeführt. Interne Jahres- oder Quartalsberichte
wurden von drei Projekten zur Verfügung gestellt (D2, D4, D5, D7, D8). Jahres- bzw.
Programmkonzepte gab es von zwei Projekten (D6, D20, D21-D25). Von einem Projekt
eine Besucher/innen-Statistik (D1) und zu einem anderen Projekt eine konkrete Indikatoren-
Tabelle (D3). In Dokumenten von vier Projekten waren konkrete Zahlen vorhanden (D1-
Darstellung der Ergebnisse
71
D8). Bei drei Projekten waren in den Drucksorten keine Zahlen vorhanden, allerdings wurde
bei einem Projekt im Zuge des Interviews die Verwendung von Zahlen erwähnt (I4: 227-
231). Im öffentlich zugänglichen Wirkungsbericht auf der Webpage der Caritas Wien
werden zwar Zahlen zu Mittelherkunft sowie -verwendung und Mitarbeiter/innen-Zahlen
angegeben, jedoch ist der Bereich der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit nicht klar
ausgewiesen, d.h. eine Zuordnung ist nicht möglich (D9). Bei vier Projekten gibt es aufgrund
der erhaltenen Dokumente Angaben zur Anzahl der Teilnehmer/innen (bezogen auf
einzelne Veranstaltungen bzw. im Gesamtüberblick) und der Anzahl der Veranstaltungen
(D1, D2, D3, D4, D5, D6, D7, D8). Bei einem dieser Projekte werden noch zumindest in
einigen Fällen die Nationalitäten der Teilnehmer/innen sowie die Zahl der Zuschauer/innen
erfasst (D5). Bei zwei Projekten können weitere konkrete Zahlen gefunden werden (D3,
D4). Bei einem Projekt sind im Jahresbericht lediglich österreichweite Zahlen angegeben,
die daher nicht dem spezifischen Projekt zugeordnet werden können (erreichte
Teilnehmer/innen, erreichte Multiplikator/innen, Aktionen/Projekte/Events,
Bildungsworkshops in Einheiten, Freiwilligen-Pool) (D30). Daher werden diese Ergebnisse
nicht in die Gesamt-Auswertung mitaufgenommen. Die Ergebnisse zu konkreten
Kennzahlen werden in Tabelle 9 angeführt.
(Kenn-)Zahlen aus Caritas-Projekten mögl. Zuordnung
Anzahl der Veranstaltungen mit bestehenden Kooperationspartner/innen Kooperationen
Anzahl der neu gewonnenen Kooperationspartner/innen Kooperationen
Anzahl von Terminen und Präsentationen bei potentiellen Kooperationspartner/innen Kooperationen
Produktionszahl Flyer und Plakate sowie erreichte Haushalte Marketing/PR
Informationen bezüglich des Newsletters (Anzahl Empfänger/innen open rate, click rate, top
links clicked)
Marketing/PR
Anzahl der Beiträge im Rundfunk (Fernsehen und Radio) sowie in Print- und Onlinemagazinen
(z.B. Bezirkszeitungen)
Marketing/PR
Anzahl der neuen Mitarbeiter/innen, die gesucht und gefunden wurden Mitarbeiter/innen
Anzahl von Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeiter/innen Mitarbeiter/innen
Anzahl an Teamsitzungen zu bestimmten Themen Mitarbeiter/innen
Mehrstundenaufwand der Mitarbeiter/innen Mitarbeiter/innen
Anzahl der Teilnehmer/innen, Besucher/innen bzw. Zuschauer/innen (teilweise inkl.
soziodemographischer Daten wie Alter, Wohnort,..) pro Zeiteinheit (z.B. pro Tag)
Teilnehmer/innen
Anzahl der Anrufer/innen pro Tag Teilnehmer/innen
Sprechstunden-Anzahl bzw. Anzahl von Beratungsstunden Teilnehmer/innen
Anzahl der Teilnehmer/innen an aktivierender Befragung Teilnehmer/innen
Anzahl der versendeten E-Mails Teilnehmer/innen
Anzahl elektronischer Anfragen (E-Mail) Teilnehmer/innen
Informationen zu Blogbeiträgen (Beiträge/Tag, Interaktionsrate (Kommentare), neue/
wiederkehrende Besucher/innen, Verweildauer)
Teilnehmer/innen
Anzahl der Veranstaltungen Veranstaltungen
Anzahl der Nachfolgeaktivitäten (im Anschluss an Veranstaltungen) Veranstaltungen
Tabelle 9: (Kenn-) Zahlen laut Dokumentenanalyse (eigene Darstellung)
Diskussion und Auswahl Kennzahlen
72
8. DISKUSSION UND AUSWAHL KENNZAHLEN
Zu Beginn dieses Kapitels werden die gewonnenen Erkenntnisse kurz zusammengefasst
und diskutiert. Daran anschließend werden ausgewählte Kennzahlen für die Gemeinwesen-
und Stadtteilarbeit vorgeschlagen. Diese basieren auf Schwerpunkten, die sich aus der
Auswertung ergeben haben. Dazu zählen die Notwendigkeit genauer Zieldefinitionen, eine
Wirksamkeitsmessung bzw. Zielerfüllungsmessung von Interventionen, die Bedeutung von
Diversität sowie der Einfluss durch Fördergeber/innen und Sponsor/innen.
8.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
Die Zielsetzungen der Projekte der Caritas Wien entsprechen denjenigen in der
verwendeten Literatur. Dazu zählen Vernetzung, Partizipation sowie Empowerment. Durch
einen niederschwelligen Zugang sollen Inklusion und Integration anhand des Konzepts der
Diversität ermöglicht werden. Eine ausreichende Auslastung sowie Reichweite der
Angebote wird ebenso als zielführend betrachtet. Weitere Aspekte können Zugang zu Kunst
und Kultur für alle Bevölkerungsgruppen sowie Gesundheitsförderung sein. Auf finanzieller
Ebene spielt vor allem die Akquise neuer Fördergeber/innen und Sponsor/innen eine Rolle.
(vgl. Maelicke 2014: 845f, Stoik 2005: 8ff, Stövesand & Stoik 2013: 14). Wobei die
praktische Bedeutung, welche die Akquise einnimmt, im Widerspruch zu Angaben aus der
Literatur steht (vgl. Littich 2013: 322f). Es ist zu bemerken, dass die meisten der genannten
Ziele auf einer Meta-Ebene einzuordnen sind (z.B. Partizipation, Wohlbefinden,
gesellschaftliche Veränderungen, etc.). Mit Ausnahme von zwei Projekten werden wenige
eindeutig zuordenbare und mit aussagekräftigen, messbaren Indikatoren verknüpfte
Zielformulierungen verwendet. Dies kann zum Teil auch daran liegen, dass die Erarbeitung
von Indikatoren umfangreiche Ressourcen in Anspruch nehmen würde (z.B. personell,
finanziell, zeitlich). Und dass diese Ressourcen nicht allen Projektleiter/innen in gleichem
Ausmaß zur Verfügung stehen. Wenn angegeben, bezieht sich die schriftliche
Dokumentation vor allem auf Besucher/innen-Statistiken (I1: 249, I2: 256, I3: 323, I4: 166,
I5: 223). In denjenigen Projekten, die über Indikatoren verfügen, werden diese aufgrund der
(früheren) Vorgabe eines Fördergebers verwendet bzw. gibt es eine aktuelle Kooperation
mit einer Wiener Hochschuleinrichtung um Zielsetzungen herauszuarbeiten (I3: 438-446,
635-635).
Benötigte Geldmittel werden durch einen Finanzierungs-Mix ermöglicht. Damit sind
Förderungen seitens der (v.a. nationalen) Auftraggeber/innen und Sponsor/innen,
Spender/innen gemeint. Auf inhaltlicher Ebene hat die Art der Finanzierung teilweise
Einfluss, so z.B. in den Zielgruppen, den Räumlichkeiten und dem Programmumfang. Es
stellt sich die Frage, welchen Einfluss die Bereichsleitung hier grunsätzlich auch auf
Diskussion und Auswahl Kennzahlen
73
Fördergeber/innen-Logiken hat. Und wie die Teilnahme an Ausschreibungen und das
Eingehen von Kooperationen effektiver koordiniert und zur Diskussion gestellt werden
kann? Was wird seitens der Bereichsleitung an finanziellen oder anderen Zielen
vorgegeben und welche Auswirkungen hat dies (Stichwort nicht-monetäre Ziele,
Wirkungsziele, Gewinnung neuer Kooperationspartner/innen)? Einer der Hauptsponsoren
finanziert beispielsweise mehrere Projekte gleichzeitig (I1: 115-180, I4: 32). Welche
Auswirkungen hat dies innerhalb des Bereichs? Können Synergie-Effekte dadurch noch
stärker genutzt werden? Diese interessanten Aspekte könnten Teil weiterführender
Forschungen sein.
Hinsichtlich der Messbarkeit und Dokumentation werden großteils die Anzahl der
Veranstaltungen und die der Teilnehmer/innen erfasst. In zwei Projekten gibt es präziser
formulierte Indikatoren. Der Schwerpunkt bleibt dabei auf den Betrachtungsebenen von
Input, Output und teilweise Effect. D.h. einer Analyse von eingebrachten Ressourcen,
erbrachten sozialen Dienstleistungen und unmittelbaren, objektiven Auswirkungen
(Schröder & Kettiger 2001: 13). Es stellt sich daher die Frage, wie Wirkungsebenen im
Sinne von Impact bzw. Outcome berücksichtigt werden könnten (Uebelhart 2014: 759f)?
Wobei, wie bereits erwähnt, zu diesem Zweck aktuell bei einem Projekt eine Kooperation
mit einer Wiener Hochschuleinrichtung eingegangen wurde.
Interessant ist, dass Feedback nur teilweise koordiniert seitens der Projekte der Caritas
Wien eingefordert werden dürfte. Dies kann möglicherweise auf die Niederschwelligkeit der
Angebote und eventuelle Sprachproblematiken der Besucher/innen zurückgeführt werden.
Allerdings steckt im Sinne von (Wirkungs-) Messung Potential in der Erhebung von
individuellen und gemeinschaftlichen Veränderungen aufgrund von spezifischen
Interventionen. Vor allem auch in Hinblick auf die Argumentation gegenüber potentiellen
Fördergeber/innen und Sponsor/innen. Dadurch könnten möglicherweise Wirkungsebenen
wie Impact und Outcome miteinbezogen und die Ziele bzw. die Erfolge der
Gemeinwesenarbeit außenwirksamer dargestellt werden (z.B. gesellschaftliche
Veränderung, Lösung sozialer Probleme, Stärkung individueller Handlungsfähigkeiten,
etc.).
Abschließende Überlegungen sind, dass im Sinne kennzahlenorientierter Steuerung in der
Gemeinwesenarbeit derzeit bei der Caritas Wien in geringem Ausmaß Zahlen erhoben
werden. Angemerkt wird an dieser Stelle, dass die Autorin möglicherweise nicht Zugang zu
allen internen Dokumenten hatte, die relevant gewesen wären, und die Ergebnisse daher
überarbeitet werden müssten (z.B. Ausschreibungsunterlagen, Fördervereinbarungen,
Diskussion und Auswahl Kennzahlen
74
etc.). Darüberhinaus gibt es bisher lediglich bei einem einzigen Projekt aussagekräftige
Kennzahlen, die auch als Erfolgsmerkmal an Fördergeber/innen kommuniziert werden.
Öffentlich zugänglich sind Zahlenwerte derzeit zur Auslastung und Menge der
Veranstaltungen. Im Sinne des aktuellen Bedarfs von Wirkungs- und Erfolgsmessung für
SWO (Astleithner & Stepanek 2016: 201) könnte aufgrund der geringen Menge an
vorhandenen Kennzahlen entsprechender Handlungsbedarf gegeben sein. Seitens der
Caritas Wien kann von einer sehr großen Bereitschaft zur Veränderung bzw. Präzisierung
ausgegangen werden. Zielsetzung laufender Bestrebungen ist die fundierte
Auseinandersetzung mit Möglichkeiten der Wirkungsanalyse der Gemeinwesenarbeit. Es
bedarf in einem ersten Schritt einer bereichsübergreifenden, intensiven Diskussion in
Bezug auf die Sinnhaftigkeit der Verwendung von Kennzahlen und vor allem der Definition
von konkreten und überprüfbaren Zielsetzungen. Dies hat Auswirkungen sowohl für die
strategische als auch operative Ebene (Bereichsleitung bzw. Projektleiter/innen), da beide
Ebenen die Umsetzung entsprechender Maßnahmen mittragen müssten. Erwähnenswert
ist an dieser Stelle, dass seit dem Beginn des Jahres 2017 für den Bereich der
Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit ein Prozess geplant ist, der steuerungs- und
wirkungsrelevante Kennzahlen ergänzen bzw. neu erarbeiten soll (BL 2017). Welche
konkreten Kennzahlen zur Steuerung der ausgewählten Gemeinwesen-Projekte beitragen
könnten und warum, darauf wird im folgenden Kapitel eingegangen.
8.2 Vorschläge für ausgewählte Kennzahlen
Die folgenden Kennzahlen sind als eine Ideensammlung der Autorin mit einem externen
Blick auf den Bereich der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit der Caritas Wien zu verstehen.
Es sollen verschiedenen Dimensionen wie Auftragserfüllung, Mitarbeiter/innen,
Leistungsempfänger/innen und mögliche wirkungsorientierte Parameter berücksichtigt
werden. Schwerpunkte werden hinsichtlich einer unterstützenden Argumentation
gegenüber öffentlichen Auftraggeber/innen sowie Sponsor/innen gelegt. Nicht eingegangen
wird auf die Möglichkeit einer SROI-Analyse (siehe Kapitel 5.3.3.), da diese Erhebungen
benötigen würde, die den Rahmen dieser Arbeit übersteigen. Die beschriebenen
Kennzahlen sollen exemplarisch zur weiterführenden Bearbeitung in den jeweiligen
Projekten dienen.
8.2.1 Kennzahlen zu Zielen und Auswirkungen
Wie bereits erwähnt ist die Wirkungsanalyse ein sehr komplexes Thema, dem man sich als
SWO jedoch nicht mehr entziehen kann (Astleithner & Stepanek, 2016: 202). Daher braucht
es wirkungsorientiertes Controlling, dass auch eine Aussagekraft zur Zielerreichung und
Auftragserfüllung ermöglicht.
Diskussion und Auswahl Kennzahlen
75
Lösungsquote Wohnungsproblematiken
Ziele der GWA Lösung vom Wohnungsproblematiken (z.B. Senkung der Heizkosten, Durchführung
anfallender Reperaturen,…)
Berechnung
Bewertung hohe Quote: Zielerreichung, Verbesserung der Wohnsituation der Klient/innen
niedrige Quote: muss nicht zwingend eine mangelnde Zielerreichung bedeuten,
können etwa durch lange Bearbeitungszeiträume von externen Kooperations-
partner/innen oder mangelnde Kooperation seitens der Klient/innen entstehen
Literatur eigene Darstellung, in Anlehnung an Bono 2006: 165, Bono & Grieshuber 2011: 72
Tabelle 10: Lösungsquote Wohnungsproblematiken (eigene Darstellung)
Eine Lösungsquote bei gegebenen Problemlagen ist zielführend bei der Erfolgsmessung
und Wirkungsanalyse, es wurde als Beispiel Wohnungsproblematik gewählt (mit Bezug auf
das Projekt Grätzeleltern). Eine genaue Erfassung der spezifischen Problemlagen vorab
sowie eine entsprechend nachvollziehbare und auswertbare Kategorisierung sind
Voraussetzung dafür. Die Problemlagen und deren Lösungquote können bei
Hausbesuchen durch die Grätzeleltern am Beginn und am Ende der gesamten
Beratungsdauer, nach einer bestimmten Anzahl von Hausbesuchen oder anders definierten
Zeiträumen statistisch erfasst werden. Ausreichende Nachhaltigkeit könnte insofern
gewährleistet werden, als dass in größeren Zeitabständen nachgefragt wird, ob das
Problem dauerhaft behoben ist (z.B. nach sechs Monaten, nach einem Jahr, etc.). Das
Thema der Wohnungsproblematiken dient exemplarisch und lässt sich auf eine Vielzahl
von weiteren Bereichen ausdehen (z.B. Lösungsquote Beschwerden).
Vernetzungsquote Teilnehmer/innen
Ziele der GWA Vernetzung, Miteinander, Aufbau nachhaltiger sozialer Beziehungen
Berechnung
Bewertung hohe Quote: diese kann auf ein sehr interaktives und niederschwelliges Angebot
zurückzuführen sein (wie häufige Vernetzungs-Treffen) aber auch gemeinsame
Bedürfnisse und daher notwendige Kontaktpflege (z.B. Bürgerinitiativen)
niedrige Quote: bei konstant niedrigen Ergebnissen ist zu hinterfragen, ob die
Programminhalte wirklich zielgruppengerechtet und in ausreichend niederschwelligen
Ausmaß angeboten werden
Literatur eigene Darstellung, in Anlehnung an Bono 2006: 164ff
Tabelle 11: Vernetzungsquote Teilnehmer/innen (eigene Darstellung)
���� �� ��ö���� �������� ���������� ��� ���� ���
���� �� �� ������ ��������� �������� ���������� x 100
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���� ���������� ���� �������� ��������� �� ���� ��� x 100
Diskussion und Auswahl Kennzahlen
76
Eines der beschriebenen Grundziele in der GWA, die Vernetzung mit anderen
Bewohner/innen im Stadtteil, kann man anhand der gewonnenen Anzahl von neuen
Sozialkontakten innerhalb eines bestimmten Zeitraumes definieren. Diese können direkt
auf die Teilnahme an Angebote der GWA zurückgeführt werden. Erfasst werden könnten
diese Daten mittels regelmäßigen Befragungen und Interviews (persönlich, mittels Online-
Tool). Interessant ist die genaue Definition der Art der enstandenen Beziehung. Gemeint
sind damit eher oberflächliche (spontane Begegnungen im Wohnbereich) oder
tiefergehende Beziehungen (mit regelmäßigen geplanten Treffen, freundschaftliche
Beziehungen). Auch die Frage nach direkten und indirekten Kontakten stellt sich, d.h. ob
man jemanden direkt bei einer Veranstaltung kennengelernt hat oder ob es sich in Folge
über Dritte ergeben hat. Nachhaltigkeit im Sinne von längerfristig bestehenden
Beziehungen ist ebenfalls relevant. In diesem Zusammenhang wären auch vergleichbare
Quoten über Folgeaktivitäten nach Angeboten seitens der Caritas Wien interessant und
erfassbar. So z.B. wie viele neue Projekte sich aus einem geplanten Projekt in weiterer
Folge ergeben haben (wie es in einem Projekt bereits erfasst (D4) und in Tabelle 8
dargestellt wird).
Verhaltensänderungsquote
Ziele der GWA Einflussnahme auf Lebensqualität, Empowerment
Berechnung
Bewertung hohe Quote: Interventionen werden angenommen und zielgruppengerecht angeboten
niedrige Quote: die individuelle Notwendigkeit oder Offenheit für Veränderung ist
nicht ausreichend, Angebote nicht zielgruppenkonform angeboten
Literatur Bono 2010: 143ff
Tabelle 12: Verhaltensänderungsquote (Bono 2016)
Diese Kennzahl bedarf vorab realistisch überprüfbarer Zieldefinitionen. Wenn etwa
gesundheitsrelevantes Verhalten analysiert werden soll, muss zu Beginn genau geklärt
werden, was gemessen werden soll (z.B. wie oft werden pro Tag zuckerhaltige Limonaden
getrunken). Anschließend werden die Erhebungsfrequenz und -Dauer sowie konkrete
Maßnahmen zur Aufklärung, Sensibilisierung und zur Verhaltensänderung getroffen.
Abschließend kann überprüft werden, welches Verhalten sich in welchem Ausmaß
verändert hat und warum. Externe Einflüsse bezüglich Verhaltensänderungen müssen
ebenfalls betrachtet werden (z.B. Peer-Group-Verhalten bei Jugendlichen, Interventionen
in der Schule und im Berufsleben).
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Diskussion und Auswahl Kennzahlen
77
Die Kennzahl sollte auch in Zusammenhang mit Sensibilisierungsquoten betrachtet werden
(d.h. Veränderung des Wissens bzw. der Wahrnehmung zu bestimmten Themenbereichen)
(Bono 2010: 143ff).
8.2.2 Kennzahlen zu Mitarbeiter/innen und Diversität
Die Dimension der Mitarbeiter/innen hat insbesondere für SWO große Bedeutung, da diese
der oftmals ein ausschlaggebender Faktor für Organisationserfolg sind (Bono 2006: 173).
Daher können aussagekräftige Kennzahlen einen wichtigen Beitrag bei der Präsentation
der Caritas Wien gegenüber Fördergeber/innen und Sponsor/innen sowie zur Abgrenzung
gegenüber dem Mitbewerb leisten. Die folgenden Kennzahlen können für haupt- und
ehrenamtliche Mitarbeiter/innen eingesetzt werden.
Diversitätsquote Mitarbeiter/innen
Ziele der GWA Interkultureller Austausch, Beseitigung von gesellschaftlichen Barrieren, Schaffung
eines offenes und vielfältigen Umfelds
Berechnung
Bewertung hohe Quote: spiegelt die Zielgruppe wieder, viele Mitarbeiter/innen mit
Migrationshintergrund in Projektteam
niedrige Quote: keine ausreichenden Personalressourcen sind vorhanden (z.B. je
nach Programminhalt qualifizierte Personen mit Migrationshintergrund am
Arbeitsmarkt)
Literatur eigene Darstellung, in Anlehnung an Halfar et al 2014: 241ff
Tabelle 13: Diversitätsquote Mitarbeiter/innen (eigene Darstellung)
Da in sämtlichen Projekten kulturelle Vielfalt in den Zielen, Zielgruppen und
Programminhalten beschrieben wird, ist die Analyse der Zusammensetzung der kulturellen
und ethnischen Hintergründe und Erfahrungen der Mitarbeiter/innen durchaus interessant.
Dies kann im Rahmen der Personalbeschaffung berücksichtigt und erfasst werden (z.B.
Mehrsprachigkeit, Auslandserfahrung, Erfahrung mit vielfältigen Zielgruppen).
Diversität kann sich in vielen weiteren ähnlich berechenbaren Kennzahlen ausdrücken, so
etwa Quoten über Qualifikationen (z.B. höchste abgeschlossene Ausbildungen,
Fortbildungen, etc.), Quoten über Sprachkenntnisse, Geschlechter- und Altersverteilung.
Mehrsprachigkeit in Projektteams bietet etwa die Möglichkeit, auch Personengruppen mit
Unterstützungsbedarf zu erreichen, die aufgrund mangelhafter Sprachkenntnisse eventuell
keinen Zugang zu entsprechenden Angeboten hätten. Eine ausgewogene
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Diskussion und Auswahl Kennzahlen
78
Geschlechterverteilung auch auf der Führungsebene setzt ein eindeutiges Signal
hinsichtlich des Abbaus von Stereotypisierungen. Die Altersverteilung kann etwa dann eine
Rolle spielen, wenn bestimmte Altersgruppen am Arbeitsmarkt benachteiligt werden und
durch eine adäquate Personalbeschaffung verstärkt integriert werden können (z.B.
Personen ab 50 Jahren10). Aus Sicht der Autorin kann Diversität eine große Stärke einer
SWO wie der Caritas Wien sein, die sie gegenüber externen Stakeholdern als sehr offen,
vielfältig und im Rahmen aktueller gesellschaftlicher Rahmenbedingungen agierend
positioniert.
Fluktuationsrate Mitarbeiter/innen
Ziele der GWA Nachhaltigkeit
Berechnung
Bewertung hohe Quote: könnte ein Hinweis sein, dass Mitarbeiter/innen nicht passend
ausgewählt werden, dass die Arbeitsbedingungen aus diversen Gründen nicht
zum Verweilen einladen (z.B. hohe Belastung mit wenig Gestaltungsspielraum,
mangelnde Mitarbeiter/innenbindung, etc.) oder dass Projekte nur sehr kurze
Laufzeiten haben
niedrige Quote: hohe Mitarbeiter/innen-Zufriedenheit, starke
Mitarbeiter/innen-Bindung, längerfristige stabile Projekte
Literatur Halfar et al 2014: 241f
Bono 2006: 173ff
Tabelle 14: Fluktuationsrate Mitarbeiter/innen (Halfar et al 2014 & Bono 2006)
Die Fluktuationsrate wird anhand eines Vergleichs der vakant gewordenen Stellen sowie
der Einstellungsquote erreichnet. Je nachdem kann sich Personalabbau, -aufbau oder -
gleichstand ergeben (Halfar et al 2014: 241f, Bono 2006: 173ff).
Relevant sind in diesem Zusammenhang auch die Quoten der durchschnittlichen
Betriebszugehörigkeit sowie Versetzungsquoten, da immer analysiert werden sollte, ob es
einen Zusammenhang zwischen Dauer der Anstellung und Fluktuation gibt (z.B. aktueller
Generationenwechsel im Betrieb). Da hohe Fluktuation zu einem erhöhten Aufwand im
Bereich der Personalbeschaffung und Einarbeitung führt, muss diese Quote sorgfältig
beobachtet werden. Da die Qualität Sozialer Dienstleistungen wie bereits erwähnt durch
10 Siehe dazu Artikel des AMS Österreich: “Ältere am Arbeitsmarkt: Bedeutung der Generation 50+ steigt“, http://www.ams.at/_docs/001_spezialthema_0215.pdf, abgerufen am 15.04.2017
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Diskussion und Auswahl Kennzahlen
79
die Mitarbeiter/innen der SWO maßgeblich beeinflusst werden, können permanente
Wechsel und Einschulungen zu einer erhöten Fehlerquote und in Folge unzufriedenen
Kund/innen bzw. Klient/innen führen (Halfar et al 2014: 242). Gegenüber externen
Stakeholdern kann eine stabile Belegschaft Beständigkeit, Zuverlässigkeit und
Vertrauenswürdigkeit zeigen. Dies könnte in Folge ausschlaggebend für erhöhte Förder-
bzw. Investitionsbereitschaft sein.
Ehrenamtlichkeitsquote
Ziele der GWA Förderung von Solidarität in der Gesellschaft, Vernetzung und Miteinander, Sozialer
Gedanke und Austausch
Berechnung
Bewertung hohe Quote: großes Interesse an Mitarbeit durch Ehrenamtliche, gute Reputation
der SWO, gelingende Personalbeschaffung, unterschiedlich hoher Personalbedarf
(bei schwankenden Quoten über betrachtete Zeiträume)
niedrige Quote: geringe Attraktivität der SWO, wenig Bereitschaft für Ehrenamt in
Gesellschaft, wenig Bedarf für ehrenamtliches Personal in SWO
Literatur Bono 2006: 178
Eisenreich et al 2005: 94
Tabelle 15: Ehrenamtlichkeitsquote (Bono 2006 & Eisenreich et al 2005)
Für SWO haben Ehrenamtliche eine große Bedeutung, da diese die Reputation der SWO
prägen, Mundpropaganda betreiben und ihre Arbeitskraft kostenfrei zur Verfügung stellen.
Dies sichert Spendenbereitschaft und Sympathie in der Öffentlichkeit. Für viele
Träger/innen wäre eine Erfüllung ihrer Aufgaben ohne ehrenamtliche Mitarbeiter/innen nicht
möglich (Bono 2006: 178). Es birgt aber auch ein gewissenes Risiko, hohe Quoten bei
Ehrenamtlichen zu erfüllen, da ihre Leistung wegfallen könnte. Empfohlen wird zum Erhalt
der Handlungsfähigkeit einer SWO ein Anteil von ca. 30% an Ehrenamtlichen (Eisenreich
et al 2005: 94). Dementsprechend bedarf es eines laufenden Monitorings von Kennzahlen
zur Ehrenamtlichkeit.
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Diskussion und Auswahl Kennzahlen
80
8.2.3 Kennzahlen zur Finanzierung
Abschließend werden einige Kennzahlen zur Finanzierung kurz dargestellt und hinsichtlich
ihrer Bedeutung beschrieben.
Liquiditätsgrad
Berechnung
Literatur Halfar et al 2014: 230f
Tabelle 16: Liquiditätsgrad (Halfar et al 2014)
Unter Liquidität wird die Fähigkeit bezeichnet, dass ein Unternehmen seinen kurzfristigen
Zahlungsverpflichtungen jederzeit nachkommen kann. Liquidität unterliegt kontinuierlichen
Schwankungen und sollte nicht als isolierte Kennzahl betrachtet werden. Für SWO ist
Liquidität insofern bedeutsam, da Zahlungsströme durch Fördergeber/innen und
Sponsor/innen je nach Vereinbarung sehr unregelmäßig fließen können. Es müssen
allerdings die wichtigsten Aufwendungen, wie etwa Personalkosten, laufend gedeckt
werden können. Daher empfiehlt es sich, die liquiden Mittel bzw. das Umflaufvermögen
(i.d.R. Bankguthaben, Forderungen) in ausreichendem Maße im Blick zu haben (Halfar et
al 2014: 230f, Littich 2013: 324f).
Auftraggeberfluktuation
Berechnung
Literatur Halfar et al 2014: 276f
Tabelle 17: Auftraggeberfluktuation (Halfar et al 2014)
SWO haben im besten Fall eine konstante und mehrjährige Finanzierung durch
Auftraggeber. Die Fluktuation der Auftraggeber hat Aussagekraft auf wirtschaftlicher und
qualitativer Ebene. Viele Wechsel erhöhen die Akquisekosten und können auf mangelnde
Leistungserfüllung hinweisen. Die Fluktuation muss stets im Zusammenhang mit der
Akquise neuer Auftraggeber/innen im gleichen Zeitraum betrachtet werden
(Akquisequote).
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Diskussion und Auswahl Kennzahlen
81
Auch die Berechnung der Auftraggeberabhängigkeit bei mehreren Auftraggeber/innen
bzw. geringen Spendeneinnahmen ist aufschlussreich. Für diese Zahlen müssten
weiterführende Überlegungen innerhalb der Caritas Wien vorgenommen werden, da
aufgrund der vorliegenden Daten und der Einzigartigkeit der Projekte ein aussagekräftiger
Vorschlag derzeit nicht möglich ist. Es soll an dieser Stelle an die angegebene Literatur
verwiesen werden (z.B. Halfar et al, 2014 sowie Bono, 2006).
Abschließend soll ein Vorschlag gemacht werden, der sich aus einem wiederholt
auftauchenden Thema in den Interviews ergeben hat. Die Frage war, wie am besten
eingeschätzt werden kann, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist sich an der Ausschreibung für
ein neues Projekt zu beteiligen und wie systematisch vorgegangen werden könnte. Eine
unterstützende Entscheidungshilfe dafür und auch bei Budgetverhandlungen könnte eine
umfassende Deckungsbeitragsrechnung bieten (vgl. Halfar et al 2014: 232ff). Als Beispiel
in der angegebenen Literatur wird der Berechungsvorschlag für eine Pflegheimeinrichtung
gezeigt, die für die GWA adaptiert werden könnte. Beim Deckungsbeitrag wird
klassischerweise die Differenz von Erlösen und variablen Kosten betrachtet. D.h. es bleibt
derjenige Teil über, der zur Finanzierung der Fixkosten notwendig ist (z.B. Mieten für
Räumlichkeiten, Verwaltungskosten des Bereichs, etc.). Wenn die geschätzten zukünftigen
Personal- und Materialkosten des neuen Projekts als variable Kosten definiert werden, kann
somit eine zentrale Kostengröße rasch beurteilt werden. Auch zusätzliche Aufwendung wie
etwa Überstunden oder Personalfluktuationen könnten dadurch besser kalkuliert werden.
Resümee
82
9. RESÜMEE
Zum Forschungsfeld ist abschließend zu bemerken, dass sich die Erkenntnisse zum Aufbau
des Controllings und der Verwendung von Kennzahlen bei der Caritas Wien lediglich auf
einzelne Projekte und nicht auf den Gesamtbereich der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit
beziehen. Dies ist auf die Auswahl der interviewten Expert/innen zurückzuführen. Für eine
allgemeingültigere Betrachtung müssten Interviews mit weiteren Projektleiter/innen
innerhalb der Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit sowie Ansprechpartner/innen des internen
Controllings oder weiterer Leitungsebenen geführt werden. Dies könnte dann im Sinne
eines Theoretischen Samplings angedacht werden11. Gemeint ist damit, dass sich erst im
Zuge des Forschungsprozesses ergibt, wer genau innerhalb des Bereichs der Caritas Wien
ein/e Expert/in für Kennzahlen in der Gemeinwesenarbeit ist und aussagekräftige Daten zur
Forschungsfrage liefern könnte. Aufschlussreich könnten darüberhinaus auch
Ausschreibungsunterlagen seitens der Fördergeber/innen oder Sponsor/innen-Verträge
sein. Somit kann die Masterarbeit als Ausgangsbasis für weitere Forschungen im Feld der
Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit (bei der Caritas Wien) herangezogen werden12.
Es hat sich bei den beforschten Projekten gezeigt, dass Kennzahlen derzeit noch in
geringem Maß verwendet werden. Allerdings ist nach Einschätzung der Autorin vor allem
hinsichtlich des Finanzierungsgebahrens der Einsatz ebendieser höchst empfehlenswert.
Vor allem auch in Hinblick auf die notwendige Präzision von Zielformulierungen und der
Erarbeitung überprüfbarer Indikatoren für die Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit. Wenn eine
SWO wie die Caritas Wien offensiv handelt und aussagekräftige Kennzahlen (weiter-)
entwickelt sowie wissenschaftlich fundiert, könnte das in Bezug auf Budgetverhandlungen
und die gesellschaftliche Wahrnehmung der Notwendigkeit Sozialer Dienstleistungen
enorme Vorteile bieten (z.B. selbständige Steuerung von Zielgruppen, Messgrößen,
Zeiträumen, Zielsetzungen, etc.). Dazu könnten die bereits entwickelten Indikatoren in zwei
Projekten als Best-Practise-Beispiel für den gesamten Bereich herangezogen werden.
Für die Gemeinwesenarbeit erweisen sich insbesondere wirkungsorientierte Kennzahlen
als zielführend, um vor allem gesellschaftliche Auswirkungen von Angebote der Sozialen
Arbeit messbar zu machen. Auch wenn diese teilweise aufwändig zu formulieren bzw. zu
entwickeln sind und (oftmals nur beschränkt vorhandene) personelle und zeitliche
11 Vgl Strauss Anselm, Corgin Juliet (1996): Grounded Theory. Grundlagen Qualitativer Sozialforschung.
Weinheim: Psychologie Verlags Union.
12 Dies trifft insbesondere auf die young caritas zu.
Resümee
83
Ressourcen benötigen. So wäre etwa eine einheitliche Erfassung von Wirkungen auf der
Teilnehmer/innen-Ebene anhand von regelmäßigen Erhebungen denkbar.
Je nach inhaltlichen Schwerpunkten der einzelnen Projekte bieten sich hierzu einige
Möglichkeiten an. Bei der Käfig League könnte etwa in Kooperation mit Psycholog/innen
und Ärzt/innen ein Evaluationskonzept für die Verbesserung von psychischem und
physischen Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen erstellt werden. Beim
Stadtteilmanagement Aspern könnten allgemeine Aspekte wie die Zufriedenheit der
Bewohner/innen oder und die wahrgenommene Lebensqualität mittels längerfristigen
Untersuchungen präzisiert und im Detail erfasst werden. Bezüglich Tanz die Toleranz
wurden erste Schritte der Evaluation bereits anhand von einigen fertig gestellten
Mastararbeiten am FH Campus Wien getätigt13. Bei der Brunnenpassage könnte sich
aufgrund der langen Projektlaufzeit eine Betrachtung etwa in Form einer fundierten SROI-
Analyse anbieten. Wobei zu bemerken ist, dass insbesondere wirkungsorientierte
Betrachtungsweisen wie die SROI-Analyse immer unter Rücksichtnahme auf die
Begrenzung ihrer Aussagekraft hin bewertet werden müssen.
Die in dieser Arbeit vorgeschlagenen Kennzahlen sollen abschließend ebenfalls den
laufenden wirkungsorientierten Strategiefindungsprozess der Caritas Wien unterstützen,
um so eine zukünftig notwendige Zusammenführung sozialer und ökonomischer
Perspektiven zu ermöglichen.
13 Vgl Masterarbeiten FH Campus Wien: Sprengnagl Daniela (2015): „Wenn´s um Toleranz geht gehören die Alten auch dazu“. Wirkungsdimensionen des Community Dance Projektes Tanz die Toleranz aus Sicht der TeilnehmerInnen; Pogats Marie-Sophie (2015): Das Community Dance Konzept aus Sicht der TeilnehmerInnen. Am Beispiel der Dance Class Adults von Tanz die Toleranz.
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Abbildungsverzeichnis
91
11. ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Spannungsverhältnis NPO – Auftraggeber – Leistungsempfänger (Bono 2010) 10
Abbildung 2: Sozialunternehmen im Kreislaufmodell (Schellberg 2008) 11
Abbildung 3: Stufenmodell zur Zielerreichung (nach Lüttringhaus & Streich 2007) 15
Abbildung 4: Grundstruktur der Stakeholder-Landkarte (Bono 2010) 15
Abbildung 5: Zentrale Begriffe Gemeinwesenarbeit (BMLFUW 2004) 21
Abbildung 6: Modell der Balanced Scorecard (Haeseler & Kirchberger 2005) 28
Abbildung 7: Wirkungsebenen sozialer Interventionen (Uebelhart & Zängl 2015) 30
Abbildung 8: Sozialwirtschaft, GWA und SWO-Controlling (eigene Darstellung) 42
Abbildung 9: Typisierung von Interviewfragen (Gläser und Laudel 2010) 45
Abbildung 10: Strukturierende Inhaltsanlyse (Mayring 2015) 52
Tabellenverzeichnis
92
12. TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Raster zur Beschreibung von Kennzahlen (nach Bono 2006) 33
Tabelle 2: Beispiele für monetäre Kennzahlen (eigene Darstellung) 34
Tabelle 3: Beispiele für NPO-Kennzahlen (eigene Darstellung) 35
Tabelle 4: Kennzahlen für Mitarbeiter/innen (eigene Darstellung) 36
Tabelle 5: Wirkungsmatrix Arbeitsprojekt (Bono 2010) 37
Tabelle 6: SROI-Berechnung Cafe Vollpension (nach Burger & Rauscher 2016) 39
Tabelle 7: Darstellung Mittelherkunft und -Verwendung (Caritas Wien 2016) 56
Tabelle 8: Kategorienbildung aus Qualitativen Interviews (eigene Darstellung) 59
Tabelle 9: (Kenn-) Zahlen laut Dokumentenanalyse (eigene Darstellung) 71
Tabelle 10: Lösungsquote Wohnungsproblematiken (eigene Darstellung) 75
Tabelle 11: Vernetzungsquote Teilnehmer/innen (eigene Darstellung) 75
Tabelle 12: Verhaltensänderungsquote (Bono 2016) 76
Tabelle 13: Diversitätsquote Mitarbeiter/innen (eigene Darstellung) 77
Tabelle 14: Fluktuationsrate Mitarbeiter/innen (Halfar et al 2014 & Bono 2006) 78
Tabelle 15: Ehrenamtlichkeitsquote (Bono 2006 & Eisenreich et al 2005) 79
Tabelle 16: Liquiditätsgrad (Halfar et al 2014) 80
Tabelle 17: Auftraggeberfluktuation (Halfar et al 2014) 80
Anhang
93
13. ANHANG
Anhang A: Vorlage Interviewleitfaden
Interview zur Masterarbeit „KZ-orientierte Steuerung in der GWA“
Interview mit: Interview am:
Startzeit: Endzeit:
EINSTIEG Herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview mit mir genommen haben. In meiner Masterarbeit soll auf einige Spezifika von Nonprofit-Unternehmen eingegangen werden. Mich interessiert konkret, wie Ziele und Erfolgsmessung das Management im Bereich Gemeinwesen bei der Caritas Wien beeinflussen.
EINLEITUNG
1. Zu Beginn würde ich gerne kurz wissen, worum es im Projekt geht und was konkret
angeboten und gemacht wird?
2. Wer ist innerhalb der Caritas und extern am Projekt beteiligt?
ZIELE
3. Was wollen Sie in Ihrem Projekt erreichen? Welche konkreten Ziele verfolgen
Sie? Wie definieren Sie Erfolg für Ihr Projekt?
4. Einordnung intern und externe Zielsetzungen?
MESSUNG UND KENNZAHLEN
5. Wie wird dieser Erfolg gemessen?
6. Über welchen Zeitraum sind diese Ziele definiert (kurz, mittel, langfristig)?
7. Welche monetären Ziele gibt es?
8. Welche nicht-monetären Ziele gibt es?
9. Gibt es (Kenn)zahlen? Wenn ja, welche?
10. Welche (Kenn)zahlen wären noch wünschenswert und warum?
FINANZIERUNG
11. Wie wird das Projekt finanziert?
12. Werden die Ziele durch die Finanzierung beeinflusst? Wenn ja, wie?
Anhang
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Anhang B: Einverständniserklärung/Information Date nschutz
Studierende: Mag.a (FH) Bernadette Maschl-Lokaj FH Campus Wien, Studiengang Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit [email protected] Ich gebe hiermit mein Einverständnis zur Mitwirkung an der Studie „Kennzahlen-orientierte Steuerung in der Gemeinwesenarbeit“ im Rahmen des Masterstudiums Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit an der FH Campus Wien (Kooperationsprojekt FH und Caritas Wien). Im Detail erkläre ich mich mit folgenden Punkten einverstanden:
• Ich wurde von Frau Maschl-Lokaj über den Inhalt und die Bedeutung der Studie aufgeklärt. • Ich habe vorab ein Kurzkonzept (Informationsschreiben) zur geplanten Masterarbeit
erhalten. • Die Teilnahme am Interview erfolgt freiwillig und ich hatte jederzeit die Möglichkeit, Fragen
zu stellen.
• Ich erkläre mich mit der elektronischen Aufnahme und der wissenschaftlichen Auswertung des Interviews einverstanden.
• Zur Auswertung wird von der Aufnahme ein anonymisiertes, schriftliches Protokoll (Transkript) angefertigt. Das heißt, es werden Eigennamen und Ortsangaben der / des Befragten im Protokoll ersetzt.
• Dieses schriftliche Protokoll kann mir auf Nachfrage zur Verfügung gestellt werden.
• Die erhobenen und anonymisierten schriftlichen Protokolle können auch zur Bearbeitung weiterer Fragestellungen oder für Lehrzwecke verwendet werden.
• Die Tonaufnahme wird von InterviewerIn bzw. ProjektleiterIn sorgsam aufbewahrt und spätestens nach Abschluss des Kooperationsprojektes gelöscht.
• Bei Bedarf haben die / der InterviewerIn und ProjektleiterIn, bzw. -mitarbeiterInnen für die Auswertung Zugang zur Tonaufnahme.
• Kurze Ausschnitte, aus denen die Person des Interviews nicht identifiziert werden kann, können aus dem Protokoll in der Masterarbeit zitiert werden.
• Ich habe zu jeder Zeit die Möglichkeit, das Interview abzubrechen und mein Einverständnis für eine Aufzeichnung oder eine Niederschrift meines Interviews zurückzuziehen, ohne dass mir dadurch Nachteile entstehen.
• Ich habe eine Kopie dieser Einverständniserklärung erhalten.
Schriftliche Zustimmung zur Vereinbarung : Name der Interviewerin: Mag.a (FH) Bernadette Maschl-Lokaj Name der/des Interviewten:_______________________________________ Wien, am ___________________ Unterschrift:________________________ Für Rückfragen steht Ihnen mein Masterarbeits-Betreuer an der Fachhochschule Campus Wien gerne zur Verfügung: Mag. Peter Stepanek | T: + 1 606 68 77-3212 | [email protected]
Anhang
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Anhang C: Curriculum Vitae
Persönliche Daten
Name Mag.a (FH) Bernadette Maschl-Lokaj
Geburtsdatum 20. Mai 1981, in Wien
Staatsbürgerschaft Österreich
Ausbildung
seit 09/2013 Europäischer Masterstudiengang Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit
FH Camus Wien, 1100 Wien
2009 - 2014 Psychotherapeutisches Propädeutikum
ARGE Bildungsmanagement, 1210 Wien
2001 - 2005 Diplomstudiengang Gesundheitsmanagement im Tourismus
FH Joanneum, 8344 Bad Gleichenberg
1995 - 2000 Diplom-Ausbildung zur Elementarpädagogin (mit Matura), 1100 Wien
Berufserfahrung
seit 08/2013 Verein zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung (FAB), 1100 Wien
Beraterin, Arbeitsvermittlerin, Trainerin und Betriebskontakterin
BBE step2job, BBE step2austria, Sozialökonomischer Betrieb fabline
08/2010 – 07/2013 Wiener Kinderfreunde, 1080 Wien
Elementarpädagogin
06/2009 – 07/2010 staff point – personnel service Personalmanagement GmbH, 1030 Wien
Projektmanagerin (Promotions und Events)
07/2008 – 05/2009 check-point sales communications dieber weinkopf GmbH, 1030 Wien
Projektassistentin (Promotion und Events)
01/2007 – 02/2008 Management Events GmbH, 1080 Wien
Event Coordination und Partner Care
02/2006 – 01/2007 DeutschAkademie Sprachschule GmbH, 1010 Wien
stv. Geschäftsführung, Kundenbetreuung