MAGAZIN DER VOLKSBANK PADERBORN-HÖXTER-DETMOLD … · die am liebsten in kleinen Hotels mit...
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Interview 1
Visite
NR.02/2016
Auswirkungen der Niedrigzinsphase auf die privaten Haushalte // „Profiling ist keine One-Woman-Show“ // Krankenhäuser auf der Überholspur // Hohes Engagement für Gesundheitsförderung und Prävention //
MAGAZIN DER VOLKSBANK PADERBORN-HÖXTER-DETMOLD FÜR HEILBERUFE
Editorial 3
Sigrid Marxmeier Leiterin Freie Berufe
Dr. Friedrich Keine Mitglied des Vorstands
LIEBE LESERINNEN UND LESER!
Die Zukunft wird immer digitaler. Um sich den neuen
Trends stellen zu können, müssen teilweise ganze Ge-
schäftsmodelle überdacht werden. Längst haben digitale
Technologien, mobile Kommunikationsformen und pul-
sierende soziale Netzwerke zu einer weitreichenden Um-
wälzung geführt. Auch vor dem Finanzsektor macht die
„Digitalisierung“ nicht halt.
Internet und Telefon sind heutzutage ganz normale Zu-
gangswege zu einer Bank. Die Anzahl der Kunden, die
ihre Bankgeschäfte elektronisch – über das Internet, per
Handy oder über Zahlungsverkehrsprogramme – erledi-
gen, ist in unserem Haus seit 2010 um 94 Prozent auf
über 87.000 gestiegen. Insgesamt nutzen mittlerweile
64 Prozent unserer Kunden mit Girokonto auch den On-
line-Weg zu uns (2010: 36 Prozent).
Kundennähe und Kundenorientierung bedeuten in der
heutigen Zeit nicht mehr zuallererst und ausschließlich
räumliche Nähe, sondern vor allem, dass wir uns immer
wieder neu auf das Verhalten und die Wünsche der Kun-
den ausrichten. Insofern steht für uns eines jetzt schon
fest: Bei aller Digitalisierung des Bankgeschäftes glauben
wir an den Sinn des Gesprächs von Mensch zu Mensch.
Für uns als Regionalbank findet Wachstum auch in Zu-
kunft vor Ort statt; dies ist ein Grundprinzip unseres Hau-
ses. Für uns heißt Digitalisierung nicht, dass eine Kun-
denbeziehung unpersönlich oder nicht individuell ist.
Vielmehr ermöglicht sie den Aufbau einer besonders
stark ausgeprägten Nähe zum Kunden, und zwar zuneh-
mend zeit- und ortsunabhängig. Wir sind überzeugt da-
von, dass unseren Kunden auch im digitalen Zeitalter der
persönliche Kontakt und das analoge Erlebnis in unserer
Bank wichtig sind. Eine Regionalbank wird nie nur digital
sein. Ihr genetischer Code ist in der analogen Welt ver-
haftet, im Vertrauen, mit dem Blick in interessierte Au-
gen statt auf den Monitor, im Handschlag und nicht im
Klick auf die Tastatur. Unseren genossenschaftlichen För-
derauftrag können wir letztlich nur dann erfüllen, wenn
wir wissen, was unsere Kunden bewegt und wie wir sie
unterstützen können.
Auf dieser Grundlage möchten wir in Zukunft die schnel-
le Netzwerkbank für unsere Mitglieder und Kunden sein.
Das heißt, wir bringen uns nicht nur gerne in Netzwer-
ke ein, sondern initiieren diese auch. Dazu dienen unter
anderem unsere zahlreichen Veranstaltungen, aber auch
die unserer Netzwerkpartner, für die wir gerne Gastgeber
sind und unsere Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.
Unser Anspruch ist es, jeden Kunden auf seinem Lebens-
weg zu begleiten und ihm zu helfen, seine Wünsche und
Ziele zu erreichen. Das braucht Zeit und die nehmen wir
uns auch – erst recht in digitalen Zeiten. Die Kunden wol-
len ihre Bank virtuell und doch persönlich erleben. Wer
sich für uns entscheidet, weiß den Wert einer genossen-
schaftlichen Regionalbank zu schätzen.
06 _ Kleine Veränderungen mit großer Wirkung Unternehmensporträt
08 _ König Kunde will gepflegt werden 09 _ Im Interview: Timo Langehenke, Betreuer Freie Berufe
11 _ Immobilien verkaufen – mit Sicherheit zum Vertragsabschluss
12 _ Auswirkungen der Niedrigzinsphase auf die privaten Haushalte in Deutschland Wertpapiere im Blick
15 _ „Profiling ist keine One-Woman-Show“ Im Interview: Suzanne Grieger-Langer
Inhalt
06 15 17
17_ MVZ-Update – Krankenhäuser auf der Überholspur
20 _ NRW: Hohes Engagement für Gesundheitsförderung und Prävention
22 _ Erweiterte Fördermöglichkeiten für Hausärzte
25 _ Digitalisierung als Chance begreifen Gastkommentar von Dr. med.Klaus Reinhardt
26 _ VolksbankKulturtipp
27 _ Volksbank-Engagement
30 _ Rückblick � Ausblick
20 22 26
6 Unternehmensporträt
U
lrike Dolle stellt bei der Arbeit gern viele Fragen. Aus
einem einfachen Grund: „Menschen können Verbesserun-
gen einfacher annehmen, wenn sie die Idee dazu selbst mit-
entwickelt haben“, sagt die Geschäftsführerin und Exper-
tin für Kommunikation und Organisation des ADM Instituts
in Paderborn, das auf Vertriebsberatung spezialisiert ist. Ei-
ne Kundin aus der Gesundheitsbranche beobachtete etwa,
dass die Mitarbeiter ihres Callcenter-Teams regelmäßig er-
müdet wirkten. Dolle fragte, wie oft am Tag die Teammit-
glieder Pause machen. Antwort: Einmal am Tag. „Bereits
während meiner Frage war der Chefin klar, dass das Team
eine andere Organisation mit mehr Pausen braucht.“
Dolle leitet das ADM Institut gemeinsam mit ihrem Mann,
dem Unternehmensgründer Andreas Dolle. Die Rollenver-
teilung ist klar: Der Chef ist der Vertriebsprofi, die Chefin
die Service-Expertin. „Mein Mann unterstützt Unterneh-
men dabei, neue Kunden zu gewinnen. Und ich arbeite
daran, dass die Kunden auch bleiben.“ Häufig beraten
sie in Projekten gemeinsam: „Die Schnittmenge der bei-
den Felder ist groß. Wenn wir mit Kunden über die Ver-
besserungen ihres Vertriebs reden, geht es oft auch um
die Organisation des Unternehmens.“ Das Geschäftslei-
tungs-Duo und die elf Mitarbeiter beraten Unternehmen
aus dem deutschsprachigen Raum weit über OWL hinaus,
darunter IT-Servicedienstleister ebenso wie Krankenhäuser
und Ärzte.
N
eben Organisationsfragen berät Ulrike Dolle Firmen in
Bezug auf deren Service, etwa, wie Mitarbeiter richtig beim
Kunden auftreten. Dabei lernen die Seminarteilnehmer ver-
meintlich einfache Grundregeln, zum Beispiel Emotionen
und sachliche Diskussion voneinander zu trennen. Beispiel
Reklamation: „Es hilft immer, sich in sein Gegenüber hin-
einzuversetzen. Kunden wollen häufig erst einmal ihren Är-
ger loswerden. Wenn man das akzeptiert und sich die Be-
schwerden anhört, kann man danach meist in ruhigem Ton
miteinander reden und eine Lösung finden“, sagt Dolle.
I
n Krankenhäusern schult sie zum Beispiel die Mitarbeiter
der Notaufnahme darin, auch in stressigen Situationen mit
Patienten einfühlsam umzugehen. Mit Ärzten übt die Kom-
munikationsexpertin, wie sie schwierige Patientengesprä-
che richtig führen. „Es ist nicht leicht, einem Menschen zu
eröffnen, dass er schwer krank ist“, sagt Dolle. „Aber auch
das kann man richtig machen.“ Richtig machen heißt in
diesem Fall: Der Arzt schafft erst einmal die passende Ge-
sprächssituation, in der er dem Patienten mit Respekt be-
gegnet. Er schaut nicht während des Gesprächs laufend
auf den Bildschirm, sondern setzt sich gemeinsam mit dem
Patienten an einen Besprechungstisch, redet nicht hastig,
sondern in angemessen ruhigem Tempo. „Auf diese Wei-
se schafft man Rahmenbedingungen, die der Tragweite der
Kleine Veränderungen mit großer Wirkung
// Das Paderborner Institut ADM berät Unternehmen
in Vertriebsfragen, hilft beim Verbessern der Kunden-
ansprache und tüftelt an der richtigen Organisation.
Häufig braucht es für mehr Erfolg keine großen Um-
strukturierungen, meist macht das Feilen an kleinen
Details den entscheidenden Unterschied.
Interview 7
zu überbringenden Botschaft gerecht werden“, sagt Dolle.
Das ändert zwar nichts an der Diagnose, macht es dem Pa-
tienten aber leichter, sie anzunehmen.
Z
ur Analyse beobachtet Dolle Kunden und ihre Mit-
arbeiter am Arbeitsplatz, die eigentlichen Seminare or-
ganisiert sie lieber außerhalb: „Die Menschen sind häu-
fig abgelenkt, wenn sie ein Training in den Räumen des
eigenen Unternehmens absolvieren“, sagt die Beraterin,
die am liebsten in kleinen Hotels mit persönlicher Atmo-
sphäre tagt. „Das schafft die optimalen Rahmenbedingun-
gen, um sich auf Neuerungen einzulassen.“ Dolle lässt die
Teilnehmer dann etwa in Rollenspielen ihre Kommunika-
tion weiterentwickeln, Ärzte schlüpfen in die Rolle eines
schwer kranken Patienten. „Das Auseinandersetzen mit ei-
nem solchen Thema ist der wichtigste Schritt und dafür
schaffen wir den optimalen Rahmen. Oft haben die Teil-
nehmer schon vorher Ideen gehabt, wie sie etwas besser
machen können. Sie kommen nur im hektischen Alltag gar
nicht dazu, darüber nachzudenken.“
Echtes Neuland betreten die Kunden dagegen häufig beim
Vertrieb, für den sie beim ADM Institut das richtige Hand-
werkszeug bekommen. Beim Seminarbaustein „Elevator-
Pitch“ lernen Teilnehmer etwa, wie sie ihr Unternehmen in
wenigen Sätzen so präsentieren, dass der Zuhörer die Vi-
sitenkarte haben will – gedacht für die Zeit, die ein Fahr-
stuhl vom Erdgeschoss bis in die siebte Etage fährt und
man zufällig einen wichtigen Menschen trifft. Tatsächlich
hilft eine solche Kurzpräsentation bei vielen Gelegenhei-
ten, etwa beim Smalltalk auf einer Messe. „Das Netzwer-
ken ist im Vertrieb das A und O“, sagt Dolle. Ende No-
vember nutzte sie selbst die Chance zum Austausch: Bei
der Mittelstandskonferenz MEiM im Heinz Nixdorf Muse-
umsForum in Paderborn referierte sie zum Thema „Kun-
denkontaktpunkt-Management. Wichtigste Lehre: „Jede
Unterhaltung ist ein potenzielles Kundengespräch“, sagt
Dolle. „Und darauf kann man sich vorbereiten.“
Ulrike und Andreas Dolle sorgen dafür,
dass „Beratung verkauft und Service begeistert“.
8 Praxiswissen
W
enn Ulrike Dolle erzählt, womit sie
sich derzeit schwerpunktmäßig beschäftigt,
erntet sie zumeist ein Stirnrunzeln. Kunden-
kontaktpunkt-Management? Was mag sich
hinter diesem etwas sperrig erscheinenden
Begriff verbergen? Setzen wir die Schere an
und zerteilen das Wort: Es geht also darum,
Kundenkontaktpunkte zu managen. Teilen
wir weiter: Bei jeder Interaktion gibt es eine
Vielzahl an Kontaktpunkten. Und dies gilt
natürlich auch im Kontakt zu den Kunden.
Es geht also, vereinfacht gesagt, darum,
den Dienstleistern den perfekten Umgang
mit ihren Kunden zu vermitteln. Was ba-
nal klingt, ist es nicht unbedingt. Jeder von
uns schlüpft regelmäßig in die Kundenrolle
und kennt sicherlich viele Beispiele, wie der
gegenseitige Kontakt misslungen ist. Das
wiegt umso schwerer, wenn jeder Fehler
online in den sozialen Medien oder Bewer-
tungsportalen öffentlich übel genommen
werden kann.
L
ängst werden Ärzte und Therapeuten
auf diversen Internetplattformen gelobt
oder auch an den Pranger gestellt. Auch
Facebook & Co. erlauben das ungenierte
Verlautbaren. Daher ist es umso wichtiger,
im Alltagsgeschäft das „Kunde-ist-König-
Prinzip“ aktiv zu leben. Und wenn man in
der Chefrolle agiert, müssen auch die Mitar-
beiter entsprechend handeln.
„Das klassische Kundenkontaktpunkt-Ma-
nagement ist ein Instrument zum Erlernen
der Fähigkeit, in erster Linie Bestandskun-
den, aber auch Neukunden zu motivieren,
dem Leistungsanbieter treu zu bleiben und
ihn bestenfalls vielfach weiterzuempfehlen.“
E
in Weg zu diesem Ziel ist das regelmä-
ßige kritische Unter-die-Lupe-Nehmen der
Abläufe mit allen Beteiligten. Ulrike Dolle
rät, sich im Team zusammenzusetzen und
gemeinsam zu überlegen, welche Schritte
der Kunde durchläuft. Dieser Weg sollte de-
tailliert notiert werden. Als Nächstes gilt es
dann zu erörtern, wer an den einzelnen Sta-
tionen welchen Beitrag erbringt. Der Blick
muss dabei konsequent durch die Brille des
Kunden geworfen werden.
Wer das Kundenkontaktpunkt-Manage-
ment nutzt, kann damit nachhaltige Erfolge
erzielen. Ulrike Dolle setzt dabei auf ein viel-
fach bewährtes Vorgehen. Sie empfiehlt ei-
nen Neun-Punkte-Plan. Dieser umfasst etwa
die Zusammenstellung eines Projektteams,
eine gezielte Kundenkontaktpunkt-Analy-
se mit dem Team und das Erarbeiten einer
Kundenkontaktpunkt-Strategie mit den ge-
wünschten Wirkungen und den konkreten
Schritten. Eine Standardlösung gibt es nicht,
da viele Parameter, zum Beispiel die Bran-
che und die Zielgruppen, eine Rolle spielen.
„Wichtig ist“, so Ulrike Dolle, „schon beim
Projektstart die Nachhaltigkeit in den Fokus
zu nehmen, damit der Erfolg nicht schnell
wieder verpufft.“
Daher setzen viele Gesundheitsdienstleister
auf externe Kundenkontaktpunkt-Manager,
die das Projekt auf den Weg bringen. Es
liegt dann an der Geschäftsführung, die
Ergebnisse nachhaltig zu implementieren.
A
llerdings lohnt sich Kundenkontakt-
punkt-Management auch für kleine und
mittelständische Unternehmen. Vor allem
im Bereich der Heilberufe, deren Merkmal
der direkte Kundenkontakt ist, macht eine
Einführung Sinn. Dass aller Anfang schwer
ist, weiß Ulrike Dolle zu berichten. Aber
wenn alle Mitarbeiter von der Sinnhaftigkeit
überzeugt sind, dann stellt sich schnell der
Erfolg ein und die Furcht vor einem großen
oder kleinen Shitstorm schwindet.
Kundenkontaktpunkt-Management gewinnt an Bedeutung
König Kunde will gepflegt werden
Interview 9
// Timo Langehenke kennt sich mit Freiberuflern
aus. Der 25-Jährige ist Betreuer im Kompetenzzen-
trum „Freie Berufe“ und berät Ärzte, Apotheker,
Ingenieure, Rechtsanwälte, Notare, Steuerberater,
Wirtschaftsprüfer und Architekten. Durch eine
Assistenztätigkeit nach seiner Ausbildung in der
Volksbank lernte er den Bereich mit all seinen
Facetten kennen und schätzen. Als Betreuer Freie
Berufe ist er heute bereits ein gefragter und erfah-
rener Gesprächspartner für seine Kunden. Parallel
zur praktischen Tätigkeit hat er sich mit einem
berufsbegleitenden Studium zum Bachelor of Arts
in Banking und Finance weitergebildet.
Herr Langehenke, was macht eine gute Beratung im Bereich
der Freiberufler aus?
Timo Langehenke // Die Beratung freiberuflicher Kunden ist be-
sonders anspruchsvoll. Bei keiner anderen Berufsgruppe sind priva-
te und geschäftliche Themen so eng miteinander verknüpft. Neben
einem hohen Bildungsstand findet man bei den Freiberuflern häufig
auch eine starke Familienorientierung vor. Das macht es spannend,
denn die Zusammenarbeit ist dadurch besonders intensiv. Ein regel-
mäßiger Kontakt zum Kunden ist wichtig und setzt voraus, dass
die Kundentermine flexibel und schnell stattfinden können. Nur so
kann ich nah beim Kunden sein und auch sein Umfeld – sprich seine
Familie – kennenlernen.
Worauf legen Sie den Schwerpunkt bei Ihrer Beratung?
Timo Langehenke // Besonders wichtig finde ich für beide Seiten,
eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu schaffen. Sie ist die Basis,
um in Zukunft auf Augenhöhe zusammenarbeiten zu können. Dies
setzt voraus, dass man offen und ehrlich miteinander umgeht. Dann
ist es auch leichter, etwas einmal kritisch zu hinterfragen oder zu sa-
gen, wenn etwas nicht passt.
Und wie muss man sich die eigentliche Beratung vorstellen?
Timo Langehenke // Unsere Beratung orientiert sich an unseren
genossenschaftlichen Werten wie Vertrauen, Nähe, Transparenz,
Partnerschaftlichkeit und Mitgliederverpflichtung. Dazu werden so-
wohl betriebliche als auch private Aspekte wie Vorsorge, Absiche-
rung, Geld- und Immobilienvermögen, familiäre Situation, Liquidität,
unternehmerisches Engagement und Nachfolgeplanung betrachtet.
Kurzum: Es werden alle Aspekte und Zusammenhänge bedacht, die
das Leben unserer Kunden beeinflussen, jetzt und in Zukunft. Durch
diese detaillierte Bestandsaufnahme können maßgeschneiderte und
vor allem individuelle, produktunabhängige Lösungen für den Kun-
den gefunden werden.
Wie unterstützen Sie Freiberufler bei der Existenzgründung?
Timo Langehenke // Die Existenzgründung ist natürlich die bera-
tungsintensivste Zeit. Zunächst einmal muss eine geeignete Praxis
gefunden werden. Viele Ärzte aus der Region informieren sich bei
der Kassen- bzw. Kassenzahnärztlichen Vereinigung. Darüber hin-
aus bieten wir im Haus eine eigene regionale Praxisbörse an. Dort
erfassen wir systematisch alle uns bekannten Angebote in einer Da-
tenbank und können so in der Region Praxisinhaber und potenzielle
Nachfolger zusammenbringen. Ist die Wunschpraxis gefunden, geht
es an die eigentliche Existenzgründung.
Bestens beraten im Kompetenzzentrum „Freie Berufe“
10 Interview
Erklären Sie doch einmal anhand der Existenzgründung, wie
eine genossenschaftliche Beratung abläuft.
Timo Langehenke // Zunächst erfolgt die Bestandsaufnahme ge-
meinsam mit dem Kunden. Dabei werden alle vorhandenen Vermö-
genswerte sowie alle bereits getroffenen Absicherungs- und Vor-
sorgemaßnahmen erfasst. Darauf folgt die Festlegung der eigenen
Ziele und Wünsche. Neben der eigentlichen Existenzgründung ist
es dabei sehr wichtig, die privaten Ziele, zum Beispiel den Wunsch
nach Wohneigentum, mit einzubeziehen. Der Berater analysiert
dann die Finanzdaten und erstellt ein ganzheitliches Finanzkonzept,
das neben der Praxisfinanzierung auch die privaten Ziele, die Alters-
vorsorge und die berufliche und private Absicherung berücksichtigt.
Binden Sie bei der Beratung auch weitere Spezialisten ein?
Timo Langehenke // Ja, natürlich. Unser umfangreiches Netzwerk
besteht aus Tochterunternehmen, unseren eigenen Kompetenzzen-
tren und Partnern aus der genossenschaftlichen FinanzGruppe. Be-
sonders wichtig für die umfassende Beratung der Freiberufler sind
beispielsweise die Spezialisten aus dem Kompetenzzentrum Zah-
lungssysteme, meine Kollegen aus dem Private Banking sowie die
OWL Vorsorge- und Versicherungsservice GmbH, eine Tochter der
Volksbank. Als selbstständiger Versicherungsmakler berät die Gesell-
schaft schwerpunktmäßig Freiberufler und Firmenkunden zur Absi-
cherung und Vorsorge. Gerade Existenzgründer brauchen dafür ei-
ne fundierte Beratung, um neben den unternehmerischen Risiken
auch ihre persönlichen Risiken nicht aus dem Blick zu verlieren. Die
Spezialisten wählen aus dem breiten Angebot von Versicherungen
in Deutschland jeweils die Lösung aus, die am besten auf den An-
spruch des Kunden passt. Dafür besprechen die Berater ausführlich
bestehende Vorsorge- und Versicherungsverträge mit dem Kunden
und erstellen eine individuelle Risikoanalyse. Die Ergebnisse und Vor-
schläge der Spezialisten – sei es zur Vermögensstrukturierung, zu
Zahlungssystemen oder zur Absicherung und Vorsorge – gehen an-
schließend in die genossenschaftliche Beratung mit ein.
Wann macht eine genossenschaftliche Beratung Sinn?
Timo Langehenke // Ich empfehle meinen Kunden, jährlich ei-
nen Check-up zu machen. Dabei prüfen wir, wie sich die finanziel-
le Situation im vergangenen Jahr entwickelt hat und ob die persön-
lichen und beruflichen Ziele noch so sind, wie ursprünglich geplant.
Unabhängig von dieser regelmäßigen Prüfung sollte der Kunde mit
seinem Betreuer sprechen, wenn sich an seiner Lebenssituation et-
was Entscheidendes verändert. Das können sowohl private als auch
berufliche Veränderungen sein. Ich denke da beispielsweise an eine
Hochzeit, den privaten Immobilienerwerb, das Studium der Kinder
oder die Praxisnachfolge.
Wie beraten Sie die Kunden in den unterschiedlichen
Lebensphasen?
Timo Langehenke // Ganz individuell. Bei der Hochzeit oder Fa-
miliengründung steht ganz klar die Frage nach der Absicherung der
Familie im Vordergrund. Bestehende Policen müssen angepasst oder
erhöht werden und manchmal sind zusätzliche Absicherungen nö-
tig. Hinzu kommt natürlich der Wunsch, für die Zukunft der Kinder
vorzusorgen. Dabei geht es um mehr, als einfach nur neue Sparplä-
ne einzurichten. Wenn die ersten Jahre der Existenzgründung über-
standen sind und die Praxis sich etabliert hat, ist es Zeit, die eigene
Altersvorsorge kritisch zu prüfen. Reicht die berufsständische Versor-
gung aus, um den Lebensstandard im Alter zu sichern? Sind weite-
re Vorsorgemaßnahmen sinnvoll? Und später empfehle ich meinen
Kunden, rechtzeitig über einen geeigneten Nachfolger nachzuden-
ken. Gibt es keinen Nachfolger in der eigenen Familie, kann unter
Umständen über eine Einstellung in der Praxis nachgedacht werden.
Beraten Sie auch Freiberufler im Ruhestand?
Timo Langehenke // Wir begleiten unsere Kunden ein Leben lang.
Gerade mit Eintritt in das Rentenalter müssen die Finanzen neu ge-
ordnet werden. Dabei ist insbesondere die Frage zu beantworten:
Decken die Einnahmen aus der berufsständischen und privaten Vor-
sorge die Ausgaben? Wenn nicht, kann ein Auszahlplan aus dem
vorhandenen Vermögen eine Lösung sein. Unser Ziel ist es daher,
dass unsere Kunden auch für den Lebensabend gut vorsorgen, um
sich ihre Wünsche erfüllen zu können.
Timo Langehenke
Betreuer Freie Berufe Telefon 05251 294-432 [email protected]
Immobilientipp 11
Herr Traumann, wie ist die aktuelle
Situation auf den regionalen Immobi-
lienmärkten?
Andreas Traumann // Die Situation ist
zurzeit sehr gut und etwas entspannter als
in den vergangenen Monaten. Die Nachfrage
nach Immobilien ist immer noch groß,
besonders im innerstädtischen Bereich. Dies
gilt gleichermaßen für alle Regionen.
Woran erkenne ich als Eigentümer den
perfekten Zeitpunkt, um mein Haus
oder meine Eigentumswohnung zu
verkaufen?
Andreas Traumann // Der Zeitpunkt des
Verkaufs hängt maßgeblich von der persön-
lichen Situation ab. Vielen Eigentümern fällt
es nicht leicht, sich von einer Immobilie zu
trennen, besonders dann, wenn sie viele Jah-
re darin gelebt haben. Wenn sich jedoch die
eigenen Bedürfnisse und Ansprüche verän-
dern, sollte man darüber nachdenken, ob die
Wohnsituation noch dazu passt.
Lohnt sich die Eigenvermarktung einer
Immobilie oder sollte ich lieber einen
Experten damit beauftragen?
Andreas Traumann // Ein Verkauf ist gene-
rell über viele Wege möglich, aber unsere Ex-
perten kennen die Strukturen und die Men-
schen in der Region.
Welchen Mehrwert bieten Sie
Verkäufern?
Andreas Traumann // Durch unsere Immo-
bilienzentren im Filialnetz der Volksbank ver-
fügen wir über ein großes Netzwerk und ha-
ben einen guten Überblick über die aktuelle
Situation am Markt. Auf diese Weise kön-
nen wir den Marktwert einer Immobilie rea-
listisch bewerten und diese flächendeckend
anbieten.
Was leisten Sie für den Verkäufer?
Andreas Traumann // Die OWL Immobilien
übernimmt die komplette Abwicklung des
Verkaufs – vom ersten Beratungsgespräch
über die Bewertung bis hin zum Notarver-
trag. Dazu zählt auch das Erstellen von pro-
fessionellen Bildern und Verkaufsunterlagen.
Wir recherchieren und prüfen zudem alle
notwendigen Dokumente, beispielsweise al-
te Baupläne und Genehmigungen oder auch
die Finanzierungsbestätigung des Käufers.
Auf diese Weise können wir mögliche Risi-
ken oder nachträgliche Forderungen nahezu
ausschließen.
Was kosten diese Leistungen?
Andreas Traumann // Für unsere Leistun-
gen berechnen wir durchschnittlich zwei bis
drei Prozent vom erzielten Verkaufspreis. Die-
se übernimmt der Verkäufer.
Von welchen Leistungen der OWL Im-
mobilien GmbH profitieren Ihre Kunden
darüber hinaus?
Andreas Traumann // Selbstverständlich
kann ein Verkäufer gleichzeitig auch Käufer
sein. Die OWL Immobilien GmbH bietet eine
umfangreiche Auswahl an Wohn- und Ren-
diteobjekten an. Darüber hinaus stehen un-
sere Experten bei allen Fragen rund um die
Themen Vermietung und Verwaltung zur
Seite. So übernehmen wir gerne auch die
Abwicklung aller Arbeiten, die bei einem
Mieterwechsel anfallen, oder die jährliche
Überprüfung des Mietvertrages auf Erhö-
hungsmöglichkeit der Miete. In Zusammen-
arbeit mit der Volksbank und den Partnern
der genossenschaftlichen FinanzGruppe un-
terstützen wir unsere Kunden auch gerne
beim Ansparen, Finanzieren und bei der Ab-
sicherung ihrer Immobilie.
Weitere Informationen unter
www.owl-immobilien.de
// Mehr als 40 Jahre Erfahrung, ein star-
kes Netzwerk und eine ausgezeichnete
Marktkenntnis – darin begründet sich
die Leistungsfähigkeit der Volksbank im
Immobiliengeschäft. Ob Vermittlung,
Entwicklung, Projektierung, An- und
Verkauf von Grundstücken oder die Ver-
waltung von Wohneinheiten – die Im-
mobilientöchter OWL Immobilien GmbH
und OWL Immobilien Verwaltung GmbH
bieten sämtliche Dienstleistungen aus
einer Hand. Wenn Sie eine Immobilie
veräußern wollen, begleiten die Exper-
ten der OWL Immobilien vom ersten
Beratungsgespräch bis hin zur Unter-
schrift des Kaufvertrags. Geschäftsführer
Andreas Traumann klärt im Interview
auf.
Immobilien verkaufen – mit Sicherheit zum Vertragsabschluss
Andreas TraumannGeschäftsführerTelefon 05251 [email protected]
12 Finanzen
Mit den diesjährigen geldpolitischen Maßnahmen hat die Europä-
ische Zentralbank ihren ohnehin stark expansiven Kurs weiter ver-
stärkt. So sank der Leitzinssatz im Frühjahr 2016 erstmals auf 0,00
Prozent. Diese Politik ist äußerst umstritten. Bundesbank-Präsident
Weidmann weist darauf hin, dass das Risiko von Blasen an den Fi-
nanzmärkten wächst und der Druck zur Umsetzung der dringend
notwendigen Reformen in den Mitgliedsstaaten sinkt. Aus Sicht der
privaten Haushalte ist vor allem zu bemängeln, dass mit den geldpo-
litischen Maßnahmen ein Ende der seit Jahren andauernden Nied-
rigzinsphase noch weniger absehbar ist. Je länger das spärliche Zins-
niveau fortbesteht, desto stärker ist auch die private Altersvorsorge
bedroht.
Wenn man die finanziellen Folgen dauerhaft niedriger Zinsen für die
privaten Haushalte quantifizieren will, stellt sich die Frage, was als
„normales“ Zinsniveau angesehen werden kann. Um das herauszu-
finden, bietet es sich an, die historische Entwicklung am Beispiel der
durchschnittlichen Umlaufrendite inländischer Schuldverschreibun-
gen genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Umlaufrendite ist nicht
nur als Indikator für das allgemeine Zinsniveau gut geeignet. Sie hat
auch den Vorteil, dass über einen sehr langen Zeitraum vergleichbare
Daten vorliegen (vgl. Abbildung 1).
Dabei lässt sich die Entwicklung seit Mitte der Fünfzigerjahre in drei
Phasen einteilen:
Erste Phase: 1955 bis 1997 inflationsbedingt hoher Durchschnittszins, Umlaufrendite 7,3 %
Zweite Phase: 1998 bis Mitte 2009 frei von Inflationsereignissen und Krisen, Umlaufrendite 4,2 %
Wertpapiere im Blick
Auswirkungen der Niedrigzinsphase auf die privaten Haushalte in Deutschland
Dritte Phase: Mitte 2009 bis heute Krisenausbruch, Verstärkung der geldpolitischen Maßnahmen,Zinsen auf historischen Tiefständen, Durchschnittszinsniveau 1,6 %
Wirkungen niedriger Zinsen
Von niedrigen Zinsen gehen vielfältige Wirkungen auf die privaten
Haushalte aus. So stehen den Nachteilen geringerer Zinseinkünfte
aus verzinslichen Anlagen Vorteile bei Zinszahlungen für Kredite ge-
genüber. Auch steigende Aktienkurse und Immobilienpreise, die sich
aufgrund von Ausweichreaktionen der Anleger ergeben, können sich
vorteilhaft auf die Wertentwicklung des privaten Vermögens auswir-
ken. Im Folgenden sollen die Auswirkungen niedriger Zinsen auf Ein-
kommen, Kreditkosten und Wertentwicklung bei Aktien und Immo-
bilien aufgezeigt werden.
Einkommenseffekt: Auf der Einlagenseite der privaten Haushalte
in Deutschland summieren sich die Zinseinbußen im Betrachtungs-
zeitraum auf insgesamt 147,6 Milliarden Euro. Bei den Rentenwerten
beliefen sich diese auf 42,8 Milliarden Euro und im Versicherungsbe-
reich addieren sich die Zinseinbußen auf 70,4 Milliarden Euro.
Im Jahr 2008 erreichten die privaten Haushalte in Deutschland noch
ein Einkommen aus der Verzinsung von Einlagen, Rentenwerten und
Versicherungen von fast 120 Milliarden Euro. Obwohl die entspre-
chenden Geldvermögen seitdem um rund 30 Prozent gewachsen
sind, dürften die Zinseinkommen als Folge des anhaltenden Niedrig-
zinsniveaus im laufenden Jahr auf rund 63 Milliarden Euro fallen.
Finanzen 13
Kreditkosteneffekt: Durch das Gewicht der langfristigen Immo-
bilienkredite schlagen sich Zinssenkungen in der Gesamtverschul-
dung privater Haushalte verzögert nieder. Die Verschuldung der
privaten Haushalte bei Banken beläuft sich aktuell auf rund 1,6 Bil-
lionen Euro, für die im Durchschnitt 3,9 Prozent Zinsen anfallen. Im
Zeitraum von 2010 bis 2015 steht den Gesamtzinseinbußen auf der
Anlageseite in Höhe von 260,8 Milliarden Euro eine Zinsersparnis
bei Krediten von 108,4 Milliarden Euro gegenüber.
Preiseffekt bei Aktien und Immobilien: Private Haushalte und
institutionelle Investoren suchen bei unbefriedigendem Zinsniveau
nach Alternativen. Dazu zählen Aktien, Aktienfonds oder Sachin-
vestitionen in Form von Immobilien. Wenn zinsbedingt Geldvermö-
gen in größerem Umfang in Immobilien und Aktien umgeschichtet
werden, kann das die Preise auf diesen Märkten in die Höhe trei-
ben. Der seit 2010 beobachtbare Preisauftrieb am Wohnungsmarkt
in Deutschland ist zum Teil darauf und auf die günstigen Kreditzin-
sen zurückzuführen.
Vermögenseffekt: Häufig sind die Geldanlagen der Bürger so ge-
staltet, dass Zinserträge wieder angelegt werden. Das gilt für Bank-
einlagen, Versicherungen und Investmentfonds. Dadurch fließt ein
Großteil der Zinseinkünfte direkt in die Ersparnis. Für die Vermö-
gensbildung hat die Niedrigzinsphase der letzten Jahre nicht nur
dazu geführt, dass die Geldvermögensbildung seit 2010 nur mäßig
gewachsen ist. Um das Niveau halten zu können, mussten die pri-
vaten Haushalte auch einen immer größeren Teil in Form neuer Er-
sparnis – insbesondere aus dem laufenden (Arbeits-)Einkommen –
beisteuern. Der „Verzinsungsanteil“ der Geldvermögensbildung ist
von 73 Prozent in 2008 auf nur noch 31 Prozent im letzten Jahr ge-
fallen (vgl. Abbildung 2).
Auswirkungen auf das Sparverhalten
Trotz niedrigem Zinsniveau lässt sich in der Praxis sehen, dass die
Sparquote privater Haushalte (der Teil des Einkommens, der gespart
wird in Prozent) in Deutschland 2014 tatsächlich auf 9,5 Prozent ge-
stiegen ist. Und auch im letzten Jahr erhöhte sich der Teil des ver-
fügbaren Einkommens, der gespart wurde, weiter auf 9,7 Prozent.
* durchschnittliche Umlaufrendite inländischer Schuldverschreibungen im jeweiligen Jahr
** Inflation gemessen an der Veränderung des Verbraucherpreisindex (bis 1992 Preisindex für die Lebenshaltung privater Haushalte im früheren Bundesgebiet)
*** Umlaufrendite minus Inflation
Quellen: Bundesbank, Statistisches Bundesamt, DZ BANK Research
%11109876543210-1
1955 1965 1975 1985 1995 2005 2015
Früheres Bundesgebiet
Abbildung 1
Deutschland
UMLAUFRENDITE UND REALZINS 1955 BIS 2015
Umlaufrendite* Inflation** Realzinsniveau*** Umlaufrendite* Inflation** Realzinsniveau***
20
40
60
80
100
120
140
160 in Mrd. Euro
000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15*
75% 76% 71%
51%
53%
52%
57% 71% 73% 54%
47%
52%
46%
44%
37% 31%
STRUKTUR DER GELDVERMÖGENSBILDUNG PRIVATER HAUSHALTE 2000 BIS 2015*
Netto-Zinseinkünfte (nach Steuern) Neu-Ersparnis
* 2015 vorläufig/Teilschätzung
Quelle: Deutsche Bundesbank, DZ BANK Research
Abbildung 2
14 Finanzen
Mit einer durchschnittlichen Dividendenrendite am deutschen Akti-
enmarkt von circa drei Prozent (DAX 30) und am europäischen Akti-
enmarkt von knapp vier Prozent (EuroSTOXX 50) spricht vieles für ein
Engagement in Dividendentiteln. Denn nur durch die Verteilung der
Vermögenswerte auch auf diese ertragreicheren Anlageklassen kön-
nen in einem breit gestreuten Portfolio nachhaltig Erträge generiert,
Chancen vermehrt und Risiken eingegrenzt werden. Dabei gilt: Je
länger der Anlagehorizont, desto besser die Resultate!
Ein Großteil der frei werdenden Mittel fließt in Sichteinlagen, deren
Anteil am gesamten Geldvermögen von knapp elf auf über 20 Pro-
zent wuchs. Das hohe Volumen „zwischengeparkter“ Finanzmit-
tel, das inzwischen aufgelaufen ist, verdeutlicht den gigantischen
Geldanlagestau, der sich aus der Kombination anhaltend niedriger
Zinsen und traditioneller Risikoscheu der Privatanleger in Deutsch-
land ergibt.
Fazit
Dass die Bürger keine übertriebenen Risiken eingehen und den weg-
brechenden Zinseinnahmen durch verstärktes Sparen entgegenwir-
ken, ist eine angemessene Reaktion auf die Niedrigzinsphase – vor
allem auch im Hinblick auf die private Altersvorsorge. Die Probleme,
denen sich die Anleger ausgesetzt sehen, resultieren zum Teil jedoch
aus einer einseitigen Portfoliomischung zugunsten zinsabhängiger
Anlageformen. Das erschwert die Kompensation von Zinseinbußen
in Zeiten niedriger Zinsen. Langfristig könnte daher eine ausgewo-
genere Portfoliostruktur, die neben Zinseinnahmen auch stärker Divi-
dendenerträge und Kursgewinne ermöglicht, Abhilfe schaffen.
KARSTEN POHL
Direktor und Leiter Private Banking Volksbank Paderborn-Höxter-DetmoldTelefon 05251 294-410 [email protected]
Abbildung 3
* Sparen in Prozent des verfügbaren Einkommens
** durchschnittliche Umlaufrendite inländischer Inhaberschuldverschreibungen im jeweiligen Jahr
Quellen: Bundesbank, Statistisches Bundesamt, DZ BANK Research
%11,0
10,810,610,410,210,0
9,89,69,49,29,08,88,6
%6,05,55,04,54,03,53,02,52,01,51,00,50,0
Sparquote* (links) Umlaufrendite** (rechts)
SPARQUOTE* PRIVATER HAUSHALTE IN DEUTSCHLAND 1997 BIS 2015
97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15
Interview 15
„Profiling ist keine One-Woman-Show“
Im Interview: Suzanne Grieger-Langer
// Auf Einladung der Volksbank sprach Suzanne Grieger-Langer am 10. November beim
Volksbank-Trendforum im ausverkauften Landestheater vor über 600 Gästen zum The-
ma „Profiling – Menschenkenntnis im 21. Jahrhundert“. Suzanne Grieger-Langer ist Wirt-
schafts-Profilerin, Hochschuldozentin und Autorin. Die promovierte Diplom-Pädagogin
und Psychologin ist Profi, was Menschen und Muster anbelangt. Sie hat sich auf die
Analyse von potenziellen Führungskräften, Betrugsprävention, Transaktionsanalyse
und Persönlichkeitsentwicklung spezialisiert. Im Interview gibt die 43-Jährige einen
Einblick in die Welt des professionellen Profilings.
› › ›
16 Interview
Frau Grieger-Langer, Sie sind Profilerin. Wie kam es zu diesem
außergewöhnlichen Beruf?
Suzanne Grieger-Langer // Ich beschäftige mich schon immer
und sehr intensiv mit den Menschen. Irgendwann wollte ich ihnen
nicht mehr nur vor den Kopf schauen, sondern wissen, was wirk-
lich hinter der Fassade steckt. Ich glaube unerschütterlich an die Gu-
ten unter uns, die, die die Welt besser machen und uns nach vor-
ne bringen. Genau diese positiven Menschen kann ich mit meiner
ungewöhnlichen Berufswahl besonders unterstützen. Ich helfe ih-
nen, ihr Potenzial zu erkennen und zu entfalten. Und ich kann Men-
schen vor Blendern, Lügnern und Manipulateuren schützen. Nichts
ist befreiender, als zu wissen, wer es gut mit einem meint und wen
man besser aus seinem Leben heraushalten sollte. Sich von diesen
Menschen zu trennen, spart Stress und Schmerz. Es lebt sich einfach
leichter. Profiling hilft also auch in der Persönlichkeitsentwicklung,
denn wer sich von diesen Menschen befreit hat, der kann sein volles
Potenzial entfalten.
Wie können wir uns Ihre Arbeit „am Objekt“ vorstellen?
Suzanne Grieger-Langer // Die wissenschaftliche Methode des
Profilings ist keine One-Woman-Show, sondern Handarbeit. Insge-
samt gibt es 3.500 verschiedene Charaktertypen. Um das Persön-
lichkeitsprofil einer Person zu erstellen, beschäftigen sich im Schnitt
neun bis 15 Experten mit einem Profil: Researcher, Analysten und
Interpreter. Wir benötigen den Namen, das Geburtsdatum und ein
Foto der Zielperson, um eine Eignungsdiagnostik zu betreiben. Das
reicht uns zunächst aus. Danach durchforsten wir die vorhandenen
Daten und Informationsfragmente über eine Person nach den zent-
ralen Puzzleteilen, um letztendlich ein Bild abgeben zu können. Mit
dem genetischen Code lassen wir dann das Phantombild des Cha-
rakters lebendig werden.
Decken Sie auch Betrugsfälle auf?
Suzanne Grieger-Langer // Ja, manchmal schon. Beispielsweise
wenn ein Unternehmer anruft und sagt, irgendetwas sei bei ihm im
Unternehmen komisch. In einem persönlichen Gespräch mache ich
mir ein Bild davon, wie es in dem Unternehmen läuft. Denn manch-
mal sind es ja auch schlicht handwerkliche Fehler. Danach bespre-
chen wir, was die Strategie des Unternehmens sein kann. Stellen Sie
sich vor, Sie sind börsennotiert und entdecken einen Fall von orga-
nisierter Kriminalität. Wenn Sie das an die große Glocke hängen mit
Polizei und allem, kann das ein riesiges Problem werden.
Nutzen Sie Profiling auch im Alltag?
Suzanne Grieger-Langer // Als Unternehmerin und Profilerin ist
es mir natürlich zur Gewohnheit geworden, meine Kenntnisse ein-
zusetzen. Natürlich analysiere ich die Menschen in meinem Umfeld.
Zwar erstelle ich nicht für jeden ein volles Profil, aber ich kann sehr
viel tiefer sehen, als es manchen Menschen lieb ist. Und da mich
Menschen nach wie vor unendlich faszinieren, nehme ich meine
Arbeit auch gern mit nach Hause.
Kann ich auch als Laie einen Betrüger erkennen?
Suzanne Grieger-Langer // Ja, im Prinzip schon. Das Allerwich-
tigste ist, niemals alleine in entscheidende Gespräche zu gehen, bei-
spielsweise in Verkaufsverhandlungen. Hier sollte man besser jeman-
den mitnehmen, der ohne Emotionen und vollkommen sachlich zu
diesem Thema steht, damit er Sie rational beraten kann. Lassen Sie
sich stets Zeit und unterschreiben Sie niemals sofort. Checken Sie
zunächst die Fakten, ob das, was erzählt wurde, auch stimmt. Dazu
reicht es meist, selbst einmal im Internet zu recherchieren. So wer-
den auch Sie unweigerlich zu einem „Hobby-Profiler“ und sehen
danach bestimmt klarer.
Suzanne Grieger-Langer
Wirtschaftsprofil-Expertin, Autorin, Führungskräfte-Coach
Die 43-Jährige ist Dozentin und Lehrbeauftragte an renom-
mierten Wirtschaftshochschulen Europas. Für die Frankfurt
School of Finance and Management entwickelte sie den
Studiengang „Certified Profiler“.
Ihr Büro in Frankfurt am Main besteht aus fünf Divisionen
und einem weltweiten Netzwerk von Experten. Charakter-
profile werden von ihr und ihrem internationalen Team
auf dem Niveau des psychogenetischen Codes erstellt.
Praxiswissen 17
MVZ-Update – Krankenhäuser auf der
Überholspur
MVZ werden immer beliebter. Ende 2015 gab es bundesweit bereits 2.156 dieser Einrichtun-
gen und damit 83 mehr als im Vorjahr. Hinsichtlich der Anzahl der Neugründungen ließ sich
im Zeitverlauf eine Abschwächung (mit Ausnahme der Krankenhaus-MVZ) erkennen (vgl. Ab-
bildung S. 18). Der Anstieg der Neugründungen im Jahr 2015 fiel jedoch mit vier Prozent wie-
der etwas höher aus als im Vorjahr (3,3 Prozent).
M
it den MVZ-Neugründungen erhöhte sich auch die Zahl der dort arbeitenden Mediziner
um etwa sechs Prozent auf 14.317. Das erneute Wachstum der MVZ deckt sich mit dem Trend
zur Angestelltentätigkeit. Grund ist, dass die nachrückende Ärztegeneration eine immer ge-
ringere Bereitschaft zeigt, die Arbeitslast, die Verantwortung und das Risiko zu tragen, die mit
// Der neuesten Statistik der Kassenärzt-
lichen Bundesvereinigung (KBV) zufolge
nimmt die Zahl der Medizinischen Versor-
gungszentren (MVZ) weiter zu. Ende 2015
lagen die Versorgungseinrichtungen in der
Trägerschaft von Vertragsärzten und in der
Trägerschaft von Krankenhäusern zahlenmäßig
erstmals gleichauf. In den Vorjahren war der Markt
noch durch eine Dominanz der Vertragsärzte gekennzeichnet.
18 Praxiswissen
einer eigenen Niederlassung einhergehen. Wie bereits
in den Vorjahren beschäftigten die MVZ auch im Jahr
2015 hauptsächlich angestellte Ärzte – mit steigender
Tendenz. Zum Stichtag 31. Dezember 2015 gab es nur
noch 83 MVZ (Vorjahr: 88), die ausschließlich mit Ver-
tragsärzten arbeiteten, während in 1.602 Einrichtun-
gen nur angestellte Ärzte zum Einsatz kamen (2014:
1.510). In weiteren 471 MVZ waren sowohl Vertrags-
ärzte als auch Angestellte tätig (Vorjahr: 475).
B
ayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg
verfügten 2015 zahlenmäßig über den größten An-
teil der MVZ. Bei der Betrachtung der räumlichen Ver-
teilung der Versorgungszentren fällt auf, dass sie mit
85,9 Prozent überwiegend in Kernstädten oder Ober-
beziehungsweise Mittelzentren angesiedelt waren. Le-
diglich 14,1 Prozent befanden sich in ländlichen Ge-
bieten. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage,
ob diese Einrichtungen tatsächlich – wie erhofft – zu
einer besseren Versorgung auf dem Land beitragen
können. Offensichtlich siedeln sich MVZ insbesondere
dort an, wo eine hohe Patientendichte und damit bes-
sere Honorarchancen – gerade auch im Hinblick auf
die Privateinnahmen – bestehen.
H
inzu kommt, dass immer mehr Kliniken in den
Markt treten. Wie die Daten der KBV belegen, nimmt
die Zahl der MVZ unter Krankenhausbeteiligung konti-
nuierlich zu, während sich die Gründungsdynamik bei
den vertragsärztlichen MVZ abschwächt. Ende 2015
lag die Anzahl der MVZ in der Trägerschaft von Ver-
tragsärzten und in der Trägerschaft von Krankenhäu-
sern erstmals gleichauf (vgl. Abbildung). In den Vor-
jahren waren die Vertragsärzte noch die häufigsten
Träger. Dabei lässt sich beobachten, dass die Kranken-
haus-MVZ nicht nur zahlenmäßig, sondern auch hin-
sichtlich ihrer Größe zulegen. Während Ende 2010
im Durchschnitt noch 5,6 Ärzte in einem Kranken-
haus-MVZ arbeiteten, stieg diese Zahl bis Ende 2015
auf 7,6. Damit liegen die Krankenhaus-MVZ hinsicht-
lich ihrer Größe über dem Gesamtdurchschnitt der ver-
tragsärztlichen MVZ (6,6).
Quelle: KBV, 2016
MVZ-NEUGRÜNDUNGEN – ENTWICKLUNG DER VERÄNDERUNGSRATEN
10 %
8 %
6 %
4 %
2 %
0 %2010/2011 2011/2012 2012/2013 2013/2014 2014/2015
Trägerschaft Vertragsärzte Alle MVZ
10,8
6,4 4,2
6,0
7,99,7
6,8
3,5 3,3
4,03,9
3,8 3,5
4,4
1,9
Trägerschaft Krankenhäuser
Praxiswissen 19
F
ür Krankenhäuser liegt der Nutzen der MVZ unter
anderem darin, dass sie als Anlaufstelle für ambulante
Patienten auch Einfluss auf die stationäre Auslastung
haben können. Insbesondere die großen renditeori-
entierten Krankenhauskonzerne verfolgen bereits seit
Jahren die Strategie, an möglichst vielen Klinikstand-
orten MVZ anzusiedeln. Mittlerweile ziehen jedoch
auch viele kommunale und freigemeinnützige Kran-
kenhausträger nach.
B
ald schon könnten die vertragsärztlichen MVZ je-
doch wieder aufholen. Der Bundesverband Medizini-
sche Versorgungszentren (BMVZ) rechnet in den kom-
menden Jahren mit vermehrten Gründungsaktivitäten.
Grund ist, dass das 2015 verabschiedete GKV-Ver-
sorgungsstärkungsgesetz wichtige rechtliche Ände-
rungen zugunsten der MVZ festgelegt hat. Neben ei-
ner Angleichung der Ausgangsbedingungen für MVZ
und Praxen (zum Beispiel bei den Plausibilitätsprüfun-
gen), Erleichterungen bei der Beschäftigung eines ärzt-
lichen Vertreters im Fall einer Kündigung/Freistellung
eines angestellten Arztes sowie hinsichtlich der Verle-
gung einer Anstellungsgenehmigung von einem MVZ
in ein anderes (in gleicher Trägerschaft) sind nun un-
ter anderem arztgruppengleiche Einrichtungen erlaubt
(zum Beispiel reine Hausarzt-MVZ oder spezialisierte
facharztgruppengleiche MVZ).
A
uch Kommunen dürfen (bei Vorrang eines ärztli-
chen Bewerbers) ein MVZ gründen. Da dies jedoch ins-
besondere für die in der Materie nicht fachkundigen
Gebietskörperschaften sehr aufwendig ist und zudem
ein relativ großes Investitionsvolumen erfordert, wer-
den kommunale MVZ in naher Zukunft voraussicht-
lich keine große Rolle spielen. Vielmehr wird sich ihr
Engagement auf jene Gebiete beschränken, in denen
spezielle örtliche Versorgungsnotlagen ein Eingreifen
erforderlich machen.
Insgesamt ist davon auszugehen, dass die geänderten
Vorgaben die Bildung größerer Versorgungseinheiten
auf dem vertragsärztlichen und vertragszahnärztlichen
Markt beflügeln, wobei es tendenziell zu einer Zentra-
lisierung der Versorgung an jenen Standorten kommen
kann, die aus wirtschaftlicher Sicht besonders günstig
sind. Fachleute erwarten trotz allem kein „Aus“ für die
traditionelle Einzelpraxis, die insbesondere durch den
engen und persönlichen Arzt-Patienten-Kontakt nach
wie vor punkten wird. In Großstädten und größeren
Ballungsräumen ist allerdings mit einem weiterhin stei-
genden MVZ-Angebot zu rechnen.
ENTWICKLUNG DER MVZ-ZAHL NACH TRÄGERSCHAFT
Quelle: KBV, 2016
1000
800
600
400
200
02011 2012 2013 2014 2015
796 826855 893
910
717 763 795843
910
409443 452 459 458
Trägerschaft SonstigeTrägerschaft Krankenhäuser Trägerschaft Vertragsärzte
2011 bis 2015
20 Praxiswissen
NRW: Hohes Engagement für Gesundheitsförderung und Prävention
G
esundheitsförderung und Prävention sind gesamt-
gesellschaftliche Aufgaben mit dem Ziel, gesundheitli-
che Ressourcen zu nutzen, krank machende Faktoren
zu vermindern und gesundheitsförderliche Strukturen
in den Lebenswelten – zum Beispiel im Wohnumfeld,
im Kindergarten, in der Schule, am Arbeitsplatz oder
in der Pflegeeinrichtung – zu schaffen. In den vergan-
genen Jahren wurden in Nordrhein-Westfalen dies-
bezüglich bereits viele Strukturen etabliert. Hierzu
zählen beispielsweise die Landesgesundheitskonfe-
renz, die kommunalen Gesundheitskonferenzen, das
Landespräventionskonzept mit Landesinitiativen (zum
Beispiel „Leben ohne Qualm“, „Gesundheit von Mut-
ter und Kind“, „Starke Seelen“) sowie überregionale
und regionale Gemeinschaftsaktivitäten, die den ein-
zelnen Initiativen zugeordnet sind.
// Bereits in den vergangenen Jahren hat sich Nordrhein-Westfalen
(NRW) mit vielen Ansätzen zur Gesundheitsförderung und Prävention
hervorgetan. Um einen weiteren Ausbau und eine noch stärkere Ver-
ankerung der Angebote in den Lebenswelten der Menschen zu errei-
chen, haben nun im August mehrere Akteure eine neue Vereinbarung
unterzeichnet. Davon können auch Mediziner profitieren.
Praxiswissen 21
U
m den erfolgreichen Weg fortzusetzen, hat das
nordrhein-westfälische Gesundheits- und Sozialmi-
nisterium in Kooperation mit mehreren gesetzlichen
Kranken- und Pflegekassen, Trägern der Renten- und
Unfallversicherung sowie der Bundesagentur für Ar-
beit eine Landesrahmenvereinbarung unterzeichnet.
Dadurch sollen die Angebote im Bereich Gesundheits-
förderung und Prävention weiter ausgebaut und noch
stärker in den Lebenswelten der Menschen („Setting-
Ansatz“) verankert werden. Denn gerade dort wer-
den die Rahmenbedingungen für ein gesundheitsför-
derliches Leben und Arbeiten gesetzt. So sollen unter
anderem die Mittel für die betriebliche Gesundheits-
förderung aufgestockt sowie interessierten Betrieben
ein Ansprechpartner der Krankenversicherung zur
Verfügung gestellt werden. Ein Schwerpunkt der Ver-
einbarung ist der Abbau von sozialbedingter und ge-
schlechterbezogener Ungleichheit von Gesundheits-
chancen. Mit direkter Beteiligung der Bundesagentur
für Arbeit werden beispielsweise zielgerichtete Pro-
jekte für arbeitslose Menschen entwickelt. Grund-
lage der Vereinbarung ist das 2015 in Kraft getrete-
ne Präventionsgesetz. Dieses sieht neben einer noch
engeren Kooperation der Sozialversicherungsträger,
Bundesländer und Kommunen in der Gesundheits-
förderung und Prävention unter anderem die Umset-
zung einer nationalen Präventionsstrategie vor. Dafür
hat die so genannte nationale Präventionskonferenz
bereits im Februar 2016 Ziele und Handlungsfelder
in einer Bundesrahmenempfehlung konkretisiert, die
in Form von Landesrahmenvereinbarungen umzuset-
zen sind.
Z
ur Finanzierung der Prävention hat der Gesetz-
geber für das Jahr 2016 einen Betrag von sieben Euro
pro Versichertem festgelegt. Davon fließen zwei Euro
in Setting-Ansätze, zwei Euro in das betriebliche Ge-
sundheitsmanagement und drei Euro in die individu-
elle Prävention. Weitere 0,30 Euro pro Versichertem
werden aus dem Haushalt der Pflegekassen für Prä-
vention in Pflegeeinrichtungen entnommen.
Diese Maßnahmen werden die Prävention und Ge-
sundheitsförderung in NRW weiter vorantreiben und
eröffnen auch den niedergelassenen Ärzten Potenzi-
ale. Der zweite Gesundheitsmarkt bietet angesichts
des demografischen Wandels große Chancen, beson-
ders für die Präventionsmedizin auf Basis der Indivi-
duellen Gesundheitsleistungen (IGeL). So berichtet
beispielsweise der Arbeitgeberverband deutscher Fit-
ness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV), dass sich im
Zuge des Präventionsgesetzes viele Fitnessstudios für
die Kassenpräventionskurse zertifizieren lassen. Die-
se Kursangebote unterliegen zum Teil strengen An-
forderungen hinsichtlich der medizinischen Qualität.
Für Fitnessstudios wird eine Kooperation mit Ärzten
auch deshalb immer entscheidender, weil deren Mit-
glieder verstärkt Wert auf medizinisch betreute Ange-
bote legen.
D
er Erwerb von Tätigkeitsschwerpunkten, bei-
spielsweise in den Bereichen Ernährungsberatung,
Bewegung und Sport, Entspannungstechniken, Burn-
out-Prophylaxe, Check-up-Programme (Labor-Checks,
Knöchel-Arm-Index, Herzfrequenzvariabilität etc.) oder
Suchtprävention (zum Beispiel Tabakentwöhnung)
macht Ärzte zu bevorzugten Kooperationspartnern
für Fitnessstudios. Auch im Zuge des Ausbaus des
betrieblichen Gesundheitsmanagements nimmt das
Interesse an einer Kooperation mit Ärzten zu. Vor
allem in kleinen und mittelständischen Unternehmen
entstehen Kooperationsmöglichkeiten, da diese in der
Regel über keine eigene betriebsmedizinische Abtei-
lung verfügen. Angebote in diesen Bereichen sind
jedoch im Vorfeld unbedingt hinsichtlich der Gefahr
einer drohenden gewerbesteuerlichen Infizierung aller
Praxiseinnahmen abzuklären.
22 Praxiswissen
Westfalen-Lippe:
Erweiterte Fördermöglichkeiten für Hausärzte
// Aus Sorge um die Sicherstellung der hausärztlichen
Versorgung hat sich die Kassenärztliche Vereinigung
Westfalen-Lippe (KVWL) entschlossen, die Niederlassungs-
förderung im Bereich der hausärztlichen Versorgung
zu erweitern.
Praxiswissen 23
W
estfalen-Lippe fällt im bundesweiten Vergleich unter jene
Regionen, die überdurchschnittlich stark vom Ärztemangel bedroht
sind. Die Gründe liegen laut einer Stellungnahme der Ärztekammer
Westfalen-Lippe von Mai 2014 sowohl in der vergleichsweise nied-
rigen Ärztedichte als auch in der unzureichenden Ausstattung mit
Hochschulstandorten. Diese tragen über Bindungseffekte dazu bei,
den ärztlichen Nachwuchs aus der Region in der Region zu halten.
Insbesondere die ländlichen und strukturschwachen Regionen sind
von einem Ärztemangel – vor allem im hausärztlichen Bereich – be-
droht. Zwar konnte laut Bericht der Ärztekammer Westfalen-Lippe
von Januar 2016 der Abwärtstrend bei den abgeschlossenen
Facharztweiterbildungen in den Bereichen Allgemeinmedizin und
Innere Medizin im Jahr 2015 endlich gestoppt werden (vgl. Abbil-
dung). Doch reicht die Anzahl der Nachwuchshausärzte trotzdem
bei Weitem nicht dazu aus, jene Kollegen zu ersetzen, die in den
kommenden Jahren altersbedingt aus dem Beruf ausscheiden wer-
den. Im Jahr 2015 waren bereits 1.757 der insgesamt 4.977 Haus-
ärzte in Westfalen-Lippe über 60 Jahre alt. Hinzu kommt, dass bei
den Nachwuchsinternisten ein nicht unerheblicher Teil einer Be-
schäftigung im Krankenhaus nachgeht und somit nicht für die am-
bulante Versorgung zur Verfügung stehen wird. Um den laufen-
den Ersatzbedarf zu decken, wären laut Ärztekammer jährlich rund
200 abgeschlossene Weiterbildungen im hausärztlichen Bereich
erforderlich.
U
m eine Ausdünnung der hausärztlichen Versorgung in länd-
lichen Gebieten zu verhindern, hat die KV Westfalen-Lippe mitt-
lerweile verschiedene Maßnahmen ergriffen. Neben einer Kam-
pagne zur Niederlassungsförderung, die sich gezielt an Ärzte in
Weiterbildung in den Kliniken sowie an Studenten richtet, bietet
sie eine Famulaturförderung sowie Stipendien im Wahltertial All-
gemeinmedizin des Praktischen Jahres (PJ), eine Förderung von Wei-
terbildungsassistenten, Patenschaften vor und nach Niederlassung,
betriebswirtschaftliche Beratung etc.
Neben dem hälftig von der KV und den Kassen finanzierten Struk-
turfonds hat die KVWL einen speziellen Sicherstellungsfonds ge-
schaffen, der eine flexible und schnelle Reaktion auf die Entwick-
lung der Versorgungslage vor Ort erlaubt. Der Fördertopf umfasst
zwei Millionen Euro, die aus der Rücklage für Strukturmaßnahmen
stammen. Gefördert wird neben weiteren Maßnahmen (wie zum
Beispiel Eigeneinrichtungen der KV) die Übernahme eines hausärzt-
lichen Versorgungsauftrages in Form einer Zulassung oder Anstel-
lung wie folgt:
• Umsatzgarantie zum Aufbau oder zur Aufrechterhaltung einer
Praxis: Diese bemisst sich am durchschnittlichen Quartalsumsatz
der Fachgruppe (bei Zweigpraxen orientiert sie sich am Umfang
der ärztlichen Tätigkeit in der Zweigpraxis). Der Vorstand be-
stimmt die Laufzeit im Einzelfall, für die jedoch eine Obergrenze
von zwölf Monaten gilt.
• Übernahme der Umzugs-, Einrichtungs- und Kooperationskosten:
Die Höhe der zu übernehmenden Kosten und die Bedingungen
legt der Vorstand im Einzelfall fest. Möglich ist auch die Gewäh-
rung pauschaler Kostenzuschüsse (zum Beispiel für Kosten des
Notfalldienstes, Werbungskosten oder Kosten für einen Vertreter).
• Gewährung eines Darlehens zum Praxisaufbau und zur Praxis-
übernahme: Die Höhe ist auf maximal 50.000 Euro (voller Ver-
sorgungsauftrag) beziehungsweise 25.000 Euro (hälftiger Ver-
sorgungsauftrag) beschränkt. Das Darlehen ist im ersten Jahr
tilgungsfrei und liegt danach bei monatlich einem Prozent Rück-
zahlung. Nach drei Jahren wird die Resttilgung erlassen, sofern
die Praxis während dieser Zeit am Standort verblieben ist und
ihren Versorgungsauftrag erfüllt hat.
Abschluss WeiterbildungAllgemeinmedizin
Abschluss WeiterbildungInnere Medizin
20
40
60
80
100
120
140
0
2014 2015
106 109 127 145
Quelle: Ärztekammer Westfalen-Lippe
ANZAHL DER ERFOLGREICHEN FACHARZTWEITERBILDUNGSABSCHLÜSSE
2014/2015
24 Praxiswissen
A
us Sorge um die Sicherstellung der hausärztlichen Versor-
gung hat die KVWL im Herbst 2016 Förderangebote für Hausärz-
te in sieben weiteren Städten und Gemeinden geschaffen. Das För-
derverzeichnis umfasst nun neben den zehn bereits ausgewiesenen
Förderstandorten auch die Städte/Gemeinden Borgholzhausen, Es-
pelkamp, Halle, Isselburg, Rahden, Rheda-Wiedenbrück und Rhede
(vgl. Tabelle).
Im Zuge der Erweiterung der Fördergebiete erfolgte auch eine Über-
arbeitung des Förderverzeichnisses. Dieses stützt sich zwar weiter-
hin auf die Mittelbereiche der Bedarfsplanung, listet nun aber alle
förderfähigen Gemeinden (innerhalb der Mittelbereiche) in alphabe-
tischer Reihenfolge auf. Somit ist eine gezielte Förderung in jenen
Gemeinden möglich, in denen die Versorgungsprobleme am größ-
ten sind. Gleichzeitig steigt die Übersichtlichkeit.
D
ie Versorgungslage wird von der KVWL vierteljährlich (hinsicht-
lich der Altersstruktur der Ärzte und der Versorgungsdichte) über-
prüft und das Förderverzeichnis entsprechend angepasst. Dank
dieses Frühwarnsystems können bereits vor Eintreten einer Unter-
versorgung Fördermaßnahmen ergriffen werden.
In Sachen Versorgungssicherung ziehen in Westfalen-Lippe viele
Akteure an einem Strang. So bietet beispielsweise die Ärztekammer
mit ihrer Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin den Nachwuchs-
ärzten ein besonderes Serviceangebot für die Organisation ihrer per-
sönlichen Weiterbildung. Zudem gibt es neben verschiedenen Initia-
tiven zur Förderung der Allgemeinmedizin auf kommunaler oder
universitärer Ebene mehr als 50 Weiterbildungsverbünde. Auch
von anderer Seite kommt Hilfestellung. Im Zuge der Erweiterung
des Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum werden ab
dem Wintersemester 2016/2017 erstmals 60 Studierende ihre klini-
sche Ausbildung an vier neu aufgenommenen Kliniken in Ostwest-
falen-Lippe starten. Das bei der Ausbildung praktizierte „Bochumer
Modell“ hat dabei zum Ziel, die Studierenden bereits zu einem frü-
hen Zeitpunkt an die Region zu binden.
U
m die Versorgung insbesondere im hausärztlichen Bereich lang-
fristig zu sichern, sind neben der gezielten Niederlassungsförderung
jedoch weitere Maßnahmen erforderlich, wie zum Beispiel eine wei-
tere Stärkung der Allgemeinmedizin bereits während der universi-
tären Ausbildung, das Schaffen von familienfreundlicheren Arbeits-
strukturen für die nachrückende Ärztegeneration sowie ein Abbau
von Niederlassungshemmnissen etwa in Form eines Bürokratieab-
baus sowie die Abschaffung wirtschaftlicher Sanktionen für ärztlich
verordnete Leistungen.
Fachgruppe Mittelbereich Gemeinden
Hausärzte Altena Altena, Nachrodt-Wiblingwerde
Hausärzte Bocholt Isselburg, Rhede
Hausärzte Brilon Brilon, Olsberg
Hausärzte Espelkamp Espelkamp, Rahden
Hausärzte Halle/Westfalen Halle, Borgholzhausen
Hausärzte Löhne Löhne
Hausärzte Meinerzhagen/Kierspe Meinerzhagen, Kierspe
Hausärzte Oelde Oelde
Hausärzte Rheda-Wiedenbrück Rheda-Wiedenbrück
Hausärzte Rheda-Wiedenbrück Werdohl, Neuenrade
Meinung 25
Digitalisierung verändert alle unsere Lebens-
bereiche: Arbeiten, Freizeit, soziale Kontakte.
Auch und ganz besonders wird Digitalisierung
die Patientenversorgung verändern. Innova-
tionen und rasante Weiterentwicklungen im
Bereich von E-Health wirken sich auf die ärzt-
liche Berufsausübung aus. Das Arztbild wird
sich wandeln, die Möglichkeiten der ärztlichen
Tätigkeit werden noch diverser (Ich beziehe
mich auf die WHO-Definition von E-Health als
den kostengünstigen und sicheren Einsatz von
Informations- und Kommunikationstechnolo-
gien mit dem Ziel, die allgemeine Gesundheit
und gesundheitsbezogene Bereiche zu för-
dern).
Die Anwendungsmöglichkeiten der Telemedi-
zin – nicht zuletzt als wichtiger Faktor der Ver-
sorgung in der Fläche –, die Chancen neuer
Versorgungsansätze durch das Sammeln von
Daten oder das gestiegene Bedürfnis nach
fachlicher Vernetzung sind einige Beispiele
dieser Entwicklung.
Die Ideen, aus denen Start-ups schöpfen, und
die Möglichkeiten, die aus europäischen und
außereuropäischen Staaten zu uns drängen,
scheinen grenzenlos. Jenseits der Sorgen, dass
„Dr. Google“ den Arzt in die Rolle des Zweit-
meinungslieferanten drängt, oder dass die
Selbstvermessung des Körpers durch (noch)
nicht zertifizierte Health-Apps und Gesund-
heitstracker bei Patienten zu unzuträglichem
Halbwissen führt, muss die Ärzteschaft sich
mit dieser Entwicklung, die nicht revidierbar
ist, klug und besonnen auseinandersetzen.
Dabei wächst die Bereitschaft innerhalb der
Ärzteschaft, Digitalisierung als Chance zu be-
greifen. Unter dem Aspekt einer Verbesserung
der Versorgung von Patientinnen und Patien-
ten und mit Blick auf die Optimierung von
ärztlichen Arbeitsprozessen ist es in der Tat
sinnvoll, alle Facetten von E-Health zu nutzen
und deren Entwicklung voranzutreiben. Dies
birgt große Chancen sowohl für die Gesund-
heitsversorgung, Prävention, Forschung und
Lehre als auch für die Vereinfachung adminis-
trativer Prozesse: Die arztgeführte, sektoren-
übergreifende elektronische Fallakte als ein
wichtiges Beispiel dient – nach Zustimmung
durch den Patienten – einer gezielteren Patien-
tenversorgung. Gleichzeitig erleichtert sie die
Organisation von ärztlicher Teilzeitarbeit, was
die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch
im Arztberuf ermöglicht.
E-Health muss und wird weiterentwickelt wer-
den. Unabdingbare Voraussetzungen dafür
sind Datenschutz, die Wahrung der ärztlichen
Schweigepflicht sowie das Recht auf informa-
tionelle Selbstbestimmung. Die größtmögli-
che Sicherheit im Umgang mit hochsensiblen
persönlichen Daten ist Basis für das Vertrauen
der Patienten im Umgang mit E-Health. Alle
sinnvollen und technisch machbaren Mög-
lichkeiten des Datenschutzes vorzusehen, ist
daher Voraussetzung für die Nutzung und
Weiterentwicklung digitaler Gesundheitsver-
sorgung.
Bei aller Veränderung wird eines bleiben: Ärz-
tinnen und Ärzte werden im Kern des ärzt-
lichen Handelns, bei der Zuwendung zum
Patienten und dem Erheben nötiger Infor-
mationen zur Diagnosestellung und Therapie
immer verantwortungsvoll und im Sinne des
ärztlichen Berufsethos und eines vertrauens-
vollen Arzt-Patienten-Verhältnisses handeln.
Gastkommentar
Digitalisierung als Chance begreifen
Der Hartmannbund ist der einzige freie
Verband, der die beruflichen, wirtschaft-
lichen und sozialen Interessen der Ärzte,
Zahnärzte und Medizinstudierenden
aller Fachgruppen in Klinik und Praxis
gemeinsam in Deutschland vertritt.
Autor:
DR. MED. KLAUS REINHARDT Vorsitzender des Hartmannbund- Landesverbandes Westfalen-Lippe
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Zum Auftakt des 500. Reformationsgedenkens widmet sich die Stiftung
Kloster Dalheim mit der Sonderausstellung „Luther – 1917 bis heute“
im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur der Figur Martin Luther in der
jüngeren Geschichte. Sie zeigt, was den Reformator bis heute zu einer
Schicksalsfigur der Deutschen macht.
Mit der Reformation setzten Luthers 95 Thesen im Jahr 1517, ausge-
hend von der Stadt Wittenberg, einen Prozess in Gang, der die Welt
veränderte. Gleichzeitig machten sie ihren Verfasser zu einem der be-
rühmtesten Deutschen. Heute verkörpert Luther die gesellschaftlichen
Tugenden. Wir kennen ihn als Schöpfer der deutschen Sprache, als Va-
ter der Volksbildung und als Mann der Freiheit und Zivilcourage. Wir
begegnen ihm in der Bildenden Kunst, in Literatur und Film, aber auch
als Werbe-Ikone und Musical-Star. Doch aller Popularität zum Trotz: Die
Legende Luther ist auch umstritten. In der Kritik stehen vor allem seine
politischen Ansichten, etwa zum Bauernkrieg (1524 bis 1526) und sei-
ne judenfeindlichen Äußerungen.
Durch hochrangige Gemälde, außergewöhnliche, zeitgeschichtliche
Dokumente und Alltagsgegenstände der vergangenen 100 Jahre deut-
scher Geschichte wird die Geschichte Luthers und der aktuelle Umgang
mit unserem kulturellen Erbe deutlich.
Neben den 300 Exponaten laden Vorträge, Thementage, Kurse und Fe-
rienprogramme dazu ein, sich die bedeutende Person Luthers vor Au-
gen zu halten. Luther stand in seinem Bild für viele Facetten in unter-
schiedlichen Zeiten – ob Nationalheld im Kaiserreich oder als Figur der
Propaganda bei den Nationalsozialisten.
Mit „Luther – 1917 bis heute“ setzt das LWL-Landesmuseum auf ein
ganzheitliches Ausstellungskonzept, das die komplette Anlage mit ein-
bezieht. In der Hochphase der Gartensaison eröffnet das Dalheimer
Museum Mitte Juni 2017 „Luthers Garten“. An ausgewählten Statio-
nen in den Dalheimer Klostergärten erinnern demnächst Texttafeln an
den Privatmann Luther, der mit seiner Frau Käthe einen großen Haus-
halt führte und den Garten des ehemaligen Wittenberger Klosters mit
Obstbäumen und Gemüsebeeten zu einem großen Nutzgarten umge-
staltete. Bei ihrem Rundgang durch die Dalheimer Klostergärten lernen
Besucher, was „bei Luthern“ in den Garten und auf den Tisch kam:
Maulbeeren, Melonen, Kürbisse oder der „Erfurter Riesenrettich“, aber
auch Wein und Hopfen zur Bierherstellung.
Die Sonderausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Bundesprä-
sident Joachim Gauck und ist bis zum 12. November 2017 zu sehen.
Luther – 1917 bis heute
VolksbankKulturtipp
Martin Luther, um 1539
Porträt aus der Werkstatt Lucas
Cranachs d. Ä.
Engagement 27
Preisträger Förderpreis „ Junge Kunst“ 2016
// Die Volksbank Paderborn-Höxter-
Detmold-Stiftung vergab am
20. November den mit insgesamt
15.000 Euro dotierten Förderpreis
„Junge Kunst“ an neun Nachwuchs-
talente aus der Region. Rund 300
Gäste waren zu einer Matinee in das
Theater Paderborn gekommen, um
die Preisverleihung und die jungen
Künstler live zu erleben.
„Sinn stiften und sinnvoll wachsen“, unter
diesem Leitgedanken engagiert sich die
Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold-Stif-
tung für nachhaltige Projekte, Initiativen und
Themen, die für die Zukunft der Gesellschaft
und der Region von Bedeutung sind.
Assessor Josef Tack, Vorsitzender des Kura-
toriums der Volksbank Paderborn-Höxter-
Detmold-Stiftung, betonte in seiner Begrü-
ßung, dass der Förderpreis von Beginn der
Geschichte der Volksbank Paderborn-Höx-
ter-Detmold-Stiftung – im Jahr 1994 – an
fester Bestandteil des Volksbank-Engage-
ments sei und 2016 durch einen zweiten,
ganz neuen Förderpreis „Duale Ausbildung“
perfekt ergänzt worden sei. Den Förderpreis
„Duale Ausbildung“, der in seiner ersten Auf-
lage mit insgesamt 16.000 Euro dotiert war,
hatte die Volksbank-Stiftung im März an vier
junge Menschen aus der Region vergeben.
Mit dem Förderpreis „Junge Kunst“ hat
die Stiftung seit 1995 insgesamt 104 Nach-
wuchskünstler und Künstlergruppen dabei
unterstützt, sich erfolgreich in den Bereichen
Musik, Tanz und Theater, Fotografie, Design,
Film, Malerei oder Bildhauerei und Literatur
zu verwirklichen. Mehr als 200.000 Euro hat
die Stiftung in den vergangenen Jahren dafür
bereitgestellt und nachhaltig in die Zukunft
der Kunst und damit auch der Region inves-
tiert.
Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold-Stiftung vergibt Förderpreis
Förderpreis für „Junge Kunst“an neun Talente aus der Region
28 Engagement
„Für die Volksbank Paderborn-Höxter-Det-
mold gehört es von jeher zum Selbstver-
ständnis, gesellschaftliche Verantwortung
für ihre Heimatregion zu übernehmen.
Unser Engagement hat viele Facetten – als
attraktiver und sicherer Arbeitgeber, als ver-
lässlicher Partner der heimischen Wirtschaft
oder als Förderer von Kunst, Kultur, Bildung,
Sport und vielen anderen Bereichen, die von
Relevanz für eine lebendige Bürgergesell-
schaft sind“, erklärte Vorstandsvorsitzender
Dr. Ulrich Bittihn bei der Preisverleihung.
„Dabei unterstützen wir eine Vielzahl der
Vereine und Initiativen in den Dörfern und
Städten unserer Region genauso wie solche
‚Leuchttürme‘ in unserem Geschäftsgebiet.
Dies gilt auch für unser vielfältiges und breit
aufgestelltes Engagement im Bereich Kultur.
Dazu gehören beispielsweise Chöre, Thea-
tergruppen, Musikvereine, die Theater der
Region, Museen, das Netzwerk Klosterland-
schaft OWL, aber genauso das renommierte
Jungstudierenden-Institut der Hochschule
für Musik, das Klang!Festival Bielefeld, das
OWL-Familien-Musikfest der Philharmo-
nischen Gesellschaft OWL sowie die über
die Grenzen der Region hinaus bekannten
Paderborner Ausstellungen wie CREDO oder
CARITAS in den letzten Jahren.“
Der Förderpreis „Junge Kunst“ zeigt immer
wieder, wie lohnenswert eine Förderung für
die jungen Menschen und die Region ist. Mit
dem Förderpreis unterstützt die Volksbank
junge Kreative dabei, ihr Talent zu entwi-
ckeln, mutig den eigenen Weg zu gehen und
den für sich richtigen Platz in einer immer
größer und schneller werdenden Welt zu
finden. Somit bietet der jungen Talenten
im besten Sinne des genossenschaftlichen
Prinzips Hilfe zur Selbsthilfe.
Die Preisträger 2016
Altersklasse 14 bis 18 Jahre:
Gina Keiko Friesicke (Kreis Lippe)Kategorie „Musik, Komposition und Tanz“
Marie Justine Klemme (Kreis Lippe)Kategorie „Literatur und Sprache“
Alexia Kochanke (Kreis Lippe)Kategorie „Literatur und Sprache“
Johanna König (Kreis Lippe)Kategorie „Musik, Komposition und Tanz“
Simon Staub (Kreis Paderborn)Kategorie „Musik, Komposition und Tanz“
Altersklasse 19 bis 24 Jahre:
Joana Sophie Dahlhoff (Kreis Paderborn)Kategorie „Malerei, Bildhauerei und Grafik“
Janina Klahold (Kreis Höxter)Kategorie „Design und Fotografie“
Jana Telgenbüscher (Kreis Paderborn)Kategorie „Musik, Komposition und Tanz“
Altersklasse 25 bis 29 Jahre:
Dragan Ribic (Kreis Lippe)Kategorie „Musik, Komposition und Tanz“
Der Förderpreis „Junge Kunst“ wird von der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold-Stif-tung seit 1995 vergeben und richtet sich an Nachwuchskünstler, die im Geschäftsgebiet der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold wohnen, studieren oder dort geboren sind. Er wird in den Kategorien „Design/Fotografie“, „Malerei/Bildhauerei/Grafik“, „Musik/Komposition/Tanz“, „Literatur/Sprache“, „Theater/Schauspiel“ und „Kurzfilm/Experimen-talfilm“ ausgeschrieben und in drei Altersklassen (14 bis 18 Jahre/19 bis 24 Jahre/25 bis 29 Jahre), die unabhängig voneinander bewertet und ausgezeichnet werden, vergeben.
Zur fachkundigen Jury gehören Ann-Britta Dohle-Madrid, Theaterregisseurin/Pädago-gin, Paderborn, Hans Hermann Jansen, Gesangspädagoge, Detmold, Professor Dr. Joa-chim Thalmann, Musikpublizist, Hochschule für Musik, Detmold, sowie Margit Keikutt, Diplom-Tanzpädagogin, Paderborn, und Ulrich Vogt, Kunst-Pädagoge und Fotograf, Paderborn.
www.volksbank-phd-stiftung.de/junge-kunst
Interview 2929 Praxistipp Kolumnentitel 29
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Das Team Freie Berufe (v.l.): Thomas-Alexander Ebner, Sigrid Marxmeier, Markus Stelbrink, Silvia Schulte, Gerd Otte, Cyrill Popov, Wenke Holzgrewe,
Timo Langehenke, Bettina Wollenhaupt, Felix Jancker, Judit Tegethoff und Michael Witte
30 Rückblick � Ausblick
� AUSBLICK
Bielefelder Gesundheits-messe „mobil & fit“
Im Bielefelder Autohaus Steinböhmer er-
halten Besucher am 18. und 19. Februar
2017 wieder Anregungen und Orientie-
rung für die beste Zeit des Lebens. Etwa
70 regionale Unternehmen und Orga-
nisationen präsentieren neueste Trends
und pfiffige Ideen rund um die Themen
Gesundheit, Wohlfühlen, Wohnen, Rei-
sen und Sport. Abgerundet werden die
Vorträge von Fachleuten durch Moden-
schauen, Live-Musik und Sportshows.
Der Initiator der Messe, Dr. Eric Strath-
mann von der Dorf-Apotheke Jöllen-
beck, erwartet etwa 3.000 Besucher,
die sich in der Zeit von 11:00 Uhr bis
18:00 Uhr auf dem Gelände informieren.
www.mobil-und-fit.de
Termin: 18. Februar und 19. Februar 2017
Ort: Autohaus Steinböhmer, Jöllenbecker
Straße 325, Bielefeld
� RÜCKBLICK
Migasa-Treffen in der Volksbank
Das diesjährige Treffen der Migasa-Apo-
theken-Kooperation fand am 22. No-
vember in den Räumlichkeiten der Volks-
bank Paderborn-Höxter-Detmold statt.
Zum Austausch reisten rund 80 Mitglie-
der aus ganz Nordrhein-Westfalen und
darüber hinaus an. Die Mitglieder disku-
tierten über aktuelle Themen, unter an-
derem über das Thema Digitalisierung
und die Anforderungen, die mit diesen
Veränderungen einhergehen. Migasa
bietet ihren Mitgliedern eine Plattform
zum Austausch unter Berufskollegen.
� RÜCKBLICK
Praxisnetz Paderborn
Am 29. Oktober hatte das Praxisnetz
Paderborn zum 5. Paderborner Ärztetag
in das VolksbankForum eingeladen. Fast
100 Ärzte aus der Umgebung nutzten
die Gelegenheit, sich zu wichtigen The-
menfeldern rund um ihre tägliche Arbeit
fortzubilden. Auf der Agenda standen
Vorträge und Diskussionen in den Berei-
chen Kardiologie, Diabetes, Palliativ- und
Schmerztherapie, Geriatrie und Asthma.
Der Ärztetag 2017 findet am
14. Oktober in Paderborn statt.
ImpressumHerausgeber
Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold eG
Neuer Platz 1
33098 Paderborn
Verantwortlich
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Unternehmenskommunikation
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Konzeption und Redaktion
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der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold
Mitarbeit
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Mommsenstraße 46, 10629 Berlin
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Unternehmenskommunikation der
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Druck
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Redaktionsschluss
30. November 2016
Erscheinungsweise
halbjährlich
Die Sonderthemen wurden mit freundlicher Unterstützung der genannten Unternehmen
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