Märkische Allgemeine: Das Geschäft mit der Sehnsucht

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10 | Aus aller Welt MAZ | DIENSTAG, 21. MAI 2013 POTSDAM | Farhad Vladi hat schon 2000 Inseln veräußert. Sein Tipp: Neuseeland. Da gibt es schönes Wetter und keine Mücken. MAZ: Herr Vladi, wenn andere an Inseln denken, denken sie an Ur- laub. Denken Sie nur noch an Ar- beit? Farhad Vladi: Nein. Ich habe als 20-Jähriger als Inselmakler ange- fangen, weil ich mir selber eine In- sel kaufen wollte. Nach zehn Jah- ren hatte ich sie, in Kanada. Heute besitze ich eine in Neuseeland, mit einer kleinen Schaffarm. Nach einer Nacht dort fühlte ich mich wie nach zwei Wochen Urlaub. Eine eigene Insel, das ist auch ein eigenes kleines Reich. Vladi: Ja. Hier sind Zäune, Schil- der, Leute, man ist nicht frei. Da ha- ben Sie Ruhe – auch wenn Sie nicht alles machen dürfen, was Sie wollen. Ich kann zwar bestimmen, wer auf die Insel geht. Ich kann an- ziehen, was ich will. Aber wenn ich zum Beispiel ein Haus bauen will, brauche ich eine Baugeneh- migung, die Nachbarn werden an- gehört. Ich sage immer: Sie kaufen auch bei einer Insel ein soziales Umfeld. Wer mit der Kultur der Menschen an den Versorgungs- punkten nicht zurechtkommt, sollte es lieber lassen. Was ist Ihren Kunden vor einem Kauf wichtig? Vladi: Erst mal geht es immer um die Geografie. Der Kunde sagt: Ich möchte ins Warme, ich möchte nach Florida, weil ich da Ver- wandte habe, eine Oma lebt in Ka- nada oder so. Die zweite Vorgabe ist die wich- tigste: das Budget. Wie hoch ist das im Schnitt? Vladi: Das geht meist von 200 000 bis zu fünf Millionen Euro. Wie viel sollte man mindestens in- vestieren? Vladi: 100 000 Euro – für eine gute Insel, unbebaut, das spart Kosten. Die Natur ist ein guter Verwalter, erst mal verlangt sie nichts. Sie zahlen nur eine Grundsteuer, und die hält sich in Grenzen. Welche Region empfehlen Sie? Vladi: Gerade kann man in der Bre- tagne günstig kaufen, in Kanada, Skandinavien, Australien, aber vor allem in Neuseeland – das ist das Land der Zukunft, das ganze Jahr schönes Wetter, politisch sta- bil. Es ist weit weg, hat aber den Vorteil: Es gibt keine Mücken. Sie haben 1971 Ihre erste Insel ver- kauft. Was hat sich verändert? Vladi: Damals waren die Inseln meist unbebaut, viele unberührt. Sie hatten einen Infrastruktur- nachteil, kein Telefon, keine Schu- len oder Supermärkte. Deshalb war der Drang zu verkaufen groß. Vielen hielten mich für verrückt, weil ich kaufen wollte. Aber dann entstanden die Umweltprobleme auf dem Festland, Abgase, Asthma, die Strände wurden vol- ler. Es gab plötzlich dieses Inselge- fühl, frische Luft, Ruhe, und so kam ich in den Markt. Und die Preise? Vladi: 1971 kostete eine Insel in den Seychellen 300 000 Euro, heu- te würde sie 30 Millionen kosten. Wie kommt das? Vladi: Die persönliche Verbindung ist sehr stark, man verkauft nicht so schnell wieder. Außerdem wer- den viele Inseln heute von Staaten erworben und von Naturschutzor- ganisationen und verschwinden so vom Markt. Und dann gibt es Leute, die bauen ein Hotel darauf oder 26 Stockwerke Eigentums- wohnungen – so eine Insel ist für die private Nutzung verloren. Das Angebot wird immer weniger. Wie groß ist der Markt heute? Vladi: Als ich anfing, gab es ge- schätzt 20 000 private Inseln welt- weit, die man nutzen konnte, nicht nur irgendwelche Felsen. Mittler- weile sind wir runter auf 9000. Aber in vielen Ländern dürfen Aus- länder auch nicht kaufen, in Indo- nesien, Thailand, Malaysia, China, Russland – wenn sich das ändert, erhöht sich das Angebot. Wo ist es gerade besonders teuer? Vladi: In den Virgin Islands kostet eine Insel 20, 40 Millionen Euro. Das ist neben den Seychellen das teuerste Gebiet. Wer sind Ihre Kunden? Vladi: Etwa 50 Prozent sind Deut- sche. Ich habe an Prominente ver- kauft, an Nicholas Cage etwa, Tony Curtis und Mariah Carey, aber in den meisten Fällen sind un- sere Kunden nicht die Superrei- chen, sondern eher der gehobene Mittelstand, viele Freiberufler. Wie kommen Sie an die Inseln, die Sie verkaufen? Vladi: Ich gehe da systematisch vor. In der Bretagne zum Beispiel habe ich mir jede Insel vorgenom- men, festgestellt, wem sie gehört, eine Akte mit Preisen, Besitzern und so weiter angelegt – mein Ar- chiv enthält 12 000 solcher Akten von Inseln weltweit. Das war frü- her, ohne Internet, alles schwieri- ger. Teils geben die Behörden Aus- kunft oder die Bürgermeister. Wie lange behalten die Leute die Inseln ungefähr? Vladi: Manche wechseln schon nach zehn Jahren, aber im Schnitt sind es 20 Jahre. Häufige Verkaufs- gründe sind der Tod des Besitzers, eine Scheidung, Krankheit oder Konkurs. Und wenn man nur investieren will? Vladi: Sie können schon nach drei bis fünf Jahren mit Gewinn verkau- fen, relativ unabhängig von der Re- gion. Das Dumme ist nur, dass Sie sich verlieben werden in die Insel. Und dann sagen Sie nach fünf Jah- ren: Verkaufen? Lieber nicht. Interview: Eva-Maria Träger UTRECH | Knapp zwei Wochen nach ihrem Verschwinden sind zwei Kinder in den Niederlanden ermor- det aufgefunden worden. Der Tä- ter war mit größter Wahrschein- lichkeit ihr Vater, der anschlie- ßend Selbstmord beging. Die Lei- chen der sieben und neun Jahre al- ten Brüder Julian und Ruben wur- den am Sonntag nach Hinweisen eines Passanten von der Polizei aus einem Wassergraben bei der Ortschaft Cothen unweit ihrer Hei- matstadt Zeist geborgen. Der 38-jährige Vater der Brüder war am 7. Mai in einem Waldge- biet unweit von Zeist (Provinz Ut- recht) tot aufgefunden worden. Nach Polizeiangaben hat er sich er- hängt. Der Mann hatte die Kinder am Vortag bei deren Mutter zu ei- nem Ausflug abgeholt. Von ihnen fehlte seither jede Spur. Das Ver- hältnis der seit 2008 geschiedenen Eltern galt als äußerst gespannt. Die Eltern waren für den 7. Mai zu einem Gespräch ins Jugendamt bestellt worden. Dabei ging es um die Frage, ob die Erziehungs- rechte der Eltern eingeschränkt werden müssen. Der Vater habe zuvor mehrfach mit einem „Famili- endrama“ gedroht. Seit dem Ver- schwinden der Kinder hatten Hun- derte Polizisten – unterstützt von mehr als 1000 Freiwilligen – nach ihnen gesucht. Es war die bislang größte Aktion dieser Art in den Niederlanden. Gesucht wurde auch in grenznahen Gebieten Deutschlands und Belgiens. HARTMANNSDORF | Hunderte Bus- freunde aus ganz Deutschland sind am Samstag zur dritten Auf- lage des „Ikarus”-Treffens ins mit- telsächsische Hartmannsdorf bei Chemnitz gekommen. Insgesamt 23 Busse der Baujahre 1962 bis 1990 waren zu sehen. Es ist ein Er- folg für die Interessengemein- schaft Freundeskreis „Ikarus“, die in Sachsen und Thüringen aktiv ist. Zu den zehn Mitstreitern ge- hört der 27-jährige René Junghans aus dem Erzgebirge. Ihn interes- siert an den Bussen, die in der DDR den Stadt- und Regionalver- kehr geprägt haben, vor allem die Technik. Er habe auch noch Erin- nerungen an Fahrten in „Ika- rus“-Bussen, die bis nach der Wende im Einsatz waren. „Man kennt sich in der Szene“ sagt Roy Glaser, der das Treffen mit einem Budget von nur 1000 Euro mit auf die Beine gestellt hat. Zwei Busse sind aus Ungarn ge- kommen, einer aus Prag. Neben Li- nien- und Reisebussen rollten auch echte Raritäten an. Glaser zeigt einen Bus, den die DDR-Re- gierung beschafft hatte. „Er gehör- te einst Politbüromitglied Harry Tisch.“ Wohin der SED-Spitzen- funktionär und DDR-Gewerk- schaftschef damit reiste, sei nicht bekannt. Im Innern sind bequeme Polstersitze längs zur Fahrtrich- tung angeordnet, im Heck gibt es ein Küchenabteil. Nebenan steht ein blau-weißer Reisebus. Das Öff- nen der schweren Tür von Hand weckt Kindheitserinnerungen. „Der Bus ist Baujahr 1977 und ge- hörte einst zum Fuhrpark der Na- tionalen Volksarmee“, sagt Besit- zer Lars Gersten. Das Fahrzeug be- finde sich nahezu im Originalzu- stand und laufe reibungslos. Der Nachrichtentechniker aus dem sächsischen Mügeln besitzt meh- rere historische Busse, die er auch für Ausflüge anbietet. Für ostalgi- sche Schwärmerei sind die „Ika- rus“-Freunde nicht zu haben. Sie finden es ganz in Ordnung, dass die Zeit der „Ikarus“-Busse mit ih- ren unbequem steilen Einstiegen vorbei ist. Aber das Erinnern und Erhalten, das sei trotzdem schön. Dutzende Tornados wüten in USA WASHINGTON | Eine Serie schwerer Tornados hat im Mittleren Westen der USA mindestens zwei Men- schen in den Tod gerissen. Über 20 Menschen wurden verletzt. Meteorologen sagten weitere Unwetter voraus. Die Unwetter- front raste am Sonntagabend über die Bundesstaaten Oklahoma, Kansas sowie Iowa und Illinois. Hausdächer wurden abgedeckt, Bäume entwurzelt und Autos umgestürzt. Besonders schwer getroffen war das Gebiet um den Ort Shawnee etwa 50 Kilometer östlich von Oklahoma City. Dort wurde ein Wohnwagenpark völlig verwüstet. Zwei Menschen wer- den in der Region noch vermisst. Wahl-Russe Depardieu will Café eröffnen MOSKAU | Der französische Schau- spieler und Wahl-Russe Gérard Depardieu ist seit Montag auch offizieller Unternehmer: Er sei in Saransk in der 650 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Region Mordwinien registriert worden, sagte der Direktor des russischen Kinoarchivs, Nikolai Borodatschew. Depardieu will in der vor allem als Standort vieler Straflager bekannten Region ein Café aufmachen. Depardieu ist seit Januar Russe. Ballon stürzt nach Crash in der Luft ab ISTANBUL | Beim Absturz eines Heißluftballons in der Türkei sind am Montag drei Touristen aus Brasilien ums Leben gekommen. 22 weitere Menschen verletzt, nachdem der Ballon über den Felsenlandschaften Kappado- kiens mit dem Korb eines zweiten Ballons zusammengeprallt war, berichtete die türkische Nachrich- tenagentur Anadolu. Bei der Kolli- sion war die Hülle aufgerissen. Der Ballon stürzte aus etwa 300 Metern Höhe zu Boden. An Bord seien Urlauber aus Spanien, Brasi- lien und Argentinien gewesen Tausende Fans beim Wave-Gotik-Treffen LEIPZIG | Schwarzes Leder, aufblas- bare Reifröcke und schrille Maske- raden: Mehr als 20 000 Wave-Go- tik-Fans aus aller Welt haben sich am Pfingstwochenende in Leipzig versammelt. Die 200 Konzerte an 40 Orten seien sehr gut besucht gewesen, berichteten die Veran- stalter. Viel Zuspruch hätte auch das Rahmenprogramm mit Füh- rungen über Friedhöfe, Lesungen und Aufführungen von Wagner- Opern gefunden. Viele Geschäfte gestalteten Teile ihrer Schaufens- ter als Gruß an die Gäste. Erste Frau aus Pakistan erklimmt den Everest ISLAMABAD | Eine 22-jährige Pakis- tanerin hat als erste Frau ihres Landes den Gipfel des Mount Everest bestiegen. Samina Baig erreichte den Gipfel des höchsten Berges der Welt am Sonntag, sagte ein Sprecher des pakistani- schen Alpinclubs. Baig sei die jüngste von bislang nur drei Pakis- tanern, die den Everest erfolg- reich erklommen haben. Laut Medienberichten bestieg Baig den Berg gemeinsam mit ihrem Bruder. Am Samstag erst hatte die 25-jährige Raha Moharrak aus Saudi-Arabien den 8848 Meter hohen Berg bezwungen. Yahoo kauft Blogging-Plattform NEW YORK | Mit einer milliarden- schweren Übernahme der aufstre- benden Blogging-Plattform Tumblr buhlt der US-Internetkon- zern Yahoo um die Gunst der jungen Internetnutzer. Wie Yahoo gestern erklärte, soll Tumblr ein eigenständig arbeitendes Unter- nehmen bleiben. Beide Firmen würden aber „gemeinsame Mög- lichkeiten“ im Anzeigengeschäft schaffen. Den Kaufpreis von 1,1 Milliarden Dollar (855 Millionen Euro) begleicht Yahoo den Anga- ben zufolge fast vollständig aus flüssigen Guthaben. Der Kauf ist die bislang größte Finanztransak- tion unter Yahoo-Chefin Marissa Mayer, die den Posten im vergan- genen Sommer angetreten hatte. Familiendrama in den Niederlanden VerschwundeneBrüder Julian und Ruben tot aufgefunden Mit Megafon und in Uni- form der Volkspolizei weist Andreas Hollerit „Ikarus“-Busse auf dem Parkplatz ein. FOTO: DPA Fasziniert vom „Ikarus“ Fans der Oldtimer-Busse aus Ungarn trafen sich bei Chemnitz, um die Erinnerung an die in der DDR allgegenwärtigen Gefährte aufzufrischen Das Geschäft mit der Sehnsucht Seit mehr als 20 Jahren verkauft der Hamburger Makler Farhad Vladi Inseln. Die Hälfte seiner Kunden sind Deutsche Trauer um die Brüder. FOTO: AFP Das Wichtigste, was man beim Inselkauf beachten sollte, ist laut Heinrich Stüven, Vorsitzender des Grundeigentümer-Verbands in Ham- burg vor allem: „Lage, Lage, Lage“ – wie bei anderen Grundstücken auch. Wie komme ich dorthin? Wie kann ich mich versorgen? Wie weit ist es bis zu den Nachbarn? Zudem gilt es, mögliche Auflagen zu beachten, etwa was Natur- oder Denkmalschutz angeht.Wenn die Bedingungen stimmen, kann sich eine solche Investition durchaus lohnen, sagt Gerd Fleischmann von der Grundstücksauktionen AG in Berlin, die auch Grundstücke und Immobilien im Auftrag des Bundes versteigert: Über einen Zeitraum von fünf Jahren könne man bei Objekten in Deutschland etwa mit Gewinnen von 25 bis 30 Prozent rechnen. Wer in der Heimat kaufen will, muss allerdings geduldig und sehr aufmerksam sein: „Höchstens ein- bis zweimal“ im Jahr hätten sie ein solches Objekt im Programm, sagt Fleischmann. emt ILLUSTRATION: FOTOLIA Der Makler Farhad Vladi ist selbst stolzer Insel-Besitzer. FOTO: TRÄGER Herzenssache: Eine Insel ist viel mehr als eine Geldanlage für Gutbetuchte. FOTOMONTAGE: FOTOLIA Lage, Lage, Lage: Was beim Inselkauf zu beachten ist KURZ & KNAPP

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10 | Aus aller Welt MAZ | DIENSTAG, 21. MAI 2013

POTSDAM | Farhad Vladi hat schon2000 Inseln veräußert. Sein Tipp:Neuseeland. Da gibt es schönesWetter und keine Mücken.

MAZ: Herr Vladi, wenn andere anInseln denken, denken sie an Ur-laub. Denken Sie nur noch an Ar-beit?Farhad Vladi: Nein. Ich habe als20-Jähriger als Inselmakler ange-fangen, weil ich mir selber eine In-sel kaufen wollte. Nach zehn Jah-ren hatte ich sie, in Kanada. Heutebesitze ich eine in Neuseeland,mit einer kleinen Schaffarm. Nacheiner Nacht dort fühlte ich michwie nach zwei Wochen Urlaub.

Eine eigene Insel, das ist auch eineigenes kleines Reich.Vladi: Ja. Hier sind Zäune, Schil-der, Leute, man ist nicht frei. Da ha-ben Sie Ruhe – auch wenn Sienicht alles machen dürfen, was Siewollen. Ich kann zwar bestimmen,wer auf die Insel geht. Ich kann an-ziehen, was ich will. Aber wennich zum Beispiel ein Haus bauenwill, brauche ich eine Baugeneh-migung, die Nachbarn werden an-gehört. Ich sage immer: Sie kaufenauch bei einer Insel ein sozialesUmfeld. Wer mit der Kultur derMenschen an den Versorgungs-punkten nicht zurechtkommt,sollte es lieber lassen.

Was ist Ihren Kunden vor einemKauf wichtig?Vladi: Erst mal geht es immer umdie Geografie. Der Kunde sagt: Ichmöchte ins Warme, ich möchtenach Florida, weil ich da Ver-wandte habe, eine Oma lebt in Ka-nada oder so. Die zweiteVorgabe ist die wich-tigste: das Budget.

Wie hoch ist das im Schnitt?Vladi: Das geht meist von 200000bis zu fünf Millionen Euro.

Wie viel sollte man mindestens in-vestieren?Vladi: 100000 Euro – für eine guteInsel, unbebaut, das spart Kosten.Die Natur ist ein guter Verwalter,erst mal verlangt sie nichts. Siezahlen nur eine Grundsteuer, unddie hält sich in Grenzen.

Welche Region empfehlen Sie?Vladi:Gerade kann man in der Bre-tagne günstig kaufen, in Kanada,Skandinavien, Australien, abervor allem in Neuseeland – das istdas Land der Zukunft, das ganzeJahr schönes Wetter, politisch sta-bil. Es ist weit weg, hat aber denVorteil: Es gibt keine Mücken.

Sie haben 1971 Ihre erste Insel ver-kauft. Was hat sich verändert?Vladi: Damals waren die Inselnmeist unbebaut, viele unberührt.

Sie hatten einen Infrastruktur-nachteil, kein Telefon, keine Schu-len oder Supermärkte. Deshalbwar der Drang zu verkaufen groß.Vielen hielten mich für verrückt,weil ich kaufen wollte. Aber dannentstanden die Umweltproblemeauf dem Festland, Abgase,Asthma, die Strände wurden vol-ler. Es gab plötzlich dieses Inselge-fühl, frische Luft, Ruhe, und sokam ich in den Markt.

Und die Preise?Vladi: 1971 kostete eine Insel inden Seychellen 300000 Euro, heu-te würde sie 30 Millionen kosten.

Wie kommt das?Vladi:Die persönliche Verbindungist sehr stark, man verkauft nichtso schnell wieder. Außerdem wer-den viele Inseln heute von Staatenerworben und von Naturschutzor-ganisationen und verschwindenso vom Markt. Und dann gibt esLeute, die bauen ein Hotel daraufoder 26 Stockwerke Eigentums-wohnungen – so eine Insel ist fürdie private Nutzung verloren. DasAngebot wird immer weniger.

Wie groß ist der Markt heute?Vladi: Als ich anfing, gab es ge-schätzt 20000 private Inseln welt-weit, die man nutzen konnte, nichtnur irgendwelche Felsen. Mittler-weile sind wir runter auf 9000.Aber in vielen Ländern dürfen Aus-länder auch nicht kaufen, in Indo-nesien, Thailand, Malaysia,China, Russland – wenn sich dasändert, erhöht sich das Angebot.

Wo ist es gerade besonders teuer?

Vladi: In den Virgin Islands kosteteine Insel 20, 40 Millionen Euro.Das ist neben den Seychellen dasteuerste Gebiet.

Wer sind Ihre Kunden?Vladi: Etwa 50 Prozent sind Deut-sche. Ich habe an Prominente ver-kauft, an Nicholas Cage etwa,Tony Curtis und Mariah Carey,aber in den meisten Fällen sind un-sere Kunden nicht die Superrei-chen, sondern eher der gehobeneMittelstand, viele Freiberufler.

Wie kommen Sie an die Inseln, dieSie verkaufen?Vladi: Ich gehe da systematischvor. In der Bretagne zum Beispielhabe ich mir jede Insel vorgenom-men, festgestellt, wem sie gehört,eine Akte mit Preisen, Besitzernund so weiter angelegt – mein Ar-chiv enthält 12000 solcher Aktenvon Inseln weltweit. Das war frü-her, ohne Internet, alles schwieri-ger. Teils geben die Behörden Aus-kunft oder die Bürgermeister.

Wie lange behalten die Leute dieInseln ungefähr?Vladi: Manche wechseln schonnach zehn Jahren, aber im Schnittsind es 20 Jahre. Häufige Verkaufs-gründe sind der Tod des Besitzers,eine Scheidung, Krankheit oderKonkurs.

Und wenn man nur investierenwill?Vladi: Sie können schon nach dreibis fünf Jahren mit Gewinn verkau-fen, relativ unabhängig von der Re-gion. Das Dumme ist nur, dass Siesich verlieben werden in die Insel.Und dann sagen Sie nach fünf Jah-ren: Verkaufen? Lieber nicht. Interview: Eva-Maria Träger

UTRECH | Knapp zwei Wochen nachihrem Verschwinden sind zweiKinder in den Niederlanden ermor-det aufgefunden worden. Der Tä-ter war mit größter Wahrschein-lichkeit ihr Vater, der anschlie-ßend Selbstmord beging. Die Lei-chen der sieben und neun Jahre al-ten Brüder Julian und Ruben wur-den am Sonntag nach Hinweiseneines Passanten von der Polizeiaus einem Wassergraben bei derOrtschaft Cothen unweit ihrer Hei-matstadt Zeist geborgen.

Der 38-jährige Vater der Brüderwar am 7. Mai in einem Waldge-biet unweit von Zeist (Provinz Ut-recht) tot aufgefunden worden.Nach Polizeiangaben hat er sich er-hängt. Der Mann hatte die Kinderam Vortag bei deren Mutter zu ei-nem Ausflug abgeholt. Von ihnenfehlte seither jede Spur. Das Ver-hältnis der seit 2008 geschiedenenEltern galt als äußerst gespannt.Die Eltern waren für den 7. Mai zueinem Gespräch ins Jugendamt

bestellt worden. Dabei ging es umdie Frage, ob die Erziehungs-rechte der Eltern eingeschränktwerden müssen. Der Vater habezuvor mehrfach mit einem „Famili-endrama“ gedroht. Seit dem Ver-schwinden der Kinder hatten Hun-derte Polizisten – unterstützt vonmehr als 1000 Freiwilligen – nachihnen gesucht. Es war die bislanggrößte Aktion dieser Art in denNiederlanden. Gesucht wurdeauch in grenznahen GebietenDeutschlands und Belgiens.

HARTMANNSDORF |   Hunderte Bus-freunde aus ganz Deutschlandsind am Samstag zur dritten Auf-lage des „Ikarus”-Treffens ins mit-telsächsische Hartmannsdorf beiChemnitz gekommen. Insgesamt23 Busse der Baujahre 1962 bis1990 waren zu sehen. Es ist ein Er-folg für die Interessengemein-schaft Freundeskreis „Ikarus“, diein Sachsen und Thüringen aktivist. Zu den zehn Mitstreitern ge-hört der 27-jährige René Junghansaus dem Erzgebirge. Ihn interes-siert an den Bussen, die in derDDR den Stadt- und Regionalver-kehr geprägt haben, vor allem dieTechnik. Er habe auch noch Erin-nerungen an Fahrten in „Ika-rus“-Bussen, die bis nach derWende im Einsatz waren.

„Man kennt sich in der Szene“sagt Roy Glaser, der das Treffenmit einem Budget von nur 1000Euro mit auf die Beine gestellt hat.Zwei Busse sind aus Ungarn ge-kommen, einer aus Prag. Neben Li-nien- und Reisebussen rolltenauch echte Raritäten an. Glaserzeigt einen Bus, den die DDR-Re-gierung beschafft hatte. „Er gehör-te einst Politbüromitglied Harry

Tisch.“ Wohin der SED-Spitzen-funktionär und DDR-Gewerk-schaftschef damit reiste, sei nichtbekannt. Im Innern sind bequemePolstersitze längs zur Fahrtrich-tung angeordnet, im Heck gibt esein Küchenabteil. Nebenan stehtein blau-weißer Reisebus. Das Öff-nen der schweren Tür von Handweckt Kindheitserinnerungen.„Der Bus ist Baujahr 1977 und ge-hörte einst zum Fuhrpark der Na-tionalen Volksarmee“, sagt Besit-zer Lars Gersten. Das Fahrzeug be-finde sich nahezu im Originalzu-stand und laufe reibungslos. DerNachrichtentechniker aus demsächsischen Mügeln besitzt meh-rere historische Busse, die er auchfür Ausflüge anbietet. Für ostalgi-sche Schwärmerei sind die „Ika-rus“-Freunde nicht zu haben. Siefinden es ganz in Ordnung, dassdie Zeit der „Ikarus“-Busse mit ih-ren unbequem steilen Einstiegenvorbei ist. Aber das Erinnern undErhalten, das sei trotzdem schön.

Dutzende Tornadoswüten in USAWASHINGTON | Eine Serie schwererTornados hat im Mittleren Westender USA mindestens zwei Men-schen in den Tod gerissen. Über20 Menschen wurden verletzt.Meteorologen sagten weitereUnwetter voraus. Die Unwetter-front raste am Sonntagabend überdie Bundesstaaten Oklahoma,Kansas sowie Iowa und Illinois.Hausdächer wurden abgedeckt,Bäume entwurzelt und Autosumgestürzt. Besonders schwergetroffen war das Gebiet um denOrt Shawnee etwa 50 Kilometeröstlich von Oklahoma City. Dortwurde ein Wohnwagenpark völligverwüstet. Zwei Menschen wer-den in der Region noch vermisst.

Wahl-Russe Depardieuwill Café eröffnenMOSKAU | Der französische Schau-spieler und Wahl-Russe GérardDepardieu ist seit Montag auchoffizieller Unternehmer: Er sei inSaransk in der 650 Kilometeröstlich von Moskau gelegenenRegion Mordwinien registriertworden, sagte der Direktor desrussischen Kinoarchivs, NikolaiBorodatschew. Depardieu will inder vor allem als Standort vielerStraflager bekannten Region einCafé aufmachen. Depardieu istseit Januar Russe.

Ballon stürzt nachCrash in der Luft abISTANBUL | Beim Absturz einesHeißluftballons in der Türkei sindam Montag drei Touristen ausBrasilien ums Leben gekommen.22 weitere Menschen verletzt,nachdem der Ballon über denFelsenlandschaften Kappado-kiens mit dem Korb eines zweitenBallons zusammengeprallt war,berichtete die türkische Nachrich-tenagentur Anadolu. Bei der Kolli-sion war die Hülle aufgerissen.Der Ballon stürzte aus etwa 300Metern Höhe zu Boden. An Bordseien Urlauber aus Spanien, Brasi-lien und Argentinien gewesen

Tausende Fans beimWave-Gotik-TreffenLEIPZIG | Schwarzes Leder, aufblas-bare Reifröcke und schrille Maske-raden: Mehr als 20 000 Wave-Go-tik-Fans aus aller Welt haben sicham Pfingstwochenende in Leipzigversammelt. Die 200 Konzerte an40 Orten seien sehr gut besuchtgewesen, berichteten die Veran-stalter. Viel Zuspruch hätte auchdas Rahmenprogramm mit Füh-rungen über Friedhöfe, Lesungenund Aufführungen von Wagner-Opern gefunden. Viele Geschäftegestalteten Teile ihrer Schaufens-ter als Gruß an die Gäste.

Erste Frau aus Pakistanerklimmt den EverestISLAMABAD | Eine 22-jährige Pakis-tanerin hat als erste Frau ihresLandes den Gipfel des MountEverest bestiegen. Samina Baigerreichte den Gipfel des höchstenBerges der Welt am Sonntag,sagte ein Sprecher des pakistani-schen Alpinclubs. Baig sei diejüngste von bislang nur drei Pakis-tanern, die den Everest erfolg-reich erklommen haben. LautMedienberichten bestieg Baigden Berg gemeinsam mit ihremBruder. Am Samstag erst hatte die25-jährige Raha Moharrak ausSaudi-Arabien den 8848 Meterhohen Berg bezwungen.

Yahoo kauftBlogging-PlattformNEWYORK | Mit einer milliarden-schweren Übernahme der aufstre-benden Blogging-PlattformTumblr buhlt der US-Internetkon-zern Yahoo um die Gunst derjungen Internetnutzer. Wie Yahoogestern erklärte, soll Tumblr eineigenständig arbeitendes Unter-nehmen bleiben. Beide Firmenwürden aber „gemeinsame Mög-lichkeiten“ im Anzeigengeschäftschaffen. Den Kaufpreis von 1,1Milliarden Dollar (855 MillionenEuro) begleicht Yahoo den Anga-ben zufolge fast vollständig ausflüssigen Guthaben. Der Kauf istdie bislang größte Finanztransak-tion unter Yahoo-Chefin MarissaMayer, die den Posten im vergan-genen Sommer angetreten hatte.

Familiendramain den Niederlanden

Verschwundene Brüder Julian und Ruben tot aufgefunden

Mit Megafon und in Uni-form der Volkspolizeiweist Andreas Hollerit„Ikarus“-Busse auf demParkplatz ein. FOTO: DPA

Fasziniert vom „Ikarus“Fans der Oldtimer-Busse aus Ungarn trafen sich bei Chemnitz, um die

Erinnerung an die in der DDR allgegenwärtigen Gefährte aufzufrischen

Das Geschäft mit der SehnsuchtSeit mehr als 20 Jahren verkauft der Hamburger Makler Farhad Vladi Inseln. Die Hälfte seiner Kunden sind Deutsche

Trauer um die Brüder. FOTO: AFP

K Das Wichtigste, was man beimInselkauf beachten sollte, ist lautHeinrich Stüven, Vorsitzender desGrundeigentümer-Verbands in Ham-burg vor allem: „Lage, Lage, Lage“ –wie bei anderen Grundstücken auch.Wie komme ich dorthin? Wie kannich mich versorgen? Wie weit ist esbis zu den Nachbarn?K Zudem gilt es, mögliche Auflagenzu beachten, etwa was Natur- oderDenkmalschutz angeht.Wenn dieBedingungen stimmen, kann sicheine solche Investition durchaus

lohnen, sagt Gerd Fleischmann vonder Grundstücksauktionen AG inBerlin, die auch Grundstücke undImmobilien im Auftrag des Bundesversteigert: Über einen Zeitraum vonfünf Jahren könne man bei Objektenin Deutschland etwa mit Gewinnenvon 25 bis 30 Prozent rechnen.K Wer in der Heimat kaufen will,muss allerdings geduldig und sehraufmerksam sein: „Höchstens ein-bis zweimal“ im Jahr hätten sie einsolches Objekt im Programm, sagtFleischmann. emtILLUSTRATION: FOTOLIA

Der Makler Farhad Vladi ist selbststolzer Insel-Besitzer. FOTO: TRÄGER

Herzenssache: Eine Insel ist viel mehr als eine Geldanlage für Gutbetuchte. FOTOMONTAGE: FOTOLIA

Lage, Lage, Lage: Was beim Inselkauf zu beachten ist

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