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M&A-TRENDS IM ICT-MARKT
INFORMATION TECHNOLOGY M&A OUTLOOK 2018Deutschland, Österreich, Schweiz
GESCHÄTZTE LESERWir freuen uns sehr, dass Sie sich für die jüngste Ausgabe unserer jährlichen Analyse des M&A-Geschehens in der ICT-Branche in Deutschland, Österreich und der Schweiz interessieren. Mit Ihrem Interesse an M&A sind Sie nämlich in guter und wachsender Gesellschaft, wie die steigenden Transaktionszahlen beweisen.
Im Jahr 2017 herrschte trotz Unsicherheiten ein sehr freundliches M&A-Klima, was sich sowohl in der Anzahl der Transaktionen als auch in den bezahlten Preisen manifestierte. Im ersten Quartal des Jahres 2018 verdichteten sich die Wolken ein wenig, allerdings ohne den grundsätzlich positiven wirtschaftlichen Ausblick zu trüben. Die Dynamik in der ICT-Branche nimmt weiter zu und die Unternehmen sind gefordert, rechtzeitig zu agieren. Dabei finden sie immer öfter mit Partnern innerhalb der DACH-Region zusammen.
Dass jede achte grenzüberschreitende Transaktion in Deutschland, Österreich und der Schweiz innerhalb der DACH-Region vollzogen wird, ist ein Beweis für die engen wirtschaftlichen Bande. Unseren ICT M&A-Outlook betrachten wir als Beitrag zur weiteren Stärkung der Beziehungen innerhalb der ICT-Branche dieses Wirtschaftsraums.
Als Ihre Ansprechpartner in der Schweiz danken wir für Ihr Interesse und stehen Ihnen gerne für professionelle Unterstützung bei den Themen Mergers & Acquisitions, Financial Due Diligence, Bewertungen und Corporate Finance zur Verfügung.
Dr. Roberto [email protected]
Juraj JanosPartner [email protected]
3Information Technology M&A Outlook 2018
Einleitung
EINLEITUNGRosige Zeiten für die ICT-Branche – so kann die aktuelle Lage und die Aussichten zusammengefasst werden. Marktforscher und ICT-Auguren gehen bei ihren Prognosen von einer Fortsetzung der Wachstumsphase der IT-Ausgaben in allen Bereichen aus. Die größten Treiber sind die Bereiche Software und IT-Services, welche von der fortschreitenden Digitalisierung der Gesamtwirtschaft am meisten profitieren. Die Marktforscher von Gartner rechnen alleine im Segment Unternehmenssoftware mit einem Wachstum von bis zu 9,5%.
Es gibt kaum eine Branche, die sich so schnell wandelt wie die Informationstechnologie. Dieser Wandel spiegelt sich auch in den Unternehmen wider, welche sich kurzen Produktlebenszyklen und hoher Geschwindigkeit der technologischen Innovation gegenübersehen. Technologie ist nicht mehr der Trend, der Nutzen bestimmt die Trends. Mit dem Anspruch an einen schnellen Zugang zu Softwarelösungen – Stichwort Software-as-a-Service – und die laufende Verfügbarkeit von IT-Services tritt auch das Thema Sicherheit in den Vordergrund.
Gleichzeitig sah das Jahr 2017 die höchsten Investitionen in IT-Start-ups seit über 10 Jahren. Der Ausblick auf ein schnelles Wachstum und einen erfolgreichen Exit macht die Branche für Finanzinvestoren attraktiv.
Dem gegenüber stehen etablierte Anbieter mit allgemein starken Bilanzen. Die Verfügbarkeit an freien Finanzmitteln und die Notwendigkeit, die Marktposition in einer sich schnell verändernden, technologisch dynamischen Umgebung zu verbessern, treiben die M&A-Aktivitäten in der ICT-Branche an.
Dies führt konsequenterweise zu einer stetigen Zunahme der Deals in der ICT-Branche. So konnten erstmals über 600 Transaktionen in den drei Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz verzeichnet werden. Der Umbau von industriellen Wertschöpfungsprozessen – Stichwort IoT – oder das agile Programmieren – Stichworte Open Source und API – aber auch Themen wie Cloud Services, Blockchain, Big Data und Social Media werden den M&A-Markt auch in Zukunft positiv beeinflussen. Aus der Perspektive der Eigentümer sind die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Unternehmensverkauf zu einem attraktiven Preis weiterhin gegeben.
MARKT- ENTWICKLUNGEN IN DER ICT-BRANCHE
“Rapid advancements in technology, dramatic globalization and sector convergence are creating abundant M&A opportunities within the TMT industry.”
Brad AdamsIndustry Group Leader, Oaklins International
5Information Technology M&A Outlook 2018
Dynamische Entwicklung der ICT-Branche in Österreich
Die ICT ist eine Schlüsselbranche und Innovationsmotor in Österreich. Die hohe Investitionsbereitschaft der Unternehmen aller Branchen in die digitale Technologie führt zu einer starken Entwicklung der Umsätze mit Software und IT-Services. Wie in den Vorjahren wächst der ICT-Markt in Österreich deutlich schneller als der Gesamtmarkt trotz eines überdurchschnittlichen Wachstums der Gesamtwirtschaft von 3%.
Auch die Entwicklung der digitalen Verwaltung wirkt sich positiv auf den ICT-Markt aus. Hier gilt Österreich als Vorreiter und liegt im E-Government-Vergleich der EU über dem Durchschnitt. Aufbauend auf den bestehenden Informations- und Kommunikationstechnologien – so wird bereits ein Großteil der Steuererklärungen online abgewickelt – soll eine Plattform errichtet werden, mit der die wichtigsten Behördenwege ohne Papier erledigt werden können. Dies umfasst auch die digitale Abspeicherung von Ausweisen wie Führerschein oder Reisepass.
Die ICT spiegelt die mittelständisch geprägte Struktur wider
Die ICT-Branche in Österreich ist geprägt durch KMUs und umfasst mehr als 16‘000 Unternehmen, welche über 100‘000 Mitarbeiter beschäftigten. Der Fachverband UBIT der österreichischen Wirtschaftskammer registrierte 2017 einen Zuwachs von 6% durch Neugründungen. Die Unternehmen erwirtschafteten einen Umsatz von 22 Mrd. EUR, was mehr als 4% des Gesamtumsatzes aller in Österreich ansässigen Unternehmen entspricht.
Entlang der Trends der vergangenen Jahre, wie IoT, Cloud Computing, Big Data oder Social Media, entwickeln Unternehmen breit aufgestellte Digitalisierungsstrategien. Die schnelle und flexible Verfügbarkeit von IT-Services sowie die Verbindung von eigener IT-Infrastruktur mit Cloud-Software-Lösungen bringen neue Anforderungen an die IT-Security. Es ist daher in diesem Bereich mit erhöhten Investitionen zu rechnen.
ÖSTERREICH
Deutscher ICT-Markt florierte auch im Jahr 2017
Der Markt für Informationstechnologie und Telekommunikation setzte sein Wachstum in Deutschland unbeirrt fort und trägt weiterhin signifikant zur heimischen Wirtschaftsleistung bei. 2017 konnte das Rekordniveau des Vorjahres nochmals um 2,2% übertroffen und ein Gesamtumsatz von 161 Mrd. EUR erzielt werden. Zurückzuführen ist das Wachstum auf die weiterhin boomende Informationstechnologie (+3,9%). Das Telekommunikations-Segment stagnierte jedoch (+0,1%).
● Das Software-Segment wies auch 2017 wieder die höchste Wachstumsrate auf (+6,3%) und erreichte ein Gesamtvolumen von 23 Mrd. EUR.
● Auch der Bereich IT-Hardware verzeichnete einen Zuwachs von 4,3% auf 24 Mrd. EUR.
● Das Segment IT-Services, mit 39 Mrd. EUR weiterhin eindeutig umsatzstärkster Subsektor der Informationstechnik, wuchs im vergangenen Jahr um 2,3%.
● Die Telekommunikations-Branche hat sich nach einem äußert schwachen Vorjahr wieder erholt (+0,1%). Während bei den Endgeräten der Turnaround erreicht wurde und mit 4,7% wieder beträchtliches Umsatzwachstum einsetzte, stagnierte der Subsektor Infrastruktur (+0,5%) und setzte sich der negative Trend bei Telekommunikationsdienstleistungen fort (-1,0%).
Digitalisierung als Treiber des ICT-Marktes
Die Digitalisierung bleibt Triebfeder von Veränderungsprozessen im deutschen Mittelstand. Sei es, weil damit verbundene Chancen vorzeitig erkannt oder zukünftige Bedrohungen des eigenen Geschäftsmodells ausgemacht werden. So scheint offenkundig, dass heute wie in kommenden Jahren ein Hauptaugenmerk von Unternehmensführern auf diesem Gebiet liegt und liegen wird. Von diesen Transformationstendenzen kann der ICT-Markt maßgeblich profitieren.
DEUTSCHLAND
7Information Technology M&A Outlook 2018
Marktentwicklungen in der ICT-Branche
Wachstum im deutschen ICT-Markt
2013 2014 2015 2016 2017 2018
6,6%6,2% 6,3%
2,3%
Software IT-Services IT-Hardware TelecomPrognose
6,4%
4,7% 4,2%5,4%
2,8%
0,4%
6,3%
2,6%
0,9%
-0,5%
5,0%
1,7%
0,9%
-0,6% -0,4%
0,1%
3,0%
2,6% 2,7%2,3%
Quelle: BITKOM
Die Bereitstellung von (Produkt-)Lösungen und Expertise bei der Digitalisierung von Wertschöpfungsketten erfreut sich zunehmender Nachfrage, was sich eindrucksvoll in den ICT-Marktdaten widerspiegelt. Lediglich der Bereich Telekommunikation, der bekanntlich schon am längsten besteht und vielfach lediglich als Infrastrukturbestandteil gesehen wird, schwächelte etwas. Für 2018 wird aber hier wie auch in den anderen Segmenten erneut eine positive Entwicklung erwartet.
Der Schweizer ICT-Motor brummt
In der Schweizer ICT läuft es rund, wie Schlüsselindikatoren zeigen:
● Gemäß SWICO verzeichnete der Schweizer ICT-Markt 2017 ein solides Wachstum von rund 2,3% auf gut 31 Mrd. CHF. Treibende Segmente waren wie schon in den Vorjahren Software (+6%) und IT-Services (+3%), deren Wachstum sich 2017 sogar beschleunigte.
● Die von Bisnode erfasste Zahl der Neugründungen in der ICT ist auf einem historischen Höchststand. 2017 sind fast 2‘300 neue Firmen entstanden, 13% mehr als im Jahr zuvor.
● Aus dem Swiss Venture Capital Report geht hervor, dass Schweizer Start-ups im vergangenen Jahr insgesamt 938 Mio. CHF Risikokapital angezogen haben – so viel wie noch nie zuvor.
Während internetbasierte Lösungen für IT- und Softwareanbieter ein Segen sind, erhöhen sie den Druck auf klassische Kommunikationsmittel wie SMS und die Telefonie. Im vergangenen Jahr konnte der Rückgang bei den Carrier Services immerhin durch Wachstum beim Telecom Equipment (Mobile und Netze) kompensiert werden.
Die Cloud ist wichtigster Wachstumstreiber
Der Schweizer IT-Markt wächst schneller als der EU-Durchschnitt. Der wichtigste Treiber ist die Cloud, welche nun auch im unteren Segment des Mittelstands stark wächst. Auch wenn die Cloud-Anbieter heute Selfservice-Modelle mit hochstandardisierten Schnittstellen versprechen, sind die meisten Unternehmen für den Weg in die Cloud auf IT-Dienstleister angewiesen, die sie bei der Transformation unterstützen.
Um ein Unternehmen wirkungsvoll in die Cloud zu begleiten, ist nicht mehr allein die ICT-Expertise des Dienstleisters entscheidend, sondern zunehmend die Symbiose aus ICT- und Business-Skills. Ist dieses Know-how vorhanden, bietet der Markt für Cloud Computing Services enormes Wachstumspotenzial für die kommenden Jahre.
SCHWEIZ
9Information Technology M&A Outlook 2018
Marktentwicklungen in der ICT-Branche
2013 2014 2015 2016 2017 2018
0,3%
5,5%
6,4%
4,8%
6,0%
Software IT-Services IT-Hardware TelecomPrognose
0,3%
-0,3%
6,0%
2,6%
-0,5%
0,1%
5,7%
2,1%
0,0%
-4,6%
-2,7% -3,1%
-0,5%
3,0% 2,7% 2,8% 3,0%
2,6%3,0%
Für 2018 rechnet SWICO mit einem vergleichbaren Wachstum wie im letzten Jahr, erneut getrieben durch die Software, insbesondere SaaS. Die Herausforderungen bleiben grundsätzlich die gleichen: Der Fachkräftemangel und die Notwendigkeit, sich von bisher erfolgreichen, aber nicht Cloud-kompatiblen Geschäftsmodellen zu trennen. Insgesamt blickt die Branche sehr zuversichtlich in die Zukunft.
Wachstum im Schweizer ICT-Markt
Quelle: SWICO
ANALYSE DER M&A-AKTIVITÄT
„Digitalisierung treibt die Geschäftsmodelle immer stärker an und führt zu Veränderungen von Unternehmen weltweit und branchenübergreifend, wodurch sich Akquisitions- und Investitionsaktivitäten auf die Bereiche Technologie und Innovation verlagern.“
Christian HurekPartner, Oaklins Austria
11Information Technology M&A Outlook 2018
Die erneute Zunahme der M&A-Transaktionen in der ICT in der DACH-Region ist ein starkes Indiz für eine dynamische Branche, in der die Unternehmen ihre Positionierung und Strategie regelmäßig überprüfen. Wenn sorgfältig vorbereitet, ermöglichen der Kauf von Unternehmen oder das Abstoßen von Unternehmensteilen besonders schnelle und proaktive Anpassungen an erwartete Marktveränderungen.
In der Analyse sticht unter anderem die starke Zunahme der Zukäufe von deutschen bzw. schweizerischen Unternehmen im Ausland heraus. Während Schweizer Käufer fast doppelt so viele Unternehmen in Deutschland akquirierten wie noch im Jahr zuvor, richtete sich das Interesse der deutschen Unternehmen wie bereits in den Vorjahren in die USA und nach Großbritannien, wo eine Zunahme der grenzüberschreitenden Deals um 75% zu beobachten war.
Damit gelang es den DACH-Unternehmen 2017 beinahe, mit der Anzahl Transaktionen, welche durch einen Käufer von außerhalb der DACH-Region vollzogen wurden, gleichzuziehen. Die Software ist dabei in beiden Richtungen klar – und auch kaum überraschend – das wichtigste Segment.
Diese Entwicklung unterstreicht eindrücklich, wie international die ICT-Branche in der DACH-Region positioniert ist. Bei M&A-Transaktionen lohnt es sich für die Unternehmen deshalb, über die Landesgrenzen hinaus zu schauen. Damit die Geschäftsleitung grenzüberschreitende Kauf- und Verkaufsprozesse erfolgreich durchführen kann, bedarf es, neben der Unterstützung der Gesellschafter und Finanzgeber, auch erfahrener Partner mit Branchenexpertise vor Ort.
Mit Oaklins haben wir eine Organisation geschaffen, die Unternehmen und Unternehmer effektiv und nahtlos über verschiedene Länder hinweg in anspruchsvollen M&A-Projekten begleiten kann. Angesichts der stark zunehmenden grenzüberschreitenden M&A-Aktivität sind wir überzeugt, damit einem wachsenden Bedürfnis – auch aber nicht nur – innerhalb der ICT-Branche zu entsprechen.
Auf den nächsten Seiten analysieren wir die M&A-Aktivität in der ICT-Branche in den drei Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz. Die Auswertung umfasst die per Februar 2018 öffentlich bekannten Transaktionen.
Fünftes Wachstumsjahr der M&A-Aktivität in Folge
Insgesamt 440 Unternehmenstransaktionen machten das Jahr 2017 zu einem Rekordjahr für Fusionen und Übernahmen im deutschen ICT-Markt. In der nun bereits fünf Jahre andauernden Wachstumsphase haben sich die M&A-Aktivitäten mit deutscher Beteiligung verdoppelt.
Dieses Wachstum liegt insbesondere im deutlich gestiegenen Interesse deutscher Unternehmen an Zukäufen im Ausland (outbound) begründet. Diese machten 2017 rund 30% aller ICT-Transaktionen mit deutscher Beteiligung aus. Leicht abgenommen haben hingegen die innerdeutschen Transaktionen (domestic). Spielte sich in der Vergangenheit nahezu die Hälfte der M&A-Aktivitäten rein auf dem heimischen Markt ab, waren es 2017 nur noch 38%. Die Zukäufe aus dem Ausland (inbound) bewegten sich etwa auf Vorjahresniveau. Bei 46% aller Verkäufe deutscher Unternehmen kam der Bieter aus dem Ausland. Insgesamt war 2017 ein sehr reges Jahr für Fusionen und Übernahmen in diesem Segment, geprägt von einer zunehmend internationalen Ausrichtung deutscher Käufer.
ICT-Transaktionen mit deutscher Beteiligung
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
2013 2014 2015 2016 2017
167
177174
141
96142
146115105
71131
751046853
domestic inbound outbound
Datenquelle: Mergermarket
DEUTSCHLAND
13Information Technology M&A Outlook 2018
Analyse der M&A-Aktivität
Starkes Käuferinteresse an Software und IT-Services
Wie im Jahr zuvor lag auch 2017 der Schwerpunkt der Aktivitäten im Software- Segment, während Transaktionen im E-Commerce zurückgingen. 2017 entfielen 49% der Transaktionen auf den Bereich Software, der den E-Commerce als domi-nierenden M&A-Treiber abgelöst zu haben scheint. Hervorzuheben ist zudem das sprunghafte Wachstum von Fusionen und Übernahmen im IT-Services-Sektor. Hier wurden 75% mehr Transaktionen als im Vorjahr registriert. Die Segmente Telecom und Hardware stagnierten auf Vorjahresniveau und machten jeweils nur noch 4% der Gesamttransaktionen aus.
ICT-Transaktionen in Deutschland nach Segmenten
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
2013 2014 2015 2016 2017
633635
43 124141174
122
81 21618415512186
Telecom SoftwareE-CommerceIT-ServicesHardware*
* inkl. Halbleiter
191914
15
12
181815
13
2021
Datenquelle: Mergermarket
USA als Hauptziel für deutsche Käufer
Deutsche Unternehmen wurden bei Unternehmenskäufen im ICT-Segment weiterhin besonders häufig im angelsächsischen Raum fündig. So befanden sich 2017 30% der ausländischen Ziele in den USA sowie 13% in Großbritannien. Die kontinentaleuropäischen Zielländer folgen mit einigem Abstand. Am dritthäufigsten waren niederländische Unternehmen (8%) unter den Übernahmezielen, gefolgt von solchen aus der Schweiz (7%) und Frankreich (6%).
Besonders interessiert zeigten sich die deutschen Zukäufer an US-amerikanischen Software- sowie britischen E-Commerce-Unternehmen, die mit 62% bzw. 47% jeweils das Gros der Transaktionen in diesen Regionen ausmachten. Auf dem europäischen Festland waren die beiden Segmente ebenfalls prominent vertreten, jedoch tätigten deutsche Unternehmen hier auch viele Zukäufe im Bereich IT-Services. So entstammte beispielsweise ein Drittel der Schweizer Zielunternehmen diesem Segment.
Bei den Inbound-Transaktionen ergibt sich ein vergleichbares Bild. Angelsächsische Käufer interessierten sich insbesondere für deutsche Unternehmen in den Bereichen Software und E-Commerce, während sich auf dem Kontinent darüber hinaus auch IT-Dienstleister großer Beliebtheit erfreuten. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Aktivität der Schweizer Zukäufer, die über alle ICT-Segmente hinweg in Deutschland akquisitorisch tätig waren.
Akquisitionsfreudigste Akteure im deutschen ICT-Markt
Die Liste der aktivsten deutschen Käufer im Ausland führten 2017 zwei Unternehmen mit jeweils vier Übernahmen an: Siemens und Daimler. Siemens war vor allem in Nordamerika aktiv und erwarb vier Softwareunternehmen, die verschiedene eigene Geschäftsbereiche berühren. Daimler setzte je hälftig auf E-Commerce- und Softwareunternehmen, insbesondere im Hinblick auf Mobilitätslösungen und neue Vertriebswege. Mit drei grenzüberschreitenden Akquisitionen folgte Continental.
DEUTSCHLAND
15Information Technology M&A Outlook 2018
Analyse der M&A-Aktivität
Das am aktivsten auf dem heimischen ICT-Markt akquirierende deutsche Unternehmen war 2017 der IT-Dienstleister adesso, der sich mit zwei Softwareunternehmen und einem IT-Dienstleister verstärkte. Unter den ausländischen Käufern griff der niederländische Finanzinvestor Main Capital Partners am häufigsten auf dem deutschen ICT-Markt zu und erwarb drei Softwareunternehmen.
Leichter Rückgang der Private-Equity-Aktivität nach Rekordjahr
Zum ersten Mal seit fünf Jahren war 2017 ein Rückgang der Aktivität von Finanzinvestoren im deutschen ICT-Markt zu verzeichnen. Die Transaktionsanzahl sank von 206 im Vorjahr auf 200. Nach einem Private-Equity-intensiven 2016 wurde damit aber wieder der Fünfjahresdurchschnitt (in Bezug auf den Anteil) erreicht. Zu sehen am wachsenden Software-Segment ist es weiterhin attraktiv, das Unternehmenswachstum durch die Finanzkraft eines neuen Gesellschafters zu forcieren. Bleibt der Altgesellschafter über eine Minderheitsbeteiligung weiter im Unternehmen investiert, kann auch er an einer folgenden Weiterveräußerung an ein oft internationales Käuferspektrum von einem attraktiven Verkaufspreis profitieren.
Private-Equity-Transaktionen nach Segmenten
0
50
100
150
200
250
2013 2014 2015 2016 2017
73
64
6679
96
5539 10897
593732
Telecom SoftwareE-CommerceIT-ServicesHardware*
* inkl. Halbleiter
575
87
1410
129
1211
Datenquelle: Mergermarket
ÖSTERREICH
M&A-Aktivität auf gleichbleibend hohem Niveau
Im abgelaufenen Jahr 2017 wurden wie im Jahr zuvor 40 Transaktionen mit Bezug zum österreichischen ICT-Sektor abgeschlossen. Der Anteil an grenzüberschreitenden Deals sank von 85% in 2016 auf 77% in 2017. Bei diesen gab es nach 2016 erneut einen deutlichen Anstieg der Anzahl Transaktionen mit ausländischen Käufern, deren Anteil sich auf 55% aller Transaktionen in der österreichischen ICT erhöhte. Neun der Transaktionen fanden innerhalb des österreichischen Marktes statt, was einen leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr bedeutet.
Alle Transaktionen im Bereich Hardware und 80% der Transaktionen im Bereich IT-Services waren grenzüberschreitend. Es kamen in allen Segmenten deutlich mehr ausländische Käufer in Österreich zum Zug als hiesige Käufer im Ausland. Im Bereich Telecom ist ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr zu beobachten. Hier ist insbesondere der Verkauf von UPC Austria an T-Mobile Austria mit einem Transaktionswert von knapp 2 Mrd. EUR im Dezember 2017 hervorzuheben.
ICT-Transaktionen mit österreichischer Beteiligung
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
2013 2014 2015 2016 2017
96
114
622
18
13
16
7
916
10138
domestic inbound outbound
Datenquelle: Mergermarket
17Information Technology M&A Outlook 2018
Analyse der M&A-Aktivität
Softwareunternehmen häufigstes Ziel für Übernahmen
Mit einem Anteil von 50% sowohl an den inländischen als auch den grenzüberschreitenden Transaktionen ist Software mit Abstand das dominierende ICT-Segment in Bezug auf die M&A-Aktivität. Zukäufe österreichischer Unternehmen im Ausland betreffen in zwei Drittel aller Fälle das Segment Software. Der Zukauf von Expertise und Know-how steht dabei im Mittelpunkt der strategischen Überlegungen österreichischer ICT-Firmen. Der Rest der Deals verteilt sich gleichmäßig auf die übrigen Segmente.
In den letzten Jahren hat sich in Österreich eine aktive Start-up-Szene mit Schwerpunkt digitale Geschäftsmodelle gebildet (IoT, Fintech, digitales Marketing usw.), welche mit der Eröffnung des größten ICT-Innovationshubs in CEE mit Standort Wien – Wexelerate – in 2017 einen ersten Höhepunkt fand. Dies wird der M&A-Aktivität einen zusätzlichen Schub in den nächsten Jahren verleihen.
ICT-Transaktionen in Österreich nach Segmenten
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
2013 2014 2015 2016 2017
54
5
54
5758
720182018
9
Telecom SoftwareE-CommerceIT-ServicesHardware*
* inkl. Halbleiter
5422
33
81
Datenquelle: Mergermarket
ÖSTERREICH
Anstieg von Zukäufen durch US-amerikanische Käufer
Auch 2017 kamen die Käufer primär aus Deutschland und den USA (55%). Unternehmen aus den USA interessierten sich dabei ausschließlich für Softwareentwickler, während Investoren aus Deutschland Unternehmen aus den Segmenten Software und E-Commerce zukauften. In Summe entfiel die Hälfte aller Zukäufe durch ausländische Käufer auf das Segment Software, was die Attraktivität und das Know-how der österreichischen Softwarenentwickler unterstreicht.
Historisch weisen in Österreich die Segmente Hardware, Software und E-Commerce einen sehr hohen Anteil ausländischer Käufer auf. Bei den IT-Dienstleistungen ist dieser Anteil erst in den letzten Jahren angestiegen und lag 2017 bei 80%. Es empfiehlt sich für verkaufswillige österreichische Unternehmen deshalb, ausländische Investoren bei ihrer Käufersuche mit einzuschließen.
Anteil ausländischer Käufer nach ICT-Segment (2013–2017)
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Hardware Software Telecom E-Commerce IT-Services
59%62%63%72%
80%
Datenquelle: Mergermarket
19Information Technology M&A Outlook 2018
Analyse der M&A-Aktivität
Zunahme auch in Gegenrichtung
Wurden 2016 österreichische ICT-Unternehmen noch überwiegend in Deutsch-land fündig, nahmen 2017 die Investitionen in amerikanische Unternehmen zu. Der Schwerpunkt lag dabei auf Softwareunternehmen. Als Beispiel sei der Kauf des US-Unternehmens Princeton Optronics durch die international tätige ams AG hervorgehoben. Insgesamt entfielen 56% aller Käufe durch österreichische Unternehmen auf Deutschland und die USA.
Das österreichische Unternehmen TTTech erschien auch 2017 in der Statistik. Es schloss eine strategische Partnerschaft mit Samsung im Bereich zukunftsweisende Technologien für das autonome Fahren in der Automobilindustrie ab. Im Zuge die-ser Partnerschaft beabsichtigt Samsung, 75 Mio. EUR in TTTech zu investieren.
Ziele von österreichischen Käufern im Ausland (2013–2017)
0%
10%
20%
30%
40%
50%
IT-Services Telecom Hardware E-Commerce Software
43%
20%
14%12%11%
Datenquelle: Mergermarket
Schweizer ICT-Firmen kauften 2017 gross im Ausland ein
Im Jahr 2017 wurden 131 M&A-Transaktionen mit Schweizer Beteiligung angekündigt. Dies entspricht einem Anstieg von 16% gegenüber dem Vorjahr.
Der in der Schweiz traditionell hohe Anteil von grenzüberschreitenden Transaktionen stieg 2017 auf über 80% aller ICT-Deals. Zum einen wuchs die Zahl der Übernahmen von Schweizer Firmen durch ausländische Käufer erneut überproportional. Zum anderen kauften Schweizer Unternehmen deutlich häufiger im Ausland zu, während die M&A-Aktivität im Inland, wie schon in den Jahren zuvor, rückläufig war. Die höhere Zahl von Private Equity finanzierten Deals vermochte das geringere Interesse der strategischen Käufer nicht zu kompensieren.
Das Interesse von Schweizer Käufern an ausländischen Softwareunternehmen ist zwar ungebrochen, doch zogen die Übernahmen von ausländischen IT-Dienstleistern und E-Commerce-Unternehmen stark an. Im Inland hingegen wurden weniger Deals im E-Commerce verzeichnet.
ICT-Transaktionen mit Schweizer Beteiligung
0
20
40
60
80
100
120
140
2013 2014 2015 2016 2017
24
2732
3438
49
4336
292458
42383129
domestic inbound outbound
Datenquelle: Mergermarket
SCHWEIZ
21Information Technology M&A Outlook 2018
Analyse der M&A-Aktivität
Software und IT-Services treiben die M&A-Aktivität
Die ohnehin vergleichsweise hohe M&A-Aktivität in der Software intensivierte sich 2017 nochmals deutlich (43% mehr Deals). Im Jahr 2017 entfiel fast die Hälfte aller ICT-Transaktionen mit Schweizer Beteiligung auf dieses Segment. Dies ist angesichts des 2017 gestiegenen Anteils der grenzüberschreitenden Deals nicht erstaunlich, entfällt doch jeder zweite auf das Segment Software.
Noch stärker fiel die Zunahme der Transaktionen in den IT-Services aus (+50%), wobei dies primär auf eine höhere Zahl von Übernahmen im Ausland sowie eine Verdoppelung der Private Equity Deals zurückzuführen ist.
Die Aktivität im Telecom-Bereich ging gegenüber 2016 auf fast die Hälfte zurück. Gründe dafür waren die Zurückhaltung von Finanzinvestoren in diesem Segment sowie die Abnahme von grenzüberschreitenden Deals.
ICT-Transaktionen mit Schweizer Beteiligung nach Segmenten
0
20
40
60
80
100
120
140
2013 2014 2015 2016 2017
1517 14
1517
27
27212319
634445
3433
Telecom SoftwareE-CommerceIT-ServicesHardware*
* inkl. Halbleiter
6
109
75 8
8
27
1823
Datenquelle: Mergermarket
Ausländische Käufer an Schweizer Software interessiert
Schweizer ICT-Firmen zog es für Übernahmen am häufigsten nach Deutschland. Ein Drittel der Transaktionen im Ausland fanden dort ihr Ziel, deutlich mehr als noch 2016. Die zweitwichtigste Zielregion war Nordamerika mit einem Anteil von gut 20% oder 13 Deals. Auf den weiteren Rängen finden sich Großbritannien, die Niederlande und Österreich.
Ausländische Käufer von Schweizer ICT-Unternehmen stammen typischerweise aus den USA und Deutschland. Im vergangenen Jahr kamen so 13 bzw. 10 Transaktionen – und damit knapp die Hälfte aller Deals – zusammen.
Über 60% der ausländischen Übernahmen betrafen Softwareunternehmen. In diesem Segment sind insbesondere amerikanische und britische Käufer aktiv. Bei Käufern aus Frankreich stehen die IT-Services im Vordergrund.
Die wichtigsten Schweizer Käufer
Die aktivsten Käufer im Inland waren UPC, Swisscom, Tamedia und Ringier. Die beiden letzteren verstärkten sich ausschließlich im Bereich E-Commerce. UPC kaufte im Segment Telecom in den letzten fünf Jahren elfmal zu und soll angeblich an einer Übernahme von Salt oder Sunrise interessiert sein. Die breiter positionierte Swisscom verstärkte sich in den Bereichen IT-Services, Telecom, E-Commerce und Software.
Zielsegmente von ausländischen Käufern in 2017
Software IT-Services E-Commerce Hardware Telecom0%
10%20%30%40%50%60%70%
4%6%12%14%
63%
Datenquelle: Mergermarket
SCHWEIZ
23Information Technology M&A Outlook 2018
Analyse der M&A-Aktivität
Die Zukäufe im Ausland verteilen sich auf eine größere Anzahl Unternehmen, was die internationale Ausrichtung der schweizerischen Wirtschaft widerspiegelt. Der Großteil der Übernahmen ist den strategischen Käufern zuzurechnen.
Hohe Aktivität von Finanzinvestoren
Private-Equity-Investoren sind eine wichtige Stütze der M&A-Aktivität in der ICT-Branche. Im Jahr 2017 waren sie, wie im Jahr zuvor, an gut einem Drittel aller Transaktionen mit Schweizer Bezug beteiligt. Bei den Inbound-Deals lag ihr Anteil sogar bei knapp 50%. Die wichtigsten Herkunftsländer sind Deutschland, die USA und Großbritannien.
Die Finanzinvestoren schließen im Durchschnitt gut die Hälfte ihrer Deals im Segment Software ab. Im letzten Jahr waren sie zudem deutlich stärker in den IT-Services und im E-Commerce aktiv. Finanzinvestoren waren zudem an jedem vierten inländischen Deal beteiligt.
Private-Equity-Transaktionen nach Segmenten
05
10
152025
3035
404550
2013 2014 2015 2016 2017
3
1
8
2
5
4
11
8
6
55 25
1813
58
Telecom SoftwareE-CommerceIT-ServicesHardware*
* inkl. Halbleiter
244
1
Datenquelle: Mergermarket
ENTWICKLUNG DER PREISE VON ICT-UNTERNEHMEN
„Der digitale Wandel hat mittlerweile alle Bereiche des Lebens erreicht, womit die Bedeutung der ICT-Branche weiter steigt. Dies wird insbesondere durch das hohe strategische Interesse der Marktteilnehmer sowie die gezahlten Kaufpreise deutlich.“
Jan HatjeVorstand, Oaklins Germany
25Information Technology M&A Outlook 2018
Preisvergleich auf Grundlage von Transaktionsmultiplikatoren
Bezahlte Preise bei Unternehmenskäufen werden üblicherweise auf Grundlage von sogenannten Multiplikatoren verglichen. Diese lassen sich errechnen, indem der bezahlte Unternehmenswert durch eine Kennzahl der Erfolgsrechnung dividiert wird. Eine häufig verwendete Kennzahl ist das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). Sie wird für Vergleiche herangezogen, da sie weniger durch unterschiedliche Rechnungslegung, Steuersätze oder Einmaleffekte verzerrt ist als andere Größen.
Publizierte Multiplikatoren sind gegen oben verzerrt
Transaktionsmultiplikatoren lassen sich nur errechnen, wenn sowohl der Kaufpreis als auch das EBITDA des Zielunternehmens bekannt sind. Dies ist primär bei größeren Transaktionen der Fall, wo börsennotierte Unternehmen involviert und die Bewertungen in der Regel höher sind. Die Datenbasis für die Analyse enthält deshalb tendenziell höhere Bewertungen, weshalb sich die Ergebnisse nicht direkt auf mittelständische Unternehmen übertragen lassen.
Ferner ist zu beachten, dass die öffentlich bekannten bzw. berichteten Finanzkennzahlen nicht immer jenen entsprechen, die dem verhandelten Preis zugrunde lagen. Bei der Multiplikatormethode wird häufig auf Durchschnittswerte mehrerer Jahre oder bereinigte Werte abgestellt. In diesen Fällen lässt sich der tatsächliche, unter den Parteien ausgehandelte Multiplikator nicht herleiten.
Deshalb ist bei der Anwendung der Multiplikatormethode Vorsicht angebracht. Erfahrungsgemäß ist bei mittelständischen Unternehmen mit Abschlägen aufgrund etwa von Unternehmensgröße, Marktposition oder unternehmensspezifischer Risiken zu rechnen. Trotzdem orientieren sich Käufer und Verkäufer häufig an öffentlich bekannten Vergleichstransaktionen, so dass sich die Entwicklung und die Branchenunterschiede der öffentlich bekannten Multiplikatoren auch bei Transaktionen im Mittelstand abbilden. Um der Verzerrung der Bewertungen durch Ausreißer entgegenzuwirken, wird üblicherweise der Medianwert herangezogen. In den folgenden Ausführungen folgen wir dieser Vorgehensweise.
Entwicklung der langjährigen EBITDA-Multiplikatoren
Im Rahmen unserer Analyse werten wir jedes Jahr die historischen Transaktionsmultiplikatoren für die verschiedenen ICT-Segmente aus (Datenbasis: Übernahmen in der ICT in Europa). Dabei tragen wir auch nachträglich publizierten Daten Rechnung. In diesem Jahr haben wir zudem unsere Methodik zur Behandlung von Ausreißern weiter verfeinert. Im Quervergleich unserer bisherigen jährlichen Analysen zeigt sich ein Anstieg der bezahlten Unternehmenspreise in allen Segmenten. E-Commerce bleibt dabei unangefochten an der Spitze, vor den Softwareunternehmen und den Telecom-Ausrüstern.
Während im historischen Vergleich die Preise für E-Commerce-Geschäfte und Halbleiterfirmen einem steigenden Trend folgen, war bei den IT-Dienstleistern ein langsamer Rückgang zu beobachten, der jedoch 2017 endete.
Nachfolgend betrachten wir die Entwicklung in drei Segmenten der ICT etwas genauer. Interessant dabei ist insbesondere der Vergleich der segmentspezifischen Preise mit jenen der gesamten ICT sowie das Verhältnis der aktuellen Bewertungen zum langjährigen Medianwert.
Langjähriger EBITDA-Transaktionsmultiplikator
0 3 5 8 10 13 15
8,2
9,2
9,3
10,4
10,6
10,7
11,7
14,3E-Commerce
Software
Telecom-Ausrüster
Halbleiter
ICT gesamt
IT-Services
Hardware
Telecom-Anbieter
Datenquelle: Mergermarket
27Information Technology M&A Outlook 2018
Entwicklung der Preise von ICT-Unternehmen
EBITDA-Multiplikator in der ICT-Branche
2013 2014 2015 2016 2017
7,9
13,8
Software E-Commerce IT-Services Telecom-Anbieter ICT gesamt
7,5
16,9
12,2
7,9
6,5
11,9
13,9
7,7
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
9,0
13,2
14,0
10,1
8,9
11,0
10,5
9,2
11,0
18,4
Datenquelle: Mergermarket
Große Preisbandbreite bei Softwareunternehmen
In der M&A-Statistik sticht das Software-Segment mit der größten Zahl von Transaktionen heraus. Da die Erneuerungszyklen im Software-Bereich zu einem guten Teil mit der Konjunktur zusammenhängen, sind die bezahlten Preise stärkeren Schwankungen unterworfen.
Im letzten Jahr profitierten die Bewertungen, neben der allgemeinen Euphorie an den Börsen, auch vom Anstieg der IT-Investitionen und den guten Marktaussichten im Bereich Unternehmenssoftware. Der genauere Blick zeigt aber, dass Software nicht gleich Software ist. Die Spannbreite der Bewertungen ist größer als in den anderen Segmenten. Der erzielbare Preis hängt stark von der spezifischen Positionierung und vom Marktpotenzial des jeweiligen Unternehmens ab. Deshalb gestaltet sich eine Zukunftsprognose für die Unternehmenspreise sehr schwierig.
Als Folge der Abkühlung an den Finanzmärkten ist im Allgemeinen von sinkenden Preisen für Softwarefirmen auszugehen. Allerdings ist der ideale Verkaufszeitpunkt im Einzelfall stark davon abhängig, in welchem Abschnitt des Lebenszyklus das Kernprodukt eines Unternehmens steht.
EBITDA-Multiplikator im Segment Software
6
8
10
12
14
2013 2014 2015 2016 2017
Jahresmedian ICT
Langjähriger Median Software
Jahresmedian Software
Datenquelle: Mergermarket
29Information Technology M&A Outlook 2018
Entwicklung der Preise von ICT-Unternehmen
Ungebremste Preisdynamik im E-Commerce-Markt?
Im Bereich E-Commerce schwankt die durchschnittliche Transaktionsgröße stark und nur bei einer kleinen Anzahl der Deals werden Preisinformationen veröffentlicht. Dies trägt zu ausgeprägten Ausschlägen des jährlichen Medianwerts bei.
War 2016 von großen und teuren Transaktionen geprägt, ging im letzten Jahr die M&A-Aktivität leicht zurück und die Megadeals blieben aus. Dennoch lag der EBITDA-Multiplikator im Segment E-Commerce auch 2017 über dem langjährigen Median.
Dank zweistelligen Wachstumsraten ist der E-Commerce einer der wichtigsten Wachstumstreiber der ICT-Branche. Als Folge der Multi-Channel-Strategien steigt die Anzahl der Anbieter und erschlossenen Märkte weiter.
Damit bietet sich ein positives Umfeld für attraktive Unternehmensbewertungen, wobei die M&A-Aktivität angesichts der dynamischen Marktentwicklung hoch bleiben dürfte. Welcher Preis letztlich für ein E-Commerce-Geschäft geboten wird, hängt davon ab, wie die Interessenten das Markt- und Kundenpotenzial einschätzen.
EBITDA-Multiplikator im Segment E-Commerce
6
10
14
18
22
2013 2014 2015 2016 2017
Jahresmedian ICT
Langjähriger Median E-Commerce
Jahresmedian E-Commerce
Datenquelle: Mergermarket
Preise von IT-Dienstleistern bleiben unter Druck
Die Bewertungen von IT-Dienstleistern liegen im allgemeinen tiefer als jene von Software- oder E-Commerce-Unternehmen. Dies liegt primär daran, dass die eingangs genannten Werttreiber in diesem Segment weniger ausgeprägt sind.
War 2015 noch ein Spitzenjahr für M&A in den IT-Services in Europa, so hat sich das Klima seither abgekühlt. Im Gegensatz zum Gesamttrend der ICT-Branche sind die Bewertungen für Dienstleister auch 2017 nochmals zurückgegangen.
Zwar treibt die Cloud den Markt für IT-Services stark an. Die Cloud-Giganten aus den USA setzten jedoch die hiesigen Anbieter zunehmend unter Druck und erobern Marktanteile und Margen. Nicht allen IT-Dienstleistern gelingt es gleich gut, sich durch Spezialisierung attraktive Nischen und neue Kunden zu sichern. Die dazu notwendigen Fachkräfte mit Branchen- und Business-Know-how sind am Markt rar. Außerdem bleiben aufgrund der kürzeren Produktentwicklungszyklen weniger Mittel für wichtige Investitionen ins Wachstum übrig. Vor diesem Hintergrund ist kaum von einer kurzfristigen Erholung der Preise auszugehen. Aufgrund des sich verschärfenden Wettbewerbs droht eher das Gegenteil.
EBITDA-Multiplikator im Segment IT-Services
6
8
10
12
2013 2014 2015 2016 2017
Jahresmedian ICT
Langjähriger Median IT-Services
Jahresmedian IT-Services
Datenquelle: Mergermarket
31Information Technology M&A Outlook 2018
Entwicklung der Preise von ICT-Unternehmen
M&A-Aktivität in der ICT-Branche nach Unternehmenswert
Die Aufteilung der Transaktionen nach Unternehmenswert gibt interessante Hinweise darauf, wie gross die gekauften Unternehmen im jeweiligen Segment typischerweise sind. Die Transaktionsgröße hängt hingegen vom übertragenen Anteil des Gesellschaftskapitals ab und ist deshalb als Indikator weniger verlässlich. Allerdings sind auch diese Größen nur für einen Teil der Deals bekannt.
Bezogen auf die letzten fünf Jahre betrafen drei Viertel der Transaktionen in der Software Unternehmen mit einem Wert von bis zu 50 Mio. USD (micro-cap und lower mid-cap). In den IT-Services war dieser Anteil mit zwei Dritteln etwas tiefer. Dafür entfiel gut ein Viertel der Deals auf das obere Mittelstandssegment (upper mid-cap) von 50 bis 500 Mio. USD.
In der stärker konsolidierten Telecom-Branche sind die durchschnittlichen Unternehmenswerte grösser. Entsprechend hatte fast die Hälfte der Übernahmen ein Unternehmen mit einem Wert von über 100 Mio. USD zum Ziel.
Die Zielunternehmen in den Segmenten Hardware und Halbleiter stammen primär aus dem Mittelstand (10 bis 500 Mio. USD).
Deals nach Segment und Unternehmenswert
36%
37%
21%
6%
Software
17%
28%37%
18%
Halbleiter
36%
32%
24%
8%
IT-Services
29%
34%
29%
8%
E-Commerce
22%
49%
25%
4%
Hardware
18%
26%28%
28%
Telecom
micro-cap lower mid-cap upper mid-cap large-cap
AUSBLICK
„Die M&A-Aktivitäten profitieren von einem anhaltend hohen Preisniveau, das Verkäufern interessante Exit-Möglichkeiten bietet.“
Roberto TraciaPartner, Oaklins Switzerland
33Information Technology M&A Outlook 2018
Der Markt für M&A im Allgemeinen wie auch in der ICT-Branche im Speziellen eilte in den vergangenen Jahren von einem Rekord zum nächsten. Wird sich dieser lang anhaltende Trend auch 2018 fortsetzen?
Technologie hat mittlerweile alle Lebensbereiche erreicht und begleitet unsere täglichen Aktivitäten in vielfältiger Art und Weise. Der digitale Wandel, Industrie 4.0, Internet of Things usw. sind die hierzu passenden Schlagworte. Der kommende 5G-Standard wird es ermöglichen, die explodierende Zahl an physischen Gegenständen, die über das Internet miteinander verbunden sind, effizient zu nutzen. Die steigende Mobilität der Anwendungen wird die Vernetzung von Mensch und Technologie sprunghaft vorantreiben. Die Signifikanz des digitalen Wandels zeigt sich am deutlichsten, wenn man nach den fünf wertvollsten Unternehmen (nach Marktkapitalisierung) der Welt sucht: Apple, Alphabet, Microsoft, Amazon und Facebook.
Wolken am Horizont, aber noch scheint die Sonne
Grundsätzlich also rosige Aussichten für die ICT-Branche. Allerdings gibt es auch einige makroökonomische Aspekte, welche das Wachstum behindern können. Die Ankündigungen einer Kehrtwende in der europäischen und amerikanischen Zinspolitik Anfang des Jahres haben bereits erste Spuren an den Kapitalmärkten hinterlassen. Die Zunahme von Konflikten und die rhetorische Aufrüstung tragen zu dieser gefühlten Verunsicherung bei. Zudem gibt es Spekulationen rund um neue Blasenbildung, gerade im Immobilienmarkt.
Demgegenüber zeigen die wirtschaftlichen Fundamentaldaten, insbesondere in der DACH-Region, noch keine Anzeichen einer Verschlechterung der Lage. Ganz im Gegenteil, die Wirtschaft wächst, benötigtes Kapital ist weiterhin leicht und günstig zu beschaffen und Preise in allen Anlageklassen bewegen sich auf Höchstständen.
Technologische Entwicklung treibt den M&A-Markt
Ein positives Marktumfeld geht meist mit einer positiven M&A-Entwicklung einher. Die Kassen der Unternehmen sind immer noch gut gefüllt und gerade die größeren Unternehmen sind weiterhin auf Einkaufstour. Marktabdeckung, Mitarbeiterwachstum, aber auch der Zugang zu Technologie sind hierbei die größten strategischen Treiber. Um im globalen Wettbewerb den Anschluss an die Weltspitze nicht zu verlieren, können und dürfen sich die Unternehmen den vorherrschenden Trends nicht verschließen. Unternehmen, die diesen gestiegenen Anforderungen nicht selbst gerecht werden können, sind auf die Nutzung externen Know-hows angewiesen.
Unsere Branchenexperten registrieren denn auch regelmäßig Transaktionen, bei denen spezialisierte IT-Unternehmen mit einem sehr fokussierten Angebot von langjährig etablierten Marktteilnehmern der „Old Economy“ übernommen werden. Letztere sehen sich in einem globalisierten Umfeld gezwungen, ihr Produkt- und Technologieportfolio kontinuierlich weiterzuentwickeln – organisch wie anorganisch. Im Kampf um den anspruchsvollen Kunden müssen zudem innovative Wege begangen werden, wie z.B. Ikea mit ihrer kürzlich präsentierten AR-App zur Platzierung von virtuellen Möbeln im heimischen Wohnzimmer zeigt.
Der Veränderungsdruck steigt
Das unbändige Wachstum der Cloud Services, insbesondere der Public Cloud, zwingt inhabergeführte, kleinere IT-Dienstleister und Softwareanbieter zu Entwicklungsschritten, die sie aus eigener Kraft kaum in ausreichendem Tempo bewältigen können. Sie müssen befürchten, zwischen den großen Infrastrukturbetreibern und den internationalen Cloud-Dienstleistern zerrieben zu werden. Da hilft die Besinnung auf die eigenen Stärken wie spezifische Kenntnisse der Zielbranche oder die Nähe zum Kunden.
35Information Technology M&A Outlook 2018
Ausblick
Auch langjährige Kunden werden jedoch nicht mehr lange bereit sein, für standardisierbare Services mehr als den Marktpreis zu bezahlen. Um den Wert dieser Kundenbeziehungen zu sichern, sollten verschiedene strategische Optionen, insbesondere auch der Anschluss an einen starken Mitbewerber, geprüft werden.
Eine echte Trendwende ist nicht in Sicht – noch nicht
Wir gehen insgesamt von einem weiterhin sehr guten M&A-Umfeld aus, das durch den Wettbewerb um geeignete Zielunternehmen geprägt sein wird. Wir glauben jedoch auch, dass wir uns dicht am Höhepunkt der Entwicklung befinden und dass gerade die Bewertungen nicht signifikant weiter steigen werden, nicht zuletzt aufgrund der Erwartung von steigenden Zinsen. Kurzfristig erwarten wir keinen negativen Effekt, einen weiteren Preisanstieg sehen wir für 2018 jedoch nicht.
Transaktionen in der ICT, nach Quartalen (DACH-Region)
1Q 2016
2Q 2016
3Q 2016
4Q 2016
1Q 2017
2Q 2017
3Q 2017
4Q 2017
1Q 2015
2Q 2015
3Q 2015
4Q 2015
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
Datenquelle: Mergermarket
ÜBER OAKLINS Oaklins ist ein globales Finanzberatungsunternehmen, das Unternehmen auf den Gebieten M&A, Bewertungen, Wachstumskapital und Unternehmensfinanzierung beratend unterstützt. Oaklins beschäftigt mehr als 700 Spezialisten, verteilt auf die wichtigsten Wirtschaftszentren in über 40 Ländern.
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Oaklins – unsere Standorte rund um die Welt
37Information Technology M&A Outlook 2018
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Auszug unserer Referenztransaktionen
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39Information Technology M&A Outlook 2018
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