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Lernfeld 2 aAnatomische Grundlagen kennen lernen
Sie erfahren, dass Zellen spezialisiert sind und welche hauptsächlichen Gewebearten es gibt. Sie erkennen den Zusammenhang zwischen einem Organ und einem Organsystem.
Sie lernen den Aufbau der Mundhöhle kennen. Dabei
werden Ihnen die Aufgaben von Lippen, Wangen, Gaumen und
Zunge deutlich.
Von der Notwendigkeit des Speichels und den unterschied-lichen Funktionen der Speichel-bestandteile: Sie lernen die drei großen Speicheldrüsen kennen.
Die Unterschiede zwischen einem Milchgebiss und einem bleibenden
Gebiss werden deutlich. Mithilfe des FDI-Zahnschemas können Sie
die Zähne richtig benennen.
Damit Sie einen zahnmedizinischen Befund exakt dokumentieren können, lernen Sie die Lage- und Richtungs -bezeichnungen in der Mundhöhle und an den Zähnen kennen.
Sie erfahren etwas über den äußeren Zahnaufbau und die verschiedenen
Zahnarten. Welche Funktionen haben die einzelnen Zähne und woran erkennt
man sie? Die erste und die zweite Dentition werden erklärt.
lingual
oral
palatinal
bukkal bukk
al
labialvestibulär
vestibulärlabial
bukkalbukk
al
Zunge deutlich.
Zäpfchen
Rachen
Lippenbändchen
Lippenbändchen
Lippe
Lippe
Gaumennaht
harter Gaumen
Ah-Linie
Gaumenfalten
weicher Gaumen
vorderer u. hintererGaumenbogen
Gaumenmandel
Zunge
SamenzellenEizelleEpithelzellen
Knorpelgewebe
Knorpel-zelle
glattesMuskelgewebe
glatteMuskel-zelle
Nervenzelle mit Ansatz derNervenfaser (Länge bis 1 m)
Knochengewebe
Knochen-zelle
rote und weißeBlutkörperchen
Zellkern
Zunge
Unterkiefer
Unterkieferspeicheldrüse(Glandula submandibularis)
Ohrspeicheldrüse(Glandula parotis)
Unterzungenspeicheldrüse(Glandula sublingualis)
Dentition werden erklärt.
coronal
zervikal
radikulär
apikal
mes
ial
dist
al
zervikal
inzisal
okklusal
gingival
55 54 53 52 51
85 84 83 82 81
61 62 63 64 65
71 72 73 74 75
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2 a Anatomische Grundlagen kennen lernen2 a.1 Zell- und GewebelehreDer menschliche Körper besteht aus vielen ver-schiedenen Zell- und Gewebetypen. Die Zellen eines Gewebes besitzen ähnliche oder gleiche Funktionen und erfüllen so in der Regel ge-meinsam die Aufgaben des Gewebes. Mit dem Aufbau von Zellen befasst sich die Zytologie, mit dem der Gewebe die Histologie.
Die Zelle ist die kleinste selbstständige Funkti-onseinheit eines Organismus. Sie kann sehr un-terschiedlich aussehen (Bild 2 a.1), je nachdem
wie sie sich spezialisiert, wo sie sich im Körper befi ndet und welche Aufgabe sie hat.
Gewebe ist eine Ansammlung gleicher Zellen mit gleicher Funktion.
Vier Grundgewebearten werden unterschieden (Tabelle 2 a.1, S. 30):
Epithelgewebe (Deckgewebe), Binde- und Stützgewebe, Muskelgewebe, Nervengewebe.
Ein Organ ist ein spezialisierter Teil des Körpers, der aus unterschiedlichen Zellen und Gewebe-arten besteht. Es stellt eine abgegrenzte Funk-tionseinheit innerhalb eines vielzelligen Lebe-wesens dar. Organe sind z. B.
die Leber, das Herz, die Lunge oder die Haut.
Organsystem. Organe sind in ihrer Funktion durch Organsysteme miteinander verbunden. Als Organsystem bezeichnet man eine funk-tionell zusammengehörende Gruppe von Or-ganen.
Zum Beispiel werden im Verdauungssystem al-le Organe zusammengefasst, die der Aufnah-me (Lippen, Mundhöhle), der Zerkleinerung (Zähne), dem Transport (Speiseröhre), der en-zymatischen Spaltung und der Resorption der
Resorption (lat.): Aufnahme von Stoffen über Haut oder Schleimhaut; Zurückbildung, Aufsaugen
Bild 2 a.1 Unterschiedlich spezialisierte Zellen.
SamenzellenEizelleEpithelzellen
Knorpelgewebe
Knorpel-zelle
glattesMuskelgewebe
glatteMuskel-zelle
quergestreifte Muskelzellen(angeschnitten und verkürzt)
Nervenzelle mit Ansatz derNervenfaser (Länge bis 1 m)
Knochengewebe
Knochen-zelle
rote und weißeBlutkörperchen
Zellkern
Nahrung (Magen-Darm-Trakt, Leber, Bauch-speicheldrüse) sowie der Ausscheidung (Rek-tum, Mastdarm) dienen.
Zwischen den einzelnen Organsystemen gibt es Überschneidungen und Wechselwirkungen. So wird z. B. das Verdauungssystem durch Ge-fäße mit Blut versorgt (Herz-Kreislauf-System), durch Nerven gesteuert (Nervensystem) und die Kotabgabe durch die Bauchmuskulatur (Be-wegungsapparat) unterstützt.
Organsysteme sind z. B. Verdauungssystem, Herz-Kreislauf-System, Atmungssystem, Nervensystem.
Enzym S. 33, 277
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Grund-gewebeart
Zugehöriges Gewebe Charakteristik Aufgaben
Epithel gewebe(Deck gewebe)
Oberfl ächen epithel,Drüsenepithel,Sinnesepithel
Die Zellen liegen dicht aneinander.
Bedecken und schützen innere und äußere Oberfl ächen oder kleiden Hohlräume aus. Alle Nahrungsstoffe, die in den Organismus gelan-gen, müssen über diese Oberfl ächen resorbiert werden. Manche Epithelgewebe können zu-sätzlich Sekrete (Drüsensäfte) absondern oder (Sinnes-)Reize aufnehmen.
Binde- und Stütz gewebe
Bindegewebe,Fettgewebe (Stützgewebe),Knorpelgewebe (Stützgewebe),Knochengewebe (Stützgewebe)
Die Zellen liegen weit voneinander entfernt.
Bindegewebe bestehen aus mehr oder we-niger sternförmigen Zellen, die sehr viele Fasern her stellen und netzartig locker in eine Grundsubstanz eingebettet sind. Binde-gewebe füllen Organ zwischenräume aus und dienen als Haltegerüst für Blutgefäße und Nerven. Sie enthalten Abwehr zellen. Stützgewebe zellen haben ähnliche Eigen-schaften wie Bindegewebezellen.
Muskel gewebe Skelettmuskel gewebe, Eingeweidemuskel gewebe,Herzmuskel gewebe
Bestehen aus Zellen, die sich auf einen elektrischen Reiz hin kontrahieren (zusammenziehen) können.
Nerven gewebe besteht aus Nerven zellen und besonderen bindegewebs-artigen Zellen, den Gliazellen
Nervengewebe enthält Nervenzellen, die Informationen aufneh-men, verarbeiten, speichern und weiterleiten können. Die Gliazellen haben Ernährungs- und Stütz funktion.
Tabelle 2 a.1 Die vier Grundgewebearten
Ein Organismus ist ein Lebewesen, das alle Zei-chen des Lebens aufweist. Die Zeichen des Le-bens sind
Stoffwechsel, Wachstum, Fortpfl anzung, Reaktionsvermögen auf Reize, Bewegung.
2 a.2 Die MundhöhleDer Mund ist durch die Zahnreihen in den en-gen spaltförmigen Mundvorhof und die weite Mundhöhle unterteilt. Die Mundhöhle ist über die Mundspalte mit der Außenwelt verbunden und deshalb nicht steril. Durch ihre gleichblei-bende Temperatur, die hohe Feuchtigkeit und die vielen Nischen bietet sie hervorragende Le-bensbedingungen für Mikroorganismen. Die-se stehen miteinander in einem Gleichgewicht, das wichtig ist für die Mundgesundheit.
Bild 2 a.2 Die Mundhöhle.
Zäpfchen
Rachen
Lippenbändchen
Lippenbändchen
Lippe
Lippe
Gaumennaht
harter Gaumen
Ah-Linie
Gaumenfalten
weicher Gaumen
vorderer u. hintererGaumenbogen
Gaumenmandel
Zunge
2 a.2.1 Aufbau der Mundhöhle
Ah-Linie: wenn man bei geöff-netem Mund „Ah” sagt, hebt sich der weiche Gaumen und eine Linie zwi-schen hartem und weichem Gaumen wird sichtbar.
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Artikulation ist die Verschiebung der Zahnrei-hen gegeneinander unter Kontakt durch Gleit-bewegungen des Unterkiefers. Diese Gleitbe-wegungen sind abhängig von der Zahnstellung, der Höckerform und der Gelenkbahn des Kie-fergelenks.
Eugnathie (Neutralbiss). Darunter versteht man ein in Form und Funktion optimal ge-wachsenes Gebiss. Ein eugnathes Gebiss weist keine Entwicklungsstörungen bzw. Anomalien auf (Bild 2 a.23). Jeder Zahn steht in einem ganz bestimmten Kontakt zu seinem Gegenzahn. So werden die Zähne senkrecht belastet und die
articulus (lat.) = Gelenk
gnathos (gr.) = der Kiefereu- (gr. Vorsilbe) = wohl-, gut-dys- (gr. Vorsilbe): bedeutet die Störung eines Zu-standes
Zur Wiederholung
1. Was ist eine Zelle und was versteht man unter einem Gewebe?
2. Nennen Sie die vier Grundgewebearten.
3. Was bezeichnet man als Zeichen des Lebens?
4. Wie ist die Mundhöhle anatomisch auf-gebaut?
5. Welche Aufgaben hat die Zunge?
6. Welche Aufgaben hat der Speichel?
7. Nennen Sie die drei großen Mund-speicheldrüsen.
8. Worin unterscheiden sich Milchzähne von bleibenden Zähnen?
9. Wie viele und welche Zähne hat das Milchgebiss?
10. Wie viele und welche Zähne hat das bleibende Gebiss?
11. Warum müssen Eltern über die Aufgabe des Milchgebisses Bescheid wissen?
12. Benennen Sie folgende Zähne: a) 22, b) 45, c) 37, d) 63, e) 14.
13. Zeichnen Sie einen Zahn und beschriften Sie den äußeren Aufbau.
Bild 2 a.23 Eugnathes Gebiss.
Kaukraft wird gleichmäßig auf den Kiefer ver-teilt. Zwischen einer Eugnathie und einer Dys-gnathie, der abweichenden Entwicklung der Kiefer, bestehen fl ießende Übergänge.
14. Erstellen Sie eine Tabelle, in der Sie die Zahnarten gegenüberstellen: Welche Zahnarten gibt es? Welche Funk-tionen haben sie? Worin unterscheiden sie sich? Wie viele Wurzeln haben die je-weiligen Zähne?
15. Erläutern Sie den Begriff „Bifurkation“.
16. Nach welchen Merkmalen kann man einen Zahn einer Kieferhälfte zuordnen?
17. Welche Lage- und Richtungsbezeich-nungen gibt es in der Mundhöhle und an den Zähnen?
18. Was versteht man unter einem Wechsel-gebiss?
19. Erklären Sie den Unterschied zwischen Ersatzzähnen und Zuwachszähnen.
20. Wann und mit welchem Zahn beginnt a) die erste Dentition; b) die zweite Dentition?
21. Erklären Sie den Unterschied zwischen retinierten und verlagerten Zähnen.
22. Nennen Sie vier Zahnanomalien.
23. Erklären Sie den Unterschied zwischen Okklusion und Artikulation.
24. Was wird als Eugnathie bezeichnet?
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Zur Vertiefung
1. Ermitteln Sie den pH-Wert von Blut, Magen säure, Kaffee, Zitronensaft, Phos-phorsäure, H2O2, Seife, Desinfektions-mittel und Speichel. Zeichnen Sie eine pH-Skala und tragen Sie alle Werte ein.
a) Welche Aussagen können Sie treffen? b) Warum ist es notwendig nach dem
Waschen mit Seife die Hände einzu-cremen?
2. Wodurch kann man anhand der Zähne und des Zahnfl eisches die Erkrankung Bulimie erkennen?
3. Stellen Sie ein Gipsmodell eines Kiefers mit Zähnen her und malen Sie alle Zahn-fl ächen bunt an. Verwenden Sie folgende Farben: mesial gelb, distal rot, okklusal blau, labial grün, buccal grau, lingual schwarz, palatinal braun.
Was fällt Ihnen auf?
4. Das kennen Sie sicher auch: Sie sind er-kältet, Ihre Nase ist verschnupft und egal was Sie essen, alles schmeckt gleich.
a) Warum können Sie keine unterschied-lichen Geschmacksqualitäten wahr-nehmen?
b) Was müssten Sie tun, um wieder schmecken zu können?
5. Rollenspiele mit jeweils zwei Partnern: a) Eine ZFA erläutert der unwissenden
Mutter eines 5-jährigen Kindes die Wichtigkeit der gründlichen Zahn-pfl ege.
b) Eine Freundin hat ein Zungen piercing. Diskutieren Sie mit ihr über evtl. Schädigungen.
c) Ihre Freundin Mia hat einen Bürojob. Nach einem Zahnarztbesuch will sie von Ihnen wissen, nach welchen Regeln der ZA und die ZFA einen Befund ein-tragen.
d) Sie sollen zu zweit in einer Grund-schulklasse einen 5-minütigen Vortrag halten über den Aufbau der Mund-höhle und des Gebisses.