Lebensader Trasse - Biotopmanagement bei Amprion · 2020. 6. 22. · Lebensader Trasse – damit...
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L E B E N S A D E R T R A S S E BIOTOPMANAGEMENT BEI AMPRION
DAS AMPRION˜NETZ
Das Uumlbertragungsnetz von Amprion misst rund 11000 Kilo-
meter Damit transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Mil-
lionen Menschen in einem Gebiet von Niedersachsen bis
zu den Alpen
Niederlande
Luxemburg
Belgien
Frankreich
Schweiz
Oumlsterreich
Freileitung
Umspannanlage
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
DORTMUND
KOumlLN
Hessen
lt
FRANKFURT AM MAIN
Rheinland-Bayern
Pfalz
Saarland
SAARBRUumlCKEN
Baden-
STUTTGART Wuumlrttemberg
AUGSBURG
Amprion
-Kurz
pro
fil
Niederlande
Luxemburg
Belgien
Frankreich
Schweiz
Oumlsterreich
Freileitung
Umspannanlage INHALT Niedersachsen
02 Nordrhein-Westfalen Die Aufgaben von Amprion
DORTMUND
03 Lebensraumlume unter Leitungen
KOumlLN
08 Hessen Von der Kartierung zur
Pflegemaszlignahme
14 lt
FRANKFURT AM MAIN Trassenpflege ndash eine Chance fuumlr den Naturschutz
BayernRheinland-
Pfalz 22 Glossar
Saarland
24 SAARBRUumlCKEN Impressum
Baden-Wuumlrttemberg
STUTTGART
AUGSBURG
Amprion
-Kurz
pro
fil
Lebensader Trasse ndash damit meinen wir unsere Stromleitungen die uumlber weite
Strecken durch freie Landschaften Waumllder und Wiesen fuumlhren Sie sind das
Ruumlckgrat der Stromversorgung ndash und zugleich Lebensraum fuumlr zahlreiche Tier-sowie Pflanzenarten Um einen sicheren
Stromtransport zu gewaumlhrleisten gilt der Vegetation unterhalb unserer Frei-
leitungen besondere Beachtung ndash denn Baumlume und Straumlucher sollten nicht zu dicht an die Leitungen heranwachsen
2 BIOTOPMANAGEMENT
Die Aufgaben von Amprion
Die Amprion GmbH betreibt mit 11000 Kilometern das laumlngste Uumlbertragungsnetz in Deutschland In einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Millionen Menschen Wir fuumlhren unser Netz mit den Spannungsstufen 380000 und 220000 Volt Houmlchste Prioritaumlt hat fuumlr uns den Strom jederzeit sicher zuverlaumlssig und kostenefzient zu uumlbertragen Dafuumlr setzen unsere rund 1100 Mitshyarbeiter ihr Knowshyhow ein
Die Energiewelt von morgen
Die Bundesregierung verfolgt mit der Energiewende ein klares Ziel Bis 2040 sollen Windraumlder und Solarzellen im Jahresmittel 65 Prozent des in Deutschland benoumltigten Stroms liefern Er wird jedoch schwerpunktmaumlszligig nicht dort erzeugt wo er auch verbraucht wird ndash Windenergie vorrangig im Norden und Sonnenenergie vor allem im Suumlden Deutschlands Deshalb fieszligt immer mehr Strom uumlber groumlszligere Entfernungen durchs Netz um zum Kunden zu gelangen Um noch mehr regenerativ erzeugte Energie einspeisen und uumlber unser Netz transportieren zu koumlnnen erfuumlllen wir unseren gesetzlichen Auftrag und bauen es innerhalb der naumlchsten zehn Jahre an den notwendigen Stellen aus Indem wir unsere Leitungen auf die neuen Stromfuumlsse vorbereiten gestalten wir die Energiewelt von morgen aktiv mit
Verantwortung fuumlr Natur und Umwelt
Wir planen bauen und betreiben unser Netz unter den Praumlmissen oumlkonomischer und oumlkologischer Nachhaltigkeit Dies verstehen wir als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung Dazu gehoumlrt auch die Pfege unserer Freileitungstrassen ndash einer Flaumlche von rund 11000 Hektar Als erster Uumlbertragungsnetzbetreiber hat Amprion bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten ein BiotopmanagementshyKonzept entwickelt und umgesetzt Es gewaumlhrshyleistet den sicheren Betrieb unserer Leitungen und schuumltzt zugleich die Pfanzenshy und Tierwelt Die dazu notwenshydigen Pfegemaszlignahmen richten wir konsequent nach oumlkologischen Gesichtspunkten aus Im Dialog mit Beshyhoumlrden und Naturschutzverbaumlnden entwickeln wir fuumlr jeden Trassenabschnitt einen BiotopmanagementshyPlan der dazu beitraumlgt bestehende Lebensraumlume in ihrer Vielfalt zu erhalten ndash und zuweilen sogar einzigartige neue Biotope hervorbringt
BIOTOPMANAGEMENT3
Lebensraumlume unter Leitungen
Wir bei Amprion begreifen den Naturshy und Umweltschutz als einen wichtigen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung Um unser Stromnetz sicher und stoumlrungsfrei betreiben zu koumlnnen duumlrfen Pfanzen nicht zu nah an die Leiterseile heranwachsen Daher sind Pfegemaszlignahmen im Leitungsbereich unerlaumlsslich Die Art und Weise wie dies geschieht hat sich innerhalb der vergangenen 30 Jahre jedoch grundlegend geaumlndert
Die vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher ist auf unseren Trassen heutzutage nicht mehr uumlblich Stattdessen liegt der Fokus auf der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung wertvoller Lebensraumlume
Als Vorreiter einer oumlkologisch optimierten Trassenpfege verfolgen wir das Ziel Eingrife in Natur und Landschaft zu minimieren und sinnvolle Biotopstrukturen im Bereich unserer Leitungen zu foumlrdern Mit unseren BiotopshymanagementshyPlaumlnen stellen wir sicher dass die Pfegemaszlignahmen in Natur und Landschaft so schonend wie moumlgshylich erfolgen und die Lebensraumlume der dort vorkommenden Tiere erhalten bleiben und sich entwickeln koumlnnen Diesen bewaumlhrten Ansatz setzen wir faumlchendeckend in unserem gesamten Netzgebiet um
GEPFLEGTE FL AumlCHEN
Unsere Freileitungen uumlberspannen Flaumlchen mit vielfaumlltiger Vegetation Den groumlszligten Anteil machen Feldgehoumllze Alleen und Baumreihen aus Die nicht
dargestellten 10 Prozent setzen sich aus Flaumlchen ohnePfegebedarf wie Wegen Gaumlrten und Aumlckern
zusammen 38 23 15 14
Feldgehoumllze Alleen Wald Sukzessionsshy Gruumlnshy und Freifaumlche und Baumreihen faumlche Grasshy und Staudenfur
sowie Heidelandschaf
4 BIOTOPMANAGEMENT
Das Grundprinzip des Biotopmanagements
Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23
koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23
Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23
raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22
AUFWUCHS NACH MASS
Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es
dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher
wachsen als in der Spannfeldmitte
1
2
3
4
Normalschutzstreifen
Waldschutzstreifen
1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)
2 43
BIOTOPMANAGEMENT5
HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN
Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei
schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck
Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme
FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN
Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise
Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe
6 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT7
Planung Ziele amp Leitsaumltze
Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint
Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt
Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden
Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen
Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen
D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N
◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation
◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs
◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar
◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor
8 BIOTOPMANAGEMENT
Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme
Ablauf der Biotopmanagement-Planung
Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen
BIOTOPMANAGEMENT9
D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L
1 B E S TA N D S E R FA S S U N G
Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort
B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege
zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-
der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben
3 D I A L O G
Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab
M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden
ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen
Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen
dokumentiert sind
5 M O N I TO R I N G
In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert
10 BIOTOPMANAGEMENT
Einblick in den Biotopmanagement-Plan
Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind
BIOTOPMANAGEMENT11
11000 HEKTAR
umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen
TRASSENPFLEGE NACH PL AN
Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten
Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren
Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf
Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren
Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)
Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)
Freileitung
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
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Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
wwwbvdm-onlinede
AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
DAS AMPRION˜NETZ
Das Uumlbertragungsnetz von Amprion misst rund 11000 Kilo-
meter Damit transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Mil-
lionen Menschen in einem Gebiet von Niedersachsen bis
zu den Alpen
Niederlande
Luxemburg
Belgien
Frankreich
Schweiz
Oumlsterreich
Freileitung
Umspannanlage
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
DORTMUND
KOumlLN
Hessen
lt
FRANKFURT AM MAIN
Rheinland-Bayern
Pfalz
Saarland
SAARBRUumlCKEN
Baden-
STUTTGART Wuumlrttemberg
AUGSBURG
Amprion
-Kurz
pro
fil
Niederlande
Luxemburg
Belgien
Frankreich
Schweiz
Oumlsterreich
Freileitung
Umspannanlage INHALT Niedersachsen
02 Nordrhein-Westfalen Die Aufgaben von Amprion
DORTMUND
03 Lebensraumlume unter Leitungen
KOumlLN
08 Hessen Von der Kartierung zur
Pflegemaszlignahme
14 lt
FRANKFURT AM MAIN Trassenpflege ndash eine Chance fuumlr den Naturschutz
BayernRheinland-
Pfalz 22 Glossar
Saarland
24 SAARBRUumlCKEN Impressum
Baden-Wuumlrttemberg
STUTTGART
AUGSBURG
Amprion
-Kurz
pro
fil
Lebensader Trasse ndash damit meinen wir unsere Stromleitungen die uumlber weite
Strecken durch freie Landschaften Waumllder und Wiesen fuumlhren Sie sind das
Ruumlckgrat der Stromversorgung ndash und zugleich Lebensraum fuumlr zahlreiche Tier-sowie Pflanzenarten Um einen sicheren
Stromtransport zu gewaumlhrleisten gilt der Vegetation unterhalb unserer Frei-
leitungen besondere Beachtung ndash denn Baumlume und Straumlucher sollten nicht zu dicht an die Leitungen heranwachsen
2 BIOTOPMANAGEMENT
Die Aufgaben von Amprion
Die Amprion GmbH betreibt mit 11000 Kilometern das laumlngste Uumlbertragungsnetz in Deutschland In einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Millionen Menschen Wir fuumlhren unser Netz mit den Spannungsstufen 380000 und 220000 Volt Houmlchste Prioritaumlt hat fuumlr uns den Strom jederzeit sicher zuverlaumlssig und kostenefzient zu uumlbertragen Dafuumlr setzen unsere rund 1100 Mitshyarbeiter ihr Knowshyhow ein
Die Energiewelt von morgen
Die Bundesregierung verfolgt mit der Energiewende ein klares Ziel Bis 2040 sollen Windraumlder und Solarzellen im Jahresmittel 65 Prozent des in Deutschland benoumltigten Stroms liefern Er wird jedoch schwerpunktmaumlszligig nicht dort erzeugt wo er auch verbraucht wird ndash Windenergie vorrangig im Norden und Sonnenenergie vor allem im Suumlden Deutschlands Deshalb fieszligt immer mehr Strom uumlber groumlszligere Entfernungen durchs Netz um zum Kunden zu gelangen Um noch mehr regenerativ erzeugte Energie einspeisen und uumlber unser Netz transportieren zu koumlnnen erfuumlllen wir unseren gesetzlichen Auftrag und bauen es innerhalb der naumlchsten zehn Jahre an den notwendigen Stellen aus Indem wir unsere Leitungen auf die neuen Stromfuumlsse vorbereiten gestalten wir die Energiewelt von morgen aktiv mit
Verantwortung fuumlr Natur und Umwelt
Wir planen bauen und betreiben unser Netz unter den Praumlmissen oumlkonomischer und oumlkologischer Nachhaltigkeit Dies verstehen wir als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung Dazu gehoumlrt auch die Pfege unserer Freileitungstrassen ndash einer Flaumlche von rund 11000 Hektar Als erster Uumlbertragungsnetzbetreiber hat Amprion bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten ein BiotopmanagementshyKonzept entwickelt und umgesetzt Es gewaumlhrshyleistet den sicheren Betrieb unserer Leitungen und schuumltzt zugleich die Pfanzenshy und Tierwelt Die dazu notwenshydigen Pfegemaszlignahmen richten wir konsequent nach oumlkologischen Gesichtspunkten aus Im Dialog mit Beshyhoumlrden und Naturschutzverbaumlnden entwickeln wir fuumlr jeden Trassenabschnitt einen BiotopmanagementshyPlan der dazu beitraumlgt bestehende Lebensraumlume in ihrer Vielfalt zu erhalten ndash und zuweilen sogar einzigartige neue Biotope hervorbringt
BIOTOPMANAGEMENT3
Lebensraumlume unter Leitungen
Wir bei Amprion begreifen den Naturshy und Umweltschutz als einen wichtigen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung Um unser Stromnetz sicher und stoumlrungsfrei betreiben zu koumlnnen duumlrfen Pfanzen nicht zu nah an die Leiterseile heranwachsen Daher sind Pfegemaszlignahmen im Leitungsbereich unerlaumlsslich Die Art und Weise wie dies geschieht hat sich innerhalb der vergangenen 30 Jahre jedoch grundlegend geaumlndert
Die vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher ist auf unseren Trassen heutzutage nicht mehr uumlblich Stattdessen liegt der Fokus auf der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung wertvoller Lebensraumlume
Als Vorreiter einer oumlkologisch optimierten Trassenpfege verfolgen wir das Ziel Eingrife in Natur und Landschaft zu minimieren und sinnvolle Biotopstrukturen im Bereich unserer Leitungen zu foumlrdern Mit unseren BiotopshymanagementshyPlaumlnen stellen wir sicher dass die Pfegemaszlignahmen in Natur und Landschaft so schonend wie moumlgshylich erfolgen und die Lebensraumlume der dort vorkommenden Tiere erhalten bleiben und sich entwickeln koumlnnen Diesen bewaumlhrten Ansatz setzen wir faumlchendeckend in unserem gesamten Netzgebiet um
GEPFLEGTE FL AumlCHEN
Unsere Freileitungen uumlberspannen Flaumlchen mit vielfaumlltiger Vegetation Den groumlszligten Anteil machen Feldgehoumllze Alleen und Baumreihen aus Die nicht
dargestellten 10 Prozent setzen sich aus Flaumlchen ohnePfegebedarf wie Wegen Gaumlrten und Aumlckern
zusammen 38 23 15 14
Feldgehoumllze Alleen Wald Sukzessionsshy Gruumlnshy und Freifaumlche und Baumreihen faumlche Grasshy und Staudenfur
sowie Heidelandschaf
4 BIOTOPMANAGEMENT
Das Grundprinzip des Biotopmanagements
Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23
koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23
Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23
raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22
AUFWUCHS NACH MASS
Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es
dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher
wachsen als in der Spannfeldmitte
1
2
3
4
Normalschutzstreifen
Waldschutzstreifen
1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)
2 43
BIOTOPMANAGEMENT5
HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN
Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei
schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck
Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme
FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN
Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise
Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe
6 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT7
Planung Ziele amp Leitsaumltze
Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint
Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt
Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden
Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen
Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen
D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N
◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation
◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs
◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar
◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor
8 BIOTOPMANAGEMENT
Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme
Ablauf der Biotopmanagement-Planung
Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen
BIOTOPMANAGEMENT9
D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L
1 B E S TA N D S E R FA S S U N G
Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort
B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege
zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-
der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben
3 D I A L O G
Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab
M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden
ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen
Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen
dokumentiert sind
5 M O N I TO R I N G
In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert
10 BIOTOPMANAGEMENT
Einblick in den Biotopmanagement-Plan
Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind
BIOTOPMANAGEMENT11
11000 HEKTAR
umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen
TRASSENPFLEGE NACH PL AN
Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten
Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren
Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf
Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren
Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)
Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)
Freileitung
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
wwwbvdm-onlinede
AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
Niederlande
Luxemburg
Belgien
Frankreich
Schweiz
Oumlsterreich
Freileitung
Umspannanlage
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
DORTMUND
KOumlLN
Hessen
lt
FRANKFURT AM MAIN
Rheinland-Bayern
Pfalz
Saarland
SAARBRUumlCKEN
Baden-
STUTTGART Wuumlrttemberg
AUGSBURG
Amprion
-Kurz
pro
fil
Niederlande
Luxemburg
Belgien
Frankreich
Schweiz
Oumlsterreich
Freileitung
Umspannanlage INHALT Niedersachsen
02 Nordrhein-Westfalen Die Aufgaben von Amprion
DORTMUND
03 Lebensraumlume unter Leitungen
KOumlLN
08 Hessen Von der Kartierung zur
Pflegemaszlignahme
14 lt
FRANKFURT AM MAIN Trassenpflege ndash eine Chance fuumlr den Naturschutz
BayernRheinland-
Pfalz 22 Glossar
Saarland
24 SAARBRUumlCKEN Impressum
Baden-Wuumlrttemberg
STUTTGART
AUGSBURG
Amprion
-Kurz
pro
fil
Lebensader Trasse ndash damit meinen wir unsere Stromleitungen die uumlber weite
Strecken durch freie Landschaften Waumllder und Wiesen fuumlhren Sie sind das
Ruumlckgrat der Stromversorgung ndash und zugleich Lebensraum fuumlr zahlreiche Tier-sowie Pflanzenarten Um einen sicheren
Stromtransport zu gewaumlhrleisten gilt der Vegetation unterhalb unserer Frei-
leitungen besondere Beachtung ndash denn Baumlume und Straumlucher sollten nicht zu dicht an die Leitungen heranwachsen
2 BIOTOPMANAGEMENT
Die Aufgaben von Amprion
Die Amprion GmbH betreibt mit 11000 Kilometern das laumlngste Uumlbertragungsnetz in Deutschland In einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Millionen Menschen Wir fuumlhren unser Netz mit den Spannungsstufen 380000 und 220000 Volt Houmlchste Prioritaumlt hat fuumlr uns den Strom jederzeit sicher zuverlaumlssig und kostenefzient zu uumlbertragen Dafuumlr setzen unsere rund 1100 Mitshyarbeiter ihr Knowshyhow ein
Die Energiewelt von morgen
Die Bundesregierung verfolgt mit der Energiewende ein klares Ziel Bis 2040 sollen Windraumlder und Solarzellen im Jahresmittel 65 Prozent des in Deutschland benoumltigten Stroms liefern Er wird jedoch schwerpunktmaumlszligig nicht dort erzeugt wo er auch verbraucht wird ndash Windenergie vorrangig im Norden und Sonnenenergie vor allem im Suumlden Deutschlands Deshalb fieszligt immer mehr Strom uumlber groumlszligere Entfernungen durchs Netz um zum Kunden zu gelangen Um noch mehr regenerativ erzeugte Energie einspeisen und uumlber unser Netz transportieren zu koumlnnen erfuumlllen wir unseren gesetzlichen Auftrag und bauen es innerhalb der naumlchsten zehn Jahre an den notwendigen Stellen aus Indem wir unsere Leitungen auf die neuen Stromfuumlsse vorbereiten gestalten wir die Energiewelt von morgen aktiv mit
Verantwortung fuumlr Natur und Umwelt
Wir planen bauen und betreiben unser Netz unter den Praumlmissen oumlkonomischer und oumlkologischer Nachhaltigkeit Dies verstehen wir als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung Dazu gehoumlrt auch die Pfege unserer Freileitungstrassen ndash einer Flaumlche von rund 11000 Hektar Als erster Uumlbertragungsnetzbetreiber hat Amprion bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten ein BiotopmanagementshyKonzept entwickelt und umgesetzt Es gewaumlhrshyleistet den sicheren Betrieb unserer Leitungen und schuumltzt zugleich die Pfanzenshy und Tierwelt Die dazu notwenshydigen Pfegemaszlignahmen richten wir konsequent nach oumlkologischen Gesichtspunkten aus Im Dialog mit Beshyhoumlrden und Naturschutzverbaumlnden entwickeln wir fuumlr jeden Trassenabschnitt einen BiotopmanagementshyPlan der dazu beitraumlgt bestehende Lebensraumlume in ihrer Vielfalt zu erhalten ndash und zuweilen sogar einzigartige neue Biotope hervorbringt
BIOTOPMANAGEMENT3
Lebensraumlume unter Leitungen
Wir bei Amprion begreifen den Naturshy und Umweltschutz als einen wichtigen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung Um unser Stromnetz sicher und stoumlrungsfrei betreiben zu koumlnnen duumlrfen Pfanzen nicht zu nah an die Leiterseile heranwachsen Daher sind Pfegemaszlignahmen im Leitungsbereich unerlaumlsslich Die Art und Weise wie dies geschieht hat sich innerhalb der vergangenen 30 Jahre jedoch grundlegend geaumlndert
Die vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher ist auf unseren Trassen heutzutage nicht mehr uumlblich Stattdessen liegt der Fokus auf der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung wertvoller Lebensraumlume
Als Vorreiter einer oumlkologisch optimierten Trassenpfege verfolgen wir das Ziel Eingrife in Natur und Landschaft zu minimieren und sinnvolle Biotopstrukturen im Bereich unserer Leitungen zu foumlrdern Mit unseren BiotopshymanagementshyPlaumlnen stellen wir sicher dass die Pfegemaszlignahmen in Natur und Landschaft so schonend wie moumlgshylich erfolgen und die Lebensraumlume der dort vorkommenden Tiere erhalten bleiben und sich entwickeln koumlnnen Diesen bewaumlhrten Ansatz setzen wir faumlchendeckend in unserem gesamten Netzgebiet um
GEPFLEGTE FL AumlCHEN
Unsere Freileitungen uumlberspannen Flaumlchen mit vielfaumlltiger Vegetation Den groumlszligten Anteil machen Feldgehoumllze Alleen und Baumreihen aus Die nicht
dargestellten 10 Prozent setzen sich aus Flaumlchen ohnePfegebedarf wie Wegen Gaumlrten und Aumlckern
zusammen 38 23 15 14
Feldgehoumllze Alleen Wald Sukzessionsshy Gruumlnshy und Freifaumlche und Baumreihen faumlche Grasshy und Staudenfur
sowie Heidelandschaf
4 BIOTOPMANAGEMENT
Das Grundprinzip des Biotopmanagements
Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23
koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23
Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23
raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22
AUFWUCHS NACH MASS
Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es
dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher
wachsen als in der Spannfeldmitte
1
2
3
4
Normalschutzstreifen
Waldschutzstreifen
1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)
2 43
BIOTOPMANAGEMENT5
HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN
Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei
schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck
Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme
FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN
Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise
Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe
6 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT7
Planung Ziele amp Leitsaumltze
Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint
Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt
Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden
Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen
Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen
D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N
◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation
◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs
◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar
◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor
8 BIOTOPMANAGEMENT
Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme
Ablauf der Biotopmanagement-Planung
Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen
BIOTOPMANAGEMENT9
D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L
1 B E S TA N D S E R FA S S U N G
Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort
B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege
zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-
der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben
3 D I A L O G
Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab
M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden
ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen
Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen
dokumentiert sind
5 M O N I TO R I N G
In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert
10 BIOTOPMANAGEMENT
Einblick in den Biotopmanagement-Plan
Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind
BIOTOPMANAGEMENT11
11000 HEKTAR
umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen
TRASSENPFLEGE NACH PL AN
Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten
Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren
Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf
Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren
Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)
Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)
Freileitung
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
wwwbvdm-onlinede
AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
Niederlande
Luxemburg
Belgien
Frankreich
Schweiz
Oumlsterreich
Freileitung
Umspannanlage INHALT Niedersachsen
02 Nordrhein-Westfalen Die Aufgaben von Amprion
DORTMUND
03 Lebensraumlume unter Leitungen
KOumlLN
08 Hessen Von der Kartierung zur
Pflegemaszlignahme
14 lt
FRANKFURT AM MAIN Trassenpflege ndash eine Chance fuumlr den Naturschutz
BayernRheinland-
Pfalz 22 Glossar
Saarland
24 SAARBRUumlCKEN Impressum
Baden-Wuumlrttemberg
STUTTGART
AUGSBURG
Amprion
-Kurz
pro
fil
Lebensader Trasse ndash damit meinen wir unsere Stromleitungen die uumlber weite
Strecken durch freie Landschaften Waumllder und Wiesen fuumlhren Sie sind das
Ruumlckgrat der Stromversorgung ndash und zugleich Lebensraum fuumlr zahlreiche Tier-sowie Pflanzenarten Um einen sicheren
Stromtransport zu gewaumlhrleisten gilt der Vegetation unterhalb unserer Frei-
leitungen besondere Beachtung ndash denn Baumlume und Straumlucher sollten nicht zu dicht an die Leitungen heranwachsen
2 BIOTOPMANAGEMENT
Die Aufgaben von Amprion
Die Amprion GmbH betreibt mit 11000 Kilometern das laumlngste Uumlbertragungsnetz in Deutschland In einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Millionen Menschen Wir fuumlhren unser Netz mit den Spannungsstufen 380000 und 220000 Volt Houmlchste Prioritaumlt hat fuumlr uns den Strom jederzeit sicher zuverlaumlssig und kostenefzient zu uumlbertragen Dafuumlr setzen unsere rund 1100 Mitshyarbeiter ihr Knowshyhow ein
Die Energiewelt von morgen
Die Bundesregierung verfolgt mit der Energiewende ein klares Ziel Bis 2040 sollen Windraumlder und Solarzellen im Jahresmittel 65 Prozent des in Deutschland benoumltigten Stroms liefern Er wird jedoch schwerpunktmaumlszligig nicht dort erzeugt wo er auch verbraucht wird ndash Windenergie vorrangig im Norden und Sonnenenergie vor allem im Suumlden Deutschlands Deshalb fieszligt immer mehr Strom uumlber groumlszligere Entfernungen durchs Netz um zum Kunden zu gelangen Um noch mehr regenerativ erzeugte Energie einspeisen und uumlber unser Netz transportieren zu koumlnnen erfuumlllen wir unseren gesetzlichen Auftrag und bauen es innerhalb der naumlchsten zehn Jahre an den notwendigen Stellen aus Indem wir unsere Leitungen auf die neuen Stromfuumlsse vorbereiten gestalten wir die Energiewelt von morgen aktiv mit
Verantwortung fuumlr Natur und Umwelt
Wir planen bauen und betreiben unser Netz unter den Praumlmissen oumlkonomischer und oumlkologischer Nachhaltigkeit Dies verstehen wir als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung Dazu gehoumlrt auch die Pfege unserer Freileitungstrassen ndash einer Flaumlche von rund 11000 Hektar Als erster Uumlbertragungsnetzbetreiber hat Amprion bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten ein BiotopmanagementshyKonzept entwickelt und umgesetzt Es gewaumlhrshyleistet den sicheren Betrieb unserer Leitungen und schuumltzt zugleich die Pfanzenshy und Tierwelt Die dazu notwenshydigen Pfegemaszlignahmen richten wir konsequent nach oumlkologischen Gesichtspunkten aus Im Dialog mit Beshyhoumlrden und Naturschutzverbaumlnden entwickeln wir fuumlr jeden Trassenabschnitt einen BiotopmanagementshyPlan der dazu beitraumlgt bestehende Lebensraumlume in ihrer Vielfalt zu erhalten ndash und zuweilen sogar einzigartige neue Biotope hervorbringt
BIOTOPMANAGEMENT3
Lebensraumlume unter Leitungen
Wir bei Amprion begreifen den Naturshy und Umweltschutz als einen wichtigen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung Um unser Stromnetz sicher und stoumlrungsfrei betreiben zu koumlnnen duumlrfen Pfanzen nicht zu nah an die Leiterseile heranwachsen Daher sind Pfegemaszlignahmen im Leitungsbereich unerlaumlsslich Die Art und Weise wie dies geschieht hat sich innerhalb der vergangenen 30 Jahre jedoch grundlegend geaumlndert
Die vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher ist auf unseren Trassen heutzutage nicht mehr uumlblich Stattdessen liegt der Fokus auf der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung wertvoller Lebensraumlume
Als Vorreiter einer oumlkologisch optimierten Trassenpfege verfolgen wir das Ziel Eingrife in Natur und Landschaft zu minimieren und sinnvolle Biotopstrukturen im Bereich unserer Leitungen zu foumlrdern Mit unseren BiotopshymanagementshyPlaumlnen stellen wir sicher dass die Pfegemaszlignahmen in Natur und Landschaft so schonend wie moumlgshylich erfolgen und die Lebensraumlume der dort vorkommenden Tiere erhalten bleiben und sich entwickeln koumlnnen Diesen bewaumlhrten Ansatz setzen wir faumlchendeckend in unserem gesamten Netzgebiet um
GEPFLEGTE FL AumlCHEN
Unsere Freileitungen uumlberspannen Flaumlchen mit vielfaumlltiger Vegetation Den groumlszligten Anteil machen Feldgehoumllze Alleen und Baumreihen aus Die nicht
dargestellten 10 Prozent setzen sich aus Flaumlchen ohnePfegebedarf wie Wegen Gaumlrten und Aumlckern
zusammen 38 23 15 14
Feldgehoumllze Alleen Wald Sukzessionsshy Gruumlnshy und Freifaumlche und Baumreihen faumlche Grasshy und Staudenfur
sowie Heidelandschaf
4 BIOTOPMANAGEMENT
Das Grundprinzip des Biotopmanagements
Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23
koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23
Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23
raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22
AUFWUCHS NACH MASS
Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es
dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher
wachsen als in der Spannfeldmitte
1
2
3
4
Normalschutzstreifen
Waldschutzstreifen
1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)
2 43
BIOTOPMANAGEMENT5
HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN
Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei
schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck
Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme
FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN
Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise
Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe
6 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT7
Planung Ziele amp Leitsaumltze
Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint
Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt
Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden
Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen
Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen
D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N
◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation
◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs
◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar
◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor
8 BIOTOPMANAGEMENT
Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme
Ablauf der Biotopmanagement-Planung
Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen
BIOTOPMANAGEMENT9
D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L
1 B E S TA N D S E R FA S S U N G
Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort
B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege
zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-
der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben
3 D I A L O G
Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab
M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden
ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen
Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen
dokumentiert sind
5 M O N I TO R I N G
In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert
10 BIOTOPMANAGEMENT
Einblick in den Biotopmanagement-Plan
Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind
BIOTOPMANAGEMENT11
11000 HEKTAR
umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen
TRASSENPFLEGE NACH PL AN
Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten
Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren
Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf
Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren
Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)
Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)
Freileitung
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
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AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
Lebensader Trasse ndash damit meinen wir unsere Stromleitungen die uumlber weite
Strecken durch freie Landschaften Waumllder und Wiesen fuumlhren Sie sind das
Ruumlckgrat der Stromversorgung ndash und zugleich Lebensraum fuumlr zahlreiche Tier-sowie Pflanzenarten Um einen sicheren
Stromtransport zu gewaumlhrleisten gilt der Vegetation unterhalb unserer Frei-
leitungen besondere Beachtung ndash denn Baumlume und Straumlucher sollten nicht zu dicht an die Leitungen heranwachsen
2 BIOTOPMANAGEMENT
Die Aufgaben von Amprion
Die Amprion GmbH betreibt mit 11000 Kilometern das laumlngste Uumlbertragungsnetz in Deutschland In einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Millionen Menschen Wir fuumlhren unser Netz mit den Spannungsstufen 380000 und 220000 Volt Houmlchste Prioritaumlt hat fuumlr uns den Strom jederzeit sicher zuverlaumlssig und kostenefzient zu uumlbertragen Dafuumlr setzen unsere rund 1100 Mitshyarbeiter ihr Knowshyhow ein
Die Energiewelt von morgen
Die Bundesregierung verfolgt mit der Energiewende ein klares Ziel Bis 2040 sollen Windraumlder und Solarzellen im Jahresmittel 65 Prozent des in Deutschland benoumltigten Stroms liefern Er wird jedoch schwerpunktmaumlszligig nicht dort erzeugt wo er auch verbraucht wird ndash Windenergie vorrangig im Norden und Sonnenenergie vor allem im Suumlden Deutschlands Deshalb fieszligt immer mehr Strom uumlber groumlszligere Entfernungen durchs Netz um zum Kunden zu gelangen Um noch mehr regenerativ erzeugte Energie einspeisen und uumlber unser Netz transportieren zu koumlnnen erfuumlllen wir unseren gesetzlichen Auftrag und bauen es innerhalb der naumlchsten zehn Jahre an den notwendigen Stellen aus Indem wir unsere Leitungen auf die neuen Stromfuumlsse vorbereiten gestalten wir die Energiewelt von morgen aktiv mit
Verantwortung fuumlr Natur und Umwelt
Wir planen bauen und betreiben unser Netz unter den Praumlmissen oumlkonomischer und oumlkologischer Nachhaltigkeit Dies verstehen wir als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung Dazu gehoumlrt auch die Pfege unserer Freileitungstrassen ndash einer Flaumlche von rund 11000 Hektar Als erster Uumlbertragungsnetzbetreiber hat Amprion bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten ein BiotopmanagementshyKonzept entwickelt und umgesetzt Es gewaumlhrshyleistet den sicheren Betrieb unserer Leitungen und schuumltzt zugleich die Pfanzenshy und Tierwelt Die dazu notwenshydigen Pfegemaszlignahmen richten wir konsequent nach oumlkologischen Gesichtspunkten aus Im Dialog mit Beshyhoumlrden und Naturschutzverbaumlnden entwickeln wir fuumlr jeden Trassenabschnitt einen BiotopmanagementshyPlan der dazu beitraumlgt bestehende Lebensraumlume in ihrer Vielfalt zu erhalten ndash und zuweilen sogar einzigartige neue Biotope hervorbringt
BIOTOPMANAGEMENT3
Lebensraumlume unter Leitungen
Wir bei Amprion begreifen den Naturshy und Umweltschutz als einen wichtigen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung Um unser Stromnetz sicher und stoumlrungsfrei betreiben zu koumlnnen duumlrfen Pfanzen nicht zu nah an die Leiterseile heranwachsen Daher sind Pfegemaszlignahmen im Leitungsbereich unerlaumlsslich Die Art und Weise wie dies geschieht hat sich innerhalb der vergangenen 30 Jahre jedoch grundlegend geaumlndert
Die vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher ist auf unseren Trassen heutzutage nicht mehr uumlblich Stattdessen liegt der Fokus auf der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung wertvoller Lebensraumlume
Als Vorreiter einer oumlkologisch optimierten Trassenpfege verfolgen wir das Ziel Eingrife in Natur und Landschaft zu minimieren und sinnvolle Biotopstrukturen im Bereich unserer Leitungen zu foumlrdern Mit unseren BiotopshymanagementshyPlaumlnen stellen wir sicher dass die Pfegemaszlignahmen in Natur und Landschaft so schonend wie moumlgshylich erfolgen und die Lebensraumlume der dort vorkommenden Tiere erhalten bleiben und sich entwickeln koumlnnen Diesen bewaumlhrten Ansatz setzen wir faumlchendeckend in unserem gesamten Netzgebiet um
GEPFLEGTE FL AumlCHEN
Unsere Freileitungen uumlberspannen Flaumlchen mit vielfaumlltiger Vegetation Den groumlszligten Anteil machen Feldgehoumllze Alleen und Baumreihen aus Die nicht
dargestellten 10 Prozent setzen sich aus Flaumlchen ohnePfegebedarf wie Wegen Gaumlrten und Aumlckern
zusammen 38 23 15 14
Feldgehoumllze Alleen Wald Sukzessionsshy Gruumlnshy und Freifaumlche und Baumreihen faumlche Grasshy und Staudenfur
sowie Heidelandschaf
4 BIOTOPMANAGEMENT
Das Grundprinzip des Biotopmanagements
Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23
koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23
Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23
raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22
AUFWUCHS NACH MASS
Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es
dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher
wachsen als in der Spannfeldmitte
1
2
3
4
Normalschutzstreifen
Waldschutzstreifen
1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)
2 43
BIOTOPMANAGEMENT5
HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN
Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei
schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck
Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme
FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN
Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise
Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe
6 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT7
Planung Ziele amp Leitsaumltze
Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint
Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt
Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden
Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen
Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen
D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N
◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation
◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs
◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar
◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor
8 BIOTOPMANAGEMENT
Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme
Ablauf der Biotopmanagement-Planung
Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen
BIOTOPMANAGEMENT9
D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L
1 B E S TA N D S E R FA S S U N G
Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort
B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege
zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-
der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben
3 D I A L O G
Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab
M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden
ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen
Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen
dokumentiert sind
5 M O N I TO R I N G
In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert
10 BIOTOPMANAGEMENT
Einblick in den Biotopmanagement-Plan
Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind
BIOTOPMANAGEMENT11
11000 HEKTAR
umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen
TRASSENPFLEGE NACH PL AN
Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten
Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren
Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf
Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren
Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)
Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)
Freileitung
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
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AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
2 BIOTOPMANAGEMENT
Die Aufgaben von Amprion
Die Amprion GmbH betreibt mit 11000 Kilometern das laumlngste Uumlbertragungsnetz in Deutschland In einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen transportieren wir Strom fuumlr mehr als 29 Millionen Menschen Wir fuumlhren unser Netz mit den Spannungsstufen 380000 und 220000 Volt Houmlchste Prioritaumlt hat fuumlr uns den Strom jederzeit sicher zuverlaumlssig und kostenefzient zu uumlbertragen Dafuumlr setzen unsere rund 1100 Mitshyarbeiter ihr Knowshyhow ein
Die Energiewelt von morgen
Die Bundesregierung verfolgt mit der Energiewende ein klares Ziel Bis 2040 sollen Windraumlder und Solarzellen im Jahresmittel 65 Prozent des in Deutschland benoumltigten Stroms liefern Er wird jedoch schwerpunktmaumlszligig nicht dort erzeugt wo er auch verbraucht wird ndash Windenergie vorrangig im Norden und Sonnenenergie vor allem im Suumlden Deutschlands Deshalb fieszligt immer mehr Strom uumlber groumlszligere Entfernungen durchs Netz um zum Kunden zu gelangen Um noch mehr regenerativ erzeugte Energie einspeisen und uumlber unser Netz transportieren zu koumlnnen erfuumlllen wir unseren gesetzlichen Auftrag und bauen es innerhalb der naumlchsten zehn Jahre an den notwendigen Stellen aus Indem wir unsere Leitungen auf die neuen Stromfuumlsse vorbereiten gestalten wir die Energiewelt von morgen aktiv mit
Verantwortung fuumlr Natur und Umwelt
Wir planen bauen und betreiben unser Netz unter den Praumlmissen oumlkonomischer und oumlkologischer Nachhaltigkeit Dies verstehen wir als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung Dazu gehoumlrt auch die Pfege unserer Freileitungstrassen ndash einer Flaumlche von rund 11000 Hektar Als erster Uumlbertragungsnetzbetreiber hat Amprion bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten ein BiotopmanagementshyKonzept entwickelt und umgesetzt Es gewaumlhrshyleistet den sicheren Betrieb unserer Leitungen und schuumltzt zugleich die Pfanzenshy und Tierwelt Die dazu notwenshydigen Pfegemaszlignahmen richten wir konsequent nach oumlkologischen Gesichtspunkten aus Im Dialog mit Beshyhoumlrden und Naturschutzverbaumlnden entwickeln wir fuumlr jeden Trassenabschnitt einen BiotopmanagementshyPlan der dazu beitraumlgt bestehende Lebensraumlume in ihrer Vielfalt zu erhalten ndash und zuweilen sogar einzigartige neue Biotope hervorbringt
BIOTOPMANAGEMENT3
Lebensraumlume unter Leitungen
Wir bei Amprion begreifen den Naturshy und Umweltschutz als einen wichtigen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung Um unser Stromnetz sicher und stoumlrungsfrei betreiben zu koumlnnen duumlrfen Pfanzen nicht zu nah an die Leiterseile heranwachsen Daher sind Pfegemaszlignahmen im Leitungsbereich unerlaumlsslich Die Art und Weise wie dies geschieht hat sich innerhalb der vergangenen 30 Jahre jedoch grundlegend geaumlndert
Die vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher ist auf unseren Trassen heutzutage nicht mehr uumlblich Stattdessen liegt der Fokus auf der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung wertvoller Lebensraumlume
Als Vorreiter einer oumlkologisch optimierten Trassenpfege verfolgen wir das Ziel Eingrife in Natur und Landschaft zu minimieren und sinnvolle Biotopstrukturen im Bereich unserer Leitungen zu foumlrdern Mit unseren BiotopshymanagementshyPlaumlnen stellen wir sicher dass die Pfegemaszlignahmen in Natur und Landschaft so schonend wie moumlgshylich erfolgen und die Lebensraumlume der dort vorkommenden Tiere erhalten bleiben und sich entwickeln koumlnnen Diesen bewaumlhrten Ansatz setzen wir faumlchendeckend in unserem gesamten Netzgebiet um
GEPFLEGTE FL AumlCHEN
Unsere Freileitungen uumlberspannen Flaumlchen mit vielfaumlltiger Vegetation Den groumlszligten Anteil machen Feldgehoumllze Alleen und Baumreihen aus Die nicht
dargestellten 10 Prozent setzen sich aus Flaumlchen ohnePfegebedarf wie Wegen Gaumlrten und Aumlckern
zusammen 38 23 15 14
Feldgehoumllze Alleen Wald Sukzessionsshy Gruumlnshy und Freifaumlche und Baumreihen faumlche Grasshy und Staudenfur
sowie Heidelandschaf
4 BIOTOPMANAGEMENT
Das Grundprinzip des Biotopmanagements
Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23
koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23
Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23
raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22
AUFWUCHS NACH MASS
Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es
dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher
wachsen als in der Spannfeldmitte
1
2
3
4
Normalschutzstreifen
Waldschutzstreifen
1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)
2 43
BIOTOPMANAGEMENT5
HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN
Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei
schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck
Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme
FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN
Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise
Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe
6 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT7
Planung Ziele amp Leitsaumltze
Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint
Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt
Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden
Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen
Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen
D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N
◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation
◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs
◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar
◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor
8 BIOTOPMANAGEMENT
Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme
Ablauf der Biotopmanagement-Planung
Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen
BIOTOPMANAGEMENT9
D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L
1 B E S TA N D S E R FA S S U N G
Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort
B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege
zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-
der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben
3 D I A L O G
Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab
M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden
ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen
Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen
dokumentiert sind
5 M O N I TO R I N G
In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert
10 BIOTOPMANAGEMENT
Einblick in den Biotopmanagement-Plan
Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind
BIOTOPMANAGEMENT11
11000 HEKTAR
umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen
TRASSENPFLEGE NACH PL AN
Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten
Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren
Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf
Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren
Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)
Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)
Freileitung
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
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AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
BIOTOPMANAGEMENT3
Lebensraumlume unter Leitungen
Wir bei Amprion begreifen den Naturshy und Umweltschutz als einen wichtigen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung Um unser Stromnetz sicher und stoumlrungsfrei betreiben zu koumlnnen duumlrfen Pfanzen nicht zu nah an die Leiterseile heranwachsen Daher sind Pfegemaszlignahmen im Leitungsbereich unerlaumlsslich Die Art und Weise wie dies geschieht hat sich innerhalb der vergangenen 30 Jahre jedoch grundlegend geaumlndert
Die vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher ist auf unseren Trassen heutzutage nicht mehr uumlblich Stattdessen liegt der Fokus auf der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung wertvoller Lebensraumlume
Als Vorreiter einer oumlkologisch optimierten Trassenpfege verfolgen wir das Ziel Eingrife in Natur und Landschaft zu minimieren und sinnvolle Biotopstrukturen im Bereich unserer Leitungen zu foumlrdern Mit unseren BiotopshymanagementshyPlaumlnen stellen wir sicher dass die Pfegemaszlignahmen in Natur und Landschaft so schonend wie moumlgshylich erfolgen und die Lebensraumlume der dort vorkommenden Tiere erhalten bleiben und sich entwickeln koumlnnen Diesen bewaumlhrten Ansatz setzen wir faumlchendeckend in unserem gesamten Netzgebiet um
GEPFLEGTE FL AumlCHEN
Unsere Freileitungen uumlberspannen Flaumlchen mit vielfaumlltiger Vegetation Den groumlszligten Anteil machen Feldgehoumllze Alleen und Baumreihen aus Die nicht
dargestellten 10 Prozent setzen sich aus Flaumlchen ohnePfegebedarf wie Wegen Gaumlrten und Aumlckern
zusammen 38 23 15 14
Feldgehoumllze Alleen Wald Sukzessionsshy Gruumlnshy und Freifaumlche und Baumreihen faumlche Grasshy und Staudenfur
sowie Heidelandschaf
4 BIOTOPMANAGEMENT
Das Grundprinzip des Biotopmanagements
Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23
koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23
Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23
raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22
AUFWUCHS NACH MASS
Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es
dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher
wachsen als in der Spannfeldmitte
1
2
3
4
Normalschutzstreifen
Waldschutzstreifen
1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)
2 43
BIOTOPMANAGEMENT5
HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN
Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei
schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck
Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme
FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN
Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise
Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe
6 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT7
Planung Ziele amp Leitsaumltze
Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint
Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt
Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden
Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen
Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen
D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N
◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation
◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs
◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar
◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor
8 BIOTOPMANAGEMENT
Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme
Ablauf der Biotopmanagement-Planung
Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen
BIOTOPMANAGEMENT9
D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L
1 B E S TA N D S E R FA S S U N G
Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort
B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege
zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-
der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben
3 D I A L O G
Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab
M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden
ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen
Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen
dokumentiert sind
5 M O N I TO R I N G
In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert
10 BIOTOPMANAGEMENT
Einblick in den Biotopmanagement-Plan
Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind
BIOTOPMANAGEMENT11
11000 HEKTAR
umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen
TRASSENPFLEGE NACH PL AN
Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten
Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren
Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf
Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren
Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)
Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)
Freileitung
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
wwwbvdm-onlinede
AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
4 BIOTOPMANAGEMENT
Das Grundprinzip des Biotopmanagements
Die Pfege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand Dabei folgen wir dem Grundshysatz Baumlume und Straumlucher so gezielt schonend und vorausschauend wie moumlglich zuruumlckzuschneiden Grundshysaumltzlich zielen unsere Pfegemaszlignahmen darauf ab einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegeshytation zu schafen Deshalb entfernen wir schnellwuumlchsige Baumshy und Straucharten und foumlrdern langsam wachshysende Wir beruumlcksichtigen dabei auch raumlumliche Unterschiede Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnaumlhe S23
koumlnnen Baumlume und Straumlucher deutlich houmlher wachsen als in der Spannfeldmitte wodurch ein fieszligender S23
Uumlbergang zum angrenzenden Wirtschafswald entstehen kann Die gestuften stabilen und strukturreichen Waldshy S23
raumlnder bieten abwechslungsreiche Lebensraumlume fuumlr eine Vielfalt schuumltzenswerter Arten So sichern wir den Betrieb unserer Freileitungen und erhalten bzw foumlrdern bestehende Biotope S22
AUFWUCHS NACH MASS
Die Vegetation auf der Trasse darf nicht zu dicht an das Leiterseil heranwachsen Dabei ist auch zu beachten wie stark sich das Leiterseil bei Erwaumlrmung ausdehnt ndash und wie weit es
dann maximal ausschwingen kann In Mastnaumlhe und am Rand des Schutzstreifens koumlnnen Straumlucher und Baumlume houmlher
wachsen als in der Spannfeldmitte
1
2
3
4
Normalschutzstreifen
Waldschutzstreifen
1 Durchhang des ruhenden Durchhang des ausgeschwunshy Fallkurve des Randbaumes bei Begrenzung der Endwuchshoumlhe Leiterseiles genen Leiterseiles erreichter Endwuchshoumlhe durch Foumlrderung von (bei 80degC + Reckwert nach (bei 40degC + Reckwert nach Waldrandstrukturen DIN VDE 0210) DIN VDE 0210)
2 43
BIOTOPMANAGEMENT5
HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN
Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei
schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck
Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme
FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN
Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise
Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe
6 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT7
Planung Ziele amp Leitsaumltze
Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint
Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt
Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden
Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen
Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen
D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N
◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation
◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs
◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar
◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor
8 BIOTOPMANAGEMENT
Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme
Ablauf der Biotopmanagement-Planung
Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen
BIOTOPMANAGEMENT9
D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L
1 B E S TA N D S E R FA S S U N G
Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort
B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege
zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-
der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben
3 D I A L O G
Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab
M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden
ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen
Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen
dokumentiert sind
5 M O N I TO R I N G
In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert
10 BIOTOPMANAGEMENT
Einblick in den Biotopmanagement-Plan
Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind
BIOTOPMANAGEMENT11
11000 HEKTAR
umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen
TRASSENPFLEGE NACH PL AN
Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten
Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren
Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf
Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren
Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)
Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)
Freileitung
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
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Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
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GESTALTUNG
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FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
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78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
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~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
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Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
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BIOTOPMANAGEMENT5
HEUTIGER PFLEGEGRUNDSATZ HAumlUFIGER UND EXTENSIV EINGREIFEN
Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schafen greifen wir heute haumlufger ein Dabei
schneiden wir Baumlume und Straumlucher moumlglichst schonend und vorausschauend zuruumlck
Vor der Pfegemaszlignahme Nach der Pfegemaszlignahme
FRUumlHERER PFLEGEGRUNDSATZ SELTEN UND INTENSIV EINGREIFEN
Fruumlher wurden seltene dafuumlr aber intensive Pfegemaszlignahmen durchgefuumlhrt Dabei wurden die Baumlume und Straumlucher auf der Trasse vollstaumlndig entnommen ndash es entstand eine Schneise
Gleichfoumlrmiger Trassenbewuchs Pfegemaszlignahme vollstaumlndige Entnahme der Baumlume und Straumlucher in Leitungsnaumlhe
6 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT7
Planung Ziele amp Leitsaumltze
Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint
Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt
Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden
Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen
Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen
D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N
◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation
◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs
◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar
◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor
8 BIOTOPMANAGEMENT
Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme
Ablauf der Biotopmanagement-Planung
Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen
BIOTOPMANAGEMENT9
D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L
1 B E S TA N D S E R FA S S U N G
Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort
B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege
zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-
der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben
3 D I A L O G
Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab
M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden
ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen
Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen
dokumentiert sind
5 M O N I TO R I N G
In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert
10 BIOTOPMANAGEMENT
Einblick in den Biotopmanagement-Plan
Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind
BIOTOPMANAGEMENT11
11000 HEKTAR
umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen
TRASSENPFLEGE NACH PL AN
Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten
Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren
Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf
Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren
Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)
Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)
Freileitung
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
wwwbvdm-onlinede
AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
6 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT7
Planung Ziele amp Leitsaumltze
Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint
Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt
Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden
Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen
Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen
D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N
◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation
◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs
◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar
◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor
8 BIOTOPMANAGEMENT
Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme
Ablauf der Biotopmanagement-Planung
Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen
BIOTOPMANAGEMENT9
D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L
1 B E S TA N D S E R FA S S U N G
Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort
B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege
zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-
der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben
3 D I A L O G
Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab
M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden
ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen
Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen
dokumentiert sind
5 M O N I TO R I N G
In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert
10 BIOTOPMANAGEMENT
Einblick in den Biotopmanagement-Plan
Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind
BIOTOPMANAGEMENT11
11000 HEKTAR
umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen
TRASSENPFLEGE NACH PL AN
Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten
Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren
Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf
Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren
Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)
Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)
Freileitung
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
wwwbvdm-onlinede
AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
BIOTOPMANAGEMENT7
Planung Ziele amp Leitsaumltze
Unsere BiotopmanagementshyPlanung ist ein innovatives Konzept zur Trassenpfege das sowohl oumlkologische als auch oumlkonomische Vorteile vereint
Im Mittelpunkt steht der Grundsatz bestehende Biotope so zu pfegen dass der Leitungsbetrieb nicht gestoumlrt wird und sich die Naturraumlume auf unseren Trassen langfristig entwickeln koumlnnen Dementsprechend beinhaltet das Konzept Pfegemaszlignahmen zur Foumlrderung und Weiterentwicklung regionaltypischer Vegetation Die Basis fuumlr die Umsetzung der Trassenpfege bilden die von uns erstellten BiotopmanagementshyPlaumlne Alle Flaumlchen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und in sogenannte Pfegeeinheiten unterteilt
Die Planungen fuumlr das Biotopmanagement erfolgen in enger Abstimmung mit externen Fachleuten wie zum Beishyspiel Biologen Naturschutzshy und Forstbehoumlrden Mit lokalen Verbaumlnden und Grundstuumlckseigentuumlmern treten wir einzelfallspezifsch in den Dialog Die jeweiligen Pfegemaszlignahmen werden uumlber einen Zeitraum von zehn Jahren geplant und dokumentiert Da es uns wichtig ist der Entwicklung der oumlrtlichen Biotopstruktur und den jeweils aktuellen Naturbelangen Rechnung zu tragen kontrollieren wir die BiotopmanagementshyPlaumlne in regelmaumlszligigen Abstaumlnden
Durch das Biotopmanagement beruumlcksichtigen wir die spezifschen Standortbedingungen unter unseren Leitunshygen ndash immer im Sinne eines harmonischen Landschaftsbildes und stabiler Biotopstrukturen Ganz nebenbei beweisen wir mit unserem Ansatz dass Naturschutz und Kostenbewusstsein keinen Widerspruch darstellen Die Pfege nach dem BiotopmanagementshyKonzept von Amprion ist nicht teurer als herkoumlmmliche Maszlignahmen
Unser wichtigster Leitsatz ist es haumlufger kleinfaumlchiger und schonender statt selten und intensiv zu pfegen
D E R B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N
◼ beinhaltet Vorgaben und Ziele zur Entwicklung der Vegetation
◼ bildet die Basis fuumlr die jaumlhrliche Aufnahme des Pfegebedarfs
◼ stellt Pfegeeinheiten also die Zusammensetzung der Vegetation einzelner Teilbereiche der Trasse und die hierfuumlr empfohlenen Pfegemaszlignahmen dar
◼ gibt sinnvolle Zeitintervalle fuumlr die Umsetzung der Pfegemaszlignahmen vor
8 BIOTOPMANAGEMENT
Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme
Ablauf der Biotopmanagement-Planung
Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen
BIOTOPMANAGEMENT9
D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L
1 B E S TA N D S E R FA S S U N G
Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort
B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege
zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-
der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben
3 D I A L O G
Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab
M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden
ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen
Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen
dokumentiert sind
5 M O N I TO R I N G
In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert
10 BIOTOPMANAGEMENT
Einblick in den Biotopmanagement-Plan
Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind
BIOTOPMANAGEMENT11
11000 HEKTAR
umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen
TRASSENPFLEGE NACH PL AN
Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten
Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren
Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf
Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren
Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)
Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)
Freileitung
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
wwwbvdm-onlinede
AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
8 BIOTOPMANAGEMENT
Von der Kartierung zur Pflegemaszlignahme
Ablauf der Biotopmanagement-Planung
Im ersten Schritt erfassen und bewerten Sachverstaumlndige (Biologen Landespfeger Forstwirte) die bestehende Vegetation im jeweiligen Leitungsabschnitt Anschlieszligend stimmen wir zur jeweiligen VorshyOrtshySituation passende Pfegemaszlignahmen ab Hierbei beruumlcksichtigen wir oumlkologische technische und oumlkonomische Aspekte Auf dieser Basis entsteht unsere BiotopmanagementshyPlanung Der ZehnshyJahresshyPlan wird auch den lokalen Behoumlrden und Naturschutzverbaumlnden vorgestellt Denn Transparenz schaft Verstaumlndnis Und nur indem wir mit allen Beteiligten in den Dialog treten koumlnnen wir die Notwendigkeit der Trassenpfege verdeutlichen
BIOTOPMANAGEMENT9
D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L
1 B E S TA N D S E R FA S S U N G
Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort
B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege
zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-
der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben
3 D I A L O G
Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab
M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden
ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen
Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen
dokumentiert sind
5 M O N I TO R I N G
In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert
10 BIOTOPMANAGEMENT
Einblick in den Biotopmanagement-Plan
Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind
BIOTOPMANAGEMENT11
11000 HEKTAR
umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen
TRASSENPFLEGE NACH PL AN
Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten
Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren
Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf
Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren
Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)
Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)
Freileitung
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
wwwbvdm-onlinede
AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
BIOTOPMANAGEMENT9
D I E V O R G E H E N S W E I S E I M D E TA I L
1 B E S TA N D S E R FA S S U N G
Um den Biotopmanagement-Plan zu erstellen erfassen wir zunaumlchst die Vegetation vor Ort
B I OTO P M A N A G E M E N T- P L A N 2 Der Plan enthaumllt Vorschlaumlge fuumlr die Art der Pfege
zum Beispiel bdquoauf den Stock setzenldquo (siehe S 12) Wie viele Baumlume entnommen werden sollen wird entwe-
der als Stuumlckzahl (Einzelentnahmen) oder in Prozent (Flaumlchenentnahmen) auf dem Plan angegeben
3 D I A L O G
Nach der Begutachtung der Trassen und der Ent-wicklung eines Pfegeplans stimmen wir die notwendigen Maszlignahmen mit allen beteiligten Akteuren im jeweiligen Leitungsabschnitt ab
M A S S N A H M E N U M S E T Z U N G 4 Die beschlossenen Pfegemaszlignahmen werden
ausschlieszliglich von qualifzierten Fachbetrieben umgesetzt Fuumlr die Umsetzung der einzelnen
Schritte hat Amprion eine Datenbank eingerichtet in der die jeweiligen Trassenpfegemaszlignahmen
dokumentiert sind
5 M O N I TO R I N G
In jaumlhrlichem Turnus uumlberpruumlfen wir alle Trassen-abschnitte im Amprion-Netz Unsere Mitarbeiter erfassen dabei die aktuelle Vegetation und kontrol-lieren die durchgefuumlhrten Pfegemaszlignahmen Auf Basis des Biotopmanagement-Plans werden dann individuelle Pfegebedarfe fuumlr das Jahr identifziert
10 BIOTOPMANAGEMENT
Einblick in den Biotopmanagement-Plan
Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind
BIOTOPMANAGEMENT11
11000 HEKTAR
umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen
TRASSENPFLEGE NACH PL AN
Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten
Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren
Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf
Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren
Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)
Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)
Freileitung
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
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amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
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Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
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AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
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10 BIOTOPMANAGEMENT
Einblick in den Biotopmanagement-Plan
Eine BiotopmanagementshyPlanung besteht aus zwei Teilen einem Kartenwerk und einem Textteil fuumlr jede Pfegeshyeinheit Letzterer enthaumllt grundlegende Informationen zu Biotoptyp und Flora Daruumlber hinaus werden Pfegearten sowie shyziele und Besonderheiten dokumentiert Anhand der detaillierten Ortsangabe koumlnnen die jeweiligen Abschnitte den Kreisen bzw Staumldten und Behoumlrden zugeordnet werden die verwaltungsrechtlich zustaumlndig sind
BIOTOPMANAGEMENT11
11000 HEKTAR
umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen
TRASSENPFLEGE NACH PL AN
Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten
Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren
Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf
Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren
Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)
Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)
Freileitung
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
wwwbvdm-onlinede
AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
BIOTOPMANAGEMENT11
11000 HEKTAR
umfasst die Flaumlche die wir im Rahmen unseres Biotopmanagements betreuen
TRASSENPFLEGE NACH PL AN
Amprion hat alle Flaumlchen unter den Stromleitungen kartografert und in Biotope eingeteilt Das ist wichtig um die Vielfalt der Pfanzen- und Tierwelt zu erhalten
Pfege von Waldrandstrukturen in einem Turnus von vier bis sechs Jahren
Einzelentnahmen von leitungsshygefaumlhrdendem Aufwuchs selektive Vorwuchsentnahme (kleinfaumlchig) nach Bedarf
Entbuschen in einem Turnus von vier bis sieben Jahren
Waldrandgestaltung (Abruumlcken des Waldrandes)
Verkehrswege (Weg Bahnlinien etc)
Freileitung
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
wwwbvdm-onlinede
AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
12 BIOTOPMANAGEMENT
Pfegemaszlignahmen
Im Sinne des Naturschutzes fnden alle Pfegemaszlignahmen ausschlieszliglich zwischen Anfang Oktober und Ende Februar statt In diesem Zeitraum entnehmen die beauftragten Betriebe die vorgesehenen Gehoumllze gemaumlszlig den folgenden Vorgaben
Einzelentnahme Baumlume die naumlher als fuumlnf Meter an das Leiterseil herangewachsen sind oder diesen Abstand in den naumlchsten zwei Jahren unterschreiten werden farbig markiert und so fuumlr die Entnahme gekennzeichnet Im Fokus stehen dabei schnellwachsende Arten wie Pappel Erle Weide Fichte und Birke
Gruppenentnahme Auch die selektive Durchforstung verfolgt das Ziel schnellwuumlchsige Baumarten im sicheren Abstand zum Leitershy S23
seil zu halten Die Entnahme der entsprechenden Gewaumlchse ist in vier Pfegeintensitaumltsstufen eingeteilt So wird festgelegt ob sie komplett zur Haumllfte zu einem Drittel oder zu zehn Prozent entfernt werden
Flaumlchige Maszlignahmen
◼ Auf den Stock setzen Laubbaumarten wie Eiche Hainbuche und Esche sowie Haselshy Holundershy oder Hartriegelstraumlucher werden in 30 Zentimeter Houmlhe uumlber dem Wurzelstock abgeschnitten Der Neuaustrieb (bdquoStockausschlagldquo) verjuumlngt den Wald Es entstehen niederwaldartige Strukturen S22
◼ Mahd Das Maumlhen dient der Erhaltung bestehender niedrigwuumlchsiger Pfanzenarten Aufwachsende Junggehoumllze werden mit der Mahd ebenfalls entfernt
◼ Mulchen Hierbei wird der Boden in ausgewaumlhlten Bereichen mit organischem Material das noch nicht verrottet ist beshydeckt Die Pfegemaszlignahme verhindert den schnellen Aufwuchs (bdquoSukzessionsaufwuchsldquo) neuer Pfanzen S23
Indem wir die sogenannte bdquoVerbuschungldquo vermindern erhalten und entwickeln wir ofene Flaumlchen
BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
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GESTALTUNG
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FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
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78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
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BIOTOPMANAGEMENT13
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
wwwbvdm-onlinede
AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
14 BIOTOPMANAGEMENT
Trassenpflege ndash Eine Chance fuumlr den Naturschutz SEIT UumlBER 20 JAHREN ENGAGIERT SICH AMPRION IM BEREICH DER TRASSENPFLEGE
WEIT UumlBER DEN GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN RAHMEN HINAUS DAMIT NIMMT DAS UNTERNEHMEN EINE VORREITERROLLE IM BEREICH DES NATUR- UND
L ANDSCHAFTSSCHUTZES EIN VIER FRAGEN AN CL AUDIA JAEHRLING
WODURCH ZEICHNET SICH DAS KONZEPT DER BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG BEI AMPRION AUS
CL AUDIA JAEHRLING (CJ) Vor allem dadurch dass wir den oumlrtlichen Gegebenheiten in hohem Maszlige Rechnung tragen Amprion arbeitet zwar in seinem gesamten Netzgebiet nach standardisierten Pfegegrundsaumltzen dabei werden jedoch die einzelnen Maszlignahmen individuell an die jeweilige lokale Biotopstruktur angepasst So sichern wir die Qualitaumlt unserer Pfegemaszlignahmen und es koumlnnen einzigartige Biotope entstehen
WARUM IST ES AMPRION WICHTIG SICH IN DIESEM MASSE FUumlR DEN
NATURSCHUTZ EINZUSETZEN
CJ Wir bezeichnen unsere Stromleitungen gerne als die Visitenkarten unseres Unternehshymens ndash und als Lebensadern der Volkswirtschaft Dabei vergessen wir aber nicht dass die Trassen in denen sie verlaufen ebenfalls Lebensadern darstellen Schlieszliglich beherbergen
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
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amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
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AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
BIOTOPMANAGEMENT15
sie zahlreiche Pfanzen und Tiere darunter seltene Arten die unter besonderem Schutz stehen Wir sehen es als unsere Verantwortung an diese Vielfalt zu erhalten und zu foumlrdern Dazu buumlndeln wir Knowshyhow aus den unterschiedlichsten Bereichen Bei Amprion arbeiten zahlreiche Fachleute aus Forstshy und Landwirtschaft sowie weitere auf das Bioshytopmanagement und die Trassenpfege spezialisierte Mitarbeiter Unsere interdisziplinaumlren Teams ziehen an einem Strang ndash und bringen ihre Erfahrungen bei Bedarf auch gerne in Forschungsshy oder Naturschutzprojekte ein So entsteht ein wertvoller Wissenstransfer der ebenfalls unserem Selbstverstaumlndnis als Unternehmen entspricht
IM ZUGE DES NETZAUSBAUS KOMMEN AUF PILOTSTRECKEN AUCH
ERDKABEL IM UumlBERTRAGUNGSNETZ ZUM EINSATZ SIND DIE ENTSPRE-
CHENDEN TRASSEN WENIGER PFLEGEINTENSIV
CJ Im Gegenteil Wo Kabel unterirdisch verlaufen muss in der Regel mehr Ruumlckschnitt erfolgen als bei Freileitungen Da die Trassen in Waldbereichen frei von tiefwurzelnden Baumlumen und Straumluchern bleiben und die Kabel bei einem Fehlerfall schnell zugaumlnglich sein muumlssen ist der Pfegeaufwand deutlich houmlher
RUumlCKBLICKEND AUF UumlBER 20 JAHRE BIOTOPMANAGEMENT-
PL ANUNG WELCHE ERGEBNISSE SIND BESONDERS
ERWAumlHNENSWERT
CJ Besonders erfreulich ist der Erfolg unserer Maszlignahmen in gefaumlhrdeten Lebensraumlumen wie Trockenshy und Feuchtbiotopen Ebenso die Tatsache dass Lebensraumlume die aus dem Biotopmanagement hervorgegangen sind vernetzt werden koumlnnen Dies beobachten wir unter anderem bei der Wiederverbreitung der Schlingnatter in NordrheinshyWestfalen Doch auch entlang der 2000 Kilometer auf denen unsere Trassen den Wald durchqueren traumlgt unser Konzept Fruumlchte Mit der Zeit sind gezielt niederwaldartige Strukturen entshystanden in denen eine Vielzahl von Tieren und Pfanzen lebt Dazu gehoumlren verschiedene Fledermausarten sowie das selten gewordene Haselhuhn das ofene und abwechslungsshyreiche Waldbereiche benoumltigt Mit unseren Pfegemaszlignahmen foumlrdern wir Kulturlandschafshyten die durch die heutige intensive Form der Landnutzung zusehends zuruumlckgedraumlngt werden Dass einige unserer Trassenbereiche als deutsche oder sogar europaumlische Naturshyschutzgebiete (zB FFHshyGebiet) ausgewiesen wurden bestaumltigt die Wirksamkeit unserer Pfegemaszlignahmen Der Bau und Betrieb von Stromleitungen muss also keinesfalls im Widerspruch zum Naturshy Landschaftsshy und Vogelschutz stehen
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
wwwbvdm-onlinede
AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
16 BIOTOPMANAGEMENT
Marscheider Wald ndash Ein Refugium fuumlr Reptilien
Seit Beginn unserer oumlkologisch ausgerichteten Trassenpfege initiieren und unterstuumltzen wir lokale Artenshy und Gebietsschutzprojekte im Bereich unserer Freileitungen Ein Beispiel ist die Trasse HattingenshyRonsdorf die im Osten Wuppertals den Marscheider Wald durchquert Hier bewahren und entwickeln wir gezielt die Lebensshyraumqualitaumlt fuumlr Reptilien
Der Hintergrund Die Schlingnatter steht in NordrheinshyWestfalen auf der Roten Liste der gefaumlhrdeten Arten Seit 1985 war es Naturschuumltzern uumlber zehn Jahre nicht gelungen am Rande des Marscheider Waldes wo die Schlangenart fruumlher weit verbreitet war die Existenz der Tiere nachzuweisen Die Schlingnatter ist Leitart fuumlr durch Heidevegetation gepraumlgte strukturreiche trockenshywarme Biotope
S22
S22
Ein oumlkologisches Planungsbuumlro wies schlieszliglich die wahrscheinlich letzte SchlingnattershyPopulation im Marscheider Wald nach ndash in einem kleinen Teilbereich unserer Trasse Die damaligen Leitungsbetreiber leisteten Pioniershyarbeit und erstellten mit einem der ersten BiotopmanagementshyPlaumlne ein speziell zugeschnittenes Konzept Es galt die 16 Hektar groszlige Flaumlche dauerhaft ofen zu halten und die Heidevegetation faumlchig zu entwickeln
Mit Erfolg Da wir die beschattenden Gehoumllze in den folgenden 20 Jahren regelmaumlszligig entfernt haben blieb das Biotop dauerhaft besonnt Daruumlber hinaus haben wir in Kooperation mit Partnern aus der Arbeitsgruppe eine groszlige Natursteinmauer und Schnittholzstapel angelegt ndash sie bilden perfekte Refugien fuumlr die Schlingnatter Positive Auswirkungen auf Insekten und Voumlgel sind ebenfalls erkennbar
Heute bietet die Freileitungstrasse zwischen Hattingen und Wuppertal mit ihrer ofenen Vegetation einen optimalen Lebensraum fuumlr die seltene Schlangenart Die Population hat sich erholt und ist stabil ndash ein Ergebnis das in hohem Maszlige auf unsere Pfegemaszlignahmen zuruumlckzufuumlhren ist Aktuelle Funde belegen dass sich die Schlingnatshyter inzwischen auch in benachbarten Gebieten weiter verbreitet hat Teilpopulationen auf angrenzenden Flaumlchen wurden nachgewiesen und Maszlignahmen zur Vernetzung der Lebensraumlume getrofen So ist in gemeinschaftlicher Arbeit mit Partnern aus dem ehrenamtlichen und berufichen Naturschutz der Unteren Landschaftsbehoumlrde der Stadt Wuppertal dem Landesbetrieb Wald und Holz und dem Landesamt fuumlr Natur Umwelt und Verbrauchershyschutz (LANUV) uumlber die Jahre ein uumlberaus wirksames Artenschutzkonzept entstanden 2014 wurde es vom Deutschen Verband fuumlr Landschaftspfege (DVL) mit dem ersten Preis in der Sparte bdquoVorbildliche Projekteldquo ausshygezeichnet
BIOTOPMANAGEMENT17
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
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Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
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Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
wwwbvdm-onlinede
AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
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18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
wwwbvdm-onlinede
AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
18 BIOTOPMANAGEMENT
BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
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Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
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78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
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~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
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BIOTOPMANAGEMENT19
Bluumlhendes Kleinod ndash Die Wiesen am Hirtenborn
Von unserer BiotopmanagementshyPlanung proftieren auch seltene Orchideenarten im Hunsruumlck Das Naturschutzshygebiet bdquoWiesen am Hirtenbornldquo in der Naumlhe des Mittelrheintals bei Bacharach ist ein oumlkologisches Kleinod das sich genau unter einer Freileitung befndet Im Mai bluumlhen hier zahlreiche regionaltypische Pfanzenarten ndash darshyunter Orchideenarten die es in RheinlandshyPfalz nur noch sehr selten gibt etwa das Breitblaumlttrige das Weiszlige und das Kleine Knabenkraut Die Trockenwiesen auf dem Houmlhenzug westlich der Gemeinden Manubach Obershydiebach und Oberheimbach sind in der Gegend einzigartig und ein beliebtes Ziel fuumlr Orchideenliebhaber aus ganz Deutschland
Die jaumlhrliche Bluumltenpracht am Hirtenborn ist allerdings nur moumlglich weil die Blumen besondere Standortbedinshygungen fuumlr sich genutzt haben ndash denn durch die kontinuierliche Pfege der Freileitungstrasse bleibt der naumlhrshystofarme Boden erhalten auf dem sich die seltenen Arten optimal entfalten koumlnnen Lieszlige man Straumlucher Baumlume und Graumlser sprieszligen wuumlrden diese die Orchideen im Naturschutzgebiet bald verschatten und verdraumlngen Daher uumlberwachen wir kontinuierlich den Pfanzenwuchs auf der Freileitungstrasse und pfegen den Bereich nach den Vorgaben des BiotopmanagementshyPlans Der ist bis ins Detail auf die Beduumlrfnisse der schuumltzenswerten Blumen abgestimmt
S22 Alle drei Jahre maumlhen Fachbetriebe die Magerwiesen auf der Trasse Auf ein Mulchen der Flaumlchen wird bewusst verzichtet denn dabei bleibt ein Teil des anfallenden Gruumlnschnitts liegen und verrottet Als eine Art organischer Duumlnger gelangen die Naumlhrstofe dann zuruumlck in den Boden Was eigentlich oumlkologisch sinnvoll ist wuumlrde den Orchideen am Hirtenborn schaden Zugunsten des von ihnen bevorzugten mageren Bodens entfernt Amprion den Gruumlnschnitt und traumlgt damit maszliggeblich zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraums bei der insgesamt mehr als 150 regionaltypische Pfanzenarten beherbergt
20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
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GESTALTUNG
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FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
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AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
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20 BIOTOPMANAGEMENT
Der Niederwald ndash Lebensraum fuumlr das Haselhuhn
Das Haselhuhn gehoumlrt zur Familie der Raufuszlighuumlhner Zu Gesicht bekommen es nur sehr geduldige Beobachter denn das kleine Waldhuhn ist ausgesprochen scheu und durch sein graubraunes Federkleid zudem perfekt getarnt Dementsprechend schwer ist es nachzuweisen Sicher ist jedoch dass die Population in NordrheinshyWestshyfalen immer weiter schrumpft und die Art inzwischen vom Aussterben bedroht ist Experten schaumltzen den landesweiten Bestand auf etwa 20 Brutpaare Dass der scheue Vogel nur noch selten anzutrefen ist liegt an der fortschreitenden Veraumlnderung des Waldes Uumlber Jahrhunderte gab es im Siegerland groszligfaumlchige Niederwaumllder S22
in verschiedenen Altersshy und Bewirtschaftungsstadien ndash sogenannte Hauberge Diese Kulturlandschaften boten dem Haselhuhn gute Lebensraumlume forderten den Forstwirten jedoch immer wieder intensive Arbeitseinsaumltze ab ndash und wurden daher in den letzten Jahrzehnten zunehmend in pfegeleichtere Hochwaumllder uumlberfuumlhrt Dort fehlt es dem Haselhuhn sowohl an Unterschlupfmoumlglichkeiten als auch an Nahrung
Das Vogelschutzgebiet bdquoWaumllder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchenldquo im suumldlichen Siegerland ist mit zehn bis 15 HaselhuhnshyRevieren ein wichtiger Lebensraum fuumlr die Art Das insgesamt 4660 Hektar groszlige Gebiet mit seinen weitlaumlufgen Buchenshy Schluchtshy Hangmischshy sowie Niederwaumlldern Bergmaumlhwiesen und shyweiden sowie zahlreichen Bachlaumlufen wird von einer unserer Freileitungstrassen durchquert Sie verbindet Teilgebiete in denen das LANUV das Haselhuhn mehrfach nachgewiesen hat
Da der Vogel sehr sesshaft lebt und nicht gerne in andere Gebiete uumlbersiedelt ist es besonders wichtig die wenigen bestehenden Reviere in NordrheinshyWestfalen zu erhalten und zu foumlrdern Deswegen beruumlcksichtigen wir bei unserer BiotopmanagementshyPlanung in dem Gebiet weitestmoumlglich die Maszlignahmen die das LANUV zum Schutz der Art erarbeitet hat Da das Haselhuhn gemischte Waumllder bevorzugt die sonnige Abschnitte eine Krautschicht mit vielen Verstecken am Boden sowie ausreichend Nahrung bieten setzen wir in den ehemaligen Niederwaldshybestaumlnden vor Ort auf eine strukturfoumlrdernde und kleinfaumlchige Bestandspfege Indem wir langsam wachsende Baumlume und Straumlucher aufziehen bewahren wir potenzielle Lebensraumlume und wertvolle BiotopshyVerbundstrukshy S22
turen fuumlr diese bedrohte Art
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
Wirtschafswald Hierzu zaumlhlen alle Waldfaumlchen die regelmaumlszligig bewirtschaftet
und zur Holzgewinnung genutzt werden
24 BIOTOPMANAGEMENT
direktzuamprion
wwwdirektzude
amprion
I M P R E S S U M
HERAUSGEBER
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation
Telefon 0231 5849shy14109 Telefax 0231 5849shy14188 EshyMail infoamprionnet
wwwamprionnet
GESTALTUNG
3st kommunikation GmbH Mainz
FOTOS
Guumlnther Bayerl [S 8 13 18 ndash19]
Manfred Henf [S 17 Schlingnatter]
Alfred Limbrunner [S 21 oben]
Daniel Schumann [Umschlag S 6 17 21 unten]
DRUCK
Woeste Druck Essen
Print kompensiertId-Nr 1658708
wwwbvdm-onlinede
AMPRION IN ZAHL EN
78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
Amprion GmbH Unternehmenskommunikation Rheinlanddamm 24 44139 Dortmund
Oktober 2016
- Inhaltsverzeichnis
-
BIOTOPMANAGEMENT21
22 BIOTOPMANAGEMENT
Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
BIOTOPMANAGEMENT23
ohne weitere Eingrife Niederwaumllder sind gepraumlgt durch strauchshy
artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
durchfuumlhren koumlnnen haumlngt davon ab wie der Eigentuumlmer den
Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
wuchs entwickelt hat
Selektive Durchforstung Die selektive (stellenweise) Durchforstung ist eine Pfegemaszligshy
nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
optimieren
Spannfeld Ein Spannfeld ist der Bereich zwischen zwei Masten Die
Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
einnahmt werden
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78900 KM2
umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
~29 MIO Menschen werden uumlber das
Amprion-Netz mit Strom versorgt
11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
~59GW betraumlgt die installierte Gesamtleistung
im Amprion-Netzgebiet
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Glossar
Biotop Als Biotop bezeichnet man den Lebensraum einer Lebensgeshy
meinschaft von Pfanzen und Tieren Er ist gekennzeichnet
durch eine bestimmte Mindestgroumlszlige und eine einheitliche
gegenuumlber seiner Umgebung abgrenzbare Beschafenheit
BiotopshyVerbundstrukturen Die Naturschutzkonzeption zielt auf die Verbindung verschiedeshy
ner Biotope ab Durch gezielte Vernetzungsmaszlignahmen
koumlnnen Arten dazu motiviert werden sich uumlber ihren angeshy
stammten Lebensraum hinauszubewegen und andere geshy
eignete Biotope neuzubesiedeln Dabei kann sich auch der
Genpool einer Art vergroumlszligern
Heide(shyLandschaf) Die Heide ist ein von niedrigen immergruumlnen Straumluchern Graumlshy
sern sowie naumlhrstofarmen Boumlden gepraumlgter Landschaftstyp
Zu den typischen Pfanzen gehoumlren unter anderem verschiedene
Heidearten und Wacholder Als Kulturlandschaften die durch
menschliche Bewirtschaftung entstanden sind bleiben Heideshy
faumlchen nur erhalten wenn sie speziell gepfegt werden Ohne
Eingrife wuumlrden die kargen Flaumlchen verbuschen oder verwalden
wobei die charakteristische Heidevegetation verdraumlngt wuumlrde
Leitart Der Begrif bezeichnet eine Tiershy oder Pfanzenart die eng an
einen bestimmten Lebensraum gebunden ist ihn also in besonshy
derer Weise repraumlsentiert Das Vorkommen der Leitart an einem
Standort laumlsst oft Ruumlckschluumlsse auf die gesamte Lebensgemeinshy
schaft im entsprechenden Biotop zu
Magerwiesen Der Sammelbegrif steht fuumlr Gruumlnland an naumlhrstofarmen
trockenen Standorten das in der Regel durch extensive Landshy
wirtschaft entstanden ist Da die Bewirtschaftung von Magershy
wiesen als nicht mehr rentabel gilt und in der modernen (intenshy
siven) Landwirtschaft mehr naumlhrstofreicher Duumlnger zum
Einsatz kommt sind die sensiblen Oumlkosysteme zunehmend in
ihrem Bestand bedroht ndash denn ohne Beweidung oder regelshy
maumlszligiges Maumlhen werden Magerwiesen rasch von Gehoumllzen vershy
einnahmt Dabei verlieren viele der angepassten Tiershy und
Pfanzenarten ihren Lebensraum Um gefaumlhrdete Arten der
Magerwiesen zu erhalten stehen zahlreiche verbliebene
Standorte unter Naturschutz
Niederwald Die historische Waldnutzungsform wurde vor vielen Jahrhunshy
derten vorrangig zur Gewinnung von Brennholz etabliert
Dabei werden Gehoumllze wie Eiche Hainbuche Esche und Ahorn
alle zehn bis 30 Jahre dicht uumlber dem Boden abgeschlagen
Da die Wurzelstoumlcke neu ausschlagen regenerieren die Baumlume
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artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
als ein Prozent des deutschen Waldes wird heute noch als
Niederwald bewirtschaftet
Schutzstreifen Zum Schutz unserer Leitungen muumlssen wir bestimmte Sichershy
heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
einhalten Diese gelten sowohl zum ruhenden als auch zum ausshy
schwingenden Leiterseil und sind in den Normen DIN VDE 0150shy
1002015shy10 und DIN VDE 02101285 sowie der europaumlischen
Freileitungsnorm EN 50341 festgelegt Der Schutzstreifen
unterhalb und seitlich der Freileitung ist weiterhin Eigentum
der Grundstuumlcksbesitzer Durch den Eintrag im Grundbuch
stellen wir sicher dass wir den Bau den Betrieb und die Untershy
haltung der Freileitungen einschlieszliglich der Trassenpfegeshy
maszlignahmen durchfuumlhren koumlnnen Der Besitzer erhaumllt dafuumlr eine
Entschaumldigung Wie oft und intensiv wir unsere Trassenpfege
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Schutzstreifen nutzt bzw wie sich bei Nichtnutzung der Beshy
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nahme die den Aufwuchs und die Zusammensetzung von
Baumlumen und Straumluchern reguliert Dabei entnehmen wir gezielt
eine groumlszligere Anzahl von Baumlumen um die Bestaumlnde hinsichtshy
lich eines stoumlrungsfreien Betriebs unserer Stromleitungen zu
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Spannfeldmitte liegt dementsprechend auf halber Strecke
Sukzession Aus dem Lateinischen uumlbersetzt bedeutet succedere bdquonachruumlckenldquo
oder bdquonachfolgenldquo Im oumlkologischen Kontext wird damit die zeitshy
liche Abfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten
Standort bezeichnet Im weiteren Sinne fallen darunter auch
ehemals genutzte Flaumlchen die uumlber einen laumlngeren Zeitraum der
Natur uumlberlassen und dabei von Baumlumen und Straumluchern vershy
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artige Baumlume und Buumlsche in unterschiedlichen Wuchshoumlhen
wobei das Licht bis zur Krautschicht am Boden dringt Weniger
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heitsabstaumlnde zwischen den Bauwerken und der Vegetation
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umfasst das Netzgebiet von Amprion ndash von Niedersachsen bis zu den Alpen
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11000 KM misst das Uumlbertragungsnetz
von Amprion
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