Kurze Oberschenkelstümpfe

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Hauptvers. d. l~cichsarbeitsgemeinschaft d. i. Versorgungswesen t~.~. orthop. Facharzte. 29 vcrkennen; auch die Ve~wendung yon Kurvenlu~iegelcnken war uuter dem Gesichtaptmkt der Typenbildung nicht m6glich. DMiir wird neben den beschriebenea Kunstbeintyl~m mit NormMpal]teilen weiterhin fiir besondere F/~lle die wahlweise Zulassung yon Sonder- erzeugnissen gestattet werden miissen, wenn diesc wie beim ~aschke-Dachne-Bein, Schede- Habermann-Bein, Pietzsch-Bein u. a. im Gesamtaudbau, der Bandage oder den GeIenkon besondere nicht anders ersetzbare Vo~ztige bieten. Billigen Anst~riichen der Versorgungs- berechtigten trod der Verwaltung ist damit Geniige geleistet. Kurze 0berschenkelstiimpfe. Von Reg.-Med.-Rat Dr. Reiner-Kaiserslautern. Als kurze Oberschenkelstiimpfe bezeichnet man in der Regel solehe Stiimpfi,, deren Lgnge weniger als ein Drittcl der gesamten L~nge des Gliedabschnittes betrRgt. Unter dicsen Stiimpfen bcfindet sich aber noch eine ganze Reihe guter Sti~unpfe, deren ortho- pgdische Versorgm~g in Nichts yon der Vcrsorgung eines jeden anderen Oberschenkelstumpfes abzuweichen braucht und diese will ich gleich yon meinen Betrachtungen ausschlieBen. Ich mSchte bei meinen Ausiiihrungen nur solche Stiimpfe vemtanden wissen, welche sich vermSgc ihrer Kii~zc nicht mehr zu einer akti~en Bet/~tigung des Beincs eignen oder solche ku~ze.n 8tiimpfe, die dutch besonderc Stumpfbeschafienheit wie Verstekfmlg, Beugekontrak- tur oder abnorme Form den Trichter lind die Schienenstelluag beeinilussen. Auch bei den Kurzstiimpfen k6rmen wir noch zwei Gruppen un~el,cheiden: solche, bei denen das Stiimlffchen noch eine kleine Hebelwirkung besitzt und solche, bei denen es v611ig p~siv in der Prothese ruht, sich also in nichts yon cinem Exartikuliertenbein unt~rscheidet. Um das, w~ heute im Brennpunkte des Interesses steht, gleich voIwegzunehmen, will ich mit meinen Ansichten fiber die ~*ormalisierung trod Typisierung der Kunstbeine beghmen. Den Kunstgliederbau gewissermaflea zu uniformieren, also im ganzcn Deutschen I~,ich vSllig einheitlich zu gesta2t~..n Lst gewiB eine sehr dankenswerte Audgabe und im Interesse 4er Finanzlage des Reiches anzustrcben. Wo soil aber damit begonnen werdcn ? Meiner Ansicht nach nicht wie es im Augenblick geschehen ist damit, dab man uns Paflteile zusendet lind uns anhcimstellt, diese bei bestimmten Typen in Anwendung zu bringen, sondern hndem man uns auffordert, gewisse fiir diese und jene Stumpfform geeignetc Tyt~n zu erproben and dann diese T~n gewissermaBcn zu Normaltypen erhebt, fiir welchc Paflteile nunmehr anzufertigea wgren. Diese Typisiertmg ist in erster Reihe eine 5rtliche Frage, die sich erst nach eingehendem Stadium und unter Oberwindung mancher Hinder- nisse wird 15sen lassen. In meiner friiheren Tgtigkeit als Leiter der Hauptbeschad2ungssteJle Cobtenz hatte ich Gelegenheit, den Prothesenbau im ganzen westlichen besetzten Gebiete ke~men zu lernen und zu sehen, wie welt die zGnsichten der einzelnen :Fachgrzte und Fach- tech~fiker in bezug auf die besten :Normaltypen auseinandergehen. Heute, wo mcin Tgtigkeitsgebiet ein welt begrenzteres ist, sind diese 8ehwierigkeiten weir geringer und ich komme dahin, gewisse Normal/ormen sich herauskristallisieren zu sehen. Ich hatte gehoff~, Ihnen heute einige Typer~ vemchiedener Firmen vorflihren zu k6nnen, die ich unter den im Bereiehe des Hauptversorgungsam~s Coblenz geb1~uchliehen fiir. die besten halte, bin aber leider yon den meisten Firmen im Stiche gela.ssen worden, so dab ieh meine Betrachtungen mtr au~ einen ganz engen l~aamea begrenzen muff. Ich will hierbei mit den kurzen Obersehenkelstiimpfen beginnen, die noch nicht dem Exartikulations- stumpfe gleichkommen. Was zun~hst das Material anbetrff/t, so bin ich auoh bei kurzen Oberschenkel- stiimpfen, ja ieh m6chte sogar sagen gerade bei diesen ein begeisterter Anh/~nger des Holzes und verwende Lederbeine nut dort, wo meine ]~lberredungskm~st an der Hart- n~ckigkeit h'gend eines sehwer ZU iiberzeugenden Menschen scheitert, konnte aber im letzten Jahre die :Erfahrung ma~hen, daft sich der gute Ruf des ~olzes als BaumateriM zu einem Ktmstbeine such in den weitesten Laienkrcisen Bahn gebrochen hat. Wi~hrend

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Hauptvers. d. l~cichsarbeitsgemeinschaft d. i. Versorgungswesen t~.~. orthop. Facharzte. 29

vcrkennen; auch die Ve~wendung yon Kurvenlu~iegelcnken war uuter dem Gesichtaptmkt der Typenbildung nicht m6glich. DMiir wird neben den beschriebenea Kunstbeintyl~m mit NormMpal]teilen weiterhin fiir besondere F/~lle die wahlweise Zulassung yon Sonder- erzeugnissen gestattet werden miissen, wenn diesc wie beim ~aschke-Dachne-Bein, Schede- Habermann-Bein, Pietzsch-Bein u. a. im Gesamtaudbau, der Bandage oder den GeIenkon besondere nicht anders ersetzbare Vo~ztige bieten. Billigen Anst~riichen der Versorgungs- berechtigten trod der Verwaltung ist damit Geniige geleistet.

Kurze 0berschenkelstiimpfe. Von

Reg.-Med.-Rat Dr. Reiner-Kaiserslautern.

Als kurze Oberschenkelstiimpfe bezeichnet man in der Regel solehe Stiimpfi,, deren Lgnge weniger als ein Drittcl der gesamten L~nge des Gliedabschnittes betrRgt. Unter dicsen Stiimpfen bcfindet sich aber noch eine ganze Reihe guter Sti~unpfe, deren ortho- pgdische Versorgm~g in Nichts yon der Vcrsorgung eines jeden anderen Oberschenkelstumpfes abzuweichen braucht und diese will ich gleich yon meinen Betrachtungen ausschlieBen. Ich mSchte bei meinen Ausiiihrungen nur solche Stiimpfe vemtanden wissen, welche sich vermSgc ihrer Kii~zc nicht mehr zu einer akti~en Bet/~tigung des Beincs eignen oder solche ku~ze.n 8tiimpfe, die dutch besonderc Stumpfbeschafienheit wie Verstekfmlg, Beugekontrak- tur oder abnorme Form den Trichter lind die Schienenstelluag beeinilussen. Auch bei den Kurzstiimpfen k6rmen wir noch zwei Gruppen un~el,cheiden: solche, bei denen das Stiimlffchen noch eine kleine Hebelwirkung besitzt und solche, bei denen es v611ig p~siv in der Prothese ruht, sich also in nichts yon cinem Exartikuliertenbein unt~rscheidet.

Um das, w ~ heute im Brennpunkte des Interesses steht, gleich voIwegzunehmen, will ich mit meinen Ansichten fiber die ~*ormalisierung trod Typisierung der Kunstbeine beghmen. Den Kunstgliederbau gewissermaflea zu uniformieren, also im ganzcn Deutschen I~,ich vSllig einheitlich zu gesta2t~..n Lst gewiB eine sehr dankenswerte Audgabe und im Interesse 4er Finanzlage des Reiches anzustrcben. Wo soil aber damit begonnen werdcn ? Meiner Ansicht nach nicht wie es im Augenblick geschehen ist damit, dab man uns Paflteile zusendet lind uns anhcimstellt, diese bei bestimmten Typen in Anwendung zu bringen, sondern hndem man uns auffordert, gewisse fiir diese und jene Stumpfform geeignetc Tyt~n zu erproben and dann diese T ~ n gewissermaBcn zu Normaltypen erhebt, fiir welchc Paflteile nunmehr anzufertigea wgren. Diese Typisiertmg ist in erster Reihe eine 5rtliche Frage, die sich erst nach eingehendem Stadium und unter Oberwindung mancher Hinder- nisse wird 15sen lassen. In meiner friiheren Tgtigkeit als Leiter der Hauptbeschad2ungssteJle Cobtenz hatte ich Gelegenheit, den Prothesenbau im ganzen westlichen besetzten Gebiete ke~men zu lernen und zu sehen, wie welt die zGnsichten der einzelnen :Fachgrzte und Fach- tech~fiker in bezug auf die besten :Normaltypen auseinandergehen. Heute, wo mcin Tgtigkeitsgebiet ein welt begrenzteres ist, sind diese 8ehwierigkeiten weir geringer und ich komme dahin, gewisse Normal/ormen sich herauskristallisieren zu sehen. Ich hatte gehoff~, Ihnen heute einige Typer~ vemchiedener Firmen vorflihren zu k6nnen, die ich unter den im Bereiehe des Hauptversorgungsam~s Coblenz geb1~uchliehen fiir. die besten halte, bin aber leider yon den meisten Firmen im Stiche gela.ssen worden, so dab ieh meine Betrachtungen mtr au~ einen ganz engen l~aamea begrenzen muff. Ich will hierbei mit den kurzen Obersehenkelstiimpfen beginnen, die noch nicht dem Exartikulations- stumpfe gleichkommen.

Was zun~hst das Material anbetrff/t, so bin ich auoh bei kurzen Oberschenkel- stiimpfen, ja ieh m6chte sogar sagen gerade bei diesen ein begeisterter Anh/~nger des Holzes und verwende Lederbeine nut dort, wo meine ]~lberredungskm~st an der Hart- n~ckigkeit h'gend eines sehwer ZU iiberzeugenden Menschen scheitert, konnte aber im letzten Jahre die :Erfahrung ma~hen, daft sich der gute Ruf des ~olzes als BaumateriM zu einem Ktmstbeine such in den weitesten Laienkrcisen Bahn gebrochen hat. Wi~hrend

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30 Hauptvers. (k Reichs~rbcitsgemeinsctmit d. i. Versorgtmgswesert ti~t. orthop. Fach/trzte.

wir bei einem Ledertriehl;er, wenn er trinmal gewalkt i~t und die Schienen angericht~t sind, nur sehwer mehr etwas an seiner Form und Orient.ierung gndern k6nnen, sind wir beim I-[olztrieht, er im Rohbau jederzeit in der Lage, noeh umfassende .i~.nderungen v o f zunehmen. Abge~ehen d~von k6nnen wir such bei pathologiseben Stiimpfen dem Trichter hul3erlieh eine riehtige ;mat,omisehe Form geben, was beim Izedertrichter ausgesehlossen ist.

Als Tragevorriehttmg kommt wohl bei kurzem Oberschenkelstiimpfell in den selten- sten Fallen der einfache Trttgegurt in Frage, dt~ man sonst niemals veto Beekengurt frei- kommg. Man wird moist zur Markssehen Aufhitngtmg greifen, wie sic mit kteinen AbS.nde- rm~gen die D.K.G., DSrflinger cder Rosenfelder verwenden. Welehe yon diesen man zur Anwendung bringt., mag als eine Frage persSnlichen Geschmacks dahingestellt bleiben, ich habe auch bei km~en Stiimpfen mili dent D.K.G.-Tragegerfist, welches in Verbindimg mit der Bandi~ge eine willktiriiche Steuerung des Untersehenkels ermSglicht, die denkb',u' gfinstigsten Erfahrm~ge~x gem~eht. Allerdings muB die obere Brficke wesentlieh breiu:r hez~estelll; werden als bei _Normalt~illen, da bcsonders beim Sitzen die Sp~mnung tier B~md.age sonst eine zu groN~ wird. Eine direktc Verbindung des Beckengm'ts mit dem D6rilinger Tr~gegertist hat sich der Firms Wildschfitz in Di~sseldorf bewt~hrt.

Der Beckengurt ist nicht bei alien kurzen Obersehenkelstikmpfen unbedingt not- wendig. Aussehlaggebend ist, neben dem Beruf, der Geschicklichkeit trod dem Wohnorte des Amputi,~rten die Stumpffo,'m. Sch6n geformte muskul6se Sttimpfe mad konisoh- atrophierte Stfimpfe eignen sieh in den meisten FSllen zum Bau eines :Bcines ohne ]~;eken- gurt, f~dls der 3anputierte nicht gerad.e, unint, elligent ist odor schlechte unebcne Wege viol zu gehen ha~. Eckige, schlecht gedeckte Stiimpfe odor solche mit sehwammigel" Muskulatur sind ill der B.egel auf den 13eekengurt angewiesen, ve i l beim Sit,zen odor starken tleugcn des Beines ein solcher Stumpf leicht die Ftihrung mit der Prot.hese verliert and beim Xuf- s~hen odor Strecken nicht leieht wieder in seine alte Lage zurfiekkehrt. Von Wichtigkeit, ist es, dal] beim ]?,au des Trichtem darau[ get~chtet wird, dal~ derselbe an der Aul3enseit~, mit Ausnahme der Aussp:trung fiber dem Trochanter dem Smmpf fesg anliegt, wiihrend an der lnnenseite fiber dem Rest der Adduktoren ein Spiclraum gelassen werden mul:~, da sonst beim Beugen die Addukt~ren leicht aug dem Trichterrand her,~us~axtschen und dann beim/&dasten iiberquellen. Der Tricht~:r mug Ifir Kur'zstfimpfe reiehlieh hoeh geb~mt werden, selbstverst/indlieh nieht go hoeh, dad:l cr bcim Sitzea hindert.

Neben der rieht,igen Verpasstmg und Stelhmg des SL:haftes -- de,' Kurzstumpf mul~ stets in leichter Flexionsstelhmg stehen -- spielt die Ix.iehtigkeit d,:s Beine.s besonders in seinem unt~rren Absetmit~e und die rieh~ige Orientierung clue Hauptrolle. :Da~ GewJeht freilich ~usch t den Amputierten oft,; er wh'd hS, ufig ein dem wirkliehen Gewichte naeh leichteres Bein sis sehwer tx-zeichnen, wenn er infolge falscher S~ellung der beiden SchS~fte zueinander eine gr6gere Kr',dtaufwendung zum Vorwttrtshebeln des Behu's machen mug. Mig ein~:m dersrgigen /3ein wir4 der P~tient stets stelzen. Er kann es nieht d.ureh Tuber- druek im Knie einbiegen, mOl~te es vielmehr durch ttebelung des Stumpfes vorw[~rts- bringen, was atx, r einen solehen Kraftaufw~nd erfordert, dal~ er es vorziehen wird, d~s Bein einfaeh steit aufzuheben, wodurch unwillkth'lich der Sgelzgang zustande kommen mul l Ich lege Weft d~rau/, dM~ die Knieachse nicht hinter der Ful3aeI~se zu stehen kommt. sonde~,a fiber odor noeh besser vet der Ful~aehse des NormalfuBes. Atff diese Weise kommt eine Stelhmg des :Beines herau.% wie sic du.~ Bild aul der niichsten TMel ze.igt. Attf Tuber- druck bei :Punkt a knickt d~s Bein im Knie ein und der Fug wiekelt sieh fiber den Ptmkt c der elast, ischcn Ful~pitze ab. Von vorn gesehen diir~en die belden SchSfte nicht so zu- einander st~hen, d-~B die Achse des Un~erschaftes die Verliingerung der Achse des Obcr- sehaftes d~rstellt odor g~u', wie man es such zu sehen bekommt, mit ihr einen n~ch innen offenen Winkel bfldet, es mug im Gegenteil eine leiehte yon FMI zu Fzdl vm~chieden grofle Ba]onettstellung cler S~hMte zueinander zustandekommen, so dab die Liingsachse des Unterschaftes wohl parallel aber el, was attl~erhMb der Aehse des Olde~chaftes zu stehen kommt, wodurch allein der ~mte Sigz des Stumpfes in der/=[filse and die Standsieherheit des ]3eines gewiihrleiste~ is~.

Als Achse kommt fiir I'Iolzbeine die durehgehende Kniegelenksachse in Frage, /ihn- lich wie die in dem uns vorgelegten P~gteil mit einigen Einschr~nkungen, auf die ich noch zuriiekkommen werde.

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Als Full ist der Norm~flfuLI velwendbar, nut muB wie o, uf mciner Skizze die Ful~- sohle entspreehend dem Absatz gestaltct werden, d~ sonst dcr Amputierte zu sehr mit der FeI~e auftritt.

Als KnSchelgelenk hat sich das NoJ mMkuSchelgelenk im Cebr~mche bew~hrt, besscr w ~ e cs frei]ich, wenn man konisch nachstellbare Aehsen velwvenden wiirde, wie ich sic bei Herrn P a u w e l s in Aachen gesehen habe.

Bei eincm :Beine, dcssen S~fimpfchen sich nicht mehr in der Htilse fassen l~,Bt, ist die Konstrukt, ion des Gesamtbeines im ganzen die gleiche wie ieh sic cben gesehildel~ habe, nut kommt die Au/hEngung am Becken mid die Bildung eines kfinstliehen H ~ t - gelenks hhazu. Ein solcims Model], v ie es yore Imstimt Fcndel in Coblenz hergestellt wird, kann ich Ihnen hier demonstrieren. Als Beekenatffhi~ngung kommt de,' Schede-Biigel mit einem breiten weichen Lederg~u't in Fiage. I)~s Stiimpfehen ruht in einer atk~ Fahl- leder hergestell4en wemhen K~ppe. Die Kappe mit ihrer St~hlverst~rkung artikuliert im Kugellagergelenk und stiitzt sich bei Belaatung dureh den Tr~,ger auf dem oberen Sclmft- rtmd. Die Verbindung dieses J:h~ines mit einer selbsttStigen Streekvorfiehtm~g wie ~'itwell oder ]).K.G. mSehte ich als eine besonders gliiekliche bezeichnen, da sic dem Bein eine derart gute Standdestigkeit verleih~, d~tB wir in den meisten F~illen ohne iede Klfiefest- stellung auskommen. I)ieses Beinmodell, welches auch bel I-[iiftgelenkexartikulierten . ~ . wendm~g finder, hat gegeniiher dem alten Modell mit Beckenkorb und SchleLfbiigel den Vorteil, dab der Amputie~e mit einem im ]:[rift- und Kniegelenk beweglichen Bein einen dem Normalen sehr ahnliehen Gang hat und dab er, wie jeder andere Mensch plan auf dera Stuhle sitzen k'ann.

Die mir iibe~andten SehienenpaBteile konnte ich in der Praxis noch nicht erproben, da~ sie mir erst vor einigen Woehen zugegangen sind und zwar nur in je eincm Exemphtre, welches ieh Ms Muster in dem mir iibersand~n Zustandc behalt, en muBte. Wenn der PaB- tell I fiir ein Obersehe~kelbein m~ kurzem Stumpf in Holzattsfiimung gedach~ ist, so }n~be ich daran auszusetzen, dab man hier die Gelegenheib verpaflt hat die beim Ffolz vorliegen- den giinstigen Verh~ltnisse auszuniitzen, um zur VeLgr6Berung der Tragereibefl~iehe die Knie~ehsc zu vc~w~nden. Die durchgehende Achse dieses ~IodelIs ist eigentlieh nut eine Verstrebung zwischen ~.uBen- und Innenschienc. Fer~xer er~eheint mir auch die ReibeflRche im Gelcnkbolzeu selbst als zu klein, so dab sich bcim Gehen bald nach meinem Dafiir- halten da.s bekannte kna~kende Geri~usch einstellen ~-ird, welches wit jetzt im Gebrauch yon 14olzbeinen kaum mehr zu h6ren bckommen. Eine Vergr5genmg der Haltbarkeit w~re gesichert, wenn wir die Rimder der beiden Gelenke genaa ansgefrast attfeimmder sch~ei/en liel~en, wie es etwa im vorlicgendcn Modelle der :Fall kst; viellelcht liiBt sieh auch hier ein Weg finden, diese mit einer auswechselbaren Buchse zu verbinden.

Um aus meinen Erwfiguugen auch eine SchluBfolgertmg zu ziehen, stelle ich lest: Ftir kurze Oberschenkelstfimpfc miissen wit zwei Typen yon I-[olzkunstbcinen

schaffen, einen ohne und einen mit Beckeuaufhiingung und kiinstliches Hiiftgelenk. Beidc Ty[vcn mtissen in ihrem Atffbau den Anforde~ungen entsprechen, die ich als Thesen auf- g~stellt habe. Zu diescn Typen lasseu sich ~Fui~ mit Kn6chelstiick und die Schienen nor- malisieren. Fug uncl KnSchelstiick sind mit der geschilderten kleinen AbSnderung bravehbt~r, dagegen m~issen die Schienen neu konstruiert wetdeu.

R a d i k e : Zu dcm Einspruch, den Herr GScke anfiihrt betreffend die Fitwell-Bandage, mSchte ich betonen, dab die Fitwellbandage frei ist, mad na~hgebaut werdert kann,

J o t t k o w i t z : Nur ein Wort zu dem Punkt~ ~Normalisierung des Ol~erschenkel- beins. Wenn wir iibcrhaupt der xNormalisiertmg bzw. Typisierung nt~herkommen kSnncn, dann ist sicherlich das Oberschenkelbein das allergeei~maetste Objekt trod ich racine deshalb, dab wit auf das Lederbein verziehten kbnnen und sogar verzichten miissen, wenn wit iiber- haupt zu einem Resultat hinsichtlieh der Typisierung kommen wollen. Ich glaubc, allen berechtigten Ansprticheu ist mit der Zulasstmg des Lederk6chers zum normalisierten Ober- schenkelbein Rechnung getragen, ctem Patienten, wenn er nach der Beschaffenheit des Stumpfes an Leder gewShn~ is$ und dieses vorzieht, trod dem Standpunkte des Reiches ist sicheflich auch Gentige gescbehen. Der cinzige Einwand, der erhobcn werden k6nnte, w~re yon seit~n dcr Industrie bzw. der Bandagisten. Ich hMte ihn aber nicht fiir stieh- haltig, da ja die normalisierten Teile beziehbar scin wcrden. Ich mSchte hicr den Vorschmg

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machen und sagcn: das Normalbcfil ist das Holzbein in der veil Kollegen G 6 c k e vorge- schlagenen Form und aul3erdem wird die individuelle .M',wendung des Lcderk6chers an diesem bis iiber das Knicgelenk zugelassen.

M o l l c n h a u e r : Elektron zum Ausbuehsen hat sieh ungiinstig b~wii, hrt b(,i Ktmst- gliedcrn, dic der Feuchtigkeit ausgesetzt sind, d~ dutch l~ngsames Abbr6ckeln und Unter- minieren die Sicherheit der Unterlager gefi~hrdet wird. Bei dem uns ge]ieferten I*hLl]modell war auch ein Fehlcr unterlatffen: es wax dic Achse hohl gebohrt, aber nicht so welt wie dic Achse war, sondern so weir, dal~ sic aueh den Gewindez,~pfen elweichte, Mso zu welt dureh- gefiihrt. Es waxen auf diese Weise Ftille zu sehen, bei denen der Gewindezapfen ~bgerissen war. Dieser Feh[er mu~ in Zukunft vermieden werden.

l ~ o s e n f e l d : Es ist selbstverstS, ncl.lich, ctai3, wenn wir vereinheitliehte Pa~teile bekommen, diese sor~Mtig ausgefiihrt sein mfissen. Wt~s wit hier zu sehen bekommen, sind ja, entgegen meiner Anschauung, handwerksm~tl3ig einbeitlieh hergestellte Schicnen, keine Normalteile. Wenn wit yon den zN'ormalien etwas haben woIlen, dann miissen sie labri'l~fiiBig mit Yr~,zisionsmasclfinen hergestcllt werden.

Zum Oberschenkelbein mSchte ieh bemerken, daft ich ebenfalls das Oberschenkelbehl fiir sehr geeignet zur Vereinheitlichung hMre. Ich m6chte abet auf e i n e s hinweisen: im allgemeinen versehen wir nicht mehr viele Menschen zum erstenmM mit ehlem Kunstbein. Nun habcn wit eine Reihe yon Kriegsbesehs die seit Jahren Sonderkonstruktionen tr~gen, diese werden ,~usscheiden fiir ein vereinheitlichtes Kunstbefib denn niehts ist gefhhr- licher als einem Menschcn zweierlei Systeme yon Kunstbcinen zu geben. 5Iit einem Kunst,- bein kam~ er in der l~ge l nich~ h~ufen. Etwa~ anderes i s tes beim Unterschenkelbcin, bei dem die Verhiiltnisse cinfachcr sind, so dab ich mir mchr Erfolg da~'on verspreehe. Bci uns liefern Mle Fabrikanten Rosenfelderbeine, well sic daftir Vcrkatffslizenzen sich erworben haben. Wichtig ist, dab wi~ auch Firmen linden, die derartige Einriehtlmgen sieh be- sehaffen, denn zu Experimenten sind wit meim:s Wissens nicb~ d~. SoIange wir mit hand- werksm~Big hergestellten Schienen arbeiten, h~ben wir keine Normalien. Die M~nge], die einzelne I-[erren bier finden, zeigen, dab sic eben nieht handwer'~miti]ig hergestellt sind.

B S h m : Wir sind etwas abgewichen. Ich habe die Absicht, wenn wit mit den Vor- tr~gen fertig sind, fiber die allgemeine O rg~nisation dee Durchfiihrung der Vorschlage beziiglich dee Ein/fit~rm~g dcr Paflteile zu spreehen. Ich m6ehte (].ie Herren bitten, sich noch einen Moment zu gedulden, bis die Diskussion zum Oberschenkelbein erledigt ist.

G 6cke : Ich m6chtc noch eine Antwort auf meine Fringe hahn,n, ob Ihnen dic dtlrch- gehende Achse mi~ Lagerung in Lederbuchse, zu der d ~ Bedfirfnis vorhanden ist, und Ausniitzung r gesamten Tragefl~che Ms Ibren Wiinschen entsprechend erscheint uml Sic die Absieht hahen zu efi~er Konstruktion einer Schiene, wie ich sic herumgereicht habe.

R o s e n f e l d : Ich glaube, daft dee durchgehenden Achse der Vorzug zu geben Lst, well grOBere S~abilits damit verbunden ist, und sehliel]e mich den Ausffihrungen des ~e.rrn Kotlegen GScke bei der geteilten Schiene vollkommen ~u~, die d~an besonders tier gesctzt werden k~nn.

R a d i k e : D~s I .~erbein betreffend mSchte ieh mir folgenden Vorschlag erlauben, dee vielleicht, in einer groBen Zahl yon F'~llen bei der Versorgung yon Kriegsbeseh~.ligten yon Vortcil sein k~mn. Wenn _4.mputierte ein l~'derbein getragen haben und d~.c~selbe wiedcr wiinschen, so werden wir versuchen, sie so wcit zu bringen, d~*B sie ein l-[olzbein mit Leder- obertrichter bekommen. Wenn einer aber nichts ~nderes will, d,~nn miissen wir nachgebe**; wollen aber versuchen, tu,sere Kr i egsbesch~g ten etwas zu beeinflussen, soweit wir es mi~ unse*vm Gewissen vereinbaren kSmmn und wir es fiir rich~ig halten. Ich gl~ube, es ist richtig, we,m wir sie Mlm~thlich zum Holzbein bringen. Ich pr~zisiere-

I-[olzbefi~ im allgemeinen, Lederbein nut in ganz besonderen Ausnahmef~lien und 0,1s Verbindungsbrficke

gewissermaBen: Holzbein mit Lederoberschenkeltrichter. B S h m : Der VorscMag erseheint durchaus annehmbar, ich glaube kaum, dMJ Widor-

spruch besteht. Wfinseht noeh jemand das Wef t zum Obt~rscb*~nkel2 Wem~ niche, so mSchte ich bekannt ma~hen, dab die

Refe r ,~ te 6 und 7 a u s f ~ l l e n .

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Es ist nun Gelegenheit zu einer kurzen Ausspraehe tiber die E[nfiihrung der im vorigen Jahr schon vorgeschlagenen und in diesem Jahr bereits im wesentlichen bestgtigten Modelle m~d Pal3teile. Alles was Herr R o s e n f e l d gesagt hat, ist richtig. Die Pa/lteile, die ihm zugegangen sind, sind in der Haupr~aehe handwerksm~13ig hergestellt. Aber da~ h~tt auch sein Gutes, auch die Verz5gerung. W&ren die kost~pieligen An]agen geschaffen worden, die notwendig sind zu einer grol3ert serienweisen Herstellung yon Pal3t~,ilcn, ~ w~.ren heute einige Bem~ngelungen ltsw. gekommen, die vielleicht die Sache umgestoBen hhtten. Ieh glaube auch kaum, dal] wit in der Lage sind, heute hier b:.s hi alle Einzelheiten die Frage der PM~teile durchzufiihren. Mein Vorschlag wiirde dahin gehen, dab wir uns fiber die allgemeinen Prinzipien der Durchftihrung der NormMisierung und Typisierung einigen, wieweit die D. O.W. b3teiligt werden and andere Firmen, wieweit ein allgemeines Aus- schreiben noch zustand~ kommen sell oder ob es zu sp~t ist. Vorschlfige des Reichsaus- schusses liegen vet, tier Vorstand desselben wxrd die Sache fib ~,lavachen. Er wird aber in VerbLudung treten miissen mit dem Ministerium, was selb~tversttindIieh ist, andererseit.s uuch mit dem 1Reichskuratorium, aul3erdem mit der Pfivatindustrie. Alle diese Fragen sind im grol3en zu besprechen. Ieh bitte, sieh an dieso atlgemcinen Grundztige zu hMten und sich dariihcr zu tmllorn, in welcher Organisation die weitere Durehffihrung statt- linden soil.

R o s e n f e l d " Wir sind hier eine wissensehaftliche Vcreinigung. Ich glaube, wit miissen uns heute lediglich wissenschaftlich ~ul]ern: haltcn wir die Pal]t~.ile fiir geeignet zur serienweisen iusfi ihrung ? Dins Wie und We wollen wir nicht bier er6rtern. Das ist eine wirtschaftliche Sache und damit wollen wir uns hicr nicht bescht~ftigen, denn unsere Haupt- aldgr~be ial~ die whssenschaftliche Arbeit hier.

Ich hMte es wei~er ffir richtig, dab die Referenten diejenigen NormMien, die ~ie empfehlen, hier nennen uad daft dann duriiber abgestimmt~ wird, ob diese Normallen erprobt uud ausgefiihrt werden solten. Ich stetle gleieh den Antra.g, fiir d~s Unterschenkel- be, in eine Einheitsform, ein NormMkrfiegelenk anzunehmen, ein ~N'ot~nMful~gelenk und NarmMfiil~e (HolzfuB, FilzfuB, Gummi/ul~).

B b h m : Dazu kommt der Antrag yon Herrn Gbcke . G S c k e : Ich b3antrage wahlweise Zulass~mg zweier Oberschenkeltypen:

1. einheitliehes Holzbein, 2. Holzb3in mit LederoberkScher, der so abzumessen ist, dab er durch den Holz-

k6cher sparer gegebenenfalls e~e tz t werden kann. Weiterhin beantr,~e ich die Zulassung yon zwei Arten Kniegelenkschienen:

1. mit durchgebender Achse, wie yon mir empfohlen, im Modell demonstlSert, 2. ohne durchgehende Achse in den Abmessungen gemm wie beim Unt~mchenkel-

kunstbein Iiir die langen Stiimpfe, 3. schlielle ieh reich den A~t~ffihrungen fiber das Ful]gelenk und den FuB, Antrag

R o s e n f e l d an, und beantrage ebeafMls, das im Berliner Ful~ uns gezeigte Model] mit dem dazu gchbrigen Ful~getenk cinheitlich auszufiihren.

Re, d i k e : Ich butte zu dem Antrag G b e k e einen Zusatzantrag, der lautete: a~tsnahnasweise ~,uch das Lederbein zu gestatten, .~ber dara~ff hinzuwirken, dab allm&hlieh start der Lederbeine I'[o]zbeine mit I~edertriehter gegeben werden.

G~Scke: Ieh mSchte dazu sagen, dM] dieseL' l~Fbergang sich attf J~hre hinaus erstrecken mul~, denn die Tragezeit l~uft bei vielen Leuten noch 3--4 Jahre. Umstellung der In- dustrie muB abgewartet werden.

B 6 h m : Im fibdgen sind Sie einverstanden? G S e k e : Ju. v. L o r e n z : Ich glaube, wenn Herr R o s e n f e l d sagt, dab man als Norm'Misierung

den Guramiful~ vorschlagen sell, dann muB man s~eh dariiber einigen, den GummifuB fiir die nii, chste Zeit zu befiirworteu. Ich habe in Ca~el gul~e Erf~h~ngen mi~ dem Guanm[fuB gema~ht, mScht~ aber nieht empfchten, dab man ~etzt Gumnfifiil]e nimmt, yon denen man weir, dal~ sic nicht e~t'klazsig shad. ~ber die Effahrungen in Berlin bin ich nicht orientiert.

A~ehiv fii.r orthop~.discho und Uafall, ,Chil'ul~le. Bd. X X I I . 3

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34 ttauptvers, d. geichsarbeitsgemeinseheft d. i. Versorgungswesen tb, t. orthop. Fach~rzte.

W e i n e r t : Die Worte des tIerrn J o t t k o w i t z iiber das Holzbein w,~ren mir aus der Scale gesproehen und ieh franc reich, dab endlich d,~s Holzbein wm amla!icher Stelle als NormaIbein erklih't wird, &~mil; endlieh yon den Firman, die keine Holzbeine zu bau(,n imstande sind, nieht mehr gesagt warden kann, I_~dmbeine seien basset.

Ich schliel3e mieh den Antr/igen an mit der Einschr/inkung, d(.n Berliner FuB so konstruieren zu lassen, wie ich in meincr Skdzze gezeigt habe. Die uns vorgelegte Schiene halte Jell fiir km-ze ()bemchenkels~timpfe im augenblickliehen Zu,~t(md nieht ftir geeignet.. Die %r~gende Fliiehe ist zu gating und die durebgehende Aehse ist weitaus zwockm~i.lligcr in der Form wie yon Herrn G6eke gezeigt..

R a d i k e : Wir kommen jetzt in die Lage, eine Entsebeidung treffen zu sollen iib~,r zwei vorgeschlagene Abiindemmgen. 8o sehr wir Mien anderen Vorsehliigen zla~t.immcn kbnnen, so besteht eine gewisse Scl:wierigkei~ darin, nun aueh gleieh den kLiinderungs- vorsehliigen mtzustbmmen. Ieh wtirde dMler vorsehlagen, (tie Antr~ige anzuneI:men mid die beiden Abgnderungsvorachlbge nochmMs einer Priifm~g zu unterziehen, damit wit d~t nieht unangenebme ~'berrasctmngen erle~m. Alias in Ehren, was di~, HelT(,I', getniift haben. aber es ist besser, wir gehen da sieher. Ich glaulx,, dab wir alff diesem Wage "un sehn~,llst(,n zum Ziele konunen, und der Vorstand miiBte sieh yon tier heutigen Versammlung die Fr- mbchtigung erteilen lassen, dal3 naeh Prtiftmg der lie!den Abitrderungen und retch ge- n iigender Erprcbmlg d~m,t nieht eine n.ette Versammlung erst den BesehluB fassen, sondern der Vorstand bzw. der Aussehug ein endgiiltiges Urteil abgeben soil, ob der Al)iinderungs- vorsehlag oder der umpr~lgliehe Antrag angenommen wird.

B b h m : Ieh glaube, dieser Antrag ist sehr empfehlenswert. Zu r V e r t h : Ieh bitte, den .-kntr~g dahin zu modifizieren : 1)er Aussehul] priift Einzel-

heiten und setzt .~Qlderungen fest, wenn sic sieh :~ls zweckrabBig erweisen, leh glaube nicht, dag es mbglieh ist, in dieser Versammlung besonders das yon Herrn (4 5 eke v(ngesehlag,me Hol'zbain durcbzttspreehen und durehzuprtifen.

B 6 h m : Es kommt noeh eins hinzu. Es ist mbglieh, dab der F~brikant sagt.: aber die F~brikation, gerade die Serienfabrikation erfordert die oder die Abandertmg. Sic miigten den Vorstand ermbehtigen, Einzetneiten festzusetzen.

Ieh wiiI~te vorsehlagen, dab die Antrbge yon t ) ,osonfe ld , yon t[errn GOeke mit Zusat, z yon R a d i k e und der letzt.e Zus~ttz yon Kerrn Zur V e r t h en bloc &llgellonllllen warden. Dazu mOetm, ieh abstimmen lassen. :Es seheint sieh kein Widerspruch ztt crheben. Dann gelten diese gorschlbge und Ant~rbge als angenommen.

Wit kbnnen datm das Gebiet der Normati.sierung und Typisierung der ~Iodelle und Pal3teile ftir Kmlstbeine varlets}an trod uns d~ m letzten Th(-ma zuwenden: Vo,'sehlgge fiir Modelle und Paggeile bei Kunstarmen.

B b h m : )Iodelle und Pallteile liir Kunstarme. B b h m demonst, rim't :~lodelle ftir die einzehmn St, umpfformml sowie die PM~t~.qle

(System Brandenburg-Tammnherg-Deut,sehe Orthopgdisehe Werke). 1. Arbeitsarme. 2. Sehmuekarme. 3. Wiltkiirliehe AiTae. 2. umd 3. werden heute sehon zumeist naeh , .SysWmen" angef(u~igt. Oute Dureh-

arbeitung der Modelle und Pallteile bestebt bereit.s b(,i den ,,Dersa.-Armen", aueh bei den ,,Co, rnes-Germania-Armen".

Redner demonstriert die Teile, gleiehfalls die yon Sel, l e g e l m i l e h angewandt.en Pallteile.

l)er Einarmer braueht, weil er erfahrungsgemiiB doeh nur den gesnnden Arm be- nutzt, keinen v611ig willkt'trliehen Arm; nut ftir gewisse bertffliehe Zweeke dtirfl~e ein solehcr notwendig sein.

Der Doppeltarm-Amputierte ist auf einen willkiirliehen Arm ~ngewiesen. Dieser abet muB dann aueh wirldieh ,,willktirlieh" sein. d. h. ohne ,,passive" Vorriehtamgen, lediglieh aktiv betgtigt warden k5nnen.

R a d i k e : In Erggnzung der Ausffihrtmgen yon Hernl BOhm mOehte ieh darauf hinweisen, dal] als K~mdgelenk ur bedingt auch die Einfitbrung eines Kugelgelenks not.

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H~uptvers. d. Reiehsarbeitsgemeinsehaft d. i. Versorgxmgswesea ~ t . orthop. Facharzte. 35

wendig ist, und zwar des Rotagclenks. Wir haben eine ganze Reihe besonders yon in- dtxstriellen ATbeitern, die dieses unbedingt benStigcn.

Auch die Frage [st zu er6rtern, cb ruben den R~stenarmen die Anne mit Kugel- gelenk welter yon uns empfohlen we~den kSnnen. Ich habc im allg(meinen dem Ra.sten,~rm den Vorzug gcg*ben, ab('r immerhin cinige F~ille geschen, wo einige Leute den Rotaarm noch trugen. Wit werden d:t eine gewisse Toleranz walten lassen, we~m auch im a]lgemeinen dazu tibergeg~ngen werden soil, die Rastenarme als die mehr zur Verwendung kommenden anzusehen.

Was nun die Bandage ~nbelangt, so m6ehte ieh aueh da um gr6Bere Toleranz bitten. Die Canlesbandage hat sicher ihrc groBen Vorzfige, ist aber fiir Handarbeiter nicht immer zu verwenden, well sie einen Druck unter der Achselh6hle ausiibt. Wit miissen auch d,~ ,i,m ~mdere Art der Befestigtmg gestatten. Ich stebe auf dem Standpunkte, dab ffir AJ'beits- arnn, beide Befestigungsarten gleichwertig sind.

Nun muB ich doch noch einen Moment auf die Definition der willkfirlichen Arme yon Herrn B 6 h m eingehen, well sic yon grm~d]egender Bedeutung ist. Ich habe schon gestern bei meinem Referat meinen St~ndpunkt fiber die willkfirlichen Arme gestreift. W~;nn wir die Definition, die Herr B 6 h m gibt, der ich reich im iibrigen roll und ganz an- schlieBe, denn sie entspricht einem S~ndpunkt , den h:h auch in meinen VerSffentlichungen ~,ingenommen babe, aufreeht erhalten im praktischen Leben, dann haben wir eigentlich keinen willkfirlichen Arm, denn zwei- bzw. dreimM mttB auch dee Carnesarmtr~ger mit dee anderen Hand zugreifen. Nun ich glaube doch, wir gehen auf den St~ndpunkt zuriick, auf dem ich gestern schon stand, und wir bleib~m dabei, dab wir alIe wi/lkiirlich bewegten Arme als willkfirlich bewegte Schmuekarme betrachten. Es wh'd immer erz~hlt, dab aueh Leute mi~ willkfirlich bewegten Armen wirtschaftlich arbeiten -- ich habe es mit einer Ausnahme noch nicht gesehen, nur immer davon gehSrt. Das spricht nicht dafiir, dab wir yon einer wirtschMtIiehen :krbeit bei willkfirlichen Armen sprechen k(Snnen. Alle will- ktirlichen Arme sind also Schmuek,~rme. W~ih]en wir lieber die andere Unterteihmg, die anderen Arme, die da iibt'ig bleiben, in denen keine Spur einer aktiven Tgtigkeit bestebt. als Atr,~ppe zu bezeichnen, dann kommen wit schneller welter. Denn wenn wir mit dieser yon Hcrrn B S h m vorgesctdagenen Teilung afi.fangen, so k6nnte es eintreten, daB"wieder f;dsehe Hoffnungen bei den Amputierten eI~veckt werden.

Noch ein anderes. Wir m(tssen uns klar werden fiber die Frage Holz- oder Metall- hSnde. Wir werden beide nebeneinander behalten miis~en, trotzdem die Holzh~nde ja vieIleieht in absehbarer Zeit verscbwinden werden, aber vorl~tufig bin ich auch, wie immer bei diesen Dingen, fiir Toleranz. Eins m6ehte ieh di'ingend befiirwort(,n, dab mm endlieh b(,i den Attrappen diese retch meinenl Empfinden griiBliche Hand mit dem Schlottergetenk w, rschwindet.

M o l l e n h a u e r : Ich wollte nut ganz kurz etwas fiber die Aufhis sagen. Ich kalm nur das unterstreichen, wa~s Herr R a d i k e eben fiber die Handarbeiter sagte. Ich kann H e n n B S h m (tie erfreuliehe MitWilung m~chen, dab sieh die gerade Atffh~inge- vorricbtlmg fiir Iandarbeit~,r ausgezeichnct hewghrt hat. Ob sie zu typisieren ist, ist die Fr~tge. Nur der kleine Bauer, dee eine eigene Besitzung hat und mitarbeitet, wird damit gut auskommen und solche Leute haben mit dieser Bandage yon BSh m sehr gute Erfolge erzielt.

R o s e n f e l d : Ich habe den Eindruek: die PaBteile ftir die Arme sind alle schon vor- h~mden. In Wirklichkeit beniitzen wir j~ meistcns Armsysteme, ffir welche die PaBteile yon dem Fabrikanten des jeweiligen Systems an und ffir sich produziert werden. Es kann sich fiir uns nut darum handeln, uns ifir gewisse Systeme zu entscbeiden. Es wird ja wohl tfir den Schmuckarm. fiir die Attrappe Vereinfachungen geben, aber wit bentitzen dabei ~uch schon Pal~teile vorhandener Systeme, da ist eigentlich eine Typisierung schon l~tngst geschehen. Auf der anderen Seite haben wir bei der sehr im Abbau bega'Kfenen Protbesen- vemor'_gung fiir Eh~h~inder genfigenden Spielraum, wenn wir die vorhandenen i)aBteilc individuell nach Berufsart anp~ssen.

Zur V e r t h : Es wurde eben vorgeschlagen, nur ttolz- and MetallhEnde als PaB- ta,ile fiir Arme einzuffihrell. Ich glaube, dab es get-de bei den Armen notwendig ist, sehr vie[ toleranter zu s[dn. Die Eim~rmer wollen welter nichts als den Schmuekarm, sie wollen

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nieht auffaUen. Es gibt FilzhSnde, die nicht schlottern, auch die Thielehand, und gerade mit dem Thielearm k~impfe ieh in Hamburg dauernd. Die Leute wollen dell Arm, sie lassen sich beim :Bein eher leiten. Beim Arm kommen sic mit der festen Ansicht: icn will den Thielearm, und wenn ich sage, den kSnnen Sie nicht bekommen, es muB eh~e Verfhgung yon oben d~ sein, so shld sic damit nicht zufrieden. Ieh glaube nicht, dab es ra6~lich ist, in der Normalisierung und Typisierung so weir zu gehen wie beim Bein.

v. L o r e n z : Ich mSchte ebenfalls zum Thielearm meine Bedenken att~.sprechen. Ich h a l e eine Reihe yon Tl~ielearmen verordnet und habe gefunden, dab durch die Art der Konstruktion kcine gentigende Festigkeit und keine Dauerhaftigkeit gegeben ist und d~tB yon dem ganzen Thielearm vielleieht die Hand das beste ist, aber auch sie sich doch nicht so bewi~hrt hat, dab m3n sie 5fter verordnen sollte. Das einzige, was noch aul~er dcr Holz- und Metallhand in Frage k~.me, w/ire vielleicht eine massive :Filzhand, die den Vorzug hat, daft sic erstens nieht den Han~schuh durchstSBt und daft sie welch ist nnd beim AnstoBen dem Kriegsbesch~digten nieht dauernd den Eindruck eines absolu ten ]~'remd- k6rpers gibt.

B 6 h m : Wenn niemand ,nehr das Wort wiinscht, se wird der Vorstand auch in der Angelegenheit der Arme bemiiht sein, soweit als m6glich die Normalisierung und Typisierung in die Wege zu leiten. Die yon den DLskussionsrednern gemaehten Vorschl~ge ~ind nile beherzigenswert. Ieh glaube, ich kann dann die heutige Sitzung sehlieBen.

G S e k e : Ieh mSchte die Herren bitten, nicht auseinanderzugehen, ohne diesem dringenden und uns dr/~ngenden Wunsehe Ausdruck zu geben, dab die Vereinheitliehungs- vorsehl~ige, die Sie heute Ms zweckmSBig erachtet haben, mbgliehst rasch und bald in die Wirkliehkeit umgesetzt werden. Ieh darf darauf hin~veisen, dab wir wirtschaftlich voraus- siehttich in Zuktmft gar nicht mchr in der Lage sein k6nnen, in dem Umfange wie bisher Preise fiir Kunstglieder zu genehmigen. Am 25. September habe ich 25000,-- M. fiir ein KurLstbein be~filligen miissen und am 30. werde ich wahrscheinlich 30000,-- ~I. zugestehen mtissen. Wenn das so weitergeht, so wird eines Tages die ~Not~'endigkeit einer Verschle~h- terung an uns herantreten. Wenn wit das nicht wollen, miissen wit einfacher bzw. einheit- licher werden. Der AussehuB mSehte also darum bemiiht sein, bei erster Gelegenheit sich fiir die Ausfiihrung unserer PIRne einzusetzen, d. h. er mSchte mit den vorgesetzten Ministerialstellen dariiber beraten, wie wir m6glichst rasch beim Oberschenkelkunstbein zur Masserherstellung dessert gelangen, w~s hier in der vorbereitenden Sitzung Ms zweek- mi~Big und gut erprobt und festgestellt wurde, damit wit nicht erst wieder im n~,ehsten Jahre dahin kommen zu sagen: bitte sehafft jet.zt Maschinen an, um ~,hienen im System fr'~sen zu k6nnen, dann hat es gar keinen Siva, denn wenn wir heute nicht anfangen, wo um~ das :Feuer a~ff den N~igeln brennt, zu vereinfaehen und unseren Lieferanten schon in der n~chsten Zeit zu sagen: Ihr bezieht Eure Schienen, dana bin ieh nicht in der Lage, die Vereinheit- lichkeit in absehbarer Zeit in Au~ssicht stellen zu kSnnen, denn die Ei~fffihrung erfordert nicht ]~Ionate, sondern Jahre. Die.~er praktische ~Nutzen atas nnserer wissensehaftlichen Arbcit m6chte uns m6gliehst bald erwachsen.

B S h m : Ich hoffe, daft Sic den Eindruek gewoanen haben, dab wir nicht leeres Stmh gedroschen halx.n und daB, wenn wir auch nicht so weit gekommen sind, wie wir ,'s im vorigen Jahre uns gedacht haben, wir doch ein gediegenes Stiiek in der Frage der Modelle und P,~tei le heute vorwarts gekommen sind.

P i i r k h a u e r : Ich m6chte die Herren bitten, dab wir nieht auseinandergehen, ohne un~rem Herrn Vorsitzenden, Herrn Kollegen B S h m lumeren besten Dank fiir seine er- sprieBliehe Arbeit auszusprechen.

(SehluB der Sitzlmg 1 Uhr mittags.)