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Kururunfa - 三流顧議藝鍺 Kururunfa Kururunfa 久留頓破 久留頓破 Offizielle Lehre: Offizielle Lehre: Zur Kururunfa gibt es außer der ewig falschen Behauptung Higaonna hätte sie von Ryuru Ko mitgebracht, nur wenige oberflächliche Aussagen, was den Schluß zuläßt, daß man über dieses Form im Prinzip nichts weiß. Ob die benutzten chinesischen Schriftzeichen für Jiǔliúdùnpò 「久留頓破」korrekt sind, ist wiedermal zu bezweifeln. Sie bedeuten sinngemäß „lange anhaften und plötzlich zerbrechen“. Diese Interpretation der Form ist durchaus vorstellbar, muß aber noch lange nicht der Intention der Form entsprechen. Meine Interpetation: Meine Interpetation: Kururunfa ist eindeutig eine Form des Baihequan. Es ist die einzige Form des Nafaa Di 1 in der die Gestalt des Kranich‘s förmlich spürbar wird – das vielfältige Schlagen der Flügel, das Stolzieren oder leichte Hüpfen, das Wechselspiel von ruhigen und hektischen Bewegungen. Dies bedeutet nicht, daß ihr Ursprung nicht weit früher oder in einer anderen Richtung zu suchen sein kann. Bedenkt man, daß in Fujian viele ethnische Gruppierungen anzutreffen sind, wie zu z.B. die Miao 2 「苗 族」 oder Hakka 3 「客家」 , welche Dutzende von Dialekten 4 sprechen, so ist eine korrekte Wiedergabe der Bezeichnung oder des Namens einer Form, sowohl phonetisch, als auch schriftlich, äußerst schwierig. Es gibt in Fujian wohl immernoch die „Methode des Liegenden Drachen“ (Palongfa / Wo Long Fa / Gorunfa 「臥龍法」 ), welche zumindest klanglich Ähnlichkeit aufweist. Aber auch Kunlun 5 Fa 「昆仑 拳」 klingt durchaus gleich und wird gelegentlich als alternativer Name genannt. In der Provinz Guang- dong 「广东」 gibt es die sogenannte Kunlunshan- quan 6 「昆仑山拳」der Hakka. Es gibt eine legendäre, vermutlich fiktive Form der „Kunlun Wunschhand“ - Kūnlún Rúyì Shǒu「崑崙如 意手」 (Wunsch meint hier „jenachdem, wie jemand [der Gegner] wünscht“), die eine hohe Meisterschaft des Hebelns und Werfens verkörpert und es besteht die Möglichkeit, daß Kururunfa eine (vielleicht scherzhafte) Anlehnung an diese Form darstellt. Ob die gleiche Endung eine Verwandtschaft zur Sai-fa / Sai-ha aufweist, ist schwer zu sagen. Allerdings ist auch bei weitem nicht gesichert, ob es sich um die gleichen Schriftzeichen handelt oder ob diese überhaupt korrekt überliefert sind. Beide Formen werden zwar stets mit japanischen Kanji 「破」, gesprochen „ha”, wiedergegeben, aber Mandarin würde man „pò“ sprechen. Auch das chinesische „fǎ” 「法」für Methode wäre möglich, würde aber Japanisch „hō“ gesprochen. Wenn Higaonna Sanchin, Seisan, Sanseiru und Suparinpai mitbrachte, dann brachte Miyagi vielleicht Tensho, Chisochin, Saifa und Kururunfa aus China mit. Das Prinzip Das Prinzip Kururunfa steht im Zeichen des Liè「裂」, stets beginnend mit Lǚ「捋」und häufig in Cǎi「採」und Kào「肘」übergehend. Wenn man sich von Lie löst, findet man den Übergang zu Zhé「摺」. 1 Naha Te im okinawanischen Dialekt 2 Auch Miáozú 3 Auch Kèjiā 4 z.B. Minnan「閩南」 5 Berg in Shandongprovince bzw. die Bergkette Kūnlún Shān in Tibet 6 Von Huang Huilong 「黄 龙」 aus Shandong 1880 weitergegeben 三流顧議藝鍺 天下武林是一家 Mirko Guenther / G.H.T.K.A. / Kururunfa / 13. Apr. 2016 / Seite 1 von 5 Chiang Tzŭ-ya am K’un-lun

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KururunfaKururunfa久留頓破久留頓破

Offizielle Lehre:Offizielle Lehre:Zur Kururunfa gibt es außer der ewig falschen Behauptung Higaonna hätte sie von

Ryuru Ko mitgebracht, nur wenige oberflächliche Aussagen, was den Schluß zuläßt,daß man über dieses Form im Prinzip nichts weiß.

Ob die benutzten chinesischen Schriftzeichen für Jiǔliúdùnpò「久留頓破」korrekt sind, ist wiedermalzu bezweifeln. Sie bedeuten sinngemäß „lange anhaften und plötzlich zerbrechen“. Diese Interpretationder Form ist durchaus vorstellbar, muß aber noch lange nicht der Intention der Form entsprechen.

Meine Interpetation:Meine Interpetation:Kururunfa ist eindeutig eine Form des Baihequan. Es ist die einzige Form des Nafaa Di1 in der die

Gestalt des Kranich‘s förmlich spürbar wird – das vielfältige Schlagen der Flügel, das Stolzieren oderleichte Hüpfen, das Wechselspiel von ruhigen und hektischen Bewegungen. Dies bedeutet nicht, daß ihrUrsprung nicht weit früher oder in einer anderen Richtung zu suchen sein kann.

Bedenkt man, daß in Fujian viele ethnische Gruppierungen anzutreffen sind, wie zu z.B. die Miao2「苗族」oder Hakka3「客家」, welche Dutzende von Dialekten4 sprechen, so ist eine korrekte Wiedergabe derBezeichnung oder des Namens einer Form, sowohl phonetisch, als auch schriftlich, äußerst schwierig.

Es gibt in Fujian wohl immernoch die „Methodedes Liegenden Drachen“ (Palongfa / Wo Long Fa /Gorunfa「臥龍法」 ), welche zumindest klanglichÄhnlichkeit aufweist. Aber auch Kunlun5 Fa「昆仑拳」 klingt durchaus gleich und wird gelegentlich alsalternativer Name genannt. In der Provinz Guang-dong「广东」 gibt es die sogenannte Kunlunshan-quan6「昆仑山拳」der Hakka.

Es gibt eine legendäre, vermutlich fiktive Form der„Kunlun Wunschhand“ - Kūnlún Rúyì Shǒu「崑崙如意手」 (Wunsch meint hier „jenachdem, wie jemand[der Gegner] wünscht“), die eine hohe Meisterschaftdes Hebelns und Werfens verkörpert und es bestehtdie Möglichkeit, daß Kururunfa eine (vielleichtscherzhafte) Anlehnung an diese Form darstellt.

Ob die gleiche Endung eine Verwandtschaft zurSai-fa / Sai-ha aufweist, ist schwer zu sagen. Allerdings ist auch bei weitem nicht gesichert, ob es sichum die gleichen Schriftzeichen handelt oder ob diese überhaupt korrekt überliefert sind. Beide Formenwerden zwar stets mit japanischen Kanji 「破」, gesprochen „ha”, wiedergegeben, aber Mandarin würdeman „pò“ sprechen. Auch das chinesische „fǎ”「法」für Methode wäre möglich, würde aber Japanisch„hō“ gesprochen. Wenn Higaonna Sanchin, Seisan, Sanseiru und Suparinpai mitbrachte, dann brachteMiyagi vielleicht Tensho, Chisochin, Saifa und Kururunfa aus China mit.

Das PrinzipDas PrinzipKururunfa steht im Zeichen des Liè「裂」, stets beginnend mit Lǚ「捋」und häufig in Cǎi「採」und

Kào「肘」übergehend. Wenn man sich von Lie löst, findet man den Übergang zu Zhé「摺」.

1 Naha Te im okinawanischen Dialekt2 Auch Miáozú3 Auch Kèjiā4 z.B. Minnan「閩南」5 Berg in Shandongprovince bzw. die Bergkette Kūnlún Shān in Tibet6 Von Huang Huilong 「黄 龙」辉 aus Shandong 1880 weitergegeben

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Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3

Abb. 4 Abb. 5 Abb. 6

Abb. 7 Abb. 8 Abb. 9

Abb. 10 Abb. 11 Abb. 12

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Abb. 13 Abb. 15Abb. 14

Abb. 16 Abb. 17 Abb. 18

Abb. 19 Abb. 20 Abb. 21

Abb. 22 Abb. 23 Abb. 24

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Die FormDie FormIn der Kururunfa sind Figuren enthalten, die ebenfalls in Seienchin (Abb. 3) und Sanseiru (Abb. 11,

30/31) vorkommen. Sie ist, nach Saifa und Seipai, die dritte Form des Gojuryu ohne Sanchin zu Beginn.

Abb. 1 − 5 beinhalten Lü und Lie und werden einmal spiegelbildlich wiederholt.

Abb. 6 & 7 beinhalten wahlweise mehrere Prinzipien und werden 2x wiederholt.

Abb. 8 − 11 beginnend mit An, gefolgt von Lü und Peng werden zusammen mit 12 & 13 einmalgespiegelt.

Abb. 12 & 13 „die Krähe spreizt die Flügel“「烏鴉舒展翅膀」, verkörpert Zhe.

Abb. 15 & 16 „der schwarze Drache springt in die Quelle“「黑龍跳躍井」, verkörpert Lie und Kao,

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Abb. 25 Abb. 26 Abb. 27

Abb. 28 Abb. 29 Abb. 30

Abb. 31 Abb. 32 Abb. 33

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wird einmal gespiegelt.

Abb. 18 − 28 stellt eine Befreiung aus Umklammerung und Schulterwurf dar.

Abb. 29 gehört nur in wenigen Schulen Okinawa‘s zur Form und verweist auf Kushanku「公相君」.

Abb. 30 & 31 - „der Tiger schlägt auf den Boden“「虎擊地」 (Bubishi「武備志」) verkörpert Lie.

Abb. 14 & 32 − 33, „2 Drachen wetteifern um eine Perle“「兩龍競珠」, scheint mir hier eher Lücken-füller bzw. verweist Mawashiuke「回し受け」 immer auf Chisao7「黐手」/Tuīshǒu「推手」.

Kururunfa in den SchulenKururunfa in den Schulen一 Goju Ryū 「剛柔流」二 Shito Ryu 「糸東流」三 Uechi Ryu 「上地流」… die Liste ist unvollständig

SchlußbemerkungSchlußbemerkungDiese Ausarbeitung ist nicht abgeschlossen.

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Mirko Guenther, Beierfeld, Dienstag, 12. April 2016

The traditional kanji used for the kata do appear to be reflective of what is arguably the kata's most distinctive technique, namely a shoulder lock (which can keep the opponent restrained), followed by a sudden squat which tears the shoulder joint1st kanji means "a long length of time".2nd kanji implies a sense of to remain/stay behind/detain, (eg: inviting a friend over for dinner and not wanting him to leave, wanting him to stay longer). Interestingly, a sense of usage of this 2nd kanji can also be seen in a Wing Chun MA saying "lui lao

(lao=2nd kanji in Cantonese) hui soong, lut sao jik chung" (ie: "as my opponent comes in, I receive him; as he leaves, I escort him; upon loss of contact, I charge forward") This idea/concept of "lao" is, I believe, a common one in Chinese MA (eg: TaiChi, Mantis), though it may be expressed/interpreted differently.3rd kanji is translated as "suddenly", or abruptly.4th kanji, can be "tearing"...the kanji consists of 2 radicals, the left one meaning 'stone' and the right side meaning 'skin' ie implying a sense of destroying, 'tearing' apart, solving a pro -blem, or even a sense of breaking through a defence.When I see the 4 kanji for "Kururunfa" I see/speculate a kata suggesting a strategy of a "yin" reception to an attack, a sense of "sucking" the attack in, perhaps to invite an over-extension of the attack, and then suddenly and abruptly, with devastaing effect, destroy the opponent with your own counter. The Kata known as Kururunfa ( 久留頓破 – Jiu Liu Dun Po), can mean ‘enduring presence that destroys the enemy’ and probably originated in the Fuzhou area of Northern Fujian province,and has its martial roots in Dragon Fist (龍拳 – Long Quan) gongfu, specifically the ‘Wo Long Fa’ (臥龍法- ‘Lying Dragon Style), and so on. All kinds of Chinese martial arts have been transmitted into Okinawa and have formed the Katas of Karate-Do, taking on Okinawan names and designations. These names were originally pronounced in the Fuzhou dialect, or ‘Minnan’ ( 閩南) of Fujian province. In addition to White Crane (白鶴 – Bai He) gongfu, Goju Ryu contains Lion Fist and Dragon Fist. The martial heritage of Goju Ryu cannot be limited to White Crane Fist only.

7 Kantonesisch, Chǐshǒu in Mandarin

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