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Erstellung einer Ausarbeitung für
die B-Trainer Ausbildung Schach:
Königsindisch:
Strategien in der
Sämisch-Variante:
Philipp Ziegler, SC Ingersheim Schachverband Württemberg Ingersheim, den 27.12.2013
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 1 -
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort ............................................................ 2
2. Geschichtlicher Überblick ................................ 3
Königsindische Verteidigung ............................... 3
Namensgeber: Sämisch ....................................... 3
Probleme für Schwarzspieler in 1940er und 50er
............................................................................. 3
3. Strategienübersicht ......................................... 5
Ideen für Weiß ..................................................... 5
Ideen für Schwarz ................................................ 5
4. Zentrumssprengung ........................................ 6
Einführung ........................................................... 6
Vertiefung ............................................................ 9
Stellungen nach …exd4 .................................... 9
Geschlossene Stellungen nach 7.d4-d5 ......... 12
5. Abschlusstest ................................................. 19
Testaufgaben ..................................................... 19
Lösungen............................................................ 21
6. Methodisch-didaktische Überlegungen ........ 28
Einzelne Trainingseinheit ................................... 29
Einordnung in Gesamtkonzept .......................... 31
7. Schlusswort .................................................... 32
8. Literaturverzeichnis ....................................... 33
9. Anhang ........................................................... 34
Partien ............................................................... 34
Systeme nach ECO-Code ................................... 35
10. Eidesstattliche Erklärung ........................... 38
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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1. Vorwort
Persönlicher Bezug
Die königsindische Verteidigung ist seit 15 Jahren
fest in meinem Eröffnungsrepertoire verankert. Dass
ich mich in dieser B-Trainer Arbeit diesem Thema
widme, zeigt, dass diese Eröffnung auf mich noch
die gleiche Anziehungskraft ausübt, wie zu Beginn,
als ich unter anderem von Partien wie Max Euwe -
Miguel Najdorf (Zürich 1953)1 oder Berthold
Englisch – Dr. Siegfried Tarrasch (Hamburg 1885)2
begeistert war.
Der klassische königsindische Aufbau hat den
Vorteil, auf alle Anfangszüge außer 1.e4 eine - aus
meiner Sicht - solide Grundstellung zu erreichen,
die genug Möglichkeiten bietet, im Mittelspiel eine
gehaltvolle Stellung zu erreichen, die strategische
und taktische Kenntnisse bedarf. Die nachfolgende
Arbeit soll dazu beitragen, diese Kenntnisse dem
Interessierten zugänglich zu machen.
Themeneingrenzung und Zielgruppe
Es wird exemplarisch die Sämischvariante
betrachtet, um den Umfang einer B-Trainer Arbeit
nicht zu sprengen.
Im Laufe der Ausarbeitung zeigte sich weiter, dass
selbst diese Einschränkung auf die Sämisch-
Variante noch nicht ausreichend war, um die
einzelnen Strategien in angemessenem Rahmen zu
besprechen.
Daher, um eine Überfrachtung des Interessierten zu
verhindern, werde ich ausschließlich auf die
Strategie der Zentrumssprengung eingehen, und
diese für eine Zielgruppe von DWZ 1200 – 1500
aufbereiten.
1 Partie befindet sich im Anhang
2 David Bronstein: Bronstein on the King’s Indian, S.6-
11
Warum die Sämisch-Variante?
Der Sämisch-Aufbau mit 5.f3 stellt aus meiner Sicht
einen äußerst interessanten Versuch von Weiß dar,
sich dem typischen schwarzen Königsangriff Plan
zu entziehen und selbst zum Königsangriff
überzugehen. Gerade deshalb erfordert diese
Variante, die laut der Shredder Chess Online
Eröffnungsdatenbank3 am dritthäufigsten von
Großmeistern gewählt wird, Kenntnisse, um nicht
frühzeitig in Nachteil zu geraten, und überspielt zu
werden. Laut der Datenbank ist neben 5.Sf3 (6101
Partien) und 5.Le2 (5228 Partien), 5.f3 die dritte
Wahl mit 4856 Partien. Die weiteren Varianten sind
5.f4 mit 1139 Partien und 5.h3 mit 967 Partien.
Ein weiterer Grund, sich speziell dem Sämisch-
Aufbau zu widmen stellt die Tatsache dar, dass der
Stellungstyp in anderen Eröffnungssystemen, wie
der Pirc-Verteidigung (1.e4 d6 2. d4 Sf6 3. Sc3 g6)
oder der Drachenvariante im Sizilianer (1.e4 c5 2.
Sf3d6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 g6 6. Le3 Lg7
7.f3) in abgewandelter Form vorkommen kann und
in der Sämischvariante erlangte Kenntnisse in
gewissem Grade in anderer Systeme übertragbar
sind.
Wählt Schwarz Varianten mit c7-c5, um das
Sämischsystem zu bekämpfen, dann ergeben sich
Benoni-ähnliche Stellungen.
3 http://www.shredderchess.de/online-schach/online-
datenbanken/eroeffnungs-datenbank.html, Stand: 10.12.2013, 17:43 Uhr.
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2. Geschichtlicher Überblick
Königsindische Verteidigung
Die Königsindische Verteidigung wurde von Louis
Paulsen 1879 gegen Adolf Schwarz in die
Turnierpraxis eingeführt.4
Zahlreiche weitere starke Großmeister und
Schachweltmeister bedienten sich der Eröffnung.
Zwei in dieser Arbeit sehr häufig vorkommende
Namen werden sein: David Bronstein (1924-2006)
und Garry Kasparov (1963-…). Von den noch
aktiven Spielern ist Teymour Radjabov (1987-…)
wohl der bekannteste und spielstärkste Verfechter
der Königsindischen Verteidigung.
Namensgeber: Sämisch
Fritz Sämisch (1896-1975), nach dem die Sämisch-
Variante im Königsinder (1.d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3
Lg7 4. e4 d6 5. f3) benannt wurde, war ein
Deutscher Schachgroßmeister.5
Wenn in dieser Ausarbeitung von der Sämisch-
Variante gesprochen wird, ist ausschließlich die
obere Zugfolge gemeint.
Die weitere Sämisch-Variante im Nimzo-Inder
(1.d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4 4. a3) ist nicht Teil
der Ausarbeitung.
Probleme für Schwarzspieler in 1940er
und 50er6
Bronstein wählte 1946 mit Schwarz den
nachfolgenden Aufbau gegen Ludek Pachman und
erklärt seine Wahl folgendermaßen:
4
http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigsindische_Ve
rteidigung; 18.10.2013, 10.22 Uhr 5
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_S%C3%A4misch, 11.12.2013, 14:00 Uhr 6 David Bronstein: Bronstein on the King’s Indian, S.91
1.d4 Sf6 2.c4 d6 3.Sc3 e5 „Warum diese Zugfolge,
welche die schwarzen Züge g7-g6 und Lg7
verzögert und stattdessen ein frühes e7-e5
durchsetzt?“
Diagramm 1:
3…e7-e5 ?! XABCDEFGHY 8rsnlwqkvl-tr( 7zppzp-+pzpp' 6-+-zp-sn-+& 5+-+-zp-+-% 4-+PzP-+-+$ 3+-sN-+-+-# 2PzP-+PzPPzP" 1tR-vLQmKLsNR! xabcdefghy
Ludek Pachmann – David Bronstein, Prag, 1946.
„Der Grund liegt daran, dass wir zu dieser Zeit sehr
viel Angst vor der Sämisch-Variante hatten und
diese mit der obigen Variante ausgeschlossen
werden konnte, da Schwarz nach:
1. d4 Sf6 2.c4 d6 3.Sc3 e5 4.e4 exd4 5.Dxd4 Sc6
Entwicklungsvorsprung erhält. (s. Diagramm 2)
Diagramm 2:
5…Sb8-c6 XABCDEFGHY 8r+lwqkvl-tr( 7zppzp-+pzpp' 6-+nzp-sn-+& 5+-+-+-+-% 4-+PwQP+-+$ 3+-sN-+-+-# 2PzP-+-zPPzP" 1tR-vL-mKLsNR! xabcdefghy
A. Kalantar – Tigran V Petrosian, Armenische
Meisterschaft, Yerevan, 1946.
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Allerdings hatte die Variante mit frühem 3…e7-e5
den Nachteil, dass Schwarz nach:
1.d4 Sf6 2.c4 d6 3.Sc3 e5 4.dxe5 dxe5 5.Dxd8+
Kxd8
einen frühen Damentausch zulassen musste und
gleichzeitig das Rochaderecht einbüßte (s.
Diagramm 3).
Diagramm 3:
5…Kxd8
XABCDEFGHY 8rsnlmk-vl-tr( 7zppzp-+pzpp' 6-+-+-sn-+& 5+-+-zp-+-% 4-+P+-+-+$ 3+-sN-+-+-# 2PzP-+PzPPzP" 1tR-vL-mKLsNR! xabcdefghy T. Roussel Roozmon – Etienne Bacrot, Montreal,
2009
Dass diese Variante trotz des Verlusts des
Rochaderechts durchaus als spielbar eingestuft wird,
zeigen zwar immer wieder namhafte Schwarzspieler
wie z.B. die beiden Supergroßmeister Vassily
Ivantchuk (Elo 2758) im Jahr 2013 beim Gibraltar
Masters, und Etienne Bacrot (Elo 2721) beim TIM
Cup in Montreal 2009. Allerdings muss dabei auch
erwähnt werden, dass ihre Gegner beim ELO-
Vergleich deutlich schwächer einzustufen waren.
Bacrots Gegner T. Roussel Roozmon, z.B. kam
„nur“ auf ELO 2487.
In der Zwischenzeit wurden natürlich zahlreiche
Ideen und Strategien gegen den Sämisch-Aufbau
entwickelt, die im Folgenden vorgestellt werden.
Ebenfalls wird in der Übersicht auch auf Ideen des
Weiß-Spielers eingegangen.
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3. Strategienübersicht7
Ideen für Weiß
Zentrum stabilisieren
- Zentrum mit 5.f3 stabilisieren, Bauer e4
wird gedeckt
- Zentrum mit d5 schließen
Königsangriff starten
- Gegnerische Königsstellung schwächen
o Bauernsturm mittels g4,h4 gefolgt
von h5, um mit hxg6 die h-Linie zu
öffnen.
o Abtausch des schwarzfeldrigen
Läufer auf g7, mit Le3, Lh6
abzutauschen
- Eigene Figuren zum Königsflügel führen
o Eventuell Verdoppelung der Türme
auf der h-Linie, bzw. Positionierung
auf h- und g-Linie; davor die große
Rochade (0-0-0)
o Dame über d2 nach g5 oder nach h6
führen
o Springer g1-e2-g3, um ggf. auf f5
zu opfern, um die g-Linie zu öffnen
oder den schwarzfeldrigen Läufer
auf g7 abzutauschen.
Angriff am Damenflügel
- Bei Raumvorteil im Zentrum durch den
vorgestoßenen d5-Bauern (in der Regel bei
geschlossenem Zentrum) kann auch am
Damenflügel (mittels Bauern oder Figuren
oder beidem) angegriffen werden; selbst
mit langrochiertem König.
7 Nachfolgende Pläne und Ideen wurden nicht aus einem
Einzelwerk explizit übernommen, sondern zum einen aus
den im Literaturverzeichnis aufgeführten Quellen, zum
anderen anhand der aus den Partieverläufen abgeleiteten
Manöver, und letzten Endes aus eigenen Erfahrungen, die
ich in der Sämisch-Variante gemacht habe.
Ideen für Schwarz
Ausnutzung des extra weißen Bauernzugs f2- f3,
um Königsangriff zu starten
- Weißen König nicht zur Rochade kommen
lassen, um ihn einfacher angreifen zu
können. Z.B. Öffnen von der c- und f-Linie.
- Zentrum möglichst schnell öffnen mittels
Bauern z.B. e5xd4, c7-c6 und d6-d5
- Ggf. auch unter Figurenopfer das Zentrum
öffnen
- Eventuell Diagonale g1-a7 besetzen mittels
Dame
- Eventuell Diagonale e1-h4 mit Dame
besetzen, um z.B. weitere
Bauernschwächen (g2-g3) zu provozieren.
(Langfristige) Ausnutzung der schwarzfeldrigen
Felderschwächen im weißen Lager mittels
aktiven Figurenspiels
- Z.B. Bauernopfervariante mit c5 (E81)
- Schwarz opfert einen Bauern um den
Abtauscht des weißen schwarzfeldrigen
Läufers gegen einen schwarzen Springer zu
erreichen.
Typischer Angriff mit f7-f5 und anschließendem
f4, gefolgt von weiterem Bauernsturm am
Königsflügel, falls Weiß kurz rochiert.
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4. Zentrumssprengung
Einführung
Im Folgenden wird, wie bereits im Vorwort
erwähnt, auf das strategische Mittel der
Zentrumssprengung eingegangen, die Schwarz
häufig anstrebt, um sich dem Sämisch-Aufbau
entgegenzustellen. Gerade diese Idee versucht den
Umstand auszunutzen, dass Weiß gewöhnlich
Entwicklungsrückstand hat und der König noch im
Zentrum angreifbar ist.
Da diese Strategie des Schwarzen im Vergleich zu
den anderen Strategien wie z.B. „dem langfristigen
Ausnutzen von Felderschwächen im weißen Lage in
der c7-c5-Variante (A81)“ oder der
„Zentrumsblockade mittels Bauernopfer“ weniger
abstrakt ist, eignet sie sich besser für die
Trainingseinheit mit der Zielgruppe DWZ 1200-
1500.
Konsequentes Gegenkonzept zu 5. f3
Warum schwächt Weiß mit dem Zug f2-f3
eigentlich seine Königsstellung durch Öffnen von
den Diagonalen (a7-g1 und e1-h4) und den
schwarzen Felder an seinem Königsflügel (z.B. e3
und f2)?
Wenn jetzt die Schüler-Antwort kommt: „Man kann
ja mit dem weißen König lang rochieren, den Läufer
auf e3 stellen und die Dame nach d2, und dann kann
der Läufer nicht durch den schwarzen Springer Sf6-
g4 angegriffen werden.“ ist das für Spieler um
DWZ 1200-1500 bereits eine sehr gute Antwort (s.
Diagramm 4).
Diagramm 4:
XABCDEFGHY 8r+lwq-trk+( 7zppzpn+pvlp' 6-+-zp-snp+& 5+-+-zp-+-% 4-+PzPP+-+$ 3+-sNLvLP+-# 2PzP-wQN+PzP" 1+-mKR+-+R! xabcdefghy
Als Denkanstoß könnte man jedoch erwidern, dass
der Zug 5. h2-h3 die exakt gleichen Ideen erlaubt,
ohne dass die Felderschwächen entstehen. (s.
Diagramm 5).
Diagramm 5:
XABCDEFGHY 8r+lwq-trk+( 7zppzpn+pvlp' 6-+-zp-snp+& 5+-+-zp-+-% 4-+PzPP+-+$ 3+-sNLvL-+P# 2PzP-wQNzPP+" 1+-mKR+-+R! xabcdefghy
Somit hat man gezeigt, dass mit dem weißen Zug
5.f2-f3 wohl weitere Ideen verknüpft sind.
Zu diesem Zeitpunkt kann man bewusst die
schwarze Stellung mit deutlich weniger Tempi (10
Tempi Weiß vs. 7 Tempi Schwarz) aufbauen, um
dann mit den Schüler gemeinsam in der h3-Stellung
nach möglichen Zügen und Planen zu suchen,
diesen Entwicklungsrückstand aufzuholen.
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Je nach Leistungsstand müssen dabei die Schüler,
mittels entsprechender Fragetechnik, in ihrer
Entscheidungsfindung unterstützt werden. Z.B.
„Besitzt der Turm auf f8 eine höhere Aktivität oder
auf e8“? „Kann die Aktivität dieses Turmes weiter
gesteigert werden?“ „Ah! Durch Schlagen des
Bauern e5xd4“…, usw.
Dadurch könnte folgende Stellung (Diagramm 6)
entstehen, die einen entscheidenden Unterschied
zwischen f2-f3 und h2-h3 aufzeigt.
Diagramm 6:
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7zppzp-+pvlp' 6-+-zp-snp+& 5+-sn-+-+-% 4-+PsNP+-+$ 3+-sNLvL-+P# 2PzP-wQ-zPP+" 1+-mKR+-+R! xabcdefghy
Mit nur zwei Tempi (das Schlagen des weißen d4-
Bauern mit dem schwarzen e5-Bauern und das
Zurückschlagen mit dem weißen Springer auf d4
geschieht tempi-neutral) schafft es Schwarz
scheinbar mühelos, starken Druck auf das weiße
Zentrum und im speziellen auf den e4-Bauern
aufzubauen. In Frage käme wohl nur der weiße
Sicherungszug f2-f3, um den Bauern zu verteidigen.
Spätestens hier kommt die Erkenntnis, dass Weiß
dieses Problem überhaupt nicht hätte und
gleichzeitig noch einen Zug gespart hätte, nämlich
h2-h3, wenn er zu Beginn gleich f2-f3, anstatt h2-h3
gespielt hätte (s. Diagramm 7)
Diagramm 7:
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7zppzp-+pvlp' 6-+-zp-snp+& 5+-sn-+-+-% 4-+PsNP+-+$ 3+-sNLvLP+-# 2PzP-wQ-+PzP" 1+-mKR+-+R! xabcdefghy
Im Extremfall könnte Weiß sogar den Läufer auf d3
und den Springer auf c3 von ihren
Verteidigungsaufgaben für den e4-Bauern
entbinden, da der schwarze Dreifachangriff durch
die Springer und den e8-Turm auf den weißen e4-
Bauern zu nichts führen würde (s. Diagramm 8).
Diagramm 8:
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7zppzp-+pvlp' 6-+-zp-snp+& 5+-snN+-+-% 4-+PsNP+-+$ 3+-+-vLP+-# 2PzP-wQL+PzP" 1+-mKR+-+R! xabcdefghy
Die Springer und der Turm beißen trotz Überzahl
beim Angriff auf Granit. Der f3-Bauer gibt dem e4-
Bauern ausreichend Schutz.
Damit ergibt sich eine weitere wichtige Erkenntnis
für die Schüler: „Dem weißen Zentrum ist mit
Figuren allein nicht beizukommen, sondern es
bedarf der Mithilfe der eigenen Bauern, z.B. des c-,
d-, f- oder gar des b-Bauern, um eine
Zentrumsöffnung herbeizuführen.
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Wie dies aussehen könnte, wird nachfolgend
beschrieben.
Alternativ könnte Schwarz sich mit auch mit einer
durchaus aktiv erscheinenden Aufstellung seiner
Figuren im Zentrum (s. Diagramm 9) zufrieden
geben, keine Zentrumssprengung forcieren und erst
einmal abwarten, wie Weiß weitere Fortschritte
erzielen möchte. Allerdings ist diese Abwartetaktik
nicht jedermanns Sache.
Diagramm 9:
Stellung nach 13. Tfe1
XABCDEFGHY 8r+-wqr+k+( 7+pzpl+pvlp' 6-+-zp-snp+& 5zp-sn-+-+-% 4-+PsNP+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-wQL+PzP" 1+-+RtR-mK-! xabcdefghy Svetozar Gligoric (2510) - Bozidar Ivanovic (2480),
Sarajevo, 1983.
Im vorliegenden Fall verzichtete Weiß darauf diesen
schwarzen Aufbau zu widerlegen und beide Spieler
einigten sich auf ein schnelles Remis.
Svetozar Gligoric (2510) - Bozidar Ivanovic
(2480), [E94] Sarajevo, 1983.
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d6 4.e4 Sbd7 5.Sf3 e5 6.Le2
Lg7 7.0–0 0–0 8.Le3 exd4 9.Sxd4 Sc5 10.f3 a5
11.Dd2 Te8 12.Tad1 Ld7 13.Tfe1 a4 14.Lf1 Db8
15.Scb5
½–½
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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Vertiefung
Stellungen nach …exd4
Diagramm 10:
14… Schwarz am Zug
XABCDEFGHY 8r+lwq-trk+( 7+p+n+pvlp' 6-+pzp-snp+& 5+-+-+-+-% 4-+PsNP+-+$ 3zpPsN-vLP+-# 2P+-wQ-+PzP" 1tR-+-mKL+R! xabcdefghy
M. Udovcic – David Bronstein, Gotha, 1957
Im vorliegenden Beispiel hat Schwarz im 9. Zug mit
…exd4 zuerst dafür gesorgt, dass das Zentrum nicht
so einfach geschlossen werden kann, um es
anschließend weiter unter Druck setzen zu können.
Der Versuch von Weiß mit 14. b2-b3 dem Zentrum
weitere Stabilität zu verleihen, kontert Schwarz
konsequent mit 14…d6-d5.
Natürlich aussehende Züge wie 14…Sd7-c5 oder
14…Tf8-e8 schließen eine spätere
Zentrumssprengung mit d6-d5 nicht aus, geben
jedoch Weiß weitere Optionen, um den König
einfacher aus dem Zentrum in Sicherheit zu bringen.
Ein weiteres Stellungsmerkmal, das eine schnelle
Zentrumsöffnung aus schwarzer Sicht begünstigt, ist
die Aktivität des schwarzen Läufers auf g7 in
Zusammenhang mit der geöffneten langen
Diagonale (a1-g8) sowie den eher lose verankerten
Springern auf d4, c3 und des ungedeckten Turms
auf a1.
Somit erzielt Schwarz mit 14…d5 bequem
Ausgleich, zumal Weiß weitere Züge verwenden
muss, um seinen König in Sicherheit zu bringen.
Udovcic,M. - Bronstein,David [E85]
Gotha 1957
1.d4 Sf6 2.c4 d6 3.Sc3 g6 4.e4 Lg7 5.f3 e5 6.Sge2
Sbd7 7.Le3 a6 8.Dd2 0–0 9.Sc1 exd4 10.Lxd4 c6
11.Sb3 a5 12.Le3 a4 13.Sd4 a3 14.b3 d5! 15.exd5
cxd5 16.Le2 dxc4 17.bxc4 Se5 18.0–0 Sc6 19.Tfd1
Te8 20.Lf2 Sxd4 21.Lxd4 Le6 22.Sb5 De7 23.Lf1
Tec8 24.Tac1 Sh5 25.Lxg7 Sxg7 26.Tc3 Sf5
27.Dc1 Dc5+ 28.Kh1 Ta5 29.Tb3 Df2 30.Td2 Dh4
31.Kg1 h5 32.Dc3 b6 33.Sxa3 Tca8 34.g3 De7
35.Td3 h4 36.g4 Dc5+ 37.Kh1 Sd6 38.Dd4 Sxc4
39.Dxc5 bxc5 40.Sb5 Se5
0–1
Diagramm 11:
9… Schwarz am Zug
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zpp+-+pvlp' 6-+pzp-snp+& 5+-+-+-+-% 4-+PsNP+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-wQ-+PzP" 1tR-+-mKL+R! xabcdefghy David Bronstein – Yuri Sakharov,
USSR Mannschaftsmeisterschaft, Moskau, 1960
Im Vergleich zur Vorgängerstellung (Diagramm 10)
ist der schwarze Damenflügel weniger weit
entwickelt. Der a8 Turm übt noch keinen Druck
entlang der a-Linie aus und der Springer auf b8 ist
noch auf seinem Ausgangsfeld, anstatt auf d7.
Schwarz entscheidet sich dennoch für ein frühes
9…d5?! , um den Umstand des unrochierten weißen
Königs auszunutzen.
Nach 10.cxd5 cxd5 kann Weiß jedoch mit 11.e5
Raumvorteil im Zentrum erzielen und den
schwarzen Springer zum Rückzug zwingen.
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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11.e5 Se8 12.f4
Diagramm 12:
Stellung nach 12.f3-f4
XABCDEFGHY 8rsnlwqntrk+( 7zpp+-+pvlp' 6-+-+-+p+& 5+-+pzP-+-% 4-+-sN-zP-+$ 3+-sN-vL-+-# 2PzP-wQ-+PzP" 1tR-+-mKL+R! xabcdefghy
Das gleiche Spielchen wiederholt sich wieder: Weiß
versucht mit 12. f3-f4 das Zentrum zu stabilisieren,
um Zeit zu gewinnen, seinen König in Sicherheit zu
bringen, während Schwarz mit 12… f6 und
nachfolgendem 13…fxe5 erneute Linienöffnung
anstrebt. 13. Lb5 fxe5 14.fxe5 Dh4+
Diagramm 13:
Stellung nach: 14…Dh4
XABCDEFGHY 8rsnl+ntrk+( 7zpp+-+-vlp' 6-+-+-+p+& 5+L+pzP-+-% 4-+-sN-+-wq$ 3+-sN-vL-+-# 2PzP-wQ-+PzP" 1tR-+-mK-+R! xabcdefghy
Der eher komisch anmutende Zug 13.Lb5 würde
auch erlauben, auf 14…Dh4 zu verzichten und
stattdessen mit 14…Lxe5 einen Bauern zu
gewinnen. Dies wurde vier Jahre zuvor in der Partie
D.Bronstein – E.Vasyukov bei der Moskauer
Meisterschaft 1956 gespielt. Diese endete nach 43
Zügen mit Remis.
Schwarz bleibt jedoch seiner Linie treu, provoziert
mit dem Damenschach auf h4 eine weitere
Schwächung der weißen Königsstellung (15. g2-g3)
und mit 15…Dh5 verhindert er, dass sich der weiße
mittels langer Rochade in Sicherheit bringen kann
(Diagramm 14).
Diagramm 14:
16. Weiß am Zug
XABCDEFGHY 8rsnl+ntrk+( 7zpp+-+-vlp' 6-+-+-+p+& 5+L+pzP-+q% 4-+-sN-+-+$ 3+-sN-vL-zP-# 2PzP-wQ-+-zP" 1tR-+-mK-+R! xabcdefghy
16. e6! Dieser Vorstoß muss dem Schwarzspieler
entgangen sein.
Nach: 16…Lxd4 17.e7 Tf5 18.Dxd4 Sc6 19.Lxc6
bxc6 entsteht folgende Stellung:
Diagramm 15:
20. Weiß am Zug
XABCDEFGHY 8r+l+n+k+( 7zp-+-zP-+p' 6-+p+-+p+& 5+-+p+r+q% 4-+-wQ-+-+$ 3+-sN-vL-zP-# 2PzP-+-+-zP" 1tR-+-mK-+R! xabcdefghy
Schwarz kann weiterhin hoffen, seiner misslichen
Lage, verursacht durch den weit vorgerückten
weißen Freibauer auf e7, zu entkommen, da der
weiße König noch immer im Zentrum fest steckt.
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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Allerdings stellt sich heraus, dass der König auf d2
vorerst relativ sicher steht und später z.B. nach dem
Turmzug Ta-e1 eine künstliche Roche nach c1 bzw.
b1 machen kann.
Dadurch bleibt abschließend sein weit vorgerückter
Freibauer als Matchwinner übrig, der schließlich die
Partie entscheidet.
Diagramm 16:
Stellung nach 26. Lf4
XABCDEFGHY 8-tr-+-+k+( 7zp-+-zPl+p' 6-+p+-snp+& 5+-sNp+r+-% 4-+-wQ-vLq+$ 3+-+-+-zP-# 2PzP-+-+-zP" 1+-mK-tR-+R! xabcdefghy
Diese Stellung wurde von Bronstein bereits als
einfach zu gewinnen für Weiß eingeschätzt, und
tatsächlich endete die Partie neun Züge später mit
der Aufgabe des Schwarzen.
Resümee:
In dieser Partie verfolgte Schwarz konsequent von
Beginn an die Strategie das weiße Zentrum zu
sprengen, weitere Schwächungen im gegnerischen
Lager zu provozieren und sich auf die Jagd auf den
weißen König zu machen.
Um sich dieser Strategie zu entziehen, musste Weiß
gleich mit zwei eher unkonventionellen Verfahren
aufwarten:
Zum einen entschied er sich, seinen Zentralbauern
weit vorzurücken, selbst auf die Gefahr hin, dass
dieser blockiert und verloren ginge, nur um die
gegnerischen Figuren an dessen Blockade zu binden
und
zum anderen ließ er mit einem kühnen Manöver,
seinen König lange Zeit im gefährdeten Zentrum
stehen und brachte ihn erst im 20.Zug mit Hilfe der
künstlichen Rochade in Sicherheit.
Aus praktischer Sicht kann man dem schwarzen
daher wenige Vorwürfe machen. Eventuell hätte das
Sprengen des Zentrums mit 9…d6-d5 zuerst mit Tf-
e8 vorbereitet werden müssen, um den weißen
Vorstoß 11. e4-e5 nicht zuzulassen.8
Bronstein,David - Sakharov,Yuri [E86]
USSR Mannschaftsmeisterschaft, Moskau, 1960
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 0–0 5.Le3 d6 6.f3
e5 7.Sge2 c6 8.Dd2 exd4 9.Sxd4 d5 10.cxd5 cxd5
11.e5 Se8 12.f4 f6 13.Lb5 fxe5 14.fxe5 Dh4+ 15.g3
Dh5 16.e6 Lxd4 17.e7 Tf5 18.Dxd4 Sc6 19.Lxc6
bxc6 20.Kd2 Dh3 21.Tae1 Le6 22.Sa4 Lf7 23.Kc1
Tb8 24.Ld2 Sf6 25.Sc5 Dg4 26.Lf4 Tb5 27.h3 Df3
28.Thf1 Dg2 29.g4 Txc5+ 30.Dxc5 Se4 31.Dxc6
Txf4 32.Dc8+ Kg7 33.Df8+ Kf6 34.Txf4+ Kg5
35.Tfxe4
1–0
8 David Bronstein: Bronstein on the King’s Indian, S.107
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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Geschlossene Stellungen nach 7.d4-d5
In den beiden vorangegangen Partien erlaubte Weiß,
dass Schwarz mit …exd4 das weiße Zentrum
teilweise abtauschen konnte.
Eine davon abweichende und ähnlich häufig
gespielte Variante sieht vor, den schwarzen
Gegenstoß im Zentrum 6…e7-e5 mit 7.d4-d5 zu
beantworten und das Zentrum sofort zu schließen.
Diagramm 17:
Stellung nach 7. d4-d5
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zppzp-+pvlp' 6-+-zp-snp+& 5+-+Pzp-+-% 4-+P+P+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-+QmKLsNR! xabcdefghy
Schwarz kann auch in diesem Stellungstyp auf die
Zentrumssprengung setzen, auch wenn sich das
Zentrum in den wenigsten Fällen ähnlich stark
öffnet und der weiße König in Bedrängnis gerät.
Dennoch ergeben die sich öffnenden Linien
Ansatzpunkte, ein Gegenspiel für Schwarz, z.B.
entlang der f- oder c-Linie aufzuziehen.
Diagramm 18:
Stellung nach 7…c7-c6
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zpp+-+pvlp' 6-+pzp-snp+& 5+-+Pzp-+-% 4-+P+P+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-+QmKLsNR! xabcdefghy
Schwarz greift die Speerspitze des weißen Zentrums
mit c7-c6 an, obwohl diese scheinbar ausreichend
durch den c- und e-Bauer gedeckt ist.
Weiß nützt diese Überdeckung des d5-Bauern in der
Regel, um mit Zügen wie 8.Lf1-d3, 8.Sge2 oder
8.Dd2 in der Entwicklung aufzuholen.
Der Zug 8.dxc6?! hingegen kam schon eher als
fragwürdig eingestuft werden. Weiß verliert weitere
Zeit und sein Entwicklungsrückstand wird eher
vergrößert. In der Datenbank finden sich auch nur
Partien mit Spielern bis maximal 2200 Elo, die sich
für diesen Zug entschieden haben.
Diagramm 19:
Stellung nach 8…dxc6?
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zpp+-+pvlp' 6-+Pzp-snp+& 5+-+-zp-+-% 4-+P+P+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-+QmKLsNR! xabcdefghy
Auf 8.dxc6 hat Schwarz zwei angenehme
Möglichkeiten:
Zum einen kann er mit 9... bxc6 und späterem d6-d5
eine ähnliche Zentrumssprengung wie bereits
besprochen anstreben, oder mit 9…Sxc6 seine
Figuren harmonisch ins Zentrum entwickeln und
mit Le6 und Da5 aktives Figurenspiel aufbauen.
Somit werden wir im Folgenden den weißen Zug
8.Lf1-d3 betrachten, der auf den ersten Blick am
aktivsten ausschaut und zudem dem weißen g1-
Springer die Möglichkeit bietet, später auf e2 zu
ziehen. Der Zug 8.Sge2 blockiert den Läufer auf f1,
ist aber gleichermaßen spielbar.
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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Diagramm 20:
8…Schwarz am Zug
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zpp+-+pvlp' 6-+pzp-snp+& 5+-+Pzp-+-% 4-+P+P+-+$ 3+-sNLvLP+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-+QmK-sNR! xabcdefghy
Schwarz besitzt hier grundsätzlich zwei
Möglichkeiten, das schwarze Zentrum anzugreifen.
Mit 8…b7-b5 oder 8…cxd5.
Die prinzipielle Vorgehensweise hinsichtlich
Zentrumssprengung sieht vor, mit 8…b7-b5 nicht
nur die Speerspitze auf d5, sondern gar den weißen
Bauern auf c4 angreifen. Je nachdem wie mutig
Weiß fortsetzt, kann er hier bereits einen Bauern
gewinnen.
Diagramm 21:
Stellung nach 8…b7-b5!?
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zp-+-+pvlp' 6-+pzp-snp+& 5+p+Pzp-+-% 4-+P+P+-+$ 3+-sNLvLP+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-+QmK-sNR! xabcdefghy
In der Partie Jan Timman – Gary Kasparov beim
Reykjavik Open 1988 nahm Weiß den
Federhandschuh auf und antwortet mit 9.cxb5,
wonach 9…cxd5 und exd5 folgende Stellung ergab.
Diagramm 22:
Stellung nach 9.exd5
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zp-+-+pvlp' 6-+-zp-snp+& 5+P+Pzp-+-% 4-+-+-+-+$ 3+-sNLvLP+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-+QmK-sNR! xabcdefghy
Der einst so unantastbar und mächtig wirkende
weiße d5-Bauer hat beide seine Verteidiger, den c4-
und e4-Bauer verloren und kann somit von den
schwarzen Figuren mit Tempogewinn unter Druck
gesetzt werden. Hierzu stehen Züge wie 10…Lb7
oder 10…Sbd7 gefolgt von Sb6 zur Verfügung.
Für diesen Nachteil besitzt Weiß jedoch einen
gesunden Mehrbauer als Kompensation, so dass die
Stellung wohl als dynamischem ausgeglichen
einzustufen wäre.
Schwarz hat neben den oberen Plänen zusätzlich die
Option mit 10…e5-e4! weiteres Öl ins Feuer zu
gießen. Die ohnehin schon sehr unübersichtlich
erscheinende Stellung erhält durch das Öffnen der
schwarzen Läuferdiagonale a1-h8 sowie der
drohenden Linienöffnung mit 11…exf3 weitere
Würze.
Weiß entschied sich für 11. Sxe4 worauf Schwarz
11…Sxd5 erwiderte (s. Diagramm 23).
Von dem einst so mächtigen weißen Zentrum ist
außer einem Mehrbauer nichts übrig geblieben.
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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Diagramm 23:
Stellung nach 11…Sxd5
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zp-+-+pvlp' 6-+-zp-+p+& 5+P+n+-+-% 4-+-+N+-+$ 3+-+LvLP+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-+QmK-sNR! xabcdefghy
Der Partieausgang ist weiter völlig offen. Während
Weiß noch immer einen gesunden Mehrbauer
besitzt und der schwarze Damenflügel noch
unentwickelt ist, ist die mangelnde weiße
Königssicherheit scheinbar ausreichend, um die
Partie im Gleichgewicht zu halten.
Der weitere Partieverlauf kann bei Interesse
nachgespielt werden. Er ist jedoch nicht mehr
dienlich hinsichtlich Zentrumssprengung, da diese
zu diesem Zeitpunkt (Zug 11…Sxd5) vollständig
abgeschlossen ist.
Timman,Jan H - Kasparov,Gary [E88]
Reykjavik WCup, 1988[Hazai]
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 0–0 6.Le3
e5 7.d5 c6! 8.Ld3 b5! 9.cxb5 cxd5! 10.exd5 e4!
[10...Sh5?! 11.Sge2 Sf4 12.Sxf4 exf4 13.Sxf4 Te8+
14.Kf1± ¹g4±,Timman; 10...Lb7 11.Sge2 Sxd5?!
12.Sxd5 Lxd5 13.Sc3 Lb7 14.Le4±]
11.Sxe4! [11.fxe4 Sg4 12.Dd2 (12.Lf4 Db6 gefolgt
von f7–f5) 12...f5 13.Sf3 Sxe3 14.Dxe3 f4© 15.Df2
Sd7 16.0–0 Se5 17.Sxe5 Lxe5 gefolgt von g5–g4–
g3, Df6–g7; 11.Lxe4 Sxe4 12.fxe4 Dh4+ 13.g3
(13.Kd2 Sd7 14.Sf3 Dg4) 13...Lxc3+ 14.bxc3 Dxe4
15.Df3 Lf5 16.g4 Dxg4 17.Dxg4 Lxg4; 11.Le2 exf3
(11...Te8 12.f4 Sbd7 13.Sh3 Sb6 14.Sf2 Lb7)
12.Sxf3 Sg4 13.Ld4 Te8 14.Lxg7 Kxg7 15.Dd4+
Kg8 16.0–0 Se3 17.Tfc1]
11...Sxd5 [11...Sxe4 12.fxe4 (12.Lxe4 Te8) 12...f5]
12.Lg5 Da5+ 13.Dd2! [13.Ld2 Db6]
13...Dxd2+ 14.Lxd2 Lxb2 15.Tb1 [15.Td1!]
15...Lg7 16.Se2 [16.Sxd6 Le6©]
16...Sd7 17.Sxd6 Sc5 18.Lc2 [18.Le4 Le6 19.Tc1
Sxe4 20.fxe4 Sb6 21.Lc3 Lxa2 22.Lxg7 Kxg7 23.0–
0 ²,Timman]
18...Le6 19.Se4 Tac8 [19...Sxe4! 20.Lxe4 Tac8©]
20.0–0? [20.Sg5 Ld7 21.0–0 Tfe8 22.Tfe1©]
20...Sxe4 21.Lxe4 f5 22.Ld3?! [22.Lxd5 Lxd5=]
22...Sb6 23.Sc1 Tfd8 24.Lg5 Td7 25.Te1 Kf7
26.Le2 h6 27.Lh4 Sd5 28.Ld1? [28.b6!?]
28...Ld4+ 29.Lf2 Lxf2+ 30.Kxf2 Sc3 31.Lb3 Lxb3
32.Txb3 Sd1+–+ 33.Txd1 Txd1 34.Sd3 Td2+
35.Ke3 Txg2 36.Ta3 Te8+ 37.Kd4 Te7 38.Se5+
Kf6 39.Sc6 Td7+ 40.Kc4 Tc2+ 41.Kb4 Txh2
42.Ta6 Kg5 43.a4 h5 44.Txa7 Txa7 45.Sxa7
0–1
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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Für alle Schwarzspieler, die sich etwas gegen diesen
Gambit-artigen Aufbau mit 8…b7-b5 streben, gibt
es wie bereits angekündigt eine weitere
Möglichkeit, gegen das weiße Zentrum vorzugehen.
Gehen wir dazu zurück in die Ausgangsstellung.
Diagramm 24:
8…Schwarz am Zug
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zpp+-+pvlp' 6-+pzp-snp+& 5+-+Pzp-+-% 4-+P+P+-+$ 3+-sNLvLP+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-+QmK-sNR! xabcdefghy
Nach 8…cxd5 gefolgt von 9.cxd5 ergibt sich
folgendes Diagramm:
Diagramm 25:
9…Schwarz am Zug
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zpp+-+pvlp' 6-+-zp-snp+& 5+-+Pzp-+-% 4-+-+P+-+$ 3+-sNLvLP+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-+QmK-sNR! xabcdefghy Anatoly Karpov – Gary Kasparov,
Reggio Emilia, 1992
Das Schlagen 8… cxd5 und 9.cxd5 scheint auf den
ersten Blick wenig überzeug für Schwarz. Er hat
damit lediglich erreicht, dass sich die beiden c-
Bauern gegenseitig abtauschten. Das weiße Zentrum
inklusive des Raumvorteils scheint dadurch
allerdings weiterhin völlig intakt. Wenn man
zusätzlich die beiden aktiven weißen Läufer
betrachtet, wird schnell klar, dass Schwarz noch
nicht sehr viel erreicht hat, und weitere Maßnahmen
ergreifen muss.
Eine positive Konsequenz für Schwarz, die sich aus
der Öffnung der c-Linie ergeben hat ist, dass eine
mögliche weiße lange Rochade zumindest etwas
fragwürdiger erscheint, da Schwarz mit dem
späteren Turmzug Tf-c8 den weißen König direkt
unter Beschuss nehmen könnte und gegebenenfalls
mit …Dd8-a5, Sb-d7 und Sd7-c5 und Vormarsch
des a- und b-Bauern ein gewisses Drohszenario
gegen den weißen König aufbauen könnte
(Diagramm 26).
Diagramm 26:
Beispielhafte Stellung nach 14…b7-b5
XABCDEFGHY 8r+r+-+k+( 7zp-+l+pvlp' 6-+-zp-snp+& 5wqpsnPzp-+P% 4-+-+P+-+$ 3+-sNLvLP+-# 2PzP-wQN+P+" 1+-mKR+-+R! xabcdefghy Somit kann sich Weiß nicht nur völlig auf den
Angriff am schwarzen Königsflügel konzentrieren,
sondern muss zugleich Gegenmaßnahmen an
seinem Damenflügel ergreifen.
Ein zweiter Vorteil, den der Zug 8…cxd5 und 9.
cxd5 mit Öffnung der c-Linie mit sich bringt, ist es
ggf. die lange Rochade nicht nur zu erschweren,
sondern vollständig zu verhindern.
Häufig möchte sich Weiß die lange und kurze
Rochade als Option möglichst lange offen halten,
um den Schwarzen etwas im Unklaren über die
Pläne zu halten. Wartet er allerdings zu lange kann
beispielhaft folgende Stellung (Diagramm 27)
entstehen.
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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Diagramm 27:
Beispielhafte Stellung nach 17…Dxa4
XABCDEFGHY 8-+r+-tr-+( 7zpp+-+pmkp' 6-+-zp-snp+& 5+-+Pzp-+-% 4q+-+P+-zP$ 3+-+L+P+-# 2PzP-wQ-+P+" 1tR-+-mK-+R! xabcdefghy Weiß hat sich etwas verpokert und zu lange
gewartet mit der langen Rochade.
Durch Figurenabtausche gelang es Schwarz daher,
die Option der langen Rochade mit seinem Turm c8
zu verhindern, so dass Weiß wohl gezwungen ist,
kurz zu rochieren.
Der typische weiße Plan mit Bauernsturm am
Königsflügel ist dadurch deutlich schwieriger
durchzuführen, da die eigene Königssicherheit nicht
mehr garantiert ist.
Nun zurück zur tatsächlichen Partie:
Diagramm 28:
9…Schwarz am Zug
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zpp+-+pvlp' 6-+-zp-snp+& 5+-+Pzp-+-% 4-+-+P+-+$ 3+-sNLvLP+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-+QmK-sNR! xabcdefghy
Laut Chessbase Datenbank entscheiden sich
Schwarzspieler mit mehr als 2400 Elo jetzt mit
überwältigender Mehrheit für einen von zwei
Springerzügen.
Das kuriose dabei ist, dass dies nicht etwas der noch
unentwickelte Springer auf b8 ist, sondern der
bereits gezogene und der in gewissem Maße auch
aktive Springer auf f6!
Während der Springerzug Sf6-h5 noch aktiv
aussieht, da er sich dem weißen König etwas nähert
und das Feld f4 unter Beschuss nimmt, ist es auf
den erster Blick schwierig nachzuvollziehen,
weshalb gerade Sf6-e8, ein Rückzug einer bereits
gezogenen Figur, ungefähr dreimal so häufig
gespielt wird wie der normal aussehende
Springerzug Sbd7.
Gerade bei der Zielgruppe von DZW 1200-1500
sind diese scheinbaren Regelverletzungen (keine
Figur zweimal ziehen in der Eröffnung, Springer am
Rand eine Schand,…) in besonderem Maße
anzusprechen und Zeit für deren Begründung
einzuplanen.
Die Antwort könnte sich finden lassen, indem wir
uns auf unser Ziel zurückbesinnen, das weiße
Zentrum anzugreifen, und dies wiederum geschieht
am einfachsten mit eigenen Bauern. Da der Springer
auf f6 den eigenen f-Bauern blockiert, ist der so
wichtige weitere Zentrumsangriff nicht möglich.
Daher muss der Springer auf ein anderes Feld
ausweichen, um den Vormarsch des f-Bauern zu
ermöglichen.
Kasparov entschied sich für 9…Sf6-h5 und nach
10.Sg1-e2 kam der so thematische Angriff 10…f7-
f5 auf das weiße Bauernzentrum. Allerdings wurde
nicht wie mit dem Zug c7-c6 die Speerspitze des
Zentrums angegriffen, sondern die Basis.
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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Diagramm 29:
Stellung nach 10…f7-f5!
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zpp+-+-vlp' 6-+-zp-+p+& 5+-+Pzpp+n% 4-+-+P+-+$ 3+-sNLvLP+-# 2PzP-+N+PzP" 1tR-+QmK-+R! xabcdefghy
In den meisten Fällen entscheiden sich Weißspieler
jetzt, diesen f-Bauern zu schlagen und kurz zu
rochieren.
Diagramm 30:
11... Schwarz am Zug
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zpp+-+-vlp' 6-+-zp-+p+& 5+-+PzpP+n% 4-+-+-+-+$ 3+-sNLvLP+-# 2PzP-+N+PzP" 1tR-+QmK-+R! xabcdefghy
Ein weiterer wichtiger Moment für Spieler mit
DWZ 1200-1500. Wie soll man auf f5
zurückschlagen?
Diagramm 31:
11…gxf5!
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zpp+-+-vlp' 6-+-zp-+-+& 5+-+Pzpp+n% 4-+-+-+-+$ 3+-sNLvLP+-# 2PzP-+N+PzP" 1tR-+QmK-+R! xabcdefghy
Obwohl dieser Zug, die eigene schwarze
Königsstellung schwächt, den h-Bauern vereinzelt
und den Läufer auf c8 weiterhin als Statist stehen
lässt, ist dieser Zug der einzig sinnvolle und
richtige.
Erneut soll hier jedoch ein Schlussstrich gezogen
werden, da das weiße Zentrum erfolgreich
gesprengt worden ist und die weitere
Vorgehensweise für Weiß und Schwarz kann bei
Interesse beispielhaft anhand der nachfolgenden
Partieniederschrift nachvollzogen werden.
Resümee:
Schwarz ist es gelungen, das weiße Zentrum nicht
nur anzugreifen, sondern durch gezieltes
Abtauschen der eigenen Bauern deutlich mehr
Einfluss im Zentrum zu gewinnen.
Dazu verletzte er scheinbar sämtliche
Eröffnungsregeln, indem er seinen Damenflügel in
keiner Weise entwickelte, seinen Springer am
Königsflügel stattdessen zweimal zog, und mit dem
Zurückschlagen des g-Bauern auf f5 seine eigene
Königsstellung schwächte.
Die vollständige Partie kann auf der folgenden Seite
nachgespielt werden.
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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Karpov,Anatoly (2730) - Kasparov,Gary (2770)
[E88] Reggio Emilia, 1992, [Knaak]
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 0–0 6.Le3
e5 7.d5 c6 8.Ld3 cxd5 9.cxd5 Sh5 10.Sge2 f5
11.exf5 gxf5 12.0–0 Sd7 13.Tc1 Sc5 14.Lc4?! [Der
¥ muß auf b1 stehen, denn Weiß plant f3–f4 … ×
§f5.]
[14.Lb1!]
14...a6 15.b4 Sd7 16.a4 Dh4!? [N]
[16...De8 17.Kh1 Sdf6 18.b5 Dg6 19.Ld3 e4 20.Lc2
Ld7 21.bxa6 bxa6 22.Tb1± Tae8 23.Dd2 Kh8
24.Tb6 Tg8 25.Tg1 Df7 26.Txa6?! (26.Ld4) 26...f4!
27.Ld4 Sg3+ 28.Sxg3 fxg3 29.Df4 gxh2?
(29...Dh5÷) 30.Tf1 exf3 31.Dxf3+– Tef8 32.Txd6
Lg4 33.Txf6 Lxf3 34.Txf7 Lxg2+?! 35.Kxh2 1–
0/Timman-Kasparow/Trophee Immopar Paris/1991]
17.f4 Kh8 18.Dd2 Tg8 19.g3 Lh6³ 20.Tf2 Dh3
21.Tg2 Shf6 22.Kh1 Sg4 23.Sg1 Dh5 24.Le2 Sdf6!
[24...Dg6 25.Lxg4 fxg4 26.f5? (26.Sge2÷) 26...Lxe3
27.fxg6 Lxd2 28.Txd2 Txg6 29.Se4 Sb6µ]
25.Lb6 Ld7 26.h3 Tae8 27.Tf1 Tg7 28.b5 axb5
29.axb5 Tge7 30.Db2 exf4 31.gxf4 Dh4µ 32.Sd1
Lg7 33.Ld4 Se4 34.Tf3 Tg8 35.Lf1 Lxd4 [35...h6
… ¢h7]
36.Dxd4+ Teg7 37.Sc3 Df6!? [37...Sgf6µ 38.Txg7
Txg7 39.Sxe4 (39.Sge2) 39...fxe4 40.Ta3 Dxf4
41.Ta8+ Le8–+]
38.Sge2 Dxd4 [38...Sef2+? 39.Tfxf2 Sxf2+
40.Dxf2]
39.Sxd4 Sgf6 40.Txg7 Txg7 41.b6! [× §b7]
41...Sxc3 42.Txc3 Sxd5 43.Tb3 Sxf4 44.Kh2
[44.Lb5!?]
44...Tg6 [44...Se6!? 45.Sxf5 (45.Sxe6 Lxe6 46.Tc3
Te7–+) 45...Sc5µ (45...Tf7 46.Sxd6 Txf1 47.Sxb7÷)
46.Sxg7 Sxb3 47.Sh5 Lc6 48.Lg2 Lxg2 49.Kxg2
Sa5 50.Sf6 Sc4µ]
45.Lb5! Lxb5 46.Txb5 Tg2+ 47.Kh1 Td2 48.Sxf5
Kg8 49.Tb4 Sxh3?! [49...Sd5 50.Tg4+ Kf8
51.Sxd6 Sf6 52.Sc4™ Sxg4 53.Sxd2 Se5 54.Kg2
Ke7 55.Kg3 Kd6 56.Kf4 Sd7 57.Kg5=; 49...Se6!?
50.Tc4 Kf7 51.Tc7+ Kf6 (51...Sxc7? 52.bxc7 Tc2
53.Sxd6+ Ke6 54.c8D+ Txc8 55.Sxc8 b5? 56.Sa7
b4 57.Sc6 b3 58.Sd4++–) 52.Sxd6 Txd6 53.Txb7
Sg7 54.Tb8 Kg6 55.b7 Tb6 56.Kg2 Kh6 57.Kh2
(57.Kf3 Se6 58.Te8 Sg5+–+) 57...Sh5 58.Kg2 Sf6
59.Tf8 Sd7–+]
50.Tc4 Sf2+ 51.Kg1 Sh3+ 52.Kh1 Kf7 53.Tc7+
Ke6 54.Se3 Sg5 55.Txb7 h5 56.Tg7 Sf3 57.Tg2
Kd7 58.Txd2 Sxd2 59.Kg2 Kc6 60.Sf5 Se4
61.Kh3
½–½
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 19 -
5. Abschlusstest
Testaufgaben
Test-Diagramm 1:
10…Schwarz am Zug
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7+pzp-+pvlp' 6p+nzp-snp+& 5+-+Pzp-+-% 4-+P+P+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-wQ-+PzP" 1tR-sN-mKL+R! xabcdefghy
Alexander Beljawski – Gary Kasparov, Moskau,
1981
Hinweis:
Schwarz muss prüfen, ob sich der Springer von c6
auf d4 vorwagen darf. Es droht, dass dieser sofort
vom weißen Läufer auf e3 geschlagen wird 11.
Lxd4. Nach dem eher erzwungenen 14…exd4
kommt die weiße Dame nach 15. Dxd4 mit
Bauerngewinn ins Zentrum.
Funktioniert hier der typische Plan der
Zentrumsprengung mit 15...c7-c6 und 16…d6-d5
oder hat Schwarz sogar andere Möglichkeiten die
Zentrale Position der weißen Dame auszunutzen?
Test-Diagramm 2:
12…Schwarz am Zug
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7zppsn-+pvlp' 6-+pzp-snp+& 5+-+-+-+-% 4-+PsNP+-+$ 3+-sN-+P+-# 2PzP-+-+PzP" 1+RvLQtRLmK-! xabcdefghy J. Pinter (2565) – P.Szekely (2430),
HUN-Meisterschaft, 1991
Hinweis:
Weiß besitzt im Zentrum einigen Raumvorteil und
scheint zudem am Damenflügel einen Vormarsch
des b-Bauern zu planen, der durch den Tb1
unterstützt wird.
Um nicht zu passiv zu stehen, sollte Schwarz über
Gegenmaßnahmen nachdenken. Aber wo? Am
Königsflügel, im Zentrum oder am Damenflügel?
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 20 -
Test-Diagramm 3:
12…Schwarz am Zug
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7+p+-+pvlp' 6p+Pzp-snp+& 5+-+-zp-+-% 4-+PsnP+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-wQN+PzP" 1tR-+-mKL+R! xabcdefghy
Alexander Beljawski – Gary Kasparov, Moskau,
1981
Hinweis:
Kann Schwarz hier mit dem b-Bauer 12…bxc6
zurückschlagen, und dann mit dem typischen
Durchbruch d6-d5 genügend Gegenspiel erhalten,
auch wenn dabei der e-Bauer verloren geht;
Oder muss sich Schwarz mit 12…Sxc6 begnügen.
Test-Diagramm 4:
15…Schwarz am Zug
XABCDEFGHY 8-trlwqr+k+( 7+-+-+pvlp' 6p+pzp-snp+& 5+-+-+-+-% 4-zPPvLP+-+$ 3+-sN-+P+-# 2P+-wQL+PzP" 1+R+-mK-+R! xabcdefghy
Symbat G. Lputian - Garry Kasparov, 1976, Tbilisi
Hinweis:
Wieder ist der weiße König im Zentrum vergessen
worden, und Schwarz droht mit dem typischen
Sprengverfahren d6-d5 weitere Linien auf den
weißen König zu öffnen.
Allerdings ergeben sich aufgrund der
Turmgegenüberstellung auf der b-Linie weitere
taktische Möglichkeiten, die ggf. für den Sprengzug
c6-c5 sprechen könnten.
Analysieren und beurteilen Sie diese Variante und
behalten Sie dabei zudem die Möglichkeit im Auge,
dass der schwarze Springer von f6 auf e4 schlagen
kann und die schwarze Dame sich dem weißen
König über h4 anzunähern kann.
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 21 -
Lösungen
Test-Diagramm 1:
10…Schwarz am Zug
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7+pzp-+pvlp' 6p+nzp-snp+& 5+-+Pzp-+-% 4-+P+P+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-wQ-+PzP" 1tR-sN-mKL+R! xabcdefghy
Alexander Beljawski – Gary Kasparov, Moskau,
1981
Antwort:
10…Sc6-d4
Der beschriebene Bauerngewinn mit 12. Dxd4
scheitert mit Pauken und Trompeten:
Test-Diagramm 1.1:
12…Sxe4!
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7+pzp-+pvlp' 6p+-zp-+p+& 5+-+P+-+-% 4-+PwQn+-+$ 3+-sN-+P+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-sN-mKL+R! xabcdefghy
und Weiß kann fast schon aufgeben, da neben dem
Damengewinn gleichzeitig mehrere Abzugsschachs
drohen.
Falls Weiß nach 11.Lxd4 und 11…exd4 erkennt,
dass er auf dem Holzweg war und stattdessen mit
12. Sx3-e2 versucht den Bauern im nächsten Zug zu
erobern, erwidert Schwarz 12…Sh5 und zwingt
Weiß mit der Drohung 13…Dh4 zu weiteren
Eingeständnissen (s. Test-Diagramm 1.2).
Test-Diagramm 1.2:
12…Sh5!
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7+pzp-+pvlp' 6p+-zp-+p+& 5+-+P+-+n% 4-+PzpP+-+$ 3+-+-+P+-# 2PzP-wQN+PzP" 1tR-sN-mKL+R! xabcdefghy
Weiß hat somit keine andere Wahl, als den starken
schwarzen Zentrumsspringer auf d4 vorerst zu
dulden. Die wohl erfolgversprechendste
Vorgehensweise ist, diesen mit 11.Sc1-e2 erneut
anzugreifen.
Test-Diagramm 1.3:
11.Sc1-e2
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7+pzp-+pvlp' 6p+-zp-snp+& 5+-+Pzp-+-% 4-+PsnP+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-wQN+PzP" 1tR-+-mKL+R! xabcdefghy
Die vollständige Partie findet sich am Ende des
Test-Diagramms 3.
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 22 -
Test-Diagramm 2:
12…Schwarz am Zug
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7zppsn-+pvlp' 6-+pzp-snp+& 5+-+-+-+-% 4-+PsNP+-+$ 3+-sN-+P+-# 2PzP-+-+PzP" 1+RvLQtRLmK-! xabcdefghy
Pinter,J (2565) - Szekely,P (2430) [E94]
HUN-chT, 1991
Antwort:
12…d6-d5!
Schwarz hat diesen Vorstoß u.a. mit dem Manöver
Sb8-h6-c7 vorbereitet und sollte sofort im Zentrum
aktiv werden, da ansonsten Weiß mit 13. Lg5 seine
Figuren aktiver positionieren kann und der mögliche
weiße Vorstoß e4-e5 an Kraft gewinnt.
Folgt nun direkt 13. e4-e5 wird nach 13…Sh5 14. f4
das Bauernzentrum standardmäßig mit 13…f7-f6
angegriffen.
Test-Diagramm 2.1:
13…f7-f6
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7zppsn-+-vlp' 6-+p+-zpp+& 5+-+pzP-+n% 4-+PsN-zP-+$ 3+-sN-+-+-# 2PzP-+-+PzP" 1+RvLQtRLmK-! xabcdefghy
Versucht Weiß den schwarzen Randspringer mit 14.
g4 zu fangen, kontert Schwarz mit 14…Txe5,
wonach die weiße Stellung bereits kurz vor dem
Zusammenbruch steht.
Test-Diagramm 2.2:
14…Txe5
XABCDEFGHY 8r+lwq-+k+( 7zppsn-+pvlp' 6-+p+-+p+& 5+-+ptr-+n% 4-+PsN-+P+$ 3+-sN-+P+-# 2PzP-+-+-zP" 1+RvLQtRLmK-! xabcdefghy
Somit hat Weiß nicht viel mehr Möglichkeiten als
mit 13.cxd5 fortzusetzen wonach Schwarz sogar mit
13…Sfxd5 fortsetzen kann, wodurch der Läufer auf
g7 an Kraft gewinnt.
Test-Diagramm 2.3:
13…Sfxd5
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7zppsn-+pvlp' 6-+p+-+p+& 5+-+n+-+-% 4-+-sNP+-+$ 3+-sN-+P+-# 2PzP-+-+PzP" 1+RvLQtRLmK-! xabcdefghy
Die Annahme des Scheinopfers mit 14. exd5 verliert
einen Bauern nach 14…Txe1 15.Dxe1 Lxd4 16.
Le3 Lxe3 17. Dxe3 Sxd5-+. (s. Test-Diagramm
2.4)
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 23 -
Test-Diagramm 2.4:
17…Sxd5
XABCDEFGHY 8r+lwq-+k+( 7zpp+-+p+p' 6-+p+-+p+& 5+-+n+-+-% 4-+-+-+-+$ 3+-sN-wQP+-# 2PzP-+-+PzP" 1+R+-+LmK-! xabcdefghy
Nach normalen Zügen wie z.B. 14. Sce2 entsteht
eine ausgeglichene Stellung mit Chancen für beide
Seiten.
Test-Diagramm 2.5:
14. Sce2
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7zppsn-+pvlp' 6-+p+-+p+& 5+-+n+-+-% 4-+-sNP+-+$ 3+-+-+P+-# 2PzP-+N+PzP" 1+RvLQtRLmK-! xabcdefghy
Die Stellung ist ausglichen. Schwarz könnte
versuchen, seine Bauernmehrheit am Damenflügel
zu aktivieren, während Weiß von seinem
Übergewicht im Zentrum Gebrauch machen sollte.
Pinter,J (2565) - Szekely,P (2430) [E94]
HUN-chT, 1991
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.Le2 0–0 6.Sf3
e5 7.0–0 Sa6 8.Te1 c6 9.Tb1 exd4 10.Sxd4 Te8
11.f3 Sc7 12.Lf1 d5 13.cxd5 Sfxd5 14.Sce2 Sb6
15.Sb3 Dxd1 16.Txd1 Sb5 17.Sf4 a6 18.Sd3 Sa4
19.Lg5 Le6 20.Td2 h6 21.Le3 Tad8 22.Tbd1 b6
23.Sf4 Txd2 24.Txd2 Lc8 25.Lxb5 axb5 26.Sd4
Lb7 27.b3 Sc5 28.Kf2 Tc8 29.Sde2 Lf8 30.Sc1 b4
31.Scd3 Sxd3+ 32.Sxd3 c5 33.Se5 Lg7 34.Sc4 Lc3
35.Tc2 Td8 36.Sxb6 La6 37.Sc4 Td1 38.Lxh6 Td3
39.Le3 Td1 40.Lxc5 Ta1 41.Le3 f5 42.exf5 gxf5
43.h3 Lb5 44.Ld2 Ld4+ 45.Kg3 Lc5 46.Lf4 Lf8
47.Td2 Kh7 48.Sd6 Ld7 49.Sf7 Lb5 50.Ld6 Lg7
51.Le5
1–0
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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Test-Diagramm 3:
12…Schwarz am Zug9
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7+p+-+pvlp' 6p+Pzp-snp+& 5+-+-zp-+-% 4-+PsnP+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-wQN+PzP" 1tR-+-mKL+R! xabcdefghy
Alexander Beljawski – Gary Kasparov, Moskau,
1981 [Belov]
Antwort:
12…Sxc6!
Der Springerzug ist in dieser Stellung die bessere
Wahl da weder:
12...bxc6 13.Sxd4 exd4 14.Lxd4 d5 15.cxd5 cxd5
16.Lxf6! Lxf6 17.Sxd5 Lxb2 18.Tb1 Lg7 19.Lc4±,
(s. T-Diagramm 3.1)
Test-Diagramm 3.1
Stellung nach 19. Lc4 XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7+-+-+pvlp' 6p+-+-+p+& 5+-+N+-+-% 4-+L+P+-+$ 3+-+-+P+-# 2P+-wQ-+PzP" 1+R+-mK-+R! xabcdefghy
noch:
12...bxc6 13.Sxd4 exd4 14.Lxd4 d5 15.cxd5 cxd5
16.Lxf6! Dxf6 17.Sxd5 Dh4+ 18.g3 Dh5 19.Lg2
Lb7 20.0–0± (s. T-Diagramm 3.2)
9 Nikolaiczuk: Gez. Mittelfeldstrategie, S.134
Test-Diagramm 3.2
Stellung nach 20. 0-0
XABCDEFGHY 8r+-+r+k+( 7+l+-+pvlp' 6p+-+-+p+& 5+-+N+-+q% 4-+-+P+-+$ 3+-+-+PzP-# 2PzP-wQ-+LzP" 1tR-+-+RmK-! xabcdefghy
ausreichende Kompensation für den materiellen
Nachteil ergibt.
Einzig falls Weiß auf 12…bxc6 mit 13.Sxd4 exd4
14.Lxd4 d5 15.e5 Sd7 16.f4 reagiert kann Schwarz
mit f6 gleichwertiges Spiel erreichen (s. T-
Diagramm 3.3).
Test-Diagramm 3.3
Stellung nach 16... f7-f6
XABCDEFGHY 8r+lwqr+k+( 7+-+n+-vlp' 6p+p+-zpp+& 5+-+pzP-+-% 4-+PvL-zP-+$ 3+-sN-+-+-# 2PzP-wQ-+PzP" 1tR-+-mKL+R! xabcdefghy
Der Vollständigkeit halber wird die ganze Partie auf
der nächsten Seite angefügt:
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 25 -
Alexander Beljawski – Gary Kasparov, Moskau,
1981
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 0–0 6.Le3
Sc6 7.Dd2 a6 8.Sge2 Te8 [¹8...Tb8]
9.Sc1 [¹9.h4 h5 10.0–0–0 b5 11.Sd5 bxc4
12.Sxf6+ Lxf6 13.g4 hxg4 14.h5 g5 15.Lxg5±
Lautier,J-Piket,Je/Cannes/1990/1:0 (49) Inf 49/715/]
9...e5 10.d5 Sd4 11.S1e2 [11.Sb3!? c5 (11...Sxb3
12.axb3²) 12.dxc6 Sxc6÷]
11...c5 12.dxc6 Sxc6!
13.Sd5! [13.Td1 Le6 14.Sc1 Tc8= 15.Dxd6 Sd4
16.Dxd8 Texd8 17.b3]
13...b5! [13...Sxd5 14.cxd5 Se7 15.Sc3±]
14.Lb6 [14.Sec3 Sd4 15.Ld3 (15.Sxf6+ Lxf6
16.cxb5 axb5 17.Lxb5 Lh4+!©) 15...Le6=]
14...Dd7 15.Sc7 Tb8 16.Sxe8 Dxe8 17.Le3?!
[17.cxb5 Txb6 18.bxc6 d5!©; 17.Lc7 Tb7 18.Lxd6
bxc4 19.La3 Le6 20.Sc3 Td7 21.Df2 Lh6 22.Td1
Sd4©; 17.c5 Tb7! 18.Dxd6 Lf8 19.Dd2 Le6 20.Sc3
Td7 21.Df2 b4© Kasparov/]
17...bxc4 18.Sc3 Le6 19.Le2 [19.Sd5!? Lxd5
20.exd5 Sd4 21.Lxc4 Sf5 22.0–0 e4÷]
19...Sd4 20.0–0 d5 21.exd5 Sxd5 22.Sxd5 Lxd5³
23.Tf2 [23.f4? Sxe2+ 24.Dxe2 exf4 25.Txf4
Txb2µ]
23...h5 24.Tc1 De6 25.Lf1 h4?! [¹25...Sf5]
26.Te1 Dc6 27.Lh6?! [¹27.f4! Sf5 28.fxe5 Sxe3
29.Txe3 Lh6 30.e6! Dc5 31.exf7+ Lxf7 32.Te8+
Txe8 33.Dxh6 Te4 34.Dd2=]
27...Lh8 28.f4?! [¹28.h3 µ]
28...e4 29.Td1 Le6 30.f5 [30.Lg5 Sf5 … e3]
30...Sxf5 31.Df4 Te8 32.Tfd2 Dc5+ 33.Kh1 Le5
34.Dg5 Kh7–+ 35.Td8 Txd8 36.Txd8 Df2 37.Td1
Sxh6 38.Dxe5 e3 39.Dc3 h3 40.De1 Sg4
0–1
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 26 -
Test-Diagramm 4:
15…Schwarz am Zug
XABCDEFGHY 8-trlwqr+k+( 7+-+-+pvlp' 6p+pzp-snp+& 5+-+-+-+-% 4-zPPvLP+-+$ 3+-sN-+P+-# 2P+-wQL+PzP" 1+R+-mK-+R! xabcdefghy
Symbat G. Lputian - Garry Kasparov, 1976, Tbilisi
Antwort:
15…c6-c5
In dieser Stellung ist tatsächlich die Sprengung c6-
c5 deutlich stärker als die klassische Sprengung mit
d6-d5.
Test-Diagramm 4.1
Stellung nach 15… c6-c5 XABCDEFGHY 8-trlwqr+k+( 7+-+-+pvlp' 6p+-zp-snp+& 5+-zp-+-+-% 4-zPPvLP+-+$ 3+-sN-+P+-# 2P+-wQL+PzP" 1+R+-mK-+R! xabcdefghy
Nach dem fast schon erzwungen 16. bxc5 kommt
16…Sxe4!! Der Springer zieht mit Tempo aufgrund
des Angriffs auf die Dame.
Test-Diagramm 4.2
Stellung nach 16… Sxe4
XABCDEFGHY 8-trlwqr+k+( 7+-+-+pvlp' 6p+-zp-+p+& 5+-zP-+-+-% 4-+PvLn+-+$ 3+-sN-+P+-# 2P+-wQL+PzP" 1+R+-mK-+R! xabcdefghy
Der Springer kann nicht von dem c3-Springer
genommen werden, da ansonsten der Turm auf b1
ungedeckt wäre und einfach geschlagen werden
könnte. Somit bleibt einzig 17. fxe4, worauf mit
17…Dh4 die mächtigste Schwerfigur in den Angriff
eingeschaltet wird.
Test-Diagramm 4.3
Stellung nach 17… De8-h4
XABCDEFGHY 8-trl+r+k+( 7+-+-+pvlp' 6p+-zp-+p+& 5+-zP-+-+-% 4-+PvLP+-wq$ 3+-sN-+-+-# 2P+-wQL+PzP" 1+R+-mK-+R! xabcdefghy
Es sollen nun beispielhaft zwei Varianten dem
Schach zu begegnen vorgestellt werden: 18. Lf2 und
18. g3
Auf 18.Lf2 folgt relativ forciert: 18…Lxc3 19.Lxh4
Txb1+ 20.Kf2 Lxd2 21.Txb1 dxc5µ mit etwas
besserer Stellung für Schwarz (s. Test-Diagramm
4.4).
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 27 -
Test-Diagramm 4.4
Stellung nach 21… dxc5
XABCDEFGHY 8-+l+r+k+( 7+-+-+p+p' 6p+-+-+p+& 5+-zp-+-+-% 4-+P+P+-vL$ 3+-+-+-+-# 2P+-vlLmKPzP" 1+R+-+-+-! xabcdefghy
18.g3 ist deutlich schlechter. Dies war die
Partiefortsetzung: Es folgt 18...Txb1+ 19.Kf2 Tb2!!
20.gxh4 Txd2 µ.
Test-Diagramm 4.5
Stellung nach 20… Txd2
XABCDEFGHY 8-+l+r+k+( 7+-+-+pvlp' 6p+-zp-+p+& 5+-zP-+-+-% 4-+PvLP+-zP$ 3+-sN-+-+-# 2P+-trLmK-zP" 1+-+-+-+R! xabcdefghy
Diese Fortsetzung wurde vom Weißspieler gewählt,
so dass der weitere Partieverlauf untenstehend
nachvollzogen werden kann.
Eventuell müsste auch eine dritte Variante 18.Kf1
geprüft werden, wenngleich nicht absehbar ist, wie
Weiß nach 18.Kf1 Txb1+ 19.Sxb1 Dxe4 20.Lxg7
Dxb1+ 21.Dd1 Df5+ 22.Lf3 Kxg7 seinen König in
Sicherheit bringen kann.
Test-Diagramm 4.6
Stellung nach 22… Kxg7
XABCDEFGHY 8-+l+r+-+( 7+-+-+pmkp' 6p+-zp-+p+& 5+-zP-+q+-% 4-+P+-+-+$ 3+-+-+L+-# 2P+-+-+PzP" 1+-+Q+K+R! xabcdefghy
Lputian,Smbat G - Kasparov,Gary [E80]
Tbilisi, 1976 [Hazai]
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 Sc6 6.Le3
[6.d5]
6...a6 7.Dd2 Tb8 8.Tb1?! [8.Sge2!]
8...0–0 9.b4 e5 10.d5 Sd4 11.Sge2 c5 12.dxc6 bxc6
13.Sxd4 exd4 14.Lxd4 Te8 [14...c5?! 15.bxc5 Sxe4
16.fxe4 Dh4+ 17.Kd1! Txb1+ 18.Sxb1 Dxe4
19.Lxg7 Dxb1+ 20.Dc1 Lg4+ 21.Kd2 Dxc1+
22.Kxc1 Kxg7 23.cxd6 Td8 24.c5 Tc8 25.Lxa6
Txc5+ 26.Kb2± Gufeld]
15.Le2?! [15.Ld3]
15...c5! 16.bxc5 Sxe4!! 17.fxe4 Dh4+ 18.g3
[18.Lf2 Lxc3 19.Lxh4 Txb1+ 20.Kf2 Lxd2 21.Txb1
dxc5µ]
18...Txb1+ 19.Kf2 Tb2!! 20.gxh4 Txd2 21.Lxg7
Kxg7 22.Ke3 Tc2 23.Kd3 Txc3+! 24.Kxc3 dxc5–+
25.Ld3 Lb7 26.Te1 Te5 27.a4 f5 28.Tb1 Lxe4
29.Tb6 f4 30.Txa6 f3 31.Lf1 Lf5 32.Ta7+ Kh6
33.Kd2 f2 34.Le2 Lg4 35.Ld3 Te1 36.Tf7 Lf5
37.a5 Lxd3 38.Txf2 Tf1
0–1
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 28 -
6. Methodisch-didaktische
Überlegungen
Das vorliegende Unterrichtsmaterial zum Thema
Königsindisch: Strategien in der Sämisch-Variante
bietet einen Einstieg in die äußerst komplexen
Stellungsbilder der Sämisch-Variante.
Die Strategie der Zentrumssprengung läuft nach
einem ganz einfachen Muster ab. Eigene schwarze
Bauern tauschen sich gegen die weißen
Zentrumsbauern ab.
Dass sich dabei Linien und Diagonalen öffnen und
der weiße König dadurch in Bedrängnis geraten
kann, ist für Spieler mit 1200 – 1500 DWZ
durchaus nachvollziehbar.
Die weiteren strategischen Themen wie z.B.
„schwarzfeldrige Felderschwächen im weißen
Lagen in der c5-Variante oder die
Pseudosprengung10
, bei der Schwarz mit e5-e4 das
Zentrum scheinbar weiter öffnen möchte (s.
Diagramm 32).
Diagramm 32:
Stellung nach 15…e5-e4
XABCDEFGHY 8r+lwq-trk+( 7+p+-+-vlp' 6p+-zp-sn-+& 5+-+P+p+n% 4-+-+p+-+$ 3+-sNLvLPsN-# 2PzP-wQ-+PzP" 1tR-+-mK-+R! xabcdefghy Florin Gheorghiu – Gary Kasparov, Thessaloniki,
1988
um nach 16.Sxh5 Sxh5 17.fxe4 f4! eine Blockade
der weißen Zentrumsbauern auf den weißen Feldern
zu erreichen, bei welcher der weiße Läufer auf d3
ein Statist ist und der Springer auf c3 ebenfalls
10
Nikolaiczuk: Gez. Mittelfeldstrategie, S.127f.
keine geeigneten Felder zur Verfügung hat. (s.
Diagramm 33)
Diagramm 33:
Stellung nach 17…f5-f4
XABCDEFGHY 8r+lwq-trk+( 7+p+-+-vlp' 6p+-zp-+-+& 5+-+P+-+n% 4-+-+Pzp-+$ 3+-sNLvL-+-# 2PzP-wQ-+PzP" 1tR-+-mK-+R! xabcdefghy
Florin Gheorghiu – Gary Kasparov, Thessaloniki,
1988
eignen sich aus meiner Sicht für DWZ-stärkere
Spieler ab 1800, da die eigentlichen Auswirkungen
einzelner Züge und Ideen teilweise erst 5 bis 10
Züge später zu erkennen sind.
Die Sämischstellungen mit entgegengesetzten
Rochaden und beiderseitigen Bauernstürmen
erfordern es, das gesamte Schachbrett im Blick zu
behalten, also Zentrum, Königs- und Damenflügel,
was ebenfalls eine höhere Anforderung darstellt, als
einen reinen Fokus aufs Zentrum.
Zudem könnte die höhere Taktiklastigkeit (in der
Regel tauchen hier Figurenopfer deutlich öfter auf,
um die schützenden Bauern am Königs- und
Damenflügel zu entfernen, als bei der reinen
Zentrumssprengung) zu komplex und eventuell
überwältigend auf Spieler mit 1200-1500 DWZ
wirken.
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 29 -
Einzelne Trainingseinheit
Themeneinstieg
Ein guter Einstieg in die Trainingseinheit stellt
meiner Meinung nach eine Partiebesprechung dar,
die sich mit der Thematik befasst.
Schön ist dabei,
- wenn diese Partie direkt vom Trainer
gespielt wurde und eine gewisse Aktualität
besitzt, oder
- wenn die Partie von bekannten
Schachgroßmeistern gespielt wurde, oder
- auf besonders spektakuläre Weise zeigt, wie
die Zentrumssprengung erfolgreich
angewendet wurde.
Hier bieten sich meiner Meinung nach die Partien
Timman-Kasparov (1988) oder Lputian- Kasparov
(1976) an, die in dieser Ausarbeitung besprochen
wurden.
Aufgrund der Zielgruppen (DWZ 1200-1500)
könnte auch ein kurzer Einstieg ausreichend und
sinnvoll sein, bei dem lediglich die Grundstellung
der Sämischstellung aufgebaut wird und mit den
Teilnehmern der Zug und mögliche Ideen von 5.f3
thematisiert werden (s. Kapitel 4: Einführung).
Hierbei könnte zudem auf die Anfänge der
Sämisch-Eröffnung in den 40er, 50er-Jahren
eingegangen werden und die Probleme, deren sich
Schwarzspieler ausgesetzt sahen (s. Kapitel 2).
Methoden- und Medienauswahl
In der Unterrichtsstunde würde ich den
Lehrervortrag bzw. lehrerzentriertes Arbeiten, z.B.
von Lehrer geleitete Diskussionen der Lerngruppe
im Vordergrund sehen.
Begonnen wird das Training lehrerzentriert, um den
organisatorischen Rahmen zu stecken (z.B. Dauer
der Veranstaltung, weitere Trainingseinheiten in der
Zukunft,..), Vorwissen zu aktivieren, Motivation zu
schaffen und den geplanten Ablauf der Stunde
darzulegen.
Da für die Themenerarbeitung lediglich vier Partien
ausgewählt wurden, und diese zudem
unterschiedliche Merkmale und Ideen aufweisen,
würde ich diese ebenfalls lehrerzentriert bearbeiten
und dabei die Teilnehmer anhalten, möglichst vieler
ihrer Ideen und Pläne zu verbalisieren, und diese
von der den anderen Teilnehmern kommentieren
lassen.
Das hat den Vorteil, dass eventuell Wissenslücken
gegenseitig geschlossen werden können, ohne dass
eine „Bevormundung“ von oben durch den Trainer
seitens der Teilnehmer empfunden wird.
Zudem können die Teilnehmer auch eigene
Kompetenz empfinden, wenn sie - aufgrund ihres
Wissensvorteils - anderen etwas erklären. Weiterhin
steht der Referierende nicht so sehr im Mittelpunkt
und kann sich auf die Moderation konzentrieren.
Als Visualisierung wird dabei entweder das
Demobrett oder ein Beamer (Näheres dazu später)
verwendet, um die Aufmerksamkeit der Teilnehmer
auf einen Punkt zu richten und nicht nur Varianten
theoretisch nachzuspielen, sondern konkret.
Dies hat den Vorteil, dass beim Training eine
geringere Schwierigkeit vorliegt und jedem die
Chance gegeben wird, mitzumachen.
Selbstverständlich sollten einige Varianten auch nur
„im Kopf“ durchgesprochen werden, um die
Variantenberechnung zu schulen.
Danach würde ich die Teilnehmer als erste kleine
Lernzielkontrolle auffordern, eine
Zusammenfassung über die Unterrichtseinheit bzw.
das Gelernte zu erstellen.
Ausspielen von Stellungen
Als letzten Block einer möglichen Trainingseinheit
würde ich Sämisch-Stellungen ausspielen lassen, so
dass die Teilnehmer aktiv das Gelernte anwenden
können und auch „körperlich“ aktiv sein dürfen.
Gleichzeitig erhöht sich die Schüleraktivität, da alle
Schüler gleichzeitig aktiv sind. Bei Besprechungen
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 30 -
am Demobrett können sich einzelne Schüler immer
kleinere Denk-Auszeiten nehmen. In einer
Schachpartie ist dies nicht möglich.
Im Anschluss an dieses Ausspielen kann zudem
eine kleine Reflexionseinheit eingelegt werden, um
über die gesammelten Erfahrungen zu sprechen.
Lernzielkontrolle
Eine weitere Lernzielkontrolle würde der
Abschlusstest darstellen, den jeder Schüler zu
Hause bearbeiten könnte.
Die Aufgaben 1 und 2 sind dabei bewusst einfacher
gewählt, so dass die Schüler mit einem
Erfolgserlebnis in den Test starten können, während
Aufgaben 3 und 4 relativ schwierig sind. Hier greift
das Prinzip von einfachen zum schweren. Mit Hilfe
von Hinweistexten sollen zudem auch den
leistungsschwächeren Schülern die Möglichkeit
gegeben wird, die Aufgaben lösen zu können.
Als Trainer empfehle ich den Teilnehmern in der
Regel immer, zu versuchen, die Stellungen im Kopf
durchzugehen, ohne die Figuren zu ziehen.
Ich sehe jedoch kein Problem, falls Schüler die
Möglichkeit vom Ziehen der Figuren nutzen, um
den Schwierigkeitslevel je nach Bedarf zu senken,
um dadurch Erfolgserlebnisse zu erhalten.
Demobrett vs. Beamer
Die Besprechung der Beispielstellungen und
Varianten erfolgt entweder über die Projektion eines
Beamers und mit Hilfe einer Schachsoftware oder
am Demobrett. Dabei gilt folgendes zu
berücksichtigen:
Der Beamer hat gleich mehrere wesentliche
Vorteile: Zum einen ergibt sich in der Regel eine
wesentlich größere Projektionsfläche des
Schachbrettes im Vergleich zum Demobrett, so dass
Teilnehmer aus hinteren Reihen nicht wesentlich
benachteiligt sind und z.B. ihren Nebenmann nicht
fragen müssen, ob der König oder die Dame auf g7
steht. Zweitens können die Stellungen zuhause
vorbereitet, gespeichert und zeitsparend geladen
werden und müssen nicht zeitaufwendig am
Demobrett aufgebaut werden.
Des Weiteren kann bei schwierigen Varianten, die
nicht vorbereitet wurden, eine Schachsoftware
herangezogen werden. Und zu guter Letzt, steht der
Referent wieder nicht voll im Rampenlicht, sondern
kann sich notfalls etwas hinter dem Bildschirm
„verstecken“. Aufgrund Nervosität
herunterpurzelnde Figuren am Magnetbrett gehören
ebenfalls der Vergangenheit an.
Es gibt jedoch bei dieser Variante auch einige
Stolpersteine: Obwohl die Computertechnik bereits
sehr ausgereift ist, gehören Computerabstürze
weiterhin zur Normalität. Ebenfalls kann sich der
Faktor Zeitersparnis ins Negative umwandeln, falls
vom Referenten zu schnell von einer Stellung zur
nächsten gewechselt wird und den Teilnehmern zu
wenig Zeit gegeben wird, das Gelernte zu
verarbeiten. Dies ist gerade bei unserer Zielgruppe
zu berücksichtigen.
Die oben angesprochene Rückzugsmöglichkeit
hinter den Bildschirm führt gelegentlich auch dazu,
dass kein ausreichender Blickkontakt zwischen
Trainer und Teilnehmer aufgebaut werden kann.
Die persönliche Komponente bzw. das Verhältnis
zwischen Trainer und Spieler ist mitentscheidend,
wenn es darum geht, Lernzuwachs zu fördern. Ist
der Trainer nur ein Bediener von Software und es
kommt daher zu keiner ausreichenden
Kommunikation (verbal und non-verbal), wird der
Lernzuwachs definitiv geringer ausfallen, als wenn
der Trainer dem Teilnehmer über ein Nicken, ein
sich im Haar kratzen signalisiert, dass z.B. der
gemachte Zugvorschlag durchaus berechtigt ist.
Somit gibt es kein abschließendes richtig oder
falsch, sondern es gilt, sich die Stärken und
Schwächen des jeweiligen Mediums bewusst zu
machen. Sofern der Beamer beim jeweiligen Verein
noch nicht zur Standardausrüstung gehört, erübrigt
sich zumindest diese Qual der Wahl, so dass mit
dem klassischen – jedoch deutlich kleinerem -
Demobrett vorliebgenommen werden muss.
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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Hier gilt es dann, mit der richtigen Hand die Figuren
zu bewegen, so dass man stets zum Publikum
geöffnet steht und diesem nicht den Rücken zukehrt,
bzw. sich mit dem Demobrett unterhält.
Einordnung in Gesamtkonzept
Es wurde bereits mehrfach angesprochen, dass sich
weitere strategische Themen der
Zentrumssprengung anschließen sollten.
Den nächsten größeren Block würde ich auf den
entgegengesetzten Rochaden widmen mit
beidseitigen Flügelangriffen. Dabei wird
gleichzeitig das taktische Sehvermögen in
verstärktem Maße geschult, das für erfolgreiches
Schach ein Muss ist und es können Analogien zu
anderen Eröffnungen gezogen werden, was den
praktischen Nutzen erhöht.
Dazu würde ich die kommentierte Partie Bu
Xiangzhi (2465) - Ye Jiangchuan (2593)11
wählen,
da das Brett die Partie über – wie Alexei Shirov –
sagen würde, in Flammen steht. Entgegengesetzte
Rochaden, kaum ein Abtauschen von Figuren,
stattdessen beidseitiger kompromissloser Angriff,
clevere Verteidigung und Figurenopfer, sind alles
Elemente dieser Partie.
Sofern einzelne Schüler, sich dann für die Sämisch-
Variante entscheiden und in der Turnierpraxis
entsprechende Erfahrungen machen, würde es Sinn
machen, sich ausschließlich mit diesen Schülern
weiter vertiefend mit den Strategien zu
beschäftigen.
Auch würde es dann eventuell Sinn machen, sich
mit der Klassifizierung der ECO-Codes zu
beschäftigen, die sich im Anhang befindet, um
schneller und zielgerichteter nach geeigneten
Eröffnungsvarianten suchen zu können.
11
Nunn, Understanding Chess, Move by Move, S. 104-111
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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7. Schlusswort
Rückblickend bin ich sehr stolz auf diese B-Trainer
Arbeit.
Und dabei meine ich in erster Linie nicht einmal
den Inhalt dieser Arbeit, sondern wie dieser Inhalt
in dieser überarbeiteten Form zustande gekommen
ist.
Nach meinem ersten missglückten Versuch,
möglichst alle Strategien der Sämisch-Variante in
diese B-Trainer Arbeit zu packen, was dazu führte,
dass die Strategien scheinbar zusammenhangslos
aneinandergehängt erschienen, einzelne Strategien
nur kurz angesprochen wurden und ein roter Faden
nur schwer zu erkennen war, erhielt ich konstruktive
Rückmeldung und die Chance diese in einer
überarbeiteten Fassung umzusetzen.
Diese Chance, meine Arbeit und meine
Vorgehensweise noch einmal zu reflektieren, habe
ich wahrgenommen und diese B-Trainerarbeit
grundlegend umgestaltet.
Besonders habe ich mich bemüht, die
Lesefreundlichkeit meiner Arbeit durch Einfügen
von mehr Diagrammen, der Umgestaltung von
Fußnoten, und der Umwandlung von englischer in
deutsche Partienotation, zu erhöhen.
Die größte Änderung war jedoch die Fokussierung
auf einen Themenschwerpunkt und eine Zielgruppe,
was dieser B-Trainerarbeit eine innere Struktur –
und hoffentlich den ersehnten roten Faden gegeben
hat.
Bei den Endbewertungen (± , µ) der Varianten und
Partiefragmente habe ich mich ausschließlich auf
die Einschätzungen der Autoren bzw. der
Kommentatoren der Chessbase-Datenbank
verlassen und diese nicht noch einmal von einer
starken Chess-Engine überprüfen lassen.
Ich bin aber auch der Meinung, da es hier um Ideen
und Strategien geht, es nicht unbedingt darauf
ankommt, ob die Stellung mit 0,2 Bauern besser für
Weiß oder 0,3 Bauern für Schwarz besser steht.
Viel wichtiger ist es, sich in den vorkommenden
Stellungstypen der Sämisch-Variante wohlzufühlen,
sich über einzelne Pläne im Klaren zu sein, und mit
Selbstvertrauen in die Partie zu gehen. Eine
Merkregel besagt zudem, dass es besser ist, einen
schlechten Plan zu haben, als gar keinen.
Und gerade hier, denke ich, wurden mit dieser
Ausarbeitung genug Ansatzpunkte dem
Interessierten an die Hand gegeben, um bei dem
Thema Zentrumssprengung bewusstere
Entscheidungen am Schachbrett treffen zu können.
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 33 -
8. Literaturverzeichnis
Bücher:
Bronstein, David / Ken Neat: Bronstein on the
King’s Indian, Everyman Chess, London, 1999.
John Nunn: Understanding Chess Move by Move-
A top-class grandmaster explains step-by-step how
chess games are won, Gambit Publications Ltd,
London, 2001.
Nikolaiczuk, Nicolai: Gezielte Mittelfeldstrategie-
100x Königsindisch, Thomas Beyer Verlags GmbH,
Hollfeld, 2.Auflage, 1997.
Aleksandar Matanovic, Braslav Rabar, Milivoje
Molerovic: Schach Informator: E-Band: Sahovski
informator, Belgrad, 2008.
Internetquellen:
Wikipedia.de
Datenbanken:
Chessbase: Megadatenbank 9: erweitert mit Partien
aus den Chessbase CDs der letzten drei Jahre und
Partien von New in Chess, die online zur Verfügung
stehen.
Shredder Online Eröffnungsdatenbank
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 34 -
9. Anhang
Partien
Euwe,M - Najdorf,M [E61]
Zuerich ct (9), 1953
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.g3 Lg7 4.Lg2 0–0 5.Sc3 c5 6.d5
e5 7.Lg5 h6 8.Lxf6 Dxf6 9.d6 Sc6 10.e3 b6 11.Ld5
Kh8 12.Se4 Dd8 13.h4 f5 14.Sg5 Lb7 15.g4 e4
16.Se2 Lxb2 17.Sf4 Df6 18.gxf5 Lxa1 19.Sxg6+
Kg7 20.Sxe4 Lc3+ 21.Kf1 Dxf5 22.Sf4 Kh8
23.Sxc3 Tae8 24.Sce2 Tg8 25.h5 Tg5 26.Sg3 Txg3
27.fxg3 Txe3 28.Kf2 Te8 29.Te1 Txe1 30.Dxe1
Kg7 31.De8 Dc2+ 32.Kg1 Dd1+ 33.Kh2 Dc2+
34.Sg2 Df5 35.Dg8+ Kf6 36.Dh8+ Kg5 37.Dg7+
1–0
Svidler,P (2747) - Radjabov,T (2793) [E81]
FIDE Candidates London ENG (3.1), 17.03.2013
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 0–0 6.Le3
c5 7.Sge2 Sc6 8.d5 Sa5 9.Sg3 a6 10.Le2 Sd7
11.Tc1 b5 12.cxb5 axb5 13.Lxb5 Se5 14.0–0 Sac4
15.Lg5 Ld7 16.Lxd7 Dxd7 17.De2 Sxb2 18.Dxb2
Sd3 19.Dd2 Sxc1 20.Txc1 Lxc3 21.Txc3 Tfb8
22.Dc2 f6 23.Lc1 Da4 24.a3 Kf7 25.Sf1 Dxc2
26.Txc2 f5 27.Sd2 Ta4 28.Sc4 fxe4 29.fxe4 Tb3
30.Kf2 Ke8 31.e5 Ta6 32.exd6 exd6 33.Ke2 Kd7
34.Lf4 h5 35.h4 Ta4 36.Kd2 Tb1 37.Kc3 Ta6
38.Te2 Td1 39.Te6 Txd5 40.Txg6 Td4 41.Lxd6
Txh4 42.Se5+ Kc8 43.Tg8+ Kb7 44.Lxc5 Te6
45.Tg7+ Kc8 46.Sc4 Tg4 47.Sd6+ Kb8 48.Tb7+
Ka8 49.Td7 Tg8 50.Sc4 Txg2 51.Ld6 Txd6 52.Sxd6
h4 53.Th7 Th2 54.Kb4 h3 55.Ka5
1–0
Svidler,P (2747) - Grischuk,A (2764) [E81]
FIDE Candidates London ENG (9.2), 25.03.2013
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 0–0 6.Le3
c5 7.Sge2 Sc6 8.d5 Se5 9.Sg3 h5 10.Le2 h4 11.Sf1
e6 12.f4 Sxc4 13.Lxc4 b5 14.Lxb5 exd5 15.e5 dxe5
16.fxe5 Lg4 17.exf6 Lxd1 18.fxg7 Kxg7 19.Lxc5
h3 20.Txd1 hxg2 21.Tg1 gxf1D+ 22.Kxf1 Dh4
23.Tg2 Tfd8 24.Td4 Dh5 25.Tf4 d4 26.Lxd4+ Txd4
27.Txd4 Tb8 28.a4 a6 29.Lxa6 Df3+ 30.Tf2 Dh1+
31.Ke2 Txb2+ 32.Td2 Dc1 33.Kd3 Tb6 34.Lc4
Td6+ 35.Ld5 Td7 36.Tf4 f5 37.Td4 Kh6 38.h4 Tc7
39.Lc4 Df1+ 40.Te2 f4 41.Kc2 f3
½–½
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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Systeme nach ECO-Code12
Für das systematische Training von
Schacheröffnungen ist es sinnvoll die einzelnen
Systeme und Varianten zu klassifizieren. Dies
geschah zuerst 1970 mit der Einführung der
Schachenzyklopädie. Sämtliche Eröffnungen sind in
einer der fünf Hauptgruppen (A-E) zu finden, die
wiederum in 100 Untergruppen unterteilt sind.
Die verschiedenen Sämisch Systeme sind in der
Schach-Enzyklopädie (ECO-Codes) unter E zu
finden, genauer gesagt unter E80-E89.13
Ursprünglich (um 1970) galten die Varianten mit
höherer Nummerierung als die Hauptvarianten.
Zwischenzeitlich ist dies nicht mehr. So hat
besonders die Variante mit 6…c5 (E81) gerade auf
Weltklasseniveau hohe Popularität erlangt und
wurde sowohl von Taimour Radjabov (ELO 2793)
als auch von Alexander Grishuk (ELO 2764) bei
dem FIDE Kandidatenturnier im März 2013
gespielt.14
E80:
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3
- Varianten ohne 5… 0-0
E81:
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 0-0
- Varianten ohne 6. Le3
- Falls 6. Le3, alle Varianten ohne 6…b6,
6…Sc6, und 6…e5
12
Schach Informator, 2008 13
http://de.wikipedia.org/wiki/ECO-Code, 10.12.2013,
10.22 Uhr 14
Partien befinden sich im Anhang: Chessbase
XABCDEFGHY 8rsnlwqk+-tr( 7zppzp-zppvlp' 6-+-zp-snp+& 5+-+-+-+-% 4-+PzPP+-+$ 3+-sN-+P+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-vLQmKLsNR! xabcdefghy
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zppzp-zppvlp' 6-+-zp-snp+& 5+-+-+-+-% 4-+PzPP+-+$ 3+-sN-+P+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-vLQmKLsNR! xabcdefghy
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 36 -
E82:
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 0-0 6. Le3
b6
E83:
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 0-0 6. Le3
Sc6
- Varianten ohne 7.Sge2
- Falls 7.Sge2, alle Varianten außer 7…a6
- Falls 7…a6, alle Varianten außer 8.Dd2
- Falls 8.Dd2, alle Varianten außer 8…Tb8
E84:
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 0-0 6. Le3
Sc6 7. Sge2 a6 8. Dd2 Tb8
E85:
1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 Lg7 4. e4 d6 5. f3 0-0 6.
Le3 e5
- Varianten ohne 7.Sge2, und 7.d5
- Falls 7.Sge2, alle Varianten ohne 7…c6
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zp-zp-zppvlp' 6-zp-zp-snp+& 5+-+-+-+-% 4-+PzPP+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-+QmKLsNR! xabcdefghy
XABCDEFGHY 8r+lwq-trk+( 7zppzp-zppvlp' 6-+nzp-snp+& 5+-+-+-+-% 4-+PzPP+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-+QmKLsNR! xabcdefghy
XABCDEFGHY 8-trlwq-trk+( 7+pzp-zppvlp' 6p+nzp-snp+& 5+-+-+-+-% 4-+PzPP+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-wQN+PzP" 1tR-+-mKL+R! xabcdefghy
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zppzp-+pvlp' 6-+-zp-snp+& 5+-+-zp-+-% 4-+PzPP+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-+QmKLsNR! xabcdefghy
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
- 37 -
E86:
1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 Lg7 4. e4 d6 5. f3 0-0 6.
Le3 e5 7. Sge2 c6
E87:
1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 Lg7 4. e4 d6 5. f3 0-0 6.
Le3 e5 7. d5
- Varianten ohne 7…c6
E88:
1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 Lg7 4. e4 d6 5. f3 0-0 6.
Le3 e5 7. d5 c6
- Varianten ohne 8.Sge2
E89:
1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 Lg7 4. e4 d6 5. f3 0-0 6.
Le3 e5 7. d5 c6 8. Sge2
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zpp+-+pvlp' 6-+pzp-snp+& 5+-+-zp-+-% 4-+PzPP+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-+N+PzP" 1tR-+QmKL+R! xabcdefghy
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zppzp-+pvlp' 6-+-zp-snp+& 5+-+Pzp-+-% 4-+P+P+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-+QmKLsNR! xabcdefghy
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zpp+-+pvlp' 6-+pzp-snp+& 5+-+Pzp-+-% 4-+P+P+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-+-+PzP" 1tR-+QmKLsNR! xabcdefghy
XABCDEFGHY 8rsnlwq-trk+( 7zpp+-+pvlp' 6-+pzp-snp+& 5+-+Pzp-+-% 4-+P+P+-+$ 3+-sN-vLP+-# 2PzP-+N+PzP" 1tR-+QmKL+R! xabcdefghy
P. Ziegler Königsindisch: Strategien in der Sämischvariante 27.12.2013
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10. Eidesstattliche Erklärung
Hiermit bestätige, dass ich die nachfolgende
schriftliche Ausarbeitung zum Thema:
Königsindisch: Strategien in der Sämisch-Variante
selbstständig verfasst habe, und verwendete
Literatur nach bestem Wissen gekennzeichnet habe.
Ingersheim,
27.12.2013_________________________________
(Ort, Datum) (Philipp Ziegler)
Philipp Ziegler