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Historische Bauten Reisen im Alter
Christoph Hatz, Senior
Reisemedizin, Infektiologie und Spitalhygiene, Kantonsspital St. Gallen
Swiss TPH Uni Zürich
Wer fühlt sich „BETAGT“?
Wann beginnt das Alter ? Immunologisch schon vor 40 J., praktisch sehr oft > 70 J.
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Alte Mauern auf Reisen
Bedeutung – quantitativ & qualitativ
Günstiger Einfluss der Reise auf
Vorerkrankungen
Worst case scenario: Todesfall
Typisierung der Vorerkrankungen — Risiken – Kardio-pulmonal, renal, neurologisch, endokrin,
Systemerkrankungen
– Immundefizienz, primär / sekundär
Immunoseneszenz (und –defizienz)
Medizintourismus
Golden/Best Agers / Senioren
Senioren, Alter ≥ 60 Jahre: Zunahme Anteil an internationalen Reisenden 9 – 30%
Senioren mit chronischen Erkrankungen 40%
Anteil mit regelmässiger Medikation > 60%
Reisearten von Senioren: kürzer, früher Reisebera-
tung; wenig Daten Busreisen
Kreuzfahrten
Gruppenreisen
Individualreisen: Luxus (30%) vs. Rucksack (8%)
«Abenteuerreisen»
Langzeit / Überwintern
Schweizer Rentner in Thailand
Touristen (9.5% von 225’000/Jahr) 22‘000
Langzeitaufenthalter (geschätzt) 3‘000
Über 65-jährige Europäer gaben
2011 gegenüber 2006 1/3 mehr für
Reisen aus
Gautret P et al. J Travel Med. 2012; Eurostat 43/2012; Bühler, J Travel Med, 2014; Jaeger, 2015
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Grundlegende Herausforderungen bei Reisen im Alter
Reise Erschöpfung: Gehstrecken, Anstehen
(Flughäfen!)
Langsamere Akklimatisierung Temperatur
Feuchtigkeit
(Höhe)
Unsicherheit Gehen (u.a. Treppen) Sturzgefahr
Orientierung / Sicht bei schlechter Beleuchtung
Immunseneszenz Impfantwort leicht reduziert — praktisch relevant?
Infektionen, speziell Influenza, Pneumokokken-Pneumonie
Teurere Versicherungsprämien
Werden vorbestehende Krankheiten durch das Reisen beeinflusst?
unbekannt
6%
schlechter
3%
besser
25%
unverändert
66%
n=554
Diagnosen bei Reisenden O.R. und 95% CI für 60+ im Vergleich zu 18-45 Jährigen (n = 63,076)
Gautret P et al. J Travel Med. 2012; 19:169-77.
Herzkrankheiten: OR 15.9 (CI 11.2 – 22.9)
Pneumonie
(Höhenlungenödem)
Mückenstich
Magen/Reflux
Trauma
Zystitis
Todesfälle – Anamnese relevant? Franzosen (alle Altersgruppen) im Ausland 2000 – 2004
Jeannel D et al. BEH 2006/no 23-24/p166-8. Guptill et al, West Med J 1991;154:169-71. Lustenberger I, Thesis 1990, University of Zurich
Verkehrsunfälle 28.1%
Unbekannt 18.4%
Kardio- pulmonal 27.4%
Unfälle: Ertrinken, Höhe/Berge 18.3%
Selbstmord, Verbrechen 3.2%
Infektionen 1.4%
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Zusammenfassung Epidemiologie
7-20% der ‚Tropen’-Reisenden vorbestehende
Krankheiten
Tendenz zunehmend — mehr Senioren unterwegs
70% der vorbestehenden Krankheiten unbeeinflusst
25% der vorbestehenden Krankheiten gelindert /
geheilt
Nur ‚gering ‘ gesteigertes Risiko einer Erkrankung
unterwegs im Vergleich zu Gesunden (IRR um 2.5)
5% der vorbestehenden Krankheiten mit Aggravation
Komplikationen unterwegs aber gewichtig
50% der Todesfälle im Ausland ‚natürlicher Tod‘
Spezielle Risiken Kardiovaskuläre Vorerkrankungen
VOR DER ABREISE
Kontraindikationen (beachte Richtlinien der Airlines) – Kurz nach Myokardinfarkt, instabile Angina pectoris
– Kurz nach zerebrovaskulärem Insult
– Schwere Herzinsuffizienz
– Unkontrollierte Hypertonie, Arrhythmie — u.s.w.
‚Vernünftiger’ Reiseplan
Reiseapotheke: Prophylaxe TVT (Fondaparinux 2.5 mg
sc, Rivaroxaban 10-20 mg po (off label); ev. Nitroglycerin
Melatonin?
Brabeau DN, in CDC. Health Information for International Travel 2014, S. 556-61.
Bronchopulmonale Vorerkrankungen
VOR DER ABREISE
Kontraindikationen Flug (beachte Richtlinien der Airlines)
– Kurz nach Thoraxchirurgie, Pneumothorax, Pleuritis
– Akute Pneumonie
– Schweres, unkontrolliertes Asthma
– Schwere chronisch obstruktive Lungenkrankheit, O2-Bedarf
in Ruhe
‚Vernünftiger’ Reiseplan
Impfungen, zusätzlich: – Influenza, Pneumokokken, Hepatitis B
Reiseapotheke: ev. Antibiotika, Steroide; Prävention TVT
Ev. Sauerstoff & Vernebler bestellen für Flug,
Aufenthalt
Brabeau DN, in CDC. Health Information for International Travel 2014, S. 556-61. Josephs LK et al. Prim Care Respir J. 2013; 22:234-8.
Niere und ableitende Harnwege
Probleme – Niereninsuffizienz > ev. Dialyse
– Mann: Prostatahypertrophie
– Frau: rezidivierende Zystitis Reiseapotheke mit Antibiotikum
Kontraindikationen – Reise: keine (ausser fehlende Infrastruktur, z.B. Dialyse)
– Atovaquon-Proguanil bei Kreatinin-Clearance <30 mL/min
Impfungen, zusätzlich: – Hepatitis B
Beratung – Genügend Flüssigkeitszufuhr
– Prostatahypertrophie: Flug — Gangsitz nahe bei Toilette
Organisation
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Neurologische Störungen + Reisen
Paresen
Epilepsie
Multiple Sklerose (MS)
VOR DER REISE: Infrastruktur abklären
Impfungen – MS: Grundsätzliche Diskussionen
– MS: Immunsuppressiva Kontraindikation Lebendvakzine
– Epilepsie: keine Kontraindikationen,
Malaria: Epilepsie als Kontraindikation für Mefloquin
WÄHREND DER REISE
Medikamente weiterhin regelmässig einnehmen !!!
Freyer W & Kim BS. Gesundheitswesen. 2014; 76:65-8. Masoud F, et al. J Educ Health Promot. 2013; 2:51. doi: 10.4103/2277-9531.
Jacobs JP, et al. Ann Thorac Surg. 2013; 96:8-14.
(Outbound-) Medizintourismus
REISEZIELE
Dental: Ungarn, Osteuropa; Indien, Thailand, Philippinen
Ästhetisch: Brasilien u.a. Lateinamerika, Thailand, Türkei, Ukraine
Andere Operationen (Wartezeiten, Kosten): Asien u.a.
Fertilität: Belgien, Indien, Israel
PROBLEME
Legal/ökonomisch: Illegaler Organhandel, Priorität Ausländer
Hospitalisation Risiko wegen multiresistenten Keimen: zB globale
Verbreitung NDM-1(New Delhi Plasmid-encoding Carbape-
nemase-resistant Metallo-B-Lactamase). Zudem auch Risiken
entsprechend lokaler Epidemiologie: Hepatitis A, Tuberkulose, ...
Komplikationen während Erholungsferien, Reise (TVT)
Qualitätssicherung / Kompetenz / Sicherheit / Versicherung
Ausrüstung der Flugzeuge
Luftgesellschaften haben Minimalstandards für Notfälle während des Fluges in einem ‘Erste Hilfe-Set’
Dies beinhaltet ein Wiederbelebungsset
mit einem Defibrillator
Empfehlungen für Senioren
VOR DER REISE — PLANUNG
Flugtauglichkeit: 10 Treppen-stufen steigen
oder 50 m geradeaus gehen können
Zeitreserven unterwegs und am Reiseziel
Konsultation mit zuständigen Ärzten zu Hause
Spezifische Beratungsstellen, Infrastruktur suchen / nutzen
Medizinische Dokumentation, englisch / Landessprache
Notfalladressen im Zielland; REGA Mitgliedschaft
Versicherung, inklusive für Rückführung
Gepäck: ausreichend Medikamente
– ½ im Handgepäck
– ½ im Koffer
Malariaprophylaxe
Kein prinzipieller Unterschied zu ‘Jungen’
+ Weniger Nebenwirkungen bei Malariaprophylaxe (Mefloquin)
Mittelholzer, J Travel Med 1996
- Grössere Morbidität und Letalität bei Malariaerkrankung
Stich; DMW 2003 / Mühleberger; CID 2003
- Schlechte Compliance älterer Langzeit-aufenthalter in endemischen Aufenthaltsorten (‘einheimisch’)
Impfungen
Impfungen kontrollieren Gelegentlich fehlt Grundimpfung
Tetanusimpfung (Diphtherie, Keuchhusten)
- Erweiterte Impfungen wie in CH bei >60-65-J. (Influenza (Schutz ~< 50%), Pneumokokken)
- Mehr Zeit einplanen; z.B. Hepatitis A Titeranstieg langsamer bei >40j.N Nach 2 Wochen erst 23%
Serokonversion (< 40j. 60%)
- ?? Impferfolgsrate sinkt
+ Generell weniger uAW bei Impfungen
Gelbfieberimpfung: Alter allein ist keine Kontra-indikation, genaue Indikationsstellung essentiell!
Folgerungen für Arzt
Risikobeurteilung
– Keine unnötigen Verbote, Therapien nicht ändern
Impfungen und Malariavermeidung
– Prinzipiell sind alle Impfungen möglich
– Influenza wenn möglich (Problem Südhalbkugel)
– Malaria: beachte Interaktionen, Dosisanpassung
(Niereninsuffizienz, Verhalten bei Durchfall)
Allenfalls Beratung bezüglich Reiseplan
Medizinischer Bericht z.B. in englischer
Sprache
Ericsson C. Internat J Antimicrob Agents. 2003; 21:181-8.
geimpft?
21.5%
Impfung bei Medizinalpersonen: Influenza bei Patienten
Infection Control Hosp Epidemiol 2004;25:923-8
Grippe-Impfung beim Medizinalpersonal schützt die Patienten
Grippeimpfung Generationenvertrag Japan
N Engl J Med 2001;344:889
Sind Betagte Pneumokokken-gefährdet? Clin Infect Dis 2008;47:1335
Blau: 65-79 Jahre
Rot: >80 Jahre
Pneumokokkenimpfung Generationenvertrag
JAMA 2005:294:2043
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Beste
n D
an
k
Danke an Robert Steffen