Handout, VO Lexikologie I, WS 2013.doc
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VO/UE – LEXIKOLOGIE
Wintersemester 2013 Prof. Dr. Izer MAKSUTI
Ort und Zeit:
Wintersemester 2013 Dienstag 14:00-15:30 Uhr (VO)
Sprechstunde: Montag 15:30-16:30 Uhr; Dienstag 10:30-11:30 Uhr E-Mail: [email protected]
Bewertung: regelmäßige Teilnahme, Mitarbeit, Referat, Teil- und Endprüfung.
Ziele:
Aneignung von Grundbegriffen der Lexikologie (Wortschatzkunde), Onomastik (Namenkunde), Etymologie, Wortbildung, Phraseologie, Semantik usw.
Vermittlung von Kenntnissen und Analysefähigkeiten im Bereich lexikalischer Beschreibungsprinzipien und des Aufbaus des deutschen Wort- und Namenschatzes.
Inhaltsverzeichnis der Vorlesung
1. Begriffs- und Gegenstandsbestimmung
Was ist Lexikologie? Welche Untersuchungsinteressen hat die Lexikologie?
1.2 Der deutsche Wortschatz; Wortschatzbegriff, Differenzierungsmöglichkeiten: Welche Arten von Wortschätzen
kann man voneinander unterscheiden? Das Wort als lexikalische Einheit
2. Differenzierung der Wortschatzbetrachtung; Verhältnis der Lexikologie zu Nachbardisziplinen
Beziehungen zwischen den Wörtern (Wortfamilien, Wortfelder) Onomasiologie und Semasiologie Etymologie und Wortgeschichte Wortbildung und Wortbildungstypen Phraseologie / Idiomatik Parömiologie / Sprichwortkunde Onomastik / Namenkunde Wiederholung, Vorbereitung, Teilprüfung
3. Die Bedeutungsseite: lexikalische Bedeutung und Bedeutungsbeziehungen
Bedeutung und Wissen Lexikalische Semantik Hierarchische Beziehungen im Wortschatz: Homonymie – Hyperonymie usw. Identitäts- und Äquivalenzbeziehungen (Synonymie) Beziehungen der Gegensätzlichkeit (Polarität) im Wortschatz
Wortschatzveränderungen. Tendenzen im Wortschatz Lexikalische Veränderungen im Sprachkontakt - Formen der Entlehnungen
Literatur: Bußmann, Hadumond (2002): Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart: Kröner Cruse, D. Alan; Hundsnurscher, F; Job, M.; Lutzeier, Peter Rolf: Lexikologie.
Lexicology. Ein internationales Handbuch zur Natur und Struktur von Wörtern und Wortschätzen. Teilbd. 1. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft; 21.1). Berlin u. New York: de Gruyter 2002.
Crystal, David (1995): Die Cambridge-Enzyklopädie der Sprache. Framkfurt/Main u.a.: Campus Verlag.
Fleischer, Wolfgang u.a [Hrsg]: Kleine Enzyklopädie – Deutsche Sprache. König, Werner (2001): dtv-atlas zur deutschen Sprache. München: Deutscher
Taschenbuchverlag Kühn, Ingrid (1994): Lexikologie: eine Einführung. Tübingen: Niemeyer. Römer, Christine / Matzke Brigitte (2005): Lexikologie des Deutschen. Eine
Einführung. Tübingen: Narr. Schippan, Thea (2002): Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache. Tübingen:
Niemeyer Schlaefer, Michael (2002): Lexikologie und Lexikographie. Berlin: Erich Schmidt. Schwarze, Christoph u. Dieter Wunderlich (Hrsg.): (1985): Handbuch der
Lexikologie. Königstein: Athenäum.
http://www.personal.uni-jena.de/~x8wisu/dialektforschung/lehre/lexikologie/
http://nats-www.informatik.uni-hamburg.de/~vhahn/German/WortundBegriff/PfeifferLexiko.pdf
1. Vorlesung -
Herkunft des Wortes Lexikologie! Seit wann gibt es die Lexikologie als eigene Wissenschaftsdiziplin? Welche Bedeutungen kann der Terminus ‚Lexikon‘ haben? Was ist der Gegenstand der Lexikologie?
Die Lexikologie ist innerhalb der Sprachwissenschaft die Lehre von den Strukturierungen im Wortschatz.
Die erst seit den 1960er Jahren innerhalb der Linguistik eigenständig existierende Disziplin untersucht die Bestandteile einer Sprache (spezielle Lexikologie) oder von Sprache allgemein (allgemeine Lexikologie) und versucht, zwischen den einzelnen lexikalischen Bestandteilen (Morphemen, Wörtern und festen Wortgruppen) Beziehungen und Regeln festzustellen.
Lexikologie stellst fest welchen Wortschatz es in einer Sprache gibt. L. ist im wesentlichen deskriptiv. L. stellt die theoretischen Grundlagen und Materialien für die Lexikographie bereit. Spezialbereich von Lexikologie ist Terminologie. Die Terminologiewissenschaft beschäftigt sich mit der Feststellung des Ist-Standes.
Lexikologie = Wissenschaft vom Lexikon1,2,3 Lexikon1 – mentales Lexikon eines (idealen) Sprechers Lexikon2 – Lexembestand (Wortschatz o. Lexik) einer Sprache Lexikon3 – Wörterbuch als [versuchte] Kodifizierung/Beschreibung von Lexikon2 Lexikon4 – Wortschatz eines realen Sprechers (z.B. Goethe)
Schippan 1984, S. 11:„Die Lexikologie … ist die Wissenschaft von den lexikalischen Zeichen: von Basis- und Wortbildungsmorphemen, Lexemen (Wörtern und festen Wortverbindungen) und dem Wortschatz. Sie untersucht und beschreibt das Inventar lexikalischer Zeichen, insbesondere die lexikalischen Bedeutungen, die Bildung und die Funktionen der Wörter, Struktur, Aufbau und Wesenszüge des lexikalischen Teilsystems der Sprache."
Schippan 1992, S. 1:„… die Lexikologie [sieht] ihren wissenschaftlichen Gegenstand im Inventar lexikalischer Zeichen (Morphemen, Wörtern und festen Wortgruppen), im Aufbau des Wortschatzes und im Regelsystem, das Wortgebrauch und -verstehen bestimmen. Sie untersucht und beschreibt den Wortbestand einer Sprache, seine Schichtung und Struktur, Bildung, Bedeutung und Funktionen seiner Elemente. Sie ist die Theorie des lexikalischen Teilsystems, des Lexikons."
Schwarze/Wunderlich 1985, S. 8 (Einleitung zum Handbuch):„Auf die Frage ,Was ist Lexikologie‘ läßt sich die vorläufige Antwort geben: ,Die Lexikologie ist die Theorie des Lexikons‘. Damit ist zugleich eine zweite Frage verbunden, nämlich ,Was ist das Lexikon?‘ Das Wort Lexikon verwenden wir in zweierlei Bedeutungen, ebenso wie z.B. das Wort Grammatik: 1. Das Lexikon ist der Wortschatz einer Sprache, also eine Komponente unserer Sprachfähigkeit. 2. Das Lexikon ist ein Wörterbuch zu einer Sprache, also ein Werk, das in systematischer Weise Auskunft über Wörter der Sprache gibt. Für die Lexikologie ist nur die erste Bedeutung wesentlich …"
Kühn 1994, S. 1:„Die Lexikologie ist die sprachwissenschaftliche Disziplin, die den Wortschatz einer Sprache – hier speziell der deutschen Sprache – und seine Entwicklung betrachtet."
Lutzeier 1995, S. 1 und S. 3f.:„Unter Lexikologie verstehen wir die Theorie und Praxis der Strukturierungen im Wortschatz." „Unter Lexikographie verstehen wir die Theorie und Praxis des Schreibens von Wörterbüchern." „2. Allgemeinster Gegenstandsbereich der Lexikologie sind Wortschätze. … 3. Die Theorie der Lexikologie versucht u.a. die Frage zu beantworten, was ein Wortschatz ist. Dabei ergibt sich sofort die Notwendigkeit, drei Auffassungen von ,Wortschatz‘ voneinander zu unterscheiden: a) Wortschatz als die mentale Speicherung von Wörtern beim Individuum, also der Wortschatz bezogen auf ein Individuum … (mentales Lexikon) b) Wortschatz als der Grundstock eines beliebigen Ausschnitts einer natürlichen Sprache … (Wortschatz, Lexik) c) Wortschatz im Verhältnis zur Grammatik, wofür sich die Bezeichnung ,Lexikon‘ sinnvollerweise eingebürgert hat …"
Schlaefer 2002, S. 12:Als zentrale Gegenstände der Lexikologie werden die Erforschung des Wortes als Teil des Wortschatzes in seinem wortbildungsmorphologischen Aufbau, seinen Bedeutungen, Bedeutungsbeziehungen und Bedeutungsveränderungen bezeichnet. Weitere Gegenstände der Lexikologie sind Formen und Strukturen der Wortschatzgliederung, die Lexik als Teil der menschlichen Sprachfähigkeit sowie breit gefächerte sprachsoziologische, sprachpsychologische, sprachgeographische und sprachhistorische Aspekte der Lexik z.B. in der Fachsprachenforschung oder der Neologismenforschung.
Lexikologie (nach Bußmann 2002)
Wortkunde, Wortschatzuntersuchung; Teilbereich der Sprachwiss. bzw. der Semantik, der sich mit der Erforschung und Beschreibung des Wortschatzes einer Sprache beschäftigt ...
Lexikologie: Unter Lexikologie versteht man die wissenschaftliche Beschreibung des Wortschatzes(„Wortschatzbeschreibung“) in einer oder mehreren Sprachen. Diese Beschreibung kann synchron und diachron durchgeführt werden.
synchron [zu syn...+ griech. chronos „Zeit“] heißt die Untersuchung von einer oder mehr Sprachen auf einer Sprachstufe, d.h. zur selben Zeit/Epoche. Es werden Phänomene ein und derselbenZeit/Epoche gegenübergestellt.
unter diachron [zu dia...+ griech. chronos „Zeit“] versteht man die Wortschatzbeschreibung zu verschiedenen Zeiten/Epochen und Sprachstufen. Diese Untersuchungsform zeigt die Entwicklungvon Sprache/n auf. (z.B.: Vergleich von ahd., mhd. und nhd.)Zusammenfassend kann man also sagen, dass sowohl die Entwicklung, als auch die heutige Strukturund das Verhältnis der Wörter untereinander mit dem Terminus Lexikologie beschrieben werden können.
Lexikologie „Wort- und Wortschatzwissenschaft“http://www.slm.uni-hamburg.de/ifg1/Personal/Hahn_von/German/WortundBegriff/PfeifferLexiko.pdf
2. Wort, Wortschatz
Deutscher Wortschatz
Der Wortschatz der deutschen Standardsprache umfasst ca. 75.000 Wörter, die Gesamtgröße des deutschen Wortschatzes wird je nach Quelle und Zählweise auf 300.000 bis 500.000 Wörter bzw. Lexeme geschätzt.
Im Allgemeinen reichen für Alltagsgespräche jedoch 400 bis 800 Wörter aus. In letzter Zeit haben sich neue Kommunikationsbereiche (Chat, SMS, ...) gebildet, in denen ein Wortschatz von nur noch 100 bis 200 Worten benutzt wird. Ein guter Redner verfügt dagegen über einen aktiven Wortschatz von etwa 4.000 bis 10.000 Wörtern. Zum Vergleich: In einem gewöhnlichen Warenhaus findet man schon etwa 60.000 unterschiedliche Markennamen. Um anspruchsvollere Texte zu verstehen (Zeitschriften, Zeitungen, Klassiker) benötigt man 4.000 bis 5.000 Wörter, in Ausnahmefällen wie bei Goethe (ca. 80.000) oder Joyce (ca. 100.000) auch bedeutend mehr.
In etwa gilt: Je höher der Bildungsstand eines Menschen ist, desto größer ist sein Wortschatz. Ein größerer Wortschatz hilft beim differenzierteren Informationsaustausch. Einfache Boulevardzeitungen nutzen einen Wortschatz von etwa 400 Wörtern, intellektuelle Tageszeitungen dagegen einen Wortschatz von etwa 5.000 Wörtern. Ähnlich kann man Fernsehsendungen kategorisieren. Der Wortschatz einer Person ist abhängig vom Interessensgebiet und Berufsfeld (Fachterminologie) sowie der Sozialisation dieser Person .
Zum Vergleich: Der Duden enthält ca. 120.000 Stichwörter. Durch Flexion kann in flektierenden Sprachen aus vielen dieser relativ wenigen Grundformen ein mehrfaches an Wortformen entstehen, im Deutschen (ca. Faktor 10) zum Beispiel erheblich mehr als in dem die Flexion langsam verlierenden Englischen (ca. Faktor 4). Die Häufigkeitsverteilung von Wörtern lässt sich mit dem Zipfschen Gesetz beschreiben.
Ein Problem bei dem Messen des Umfangreichtums eines Wortschatzes kann beispielsweise die Frage darstellen, ob zusammengesetzte Wörter mitgezählt werden (zum Beispiel Blumenstrauß — ein neues Wort, oder zwei Wörter?)
Wortschatzerweiterung
Unter Wortschatzerweiterung versteht man die bewusste Vergrößerung des Wortschatzes in einer Mutter- oder Fremdsprache. Bei Fremdsprachen geschieht das meistens durch das Lernen von neuen Vokabeln, kann jedoch auch durch dieselben Methoden wie bei einer Muttersprache geschehen.
Imitation
Wir Menschen lernen unsere Muttersprache durch Imitation; wir ahmen die Ausdrucksweise und die Aussprache unseres sozialen Milieus nach. Das ist nicht nur in den Kinderjahren, sondern auch noch im Erwachsenenalter der Fall. Das heißt, dass sich sowohl unser Wortschatz, als auch unsere Aussprache, unser Dialekt, falls wir einen besitzen, unserem sozialen Milieu anpasst. Diesem Effekt der Beeinflussung ist auch dann, wenn er nicht den eigenen Interessen entspricht, nur schwer entgegen zu wirken.
Allerdings kann Imitation nicht allein verantwortlich sein für den Spracherwerb, da gerade Kinder regelmäßig mit etwa drei Jahren eine Phase der Übergeneralisierung durchlaufen, in der sie nie gehörte Verbformen wie gingte, gangte, is gegeht usw. bilden (vgl. Mills 1985 in Spada, 2006, S. 279).
Wege zur Vergrößerung des Wortschatzes
Viel lesen Bücher und Artikel aus verschiedenen Themengebieten lesen Bücher mit hohem Sprachniveau lesen Unbekannte Wörter nachschlagen oder die Bedeutung aus dem Kontext entnehmen Kommunizieren jeglicher Art Das bewusste Streben, sich immer möglichst präzise und vielfältig auszudrücken In Gesprächen den Mut haben, den Gegenüber nach der Bedeutung eines unbekannten Wortes
zu fragen Buchstabenspiele wie Scrabble oder Kreuzworträtsel
Die kleinste Einheit des Wortschatzes bildet das Lexem oder Wort:Es ist ein oder mehrere freie, bedeutungs- und sinntragende Morphem/e, das kontextunabhängig auf bestimmteGegenstände bezogen werden kann; es ist das Bauelement des Wortschatzes.
Ein Kriterium für ein Lexem ist die Einheit des Wortes, die nicht modifiziert (= zerstört) werden kann: Beispiel: Schreibmaschine Dem gegenüber steht das Phrasem, ein feststehender Ausdruck, der die Funktion eines Lexems annehmen kann: Beispiel: „Hans-guck-in-die-Luft“Das Herausfinden von Wortgruppen ist ein Ziel der Lexikologie.
Das Wort
Das Wort als sprachliche Einheit
Das Wort als eine Grundeinheit der Sprache ist eine sehr komplexe Einheit.
Das Wort als Element des Sprachsystems. Das Wort als Einheit mehrerer Ebenen:
- Phonologische Ebene: das Wort besteht aus zwei oder mehreren Phonemen.- Morphologische Ebene: das Wort ist durch die Gliederung der Morpheme zu
erfassen. - Grammatische Ebene: jedes Wort wird durch seine Zugehörigkeit zu einer
bestimmten Wortart bestimmt. - Semantische Ebene: das Wort hat benennende, bezeichnende Funktion.
Autosemantische Wörter: Substantive, Verben, Adjektive; Synsemantische Wörter: Funktionswörter, dienen der Organisation des Textes oder der Rede.
- Wörter als Redeeinheiten – sie werden im Textzusammenhang geformt und können als Textwort erkannt werden. Das Wort als Element im System ist mit anderen Einheiten paradigmatisch (semantische Merkmale) und syntagmatisch verbunden.
Das Wort als lexikalische Einheit, als Wortschatzelement oder Lexem. Das Wort als Lexikonwort, als Element des Sprachsystems unterscheidet sich vom Wort im Text, in der Rede, wo es morphologisch, phonemisch/graphemisch abgewandelt erscheinen kann.
Als Wortschatz (auch Vokabular, Lexik[on]) bezeichnet man im Allgemeinen die Gesamtheit der Wörter, deren eine Person / Gesellschaftsschicht / Sprache mächtig ist.
Man unterscheidet zwischen passivem und aktivem (präziser: "produktivem") Wortschatz. Der passive Wortschatz wird vom Sinn her verstanden, wird jedoch nicht aktiv verwendet. Der aktive Wortschatz wird auch beim Sprechen benutzt, seine Einsatzmöglichkeiten sind soweit bekannt, dass sinnvolle verständliche Sätze damit geformt werden können. In der Schichtungen des Wortschatzes zeigen sich die historischen, sozialen und territorialen Besonderheiten der Sprache. Der Wortschatz ist ein offenes System, in das ständig neue Wörter aufgenommen werden. Zentrum des Wortschatzes = Allgemeinwortschatz; periphere Schichten = Fachwortschatz usw.
Als Wortschatz (auch Vokabular, Lexik[on]) bezeichnet man im Allgemeinen die Gesamtheit der Wörter, deren eine Person / Gesellschaftsschicht / Sprache mächtig ist.
Man unterscheidet zwischen passivem und aktivem (präziser: "produktivem") Wortschatz.
Der passive Wortschatz wird vom Sinn her verstanden, wird jedoch nicht aktiv verwendet.
Der aktive Wortschatz wird auch beim Sprechen benutzt, seine Einsatzmöglichkeiten sind soweit bekannt, dass sinnvolle verständliche Sätze damit geformt werden können.
Der Wortschatz der deutschen Standardsprache umfasst ca. 75.000 Wörter, die Gesamtgröße des deutschen Wortschatzes wird je nach Quelle und Zählweise auf 300.000 bis 500.000 Wörter bzw. Lexeme geschätzt. Ein durchschnittlicher Sprecher verfügt dagegen über einen aktiven Wortschatz von nur etwa 8.000 bis 10.000 Wörtern - zum Vergleich: in einem gewöhnlichen Kaufhaus findet man schon etwa 60.000 unterschiedliche Markennamen.
Im Allgemeinen reichen für Alltagsgespräche 400 bis 800 Wörter aus. Um anspruchsvollere Texte zu verstehen (Zeitschriften, Zeitungen, Klassiker) benötigt man 4.000 bis 5.000 Wörter, in Ausnahmefällen wie bei Goethe (ca. 80.000) oder Joyce (ca. 100.000) auch bedeutend mehr. Zum Vergleich: Der Duden enthält ca. 120.000 Stichwörter. Durch Flexion kann in flektierenden Sprachen aus vielen dieser relativ wenigen Grundformen ein mehrfaches an Wortformen entstehen, im Deutschen (ca. Faktor 10) zum Beispiel erheblich mehr als in dem die Flexion langsam verlierenden Englischen (ca. Faktor 4). Die Häufigkeitsverteilung von Wörtern lässt sich mit dem Zipfschen Gesetz beschreiben.
In etwa gilt: Je höher der Bildungsstand eines Menschen ist, desto größer ist dessen Wortschatz. Ein größerer Wortschatz hilft beim differenzierteren Informationsaustausch. Einfache Boulevardzeitungen nutzen einen Wortschatz von etwa 400 Wörtern, intellektuelle Tageszeitungen dagegen einen Wortschatz von etwa 5000 Wörtern. Ähnlich kann man Fernsehsendungen kategorisieren. Ein Wortschatz einer Person ist abhängig vom Interessensgebiet dieser Person (u.a. Fachterminologie).
Wort bezeichnet eine grammatische Einheit oder eine inhaltliche Einheit, die dann auch aus mehreren grammatischen Wörtern bestehen kann (Sprichwort).
Muttersprachler haben ein intuitives Verständnis davon, was in ihrer Sprache ein Wort ausmacht, die Sprachwissenschaft aber tut sich damit schwer, allgemeingültige Kriterien zur Abgrenzung von Wörtern zu finden. Je nach Blickwinkel sind verschiedene Kriterien möglich, die je nach theoretischem Hintergrund und Erkenntinisinteresse miteinander kombiniert oder ergänzt werden:
Gliederungen des Wortschatzes
Wortfamilien Die soziale Gliederung des WS, Gruppenwortschätze Berufs- und Fachwortschätze Wortschätze im Wandel politischer Systeme: DDR-Bundesrepublik,
Nationalsozialismus Regionale Wortschätze
Nützliche Linkshttp://de.wikipedia.org/wiki/Wortschatz
Einführung: Objekt und Gegenstände http://www.personal.uni-jena.de/~xcr/v2/Dateien/File/Vl-LexikologieSS2011/1Vl-Lex-handout.pdf
Wörter als Zeichenhttp://www.personal.uni-jena.de/~xcr/v2/Dateien/File/Vl-LexikologieSS2011/2Vl-Lex-handout.pdf
http://wortschatz.uni-leipzig.de/
Dornseiff, Franz
Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen (2004)http://www.degruyter.com/viewbooktoc/product/61548
BUCH, ASPEKTE DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES Ausgewählte Fragen zu Wortschatz und Stilhttp://mek.oszk.hu/04900/04913/04913.pdf
BUCH, http://www.onleihe.de/static/content/narr/20101202/978-3-8233-6503-7/v978-3-8233-6503-7.pdf
Zum Umfang des deutschen Wortschatzes
http://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/zum-umfang-des-deutschen-wortschatzes
3. Onomasiologie, Semasiologie
Die Onomasiologie oder Bezeichnungslehre ist ein Teilgebiet der Semantik. Man geht von Begriffen (Konzepten und Sachverhalten) in einem bestimmten Bereich der Wirklichkeit aus und sucht die entsprechenden Bezeichnungen. Die Semasiologie (von griechisch semeion: Zeichen) ist innerhalb der Semiotik und als Teilgebiet der Semantik die Lehre von den Wortbedeutungen.
Onomasiologie = Namenslehre.Semasiologie = Bedeutungslehre auch Semiologie.Griechisch tò ónoma (der Name)
Onomasiologisches Vorgehen: Von dem Inhalt zu der (materiellen) Form.
Semasiologisches Vorgehen: Von der (materiellen) Form zum Inhalt.
Mit Onomasiologie bezeichnet man eine bestimmte meist lexikologisch ausgerichtete Sichtweise der Sprachuntersuchung: man geht von einem bestimmten Inhalt (Idee) aus und fragt nach den gegebenen materiellen Möglichkeiten, ihn auszudrücken. „Onomasiologie (gr. onoma ‘Name’): Lehre von der Beziehung vorhandener Erscheinungen, Vorgänge, Vorstellungen mit Namen; im Unterschied zur Semantik sind Sachen, Wesen, Geschehnisse (also die außersprachl. Referenten sprachl. Zeichen) fester Ausgangspunkt der Untersuchung, in der gefragt wird, wie jene zu best. Zeiten in best. Gegenden sprachl. bezeichnet werden; vorwiegend wortgeographische Forschung (z. B. die eine „Sache“ Kinderspielzeug „Murmeln“ und ihre verschiedenen Bez. im dt. Sprachraum: neben Murmel auch Marmel, Klicker, Knicker, Schneller, Schusser, Ditscher.
Semasiologie (gr. semasia ‘Zeichen’): Terminus der älteren, traditionallen Sprachwissenschaft für Semantik, mit Lautkörper der Wörter als festem Ausgangspunkt der Untersuchung (im Unterschied zur Onomasiologie); heute bisweilen zur Abgrenzung gegen philosophische Semantik für linguistische Semantik oder zur Abgrenzung gegen synchronisch-strukturelle für diachronische Semantik (Bedeutungswandel) verwendet.“ [Ulrich, W., S. 82-83, und 105]
Die Semasiologie im engen Sinne geht von einem signifikant (Lautkörper) aus und untersucht die damit verbundenen signifiés (Bedeutungen) in ihrer Vielfalt („semasiologisches Feld“, Baldinger) und eventuell in ihren Veränderungen (Bedeutungswandel).
Die Onomasiologie (der Terminus wurde 1902 von A. Zauner eingeführt) dagegen geht von einem signifié oder einem Begriff (in der Praxis sogar z. T. von einer Sache der außensprachlicher Wirklichkeit) aus und fragt nach den verschiedenen signifiants („onomasiologisches Feld“), die den betreffenden Inhalt ‚bezeichnen’ können (in diachronischer Perspektive: Bezeichnungswandel).“
[Dietrich/Geckeler, S. 101]
Die Frage nach dem Namen (onoma) der Dinge, die Frage nach ihrer Bezeichnung ist eine wesentliche Perspektive in der Forschung der Wortsemantik, die in der Germanistik auf H. Schuchardt zurückgeführt wird. Sie wird "Onomasiologie" (auch "Bezeichnungslehre") genannt:
"Die Onomasiologie fragt ... nach der Zuordnung des Wortes zum Gegenstand im konkreten Kommunikationsereignis und nach der Formativ-Begriff/Bedeutungs-Zuordnung, nach der Beziehung zwischen Formativ und Verallgemeinerung." (Schippan, 1984, 29)
Die zweite wesentliche Perspektive in der Erforschung der Wortsemantik ist die Semasiologie ("Bedeutungslehre"), die zuerst danach fragt, was ein Wort, ein Lexem bedeutet.
Th. Schippan erklaert Unterschied und Zusammenhang von Onomasiologie und Semasiologie mit folgender Uebersicht (op.cit. 30):
Onomasiologische Fragestellung Semasiologische Fragestellung
Sache Begriff Bezeichnung Lexem Bedeutungen
'Glas'
Glas
Glas
S1
S2
S3
S4-n
'Stoff'
Trinkglas 'Gefaess aus Glas'
Glasgefaess 'Optisches Geraet'
Mehrzweckglas ...
Bei der traditionellen Semantik geht es um die Bedeutung des Einzelwortes. Es gibt zwei Untersuchungsrichtungen:
semasiologische Untersuchung: Ausdruck -> Begriffe, Sachverhalte, Gegenstände (Dekodierungsrichtung)
onomasiologische Untersuchung: Begriffe, Sachverhalte -> Ausdruck (verschiedener Sprachen) (Enkodierung)
Die Semantik (Bedeutungslehre) ist das Teilgebiet der Sprachwissenschaft (Linguistik), das sich mit Sinn und Bedeutung von Sprache bzw. sprachlichen Zeichen befasst.
Die Semantik befaßt sich mit dem Inhalt von Zeichen; genauer: mit dem Sinn und der Bedeutung von Zeichen:
Sinn (engl. `sense'):
Die Aspekte des Inhalts, die sich aus den Relationen der Wörter, Sätze usw. untereinander im System der Sprache ergibt. Für Sinn findet man manchmal den verwandten Begriff Intension (N.B.: hier mit s geschrieben, nicht mit t).
Bedeutung (engl. `reference'): Die Aspekte des Inhalts, die sich aus den Relationen zwischen dem Zeichen und der Welt ergeben. Für Bedeutung findet man manchmal den Begriff Extension, Bezeichnetes, Signifikat, Bezug, signifié.
Ein Wortfeld besteht aus einer Menge von Wörtern, die zueinander in Relationen stehen. Diese Wörter gehören derselben Wortklasse an, sind inhaltlich einander ähnlich und haben einen gemeinsamen Referenzbereich, z.B. denselben Oberbegriff. Diese Wortfelder werden auch als homogene Wortfelder bezeichnet.
Bsp.: rot, blau, grün, gelb gehören zum Wortfeld der Farbbegriffe
Es gibt auch heterogene Wortfelder, in denen Wörter, die nicht zu einer Wortklasse gehören, aber dennoch eng miteinander verknüpft werden, gespeichert werden.
Bsp.: Hund-bellen, Augen-blau, Radio-hören
Begründer der Wortfeldtheorie waren deutsche Linguisten (Jost Trier usw.) und amerikanische Anthropologen. Beide Gruppen wurden von den Überlegungen Humboldts und Saussures stark beeinflußt.
Eine Wortfamilie ist eine Reihe von Wörtern, die sich um denselben Wortstamm gruppieren. Ihnen ist also dasselbe Stammwort (etymologische Wurzel) gemeinsam.
Wortfamilien können im Deutschen bis zu tausend Einzelwörter umfassen, wobei allerdings der etymologische Zusammenhang häufig nicht mehr durchsichtig ist (z. B. Herzog, Zeuge, Zucht usw. von ziehen).
Definition von Semasiologie und Onomasiologie
http://www.staff.uni-marburg.de/~nail/pdf/regionalsprach.pdf
http://glossar.schneider-ret.de/artikel/onomasiologie.htm
http://glossar.schneider-ret.de/artikel/semasiologie.htm
http://web.vu.lt/flf/d.katinas/files/2011/09/Onomasiologie-Semasiologie-paradigmatische-Wortbeziehungen.pdf
http://urts55.uni-trier.de/brombeere/1-1.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Onomasiologie
Warum ändern Dinge ihren Namen?http://www1.ku-eichstaett.de/SLF/EngluVglSW/schule7.pdf
http://www.christianlehmann.eu/termini/index.html?http://www.christianlehmann.eu/termini/onomasiologie&semasiologie.html
4. Etymologie und Wortgeschichte
Die Etymologie (von altgrch. ἔτυμος étymos „wahrhaftig“, „wirklich“, „echt“ und -logie) wird als Wissenschaftszweig der historischen Linguistik zugeordnet. Hier werden Herkunft und Geschichte der Wörter ergründet und damit, wie sich ihre Bedeutung und Form entwickelt haben.
Die Ergebnisse der Erforschung der Etymologien finden sich in gedrängter Form in etymologischen Wörterbüchern.
Ziel der Etymologie In jedem Wort sind Lautgestalt, Bedeutung und Gebrauch untrennbar ineinander verflochten. Jeder dieser Bestandteile ist zeitlich und örtlich Änderungen ausgesetzt (von Generation zu Generation, von Ort zu Ort, von Person zu Person, in verschiedenen Lebensabschnitten).
Im Rahmen der Sprachwissenschaft ist die Beschäftigung mit Etymologie in erster Linie Selbstzweck, das heißt, es gilt als interessant genug, mehr über die einzelnen Phänomene der geschichtlichen Veränderung einer Sprache herauszufinden. Aus dem so gewonnenen Wissen erhofft man sich außerdem, ein erweitertes Verständnis über die Entwicklungsgeschichte einer Einzelsprache sowie der Umstände des Sprachwandels im Allgemeinen zu erhalten.
Volksetymologie„Volksetymologie ist abgekürzte, weil sprungweise vorgehende Wortgeschichte“ (Jost Trier). Sie ist geleitet von dem Bedürfnis, die Zusammenhänge der Wörter zu erklären, und geht dabei zuweilen den unwissenschaftlichen Weg, um fremde Wörter dem Volksmunde aussprachegerecht zu servieren.
Der Begriff „Volksetymologie“ hat einen negativen Beigeschmack von „falscher“ Etymologie. Dem begegnet Augst (1975) durch seinen Vorschlag „synchrone etymologische Kompetenz“.
Volksetymologien geben einleuchtende, aber falsche Erklärungen über die Herkunft von Wörtern, indem sie in der Sprache isoliert dastehende Wörter an bekannte, ähnlich klingende Ausdrücke anschließt. Oft bürgern sich die dadurch entstandenen Wortformen aber so stark ein, dass sie selbst nicht mehr als falsch bezeichnet werden können, auch wenn ihre Entstehung auf einem Denkfehler beruhte. Volksetymologien werden daher auch als Pseudoetymologien bezeichnet.
Bedeutungswandel ist die Bedeutungserweiterung, Bedeutungsverengung und die Bedeutungsverschiebung, eventuell sogar eine Bedeutungsumkehr eines Wortes, einer Wortgruppe oder einer Redewendung. Mit dem Bedeutungswandel und der Geschichte von Wörtern beschäftigt sich die Etymologie.
Wortgeschichte registriert die irreversiblen Schritte des Bedeutungswandels, - der Veränderungen also die man auf der Inhaltsseite einer Ausdrucksform beobachten kann, wenn keine neue Form geschaffen wird, um einen veränderten Inhalt zum Ausdruck zu bringen.
ETYMOLOGIEhttp://de.wikipedia.org/wiki/Etymologie http://klaphil.unibas.ch/fileadmin/klaphil/user_upload/redaktion/idg/Skripten/Skript_Etymologie/Skript-Etymologie-1.pdf
http://www.etymologie.info/
Kleines etymologisches Lexikon http://www.workpage.de/etym.php
http://www.prismenfernglas.de/etymologie.html uk-online.uni-koeln.de/remarks/d5487/rm2177518.ppt
5. Wortbildung des Deutschen
Möglichkeiten den Wortschatz einer Sprache zu erweitern:-Urschöpfung-Entlehnung-Bedeutungswandel-Wort(stamm)bildung: Neukombination bereits vorhandener EinheitenWortstammbildung - Wortformbildung (Flexion)
Wortstamm: derjenige Teil eines Wortes, an den bei der Wortformbildung die Flexionsendungenangehängt werden;der Stier die Stier-edes Stier-(e)s der Stier-edem Stier-(e) den Stier-enden Stier die Stier-eWortstämme können auch morphologisch komplex sein, d.h. aus mehreren Morphemen bestehen(Stier-kampf-arena);
Morphem: kleinste bedeutungstragende abstrakte Einheit einer Sprache; kann in verschiedenentatsächlichen Ausprägungen (Morphen) realisiert sein;
Morph: real existierende Ausprägung eines Morphems;Kind-er {Kind}+{Plural},Bett-en {Bett}+{Plural},Hund-e {Hund}+{Plural},Wild-katze-n {wild}+{Katze}+{Plural},Auto-s {Auto}+{Plural}d.h. das Morphem {Plural} kann durch -er, -en, -e, -n und -s realisiert werden; -er, -en, -e, -n und -ssind Allomorphe des Morphems {Plural};das Morphem {Bett} kann dagegen nur durch das Morph Bett realisiert werden;
freies Morphem: Morphem, das in einer Äußerung auftreten kann, ohne mit anderen Morphemenverknüpft zu sein z.B. Stier;
gebundenes Morphem: Morphem, das nur in einer Äußerung auftreten kann, wenn es mit einemanderen Morphem verknüpft ist z.B. -er in Kind-er;Affix: gebundenes, reihenbildendes Morphem, das zum Zwecke der Wortbildung (un-frei) oder derFlexion (Hund-e) an einen Stamm angehängt wird: im Dt. Präfix (be-lasten), Suffix (rätsel-haft) oderCircumfix (Ge-birg-e):in anderen Sprachen gibt es auch Infixe; z.B. Bontoc (Philippinen) fikas 'stark', f-um-ikas 'stark sein'
Wortbildungstypen(ohne Fremdwortbestandteile)Komposition: Kombination von WortstämmenDeterminativkompositionBlút-bad, Rót-kohl, Fáhr-kunst, krísen-sicher, rósa-rot, brúch-fest, dréh-fräsen, vór-gestern, híer-bei,sélbst-sicher, wétt-eifernStamm + Stamm; u.U. morphologisch komplex, aber immer binär verzweigend: (Stier-kampf)-arenaZweitglied kategoriebestimmendReihenfolge fest: Determinans vor DeterminatumWortakzent auf dem Determinans (Akzentverschiebung aus rhythmischen Gründen möglich:Autobahn-behélfsausfahrt statt Aútobahn-behelfsausfahrt)Erstglied bestimmt Zweitglied näher;Gesamtwort bezeichnet eine Teilmenge des Zweitglieds; wie z.B.Honig-biene 'Biene, die Honig produziert'Öl-scheich 'Scheich, der Öl besitzt'Schul-angelegenheit 'Angelegenheit, die die Schule betrifft'
Kopulativkompositionrót-wéiß-rót, wéiß-bláu, féucht-wárm, crémig-wéich, schónend-míld, wíssenschaftlich-téchnisch, nórdóst,schwédisch-fínnisch, Marxísmus-Leninísmus, Rhéinland-Pfálz, Gármisch-Partenkírchen, Kláus-Díeter, (Monika) Hólzner-PflúgStamm + Stamm (+ Stamm); schwarz-rot-goldalle unmittelbaren Konstituenten und das Gesamtwort gehören der gleichen Kategorie anReihenfolge prinzipiell vertauschbar, aber oft hat sich eine Reihenfolge als üblich durchgesetztWortakzent: gleichstarker Akzent auf allen Bestandteilen (der letzte wird gelegentlich stärkerempfunden)Gesamtbedeutung ergibt sich aus einer Addition der Einzelbedeutungen
Trennbare Verben (Pseudokomposition)úmbauen, dúrcharbeiten, (sich) lóssagen, ábbrennen, hináuslaufen, dránkommen, zusámmenkleben,fórtdauern, bráchliegen, óffenstehen, rádfahren, stándhaltenStamm + Stamm (u.U. morphologisch komplex)Zweitglied ist kategoriebestimmendWortakzent auf dem ErstgliedErstglied kann abgetrennt werden (Wir sagen uns von der Sekte los.), trotzdem bleibt begrifflicheEinheit erhaltenPartizp Perfekt wird mit eingeschobenen ge gebebildet: durch-ge-arbeitet, hinaus- ge-laufenInfinitiv-zu wird eingeschoben um-zu-bauen, stand-zu-halten
ZusammenrückungGernegroß, derart, Rührmichnichtan, Stelldichein, seinerzeit, schnellstmöglich, zugunsten, imstande,kopfüber
Zusammenwachsen einer syntaktischen Struktur zu einem neuen Wort z.T. mit starkerBedeutungsveränderung Gottseibeiuns 'Teufel';manchmal noch Binnenflexion möglich: der Hohepriester, die Hohenpriester
Steigerungsbildungsáu-kált, úr-gesúnd, érz-konservatív, stóck-fínster, blút-wénig, stúrz-besóffen, strúnz-dúmm, grúndverkéhrt,affen-schánde, Ríesen-fúßballer, schlóh-wéiß, klítze-kléin, záppen-dúster, kúnter-búnt,splítter-fáser-náckt, nígel-nágel-néu, kóhl-péch-ráben-schwárzSteigerungsglied(er) + Stamm (Steigerungsglieder sehen oft wie Wortstämme austragen aber nur dieBedeutung 'sehr')Zweitglied kategoriebestimmendReihenfolge fest: Steigerungsglied(er) vor StammWortakzent: gleichstarker Akzent auf allen Bestandteilen (der letzte wird gelegentlich stärkerempfunden, bei dreigliedrigen Bildungen wird der mittlere oft abgesenkt)Bedeutung von Steigerungsbildungen in etwa mit 'sehr + Grundwort' paraphrasierbar; danebenschwingen aber auch positive (nigelnagelneu) oder negative (saukalt) Konnotationen mit
Präfigierungbe-laden, ent-binden, er-schließen, ver-schließen, ge-heim, ge-treu, un-schön, Un-ruhe, Ge-tränk, GedärmPräfix + StammZweitglied kategoriebestimmendReihenfolge fest: Präfix vor StammWortakzent auf dem Stamm; Ausnahme: NegationspräfixeBedeutung: Präfixbedeutung + Stammbedeutung
SuffigierungArbeit-er, Mutter-schaft, Besser-ung, Kind-chen, Trüb-sal, Schön-heit, Heiter-keit, Fies-ling, lasterhaft,dort-ig, kind-isch, stein-ern, trink-bar, abend-s,Stamm + SuffixSuffix kategoriebestimmendReihenfolge fest: Stamm vor SuffixWortakzent auf dem Stamm;Bedeutung: Stammbedeutung + Suffixbedeutung
Implizite Ableitung (Lexikalische Konversion)AbwaschSubst von abwaschV(-en), RaubSubst von raubV(-en),EntscheidSubst von entscheidV(-en), TreffSubst von treffV(-en),flöteV(-n) von FlöteSubst, ohrfeigeV(-n) von OhrfeigeSubst,dampfV(-en) von DampfSubst, lahmV(-en) von lahmAdj,gleichV(-en) von gleichAdj, kühlV(-en) von kühlAdj
(Flexionsendungen in Klammern)Wortstamm ändert seine Kategorie ohne morphologische VeränderunggrünAdj → grün(en)V
TrompeteSubst → trompet(en)V, WehklageSubst t → wehklag(en)V
Grammatische Transposition (Syntaktische Konversion)lachendAdj von lachendV(Part), gestrichenAdj von gestrichenV(Part), geschlagenAdj vongeschlagenV(Part),
(das) SchwimmenSubst von schwimmenV(Inf), (das) LebenSubst von lebenV(Inf), (der/die/das) SchöneSubst
von schöneAdj(1.Pers.Sg.Nom.)die Flexionsform eines Wortes bildet einen neuen WortstammPeter hat das Geld verlorenV(Part.).das verlorenAdj(Stamm)-e Geld
WortkürzungInitialwörter (Akronyme) /BuchstabenwörterPKW (von Personenkraftwagen), UKW (von Ultrakurzwelle), IGA (von InternationaleGartenbauausstellung), DIN (von Deutsche Industrienorm)KurzwörterSCHWANZWORT: Cola (von Coca-Cola), Bus (von Omnibus)KOPFWORT: Uni (von Universität), Limo (von Limonade), Abi (von Abitur)KOPF-SCHWANZ-WORT:/ Silbenwörter: z.B. Kripo (aus Kriminalpolizei), Stasi (aus Staatssicherheitsdienst)
WORTBILDUNGhttp://de.wikipedia.org/wiki/Wortbildung Wortbildung des Deutschenhttp://www.ruhr-uni-bochum.de/germ-ling/gk/05.pdf Wortbildung - Derivation und Kompositionhttp://www.staff.uni-mainz.de/steinbac/Lehre/Grammatik/Wortbildung.pdf
Ausgewählte Kapitel aus der Wortbildung des Deutschenhttp://www.phil.muni.cz/german/materialy/wb-kap/index.htm
6. Phraseologie und Parömiologie
Teil des Wortschatzes einer Sprache sind auch die Phraseologismen, insbesondere die Phraseolexeme oder idiomatischen Wendungen. Sie werden untersucht von der
Phraseologieforschung, die sich seit gut 20 Jahren als eigene linguistische Disziplin begreift und in einem Teilbereich ihres Gegenstands, nämlich in Bezug auf die satzwertigen Phraseologismen wie Sprichwörter, Slogans usw., mit der
Parömiologie, einer Disziplin der Volkskundeforschung bzw. Ethnographie, kooperiert.
Die Phraseologie (andere Bezeichnung: Idiomatik) beschäftigt sich mit festen Wendungen, die als „sprachliche Versatzstücke“ als Einheiten verwendet und auch als Einheiten gelernt werden. Idiomatik (auch Phraseologie) – Erfassung, Beschreibung und Klassifizierung der Gesamtheit der Idiome einer Sprache. Der Begriff der Phraseologie wird oft weit gefasst. Neben den verschiedenen formalen Typen wie z.B. Paarformeln (fix und fertig), Funktionsverbgefügen (zum Ausdruck bringen) oder den verbalen Phraseologismen (einen Streit vom Zaun brechen) liegt ein besonderer Schwerpunkt auf den kommunikativen Formeln (Guten Tag!, Tschüß!), „Phrasen“ zur Gliederung schriftlicher Texte (Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass ...), Grenzsignalen in Alltagsdialogen (..., verstehst du?) und auf konventionalisierten Invektiven (Zieh Leine!).
„Idiomatik [Auch: Phraseologie]. Erfassung, Beschreibung und Klassifizierung der Gesamtheit der Idiome einer Sprache. Je nach
theoretischem Hintergrund wurden - besonders von sowjetischen Linguisten - unterschiedliche Typologien entworfen, die sich auf Kriterien wie grammatische Struktur, Beweglichkeit der Einzelelemente, Stabilität des Ausdrucks, Distribution, Motivierung und Bedeutung stützen.“ [Bußmann, H., S. 320]Phraseologismen sind sprachliche Ausdrücke, die verschiedene kombinatorische Beschränkungen aufweisen: Sie erlauben häufig nicht, dass man mit ihnen bestimmte syntaktische Operationen ( Umstellung, Einfügung etc.) durchführt und sie setzen oft semantische Prinzipien außer Kraft - die Bedeutung eines Phraseologismus lässt sich nicht immer aus der Bedeutung der Wörter, die er enthält, ableiten. Sie stehen also in gewisser Weise außerhalb des geregelten Teils der Grammatik. Damit werfen sie auch für eine grammatische Fundierung der Orthographie einige schwierige Probleme auf.
Unter einem Phraseologismus versteht die Sprachwissenschaft eine zu einer festen Form geronnene Kette mehrerer Elemente. Die Bedeutung eines solchen sprachlichen "Fertigbausteins" geht über die rein wörtliche Bedeutung ihrer Bestandteile hinaus. Er hat in der Regel eine feste, nur begrenzt veränderbare Struktur.
Arten von Phraseologismen
Redewendungen unter der Hand (Eine Redewendung (auch: Idiom, idiomatische Wendung, Phraseologismus) ist eine Verbindung von mehreren Wörtern ("feste Wortverbindung"), die eine Einheit bilden und deren Gesamtbedeutung nicht direkt aus der Bedeutung der Einzelelemente abgeleitet werden kann).
Zwillingsformeln Hab und Gut (Zwillingsformeln sind Ausdrücke, die stets oder überwiegend als Phraseologismen auftreten. Dabei können sie semantisch in unterschiedlicher Beziehung zueinander stehen: als Antonym (heiß und kalt, gut und böse), als Synonym (Angst und Bange, Pech und Schwefel) oder als Homonym (Hand in Hand, Seite an Seite). In der älteren Rechtssprache fassen sie oft zwei verwandte, aber zu unterscheidende Begriffe zusammen (Leib und Leben, Kind und Kegel, Haus und Hof)).
Redensarten (starre, zitathaftige Wendungen) lange Rede kurzer Sinn (Unter Redensarten versteht man feststehende sprachliche Wendungen. Sie müssen in einen Kontext eingebunden sein und sind meist von symbolischer Bedeutung. Im Gegensatz zu den Redewendungen unterliegen sie keiner festen syntagmatischen Reihenfolge und bestehen meist aus nicht mehr als zwei oder drei Satzgliedern (Subjekt, Prädikat und Objekt)).
Routineformeln
Grußformel Wir sprechen uns wieder!
Begrüßungsformel Grüß Gott
Anrede Euer Exzellenz
Glückwunsch/Dank mir fehlen die Worte
Floskel … sag ich mal …
Anweisung Rück endlich mit der Sprache raus!
Geflügeltes Wort Die Sprache ist das Haus des Seins (Martin Heidegger)
Slogan Lasst Blumen sprechen. Ein Slogan ist ein einprägsamer Spruch. Slogans werden hauptsächlich in der Politik und in der Werbung verwendet. Der Slogan soll in kompakter Form eine Aussage vermitteln und das Publikum schlagartig beeinflussen. Häufig wird der Begriff Claim synonym verwendet.
Eidesform Ich schwöre im Namen …
liturgische Formel Der Herr sei mit Euch!
Fluch Kruziwuzi
Kollokation (lat. collocatio <Anordnung> Terminus für charakteristische, häufig auftretende Wortverbindungen, deren Miteinandervorkommen primär semantisch (nicht grammatisch) begründet ist: Hund : bellen, dunkel : Nacht.
Beschreibung und Gewinnung von Phraseologismen
In den letzten Jahren ist das Interesse an Phraseologismen stark gestiegen. Grob gesprochen handelt es sich dabei um Kombinationen von mehreren Wörtern, die sich insofern durch eine besondere Festigkeit auszeichnen, als sie den Sprachteilnehmern in ähnlicher Weise bekannt sind wie Einzelwörter. Zu Beginn der Lehrveranstaltung wird zunächst auf das breite Spektrum phraseologischer Sprachstrukturen eingegangen.
Innerhalb der Phraseologismen ist den Kollokationen aufgrund ihrer Allgegenwart in menschlicher Sprache, ihrer besonderen sprachökonomischen Eigenschaften und ihrer großen Bedeutung für Fremdsprachenlerner - sei es nun für DaF (Deutsch als Fremdsprache) oder für EFL (English as a Foreign Language) - ein besonderer Stellenwert beizumessen. Aus diesem Grund werden im weiteren Verlauf der Lehrveranstaltung Kollokationen fokussiert und von Idiomen einerseits und freien Verbindungen andererseits abgegrenzt. Zu diesem Zweck sollen sie unter semantischen, syntaktischen, statistischen und sprachkontrastiven Gesichtspunkten näher betrachtet werden, um dann zu einem umfassenden Kollokationsverständnis zu kommen.
Im Anschluss an diesen eher theoretisch orientierten Teil der Lehrveranstaltung steht der Praxisbezug im Mittelpunkt. Es wird darum gehen, die lexikographische Erfassung von Kollokationen in traditionellen Wörterbüchern zu untersuchen, den Gebrauch kollokatorischer Ausdrücke von Fremdsprachlern mit dem von Muttersprachlern zu vergleichen, Implikationen für Wortschatzarbeit im Sprachunterricht abzuleiten und sich eine Demo-Version eines Programms zum computergestützten Lernen deutscher Verb-Nomen-Kollokationen anzuschauen.
Wenngleich ein Großteil der phraseologischen Beispiele deutschsprachig sein wird und der Schwerpunkt der lexikographischen Betrachtungen auf Wörterbüchern des Deutschen ruhen wird, so ist die Lehrveranstaltung bewusst auch für Teilnehmer der Anglistik geöffnet. So liegen z.B. für das Englische kontrastive Analysen mutter- und fremdsprachlichen Kollokationsgebrauchs vor. Weiterhin gilt es als allgemein erwiesen, dass das Bewusstsein für kollokatorische Phänomene durch sprachkontrastive Betrachtungen geschärft wird. Die gemeinsame Beschäftigung von Germanisten und Anglisten mit Kollokationen dürfte daher für alle Beteiligten eine Bereicherung sein.
Unter Phraseologie versteht man die Disziplin der Sprachwissenschaft, die sich mit Phraseologismen, also mit festen Wortverbindungen beschäftigt. Darüber hinaus bezeichnet der Terminus Phraseologie auch die Gesamtheit der Phraseologismeneiner Sprache, also den phraseologischen Bestandteil des Wortschatzes. Eine Teildisziplin der Phraseologie ist die historische Phraseologie.
Unter einem Phraseologismus (latinisierte Form
des griechischen Wortes φρασεολογισμός, phraseologismós) versteht die Sprachwissenschaft eine zu
einer festen Form verwachsene Folge lexikalischer Einheiten (Komponenten).
Die Bedeutung eines solchen sprachlichen Fertigbausteins geht meist über die rein wörtliche
Bedeutung ihrer Bestandteile hinaus. Die Termini Phrasem, phraseologische
Wortverbindung, Redewendung und zum Teil auch Idiom werden meist synonym zum
Terminus Phraseologismus benutzt.
Der Gegenbegriff lautet freie Wortverbindung.
Die Disziplin der Sprachwissenschaft, die sich mit Phraseologismen beschäftigt, nennt
sich Phraseologie.
Phraseologismen sind geschichtlicher Entwicklung unterworfen. Gegenwartssprachliche
Phraseologismen sind leichter verständlich, wohingegen historische Phraseologismen schwieriger zu
erarbeiten sind. Die Teildisziplin der Phraseologie, die sich mit diesen historischen Phraseologismen
beschäftigt, nennt sich historische Phraseologie.
http://de.wikipedia.org/wiki/Phraseologismus WICHTIG
Fachbegriffe der PhraseologieBegriffe, http://www.phraseo.de/fachbegriffe/
Floskel
Eine Floskel ist eine nichtssagende, inhaltsleere Redensart. Der Begriff wird weitestgehend in
abwertender Weise gebraucht: »Nichts als Politiker-Floskeln«.
Fügung
Eine Fügung ist eine Gruppe von Wörtern, die zusammen eine sprachliche Einheit bilden.
Typische Fügungen sind beispielsweise »jahraus, jahrein« oder »nach Lust und Laune«.
Idiom
Ein Idiom ist eine Wortprägung oder Wortverbindung, deren Gesamtbedeutung sich nicht aus den
Bedeutungen der Einzelwörter ableiten lässt. Eine idiomatische Wendung ist also eine
Redewendung mit den Merkmalen eines Idioms. »Idiom« ist außerdem die englische Bezeichnung
für eine Redewendung; ebenfalls gebräuchlich ist »idiomatic expression«.
Kollokation
Eine Kollokation ist eine häufig auftretende Kombination von Wörtern. Die Bezeichnung
»Kollokation« hat Ihren Ursprung im lateinischen Wort »collocatio« (Anordnung),
beziehungsweise dem englischen sprachwissenschaftlichen Fachwort »collocation«
(gewohnheitsmäßige und häufige Nebeneinanderstellung bestimmter Wörter). Eine Wortgruppe
ist dann als Kollokation einzuordnen, wenn die enthaltenen Wörter in der Sprache öfter
zusammen auftreten als in einer zufälligen Anordnung von Wörtern. Somit ist »dick« + »Buch«
eine Kollokation, »dick« + »Haus« aber nicht. Andere Kollokationen sind beispielsweise »grün«
+ »Licht« oder »Katze« + »Sack«.
Kookkurrenz
Eine Kookkurrenz bezeichnet das gemeinsame Auftreten einzelner Wörter. Wenn bestimmte
Wörter oder Wortgruppen auffällig oft zusammenen gebraucht werden, kann man von einer
gegenseitigen Abhängigkeit ausgehen und spricht dann zum Beispiel von einer Redensart.
Phrase
Eine Phrase ist eine Einheit aus mehreren zusammenhängenden Wörtern. Redewendungen und
Sprichwörter sind sprachwissenschaftlich gesehen immer auch Phrasen. Als Phrasen werden
abwertend auch abgegriffene und nichtssagende Sprüche bezeichnet. Dann spricht man von
»leeren Phrasen« oder davon, dass jemand »Phrasen drischt«.
Phraseologie
Die Phraseologie ist zum einen die Wissenschaft der festen Wortverbindungen einer Sprache, zum
anderen bezeichnet das Wort eine Sammlung von Redewendungen, Redensarten und
Sprichwörtern. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Phraseologie beinhaltet die
Untersuchung vonPhraseologismen einer Sprache. Dabei werden beispielsweise jeweils
Gebrauch, Bedeutung sowie Entstehungsgeschichte von Redewendungen und Sprichwörtern
untersucht. Eine Phraseologie im Sinne eines phraseologischen Wörterbuches ist eine Sammlung
von Redensarten und anderen typischen Wortverbindungen mit Erläuterungen und Synonymen.
Phraseologismus
Ein Phraseologismus ist der wissenschaftliche Oberbegriff für typische Wortverbindungen, feste
Fügungen, Sprichwörter, Wendungen und Redensarten. Phraseologismen sind ein fester
Bestandteil einer jeden Sprache.
Redensart
Eine Redensart ist ein kurzer, treffender und bildhafter Ausspruch. Redensarten werden in einen
Satz eingebettet und unterscheiden sich damit vonSprichwörtern, die als selbständige Sätze
gebraucht werden. Die Begriffe »Redensart« und »Redewendung« sind nicht klar voneinander zu
trennen. Dennoch gibt es verschiedene Ansätze zur Unterscheidung von Redewendungen und
Redensarten. Mitunter werden als Redensarten auch leere, nichtssagende Worte bezeichnet. Dann
spricht man zum Beispiel davon, dass man jemanden »mit Redensarten abspeist«.
Redewendung
Eine Redewendung ist eine Verbindung von Wörtern, die zusammen einen bildhaften Ausdruck
darstellen. Die Bedeutung einer Redewendung deckt sich meist nicht mit der Bedeutung der
einzelnen Wörter und weicht somit vom wortwörtlichen Sinn ab. Die Bezeichnungen
»Redewendung« und »Redensart« werden oft als gleichbedeutend angesehen. Es gibt aber
verschiedene Ansätze zur Unterscheidung von Redewendungen und Redensarten. Im
umgangssprachlichen Gebrauch dient »Redewendung« auch als Oberbegriff für alle festen
Wortverbindungen.
Sprichwort
Ein Sprichwort ist ein kurzer, griffiger Satz, der eine Situation auf den Punkt bringt. Sprichwörter
beinhalten oft Weisheiten des Alltags (zu Themen wie Liebe, Freundschaft, Geld oder Arbeit).
Sprichwörter drücken eine allgemeine Erfahrung vieler Menschen aus und sind nicht an
bestimmte Gesellschaftsschichten oder Personengruppen gebunden. Sprichwörter sind zeitlos und
haben keinen bestimmten Urheber.
Sprichwörtlich
Sprichwörtliche Redensarten und Redewendungen sind zu Floskeln gewordene Phrasen, die wie
Sprichwörter als eigenständige Sätze gebraucht werden.
Synonym
Ein Synonym ist ein Wort oder eine Wendung mit der gleichen oder einer ähnlichen Bedeutung.
Somit ist »ins Gras beißen« ein Synonym von »den Löffel abgeben«, denn beide Phrasen
bedeuten »sterben«.
Unterscheidung von Redensarten und Redewendungen
Manche Wortverbindungen sind nicht eindeutig einer sprachlichen Kategorie zuzuordnen. So sind
die Begriffe »Redewendung« und »Redensarten« nicht ganz klar voneinander zu trennen.
Mitunter dient folgende Regel zur Unterscheidung: Während bei Redensarten die Summe der
einzelnen Wörter eigentlich keinen Sinn ergibt, haben Redewendungen stets eine ursprüngliche
(wörtliche) Bedeutung sowie eine übertragene Bedeutung.
Zwillingsformel
Eine Zwillings- oder Paarformel ist eine häufig auftretende und formelhaft gebrauchte
Wortverbindung. Meist werden zwei Adjektive oder Substantive durch das Wort »und«
miteinander verbunden. Typische Zwillingsformeln sind zum Beispiel »blühen und grünen« oder
»klipp und klar«. Manche Paarformeln reimen sich. Wenn die Wörter einer Zwillingsformel mit
demselben Buchstaben beginnen, spricht man auch von einer Alliteration oder einem Stabreim.
Merkmale von Phraseolexemen (Idiomen)Phraseolexeme sind durch folgende vier Merkmale gekennzeichnet:
Reproduzierbarkeit: Phraseologismen sind relativ feste Bestandteile des Sprachsystems und werden in der sprachlichen Handlung nicht neu gebildet, sondern als ganze Einheiten reproduziert&
Stabilität: Phraseologismen sind relativ stabile sprachliche Ganzheiten, ihr Abwandlung ist nur begrenzt möglich (zum Phraseologismus wird eine Fügung erst, wenn sie in nennenswerter Frequenz verwendet wird!)&
Lexikalität: Sie bilden gegenüber dem freien Syntagama eine neue semantische Einheit. Ihre Konstituenten können ihre Selbständigkeit teilweise oder ganz verlieren.&
Idiomatizität: Die Bedeutung eines Phraseologismus lässt sich nicht (allein) aus den Bedeutungen seiner Konstituenten erklären. (Typischerweise, aber nicht ausschließlich liegt eine metaphorische Übertragung vor.)
"Terminologisches Chaos" (vgl. Klaus-Dieter Pilz 1981):
Es existieren mehrere Bezeichnungen für dieselben Erscheinungen und gleiche Bezeichnungen für verschiedene Erscheinungen; einige der verwendeten Termini sind beispielsweise:Phraseologismus SatzlexemPhraseolexem Phraseologischer/-gisierter SatzWortgruppenlexem Satzwertige phraseologische Einheitphraseologische Einheit Gemeinplatzphraseologische Formel geflügeltes Wortfestes Syntagma kommunikative PhraseologismenPhrase/Klischee/Schablone/FloskelRedewendung
Redensart
Wichtigste Literatur:Fleischer, Wolfgang: Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. Leipzig: Bibl. Inst. 11982; Tübingen: Max Niemeyer 21997.Burger, Harald; Buhofer, Annelies; Sialm, Ambros: Handbuch der Phraseologie. Berlin u. New York: Walter de Gruyter 1982.Burger, Harald: Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. Berlin: Erich Schmidt 2007.Christine Palm: Phraseologie. Eine Einführung. (Narr Studienbücher). Tübingen: Gunter Narr 1995.
http://www.phraseologie.net/ http://europhras.org/ http://www.foeldes.eu/sites/default/files/Phraseologie.kontrastiv.pdf
Parömiologie / Sprichwortkunde
In der Sprachwissenschaft wird die Kunde von den Sprichwörtern Parömiologie genannt.
Ein Sprichwort ist ein "allgemein bekannter, festgeprägter Satz, der eine Lebensregel oder Weisheit in prägnanter, kurzer Form ausdrückt" (der Sprach- und Literaturwissenschaftler Wolfgang Mieder).
Der Schriftsteller Miguel de Cervantes definierte: "Ein Sprichwort ist ein kurzer Satz, der sich auf lange Erfahrung gründet."
Das Wort Zitat kann aus dem lateinischen Wort citare (=herbeirufen) hergeleitet werden und hat die Bedeutung einer wörtlich übernommene Stelle aus einem Text oder ein Hinweis auf eine bestimmte Textstelle. Ein Zitat ist also ein expliziter Hinweis auf einen anderen Autor. Auch andere Medien, wie Bilder und Musik, können als Zitat verwendet werden.
Auch beim politischen Meinungsstreit spricht man von Zitaten, wenn man sich auf Äußerungen anderer bezieht. Im Journalismus wird ein direkt verwendetes Zitat in wörtlicher Rede auch als O-Ton (Originalton) bezeichnet.
In vielen Fällen wird zum Zitat eine Quellenangabe / ein Literaturnachweis angegeben, indem der Autor und die konkrete Textstelle genannt wird. In der Wissenschaft hat diese als Zitation bezeichnete Form der Verweisung eine wesentliche Funktion.
Die Sentenz (v. lat. sententia: Meinung, Gedanke, Urteil), ist ein knapper, treffend formulierter, autoritätshaltiger und auf viele konkrete Fälle anwendbarer Sinnspruch, der eine vorher geschilderte Situation oder Erkenntnis in einem Satz zusammenfasst und zu allgemeiner Bedeutung erhebt. Sentenzen sind zumeist aus einem ursprünglichen literarischen Kontext der Prosa, Gedankenlyrik oder des Dramas herausgelöst.
Sentenzen sind oft sehr einprägsam, dies liegt unter anderem an ihrer syntaktischen Geschlossenheit und kurzen Präzision. Viele so genannte geflügelten Worte sind Sentenzen.
Im Gegensatz zum Aphorismus steht die Sentenz gewöhnlich in Versform und ist allgemein verständlich.
Als Geflügelte Worte werden literarische Zitate bezeichnet, die als Redewendungen Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden haben. Darunter sind oft knappe, aber äußerst elegante Formulierungen komplizierter Sachverhalte (s. Anmerkung ganz unten) oder
Formulierungen von Lebenserfahrungen, die knapp und treffend "auf den Punkt gebracht" werden.
Ein Aphorismus ist ein philosophischer Gedankensplitter, der üblicherweise als kurzer, rhetorisch reizvoller Sinnspruch (Sentenz, Aperçu, Bonmot) formuliert und als Einzeltext konzipiert wurde.
Geflügelte Worte, also pointierte Zitate, also Sätze, die aufgrund ihrer Wirkung einem größeren Text entnommen wurden und – wie auch Aphorismen – ohne Zusammenhang mit einem Textganzen auskommen, gelten aus literaturwissenschaftlicher Sicht nicht als Aphorismus.
Sprichwörter und Redewendungen sind ein wichtiger Teil des Thesaurus einer jeden Sprache.
Nicht jede viel benutzte sprachliche Formel ist ein Sprichwort. Jedoch beschreibt z. B. LEWANDOWSKI Sprichwörter als
"[...] feste Wortverbindungen, die aus vollständigen bzw. formal und inhaltlich abgeschlossenen Sätzen bestehen, die bestimmte Erfahrungen, Meinungen oder Anschauungen darstellen und durch sowohl unveränderten als auch häufigen Gebrauch Gemeingut einer Sprachgemeinschaft geworden sind [...]
und grenzt sie damit zwar gegen Redewendungen ab, die im Gegensatz dazu nicht syntaktisch abgeschlossen sind, sondern in einen Satz eingeflochten werden müssen, jedoch ist mit dieser Definition das Problem verbunden, dass sie eine weitere Art oft verwendeter Sprachformeln nicht ausschließt: das Zitat. Eine aussageähnliche – wenn auch umfassendere – Definition findet sich im METZLER LEXIKON SPRACHE: "Das S. ist eine >feste< Wendung (invariable Konstruktion) mit lehrhafter Tendenz, die sich [...] als <Lebensweisheit> empfiehlt. Es gehört zum festen lexikal. Bestand einer Spr. und hat oft eine übertragene (metaphor.) Bedeutung, die nicht ident. ist mit dem unmittelbar im Satz mitgeteilten Sachverhalt [...].
das Abgrenzungsproblem von Zitat und Sprichwort "Ein Zitat wird dann zu einer Redensart, wenn es anonym, verfügbar geworden ist, wenn eben nicht mehr ‚zitiert’ wird. In dem Augenblick, wo bei einem Zitat der literarische Urheber vergessen wird, ist der Schritt zur Redensart schon getan."
„Ein Sprichwort ist ein allgemein bekannter, fest geprägter Satz, der eine Lebensregel
oder Weisheit in prägnanter, kurzer Form ausdrückt.“
– WOLFGANG MIEDER , SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTLER
In der Sprachwissenschaft wird die Kunde von den Sprichwörtern, nach dem griechischen
Wort paroimia (daher Parömie), als wissenschaftliche Disziplin Parömiologie genannt.
„Ein Sprichwort ist ein kurzer Satz, der sich auf lange Erfahrung gründet.“
– MIGUEL DE CERVANTES
„Im Unterschied zum direkten Imperativ — »Du sollst nicht töten« oder »Edel sei der Mensch, hilfreich
und gut« — kleiden sich hier die Normen in die Gewänder von Erfahrungssätzen: »Ehrlich währt am
längsten«. Einem Großversuch würde diese Aussage vermutlich nicht standhalten; schon gar nicht die
tollkühne Behauptung »Jung gefreit hat niemand gereut« […] Hätte die Gemeinschaft ihren Bedarf an
ehrlichen Bürgern, hätten Kaiser und Papst ihren Wunsch nach reichem Nachwuchs an Soldaten und
Katholiken in durchschaubare Aufforderungen gepackt — »Sei ehrlich« oder »Heirate früh, damit du
viele Kinder kriegst«: Die Wirkung wäre nach aller Wahrscheinlichkeit geringer gewesen als bei jener
Verquickung mit vermeintlicher Lebenserfahrung, der der Einzelne nie entgegentreten konnte, weil es
ihm an Weltkenntnis gebrach.“
– WOLF SCHNEIDER
Die Abgrenzung vom Sprichwort zum Zitat und zum geflügelten Wort ist nicht immer eindeutig. In der
Linguistik wird der Wiederholungs- und Unveränderlichkeitsaspekt manchmal, mit einem Terminus
von Eugenio Coseriu, als „wiederholte Rede“ (discurso repetido) gefasst. Zitate sind zunächst einmal
individuelle Erfindungen, die aber sprichwörtlich werden können. Bei immer mehr geflügelten Worten
geht das Zitatbewusstsein verloren.
Manche Buch- und Filmtitel haben mittlerweile schon sprichwörtlichen Charakter angenommen. Sogar
abgekürzte Refrains aus Volksliedern oder Schlagern werden zu Sprichwörtern.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sprichwort
Teil 2
Onomastik / Namenkunde
Die Namenforschung, auch Namenkunde, Onomatologie oder Onomastik (von altgriech.: ὀνομαστική [ἐπιστήμη], onomastiké [epistéme]), beschäftigt sich mit der Bedeutung, Herkunft und Verbreitung von Namen, also unter anderem Personennamen (Anthroponymie), aber auch der Namen geographischer Objekte (Toponomastik) oder anderer Dinge.
Die Onomastik beschreibt als Teildisziplin der Sprachwissenschaft die spezifischen Eigenschaften
der Eigennamen (Vor-, Familien-, Orts-, Gewässer-, Flur-, Warennamen, Astronyme(Sternnamen)
etc.). Da diese in verschiedenen Lebensbereichen vorkommen, berücksichtigt sie auch Sachbezüge
derselben und arbeitet mit Geschichts-, Gesellschafts- und Naturwissenschafteneng zusammen, für
die Namen die Funktion einer wichtigen Quellengattung haben. Ähnlich wie bei der
Sprachgeschichtsforschung verfolgt sie die Namenentstehung und -geschichte im Zusammenhang mit
Namengebern, Namenbenutzern und wechselnden Benennungs-und Geltungssituationen. Das
internationale Koordinierungsorgan ist der International Council of Onomastic Sciences (ICOS, Sitz:
Uppsala/Schweden).
Verwandte Gebiete sind die sprachwissenschaftliche Disziplin der Etymologie, die die Bedeutung und
Herkunft von Wörtern allgemein untersucht, die Genealogie (Ahnenforschung), die sich für
dieAbstammung („Herkunft“) einzelner Personen und Familien interessiert, und die Sprachgeographie,
die die räumliche Verteilung der heutigen Namen aller Art erfasst.
Die Bedeutungsseite: lexikalische Bedeutung und Bedeutungsbeziehungen
Bedeutung und Wissen Lexikalische Semantik Hierarchische Beziehungen im Wortschatz: Homonymie – Hyperonymie usw. Identitäts- und Äquivalenzbeziehungen (Synonymie) Beziehungen der Gegensätzlichkeit (Polarität) im Wortschatz Wortschatzveränderungen. Tendenzen im Wortschatz Lexikalische Veränderungen im Sprachkontakt - Formen der Entlehnungen
Onomastik oder Namenkunde, die als Disziplin wesentlich älter ist als die Lexikologie. Doch gehören Eigennamen wenigstens teilweise zum Lexembestand einer Sprache.
Eigennamen Appellativa
Nomina propria
- Ruf- und Familiennamengebung
- Die häufigsten Familiennamen
- Die beliebtesten Vornamen
VornamenHerkunftsnamen WohnstättennamenBerufsnamenÜbernamenGewässernamenOrtsnamenStädtenamen
Onomastik, Namenkunde, Namenforschung...
Die Wissenschaft der Namen ist unter einigen Bezeichnungen bekannt: Namenkunde, Namenforschung und fälschlich auch als Namensforschung Da sich alles um die Erforschung der Namen und nicht eines Namens dreht, ist Namensforschung nicht ganz zutreffend.Auch der Begriff Onomastik ist gängig. Er leitet sich von dem griechischen Wort 'onoma', 'Name' her. Welchen Begriff sie favorisieren möchten, bleibt Ihnen überlassen. In jedem Fall beschäftigt sich die Onomastik / Namenkunde / Namenforschung mit allen Arten von Namen. Ortsnamen, literarische Namen, Produktnamen usw.Besonders spannend ist das Feld der Familiennamen, weil hier jeden die Neugier packt.
Familiennamen und Bedeutung
Ob Müller, Fischer, Kleinschmidt, Schluckwerder, Pinkernell, Qualischefski - einen Familiennamen trägt ein jeder. Einige Familiennamen "verstehen" wir sofort, andere nehmen wir nur als Namen wahr ohne sie an den alltäglichen Wortschatz anschließen zu können.Die freie Wahl über den Familiennamen, der uns ein Leben lang begleitet, uns im Sprachgebrauch untereinander greifbar macht, mit dem wir uns identifizieren und den wir rechtsverbindlich unter Dokumente setzen, hatten wir nicht. Er war einfach da.Vielleicht haben auch Sie sich schon gefragt, welche Bedeutung Familiennamen haben. Vielleicht haben Sie bereits Ahnenforschung betrieben und möchten jetzt auch in die Namenforschung eintauchen. Dass auch Ihr Nachname ursprünglich eine Bedeutung hatte, ist sicher. Jeder Familienname hatte eine Bedeutung!Die Bedeutung von Familiennamen zu entschlüsseln ist das vorrangige Ziel der Familiennamenforschung. Familiennamenforscher sind dabei v.a. Sprachforscher, die Kenntnisse der Entwicklung der deutschen Sprache(n) über die letzten tausend Jahre haben sollten.
Rufname, Beiname, Nachname
Der Nachname waren nicht immer da. Lange war ein Rufname genug, um die Bewohner einer Gemeinde anzusprechen. Doch Namenmoden in der Rufnamengebung hatten bis etwa zum 12. Jahrhundert dazu geführt, dass der heimische Rufnamenschatz erheblich ausgedünnt worden war. Wenige Rufnamen waren populär, die einstige Vielfalt verloren. So teilten sich viele Menschen den selben Rufnamen. Das rasante Städtewachstum der Zeit war für die Entwicklung Rufname > Beiname > Nachname von erheblicher Bedeutung. Als Städten für zunehmend mehr Menschen attraktiv wurden, erreichte dort die Bevölkerung bald eine so hohe Dichte, dass ein Name allein schlicht nicht mehr ausreichte. Dennoch mussten die Bewohner eindeutig anzusprechen sein. So entwickelte sich der Trend, ihrem Rufnamen im Gebrauch beschreibende Wörter beizufügen. Man begann den einen mit verlässlicher Regelmäßigkeit den einen "langen Hans" zu rufen, den anderen den "Altenburger Hans", oder einen weiteren "Hans den Schmied". Der Beiname war entstanden.Zunächst war ein Beiname nur an die jeweilige Person gebunden, andere Familienmitglieder hatten eigene Beinamen. Trotzdem konnte auch mit mehreren Beinamen ein und dieselbe Person angesprochen werden. "Hans der Schmied" und "Altenburger Hans" konnten durchaus der selbe Hans
in unterschiedlichem Kontext sein. Vorerst jedoch löste der Beinamen das Problem unzureichender Identifizierung. Um aber etwa Landbesitz zu dokumentiert, Steuerzahlungen festzuhalten usw. waren Beinamen auf Dauer ungeeignet. Sie funktionierten nur gut, solange sich alle Beteiligten persönlich kannten. Mit nur ein oder zwei Generationen zeitlichem Abstand war die Bedeutung amtlicher Dokumente kaum mehr nachvollziehbar. Die Namen waren da, aber die sichere Zuordnung zu einer Person war nicht mehr möglich. Administrative Gründen zwangen zu einer Entwicklung: der Beiname verschwand, der feste Nachname setzte sich durch. Der Nachname, oder auch Familienname, mussten jetzt mehrere wichtige Funktionen erfüllen. Festzuhalten bleibt: dem Familienname lag ein Wort als Ursprung zu Grunde, das eine Person zu einer bestimmten Zeit auf irgendeine Weise charakterisierten, in der sie sich aus der Masse hervorhob. Benennung nach Andersartigkeit ist das Prinzip. In unseren Breiten läßt sich farüber jeder Nachname und seine Bedeutung erklären. Doch worin unterschieden sich die Menschen?
Semantische Klassen von Familiennamen
Patronymische Familienamen: Innerhalb einer Gemeinschaft konnten zwei Personen mit dem Rufnamen "Friedrich" beispielsweise aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Vätern identifiziert werden. Dazu fügte man dem Rufnamen einfach den Namen des Vaters (selten auch den einer anderen Leitfigur) bei. So war der eine "Friedrich, Gerhards Sohn", der andere "Konrads Friedrich". Später konnte sich der Beiname zum Familiennamen verfestigen, als "Gerhard(s)" oder "Konrad(s)".Im deutschen Nordwesten (und in Skandinavien) ist auch die Endung -sen weit verbreitet, die vom reduzierten Wort "Sohn" übrig geblieben ist. Patronymischen Familiennamen begegnen uns heute zahlreich. Denken sie an Jahn Ulrich, Thomas Gottschalk, Udo Jürgens.Matroymische Familiennamen - aus dem Namen der Mutter - sind hingegen sehr selten.Herkunftsnamen: Ein Zusammenhang mit Ortsnamen ist dieser Gruppe von Familiennamen oft sofort anzusehen. "Eisenberg(er)", "Altenburg(er)", "Weimar" - eine Herleitung für solche Familiennamen ist schnell gefunden. Es gibt gleich lautende Ortsnamen. Generell war es der Zuzug einer Person aus dem jeweiligen Ort, der sie von den Alteingesessenen unterschied. Kam z.B. ein Heinrich aus Altenburg nach Kassel, konnte er dort "Heinrich aus Altenburg" oder "Heinrich, der Altenburger" gerufen werden. Der Ortsname Altenburg wurde in der Fremde als Beiname angefügt und verfestigte sich zum Familiennamen. In seiner alten Heimatstadt wäre der gleiche Vorgang weitgehend ausgeschlossen gewesen, da waren ja alle Altenburger - ein unterscheidendes Potential hatte der Name dort nicht. Dennoch, obwohl die Erklärung der oben angeführten Familiennamen offensichtlich scheint, ist Vorsicht geboten. Zwar können all diese Familiennamen auf einen Ortsnamen zurückgehen, aber auf welchen?Mindestens zwei Orte "Weimar", einen in Thüringen, einen anderen bei Frankfurt/Main, sind als Basis für den Familiennamen "Weimar" zu berücksichtigen. Bei "Altenburg(er)" kommen gleich eine handvoll Orte in Betracht. Mehrere auch für "Eisenberg", für diesen außerdem die Erklärung aus einem Wohnstättennamen. Um solche Familiennamen hinreichend zu erklären, müssen also in einem möglichst umfassenden Ortsverzeichnis - vorzugsweise auch noch eines mit historischen Belegen - potentielle Basen gefunden werden. Wahrscheinlich ist auch ein wenig Ahnenforschung notwendig, um einen passenden Ort zu finden. Oft deutet die Geschichte einer Familie auf ein Gebiet, dass in relativer Nähe zu einem passenden Ortsnamen gelegen ist. Auch die Herkunft aus einer Region fällt in die Gruppe der Herkunftsnamen. Einen "Schwabe", "Sachs(e)", "Böhme" oder "Bayer" kenne sicher auch Sie.Wohnstättennamen: Diese Namengruppe gibt ebenso die Herkunft einer Person wieder, allerdings nicht aufgrund von Zuzug aus der Fremde, sondern nach der Herkunft innerhalb einer Siedlung. Besonders markante Punkte in der Nähe der Behausung oder Charakteristisches der Behausung selbst konnten als Ansatzpunkt für einen Beinamen dienen.Wohnte jemand am Anger, konnte sich daraus der Familienname "Anger" oder "Angermann" entwickeln; jemand, der am Baum wohnte, konnte "Baum" gerufen werden; der von der Wiese kam, konnte "Wies(e)" oder "Wies(e)mann" genannt werden. In dieser Gruppe treten häufig Wörter auf, die nur sehr regional verbreitet waren und im heutigen Wortschatz völlig unverständlich sind. Passende Dialektwörterbuch oder auch Flurnamenbücher der jeweiligen Region können hier helfen. Vorsicht auch, weil vermeintliche Wohnstättennamen manchmal in andere Gruppen fallen können. "Mühle" kann sowohl zu Wohnstättennamen gehören, als auch in die Gruppe der Berufsnamen, "Steinhäuser" kann Wohnstättenname (der aus dem Steinhaus) oder Herkunftsname (der aus Steinhausen) sein.
Übernamen: Familiennamen dieser Gruppe sagen etwas über Aussehen oder Charakter einer Person aus. Groß ("Groß[e]"), klein ("Kurz"), hell- ("Weiß[e], Wittkopp"), dunklehaarig ("Schwarz[e]") oder kahl ("Kahlkopf"), gefräßig ("Pfannkuchen"), dem Alkohol sehr zusagend ("Guckinsglas") oder Frühaufsteher ("Morgenschweiß") - all das kann sich in Familiennamen widerspiegeln. Bei Übernamen ist die äußerliche oder charakterliche Abweichung einer Person von der Norm - wenn es denn so etwas gibt - zum Benennungsmotiv geworden. Auch in dieser Gruppe findet man Wörter in Familiennamen verewigt, die im alltäglichen Sprachgebrauch ausgestorben sind.Berufsnamen: Unter den 20 häufigsten deutschen Familiennamen finden sie: Müller, Schmi(e)d, Schneider, Fischer, Meyer, Bäcker, Bauer, Wagner, Koch - die wichtigsten Berufe von früher sind die bekanntesten Familiennamen von heute.
Nachname: Ursprung ermitteln
Nun möchten Sie sicher wissen, wo Ihr Nachname seinen Ursprung hat. Ein wenig eigene Recherche wird für die Deutung Ihres Namens notwendig sein (es sei denn, Sie heißen Müller oder Fischer). Der erste Schritt sollte sein, herauszufinden, wie häufig Ihr Nachname heute auftritt. Die Anzahl ist ein Hinweis darauf, ob der Name evtl. auf einen Ursprung zurückgeht, oder ob er mehrfach unabhängig voneinander entstanden ist. Eine klare Grenze kann man hier zwar nicht ziehen, doch deuten Zahlen jenseits der 1000 klar auf letztere Möglichkeit hin, allgemein ist bis etwa 200 ein Ursprung gut möglich, bei nur wenigen dutzend Namenträgern ist er relativ sicher. Der zweite und wichtigere Schritt der Deutung ist, herauszufinden, wo der Nachname auftritt.
Namenbücher und Literatur zur Familiennamendeutung
Einige empfehlenswerte Werke zu Vor- und Familiennamen finden Sie im Folgenden. Teilweise sind die Literaturangaben zu abebooks verlinkt, dort können Sie nähere Informationen beziehen oder Bücher bestellen.Einen exzellenten Überblick und Einstieg ins Thema Familiennamen bietet Kunzes dtv-Atlas Namenkunde . Mit interessanten Beispielen und vielen Karten werden Entstehung von Familiennamen und sprachliche Veränderungen anschaulich und allgemeinverständlich dargestellt. Darin enthalten sind auch Hinweise auf regionale Familiennamenbücher, die Ihnen sicher helfen, wenn die folgenden Standardwerke versagen. Zur Erklärung von deutschen Familiennamen sollten v.a. folgende Werke zu Rate gezogen werden:
Duden Familiennamen ; Die 20.000 häufigsten Familiennamen in Deutschland sind darin gut verständlich erklärt. Ein rückläufiger Index (alphabetisch geordnet, jedoch vom Wortende an) hilft Ihnen, ähnliche Familiennamen zum Vergleich zu finden.
Gottschald: Deutsche Namenkunde ; Namenglieder werden einzeln erklärt, Vollnamen sind jeweils untergeordnet. Der erste Griff sollte zu Gottschald gehen.
Ahnenforschung und Namensforschung, Familien und der Nachname
Die beiden Disziplinen Namensforschung und Ahnenforschung haben relativ wenig miteinander gemein. Während sich die Ahnenforschung mit der Abstammung, der Herkunft von Familien beschäftigt, ihre Verwandtschaftsbeziehungen zurückverfolgt, ist es der Nachname, der die Namensforschung beschäftigt. Seine Herkunft und Bedeutung zu entschlüsseln ist dort das Ziel. Ein Teilgebiet der Namensforschung ist die Familiennamenforschung. Dem Begriff ist ein gewisses Verwechslungspotential mit dem Terminus Familienforschung (für Ahnenforschung, Stammbaumforschung oder auch Genealogie) nicht abzusprechen und so ist es nicht verwunderlich, dass beide gelegentlich verwechselt werden. Es sind aber zwei paar Schuhe.Als Gemeinsamkeit beider Disziplinen kann wohl der Drang, etwas über die eigene Vergangenheit herauszufinden, gelten. Doch während die Ahnenforschung die Spuren von Familienmitgliedern zurückverfolgt, beschäftigt sich die Namensforschung ausschließlich mit Wörtern. Jedem Nachname liegt letztlich ein Wort zugrunde. http://www.onomastik.com/index.phpAhnenforschung und Namensforschung können sich ergänzen, auch wenn die Überschneidungen minimal sind.
http://www.uni-leipzig.de/~onoma/onomastik/ Wichtigste Literaturgrundlagen (Auswahl):
Bauer, Gerhard: Deutsche Namenkunde. 2., überarb. Aufl. Berlin: Weidler 1998.
Eichler, Ernst u.A. (Hg.): Namenforschung. Ein internationales Handbuch zur Onomastik. Berlin u. New York: de Gruyter 1995. Koß, Gerhard: Namenforschung. Eine Einführung in die Onomastik. 2. Aufl., Tübingen: Niemeyer 1996. (Germanistische Arbeitshefte; 34). Kunze, Konrad: dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet. München: dtv 1998.
http://de.wikipedia.org/wiki/Namenforschung
http://www.onomastik.com/http://www.onomastik.info/http://www.igenealogie.net/linksammlung/onomastik-namenskunde/http://www.fr-online.de/ratgeber/onomastik---namensforschung-woher-kommt-mein-name-,1472794,16845448.html
Lexikalische Semantik
Die lexikalische Semantik (auch: Wortsemantik) ist ein Teilbereich der Linguistik. Sie beschäftigt sich mit der Bedeutung der einzelnen lexikalischen Elemente (Wörter, Lexeme) und damit unter anderem mit:
lexikalische Ambiguität (Mehrdeutigkeit) Vagheit Bedeutungswandel Veränderung der Wortbedeutung)
Bedeutung – als linguistischer Terminus nicht einheitlich definiert. Hier: Wortbedeutung, die Wiedergabe eines Gegenstandes oder Erscheinung der Realität durch einen sprachlichen Ausdruck.
Bedeutungserweiterung (Erweiterung der Wortbedeutung)Bedeutungsverengung (Veränderung der Wortbedeutung durch Einengung auf eine bestimmte spezielle Bedeutung)Bedeutungsverbesserung Bedeutungsverschlechterung
Denotation – Grundbedeutung;
Konnotation – zusätzliche, assoziative Bedeutung eines Wortes, Nebenbedeutung.
Metapher (Bedeutungsübertragung) – sprachlicher Ausdruck, bei dem ein Wort (eine Wortgruppe) aus seinem Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen, als Bild verwendet wird (z.B. das Gold ihrer Haare)
Metonymie – bedeutet, dass es einen begrifflichen Zusammenhang gibt, und durch diesen begrifflichen Zusammenhang wird der Bedeutungsumfang eines Wortes erweitert; übertragener Gebrauch eines bedeutungsverwandten Begriffes, z.B.: „Brot“ statt „Nahrung“. Metonyme: Wörter die „pars pro toto“ oder „totum pro parte“ stehen (z.B.: über den Dächen der Stadt“, „Die Uni gratuliert“ „Klinge“ für „Schwert“...)Polysemie – (Mehrdeutigkeit) ein Wort hat mehrere Bedeutungen.
Homonymie – lautliche Übereinstimmung inhaltlich verschiedener Wörter, z.B.: Saite – Seite.
Lexikalische Semantik[auch: Wortsemantik]
Forschungsrichtung innerhalb der Semantik, die sich mit der Bedeutung lexikalischer Einheiten beschäftigt.
Ziel ist u.a. eine Aufklärung und Systematisierung semantischer Relationenzwischen Lexemen und der darüber gegebenen Strukturierung des Wortbestands.
Die wörtlichen, kontextunabhängigen Bedeutungen von Wörtern sollen "herausgefiltert" werden, da für eine sinnvolle Kommunikation ein annähernd gleicher Bedeutungsvorrat im Langzeitgedächtnis eine Grundvoraussetzung ist.
Relationen, die zwischen den Bedeutungen bestehen, werden Sinnrelationen genannt.
Bedeutungen sind offensichtlich eng mit den Bedeutungen anderer Wörter verknüft (wie bei dick/dünn, Bruder/Schwester).
Bei aktuellen Arbeiten zur Lexikalischen Semantik steht der Beitrag des Lexikons zur Ermittlung von Satzbedeutung und Äußerungsbedeutung im Vordergrund. Es geht um die Frage, ob und wie sich das morphosyntaktische Verhalten von Lexemen aus ihrer internen semantischen Struktur herleiten lässt und darum, wie die Verbindung zwischen lexikalischem Wissen und enzyklopädischem Wissen, also Weltwissen, ist. Somit gilt das weitergehende Interesse der lexikalischen Semantik der Standortbestimmung des Lexikons im Verhältnis zur Grammatik und zum Begriffssystem.
http://lexikologie.perce.de/wb/?l=23BC242D89&v= Lexikalische Semantikhttp://193.6.132.75/lexikologie/handout9.pdf Lexikalische Semantik und Korpuslinguistik - Ein paar Grundlagenhttp://www.coli.uni-saarland.de/~kowalski/PS_LexSem_03_Grundlagen_AK.pdf Zur lexikalischen Semantik des Deutschenhttp://www.fflch.usp.br/dlm/alemao/pandaemoniumgermanicum/site/images/pdf/ed2010.1/09_Ulrich_W_Zur_lexikalischen_Semantik_des_Deutschen.pdf http://wwwhomes.uni-bielefeld.de/gjaeger/lehre/ss08/semantikPragmatik/Folien3.pdf
Hierarchien im Wortschatz
Hymeronym (= Oberbegriff) – übergeordneter Begriff, z.B.: „Tier“ gegenüber „Pferd“. Hyponym (= Unterbegriff) – untergeordneter Begriff, z.B.: „Pferd“ gegenüber „Tier“.
Hyperonym: Oberbegriff; Leitwort; „Überbezeichnung“; Kernwort eines semantischen Feldes(z.B.: „Säugetier“= Gattung)Hyponym: Unterbegriff, den Hyperonymen untergestellt (z.B.: Delphin, Katze... =Arten)
Um eine klare Grenze zwischen Hyperonymen und Hyponymen zu ziehen, kann man Wortfelder - auchsemantische Felder genannt – durch Merkmalsanalysen erstellen.Beispiel: eiskalt – kalt – lauwarm – warm – heißIm Zusammenhang mit der Semantik oder der semantischen Relation treten folgende weitere Fachbegriffe auf:Synonyme: Wörter, die die gleiche Bedeutung tragen (z.B.: Torhüter, Nr.1, „Keeper“, Torwärter...)Antonyme: Wörter, die genau das Gegenteil des gemeinten Wortes bezeichnen (z.B.: heiß – kalt)Homonyme: Wörter mit nicht erklärbarer Lautgleichheit, die unterschiedliche Bedeutung haben(z.B.: Bank – Bank)Polyseme: Wörter mit etymologisch erklärbarer Lautgleichheit, die unterschiedliche Bedeutung haben (z.B.:[die] Hut – [der] Hut); der Gegensatz zur Homonymie besteht darin, dass die Homonymie sich auf die Phonetik der Wörter konzentriert, die Polysemie hingegen die Bedeutung (im engen Zusammenhang mit der Etymologie) der Wörter betrachtetHeteronyme: ähnlich den Synonymen, nur historisch, regional sozial, ... bedingt unterschiedlich (z.B.: Semmel, Wecken, Brötchen, Rundstück...)Homophone: gleichlautende Wörter wie z.B. Homonyme oder PolysemeDie oben erklärte Untersuchungsweise ist synchronische Art.Eine diachronische Untersuchung ist die Etymologie (=Lehre von der wahren Bedeutung und Herkunft derWörter; Wortforschung [zu griech. etymos „wahrhaft“ +...logie „lehre“])Beispiel: chegar / llegar – lat. plicare = faltenDas Abstammungs- oder Herkunftswort heißt Etymon.
All diese Begriffe, Unterscheidungen etc. dienen dazu ein Lexikon zu erstellen, wobei man zwischen:mentalem/internen und externen Lexikon unterscheidet.Das externe Lexikon ist das gedruckte, uns im Regal vorliegende Lexikon;das interne dasjenige, welches jedem Menschen eigen ist.Somit sind interne Lexika - aufgrund der eigenen Biographie - immer unterschiedlich!Wörterbucheinträge nennt man: Lemma (Sg.), Lemmata (Pl.).
Das lexikalisch-semantische System der Sprache1
Psycholonguistische Aspekte – AssoziationsmodellSoziolingusitische Aspekte – Wechselbeziehungen zw. Wortschatz und gesellschaftlicher Struktur- unterschiedliche Kommunikationsgemeinschaften (z.B. Familie, Schule, Arbeit, Freizeit usw.)
Kompatibilität – (Verträglichkeit); Inkomatibilität (Unverträglichkeit)
Wortfeld – man versteht darunter, dass Wörter mit ähnlichen Bedeutungen sich sozusagen zu einem Feld zusammenfügen. Wortfelder haben ein gemeinsames Hyperonym.
Identitäts- und Äquivalenzbeziehungen im Wortschatz – Synonymie
Synonyme sind sprachliche Einheiten oder Strukturen, die sich formal unterscheiden, aber ähnliche oder gleiche Bedeutung haben und deshalb im Kern der Bedeutung übereinstimmen. Synonymie ist die Bezeichnung für die Beziehung zwischen Synonymen. Zur Ermittlung der Synonymie – Substitutionstest (Ersetzung eines Elements durch ein anderes an einer bestimmten Stelle einer Struktur)und Lückentest (S. 208)
Funktionen der Synonyme – das „treffende Wort“ auswählen, Emotionalität oder Wertung ausdrücken. 1 Siehe: Schippan, Thea, S. 188-218.
Formen der Synonymie –
Ursachen der Synonymie – 1) die politische Entwicklung führt dazu, dass ein Nebeneinander von Ausdrücken entsteht und ihr Gebrauch ist regional gebunden: Altersheim, Seniorenwohnheim, Altenwohnheim. 2) Euphemistische Umschreibungen; 3) Neumotivierung: Hauswirtschaftlerin – Dorf-und Familienhelferin. 4) Neue Wertvorstellungen ausdrücken: Dienstleistung neben Service. 5) „Kommunikationstechnische“ Gründe, z.B. Verdeutlichung von Fremdwörtern, wie: Anschrift – Adresse, Stockwerk – Etage, Briefumschlag-Kuvert. Übernahme von Fachwörtern in die Alltagsrede (Laiensprache): ökonomisch-wirtschaftlich, Gynäkologe-Frauenarzt. 6) durch metaphorische Übertragungen: grünes Licht geben-erlauben.
Beziehungen der Gegensätzlichkeit (Polarität) im Wortschatz
Handout –Wortschatzveränderungen und –entwicklungen. Tendenzen im Wortschatz2
Tendenzen zur Sprachökonomie – durch Verkürzungen Tendenzen zur Verdeutlichung – durch Ausführlichkeit
Neulogismen – Wortbildungen und Wortschöpfungen, die zu einer bestimmten Zeit neu in den Wortschatz aufgenommen werden.
Tendenzen der Wortbildung
Kompositionsbildungen, Ableitungen, Partizipiale Konstruktionen, Kurzbildung,
Lexikalische Veränderungen im Sprachkontakt – Formen der Entlehnungen
Gastwort – überhaupt nicht integriertFremdwort – teilweise integriert – aus einer fremden Sprache übernommen; meist originle Lautung und Betonung. Lehnwort – stark integriert – aus fremder Sprache; in Lautung, Betonung und Flexion angeglichen und nicht mehr von Erbwörtern zu unterscheiden. Erbwort – „einheimische“ Wörter Internationalismus – in vielen Sprachen mit gleicher Bedeutung verwendetes Wort gleicher Herkunft.Anglizismus – Oberbegriff für englisches und amerikanisches Wortgut in der deutschen Sprache.
Lehnbildungen/Lehnübersetzungen: Außenseiter – outsider; Wolkenkratzer - skyscraperLehnübertragungen: Anhörung – hearingLehnschöpfungen: Niethose – Blue jeansLehnbedeutungen: Szene: Popszene, RockszeneLehnwendungen: kalter Krieg – cold war,
aus zweiter Hand – second-hand
Fachwortschatz und Allgemeinwortschatz
Anteil der Fachlexik am GesamtwortschatzAufnahme der Fremdwörter in den Allgemeinwortschatz
Veraltete Wörter im Wortschatz der GegenwartsspracheArchaismen – altertümliches Wortgut, veraltetes Wort. Historismen – die Wörter bezeichnen nur noch historische Sachverhalte, wie Rittergut, Minnedienst, Wegzoll.
Sprachkontaktforschung
2 Siehe: Schippan, Thea, S. 240-268; Kühn, Ingrid, S. 99-110.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sprachkontakt
http://lexikologie.perce.de/wb/?l=F92B4D0447&v=
Ursachen, Formen und Arten von Entlehnungen
http://wboe.oeaw.ac.at/media/49-ukKulinarischeEntlehnungenImOEWB.pdf
„Die Entlehnung als einer der Wege der Bereicherung des Wortschatzes“ http://sc64.ucoz.ru/referat/89.pdf
http://www.uni-leipzig.de/~siebenh/kurse/SS08/v_sprachliche_variation_08/10_sprachliche_variation.pdf
http://www.carstensinner.de/Lehre/spanisch/sinner.pdf
Kleines Glossar zur „Einführung in die Sprachwissenschaft“
www.uni-leipzig.de/~oehl/Glossar.pdf
http://www.ats-group.net/glossarien/glossar-lexikon-linguistik.html
Substrat, Superstrat, Adstrat
Wenn Sprache L1 die native Sprache einer Gemeinschaft ist und Sprache L2 als die Sprache derjenigen, die die Macht haben, eingeführt wird, so ist L1 die Substratsprache (oder einfach das Substrat) von L2, und L2 ist die Superstratsprache (oder einfach das Superstrat) von L1. Beispiel: Nachdem Gallien von Julius Cäsar erobert worden war, war dort Gallisch Substrat, Lateinisch Superstrat.
L2 ist eine Adstratsprache (oder einfach ein Adstrat) von L1, wenn ein Teil der Sprachgemeinschaft von L1 auch L2 spricht, ohne daß ein klares Machtgefälle zwischen den Sprachen in der Sprachgemeinschaft von L1 herrschte. Z.B. ist Englisch ein Adstrat in der deutschen Sprachgemeinschaft.
Diese Begriffe sind historisch zu verstehen in dem Sinne, daß ein Superstrat-Substratverhältnis und ein Adstratverhältnis normalerweise an eine bestimmte historische Situation gebunden ist.
Infolge der Machtverhältnisse setzt sich eine Superstratsprache auf lange Sicht oft gegenüber der Substratsprache durch und verdrängt diese vollständig. So ist es z.B. in Lateinamerika im Verhältnis zwischen Spanisch und Portugiesisch als Superstratsprachen und den Indianersprachen als Substratsprachen in den meisten Fällen bereits passiert. Gelegentlich freilich nehmen die Eroberer die Substratsprache an; so etwa die Goten zum Ausgang des Altertums in Spanien.
http://www.christianlehmann.eu/fundus/Substrat.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Adstrat