Grundlagen der Pflanzenwissenschaften II Einführung in die ... · Beginn der allgemeinen . Lese....
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Weinbau
(N. Merkt)
aus Modul 3301-014 Grundlagen der
Pflanzenwissenschaften II Einführung in die Sonderkulturen –
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Wie wichtig ist der Weinbau?
Ertrag (Ertrag (miomio to) 50 100 150 200to) 50 100 150 200 300300 400400
Weizen xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Mais xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Reis xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxKartoffeln xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxGerste xxxxxxxxxxxxxxxxx Süßkartoffeln xxxxxxxxxxxxxxx Maniok xxxxxxxxxx Soja xxxxxxxxxTrauben xxxx
Hafer xxx Sorghum xxx Zuckerrohr xxx Orange xxx
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Weinbau in Deutschlandab 100 ?
Römer: Mosel und Ahrbis 1500 etwa 300.000 ha
Christianisierung, Handelswege unsicher, Klima gutab 1500 bis 1850 etwa 150.000 ha
Klima schlechter, Wege besser, Kriege, Alternativen1850 bis 1900 etwa 100.000 ha
Oidium, Plasmopara, Reblaus1900 bis 1950 etwa 50.000 ha
Qualitätswein, Gebietsverlustab 1950 etwa 100.000 ha
Modernisierung
Weinbaufläche
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Rebfläche Welt: (knapp) 8 Mio ha Die Welt hat ungefähr 100 000 km2 Rebfläche davon 1 Achtel für Tafeltrauben oder Rosinen
davon Europa: 5 Achtel = 5 Mio ha Spanien, Italien, GUS und Frankreich haben zusammen 4 Achtel
davon Deutschland
etwa 1% = 100 000 ha Deutschland hat 1000 km2 Rebfläche das sind 0, 3 % der Gesamtfläche Deutschlands
Flächenerträge
in gemäßigten Zonen 1 Liter pro m2
in wärmeren Gegenden weniger: Spanien z.B. nur 0,25 l!Früher (bis 1920) wesentlich weniger (etwa 0,1 – 0,5 Liter)
Faustzahlen im Weinbau: Rebfläche
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Faustzahlen im Weinbau: Weinproduktion Gesamtproduktion an Wein
Weltproduktion
etwa 250 Mio hl = 25 Milliarden Literdavon Europa: knapp 200 Mio hl = 20 Milliarden LiterEuropa produziert 3 Viertel des Weins,
Spanien, Italien und Frankreich die Hälfte! Weinproduktion in Deutschland
knapp 10 Mio hl d.h. Deutschland produziert 1 Milliarde Liter pro J.das sind ungefähr 4 % der Weltproduktion
entspricht nur 10 % der deutschen Bierproduktion!
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Sachsen
HessenRheinland-
PfalzSaarland
Bayern
Baden-Württemberg
DetailkarteDetailkarte
Deutsche Weinbauländer
Sachsen-Anhalt
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Klimaanforderungen TemperaturJahresdurchschnitt
mindestens 9 °C
z.B. Geisenheim 9,9 °C, Freiburg 10,3 °CApril bis Oktober
mindestens 13 °C
z.B. Geisenheim 14,7 °C, Bari 20,5 °CJuli bis Oktober
mindestens 16 °C
ausserdem: während der Blüte (Mai - Juni) mindestens 15 °C Wärmesumme über 10 °C von April bis Oktober mindestens 1000 °C Vegetationsdauer mindestens 180 Tage Sonnenscheindauer April - Oktober 1300 h
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NiederschlagsbedarfKelter-, Tafeltrauben Rosinen
gemäßigt 400 - 600 mm warm 500 - 800 heiß 750 - 900 750 - 1100 600 - 1000 sehr heiß 1100 - 1400
wichtig ist aber auch die Niederschlagsverteilung
Bewässerung: erlaubt in Deutschland (früher erst ab 30 % Hangneigung), Nordafrika, Kalifornien, Israel, Australien, Argentinien in anderen Ländern teils untersagt
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Vergleich gemäßigtes - heißes WeinbauklimaGeisenheim: 50Geisenheim: 50°°0000’’
N, 109 m N, 109 m üü. NN. NN
Summe Summe üüber 10 ber 10 °°C = 1040C = 1040Sevilla: 37Sevilla: 37°°2424’’
N, 9 m N, 9 m üü. NN. NN
Summe Summe üüber 10 ber 10 °°C = 3230C = 3230
J F M A M J J A S O N DJ F M A M J J A S O N D J F M A M J J A S O N DJ F M A M J J A S O N D
J F M A M J J A S O N DJ F M A M J J A S O N D J F M A M J J A S O N DJ F M A M J J A S O N D
1010°°CC
2020°°CC
3030°°CC
100100
200200
300300
Std.Std.
4040
8080
120120
mmmm
Juli 18,8 Juli 18,8 °°CC
frostfrei: 197 Tagefrostfrei: 197 Tage
SonnenstundenSonnenstunden
Apr Apr --
Okt 1280Okt 1280 Apr Apr --
Okt 2033Okt 2033
ganzjganzjäährig frostfreihrig frostfrei
Juli 28 Juli 28 °°CC
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Kleinklima
Landschaftliche Landschaftliche Gegebenheiten Gegebenheiten sind zu sind zu berberüücksichtigencksichtigen
Windschutz durch Wald ( aber viel Wald kühlt ! )
Wärmespeicherung durch Felsen
Kaltluftstau im Kältesee
Wärmespeicherung durch größere Wasserfläche
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Biologie der RebengewächseVitaceen
sind: Lianen (Holzgewächse)
mit blattgegenständigen Ranken mit Blüten in Rispen
mit 1- 4samigen BeerenVitis – Arten gibt es etwa 80 (40 in Amerika, 40 in Asien) V. vinifera (Edelrebe, einzige europäische Art)
ssp. silvestris ssp. sativa mit etwa 10.000 Wein- und Tafeltrauben-Sorten
Beispiele für weitere Arten (für Resistenzzüchtung benutzt)V. rupestris V. berlandieri V. amurensis
V. riparia V. labrusca V. armata
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mehrjähriges Holzletztjähriges Holzdiesjähriger Fruchttrieb
Biologie der RebeDie Weinrebe ist eine Liane :Spitzenwachstum hemmt den
Austrieb an den unteren Teilen (Akrotonie)
bei der Kulturrebe wird dies vermieden durch den
Winterschnitt
– er erhält Form (Erziehung) der Rebe und kontrolliert den Ertrag durch Bestimmung der Fruchttriebe für das nächste Jahr (jede Knospe kann einen Fruchttrieb mit 2-4 Trauben ergeben!)
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Links: an jedem Knoten sitzt 5-lappiges Blatt mit einer Achselknospe,an 2 von 3 Knoten sitzt dem Blatt gegenüber eine Ranke, bzw. an einigen der unteren Knoten ein BlütenstandRechts: Stück eines
Triebes im Winter: Winterknospen über Blattstielnarbe und Resten von Ranken
Fruchttrieb einer RebeNodium
Internodium
Nodium mitBlattstielnarbeund Rest einerRanke
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Winterknospe der Rebe SchemaWolle
KnospenschuppenInfloreszenzanlagenBlattanlagenStipeln (Tragblätter)
Nebenauge
HauptaugeKnospenkissen
Die Blüten für das Frühjahr werden in der Knospe bereits im vorhergehenden Sommer angelegt
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Erziehung einer jungen Kulturrebe (1)
In jeder Blattachsel sitzt ein Knospe (Auge). Die Augen überwintern nach dem Blattfall im Herbst und können im Frühjahr einen Fruchttrieb bilden, der 2 – 3 Trauben trägt
1. Sommer 1. Winter
2. Sommer 2. Winter
2. Winter nach dem Schnitt
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Erziehung einer jungen Kulturrebe (2)Fruchtholz wird gebogen und befestigt, dem akrotonen
Wachstum (durch Apikaldominanz verursacht) wird dadurch entgegen gewirkt
2. Winter nach dem Biegen
3. Winter beim Schnitt
3. Sommer
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Spalier, Details
in Längs-richtung
Wasserschoss ausschlafendem Auge
Im 4. Sommer ist dann die (bei uns meistverbreitete) Form der Spalierrebe erreicht
Endpfahl Zwischenpfahl alle 4-5 m
Heftdrähte
Biegedrähte
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Schnitt einer SpalierrebeRebe nach Blattfall im 4. Herbst – der Schnitt in den folgen-
den Jahren soll die Rebe in dieser oder einer ähnlich zweck- mäßigen Form erhalten und gleichzeitig den Ertrag regeln
Im nächsten Sommer würden sonst trotz Apikaldominanz viel zu viele Knospen austreiben
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Pfahl-Erziehung in SteillagenSpaliererziehung (typisch) mechanisierbar, teuer
kriechende Erziehung in heißen Regionen
Erziehungsformen
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Biotechnisches Verfahren da bei der Rebe in der Natur nicht vorkommend!
konventionell modern
Steckling aus in vitro-KulturAbleger GrünveredelungPfropfrebePfropfrebe aus Einzelzellen
Effekte: physiologische Verjüngung, Gleicherbigkeit, aber Weitervermehrung von Mutationen (unerwünscht oder erwünscht, somaklonale Variation ) zu beachten: Polarität der Adventivwurzelbildung
Trieb- und Wurzelursprung
Vermehrung der Rebstöcke erfolgt vegetativ
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Wichtige Krankheiten und SchädlingeOrganismus
seit
Bekämpfung
Botrytis (Sauer-, Edelfäule ) alt synth. FungizidOidium (echter Mehltau) 18501) Schwefel, s.F.Peronospora
(falscher Mehltau) 18801) Kupfer, syn.F.
Reblaus (gefährlich: Wurzellaus ) 18651) PfropfungMotten
(Traubenwickler ) alt Insektizid, biol.
VerwirrmethodeMilben
(z.B. Spinn-, Kräuselmilbe) alt Akarizide
RaubmilbenBakterien
(Mauke, Agrobacterium ) keine
Viren
(Reisig-, Rollkrankheit) keine
1) aus Nordamerika mit damals verheerenden Folgen eingeschleppt
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Resistenzzüchtung Die bedeutendsten Pilzkrankheiten und die Reblaus sind also
aus Nordamerika eingeschleppt, wo Vitis-Arten wachsen, die resistent gegen diese Schaderreger sind (→ Folie 12), leider aber nur minderwertigen Wein liefern. Allerdings können sie zur Züchtung von Unterlagsreben dienen!
Die Kreuzungszüchtung kann deren Schädlingsresistenz mit der hohen Weinqualität der europäischen Vitis vinifera - Rebsorten kombinieren; am Anfang hat man aber dabei nur mäßige Qualität (Geschmack etc.) erhalten, sodass diese neuen Sorten für den Qualitätsweinbau nicht erlaubt waren
Erst nach über 100-jähriger Züchtung sind jetzt resistente Sorten verfügbar, bei denen auch die Qualität befriedigt (z.B. `Regent‘), und die zum Anbau zugelassen sind.
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Pfropfung: Erste erfolgreiche biotechnische Schädlingskontrolle
Definition: Transplantation eines Edelreises (= Triebstück mit Auge) von hoher Weinqualität auf wurzeltragende oder bewurzelbare Unterlage (= Sprossstück ohne Augen, „Blindholz“) mit guten Wuchseigenschaften.Verfahren:
Meist mit holzigen Sprossstücken Aber auch an krautigen Trieben (Grünveredelung)Zweck: Kontrolle von bodenbürtigen Schaderregern Reblaus (erste Erfolge um 1900) und Nematoden
Adaptation des Edelreises an Boden (z.B Kalktoleranz bei V. berlandieri)
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Umweltbelastung des WeinbausBereich
Problem
Belastung
Anlage Hanglage Erosion Boden Nährstoffverluste Wasser
Stickel Holzschutzmittel LuftPflege Bodenbe- Erosion Boden
arbeitung Düngung Nährstoffverluste Wasser Pflanzen- Metaboliten Boden
schutz Wirkstoffe, Abtrift ÖkosystemWein Kellerei Trester, Hefe Wasser
Schönungsmittel
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Alternativer Weinbau: Ziel
Verminderung der Umweltbelastung durch PflanzenschutzVerbesserung und Erhaltung des Standorts
( Bodenfruchtbarkeit, ökologische Vielfalt )Zusammenfassung der Entlastungsmöglichkeiten
für Boden - Wasser - LuftKulturmaßnahmen (Durchlüftung, wenig Stickstoff)integrierte Pflanzenschutz, d.h.
Einsatz biologischer Prinzipien Stärkung pflanzeneigener Abwehrkräfte Beachtung der Schadensschwellen
Resistenzzüchtung
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KulturmaßnahmenHumuszufuhr, weniger N-
und P-Düngung
(Mykorrhiza)
Begrünung -
Verminderung von: Erosion, Verdichtung, Auswaschung, Botrytis „Biotop“: mehr Raubmilben (bekämpfen Spinnmilben) Bodenlockerung durch Tiefwurzler (Ölrettich, Wicke, Platterbse, Hornklee, Winterraps) Nachteil: Wasser-, Nährstoffkonkurrenz, Frostgefahr
Sparsame Herbizidanwendung: Erhaltung von Bodenflora und –fauna (mechanische
Unkrautbekämpfung - Nachteil: Bodenverdichtung, deshalb Herbizid unter den Zeilen u.U. schonender!
Reduzierung der Bodenverdichtung Begrünung, selteneres Befahren, geeignete Geräte
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Pflanzenschutz – Reduktionsmöglichkeitendurch Chemie biologisch (I.W.)
chemische Mittel biologische VerfahrenPflanzenstär-kungsmittel
ToleranzResistenz Nützlinge
PheromoneMittelreduktion
Recycling-Geräte Prognose-Verfahren
Züchtung Kultur-
maßnahmen
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Biologische Bekämpfung von SchädlingenReblaus
(Phylloxera )
Schaden: Zerstörung der Wurzel von Vitis vinifera Bekämpfung
: resistente Unterlagen ( Pfropfreben )
Spinnmilben
(Rote Spinne, Panonychus ulmi Tetranychus urtica ) Schaden: Wuchs- und Ertragsdepression Bekämpfung: Raubmilbenförderung (Typhlodromus) durch schonende Spritzmittel, Begrünung
Traubenwickler
(einbindiger, bekreuzter: Clysia ambiguella; Lobesia botrana ) Schaden: Raupenfraß , Sekundärinfektionen Bekämpfung: Pheromone, Bacillus thuringiensis
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Gesetzliche Regelungen in DeutschlandBeginn der allgemeinen Lese
etwa Oktober, je nach Sorte, bei
Prädikatsweinen etwas späterje nach Zuckergehalt 1) im Traubensaft (Most) erhält man1. Tafelwein
bzw. Landwein
2. Qualitätswein
bestimmter Anbaugebiete (Q.b.A.) 3. Qualitätswein
bestimmter Anbaugebiete mit Prädikat:
Kabinett, Spätlese, Auslese, Beeren- und Trockenbeerenauslese (hieraus auch Eiswein)
1) In Deutschland als ° Oechsle gemessen. Das sind Promilleum die die Dichte des Mostes 1,000 überschreitet. Mostdichte 1,085 sind also 85 °Oe. Zuckergehalt in % errechnet sich so: °Oe
/ 4 -
3 (85 °Oe entsprechen also etwa 18 % Zucker)