Grundlagen der Desinfektion und Sterilisation...Antiseptik Anwendung antimikrobiell wirksamer...
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Grundlagen der Desinfektionund Sterilisation
Reinthaler Franz; Mascher Franz
Desinfektion, Sterilisation: Ziele
• Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
• Umweltsicherheit
• Produktesicherheit
Merke:Es gibt kein universelles Sterilisationsverfahren. Wahl des Verfahrens richtet sich nach
- den Eigenschaften des Sterilisationsgutes- Art und Umfang der mikrobiellen Kontamination
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Sterilisation Einen Gegenstand so behandeln, dass er frei von vermehrungsfähigen Mikroorganismen ist.
Praktisch bedeutet dies: Höchstens ein überlebender Keim in 106 sterilisierten Einheiten
Desinfektion Reduktion der Zahl der Infektionserreger auf einer Fläche oder einem Gegenstand, so dass davon keine Infektion ausgehen kann.
Praktisch bedeutet dies: Eine Reduktion der Keimzahl um mindestens 5 Zehnerpotenzen
Antiseptik Anwendung antimikrobiell wirksamer Präparate am Ausgangsort bzw. der Eintrittsstelle einer mög-lichen oder vorhandenen Infektion (Haut, Schleim-haut, Wunden)
Praktische Anforderungen hierfür sind bisher nicht festgelegt
Definitionen
Was ist Desinfektion?
Die Abtötung bzw. irreversible Inaktivierung von krankheitserregenden Keimen
Ziel der Desinfektion istaußerdem dieReduzierung derKeimzahl um den Faktor100.000.
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Was ist Sterilisation?
Die Abtötung bzw. irreversible Inaktivierung aller Mikroorganismen, inklusive deren Dauerformen (Sporen)
Das sterilisierte Gut muss danach „frei von vermehrungsfähigen Keimen“ sein
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Begriffsdefinitionen
Mirkrobizid: Mikroorganismen abtötend
Bakterizid: Bakterien abtötend
Fungizid: Pilz abtötend
Sporizid Sporen abtötend
Algizid: Algen abtötend (z.B. Schiffsanstrich)
Mikrobistatisch: das Wachstum von MO vollständig oder teilweise
hemmend
Bakteriostatisch: das Wachstum von Bakterien vollständig oder
teilweise hemmend
Resistenzbildung: Unempfindlichkeit gegen ein betreffendes Mittel
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DESINFEKTION
DesinfektionsverfahrenPhysikalische Verfahren
• Auskochen (ca. 100 °C, 15 min)
• Spülmaschine, (80-95 °C)
• strömender Dampf, Niederdruckdampf (105 °C)
• Verbrennung, Ausglühen
• Ultraviolette Strahlen (UV-C)
Chemisch-thermische
Verfahren
• Spülmaschine (bei 40-65 °C mit
Desinfektionsmittel)
Chemisch Verfahren
• Tauchverfahren
• Scheuer-, Wisch-Verfahren
• Sprühdesinfektion
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Wichtige Anwendungsgebiete der Desinfektion in der Humanmedizin
1. Antiseptik: Hände, Haut, Schleimhaut, Wunden
2. Chemische Desinfektion: Medizinprodukte, Gegenstände,
Flächen
3. Thermische Desinfektion: Medizinprodukte (Instrumentarium,
Anästhesie- u. Beatmungszubehör,
Ausscheidungsbehälter)
4. Chemisch-thermische Desinfektion: Flexible Endoskope, Wäsche
Desinfektion: Pasteurisation
Nur Abtötung von vegetativen Keimen
• Dauererhitzung ~30min 62°C
• Kurzzeiterhitzung ~20sec 70 - 74°C
• Hocherhitzung 3-5sec 85 – 87°C
• UHT 1-3sec 130-150°C
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Filtrationsverfahren
– Je nach Porengröße und Filtrationsverfahren:• Keimzahlreduktion
• Keimentfernung
– Porengröße für Flüssigkeiten: 0,2µm oder 0.45µm
• Scheibenfilter oder Filterkerzen für Flüssigkeiten•Tiefenfilter für Luftfiltration (Adsorption von Partikeln):
nur im trockenen Zustand funktionsfähig!•Für Viren spezielle Adsorptions- und Ultrafilter
Gase• Formaldehyd 2-5%
– Als einziges Gas Bakterizid und Sporozid
– Stechender Geruch, toxisch, krebserregend
– Durchdringt PVC und Gummi
• Ethylenoxid– Bakterizid, Fungizid, Viruzid
– Explosiv, toxisch, geruchslos
• Ozon– Bakterizid, Fungizid, Viruzid
– Starker Geruch, toxisch,
– Nur für Trink- und Badewasseraufbereitung
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Chemische Desinfektion
• Wirksamkeit
• Verträglichkeit
• Anwendungsbereiche
Anforderungen an Desinfektionsmittel (1)
1. Mikrobiologische Wirksamkeit
• Breites Wirkungsspektrum (ausg. bakterielle Sporen)
• kurze Einwirkzeit
• Irreversible Wirkung
• Zuverlässige Wirkung, auch bei Belastung
2. Anwendungseigenschaften
• Materialverträglichkeit
• Reinigungskraft, Hartwasserstabilität
• Sicherheit (z.B. Flammpunkt)
• Dosierbarkeit
• Akzeptanz (z.B. Geruch, Hautgefühl o.ä.)
• Wirtschaftlichkeit
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3. Toxikologie
• Haut- bzw. Schleimhautverträglichkeit
• Niedrige akute orale Toxizität
• Niedrige dermale Toxizität
• Niedrige Inhalationstoxizität
4. Umweltverhalten
• Biologische Abbaubarkeit
• Geringe Abwassertoxizität
Anforderungen an Desinfektionsmittel (2)
Wirkungsspektren bei der chemischen Desinfektion
1. Geringe – mäßige Resistenz (A)
Lipophile Viren, vegetative Bakterien
Leitorganismen: E. faecium, S. aureus, P. aeruginosa
Pilze einschl. Sporen
Leitorganismus: A. niger
2. Mäßige – hohe Resistenz (B)
Mykobakterien, Hepatitis B-Virus, hydrophile Viren Leitvirus:
Polio
3. Hohe - sehr hohe Resistenz (C)
Bakterielle Sporen
Prionen
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Wirkmechanismus von Desinfektionsmitteln
Der Wirkmechanismus chemischer Desinfektionsmittel ist
in der Regel unspezifisch
• Eiweißdenaturierung (Aldehyde, Alkohole)
• Schädigung der Zytoplasmamembran (Alkohole,
Chlorhexidin)
• Oxidierende Wirkung (Chlor, Ozon, Persäuren)
Chemische Desinfektion
• Alkohole: Ethanol, Isopropanol (2-Propanol), n-Propanol (1-Propanol) aromatische Alkohole (z.B. Phenoxy-ethanol)
• Ethanol 80%, Isopropanol, n-Propanol 70%
Hände-, Flächendesinfektion
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• Aldehyde: GlyoxalFormaldehyd, Glutardialdehyd, Succindialdehyd, 2-Ethylhexanal, Glyoxal
Flächen-, Raumdesinfektion
• Phenole (Karbolsäure);
• o-Phenylphenol, Tetrabrom-o-Kresol, p-Chlor-m-Kresol
Flächendesinfektion, Bestandteil antiseptischer Seifen
Chemische Desinfektion
• Oberflächenaktive Verbindungen
• Kationische: Aktiv gegen viele Bakterien, Pilze. Schlecht wirksam gegen Gram-negative (Pseudomonas aeruginosa). Werden durch Seifen leicht inaktiviert. Quaternäre Ammoniumverbindungen (Quats), Chlorhexidine
• Anionische: z.B. Waschmittel, wenig antimikrobiell wirksam
Flächenreinigung (-Desinfektion)
Chemische Desinfektion
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• Oxidationsmittel (Oxidantien): Ozon, Wasserstoffperoxid, Kaliumpermanganat, Peressigsäure
Wasser, Schläuche
• Halogene: Chlor, Brom, Jod
Chlor, Hypochlorite, Chloramine Iod, Iodophore (Polyvinylpyrrolidon-Iod = PVP-Iod)
Wasser, Antiseptik
Chemische Desinfektion
• Metalle und Metallsalze:
Quecksilbersalze, Silbersalze
• Säuren und Laugen
Chemische Desinfektion
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Chemische DesinfektionsmittelWirk-bereich
Wirkung Abbau-barkeit
Korro-sion
Bemerkung
Alkohole A, (B) schnell +++ 0 Explosiv, Flammbar
Aldehyde A, B, C mittel +++ 0 Allergisierend
Phenol A mittel + 0 geringer EiweißfehlerToxisch
Oberflächenaktive Substanzen
(A) mittel ++ 0 teilweise Wirkungslücken, großer Eiweißfehler
Halogenabspalter A, B, C mittel ++ + lang anhaltende Wirkung
Peroxide A, B, C schnell +++ ++ instabil
Metalle A mittel + 0
Säuren, Laugen A mittel ++ +
A Vegetative Bakterien, Pilze C Sporen von Bacillus anthracis
B Viren D Sporen von Clostridium perfringens
Fehlerquellen bei der Desinfektion
Dosierung Zu niedrige Dosierung führt zum Wirkungsverlust, zuhohe Dosierung kann zu Geruchsbelästigung und anderenstörenden Faktoren führen
Temperatur Bei Zugabe von warmen Wasser kann Desinfektionsmittelverstärkt verdunsten
Seifenfehler Verschiedene Desinfektionsmittel flocken aus, wenn sie mitSeifen gemischt werden und stehen dann nicht mehr fürdie Desinfektion zur Verfügung
Eiweißfehler Bei hoher Eiweißbelastung verbraucht sich dasDesinfektionsmittel mit den Eiweißbestandteilen statt mitden Mikroorganismen
ungenügende Bedeckung
Lufteinschlüssen oder unvollständiger Bedeckung derInstrumente oder der Haut
ungenügende Einwirkzeit
Da es sich bei der Desinfektion immer um eine Kinetikhandelt, muss die Einwirkzeit eingehalten werden, um denDesinfektionserfolg zu gewährleisten
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STERILISATION
Anforderungen an Sterilisationsverfahren
1. Umfassendes Wirkungsspektrum
2. Schnelle Wirkung
3. Hohe Durchdringungsfähigkeit (Verpackung, poröses Material, Hohlräume)
4. Umfassende Materialverträglichkeit
5. Toxikologische und ökologische Unbedenklichkeit
6. Belastbarkeit durch organisches Material
7. Vielseitige Anwendbarkeit (geringer Installationsaufwand, Anwendung in großem und kleinem Maßstab)
8. Einfache Kontrollmaßnahmen
9. Niedrige Anschaffungs- und Betriebskosten
Sterilisation
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Sterilisationsverfahren I
1. Physikalische Verfahren
1.1 Feuchte Hitze (Dampfsterilisation)
gespannter, gesättigter Wasserdampf
121°C/15 min. 134°C/3 min Haltezeit
1.2 Trockene Hitze (Heißluftsterilisation)
bewegte Heißluft, 180°C/30min Einwirkungszeit
1.3 Ionisierende Strahlen
Gammastrahlen (Co60), Elektronenstrahlen
Sterilisationsverfahren II
2. Physikalisch chemische Verfahren
(„Niedertemperatur-Verfahren“)
2.1 Ethylenoxid
2.2 Formaldehyd-Wasserdampf
2.3 Plasmasterilisation (Wasserstoffperoxid; 42°C, Elektomagnet):
H2O2-Gas in Verbindung mit hochfrequenten Elektomagnetfeld erzeugt Radikale in der Plasmaphase: sporentötende Wirkung
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Ionisierende Strahlung
• Kobalt Co60
– zT hohe Dosen notwendig, die das Sterilgut verändern (Kunststoffe)
– Einwegartikel, pharmazeutische Produkte, Lebensmittel
Ultraviolettlicht-Strahlung
• nur Oberflächenbehandlung, geringe Eindringtiefe; Abstand undSchattenwurf berücksichtigen
• Luft und Wasser (lange Kontaktzeiten!)
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Energie der Strahlung:Maßeinheit: Mega-Elektronenvolt (MeV). Ein Elektronenvolt (eV) ist die kinetische Energie, die ein Elektron beim Durchlaufen eines elektrischen Feldes von 1 Volt erfährt. Bei Durchlaufen eines Feldes von 1 Mio Volt oder 1000 Kilovolt sind das 1 MeV.
Dosis: (Maß für die vom Gut absorbierte Strahlenenergie) Maßeinheit: Gray (Gy) oder Kilogray (kGy). 1 Gy entspricht einer absorbierten Energiemenge von 1 Joule/kg. 1 kGy = 1000 Gy = 1000 J/kg 10 kGy ist die Energiemenge, die 1 kg Wasser um 2,4 °C erwärmt Alte Maßeinheit für Dosis: rad (radiation absorbed dosis): 100 rad = 1 Gy
Dosisleistung: (Maßeinheit für die Leistung einer Anlage) Maßeinheit: Gy/s1 Gy/s = 1 Watt/kg = 3,6 kGy/h
Bestrahlung:Maßeinheiten und Definitionen
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Feuchte Hitze -Dampfsterilisation
• Sterilisation bei gespanntem (unter Druck stehendem) Dampf wird beeinflusst durch
• Die Art der Mikroorganismen und ihre Hitzeresistenz
• Die Ausgangskeimzahl
• Den angestrebten Endzustand
• Die Umgebungsbedingungen (ph-Wert des Mediums, Schmutz)
• Dampfsättigung (Restluftanteil)
• Temperatur
• Behandlungszeit
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Sterilisatoren
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D-Wert und F-Wert
• D-Wert (Dezimalreduktionswert): = Zeit, welche bei einer festgelegten Temperatur die Keimzahl um einen Faktor 10 verringert.
• F-Wert (Parameter für Effektivität): = erforderlicher Zeitraum in Minuten, um bei einer bestimmten Temperatur oder sonstigen genau definierten Bedingungen alle Mikroorganismen abzutöten.
Dampfsterilisator („Autoklav“)
• Strömungsverfahren: – Luft in der Sterilisierkammer wird durch den einströmenden
Dampf verdrängt (Gravitations- od. fraktioniertes Strömungsverfahren).
• Vakuumverfahren: – Luft wird vor Einströmen des Dampfes durch Evakuieren
aus der Sterilisierkammer (und Sterilisiergut) entfernt.
• Vorvakuumverfahren (20-70mbar)
• Hochvakuumverfahren (<20mb)
• fraktioniertes Vakuumverfahren
• Dampfinjektionsverfahren
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Dampfsterilisator („Autoklav“)
Temperaturen und Einwirkzeiten:121°C - 15 Minuten (Überdruck= 1atm/2bar)
134°C - 3 Minuten (Überdruck= 2atm/3bar)
Kontrolle der Sterilisation
• Dokumentation der Programme
• Thermoschreiber, Druckschreiber
• Chemische Indikatoren (Farbumschlag) Chemoindikatoren (definiert in Normen: EN 866,EN 867,
ISO 14400)
Behandlungsindikatoren (z.B. Klebeband)
• Biologische Indikatoren Präparationen bakterieller Sporen (z.B. Bacillus stearothermophilus)
Sporenerde (nicht mehr verwenden)
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Kontrolle von Dampfsterilisationsverfahren
• Validierung = Nachweis und Bestätigung des vorschriftskonformen, einwandfreien Funktionierens z.B. eines Gerätes
Heißluftsterilisator
• Heißluftsterilisation: (= Sterilisation mit trockener Hitze) für Glaswaren, Öle, Puder ua
EINWIRKZEITEN:180°C - 30 Minuten
160°C - 90 Minuten
• Die Heißluftsterilisation ist für die Sterilisation von Medizinprodukten als nicht dem Stand der Technik entsprechend abzulehnen!
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Chemiklav-Verfahren
• Chemiklaven sind Autoklaven, die statt Wasserdampf eine Mischung aus Alkoholen, Ketonen und Formaldehyd mit einer nur geringen Wassermenge verarbeiten. Hierdurch soll Korrosion bei empfindlichen Materialien vermieden werden.
• Auch Chemiklaven sind aus Gründen der mangelhaften Sicherheit zur Sterilisation von Medizinprodukten nicht mehr akzeptabel!
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Hygiene im medizinischen Bereich
HändehygieneInstrumentenaufbereitung
Wie kommt es zu Infektionen ?
Infektion: Eindringen eines Krankheitserregers in den menschlichen Körper, dessen Ansiedlung und Vermehrung
InfektionszielInfektionsquelle Übertragungsweg
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Welche hygienischen Maßnahmen kann ich zur Infektionsvermeidung setzen ?
Händehygiene
Trennung rein-unreinEinmalartikel
geschlossene Systeme
direkte - indirekte Übertragung
Ziel
Richtige HandhabungMinimierung der invasiven Eingriffe
AbwehrlageGrunderkrankung
AlterEingriffe
VirulenzDosis
ReinigungDesinfektionSterilisation
Quelle
Reinigung
→Entfernung unerwünschter Substanzen („Schmutz“)
→Ästhetischer & psychologischer Stellenwert
→Mechanische Beseitigung von MO
→Entzug von Nährstoffen für MO
→Keimreduktion von 50 - 90% möglich
→Ziel: optische Sauberkeit
→Voraussetzung für Desinfektion / Sterilisation
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Desinfektion
• Desinfektion ist die Abtötung bzw. Inaktivierung von Krankheitserregernund die Reduktion der Keimzahl
• Ziel: einen Gegenstand in einen Zustand zu versetzen, in dem er nicht mehr infizieren kann (DES-Infektion)
�Anwendungsbereiche der Desinfektion
�Hände
�Haut
�Schleimhaut
�Medizinprodukte (Instrumente, Blutdruckmanschetten, etc.)
�Flächen (Geräte, Arbeitsflächen, Boden)
�Textilien (Arbeitskleidung, Abdeckmaterialien etc.)
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Händehygiene
Verfahren zur Händehygiene�Nicht-Kontamination
�Händereinigung
�Händedesinfektion� hygienische
� chirurgische
�Handpflege
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Das Prinzip der Nicht-Kontamination
�Berührungslose (“non touch”) Techniken
�gezielte Bereitstellung aller benötigten Instrumente und Arbeitsutensilien
�Vermeidung von Handberührung
�Anwendung von Instrumenten
�Verwendung von Handschuhen
Händewaschen
Ziel: saubere Hände
� vor Arbeitsbeginn u. nach Arbeitsende
� Nach längeren Pausen
� bei sichtbarer Verschmutzung ohnegleichzeitige Infektionsgefahr
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Händewaschen
�Befeuchten mit Wasser
�Einreiben mit Flüssigseife (keine Stückseife !)
�Abspülen
�Gründliches Abtrocknen mit Einmalhandtuch (keine Gemeinschaftshandtücher!)
�Zudrehen des Wasserhahns mit einem Papierhandtuch, um erneute Verunreinigung der Hand zu vermeiden
�NON-TOUCH-Technik (Armhebel, Sensor)
Franz F. Reinthaler Institut für Hygiene
Vorteile der Händedesinfektion gegenüber dem Händewaschen
�Keimreduktion ca. 100 x stärker
�Spender zur Händedesinfektion fast überall montierbar
�geringerer Zeitaufwand
�nicht so strapaziös für die Haut
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Händewaschen -Händedesinfektion
Händewaschen (mind. 1 min)Keimreduktion max. 2 log
von 100.000 überleben mind. 1.000
HändedesinfektionKeimreduktion bis zu 5,5 log
von 100.000 überlebt max. 1 Keim
Durchführung der hygienischen Händedesinfektion
�Entnahme von ca. 3ml Hände-Desinfektionsmittel aus dem Spender (Ellbogentechnik)
�Hände und Handgelenke einreiben�Daumen, Fingerkuppen und
Fingerzwischenräume dabei besonders berücksichtigen
�Verreiben bis sich die Hände trocken anfühlen (mind. 30 sec)
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Franz F. Reinthaler Institut für Hygiene
Standard-Einreibeverfahren EN 1500:1997
Franz F. Reinthaler Institut für Hygiene
Standard-Einreibeverfahren EN 1500:1997
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Durchführung
�Desinfektionsmittel
�nicht auf nasse Hände geben:� Verdünnungseffekt & Austrocknen der Haut
�nicht auf verschmutzte Hände geben�Personalschutz !!
Durchführung der chirurgischen Händedesinfektion
�Entnahme von ausreichend Hände-Desinfektionsmittel
�Hände und Handgelenke und Unterarme einreiben
� 3min
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Händepflege� Regelmäßig und bei Bedarf, beugt
Hautschäden vor!
� Hautpflegemittel aus Tube oder Spender
entnehmen u. einreiben
Zu beachten:
� Kleinste Risse der Haut sind Reservoire für
Keime u. somit Infektionsquellen!
� Kontaminationsgefahr bei Entnahme aus
Dosen, Salbentöpfen etc.
Medizinprodukte-Aufbereitung
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Ziele der Aufbereitung• Der gesamte Aufbereitungsprozess und das
aufbereitete Medizinprodukt dürfen die Sicherheit von Patienten, Anwendern und Dritten nicht gefährden.
• Die Aufbereitung muss sicherstellen, dass von dem aufbereiteten Medizinprodukt bei der folgenden Anwendung keine Gefahr von Gesundheitsschäden, auftreten insbesondere im Sinne von
• Infektionen
• pyrogenbedingten Reaktionen
• allergischen Reaktionen
• toxischen Reaktionen
• oder aufgrund veränderter technisch-funktioneller Eigenschaften des Medizinproduktes
Medizinproduktegesetz
�Reinigung,
�Desinfektion und
�Sterilisation von Medizinprodukten �in Einrichtungen des Gesundheitswesens
werden seit dem 1.1.1997 vom Medizinproduktegesetz (MPG), BGBl. Nr. 657/1996 idgF geregelt.
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Desinfektion
� Chemisch�Desinfektions-
lösungen
�Gase�Formaldehyd
�Ethylenoxid
�Plasma
� Physikalisch� Filter
� Strahlen
� Thermisch�Heißwasser
�Dampf
�Heißluft
Auswahl von
Desinfektionsverfahren
Bessere Reproduzierbarkeit, Nachvollziehbarkeit und
Kontrolle bei maschinellen thermischen Verfahren
ThermischThermischvorvor
ChemischChemisch
MaschinellMaschinellvorvor
ManuellManuell
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Thermische Desinfektion
Einwirken von Hitze führt zur Inaktivierung von Mikroorganismen
• Bakterien: 65-70°C
• unbehüllte Viren (HBV) 90°C
• Bakteriensporen: > 100°C
Thermische DesinfektionResi-
stenz
-stufe
Mikroorganismen
(Testkeime)
In der Praxis
angewandte
Verfahren
Temperatur und
Einwirkungszeit
Entspricht dem
Wirkungsbereich
1 alle vegetativen
Bakterienformen Pilze und
Pilzsporen, Viren, Parasiten
(Enterococcus faecium)
Pasteurisieren,
thermische
Desinfektion von
Instrumenten,
Wäsche, Geschirr
z.B. 62 °C/ 30 min
z.B. Heißwasser
85°C/ 10 min
90 °C/ 5 min
A, B
ohne HBV
mit HBV
2 Milzbrandsporen
(Sporen von Bacillus
subtilis)
Dampfdesinfektions-
verfahren
z.B. strömender
Wasserdampf
100 °C/ 15 min
A, B, C
3 Gasbrand- und
Tetanussporen
(Sporen von Bacillus
stearothermophilus)
Dampfsterilisation z.B. gespannter
Wasserdampf
121 °C/ 15 min oder
134°C / 3min
A, B, C, D
(entspricht
Sterilisation im
med. Bereich)
4 höchstthermoresistente
thermophile Keime, Prionen
längere
Dampfsterilisation
(nur für Prionen von
Bedeutung)
z.B. gespannter
Wasserdampf
134 °C/ > 20 min
A, B, C, D +
Prionen
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Maschinelle Reinigung und Desinfektion
�Verfahrensablauf (Vario-Programm)– Vorspülen
– Reinigen 40 – 60 ° C
– Zwischenspülen
– Desinfektion (VE-Wasser) 80 - 90 °C. • 90 °C/ 5 Minuten bzw. 85 °C/ 16 Minuten (Ao-
Konzept)
– Trocknen
Manuelle Aufbereitung
�Notlösung!�DGHM-gelistete Präparate
�HBV -wirksame Präparate�HBV-Wirksamkeit deckt HCV und HIV ab
�Desinfektionsmittellösungen täglich erneuern (außer es existiert Gutachten über längere Verwendungsdauer auch bei hoher Eiweiß- belastung)
�Desinfektionswannen�mit Siebeinsatz �mit Deckel
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Anwendungsfehler bei der manuellen Desinfektion
� Falsche Dosierung
�Zu kurze oder zu lange Einwirkzeit�die Einwirkzeit zählt ab dem zuletzt eingelegten
Instrument
�Unzureichende Benetzung der Instrumente�nicht vollständig untergetauchte Instrumente,
Hohlkörper
� zu lange Standzeiten der Lösung�Eiweißfehler
� abgelaufenes Haltbarkeitsdatum des Konzentrates
Was muss steril sein?Alle Instrumente und Gegenstände, die in sterile
Körperregionen vordringen oder bestimmungs
gemäß mit Wunden in Berührung kommen, müssen
steril bereitgestellt werden.
Einmalprodukte dürfen
nicht resterilisiert werden!
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Sterilisation
• Sterilisation ist die Abtötung bzw.
Inaktivierung aller Mikroorganismen
inklusive deren Dauerformen (Sporen)
• Ziel: absolute Keimfreiheit
→ steril: wenn die Wahr-scheinlichkeit, dass ein vermehrungsfähiger Keim am Objekt vorhanden ist, kleiner ist als 1 : 1.000.000 (= 10 –6).
Sterilisation�Dampfsterilisation=Stand der Technik
�gespannter, gesättigter Wasserdampf
�keine Luftinseln � Entlüftung
�(fraktioniertes) Vakuumverfahren�134 ° C/ 3 Minuten
�121 °C/ 15 Minuten
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Routinekontrolle
Behandlungsindikatoren– Vermeidung von Verwechslungen
Chargenkontrolle – Prüfkörper mit Indikatorsystemen (Helixtest)
Bioindikatoren (halbjährlich bis zur Validierung)– Sporenstreifen
– Bioindikator –Einheiten
(Re-) Validierung
Sterilgut-Lagerung
• trocken
• 20 - 25 °C
• “First in-First out” Prinzip
• ungeschützte Lagerung: – zum alsbaldigen Verbrauch (24 h)
• Sterilgut-Einfach- und -zweifach-verpackung, Container:– geschützte Lagerung (staubdichte Schränke oder
Schubladen): 6 Monate
• Lagerverpackung:– 5 Jahre
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Bioaerosole -Messstrategien
Institut für Hygieneder Medizinischen Universität Graz
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BIOAEROSOLE
• Mikroorganismen
nicht anzüchtbare und
anzüchtbare (zB Bakterien,
Pilze, Algen, Protozoen, Viren)
• Pollen
• Fragmente lebender Organismen
(zB Zellwandbestandteile,
Federn, Speichel, Faeces)
„luftgetragene
Schimmelpilze“
Luftsporen bzw. Aggregate,
Hyphenbruchstücke, Einzelzellen,
frei oder gebunden an Staubpartikel
bzw in Tröpfchen suspendiert
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Vorsicht bei der Interpretation von
Luftkeimmessungen
• Die Keimemission ist qualitativen und quantitativen Schwankungen unterworfen
• Die Verteilung in der Luft ist nicht gleichmäßig (Keimwolken)
• Die Sammlung selbst beeinflusst die Keimverteilung in der Luft
• Die Art des Sammelgerätes und die Probenaufarbeitung beeinflussen das Ergebnis
• Die kurze Sammeldauer ist nur bedingt repräsentativ für das aerobiologische Geschehen (viele Wiederholungen nicht möglich)
• Aus techn. und mikrobiologischen Gründen wird nur kleiner Bruchteil der emittierten Keime erfasst
Vorsicht bei der Interpretation von
Luftkeimmessungen
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Aerobiologische Sammel- Methoden
ImpaktionCasella-Slit-Sampler;
SAS; RCS+; MAS100
ACFM; MBASS30
Sporetraps; JetSporetrap
ImpingementACE-Glas-Impinger, AGI30;
SKC-Biosampler, Cyclones, Aerojet
Cyclone; May-MLI
FiltrationHSE-7-hole; IOM-PIAS;
Person. Spectrometer;
PGP+GPS; MD8; MVS6.1
Die folgende Rottephase mit Temperaturen von
deutlich mehr als 60°C wird von thermophilen
Bakterien (zB Actinomyceten) dominiert.
Sobald die Temperaturen unter 60°C absinken,
entwickelt sich in Abhängigkeit vom Substrat eine aus
Bakterien und Pilzen bestehende Mischpopulation:
intensiver Zelluloseabbau bei Temperaturen
zwischen 30°C und etwa 50°C
Kompostierung und Temperaturen
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Aufnahmepfade für Mikroorganismen
1) Aerogen: über die Atemwege 2) Oral: über den Magen-Darmtrakt 3) Dermal: über die Haut 4) Parenteral: über Verletzungen
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Auswirkungen von Bioaerosolen
Wirkpfad Resultat Beispiel Krankheitsbilder
InhalationIngestionPenetration
Infektion Dermale, pulmonale und systemische Infektionen, Gastrointestinal-erkrankungen
Atemwegsinfekt, Pneumonie, Aspergillose, Soor, Hepatitis, Darminfektion, Hautinfektion
Allergie Respirationsallergie auf inhalierte Sporen, exogen-allergische Alveolitiden, Hauterkrankungen
Konjunktivitis, Rhinitis, Asthma bronchiale, EAA, Kontaktallergie der Haut
IrritationToxi-kosen
Spezifische und unspezifische Reizerscheinungen an Haut und Schleimhäuten
ODTS, MMI
Rangfolge der Schutzmaßnahmen
1. Bauliche Maßnahmen2. Technische Maßnahmen3. Organisatorische (hygienische) Maßnahmen4. Persönliche Schutzausrüstung
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ALLGEMEINE SCHUTZMAßNAHMEN
� Händehygiene
� Nahrungsmittelhygiene
� Arbeits- und Schutzkleidung
� persönliche Schutzausrüstung (PSA)
� fachgerechte Versorgung bei allen Verletzungen
�
� Informationen über Gefahren und entsprechende Hygienemaßnahmen
� Hygienepläne
� Eignungsuntersuchungen
� Folgeuntersuchungen
Weitere Maßnahmen
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Hygiene, Expositionsprophylaxe
• Arbeitsplätze, Arbeitsmittel sauber halten
• Lebensmittel, Medikamente Tabakerzeugnisse vor Kontamination schützenkein Konsum im Bereich der Arbeitsplätze und in kontaminierten Räumen
• Hände Waschen vor dem Essen, Trinken, Rauchen
• Ungeziefer bekämpfen
Expositionsprophylaxe
• Staub und Aerosolbildung vermeiden
• wenn nicht möglich, Zahl der Arbeitnehmer auf das niedrigstmögliche Niveau reduzieren.gilt auch für AS der RG 1
• bei erhöhtem Risiko und Infektionsgefahr Impfungen anbieten.z.B. Diphtherie, Tetanus, Hepatitis A, B; FSME;
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Persönliche Schutzausrüstung
• Seifenspender, Hautdesinfektionsmittel, Einweghandtücher, Hautpflegemittel
• geeignete Arbeitskleidung
• geeignete Schutzhandschuhe
• geeignete Schutzmasken
• getrennte Aufbewahrung von Arbeits-kleidung, PSA und StraßenkleidungTrageverbot außerhalb der Arbeitsbereiche!
Reinigung, Desinfektion
• spezifische Desinfektionsverfahren und Häufigkeit festlegen
• Reinigung und Desinfektion nach Austritt
• Arbeitsflächen täglich reinigen, desinfizieren
• Arbeitsmittel vor Reinigung desinfizieren oder bevor sie aus dem Arbeitsbereich gebracht werden
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schriftliche Festlegung von Maßnahmen
• für Reinigungsmaßnahmen nach Verschütten, Austritt
• Umgang und Beseitigung von Rückständen
• Wartungs-, Instandhaltungs- und Abbrucharbeiten
• Betriebsstörungen, Zwischenfällen mit beträchtlicher Expositionserhöhung
Information & Unterweisung
• mögliche Gesundheitsgefahren
• Hygiene & Desinfektion
• Verhütung einer Exposition
• Tragen & Benutzen der PSA
• die “schriftlichen Maßnahmen” am Arbeitsplatz aushängen
• über Impfungen informieren