Franz Boas: Anthropologe, Ethnologe, Sprachwissenschaftler · In der Ausstellung werden Briefe von...

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Ausstellungskatalog

VITRINE 111–3Karten Baffinland-InuitMuseum für Völkerkunde, Berlin. Erwerb: Boas 1884, A 4299–4301Abb. 6 Drei Kartenskizzen, die von Baffinland-Inuit für Boas mit Bleistift aufgezeichnetworden sind, und die Gegenden um den Cumberlandsund (A 4299, 4300) undvon der Davisstraße (A 4301) zeigen. Die Beschriftungen stammen von Boas.

4SpielBaffinland-InuitWalroßelfenbein [?]; 11 x 5 cm, 16,5 x 1,5 cmMuseum für Völkerkunde, Berlin. Erwerb: Boas 1884, IV A 6819, 6828Abb. 7

Ein beliebter Zeitvertreib währenddes Winters ist das bei allen Inuit-Gruppen der amerikanischen Arktisverbreitete Ajegaung-Spiel. Dabeiwird die mit Löchern versehenekleine geschnitzte Figur, in diesemFall in Gestalt eines Eisbärens, in dieLuft geworfen, worauf sie dann mitdem Stäbchen in Form einer Lanzeaufzufangen ist. Mit ihm sind dieeinzelnen Öffnungen der Figur ineiner festgelegten Reihenfolge zutreffen. (Ka)

Abb. 7

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First published in Franz Boas. Ethnologe, Anthropologe, Sprachwissenschaftler. Hrsg. von Michael Dürr, Erich Kasten und Egon Renner, 1992, 168–201. Berlin: Staatsbibliothek

— Electronic edition for www.siberian-studies.org

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5SchneebrilleBaffinland-Inuit, CumberlandsundWalroßelfenbein; 11,5 x 4,3 cm Museum für Völkerkunde, Berlin. Erwerb: Boas 1884, IV A 6833Abb. 8 Diese z.T. schon recht beschädigte Schneebrille stammt laut Boas aus einemGrabfund.

Abb. 8

6Vogelspeer-SpitzenBaffinland-Inuit, CumberlandsundKnochen; 17 bis 19,5 cmMuseum für Völkerkunde, Berlin. Erwerb: Boas 1884, IV A 6716–6718Abb. 9 Diese Vogelspeerspitzen werden am mittleren Teil des Schaftes eines Wurf-speeres zu einem Dreizack zusammengebunden. Ein solcher Speertyp dient derJagd auf Wasservögel (Enten, Gänse) vom Kajak aus. Dabei greifen einige derZacken den Hals oder die Flügel, wenn die Spitze des Speeres am Körper desTieres entlanggleitet. Diese Speerspitzen werden häufig aus dem Horn jungerKaribus angefertigt. (Ka)

7 Franz Boas, 1888The Central Eskimo (Sixth Annual Report of the Bureau of Ethnology 1884–85:399–669, 2 Karten, 9 Tafeln, 157 Illustr.).Staatsbibliothek zu Berlin

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8Franz Boas, 1885Baffin-Land: Geographische Ergebnisse einer in den Jahren 1883 und 1884 aus-geführten Forschungsreise (100 pp., 2 Karten, 9 Illustr. Ergänzungsheft no. 80zu Petermanns Mitteilungen). Staatsbibliothek zu Berlin Diese Arbeit war zugleich der Hauptteil seiner späteren Habilitationsschrift.Vgl. das Gutachten von Heinrich Kiepert (Kat.Nr. 21).

9Franz Boas, 1888Sagen der Eskimos von Baffin-Land (Verhandlungen der Berliner Gesellschaftfür Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 20: 398–405).Staatsbibliothek zu Berlin

10Franz Boas mit H. Rink, 1888 Eskimo Tales and Songs (Journal of American Folk-Lore, 2: 123–131).Staatsbibliothek zu Berlin

11Franz Boas, 1885Die Wohnsitze und Wanderungen der Baffinland-Eskimos (Deutsche Geogra-phische Blätter, 8: 31–38, Karte, 1 Illustr.).Staatsbibliothek zu Berlin

Abb. 9

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12Franz Boas, 1885Bemerkungen zur Topographie der Hudsonbai und Hudsonstrasse (Peter-manns Mitteilungen, 31: 424–426, Karte, 1 Illustr.).Staatsbibliothek zu Berlin

13Franz Boas, 1884Beim Gastfreunde (Berliner Tageblatt vom 28. Dezember).Staatsbibliothek zu Berlin

14Franz Boas, 1885The Configuration of Grinnell Land and Ellesmere Land (Science, 5: 170–171,Karte).Staatsbibliothek zu Berlin

15Franz Boas, 1883Über die ehemalige Verbreitung der Eskimos im arktisch-amerikanischen Archi-pel (Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 18 no. 2: 118–136, Karte).Staatsbibliothek zu Berlin

16Franz Boas, 1883Aus dem Eise des Nordens (Berliner Tageblatt vom 25. November, Karte).Staatsbibliothek zu Berlin

VITRINE 2217Foto: Franz BoasBurschenschaft Alemannia zu BonnAbb. 1 (S. 6)Das Foto zeigt Boas 1878 als Mitglied der Burschenschaft Alemannia zu Bonn.

18Franz Boas, 1881Beiträge zur Erkenntniss der Farbe des Wassers (44 pp., 4 Tafeln, 2 Illustr. Kiel:Schmidt und Klaunig). Inaugural-Dissertation zur Erlangung der philosophi-schen Doctorwürde.Staatsbibliothek zu Berlin

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Franz Boas’ Dissertation ist thematisch angesiedelt im Gebiet der Physik desMeerwassers. Es geht darin um die Frage, was die Farbe der Gewässer aus-macht oder: ‚Warum ist die Farbe des Meeres blau?‘ Experimentell untersuchteBoas hierbei zwei spezielle Aspekte des Themas: die Absorption des Wasserseinerseits und die Polarisierung des Sonnenlichtes, das am Wasser reflektiertworden ist, andererseits.

Seine Versuche führte Boas im Kieler Hafen und im Labor aus. Im Hafenvermaß er die Polarisation des vom Wasser reflektierten Sonnenlichtes. Hierbeobachtete er auch die Farbänderung des Lichtes, das von einer allmählich imWasser immer tiefer versenkten weißen Platte reflektiert worden ist.

Im Labor ermittelte er die Absorption von ausgedehnten Wasserschichten,die eine Dicke von etwa zehn Metern aufwiesen. Diese stellte er her, indem erlange Röhren mit Wasser füllte und die Absorption entlang der Röhrenachsemaß. Bei seinen Versuchen war er darauf angewiesen, daß ein Beobachter mitseinem bloßen Auge ohne Zuhilfenahme von Meßgeräten die Gleichheit zweierLichtquellen feststellte. Bei der Beurteilung seiner Meßmethode und der mit ihrerreichbaren Meßgenauigkeit stieß Boas auf Grundprobleme der Sinnesphysio-logie, die er in späteren Aufsätzen weiter verfolgte.

Sein Doktorvater war Gustav Karsten (1820–1900). Im Jahre 1845 gehörtedieser zu den Gründern der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin, die sich später-hin zur Deutschen Physikalischen Gesellschaft entwickelte. Nach seiner Habilitationerhielt Karsten 1847 einen Ruf an die Universität Kiel »als außerordentlicherProfessor der Physik und der dahin gehörenden Wissenschaften sowie bis wei-ter auch der Mineralogie, Geologie, Geognosie und physikalischen Geographie«(Zitat aus: Weber 1900).

Das Dissertationsthema Franz Boas’ liegt auf einem wichtigen Arbeits-gebiet seines Doktorvaters. Über 25 Jahre hindurch engagierte sich GustavKarsten in der Meeresforschung. Er gehörte im Jahre 1870 zu den Gründern derMinisterialkommission zur Untersuchung der deutschen Meere, deren Geschäfts-führung er über lange Jahre innehatte (vgl. Kölmel 1992). (Sc)

19Franz Boas, 1882Ein Beweis des Talbot’schen Satzes und Bemerkungen zu einigen aus demselbengezogenen Folgerungen (Annalen der Physik und Chemie, N.F., 16: 359–362).Staatsbibliothek zu BerlinIn diesem Aufsatz, den Franz Boas noch an seinem letzten Studienort in Kielverfaßte, beschäftigt er sich mit dem Phänomen, daß für das menschliche Augeeine periodisch veränderliche Lichtquelle als konstant erscheint, wenn die Fre-quenz der Veränderung nur genügend hoch ist. Dieser Zusammenhang wirddurch den Talbot’schen Satz zum Ausdruck gebracht. In seinem Aufsatz ver-sucht Boas, diesen Satz in der Manier eines physikalischen oder mathematischenSatzes zu beweisen.

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Es mag auf den ersten Blick verwundern, daß Boas seinen Beitrag zur Sin-nesphysiologie in den Annalen der Physik und Chemie veröffentlicht hat. Daher istes nützlich, darauf hinzuweisen, daß seinerzeit die beiden Gebiete der Physikeinerseits und der Physiologie andererseits nicht so streng geschieden waren, wiees heute der Fall ist. Zwei Hinweise mögen dies verdeutlichen.

Boas geht in dieser Arbeit von einer Formulierung des Talbot’schen Satzesaus, die Hermann von Helmholtz in seinem Handbuch der physiologischen Optik(1856–1867) gegeben hat. Dieses Handbuch erschien in der ersten Auflage als 9.Band der von Gustav Karsten herausgegebenen Allgemeinen Encycloplädie derPhysik im Verlag F. Voss, Hamburg. Der enge Zusammenhang zwischen Physikund Physiologie im 19. Jahrhundert geht auch aus der Gliederung der Fort-schritte der Physik hervor, des Referateorgans, das die Physikalische Gesellschaft ab1845 herausgab und das in den ersten Jahren von Gustav Karsten redigiert wor-den ist. Zum Abschnitt über die Optik gehörte als Untergliederung das Gebietder physiologischen Optik; zum Abschnitt über die Wärmelehre gehörte alsUntergliederung das Gebiet der physiologischen Wärmeerscheinungen. Ebensoverhält es sich mit dem Abschnitt über die Elektrizitätslehre, in dem ein Unter-abschnitt der Elektrophysiologie gewidmet ist. (Sc)

20Franz Boas, 1882Ueber die verschiedenen Formen des Unterschiedsschwellenwerthes (Pflüger’sArchiv, 27: 214–222).Staatsbibliothek zu BerlinAnlaß zu dieser Untersuchung ist für Boas ein Meßproblem, das bei seinen Ex-perimenten zur Absorption des Wassers im Rahmen seiner Dissertation auftrat.Ein Beobachter mußte mit bloßem Auge den Helligkeitsunterschied zwischenzwei beleuchteten Schirmen kontrollieren und insbesondere feststellen, ob diesegleich hell waren. Boas suchte nach optimalen Bedingungen, bei denen die Un-sicherheit der Beobachtung möglichst gering war. Dabei mußte er die Tatsacheberücksichtigen, daß das menschliche Wahrnehmungsvermögen begrenzt ist inder Weise, daß es zwei verschieden starke Reize als verschieden erst dann er-kennt, wenn der Unterschied zwischen ihnen eine gewisse Größe übersteigt,oder anders ausgedrückt, ein Unterschiedsschwellenwert überschritten wird.

In der vorliegenden Arbeit untersucht Boas systematisch die Abhängigkeitdes Unterschiedsschwellenwertes von den Beobachtungsbedingungen und setztsich dabei durchaus kritisch mit der psychophysischen Theoriebildung seinerZeit, insbesondere bei G. E. Müller, auseinander. (Sc)

21Acta betreffend Habilitation des Dr. Boas. 25.3.1886 Universitätsarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin.

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Lebenslauf; Gutachten von Heinrich KiepertVgl. den Hauptteil der Habilitationsschrift (Kat.Nr. 8).

22Boas Anniversary Volume, 1906Anthropological Papers Written in Honor of Franz Boas. Presented to Him onthe Twenty-fifth Anniversary of His Doctorate (xix, 559 pp. 38 Tafeln. NewYork: G. E. Stechert & Co.)Privatbesitz

VITRINE 3323Foto: Bella-Coola-Indianer in BerlinHaberland (1988)Im Rahmen der Hagenbeck’schen Völkerschauen besuchte eine Gruppe vonBella-Coola-Indianern 1885 Berlin. Boas nutzte diese Gelegenheit, sich mit derSprache und der Kultur dieser ethnischen Gruppe zu beschäftigen (s. Kat.Nr.24; → E. Kasten, S. 14). (Ka)

24Franz Boas, 1886Sprache der Bella-Coola-Indianer (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft fürAnthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 18: 202–206).Staatsbibliothek zu Berlin

25Franz Boas, 1890Schädelformen von Vancouver Island (Verhandlungen der Berliner Gesellschaftfür Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 22: 29–31). Staatsbibliothek zu BerlinEs handelt sich um einen Brief an Rudolf Virchow vom 21. Dezember 1889.

26Franz Boas, 1891Felszeichnung von Vancouver Island (Verhandlungen der Berliner Gesellschaftfür Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 23: 160–161, 1 Illustr.).

Einige Sagen der Kootenay (Verhandlungen der Berliner Gesellschaft fürAnthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 23: 161–172).Privatbesitz

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27Franz Boas, 1895Indianische Sagen von der Nord-Pacifischen Küste Amerikas (363 pp., Karte.Berlin: A. Asher & Co.).Staatsbibliothek zu BerlinBei dieser Sammlung von Erzählungen handelt es sich um einen Sonderabdruckin Buchform einer Reihe von Aufsätzen, die Boas in den Verhandlungen der Berli-ner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 1891–1895 veröffent-licht hat (vgl. Kat.Nr. 26). Das Schlußkapitel, das als Vortrag auf einer Sitzungder Berliner Gesellschaft am 20. Juli 1895 gehalten wurde, enthält die Ergebnisseder vergleichenden Auswertung (vgl. Dürr 1992). (Dü)

28Brief vom 1.2.1887 aus New YorkAbb. 10Staatsbibliothek zu Berlin Boas’ erster Brief als Science-Redakteur, in dem er die Perspektiven seiner zu-künftigen Arbeit umreißt. (Ka)

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Briefe an Felix von Luschan.

Nachlaß F. v. LuschanBoas, Franz, Forschungsreisen (1858–1942)Staatsbibliothek zu BerlinFelix von Luschan (geboren im Jahre 1854 bei Wien, gestorben 1924 in Berlin)war seit 1886 Direktoral-Assistent am 1873 gegründeten Berliner Museum fürVölkerkunde. Seine fachliche Spezialisierung lag auf Afrika und Ozeanien,deren Abteilung er nach der Neugliederung des Museums nach Bastians Tod(1905) leitete und weiter ausbaute. Im Jahre 1911 wurde er pensioniert. Felixvon Luschan war zugleich Professor an der Berliner Friedrich-Wilhelm-Uni-versität. Er unternahm mehrere Sammelreisen in den Vorderen Orient undnach Afrika und verfaßte detaillierte Anleitungen zur Durchführung ethnolo-gischer Beobachtungen. Seine Hauptwerke sind: Reisen in Vorderasien (1886),Reisen in Kleinasien, 2 Bände (1889), Völker, Rassen und Sprachen (1917), DieAltertümer von Benin, 3 Bände (1919).

In der Ausstellung werden Briefe von Franz Boas an Felix von Luschangezeigt, die u.a. Aufschluß über die beruflichen Schwierigkeiten geben, mitdenen Boas in Amerika zu kämpfen hatte und die sein ungebrochenes Enga-gement für die deutsche Wissenschaft unterstreichen. Aus dem vertrauens-vollen Briefwechsel mit Felix von Luschan geht hervor, daß dieser einer derwenigen ehemaligen Kollegen in Berlin war, mit denen Boas noch bis in die20er Jahre einen freundschaftlichen Kontakt unterhielt. (Ka)

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29Franz Boas, 1887The Occurence of Similar Inventions in Areas Widely Apart (Science, 9: 485–486).Staatsbibliothek zu BerlinIn diesem Artikel legte Boas seine Vorstellungen zur Neuorganisation von Mu-seumssammlungen dar (→ E. Kasten, S. 92f.).

30Brief von Boas an Professor G. Stanley Hall, Clark University, vom 4.6.1891Clark University, Worcester, Mass. (Kopie)Boas äußert sich in diesem Schreiben zu seiner Lehrtätigkeit an der Clark Uni-versity (→ E. Kasten, S. 18).

31Fragebogen zu physisch-anthropologischen UntersuchungenClark University, Worcester, Mass. (Kopie)Boas führte während seiner Zeit an der Clark University physisch-anthropologi-sche Untersuchungen zu Wachstumsbedingungen bei Kindern durch (Boas1892), die als Vorläufer seiner späteren Immigrantenstudien im Hinblick auf dieRassendiskussion anzusehen sind. (Ka)

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Ethnographica zum Potlatch der Kwakiutl-Indianer.

Auf Potlatch-Festen werden die zeremoniellen Privilegien des jeweils gastge-benden Familienverbands (’na’mim) in Form von besonderen Maskentänzenöffentlich dargestellt. In den Tänzen des T’seka-Zyklus bringen einzelne Fami-lienmitglieder ihre Zugehörigkeit oder die Einführung bzw. Initiation in be-stimmte Geheimbünde (‘secret societies’, ‘dancing societies’) zum Ausdruck.In einem anderen Tanzzyklus wiederum, dem T¬a’sala, werden die besonde-ren ‚Schätze‘ (d¬ugwe’) der Familie des Gastgebers gezeigt. Diese gehen aufvisionäre Begegnungen mit mythischen Wesen oder Naturerscheinungenzurück, die in der frühen Familiengeschichte von besonderer Bedeutunggewesen waren und nun in symbolischer Weise in Form von Masken darge-stellt werden.

In den T’seka-Tänzen erfolgt die tänzerisch-dramatische Darstellung desritualisierten Initiationserlebnisses eines Novizen, der in den betreffendenGeheimbund eingeführt wird. Ihr rituelles Grundthema ist die zeitweiligeEntfernung des Initianden aus der menschlichen Gemeinschaft, damit dieservon Wesen anderer Welten übernatürliche Kräfte erwerbe, um sie dann nachseiner Rückkehr im Interesse der Gemeinschaft einzusetzen. Nach Überwin-dung des betreffenden übernatürlichen Wesens nimmt der Initiand vorüber-

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gehend dessen nicht-menschlichen Eigenschaften an, die er im Zustand derBesessenheit auszuleben versucht und von denen ihn die Gemeinschaft zubefreien hat. Am Ende dieses ‚Zähmungsprozesses‘, wie es die Indianernennen, steht die ‚Wiedergeburt‘ des Initianden als ein durch übernatürlicheErfahrungen gestärktes und zugleich sozial integriertes menschliches Wesen.(Zur vielschichtigen Bedeutung von Potlatch-Festen im früheren und heuti-gen Kontext sowie zu ihrem Ablauf siehe Kasten [1990].)

Bei den folgenden Exponaten handelt es sich um eine Auswahl jener Ob-jekte aus dem Berliner Museum für Völkerkunde SMPK, die Boas währendseiner ersten Reise an die Nordwestküste im Jahre 1886 bei den Kwakiutl ge-sammelt hatte (→ E. Kasten, S. 15, 80ff.). Die Sammlung bedurfte einerbesonderen Bearbeitung im Rahmen dieser Untersuchung, da sich die vorge-fundenen Katalog-Eintragungen als äußerst problematisch herausgestellthaben. Sie stammen aus den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts und sindoffensichtlich nicht von Boas selbst vorgenommen worden. Aus der Art derDokumentation dieser Objekte ist zu schließen, daß Boas die Sammlungoffenbar weitgehend ohne nähere Informationen bzw. ohne die dazu aufge-zeichneten Gesänge dem Museum hat zukommen lassen, was eigentlich nuraus der Verstimmung mit Bastian im Zusammenhang mit dem damaligenAnkauf zu erklären wäre (→ E. Kasten, S. 15). Die Lücken und Fehler in derDokumentation und die damit nicht immer leichte Zuordnung der einzelnenObjekte (vgl. Kat.Nr. 69) werden aus den Korrekturen auf einer der Kartei-karten sichtbar, die Boas offenbar nach 1894 bei einem Besuch in Berlin vor-genommen hat (vgl. Katalog-Eintrag zu IV A 6882, Kat.Nr. 75). Dort räumt eru.a. ein, daß sich der Häuptling der T’¬at’¬asikwala, von dem er offenbar denGroßteil dieser Sammlung erhalten hatte, »als ganz unzuverlässiger Infor-mant erwiesen hat«. Diese Korrektur des Karteikarteneintrags zeigt weiter-hin, daß der betreffende Gegenstand von den T’¬at’¬asikwala auf Hope Islanderworben worden ist, und nicht in Fort Rupert, wie es auf der Karte fälsch-licherweise vermerkt ist. Dies bestätigt die ohnehin schon bestehendenZweifel an der Richtigkeit der Ortsangaben auf den Karteikarten, auf denenoft ‘Fort Rupert’ angegeben wird, während aus Boas’ Tagebüchern (in: Roh-ner 1969: 41f.) deutlich zu ersehen ist, daß er auf dieser Reise in Fort Rupertkeine Ankäufe getätigt haben konnte. (Ka)

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VITRINE 4432Ha’ma’a-MaskeKwakiutl, T’¬at’¬asikwalaRotzedernholz mit schwarzer und roter Bemalung, Bärenfell, Spiegelglas,Muskovit-Glimmer; 80 x 27,5 x 27 cmMuseum für Völkerkunde, Berlin. Erwerb: Boas 1887, IV A 6879Abb. 11Diese Maske verkörpert eine äußerst seltene und heute in dieser Form nichtmehr dargestellte Tradition aus dem T’seka-Zyklus. Es handelt sich dabei um eineVariation des Hamat’sa-Themas, wobei dieser Geheimbund – ähnlich dem Hams-hamstsas – offenbar im Laufe der Zeit in Vergessenheit bzw. vom Geheimbundder Hamat’sa-Tänzer überlagert worden ist (vgl. Kasten 1990: 147f.). Auch dieseMaske verkörpert ein in den Wäldern lebendes, menschenfressendes Wesen,welches allem Anschein nach einen der Gehilfen von Baxwbakwalanuksiwe’, demmythischen ‚Menschenfresser an der Mündung des Flusses‘ bzw. am nördlichenEnde der Welt darstellt und somit den im Hamsamala-Tanz auftretenden Vogel-monstern vergleichbar ist.

Besonders auffallend ist jedoch der komplexe Charakter des hier dargestell-ten Ha’ma’a-Wesens. Mit den aufgesetzten Nasenflügeln auf dem langgezogenenSchnabel trägt es deutliche Züge des Vogelmonsters Huxwhukw, welches imHamsamala-Tanz während des Hamat’sa-Zyklus auftritt. Andere Elemente hinge-gen, wie das Fell und vor allem die Zähne, sind die üblichen Merkmale desGrizzlybärentänzers, der während des Hamat’sa-Rituals durch furchterregendeGesten und sein Brummen für die Einhaltung bestimmter Regeln sorgt. Auchwenn davon die Rede ist, daß die vom Ha’ma’a-Tänzer getragenen Zedernbast-ringe denen des Grizzlybärentänzers ähneln, wenn sie auch kleiner als diese sind,so deutet das Initiationsverhalten des Ha’ma’a-Tänzers doch auf die stärkere Af-finität dieses mythischen Vogelmonsters zum Hamsamala hin. Mit ähnlichen‚hap‘-Rufen aus den Wäldern zurückkehrend, beißt allerdings der Initiand – indeutlicher Abgrenzung zum Bund der Hamat’sa-Tänzer – die Anwesenden aufeine andere Weise, als es dort geschieht. Während der Zähmung des vom Men-schenfresser-Geist Besessenen erklingt sein furchterregender Gesang, den Boaszusammen mit dem Erwerb der Maske aufgezeichnet hat (s. Kat.Nr. 33). (Ka)

33Gesang zum Ha’ma’a-TanzBoas (1897: 708)Die Aufzeichnung dieses Gesangs zu der dazugehörigen Maske (s. Kat.Nr. 32)zeigt die von Boas entwickelte und seitdem propagierte neue Vorgehensweisebeim Sammeln von Ethnographica (→ E. Kasten, S. 82).

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34Brief vom 23.11.1886 aus Comox, B.C. (Kanada)Staatsbibliothek zu BerlinBoas befindet sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Rückweg von seiner erstenReise an die Nordwestküste und berichtet von seinen Sammelerfolgen und sei-nen hierzu neu entwickelten Methoden. (Ka)

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VITRINE 5535Sprachkarte NordamerikaPrivatbesitzaus: Heinz-Jürgen Pinnow, Die nordamerikanischen Indianersprachen. Wies-baden: Harrassowitz 1964Boas arbeitetete über zahlreiche Sprachen und Sprachfamilien Nordamerikas undMexikos (→ Karte Abb. 22, S. 229). Der Schwerpunkt lag auf den Sprachen derNordwestküste und benachbarter Regionen. Insgesamt hat er über die folgendenSprachen veröffentlicht:

Wakash-Sprachen: Kwakiutl (Kwak’wala), Bella BellaPenuti-Sprachen: Chinook, Kathlamet; (Küsten-)Tsimshian (Sm’algyax), NishgaChinook Jargon Na-Dene-Sprachen: Tlingit; Athapaskische Sprachen (Tsetsaut, Nicola,

Sprachen der pazifischen Gruppen)ChemakumSalish-Sprachen: Bella Coola, ChehalisKutenai

Eskimo-SprachenSioux-Sprachen: Dakota (Lakota); PonkaIrokesische Sprachen: OneidaKeres

Mexiko:Uto-Aztekische Sprachen: Nahuatl (Dialekt von Milpa Alta), PochutecoChatino (Dü)

36Franz Boas, 1911Herausgeber und Mitarbeiter. Handbook of American Indian Languages. Part1, with illustrative sketches by Roland B. Dixon, P. E. Goddard, William Joesand Truman Michelson, John R. Swanton, and William Thalbitzer. (1069 pp.Bureau of American Ethnology, Bulletin 40 part 1).

Introduction: 1–83Tsimshian: 283–422Kwakiutl: 423–558Chinook: 559–678(mit John R. Swanton) Siouan: Dakota (Teton and Santee dialects) with remarks on the Ponca and Winnebago: 875–965

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PrivatbesitzDas Handbook of American Indian Languages war ein Meilenstein in der Sprach-wissenschaft und zeigte weit über den engen Kreis der an IndianersprachenInteressierten hinaus Wirkung, sowohl durch die “Introduction” wie auch durchdie Konzeption der grammatischen Beschreibungen der Einzelsprachen (→ M.Dürr, S. 121ff., Abb. 5, S.120). Das Unternehmen wurde durch einen zweitenBand 1922 und einen dritten Band 1938 fortgeführt; es brach mit der erstenLieferung des vierten Bandes 1940 ab. (Dü)

37Franz Boas, 1917Grammatical Notes on the Language of the Tlingit Indians (179 pp., Texte pp.168–179. The University Museum of Anthropological Publications, 8 no. 1. Phila-delphia: University of Pennsylvania).Privatbesitz

38Franz Boas, 1917Introduction to Volume I, No. 1, International Journal of American Linguistics(pp. 1–8).Staatsbibliothek zu BerlinFranz Boas begründete 1917 mit dem International Journal of American Linguistics,die bis heute wichtigste Zeitschrift zu den Sprachen Amerikas. Die von ihm inder “Introduction” dargelegte Ausrichtung bestimmt im wesentlichen auchheute noch das Profil dieser Zeitschrift. (Dü)

39Franz Boas mit José María Arreola, 1920 Cuentos en Mexicano de Milpa Alta (Journal of American Folk-Lore, 33: 1–24).Staatsbibliothek zu BerlinWährend seines Aufenthalts in Mexiko 1910–1912 beschäftigte sich Boas mitmehreren der dort gesprochenen Sprachen, vor allem mit dem Nahuatl (Azte-kisch) von Milpa Alta bei Mexiko-Stadt und der damals im Aussterben befindli-chen Varietät Pochuteco am Golf von Tehuantepec. Boas war lange Jahre, von1908 bis 1924, Herausgeber des Journal of American Folk-Lore. (Dü)

40Franz Boas, 1929Classification of American Indian Languages (Language, 5 no. 1: 1–7).Staatsbibliothek zu BerlinDieser Aufsatz beschäftigen sich mit dem Problem der Klassifizierung nord-amerikanischer Sprachen (→ M. Dürr, S. 122).

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41Franz Boas, 1939Edward Sapir (International Journal of American Linguistics, 10: 58–63).Staatsbibliothek zu BerlinDieser Nachruf gilt Edward Sapir (1884–1939), Boas’ bedeutendstem Schüler imBereich der Sprachwissenschaft. Sapir arbeitete wie Boas aber auch als Ethno-loge.

42Franz Boas mit Ella Deloria, 1941Dakota Grammar (183 pp., 16 pp. Texte. Memoirs of the National Academy ofSciences, 23 second memoir. Washington, D.C.).Staatsbibliothek zu Berlin

43Franz Boas, 1889On Alternating Sounds (American Anthropologist, 2: 47–53).Staatsbibliothek zu Berlin

44Franz Boas, 1925/1928Keresan Texts (Publications of the American Ethnological Society 8, Part 2, 344pp., 1925; Part 1, 300 pp., 1928).Staatsbibliothek zu Berlin

45Franz Boas, 1901Kathlamet Texts (261 pp., 1 Tafel. Bureau of American Ethnology, Bulletin 26).Privatbesitz

46Franz Boas, 1902Tsimshian Texts (244 pp. Bureau of American Ethnology, Bulletin 27).Privatbesitz

47Franz Boas, 1908Eine Sonnensage der Tsimschian (Zeitschrift für Ethnologie, 40 Heft 5: 776–797).Staatsbibliothek zu BerlinHierbei handelt es sich um den einzigen Text in einer indianischen Sprache, denBoas mit grammatischen Analysen in Deutsch veröffentlicht hat.

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48Franz Boas, 1904The Vocabulary of the Chinook Language (American Anthropologist, n.s. 6:118–147).Staatsbibliothek zu Berlin

49Franz Boas, 1919Kinship Terms of the Kutenai Indians (American Anthropologist, n.s. 21: 98–101).Staatsbibliothek zu Berlin

50Franz Boas, 1909Notes on the Iroquois Language (In: Putnam Anniversary Volume, pp. 427–460.New York: Stechert).Staatsbibliothek zu Berlin

51Franz Boas, 1891Gutachten zur Dissertation von A. F. Chamberlain vom 12. Juni 1891 Clark University, Worcester, Mass. (Kopie)Mit der Dissertation The Language of the Mississaga Indians of Skugog promovierteA. F. Chamberlain als erster im Fach Ethnologie in den USA. Mississaga gehörtzu den Algonkin-Sprachen.

52Franz Boas, Ms. 1946Kwakiutl Dictionary (450 pp., Philadelphia: American Philosophical Society).Mikrofilm-Rückvergrößerung.Ein großer Teil des Manuskriptnachlasses von Boas befindet sich heute in denBeständen der American Philosophical Society, Philadelphia. Ein unveröffentlich-tes Kwak’wala-Wörterbuch und eine weitere umfangreiche Textsammlung mitethnographischen Texten (s. Kat.Nr. 53) liegen in einer maschinenschriftlichenRohfassung vor. (Dü)

53 Franz Boas, Ms. 1946Kwakiutl Ethnographic Texts with Translations (742 pp. Philadelphia: Ame-rican Philosophical Society. Part 1, Texts; Part 2, Translations). Mikrofilm-Rück-vergrößerung.

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VITRINE 6654PfeifeKwakiutl, T’¬at’¬asikwalaHolz, mit Umwicklung aus Schnur und Stoff, Pech; 21 x 5 x 3 cmMuseum für Völkerkunde, Berlin. Erwerb: Boas 1887, IV A 6877Abb. 12Mit den Tönen der Hamat’sa-Pfeifen (madzis) kündigt sich zu Beginn der Win-terszeit die Ankunft von Baxwbakwalanuksiwe’ in Gestalt des Hamat’sa-Initiandenan. Die Pfeifen bestehen aus zwei Hälften, die mit Pech verklebt und in diesemFall mit Schnüren und Stoffresten zusammengebunden sind. (Ka)

55RasselKwakiutl, T’¬at’¬asikwalaGeschwärztes Holz, Kieselsteine, Schnur; 58 x 25,5 x 23 cmMuseum für Völkerkunde, Berlin. Erwerb: Boas 1887, IV A 6870Abb. 13

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Abb. 12

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Rassel der K’uminuka, einer Gehilfin des Hamat’sa-Tänzers, die zusammen mitanderen Hamat’sa-Begleitern (Solat¬ala) und einer weiteren Hamat’sa-Gehilfin(Kinkala¬ala) dessen Zähmung herbeiführt. Mit der aus zwei Hälften bestehen-den, zusammengebundenen und mit Kieselsteinen gefüllten Rassel in Gestalteines Raben wird ein gleichmäßiger Rhythmus erzeugt, der zusammen mit denSynkopen, den die Sänger mit ihren Trommelstöcken auf den ausgehöhltenTrommelbalken schlagen, eine deutlich spürbare akustische Spannung erzeugtund so den Antagonismus der miteinander im Widerstreit liegenden Kräfteunterstreicht. (Ka)

56Buchabbildung (Jonaitis 1988: 151)Privatbesitz Boas demonstriert verschiedene Körperhaltungen des Hamat’sa-Tänzers für diefigürliche Nachbildung indianischer Menschengruppen am American Museum ofNatural History (→ E. Kasten, S. 95ff.).

57Franz Boas, 1896Die Entwicklung der Geheimbünde der Kwakiutl-Indianer (In: Festschrift fürAdolf Bastian, pp. 435–444. Berlin: Dietrich Reimer).Staatsbibliothek zu Berlin

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Abb. 13

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58Franz Boas, 1907Some Principles of Museum Administration (Science, n.s. 25, no. 650: 921–933).Staatsbibliothek zu Berlin(→ E. Kasten, S. 95ff.)

59Franz Boas, 1905Die Resultate der Jesup-Expedition (Verhandlungen des XVI. Amerikanisten-Kongress, Wien, 1908, Erste Hälfte, pp. 3–18).Ibero-Amerikanisches Institut(→ E. Kasten, S. 21f.)

60Brief vom 18.1.1893 aus ChicagoStaatsbibliothek zu BerlinBoas berichtet von seinen Vorbereitungen für die World Columbian Exposition inChicago. (Ka)

61 Brief vom 26.6.1894 aus ChicagoStaatsbibliothek zu BerlinAls zeitlich befristeter Mitarbeiter am Columbia Field Museum schildert er dieskandalösen Umstände, unter denen er bei einer dortigen Stellenbesetzungübergangen worden war (→ E. Kasten, S. 19). (Ka)

62Brief vom 10.9.1896 aus New YorkStaatsbibliothek zu BerlinAbb. 14In diesem Brief als Mitarbeiter des American Museum of Natural History beklagt ersich über den Zustand der dortigen Sammlung zu Beginn seiner Tätigkeit. (Ka)

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Vitrine 7763Sisiut¬-ZeremonialgürtelKwakiutl, T’¬at’¬asikwala [?] (Karteneintrag: Fort Rupert)Rotzedernholz, schwarz, rot und blau bemalt (auch auf der Rückseite), Schnur,Stoffband; 104 x 14,5 cmMuseum für Völkerkunde, Berlin. Erwerb: Boas 1887, IV A 6891Abb. 15Ein solcher Gürtel wird von einem Hawinala¬ oder Kriegstänzer vor dem Bauchgetragen und ist mit Schnüren an seiner Hüfte befestigt. Diesem zeremoniellenPrivileg bestimmter Familien liegt eine Tradition zugrunde, die auf die mythischeGestalt Winalagalis (‚Überall-in-der-Welt-Krieg-Führender‘) zurückgeht. Währendder Winterszeit durchfährt dieses Wesen in einem unsichtbaren Kanu aus Kup-fer die Gewässer der Kwakiutl und gibt seine Anwesenheit nur durch das gele-gentliche Aufschlagen des Paddels an den Bootswänden zu erkennen. Mit ihmverbinden die Kwakiutl eine Anzahl von Tänzen, bei denen keine Gesichtsmas-ken getragen werden. Durch diese Tänze werden übernatürliche Kräfte, Stärkeund Unverwundbarkeit zum Ausdruck gebracht. Diese Eigenschaften werdendurch das zweiköpfige Schlangenmonster Sisiut¬ verkörpert. Es besitzt derartigeKräfte, daß allein dessen Anblick für den Menschen verhängnisvoll sein kann.Eine überraschende Begegnung mit diesem Wesen mag dazu führen, daß sicheinem schlagartig die Gelenke ausrenken, der Kopf nach hinten gedreht wird,oder daß man unter Krämpfen eines qualvollen Todes stirbt. Wem es jedochgelingt, diese Kräfte unter seine Kontrolle zu bringen, dem können sie vongroßem Nutzen sein. So kann die Sisiut¬ dem Krieger im Kampf schützend zurSeite stehen. Reibt sich dieser seinen Körper mit ihrem Blut ein, so wird seineHaut zu einem festen Schutzpanzer, der für die Pfeile des Gegners undurch-dringlich ist. Die Schuppen der Sisiut¬ dienen dem Krieger als Pfeilspitzen undihre Augen als Geschosse für seine Steinschleuder.

Eine Besonderheit des hier gezeigten Sisiut¬-Zeremonialgürtels ist, daßdieser nicht aus den sonst üblichen umklappbaren Einzelteilen, sondern auseinem Stück besteht. (Ka)

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64Franz Boas mit George Hunt, 1906Kwakiutl Texts – Second Series (Publications of the Jesup North Pacific Expedi-tion, 10: 1–269).Staatsbibliothek zu BerlinErzählung auf Seite 192 über die Tötung einer Sisiut¬.

65Tuxw’id-FigurKwakiutl, T’¬at’¬asikwala [?] (Karteneintrag: Fort Rupert)Holz mit Resten weißer Gesichtsbemalung sowie mit roter Bemalung unter derNase, Pech, Muskovit-Glimmer, gespaltene Wurzeln, Menschenhaar; 27 x 23 cmMuseum für Völkerkunde, Berlin. Erwerb: Boas 1887, IV A 6892Abb. 16Ebenfalls den Winalagalis-Tänzen zugehörig sind jene Tuxw’id-Traditionen, beidenen es darum geht, durch magische Tricks übernatürliche Kräfte zu demon-strieren. Häufig spielen dabei die Sisiut¬ oder sisiut¬-ähnliche Figuren eine Rolleoder Puppen, deren Körperteile mit Hilfe von verborgenen Schnüren in Bewe-gung gesetzt werden. Eine besondere Variante dieser Tradition repräsentiertoffenbar Nunt¬amgila, eine kleine menschliche Figur mit beweglichen Glied-maßen. Nach Boas (1897: 492) wurden bei der Aufführung dieses zeremoniellenPrivilegs Vogelfiguren an Schnüren von der Decke herabgelassen, die den Kopfder Figur ergriffen und davontrugen, um nach einiger Zeit wieder mit ihmzurückzukehren. Am Ende der Aufführung wurde die Figur wieder zum Lebenerweckt. Charakteristisch für den hier dargestellten Tuxw’id-Kopf sind nebenden eingesteckten Büscheln aus Menschenhaar die beiden von den Augen nachunten verlaufenden dunklen Linien aus Pech, die mit Muskovit-Glimmer über-klebt sind, sowie vor allem das aus der Nase austretende und mit roter Farbedargestellte Blut. Offenbar wird dadurch die durch die zeitweilige Enthauptungentstandene Verletzung zum Ausdruck gebracht (s. Kat.Nr. 66). (Ka)

66Buchabbildung (Jonaitis 1991: 237)Moderne Tuxw’id-Figur von Beau Dick aus dem Jahre 1980PrivatbesitzDiese besonders eindrucksvolle zeitgenössische Tuxw’id-Darstellung durch ei-nen der wohl bedeutendsten heutigen Kwakiutl-Künstler zeigt moderne Varia-tionen zentraler Elemente dieser Figur und damit den Fortbestand dieser künst-lerisch-hochstehenden indianischen Holzschnitztradition (vgl. Kat.Nr. 65). (Ka)

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67Franz Boas, 1927 Primitive Art (376 pp. Illustr., Musikbeisp., 15 Tafeln. Oslo: Institutt for Sam-menlignende Kulturforskning, Series B volume 8. Zugleich Cambridge: HarvardUniversity Press).Staatsbibliothek zu Berlin

68Franz Boas, 1930Religion of the Kwakiutl (Columbia University Contributions to Anthropology,10. Part 1, Texts, 284 pp.; Part 2, Translations, 288 pp.).PrivatbesitzAufgeschlagen ist jeweils der Beginn der Schamanen-Autobiographie vonGeorge Hunt (→ M. Dürr, S. 112f.).

VITRINE 8869Maske Kwakiutl, T’¬at’¬asikwalaHolz mit schwarzer, roter und weißer Bemalung, Zedernbast, Zweige, Schnur;38 x 28 x 20 cmMuseum für Völkerkunde, Berlin. Erwerb: Boas 1887, IV A 6875Abb. 17Diese nicht eindeutig zu bestimmende Maske ordnet Boas (1897: 420) dem ‚Tse-tsaega‘ (T’seka) sowie den ‚laxsa‘-Tänzen zu, d.h. jenen Tänzern, die ‚durch dasHaus von Baxwbakwalanuksiwe’ gegangen sind und alle seine Geheimnisse ge-lernt haben‘. Das in der hier gezeigten Maske abgebildete menschenähnlicheGesicht befindet sich hinter einem Gitter, das eine Fischreuse darstellen könnteund aus ringförmig angeordneten Zweigen besteht, die durch eine Schnur zu-sammengehalten werden. Die rot-schwarze Gesichtsbemalung scheint ebenfallsein Gitter anzudeuten. An den Seiten und unter dem Kinn des Gesichts be-finden sich Streifen bzw. Büschel aus Zedernbast sowie zwei geflochtene Ringeaus demselben Material auf dem Kopf, was die Zugehörigkeit dieser Maske zudem T’seka-Zyklus bestätigt. Nach Boas hatten diese Ringe ursprünglich einHorn an jeder Seite, die jedoch nicht mehr vorhanden sind. (Ka)

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70Häuptlings-Dzunuk’wa-MaskeKwakiutl, T’¬at’¬asikwala [?] (Karteneintrag: Fort Rupert)Geschwärztes Holz, Fellstücke; 43 x 29,5 x 21 cmMuseum für Völkerkunde, Berlin. Erwerb: Boas 1887, IV A 6896Abb. 18Die Dzunuk’wa gilt in der Mythologie der Kwakiutl als widersprüchliche Frauen-gestalt, die in verschiedenen Zusammenhängen mit jeweils unterschiedlicherBedeutung auftreten kann. Ein besonderes Merkmal ihres hohlwangigen Gesichtssind ihre fast immer tiefliegenden, halbgeschlossenen Augen sowie die weit vor-stehenden gewölbten Lippen ihres runden Mundes. Die oft dümmlich-plumpeWildheit dieses furchterregenden Waldwesens, das einen unstillbaren Hungernach kleinen Kindern verspürt und diese in ihr Haus lockt, kehrt sich in ent-schlossene Grimmigkeit um, wenn sie als Gikam¬ oder Häuptlings-Dzunuk’wa-Maske am Ende eines Potlatch erscheint. Diese nicht so sehr Schrecken, sonderneher Respekt einflößende Maske ist heutzutage in der Regel ganzflächig mitschwarz-glänzender Graphit-Farbe überzogen, wobei häufig rot als Kontrast-farbe dient. Sie trägt ins Gesicht fallende Haarbüschel und besitzt oft buschigeAugenbrauen sowie einen Lippen- und Kinnbart aus Schwarzbärenfell. DieGikam¬ wird dem neuen Häuptling auf dem Höhepunkt der Zeremonie derHäuptlingsnachfolge vor das Gesicht gehalten, wenn die Verteilung der Kupfer-platten stattfindet, und er durch deren Mundöffnung dann sein lautes ‚Ho-u‘ruft. Bei dieser Gikam¬ sind das rechte Auge und der Mund durchbrochen gear-beitet, während das linke Auge nicht vollständig ausgehöhlt ist. Über Augen,Lippen und Kinn sowie an der Stirn befinden sich Reste von aufgenagelten Fell-stücken. (Ka)

71Franz Boas mit George Hunt, 1905Kwakiutl Texts (532 pp., 2 Illustr. Publications of the Jesup North Pacific Expe-dition, 3).Staatsbibliothek zu BerlinErzählung auf Seite 86ff. über die Dzunuk’wa.

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VITRINE 9972Maskensatz der Gadaxanis-TänzerKwakiutl, T’¬at’¬asikwala (Karteneintrag: Fort Rupert)Holz, teils schwarz und weiß, teils schwarz und rot bemalt, gespaltene Wurzeln;24 x 17 x 12 cm bis 29 x 20 x10 cmMuseum für Völkerkunde, Berlin. Erwerb: Boas 1887, IV A 6882–6888Abb. 19Die Gadaxanis stellen eine Gruppe von acht Tongass-Tlingit dar, einen Häupt-ling mit seinen Sklaven, seiner Familie oder seiner Bootsmannschaft. Der Tanzwar vermutlich schon vor längerer Zeit als Mitgift oder – einer anderen Er-zählung zufolge – als Geschenk der Tongass in einem ans Ufer driftenden Kanuzunächst zu den Gwa’sala gelangt (Boas 1935: 80, 90; Kat.Nr. 76). Die Gadaxanis-Tänzer imitieren einen eigentümlichen Tanz der Tlingit, die diesen ihrerseitsvon den Athapasken aus dem Landesinnern erhalten haben. Der Häuptlingleitet die Tänzer, die von Zeit zu Zeit in gekrümmter Beinhaltung in ihrerPosition verharren und mit Federfächern gestikulieren. Die Maske des Häupt-lings ist daran zu erkennen, daß sie ein wenig größer ist und eine unterschied-liche Bemalung trägt. In die Oberseite der Masken sind oft Federbüschel einge-steckt, doch konnten sie auch hinter dem Kopfband getragen werden. Da dieMasken in der Regel weiß bemalt sind und häufig aufgemalte Lippen- undKinnbärte tragen, sind sie bisweilen als Abbildung von Weißen mißverstandenworden, wenngleich sich die bewußte Darstellung des Fremden an ihnen orien-tiert haben könnte.

Der hier gezeigte Maskensatz besteht aus insgesamt sieben Masken. Zweider Masken (IV A 6884 und 6888) sind auffallend anders gestaltet als die übrigen.Während sie mit roter Farbe aufgemalte Schuppenmotive auf der Wange bzw.der Stirn und sorgfältig gemalte schwarze Lippen- und Kinnbärte besitzen,haben die übrigen Masken neben einer weißen Gesichtsbemalung lediglich ge-schwärzte Bärte und sind auch sonst weniger sorgfältig gearbeitet. Ihre Nasensind deutlich kürzer, und in ihren Mündern befinden sich Wurzelringe, die voninnen durch zwei Öffnungen gezogen sind und Zungen ähneln. Die Masken IVA 6884 und 6888 hingegen haben diese Ringe unmittelbar unter der Nase undunterscheiden sich von den übrigen auch dadurch, daß sie ein wenig größersind. Offenbar handelt es sich bei ihnen um die Maske des Häuptlings. Proble-matisch ist jedoch bei diesem Maskensatz, daß er demnach zwei Häuptlings-masken enthält, wogegen in dem Tanz nur ein Häuptling auftritt. (Ka)

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73Buchabbildung (Boas 1897: 627)Gadaxanis-MaskensatzStaatsbibliothek zu BerlinDaß der von Boas gesammelte Gadaxanis-Maskensatz somit offenbar zweiHäuptlingsmasken enthielt – was eigentlich nicht korrekt sein konnte – dürftefür ihn nachträglich einige Irritation verursacht haben. Auf geschickte Weiseversuchte er dieses Dilemma zu lösen, indem er eine der beiden Häuptlings-masken (IV A 6884) in der betreffenden Buchabbildung (Boas 1897: 627) alszweite von links oben optisch den ‚Sklaven‘ zuordnete, ohne näher auf diecharakteristischen Unterschiede einzugehen, die in der Zeichnung ohnehin nurunzureichend zum Ausdruck kommen. Da diese Publikation ursprünglich alsAusstellungskatalog für das American Museum of Natural History in New Yorkgedacht war und der betreffende Maskensatz sich aber in dem Berliner Museumfür Völkerkunde befand, konnte Boas wohl davon ausgehen, daß diese kleine‚Manipulation‘ nicht weiter bemerkt würde (s. Kat.Nr. 72, 74). (Ka)

74Buchabbildung (Kasten 1990: 133) Gadaxanis-Maskensatz in zutreffender GruppierungPrivatbesitz

75Karteikarte zu Gadaxanis-Maske Museum für Völkerkunde, Berlin. IV A 6882Diese Karteikarte zu dem Objekt Kat.Nr. 72 dokumentiert anhand der in diesemseltenen Fall einmal nachträglich vorgenommenen Korrektur durch Boas(irgendwann nach 1894) sehr deutlich die ursprünglich fehlerhaften (und bis-lang unkorrigierten) Eintragungen zur Boas-Sammlung aus dem Jahre 1886(Jahr des Museumserwerbs: 1887), wie auch den zweifelhaften Wert der In-formationen, die er seinerzeit zu den bei den T’¬at’¬asikwala erworbenen Objek-ten erhalten hatte – und gerade denen er damals besonderen Wert beigemessenhatte (→ E. Kasten, S. 82). (Ka)

76Franz Boas, 1935Kwakiutl as reflected in Mythology (190 pp.; bibliography, pp. v–vi. Memoirs ofthe American Folk-Lore Society, 28).Privatbesitz

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VITRINE 110077SteinhammerKwakiutl, Alert Bay [?] (Karteneintrag: Bilxula)Hemlocktannenholz, Stein, gespaltene Zedernzweige; 54 x 16 cmMuseum für Völkerkunde, Berlin. Erwerb: Boas 1887, IV A 6933Abb. 20Der mit gespaltenen Zedernzweigen am Holzgriff verschnürte Hammerkopfaus Stein weist die Abbildung eines Lachskopfes auf. Ein Hammer dieser Artkönnte etwa zum Eintreiben der Pfähle beim Bau eines Lachswehres oder zumSpalten von Baumstämmen mit Hilfe von Keilen benutzt worden sein. (Ka)

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78George Hunt, Ms. 1894How the Salmon Came into the World (6 pp., Philadelphia: American Philo-sophical Society). Mikrofilm-Rückvergrößerung.Ein großer Teil des Manuskriptnachlasses von Boas befindet sich heute in denBeständen der American Philosophical Society, Philadelphia, ein weiterer wichti-ger Teil in der Bibliothek der Columbia University. In beiden Sammlungenfinden sich auch Texte in Tsimshian und Kwak’wala, die von Henry Tate bzw.George Hunt an Boas geschickt wurden (→ M. Dürr, S. 109ff.). (Dü)

79Franz Boas, 1909The Kwakiutl of Vancouver Island (Publications of the Jesup North Pacific Ex-pedition, 5 part 2: 301–522, 25 Tafeln, 142 Illustr.).Staatsbibliothek zu BerlinAbbildung eines Lachswehres.

80Franz Boas, 1921Ethnology of the Kwakiutl (1481 pp., Index. Bureau of American Ethnology,35th Annual Report, parts 1 and 2). Texte mit Übersetzungen, VokabularKwak’wala-Englisch / Englisch-Kwak’wala in Teil 2.PrivatbesitzText auf den Seiten 304ff. über die Lachszubereitung.

81Franz Boas, 1934Geographical Names of the Kwakiutl Indians (83 pp., 22 Karten. Columbia Uni-versity Contributions to Anthropology, 20).Staatsbibliothek zu Berlin

VITRINE 111182Franz Boas, 1899Summary of the Work of the Committee in British Columbia (In: Twelfth andFinal Report on the North-Western Tribes of Canada, 1898. Report of the BritishAssociation for the Advancement of Science, 1898: 667–688).Staatsbibliothek zu Berlin

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