Für Nichtökonomen, aber sicher auch manchen Ökonomen ......mulation Fremdkapital, also...
Transcript of Für Nichtökonomen, aber sicher auch manchen Ökonomen ......mulation Fremdkapital, also...
Alfred Lemmnitz
Kar Marx uumlber das zinstragende Kapital
Das zinstragende Kapital
Der fuumlnfte Abschnitt des dritten Bandes des Kapitals traumlgt die Uumlberschrift Spashy
tung des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital Die zahlreichen Kapitel (21 bis 36) enthalten jedoch mehr als die Uumlbeischrift des A bshy
schnitts besagt Naumlmlich auszliger Zins und Unternehmergewinn den Kredit und seine
Rolle in der kapitaiistischen Wirtschaft Kreditgeld Bankkapita fiktives Kapital (u a
Aktien und Aktiengeselschaften Verhaumlltnis von Geldkapitai und wirklichem Kapital)
Auseinandersetzung mit buumlrgerlichen Theorien (Ricardos Geldtheorie Lind das Curshyrenc) principle) Edelmetall und Wechselkurs
Der Aufbau des Abschnitts uumlber das zinstragende Kapital dessen redaktionelle Beshy
arbeitung durch Friedrich Engels erfolgte ist verhaumlltnismaumlszligig uneinheitlich und
macht eine systematische lehrbuchmaumlszligige Darstellung srhwierig da einige Kapitel
Forschungscharakter tragen Zum Beispiel wird eine selbstaumlndige Behandlung des
Kreditgeldes dadurch erschwert daszlig es von Marx einerseits im direkten Zusammenshy
hang mit dem Kredit und andererseits an versch iedenen Stellen behandelt wird
Marx hat sich in diesem Abschnitt sehr gruumlndlich nicht nur mit der Theorie der geshynannten Probieme beschaumlftigt sondern auch mit der Praxis des Kredits und Bankshy
wesens Viele seiner dabei gewonnenen Erkenntn isse sind auch heute noch aktuell
Die Darstellungen zeigen wie er seine dialektisch- und historisch-materialistische Methode fruchtbar anwendet
Das wird deutlich bei den ersten vier Kapiteln Das zinstragende Kapital an sich ist eine allgemeine Kategorie Es existiert wie das Handelskapital schon in den vorkashy
pitalistischen Produktionsweisen in denen Ware und Geld zirkulieren und dient der
Verwertung obwohl kein wirkliches Kapitalverhaumlltnis besteht Es hat die Form des
Wucherkapitals Marx schreibt selbst Das Wucherkapital besitt die Explositationsshyweise des Kapitals ohne seine Produktionsweise2 Das Charakteristische des Wushy
cherkapitals ist die Unbegrenztheit der Houmlhe des Zinsfuszliges Dieser kann da das Vershy
haumlltnis von Verleiher (Glaumlubiger) und Leiher (Schuldner) nicht aus dem Produktionsshy
und Zirkuiationsprozeszlig hervorgeht nicht nur das ganze MehrprQdukt sondern soshygar das ganze Vermoumlgen der Schuldner umfassen
Im Kapitalismus ist wie Marx feststellt das zinstragende Kapital dem industriellen oder kommerziellen Kapital untergeordnet und demzufolge der Zins dem Mehrwert
bzw Profit Marx untersucht Charakter Stellung und Funktion des zinstragenden Kashy
pitals zunaumlchst unabhaumlngig von seinen spezifischen kapi taiistischen Formen Aber
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auch aus den Eroumlrterungen in den ersten vier Kapiteln lassen sich aktuelle Bezuumlge
machen
Fuumlr Nichtoumlkonomen aber sicher auch manchen Oumlkonomen ist vielleicht Maix
Feststellung uumlberraschend daszlig das Geld als Leihkapital eine Ware ist allerdings
eine Ware besonderer Art (sui generis) mit Gebrauchswert und Wert Der Geshy
brauchswert des Geldes als zinstragendes oder Leihkapital ist der Wert des Geldes
selbst Fuumlr den Leiher - den industriellen und Handelskapitalisten - besitzt es den
Gebrauchswert daszlig sie das Geld als Geldkapital in Produktionsmitteln bzw Hanshy
delseinrichtungen sowie Arbeitskraumlften anlegen und mit ihrer Hilfe Mehrvert produshy
zieren und aneignen koumlnnen Daher die eigenartige Zirkulationsformel des zinstrashy
genden Kapitals G-G-W-G-G oder ausfuumlhrlicher G-G-W Auml~-W-G-G Der Zins
ist demnach ein Teil des Mehrwerts und nach dessen Verwandlung in Profit ein Teil
des Durchschnittprof its
Der Wert des Geldes als Leihkapital -vird nicht wie bei anderen Waren weggegeshy
ben sondern er bleibt Eigentu m des Glaumlubigers und wird nur verliehen Er kehrt mit
den Zinsen zu ihm zuruumlck Die Form des Leihens die dieser Ware dem Kapital als Ware eigertuumlml ich ist ergibt sich schonaus der Bestimmung daszlig Kapital hier als
Ware auftritt oder daszlig Geld als Kapital zur Ware wird 3
Aus der Tatsache daszlig der Zins ein Teil des Mehrwerts bzw des DurchschnIttsproshy
fits ist ergibt sich daszlig die Houmlhe des Zinses und der Zinsfuszlig begrenzt sind und zwar
durch die Groumlszlige des Durchschnittsprofits Aus dem Leihgeschaumlft gewinnen naumlmlich
beide der Glaumlubiger und der Schuldner Der Schuldner der industrielle und der kaufshy
maumlnnische Kapitalist verwerten das geliehene Kapital tatsaumlchlich durch die Ausbeushy
tung der Arbeiter und Angestellten im Produktions- bzw Zirkulationsprozeszlig und eigshy
nen sich durch die lInwendung des Leihkapitals oder wie man heute sagt des
Fremdkapitas zusaumltzlichen Profit an Von diesem geben sie einen Teil als Zins dem
Leih kapitalisten nicht den ganzen denn der anwendende oder fungierende Kapitashy
list will ja auch seinen Teil abhaben Dahe haumlngt die Houmlhe des Zinsfuszliges von dem
Konkurrenzkampf zwischen beiden ab Es gibt keine natuumlrliche Rate des Zinsfushy
szliges4
Das Verhaumll tnis von Durchschnittsprofjt und Zins hat sich im gegenwaumlrtigen monoshy
pol- und staatsmonopolist ischen Kapita lism us geaumlndert Die Verschaumlrfung der allgeshy
meinen Krise des Kapitalismus die enormen Profite der Monopole die nicht nur aus
derAusbeutung und Auspluumlnderung der eigenen Bevoumllkerung sondern besorders
der Entw icklungslaumlnder stammen hat einerseits eine gewaltige Masse von uumlbershy
schuumlssigem Geldkapital hervorgebracht Andererseits hat die Ruumlstungspolitik in fast
allen kapitalistischen Laumlndern und besonders in den USA hohe Defizite in den
Staatshaushalten hohe Staatsverschuldung und in vielen Laumlndern hohe HandeIsshyund Le istungsbilanzdef izite verursacht Daher w uchs die Notwendigkeit Geld zu leishy
hen um das wachsende Finanzmanko zu decken Dadurch erreichten die Zinsen
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enorme Houmlhen die nicht aus dem Durchschnittsprofit der Unternehmen bezahlt w ershyden koumlnnen sondern aus Staatseinnahmen gedeckt werden muumlssen Das verurshysachte eine Krise des kapitalistischen Finanzwesens
Zins und Unternehmergewinn
Sehr aktuell ist die Marxsche Analyse der Teiiung des Profits in Zins und Unternehshymergewinn Wir sahen schon daszlig die Unternehmer zur Vergroumlszligerung ihrer Akkushymulation Fremdkapital also Leihkapital aufnehmen und den DurChschnittsprofit mit den Leihkapitalisten die eine bestimmte Gruppe von Geldkapitalisten sind die nicht selbst als Industrie- oder Handelskapitalisten fungieren koumlnnen oder wollen teilen In der Praxis nimmt diese Teilung einszlig besondere Form an die das Verhaumlltnis bei der Kapitalistengruppen der fungierenden und der Geldkapitalisten mystifizieren Es tritt allem Anschein nach eine Teilung des Kapitaeigentums und der Kapitalfunktion
5 ein Der Zins den der Leihkapitalist erhaumllt scheint dem Kapital selbst zu entsprin shygen Man sagt das Kapital arbeitet und das Resultat dieser Arbeit ist der Zins Marx bemerkt dazu Es wird ganz so die Eigenschaft des Geldes Wert zu schaffen Zins abzuwerfen wie die eines Birnbaums Birnen zu tragen 6 Andererseits scheint
der Unternehmergewinn des Resultat der Arbeit des Kapitalisten zu sein In der Tat der kapitalistische Produktionsprozeszlig ist ein gesellschaftlicher Produktionsprozeszlig Tausende von Arbeitern arbeiten an hunderten Maschinen Das erfordert Planung Organisation und Leitung der Produktion Die Leitung eines gesellschaftlichen Proshyduktionsprozesses aber ist produktive Arbeit Darauf wies Marx schon im ersten
Band desKapitals im Kapitel uumlber die Kooperation hin Und diese produktive Arshybeit leistet der Kapitalist sofern er die Produktion selbst leitet Dafuumlr erhaumllt er wie fuumlr qualifizierte Arbeit Arbeitslohn der als Aufsichtslohn erscheint
Aber es leuchtet eindaszlig der Arbeitslohn des Kapitalisten als qualifizierte Arbeit nicht so hoch sein kann wie der von den Arbeitern erzeugte Mehrwert Der Kapitalist leitet uumlbrigens nicht die Produktion um Arbeitslohn zu verdienen sondern um von
den Arbeitern Mehrwert piOduzieren zu lassen und dieses Resultat unbezahlter Arshybeit der Arbeiter sich anzueignen Der Kapitalist ist nicht Kapitalist weii er indushystrieller Leiter ist sondern er wird industrieller Befehlshaber weil er Kapitalist ist 7
Der Aufsichtslohn wird zum bloszligen Schwindel wenn der Kapitalist mit Gehalt beshyzahlt Angestellte die Produktion leiten laumlszligt Am deutlichsten wi rd das bei den Akshytiengeselschaften wo dieAufsichtsraumlte und Vorstandsmitglieder Gehaumllter und Tanshytiemen beziehen die mehrere hunderttausend D-Mark oder pollar betragen koumlnnen ohne dal~ sie nur einen Handschlag inder Produktion tuns
Die Trennung von Kapitaeigentum und Kapitalfunktion und damit von Zins und Unternehmergewinn hat noch eine andere aktuelle Bedeutung Ir den Bi lanzen der Betriebe w ird der Zins auf das eigene Kapital angewendet und nicht ais Teil des Geshy
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winns verbucht sonderr als Ergebnis der Arbeit des Kapitals Der Unternehmershygewinn wird wie schon gesagt als Arbeitslohn des Unternehmers betrachtet9
Der Kredit Der Kredit ist eine spezifische Form des zinstragenden Kapitals im Kapitalismus ein~ andere ist das fiktive Kapital (Obligationen Anleihen Pfandbriefe und Aktien also Wertpapiere oder Effekten) Das 25 Kapitel traumlgt zwar die Uumlberschrift Kredit und fikshytives Kapital behandelt aber nur eine spezifische Form des kapitalistischen Kredits Wechsel und Banknoten und traumlgt noch stark den Charakter der Zusammenfassung von Forschungsergebnissen Wir werden uns zunaumlchst mit dem spezifischen Charakshyte r des zinstragenden Kapitals dem Kredit beschaumlftigen Dieses Thema wird von MarJ( verhaumlltnismaumlszligig kurz und verstreut in den Kapiteln 2730313235 und 36 beshyhandelt
Bisher haben wir festgestellt daszlig die Geldverleiher ihr eigenes Geld den fungieshyrenden Kapitalisten uumlbergeben die es im Produktions- oder Zirkulationsprozeszlig vershywerten und dem Geldverleiher vom Durchschnittsprofit als Zins abgeben Fuumlr den entwickelten Kapitalismus ist die Eltistenz von Banken cherakteristisch Diese uumlber eine Doppelfunktion aus Erstens uumlbernehmen sie die Kassiererfunktion der indushystrielen und kaufmaumlnnischen Kapitalisten Diese deponieren ihr Geld bel den Banshyken Dieszliganken erledigen fuumlr sie das Kassieren und Bezahlen dip aus den Warengeshyschaumlften faumllligen Zahlungsverpfiichtungen Da alle Kapitalisten und auch die kleinen Warenproduzenten Konten bei den Banken haben koumlnnen diese die Zahlungsvershypfiichtu ngen bargeldlos von Konto zu Konto verrechnen Das fuumlhrt dazu daszlig sich bei den Banken eine groszlige Menge von Geld ansammelt Die Depositen also das auf den Konten der Bankkunden befindliche Geld dient den Banken fuumlr die Ausuumlbung ihrer zw~iten Funktion die Gewaumlhrung vor Krediten
Die Banken verleihen demzufolge nicht eigenes sondern fremdes zeitweilig freies Kapital Natuumlrlich muumlssen sie auch eigenes Kapital anlegen aber das macht nur eishynen Bruchteil 4-5 Prozent des gesamten bei ihnen befindlichen Kapitals aus Die Banken entwickeln sich auf diesem Wege zu maumlchtigen Geldkapitalisten und Kreditshygebern Sie stellen wie Marx ihre Rolle im kapitalistischen Wirtschaftssystem umshyreiszligt den industriellen und kommerzielien Kapitalisten alles disponible und selbst potentielle nicht berei ts aktiv engagierte Kapital der Gesellschaft zur Verfuumlgung so daszlig weder der Verleiher noch der Anwender dieses Kapitals dessen Eigentuumlmer oder Produzenten sind __ 10
Diese Tatsache hat groszlige Bedeutung fuuml r die Entwicklung des Kapitalismus Das bei den Banken deponierte und konzentrierte Geld wi rd fuumlr Bankiers durch die Kreditvershygabe zu Kapital Fuumlr-die privaten Kontoinhaber ist es nur Geld das zur Erledigung ihshyrer Zahlungsgeschaumlfte dient Aber es w ird durch die bargeldlose Verrechnung die die Banken zw ischen den Konten ihrer Bankkunden und sogar zwischen Banken vollshy
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ziehen als solches nicht benutzt sondern steht den Bankiers fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte
zur Verfuumlgung - Die bargeldlose Verrechnung ZNischen Banken wird mit dem
Fachausdruck Clearing bezeichnet - Das in Haumlnden der Banken befindliche Geldkashy
pitai gehoumlrt ihnen nicht Durch ihre Funktion als Kassierer saumlmtlicher industrieller
und kommerzieller Kapitalisten ist es als eine Form gesellschaftlichen Kapitals entshy
standen Es hebt damit den Privatcharakter des Kapitals auf und enthaumllt so an sich aber auch nur on sich die Aufhebung des Kapitals seibst 11 In anderer Stelle
schreibt Marx Es ist dies die Aufhebung der kapitalist ischen Produktionsweise inshynerhalb der kapitalistischen Produkt ionsweise selbst 12 Uumlber welche oumlkonomi shy
sche Macht die Banken verfuumlgen w ird an der Masse der Einlagen (Depositen) der
drei groumlszligten Monopolbanken der BRD ersichtlich Die Deutsche Bank AG hatte 1984
736 Milliarden D-Mark Einlagen die Dresdner 8ank AG 569 Milliarden und die Comshy
merz Bank AG 483 Miliiarden W 1 Lenin hat in Fortfuumlhrung der Marxschen Analyse
in seirlem Werk Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus die oumlkoshy
nomische Macht die die Monopolbanken mit Hilfe der Depositen ausuumlben noch naumlshy
her bestimmt Die Bank die das Kontokorrent ( ) fuumlh rt erhaumllt die Moumlglichkeit
sich zunaumlchst uumlber die Geschaumlftslage der einzelnen Kapitalisten genau zu informieshy
ren dann sie zu kont rollieren sie durch Erweiterung oder Schmaumllerung Erleichteshy
rung oder Erschwerung des Kredits zu beeinflussen und schlieszliglich ihr Schicksal restlos zu bestimmen 13
Der Kredit genauer der Bankkredit hat tuumlr die Entwicklung des Kap italismus eine
weitere auszligerordentliche Bedeutung Er beschleunigt die Akkumulation des Kapishy
tals seine Erweiterung Modernisierung und die Intensivierung der Reproduktion
Alle kapitalistischen Unternehmer arbeiter mit Kredit Das bedeutet aber auch daszlig
die Depositen der Banken zum groumlszligten Teil als Kredit vergeben werden und nu r
noch ein Teil als Sicherung bzw als Reservefonds bei den Banken verbleibt Die Banshy
kiers operieuroren mit dem bei ihnen liegenden frernden Geld bis zur aumluszligersten Grenze
um moumlglichst viel Zinsen die fuumlr sie Profit sind zu erraffen Sobald aus irgendweIshy
chen Gruumlnden Zahlungsschwierigkeit-3n entstehen und die Bankkunden ihr Geld in
einem Umfang fordern der den Reservefonds uumlbersteigt werden die Banken zahshylungsunfaumlhig und machen bankrott Das Auftreten der Zahlungsschwierigkeiten hat
aber heute noch viele andere Gruumlnde auf die wir noch naumlher eingehen werden
Der Kredit beschleunigt die EntwicklUng der Produktivkraumlfte in einem Maszlige daszlig
wie Marx feststellt die mateilellen Grundlagen fuumlr ehe houmlhere Gesellschaftsform
geschaffen werden Darin besteht die historische Aufgabe des KapitCllismus Da diese Entwickung auf dem kapitalistischen Privateigentum beruht und sich damit
planlos vollzieht verschaumlrft der Kredit die Widerspruumlche der kapitalistischen Produkshy t ionsweise und mit ihnen die Krisen Der Kredit hat also eine zweifache Wirkung Eishy
nerseits treibt er d ie kapitalistische Produktion voran andererseits verschaumlrft er ihre
Widerspruumlche14 Daher sind jene Theorien fa lsch die meinen daszlig der Kapitalismus
mit Hilfe des Kredits ohne Revolution d h ohne Beseitigung der kapitalist ischen Proshy
duktionsverhaumlltnisse in den Sozialismus w achsen koumlnne
Der kommerzielle Kredit Es wurde schon darauf hingewiesen daszlig Marx den Bankkredit seine Grundlagen
urd seine Funktionen nicht geschlossen sondern an verschiedenen Steilen des Abshyschnitts Spaltung des Profits in Zins und Untern3hmergewinn Das zinstragende
Kapital behandeit Dasselbe gilt fuumlr den kom merzielen Kradit und wie wir sehen
werden das fiktive Kapita Im 30 Kapitel Geldkapitai und wirkliches Kapital I charakt9risiert er den komshy
merzieilen Kred it als den Kredit den die in der Reproduktion beschaumlftigten Kapitalishy
sten einander geben Er bildet die Basis des Kredi tsystems Sein Repraumlsentant ist der
Wechsel 15 Aber schon im 25 ~nd 26 Kapitel beschaumlftigt er sich mit dem Wechsel
und ZIVar in Polemik mit buuml rgerlichen Oumlkonomen und im Zusammenhang mit der
Entstehung des Kreditgeldes Der kommerzielle Kredit entstan aus der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel
bei der die Ware verkauft aber nicht sofort sondern spiiter bezahlt wird Der Verkaumlushy
fer erhaumllt vom Kaumlufer einen Schuldschein dessen entwickelte Form der Wechsel ist
Ein Wechsel ist ein Zahlungsversprechen das an ei nem bestimmten Termin geshy
woumlhnlich drei oder sechs Monate nach Aussteliung eingeloumlst werden muszlig Er kann zum Kauf oder zur Zahlung weitergegeben werden und fungiert als eine spezifische
Form von Geld Marx nenrt ihn dann Handelsgeld und dieses bildet als solches die
Basis des eigentlichen Kreditgeldes dessen bekannteste Form die Banknote ist Das
Kreditgeld beruht nicht auf der Goldgeldzirkulation also weder auf metallischem 16
noch auf Staatspapiergeld sondern auf der WechselzirkulationDer Wechsel w ird zur Banknote indem er an eine Bank verkauft w ird Das nennt
man diskontieren Die Bank gab dann f ruumlher eigene Wechsel heraus das waren Prishy
vatbanknoten Heute hat nur die Staatsbank das Recht Banknoten herauszugeben zu emittieren Zu diesem Zwecke muszlig die Privatbank den Wechsl an sie verkaufen
d h rediskontieren Sie erhaumllt dann Staatsbanknoten Diese- Aktionen ergeben sich aus folgenden Gruumlnden Der Wechsel muszlig fuumlr Gie Zeit bis zu seiner Einloumlsung vershy
zinst w erden Das geschieht auf die Weise daszlig er am Tage seiner Ausstellung nicht zur voll en Summe berechnet w ird sondern m it einem Zinsabzug dem Diskont Erst
am Verfalltag erhaumllt sein Besitzer die volle Summe Die Bank die den Wechsel kauft
diskontiert macht also ein Geschaumlft indem sie fuumlr ihn d ie verkuumlrzte Summe zahlt und
am Verfalltage die volle Summe erhaumllt Die Bank kann aber die Wechsel w ie das bei ihr von ihren Kontoinhaberr deposhy
nierte Geld al s Kreditquelle benutzen Das heiszligt sie kann aufgrund der in ihrem Beshysitz befi ndlichen Werhsel Kred it in Form von Buchgeld vergeben Da zahlreiche Wechsel umlaufen und diskont iert werden ermoumlglichen sie ein umfang reiches Kreshy
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ditgeschaumlft Die Banken verdienen dabei doppelt einmal am Wechseldiskont und zum anderen an den Zinsen und Gebuumlhren die sie fuumlr die gewaumlhrten Kredite erhalshyten
Es wurde schon festgestellt daszlig die Bank die die Einlagen die Depositen als Kreshyditquelie benutzt einen Reservefonds halten muszlig um jederzeit zahlungsfaumlhig lishyquid d h fluumlssig zu sein Das ist natuumlrlicll auch der Fall wenn sie die Wechsel als Kreshy
ditquelle benutzt Doch in diesem Falle kann sie wenn Zahlungsschwierigkeiten einshytreten Wechsel an die Staatsbank verkaufen oder wie gesagt rediskontieren Das
muumlssen aber sogenannte erstklassige Wechsel sein d h ihre Einloumlsung durch den Aussteller muszlig absolut sicher sein
Die Wechsel haben noch eine Besonderheit Wenn sie als Handesgeld zirkulieren ist es moumlglich daszlig die ~ussteiler und Adressaten gegenseitig Wechsel ausgestellt haben die den gleichen Verfalltag haben Dann gleichen sich die Zahlungsverpflichshytungen aus und es braucht kein Geld ausgezahlt zu werden Sie die Wechsel fungie- ren dann durch den Ausgleich selbst als Ged
Bis zu ihrem Verfall - und Zahlungstage zirkulieren solche Wechsel selbst w ieder als Zahlungsmittel und sie bilden das eigentliche Handelsgeld Soweit sie schlieszligshylich durch Ausgleichung von Forderurg und Schlld sich aufheben fungieren sie abshysolut als Geld indem dann keine schlieszligliche Verwandlung in Geld stattfindet 17
Marx untersucht im 25 und 26 Kapitel wie mit den Wechseln reale und Schwindelshygeschaumlfte betrieben wetden Er litiert dazu ausfuumlhrlich damals fuumlhrende Bankfachshyleute und setzt sich mit ihren falschen Erklaumlrungen auseinander die ihre Machenshyschaften um mit den Keditgeschaumlften moumlglichst hche Zinsen zu erlangen verdekshyken Diese bei den Kapitel haben ausgesprochenen Forschungscharakter
Zunaumlchst noch etwas uumlber den kommerziellen Kredit Es wurde schon im Zusamshymenhang mit der Darstellung der kapitalistischen Form des zinstragenden Kapitals dem Bankkredit der auf der Verleihung des in den Depositen und der bargeldlosen Verrechnung bei den Banken angesammelten zeitweilig freien Geldes beruht geshysagt daszlig der Kredit eine maumlchtige Triebkraft der Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft ist Das gilt auch fuumlr den kommerziellen Kredit und seine Instrumente den Wechsel und das Kreditgeld Man kann sagen daszlig kein Kapitaiist gegen bares Geld verkauft und kauft Der kommerzielle Kredit und seine Instrumente verdraumlngen das Geld aus der Zirkulation Marx stellt fest daszlig der kommerzielle Kredit eine Form des Leihkapitals ist Betrachten wir diesen Kredit getrennt vom Bankierkredit so ist kiar daszlig erwaumlchst mit dem Umfang des industriellen Kapitals selbst Leihkapital und industrielles Kapital sind hier identisch die geliehenen Kapitale sind Warenkapitale bestimmt entweder fuumlr schlieszliglicbe individuelie Konsumtion oder zum Ersatz der konstanten Elemente von produktivem Kapital 18
Beim kommerziellen Kredit wird also nicht Ged verliehen sondern Warenkapital Die auf Wechsel verkauften Waen Produktionsmittel oder Konsumt ionsmittel geshy
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hen entweder direkt oder uumlber den Verzehr der Kcinsumtionsmittel zur Reproduktion der Arbeitskraumlfte in die Produktion Der Reproduktionsprozeszlig vollzieht sich dann entshysprechend der Formel W r P W -G-G Der kommerzielle Kredit vermittelt arstens fuumlr den industriellen Kapitalisten den Uumlbergang von einer Phase in die anshydere und zweitens was die Kaufleute betrifft den Transport und lJbergang der Washyren bis zu ihrer Verwandlung in Geld 19
in diesem Zusammenhang weist Marx auf die Hauptursache der Uumlberproduktionshykrisen hin Die Lohnarbeiter erhalten im guumlnstigen Falle d h wenn sie organisiert kaumlmpfen mit dem Lohn den Wert ihrer Arbeitskraft bezahlt Aber sie produzieren daruumlber hinaus den Mehrwert den sich die Kapitalisten ohne Gegenleistung aneigshynen Ihnen geht es jedoch nicht um den Gebrauchswert dieses Mehrprodukts den sie eventuell zur Vergroumlszligerung ihres individuellen Konsums und ihres Luxus vervenshy
den koumlnnten sondern um seinen Wert Aber ihn zu investieren und die Produktion zu modernisieren wuumlrde nur eine bestimmte Zeit und~in einem bestimmten Umfang moumlglich sein Wie wir heute erleben tritt zwar eine Steigerung der Produktion ein aber zur gleichen Zeit erfolgt eine r reisetzung von Millionen Arbeitern aus der Proshyduktion Sie wurden arbeitslos Daher Wie aber die Dinge liegen haumlngt der Ersatz der in der Produktion angelegten Kapitale groszligenteils ab von der Konsumtionsfaumlhigshykeit der nicht produktiven Klassen waumlhrend die Konsumtionsfaumlhigkeit [ ] durch die Gesetze des Arbeitslohns i ] beschraumlnkt ist [ ] Der letzte Grund aler wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschraumlnkung der Massen gegenshyuumlber dem Trieb der kapitalistischen Produktion die Produktivkraumlfte so zu entwickeln als ob nur die absolute Konsumtionsfaumlhigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde2o Das ist eine aktuelle Feststellung Heute da durch die Entwicklung der Produktivshy
kraumlfte und die Akkumulation des Monopolkapitals in den entwickelten kapitalistishy_sehen Laumlndern fast neun Zehntel der Bevoumllkerung Lohnarbeiter ouer Lohnabhaumlnshygige sind bildet der Warenkonsum eine entscheidende Grundlage fuumlr die Realisieshyrung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts Trotz der staatsmonopolistischen Reshygulierungsversuche oder gerade wegen ihnen denn sie haben die millionenfache chronische Arbeitslosigkeit zur Folge und totz der riesigen Ruumlstungsproduktion die faktisch eine Vernichtung und Entwertung eines Teils des Kapitals bedeutet kann das kapitalistische System der Uumlberproduktionskrise nicht entrinnen _
In den Kapiteln 30 bis 32 Geldkapita l und wIrkliches Kapital I 11 und 111 21 beshyschaumlftigt sich Marx ausfuumlhrlich m it der Entw icklung des Leihkapitals im Kapitalismus durch die beiden Formen des Kredits und die Akkumulation des Mehrwerts in Geldshyform Diese Kapitel haben Forschungscharakter mindestens was die Polemik mit buumlrgerlichen Rnanzleuten betrifft Als Leitmotiv dieser Untersuchung koumlnnte die Marxsche Feststellung dienen Nicht jede Vermehrung des leihbarenGeldkapitals zeigt w irkliche Kapitalakkumulat ion oder Erweiterung des Reproduktionsprozesses an22
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Die Darlegungen enthalten viele aktueiie Bezugspunkte denn eines der gegenwaumlrshy
tigen Krisenelemente ist der Uumlberfluszlig an anlagesuchendern Geidkapita Allerdings
besteht heute die Hauptursache im Monopol der Industrie- und Bankkapitalisten Dashymals hatte Marx vor allem mit den Bankkapitalisten zu tun die das gesamte Geld und
Geldkapital bei sich konzentrierten und fuumlr die alles Geld das sie in Form von Kredishy
ten verliehen ob es der Verw andlung in industrieles Kapital diente oder nicht Kapishy
tal war Je mehr sie uumlber Depositen oder Wechsel verfuumlgen desto mehr koumlnnen sie
Geld verleihen und Zinsen kassieren
Marx untersucht w oher das Geld das bei den Banken deponiertwird stammt Unshy
ter anderem ist es akkumulierter Mehrwert deimiddot rloch nicht zur Erweiterung der Proshy
duktion dienen kann Es kann akkumulierte Revenue der Kapitalisten oder zeitw eilig
freies Kapita sein das durch den zeitlichen Unterschied zwischen Produktion und
Realisierung entsteht und schlieszliglich durch Wechselgeschaumlfte die auch Schwindelshy
geschaumlfte sein koumlnnen wodurch das Geldkapital rein fiktiv ist Marx betont Die
Masse des leihbaren Geldkapitals [ ] waumlchst so in der Tat ganz unabhaumlngig von der
wirklichen Akkumuation23 Wie sehr die Banken das bei ihnen deponierte Geld und
die VVechsel fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte benutzen zeigt daszlig sie den Reservefonds bis
zum aumlLszligersten vermindern Marx beweist dies bel fuumlnfzehn ~er 1892 groumlszligten englishy
schen Banken die im Duumlrchschnitteinen Reservefonds von 1197 Prozent ihrer Deposhy
aumliter und lhres Wechselbestandes haben wobei ein ige noch darunter bleiben
Marx analysiert des weiteren das Verhaumlltnis von Uumlberproduumlktionskrisen und Geldshy
und Kreditkrisen die Funktion der Gedmaumlrkte und einiges andere
Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist daszlig durch den Kredit die kapitalistischen Eishy
genturnsverhaumlltnisse vollig veraumlndert werden ohne den Boden der kapitalistischen
Produktionsverhaumlltnisse zu verlassen im Kapitel uumlber die Akkumuation des Kapitals
im ersten Band des Kapitals hatte Marx schon nachgewiesen daszlig clles Kapita akshy
kumulierter Mehrwert und kein Pfennig aus eigener Arbeit erspartes Geld ist Der
Kredit ist von vornherein fremdes Geld oas der Kapitalist fuumlr seine Privatzwecke vershy
wertet Mehrwert produzieren laumlszligt lind sich aneig net Die letzte lilusion des kapitalishy
stischen Systems als ob Kapt der Sproumlszligiing eigner Arbeit und Ersparung waumlre
-geht damit in die Bruumlche Nicht nur besteht der Profit in Aneignung fremder Arbeit
sondern das Kapital womit dese fremde Arbeit in Bewegung gesetzt und ausgebeushy
tet wird besteht aus fremdem Eigentum das der Geldkapitalist dem industriellen Ka shypitaiisten zur Vei-Tuumlgung stellt und w ofuumlr er diesen seinerseits exploitiert 24
Kreditgeld Currency principle Gold
Obwohl das Vesen des Kredit geldes schon erwaumlhnt wurde muszlig es noch naumlher darshygestellt w erden da es gegenwaumlrtig unter marxistischen Oumlkonomen daruuml ber ei ne
noch ungeioumlsten Meinungsstreit gibt Es wurde festgestellt daszlig der Wechsel als Handelsgeld die GrundfoFn des Kreditgeldes ist Durch das Diskontieren den Vershy
kauf der VVechsel an die Banken emittierten diese Banknoten Privatbanknoten und
durch die Rediskont ierung der erstklassigen Wechsel emittierte die Staatsbank
Staatsbanknoten Das ist seit der Zeit vor dem erster Weltkrieg die herrschende entshy
w ickeltste Form der Banknoten lVlarx charakterisierte die Privatbanknote folgendershy
maszligen Die Banknote ist nichts als ein Wechsel auf den Bankier zahlbar jederzeit an den inhaber und vom Bankier den Privatwechseln substituiei25 Die Staatsbankshy
note ist mehr als ein Wechsel aumiddotf die Staatsbank Hinter ihr steht der Staatskredit Sie
ist Geld das Kreditgeid und war bis zum ersten Weltkrieg allgemein und bis zum Zushy
sammenbruch des Abkommens von Bretton Woods uumlber die Staatsbanken gegen
Geld einloumlsungspflichtig konvertibel Die Staatsbanknoten unterliegen wie das Pashy
piergeld dem Geldumlaufgesetz Marx schrieb Es ist bereits bei Betrachtung der
einfachen Geldzirkulation [ ] nachgewiesen worden daszlig die Masse des wirklict zirshy
kulierenden Geldes Geschwindigkeit der Zirkulation und Oumlkonomie der Zahiungen
als gegeben vorausgesetzt bestimmt ist dlJich die Preise der Waren und die Masse
der Transaktionen Dasselbe Gesetz herrscht bei der NotenzirkLilation 26 Das Veishy
haumlltnis des Kreditgeldes seine Konvertibilitaumlt gegen Gold hat schon zu Marx Zeiten
eine Rolle gespielt naumlmlich in dem Streit um die engl ische szligankgesetzgebuumlng
184427
Ursache war die falsche Gedtheorie David Ricardos der u a der Meinung war
daszlig sich die Banknotenemission nach denselben Gesetzen richten muumlsse wie die
Metallgeld- bzw Papiergeldzirkuiation die das Gold repraumlsentiert Nach dieser Aufshy
fassung bzw der seiner Nachfolger denn Ricardo war 1823 gestorben koumlnnten nur
soviel Banknoten emittiert werden wie an ihrer Stelie Goldgeld bzw repraumlsentatives
Papiergeld umlaufen muumlszligte Dieser Grundsatz erhieit den Namen Currency prinshy
cipe - Currency ist die englische Bezeichnung fuumlr Zirkulationsmittel - Der Streit
ging darum daszlig nur bei Goldeinfuhr Banknoten also Kreditgeld und Gold- bzw Pashy
piergeld emittiert werden duumlrfte lind umgekehrt bei Goldausfuhr diese Zirkulationsshy
mittel vermindert werden rnuumlszligten Diese Theorie wurde praktisch als durch eine Miszligernte Getreide eingefuumlhrt und
Gold dafuumlr ausgefuumlhrt werden muszligte ohne daszlig eine Produktionskrise herrschte sondern im Gegenteil die Produktion florierte Aus diesem Grunde waren Kredite
und damit eine Vergroumlszligerung der Banknotenemission gefragt Aber die Banknotenshyemission war wegen des Goldexports vermindert worden und eine Geld- und Kreditshy
krise t rat ein Der Bankakt von 1844 muszligte aufgehoben werden um die Entwicklung
der Prod uktion nicht zu bremsen Marx untersucht diesen Vorgang eingehend (Seine Darlegungen tragen also wieshy
der Forsch ungscharakter) Er kommt zu dem Ergebnis daszlig Ricardos falsche Theorie
uumlber die Rolle des Geldes die Ursache der von dem Direktor der Bank von England Lord Overstone und anderen Bankiers und OumlkonofTlsn eingefuumlhrten Bankakt Ion 1844 war und ein Fiasko erlitt Damit wurde zugleich die Marxsche Theorie des Kreshy
174 175
ditgeldes und seiner oumlkonomischen Grundlagen bestaumltigt daszlig die Banknoten zwar
gegen Gold konvertibel sind und dem Geldumlaufgesetz unterliegen aber ihre Emisshy
sion sich nicht an der Goldreserve der Staatsbank orientiert sondern an den Kreditshy
beduumlrfnissen der Wirtschaft die durch die Ausstellung Diskontierung und Rediskonshy
tierung von Wechseln befriedigt werden
Das Festhalten an dem Bankakt von 1844 hatte uumlbrigens fuumlr die Bankieis einen Vorshy
teil Durch die Einschraumlnkung der Geidemission und der Kredite stiegen die Zinsen und damit auch die Bankgewinne
Zu einem damit zusammenhaumlngenden Jktuellen Problem DLlrch die allgemeine
Aufhebung der Konvertibiiitaumlt des umlaufenden Papier- Kredit- und Buchgeldes geshy
gen Gold im Jahre 1971 entstand wie schon enlvaumlhnt vom USA-Finanzkapital irrishy
tiert und von nicht wenigen marxistischen Oumlkonomen uumlbernommen die Theorie
von der Demontierung des Goldes Es wurde behauptet daszlig nunmehr das Kreditshy
geid obwohl es Ilach der Aufhebung der Konvertibilitaumlt gegen Gold keinen eigenen
Wert hat oder repraumlsentiert alle Geldfunktionen auch die des Maszliges der Werte und
Mal~stalJ der Preise ausuumlbt Eine Zeitlang wurde die Meinung vertreten daszlig die Sonshy
derziehungsrechte des Internationalen Waumlhrungsfonds (lWF) Papiergold seien
Alle diese Theorien befinden sich im Unrecht
Das kapitalistische Waumlhrungssystem befindet sich zwar in einer unheilbaren Krise
und es herrscht eine alle kapitalistichen Laumlnder erfassende chronische Inflation
Aber es kommt nicht vom Gold los Erich Friedemann hat in seinem Beitrag Zur Rolle des Goldes und andererWaumlhrungsreserven im gegenwaumlrtigen Kapitalismus28
nachgewiesen Erstens daszlig die Waumlhrungsgoidreserve zuvor seit 1971 vor alem auf
Kosten der USA umverteilt ab~r konstant ist zweitens daszlig all6 Zentralbanken ihren
Goldbestand nicht nur festhalten sondern zu vermehren suchen drittens daszlig alie
kapitalistischen Waumlhrungen sich an Waumlhrungsgold orientieren viertensdaszlig fuumlr sie
und fuumlr die Privateigentuumlmer das Waumlhrungsgold dar Rettungsanker ist an (jen sie
sich in dem Chaos des verfaulenden kapital istischen Waumlhiungssystems klammern
Der Waumlhrllngsgoldbestand der Waumlhrungsbehoumlrden (Zentralbanken Internationashy
ler Waumlhrungsfonds Weltbank Europaumlisches fJaumlhiUngssystem) betrug 1981 35924
Tonnen In Privatbesitz befinden sich mindestens 30000 Tonnen die dort als Schatz fungieren und zur Waumlhrungsgoldreserve gerechnet werden muumlssen Auf dem Umshy
weg uumlber die Waumlhrungsgoldreserve ist das Gold die Grundlage der Geldfunktionen
auch im heutigen Kapitalismus geblieben Man muszlig zwischen dem Gold als Rohstoff
und Ware sowie as Waumlhrungsgold unterscheiden Das sprunghafte Ansteigen der
Goldpreise nach dem Zusammenbiuch des Bratton-Woods-Systems betraf das Gold
als Rohstoff und Ware Die Preissteigerung des Goides hatte ihre Ursache erstens in der Unterbewertung die durch die Zwangsbindung des Goldpreisesan den USAshy
Dollar entstand und darin (1 Unze Gold gleich 3595 USA-Dollar) daszlig Papier-Dollar schrankenlos emittiert wurden zwmiddoteitens in der allgemeinen Aufhebung der Konvershy
176
tibilitaumlt des umlaufenden inkonvertibel gewordenen Geldes gegen Gol cl in der allshy
gemeinen chronischen infiation viertens in der Spekulation
rlarx beschaumlftigt sich im 35 und 36 Kapitel mit der Rolle des Waumlhrulgsgoldes und
dem Wechselkurs Er untersucht vor allem seine Funktion als Weltgeld und Reserveshy
fonds Es spieite unter dem Goldstandard d h unter den Bedingungen da das Gold
direkt die oumlkonomische Grundlage des Waumlhrungssystems war eine wiGhtige Rolle
beim internationalen Zehlungsausgleich Wenn im Welthandel ein Ungleichgewicht
beim Export und Import entstand muszligte bei einem Exportdefizit d h wenn mehr
Waren eingefuumlhrt als ausgefuumlhrt wurden Gold ausgefuumlhrt werden Das hing mit dem
Wechselkurs zusammen denn auch im Welthandel wird uumlberwiegend auf Kredit vershy
kauft und gekauft daher mit Wechseln bezahlt Entstand ein Handelsdefizit dann
sank derWechselkurs des Landes das zu viel importierte und damit entstanden Vershy
luste fuumlr die Impolieure Daher muszligte Gold exportiert werden um den Wechselkurs
auf der normalen Houmlhe zu halter Der Verfall des Wechselkurses des USA-Dollars
der seine Ursache im staumlndig wachsenden Handelsdefizit und Haushaltsdefizit hat
kann heute nicht mehr mit dem Export von Waumlhrungsgold ausgeglichen werden und
ist eine der Ursachen der Erschuumltte~ung des kapitalistischen Wirtschafts- und Waumlhshy
rungssystems Marx stellt im Ergebnis seiner Untersuchung des Verhaumlltnisses von Kredit und
Vlaumlhrungsgold fest daszlig der Kredit eine Form des Reichtums der kapitalistischen Geshy
sellschaft ist und das Geld aus der Zirkulation verdraumlngt Er beruht auf dem gegenseishy
t igen Vertrauen der Geschaumlftspartner Aber sobald der Kredit erschuumlttert wird [1
soll nun aller reale Reichtum wirklich Lind ploumltzlich in Geld verwandelt werden in
Gold und Silber eine verruumlckte Forderung die aber notwendig aus dem System seibst hervorwaumlchst19 Soviel Gold befand sich nicht im Reservefonds der Banken
Es muszligte daher zur Bank- und Kreditkrise kommen
Die Aufhebung der Godkonvertibilitaumlt des umlaufenden Geldes ist ein Zeichen der
Verschaumlrfung der allgemeinen Krise des Kapitalismus Dennoch funktioniert das Kreshy
ditsystem als Triebkraft der krisenerschuumltterten kapitalistischen Produ~tion und der
Entwicklung der modernen Produktivkraumlfte weiter Daher gilt die im letzten dem
30 Kapitel Vorkapitalistisches get roffene Feststellung auch heute Endlich unshy
terliegt es keinem Zw eifel daszlig das Kreditsystem als ein maumlchtiger Hebe dienen wird waumlhrend des Uumlbergangs aus der kap italistischen Produktionsweise in die Produkshy
tionsw eise der assoziierten Arbeit jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren orga nischen Umwaumllzungen der Produktionsweise selbst30 das hpiszligt im
Zusammenhang mit der pro letarischen Revolution der Errichtung der Herrschaft der
Arbeiterklasse der Enteignung des Monopolkapitals und der Verwandlung des moshynopolkapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln in Volkseigentum
125923 177
Aktiengesellschaften Fiktives Kapital
Die Kategorie fiktives Kapital wird in der Uumlberschrift des 25 Kapitels Kredit und fiktishy
ves Kapital erwaumlhnt aber dort nicht behandelt Dort geht es ediglich wie schon geshy
sagt um den Wechsel und dessen Funktion als Handelsgeld sowie um Man ipulatioshy
nen die mit dem Wechsel betrieben werden Es wird vor ailem im Kapitel 27 Die
Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion und im Kapitel 29 Bestandshyteile des Bankkapitals analysiert
Nebenbei bemerkt der heutige dritte Band des Kapitals (im Rahmen der MEW)
bestand in der von Engels 1894 herausgegebenen und 1922 nachgedruckten sechshy
sten Auflage aus zwei Teilen bzw Buumlchern Das erste Buch ging bis Kapitel 28 Umshy
laufmittel und Kapital Tookes und Fullartons Auffassung Es ist ein polemisches
Kapitel das sich in der Hauptsache mit der Verwechslung von Geld und Kapital beshy
schaumlftigt Es handelt sich um das auf den Konten der Banken befindliche zeitweilig
fre ie Geld der Bankkunden das von den Bankiers als Geldkapital fuumlr Kredite benutzt
wird Dieses Kapitel ist als 28 zwischen Kapitel 27 und 29 geschoben in denen hauptshy
saumlchlich uumlber das fiktive Kapital und die Aktiengesellschaften geschrieben wird Das
29 Kapitel eroumlffnet den zweiten Teil des dritten Bandes des Kapitals Es wird die
Uumlberschrift des dritten Bandes Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion
wiederholt und zwar als Zweiter Teil Am Beginn des dritten Bandes steht Dritshy
tes Buch Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion Erster Teil Zu Beginn
des Zweiten Teils (S479) wird auch die Uumlberschrift Fuumlnfter Abschnitt Spaltung
des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital wiederholt Die Uumlberschriften stammen anscheinend von Engels und spiegeln nur teilweise den Inhalt des betreffenden Kapitels wider
Die Behandlung des fiktiven Kapitals im 25 Kapitel wird also sozusagen zweifach unterbrochen Einmal durch das 28 Kapitel und zum anderen durch die Teilung des
dritten Bandes des Kapitals in zwei Teile Im Kapitel 27 Die Relie des Kredits in der kapitalistischen Produktion kommt Marx zu den Aktiengesellschaften und zum
fiktiven Kapital uumlber den Hinweis daszlig der Kredit die Ausgleichung der Profitrater
vermittelt und die Zirkulationskosten verringert Dann stellt erfest daszlig die gewaltige
Konzentration der Produktion und des Kapitals eine Gruumlndung und Fuumlhrung von Unshy
ternehmen durch Einzelkapitale unmoumlglich macht Fruumlher waren solche Groszliguntershy
nehmen Regierungsunternehmen dann wurden sie ZL kapitalistischen Gesellshyschaftsunternehmen
Er zieht daraus gleich entsche idende Schluszligfolgerungen fuumlr die Entwicklung und
Abloumlsung des Kapitalismus durch eine houmlhere Gesellschaftsordnung Das Kapital
das an sich auf gesellschaftJicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftlishyche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskraumlften voraussetzt erhaumllt
hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen)
im Gegensatz zum Privatkapital und seine Unternehmungen t reten auf als Gesellshy
schafisunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen Es ist die Aufheshy
bung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Proshyduktionsweise selbst 31
Er fuumlgt hinzu daszlig der fung ierende Kapitalist zu einem blorsen Verwalter von fremshy
dem Kap ital wird - gemeint sind die Aktiengesellschaften -und die Kapitaleigentuumlshy
mer - die Aktionaumlre - zu bloszligen Geldkapitalisten Friedrich Enges ergaumlnzt in einer
Einschaltung noch daszlig aus den Aktiengesellschaften sich internationale Kartelle
wie der britische United Alkali Trust entwickel t haben Diese Uumlberlegungen bilden
eine Art Zwischenglied zu Lenins Imperialismustheorie Im Kapitel 29 Bestandteile
des BankkapItals untersucht Marx eingehend das fiktive Kapital Hier kommt er
nach einer kurzen Angabe der Bestandteile des Bankkapitals zum Thema Das fiktive
Kapital ist wie zu Beginn unserer Betrachtung schon vermerkt wurde eine Form des
zinstragenden Kapitals eine recht eigenartige Form Marx schreibt Die Form des
zirlstragenden Kapitals bringt es mit sich daszlig jede bestimmte und regelmaumlszligige Geldshy
revenue als Zins eines Kapitals erscheint sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht Erst wird das Geldeinklmmen in Zins verwandelt und mit dem Zins finshydet sich dann auch das Kapital woraus es entspringt 32
Jemand erhaumllt beispielsweise regelmaumlszligig jaumlhrlich 1000 DM Der herrschende Zinsshy
fuszlig betrage 5 Prozent Dann werden die 1OOODM mit 100 multipliziert Das ergibt
100000DM Durch 5 naumlmlich die 5 Prozent Zinsen dividiert ergibt das 20000DM
Das ist dann das errechnete oder erdachte Kapital Es existiert nicht wirklich sondern
nur in der Vorstellung des Revenueempfaumlngers LInd ist daher fiktives Kapital Man
nennt diesen Prozeszlig der Bildung des fiktiven Kapitals kapitalisieren 33
Wenn der Bezieher der Revenue verbrieft kriegt daszlig er jaumlhrlich 1000 DM erhaumllt
dann kann er diesen Berechtigungsschein fuumlr 20000DM verkaufen Hierbei wird
deutlich daszlig der Kaumlufer nicht das Kapital das ja in Wirklichkeit nicht existiert sonshy
dern nur die Berechtigung jaumlhrlich 1000 Drvl zu beziehen erhaumllt Worin besteht die praktische d h die oumlkonomische Bedeutung dieser Erkenntnis
vom fiktiven Kapital Marx belegt sie mit einigen Beispielen Wir werden sie aktualishy
sieren Er beginnt mit den Staatsschulden Der Staat z B die BRD-Regierung muszlig
Schulden machen weil sie die Staatshaushaltsausgaben besonderswegen der hoshy
hen Ruumlst ungsausgaben nicht m it den Staatshaushaltseinnahmen decken kann Sie
muszlig sich wie es heiszligt mit 40 Mill iarden DM neu verschulden Dazu w ird sie der Staatsbank und der Oumlffentlichkeit Staatsanleihepapiere verkaufen in denen sie vershy
spricht 6 oder 7 Prozent Zinsen zu zahlen Das Kapital das in diesem Falle verzinst
wird existiert gar nicht Es sind die Staatsschulden also weniger als nichts das vershy
zinst wird Aber in allen diesen Faumlllen bieibt das Kapital als dessen Abkoumlmmling (Zins) die St aatszahlung betrachtet wird illusorisch fiktives Kapital Nicht nur daszlig
die Summe d ie dem Staat geliehen wurde uumlberhaupt nicht mehr existiert Sie war uumlberhaupt nie bestimmt als Kapital verausgabt angelegt zu werden 34
179 178
Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und
zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als
Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses
Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die
Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig
zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar
Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy
schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen
werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt
Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit
Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy
nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy
lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das
dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy
tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige
Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt
Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen
Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden
oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie
Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt
wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben
die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy
talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert
nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre
Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL
Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies
Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat
manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital
existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und
als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy
schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende
Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy
lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy
schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann
steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann
verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy
densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige
180
Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs
Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy
schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober
1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy
gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste
Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die
Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy
sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die
Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy
gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in
die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem
einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung
uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy
fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36
Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy
aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen
Anmerkungen
1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626
2 Ebenda S 611
3 Ebenda S 3l54
4 Ebenda S 369
5 Siehe ebenda S 388
6 Ebenda S405
7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352
8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403
9 Siehe ebenda S 388
10 Ebenda S620 1 Ebenda
12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke
Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457
15 Ebenda 5 496_
16 Siehe ebenda S413
17 Ebenda 18 Ebenda S498
181
19 EbendaS499
20 Ebenda S 501
21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502
23 Ebenda S512
24 Ebenda S 524 25 EbendaS417
26 Ebenda S 538
27 Ebenda S 562-579
28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy
genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189
29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621
31 Ebenda S452
32 Ebenda S 482
33 Siehe ebenda S 484
34 Ebenda 8 482483
35 Ebenda S484485
36 Ebenda S454455
182
Gisela Winkler
Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ
des dritten Ba ndes des Kapitals JJ
im oumlkonomischen W erk von Karl Marx
In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy
punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind
zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des
literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng
mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy
wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy
ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy
rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen
ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes
von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy
stische Rententheorie einnimmt
Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-
szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy
gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns
aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen
bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy
tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum
Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der
Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung
von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals
Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy
theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im
Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy
talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die
Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der
Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis
1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen
Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher
183
enorme Houmlhen die nicht aus dem Durchschnittsprofit der Unternehmen bezahlt w ershyden koumlnnen sondern aus Staatseinnahmen gedeckt werden muumlssen Das verurshysachte eine Krise des kapitalistischen Finanzwesens
Zins und Unternehmergewinn
Sehr aktuell ist die Marxsche Analyse der Teiiung des Profits in Zins und Unternehshymergewinn Wir sahen schon daszlig die Unternehmer zur Vergroumlszligerung ihrer Akkushymulation Fremdkapital also Leihkapital aufnehmen und den DurChschnittsprofit mit den Leihkapitalisten die eine bestimmte Gruppe von Geldkapitalisten sind die nicht selbst als Industrie- oder Handelskapitalisten fungieren koumlnnen oder wollen teilen In der Praxis nimmt diese Teilung einszlig besondere Form an die das Verhaumlltnis bei der Kapitalistengruppen der fungierenden und der Geldkapitalisten mystifizieren Es tritt allem Anschein nach eine Teilung des Kapitaeigentums und der Kapitalfunktion
5 ein Der Zins den der Leihkapitalist erhaumllt scheint dem Kapital selbst zu entsprin shygen Man sagt das Kapital arbeitet und das Resultat dieser Arbeit ist der Zins Marx bemerkt dazu Es wird ganz so die Eigenschaft des Geldes Wert zu schaffen Zins abzuwerfen wie die eines Birnbaums Birnen zu tragen 6 Andererseits scheint
der Unternehmergewinn des Resultat der Arbeit des Kapitalisten zu sein In der Tat der kapitalistische Produktionsprozeszlig ist ein gesellschaftlicher Produktionsprozeszlig Tausende von Arbeitern arbeiten an hunderten Maschinen Das erfordert Planung Organisation und Leitung der Produktion Die Leitung eines gesellschaftlichen Proshyduktionsprozesses aber ist produktive Arbeit Darauf wies Marx schon im ersten
Band desKapitals im Kapitel uumlber die Kooperation hin Und diese produktive Arshybeit leistet der Kapitalist sofern er die Produktion selbst leitet Dafuumlr erhaumllt er wie fuumlr qualifizierte Arbeit Arbeitslohn der als Aufsichtslohn erscheint
Aber es leuchtet eindaszlig der Arbeitslohn des Kapitalisten als qualifizierte Arbeit nicht so hoch sein kann wie der von den Arbeitern erzeugte Mehrwert Der Kapitalist leitet uumlbrigens nicht die Produktion um Arbeitslohn zu verdienen sondern um von
den Arbeitern Mehrwert piOduzieren zu lassen und dieses Resultat unbezahlter Arshybeit der Arbeiter sich anzueignen Der Kapitalist ist nicht Kapitalist weii er indushystrieller Leiter ist sondern er wird industrieller Befehlshaber weil er Kapitalist ist 7
Der Aufsichtslohn wird zum bloszligen Schwindel wenn der Kapitalist mit Gehalt beshyzahlt Angestellte die Produktion leiten laumlszligt Am deutlichsten wi rd das bei den Akshytiengeselschaften wo dieAufsichtsraumlte und Vorstandsmitglieder Gehaumllter und Tanshytiemen beziehen die mehrere hunderttausend D-Mark oder pollar betragen koumlnnen ohne dal~ sie nur einen Handschlag inder Produktion tuns
Die Trennung von Kapitaeigentum und Kapitalfunktion und damit von Zins und Unternehmergewinn hat noch eine andere aktuelle Bedeutung Ir den Bi lanzen der Betriebe w ird der Zins auf das eigene Kapital angewendet und nicht ais Teil des Geshy
168
winns verbucht sonderr als Ergebnis der Arbeit des Kapitals Der Unternehmershygewinn wird wie schon gesagt als Arbeitslohn des Unternehmers betrachtet9
Der Kredit Der Kredit ist eine spezifische Form des zinstragenden Kapitals im Kapitalismus ein~ andere ist das fiktive Kapital (Obligationen Anleihen Pfandbriefe und Aktien also Wertpapiere oder Effekten) Das 25 Kapitel traumlgt zwar die Uumlberschrift Kredit und fikshytives Kapital behandelt aber nur eine spezifische Form des kapitalistischen Kredits Wechsel und Banknoten und traumlgt noch stark den Charakter der Zusammenfassung von Forschungsergebnissen Wir werden uns zunaumlchst mit dem spezifischen Charakshyte r des zinstragenden Kapitals dem Kredit beschaumlftigen Dieses Thema wird von MarJ( verhaumlltnismaumlszligig kurz und verstreut in den Kapiteln 2730313235 und 36 beshyhandelt
Bisher haben wir festgestellt daszlig die Geldverleiher ihr eigenes Geld den fungieshyrenden Kapitalisten uumlbergeben die es im Produktions- oder Zirkulationsprozeszlig vershywerten und dem Geldverleiher vom Durchschnittsprofit als Zins abgeben Fuumlr den entwickelten Kapitalismus ist die Eltistenz von Banken cherakteristisch Diese uumlber eine Doppelfunktion aus Erstens uumlbernehmen sie die Kassiererfunktion der indushystrielen und kaufmaumlnnischen Kapitalisten Diese deponieren ihr Geld bel den Banshyken Dieszliganken erledigen fuumlr sie das Kassieren und Bezahlen dip aus den Warengeshyschaumlften faumllligen Zahlungsverpfiichtungen Da alle Kapitalisten und auch die kleinen Warenproduzenten Konten bei den Banken haben koumlnnen diese die Zahlungsvershypfiichtu ngen bargeldlos von Konto zu Konto verrechnen Das fuumlhrt dazu daszlig sich bei den Banken eine groszlige Menge von Geld ansammelt Die Depositen also das auf den Konten der Bankkunden befindliche Geld dient den Banken fuumlr die Ausuumlbung ihrer zw~iten Funktion die Gewaumlhrung vor Krediten
Die Banken verleihen demzufolge nicht eigenes sondern fremdes zeitweilig freies Kapital Natuumlrlich muumlssen sie auch eigenes Kapital anlegen aber das macht nur eishynen Bruchteil 4-5 Prozent des gesamten bei ihnen befindlichen Kapitals aus Die Banken entwickeln sich auf diesem Wege zu maumlchtigen Geldkapitalisten und Kreditshygebern Sie stellen wie Marx ihre Rolle im kapitalistischen Wirtschaftssystem umshyreiszligt den industriellen und kommerzielien Kapitalisten alles disponible und selbst potentielle nicht berei ts aktiv engagierte Kapital der Gesellschaft zur Verfuumlgung so daszlig weder der Verleiher noch der Anwender dieses Kapitals dessen Eigentuumlmer oder Produzenten sind __ 10
Diese Tatsache hat groszlige Bedeutung fuuml r die Entwicklung des Kapitalismus Das bei den Banken deponierte und konzentrierte Geld wi rd fuumlr Bankiers durch die Kreditvershygabe zu Kapital Fuumlr-die privaten Kontoinhaber ist es nur Geld das zur Erledigung ihshyrer Zahlungsgeschaumlfte dient Aber es w ird durch die bargeldlose Verrechnung die die Banken zw ischen den Konten ihrer Bankkunden und sogar zwischen Banken vollshy
169
ziehen als solches nicht benutzt sondern steht den Bankiers fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte
zur Verfuumlgung - Die bargeldlose Verrechnung ZNischen Banken wird mit dem
Fachausdruck Clearing bezeichnet - Das in Haumlnden der Banken befindliche Geldkashy
pitai gehoumlrt ihnen nicht Durch ihre Funktion als Kassierer saumlmtlicher industrieller
und kommerzieller Kapitalisten ist es als eine Form gesellschaftlichen Kapitals entshy
standen Es hebt damit den Privatcharakter des Kapitals auf und enthaumllt so an sich aber auch nur on sich die Aufhebung des Kapitals seibst 11 In anderer Stelle
schreibt Marx Es ist dies die Aufhebung der kapitalist ischen Produktionsweise inshynerhalb der kapitalistischen Produkt ionsweise selbst 12 Uumlber welche oumlkonomi shy
sche Macht die Banken verfuumlgen w ird an der Masse der Einlagen (Depositen) der
drei groumlszligten Monopolbanken der BRD ersichtlich Die Deutsche Bank AG hatte 1984
736 Milliarden D-Mark Einlagen die Dresdner 8ank AG 569 Milliarden und die Comshy
merz Bank AG 483 Miliiarden W 1 Lenin hat in Fortfuumlhrung der Marxschen Analyse
in seirlem Werk Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus die oumlkoshy
nomische Macht die die Monopolbanken mit Hilfe der Depositen ausuumlben noch naumlshy
her bestimmt Die Bank die das Kontokorrent ( ) fuumlh rt erhaumllt die Moumlglichkeit
sich zunaumlchst uumlber die Geschaumlftslage der einzelnen Kapitalisten genau zu informieshy
ren dann sie zu kont rollieren sie durch Erweiterung oder Schmaumllerung Erleichteshy
rung oder Erschwerung des Kredits zu beeinflussen und schlieszliglich ihr Schicksal restlos zu bestimmen 13
Der Kredit genauer der Bankkredit hat tuumlr die Entwicklung des Kap italismus eine
weitere auszligerordentliche Bedeutung Er beschleunigt die Akkumulation des Kapishy
tals seine Erweiterung Modernisierung und die Intensivierung der Reproduktion
Alle kapitalistischen Unternehmer arbeiter mit Kredit Das bedeutet aber auch daszlig
die Depositen der Banken zum groumlszligten Teil als Kredit vergeben werden und nu r
noch ein Teil als Sicherung bzw als Reservefonds bei den Banken verbleibt Die Banshy
kiers operieuroren mit dem bei ihnen liegenden frernden Geld bis zur aumluszligersten Grenze
um moumlglichst viel Zinsen die fuumlr sie Profit sind zu erraffen Sobald aus irgendweIshy
chen Gruumlnden Zahlungsschwierigkeit-3n entstehen und die Bankkunden ihr Geld in
einem Umfang fordern der den Reservefonds uumlbersteigt werden die Banken zahshylungsunfaumlhig und machen bankrott Das Auftreten der Zahlungsschwierigkeiten hat
aber heute noch viele andere Gruumlnde auf die wir noch naumlher eingehen werden
Der Kredit beschleunigt die EntwicklUng der Produktivkraumlfte in einem Maszlige daszlig
wie Marx feststellt die mateilellen Grundlagen fuumlr ehe houmlhere Gesellschaftsform
geschaffen werden Darin besteht die historische Aufgabe des KapitCllismus Da diese Entwickung auf dem kapitalistischen Privateigentum beruht und sich damit
planlos vollzieht verschaumlrft der Kredit die Widerspruumlche der kapitalistischen Produkshy t ionsweise und mit ihnen die Krisen Der Kredit hat also eine zweifache Wirkung Eishy
nerseits treibt er d ie kapitalistische Produktion voran andererseits verschaumlrft er ihre
Widerspruumlche14 Daher sind jene Theorien fa lsch die meinen daszlig der Kapitalismus
mit Hilfe des Kredits ohne Revolution d h ohne Beseitigung der kapitalist ischen Proshy
duktionsverhaumlltnisse in den Sozialismus w achsen koumlnne
Der kommerzielle Kredit Es wurde schon darauf hingewiesen daszlig Marx den Bankkredit seine Grundlagen
urd seine Funktionen nicht geschlossen sondern an verschiedenen Steilen des Abshyschnitts Spaltung des Profits in Zins und Untern3hmergewinn Das zinstragende
Kapital behandeit Dasselbe gilt fuumlr den kom merzielen Kradit und wie wir sehen
werden das fiktive Kapita Im 30 Kapitel Geldkapitai und wirkliches Kapital I charakt9risiert er den komshy
merzieilen Kred it als den Kredit den die in der Reproduktion beschaumlftigten Kapitalishy
sten einander geben Er bildet die Basis des Kredi tsystems Sein Repraumlsentant ist der
Wechsel 15 Aber schon im 25 ~nd 26 Kapitel beschaumlftigt er sich mit dem Wechsel
und ZIVar in Polemik mit buuml rgerlichen Oumlkonomen und im Zusammenhang mit der
Entstehung des Kreditgeldes Der kommerzielle Kredit entstan aus der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel
bei der die Ware verkauft aber nicht sofort sondern spiiter bezahlt wird Der Verkaumlushy
fer erhaumllt vom Kaumlufer einen Schuldschein dessen entwickelte Form der Wechsel ist
Ein Wechsel ist ein Zahlungsversprechen das an ei nem bestimmten Termin geshy
woumlhnlich drei oder sechs Monate nach Aussteliung eingeloumlst werden muszlig Er kann zum Kauf oder zur Zahlung weitergegeben werden und fungiert als eine spezifische
Form von Geld Marx nenrt ihn dann Handelsgeld und dieses bildet als solches die
Basis des eigentlichen Kreditgeldes dessen bekannteste Form die Banknote ist Das
Kreditgeld beruht nicht auf der Goldgeldzirkulation also weder auf metallischem 16
noch auf Staatspapiergeld sondern auf der WechselzirkulationDer Wechsel w ird zur Banknote indem er an eine Bank verkauft w ird Das nennt
man diskontieren Die Bank gab dann f ruumlher eigene Wechsel heraus das waren Prishy
vatbanknoten Heute hat nur die Staatsbank das Recht Banknoten herauszugeben zu emittieren Zu diesem Zwecke muszlig die Privatbank den Wechsl an sie verkaufen
d h rediskontieren Sie erhaumllt dann Staatsbanknoten Diese- Aktionen ergeben sich aus folgenden Gruumlnden Der Wechsel muszlig fuumlr Gie Zeit bis zu seiner Einloumlsung vershy
zinst w erden Das geschieht auf die Weise daszlig er am Tage seiner Ausstellung nicht zur voll en Summe berechnet w ird sondern m it einem Zinsabzug dem Diskont Erst
am Verfalltag erhaumllt sein Besitzer die volle Summe Die Bank die den Wechsel kauft
diskontiert macht also ein Geschaumlft indem sie fuumlr ihn d ie verkuumlrzte Summe zahlt und
am Verfalltage die volle Summe erhaumllt Die Bank kann aber die Wechsel w ie das bei ihr von ihren Kontoinhaberr deposhy
nierte Geld al s Kreditquelle benutzen Das heiszligt sie kann aufgrund der in ihrem Beshysitz befi ndlichen Werhsel Kred it in Form von Buchgeld vergeben Da zahlreiche Wechsel umlaufen und diskont iert werden ermoumlglichen sie ein umfang reiches Kreshy
170 171
ditgeschaumlft Die Banken verdienen dabei doppelt einmal am Wechseldiskont und zum anderen an den Zinsen und Gebuumlhren die sie fuumlr die gewaumlhrten Kredite erhalshyten
Es wurde schon festgestellt daszlig die Bank die die Einlagen die Depositen als Kreshyditquelie benutzt einen Reservefonds halten muszlig um jederzeit zahlungsfaumlhig lishyquid d h fluumlssig zu sein Das ist natuumlrlicll auch der Fall wenn sie die Wechsel als Kreshy
ditquelle benutzt Doch in diesem Falle kann sie wenn Zahlungsschwierigkeiten einshytreten Wechsel an die Staatsbank verkaufen oder wie gesagt rediskontieren Das
muumlssen aber sogenannte erstklassige Wechsel sein d h ihre Einloumlsung durch den Aussteller muszlig absolut sicher sein
Die Wechsel haben noch eine Besonderheit Wenn sie als Handesgeld zirkulieren ist es moumlglich daszlig die ~ussteiler und Adressaten gegenseitig Wechsel ausgestellt haben die den gleichen Verfalltag haben Dann gleichen sich die Zahlungsverpflichshytungen aus und es braucht kein Geld ausgezahlt zu werden Sie die Wechsel fungie- ren dann durch den Ausgleich selbst als Ged
Bis zu ihrem Verfall - und Zahlungstage zirkulieren solche Wechsel selbst w ieder als Zahlungsmittel und sie bilden das eigentliche Handelsgeld Soweit sie schlieszligshylich durch Ausgleichung von Forderurg und Schlld sich aufheben fungieren sie abshysolut als Geld indem dann keine schlieszligliche Verwandlung in Geld stattfindet 17
Marx untersucht im 25 und 26 Kapitel wie mit den Wechseln reale und Schwindelshygeschaumlfte betrieben wetden Er litiert dazu ausfuumlhrlich damals fuumlhrende Bankfachshyleute und setzt sich mit ihren falschen Erklaumlrungen auseinander die ihre Machenshyschaften um mit den Keditgeschaumlften moumlglichst hche Zinsen zu erlangen verdekshyken Diese bei den Kapitel haben ausgesprochenen Forschungscharakter
Zunaumlchst noch etwas uumlber den kommerziellen Kredit Es wurde schon im Zusamshymenhang mit der Darstellung der kapitalistischen Form des zinstragenden Kapitals dem Bankkredit der auf der Verleihung des in den Depositen und der bargeldlosen Verrechnung bei den Banken angesammelten zeitweilig freien Geldes beruht geshysagt daszlig der Kredit eine maumlchtige Triebkraft der Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft ist Das gilt auch fuumlr den kommerziellen Kredit und seine Instrumente den Wechsel und das Kreditgeld Man kann sagen daszlig kein Kapitaiist gegen bares Geld verkauft und kauft Der kommerzielle Kredit und seine Instrumente verdraumlngen das Geld aus der Zirkulation Marx stellt fest daszlig der kommerzielle Kredit eine Form des Leihkapitals ist Betrachten wir diesen Kredit getrennt vom Bankierkredit so ist kiar daszlig erwaumlchst mit dem Umfang des industriellen Kapitals selbst Leihkapital und industrielles Kapital sind hier identisch die geliehenen Kapitale sind Warenkapitale bestimmt entweder fuumlr schlieszliglicbe individuelie Konsumtion oder zum Ersatz der konstanten Elemente von produktivem Kapital 18
Beim kommerziellen Kredit wird also nicht Ged verliehen sondern Warenkapital Die auf Wechsel verkauften Waen Produktionsmittel oder Konsumt ionsmittel geshy
172
hen entweder direkt oder uumlber den Verzehr der Kcinsumtionsmittel zur Reproduktion der Arbeitskraumlfte in die Produktion Der Reproduktionsprozeszlig vollzieht sich dann entshysprechend der Formel W r P W -G-G Der kommerzielle Kredit vermittelt arstens fuumlr den industriellen Kapitalisten den Uumlbergang von einer Phase in die anshydere und zweitens was die Kaufleute betrifft den Transport und lJbergang der Washyren bis zu ihrer Verwandlung in Geld 19
in diesem Zusammenhang weist Marx auf die Hauptursache der Uumlberproduktionshykrisen hin Die Lohnarbeiter erhalten im guumlnstigen Falle d h wenn sie organisiert kaumlmpfen mit dem Lohn den Wert ihrer Arbeitskraft bezahlt Aber sie produzieren daruumlber hinaus den Mehrwert den sich die Kapitalisten ohne Gegenleistung aneigshynen Ihnen geht es jedoch nicht um den Gebrauchswert dieses Mehrprodukts den sie eventuell zur Vergroumlszligerung ihres individuellen Konsums und ihres Luxus vervenshy
den koumlnnten sondern um seinen Wert Aber ihn zu investieren und die Produktion zu modernisieren wuumlrde nur eine bestimmte Zeit und~in einem bestimmten Umfang moumlglich sein Wie wir heute erleben tritt zwar eine Steigerung der Produktion ein aber zur gleichen Zeit erfolgt eine r reisetzung von Millionen Arbeitern aus der Proshyduktion Sie wurden arbeitslos Daher Wie aber die Dinge liegen haumlngt der Ersatz der in der Produktion angelegten Kapitale groszligenteils ab von der Konsumtionsfaumlhigshykeit der nicht produktiven Klassen waumlhrend die Konsumtionsfaumlhigkeit [ ] durch die Gesetze des Arbeitslohns i ] beschraumlnkt ist [ ] Der letzte Grund aler wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschraumlnkung der Massen gegenshyuumlber dem Trieb der kapitalistischen Produktion die Produktivkraumlfte so zu entwickeln als ob nur die absolute Konsumtionsfaumlhigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde2o Das ist eine aktuelle Feststellung Heute da durch die Entwicklung der Produktivshy
kraumlfte und die Akkumulation des Monopolkapitals in den entwickelten kapitalistishy_sehen Laumlndern fast neun Zehntel der Bevoumllkerung Lohnarbeiter ouer Lohnabhaumlnshygige sind bildet der Warenkonsum eine entscheidende Grundlage fuumlr die Realisieshyrung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts Trotz der staatsmonopolistischen Reshygulierungsversuche oder gerade wegen ihnen denn sie haben die millionenfache chronische Arbeitslosigkeit zur Folge und totz der riesigen Ruumlstungsproduktion die faktisch eine Vernichtung und Entwertung eines Teils des Kapitals bedeutet kann das kapitalistische System der Uumlberproduktionskrise nicht entrinnen _
In den Kapiteln 30 bis 32 Geldkapita l und wIrkliches Kapital I 11 und 111 21 beshyschaumlftigt sich Marx ausfuumlhrlich m it der Entw icklung des Leihkapitals im Kapitalismus durch die beiden Formen des Kredits und die Akkumulation des Mehrwerts in Geldshyform Diese Kapitel haben Forschungscharakter mindestens was die Polemik mit buumlrgerlichen Rnanzleuten betrifft Als Leitmotiv dieser Untersuchung koumlnnte die Marxsche Feststellung dienen Nicht jede Vermehrung des leihbarenGeldkapitals zeigt w irkliche Kapitalakkumulat ion oder Erweiterung des Reproduktionsprozesses an22
173
Die Darlegungen enthalten viele aktueiie Bezugspunkte denn eines der gegenwaumlrshy
tigen Krisenelemente ist der Uumlberfluszlig an anlagesuchendern Geidkapita Allerdings
besteht heute die Hauptursache im Monopol der Industrie- und Bankkapitalisten Dashymals hatte Marx vor allem mit den Bankkapitalisten zu tun die das gesamte Geld und
Geldkapital bei sich konzentrierten und fuumlr die alles Geld das sie in Form von Kredishy
ten verliehen ob es der Verw andlung in industrieles Kapital diente oder nicht Kapishy
tal war Je mehr sie uumlber Depositen oder Wechsel verfuumlgen desto mehr koumlnnen sie
Geld verleihen und Zinsen kassieren
Marx untersucht w oher das Geld das bei den Banken deponiertwird stammt Unshy
ter anderem ist es akkumulierter Mehrwert deimiddot rloch nicht zur Erweiterung der Proshy
duktion dienen kann Es kann akkumulierte Revenue der Kapitalisten oder zeitw eilig
freies Kapita sein das durch den zeitlichen Unterschied zwischen Produktion und
Realisierung entsteht und schlieszliglich durch Wechselgeschaumlfte die auch Schwindelshy
geschaumlfte sein koumlnnen wodurch das Geldkapital rein fiktiv ist Marx betont Die
Masse des leihbaren Geldkapitals [ ] waumlchst so in der Tat ganz unabhaumlngig von der
wirklichen Akkumuation23 Wie sehr die Banken das bei ihnen deponierte Geld und
die VVechsel fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte benutzen zeigt daszlig sie den Reservefonds bis
zum aumlLszligersten vermindern Marx beweist dies bel fuumlnfzehn ~er 1892 groumlszligten englishy
schen Banken die im Duumlrchschnitteinen Reservefonds von 1197 Prozent ihrer Deposhy
aumliter und lhres Wechselbestandes haben wobei ein ige noch darunter bleiben
Marx analysiert des weiteren das Verhaumlltnis von Uumlberproduumlktionskrisen und Geldshy
und Kreditkrisen die Funktion der Gedmaumlrkte und einiges andere
Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist daszlig durch den Kredit die kapitalistischen Eishy
genturnsverhaumlltnisse vollig veraumlndert werden ohne den Boden der kapitalistischen
Produktionsverhaumlltnisse zu verlassen im Kapitel uumlber die Akkumuation des Kapitals
im ersten Band des Kapitals hatte Marx schon nachgewiesen daszlig clles Kapita akshy
kumulierter Mehrwert und kein Pfennig aus eigener Arbeit erspartes Geld ist Der
Kredit ist von vornherein fremdes Geld oas der Kapitalist fuumlr seine Privatzwecke vershy
wertet Mehrwert produzieren laumlszligt lind sich aneig net Die letzte lilusion des kapitalishy
stischen Systems als ob Kapt der Sproumlszligiing eigner Arbeit und Ersparung waumlre
-geht damit in die Bruumlche Nicht nur besteht der Profit in Aneignung fremder Arbeit
sondern das Kapital womit dese fremde Arbeit in Bewegung gesetzt und ausgebeushy
tet wird besteht aus fremdem Eigentum das der Geldkapitalist dem industriellen Ka shypitaiisten zur Vei-Tuumlgung stellt und w ofuumlr er diesen seinerseits exploitiert 24
Kreditgeld Currency principle Gold
Obwohl das Vesen des Kredit geldes schon erwaumlhnt wurde muszlig es noch naumlher darshygestellt w erden da es gegenwaumlrtig unter marxistischen Oumlkonomen daruuml ber ei ne
noch ungeioumlsten Meinungsstreit gibt Es wurde festgestellt daszlig der Wechsel als Handelsgeld die GrundfoFn des Kreditgeldes ist Durch das Diskontieren den Vershy
kauf der VVechsel an die Banken emittierten diese Banknoten Privatbanknoten und
durch die Rediskont ierung der erstklassigen Wechsel emittierte die Staatsbank
Staatsbanknoten Das ist seit der Zeit vor dem erster Weltkrieg die herrschende entshy
w ickeltste Form der Banknoten lVlarx charakterisierte die Privatbanknote folgendershy
maszligen Die Banknote ist nichts als ein Wechsel auf den Bankier zahlbar jederzeit an den inhaber und vom Bankier den Privatwechseln substituiei25 Die Staatsbankshy
note ist mehr als ein Wechsel aumiddotf die Staatsbank Hinter ihr steht der Staatskredit Sie
ist Geld das Kreditgeid und war bis zum ersten Weltkrieg allgemein und bis zum Zushy
sammenbruch des Abkommens von Bretton Woods uumlber die Staatsbanken gegen
Geld einloumlsungspflichtig konvertibel Die Staatsbanknoten unterliegen wie das Pashy
piergeld dem Geldumlaufgesetz Marx schrieb Es ist bereits bei Betrachtung der
einfachen Geldzirkulation [ ] nachgewiesen worden daszlig die Masse des wirklict zirshy
kulierenden Geldes Geschwindigkeit der Zirkulation und Oumlkonomie der Zahiungen
als gegeben vorausgesetzt bestimmt ist dlJich die Preise der Waren und die Masse
der Transaktionen Dasselbe Gesetz herrscht bei der NotenzirkLilation 26 Das Veishy
haumlltnis des Kreditgeldes seine Konvertibilitaumlt gegen Gold hat schon zu Marx Zeiten
eine Rolle gespielt naumlmlich in dem Streit um die engl ische szligankgesetzgebuumlng
184427
Ursache war die falsche Gedtheorie David Ricardos der u a der Meinung war
daszlig sich die Banknotenemission nach denselben Gesetzen richten muumlsse wie die
Metallgeld- bzw Papiergeldzirkuiation die das Gold repraumlsentiert Nach dieser Aufshy
fassung bzw der seiner Nachfolger denn Ricardo war 1823 gestorben koumlnnten nur
soviel Banknoten emittiert werden wie an ihrer Stelie Goldgeld bzw repraumlsentatives
Papiergeld umlaufen muumlszligte Dieser Grundsatz erhieit den Namen Currency prinshy
cipe - Currency ist die englische Bezeichnung fuumlr Zirkulationsmittel - Der Streit
ging darum daszlig nur bei Goldeinfuhr Banknoten also Kreditgeld und Gold- bzw Pashy
piergeld emittiert werden duumlrfte lind umgekehrt bei Goldausfuhr diese Zirkulationsshy
mittel vermindert werden rnuumlszligten Diese Theorie wurde praktisch als durch eine Miszligernte Getreide eingefuumlhrt und
Gold dafuumlr ausgefuumlhrt werden muszligte ohne daszlig eine Produktionskrise herrschte sondern im Gegenteil die Produktion florierte Aus diesem Grunde waren Kredite
und damit eine Vergroumlszligerung der Banknotenemission gefragt Aber die Banknotenshyemission war wegen des Goldexports vermindert worden und eine Geld- und Kreditshy
krise t rat ein Der Bankakt von 1844 muszligte aufgehoben werden um die Entwicklung
der Prod uktion nicht zu bremsen Marx untersucht diesen Vorgang eingehend (Seine Darlegungen tragen also wieshy
der Forsch ungscharakter) Er kommt zu dem Ergebnis daszlig Ricardos falsche Theorie
uumlber die Rolle des Geldes die Ursache der von dem Direktor der Bank von England Lord Overstone und anderen Bankiers und OumlkonofTlsn eingefuumlhrten Bankakt Ion 1844 war und ein Fiasko erlitt Damit wurde zugleich die Marxsche Theorie des Kreshy
174 175
ditgeldes und seiner oumlkonomischen Grundlagen bestaumltigt daszlig die Banknoten zwar
gegen Gold konvertibel sind und dem Geldumlaufgesetz unterliegen aber ihre Emisshy
sion sich nicht an der Goldreserve der Staatsbank orientiert sondern an den Kreditshy
beduumlrfnissen der Wirtschaft die durch die Ausstellung Diskontierung und Rediskonshy
tierung von Wechseln befriedigt werden
Das Festhalten an dem Bankakt von 1844 hatte uumlbrigens fuumlr die Bankieis einen Vorshy
teil Durch die Einschraumlnkung der Geidemission und der Kredite stiegen die Zinsen und damit auch die Bankgewinne
Zu einem damit zusammenhaumlngenden Jktuellen Problem DLlrch die allgemeine
Aufhebung der Konvertibiiitaumlt des umlaufenden Papier- Kredit- und Buchgeldes geshy
gen Gold im Jahre 1971 entstand wie schon enlvaumlhnt vom USA-Finanzkapital irrishy
tiert und von nicht wenigen marxistischen Oumlkonomen uumlbernommen die Theorie
von der Demontierung des Goldes Es wurde behauptet daszlig nunmehr das Kreditshy
geid obwohl es Ilach der Aufhebung der Konvertibilitaumlt gegen Gold keinen eigenen
Wert hat oder repraumlsentiert alle Geldfunktionen auch die des Maszliges der Werte und
Mal~stalJ der Preise ausuumlbt Eine Zeitlang wurde die Meinung vertreten daszlig die Sonshy
derziehungsrechte des Internationalen Waumlhrungsfonds (lWF) Papiergold seien
Alle diese Theorien befinden sich im Unrecht
Das kapitalistische Waumlhrungssystem befindet sich zwar in einer unheilbaren Krise
und es herrscht eine alle kapitalistichen Laumlnder erfassende chronische Inflation
Aber es kommt nicht vom Gold los Erich Friedemann hat in seinem Beitrag Zur Rolle des Goldes und andererWaumlhrungsreserven im gegenwaumlrtigen Kapitalismus28
nachgewiesen Erstens daszlig die Waumlhrungsgoidreserve zuvor seit 1971 vor alem auf
Kosten der USA umverteilt ab~r konstant ist zweitens daszlig all6 Zentralbanken ihren
Goldbestand nicht nur festhalten sondern zu vermehren suchen drittens daszlig alie
kapitalistischen Waumlhrungen sich an Waumlhrungsgold orientieren viertensdaszlig fuumlr sie
und fuumlr die Privateigentuumlmer das Waumlhrungsgold dar Rettungsanker ist an (jen sie
sich in dem Chaos des verfaulenden kapital istischen Waumlhiungssystems klammern
Der Waumlhrllngsgoldbestand der Waumlhrungsbehoumlrden (Zentralbanken Internationashy
ler Waumlhrungsfonds Weltbank Europaumlisches fJaumlhiUngssystem) betrug 1981 35924
Tonnen In Privatbesitz befinden sich mindestens 30000 Tonnen die dort als Schatz fungieren und zur Waumlhrungsgoldreserve gerechnet werden muumlssen Auf dem Umshy
weg uumlber die Waumlhrungsgoldreserve ist das Gold die Grundlage der Geldfunktionen
auch im heutigen Kapitalismus geblieben Man muszlig zwischen dem Gold als Rohstoff
und Ware sowie as Waumlhrungsgold unterscheiden Das sprunghafte Ansteigen der
Goldpreise nach dem Zusammenbiuch des Bratton-Woods-Systems betraf das Gold
als Rohstoff und Ware Die Preissteigerung des Goides hatte ihre Ursache erstens in der Unterbewertung die durch die Zwangsbindung des Goldpreisesan den USAshy
Dollar entstand und darin (1 Unze Gold gleich 3595 USA-Dollar) daszlig Papier-Dollar schrankenlos emittiert wurden zwmiddoteitens in der allgemeinen Aufhebung der Konvershy
176
tibilitaumlt des umlaufenden inkonvertibel gewordenen Geldes gegen Gol cl in der allshy
gemeinen chronischen infiation viertens in der Spekulation
rlarx beschaumlftigt sich im 35 und 36 Kapitel mit der Rolle des Waumlhrulgsgoldes und
dem Wechselkurs Er untersucht vor allem seine Funktion als Weltgeld und Reserveshy
fonds Es spieite unter dem Goldstandard d h unter den Bedingungen da das Gold
direkt die oumlkonomische Grundlage des Waumlhrungssystems war eine wiGhtige Rolle
beim internationalen Zehlungsausgleich Wenn im Welthandel ein Ungleichgewicht
beim Export und Import entstand muszligte bei einem Exportdefizit d h wenn mehr
Waren eingefuumlhrt als ausgefuumlhrt wurden Gold ausgefuumlhrt werden Das hing mit dem
Wechselkurs zusammen denn auch im Welthandel wird uumlberwiegend auf Kredit vershy
kauft und gekauft daher mit Wechseln bezahlt Entstand ein Handelsdefizit dann
sank derWechselkurs des Landes das zu viel importierte und damit entstanden Vershy
luste fuumlr die Impolieure Daher muszligte Gold exportiert werden um den Wechselkurs
auf der normalen Houmlhe zu halter Der Verfall des Wechselkurses des USA-Dollars
der seine Ursache im staumlndig wachsenden Handelsdefizit und Haushaltsdefizit hat
kann heute nicht mehr mit dem Export von Waumlhrungsgold ausgeglichen werden und
ist eine der Ursachen der Erschuumltte~ung des kapitalistischen Wirtschafts- und Waumlhshy
rungssystems Marx stellt im Ergebnis seiner Untersuchung des Verhaumlltnisses von Kredit und
Vlaumlhrungsgold fest daszlig der Kredit eine Form des Reichtums der kapitalistischen Geshy
sellschaft ist und das Geld aus der Zirkulation verdraumlngt Er beruht auf dem gegenseishy
t igen Vertrauen der Geschaumlftspartner Aber sobald der Kredit erschuumlttert wird [1
soll nun aller reale Reichtum wirklich Lind ploumltzlich in Geld verwandelt werden in
Gold und Silber eine verruumlckte Forderung die aber notwendig aus dem System seibst hervorwaumlchst19 Soviel Gold befand sich nicht im Reservefonds der Banken
Es muszligte daher zur Bank- und Kreditkrise kommen
Die Aufhebung der Godkonvertibilitaumlt des umlaufenden Geldes ist ein Zeichen der
Verschaumlrfung der allgemeinen Krise des Kapitalismus Dennoch funktioniert das Kreshy
ditsystem als Triebkraft der krisenerschuumltterten kapitalistischen Produ~tion und der
Entwicklung der modernen Produktivkraumlfte weiter Daher gilt die im letzten dem
30 Kapitel Vorkapitalistisches get roffene Feststellung auch heute Endlich unshy
terliegt es keinem Zw eifel daszlig das Kreditsystem als ein maumlchtiger Hebe dienen wird waumlhrend des Uumlbergangs aus der kap italistischen Produktionsweise in die Produkshy
tionsw eise der assoziierten Arbeit jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren orga nischen Umwaumllzungen der Produktionsweise selbst30 das hpiszligt im
Zusammenhang mit der pro letarischen Revolution der Errichtung der Herrschaft der
Arbeiterklasse der Enteignung des Monopolkapitals und der Verwandlung des moshynopolkapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln in Volkseigentum
125923 177
Aktiengesellschaften Fiktives Kapital
Die Kategorie fiktives Kapital wird in der Uumlberschrift des 25 Kapitels Kredit und fiktishy
ves Kapital erwaumlhnt aber dort nicht behandelt Dort geht es ediglich wie schon geshy
sagt um den Wechsel und dessen Funktion als Handelsgeld sowie um Man ipulatioshy
nen die mit dem Wechsel betrieben werden Es wird vor ailem im Kapitel 27 Die
Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion und im Kapitel 29 Bestandshyteile des Bankkapitals analysiert
Nebenbei bemerkt der heutige dritte Band des Kapitals (im Rahmen der MEW)
bestand in der von Engels 1894 herausgegebenen und 1922 nachgedruckten sechshy
sten Auflage aus zwei Teilen bzw Buumlchern Das erste Buch ging bis Kapitel 28 Umshy
laufmittel und Kapital Tookes und Fullartons Auffassung Es ist ein polemisches
Kapitel das sich in der Hauptsache mit der Verwechslung von Geld und Kapital beshy
schaumlftigt Es handelt sich um das auf den Konten der Banken befindliche zeitweilig
fre ie Geld der Bankkunden das von den Bankiers als Geldkapital fuumlr Kredite benutzt
wird Dieses Kapitel ist als 28 zwischen Kapitel 27 und 29 geschoben in denen hauptshy
saumlchlich uumlber das fiktive Kapital und die Aktiengesellschaften geschrieben wird Das
29 Kapitel eroumlffnet den zweiten Teil des dritten Bandes des Kapitals Es wird die
Uumlberschrift des dritten Bandes Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion
wiederholt und zwar als Zweiter Teil Am Beginn des dritten Bandes steht Dritshy
tes Buch Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion Erster Teil Zu Beginn
des Zweiten Teils (S479) wird auch die Uumlberschrift Fuumlnfter Abschnitt Spaltung
des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital wiederholt Die Uumlberschriften stammen anscheinend von Engels und spiegeln nur teilweise den Inhalt des betreffenden Kapitels wider
Die Behandlung des fiktiven Kapitals im 25 Kapitel wird also sozusagen zweifach unterbrochen Einmal durch das 28 Kapitel und zum anderen durch die Teilung des
dritten Bandes des Kapitals in zwei Teile Im Kapitel 27 Die Relie des Kredits in der kapitalistischen Produktion kommt Marx zu den Aktiengesellschaften und zum
fiktiven Kapital uumlber den Hinweis daszlig der Kredit die Ausgleichung der Profitrater
vermittelt und die Zirkulationskosten verringert Dann stellt erfest daszlig die gewaltige
Konzentration der Produktion und des Kapitals eine Gruumlndung und Fuumlhrung von Unshy
ternehmen durch Einzelkapitale unmoumlglich macht Fruumlher waren solche Groszliguntershy
nehmen Regierungsunternehmen dann wurden sie ZL kapitalistischen Gesellshyschaftsunternehmen
Er zieht daraus gleich entsche idende Schluszligfolgerungen fuumlr die Entwicklung und
Abloumlsung des Kapitalismus durch eine houmlhere Gesellschaftsordnung Das Kapital
das an sich auf gesellschaftJicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftlishyche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskraumlften voraussetzt erhaumllt
hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen)
im Gegensatz zum Privatkapital und seine Unternehmungen t reten auf als Gesellshy
schafisunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen Es ist die Aufheshy
bung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Proshyduktionsweise selbst 31
Er fuumlgt hinzu daszlig der fung ierende Kapitalist zu einem blorsen Verwalter von fremshy
dem Kap ital wird - gemeint sind die Aktiengesellschaften -und die Kapitaleigentuumlshy
mer - die Aktionaumlre - zu bloszligen Geldkapitalisten Friedrich Enges ergaumlnzt in einer
Einschaltung noch daszlig aus den Aktiengesellschaften sich internationale Kartelle
wie der britische United Alkali Trust entwickel t haben Diese Uumlberlegungen bilden
eine Art Zwischenglied zu Lenins Imperialismustheorie Im Kapitel 29 Bestandteile
des BankkapItals untersucht Marx eingehend das fiktive Kapital Hier kommt er
nach einer kurzen Angabe der Bestandteile des Bankkapitals zum Thema Das fiktive
Kapital ist wie zu Beginn unserer Betrachtung schon vermerkt wurde eine Form des
zinstragenden Kapitals eine recht eigenartige Form Marx schreibt Die Form des
zirlstragenden Kapitals bringt es mit sich daszlig jede bestimmte und regelmaumlszligige Geldshy
revenue als Zins eines Kapitals erscheint sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht Erst wird das Geldeinklmmen in Zins verwandelt und mit dem Zins finshydet sich dann auch das Kapital woraus es entspringt 32
Jemand erhaumllt beispielsweise regelmaumlszligig jaumlhrlich 1000 DM Der herrschende Zinsshy
fuszlig betrage 5 Prozent Dann werden die 1OOODM mit 100 multipliziert Das ergibt
100000DM Durch 5 naumlmlich die 5 Prozent Zinsen dividiert ergibt das 20000DM
Das ist dann das errechnete oder erdachte Kapital Es existiert nicht wirklich sondern
nur in der Vorstellung des Revenueempfaumlngers LInd ist daher fiktives Kapital Man
nennt diesen Prozeszlig der Bildung des fiktiven Kapitals kapitalisieren 33
Wenn der Bezieher der Revenue verbrieft kriegt daszlig er jaumlhrlich 1000 DM erhaumllt
dann kann er diesen Berechtigungsschein fuumlr 20000DM verkaufen Hierbei wird
deutlich daszlig der Kaumlufer nicht das Kapital das ja in Wirklichkeit nicht existiert sonshy
dern nur die Berechtigung jaumlhrlich 1000 Drvl zu beziehen erhaumllt Worin besteht die praktische d h die oumlkonomische Bedeutung dieser Erkenntnis
vom fiktiven Kapital Marx belegt sie mit einigen Beispielen Wir werden sie aktualishy
sieren Er beginnt mit den Staatsschulden Der Staat z B die BRD-Regierung muszlig
Schulden machen weil sie die Staatshaushaltsausgaben besonderswegen der hoshy
hen Ruumlst ungsausgaben nicht m it den Staatshaushaltseinnahmen decken kann Sie
muszlig sich wie es heiszligt mit 40 Mill iarden DM neu verschulden Dazu w ird sie der Staatsbank und der Oumlffentlichkeit Staatsanleihepapiere verkaufen in denen sie vershy
spricht 6 oder 7 Prozent Zinsen zu zahlen Das Kapital das in diesem Falle verzinst
wird existiert gar nicht Es sind die Staatsschulden also weniger als nichts das vershy
zinst wird Aber in allen diesen Faumlllen bieibt das Kapital als dessen Abkoumlmmling (Zins) die St aatszahlung betrachtet wird illusorisch fiktives Kapital Nicht nur daszlig
die Summe d ie dem Staat geliehen wurde uumlberhaupt nicht mehr existiert Sie war uumlberhaupt nie bestimmt als Kapital verausgabt angelegt zu werden 34
179 178
Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und
zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als
Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses
Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die
Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig
zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar
Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy
schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen
werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt
Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit
Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy
nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy
lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das
dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy
tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige
Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt
Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen
Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden
oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie
Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt
wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben
die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy
talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert
nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre
Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL
Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies
Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat
manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital
existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und
als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy
schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende
Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy
lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy
schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann
steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann
verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy
densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige
180
Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs
Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy
schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober
1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy
gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste
Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die
Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy
sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die
Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy
gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in
die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem
einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung
uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy
fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36
Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy
aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen
Anmerkungen
1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626
2 Ebenda S 611
3 Ebenda S 3l54
4 Ebenda S 369
5 Siehe ebenda S 388
6 Ebenda S405
7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352
8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403
9 Siehe ebenda S 388
10 Ebenda S620 1 Ebenda
12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke
Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457
15 Ebenda 5 496_
16 Siehe ebenda S413
17 Ebenda 18 Ebenda S498
181
19 EbendaS499
20 Ebenda S 501
21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502
23 Ebenda S512
24 Ebenda S 524 25 EbendaS417
26 Ebenda S 538
27 Ebenda S 562-579
28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy
genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189
29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621
31 Ebenda S452
32 Ebenda S 482
33 Siehe ebenda S 484
34 Ebenda 8 482483
35 Ebenda S484485
36 Ebenda S454455
182
Gisela Winkler
Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ
des dritten Ba ndes des Kapitals JJ
im oumlkonomischen W erk von Karl Marx
In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy
punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind
zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des
literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng
mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy
wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy
ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy
rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen
ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes
von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy
stische Rententheorie einnimmt
Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-
szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy
gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns
aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen
bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy
tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum
Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der
Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung
von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals
Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy
theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im
Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy
talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die
Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der
Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis
1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen
Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher
183
ziehen als solches nicht benutzt sondern steht den Bankiers fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte
zur Verfuumlgung - Die bargeldlose Verrechnung ZNischen Banken wird mit dem
Fachausdruck Clearing bezeichnet - Das in Haumlnden der Banken befindliche Geldkashy
pitai gehoumlrt ihnen nicht Durch ihre Funktion als Kassierer saumlmtlicher industrieller
und kommerzieller Kapitalisten ist es als eine Form gesellschaftlichen Kapitals entshy
standen Es hebt damit den Privatcharakter des Kapitals auf und enthaumllt so an sich aber auch nur on sich die Aufhebung des Kapitals seibst 11 In anderer Stelle
schreibt Marx Es ist dies die Aufhebung der kapitalist ischen Produktionsweise inshynerhalb der kapitalistischen Produkt ionsweise selbst 12 Uumlber welche oumlkonomi shy
sche Macht die Banken verfuumlgen w ird an der Masse der Einlagen (Depositen) der
drei groumlszligten Monopolbanken der BRD ersichtlich Die Deutsche Bank AG hatte 1984
736 Milliarden D-Mark Einlagen die Dresdner 8ank AG 569 Milliarden und die Comshy
merz Bank AG 483 Miliiarden W 1 Lenin hat in Fortfuumlhrung der Marxschen Analyse
in seirlem Werk Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus die oumlkoshy
nomische Macht die die Monopolbanken mit Hilfe der Depositen ausuumlben noch naumlshy
her bestimmt Die Bank die das Kontokorrent ( ) fuumlh rt erhaumllt die Moumlglichkeit
sich zunaumlchst uumlber die Geschaumlftslage der einzelnen Kapitalisten genau zu informieshy
ren dann sie zu kont rollieren sie durch Erweiterung oder Schmaumllerung Erleichteshy
rung oder Erschwerung des Kredits zu beeinflussen und schlieszliglich ihr Schicksal restlos zu bestimmen 13
Der Kredit genauer der Bankkredit hat tuumlr die Entwicklung des Kap italismus eine
weitere auszligerordentliche Bedeutung Er beschleunigt die Akkumulation des Kapishy
tals seine Erweiterung Modernisierung und die Intensivierung der Reproduktion
Alle kapitalistischen Unternehmer arbeiter mit Kredit Das bedeutet aber auch daszlig
die Depositen der Banken zum groumlszligten Teil als Kredit vergeben werden und nu r
noch ein Teil als Sicherung bzw als Reservefonds bei den Banken verbleibt Die Banshy
kiers operieuroren mit dem bei ihnen liegenden frernden Geld bis zur aumluszligersten Grenze
um moumlglichst viel Zinsen die fuumlr sie Profit sind zu erraffen Sobald aus irgendweIshy
chen Gruumlnden Zahlungsschwierigkeit-3n entstehen und die Bankkunden ihr Geld in
einem Umfang fordern der den Reservefonds uumlbersteigt werden die Banken zahshylungsunfaumlhig und machen bankrott Das Auftreten der Zahlungsschwierigkeiten hat
aber heute noch viele andere Gruumlnde auf die wir noch naumlher eingehen werden
Der Kredit beschleunigt die EntwicklUng der Produktivkraumlfte in einem Maszlige daszlig
wie Marx feststellt die mateilellen Grundlagen fuumlr ehe houmlhere Gesellschaftsform
geschaffen werden Darin besteht die historische Aufgabe des KapitCllismus Da diese Entwickung auf dem kapitalistischen Privateigentum beruht und sich damit
planlos vollzieht verschaumlrft der Kredit die Widerspruumlche der kapitalistischen Produkshy t ionsweise und mit ihnen die Krisen Der Kredit hat also eine zweifache Wirkung Eishy
nerseits treibt er d ie kapitalistische Produktion voran andererseits verschaumlrft er ihre
Widerspruumlche14 Daher sind jene Theorien fa lsch die meinen daszlig der Kapitalismus
mit Hilfe des Kredits ohne Revolution d h ohne Beseitigung der kapitalist ischen Proshy
duktionsverhaumlltnisse in den Sozialismus w achsen koumlnne
Der kommerzielle Kredit Es wurde schon darauf hingewiesen daszlig Marx den Bankkredit seine Grundlagen
urd seine Funktionen nicht geschlossen sondern an verschiedenen Steilen des Abshyschnitts Spaltung des Profits in Zins und Untern3hmergewinn Das zinstragende
Kapital behandeit Dasselbe gilt fuumlr den kom merzielen Kradit und wie wir sehen
werden das fiktive Kapita Im 30 Kapitel Geldkapitai und wirkliches Kapital I charakt9risiert er den komshy
merzieilen Kred it als den Kredit den die in der Reproduktion beschaumlftigten Kapitalishy
sten einander geben Er bildet die Basis des Kredi tsystems Sein Repraumlsentant ist der
Wechsel 15 Aber schon im 25 ~nd 26 Kapitel beschaumlftigt er sich mit dem Wechsel
und ZIVar in Polemik mit buuml rgerlichen Oumlkonomen und im Zusammenhang mit der
Entstehung des Kreditgeldes Der kommerzielle Kredit entstan aus der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel
bei der die Ware verkauft aber nicht sofort sondern spiiter bezahlt wird Der Verkaumlushy
fer erhaumllt vom Kaumlufer einen Schuldschein dessen entwickelte Form der Wechsel ist
Ein Wechsel ist ein Zahlungsversprechen das an ei nem bestimmten Termin geshy
woumlhnlich drei oder sechs Monate nach Aussteliung eingeloumlst werden muszlig Er kann zum Kauf oder zur Zahlung weitergegeben werden und fungiert als eine spezifische
Form von Geld Marx nenrt ihn dann Handelsgeld und dieses bildet als solches die
Basis des eigentlichen Kreditgeldes dessen bekannteste Form die Banknote ist Das
Kreditgeld beruht nicht auf der Goldgeldzirkulation also weder auf metallischem 16
noch auf Staatspapiergeld sondern auf der WechselzirkulationDer Wechsel w ird zur Banknote indem er an eine Bank verkauft w ird Das nennt
man diskontieren Die Bank gab dann f ruumlher eigene Wechsel heraus das waren Prishy
vatbanknoten Heute hat nur die Staatsbank das Recht Banknoten herauszugeben zu emittieren Zu diesem Zwecke muszlig die Privatbank den Wechsl an sie verkaufen
d h rediskontieren Sie erhaumllt dann Staatsbanknoten Diese- Aktionen ergeben sich aus folgenden Gruumlnden Der Wechsel muszlig fuumlr Gie Zeit bis zu seiner Einloumlsung vershy
zinst w erden Das geschieht auf die Weise daszlig er am Tage seiner Ausstellung nicht zur voll en Summe berechnet w ird sondern m it einem Zinsabzug dem Diskont Erst
am Verfalltag erhaumllt sein Besitzer die volle Summe Die Bank die den Wechsel kauft
diskontiert macht also ein Geschaumlft indem sie fuumlr ihn d ie verkuumlrzte Summe zahlt und
am Verfalltage die volle Summe erhaumllt Die Bank kann aber die Wechsel w ie das bei ihr von ihren Kontoinhaberr deposhy
nierte Geld al s Kreditquelle benutzen Das heiszligt sie kann aufgrund der in ihrem Beshysitz befi ndlichen Werhsel Kred it in Form von Buchgeld vergeben Da zahlreiche Wechsel umlaufen und diskont iert werden ermoumlglichen sie ein umfang reiches Kreshy
170 171
ditgeschaumlft Die Banken verdienen dabei doppelt einmal am Wechseldiskont und zum anderen an den Zinsen und Gebuumlhren die sie fuumlr die gewaumlhrten Kredite erhalshyten
Es wurde schon festgestellt daszlig die Bank die die Einlagen die Depositen als Kreshyditquelie benutzt einen Reservefonds halten muszlig um jederzeit zahlungsfaumlhig lishyquid d h fluumlssig zu sein Das ist natuumlrlicll auch der Fall wenn sie die Wechsel als Kreshy
ditquelle benutzt Doch in diesem Falle kann sie wenn Zahlungsschwierigkeiten einshytreten Wechsel an die Staatsbank verkaufen oder wie gesagt rediskontieren Das
muumlssen aber sogenannte erstklassige Wechsel sein d h ihre Einloumlsung durch den Aussteller muszlig absolut sicher sein
Die Wechsel haben noch eine Besonderheit Wenn sie als Handesgeld zirkulieren ist es moumlglich daszlig die ~ussteiler und Adressaten gegenseitig Wechsel ausgestellt haben die den gleichen Verfalltag haben Dann gleichen sich die Zahlungsverpflichshytungen aus und es braucht kein Geld ausgezahlt zu werden Sie die Wechsel fungie- ren dann durch den Ausgleich selbst als Ged
Bis zu ihrem Verfall - und Zahlungstage zirkulieren solche Wechsel selbst w ieder als Zahlungsmittel und sie bilden das eigentliche Handelsgeld Soweit sie schlieszligshylich durch Ausgleichung von Forderurg und Schlld sich aufheben fungieren sie abshysolut als Geld indem dann keine schlieszligliche Verwandlung in Geld stattfindet 17
Marx untersucht im 25 und 26 Kapitel wie mit den Wechseln reale und Schwindelshygeschaumlfte betrieben wetden Er litiert dazu ausfuumlhrlich damals fuumlhrende Bankfachshyleute und setzt sich mit ihren falschen Erklaumlrungen auseinander die ihre Machenshyschaften um mit den Keditgeschaumlften moumlglichst hche Zinsen zu erlangen verdekshyken Diese bei den Kapitel haben ausgesprochenen Forschungscharakter
Zunaumlchst noch etwas uumlber den kommerziellen Kredit Es wurde schon im Zusamshymenhang mit der Darstellung der kapitalistischen Form des zinstragenden Kapitals dem Bankkredit der auf der Verleihung des in den Depositen und der bargeldlosen Verrechnung bei den Banken angesammelten zeitweilig freien Geldes beruht geshysagt daszlig der Kredit eine maumlchtige Triebkraft der Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft ist Das gilt auch fuumlr den kommerziellen Kredit und seine Instrumente den Wechsel und das Kreditgeld Man kann sagen daszlig kein Kapitaiist gegen bares Geld verkauft und kauft Der kommerzielle Kredit und seine Instrumente verdraumlngen das Geld aus der Zirkulation Marx stellt fest daszlig der kommerzielle Kredit eine Form des Leihkapitals ist Betrachten wir diesen Kredit getrennt vom Bankierkredit so ist kiar daszlig erwaumlchst mit dem Umfang des industriellen Kapitals selbst Leihkapital und industrielles Kapital sind hier identisch die geliehenen Kapitale sind Warenkapitale bestimmt entweder fuumlr schlieszliglicbe individuelie Konsumtion oder zum Ersatz der konstanten Elemente von produktivem Kapital 18
Beim kommerziellen Kredit wird also nicht Ged verliehen sondern Warenkapital Die auf Wechsel verkauften Waen Produktionsmittel oder Konsumt ionsmittel geshy
172
hen entweder direkt oder uumlber den Verzehr der Kcinsumtionsmittel zur Reproduktion der Arbeitskraumlfte in die Produktion Der Reproduktionsprozeszlig vollzieht sich dann entshysprechend der Formel W r P W -G-G Der kommerzielle Kredit vermittelt arstens fuumlr den industriellen Kapitalisten den Uumlbergang von einer Phase in die anshydere und zweitens was die Kaufleute betrifft den Transport und lJbergang der Washyren bis zu ihrer Verwandlung in Geld 19
in diesem Zusammenhang weist Marx auf die Hauptursache der Uumlberproduktionshykrisen hin Die Lohnarbeiter erhalten im guumlnstigen Falle d h wenn sie organisiert kaumlmpfen mit dem Lohn den Wert ihrer Arbeitskraft bezahlt Aber sie produzieren daruumlber hinaus den Mehrwert den sich die Kapitalisten ohne Gegenleistung aneigshynen Ihnen geht es jedoch nicht um den Gebrauchswert dieses Mehrprodukts den sie eventuell zur Vergroumlszligerung ihres individuellen Konsums und ihres Luxus vervenshy
den koumlnnten sondern um seinen Wert Aber ihn zu investieren und die Produktion zu modernisieren wuumlrde nur eine bestimmte Zeit und~in einem bestimmten Umfang moumlglich sein Wie wir heute erleben tritt zwar eine Steigerung der Produktion ein aber zur gleichen Zeit erfolgt eine r reisetzung von Millionen Arbeitern aus der Proshyduktion Sie wurden arbeitslos Daher Wie aber die Dinge liegen haumlngt der Ersatz der in der Produktion angelegten Kapitale groszligenteils ab von der Konsumtionsfaumlhigshykeit der nicht produktiven Klassen waumlhrend die Konsumtionsfaumlhigkeit [ ] durch die Gesetze des Arbeitslohns i ] beschraumlnkt ist [ ] Der letzte Grund aler wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschraumlnkung der Massen gegenshyuumlber dem Trieb der kapitalistischen Produktion die Produktivkraumlfte so zu entwickeln als ob nur die absolute Konsumtionsfaumlhigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde2o Das ist eine aktuelle Feststellung Heute da durch die Entwicklung der Produktivshy
kraumlfte und die Akkumulation des Monopolkapitals in den entwickelten kapitalistishy_sehen Laumlndern fast neun Zehntel der Bevoumllkerung Lohnarbeiter ouer Lohnabhaumlnshygige sind bildet der Warenkonsum eine entscheidende Grundlage fuumlr die Realisieshyrung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts Trotz der staatsmonopolistischen Reshygulierungsversuche oder gerade wegen ihnen denn sie haben die millionenfache chronische Arbeitslosigkeit zur Folge und totz der riesigen Ruumlstungsproduktion die faktisch eine Vernichtung und Entwertung eines Teils des Kapitals bedeutet kann das kapitalistische System der Uumlberproduktionskrise nicht entrinnen _
In den Kapiteln 30 bis 32 Geldkapita l und wIrkliches Kapital I 11 und 111 21 beshyschaumlftigt sich Marx ausfuumlhrlich m it der Entw icklung des Leihkapitals im Kapitalismus durch die beiden Formen des Kredits und die Akkumulation des Mehrwerts in Geldshyform Diese Kapitel haben Forschungscharakter mindestens was die Polemik mit buumlrgerlichen Rnanzleuten betrifft Als Leitmotiv dieser Untersuchung koumlnnte die Marxsche Feststellung dienen Nicht jede Vermehrung des leihbarenGeldkapitals zeigt w irkliche Kapitalakkumulat ion oder Erweiterung des Reproduktionsprozesses an22
173
Die Darlegungen enthalten viele aktueiie Bezugspunkte denn eines der gegenwaumlrshy
tigen Krisenelemente ist der Uumlberfluszlig an anlagesuchendern Geidkapita Allerdings
besteht heute die Hauptursache im Monopol der Industrie- und Bankkapitalisten Dashymals hatte Marx vor allem mit den Bankkapitalisten zu tun die das gesamte Geld und
Geldkapital bei sich konzentrierten und fuumlr die alles Geld das sie in Form von Kredishy
ten verliehen ob es der Verw andlung in industrieles Kapital diente oder nicht Kapishy
tal war Je mehr sie uumlber Depositen oder Wechsel verfuumlgen desto mehr koumlnnen sie
Geld verleihen und Zinsen kassieren
Marx untersucht w oher das Geld das bei den Banken deponiertwird stammt Unshy
ter anderem ist es akkumulierter Mehrwert deimiddot rloch nicht zur Erweiterung der Proshy
duktion dienen kann Es kann akkumulierte Revenue der Kapitalisten oder zeitw eilig
freies Kapita sein das durch den zeitlichen Unterschied zwischen Produktion und
Realisierung entsteht und schlieszliglich durch Wechselgeschaumlfte die auch Schwindelshy
geschaumlfte sein koumlnnen wodurch das Geldkapital rein fiktiv ist Marx betont Die
Masse des leihbaren Geldkapitals [ ] waumlchst so in der Tat ganz unabhaumlngig von der
wirklichen Akkumuation23 Wie sehr die Banken das bei ihnen deponierte Geld und
die VVechsel fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte benutzen zeigt daszlig sie den Reservefonds bis
zum aumlLszligersten vermindern Marx beweist dies bel fuumlnfzehn ~er 1892 groumlszligten englishy
schen Banken die im Duumlrchschnitteinen Reservefonds von 1197 Prozent ihrer Deposhy
aumliter und lhres Wechselbestandes haben wobei ein ige noch darunter bleiben
Marx analysiert des weiteren das Verhaumlltnis von Uumlberproduumlktionskrisen und Geldshy
und Kreditkrisen die Funktion der Gedmaumlrkte und einiges andere
Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist daszlig durch den Kredit die kapitalistischen Eishy
genturnsverhaumlltnisse vollig veraumlndert werden ohne den Boden der kapitalistischen
Produktionsverhaumlltnisse zu verlassen im Kapitel uumlber die Akkumuation des Kapitals
im ersten Band des Kapitals hatte Marx schon nachgewiesen daszlig clles Kapita akshy
kumulierter Mehrwert und kein Pfennig aus eigener Arbeit erspartes Geld ist Der
Kredit ist von vornherein fremdes Geld oas der Kapitalist fuumlr seine Privatzwecke vershy
wertet Mehrwert produzieren laumlszligt lind sich aneig net Die letzte lilusion des kapitalishy
stischen Systems als ob Kapt der Sproumlszligiing eigner Arbeit und Ersparung waumlre
-geht damit in die Bruumlche Nicht nur besteht der Profit in Aneignung fremder Arbeit
sondern das Kapital womit dese fremde Arbeit in Bewegung gesetzt und ausgebeushy
tet wird besteht aus fremdem Eigentum das der Geldkapitalist dem industriellen Ka shypitaiisten zur Vei-Tuumlgung stellt und w ofuumlr er diesen seinerseits exploitiert 24
Kreditgeld Currency principle Gold
Obwohl das Vesen des Kredit geldes schon erwaumlhnt wurde muszlig es noch naumlher darshygestellt w erden da es gegenwaumlrtig unter marxistischen Oumlkonomen daruuml ber ei ne
noch ungeioumlsten Meinungsstreit gibt Es wurde festgestellt daszlig der Wechsel als Handelsgeld die GrundfoFn des Kreditgeldes ist Durch das Diskontieren den Vershy
kauf der VVechsel an die Banken emittierten diese Banknoten Privatbanknoten und
durch die Rediskont ierung der erstklassigen Wechsel emittierte die Staatsbank
Staatsbanknoten Das ist seit der Zeit vor dem erster Weltkrieg die herrschende entshy
w ickeltste Form der Banknoten lVlarx charakterisierte die Privatbanknote folgendershy
maszligen Die Banknote ist nichts als ein Wechsel auf den Bankier zahlbar jederzeit an den inhaber und vom Bankier den Privatwechseln substituiei25 Die Staatsbankshy
note ist mehr als ein Wechsel aumiddotf die Staatsbank Hinter ihr steht der Staatskredit Sie
ist Geld das Kreditgeid und war bis zum ersten Weltkrieg allgemein und bis zum Zushy
sammenbruch des Abkommens von Bretton Woods uumlber die Staatsbanken gegen
Geld einloumlsungspflichtig konvertibel Die Staatsbanknoten unterliegen wie das Pashy
piergeld dem Geldumlaufgesetz Marx schrieb Es ist bereits bei Betrachtung der
einfachen Geldzirkulation [ ] nachgewiesen worden daszlig die Masse des wirklict zirshy
kulierenden Geldes Geschwindigkeit der Zirkulation und Oumlkonomie der Zahiungen
als gegeben vorausgesetzt bestimmt ist dlJich die Preise der Waren und die Masse
der Transaktionen Dasselbe Gesetz herrscht bei der NotenzirkLilation 26 Das Veishy
haumlltnis des Kreditgeldes seine Konvertibilitaumlt gegen Gold hat schon zu Marx Zeiten
eine Rolle gespielt naumlmlich in dem Streit um die engl ische szligankgesetzgebuumlng
184427
Ursache war die falsche Gedtheorie David Ricardos der u a der Meinung war
daszlig sich die Banknotenemission nach denselben Gesetzen richten muumlsse wie die
Metallgeld- bzw Papiergeldzirkuiation die das Gold repraumlsentiert Nach dieser Aufshy
fassung bzw der seiner Nachfolger denn Ricardo war 1823 gestorben koumlnnten nur
soviel Banknoten emittiert werden wie an ihrer Stelie Goldgeld bzw repraumlsentatives
Papiergeld umlaufen muumlszligte Dieser Grundsatz erhieit den Namen Currency prinshy
cipe - Currency ist die englische Bezeichnung fuumlr Zirkulationsmittel - Der Streit
ging darum daszlig nur bei Goldeinfuhr Banknoten also Kreditgeld und Gold- bzw Pashy
piergeld emittiert werden duumlrfte lind umgekehrt bei Goldausfuhr diese Zirkulationsshy
mittel vermindert werden rnuumlszligten Diese Theorie wurde praktisch als durch eine Miszligernte Getreide eingefuumlhrt und
Gold dafuumlr ausgefuumlhrt werden muszligte ohne daszlig eine Produktionskrise herrschte sondern im Gegenteil die Produktion florierte Aus diesem Grunde waren Kredite
und damit eine Vergroumlszligerung der Banknotenemission gefragt Aber die Banknotenshyemission war wegen des Goldexports vermindert worden und eine Geld- und Kreditshy
krise t rat ein Der Bankakt von 1844 muszligte aufgehoben werden um die Entwicklung
der Prod uktion nicht zu bremsen Marx untersucht diesen Vorgang eingehend (Seine Darlegungen tragen also wieshy
der Forsch ungscharakter) Er kommt zu dem Ergebnis daszlig Ricardos falsche Theorie
uumlber die Rolle des Geldes die Ursache der von dem Direktor der Bank von England Lord Overstone und anderen Bankiers und OumlkonofTlsn eingefuumlhrten Bankakt Ion 1844 war und ein Fiasko erlitt Damit wurde zugleich die Marxsche Theorie des Kreshy
174 175
ditgeldes und seiner oumlkonomischen Grundlagen bestaumltigt daszlig die Banknoten zwar
gegen Gold konvertibel sind und dem Geldumlaufgesetz unterliegen aber ihre Emisshy
sion sich nicht an der Goldreserve der Staatsbank orientiert sondern an den Kreditshy
beduumlrfnissen der Wirtschaft die durch die Ausstellung Diskontierung und Rediskonshy
tierung von Wechseln befriedigt werden
Das Festhalten an dem Bankakt von 1844 hatte uumlbrigens fuumlr die Bankieis einen Vorshy
teil Durch die Einschraumlnkung der Geidemission und der Kredite stiegen die Zinsen und damit auch die Bankgewinne
Zu einem damit zusammenhaumlngenden Jktuellen Problem DLlrch die allgemeine
Aufhebung der Konvertibiiitaumlt des umlaufenden Papier- Kredit- und Buchgeldes geshy
gen Gold im Jahre 1971 entstand wie schon enlvaumlhnt vom USA-Finanzkapital irrishy
tiert und von nicht wenigen marxistischen Oumlkonomen uumlbernommen die Theorie
von der Demontierung des Goldes Es wurde behauptet daszlig nunmehr das Kreditshy
geid obwohl es Ilach der Aufhebung der Konvertibilitaumlt gegen Gold keinen eigenen
Wert hat oder repraumlsentiert alle Geldfunktionen auch die des Maszliges der Werte und
Mal~stalJ der Preise ausuumlbt Eine Zeitlang wurde die Meinung vertreten daszlig die Sonshy
derziehungsrechte des Internationalen Waumlhrungsfonds (lWF) Papiergold seien
Alle diese Theorien befinden sich im Unrecht
Das kapitalistische Waumlhrungssystem befindet sich zwar in einer unheilbaren Krise
und es herrscht eine alle kapitalistichen Laumlnder erfassende chronische Inflation
Aber es kommt nicht vom Gold los Erich Friedemann hat in seinem Beitrag Zur Rolle des Goldes und andererWaumlhrungsreserven im gegenwaumlrtigen Kapitalismus28
nachgewiesen Erstens daszlig die Waumlhrungsgoidreserve zuvor seit 1971 vor alem auf
Kosten der USA umverteilt ab~r konstant ist zweitens daszlig all6 Zentralbanken ihren
Goldbestand nicht nur festhalten sondern zu vermehren suchen drittens daszlig alie
kapitalistischen Waumlhrungen sich an Waumlhrungsgold orientieren viertensdaszlig fuumlr sie
und fuumlr die Privateigentuumlmer das Waumlhrungsgold dar Rettungsanker ist an (jen sie
sich in dem Chaos des verfaulenden kapital istischen Waumlhiungssystems klammern
Der Waumlhrllngsgoldbestand der Waumlhrungsbehoumlrden (Zentralbanken Internationashy
ler Waumlhrungsfonds Weltbank Europaumlisches fJaumlhiUngssystem) betrug 1981 35924
Tonnen In Privatbesitz befinden sich mindestens 30000 Tonnen die dort als Schatz fungieren und zur Waumlhrungsgoldreserve gerechnet werden muumlssen Auf dem Umshy
weg uumlber die Waumlhrungsgoldreserve ist das Gold die Grundlage der Geldfunktionen
auch im heutigen Kapitalismus geblieben Man muszlig zwischen dem Gold als Rohstoff
und Ware sowie as Waumlhrungsgold unterscheiden Das sprunghafte Ansteigen der
Goldpreise nach dem Zusammenbiuch des Bratton-Woods-Systems betraf das Gold
als Rohstoff und Ware Die Preissteigerung des Goides hatte ihre Ursache erstens in der Unterbewertung die durch die Zwangsbindung des Goldpreisesan den USAshy
Dollar entstand und darin (1 Unze Gold gleich 3595 USA-Dollar) daszlig Papier-Dollar schrankenlos emittiert wurden zwmiddoteitens in der allgemeinen Aufhebung der Konvershy
176
tibilitaumlt des umlaufenden inkonvertibel gewordenen Geldes gegen Gol cl in der allshy
gemeinen chronischen infiation viertens in der Spekulation
rlarx beschaumlftigt sich im 35 und 36 Kapitel mit der Rolle des Waumlhrulgsgoldes und
dem Wechselkurs Er untersucht vor allem seine Funktion als Weltgeld und Reserveshy
fonds Es spieite unter dem Goldstandard d h unter den Bedingungen da das Gold
direkt die oumlkonomische Grundlage des Waumlhrungssystems war eine wiGhtige Rolle
beim internationalen Zehlungsausgleich Wenn im Welthandel ein Ungleichgewicht
beim Export und Import entstand muszligte bei einem Exportdefizit d h wenn mehr
Waren eingefuumlhrt als ausgefuumlhrt wurden Gold ausgefuumlhrt werden Das hing mit dem
Wechselkurs zusammen denn auch im Welthandel wird uumlberwiegend auf Kredit vershy
kauft und gekauft daher mit Wechseln bezahlt Entstand ein Handelsdefizit dann
sank derWechselkurs des Landes das zu viel importierte und damit entstanden Vershy
luste fuumlr die Impolieure Daher muszligte Gold exportiert werden um den Wechselkurs
auf der normalen Houmlhe zu halter Der Verfall des Wechselkurses des USA-Dollars
der seine Ursache im staumlndig wachsenden Handelsdefizit und Haushaltsdefizit hat
kann heute nicht mehr mit dem Export von Waumlhrungsgold ausgeglichen werden und
ist eine der Ursachen der Erschuumltte~ung des kapitalistischen Wirtschafts- und Waumlhshy
rungssystems Marx stellt im Ergebnis seiner Untersuchung des Verhaumlltnisses von Kredit und
Vlaumlhrungsgold fest daszlig der Kredit eine Form des Reichtums der kapitalistischen Geshy
sellschaft ist und das Geld aus der Zirkulation verdraumlngt Er beruht auf dem gegenseishy
t igen Vertrauen der Geschaumlftspartner Aber sobald der Kredit erschuumlttert wird [1
soll nun aller reale Reichtum wirklich Lind ploumltzlich in Geld verwandelt werden in
Gold und Silber eine verruumlckte Forderung die aber notwendig aus dem System seibst hervorwaumlchst19 Soviel Gold befand sich nicht im Reservefonds der Banken
Es muszligte daher zur Bank- und Kreditkrise kommen
Die Aufhebung der Godkonvertibilitaumlt des umlaufenden Geldes ist ein Zeichen der
Verschaumlrfung der allgemeinen Krise des Kapitalismus Dennoch funktioniert das Kreshy
ditsystem als Triebkraft der krisenerschuumltterten kapitalistischen Produ~tion und der
Entwicklung der modernen Produktivkraumlfte weiter Daher gilt die im letzten dem
30 Kapitel Vorkapitalistisches get roffene Feststellung auch heute Endlich unshy
terliegt es keinem Zw eifel daszlig das Kreditsystem als ein maumlchtiger Hebe dienen wird waumlhrend des Uumlbergangs aus der kap italistischen Produktionsweise in die Produkshy
tionsw eise der assoziierten Arbeit jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren orga nischen Umwaumllzungen der Produktionsweise selbst30 das hpiszligt im
Zusammenhang mit der pro letarischen Revolution der Errichtung der Herrschaft der
Arbeiterklasse der Enteignung des Monopolkapitals und der Verwandlung des moshynopolkapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln in Volkseigentum
125923 177
Aktiengesellschaften Fiktives Kapital
Die Kategorie fiktives Kapital wird in der Uumlberschrift des 25 Kapitels Kredit und fiktishy
ves Kapital erwaumlhnt aber dort nicht behandelt Dort geht es ediglich wie schon geshy
sagt um den Wechsel und dessen Funktion als Handelsgeld sowie um Man ipulatioshy
nen die mit dem Wechsel betrieben werden Es wird vor ailem im Kapitel 27 Die
Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion und im Kapitel 29 Bestandshyteile des Bankkapitals analysiert
Nebenbei bemerkt der heutige dritte Band des Kapitals (im Rahmen der MEW)
bestand in der von Engels 1894 herausgegebenen und 1922 nachgedruckten sechshy
sten Auflage aus zwei Teilen bzw Buumlchern Das erste Buch ging bis Kapitel 28 Umshy
laufmittel und Kapital Tookes und Fullartons Auffassung Es ist ein polemisches
Kapitel das sich in der Hauptsache mit der Verwechslung von Geld und Kapital beshy
schaumlftigt Es handelt sich um das auf den Konten der Banken befindliche zeitweilig
fre ie Geld der Bankkunden das von den Bankiers als Geldkapital fuumlr Kredite benutzt
wird Dieses Kapitel ist als 28 zwischen Kapitel 27 und 29 geschoben in denen hauptshy
saumlchlich uumlber das fiktive Kapital und die Aktiengesellschaften geschrieben wird Das
29 Kapitel eroumlffnet den zweiten Teil des dritten Bandes des Kapitals Es wird die
Uumlberschrift des dritten Bandes Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion
wiederholt und zwar als Zweiter Teil Am Beginn des dritten Bandes steht Dritshy
tes Buch Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion Erster Teil Zu Beginn
des Zweiten Teils (S479) wird auch die Uumlberschrift Fuumlnfter Abschnitt Spaltung
des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital wiederholt Die Uumlberschriften stammen anscheinend von Engels und spiegeln nur teilweise den Inhalt des betreffenden Kapitels wider
Die Behandlung des fiktiven Kapitals im 25 Kapitel wird also sozusagen zweifach unterbrochen Einmal durch das 28 Kapitel und zum anderen durch die Teilung des
dritten Bandes des Kapitals in zwei Teile Im Kapitel 27 Die Relie des Kredits in der kapitalistischen Produktion kommt Marx zu den Aktiengesellschaften und zum
fiktiven Kapital uumlber den Hinweis daszlig der Kredit die Ausgleichung der Profitrater
vermittelt und die Zirkulationskosten verringert Dann stellt erfest daszlig die gewaltige
Konzentration der Produktion und des Kapitals eine Gruumlndung und Fuumlhrung von Unshy
ternehmen durch Einzelkapitale unmoumlglich macht Fruumlher waren solche Groszliguntershy
nehmen Regierungsunternehmen dann wurden sie ZL kapitalistischen Gesellshyschaftsunternehmen
Er zieht daraus gleich entsche idende Schluszligfolgerungen fuumlr die Entwicklung und
Abloumlsung des Kapitalismus durch eine houmlhere Gesellschaftsordnung Das Kapital
das an sich auf gesellschaftJicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftlishyche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskraumlften voraussetzt erhaumllt
hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen)
im Gegensatz zum Privatkapital und seine Unternehmungen t reten auf als Gesellshy
schafisunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen Es ist die Aufheshy
bung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Proshyduktionsweise selbst 31
Er fuumlgt hinzu daszlig der fung ierende Kapitalist zu einem blorsen Verwalter von fremshy
dem Kap ital wird - gemeint sind die Aktiengesellschaften -und die Kapitaleigentuumlshy
mer - die Aktionaumlre - zu bloszligen Geldkapitalisten Friedrich Enges ergaumlnzt in einer
Einschaltung noch daszlig aus den Aktiengesellschaften sich internationale Kartelle
wie der britische United Alkali Trust entwickel t haben Diese Uumlberlegungen bilden
eine Art Zwischenglied zu Lenins Imperialismustheorie Im Kapitel 29 Bestandteile
des BankkapItals untersucht Marx eingehend das fiktive Kapital Hier kommt er
nach einer kurzen Angabe der Bestandteile des Bankkapitals zum Thema Das fiktive
Kapital ist wie zu Beginn unserer Betrachtung schon vermerkt wurde eine Form des
zinstragenden Kapitals eine recht eigenartige Form Marx schreibt Die Form des
zirlstragenden Kapitals bringt es mit sich daszlig jede bestimmte und regelmaumlszligige Geldshy
revenue als Zins eines Kapitals erscheint sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht Erst wird das Geldeinklmmen in Zins verwandelt und mit dem Zins finshydet sich dann auch das Kapital woraus es entspringt 32
Jemand erhaumllt beispielsweise regelmaumlszligig jaumlhrlich 1000 DM Der herrschende Zinsshy
fuszlig betrage 5 Prozent Dann werden die 1OOODM mit 100 multipliziert Das ergibt
100000DM Durch 5 naumlmlich die 5 Prozent Zinsen dividiert ergibt das 20000DM
Das ist dann das errechnete oder erdachte Kapital Es existiert nicht wirklich sondern
nur in der Vorstellung des Revenueempfaumlngers LInd ist daher fiktives Kapital Man
nennt diesen Prozeszlig der Bildung des fiktiven Kapitals kapitalisieren 33
Wenn der Bezieher der Revenue verbrieft kriegt daszlig er jaumlhrlich 1000 DM erhaumllt
dann kann er diesen Berechtigungsschein fuumlr 20000DM verkaufen Hierbei wird
deutlich daszlig der Kaumlufer nicht das Kapital das ja in Wirklichkeit nicht existiert sonshy
dern nur die Berechtigung jaumlhrlich 1000 Drvl zu beziehen erhaumllt Worin besteht die praktische d h die oumlkonomische Bedeutung dieser Erkenntnis
vom fiktiven Kapital Marx belegt sie mit einigen Beispielen Wir werden sie aktualishy
sieren Er beginnt mit den Staatsschulden Der Staat z B die BRD-Regierung muszlig
Schulden machen weil sie die Staatshaushaltsausgaben besonderswegen der hoshy
hen Ruumlst ungsausgaben nicht m it den Staatshaushaltseinnahmen decken kann Sie
muszlig sich wie es heiszligt mit 40 Mill iarden DM neu verschulden Dazu w ird sie der Staatsbank und der Oumlffentlichkeit Staatsanleihepapiere verkaufen in denen sie vershy
spricht 6 oder 7 Prozent Zinsen zu zahlen Das Kapital das in diesem Falle verzinst
wird existiert gar nicht Es sind die Staatsschulden also weniger als nichts das vershy
zinst wird Aber in allen diesen Faumlllen bieibt das Kapital als dessen Abkoumlmmling (Zins) die St aatszahlung betrachtet wird illusorisch fiktives Kapital Nicht nur daszlig
die Summe d ie dem Staat geliehen wurde uumlberhaupt nicht mehr existiert Sie war uumlberhaupt nie bestimmt als Kapital verausgabt angelegt zu werden 34
179 178
Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und
zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als
Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses
Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die
Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig
zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar
Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy
schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen
werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt
Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit
Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy
nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy
lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das
dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy
tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige
Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt
Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen
Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden
oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie
Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt
wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben
die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy
talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert
nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre
Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL
Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies
Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat
manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital
existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und
als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy
schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende
Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy
lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy
schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann
steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann
verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy
densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige
180
Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs
Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy
schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober
1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy
gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste
Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die
Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy
sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die
Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy
gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in
die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem
einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung
uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy
fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36
Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy
aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen
Anmerkungen
1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626
2 Ebenda S 611
3 Ebenda S 3l54
4 Ebenda S 369
5 Siehe ebenda S 388
6 Ebenda S405
7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352
8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403
9 Siehe ebenda S 388
10 Ebenda S620 1 Ebenda
12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke
Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457
15 Ebenda 5 496_
16 Siehe ebenda S413
17 Ebenda 18 Ebenda S498
181
19 EbendaS499
20 Ebenda S 501
21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502
23 Ebenda S512
24 Ebenda S 524 25 EbendaS417
26 Ebenda S 538
27 Ebenda S 562-579
28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy
genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189
29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621
31 Ebenda S452
32 Ebenda S 482
33 Siehe ebenda S 484
34 Ebenda 8 482483
35 Ebenda S484485
36 Ebenda S454455
182
Gisela Winkler
Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ
des dritten Ba ndes des Kapitals JJ
im oumlkonomischen W erk von Karl Marx
In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy
punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind
zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des
literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng
mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy
wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy
ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy
rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen
ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes
von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy
stische Rententheorie einnimmt
Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-
szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy
gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns
aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen
bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy
tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum
Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der
Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung
von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals
Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy
theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im
Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy
talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die
Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der
Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis
1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen
Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher
183
ditgeschaumlft Die Banken verdienen dabei doppelt einmal am Wechseldiskont und zum anderen an den Zinsen und Gebuumlhren die sie fuumlr die gewaumlhrten Kredite erhalshyten
Es wurde schon festgestellt daszlig die Bank die die Einlagen die Depositen als Kreshyditquelie benutzt einen Reservefonds halten muszlig um jederzeit zahlungsfaumlhig lishyquid d h fluumlssig zu sein Das ist natuumlrlicll auch der Fall wenn sie die Wechsel als Kreshy
ditquelle benutzt Doch in diesem Falle kann sie wenn Zahlungsschwierigkeiten einshytreten Wechsel an die Staatsbank verkaufen oder wie gesagt rediskontieren Das
muumlssen aber sogenannte erstklassige Wechsel sein d h ihre Einloumlsung durch den Aussteller muszlig absolut sicher sein
Die Wechsel haben noch eine Besonderheit Wenn sie als Handesgeld zirkulieren ist es moumlglich daszlig die ~ussteiler und Adressaten gegenseitig Wechsel ausgestellt haben die den gleichen Verfalltag haben Dann gleichen sich die Zahlungsverpflichshytungen aus und es braucht kein Geld ausgezahlt zu werden Sie die Wechsel fungie- ren dann durch den Ausgleich selbst als Ged
Bis zu ihrem Verfall - und Zahlungstage zirkulieren solche Wechsel selbst w ieder als Zahlungsmittel und sie bilden das eigentliche Handelsgeld Soweit sie schlieszligshylich durch Ausgleichung von Forderurg und Schlld sich aufheben fungieren sie abshysolut als Geld indem dann keine schlieszligliche Verwandlung in Geld stattfindet 17
Marx untersucht im 25 und 26 Kapitel wie mit den Wechseln reale und Schwindelshygeschaumlfte betrieben wetden Er litiert dazu ausfuumlhrlich damals fuumlhrende Bankfachshyleute und setzt sich mit ihren falschen Erklaumlrungen auseinander die ihre Machenshyschaften um mit den Keditgeschaumlften moumlglichst hche Zinsen zu erlangen verdekshyken Diese bei den Kapitel haben ausgesprochenen Forschungscharakter
Zunaumlchst noch etwas uumlber den kommerziellen Kredit Es wurde schon im Zusamshymenhang mit der Darstellung der kapitalistischen Form des zinstragenden Kapitals dem Bankkredit der auf der Verleihung des in den Depositen und der bargeldlosen Verrechnung bei den Banken angesammelten zeitweilig freien Geldes beruht geshysagt daszlig der Kredit eine maumlchtige Triebkraft der Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft ist Das gilt auch fuumlr den kommerziellen Kredit und seine Instrumente den Wechsel und das Kreditgeld Man kann sagen daszlig kein Kapitaiist gegen bares Geld verkauft und kauft Der kommerzielle Kredit und seine Instrumente verdraumlngen das Geld aus der Zirkulation Marx stellt fest daszlig der kommerzielle Kredit eine Form des Leihkapitals ist Betrachten wir diesen Kredit getrennt vom Bankierkredit so ist kiar daszlig erwaumlchst mit dem Umfang des industriellen Kapitals selbst Leihkapital und industrielles Kapital sind hier identisch die geliehenen Kapitale sind Warenkapitale bestimmt entweder fuumlr schlieszliglicbe individuelie Konsumtion oder zum Ersatz der konstanten Elemente von produktivem Kapital 18
Beim kommerziellen Kredit wird also nicht Ged verliehen sondern Warenkapital Die auf Wechsel verkauften Waen Produktionsmittel oder Konsumt ionsmittel geshy
172
hen entweder direkt oder uumlber den Verzehr der Kcinsumtionsmittel zur Reproduktion der Arbeitskraumlfte in die Produktion Der Reproduktionsprozeszlig vollzieht sich dann entshysprechend der Formel W r P W -G-G Der kommerzielle Kredit vermittelt arstens fuumlr den industriellen Kapitalisten den Uumlbergang von einer Phase in die anshydere und zweitens was die Kaufleute betrifft den Transport und lJbergang der Washyren bis zu ihrer Verwandlung in Geld 19
in diesem Zusammenhang weist Marx auf die Hauptursache der Uumlberproduktionshykrisen hin Die Lohnarbeiter erhalten im guumlnstigen Falle d h wenn sie organisiert kaumlmpfen mit dem Lohn den Wert ihrer Arbeitskraft bezahlt Aber sie produzieren daruumlber hinaus den Mehrwert den sich die Kapitalisten ohne Gegenleistung aneigshynen Ihnen geht es jedoch nicht um den Gebrauchswert dieses Mehrprodukts den sie eventuell zur Vergroumlszligerung ihres individuellen Konsums und ihres Luxus vervenshy
den koumlnnten sondern um seinen Wert Aber ihn zu investieren und die Produktion zu modernisieren wuumlrde nur eine bestimmte Zeit und~in einem bestimmten Umfang moumlglich sein Wie wir heute erleben tritt zwar eine Steigerung der Produktion ein aber zur gleichen Zeit erfolgt eine r reisetzung von Millionen Arbeitern aus der Proshyduktion Sie wurden arbeitslos Daher Wie aber die Dinge liegen haumlngt der Ersatz der in der Produktion angelegten Kapitale groszligenteils ab von der Konsumtionsfaumlhigshykeit der nicht produktiven Klassen waumlhrend die Konsumtionsfaumlhigkeit [ ] durch die Gesetze des Arbeitslohns i ] beschraumlnkt ist [ ] Der letzte Grund aler wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschraumlnkung der Massen gegenshyuumlber dem Trieb der kapitalistischen Produktion die Produktivkraumlfte so zu entwickeln als ob nur die absolute Konsumtionsfaumlhigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde2o Das ist eine aktuelle Feststellung Heute da durch die Entwicklung der Produktivshy
kraumlfte und die Akkumulation des Monopolkapitals in den entwickelten kapitalistishy_sehen Laumlndern fast neun Zehntel der Bevoumllkerung Lohnarbeiter ouer Lohnabhaumlnshygige sind bildet der Warenkonsum eine entscheidende Grundlage fuumlr die Realisieshyrung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts Trotz der staatsmonopolistischen Reshygulierungsversuche oder gerade wegen ihnen denn sie haben die millionenfache chronische Arbeitslosigkeit zur Folge und totz der riesigen Ruumlstungsproduktion die faktisch eine Vernichtung und Entwertung eines Teils des Kapitals bedeutet kann das kapitalistische System der Uumlberproduktionskrise nicht entrinnen _
In den Kapiteln 30 bis 32 Geldkapita l und wIrkliches Kapital I 11 und 111 21 beshyschaumlftigt sich Marx ausfuumlhrlich m it der Entw icklung des Leihkapitals im Kapitalismus durch die beiden Formen des Kredits und die Akkumulation des Mehrwerts in Geldshyform Diese Kapitel haben Forschungscharakter mindestens was die Polemik mit buumlrgerlichen Rnanzleuten betrifft Als Leitmotiv dieser Untersuchung koumlnnte die Marxsche Feststellung dienen Nicht jede Vermehrung des leihbarenGeldkapitals zeigt w irkliche Kapitalakkumulat ion oder Erweiterung des Reproduktionsprozesses an22
173
Die Darlegungen enthalten viele aktueiie Bezugspunkte denn eines der gegenwaumlrshy
tigen Krisenelemente ist der Uumlberfluszlig an anlagesuchendern Geidkapita Allerdings
besteht heute die Hauptursache im Monopol der Industrie- und Bankkapitalisten Dashymals hatte Marx vor allem mit den Bankkapitalisten zu tun die das gesamte Geld und
Geldkapital bei sich konzentrierten und fuumlr die alles Geld das sie in Form von Kredishy
ten verliehen ob es der Verw andlung in industrieles Kapital diente oder nicht Kapishy
tal war Je mehr sie uumlber Depositen oder Wechsel verfuumlgen desto mehr koumlnnen sie
Geld verleihen und Zinsen kassieren
Marx untersucht w oher das Geld das bei den Banken deponiertwird stammt Unshy
ter anderem ist es akkumulierter Mehrwert deimiddot rloch nicht zur Erweiterung der Proshy
duktion dienen kann Es kann akkumulierte Revenue der Kapitalisten oder zeitw eilig
freies Kapita sein das durch den zeitlichen Unterschied zwischen Produktion und
Realisierung entsteht und schlieszliglich durch Wechselgeschaumlfte die auch Schwindelshy
geschaumlfte sein koumlnnen wodurch das Geldkapital rein fiktiv ist Marx betont Die
Masse des leihbaren Geldkapitals [ ] waumlchst so in der Tat ganz unabhaumlngig von der
wirklichen Akkumuation23 Wie sehr die Banken das bei ihnen deponierte Geld und
die VVechsel fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte benutzen zeigt daszlig sie den Reservefonds bis
zum aumlLszligersten vermindern Marx beweist dies bel fuumlnfzehn ~er 1892 groumlszligten englishy
schen Banken die im Duumlrchschnitteinen Reservefonds von 1197 Prozent ihrer Deposhy
aumliter und lhres Wechselbestandes haben wobei ein ige noch darunter bleiben
Marx analysiert des weiteren das Verhaumlltnis von Uumlberproduumlktionskrisen und Geldshy
und Kreditkrisen die Funktion der Gedmaumlrkte und einiges andere
Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist daszlig durch den Kredit die kapitalistischen Eishy
genturnsverhaumlltnisse vollig veraumlndert werden ohne den Boden der kapitalistischen
Produktionsverhaumlltnisse zu verlassen im Kapitel uumlber die Akkumuation des Kapitals
im ersten Band des Kapitals hatte Marx schon nachgewiesen daszlig clles Kapita akshy
kumulierter Mehrwert und kein Pfennig aus eigener Arbeit erspartes Geld ist Der
Kredit ist von vornherein fremdes Geld oas der Kapitalist fuumlr seine Privatzwecke vershy
wertet Mehrwert produzieren laumlszligt lind sich aneig net Die letzte lilusion des kapitalishy
stischen Systems als ob Kapt der Sproumlszligiing eigner Arbeit und Ersparung waumlre
-geht damit in die Bruumlche Nicht nur besteht der Profit in Aneignung fremder Arbeit
sondern das Kapital womit dese fremde Arbeit in Bewegung gesetzt und ausgebeushy
tet wird besteht aus fremdem Eigentum das der Geldkapitalist dem industriellen Ka shypitaiisten zur Vei-Tuumlgung stellt und w ofuumlr er diesen seinerseits exploitiert 24
Kreditgeld Currency principle Gold
Obwohl das Vesen des Kredit geldes schon erwaumlhnt wurde muszlig es noch naumlher darshygestellt w erden da es gegenwaumlrtig unter marxistischen Oumlkonomen daruuml ber ei ne
noch ungeioumlsten Meinungsstreit gibt Es wurde festgestellt daszlig der Wechsel als Handelsgeld die GrundfoFn des Kreditgeldes ist Durch das Diskontieren den Vershy
kauf der VVechsel an die Banken emittierten diese Banknoten Privatbanknoten und
durch die Rediskont ierung der erstklassigen Wechsel emittierte die Staatsbank
Staatsbanknoten Das ist seit der Zeit vor dem erster Weltkrieg die herrschende entshy
w ickeltste Form der Banknoten lVlarx charakterisierte die Privatbanknote folgendershy
maszligen Die Banknote ist nichts als ein Wechsel auf den Bankier zahlbar jederzeit an den inhaber und vom Bankier den Privatwechseln substituiei25 Die Staatsbankshy
note ist mehr als ein Wechsel aumiddotf die Staatsbank Hinter ihr steht der Staatskredit Sie
ist Geld das Kreditgeid und war bis zum ersten Weltkrieg allgemein und bis zum Zushy
sammenbruch des Abkommens von Bretton Woods uumlber die Staatsbanken gegen
Geld einloumlsungspflichtig konvertibel Die Staatsbanknoten unterliegen wie das Pashy
piergeld dem Geldumlaufgesetz Marx schrieb Es ist bereits bei Betrachtung der
einfachen Geldzirkulation [ ] nachgewiesen worden daszlig die Masse des wirklict zirshy
kulierenden Geldes Geschwindigkeit der Zirkulation und Oumlkonomie der Zahiungen
als gegeben vorausgesetzt bestimmt ist dlJich die Preise der Waren und die Masse
der Transaktionen Dasselbe Gesetz herrscht bei der NotenzirkLilation 26 Das Veishy
haumlltnis des Kreditgeldes seine Konvertibilitaumlt gegen Gold hat schon zu Marx Zeiten
eine Rolle gespielt naumlmlich in dem Streit um die engl ische szligankgesetzgebuumlng
184427
Ursache war die falsche Gedtheorie David Ricardos der u a der Meinung war
daszlig sich die Banknotenemission nach denselben Gesetzen richten muumlsse wie die
Metallgeld- bzw Papiergeldzirkuiation die das Gold repraumlsentiert Nach dieser Aufshy
fassung bzw der seiner Nachfolger denn Ricardo war 1823 gestorben koumlnnten nur
soviel Banknoten emittiert werden wie an ihrer Stelie Goldgeld bzw repraumlsentatives
Papiergeld umlaufen muumlszligte Dieser Grundsatz erhieit den Namen Currency prinshy
cipe - Currency ist die englische Bezeichnung fuumlr Zirkulationsmittel - Der Streit
ging darum daszlig nur bei Goldeinfuhr Banknoten also Kreditgeld und Gold- bzw Pashy
piergeld emittiert werden duumlrfte lind umgekehrt bei Goldausfuhr diese Zirkulationsshy
mittel vermindert werden rnuumlszligten Diese Theorie wurde praktisch als durch eine Miszligernte Getreide eingefuumlhrt und
Gold dafuumlr ausgefuumlhrt werden muszligte ohne daszlig eine Produktionskrise herrschte sondern im Gegenteil die Produktion florierte Aus diesem Grunde waren Kredite
und damit eine Vergroumlszligerung der Banknotenemission gefragt Aber die Banknotenshyemission war wegen des Goldexports vermindert worden und eine Geld- und Kreditshy
krise t rat ein Der Bankakt von 1844 muszligte aufgehoben werden um die Entwicklung
der Prod uktion nicht zu bremsen Marx untersucht diesen Vorgang eingehend (Seine Darlegungen tragen also wieshy
der Forsch ungscharakter) Er kommt zu dem Ergebnis daszlig Ricardos falsche Theorie
uumlber die Rolle des Geldes die Ursache der von dem Direktor der Bank von England Lord Overstone und anderen Bankiers und OumlkonofTlsn eingefuumlhrten Bankakt Ion 1844 war und ein Fiasko erlitt Damit wurde zugleich die Marxsche Theorie des Kreshy
174 175
ditgeldes und seiner oumlkonomischen Grundlagen bestaumltigt daszlig die Banknoten zwar
gegen Gold konvertibel sind und dem Geldumlaufgesetz unterliegen aber ihre Emisshy
sion sich nicht an der Goldreserve der Staatsbank orientiert sondern an den Kreditshy
beduumlrfnissen der Wirtschaft die durch die Ausstellung Diskontierung und Rediskonshy
tierung von Wechseln befriedigt werden
Das Festhalten an dem Bankakt von 1844 hatte uumlbrigens fuumlr die Bankieis einen Vorshy
teil Durch die Einschraumlnkung der Geidemission und der Kredite stiegen die Zinsen und damit auch die Bankgewinne
Zu einem damit zusammenhaumlngenden Jktuellen Problem DLlrch die allgemeine
Aufhebung der Konvertibiiitaumlt des umlaufenden Papier- Kredit- und Buchgeldes geshy
gen Gold im Jahre 1971 entstand wie schon enlvaumlhnt vom USA-Finanzkapital irrishy
tiert und von nicht wenigen marxistischen Oumlkonomen uumlbernommen die Theorie
von der Demontierung des Goldes Es wurde behauptet daszlig nunmehr das Kreditshy
geid obwohl es Ilach der Aufhebung der Konvertibilitaumlt gegen Gold keinen eigenen
Wert hat oder repraumlsentiert alle Geldfunktionen auch die des Maszliges der Werte und
Mal~stalJ der Preise ausuumlbt Eine Zeitlang wurde die Meinung vertreten daszlig die Sonshy
derziehungsrechte des Internationalen Waumlhrungsfonds (lWF) Papiergold seien
Alle diese Theorien befinden sich im Unrecht
Das kapitalistische Waumlhrungssystem befindet sich zwar in einer unheilbaren Krise
und es herrscht eine alle kapitalistichen Laumlnder erfassende chronische Inflation
Aber es kommt nicht vom Gold los Erich Friedemann hat in seinem Beitrag Zur Rolle des Goldes und andererWaumlhrungsreserven im gegenwaumlrtigen Kapitalismus28
nachgewiesen Erstens daszlig die Waumlhrungsgoidreserve zuvor seit 1971 vor alem auf
Kosten der USA umverteilt ab~r konstant ist zweitens daszlig all6 Zentralbanken ihren
Goldbestand nicht nur festhalten sondern zu vermehren suchen drittens daszlig alie
kapitalistischen Waumlhrungen sich an Waumlhrungsgold orientieren viertensdaszlig fuumlr sie
und fuumlr die Privateigentuumlmer das Waumlhrungsgold dar Rettungsanker ist an (jen sie
sich in dem Chaos des verfaulenden kapital istischen Waumlhiungssystems klammern
Der Waumlhrllngsgoldbestand der Waumlhrungsbehoumlrden (Zentralbanken Internationashy
ler Waumlhrungsfonds Weltbank Europaumlisches fJaumlhiUngssystem) betrug 1981 35924
Tonnen In Privatbesitz befinden sich mindestens 30000 Tonnen die dort als Schatz fungieren und zur Waumlhrungsgoldreserve gerechnet werden muumlssen Auf dem Umshy
weg uumlber die Waumlhrungsgoldreserve ist das Gold die Grundlage der Geldfunktionen
auch im heutigen Kapitalismus geblieben Man muszlig zwischen dem Gold als Rohstoff
und Ware sowie as Waumlhrungsgold unterscheiden Das sprunghafte Ansteigen der
Goldpreise nach dem Zusammenbiuch des Bratton-Woods-Systems betraf das Gold
als Rohstoff und Ware Die Preissteigerung des Goides hatte ihre Ursache erstens in der Unterbewertung die durch die Zwangsbindung des Goldpreisesan den USAshy
Dollar entstand und darin (1 Unze Gold gleich 3595 USA-Dollar) daszlig Papier-Dollar schrankenlos emittiert wurden zwmiddoteitens in der allgemeinen Aufhebung der Konvershy
176
tibilitaumlt des umlaufenden inkonvertibel gewordenen Geldes gegen Gol cl in der allshy
gemeinen chronischen infiation viertens in der Spekulation
rlarx beschaumlftigt sich im 35 und 36 Kapitel mit der Rolle des Waumlhrulgsgoldes und
dem Wechselkurs Er untersucht vor allem seine Funktion als Weltgeld und Reserveshy
fonds Es spieite unter dem Goldstandard d h unter den Bedingungen da das Gold
direkt die oumlkonomische Grundlage des Waumlhrungssystems war eine wiGhtige Rolle
beim internationalen Zehlungsausgleich Wenn im Welthandel ein Ungleichgewicht
beim Export und Import entstand muszligte bei einem Exportdefizit d h wenn mehr
Waren eingefuumlhrt als ausgefuumlhrt wurden Gold ausgefuumlhrt werden Das hing mit dem
Wechselkurs zusammen denn auch im Welthandel wird uumlberwiegend auf Kredit vershy
kauft und gekauft daher mit Wechseln bezahlt Entstand ein Handelsdefizit dann
sank derWechselkurs des Landes das zu viel importierte und damit entstanden Vershy
luste fuumlr die Impolieure Daher muszligte Gold exportiert werden um den Wechselkurs
auf der normalen Houmlhe zu halter Der Verfall des Wechselkurses des USA-Dollars
der seine Ursache im staumlndig wachsenden Handelsdefizit und Haushaltsdefizit hat
kann heute nicht mehr mit dem Export von Waumlhrungsgold ausgeglichen werden und
ist eine der Ursachen der Erschuumltte~ung des kapitalistischen Wirtschafts- und Waumlhshy
rungssystems Marx stellt im Ergebnis seiner Untersuchung des Verhaumlltnisses von Kredit und
Vlaumlhrungsgold fest daszlig der Kredit eine Form des Reichtums der kapitalistischen Geshy
sellschaft ist und das Geld aus der Zirkulation verdraumlngt Er beruht auf dem gegenseishy
t igen Vertrauen der Geschaumlftspartner Aber sobald der Kredit erschuumlttert wird [1
soll nun aller reale Reichtum wirklich Lind ploumltzlich in Geld verwandelt werden in
Gold und Silber eine verruumlckte Forderung die aber notwendig aus dem System seibst hervorwaumlchst19 Soviel Gold befand sich nicht im Reservefonds der Banken
Es muszligte daher zur Bank- und Kreditkrise kommen
Die Aufhebung der Godkonvertibilitaumlt des umlaufenden Geldes ist ein Zeichen der
Verschaumlrfung der allgemeinen Krise des Kapitalismus Dennoch funktioniert das Kreshy
ditsystem als Triebkraft der krisenerschuumltterten kapitalistischen Produ~tion und der
Entwicklung der modernen Produktivkraumlfte weiter Daher gilt die im letzten dem
30 Kapitel Vorkapitalistisches get roffene Feststellung auch heute Endlich unshy
terliegt es keinem Zw eifel daszlig das Kreditsystem als ein maumlchtiger Hebe dienen wird waumlhrend des Uumlbergangs aus der kap italistischen Produktionsweise in die Produkshy
tionsw eise der assoziierten Arbeit jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren orga nischen Umwaumllzungen der Produktionsweise selbst30 das hpiszligt im
Zusammenhang mit der pro letarischen Revolution der Errichtung der Herrschaft der
Arbeiterklasse der Enteignung des Monopolkapitals und der Verwandlung des moshynopolkapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln in Volkseigentum
125923 177
Aktiengesellschaften Fiktives Kapital
Die Kategorie fiktives Kapital wird in der Uumlberschrift des 25 Kapitels Kredit und fiktishy
ves Kapital erwaumlhnt aber dort nicht behandelt Dort geht es ediglich wie schon geshy
sagt um den Wechsel und dessen Funktion als Handelsgeld sowie um Man ipulatioshy
nen die mit dem Wechsel betrieben werden Es wird vor ailem im Kapitel 27 Die
Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion und im Kapitel 29 Bestandshyteile des Bankkapitals analysiert
Nebenbei bemerkt der heutige dritte Band des Kapitals (im Rahmen der MEW)
bestand in der von Engels 1894 herausgegebenen und 1922 nachgedruckten sechshy
sten Auflage aus zwei Teilen bzw Buumlchern Das erste Buch ging bis Kapitel 28 Umshy
laufmittel und Kapital Tookes und Fullartons Auffassung Es ist ein polemisches
Kapitel das sich in der Hauptsache mit der Verwechslung von Geld und Kapital beshy
schaumlftigt Es handelt sich um das auf den Konten der Banken befindliche zeitweilig
fre ie Geld der Bankkunden das von den Bankiers als Geldkapital fuumlr Kredite benutzt
wird Dieses Kapitel ist als 28 zwischen Kapitel 27 und 29 geschoben in denen hauptshy
saumlchlich uumlber das fiktive Kapital und die Aktiengesellschaften geschrieben wird Das
29 Kapitel eroumlffnet den zweiten Teil des dritten Bandes des Kapitals Es wird die
Uumlberschrift des dritten Bandes Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion
wiederholt und zwar als Zweiter Teil Am Beginn des dritten Bandes steht Dritshy
tes Buch Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion Erster Teil Zu Beginn
des Zweiten Teils (S479) wird auch die Uumlberschrift Fuumlnfter Abschnitt Spaltung
des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital wiederholt Die Uumlberschriften stammen anscheinend von Engels und spiegeln nur teilweise den Inhalt des betreffenden Kapitels wider
Die Behandlung des fiktiven Kapitals im 25 Kapitel wird also sozusagen zweifach unterbrochen Einmal durch das 28 Kapitel und zum anderen durch die Teilung des
dritten Bandes des Kapitals in zwei Teile Im Kapitel 27 Die Relie des Kredits in der kapitalistischen Produktion kommt Marx zu den Aktiengesellschaften und zum
fiktiven Kapital uumlber den Hinweis daszlig der Kredit die Ausgleichung der Profitrater
vermittelt und die Zirkulationskosten verringert Dann stellt erfest daszlig die gewaltige
Konzentration der Produktion und des Kapitals eine Gruumlndung und Fuumlhrung von Unshy
ternehmen durch Einzelkapitale unmoumlglich macht Fruumlher waren solche Groszliguntershy
nehmen Regierungsunternehmen dann wurden sie ZL kapitalistischen Gesellshyschaftsunternehmen
Er zieht daraus gleich entsche idende Schluszligfolgerungen fuumlr die Entwicklung und
Abloumlsung des Kapitalismus durch eine houmlhere Gesellschaftsordnung Das Kapital
das an sich auf gesellschaftJicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftlishyche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskraumlften voraussetzt erhaumllt
hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen)
im Gegensatz zum Privatkapital und seine Unternehmungen t reten auf als Gesellshy
schafisunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen Es ist die Aufheshy
bung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Proshyduktionsweise selbst 31
Er fuumlgt hinzu daszlig der fung ierende Kapitalist zu einem blorsen Verwalter von fremshy
dem Kap ital wird - gemeint sind die Aktiengesellschaften -und die Kapitaleigentuumlshy
mer - die Aktionaumlre - zu bloszligen Geldkapitalisten Friedrich Enges ergaumlnzt in einer
Einschaltung noch daszlig aus den Aktiengesellschaften sich internationale Kartelle
wie der britische United Alkali Trust entwickel t haben Diese Uumlberlegungen bilden
eine Art Zwischenglied zu Lenins Imperialismustheorie Im Kapitel 29 Bestandteile
des BankkapItals untersucht Marx eingehend das fiktive Kapital Hier kommt er
nach einer kurzen Angabe der Bestandteile des Bankkapitals zum Thema Das fiktive
Kapital ist wie zu Beginn unserer Betrachtung schon vermerkt wurde eine Form des
zinstragenden Kapitals eine recht eigenartige Form Marx schreibt Die Form des
zirlstragenden Kapitals bringt es mit sich daszlig jede bestimmte und regelmaumlszligige Geldshy
revenue als Zins eines Kapitals erscheint sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht Erst wird das Geldeinklmmen in Zins verwandelt und mit dem Zins finshydet sich dann auch das Kapital woraus es entspringt 32
Jemand erhaumllt beispielsweise regelmaumlszligig jaumlhrlich 1000 DM Der herrschende Zinsshy
fuszlig betrage 5 Prozent Dann werden die 1OOODM mit 100 multipliziert Das ergibt
100000DM Durch 5 naumlmlich die 5 Prozent Zinsen dividiert ergibt das 20000DM
Das ist dann das errechnete oder erdachte Kapital Es existiert nicht wirklich sondern
nur in der Vorstellung des Revenueempfaumlngers LInd ist daher fiktives Kapital Man
nennt diesen Prozeszlig der Bildung des fiktiven Kapitals kapitalisieren 33
Wenn der Bezieher der Revenue verbrieft kriegt daszlig er jaumlhrlich 1000 DM erhaumllt
dann kann er diesen Berechtigungsschein fuumlr 20000DM verkaufen Hierbei wird
deutlich daszlig der Kaumlufer nicht das Kapital das ja in Wirklichkeit nicht existiert sonshy
dern nur die Berechtigung jaumlhrlich 1000 Drvl zu beziehen erhaumllt Worin besteht die praktische d h die oumlkonomische Bedeutung dieser Erkenntnis
vom fiktiven Kapital Marx belegt sie mit einigen Beispielen Wir werden sie aktualishy
sieren Er beginnt mit den Staatsschulden Der Staat z B die BRD-Regierung muszlig
Schulden machen weil sie die Staatshaushaltsausgaben besonderswegen der hoshy
hen Ruumlst ungsausgaben nicht m it den Staatshaushaltseinnahmen decken kann Sie
muszlig sich wie es heiszligt mit 40 Mill iarden DM neu verschulden Dazu w ird sie der Staatsbank und der Oumlffentlichkeit Staatsanleihepapiere verkaufen in denen sie vershy
spricht 6 oder 7 Prozent Zinsen zu zahlen Das Kapital das in diesem Falle verzinst
wird existiert gar nicht Es sind die Staatsschulden also weniger als nichts das vershy
zinst wird Aber in allen diesen Faumlllen bieibt das Kapital als dessen Abkoumlmmling (Zins) die St aatszahlung betrachtet wird illusorisch fiktives Kapital Nicht nur daszlig
die Summe d ie dem Staat geliehen wurde uumlberhaupt nicht mehr existiert Sie war uumlberhaupt nie bestimmt als Kapital verausgabt angelegt zu werden 34
179 178
Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und
zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als
Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses
Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die
Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig
zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar
Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy
schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen
werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt
Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit
Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy
nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy
lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das
dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy
tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige
Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt
Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen
Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden
oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie
Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt
wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben
die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy
talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert
nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre
Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL
Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies
Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat
manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital
existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und
als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy
schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende
Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy
lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy
schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann
steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann
verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy
densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige
180
Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs
Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy
schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober
1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy
gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste
Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die
Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy
sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die
Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy
gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in
die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem
einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung
uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy
fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36
Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy
aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen
Anmerkungen
1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626
2 Ebenda S 611
3 Ebenda S 3l54
4 Ebenda S 369
5 Siehe ebenda S 388
6 Ebenda S405
7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352
8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403
9 Siehe ebenda S 388
10 Ebenda S620 1 Ebenda
12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke
Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457
15 Ebenda 5 496_
16 Siehe ebenda S413
17 Ebenda 18 Ebenda S498
181
19 EbendaS499
20 Ebenda S 501
21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502
23 Ebenda S512
24 Ebenda S 524 25 EbendaS417
26 Ebenda S 538
27 Ebenda S 562-579
28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy
genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189
29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621
31 Ebenda S452
32 Ebenda S 482
33 Siehe ebenda S 484
34 Ebenda 8 482483
35 Ebenda S484485
36 Ebenda S454455
182
Gisela Winkler
Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ
des dritten Ba ndes des Kapitals JJ
im oumlkonomischen W erk von Karl Marx
In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy
punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind
zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des
literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng
mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy
wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy
ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy
rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen
ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes
von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy
stische Rententheorie einnimmt
Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-
szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy
gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns
aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen
bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy
tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum
Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der
Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung
von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals
Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy
theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im
Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy
talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die
Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der
Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis
1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen
Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher
183
Die Darlegungen enthalten viele aktueiie Bezugspunkte denn eines der gegenwaumlrshy
tigen Krisenelemente ist der Uumlberfluszlig an anlagesuchendern Geidkapita Allerdings
besteht heute die Hauptursache im Monopol der Industrie- und Bankkapitalisten Dashymals hatte Marx vor allem mit den Bankkapitalisten zu tun die das gesamte Geld und
Geldkapital bei sich konzentrierten und fuumlr die alles Geld das sie in Form von Kredishy
ten verliehen ob es der Verw andlung in industrieles Kapital diente oder nicht Kapishy
tal war Je mehr sie uumlber Depositen oder Wechsel verfuumlgen desto mehr koumlnnen sie
Geld verleihen und Zinsen kassieren
Marx untersucht w oher das Geld das bei den Banken deponiertwird stammt Unshy
ter anderem ist es akkumulierter Mehrwert deimiddot rloch nicht zur Erweiterung der Proshy
duktion dienen kann Es kann akkumulierte Revenue der Kapitalisten oder zeitw eilig
freies Kapita sein das durch den zeitlichen Unterschied zwischen Produktion und
Realisierung entsteht und schlieszliglich durch Wechselgeschaumlfte die auch Schwindelshy
geschaumlfte sein koumlnnen wodurch das Geldkapital rein fiktiv ist Marx betont Die
Masse des leihbaren Geldkapitals [ ] waumlchst so in der Tat ganz unabhaumlngig von der
wirklichen Akkumuation23 Wie sehr die Banken das bei ihnen deponierte Geld und
die VVechsel fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte benutzen zeigt daszlig sie den Reservefonds bis
zum aumlLszligersten vermindern Marx beweist dies bel fuumlnfzehn ~er 1892 groumlszligten englishy
schen Banken die im Duumlrchschnitteinen Reservefonds von 1197 Prozent ihrer Deposhy
aumliter und lhres Wechselbestandes haben wobei ein ige noch darunter bleiben
Marx analysiert des weiteren das Verhaumlltnis von Uumlberproduumlktionskrisen und Geldshy
und Kreditkrisen die Funktion der Gedmaumlrkte und einiges andere
Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist daszlig durch den Kredit die kapitalistischen Eishy
genturnsverhaumlltnisse vollig veraumlndert werden ohne den Boden der kapitalistischen
Produktionsverhaumlltnisse zu verlassen im Kapitel uumlber die Akkumuation des Kapitals
im ersten Band des Kapitals hatte Marx schon nachgewiesen daszlig clles Kapita akshy
kumulierter Mehrwert und kein Pfennig aus eigener Arbeit erspartes Geld ist Der
Kredit ist von vornherein fremdes Geld oas der Kapitalist fuumlr seine Privatzwecke vershy
wertet Mehrwert produzieren laumlszligt lind sich aneig net Die letzte lilusion des kapitalishy
stischen Systems als ob Kapt der Sproumlszligiing eigner Arbeit und Ersparung waumlre
-geht damit in die Bruumlche Nicht nur besteht der Profit in Aneignung fremder Arbeit
sondern das Kapital womit dese fremde Arbeit in Bewegung gesetzt und ausgebeushy
tet wird besteht aus fremdem Eigentum das der Geldkapitalist dem industriellen Ka shypitaiisten zur Vei-Tuumlgung stellt und w ofuumlr er diesen seinerseits exploitiert 24
Kreditgeld Currency principle Gold
Obwohl das Vesen des Kredit geldes schon erwaumlhnt wurde muszlig es noch naumlher darshygestellt w erden da es gegenwaumlrtig unter marxistischen Oumlkonomen daruuml ber ei ne
noch ungeioumlsten Meinungsstreit gibt Es wurde festgestellt daszlig der Wechsel als Handelsgeld die GrundfoFn des Kreditgeldes ist Durch das Diskontieren den Vershy
kauf der VVechsel an die Banken emittierten diese Banknoten Privatbanknoten und
durch die Rediskont ierung der erstklassigen Wechsel emittierte die Staatsbank
Staatsbanknoten Das ist seit der Zeit vor dem erster Weltkrieg die herrschende entshy
w ickeltste Form der Banknoten lVlarx charakterisierte die Privatbanknote folgendershy
maszligen Die Banknote ist nichts als ein Wechsel auf den Bankier zahlbar jederzeit an den inhaber und vom Bankier den Privatwechseln substituiei25 Die Staatsbankshy
note ist mehr als ein Wechsel aumiddotf die Staatsbank Hinter ihr steht der Staatskredit Sie
ist Geld das Kreditgeid und war bis zum ersten Weltkrieg allgemein und bis zum Zushy
sammenbruch des Abkommens von Bretton Woods uumlber die Staatsbanken gegen
Geld einloumlsungspflichtig konvertibel Die Staatsbanknoten unterliegen wie das Pashy
piergeld dem Geldumlaufgesetz Marx schrieb Es ist bereits bei Betrachtung der
einfachen Geldzirkulation [ ] nachgewiesen worden daszlig die Masse des wirklict zirshy
kulierenden Geldes Geschwindigkeit der Zirkulation und Oumlkonomie der Zahiungen
als gegeben vorausgesetzt bestimmt ist dlJich die Preise der Waren und die Masse
der Transaktionen Dasselbe Gesetz herrscht bei der NotenzirkLilation 26 Das Veishy
haumlltnis des Kreditgeldes seine Konvertibilitaumlt gegen Gold hat schon zu Marx Zeiten
eine Rolle gespielt naumlmlich in dem Streit um die engl ische szligankgesetzgebuumlng
184427
Ursache war die falsche Gedtheorie David Ricardos der u a der Meinung war
daszlig sich die Banknotenemission nach denselben Gesetzen richten muumlsse wie die
Metallgeld- bzw Papiergeldzirkuiation die das Gold repraumlsentiert Nach dieser Aufshy
fassung bzw der seiner Nachfolger denn Ricardo war 1823 gestorben koumlnnten nur
soviel Banknoten emittiert werden wie an ihrer Stelie Goldgeld bzw repraumlsentatives
Papiergeld umlaufen muumlszligte Dieser Grundsatz erhieit den Namen Currency prinshy
cipe - Currency ist die englische Bezeichnung fuumlr Zirkulationsmittel - Der Streit
ging darum daszlig nur bei Goldeinfuhr Banknoten also Kreditgeld und Gold- bzw Pashy
piergeld emittiert werden duumlrfte lind umgekehrt bei Goldausfuhr diese Zirkulationsshy
mittel vermindert werden rnuumlszligten Diese Theorie wurde praktisch als durch eine Miszligernte Getreide eingefuumlhrt und
Gold dafuumlr ausgefuumlhrt werden muszligte ohne daszlig eine Produktionskrise herrschte sondern im Gegenteil die Produktion florierte Aus diesem Grunde waren Kredite
und damit eine Vergroumlszligerung der Banknotenemission gefragt Aber die Banknotenshyemission war wegen des Goldexports vermindert worden und eine Geld- und Kreditshy
krise t rat ein Der Bankakt von 1844 muszligte aufgehoben werden um die Entwicklung
der Prod uktion nicht zu bremsen Marx untersucht diesen Vorgang eingehend (Seine Darlegungen tragen also wieshy
der Forsch ungscharakter) Er kommt zu dem Ergebnis daszlig Ricardos falsche Theorie
uumlber die Rolle des Geldes die Ursache der von dem Direktor der Bank von England Lord Overstone und anderen Bankiers und OumlkonofTlsn eingefuumlhrten Bankakt Ion 1844 war und ein Fiasko erlitt Damit wurde zugleich die Marxsche Theorie des Kreshy
174 175
ditgeldes und seiner oumlkonomischen Grundlagen bestaumltigt daszlig die Banknoten zwar
gegen Gold konvertibel sind und dem Geldumlaufgesetz unterliegen aber ihre Emisshy
sion sich nicht an der Goldreserve der Staatsbank orientiert sondern an den Kreditshy
beduumlrfnissen der Wirtschaft die durch die Ausstellung Diskontierung und Rediskonshy
tierung von Wechseln befriedigt werden
Das Festhalten an dem Bankakt von 1844 hatte uumlbrigens fuumlr die Bankieis einen Vorshy
teil Durch die Einschraumlnkung der Geidemission und der Kredite stiegen die Zinsen und damit auch die Bankgewinne
Zu einem damit zusammenhaumlngenden Jktuellen Problem DLlrch die allgemeine
Aufhebung der Konvertibiiitaumlt des umlaufenden Papier- Kredit- und Buchgeldes geshy
gen Gold im Jahre 1971 entstand wie schon enlvaumlhnt vom USA-Finanzkapital irrishy
tiert und von nicht wenigen marxistischen Oumlkonomen uumlbernommen die Theorie
von der Demontierung des Goldes Es wurde behauptet daszlig nunmehr das Kreditshy
geid obwohl es Ilach der Aufhebung der Konvertibilitaumlt gegen Gold keinen eigenen
Wert hat oder repraumlsentiert alle Geldfunktionen auch die des Maszliges der Werte und
Mal~stalJ der Preise ausuumlbt Eine Zeitlang wurde die Meinung vertreten daszlig die Sonshy
derziehungsrechte des Internationalen Waumlhrungsfonds (lWF) Papiergold seien
Alle diese Theorien befinden sich im Unrecht
Das kapitalistische Waumlhrungssystem befindet sich zwar in einer unheilbaren Krise
und es herrscht eine alle kapitalistichen Laumlnder erfassende chronische Inflation
Aber es kommt nicht vom Gold los Erich Friedemann hat in seinem Beitrag Zur Rolle des Goldes und andererWaumlhrungsreserven im gegenwaumlrtigen Kapitalismus28
nachgewiesen Erstens daszlig die Waumlhrungsgoidreserve zuvor seit 1971 vor alem auf
Kosten der USA umverteilt ab~r konstant ist zweitens daszlig all6 Zentralbanken ihren
Goldbestand nicht nur festhalten sondern zu vermehren suchen drittens daszlig alie
kapitalistischen Waumlhrungen sich an Waumlhrungsgold orientieren viertensdaszlig fuumlr sie
und fuumlr die Privateigentuumlmer das Waumlhrungsgold dar Rettungsanker ist an (jen sie
sich in dem Chaos des verfaulenden kapital istischen Waumlhiungssystems klammern
Der Waumlhrllngsgoldbestand der Waumlhrungsbehoumlrden (Zentralbanken Internationashy
ler Waumlhrungsfonds Weltbank Europaumlisches fJaumlhiUngssystem) betrug 1981 35924
Tonnen In Privatbesitz befinden sich mindestens 30000 Tonnen die dort als Schatz fungieren und zur Waumlhrungsgoldreserve gerechnet werden muumlssen Auf dem Umshy
weg uumlber die Waumlhrungsgoldreserve ist das Gold die Grundlage der Geldfunktionen
auch im heutigen Kapitalismus geblieben Man muszlig zwischen dem Gold als Rohstoff
und Ware sowie as Waumlhrungsgold unterscheiden Das sprunghafte Ansteigen der
Goldpreise nach dem Zusammenbiuch des Bratton-Woods-Systems betraf das Gold
als Rohstoff und Ware Die Preissteigerung des Goides hatte ihre Ursache erstens in der Unterbewertung die durch die Zwangsbindung des Goldpreisesan den USAshy
Dollar entstand und darin (1 Unze Gold gleich 3595 USA-Dollar) daszlig Papier-Dollar schrankenlos emittiert wurden zwmiddoteitens in der allgemeinen Aufhebung der Konvershy
176
tibilitaumlt des umlaufenden inkonvertibel gewordenen Geldes gegen Gol cl in der allshy
gemeinen chronischen infiation viertens in der Spekulation
rlarx beschaumlftigt sich im 35 und 36 Kapitel mit der Rolle des Waumlhrulgsgoldes und
dem Wechselkurs Er untersucht vor allem seine Funktion als Weltgeld und Reserveshy
fonds Es spieite unter dem Goldstandard d h unter den Bedingungen da das Gold
direkt die oumlkonomische Grundlage des Waumlhrungssystems war eine wiGhtige Rolle
beim internationalen Zehlungsausgleich Wenn im Welthandel ein Ungleichgewicht
beim Export und Import entstand muszligte bei einem Exportdefizit d h wenn mehr
Waren eingefuumlhrt als ausgefuumlhrt wurden Gold ausgefuumlhrt werden Das hing mit dem
Wechselkurs zusammen denn auch im Welthandel wird uumlberwiegend auf Kredit vershy
kauft und gekauft daher mit Wechseln bezahlt Entstand ein Handelsdefizit dann
sank derWechselkurs des Landes das zu viel importierte und damit entstanden Vershy
luste fuumlr die Impolieure Daher muszligte Gold exportiert werden um den Wechselkurs
auf der normalen Houmlhe zu halter Der Verfall des Wechselkurses des USA-Dollars
der seine Ursache im staumlndig wachsenden Handelsdefizit und Haushaltsdefizit hat
kann heute nicht mehr mit dem Export von Waumlhrungsgold ausgeglichen werden und
ist eine der Ursachen der Erschuumltte~ung des kapitalistischen Wirtschafts- und Waumlhshy
rungssystems Marx stellt im Ergebnis seiner Untersuchung des Verhaumlltnisses von Kredit und
Vlaumlhrungsgold fest daszlig der Kredit eine Form des Reichtums der kapitalistischen Geshy
sellschaft ist und das Geld aus der Zirkulation verdraumlngt Er beruht auf dem gegenseishy
t igen Vertrauen der Geschaumlftspartner Aber sobald der Kredit erschuumlttert wird [1
soll nun aller reale Reichtum wirklich Lind ploumltzlich in Geld verwandelt werden in
Gold und Silber eine verruumlckte Forderung die aber notwendig aus dem System seibst hervorwaumlchst19 Soviel Gold befand sich nicht im Reservefonds der Banken
Es muszligte daher zur Bank- und Kreditkrise kommen
Die Aufhebung der Godkonvertibilitaumlt des umlaufenden Geldes ist ein Zeichen der
Verschaumlrfung der allgemeinen Krise des Kapitalismus Dennoch funktioniert das Kreshy
ditsystem als Triebkraft der krisenerschuumltterten kapitalistischen Produ~tion und der
Entwicklung der modernen Produktivkraumlfte weiter Daher gilt die im letzten dem
30 Kapitel Vorkapitalistisches get roffene Feststellung auch heute Endlich unshy
terliegt es keinem Zw eifel daszlig das Kreditsystem als ein maumlchtiger Hebe dienen wird waumlhrend des Uumlbergangs aus der kap italistischen Produktionsweise in die Produkshy
tionsw eise der assoziierten Arbeit jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren orga nischen Umwaumllzungen der Produktionsweise selbst30 das hpiszligt im
Zusammenhang mit der pro letarischen Revolution der Errichtung der Herrschaft der
Arbeiterklasse der Enteignung des Monopolkapitals und der Verwandlung des moshynopolkapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln in Volkseigentum
125923 177
Aktiengesellschaften Fiktives Kapital
Die Kategorie fiktives Kapital wird in der Uumlberschrift des 25 Kapitels Kredit und fiktishy
ves Kapital erwaumlhnt aber dort nicht behandelt Dort geht es ediglich wie schon geshy
sagt um den Wechsel und dessen Funktion als Handelsgeld sowie um Man ipulatioshy
nen die mit dem Wechsel betrieben werden Es wird vor ailem im Kapitel 27 Die
Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion und im Kapitel 29 Bestandshyteile des Bankkapitals analysiert
Nebenbei bemerkt der heutige dritte Band des Kapitals (im Rahmen der MEW)
bestand in der von Engels 1894 herausgegebenen und 1922 nachgedruckten sechshy
sten Auflage aus zwei Teilen bzw Buumlchern Das erste Buch ging bis Kapitel 28 Umshy
laufmittel und Kapital Tookes und Fullartons Auffassung Es ist ein polemisches
Kapitel das sich in der Hauptsache mit der Verwechslung von Geld und Kapital beshy
schaumlftigt Es handelt sich um das auf den Konten der Banken befindliche zeitweilig
fre ie Geld der Bankkunden das von den Bankiers als Geldkapital fuumlr Kredite benutzt
wird Dieses Kapitel ist als 28 zwischen Kapitel 27 und 29 geschoben in denen hauptshy
saumlchlich uumlber das fiktive Kapital und die Aktiengesellschaften geschrieben wird Das
29 Kapitel eroumlffnet den zweiten Teil des dritten Bandes des Kapitals Es wird die
Uumlberschrift des dritten Bandes Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion
wiederholt und zwar als Zweiter Teil Am Beginn des dritten Bandes steht Dritshy
tes Buch Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion Erster Teil Zu Beginn
des Zweiten Teils (S479) wird auch die Uumlberschrift Fuumlnfter Abschnitt Spaltung
des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital wiederholt Die Uumlberschriften stammen anscheinend von Engels und spiegeln nur teilweise den Inhalt des betreffenden Kapitels wider
Die Behandlung des fiktiven Kapitals im 25 Kapitel wird also sozusagen zweifach unterbrochen Einmal durch das 28 Kapitel und zum anderen durch die Teilung des
dritten Bandes des Kapitals in zwei Teile Im Kapitel 27 Die Relie des Kredits in der kapitalistischen Produktion kommt Marx zu den Aktiengesellschaften und zum
fiktiven Kapital uumlber den Hinweis daszlig der Kredit die Ausgleichung der Profitrater
vermittelt und die Zirkulationskosten verringert Dann stellt erfest daszlig die gewaltige
Konzentration der Produktion und des Kapitals eine Gruumlndung und Fuumlhrung von Unshy
ternehmen durch Einzelkapitale unmoumlglich macht Fruumlher waren solche Groszliguntershy
nehmen Regierungsunternehmen dann wurden sie ZL kapitalistischen Gesellshyschaftsunternehmen
Er zieht daraus gleich entsche idende Schluszligfolgerungen fuumlr die Entwicklung und
Abloumlsung des Kapitalismus durch eine houmlhere Gesellschaftsordnung Das Kapital
das an sich auf gesellschaftJicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftlishyche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskraumlften voraussetzt erhaumllt
hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen)
im Gegensatz zum Privatkapital und seine Unternehmungen t reten auf als Gesellshy
schafisunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen Es ist die Aufheshy
bung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Proshyduktionsweise selbst 31
Er fuumlgt hinzu daszlig der fung ierende Kapitalist zu einem blorsen Verwalter von fremshy
dem Kap ital wird - gemeint sind die Aktiengesellschaften -und die Kapitaleigentuumlshy
mer - die Aktionaumlre - zu bloszligen Geldkapitalisten Friedrich Enges ergaumlnzt in einer
Einschaltung noch daszlig aus den Aktiengesellschaften sich internationale Kartelle
wie der britische United Alkali Trust entwickel t haben Diese Uumlberlegungen bilden
eine Art Zwischenglied zu Lenins Imperialismustheorie Im Kapitel 29 Bestandteile
des BankkapItals untersucht Marx eingehend das fiktive Kapital Hier kommt er
nach einer kurzen Angabe der Bestandteile des Bankkapitals zum Thema Das fiktive
Kapital ist wie zu Beginn unserer Betrachtung schon vermerkt wurde eine Form des
zinstragenden Kapitals eine recht eigenartige Form Marx schreibt Die Form des
zirlstragenden Kapitals bringt es mit sich daszlig jede bestimmte und regelmaumlszligige Geldshy
revenue als Zins eines Kapitals erscheint sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht Erst wird das Geldeinklmmen in Zins verwandelt und mit dem Zins finshydet sich dann auch das Kapital woraus es entspringt 32
Jemand erhaumllt beispielsweise regelmaumlszligig jaumlhrlich 1000 DM Der herrschende Zinsshy
fuszlig betrage 5 Prozent Dann werden die 1OOODM mit 100 multipliziert Das ergibt
100000DM Durch 5 naumlmlich die 5 Prozent Zinsen dividiert ergibt das 20000DM
Das ist dann das errechnete oder erdachte Kapital Es existiert nicht wirklich sondern
nur in der Vorstellung des Revenueempfaumlngers LInd ist daher fiktives Kapital Man
nennt diesen Prozeszlig der Bildung des fiktiven Kapitals kapitalisieren 33
Wenn der Bezieher der Revenue verbrieft kriegt daszlig er jaumlhrlich 1000 DM erhaumllt
dann kann er diesen Berechtigungsschein fuumlr 20000DM verkaufen Hierbei wird
deutlich daszlig der Kaumlufer nicht das Kapital das ja in Wirklichkeit nicht existiert sonshy
dern nur die Berechtigung jaumlhrlich 1000 Drvl zu beziehen erhaumllt Worin besteht die praktische d h die oumlkonomische Bedeutung dieser Erkenntnis
vom fiktiven Kapital Marx belegt sie mit einigen Beispielen Wir werden sie aktualishy
sieren Er beginnt mit den Staatsschulden Der Staat z B die BRD-Regierung muszlig
Schulden machen weil sie die Staatshaushaltsausgaben besonderswegen der hoshy
hen Ruumlst ungsausgaben nicht m it den Staatshaushaltseinnahmen decken kann Sie
muszlig sich wie es heiszligt mit 40 Mill iarden DM neu verschulden Dazu w ird sie der Staatsbank und der Oumlffentlichkeit Staatsanleihepapiere verkaufen in denen sie vershy
spricht 6 oder 7 Prozent Zinsen zu zahlen Das Kapital das in diesem Falle verzinst
wird existiert gar nicht Es sind die Staatsschulden also weniger als nichts das vershy
zinst wird Aber in allen diesen Faumlllen bieibt das Kapital als dessen Abkoumlmmling (Zins) die St aatszahlung betrachtet wird illusorisch fiktives Kapital Nicht nur daszlig
die Summe d ie dem Staat geliehen wurde uumlberhaupt nicht mehr existiert Sie war uumlberhaupt nie bestimmt als Kapital verausgabt angelegt zu werden 34
179 178
Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und
zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als
Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses
Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die
Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig
zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar
Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy
schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen
werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt
Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit
Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy
nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy
lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das
dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy
tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige
Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt
Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen
Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden
oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie
Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt
wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben
die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy
talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert
nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre
Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL
Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies
Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat
manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital
existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und
als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy
schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende
Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy
lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy
schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann
steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann
verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy
densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige
180
Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs
Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy
schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober
1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy
gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste
Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die
Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy
sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die
Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy
gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in
die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem
einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung
uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy
fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36
Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy
aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen
Anmerkungen
1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626
2 Ebenda S 611
3 Ebenda S 3l54
4 Ebenda S 369
5 Siehe ebenda S 388
6 Ebenda S405
7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352
8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403
9 Siehe ebenda S 388
10 Ebenda S620 1 Ebenda
12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke
Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457
15 Ebenda 5 496_
16 Siehe ebenda S413
17 Ebenda 18 Ebenda S498
181
19 EbendaS499
20 Ebenda S 501
21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502
23 Ebenda S512
24 Ebenda S 524 25 EbendaS417
26 Ebenda S 538
27 Ebenda S 562-579
28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy
genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189
29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621
31 Ebenda S452
32 Ebenda S 482
33 Siehe ebenda S 484
34 Ebenda 8 482483
35 Ebenda S484485
36 Ebenda S454455
182
Gisela Winkler
Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ
des dritten Ba ndes des Kapitals JJ
im oumlkonomischen W erk von Karl Marx
In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy
punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind
zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des
literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng
mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy
wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy
ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy
rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen
ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes
von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy
stische Rententheorie einnimmt
Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-
szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy
gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns
aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen
bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy
tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum
Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der
Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung
von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals
Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy
theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im
Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy
talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die
Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der
Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis
1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen
Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher
183
ditgeldes und seiner oumlkonomischen Grundlagen bestaumltigt daszlig die Banknoten zwar
gegen Gold konvertibel sind und dem Geldumlaufgesetz unterliegen aber ihre Emisshy
sion sich nicht an der Goldreserve der Staatsbank orientiert sondern an den Kreditshy
beduumlrfnissen der Wirtschaft die durch die Ausstellung Diskontierung und Rediskonshy
tierung von Wechseln befriedigt werden
Das Festhalten an dem Bankakt von 1844 hatte uumlbrigens fuumlr die Bankieis einen Vorshy
teil Durch die Einschraumlnkung der Geidemission und der Kredite stiegen die Zinsen und damit auch die Bankgewinne
Zu einem damit zusammenhaumlngenden Jktuellen Problem DLlrch die allgemeine
Aufhebung der Konvertibiiitaumlt des umlaufenden Papier- Kredit- und Buchgeldes geshy
gen Gold im Jahre 1971 entstand wie schon enlvaumlhnt vom USA-Finanzkapital irrishy
tiert und von nicht wenigen marxistischen Oumlkonomen uumlbernommen die Theorie
von der Demontierung des Goldes Es wurde behauptet daszlig nunmehr das Kreditshy
geid obwohl es Ilach der Aufhebung der Konvertibilitaumlt gegen Gold keinen eigenen
Wert hat oder repraumlsentiert alle Geldfunktionen auch die des Maszliges der Werte und
Mal~stalJ der Preise ausuumlbt Eine Zeitlang wurde die Meinung vertreten daszlig die Sonshy
derziehungsrechte des Internationalen Waumlhrungsfonds (lWF) Papiergold seien
Alle diese Theorien befinden sich im Unrecht
Das kapitalistische Waumlhrungssystem befindet sich zwar in einer unheilbaren Krise
und es herrscht eine alle kapitalistichen Laumlnder erfassende chronische Inflation
Aber es kommt nicht vom Gold los Erich Friedemann hat in seinem Beitrag Zur Rolle des Goldes und andererWaumlhrungsreserven im gegenwaumlrtigen Kapitalismus28
nachgewiesen Erstens daszlig die Waumlhrungsgoidreserve zuvor seit 1971 vor alem auf
Kosten der USA umverteilt ab~r konstant ist zweitens daszlig all6 Zentralbanken ihren
Goldbestand nicht nur festhalten sondern zu vermehren suchen drittens daszlig alie
kapitalistischen Waumlhrungen sich an Waumlhrungsgold orientieren viertensdaszlig fuumlr sie
und fuumlr die Privateigentuumlmer das Waumlhrungsgold dar Rettungsanker ist an (jen sie
sich in dem Chaos des verfaulenden kapital istischen Waumlhiungssystems klammern
Der Waumlhrllngsgoldbestand der Waumlhrungsbehoumlrden (Zentralbanken Internationashy
ler Waumlhrungsfonds Weltbank Europaumlisches fJaumlhiUngssystem) betrug 1981 35924
Tonnen In Privatbesitz befinden sich mindestens 30000 Tonnen die dort als Schatz fungieren und zur Waumlhrungsgoldreserve gerechnet werden muumlssen Auf dem Umshy
weg uumlber die Waumlhrungsgoldreserve ist das Gold die Grundlage der Geldfunktionen
auch im heutigen Kapitalismus geblieben Man muszlig zwischen dem Gold als Rohstoff
und Ware sowie as Waumlhrungsgold unterscheiden Das sprunghafte Ansteigen der
Goldpreise nach dem Zusammenbiuch des Bratton-Woods-Systems betraf das Gold
als Rohstoff und Ware Die Preissteigerung des Goides hatte ihre Ursache erstens in der Unterbewertung die durch die Zwangsbindung des Goldpreisesan den USAshy
Dollar entstand und darin (1 Unze Gold gleich 3595 USA-Dollar) daszlig Papier-Dollar schrankenlos emittiert wurden zwmiddoteitens in der allgemeinen Aufhebung der Konvershy
176
tibilitaumlt des umlaufenden inkonvertibel gewordenen Geldes gegen Gol cl in der allshy
gemeinen chronischen infiation viertens in der Spekulation
rlarx beschaumlftigt sich im 35 und 36 Kapitel mit der Rolle des Waumlhrulgsgoldes und
dem Wechselkurs Er untersucht vor allem seine Funktion als Weltgeld und Reserveshy
fonds Es spieite unter dem Goldstandard d h unter den Bedingungen da das Gold
direkt die oumlkonomische Grundlage des Waumlhrungssystems war eine wiGhtige Rolle
beim internationalen Zehlungsausgleich Wenn im Welthandel ein Ungleichgewicht
beim Export und Import entstand muszligte bei einem Exportdefizit d h wenn mehr
Waren eingefuumlhrt als ausgefuumlhrt wurden Gold ausgefuumlhrt werden Das hing mit dem
Wechselkurs zusammen denn auch im Welthandel wird uumlberwiegend auf Kredit vershy
kauft und gekauft daher mit Wechseln bezahlt Entstand ein Handelsdefizit dann
sank derWechselkurs des Landes das zu viel importierte und damit entstanden Vershy
luste fuumlr die Impolieure Daher muszligte Gold exportiert werden um den Wechselkurs
auf der normalen Houmlhe zu halter Der Verfall des Wechselkurses des USA-Dollars
der seine Ursache im staumlndig wachsenden Handelsdefizit und Haushaltsdefizit hat
kann heute nicht mehr mit dem Export von Waumlhrungsgold ausgeglichen werden und
ist eine der Ursachen der Erschuumltte~ung des kapitalistischen Wirtschafts- und Waumlhshy
rungssystems Marx stellt im Ergebnis seiner Untersuchung des Verhaumlltnisses von Kredit und
Vlaumlhrungsgold fest daszlig der Kredit eine Form des Reichtums der kapitalistischen Geshy
sellschaft ist und das Geld aus der Zirkulation verdraumlngt Er beruht auf dem gegenseishy
t igen Vertrauen der Geschaumlftspartner Aber sobald der Kredit erschuumlttert wird [1
soll nun aller reale Reichtum wirklich Lind ploumltzlich in Geld verwandelt werden in
Gold und Silber eine verruumlckte Forderung die aber notwendig aus dem System seibst hervorwaumlchst19 Soviel Gold befand sich nicht im Reservefonds der Banken
Es muszligte daher zur Bank- und Kreditkrise kommen
Die Aufhebung der Godkonvertibilitaumlt des umlaufenden Geldes ist ein Zeichen der
Verschaumlrfung der allgemeinen Krise des Kapitalismus Dennoch funktioniert das Kreshy
ditsystem als Triebkraft der krisenerschuumltterten kapitalistischen Produ~tion und der
Entwicklung der modernen Produktivkraumlfte weiter Daher gilt die im letzten dem
30 Kapitel Vorkapitalistisches get roffene Feststellung auch heute Endlich unshy
terliegt es keinem Zw eifel daszlig das Kreditsystem als ein maumlchtiger Hebe dienen wird waumlhrend des Uumlbergangs aus der kap italistischen Produktionsweise in die Produkshy
tionsw eise der assoziierten Arbeit jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren orga nischen Umwaumllzungen der Produktionsweise selbst30 das hpiszligt im
Zusammenhang mit der pro letarischen Revolution der Errichtung der Herrschaft der
Arbeiterklasse der Enteignung des Monopolkapitals und der Verwandlung des moshynopolkapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln in Volkseigentum
125923 177
Aktiengesellschaften Fiktives Kapital
Die Kategorie fiktives Kapital wird in der Uumlberschrift des 25 Kapitels Kredit und fiktishy
ves Kapital erwaumlhnt aber dort nicht behandelt Dort geht es ediglich wie schon geshy
sagt um den Wechsel und dessen Funktion als Handelsgeld sowie um Man ipulatioshy
nen die mit dem Wechsel betrieben werden Es wird vor ailem im Kapitel 27 Die
Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion und im Kapitel 29 Bestandshyteile des Bankkapitals analysiert
Nebenbei bemerkt der heutige dritte Band des Kapitals (im Rahmen der MEW)
bestand in der von Engels 1894 herausgegebenen und 1922 nachgedruckten sechshy
sten Auflage aus zwei Teilen bzw Buumlchern Das erste Buch ging bis Kapitel 28 Umshy
laufmittel und Kapital Tookes und Fullartons Auffassung Es ist ein polemisches
Kapitel das sich in der Hauptsache mit der Verwechslung von Geld und Kapital beshy
schaumlftigt Es handelt sich um das auf den Konten der Banken befindliche zeitweilig
fre ie Geld der Bankkunden das von den Bankiers als Geldkapital fuumlr Kredite benutzt
wird Dieses Kapitel ist als 28 zwischen Kapitel 27 und 29 geschoben in denen hauptshy
saumlchlich uumlber das fiktive Kapital und die Aktiengesellschaften geschrieben wird Das
29 Kapitel eroumlffnet den zweiten Teil des dritten Bandes des Kapitals Es wird die
Uumlberschrift des dritten Bandes Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion
wiederholt und zwar als Zweiter Teil Am Beginn des dritten Bandes steht Dritshy
tes Buch Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion Erster Teil Zu Beginn
des Zweiten Teils (S479) wird auch die Uumlberschrift Fuumlnfter Abschnitt Spaltung
des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital wiederholt Die Uumlberschriften stammen anscheinend von Engels und spiegeln nur teilweise den Inhalt des betreffenden Kapitels wider
Die Behandlung des fiktiven Kapitals im 25 Kapitel wird also sozusagen zweifach unterbrochen Einmal durch das 28 Kapitel und zum anderen durch die Teilung des
dritten Bandes des Kapitals in zwei Teile Im Kapitel 27 Die Relie des Kredits in der kapitalistischen Produktion kommt Marx zu den Aktiengesellschaften und zum
fiktiven Kapital uumlber den Hinweis daszlig der Kredit die Ausgleichung der Profitrater
vermittelt und die Zirkulationskosten verringert Dann stellt erfest daszlig die gewaltige
Konzentration der Produktion und des Kapitals eine Gruumlndung und Fuumlhrung von Unshy
ternehmen durch Einzelkapitale unmoumlglich macht Fruumlher waren solche Groszliguntershy
nehmen Regierungsunternehmen dann wurden sie ZL kapitalistischen Gesellshyschaftsunternehmen
Er zieht daraus gleich entsche idende Schluszligfolgerungen fuumlr die Entwicklung und
Abloumlsung des Kapitalismus durch eine houmlhere Gesellschaftsordnung Das Kapital
das an sich auf gesellschaftJicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftlishyche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskraumlften voraussetzt erhaumllt
hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen)
im Gegensatz zum Privatkapital und seine Unternehmungen t reten auf als Gesellshy
schafisunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen Es ist die Aufheshy
bung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Proshyduktionsweise selbst 31
Er fuumlgt hinzu daszlig der fung ierende Kapitalist zu einem blorsen Verwalter von fremshy
dem Kap ital wird - gemeint sind die Aktiengesellschaften -und die Kapitaleigentuumlshy
mer - die Aktionaumlre - zu bloszligen Geldkapitalisten Friedrich Enges ergaumlnzt in einer
Einschaltung noch daszlig aus den Aktiengesellschaften sich internationale Kartelle
wie der britische United Alkali Trust entwickel t haben Diese Uumlberlegungen bilden
eine Art Zwischenglied zu Lenins Imperialismustheorie Im Kapitel 29 Bestandteile
des BankkapItals untersucht Marx eingehend das fiktive Kapital Hier kommt er
nach einer kurzen Angabe der Bestandteile des Bankkapitals zum Thema Das fiktive
Kapital ist wie zu Beginn unserer Betrachtung schon vermerkt wurde eine Form des
zinstragenden Kapitals eine recht eigenartige Form Marx schreibt Die Form des
zirlstragenden Kapitals bringt es mit sich daszlig jede bestimmte und regelmaumlszligige Geldshy
revenue als Zins eines Kapitals erscheint sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht Erst wird das Geldeinklmmen in Zins verwandelt und mit dem Zins finshydet sich dann auch das Kapital woraus es entspringt 32
Jemand erhaumllt beispielsweise regelmaumlszligig jaumlhrlich 1000 DM Der herrschende Zinsshy
fuszlig betrage 5 Prozent Dann werden die 1OOODM mit 100 multipliziert Das ergibt
100000DM Durch 5 naumlmlich die 5 Prozent Zinsen dividiert ergibt das 20000DM
Das ist dann das errechnete oder erdachte Kapital Es existiert nicht wirklich sondern
nur in der Vorstellung des Revenueempfaumlngers LInd ist daher fiktives Kapital Man
nennt diesen Prozeszlig der Bildung des fiktiven Kapitals kapitalisieren 33
Wenn der Bezieher der Revenue verbrieft kriegt daszlig er jaumlhrlich 1000 DM erhaumllt
dann kann er diesen Berechtigungsschein fuumlr 20000DM verkaufen Hierbei wird
deutlich daszlig der Kaumlufer nicht das Kapital das ja in Wirklichkeit nicht existiert sonshy
dern nur die Berechtigung jaumlhrlich 1000 Drvl zu beziehen erhaumllt Worin besteht die praktische d h die oumlkonomische Bedeutung dieser Erkenntnis
vom fiktiven Kapital Marx belegt sie mit einigen Beispielen Wir werden sie aktualishy
sieren Er beginnt mit den Staatsschulden Der Staat z B die BRD-Regierung muszlig
Schulden machen weil sie die Staatshaushaltsausgaben besonderswegen der hoshy
hen Ruumlst ungsausgaben nicht m it den Staatshaushaltseinnahmen decken kann Sie
muszlig sich wie es heiszligt mit 40 Mill iarden DM neu verschulden Dazu w ird sie der Staatsbank und der Oumlffentlichkeit Staatsanleihepapiere verkaufen in denen sie vershy
spricht 6 oder 7 Prozent Zinsen zu zahlen Das Kapital das in diesem Falle verzinst
wird existiert gar nicht Es sind die Staatsschulden also weniger als nichts das vershy
zinst wird Aber in allen diesen Faumlllen bieibt das Kapital als dessen Abkoumlmmling (Zins) die St aatszahlung betrachtet wird illusorisch fiktives Kapital Nicht nur daszlig
die Summe d ie dem Staat geliehen wurde uumlberhaupt nicht mehr existiert Sie war uumlberhaupt nie bestimmt als Kapital verausgabt angelegt zu werden 34
179 178
Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und
zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als
Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses
Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die
Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig
zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar
Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy
schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen
werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt
Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit
Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy
nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy
lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das
dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy
tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige
Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt
Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen
Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden
oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie
Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt
wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben
die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy
talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert
nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre
Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL
Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies
Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat
manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital
existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und
als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy
schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende
Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy
lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy
schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann
steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann
verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy
densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige
180
Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs
Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy
schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober
1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy
gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste
Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die
Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy
sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die
Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy
gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in
die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem
einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung
uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy
fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36
Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy
aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen
Anmerkungen
1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626
2 Ebenda S 611
3 Ebenda S 3l54
4 Ebenda S 369
5 Siehe ebenda S 388
6 Ebenda S405
7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352
8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403
9 Siehe ebenda S 388
10 Ebenda S620 1 Ebenda
12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke
Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457
15 Ebenda 5 496_
16 Siehe ebenda S413
17 Ebenda 18 Ebenda S498
181
19 EbendaS499
20 Ebenda S 501
21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502
23 Ebenda S512
24 Ebenda S 524 25 EbendaS417
26 Ebenda S 538
27 Ebenda S 562-579
28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy
genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189
29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621
31 Ebenda S452
32 Ebenda S 482
33 Siehe ebenda S 484
34 Ebenda 8 482483
35 Ebenda S484485
36 Ebenda S454455
182
Gisela Winkler
Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ
des dritten Ba ndes des Kapitals JJ
im oumlkonomischen W erk von Karl Marx
In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy
punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind
zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des
literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng
mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy
wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy
ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy
rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen
ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes
von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy
stische Rententheorie einnimmt
Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-
szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy
gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns
aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen
bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy
tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum
Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der
Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung
von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals
Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy
theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im
Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy
talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die
Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der
Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis
1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen
Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher
183
Aktiengesellschaften Fiktives Kapital
Die Kategorie fiktives Kapital wird in der Uumlberschrift des 25 Kapitels Kredit und fiktishy
ves Kapital erwaumlhnt aber dort nicht behandelt Dort geht es ediglich wie schon geshy
sagt um den Wechsel und dessen Funktion als Handelsgeld sowie um Man ipulatioshy
nen die mit dem Wechsel betrieben werden Es wird vor ailem im Kapitel 27 Die
Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion und im Kapitel 29 Bestandshyteile des Bankkapitals analysiert
Nebenbei bemerkt der heutige dritte Band des Kapitals (im Rahmen der MEW)
bestand in der von Engels 1894 herausgegebenen und 1922 nachgedruckten sechshy
sten Auflage aus zwei Teilen bzw Buumlchern Das erste Buch ging bis Kapitel 28 Umshy
laufmittel und Kapital Tookes und Fullartons Auffassung Es ist ein polemisches
Kapitel das sich in der Hauptsache mit der Verwechslung von Geld und Kapital beshy
schaumlftigt Es handelt sich um das auf den Konten der Banken befindliche zeitweilig
fre ie Geld der Bankkunden das von den Bankiers als Geldkapital fuumlr Kredite benutzt
wird Dieses Kapitel ist als 28 zwischen Kapitel 27 und 29 geschoben in denen hauptshy
saumlchlich uumlber das fiktive Kapital und die Aktiengesellschaften geschrieben wird Das
29 Kapitel eroumlffnet den zweiten Teil des dritten Bandes des Kapitals Es wird die
Uumlberschrift des dritten Bandes Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion
wiederholt und zwar als Zweiter Teil Am Beginn des dritten Bandes steht Dritshy
tes Buch Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion Erster Teil Zu Beginn
des Zweiten Teils (S479) wird auch die Uumlberschrift Fuumlnfter Abschnitt Spaltung
des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital wiederholt Die Uumlberschriften stammen anscheinend von Engels und spiegeln nur teilweise den Inhalt des betreffenden Kapitels wider
Die Behandlung des fiktiven Kapitals im 25 Kapitel wird also sozusagen zweifach unterbrochen Einmal durch das 28 Kapitel und zum anderen durch die Teilung des
dritten Bandes des Kapitals in zwei Teile Im Kapitel 27 Die Relie des Kredits in der kapitalistischen Produktion kommt Marx zu den Aktiengesellschaften und zum
fiktiven Kapital uumlber den Hinweis daszlig der Kredit die Ausgleichung der Profitrater
vermittelt und die Zirkulationskosten verringert Dann stellt erfest daszlig die gewaltige
Konzentration der Produktion und des Kapitals eine Gruumlndung und Fuumlhrung von Unshy
ternehmen durch Einzelkapitale unmoumlglich macht Fruumlher waren solche Groszliguntershy
nehmen Regierungsunternehmen dann wurden sie ZL kapitalistischen Gesellshyschaftsunternehmen
Er zieht daraus gleich entsche idende Schluszligfolgerungen fuumlr die Entwicklung und
Abloumlsung des Kapitalismus durch eine houmlhere Gesellschaftsordnung Das Kapital
das an sich auf gesellschaftJicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftlishyche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskraumlften voraussetzt erhaumllt
hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen)
im Gegensatz zum Privatkapital und seine Unternehmungen t reten auf als Gesellshy
schafisunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen Es ist die Aufheshy
bung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Proshyduktionsweise selbst 31
Er fuumlgt hinzu daszlig der fung ierende Kapitalist zu einem blorsen Verwalter von fremshy
dem Kap ital wird - gemeint sind die Aktiengesellschaften -und die Kapitaleigentuumlshy
mer - die Aktionaumlre - zu bloszligen Geldkapitalisten Friedrich Enges ergaumlnzt in einer
Einschaltung noch daszlig aus den Aktiengesellschaften sich internationale Kartelle
wie der britische United Alkali Trust entwickel t haben Diese Uumlberlegungen bilden
eine Art Zwischenglied zu Lenins Imperialismustheorie Im Kapitel 29 Bestandteile
des BankkapItals untersucht Marx eingehend das fiktive Kapital Hier kommt er
nach einer kurzen Angabe der Bestandteile des Bankkapitals zum Thema Das fiktive
Kapital ist wie zu Beginn unserer Betrachtung schon vermerkt wurde eine Form des
zinstragenden Kapitals eine recht eigenartige Form Marx schreibt Die Form des
zirlstragenden Kapitals bringt es mit sich daszlig jede bestimmte und regelmaumlszligige Geldshy
revenue als Zins eines Kapitals erscheint sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht Erst wird das Geldeinklmmen in Zins verwandelt und mit dem Zins finshydet sich dann auch das Kapital woraus es entspringt 32
Jemand erhaumllt beispielsweise regelmaumlszligig jaumlhrlich 1000 DM Der herrschende Zinsshy
fuszlig betrage 5 Prozent Dann werden die 1OOODM mit 100 multipliziert Das ergibt
100000DM Durch 5 naumlmlich die 5 Prozent Zinsen dividiert ergibt das 20000DM
Das ist dann das errechnete oder erdachte Kapital Es existiert nicht wirklich sondern
nur in der Vorstellung des Revenueempfaumlngers LInd ist daher fiktives Kapital Man
nennt diesen Prozeszlig der Bildung des fiktiven Kapitals kapitalisieren 33
Wenn der Bezieher der Revenue verbrieft kriegt daszlig er jaumlhrlich 1000 DM erhaumllt
dann kann er diesen Berechtigungsschein fuumlr 20000DM verkaufen Hierbei wird
deutlich daszlig der Kaumlufer nicht das Kapital das ja in Wirklichkeit nicht existiert sonshy
dern nur die Berechtigung jaumlhrlich 1000 Drvl zu beziehen erhaumllt Worin besteht die praktische d h die oumlkonomische Bedeutung dieser Erkenntnis
vom fiktiven Kapital Marx belegt sie mit einigen Beispielen Wir werden sie aktualishy
sieren Er beginnt mit den Staatsschulden Der Staat z B die BRD-Regierung muszlig
Schulden machen weil sie die Staatshaushaltsausgaben besonderswegen der hoshy
hen Ruumlst ungsausgaben nicht m it den Staatshaushaltseinnahmen decken kann Sie
muszlig sich wie es heiszligt mit 40 Mill iarden DM neu verschulden Dazu w ird sie der Staatsbank und der Oumlffentlichkeit Staatsanleihepapiere verkaufen in denen sie vershy
spricht 6 oder 7 Prozent Zinsen zu zahlen Das Kapital das in diesem Falle verzinst
wird existiert gar nicht Es sind die Staatsschulden also weniger als nichts das vershy
zinst wird Aber in allen diesen Faumlllen bieibt das Kapital als dessen Abkoumlmmling (Zins) die St aatszahlung betrachtet wird illusorisch fiktives Kapital Nicht nur daszlig
die Summe d ie dem Staat geliehen wurde uumlberhaupt nicht mehr existiert Sie war uumlberhaupt nie bestimmt als Kapital verausgabt angelegt zu werden 34
179 178
Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und
zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als
Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses
Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die
Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig
zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar
Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy
schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen
werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt
Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit
Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy
nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy
lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das
dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy
tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige
Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt
Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen
Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden
oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie
Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt
wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben
die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy
talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert
nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre
Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL
Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies
Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat
manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital
existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und
als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy
schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende
Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy
lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy
schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann
steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann
verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy
densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige
180
Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs
Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy
schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober
1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy
gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste
Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die
Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy
sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die
Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy
gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in
die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem
einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung
uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy
fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36
Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy
aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen
Anmerkungen
1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626
2 Ebenda S 611
3 Ebenda S 3l54
4 Ebenda S 369
5 Siehe ebenda S 388
6 Ebenda S405
7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352
8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403
9 Siehe ebenda S 388
10 Ebenda S620 1 Ebenda
12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke
Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457
15 Ebenda 5 496_
16 Siehe ebenda S413
17 Ebenda 18 Ebenda S498
181
19 EbendaS499
20 Ebenda S 501
21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502
23 Ebenda S512
24 Ebenda S 524 25 EbendaS417
26 Ebenda S 538
27 Ebenda S 562-579
28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy
genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189
29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621
31 Ebenda S452
32 Ebenda S 482
33 Siehe ebenda S 484
34 Ebenda 8 482483
35 Ebenda S484485
36 Ebenda S454455
182
Gisela Winkler
Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ
des dritten Ba ndes des Kapitals JJ
im oumlkonomischen W erk von Karl Marx
In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy
punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind
zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des
literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng
mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy
wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy
ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy
rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen
ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes
von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy
stische Rententheorie einnimmt
Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-
szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy
gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns
aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen
bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy
tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum
Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der
Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung
von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals
Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy
theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im
Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy
talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die
Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der
Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis
1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen
Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher
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Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und
zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als
Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses
Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die
Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig
zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar
Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy
schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen
werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt
Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit
Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy
nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy
lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das
dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy
tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige
Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt
Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen
Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden
oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie
Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt
wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben
die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy
talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert
nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre
Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL
Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies
Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat
manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital
existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und
als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy
schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende
Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy
lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy
schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann
steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann
verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy
densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige
180
Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs
Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy
schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober
1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy
gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste
Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die
Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy
sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die
Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy
gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in
die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem
einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung
uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy
fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36
Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy
aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen
Anmerkungen
1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626
2 Ebenda S 611
3 Ebenda S 3l54
4 Ebenda S 369
5 Siehe ebenda S 388
6 Ebenda S405
7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352
8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403
9 Siehe ebenda S 388
10 Ebenda S620 1 Ebenda
12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke
Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457
15 Ebenda 5 496_
16 Siehe ebenda S413
17 Ebenda 18 Ebenda S498
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19 EbendaS499
20 Ebenda S 501
21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502
23 Ebenda S512
24 Ebenda S 524 25 EbendaS417
26 Ebenda S 538
27 Ebenda S 562-579
28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy
genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189
29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621
31 Ebenda S452
32 Ebenda S 482
33 Siehe ebenda S 484
34 Ebenda 8 482483
35 Ebenda S484485
36 Ebenda S454455
182
Gisela Winkler
Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ
des dritten Ba ndes des Kapitals JJ
im oumlkonomischen W erk von Karl Marx
In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy
punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind
zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des
literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng
mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy
wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy
ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy
rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen
ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes
von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy
stische Rententheorie einnimmt
Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-
szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy
gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns
aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen
bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy
tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum
Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der
Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung
von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals
Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy
theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im
Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy
talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die
Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der
Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis
1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen
Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher
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19 EbendaS499
20 Ebenda S 501
21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502
23 Ebenda S512
24 Ebenda S 524 25 EbendaS417
26 Ebenda S 538
27 Ebenda S 562-579
28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy
genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189
29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621
31 Ebenda S452
32 Ebenda S 482
33 Siehe ebenda S 484
34 Ebenda 8 482483
35 Ebenda S484485
36 Ebenda S454455
182
Gisela Winkler
Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ
des dritten Ba ndes des Kapitals JJ
im oumlkonomischen W erk von Karl Marx
In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy
punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind
zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des
literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng
mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy
wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy
ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy
rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen
ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes
von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy
stische Rententheorie einnimmt
Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-
szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy
gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns
aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen
bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy
tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum
Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der
Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung
von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals
Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy
theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im
Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy
talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die
Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der
Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis
1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen
Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher
183