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- Einfach einen Tick besser -
Deutsche Bibliothek : ISSN 1862-5436
13. Jahrgang - Ausgabe 32 (10.08.2018)Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
Inhalt
01. Info-Kicker: Stimmungs- und Kursschwankungen gewinnen an Dynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
02. So tickt die Börse: Von Russland und knappen Aktien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2Aktien werden rar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Russland-Auseinandersetzung zieht Europa nach unten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Fusion T-Mobile USA mit Sprint wieder wahrscheinlich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Google will zurück nach China . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Wochenperformance der wichtigsten Indizes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
03. Sentiment: Resignation zum Ende des Sommers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
04. Ausblick: Kaufgelegenheit bei 3 Unternehmen aufgrund missverstandener Quartalszahlen . . 7NXP Semi attraktiv nach gescheiterter Übernahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Zalando missverstanden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Magna Intl. litt unter einer Reihe von negativen Einmaleffekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
05. Update beobachteter Werte: Tesla Motors, Deutsche Post, Freenet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Tesla Motors: Privatisierung zu 361€?, Teilverkauf über 325€ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Deutsche Post: Schwache Q-Zahlen im Rahmen der Erwartungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Freenet: Zahlen ohne Überraschung, starker Cashflow stützt Dividende . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
06. Übersicht HT-Portfolio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
08. An-/Ab-/Ummeldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
01. Info-Kicker:
Stimmungs- und
Kursschwankungen
gewinnen an Dynamik
Liebe Börsenfreunde,
Einmal mehr zeigt der Aktienmarkt starke
Schwankungen ohne große zählbare Resulta
te. Die Gründe für die Schwankungen dieser
Woche erläutere ich in Kapitel 02: Nicht die
Türkei, sondern Russland ist meiner Ansicht
nach für den jüngsten Ausverkauf verantwort
lich.
Anleger haben die Schnauze voll von diesen
Schwankungen und ziehen sich resigniert
zurück, würde ich aus der heutigen Sentimen
tanalyse schließen. Mehr dazu lesen Sie in
Kapitel 03.
In Kapitel 04 habe ich Ihnen drei Unternehmen
vorgestellt, deren Aktien aufgrund von schwa
chen Quartalszahlen ausverkauft wurden. Ich
habe mir die Gründe hinter den Ausverkaufen
angeschaut und bei diesen drei Unternehmen
festgestellt, dass der Ausverkauf ungerecht
fertigt ist. Die Aktien dürften die 10-20% Kurs
verlust in den kommenden Wochen wieder
aufholen.
Wie immer gibt es eine Reihe von Updates in
Kapitel 05 sowie eine tabellarische Übersicht
über unser Portfolio in Kapitel 06.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr
Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker
02. So tickt die Börse:
Von Russland und knappen
Aktien
Diese Woche habe ich zwei verschiedene
Märkte beobachtet: In der ersten Wochenhälfte
wurden immer neue Aktien gefunden, die noch
steigen und somit die Indizes weiter nach oben
ziehen können. In der zweiten Wochenhälfte
wurde die Geopolitik in abenteuerlicher Weise
als Erklärung für den Ausverkauf herangezo
gen. Schauen wir uns die zwei Märkte mal
näher an.
Aktien werden rar
Vor einer Woche habe ich geschrieben, dass
Anleger zwar kurzfristig skeptisch sind, sich
jedoch tendenziell für steigende Kurse nach
dem Sommertheater positionieren. Die Kurs
gewinne setzten sich zu Beginn der Woche
fort, häufig ohne direkten Beug zu irgendwel
chen Meldungen oder Ereignissen. Immer
neue Aktien begannen zu steigen, insbeson
dere diejenigen, die in den vergangenen
Wochen vergessen wurden.
Ich denke, wir haben da einen durch Algorith
men getriebenen Markt gesehen. Immer mehr
Anleger haben sich in den vergangenen Jah
ren, seit Beginn der aktuellen Rallye im Jahr
2009, daran gewöhnt, dass die Aktienmärkte
steigen. Und da die Rallye mit zunehmendem
Alter von immer weniger Aktien getrieben wur
de, namentlich Facebook, Amazon, Apple, Net
flix und Alphabet (Google), hat man mit vielen
anderen Aktien nicht mit den Indizes mithalten
können.
Endlos laufende Index-ETFs hingegen konnten
gut mithalten. Wer sein Erspartes einfach nur in
Indexfonds und Index-ETFs gegeben hat, der
hat den 9-Jahre alten Bullenmarkt gut mitneh
men können. Warum also Stock-Picking betrei
ben? Warum also einzelne Aktien auswählen,
um mit viel Schweiß und angespannten Nerven
am Ende fast so abzuschneiden wie Index-
ETFs?
10. Aug. 2018 Heibel-Ticker Plus #32 Seite 2 von 14
Ich bezweifle, dass es richtig ist, sich auf Index-
ETFs zu verlassen, da die Phase von 9 Jahren
für viele Anleger zwar lang erscheint, für Ihren
inzwischen 50-jährigen Autor jedoch ist das nur
eine kurze Marktphase. Kurz vor 2009 haben
einige Anleger viel Geld gerade mit ETFs ver
loren (Lehman-Pleite!). Und wer langfristig
sein Vermögen so anlegen möchte, dass mit
möglichst wenig Risiko dennoch eine akzepta
ble Rendite erwirtschaftet wird, der kann mit
Einzeltiteln deutlich besser abschneiden, so
meine Erfahrung.
Aber das wissen viele junge Anleger noch
nicht. Und bei dem seit Jahren gut laufenden
Arbeitsmarkt gibt es heute viel mehr Menschen
in Lohn und Brot, die ihre Ersparnisse irgend
wie anlegen wollen. Es gibt also eine Menge
Geld, das in ETFs fließt.
Doch die ETFs kaufen die in einem Index ent
haltenen Werte ungeachtet der jeweiligen
Erfolge oder Misserfolge der dahinter stecken
den Unternehmen. Und nach eine Rallye von
den erfolgreichen Titeln folgen dann notge
drungen bei Ausbleiben von Hiobsbotschaften
auch die schwachen Unternehmen. Das haben
wir zum Beginn der Woche gesehen: Die ETFs
haben die Titel nachgekauft, die in den ver
gangenen Wochen scheinbar von Anlegern
vergessen wurden - ungeachtet dessen, ob es
vielleicht einen Grund für das Vergessen gab.
Ein zweiter Trend hat uns bereits seit Monaten
geholfen, wurde aber zu Beginn der abgelau
fenen Woche nochmals durch eine aktuelle
Studie von Goldman Sachs ins Bewusstsein
der Anleger geführt: Aktienrückkäufe sind im
Jahr 2018 um 46% gegenüber dem Vorjahr
angesprungen - die US-Unternehmenssteu
erreform lässt grüßen - und haben die Akti
ennachfrage um geschätzt 1 Billionen US-
Dollar gesteigert. Eine Aktiennachfrage,
deren Aktien nach dem Kauf aus dem Verkehr
gezogen werden. Sprich: Wenn ein Unterneh
men seine eigenen Aktien zurückkauft, dann
werden diese Aktien anschließend einfach ver
nichtet, zählen also nicht mehr zu den im
Umlauf befindlichen Stücken.
Die Aktienzahl sinkt, die Nachfrage nach jegli
chen in den Indizes befindlichen Aktien steigt.
Aktien werden so zu einem raren Gut, dessen
Preis aufgrund der angesprungenen Nachfrage
steigt. Sie glauben, der Aktienkurs hat etwas
mit der Unternehmensbewertung zu tun? Ja,
da haben Sie im Prinzip recht, aber mit dieser
Betrachtung verdienen Sie höchsten langfristig
ein bisschen Geld. Kurzfristig bestimmen
Angebot und Nachfrage den Preis.
Russland-Auseinandersetzung zieht Europa
nach unten
Der zweite Teil der Woche war bestimmt durch
die neu angekündigten Sanktionen von US-
Präsident Donald Trump gegenüber der Türkei.
Die Türkische Lira hat ihren Sinkflug beschleu
nigt, seit Amtsantritt von Erdogan vor vier Jah
ren hat sich der Wert halbiert. Nun gibt es
umgehend eine Studie, die aufzeigt, wie groß
das Kreditengagement einzelner europäischer
Banken in der Türkei ist und schwups haben
wir die nächste Eurokrise: Insbesondere die
Großbanken Spaniens und Italiens haben hohe
(30-40 Mrd. EUR) Kreditforderungen an die
Türkei. Die Großbanken Deutschlands - gibt es
bei uns noch Großbanken? - haben nur Forde
rungen in Höhe von 20 Mrd. EUR, ähnlich viel
wie gegenüber Griechenland.
Also gerät der gesamte europäische Banken
sektor unter die Räder und die Finanzpresse
sucht die schuldigen Banken, die am stärksten
unter einem Scheitern Erdogans leiden wür
den...
...leiden unter einem Scheitern Erdogans? War
das nicht der Schurke, der sich 3 Mrd. Euro
von Merkel geben lässt, um unser Flüchtlings
problem zu lösen? War das nicht der Schurke,
der Journalisten einsperrt, der Zensur einführt,
Gegner eliminiert und sich das Recht nach
Belieben zurecht biegt? Und jetzt gehen die
europäischen Märkte in die Knie, weil Erdogan
unter den Trump-Sanktionen ins Straucheln
kommt? Das verstehe ich nicht.
Nein, der Grund ist ein anderer. Trump hat
Sanktionen gegen Russland erlassen. Der
Grund: Die Monate zurückliegende Skripal-
Affaire, für die wir noch immer auf Beweise
warten. So möchte Trump den Zahlungsver
kehr und das Bankgeschäft zwischen Russland
und der westlichen Welt einschränken.
Noch vor kurzem gab sich der Donald als best
10. Aug. 2018 Heibel-Ticker Plus #32 Seite 3 von 14
buddy von Vladimir und jetzt will er ihn vom
westlichen Markt ausschließen. Ein Markt, den
Trump lieber selber für sich sichern würde, bei
spielsweise möchte er ja gerne Flüssiggas
nach Europa liefern und die Gaspipeline nach
Russland stört den Donald da. Wenn das tat
sächlich hinter den Sanktionen stecken sollte,
dann macht es sich Trump in meinen Augen zu
einfach. Warten wir mal ab, was Trump im
Schilde führt.
Doch wenn ich mir die Sanktionen der USA
gegenüber Russland vor Augen führe, dann
macht die Aktienmarktreaktion viel mehr Sinn:
Der Euro ist gefallen und trotzdem sind auch
die Aktienmärkte gefallen. Denn normalerweise
würden die Aktienkurse steigen, insbesondere
der DAX profitiert von einem schwachen Euro,
da die deutsche Exportindustrie bei fallendem
Euro günstigere Preise auf den Weltmärkten
anbieten kann und somit wettbewerbsfähiger
wird. Und der Wegfall des türkischen Marktes
aufgrund von US-Sanktionen ist da leicht zu
verschmerzen.
Der Wegfall des russischen Marktes hingegen
ist nicht so leicht zu kompensieren. Schlimmer
noch, ein Russland im Visier der USA führt zu
einer ansteigenden Instabilität Europas. Ich
erinnere bei der Gelegenheit gerne daran, dass
Europa bis weit nach Russland hinein reicht.
Europa endet nicht an der deutsch-deutschen
Grenze, wie zu meiner Kindheit, auch nicht hin
ter Polen oder hinter der Ukraine, sondern erst
im Ural, dem Gebirge mitten in Russland.
In meinen Augen war der schwache Euro und
die gleichzeitig schwache Aktienbörse der
zweiten Wochenhälfte eher der Russland-Aus
einandersetzung zuzuschreiben.
Fusion T-Mobile USA mit Sprint wieder
wahrscheinlich
Bitte schauen Sie sich meinen detaillierten Arti
kel zur angekündigten und "unmöglich" schei
nenden Fusion von T-Mobile USA und Sprint
vom 18. Mai dieses Jahres an. Ich habe darin
ausgeführt, warum diese Fusion meiner Ein
schätzung nach und zur Überraschung der
meisten Anleger funktionieren könnte. Damals
war die Aktie von T-Mobile USA infolge der
Ankündigung der Fusion von 65 USD auf 56
USD gefallen.
Inzwischen mehren sich die Artikel und Analy
sen, die diese Fusion nun doch für eventuell
möglich halten und die Aktie ist wieder zurück
bei 65 USD. Manchmal hilft es, sich mit den
Menschen hinter bestimmten Entwicklungen
auseinanderzusetzen und John Legere, CEO
von T-Mobile USA, hat Wort gehalten.
Google will zurück nach China
Sie erinnern sich: vor einigen Jahren hat Goo
gle mit seiner Suchmaschine den chinesischen
Markt verlassen. Die Zensur widerspreche der
Unternehmensphilosophie, so das Google
Management. Nun kündigte Google an, zurück
in den chinesischen Markt zu wollen. Man habe
bereits einen chinesischen Partner, mit dem
man dieses Vorhaben umsetzen wolle und man
werde sämtliche Zensurvorschriften berück
sichtigten.
Seit Google China verlassen hat, ist Baidu
groß geworden, das Unternehmen dominiert
heute den chinesischen Suchmaschinenmarkt.
Die Aktie von Baidu notiert seit der Ankündi
gung Googles auf einem 52-Wochen-Tief.
Während die staatliche chinesische Presse
verkünden lässt, man scheue den Wettbewerb
nicht, liest man überall in Foren und hört
Berichten zufolge hinter vorgehaltener Hand,
dass sehr viele Chinesen umgehend lieber die
Google-Suchmaschine nutzen würden, wenn
sie eine Wahl hätten.
Der Zeitpunkt ist günstig: Trump beschwert
10. Aug. 2018 Heibel-Ticker Plus #32 Seite 4 von 14
sich in China gegen alles, was den freien Wett
bewerb hindert. Google dürfte sich der
Rückendeckung Trumps sicher sein.
Schauen wir nun einmal, wie sich die wichtig
sten Indizes im Wochenvergleich (Schlusskurs
von Freitag der Vorwoche zu Freitag dieser
Woche) verändert haben:
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES 10.8.18 Woche Δ Σ '18 Δ
Dow Jones 25.313 -0,6% 2,0%
DAX 12.424 -1,5% -3,8%
Nikkei 22.298 -1,0% -2,1%
Shanghai A 2.927 2,0% -15,5%
Euro/US-Dollar 1,14 -1,6% -4,9%
Euro/Yen 126,55 -0,1% -6,2%
10-Jahres-US-Anleihe 2,86% -0,09 0,43
Umlaufrendite Dt 0,16% -0,09 -0,12
Feinunze Gold $1.211 -0,2% -7,1%
Fass Brent Öl $72,91 -0,3% 9,5%
Kupfer 6.246 0,9% -12,7%
Baltic Dry Shipping 1.694 -4,5% 24,0%
Bitcoin 6.412 -13,8% -53,9%
China hat diese Woche starke Konjunkturdaten
veröffentlicht: Import und Export sind deutlich
stärker angesprungen als erwartet. Doch wie
bereits vor einigen Wochen erwähnt, sollte die
ser Absprung vor dem Hintergrund der ange
drohten Strafzölle zu sehen sein: viele Unter
nehmen decken sich jetzt noch schnell mit
Produkten ein, auf die sie in wenigen Wochen
hohe Zölle zahlen müssen.
Dennoch ist die chinesische Börse diese
Woche kräftig angesprungen (+2% ), während
die anderen internationalen Aktienmärkte
unterm Strich etwas abgaben.
Schauen wir nun einmal auf die Entwicklung
des Sentiments unter den Anlegern.
03. Sentiment:
Resignation zum Ende des
Sommers
Der DAX hat diese Woche 1,5% verloren. Die
zum Wochenbeginn erzielten Kursgewinne
wurden zum Ende der Woche mehr als abge
geben.
Mit 60% (+8%) gibt sich die bei weitem größte
Gruppe der Anleger nun mit einem Seitwärts
trend im DAX ab. Immerhin 23% (+2%) gehen
weiterhin von einem Abwärtstrend aus, nur
noch 5% (-8%) sehen in der aktuellen DAX-
Bewegung einen Aufwärtsimpuls. Das Senti
ment ist nach der kurzen Feierlaune von vor
zwei Wochen nun wieder niedergeschlagen.
Diese Entwicklung wollen 43% (+4%) unserer
Umfrageteilnehmer zum größten Teil so erwar
tet haben. Weitere 10% (-1%) wollen sogar
darauf spekuliert haben. Nur noch 34% (-4%)
sehen ihre Erwartungen durch die Kursverluste
kaum erfüllt und 13% (unv.) wurden auf dem
falschen Fuß erwischt. Die Selbstzufriedenheit
der Anleger bleibt damit auf niedrigem Niveau,
ich würde von einer leichten Verunsicherung
der Anleger sprechen.
Mit fallenden Kursen steigt die Zuversicht für
steigende Kurse in der Zukunft. Die Erwartung
ist deutlich angesprungen: 34% (+3%) gehen
nun von steigenden Kursen für den DAX in drei
Monaten aus, weitere 32% (+4%) erwarten
eine Seitwärtsbewegung. Nur noch 21% (-5%)
fürchten einen weiteren Ausverkauf.
Die starken Stimmungsschwankungen auf
Basis der jeweils aktuellen Aktienmarktent
wicklung drücken sich nun zum Ende des
Sommers in Form von einer gewissen Lethar
gie aus: 70% (+8%) der Anleger wissen noch
nicht, wie sie sich in den kommenden zwei
Wochen verhalten wollen. Nur noch 18% (-4%)
wollen Aktien zukaufen, 12% (-4%) wollen
Aktien verkaufen.
Das Euwax-Sentiment der Privatanleger zeigt
eine rückläufige Absicherungsneigung an, was
jedoch in meinen Augen auch mit der rückläu
10. Aug. 2018 Heibel-Ticker Plus #32 Seite 5 von 14
figen Investitionsbereitschaft in Einklang steht:
Anleger sind zum Ende dieses Sommers
genervt von den Stimmungs- und Kurs
schwankungen, die unterm Strich nicht viel
Zählbares brachten.
Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex
absichern, trauen dem Braten nicht. Das Put/
Call-Verhältnis ist angesprungen und zeigt
deutlich mehr offene Positionen bei Put-Optio
nen. Man sichert sich also gegen einen
Kurseinbruch ab.
Die US-Kollegen der institutionellen Anleger
hingegen sind schon wieder ein wenig mutiger,
das Put/Call-Verhältnis der CBOE ist in der
abgelaufenen Woche leicht abgesunken und
zeigt eine leichte Long-Positionierung an.
Die Investitionsquote der US-Fondsmanager ist
auf 86% gestiegen und pendelt damit innerhalb
der Schwankungsbreite der vergangenen
Wochen.
Die Bullenquote der US-Privatanleger steht mit
5,3% in relativ neutralem Umfeld. Das ent
spricht in etwa auch der Erwartungshaltung
ihrer deutschen Kollegen.
Der technische Angst und Gier Index des S&P
500 zeigt mit 59% nur noch eine leichte Gier
an. Auch die Short-Range Oscillator des S&P
500 pendelt im neutralen Bereich.
Sentimentdaten
Ich habe den Eindruck, viele Anleger sind
genervt von den Kurs- und Stimmungs
schwankungen der vergangenen Sommer
wochen. Die letzten heißen Sommertage
möchte man nun wohl noch unbeschwert
genießen, und so ist man sehr zurückhaltend
mit neuen Positionen.
So ist man sich zwar zunehmend sicher, dass
die derzeitigen geopolitischen Streitereien sich
irgendwie wohl doch in steigende Kurse auflö
sen werden, doch wann das endlich der Fall
sein wird, ist höchst fraglich und kurzfristige
Kursschwankungen erscheinend zunehmend
als unberechenbar.
So ziehen sich immer mehr Anleger zurück und
warten erst einmal ab.
Das könnte sich als Fehler herausstellen, denn
die jüngsten Unternehmenszahlen waren über
wiegend positiv und auch die Unternehmens
ausblicke waren verhalten optimistisch. Unter
nehmenslenker haben sich auf die schlechte
Presse im Umfeld der verschiedenen Handels
streitereien eingestellt und quantifizieren die
etwaigen Auswirkungen nüchtern.
Da ist es inzwischen fast schon egal, ob die
USA 10% oder 25% Strafzoll auf chinesische
Produkte erheben, und so sind die Auswir
kungen inzwischen für viele Unternehmens
lenker quantifizierter, egal ob es sich um Straf
zölle auf ein Handelsvolumen von 50 Mrd. USD
oder 200 Mrd. USD handelt.
Wir erinnern uns: Für Aktienkurse ist Ungewis
sheit das Schlimmste. Sobald ein negativer
Effekt quantifiziert werden kann, nimmt man
ihm den Schrecken und die Aktienkurse kön
nen weiter ansteigen - gegebenenfalls bei
besonders betroffenen Aktien von einem nied
rigeren Niveau aus. Wir befinden uns inzwi
schen also in einer Marktphase, in der die
negativen Effekte quantifiziert werden können,
sich schnell im Aktienkurs niederschlagen,
sofern nicht im Vorfeld bereits übertriebene
Kursabschläge vorgenommen wurden, und
sodann wieder mit Zuversicht in die zweite Jah
reshälfte geblickt werden kann.
Wer sich nun also aus dem Markt zurückzieht,
könnte Gefahr laufen, in diesem Herbst den
Kursen hinterherzulaufen.
Aus Sicht der Sentimentanalyse ist die Verfas
sung der Anleger überwiegend als neutral ein
zustufen, einen Marktimpuls in die eine oder
andere Richtung ist aus Stimmungssicht nicht
zu erwarten. Sollte der Aktienmarkt als nächste
Richtung gen Süden laufen, wie in den ver
gangenen beiden Tagen bereits begonnen, so
dürfte der Kursrutsch bald enden, denn das
Engagement der Anleger ist als gering zu
bezeichnen. Es wird wenige geben, die in
Panik geraten und verkaufen.
Sollte die Aktienbörse jedoch irgendwann gen
Norden laufen, dann sind eine Reihe von Anle
gern zu wenig investiert und könnten den Kur
sen hinterherlaufen.
10. Aug. 2018 Heibel-Ticker Plus #32 Seite 6 von 14
04. Ausblick:
Kaufgelegenheit bei 3
Unternehmen aufgrund
missverstandener
Quartalszahlen
Bislang wird der heutige Ausverkauf noch auf
die Türkei zurückgeführt. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass US-Sanktionen gegen die Tür
kei einen so heftigen Ausverkauf zur Folge
haben können. Vielmehr gehe ich davon aus,
dass in den kommenden Tagen die Spannung
zwischen den USA und Russland etwas mehr
Aufmerksamkeit erhalten wird und das wird
dann den Ausverkauf erklären.
Doch da bislang noch die in meinen Augen
richtige Erklärung fehlt, dürfte der Ausverkauf
auch noch nicht vorbei sein. Ich warte also
noch den Montag ab, bevor wir etwas Passen
des für unser Portfolio zukaufen.
Heute möchte ich Ihnen mal wieder ein paar
Ideen präsentieren, die mir in den vergangenen
Tagen über den Weg gelaufen sind:
NXP Semi attraktiv nach gescheiterter
Übernahme
Qualcomm wollte NXP Semiconductor über
nehmen. China hat diese Übernahme jedoch
vereitelt und Qualcomm hat nach Ablauf der
bereits mehrfach verlängerten Übernahmefrist
das Angebot zurückgezogen und eine Abfin
dung an NXP überwiesen. NXP fiel daraufhin
um 15%. Kurze Zeit später hat NXP schwache
Quartalszahlen veröffentlicht und die Aktie fiel
um weitere 12%. Die Aktie ist binnen weniger
Tage von 105 auf 80 Euro gefallen.
NXP baut Chips für Autos (autonomes Fahren)
und das Internet der Dinge (besonders kleine
Funkchips). Beide Bereiche sind absolute
Wachstumsbereiche und NXP war einer meiner
Favoriten, bevor Qualcomm durch das Über
nahmeangebot die Zahlen änderte. Qual
comm hat immerhin 127,50 USD (111 EUR)
geboten. Die Jungs, die im Chipmarkt über
Patente besser bescheid wissen als irgendje
mand anders, sind also bereit, 111 Euro für
NXP zu zahlen. Warum zahlen Anleger heute
nur noch 83 Euro?
NXP CEO Richard Clemmer erklärte nun, dass
NXP während der über ein Jahr dauernden
Übernahmeverhandlungen durchaus mit Ein
bußen im Geschäft zu leben hatte. So hat man
einen wichtigen Großkunden verloren, der sich
grundsätzlich nicht mit Qualcomm auseinan
dersetzen wollte.
Dieser Hinweis bezieht sich auf die jahrelangen
Patentstreitigkeiten zwischen Apple und Qual
comm. Da sind Milliarden verpulvert worden,
bis die beiden endlich ausklambusert hatten,
welche Patente wem gehören und was sie wert
sind. Eine solche Geschichte möchte Apple
nicht ein zweites Mal erleben. Oder anders
gesagt: Ich habe Qualcomm seit langer Zeit
nicht mehr analysiert, weil mir deren
Geschäftsgebaren nicht gefallen hat.
NXP hat also Apple verloren, als Qualcomm
das Übernahmeangebot abgegeben hat. Nun
ist die Übernahme geplatzt, NXP kassiert 2
Mrd. USD Stornogebühr von Qualcomm und
hat die Chance, Apple als Großkunden zurück
zugewinnen. Mit den 2 Mrd. USD und der
bereits in der Bilanz liegenden Milliarde an Bar
geld will man nun ein Aktienrückkaufprogramm
starten, mit dem bis zu 15% der ausstehenden
Aktien zurückgekauft werden. Bei einem
Umsatzwachstum von 5-7% in den kommen
den drei Jahren und überproportionalem
Gewinnwachstum von 14% ist das KGV 2019e
von 12 viel zu niedrig. Die Aktie dürfte meiner
Erwartung nach in den kommenden Monaten
wieder in Richtung 100 Euro laufen.
10. Aug. 2018 Heibel-Ticker Plus #32 Seite 7 von 14
Zalando missverstanden
Zalando hat Zahlen veröffentlicht, die am unte
ren Ende der in Aussicht gestellten Unterneh
mensprognose lagen. Die Aktie fiel auf das
von mir ausgegebene Kaufniveau bei 43 Euro
(siehe Wunschanalyse vom 12.1.18 unter htt
ps://www.heibel-ticker.de/heibel_ticker
s/1439).
Grund für die schwachen Quartalszahlen war
das Wetter: Der Winter blieb lange kalt und
wurden dann plötzlich von einem heißen Som
mer abgelöst. Die Übergangszeit, in der Über
gangsjacken und andere Kleidung gekauft
wird, fiel dieses Jahr aus, die Ware muss nun
zu reduzierten Preisen losgeschlagen werden.
Die Sommerkleidung ist nicht so teuer, Bade
hosen kosten weniger als Sommerjacken,
daher kann auch ein gutes Sommergeschäft
den Ausfall dieses Frühjahrs nicht kompen
sieren.
Grundsätzlich ist im Modegeschäft das Winter
quartal das wichtigste Quartal, nicht nur
wegen des Weihnachtsgeschäfts, sondern
allein schon weil Winterkleidung wesentlich
aufwendiger und damit teurer und mit besseren
Margen versehen ist. So ist Zalando weiterhin
zuversichtlich, die Jahresprognose zu halten,
wenngleich nun eben nur noch am unteren
Ende der Prognosespanne.
Ein zweiter Effekt wurde vom Unternehmen
angeführt: Das eingeführte Partnerprogramm
sei erfolgreicher als gedacht. Dazu muss man
wissen, dass Zalando langfristig eine Wachs
tumsrate von 20-25% in Aussicht gestellt hat
und diese Wachstumsrate auf die Logistik
anwendet: Die Anzahl der verschickten Pro
dukte soll entsprechend wachsen.
Nun hat Zalando ein Partnerprogramm aufge
legt, unter dem Markenhersteller ihre eigenen
Produkte über Zalando verkaufen können.
Zwar wird die Zalando-Logistik genutzt, die
Ware geht aber nicht ins Eigentum von
Zalando über. Zalando kassiert also nur eine
Provision. Da die Markenprodukte gut anliefen,
war die Logistik voll ausgelastet. Die Anzahl
der versendeten Produkte stieg tatsächlich um
25%, also am oberen Bereich der Wachstums
spanne. Da jedoch nur die Provision in den
Umsatz einging, wuchs der Umsatz unterpro
portional mit "nur" 21%.
Natürlich monieren Analysten bei Zalando die
schwache Gewinnmarge. Das wird jedes Mal
bemängelt und Zalando antwortet jedes Mal,
das man alles verfügbare Geld investiere, und
zwar in den Ausbau der Logistik. Genauso hat
es Amazon über Jahrzehnte! vorgemacht und
auch bei Amazon wurde Quartal für Quartal
bemängelt, dass die Gewinnmarge zu niedrig
sei. Doch Lieferungen am nächsten Tag wer
den von den selben Analysten wie selbstver
ständlich in Anspruch genommen.
Zalando investiert aktuell in zwei Logistikzen
tren: Eines in Lodge, Polen und ein zweites in
Norditalien.
Ganz ehrlich: Ich habe den Eindruck, viele
haben diese Effekte nicht wirklich verstanden.
Zalando wächst weiterhin wie versprochen mit
25% am oberen Ende der Prognose. Zalando
investiert weiterhin jeden Euro in den Ausbau
der Logistik. In meinen Augen machen die
Jungs alles richtig und ich halte den Ausver
kauf für eine Kaufgelegenheit.
Magna Intl. litt unter einer Reihe von negativen
Einmaleffekten
Der Automobilzulieferer Magna International
mit Sitz in Österreich und Kanada ist ebenfalls
unter die Räder gekommen. Schwache Quar
talszahlen sind der Grund, doch beim Blick
ins Detail zeigen sich jede Menge negative Ein
maleffekte: Die Produktion eines Kunden
stand in Flammen, daher kam es zu einem Lie
ferausfall. Die neue Produktion des Mercedes
G-Modells lief nur nach Verzögerungen an,
auch dort erlitt Magna einen Umsatzverlust im
Quartal.
In einem Interview sprach Magna-CEO Don
Walker von einem extrem schnelllebigen chi
nesischen Markt. Dort habe man den Umstieg
der Chinesen von Schaltgetrieben auf Auto
matikfahrzeuge unterschätzt und musste nun
Schaltgetriebe abschreiben. Die US-Zölle auf
Stahl hätten das Unternehmen 60 Mio. USD
gekostet, so Walker - ein überschaubarer
10. Aug. 2018 Heibel-Ticker Plus #32 Seite 8 von 14
Betrag für das Unternehmen. Zudem habe man
im abgelaufenen Quartal mit negativen Wech
selkurseffekten kämpfen müssen.
Auf der anderen Seite sei Magna in China
schon bald mit einem vollständigen E-Auto für
einen chinesischen Kunden unterwegs. Walker
stellte ein Gewinnwachstum von 11% in Aus
sicht. Mit einem KGV 2019 von 7 ist Magna in
meinen Augen nach diesem Ausverkauf von
18% in nur zwei Tagen nun zu billig bewertet.
Ich stimme ihm zu, Magna ist ein verlässlicher
Zulieferer der Automobilindustrie und bekannt
für langfristig verlässliche Prognosen. Das
aktuelle Quartal wurde tatsächlich durch eine
ganze Reihe von negativen Einmaleffekten
gestört, die Aktie sollte diesen Kursverlust
schon bald wieder ausgleichen.
05. Update beobachteter
Werte:
Tesla Motors, Deutsche
Post, Freenet
Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich
auf meiner Internetseite unter www.heibel-
ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge.
Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen
jeweils aktualisierten Einschätzungen.
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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln
Anmerkungen im Kundenbereich der Websei
ten verfasst.
Tesla Motors
Privatisierung zu 361€?, Teilverkauf über 325€
Sa, 11. August um 10:06 Uhr
Gestern hat Elon Musk getwittert, er erwäge
Tesla zu 420 US$ (361€) zu privatisieren. Inve
storen stünden bereit, Aktionäre müssten
einen solchen Schritt jedoch genehmigen. Die
Aktie ist daraufhin um 10% auf 327€ ange
sprungen.
Musk twittert, er könne mit seinem zweiten
Unternehmen SpaceX, dass als privates Unter
rnehmen die bemannte Raumfahrt zum Ziel
hat, wesentlich besser arbeiten, weil es keine
heftigen Kursschwankungen gebe, die die Mit
arbeiter ablenkten. So würde Tesla seiner
Ansicht nach besser aufgestellt sein, wenn
man das Unternehmen von der Börse neh
men würde.
Nun wird Druck auf Musk ausgeübt, er müsse
nachweisen, dass die Finanzierung eines sol
chen Schrittes tatsächlich möglich sei. Denn
wenn nicht, dann sei es eine Kursmanipulation,
mit der er die Leerverkäufer in seiner Aktie
geschädigt habe.
Nachdem die Aktie gestern um 10% ange
sprungen ist, werden heute Shortseller ver
mutlich einen Gegenangriff versuchen. Fragen
Sie mich bitte nicht, ob Musk nun tatsächlich
die Finanzierung einer Privatisierung zu
420US$ sichergestellt hat oder nicht. Ich gehe
aber davon aus, dass man ihm nicht das
Gegenteil nachweisen kann, und das sollte
schon reichen. Ob dieser Schritt am Ende dann
tatsächlich getan wird oder nicht, spielt erst
einmal eine untergeordnete Rolle für die kurz
fristig zu erwartende Aktienkursbewegung.
Grundsätzlich gilt für ein solches Ereignis: Seit
unserem letzten Nachkauf ist die Aktie jetzt um
20% angesprungen. Allein gestern betrug der
Kurssprung 10%. Wenn die Privatisierung tat
sächlich erfolgen sollte, dann winken uns vom
aktuellen Niveau aus betrachtet weitere 10%
Kursgewinn. Das heißt: den Löwenanteil des
Kursanstiegs haben wir bereits gesehen.
Höher als auf 420 US$ kann die Aktie in den
kommenden Wochen nicht steigen, es gibt nun
10. Aug. 2018 Heibel-Ticker Plus #32 Seite 9 von 14
einen Deckel. Gleichzeitig würde Musk kolos
sal an Glaubwürdigkeit verlieren, wenn sich
seine Ankündigung der Privatisierung als Ente
herausstellen sollte. Die Aktie würde dann
sicher mehr als 10% verlieren, vermutlich
sogar über 20%. Damit haben wir ein recht
schlechtes Chance/Risiko-Verhältnis, wobei ich
der Chance kurzfristig die größeren Wahr
scheinlichkeit zuspreche.
Als Zocker können Sie nun noch auf die letzten
10% Kursgewinn spekulieren, als konservativer
Anleger müssen wir nach einem solchen Ereig
nis Gewinne sichern. So sehr es mich in den
Fingern kribbelt, die nächsten Tage abzuwar
ten, so sehr ruft mich meine Vernunft zur Dis
ziplin: Zumindest die halbe Position sollten wir
nun verkaufen (Limit 325€) und damit den
Großteil des Gewinns sichern.
Wir können dann mit der verbleibenden halben
Position entspannt anschauen, wie gegebe
nenfalls die auf dem falschen Fuß erwischten
Leerverkäufer einen Shortsqueeze auslösen
und panisch Aktien zurückkaufen, und so die
Aktie in kürzester Zeit in Richtung 400 US$ trei
ben.
Deutsche Post
Schwache Q-Zahlen im Rahmen der
Erwartungen
Sa, 11. August um 10:09 Uhr
Die Q-Zahlen der Deutschen Post waren wie
erwartet schwach, Analysten haben die Aktie
im Anschluss reihenweise hochgestuft. Wir hat
ten die Deutsche Post Anfang Juni ins Portfolio
geholt, nachdem eine Gewinnwarnung zu
einem heftigen Ausverkauf geführt hatte.
Unsere Idee war, dass die schlechte Presse
genutzt wird, um unpopuläre Schritte durchzu
setzen.
Tatsächlich wurde in der Telefonkonferenz
nach den Q-Zahlen besprochen, dass es ein
Vorruhestandsprogramm für beamtete, nicht
operativ tätige Mitarbeiter geben werde, das
den Konzern noch im laufenden Jahr 400 Mio.
Euro kosten werde. Zudem soll das Briefporto
angehoben werden, man spricht von einem
Anstieg von 70 auf 80 Cent. Und zu guter Letzt
hat Finanzchefin Melanie Kreis angekündigt,
gescheiterte Versuchsprojekte frühzeitiger zu
beenden, um Kosten zu sparen.
Kreis hat in einem Interview über das Pro
blemfeld PEP gesprochen, Post E-Commerce
Parcel, in dem auch das Briefgeschäft enthal
ten ist. Rückläufige Volumina seien nicht von
Kostenreduktionen begleitet werden, so Kreis.
insbesondere indirekte Kosten müssten ins
Visier genommen werden.
Parallel dazu wuchs das Paketvolumen stark
an. Die Systeme der Deutschen Post seien auf
diese Entwicklung nicht ausreichend vorberei
tet, entsprechend müssen man nun kräftig
investieren, um die internen Abläufe entspre
chend zu optimieren.
Dank des großen Netzes in Deutschland ver
fügt die Deutsche Post weiterhin über große
Skaleneffekte und kann sich als Marktführer bei
den Margen bezeichnen. Diese Position solle
ausgebaut werden, so Kreis.
Die Post kauft 14 Boeing 777, die deutlich
sparsamer als die aktuell verwendeten 747 flie
gen. Das kommt dem Bereich DHL Express
zugute, der ohnehin über große Wachstums
raten verfügt. Aber auch der Bereich Global
Forward & Freight, Luft, See, Straße, hat den
Turnaround geschafft und weist gutes Wachs
tum aus. Im Bereich Supplychain, Lagerlogi
stik, hat sich die Deutsche Post im Markt eta
bliert und verzeichnet wachsende Gewinnmar
gen.
Die Prognose für 2018 wurde bestätigt, zudem
wolle man bis 2020 ein operatives Ergebnis
von 5 Mrd. Euro erreichen. Das würde einem
Gewinnanstieg von über 20% p.a. entspre
chen, was durchaus ambitioniert ist. Das KGV
2019e von 12 ist für diese Entwicklung in mei
nen Augen zu niedrig. Zudem dürfte bei einem
solchen Gewinnwachstum die Dividende weiter
ansteigen, bereits heute haben wir eine erwar
tete Dividendenrendite von 3,9%.
Alles in allem ärgere ich mich lediglich, dass
wir die Position zu Kursen von zwischenzeitlich
unter 28 Euro nicht voll gemacht haben. Ich
hatte zwei Abmeldungen vom Heibel-Ticker
PLUS von Kunden, die mir die Post-Empfeh
lung um die Ohren hauten. Eigentlich nehme
ich solche vorwürfe als Beleg dafür, dass die
Stimmung nun so schlimm ist, dass ein Boden
10. Aug. 2018 Heibel-Ticker Plus #32 Seite 10 von 14
erreicht ist - diesmal wurde ich jedoch verunsi
chert :-(. Na, so fahren wir nun bis auf weiteres
mit einer halben Position mit.
Freenet
Zahlen ohne Überraschung, starker Cashflow
stützt Dividende
Sa, 11. August um 10:12 Uhr
Soeben hat Freenet Q-Zahlen veröffentlicht.
Umsatz und Gewinn liegen im Rahmen der
Erwartungen, die Aktie hat kaum reagiert. Mir
hat besonders aufgefallen, dass der Kunden
zuwachs im TV-Geschäft vom Unternehmen
hervorgehoben wurde, denn dort hat Freenet
mit Waipu einen starken Marktauftritt, der einen
neuen Cashflowstrom eröffnen kann.
Als Dividendenaktie liefert die Aktie auf dem
aktuellen Kursniveau 7% Rendite. Mit einem
Umsatzwachstum von 6,5% und einem über
proportionalen Gewinnsprung von 20% ist
das KGV von 13 in meinen Augen viel zu gün
stig angesetzt. Mag sein, dass die Ceconomy-
Beteiligung einen bitteren Beigeschmack hat,
doch bislang kann ich daraus keine negative
Wirkung ableiten.
Seit unserem Nachkauf ist die Aktie schon um
10% angesprungen. Die heutigen Zahlen dürf
ten der Aktie weiter Auftrieb geben, wir bleiben
dabei.
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06. Übersicht HT-Portfolio
Spekulation (≈10%) =1,8% WKN 10.8.18 Woche Δ Σ '18 Δ Anteil 5x2% !
Cameco 882017 9,44 € -2% 20% 1,8% C
En Vogue (≈15%) =12,2% WKN 10.8.18 Woche Δ Σ '18 Δ Anteil 5x3% !
Bank of America 858388 27,35 € 0% 12% 3,3% C
Weibo A110V7 70,66 € 1% -27% 2,2% B
Deutsche Bank 514000 10,31 € -4% -30% 3,9% C
FinTech Group FTG111 29,20 € -2% 1% 2,8% C
Wachstum (≈30%) =23,7% WKN 10.8.18 Woche Δ Σ '18 Δ Anteil 4x7,5% !
Apple 865985 182,60 € 2% 34% 4,9% C
Facebook A1JWVX 158,31 € 4% 6% 7,9% B
BB Biotech A0NFN3 59,40 € 1% 7% 7,7% C
Tesla A1CX3T 311,76 € 4% 29% 3,3% C
Dividende (≈25%) = 27% WKN 10.8.18 Woche Δ Σ '18 Δ Anteil 3x8% !
Innotec 540510 16,00 € 1% -3% 6,9% C
Freenet A0Z2ZZ 24,39 € -1% -5% 8,5% A
Bet-at-Home A0DNAY 63,30 € 1% -9% 7,6% B
Deutsche Post 555200 30,63 € 4% -1% 4,1% B
Absicherung (≈20%) =22% WKN 10.8.18 Woche Δ Σ '18 Δ Anteil 3x6,7% !
Goldbarren 100 gr 100 gr. 3.394,00 € 2% -2% 9,7% A
Südzucker-Anleihe A0E6FU 90,14% -2% -10% 6,1% B
Nokia-Anleihe A0T9L2 106,19% 1% -4% 6,2% C
Cashquote
Σ-Portfolio 1% 5% 13,3%
Heibel-Ticker Gewichtung Anzahl Positionen angestrebte Positionsgröße
Portfolio Ziel Soll Ist Soll Ist
Spekulation Ereignis 10% 1,8% 5 1 2%
Zyklisch Trump 15% 12,2% 5 4 3%
Wachstum Enkelkinder 30% 23,7% 4 4 7,5%
Dividende Urlaub 25% 27% 3 4 8%
Absicherung Zins & Gold 20% 22% 3 3 6,7%
Summe 100% 86,7% 20 16
Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der
beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
10. Aug. 2018 Heibel-Ticker Plus #32 Seite 12 von 14
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
A – Top-Aktie mit günstigem Kurs,
B – Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen
C – Kurssprünge zum Verkaufen nutzen,
D – bei Gelegenheit Verkaufen,
E – Sofort Verkaufen
Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die
Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch
niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche
mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken
für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
http://heibel-ticker.de
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07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachge
machte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit
Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas
für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen
Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abge
segnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwen
dung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar
keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anle
gern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tief
greifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die
eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
10. Aug. 2018 Heibel-Ticker Plus #32 Seite 13 von 14
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der
Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von
finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt
ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betref
fenden Unternehmen
08. An-/Ab-/Ummeldung
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