Fehlerrechnung - mpip-mainz.mpg.devollmerd/Vorlesung_SS2012/Kapitel 2... · Systematische Fehler:...
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Kapitel 2
Fehlerrechnung
1
Messungen => quantitative Aussagen • Messungen müssen zu jeder Zeit und an jedem Ort zu den gleichen Ergebnissen führen
• Messungen sind immer mit Fehler behaftet. => Angabe des Fehlers! Bespiel (Medizin):
Bestimmung der Körpertemperatur mittels eines Thermometers.
Kapitel 2
Ziele: • Fehler möglichst klein halten • korrekte Angabe des Fehlers
Was für Fehler gibt es? • systematische Fehler • zufällige Fehler
3
Kapitel 2
Systematische Fehler: – treten bei wiederholter Messung immer in bestimmter Richtung auf, z.B. falscher Nullpunkt am Messgerät, Abhängigkeit von der Raumtemperatur,… Zufällig (statistisch): – bei wiederholter Messung streuen die Messwerte zufällig um den wahren Wert. => N-malige Wiederholung der Messung (Stichprobe) und anschließende Mittelwertbildung
(arithmetischer) Mittelwert:
Kapitel 2
Nüsse, Blutdruck
Thermometer, Blutdruck
Wie kann ich Fehler klein halten? • mehrfaches Messen (eventuell auch durch verschiedene Personen) & Mittelwertbildung • über die Messmethode/verfahren nachdenken • regelmäßige Eichung der Messgeräte (z.B. pH-Meter)
5
Kapitel 2 Messungen
Ist der absolute Fehler Δx der Messung abgeschätzt, so wird das Messergebnis angegeben:
x = x ± Δx
Sehr häufig wird auch der relative Fehler angegeben:
Die Angabe des relativen Fehlers erfolgt üblicherweise in % des Messergebnisses.
Kapitel 2 Messungen
Bei der Vermessung eines Grundstücks ergibt sich eine Fläche von:
Absoluter Fehler:
Relativer Fehler:
Relativer prozentualer Fehler:
Kapitel 2 Fehlerrechnung
= A ΔA
Blutbilder
Gesunder Mensch Kranker Mensch
http://www.vitalblutbild.de/3.html
http://www.sciencephoto.com/images/download_lo_res.html?id=771320892
Kapitel 2 Fehlerrechnung
Krebszellen
9
Kapitel 2 Fehlerrechnung
Wie kann ich den Fehler bestimmen?
1. Mittelwert
N: Anzahl Messungen
xi: Wert der Stichprobe
Andere Notationen: x = <x>
mit i = 1 ... N
10
Kapitel 2 Fehlerrechnung
Wie kann ich den Fehler bestimmen?
Histogramm
Häu
figk
eit
2.0 3.0 2.5 0
1
2
3
4
5
6
Häufigkeit: Anzahl Messwerte mit Wert x zwischen xi und xi+1
(z.B.: Anzahl Zellen mit Durchmesser zwischen 9.0 µm und 10.0 µm)
1. Mittelwert
2. Varianz
3. Standardabweichung
Häu
figk
eit
Kapitel 2 Fehlerrechnung
s
Reaktionszeiten
mit i = 1 ... N
10) Zur Untersuchung des Stresses von Medizinstudenten vor der Physikklausur wird der mittlere systolische Blutdruck von fünf Studenten zu Beginn der Klausur gemessen. Gemessen werden folgende Werte: Bestimmen Sie den mittleren systolischen Blutdruck und seine Standardabweichung. Lösung:
Mittelwert: 𝑝 =1
5125 + 129 + 140 + 121 + 127 𝑚𝑚𝐻𝑔 = 128,4 𝑚𝑚𝐻𝑔
Standardabweichung:
s = 1
4( 125 − 128.4 2 + 129 − 128.4 2 + 140 − 128.4 2 + 121 − 128.4 2 + 127 − 128.4 2) 𝑚𝑚𝐻𝑔
= 7,1 mmHg
Kapitel 2 Zur Übung
Aus Klausur SS2011
1. Mittelwert
3. Standardabweichung
Kapitel 2 Fehlerrechnung
Häu
figk
eit s
4. Standardfehler (Standardabweichung des Mittelwerts. Wie sicher ist der Mittelwert)
Dx = m + |w| 5. absoluter Messfehler
systematische Fehler
(Anmerkung: oft wird nur der Betrag angegeben, d.h. das weggelassen.)
5) Bei einem Patienten wird 6 mal hintereinander die Körpertemperatur gemessen. Dabei wurden folgende Werte erhalten: T = 37,4°C; 36,9°C; 37,0°C; 37,1°C; 37,4°C; 37,1°C Berechnen Sie a) den Mittelwert, b) die Standardabweichung c) die Standardabweichung des Mittelwerts dieser Messreihe und d) den relativen Fehler dieser Messung der Körpertemperatur. Lösung:
a) Mittelwert: 𝑇 =1
637.4 + 36.9 + 37.0 + 37.1 + 37.4 + 37.1 °𝐶 =37.15°C
b) Standardabweichung:
s= 1
5( 37.4 − 37.15 2 + 36.9 − 37.15 2 + 37.0 − 37.15 2 + 37.1 − 37.15 2 + 37.4 − 37.15 2 + 37.1 − 37.15 2) °𝐶 = 0.21°C
c) Standardabweichung des Mittelwerts: 𝑚 =𝑠
𝑁=
0.21°𝐶
6= 0.085°𝐶
d) (prozentualer) relativer Fehler: 𝑚
𝑇 = 0.23%
Kapitel 2 Zur Übung
Aus Klausur SS2006
Kapitel 2 Zur Übung
Aus Klausur SS2007
3) Die Bestimmung der mittleren Größe von 25 Erythrozythen lieferte einen Mittelwert von 2,3 mm bei einer Standardabweichung von 0,3 mm. Die Größe von wievielen Erythrozythen müssten Sie bestimmen, um einen Fehler des Mittelwertes von 0,02 mm zu erhalten? (Nehmen Sie an, dass die Standardabweichung unabhängig von der Anzahl der Messungen ist.) N = 225
10) Die Reaktionszeit t eines Probanden wurde mehrfach gemessen. Die Ergebnisse sind: [0,6s / 0,3s / 0,4s / 0,3s / 0,4s / 0,5s / 0,4s / 0,3s / 0,4s]. Bestimmen Sie den Mittelwert und die Standardabweichung. (Geben Sie den Rechenweg an!) Mittelwert: tmittel = 0,4s Standardabweichung: s = 0,1s Aus Klausur SS2008
Kapitel 2 Gauß-Verteilung
Gauß-Verteilung
Häu
figk
eit
f(x) bezeichnet die Häufigkeit von x (Messwert) falls die Breite des Intervals [xi, xi+1] -> 0 geht.
Kapitel 2 Gauß-Verteilung
Standardabweichung
Gaußsche Glockenkurve (symmetrisch um den Mittelwert)
Kapitel 2 Gauß-Verteilung
68,3 % statistische Sicherheit
95,5 % statistische Sicherheit
Häu
figk
eit
-2σ σ σ 2σ
2 2 Standardabweichung besagt, wie sehr die Messwerte um den Mittelwert streuen.
Kapitel 2
Fehlerfortpflanzung
Kapitel 2
20
Gaußsches Fehlerfortpflanzungsgesetz
partielle Ableitungen der Größe R nach x, y, …
Die zu messende Größe ist das Ergebnis anderer zu messenden Größen,
z.B. ω: Kreisfrequenz ( ) T: Periode
g: Ergbeschleunigung
l Fadenlänge
=> Allgemein: R = R(x, y, z,..) z.B.
Mittlerer absoluter Fehler (unabhängige Fehler)
Pendel
Kapitel 2
Gaußsches Fehlerfortpflanzungsgesetz
Beispiel: Fadenpendel
Kapitel 2
Gaußsches Fehlerfortpflanzungsgesetz
Beispiel: Fadenpendel
= ±
Kapitel 2
Gaußsches Fehlerfortpflanzungsgesetz
Beispiel: Fadenpendel
Beispiel:
l = 1 m Δl = 5·10-2 m T = 2 s ΔT = 0.2 s
Messung der Erdbeschleunigung weist Fehler von ± 2 m/s2 auf. => Reduzierung des Fehlers durch wiederholtes Messen der Periode u. Länge
Kapitel 2
Zur Übung
11) Bei der Bestimmung einer Niederschlagsmenge S=V/A (Volumen pro Fläche) wurde in einem Regenmesser (Größe der Öffnung A = πr2; Radius r = 0,1m) eine Wassermenge von V = 0,5l gesammelt. Der Fehler der Volumenmessung beträgt ΔV = 0,002l ; der Radius ist auf Δr = 0,001m genau bekannt. a) Bestimmen Sie die partiellen Ableitungen ∂S/∂V und ∂S/∂r. b) Berechnen Sie unter Verwendung der partiellen Ableitungen aus a) den absoluten Größtfehler der Niederschlagsmenge ΔS. a) ∂S/∂V = 1/(πr2)
∂S/∂r = 𝜕
𝑉
𝜋𝑟2
𝜕𝑟 = (-2V)/(πr3)
b) ΔS = 0,38ℓ/m2
Aus Klausur SS2008
3) Der Flächeninhalt A eines Quadrates soll bestimmt werden. Die Strecke h ist 50,0cm 1,0cm, die Strecke s ist 170,0cm 2,0cm lang. a) Wie groß ist der Flächeninhalt A? b) Welchen absoluten Fehler hat A nach Gauß’scher Fehlerfortpflanzung?
Kapitel 2
Zur Übung
Aus Klausur
Lösung: Schreiben sie A als Funktion von h und s auf (a2 = s2 + h2). => Berechung der partiellen Ableitungen ∂A/∂h und ∂A/∂s .