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Dipl.-Volksw. Dr. Hans Joachim Allinger
Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzwissenschaft
Prof. Dr. Reinar Lüdeke
Das Leistungsfähigkeitsprinzip Kinderfreibetrag oder Kindergeld?
Dipl. Volksw. Dr. Hanjo Allinger, Universität Passau, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzwissenschaft Prof. Dr. Lüdeke 2
Ausgewählte Steuerarten
Erbschaftssteuer (7-50 Prozent) Schenkungssteuer Zweitwohnungssteuer (miet- und gemeindeabhg.) Kaffesteuer (2,19 EUR pro kg Röstkaffee, 4,78 bei pro kg löslichem Kaffee) Feuerschutzsteuer (8% der Versicherungsbeiträge) Biersteuer (Pro Grad Plato und hl 0,787 €
=> ca. 94c pro Kiste). Branntweinsteuer (1303 EUR je hl Alkohol) Alcopopsteuer (5550 EUR je hl Alkohol)
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Steuereinnahmen aus der KaffeesteuerKaffesteuer
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Ausgewählte Steuerarten
Erbschaftssteuer (7-50 Prozent) Schenkungssteuer Zweitwohnungssteuer (miet- und gemeindeabhg.) Kaffesteuer (2,19 EUR pro kg Röstkaffee, 4,78 bei pro kg löslichem Kaffee) Feuerschutzsteuer (8% der Versicherungsbeiträge) Biersteuer (Pro Grad Plato und hl 0,787 €
=> ca. 94c pro Kiste). Branntweinsteuer (1303 EUR je hl Alkohol) Alcopopsteuer (5550 EUR je hl Alkohol)
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Einnahmen aus der Biersteuer
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Dipl. Volksw. Dr. Hanjo Allinger, Universität Passau, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzwissenschaft Prof. Dr. Lüdeke 6
Ausgewählte Steuerarten
Erbschaftssteuer (7-50 Prozent) Schenkungssteuer Zweitwohnungssteuer (miet- und gemeindeabhg.) Kaffesteuer (2,19 EUR pro kg Röstkaffee, 4,78 bei pro kg löslichem Kaffee) Feuerschutzsteuer (8% der Versicherungsbeiträge) Biersteuer (Pro Grad Plato und hl 0,787 €
=> ca. 94c pro Kiste). Branntweinsteuer (1303 EUR je hl Alkohol) Alcopopsteuer (5550 EUR je hl Alkohol)
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Steuereinnahmen aus der Branntweinsteuer
Branntweinabgaben
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Steuereinnahmen aus der Tabaksteuer
Tabaksteuer
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Dipl. Volksw. Dr. Hanjo Allinger, Universität Passau, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzwissenschaft Prof. Dr. Lüdeke 9
Das Leistungsfähigkeitsprinzip
„Es ist ein grundsätzliches Gebot der Steuergerechtigkeit, daß die Besteuerung nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ausgerichtet wird.“
BVerfGE 66, 214 [213] vom 22.2.1984
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„Wenn jemand weniger als seinen angemessenen Anteil an den Lasten trägt, müssen andere mehr als ihren Anteil beisteuern, und die Erleichterung des einen ist unter gleichen Verhältnissen für diesen nicht ein so großer Vorteil, wie der vermehrte Druck auf die anderen ein Übel ist. Gleichmäßigkeit der Besteuerung als steuerpolitischer Grundsatz bedeutet daher Gleichmäßigkeit der Opfer.“
J.S. Mill, 1848
Das Leistungsfähigkeitsprinzip
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Das Leistungsfähigkeitsprinzip
Welchen Indikator für die Leistungsfähigkeit? Welche Bezugsperiode?
Jährliches Ist-Einkommen abzüglich Werbungskosten
Bürger sind entsprechend ihrer Fähigkeit, Steuerlasten zu verkraften, zur Finanzierung der Staatsaufgaben heranzuziehen.
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Die Opfertheorie als theoretische Grundlage des Leistungsfähigkeitsprinzips
Opfer = Nutzenentgang durch erzwungenen Verzicht auf priv. Bedürfnisbefriedigung
Opfertheorien: gleiches absolutes Opfer gleiches relatives Opfer gleiches marginales Opfer
Problem: Unterschiedliche Nutzenfunktionen der Individuen
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„Der Staat hat dem Steuerpflichtigen sein Einkommen insoweit steuerfrei zu belassen, als es zur Schaffung der Mindest-voraussetzungen für ein menschenwürdiges Dasein benötigt wird. [..] Art. 6 Abs. 1 GG gebietet darüber hinaus, daß bei der Besteuerung einer Familie das Existenzminimum sämtlicher Familienmitglieder steuerfrei bleiben muß. Weiterhin gebietet der Gleichheitssatz in seiner Ausprägung als "horizontale Steuergleichheit", Steuerpflichtige bei gleicher Leistungsfähigkeit auch gleich hoch zu besteuern. Eine verminderte Leistungsfähigkeit durch Unterhaltsverpflichtung gegenüber einem Kind muß dementsprechend auch in diesem Vergleich sachgerecht berücksichtigt werden.“
BVerfG, Pressemitteilung Nr. 6/99
Das BVerfG zu Kinderfreibeträgen
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Grundsätzliches zum Familienlastenausgleich
Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts: steuerliche Befreiung von Eltern i.H. des Existenzminimums der Kinder
Derzeitige politische Umsetzung Steuerfreistellung erfolgt entweder durch Kindergeld oder steuerliche
Freibeträge. Ggf. Verrechnung des gezahlten Kindergeldes mit den
Steuervergünstigungen nach Einkommensteuererklärung
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Variante I: Kindergeld
Anspruch auf Kindergeld haben Eltern berücksichtigungsfähiger Kinder Existenzminimum eines Kindes umfasst den sächlichen Bedarf sowie den
Betreuungsbedarf grundsätzlich Kinder bis 18 Jahre ferner Kinder bis 27 Jahre, wenn noch in Berufsausbildung Eigene Einkünfte/Bezüge des Kindes/Jahr bis 7.680 €
monatliche Höhe des Kindergeldes 154 € für das 1., 2. und 3. Kind; 179 € für jedes weitere Kind
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Kindergeld oder Kinder- und Betreuungsfreibeträge?
Freibetragslösung Identische Anspruchsgrundlage wie beim
Kindergeld. Je Kind/Jahr Gewährung von Kinderfreibetrag i.H.v. 3.648 € und Freibetrag für Betreuung und Erziehung i.H.v.
2.160 €
Kindergeld monatlich 154 € für das 1., 2. und 3. Kind; 179 €
für jedes weitere Kind
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Variante II: Kinder- und Betreuungsfreibeträge
Vielfältige Ergänzungs-/Ausnahmeregelung für „erwerbsbedingte Kinderbetreuungskosten“
´für Kinder unter 14 Jahren ist der Abzug für nachgewiesene erwerbsbedingte Betreuungskosten bis max. 1.500 € möglich.
„Entlastungsbetrag für Alleinerziehende“ seit 2003 zusätzl. zum Kindergeld bzw. zu den hälftigen Kinder- und
Freibeträgen werden 1.308 € gezahlt für Kinder < 27 von Alleinerziehenden.
Längere Bezugsfristen für behinderte Kinder
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Wirkung eines Freibetrages
Freibetrag Kind 1
Freibetrag Kind 2
Marginalsteuerverlauf
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zu versteuerndes Einkommen vor Abzug des Freibetrages in €
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Entlastungswirkung durch Kinderfreibetrag und Kindergeld 2005 (Ehepaar mit 1 Kind)
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materielles Kindergeld
Steuerersparnis durch Freibeträge
zu versteuerndes Einkommen vor Abzug des Kinderfreibetrages in €(Freibeträge für ein Ehepaar 5808 € je Kind)
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Wirkung eines Grundfreibetrages
Freibetrag Kind 1
Freibetrag Kind 2
Marginalsteuerverlauf
0
0,05
0,1
0,15
0,2
0,25
0,3
0,35
0,4
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100.
800
104.
400
zu versteuerndes Einkommen vor Abzug des Freibetrages in €
Mar
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euer
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Dipl. Volksw. Dr. Hanjo Allinger, Universität Passau, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzwissenschaft Prof. Dr. Lüdeke 22
Der Kindergrundfreibetrag
„Abzug des Freibetrages von unten“? Absolute Entlastungsbeträge für Arm und Reich
gleich groß, aber mit jedem weiteren Kind steigend
Verletzung der horizontalen Gerechtigkeit: Kinderreiche zahlen mehr Steuern als Kinderlose
Als Ersatz für Kinderfreibetrag verfassungswidrig!
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Zusammenfassung Kindergeld
Umverteilungsinstrument von kinderarmen zu kinderreichen Steuerzahlern
nur indirekter Zusammenhang zu horizontaler Gerechtigkeit
Dipl. Volksw. Dr. Hanjo Allinger, Universität Passau, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzwissenschaft Prof. Dr. Lüdeke 24
Zusammenfassung Kinderfreibetrag
Direkter Ausfluß der Forderung nach horizontaler Gerechtigkeit
Ohne Freibeträge kein Einkommen als Leistungsfähigkeitsindikator
Die große Frage: Was soll Elterngeld sein?