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Risk. Reinsurance. Human Resources.
DigitalisierungDer nächste Schritt in der Entwicklung des HR Bereichs
Mai 2017
Aon HewittTalent, Rewards & Performance
Aon Hewitt Digitalisierung 1
Einleitung
Das Personalwesen (HR) hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Heute ist der
HR Bereich im Management angesiedelt und hat immer mehr eine strategische Rolle eingenommen.
Während andere Aufgabenbereiche eines Unternehmens wie z.B. die Forschung (R&D) den tech-
nischen Fortschritt meistern, hilft HR neben den klassischen administrativen Tätigkeiten mehr und
mehr die strategische Umsetzung im Unternehmen zu sichern, um damit Geschäftsergebnisse
positiv zu beeinflussen. Andere Bereiche wie der Bereich Marketing haben damit begonnen, sich
Verbraucheranalysen über soziale Medien zu Nutze zu machen oder, wie der Bereich Produktion/
Herstellung, die Automatisierung zu verbessern um neue Wege für Synergien zu finden.
Wie sieht die weitere Entwicklung für HR aus? Hier finden sich Fortschritte im Bereich der
künstlichen Intelligenz, die Nutzung unterschiedlicher HR Daten, Cloud Lösungen, mobile
Technologien und soziale Medien.
Allerdings besteht das Risiko, dass sich der HR Bereich nicht schnell genug entwickelt, wenn
dieser nicht bald damit beginnt, sich alle Bereiche der neuen Technologien und Arbeitsweisen
zu eigen zu machen. Das Personalwesen scheint „auf halbem Wege festzustecken” und versucht
sich an einem Balanceakt zwischen den bestehenden administrativen Aufgaben und den neuen
Herausforderungen bzw. strategischen Zielen.
Der nächste große Schritt in die Zukunft für HR heißt Digitalisierung und es liegt in der
Entscheidung einer HR Funktion, ob sie die sich ihr durch den technologischen Fortschritt
bietenden Chancen ergreifen wird. Dem HR Bereich wird die seltene Gelegenheit geboten, eine
Vorreiterrolle im Bereich der digitalen Umgestaltung zu übernehmen. Dafür muss HR lediglich
seinen Blickwinkel erweitern und zukunftsorientiert vorgehen bzw. vordenken.
Das Personalwesen ist für die Umsetzung der digitalen Agenda des Unternehmens nicht gerüstet
Isolierte Abläufe
Uneinheitliche Ausführung von Funktionen
Geringes Technologie-Leverage
Digitale Kompetenzlücken
Fragmentierte HR IT-Landschaft
Hoher Aufwand & Schwerpunkt auf Verwaltungsaufgaben
„HR steckt noch immer auf halbem
Wege fest”
Aon Hewitt Digitalisierung 2
Auf dem Weg zur Digitalisierung 1/3
Wenn man über Digitalisierung spricht, liegt der Schwerpunkt oft auf der grundlegenden
Technologie im HR Bereich (wie z.B. Cloud Lösungen, mobile Anwendungen, Big Data oder
soziale Netzwerke) - dem A und O der funktionalen Veränderung.
Die Fokussierung auf ein ganzheitlicheres Bild zeigt, dass bei technologischen Veränderungen
Führungsstärke erforderlich ist. In dem Maß, in dem sich die Grundlagen der Technologie weiter
entwickeln, muss es auch eine digitale Führungsgrundlage geben, die in der Lage ist, diese
Veränderung zu unterstützen. Dieser Trend wird in Abbildung 1 dargestellt, die aufzeigt, dass
der digitale Fortschritt des HR Bereichs sowohl von der Führung als auch von der Infrastruktur
abhängig ist. Ungeachtet der konkreten Technologie sind es letztendlich Menschen, die mit
diesem System interagieren und diese sollten daher im Mittelpunkt der Veränderung stehen.
Lassen Sie uns dies einmal im Detail betrachten. Technologische Fortschritte im Personalwesen
bieten die Chance, die den HR-Systemen zugrunde liegenden Mechanismen und Daten (wie
z.B. der Schritt zu Cloud-basierten Systemen) sowie die für die Verfügbarkeit und gemeinsame
Nutzung von Daten verantwortlichen Prozesse zu verändern, und sie ermöglichen den
Einsatz vertrauter Technologien, um weltweit mit den Kernprozessen des Personalwesens
zusammenzuwirken. Technologische Fortschritte im Personalwesen können jedoch auch
Auswirkungen haben, die über den unmittelbaren technischen Nutzen hinausgehen. Mitarbeiter
und Führungskräfte sind die Endanwender, und letztendlich dient die Technologie lediglich als
Instrument, mit dem sie ihre jeweiligen Rollen und Tätigkeiten besser ausführen können. Das
Personalwesen wird einsehen müssen, dass eine von Jahr zu Jahr effektivere Abwicklung von
Abläufen das Geschäftsmodell nicht wesentlich verändern wird, sondern dass die Technologie
eine vollständige Neugestaltung und Vereinfachung von Methoden und Abläufen erfordert.
Oftmals sind Unternehmen die Cloud-Lösungen einführen mit dem Endprodukt unzufrieden,
insbesondere weil es ihnen an Verständnis dafür fehlt, warum diese Lösung überhaupt eingeführt
worden ist. Der inhärente Wert der Cloud-Technologien liegt in der Möglichkeit, Prozesse
einfacher und strukturierter zu gestalten, und wenn Unternehmen dies bei der Einführung nicht
im Hinterkopf behalten, ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie diesen Mehrwert erkennen können.
Die Einführung von Technologie um der Technologie Willen wird sehr wahrscheinlich nicht zu
den erwarteten Ergebnissen führen.
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Auf dem Weg zur Digitalisierung 2/3
Abbildung 1: Digitale Reife im Personalwesen erfordert die Ausrichtung auf zwei Dimensionen
Digitale Führungsgrundlage
Tech
nisc
he G
rund
lag
e
z.B. um Cloud, Daten, soziale Netzwerke, mobile Anwendungenzu ermöglichen
z.B. Digital Talent, Kultur, Führungseigenschaften
Der wahre Wert der Digitalisierung beruht nicht nur auf der Bewegung entlang einer Achse, sondern ist eine Kombination aus technischen und kulturellen Veränderungen, die das Personalwesen voran-bringen können.
Die X-Achse bezieht sich auf die auf den Mitarbeiter ausgeri-chteten Aspekte des Personal-wesens, auf die Kultur, auf digital-fähige, talentierte Mitarbeiter und auf eine Führungsebene, die als Verhaltensvorbild auftritt.
Die Y-Achse bezieht sich auf die technologische Infrastruktur des Personalwesens — die Software und Hardware, mit der man im Personalwesen täglichen Umgang pflegt.
Die Vorteile der Digitalisierung können jede Ebene eines Unternehmens durchdringen. Der
Einsatz der Cloud-Technologie kann einen stärkeren Ansatz für datenbasierte Entscheidungen
liefern. Wenn Daten auf der Grundlage einheitlicher Prozesse auf gemeinsam genutzten Servern
gespeichert werden, lassen sich Analysen in Echtzeit durchführen, so dass Führungskräfte
umgehend mit Analysen und Daten zur Unterstützung ihrer Entscheidungen versorgt werden.
Viele Firmen erkennen inzwischen das Potential, das hinter der gewaltigen Menge an Daten steckt
– neben den klassischen Finanzdaten. Über mobile Lösungen ist man in der Lage Mitarbeitern
einen bequemen Zugang zu Daten auf neuen Plattformen zu bieten. Ein Bauunternehmen in
England zum Beispiel verwendet verschiedene HR Daten, um sowohl wichtige Aktualisierungen
in Bezug auf die Unternehmenswerte wie z.B. Nachhaltigkeit und Konformität als auch Wissen
mit Hilfe von Präsentationen und Berichten weiterzugeben. Alle diese Daten können über mobile
Apps geteilt werden, die den Mitarbeitern und Führungskräften von überall her zugänglich
sind. Der Wert lag für dieses Unternehmen nicht nur in der Fähigkeit, einen Daten-/Erkenntnis-
Knotenpunkt zu erstellen, sondern auch in der Verbesserung des organisatorischen Wissens, die
durch diese Technologie möglich wurde.
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Auf dem Weg zur Digitalisierung 3/3
Soziale Netzwerke können die Beteiligung größerer Mitarbeitergruppen an der
Suche nach Lösungen ermöglichen, genau wie das Crowdsourcing die Beschaffung
von finanziellen Mitteln ermöglicht. Ein IT-Unternehmen setzt zum Beispiel flexible
Arbeitsgruppen ein, die auf Projektbasis zusammengestellt werden. So konnte das
Unternehmen durch ein effektives Zeit- und Kostenmanagement seine Projekte im
Handumdrehen durchführen. In einem anderen Beispiel verwendete eine Firma im
Gesundheitswesen interne Netzwerke zur weltweiten Generierung von Ideen und Lösungen
– innerhalb von 48 Stunden unter Beteiligung von mehr als 10.000 Mitarbeitern.
Der HR Bereich kann auf verschiedene Arten erheblich zur digitalen Transformation beitragen.
Es kann als treibende Kraft hinter der Personalanalytik und großen Datenmengen stehen und
neue Wege eröffnen, die zu einer erhöhten Effizienz interner Arbeitsprozesse führen. Das
Personalwesen kann durch die Segmentierung von Mitarbeitern und die Rationalisierung von
HR-Prozessen für den Endnutzer eine ‚kundenzentrierte’ Sicht seiner eigenen Funktionen
erzeugen. Um eine höhere Leistungsfähigkeit und eine andersgeartete Kundenerfahrung zu
erzielen, benötigt das Personalwesen selbst unterschiedliche Fähigkeiten und Kompetenzen.
Hinzu kommt, dass Manager und Führungskräfte eine größere Verantwortung für
datenbasierte, von Mitarbeiten getroffene Entscheidungen übernehmen werden müssen.
„Die Technologie erfordert eine vollständige Neuge-staltung von Methoden und Abläufen im Personalwesen.”
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Anforderungen an den digitalen Wandel im Personalwesen 1/4
Firmen, die sich für die Digitalisierung öffnen, profitieren davon, sich auf Kernthemen
zu fokussieren:
Globale Kontinuität
Die Arbeit von Personalabteilungen basiert häufig auf der Silo-Mentalität. Beispielsweise
werden oftmals Talent-Prozesse und Talent-Daten nicht bei Performance-Prozessen oder
Gehaltsüberprüfungen miteinbezogen. Dies ist leider in vielen Unternehmen noch immer
die „Norm“. Das Personalwesen sollte immer das Geschäftsmodell und die Strategie des
Unternehmens berücksichtigen. Dennoch ist es dem Personalwesen bei einer einheitlichen
Rollenverteilung und Kontinuität bezüglich der Kernprozesse möglich, die Grundlage für ein
digitales Unternehmen zu legen.
Für eine globale Kontinuität benötigt das Personalwesen eine klare Führungsstruktur und
Richtlinien. Die vereinbarte Führungsstruktur sollte vier wesentliche Aspekte abdecken:
• Grad der Standardisierung: Im Personalwesen muss Klarheit darüber herrschen,was zu standardisieren ist und was geschäftsbereichs- und gebietsübergreifendflexibel gehandhabt werden kann. Welchen Spielraum gibt es innerhalb desHR-Rahmenwerks?
• Prozessgestaltung: Das Stückwerk früherer HR-Prozesse sollte der Vergangenheit
angehören. Die Kundenerfahrung sollte den Gestaltungsprozess vorantreiben.
Darüber hinaus muss das Personalwesen Prozesse und Daten auswerten, um
Redundanzen oder die erneute Eingabe von Daten zu vermeiden. Wurde ein Ver-
fahren eingerichtet, welches sicherstellt, dass laufende HR-Programme konsequent
durchgeführt werden? Sind die Datendefinitionen aufeinander abgestimmt?
• HR-Struktur und Funktionen: Das HR-Geschäftsmodell sollte die Rollen und
Verantwortlichkeiten in der neuen Geschäftsumgebung festlegen. Die Digitalisierung
wird sich auf jeden Unternehmenspfeiler auswirken (Kompetenzzentrum, Geschäfts-
partner, Dienstleistungen). Welche Funktionen sollten zentral angelegt werden
und welche können als Geschäftsfunktionen oder regionale Funktionen beibehalten
werden? Welche neuen Funktionen müssen eingerichtet werden? Welche Funktionen
und Aufgaben werden möglicherweise nicht benötigt?
• Verantwortlichkeit der Geschäftsführung: Digitalisierung und Analytik ermöglichen
eine verstärkte Rechenschaftspflicht im Falle von Entscheidungen. Diese Transparenz
erzeugt auch einen größeren Druck bei der Lieferung von Lösungen, wodurch die
Leistungsfähigkeit der Geschäftsführung sichergestellt und nachverfolgt wird. Benötigt
das Unternehmen eine „hohe“ oder „niedrige“ Beteiligung des Personalwesens, um
seine strategischen Ziele zu erreichen?
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Anforderungen an den digitalen Wandel im Personalwesen 2/4
Integrierte Prozesse
Den verschiedenen Programmen und Prozessen innerhalb des HR Bereichs fehlt es oft
an Synergie und Abstimmung: Experten in der Auswahl und Einstellung von Personal
konzentrieren sich darauf, talentierte Mitarbeiter für das Unternehmen zu identifizieren,
während sich die Experten für Mitarbeiterentwicklung auf Fähigkeiten innerhalb des
Unternehmens konzentrieren. Es liegt jedoch ein Mehrwert darin, diese Prozesse zu
integrieren. Zum Beispiel können die im Auswahlprozess erfassten Daten als Anzeichen
für den Erfolg von Neueinstellungen im Unternehmen dienen. Darüber hinaus lassen sich
die in der Einstiegsphase und während der weiteren Entwicklung gewonnenen Daten in
Hinblick auf die zu erbringenden Leistungen analysieren (wie produktiv sind die neuen
Mitarbeiter). Dieses einfache Beispiel (für das Technologieunternehmen wie Google
berühmt sind) erfordert eine disziplinierte Herangehensweise, die auf einer konsequenten
Bewertung und Erfassung von Daten sowie einer Analyse der Ergebnisse beruht.
Der HR-Ablauf sollte sich ganzheitlich vollziehen (wie in Abbildung 2 dargestellt): Experten für
die Einstellung von Mitarbeitern müssen ihre Arbeit so ausführen, dass ihre Recruiting Abläufe
auf andere HR-Abläufe abgestimmt sind, was wiederum darüber Auskunft geben kann, welche
Fähigkeiten zu entwickeln und wie Mitarbeiter für die Zukunft auszustatten sind. Als Antwort
darauf sollten beispielsweise Experten im Bereich Vergütung jene Verhaltensweisen von
Mitarbeitern priorisieren, die dabei helfen Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden. Insgesamt
hat das Personalwesen dafür zu sorgen, dass die Prozesslandschaft zu den unterschiedlichen
Mitarbeiter- und Führungskräftesegmenten im Unternehmen passt (genau wie die Abteilung
Marketing Lösungen auf unterschiedliche Kundengruppen zuschneiden würde).
Abbildung 2: Wertschöpfung durch die Integration von Kernprozessen
Maßnahme von Anfang an
integrieren
„Kundenerfahrung“ treibt die Gestaltung
von Abläufen und Programmen voran
Fokussierung auf Einfachheit und Skalierbarkeit
Integration von Prozessschritten
und Daten
Vollständige Neugestaltung ohne Historie
(Trennendes Denken)
HR-Prozesse laufen oft innerhalb von isoliert arbeitenden Einheiten ab (dargestellt durch die Pfeile in dem Modell). Allerdings bietet sich dem Personalwesen die große Chance, diese Prozesse mittels Digitalisierung zu integrieren. Die Kästchen an der Außenseite des Diagramms zeigen, wie Wertschöpfung hinsichtlich aller HR-Programme möglich ist.
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Anforderungen an den digitalen Wandel im Personalwesen 3/4
HR-Analytic
HR muss besser darin werden, Daten zu analysieren und sie in Entscheidungsfindungs-
prozessen zu integrieren. Um dies umzusetzen, muss sich das Personalwesen über die
elementare Dashboard-Berichterstattung hinaus in Richtung vorausschauender
Forschungsmodelle weiterentwickeln. Dies beinhaltet die Nutzung von funktionsüber-
greifenden Daten und - mit heranreifender Analytik – die Integration von Daten, die außer-
halb des Unternehmens definiert wurden.
Wir sehen in der Anwendung des Stufenmodells (dargestellt in Abbildung 3) einen erfolg-
reichen Weg für die HR-Analytics:
• Stufe 1: Hierbei handelt es sich um HR Dashboards, die den Großteil des HR-Berichtswesens ausmachen sollten. Obwohl diese normalerweise nur die HR-Perspektive beinhalten, sollten sie jedoch dynamisch und nicht starr sein. Siemüssen es ermöglichen, unterschiedliche Leistungskennzahlen aufzuzeigen,abhängig von den wesentlichen Personalfragen. Das Ziel besteht darin, Datenin Echtzeit zur Verfügung zu stellen, die individuell genutzt und bereitgestelltwerden können.
• Stufe 2: Diese Stufe beinhaltet das eigentliche Berichtswesen, normalerweiseauf der Ebene der Geschäftsbereiche oder der Funktionen. Das Personalwesensollte hierbei wie eine Finanzabteilung zu arbeiten und einmal im Monat einenPersonalbericht zur Verfügung stellen, der die wesentlichen Personalfragenin allen integrierten Schlüsselprozessen anspricht (Recruitment, Performance,talentierte Mitarbeiter und so genannte „Key-People“, Nachfolgeregelungenund Personalentwicklung). Dabei sollte das Ad-hoc-Berichtswesen so gering wiemöglich gehalten werden, um HR Berichte und Prozesse nicht zu unterwandern.
Stufe 1 und 2 liefern die erste Ebene der Transparenz und bilden die Grundlage für die weiteren Schritte.
Abbildung 3: Reifegradmodell für die Personal-Analytik
Außen-perspektive
Aufgaben- bereichs-
übergreifende Perspektive
HR- Perspektive
Stufe 1: Einfaches Dashboard
Stufe 2: Berichtswesen
Stufe 3: Mitarbeiteranalytik
Stufe 4: Forschung
Entwicklungs- & Fähigkeitspfad
Ausgangspunkt
Viele Unternehmen stecken in einer internen beschreibenden Berichterstattung fest, aber das Ziel sollte darin bestehen, externe Vorhersagemodelle zu erstellen, um fundierte strategische Entscheidungen auf höchster Ebene treffen zu können.
Die X-Achse bezieht sich aufden Reifegrad, beginnend mit grundlegenden Be-schreibungsmodellen und abschließend mit Vorhersage-modellen. Die Y-Achse bezieht sich auf die Innen-/Außensicht der Personal-Analytik eines Unternehmens. Die besten Personal-Analytikmodelle integrieren soweit möglich auch externe Daten..
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Anforderungen an den digitalen Wandel im Personalwesen 4/4
• Stufe 3: Die Personal-Analytik bildet die dritte Stufe und umfasst eine funktions-übergreifende Analyse des gesamten Unternehmens. Die meisten Unternehmenversuchen, ihre HR-Programme mit diesem Ziel vor Augen zu entwickeln. Hier liegtder Schwerpunkt ebenfalls auf einer Ergebnismatrix, bei der unterschiedliche Ab-läufe zusammenarbeiten müssen (z.B. die Fluktuationsrate von Leistungsträgern,Leistungsbeurteilung von neu eingestellten Mitarbeitern nach dem ersten Jahr). DieStufe 3 ermöglicht eine tiefere Analyse und bildet die Grundlage für die ersten“Grundkonzepte”, die den Mitarbeiterdaten entnommen werden können. Bereits abdiesem Reifegrad können Firmen Bereiche identifizieren, in denen der HR BereichRatschläge bekommen oder gegeben hat, die auf „Erfahrung“, „Bauchgefühl“ odereinfach nur auf grundlegenden Annahmen von Führungskräften gegründet waren.
• Stufe 4: Diese Stufe beinhaltet Forschungs- und Vorhersagemodelle, die zufundierten geschäftlichen Entscheidungen beitragen. Diese Modelle umfassendie externe Perspektive sowie eine übergreifende Analyse auf Markt- oder Stand-ortebene. Viele Unternehmen greifen voreilig nach den Vorhersagemodellen,ohne dass dafür eine Grundlage auf den anderen Ebenen geschaffen wurde.Dies führt möglicherweise nicht zu den erwarteten Geschäftsergebnissen undunterstützt langfristig nicht die Unternehmensstrategie.
Um diese Fähigkeiten auszubauen, muss der HR Bereich die Fertigkeiten ihrer Mitar- beiter und der Führungsebene in vier wichtigen Bereichen erweitern. Der erste Be- reich betrifft den analytischen Scharfsinn, der ein Verständnis für die Ausarbeitungvon Hypothesen und Konzepten erfordert. Dies ist eine Kernfähigkeit und sollte dieBasis aller Lern- und Entwicklungsbemühungen darstellen. Der zweite Bereich be- trifft die Technologie in Bezug auf die Vertiefung des Fachwissens im Bereich Daten-analyse und die Unterstützung der Lernfähigkeit und Agilität. Der dritte wichtigeBereich betrifft die Handlungsfähigkeit die die direkte Geschäftskommunikation be- treffen, wie z.B. die Fähigkeit, andere zu beeinflussen und Wirkungsanalysen im Hin- blick auf Schlüsselfragen zu erstellen. Der vierte Bereich betrifft die Fähigkeit aktiv mitDaten umzugehen und zu analysieren. Hier geht es um das Verständnis für die Grund-lagen von analytischen Definitionen und Modellen, wie in Abbildung 4 dargestellt.
Das analytische Lernmodell von Aon Hewitt besteht aus vier wesent-lichen Schwerpunktgebieten (mittlere Kreise). Das Modell zielt darauf ab, die Fähigkeiten der Personalabteilung durch den Ausbau der im äußeren Kreis dar-gestellten Fertigkeiten zu erweitern.
Abbildung 4: Analytisches Lernmodell von Aon Hewitt
Hypothese / Konzepte
Beeinflussung / Wirkungsanalyse
Lernfähigkeit / FachwissenD
efini
tione
n /
Mod
elle
Analyse-volumen
Daten
Handlung
HR-Analytik
Technologie
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Die Grundlage für digitale Führung 1/2
Unternehmen benötigen eine gewisse Orientierungshilfe des Managements, um neu
aufkommende Technologien voll ausschöpfen zu können. Diese wird von Unternehmen
zu Unternehmen unterschiedlich ausfallen, wobei es meistens eine Kombination aus vier
wesentlichen Elementen ist, die den Digitalisierungswandel unterstützen kann:
Neues HR-Geschäftsmodell
Sich Veränderungen zu widersetzen ist ein natürlicher, menschlicher Instinkt. Diejenigen, die
neue Technologie einführen, müssen oft gegen den Strom kämpfen, um Mitarbeiter zu über-
zeugen, die noch nicht mit der neuen Technologie vertraut sind — der Personalbereich macht da
keinen Unterschied. Die hinter einer digitalen Kultur stehende Vision klar auszusprechen und zu
vermitteln kann jedoch dazu beitragen, Bedenken zu zerstreuen und Widerstände abzubauen.
Ein Teil dieser Transformation besteht darin, Pilotprogramme sowie die Trial-and-Error-Methode
innerhalb des Unternehmens und des Personalwesens zuzulassen. Häufig besteht die Reaktion
auf einen Fehlschlag in sofortiger Bestrafung. Dies ist der weiteren Risikofreudigkeit jedoch nicht
förderlich und behindert die Einführung von Neuerungen. Stattdessen müssen Unternehmen auf
transparente Art damit umgehen, aus Fehlern zu lernen. Microsofts Vorstandschef Satya Nadella
betont diesen Punkt, wenn er erklärt: „Es geht nicht um den Fehler, es geht darum, aus den
Fehlern zu lernen.”
Die Förderung der internen Zusammenarbeit ist dabei ausschlaggebend. In einer Aon
Studie wurde untersucht, wie man am besten eine interne, geschäftsbereichsübergreifende
Zusammenarbeit erzeugen kann. Das Ergebnis zeigt, dass wachstumsstarke Organisationen eine
lebendige und aktive Zusammenarbeit fördern, indem sie Mitarbeiter und Managementebene
auf eine gemeinsame Sache einschwören und so die psychologischen und physischen Grenzen
von Geschäftsbereichen beseitigen, wodurch eine verbesserte Kooperation innerhalb der
organisatorischen Strukturen geschaffen werden. Eine Art, die Entstehung von Kooperation zu
fördern, besteht in einer großangelegten, unternehmensweiten Mitwirkung an technologischen
Lösungen. IBM verwendet seit Jahren sogenannte „Hackathons“, um rund um bestehende
Technologien, wie z.B. Watson1, Neuerungen und Ideen zu entwickeln.
Führungskräfte sollten offen dafür sein, von jüngeren Mitarbeitern mehr über die Möglichkeiten
der Digitalisierung zu erfahren und dies als Chance anzuerkennen. In Unternehmen wie United
Health und Target wird „umgekehrtes Mentoring“ bereits zur Regel2. Dies ist bei HR Abteilungen
relativ neu.
Aon beobachtet ebenfalls einen Trend der Annäherung des klassischen Drei-Säulen-Modells im
HR Bereich. Dieses neue Modell setzen HR-Berater und Fachexperten ein und neigt zu einer eher
strategischen Handlungsweise.
1 https://developer.ibm.com/watson/blog/2015/05/07/ibm-watson-hackathon-winners-announced/. 2 http://fortune.com/2016/07/26/reverse-mentoring-target-unitedhealth/
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Die Grundlage für digitale Führung 2/2
Neue „Kunden”-Erfahrung
Die kundenorientierte Gestaltung digitaler Technologie kann dazu beitragen, die Neugestaltung
interner HR-Prozesse voranzutreiben – eine Neugestaltung, die den Umfang und die Wirkung
des Aufgabenbereichs Personalwesen erheblich verändern kann. Allerdings sind diese „Kunden”
keine herkömmlichen Käufer von Produkten, sondern Mitarbeiter und Endanwender. Anders als
in der Vergangenheit wird diese Neugestaltung durch Kundenerfahrungen bewirkt und nicht
durch Strategien und Programme.
Leistungsfähigkeit interner Abläufe
HR benötigt auch bestimmte Fähigkeiten, um die technologische Veränderung voranzutreiben.
In vielen Personalabteilungen liegt der Schwerpunkt noch immer auf den täglichen Verwaltungs-
arbeiten, wobei der HR Bereich einen kritischen Blick darauf werfen sollte, welche Bereiche
automatisiert und wo Redundanzen abgebaut werden könnten. Um den strategischen Wert der
Technologie voll und ganz zu begreifen, muss sich der HR Bereich in einen strategischen Partner
verwandeln und einen echten Mehrwert für das Unternehmen erzielen.
Neue Fähigkeiten
Ohne die Unterstützung durch fähige Mitarbeiter ist es unwahrscheinlich, dass beabsichtigte
Erfolge durch die Anschaffung und Einrichtung von Technologien erzielt werden. Stattdessen
müssen Unternehmen darauf achten talentierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu fördern, die
in der Lage sind, den vollen Nutzen aus der neuen Technologie zu ziehen. Dies ist zum Beispiel
oftmals ein Problem innerhalb der analytischen Aufgabenbereiche des Personalwesens.
HR-Datenwissenschaftlern steht mit statistischen Programmen und hochwertiger Datenver-
arbeitungssoftware eine große Auswahl an Werkzeugen zur Verfügung. Ohne die richtigen
Fragen und Hypothesen suchen diese Wissenschaftler jedoch möglicherweise nach der
sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen. Das Personalwesen braucht nicht nur statistische
Analytiker, sondern auch Fachexperten die den Inhalt zielgerichtet interpretieren.
Ein Beispiel eines Unternehmens, das sich die Digitalisierung zu Nutze gemacht hat, ist die Firma
GE. GE schafft es seit über 100 Jahren erfolgreich zu sein und zwar in hohem Maße aufgrund
der Fähigkeit des Unternehmens, sich den Veränderungen in der Geschäftswelt anzupassen.
Der digitale Prozess bei GE nahm seinen Anfang als man Bill Ruh von Cisco abwarb, um ihn
an die Spitze seines Software- und Analytikteams zu setzen. Seitdem hat das Unternehmen
eine digitale Plattform auf den Markt gebracht, die es internen und externen Entwicklern
erlaubt, Anwendungen zu entwerfen. Fortschritte im Bereich der Digitalisierung haben dem
Unternehmen dabei geholfen, seine Kosten für allgemeine Ausgaben sowie für Vertriebs- und
Verwaltungskosten (VA&V) von 18% im Jahr 2011 auf 12% im Jahr 2016 zu senken.
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Fazit
Unabhängig davon, ob das Personalwesen nun dabei hilft die Digitalisierung voranzutreiben
oder nicht, der technologische Wandel hält definitiv Einzug. Personalabteilungen werden immer
weiter rationalisiert und verwenden Technologien, die noch 10 Jahre zuvor wie Zauberei gewirkt
hätten. In weiteren 10 Jahren, wenn die Personalarbeit dank kognitiver Datenverarbeitung und
Fortschritten im Bereich der Künstlichen Intelligenz voll automatisiert und strategisch umgesetzt
wird, werden wir diese Phase im Rückblick wahrscheinlich lediglich als einen weiteren Schritt in
der Entwicklung betrachten. An diesem Punkt wird man sich fragen müssen: hat man als
Unternehmen die Herausforderung angenommen und sich die Technologie vollständig zu
Eigen gemacht? Oder wurde lediglich der Aufgabenbereich mit schrittweisen Verbesserungen
fortgeführt, während andere Funktionsbereiche außerhalb von HR einen großen Schritt nach vorn
gemacht haben?
Einige Schlüsselfragen, die sich Experten im Personalwesen stellen sollten:
• Ist das Personalwesen bereit, die Digitalisierung des Unternehmens zu unterstützen
(Fähigkeiten, talentierte Mitarbeiter und Kultur)?
• Führen HR-Abläufe, Programme und Richtlinien zu einer außergewöhnlichen
Kundenerfahrung für Mitarbeiter und Führungskräfte?
• Sind HR-Abläufe auf wirksame, einfache und integrierte Weise gestaltet? (Wird
Überflüssiges vermieden?)
• Besitzt das Personalwesen eine globale Führungsstruktur, die zu einem neuen HR-
Geschäftsmodell führen könnte, das datenbasierte Entscheidungen seitens der
Belegschaft ermöglichen würde?
• Hat das Personalwesen ein Fundament im Bereich der Analytik geschaffen, das auf
flexiblen und dynamischen Dashboards sowie einem ganzheitlich ausgerichteten,
regelmäßigen, alle wichtigen Abläufe umfassenden Personalbericht basiert?
• Hat das Personalwesen dem Unternehmen auf der Grundlage von Daten und
überzeugenden Geschäftsszenarien bessere Lösungen zur Verfügung gestellt?
Es ist an der Zeit mögliche Hürden abzubauen und mutige Schritte im HR Bereich umzusetzen.
Obwohl Veränderungen nicht leicht fallen, sind sie für Unternehmen, die wettbewerbsfähig
bleiben wollen, eine Notwendigkeit. Während sich die Technologie mit beängstigender
Geschwindigkeit weiterentwickelt, muss der HR Bereich sicherstellen, dass er eine führende Rolle
übernimmt, um menschliches Kapital und Technologie im Gleichgewicht zu halten. Letztendlich
kommt die Technologie dem Anwender zugute und der HR Bereich darf nicht vergessen, dass
technologische Fortschritte immer dem Fortschritt des gesamten Unternehmens dienen sollten.
Digitalisierung 12
KontaktOliver Vandré Partner, Strategic Advisory, Aon Hewitt+ 49 176 1266 [email protected]
Ein besonderer Dank geht an Reuben Weiss, Neil Shastri, Jay Rosenberg, Don MacPherson und Ian Mirsch für ihre Beiträge.
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einfach zusammen. Weltweit zählen wir hier zu den
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entwickeln wir praxisorientierte und innovative
Lösungen in den Bereichen betriebliche Alters-
versorgung, Vergütung und Talentmanagement.
Unser Ziel ist es, zum Erfolg unserer Kunden
nachhaltig beizutragen. Dabei reduzieren wir für sie
Komplexität und erarbeiten die individuell
bestmögliche Lösung. Unsere Kunden schätzen uns
als strategischen und umsetzungsstarken Partner mit
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mit fast 15.000 Mitarbeitern in 50 Ländern aktiv.
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Die hierin enthaltenen Informationen und Aussagen sind allge-meiner Art und nicht dazu gedacht, sich mit den Umständen bestimmter Einzelpersonen oder Organisationen zu befassen. Ob-wohl wir uns bemühen, zutreffende und zeitgemäße Informationen zur Verfügung zu stellen und uns auf Quellen stützen, die wir als vertrauenswürdig erachten, kann nicht garantiert werden, dass diese Informationen zum Zeitpunkt ihres Erhalts durch den Leser noch zutreffend sind oder dass sie auch in Zukunft zutreffend sein werden. Ohne angemessenen fachmännischen Rat, der sich auf eine gründliche Untersuchung der besonderen Umstände stützt, sollte man sich nicht nach diesen Informationen richten.