Die Zeitung des Rheinmetall-Konzerns · 2014-07-19 · Für Aba-diano begann die Geschichte des...

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Foto: Studio Rettinghaus Mehr als nur eine Datenbank Die Intranet-Plattform, ein firmeneigenes und IT-gestütz- tes Netzwerk, gehört heute in vielen Untenehmen zum arbeitstäglichen Instrumentarium. Besonders interessant sind dabei die beiden Tools „Team-Bereich“ und „Online- Besprechung“, die auf den Seiten 12 + 13 vorgestellt werden. Die Zeitung des Rheinmetall-Konzerns 4/2010 Bäume wachsen, auch wenn sie mitunter sehr alt und hoch werden, be- kanntermaßen nicht in den Himmel. Dass sich Baukräne im Laufe der ver- gangenen Jahre auf dem früheren Rheinmetall-Gelände in Düsseldorf- Derendorf ziemlich erfolgreich in die Höhe streckten, ist dagegen belegt. Sichtbares Zeichen ist die Unternehmerstadt, die heute weit über die Gren- zen der NRW-Landesmetropole städtebauliche Akzente setzt (ein Portrait über den Plan und die Planer auf den „Profil“-Seiten 4 bis 6 sowie 18) Rheinmetall legt ein starkes 3. Quartal 2010 hin Der Konzernumsatz steigt um 18 Prozent dp Düsseldorf. Der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern setzt seinen erfolgreichen Kurs fort und weist für die ersten drei Quartale des Ge- schäftsjahres 2010 ein deutlich gesteigertes Umsatzvolumen und – im Vergleich zum Vorjahr – erheblich verbesserte Erträge aus. Die rundum positive Entwicklung beider Konzernsparten wird sowohl von den kräf- tigen Wachstumsimpulsen im Automobilsektor getragen als auch von einer fortschreitenden Internationalisierung des Defence-Geschäfts der Rheinmetall AG. Im dritten Quartal 2010 konnte Rheinmetall an die gute Entwicklung des ersten Halbjahres anknüpfen und sich in beiden Sparten auf den internationalen Märkten sehr gut behaupten. Der Anteil der Auslandsumsätze wurde auf 69 Prozent gesteigert, wobei sich auch eine Reihe von Unternehmenszukäufen im Ausland positiv auswirkte. Das Geschäftsvolumen im Konzern lag in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2010 mit 2,720 Milli- arden E um 18 Prozent über dem Vor- jahr. Einen wesentlichen Beitrag zu dieser positiven Entwicklung leistete der Unternehmensbereich Automo- tive, der das krisenbelastete Vorjah- resniveau beim Umsatz um 31 Prozent übertraf. Der Umsatz im Unterneh- mensbereich De- fence legte um sechs Prozent zu. Das Ergebnis vor Zinsen und Ertrag- steuern (EBIT) des Rheinmetall-Kon- zerns stieg in den ersten neun Monaten 2010 um 205 Millionen E auf 173 Millionen E. Klaus Eberhardt, Vorstandsvorsit- zender der Rheinmetall AG: „Nach ei- nem starken Turnaround bei Automo- tive sind alle Weichen bei Rheinmetall auf profitables Wachstum gestellt. Das starke dritte Quartal bringt uns dazu, das obere Ende unserer bishe- rigen Ergebnisprognose anzupeilen und damit den Ergebnisausblick zu verbessern.“ Der Konzern weist für die ersten neun Monate eine Ebit-Rendite von 6,4 Pro- zent aus, nach minus 1,4 Prozent im Vorjahreszeitraum. Das signifikant ver- besserte Ergebnis im Konzern erklärt sich aus einer erneuten Steigerung der Ertragskraft von Rheinmetall Defence und einer erheblichen Ergebnisverbes- serung im Automotive-Bereich. Der Konzernüberschuss belief sich im Berichtszeit- raum auf 100 Mil- lionen E und lag damit um 163 Mil- lionen E über dem Vorjahreswert. Das Ergebnis je Aktie betrug 2,48 E; im entsprechenden Vorjahreszeitraum waren es minus 1,77 E. Im September 2010 hat Rheinmetall eine Anleihe begeben, die das Liqui- ditätspolster nachhaltig stärkt und dem Unternehmen langfristig günsti- ge Zinskonditionen sichert. Der Bond mit siebenjähriger Laufzeit und einem Volumen von 500 Millionen E wurde mit einem Kupon von vier Prozent bei (Fortsetzung auf Seite 2) Blitzschnelle Entscheidungen Dirk Schnelle, im Hauptberuf beim Automobilzulieferer Pierburg als Projektleiter im Bereich Commercial Diesel- Abgasturbolader tätig, ist ein passionierter Rallyefahrer. „Das Profil“ begleitete den gebürtigen Ostwestfalen bei seiner automobilen Freizeitbeschäftigung (siehe S. 17). Berufliche Auszeit für Väter Ihre Zahl nimmt ständig zu: Väter, die eine zeitlich be- grenzte Auszeit vom Beruf nehmen, um sich dem eige- nen Nachwuchs zu widmen. Warum dies auch Tabea Jäpel – Papa Thomas arbeitet bei der Pierburg Pump Technology in Hartha – besonders gut gefällt, lesen Sie auf den Seiten 9 – 11. oho Kapstadt/Düsseldorf. Der Rhein- metall-Konzern weitet die Aktivitäten seiner Defence-Sparte in Südafrika durch eine neuerliche Akquisition aus. Das Düsseldorfer Unternehmen hat von der südafrikanischen Tellu- mat (Pty) Ltd. (Kapstadt/Südafrika) die Laingsdale Engineering (Pty) Ltd. (ebenfalls Kapstadt) erworben, die sich insbesondere auf die Ent- wicklung und Produktion feinmecha- nischer Bauteile spezialisiert hat. Laingsdale Engineering erzielte im Geschäftsjahr 2009 einen Umsatz von rund zehn Millionen E und be- schäftigt rund 180 Mitarbeiter. Die Übernahme wurde zum 1. No- vember 2010 wirksam. 51 Prozent der Anteile an der Laingsdale Engineering übernimmt die Rheinmetall Waffe Munition GmbH (Unterlüß), während 49 Prozent künftig von der südafrika- nischen Rheinmetall Denel Munition (Pty) Ltd. (Somerset West) gehalten werden. Rheinmetall Defence komplettiert mit der Übernahme sein technologi- sches Portfolio im Munitionsbereich und verspricht sich von der Akquisi- tion insbesondere auch einen weite- ren Ausbau des Geschäftsvolumens in Südafrika und in weiteren Abneh- merstaaten. Laingsdale Engineering ist ein wirt- schaftlich sehr erfolgreiches Unter- nehmen, mit dem Rheinmetall bereits seit vielen Jahren geschäftlich eng verbunden ist. Es engagiert sich seit 29 Jahren auf dem Gebiet der Feinme- chanik und hat sich besondere Exper- tise erworben in der Zündertechnolo- gie, bei Marineanwendungen sowie bei speziellen sprengstofflosen Mu- nitionstypen (KE-Munition). Laingsdale Engineering zeichnet sich durch eine ausgeprägte Kompe- tenz in der Entwicklung ebenso wie durch unübertroffenes Know-how in der Produktion seiner Produkte aus. Moderne Fertigungsmethoden gewährleisten die Einhaltung auch der strengsten internationalen Qua- litäts- und Sicherheitsstandards. Rheinmetall Denel Munition ist eine südafrikanische Gesellschaft, deren Anteile seit dem Einstieg Rheinme- talls 2008 gemeinschaftlich von der Rheinmetall Waffe Munition GmbH (51%) sowie von der in Staatsbesitz befindlichen Denel (Pty) Ltd. (49%) (Centurion/Südafrika) gehalten wer- den. Die Gesellschaft ist der führen- de Munitionsanbieter in Südafrika; mit rund 1700 Beschäftigten erwirt- schaftete Rheinmetall Denel Muniti- on im Geschäftsjahr 2009 einen Um- satz von rund 100 Millionen E. Stärkung in Südafrika Gelungener AAD-Auftritt oho Kapstadt/Düsseldorf. Mit der erstmaligen Präsentation eines Leo- pard 2A4-Kampfpanzers auf dem afri- kanischen Kontinent hat Rheinmetall auf der Africa Aerospace & Defence 2010 (AAD) in Kapstadt einen viel be- achteten Messeauftritt gehabt. Rhein- metall bietet mit dem modularen Up- grade-Programm MBT Revolution ein schlüssiges Konzept, um den Leopard 2 missionsgerecht anzupassen. Dazu ge- hören u. a. der vollständig digitalisierte Turm, ein vollumfängliches Schutzpa- ket sowie optische Sicht- und Aufklä- rungsmittel der 3. Generation (s. S. 7). Ein Rekord bei Ventilen msc Abadiano. Bei der Pierburg S.A. im baskischen Abadiano wur- de kürzlich das 50-millionste AGR- Ventil für Otto und Dieselmotoren hergestellt. Die spanische Nieder- lassung der Pierburg GmbH gilt mit rund dreihundert Mitarbeitern als Leitwerk für AGR-Ventile. Für Aba- diano begann die Geschichte des AGR-Ventils 1994 mit dem entspre- chenden System für den TD-27-Mo- tor des Nissan Terrano; zu den Kun- den zählen seither unter anderem Opel, VW und Renault sowie Fiat, BMW, DC, PSA und Volvo (s. S. 2).

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Mehr als nur eine Datenbank Die Intranet-Plattform, ein fi rmeneigenes und IT-gestütz-tes Netzwerk, gehört heute in vielen Untenehmen zum arbeitstäglichen Instrumentarium. Besonders interessant sind dabei die beiden Tools „Team-Bereich“ und „Online-

Besprechung“, die auf den Seiten 12 + 13 vorgestellt werden.

Die Zeitung des Rheinmetall-Konzerns

4/2010

Bäume wachsen, auch wenn sie mitunter sehr alt und hoch werden, be-kanntermaßen nicht in den Himmel. Dass sich Baukräne im Laufe der ver-gangenen Jahre auf dem früheren Rheinmetall-Gelände in Düsseldorf-Derendorf ziemlich erfolgreich in die Höhe streckten, ist dagegen belegt. Sichtbares Zeichen ist die Unternehmerstadt, die heute weit über die Gren-zen der NRW-Landesmetropole städtebauliche Akzente setzt (ein Portrait über den Plan und die Planer auf den „Profi l“-Seiten 4 bis 6 sowie 18)

Rheinmetall legt ein starkes 3. Quartal 2010 hin

Der Konzernumsatzsteigt um 18 Prozent

dp Düsseldorf. Der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern setzt seinen erfolgreichen Kurs fort und weist für die ersten drei Quartale des Ge-schäftsjahres 2010 ein deutlich gesteigertes Umsatzvolumen und – im Vergleich zum Vorjahr – erheblich verbesserte Erträge aus. Die rundum positive Entwicklung beider Konzernsparten wird sowohl von den kräf-tigen Wachstumsimpulsen im Automobilsektor getragen als auch von einer fortschreitenden Internationalisierung des Defence-Geschäfts der Rheinmetall AG. Im dritten Quartal 2010 konnte Rheinmetall an die gute Entwicklung des ersten Halbjahres anknüpfen und sich in beiden Sparten auf den internationalen Märkten sehr gut behaupten. Der Anteil der Auslandsumsätze wurde auf 69 Prozent gesteigert, wobei sich auch eine Reihe von Unternehmenszukäufen im Ausland positiv auswirkte.

Das Geschäftsvolumen im Konzern lag in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2010 mit 2,720 Milli-arden E um 18 Prozent über dem Vor-jahr. Einen wesentlichen Beitrag zu dieser positiven Entwicklung leistete der Unternehmensbereich Automo-tive, der das krisenbelastete Vorjah-resniveau beim Umsatz um 31 Prozent übertraf. Der Umsatz im Unterneh-mensbereich De-fence legte um sechs Prozent zu. Das Ergebnis vor Zinsen und Ertrag-steuern (EBIT) des Rheinmetall-Kon-zerns stieg in den ersten neun Monaten 2010 um 205 Millionen E auf 173 Millionen E.

Klaus Eberhardt, Vorstandsvorsit-zender der Rheinmetall AG: „Nach ei-nem starken Turnaround bei Automo-tive sind alle Weichen bei Rheinmetall auf profi tables Wachstum gestellt. Das starke dritte Quartal bringt uns dazu, das obere Ende unserer bishe-rigen Ergebnisprognose anzupeilen und damit den Ergebnisausblick zu verbessern.“

Der Konzern weist für die ersten neun Monate eine Ebit-Rendite von 6,4 Pro-zent aus, nach minus 1,4 Prozent im Vorjahreszeitraum. Das signifi kant ver-besserte Ergebnis im Konzern erklärt sich aus einer erneuten Steigerung der Ertragskraft von Rheinmetall Defence und einer erheblichen Ergebnisverbes-serung im Automotive-Bereich.

Der Konzernüberschuss belief sich im Berichtszeit-raum auf 100 Mil-lionen E und lag damit um 163 Mil-lionen E über dem Vorjahreswert. Das Ergebnis je Aktie betrug 2,48 E; im

entsprechenden Vorjahreszeitraum waren es minus 1,77 E.

Im September 2010 hat Rheinmetall eine Anleihe begeben, die das Liqui-ditätspolster nachhaltig stärkt und dem Unternehmen langfristig günsti-ge Zinskonditionen sichert. Der Bond mit siebenjähriger Laufzeit und einem Volumen von 500 Millionen E wurde mit einem Kupon von vier Prozent bei

(Fortsetzung auf Seite 2)

Blitzschnelle EntscheidungenDirk Schnelle, im Hauptberuf beim Automobilzulieferer Pierburg als Projektleiter im Bereich Commercial Diesel-Abgasturbolader tätig, ist ein passionierter Rallyefahrer. „Das Profi l“ begleitete den gebürtigen Ostwestfalen bei seiner automobilen Freizeitbeschäftigung (siehe S. 17).

Berufl iche Auszeit für VäterIhre Zahl nimmt ständig zu: Väter, die eine zeitlich be-

grenzte Auszeit vom Beruf nehmen, um sich dem eige-nen Nachwuchs zu widmen. Warum dies auch Tabea

Jäpel – Papa Thomas arbeitet bei der Pierburg Pump Technology in Hartha – besonders gut gefällt, lesen Sie auf den Seiten 9 – 11.

oho Kapstadt/Düsseldorf. Der Rhein-metall-Konzern weitet die Aktivitäten seiner Defence-Sparte in Südafrika durch eine neuerliche Akquisition aus. Das Düsseldorfer Unternehmen hat von der südafrikanischen Tellu-mat (Pty) Ltd. (Kapstadt/Südafrika) die Laingsdale Engineering (Pty) Ltd. (ebenfalls Kapstadt) erworben, die sich insbesondere auf die Ent-wicklung und Produktion feinmecha-nischer Bauteile spezialisiert hat. Laingsdale Engineering erzielte im Geschäftsjahr 2009 einen Umsatz von rund zehn Millionen E und be-schäftigt rund 180 Mitarbeiter.

Die Übernahme wurde zum 1. No-vember 2010 wirksam. 51 Prozent der Anteile an der Laingsdale Engineering übernimmt die Rheinmetall Waffe Munition GmbH (Unterlüß), während 49 Prozent künftig von der südafrika-nischen Rheinmetall Denel Munition (Pty) Ltd. (Somerset West) gehalten werden.

Rheinmetall Defence komplettiert mit der Übernahme sein technologi-sches Portfolio im Munitionsbereich und verspricht sich von der Akquisi-tion insbesondere auch einen weite-ren Ausbau des Geschäftsvolumens in Südafrika und in weiteren Abneh-merstaaten.

Laingsdale Engineering ist ein wirt-schaftlich sehr erfolgreiches Unter-nehmen, mit dem Rheinmetall bereits seit vielen Jahren geschäftlich eng verbunden ist. Es engagiert sich seit 29 Jahren auf dem Gebiet der Feinme-chanik und hat sich besondere Exper-tise erworben in der Zündertechnolo-gie, bei Marineanwendungen sowie bei speziellen sprengstoffl osen Mu-nitionstypen (KE-Munition).

Laingsdale Engineering zeichnet sich durch eine ausgeprägte Kompe-tenz in der Entwicklung ebenso wie durch unübertroffenes Know-how in der Produktion seiner Produkte aus. Moderne Fertigungsmethoden gewährleisten die Einhaltung auch der strengsten internationalen Qua-litäts- und Sicherheitsstandards.

Rheinmetall Denel Munition ist eine südafrikanische Gesellschaft, deren Anteile seit dem Einstieg Rheinme-talls 2008 gemeinschaftlich von der Rheinmetall Waffe Munition GmbH (51%) sowie von der in Staatsbesitz befi ndlichen Denel (Pty) Ltd. (49%) (Centurion/Südafrika) gehalten wer-den. Die Gesellschaft ist der führen-de Munitionsanbieter in Südafrika; mit rund 1700 Beschäftigten erwirt-schaftete Rheinmetall Denel Muniti-on im Geschäftsjahr 2009 einen Um-satz von rund 100 Millionen E.

Stärkung inSüdafrika

GelungenerAAD-Auftritt

oho Kapstadt/Düsseldorf. Mit der erstmaligen Präsentation eines Leo-pard 2A4-Kampfpanzers auf dem afri-kanischen Kontinent hat Rheinmetall auf der Africa Aerospace & Defence 2010 (AAD) in Kapstadt einen viel be-achteten Messeauftritt gehabt. Rhein-metall bietet mit dem modularen Up-grade-Programm MBT Revolution ein schlüssiges Konzept, um den Leopard 2 missionsgerecht anzupassen. Dazu ge-hören u. a. der vollständig digitalisierte Turm, ein vollumfängliches Schutzpa-ket sowie optische Sicht- und Aufklä-rungsmittel der 3. Generation (s. S. 7).

Ein Rekordbei Ventilen

msc Abadiano. Bei der Pierburg S.A. im baskischen Abadiano wur-de kürzlich das 50-millionste AGR-Ventil für Otto und Dieselmotoren hergestellt. Die spanische Nieder-lassung der Pierburg GmbH gilt mit rund dreihundert Mitarbeitern als Leitwerk für AGR-Ventile. Für Aba-diano begann die Geschichte des AGR-Ventils 1994 mit dem entspre-chenden System für den TD-27-Mo-tor des Nissan Terrano; zu den Kun-den zählen seither unter anderem Opel, VW und Renault sowie Fiat, BMW, DC, PSA und Volvo (s. S. 2).

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institutionellen Investoren im In- und Ausland erfolgreich platziert.

H Die ersten neun Monate des Ge-schäftsjahres von Rheinmetall De-fence standen deutlich im Zeichen fortschreitender Internationalisierung und einer zielgerichteten Ausweitung der Geschäftsaktivitäten, zum Beispiel durch das im Mai 2010 gestartete Joint Venture mit der MAN Nutzfahrzeuge AG auf dem Gebiet der militärischen Radfahrzeuge.

Bereits ab Juli 2010 wird die norwe-gische Simrad Optronics AS in den Rheinmetall-Konzern einbezogen, die

das Leistungsspektrum Rheinmetalls insbesondere in dem stark wachsen-den Markt für Waffenstationen deut-lich erweitert. Im Oktober 2010 wurde die Übernahme der südafrikanischen Laingsdale Engineering (Pty) Ltd. verkündet, die das technologische Portfolio Rheinmetalls bei Zündern er-gänzen wird. Das Closing der im März 2010 vereinbarten Übernahme des italienischen Munitionsherstellers SEI SpA wird in den kommenden Wochen erwartet.

Mit 1,264 Milliarden E erzielte der Unternehmensbereich Defence in den ersten neun Monaten 2010 einen Um-satzzuwachs von 69 Millionen E oder sechs Prozent. Auch im laufenden Ge-schäftsjahr wird die Umsatzentwick-lung im vierten Quartal die jeweiligen Erlöse in den ersten drei Quartalen abrechnungsbedingt deutlich über-treffen.

Im Berichtszeitraum erzielte der Un-ternehmensbereich Defence ein Ebit von 123 Millionen E und übertraf den entsprechenden Vorjahreswert damit deutlich um 13 Millionen E oder zwölf Prozent. Nach neun Monaten weist der Unternehmensbereich mit 9,7 Prozent eine nochmalige Steigerung bei der Ebit-Rendite aus (Vorjahreszeitraum: 9,2%).

Mit einem starken Auftragseingang von 1,468 Milliarden E in den ersten drei Quartalen 2010 erhöhte sich der Auftragsbestand zum 30. September 2010 auf 4,884 Milliarden E; er liegt damit um 199 Millionen E oder vier Prozent über dem entsprechenden Vorjahreswert.

H Rheinmetall Automotive erzielte in den ersten neun Monaten Umsatzerlö-se von 1,456 Milliarden E und übertraf damit den – von der Branchenkrise geprägten – Vorjahreswert um beacht-liche 344 Millionen E oder 31 Prozent. Neben der weltweiten konjunkturel-len Erholung profitierte der Unterneh-mensbereich auch von Produktanläu-

fen und dem sich weiter verstärkenden Trend zur CO2- und Emissionsreduzie-rung. Wie schon im vorangegangenen Quartal lag der Umsatzzuwachs bei Rheinmetall Automotive auch im drit-ten Quartal über den Zuwachsraten der Automobilproduktion in der Triade aus Nafta-Staaten, Westeuropa und Japan.

Automotive erwirtschaftete im Be-richtszeitraum ein positives Ebit von 63 Millionen E, nach einem Verlust von 135 Millionen E im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Im Vorjahr waren mit 71 Millionen E Einmalaufwendun-gen für Kapazitätsanpassungen ent-halten. Die Ebit-Rendite beträgt plus 4,3 Prozent nach minus 12,1 Prozent im Vorjahr.

Die umfangreichen Kostensenkungs-maßnahmen im Jahr 2009 haben die Ertragsstärke von Rheinmetall Auto-motive nachhaltig verbessert. Dane-ben schlägt sich in der positiven Um-satz- und Ertragsentwicklung auch die verstärkte Fokussierung des Unterneh-mens auf Wachstumsmärkte in Asien, Osteuropa und Südamerika nieder.

Die Dynamik in diesen Märkten kommt in der Geschäftsentwicklung der Joint-Venture-Gesellschaften in China zum Ausdruck, die lediglich mit

ihrem anteiligen Ergebnis at equity in den Konzernabschluss einbezogen werden. Die Gesellschaften verzeich-neten gegenüber dem Vorjahr ein Wachstum von 72 Prozent. Die antei-ligen Umsätze (50% der Gesamtum-sätze) stiegen in den ersten drei Quar-talen 2010 um 42 Millionen E auf 99 Millionen E.

Zum Ausblick: Im Konzern erwar-tet Rheinmetall für das laufende Ge-schäftsjahr unverändert einen Um-satz von rund 3,9 Milliarden E, nach 3,4 Milliarden E im Vorjahr. Für den Unternehmensbereich Defence wird einschließlich der Akquisitionen nun-mehr ein Umsatzwachstum auf über

zwei Milliarden E prognostiziert, nach einem Vorjahresumsatz von 1,9 Milli-arden E. Die Gründe für die moderate Rücknahme der Prognose von bisher 2,1 Milliarden E liegen in der Verschie-bung von Auslieferungen ins nächste Jahr sowie in der wegen fehlender Ge-nehmigungen noch nicht abgeschlos-senen Akquisition der SEI SpA.

Rheinmetall geht auch im vierten Quartal 2010 von einer weiterhin po-sitiven Entwicklung der weltweiten Automobilproduktion aus, die sai-sonal bedingt allerdings schwächer ausfallen wird als in den vergangenen Quartalen. Der Konzern erwartet für den Unternehmensbereich Automo-tive jetzt einen Anstieg des Jahresum-satzes auf rund 1,9 Milliarden E, nach 1,5 Milliarden E im vergangenen Jahr. Bisher wurde ein Umsatz von 1,8 Milli-arden E prognostiziert.

Für das Geschäftsjahr 2010 erwartet Rheinmetall für das Ergebnis vor Zin-sen und Steuern einen Ergebniskorri-dor von jetzt 270 bis 280 Millionen E. Zuletzt wurde diese Ergebnisspanne im August 2010 von 220 bis 250 Millio-nen E auf 260 bis 280 Millionen E an-gehoben. Damit präzisiert Rheinmetall die Ergebniserwartung auf die obere Hälfte der bisherigen Spanne und ver-bessert damit den Ergebnisausblick.

Herausgeber: Rheinmetall AGVerantwortlich: Peter RückerChefredaktion: Rolf D. SchneiderAnschrift: Redaktion „Das Profil“Postfach 104261, 40033 Dü[email protected]

Satz: Strack + Storch KGGladbacher Straße 1540219 DüsseldorfDruck: DAMO Digitaltechnik GmbHHeinrich-Malina-Str. 10147809 Krefeld

Drucktermin dieser Ausgabe: 6. Dezember 2010Nachdruck gestattet, Belegexemplar erbeten.

KONZERN-GLOBAL2

Rheinmetall legt ein starkes 3. Quartal 2010 hin – erheblich verbesserte Erträge

Der Umsatz steigt um 18 Prozent

Großauftrag für Rheinmetall Defence: Bis 2012 wird das Unternehmen, das auf ein starkes drittes Quartal 2010 zurückblickt, 65 Fuchs-Transportpanzer der Bundeswehr modernisieren und auf ein erheblich verbessertes Schutzniveau bringen. Unser Foto zeigt den Fuchs (Variante 1A8A3A1) als Gruppenfahrzeug der Panzeraufklärer mit der fernbedienbaren Waffenstation 200.

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(Fortsetzung von Seite 1)

Produktionsrekord des baskischen Pierburg-Werkes

Bis heute 50 MillionenAGR-Ventile hergestellt

msc Abadiano. Bei der Pierburg S.A. im baskischen Abadiano wurde kürz-lich das 50-millionste AGR-Ventil für Otto- und Dieselmotoren hergestellt. Die spanische Niederlassung der Pier-burg GmbH gilt mit rund dreihundert Mitarbeitern als Leitwerk für AGR-Ven-tile und produziert seit 1994 rund fünf Millionen Stück jährlich.

Für das Werk Abadiano begann die Geschichte des AGR-Ventils 1994 mit dem AGR für den TD-27-Motor des Nis-san Terrano. Anschließend folgten wei-tere Anwendungen für Otto- und Die-selmotoren für Opel, VW und Renault sowie Fiat, BMW, DC, PSA und Volvo, um nur einige namhafte Erstausrüster zu nennen.

„Mit dem Abgasrückführventil hat Pierburg auf die Anforderungen des Marktes reagiert und dabei im Lau-

fe der Jahre immer wieder den hohen Qualitätsansprüchen und den nicht minder hohen Anforderungen der Umweltrichtlinien entsprochen“, re-sümiert Javier Egurrola, als Leiter des Geschäftsbereichs Automotive Emis-sion Systems verantwortlich für den baskischen Pierburg-Standort. Egurro-la weiter: „Wir sind sehr stolz auf den Rekord von 50 Millionen; die Zahl steht für die große Leistung des gesamten Teams. Diesen Erfolg haben wir nicht zuletzt der Kompetenz und Motivation unserer Mitarbeiter zu verdanken.“

Als Pionier der Abgasrückführung hat Pierburg zusätzlich am deutschen Standort in Neuss seit 1970 etwa 30 Mil-lionen Abgasrückführventile für fast alle Motorenhersteller in Serie produziert.

Weitere Produktionsstandorte befin-den sich in Ústí (Tschechien), Lanciano (Italien) sowie im nordamerikanischen Fountain Inn und im indischen Pune.

Auch Michael Pachmann, als Leiter der BU Automotive Emission Systems verantwortlich für Produktentwick-lung und Programmmanagement am Standort in Neuss, freut sich: „50 Mil-lionen sind eine gigantische Ziffer. Die langjährige Erfolgsgeschichte des AGR Ventils beweist, dass wir bei Pierburg stets Trends gesetzt haben und am Zahn der Zeit geblieben sind. Dafür möchten wir uns bei allen daran Betei-ligten bedanken.“

Technisch gesehen übernimmt das Abgasrückführventil die Regelung der Rückführung von Abgas in den Motor. Verantwortlich für den Erfolg des schadstoffreduzierenden Bau-

teils waren deshalb vor allem die weltweit immer strenger werdenden Abgasvorschriften: Seit 2005 gilt im europäischen Raum Euro 4 und seit September 2009 Euro 5; in den USA gibt es bereits seit 6 Jahren die stren-ge „Sulev“-Norm. Viele Pkw mit Euro 3-Abgasnorm verfügen über ein Sys-tem zur Abgasrückführung, bei Au-tomobilen ab Euro 4 ist diese Pflicht. Vor diesem Hintergrund wurden mit der Abgasrückführung auch die dazu-gehörenden AGR-Ventile weiterentwi-ckelt und sind auch in künftigen Moto-rengenerationen nicht wegzudenken. Mit dem Eintreten von Euro 6 im Jahr 2014 soll eine neue Ventilgeneration für Ottomotoren entstehen, die noch kompakter ist als ihre Vorgänger.

Abgaskühlergibt Wärme ab

msc Neuss. Das Prinzip der Abgas-rückführung ermöglicht es, die für den Kraftstoffverbrennungsprozess angesaugte Frischluft mit Abgas zu vermischen und somit eine gerin-gere Sauerstoffkonzentration beim Verbrennungsvorgang zu erreichen. Dadurch läuft die Verbrennung lang-samer und mit niedrigeren Tempera-turen ab, wodurch beim Ottomotor vor allem Kraftstoff gespart wird und beim Dieselmotor weniger schädliche Stickoxide entstehen. Eine weitere Maßnahme zur Beherrschung der

Stickoxid-Problematik ist die Rück-führung von gekühltem Abgas.

Dafür hat das Pierburg-Entwick-lungsteam mit einem AGR-Modul aus Aluminium eine Innovation kon-zipiert, die sich durch eine hervor-ragende Langzeitkühlleistung aus-zeichnet. Der Abgaskühler wird dabei komplett in Aluminiumdruckguss ausgeführt und gibt die Wärme an das Kühlmittel ab, so dass die Abgas-temperatur je nach Betriebspunkt um bis zu 600 Grad Celsius gesenkt wird. Damit trägt er nicht nur zur Reduzie-rung der Verbrennungstemperatur und der Stickoxid-Emissionen bei, sondern verringert auch die Tempera-turbelastung der nachfolgenden Mo-torkomponenten.

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Runder Rekord: In Abadiano (Spanien) wurde das 50-millionste AGR-Ventil produziert.

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KSPG an Bord: Audi Q5, Porsche Cayenne Hybrid, Mini Country man, VW Passat und Citroen DS 3.

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Hannover/Neckarsulm/Neuss. Vom 23. bis 30. September 2010 fand in Hannover die IAA Nutzfahrzeuge statt. 1751 Aussteller aus 43 Ländern füll-ten die Hallen – sie wurden von über 200 000 Besuchern aufgesucht. Die diesjährige Messe stand unter dem Motto „Effizient, flexibel, zukunftssi-cher“ und hatte unter anderem die Schadstoffnorm Euro 6 zum Thema, die EU-weit einheitliche Vorschriften für Schadstoffemissionen für Lastkraftwa-gen vorschreibt. „Die IAA hat gezeigt: Das Nutzfahrzeug (Nfz) setzt techno-logische Trends. Es ist führend in der Umwelttechnologie. Bei Transportern und Bussen geht es klar in Richtung alternative Antriebe: Hybrid, Elektro, Brennstoffzelle. Beim schweren Lastkraftwagen geht es um die weitere Op-timierung der Clean-Diesel-Motoren, die noch sauberer und sparsamer wer-den“, resümierte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Auto-mobilindustrie (VDA), auf der IAA-Abschlusspressekonferenz in Hannover.

„Effizient, flexibel, zukunftssicher“ – diesem Motto der 63. IAA Nutzfahrzeuge kamen auch die Neuentwicklungen rund um den Nutzfahrzeugmotor entgegen, die Kolbenschmidt Pierburg in Halle 12 präsentierte.

Genau diesen A n f o r d e r u n g e n kamen die Neu-e n t w i c k l u n g e n und Komponen-ten rund um den Nutzfahrzeugmo-tor entgegen, die die Kolbenschmidt Pierburg AG (KSPG) auf einem 105 Quadratmeter großen Messestand präsentierte – nicht zuletzt konnte hier das breite Erfahrungsspektrum aus der Pkw-Sparte erfolgreich auf Appli-kationen des Light- und Heavy-Duty-Bereichs übertragen werden.

So stellte die KS Kolbenschmidt GmbH erstmals neue Werkstoffe aus Aluminium und Stahl speziell für Nutz-fahrzeuge vor, die in Hochleistungs-Aluminiumkolben sowie Monoblock-Stahlkolben zum Einsatz kommen. Eine wichtige Rolle spielten außerdem komplette Kolbensysteme, so genann-te Power Cylinder Units (PCU). Bei ihrer Entwicklung werden die Schwesterge-

sellschaften KS Aluminium-Technolo-gie GmbH für die Zylinderlaufbahn, KS Gleitlager GmbH für die Lagertechno-logie sowie der Allianzpartner Nippon Piston Rings für Kolbenringe und Me-taldyne für Pleuel eingebunden.

Die KS Gleitlager GmbH präsentierte unter anderem eine neue Stahlbuchse zur Nfz-typischen Kipphebellagerung, während sich der Messeauftritt der KS Aluminium-Technologie GmbH auf gießtechnisch herausfordernde Alumi-nium-Fahrwerksteile, Antriebsstrang-komponenten und Getriebegehäuse für „Schwergewichtler“ fokussierte. Dies entspricht nicht zuletzt dem Trend nach weniger Kraftstoffverbrauch – in den vergangenen Jahrzehnten ist er bei Nutzfahrzeugen um rund dreißig Pro-zent gesunken, mit weiterhin fallender Tendenz. Diese Reduzierung schlägt sich zunehmend in einem deutlichen Rückgang des CO2-Ausstoßes pro Ton-nenkilometer nieder – hierzu konnten unter anderem die Technologien der Pierburg GmbH beitragen. Auf der Messe stellte das Unternehmen Sys-teme zur Abgasrückführung, einen neuen Abgasmassenstromsensor so-wie eine vollkommen neu entwickelte

Familie an Abgas-turboladern vor. Die Pierburg Pump Technology zeigte variable Kühlmit-tel- und Ölpumpen speziell für Nutz-fahrzeuge.

„Mit dem erwei-terten Produktpro-gramm im Com-

mercial Diesel Sektor und unserer langjährigen Erfahrung in der Schad-stoffreduzierung und bei leistungsfähi-gen Kolbenwerkstoffen ist die Kolben-schmidt-Pierburg-Gruppe ein wichtiger Anbieter im Bereich der Motorentechnik für Nutzfahrzeuge“, erklärte KSPG-Vor-standsvorsitzender Dr. Gerd Kleinert: „Angesichts der 2013 in Kraft tretenden Vorschriften der EU6 für schwere Last-kraftwagen konnten wir in den ersten Messetagen ein sehr reges Interesse seitens der Fachbesucher feststellen, zumal unser Messeauftritt durch um-fangreiche Neuheiten bei Kolben und Pumpen, in der Emissionsreduzierung,

bei Lagern und im Leichtbau intensiv vorbereitet worden war. Die Stimmung in Hannover wurde außerdem positiv beeinflusst durch den aktuellen Zu-wachs der Produktion im Nutzfahrzeug-geschäft, der in den Monaten Januar bis August in Deutschland um über 40 Pro-zent über dem Vorjahreszeitraum lag.“

Positiv zur Gesamtstimmung äußerte sich auch der VDA, dazu noch einmal dessen Chef Wissmann: „Auf den Stän-den war zu spüren: Die Unternehmen sind wieder zuversichtlich. Sie sind durch einen konjunkturellen Hurrikan gegangen – und haben standgehalten. Es wird noch einige Zeit dauern, bis alte Höchststände beim Absatz und Export wieder erreicht sind – aber der Weg zeigt nach oben, das Vertrauen wächst, die Marktprognosen geben al-len Anlass zur Zuversicht.“

Die IAA Nutzfahrzeuge gilt als eine der weltweit wichtigsten Messen rund um die Logistik und Mobilität der inter-nationalen Nutzfahrzeugbranche. Sie fand 2010 zum 63. Mal statt. Dabei lag der Anteil ausländischer Aussteller bei 55 Prozent – nach Deutschland war die Türkei das Land mit den meisten Mes-seständen. Manuela Schall

Kolbenschmidt Pierburg auf IAA Nutzfahrzeuge 2010

Neuheiten reduzieren Abgas und Verbrauch

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Page 4: Die Zeitung des Rheinmetall-Konzerns · 2014-07-19 · Für Aba-diano begann die Geschichte des AGR-Ventils 1994 mit dem entspre-chenden System für den TD-27-Mo-tor des Nissan Terrano;

Düsseldorf. Die von den Gesellschaftern Veba und Thyssen neu gegründete „E-Plus-Mobilfunk GmbH“ gehörte Anfang der 1990er Jahre zu den ersten neuen

Mietern. Zunächst zog ein 12-köpfi ges Team in die alte Rheinmetall-Hauptverwaltung. Doch E-Plus wuchs schnell und bezog sukzessive immer mehr Räumlichkeiten in den Bestandsgebäuden. So wurde das Rheinmetall-Gelände – ganz nebenbei – zur Keimzelle des E-Plus-Mobilfunknetzes.

Mit den Mietern kehrte gleichzeitig wieder Le-ben in den ehemaligen Produktionsstandort zu-rück. Eine „Industriebrache“ konnte so gar nicht erst entstehen. Dr. H. Jürgen Wolff, seit 1995 Ge-schäftsführer der RIG: „Im Grunde lag ja nur die Nutzung brach. Genau das haben wir schnells-tens geändert und mit den Mieteinnahmen das Geld verdient, das wir für die Konversion der Flä-che brauchten.“ Der Standort blieb bei der Stadt Düsseldorf im Gespräch, und RIG erwarb Bau-recht für neue Büroimmobilien.

Im Jahr 2002 begann die zweite Phase der Vermarktung auf der Grundlage des erwirkten Bebauungsplanes. Investoren für die einzelnen Segmente wollte man vor allem über die gute 2b-Lage gewinnen. „Als wir jedoch ge-merkt haben“, so Ingo Hecke, Ge-

neralbevollmächtigter der Rheinmetall AG, „dass es nicht richtig voranging, haben wir uns die Fra-ge nach dem ‚Warum‘ gestellt.“ Klärung brachte eine Marktanalyse, die in Auftrag gegeben wur-de. Sie bestätigte den bundesweiten Trend, dass reine Bürostandorte zunehmend an Attraktivität verloren.

„Bei uns“, so Wolff, „setzte damit ein Umden-ken ein. Unter der Überschrift ‚Arbeiten und Wohnen und Services‘ entwickelten wir ein Ge-samtkonzept. Unser Ziel war nicht mehr der rei-ne Abverkauf, sondern die aktive Entwicklung des Standortes, den wir außerdem nicht mehr in Segmenten, sondern als Ganzes betrachteten.“ „Auf diese Weise wandelten wir werthaltige Flächen gezielt in ein wertvolles Produkt um“, bestätigt Ingo Hecke. Damit verbunden war die Zielsetzung, die 2b-Lage in eine 2a-Lage aufzu-werten.

Um das Produkt aktiv vermarkten zu kön-nen, kreierte RIG gemeinsam mit Kommu-

nikationsspezialisten die Marke „Unter-nehmerstadt“. Sie soll(te) Menschen

ansprechen, die geschäftlich wie privat etwas unternehmen. „Unser

Ziel war und ist die Vielfalt“, so Hecke. Was sich einerseits in

der Architektur aber auch bei den Mietern widerspiegelt:

In der Unternehmerstadt haben sich international bekannte und mittelstän-disch strukturierte Unter-

nehmen aus unterschiedlichen Branchen angesiedelt, die sich in dem schön gestalteten Umfeld genauso heimisch fühlen wie die Menschen, die dort wohnen, weil sie gerne in der Stadt leben.

Vielfältig gestaltet sich auch das Ange-

bot an Services, das die Unter-n e h m e r s t a d t ihren „Einwoh-nern“ bietet. Hochaktuell ist zum Beispiel das Projekt ei-ner Kinderta-gesstätte (Kita). Dazu RIG-Pro-kurist Holger G r a d z i e l s k i : „Wir möchten eine Betreu-ungsmöglich-keit auch für unter Dreijäh-rige auf dem Dach eines Bü-rogebäudes er-

richten. Dort ist genug Spielflä-che vor-handen, die Laut-

stärke spielt

keine Rolle und für Kinder ist das ein äußerst in-teressanter Ort.“ Gelingt es, diese Vision in die Tat umzusetzen, hätte die RIG damit ein Modell für andere Bürostandorte geschaffen. „Die Unter-nehmen befi nden sich im Wettstreit um die bes-ten Fachkräfte“, betont Gradzielski, „mit der Kita könnten sie ihren qualifi zierten weiblichen Mit-arbeiterinnen ein attraktives Betreuungsangebot machen.“

Nachdem die RIG auch die Stadt Düsseldorf für die Neuausrichtung auf Büro- und Wohnimmo-bilien begeistern konnte, folgte im Herbst 2006 („Das Profi l“ 5/2006) der Kick-off für die Unter-nehmerstadt. Der Auftrag an die Architekten und Planer lautete, hochwertige Gebäude zum Arbeiten und Wohnen zu entwerfen, die sich har-monisch in die bestehende Umgebung einfügen. Fünf Bestandsgebäude wurden in die Gesamt-konzeption integriert. Wolff: „So erhalten wir die Standortprägung und ernten große Akzeptanz für unser Projekt.“

Gesagt, getan. Die Unternehmerstadt nahm in der Folgezeit deutliche Gestalt an. Das RIG-Team setzte ein ums andere Mal städtebauliche Ak-zente und verbuchte schon bald erste Erfolge. Bereits 2006 stießen rund 170 Miet- und Eigen-tumswohnungen im Zentrum des Areals auf gro-ßes Käuferinteresse. In die Kategorie „Services für Unternehmen und Bewohner“ wiederum fällt das 4-Sterne-Plus-Hotel der renommierten Inn-Side-Hotelgruppe, das 2008 entstand.

Mit der Konzeption und der Realisierung der Un-ternehmerstadt verlagerte die RIG ihren Schwer-punkt auf die Projektentwicklung. Damit war die Grundlage geschaffen, über den Grundstücks-wert hinaus an der Wertschöpfung der Projekt-entwicklung zu partizipieren.

Wobei man auch gezielt auf externes Know-how setzt. Bei der praktischen Umsetzung der Unternehmerstadt-Projekte Lighthouse, doubleU und Casa Altra arbeiten die Rheinmetall-Immo-bilien-Fachleute beispielsweise eng mit „die de-veloper“ zusammen (siehe auch „Profi l“-Beitrag „Idealtypische Kooperation“). Für diese Immobi-lienprojekte gründeten RIG und „die developer“ jeweils ein Joint Venture, in dem sich Holger Gradzielski und „die developer“-Chef Stefan H. Mühling die Geschäftsführung teilen und in das jeder Partner seine ganz spezifi schen Kompeten-zen einbringt.

Die erfahrenen Düsseldorfer Projektentwickler übernehmen den technischen Part, kaufmänni-sche Belange und die Vermarktung werden von RIG gesteuert. „Juristisch begleitet uns darüber hinaus die Konzern-Rechtsabteilung vorbildlich; Rechtsanwalt Michael Arnold gehört quasi zum Team“, lobt Wolff die gute Zusammenarbeit.

Voraussichtlich im Jahr 2015 soll die Unter-nehmerstadt fertig erbaut sein. 500 Millionen wird der „Stadtteil im Stadtteil“ mit allen Bau-lichkeiten und der gesamten Infrastruktur dann gekostet haben. Schon heute gilt die Unterneh-merstadt als Modell zeitgemäßer Urbanität – ein planerisches „Meisterstück“, mit dem sich die RIG als Projektentwickler durch Sachver-stand und Weitblick nicht nur in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt einen Namen gemacht hat.

Ulrike Volkmann

Als die damalige Rheinmetall GmbH Anfang der 1990er Jahre damit begann, ihre Produktionsanlagen einschließlich der F+E-Kapazitäten von Düsseldorf-Derendorf in die Südheide ins niedersächsische Un-terlüß zu verlagern, hätte niemand auch nur annähernd voraussagen können, wie das rund 19 Hektar große Areal gut anderthalb Jahrzehnte später einmal aussehen würde. Schon gar nicht, dass dort, wo frü-her unter anderem Waffenanlagen und Munition für den Leopard-Kampfpanzer hergestellt wurden, heute mit der Unternehmerstadt ein städtebaulich hochattraktives Areal entstanden ist, das mittlerweile nicht nur in Düsseldorf für Aufmerksamkeit und Aufsehen sorgt. Vom wehrtechnischen Produktionsgelände zum modernen Arbeits- und Lebensraum – die Entwicklung des früheren Rheinmetall-Areals im Norden der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt verlief in drei Phasen. Sie begann 1993, als nach der erwähnten Verlagerung etwa 19 Hektar Fläche mit ehedem wehrtechnisch genutzten Bürogebäuden und Produktionshallen in Sichtweite der Konzern-Hauptverwaltung zur Disposition standen. Statt das Gelän-de meistbietend zu verkaufen, baute Rheinmetall Immobilien-Know-how im eigenen Hause auf, gründete im März 1994 die 100%ige Tochter Rheinmetall Immobilien GmbH (RIG) und übertrug das Gelände auf die Gesellschaft. Für das RIG-Team war dies der Startschuss zur ersten Phase der Vermarktung. Ziel war da-mals, Flächen und Bestandsimmobilien zu verkaufen bzw. zu vermieten. Damit blieb der Standort weiter „belebt“ und bei Unternehmen, Investoren und Behörden im Gespräch; die Einnahmen steckte RIG in die Konversion der Flächen. Zeitgleich wurde an einem wirtschaftlich attraktiven Bebauungsplan gearbeitet, der die bestehende Planung zur Einrichtung einer Straßenbahnschleife auf dem Rheinmetall-Gelände in

ein Areal für Büroimmobilien wandeln sollte. Nachdem Baurecht geschaffen war, begann die 2. Phase der Vermarktung, die vorsah, in neuen Baufenstern etwa 160 000 m2 Bruttogeschossfl äche (BGF) zu er-stellen. Die Vermarktung der einzelnen Baufenster bzw. die Suche nach dem einen großen Ankermieter, der 30 000 m2 BGF abnehmen sollte, führte allerdings zu keinem Erfolg. Hinzu kam, dass in Düsseldorf die Büroleerstände in die Höhe schossen. Eine Marktanalyse zeigte: Monotone Bürostandorte verloren – ein im Übrigen bundesweiter Trend – zunehmend an Attraktivität. Die RIG-Geschäftsführer entwickelten daraufhin ein Gesamtkonzept, das Arbeiten mit Wohnen und Services verbinden sollte. Man betrach-tete den gesamten Standort nunmehr als ein wertvolles Produkt, das aktiv vermarktet werden sollte – und zwar unter dem Markennamen „Unternehmerstadt“. In dieser dritten Phase wurde das Projekt ein punktgenauer Erfolg: Seit 2006 entsteht in Düsseldorf-Derendorf ein „Stadtteil im Stadtteil“, geprägt von einem urbanen Mix aus Büro- und Wohnimmobilien. International renommierte Unternehmen – unter anderem aus der Mode- und Werbebranche – haben sich hier ebenso angesiedelt wie Menschen, die in schicken Lofts und Appartements wohnen. Die fast vollendete Unternehmerstadt, die heute eine hohe Akzeptanz bei Anwohnern und Nutzern genießt, gilt nicht nur in Fachkreisen als Zukunftsmodell – auch und vor allem, weil sie die Aspekte „leben und arbeiten“ in geradezu idealer Weise miteinander ver-knüpft und sich durch eine lebenswerte Vielfalt auszeichnet, die Bestandsgebäude und moderne Archi-tektur in einem harmonischen Miteinander verbindet. Der RIG ist damit ein städtebauliches Meisterstück gelungen, das gleichzeitig zu einer beträchtlichen Wertschöpfung für Rheinmetall geführt hat. uv/rds

Unternehmerstadt avanciert zum planerischen RIG-Meisterstück

Viel gefragtes Modellprojekteiner zeitgemäßen Urbanität

merkt haben“, so Ingo Hecke, Ge-

Zielsetzung, die 2b-Lage in eine 2a-Lage aufzu-werten.

Um das Produkt aktiv vermarkten zu kön-nen, kreierte RIG gemeinsam mit Kommu-

nikationsspezialisten die Marke „Unter-nehmerstadt“. Sie soll(te) Menschen

ansprechen, die geschäftlich wie privat etwas unternehmen. „Unser

Ziel war und ist die Vielfalt“, so Hecke. Was sich einerseits in

der Architektur aber auch bei den Mietern widerspiegelt:

In der Unternehmerstadt haben sich international bekannte und mittelstän-disch strukturierte Unter-

nehmen aus unterschiedlichen Branchen angesiedelt, die sich in dem schön gestalteten Umfeld genauso heimisch fühlen wie die Menschen, die dort wohnen, weil sie gerne in der Stadt leben.

Vielfältig gestaltet sich auch das Ange-

bot an Services, das die Unter-n e h m e r s t a d t ihren „Einwoh-nern“ bietet. Hochaktuell ist zum Beispiel das Projekt ei-ner Kinderta-gesstätte (Kita). Dazu RIG-Pro-kurist Holger G r a d z i e l s k i : „Wir möchten eine Betreu-ungsmöglich-keit auch für unter Dreijäh-rige auf dem Dach eines Bü-rogebäudes er-

richten. Dort

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Page 5: Die Zeitung des Rheinmetall-Konzerns · 2014-07-19 · Für Aba-diano begann die Geschichte des AGR-Ventils 1994 mit dem entspre-chenden System für den TD-27-Mo-tor des Nissan Terrano;

uv Düsseldorf. Die Unternehmer-stadt auf dem ehemaligen Rheinme-tall-Produktionsgelände in Düssel-dorf-Derendorf gilt in Fachkreisen als Vorzeigeprojekt. Ingo Hecke, der Generalbevollmächtigte der Rheinme-tall AG, und Dr. H. Jürgen Wolff, Ge-schäftsführer der Rheinmetall Immo-bilien GmbH (RIG), haben die Strategie für die Entwicklung des Standortes entworfen. Ihre Leitgedanken und Zu-kunftspläne erläuterten sie der Rhein-metall-Konzernzeitung „Das Profi l“.

Profi l: Herr Dr. Wolff, Rheinmetall ist ein Konzern, der sich hauptsächlich mit Wehrtechnik und Automotive be-schäftigt. Wie ist es Ihnen gelungen, Unterstützung für das Immobilienge-schäft zu bekommen?

Wolff: Zunächst haben wir das Be-wusstsein für den Wert nicht betriebs-notwendiger Immobilien geweckt und dann aufgezeigt, wie wir durch einen gezielten immobilienwirtschaftlichen Ansatz mit dem Areal eine enorme Wertschöpfung erreichen können.

Profi l: Was heißt das konkret?

Hecke: Wir haben die werthaltigen Flächen zu einem wertvollen Produkt entwickelt und dieses dann aktiv ver-marktet. Dafür haben wir ein Gesamt-konzept entwickelt und die Marke „Unternehmerstadt“ kreiert. Dieses Konzept haben wir intern und extern kommuniziert und dafür große Unter-stützung bekommen.

Profi l: Heute gilt die Unternehmer-stadt als Vorzeigeprojekt. Haben Sie diese Anerkennung auch auf der „Expo Real“ in München (Internationa-le Fachmesse für Gewerbeimmobilien) gespürt?

Wolff: Ja, der Düsseldorfer Oberbür-germeister Dirk Elbers hat unser Projekt in seiner Rede vor großem Publikum ausführlich vorgestellt. Auch in den Gesprächen mit unseren Messegästen war die Entwicklung des Standortes in Düsseldorf-Derendorf ein wichtiges Thema.

Profi l: Das heißt, Ihre Expertise als Projektentwickler ist gefragt?

Hecke: Ja, tatsächlich, so ist es! Vor zehn Jahren habe ich mir an den Wochenenden Standorte in Berlin, Frankfurt und Hamburg angeschaut. Heute fahren Busse mit Repräsen-tanten anderer Städte durch unsere Unternehmer-stadt, um sich detailliert zu in-

formieren, außerdem erkundigen sich Projektentwicklungsgesellschaf ten nach unserer Strategie.

Profi l: Zu dieser Strategie gehört es, sich nicht an einen gewerblichen Groß-mieter zu binden, sondern auf mittel-ständische Unternehmen zu setzen und das Arbeiten mit dem Wohnen zu verbinden.

Hecke: Vielfalt, das ist unser Erfolgs-rezept. Ein Mix aus Unternehmen ver-schiedener Branchen wie Werbung und Mode, kombiniert mit Wohnen, ver-bunden mit einer Vielzahl an Services. Aus unserer Sicht ist das die Basis für unseren Erfolg.

Profi l: Damit bildet die Unternehmer-stadt im Grunde genommen die Infra-struktur gewachsener Städte ab.

Wolff: Richtig! Sie ist wie ein „Stadt-teil im Stadtteil“, der aber kein Fremd-körper ist, sondern als Erweiterung von den Einwohnern Derendorfs akzeptiert wird. Wir stellen zudem fest, dass die Unternehmerstadt positiv auf das un-mittelbare Umfeld wirkt. Da eröffnen immer wieder neue kleine Läden, die ihre Dienstleistungen den Menschen aus der Unternehmerstadt anbieten.

Profi l: Wie haben Sie diese Akzep-tanz erreicht?

Hecke: Indem wir den Charakter von Derendorf mit all seinen Fakten in die Unternehmerstadt übertragen haben und durch die Einbeziehung der Bürger in die Planung durch das sog. „Werk-stattverfahren“.

Profi l: Sie haben auch ganz bewusst Bestandgebäude integriert?

Wolff: Ja, Vielfalt war für uns auch ein städte-bauliches Kri-terium.

Uns war klar: Lebensqualität entsteht nicht in einer Umgebung aus Chrom und Stahl, sondern nur dann, wenn wir die gewachsenen Strukturen mit Neu-em verbinden: Patina und neue Trends wurden von uns kombiniert.

Profi l: Die Rechnung ist aufgegangen?

Wolff: Ja, ist sie, auch wirtschaftlich. Als wir anfi ngen, verkauften wir den Quadratmeter Grundstücksfl äche für umgerechnet 130 bis 150 . Heute sind wir bei 350 pro Quadratmeter Brut-togeschossfl äche bei durchschnittlich sechs Stockwerken.

Profi l: Gibt es schon Pläne, diesen Er-folg auf Folgeprojekte zu übertragen?

Hecke: Ja, und zwar auf ein Areal der Kolbenschmidt-Pierburg-Firmengrup-pe in Hamburg-Ottensen. Das ist ein geographisch interessanter Stadtteil in Elbnähe. Wir werden zunächst mit der Stadt einen Bebauungsplan entwerfen und dann geeignete Projektpartner suchen, die unsere Kompetenzen mit lokalen Kenntnissen ergänzen. So wie wir es mit „die developer“ in Düssel-dorf getan haben.

„Profi l“-Interview mit Ingo Hecke + Dr. H. Jürgen Wolff

„Vielfalt ist solide Basisfür Qualität und Erfolg“

Page 6: Die Zeitung des Rheinmetall-Konzerns · 2014-07-19 · Für Aba-diano begann die Geschichte des AGR-Ventils 1994 mit dem entspre-chenden System für den TD-27-Mo-tor des Nissan Terrano;

rds Düsseldorf. Für den Düssel-dorfer Oberbür-germeister (OB) Dirk Elbers haben offi zielle Termine auf dem Gelände der Unternehmer-

stadt im Stadtteil Derendorf nach ei-genem Bekunden mittlerweile einen Hauch von Dauergast-Charakter. Zum wiederholten Male weilte der 50-jäh-rige Verwaltungschef der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Anfang November 2010 auf dem frü-heren Rheinmetall-Areal – diesmal zwecks Grundsteinlegung für das derzeit jüngste Projekt der Unterneh-merstadt, die hochmoderne Büroim-mobilie „doubleU“. Gastgeber der fei-erlichen Zeremonie war die doubleU development GmbH, ein Joint Venture von die developer Projektentwicklung GmbH (ddp) und Rheinmetall Immobi-lien GmbH (RIG). Elbers wörtlich: „Es gibt wohl kaum ein Gelände (in dieser Stadt), auf dem ich in jüngster Zeit so oft zu Spatenstichen, Richtfesten und Eröffnungen eingeladen worden bin.“

Elbers Stippvisiten sind in der Tat unmittelbarer Ausdruck des städte-baulichen Wandels auf dem früheren Rheinmetall-Gelände in Düsseldorf-

Derendorf: Vor allem in den vergange-nen fünf Jahren hat sich das Gesicht des rund 90 000 Quadratmeter großen Areals nachhaltig gewandelt – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Wo ehedem wehrtechnische Systeme und Produkte konzipiert und produ-ziert wurden, ist mit der Unternehmer-stadt eine hochmoderne „Stadt im Stadtteil“ entstanden, die die Aspekte „Wohnen, Arbeiten und Services“ kon-sequent miteinander verknüpft und die bei ihren privaten wie industriellen Nutzern auf großen Anklang und hohe Attraktivität stößt.

Jüngstes „operatives“ Beispiel für die mittlerweile auch andernorts als „beispielhaft und richtungweisend“ anerkannte städtebauliche Entwick-lung ist der Bürokomplex doubleU. Bis Ende 2011 entsteht, wie bereits ausführlich berichtet, zwischen der Ulmenstraße und der Derendorfer Al-lee ein siebenstöckiges Gebäude mit einer Brutto-Grundfl äche von 14 200 Quadratmetern; das Investitionsvolu-men liegt bei rund 40 Millionen . Die zur Vermietung vorgesehenen 12 500 Quadratmeter Nutzfl äche bestechen neben der markanten Architektur durch hochfl exible Mieteinheiten, eine parkähnliche Außenanlage und mo-dernste Kühl- und Belüftungstechnik.

Zusätzlich bietet eine zweigeschossi-ge Tiefgarage genügend Parkplätze für Kunden und Mitarbeiter.

Das Team der Hamburger LH Archi-tekten gab dem Grundriss des Bau-werkes die Form eines gedoppelten U, das zur jetzigen Namensgebung führte und quasi Rücken an Rücken unterschiedliche Adressbildung und Nutzung ermöglicht. Bei der Konzep-

tion des Gebäudes wurde zudem ein besonderes Augenmerk auf Nachhal-tigkeit – zum Beispiel durch die ener-giesparende Bauweise – gelegt, für die von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) ein Zertifi -kat in Silber angestrebt wird.

Mit der Kommunikationsagentur Me-diaedge stand bereits vor Baubeginn der erste große Mieter fest; das welt-

weit agierende Medienunternehmen wird auf 5000 Quadratmetern seine deutsche Firmenzentrale im doubleU positionieren. Wobei sich, wie ddP-Geschäftsführer Stefan H. Mühling bei der Grundsteinlegung skizzierte, die Mietinteressenten gewissermaßen die Klinke in die Hand gäben: „Der Stand-ort ist sehr spannend, zumal sich die Vielfältigkeit der Unternehmerstadt exakt im ‚doubleU‘ widerspiegelt. Die Reihe (potenzieller Mieter) vor der Haustür kann sich sehen lassen, jetzt müssen wir sie richtig sortieren.“

Im Rahmen der Podiumsdiskussion zur „doubleU“-Grundsteinlegung wies auch RIG-Geschäftsführer Dr. H. Jürgen Wolff auf die Bedeutung der Unterneh-merstadt als attraktives Mode- und Medienzentrum hin und unterstrich gleichzeitig dessen wirtschaftliche Be-deutung für die Rheinmetropole Düs-seldorf: „Dieses neu entstandene Areal zeugt von Aufbruchstimmung und übt, was seine Akzeptanz und Attraktivität anbelangt, eine intensive Sogwirkung aus, die auch in Zukunft trägt.“ OB Dirk Elbers formulierte es ähnlich: „Die Un-ternehmerstadt ist zu einem Vorzeige-modell für unsere Stadt geworden. Sie wirkt sich damit auch sehr positiv auf die Entwicklung des unmittelbaren städ-tebaulichen Umfeldes aus.“ (s. S. 18)

Düsseldorfs OB Dirk Elbers legte „doubleU“-Grundstein

Unternehmerstadt übtstädtebaulichen Sog aus

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Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers (Mitte) legt „doubleU“-Grundstein.

Zu den aktuellen städtebaulichen Großprojek-ten, bei denen die developer unter anderem mit international renommierten Architekten koope-rieren, gehören zum Beispiel der in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt vor gut einem Jahr gestartete „Kö-Bogen“, der kürzlich begon-nene Neubau des Vodafone-Campus Düsseldorf und das Palais Oppenheim in Düsseldorfs Nach-barmetropole Köln.

★ Kö-Bogen: Im Herzen der Stadt zwischen Kö-nigsallee, Schadowplatz und Hofgarten gelegen, realisieren die developer zusammen mit dem weltweit angesehenen Architekten Daniel Libes-kind das derzeit bedeu-tendste städtebauliche Projekt für die Zukunft der NRW-Landeshaupt-stadt; dabei wird eine historische Stadtstruktur wiederhergestellt, die durch den Zweiten Welt-krieg zerstört wurde. Der New Yorker Stararchitekt, der u.a. für seine Master-planung auf dem Areal des World Trade Centers berühmt ist und auch das Jüdische Museum in Ber-lin entworfen hat, lässt durch den Kö-Bogen die Verbindung von Königsal-lee und Hofgarten wieder erleben und setzt der ver-einten Pracht von Straße und Park im wahrsten Sinne des Wortes die Kro-ne auf.

Diplom-Ökonom Ste-fan M. Mühling (45), Ge-schäftsführer und Mit-gesellschafter von die developer, versteht den Kö-Bogen samt (demnächst) neuer Umgebung denn auch als markantes Symbol und Synonym für eine Architektur, die Stadt und Landschaft kongenial verbindet: „Durch den Bau der neuen Wehrhahn-U-Bahnlinie und der damit einhergehenden Unter-tunnelung wird der zentrale Jan-Wellem-Platz einer neuen, sinnvollen Nutzung zugeführt und im Zuge der Umfeldgestaltung so ein attraktiver Stadtmit-telpunkt geschaffen, der Bürger wie Besucher der Stadt Düsseldorf gleichermaßen begeistern und bereichern wird.“★ Vodafone-Campus: Mit diesem Großprojekt,

hinter dem sich ein Investitionsvolumen von mehr als 300 Millionen verbirgt, wird ein wei-terer städtebaulicher Akzent in der NRW-Landes-

hauptstadt gesetzt. In nur 27 Monaten Bau-zeit – Start war Mitte September dieses Jahres – entsteht auf dem Ge-lände der ehemali-gen Gatzweiler-Brauerei im Düsseldorfer S t a d t t e i l Heerdt ein Neubau, der unter ande-rem ein 19-ge-schossiges,

etwa 100 Meter

hohes Hochhaus („Vodafone-Tower“), drei Ge-bäuderiegel und ein Parkhaus umfasst. Der Miet-vertrag mit der Vodafone D2 GmbH über die rund 86 000 Quadratmeter Bürofl äche hat eine Lauf-zeit von 20 Jahren.★ Palais Oppenheim: Anfang 2010 wurde ein

städtebaulicher Wettbewerb entschieden, auf dessen Basis die von 1906 bis 1908 erbaute und unter Denkmalschutz stehende Villa Oppenheim in Köln-Bayenthal bis zum Jahr 2013 neu entwi-ckelt wird. Das historische Gebäude, der Park mit dem alten Baumbestand und die zwei fl ankie-renden Neubauten werden das Areal am Gustav-Heinemann-Ufer wieder zu einer der repräsen-tativsten Adressen Kölns machen; bis zu 16 000

rds Düsseldorf. Die im April 2008 in Düsseldorf gegründete die developer Projektentwicklung GmbH (ddP), die in der Unternehmerstadt mit der Rheinmetall Immobilien GmbH (RIG) bei den beiden aktuellen Bauvorhaben „Lighthouse“ und „doubleU“ eng zusammenarbeitet und die jetzt vom international renommierten Finanz-magazin „Euromoney“ zum „Best Offi ce Developer in Germany“ gekürt wurde, entwickelt hochwertige Anlageprojekte für rendite- und qualitätsorientierte Immobilieninvestoren im westdeutschen Raum. Im Fokus steht dabei die Konzeption von Gewerbeimmobilien in den Bereichen Büro und Einzelhandel von der Initiierung bis zur Fertigstellung – und dies sowohl bei Neubauten als auch Gebäudesanie-rungen (Refurbishments). Die bestehenden Netzwerke zum Hauptgesellschafter und Kapitalpart-ner – das ist die Deutsche Immobilien Holding AG als Beteiligungsgesellschaft der Zech Group GmbH (Bremen) – gewährleisten den Zugriff auf weiteres Know-how und notwendige Eigenmittel.

Zu den aktuellen städtebaulichen Großprojek-ten, bei denen die developer unter anderem mit international renommierten Architekten koope-rieren, gehören zum Beispiel der in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt vor gut einem Jahr gestartete „Kö-Bogen“, der kürzlich begon-nene Neubau des Vodafone-Campus Düsseldorf und das Palais Oppenheim in Düsseldorfs Nach-

Kö-Bogen: Im Herzen der Stadt zwischen Kö-nigsallee, Schadowplatz und Hofgarten gelegen, realisieren die developer zusammen mit dem weltweit angesehenen

hauptstadt gesetzt. In nur 27 Monaten Bau-zeit – Start war Mitte September dieses Jahres – entsteht auf dem Ge-lände der ehemali-gen Gatzweiler-Brauerei im Düsseldorfer S t a d t t e i l Heerdt ein Neubau, der unter ande-rem ein 19-ge-schossiges,

etwa 100 Meter

rds Düsseldorf. Die im April 2008 in Düsseldorf gegründete die developer Projektentwicklung GmbH (ddP), die in der Unternehmerstadt mit der Rheinmetall Immobilien GmbH (RIG) bei den beiden aktuellen Bauvorhaben „Lighthouse“ und „doubleU“ eng zusammenarbeitet und die jetzt vom international renommierten Finanz-magazin „Euromoney“ zum „Best Offi ce Developer in Germany“ gekürt wurde, entwickelt hochwertige Anlageprojekte für rendite- und qualitätsorientierte Immobilieninvestoren im westdeutschen Raum. Im Fokus steht dabei die Konzeption von Gewerbeimmobilien in den Bereichen Büro und Einzelhandel von der Initiierung bis zur Fertigstellung – und dies sowohl bei Neubauten als auch Gebäudesanie-rungen (Refurbishments). Die bestehenden Netzwerke zum Hauptgesellschafter und Kapitalpart-ner – das ist die Deutsche Immobilien Holding AG als Beteiligungsgesellschaft der Zech Group GmbH (Bremen) – gewährleisten den Zugriff auf weiteres Know-how und notwendige Eigenmittel.

die developer – kompetente RIG-Partner bei „Lighthouse“ und „doubleU“

„Idealtypische Kooperation“

Der Kö-Bogen als prägnantes, mar-kantes Gelenk-Ob-jekt an einem der exponiertesten Orte Düsseldorfs wird zum Synonym für eine Architektur, die Stadt und Land-schaft kongenial verbindet. Baube-ginn für das Presti-geobjekt war im Ja-nuar 2010; bis Ende 2013 werden auf sechs Geschossen bis zu 40 000 Qua-dratmeter Einzel-handels-, Gastro-nomie- und Büro-fl ächen errichtet.

Bild: die developer/Cadman

Quadratmeter Mietfl äche für unterschiedlichste Nutzungen können auf dem Gelände verwirklicht werden.

Auf dem Areal der Unternehmerstadt in Düs-seldorf-Derendorf realisiert das zehnköpfi ge die-developer-Team im Joint Venture mit der RIG – wie mehrfach berichtet – derzeit die beiden Büropro-jekte „Lighthouse“ und „doubleU“, dessen Grund-steinlegung vor wenigen Wochen stattfand (siehe unten). Wobei ddP-Firmenchef Mühling, der zwi-schen 2001 und Anfang 2008 als Geschäftsführer die deutschlandweiten Projektentwicklungsakti-vitäten im Strabag-Konzern leitete, vor allem von dem kompetenten Miteinander angetan ist: „Die Zusammenarbeit zwischen RIG und ddP möchte

ich gerne mit dem Attribut ‚idealtypisch‘ charakte-risieren. Während RIG sich federführend und sehr erfolgreich um den Part Vermarktung unserer ge-meinsamen Projekte bemüht, kann sich die ddP voll und ganz auf die Umsetzung der Planungs- und Bauaufgaben konzentrieren – und zwar auf Grundlage der gemeinsam entwickelten und ver-abschiedeten Produktkonzeption. So entsteht eine von Synergien geprägte Kooperation, die eine gute Basis für wirtschaftlichen Erfolg legt und zudem alle Beteiligten zu überdurchschnittlichen Leistungen motiviert. Die bislang erzielten Ergeb-nisse geben Anlass zu der berechtigten Hoffnung, auf diesem Fundament weitere Projekte gemein-sam initiieren und realisieren zu können.“

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Mit dem Lernprogramm „Brandbekämpfung an Bord von Schiffen und Booten der Deutschen

Marine“, kurz „SIM/BAD“, hat die benntec System-

technik GmbH in Bre-men den E-Learning Award gewonnen.

Diese Auszeichnung wird einmal im Jahr vom Fachmagazin „eLearning Journal“ vergeben. Nach der offiziel-len Bekanntgabe der Gewinner auf der „Zukunft Personal 2010“ in Köln wer-den die Projektpartner den Preis auf der Bildungsmesse „Didacta“ im Feb-ruar 2011 in Stuttgart entgegenneh-men. „Diese Auszeichnung durch ein neutrales Fachmedium freut uns sehr und zeigt uns gleichzeitig, dass wir mit unseren Produkten in verschiedenen Märkten erfolgreich sind“, sagt benn-tec-Geschäftsführer Joachim Ratte.

Einen Brand in einer Trainingssituati-on zu bekämpfen, klingt für viele junge Marinesoldaten spannend. Allerdings beginnt auch dieser Teil der Ausbildung zunächst mit grauer Theorie: So müssen Ausrüstungsgegenstände und Verfahren kennengelernt, Meldewege und Abläufe einstudiert werden. „Im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen, damit Brände schnell bekämpft und Menschenleben nicht gefährdet werden“, sagt Projekt-leiter Thomas Daroszewski.„Hier setzt unser Lernprogramm an: Ausbildungs-welten werden dadurch verknüpft, dass das theoretische Wissen unmittelbar in der virtuellen Praxis, also in verschiede-nen Brand-Simulationen in Echtzeit 3D angewendet werden kann“, erläutert der Projektleiter das Konzept des Lern-programms, das benntec für das Mari-neamt und das Schiffssicherungszent-rum realisiert hat.

In vier verschiedenen Schwierig-keitsstufen werden die Marinesolda-ten spielerisch mit Brandsituationen konfrontiert, die sie aus der Sicht

verschiedener Rollen mit den dazuge-hörigen Handlungskompetenzen und Verfahren erleben können. Mögliche Rollen sind zum Beispiel die des Erst-bekämpfers oder des Truppführers. Wie in der Praxisausbildung muss zunächst das Gerät in einer virtuellen Brandhalle zusammengestellt werden, um dann kleinere Brände virtuell zu bekämpfen. In den nächsten Stufen müssen spontane Brände an Bord, zum Beispiel im Maschinenraum oder in der Unterkunft, gelöscht werden.

Daroszewski: „Mit diesem Projekt ha-ben wir bewiesen, dass die Praxisaus-bildung durch virtuelle Szenarien und Simulationen nicht nur ergänzt, son-dern um eine entscheidende Kompo-nente erweitert werden kann, nämlich dem Erproben und Einüben von Hand-lungen und Verfahrensweisen in kri-tischen Situationen und unter Stress ohne persönliche Gefährdung. Das Erfolgskonzept für den Gewinn des Awards war, dass wir in enger Zusam-menarbeit mit unserem Kunden ein Lernprogramm hergestellt haben, das äußerst rea-litätsnah den berufli-chen Alltag der Mari-nesoldaten abbildet und sich an den Aus-bildungsbedürfnissen jünge-rer Erwachsener orientiert.“

Ein weiteres aktuelles Projekt, das benntec aus diesem Lernprogramm für seine Kunden aus der Industrie so-wie für öffentliche Auftraggeber – so zum Beispiel Feuerwehren, Katastro-phenschutzdiensten oder Raffinerien und Chemiewerke – entwickelt hat, ist das Ausbildungsprogramm „Vir-tual Mission Trainer“ (ViMiT). Dabei handelt es sich um eine simulations-gestützte Ausbildung für die Bereiche Rettung, Brand- und Katastrophen-schutz und Sicherheit. Weil in die-sem Bereich die Ausbildung in realen Szenarien wegen der Gefährdung der

Die Realisierung von Lernapplikationen – hier zum Beispiel zur Brandbekämpfung in diversen Situationen – und interaktiven Produktpräsentationen ist das Hauptgeschäft der benntec Systemtechnik GmbH.

oho Kapstadt/Düsseldorf. Mit der erstmaligen Präsentation eines Leo-pard 2A4-Kampfpanzers auf dem afrika-nischen Kontinent hat Rheinmetall De-fence kürzlich auf der Africa Aerospace & Defence 2010 (AAD) in Kapstadt einen viel beachteten Messeauftritt gehabt. Bei den täglichen Live-Vorführungen auf dem Test-Parcours beeindruckte das Fahrzeug auch durch seine hohe Mobilität in schwerem Gelände.

Rheinmetall verfügt über mehr als vierzig Jahre Erfahrung in der Entwick-lung und Fertigung von gepanzerten Kampffahrzeugen. Vom Leopard 2, der unverändert den Maßstab für moder-ne Kampfpanzer bildet, existieren ins-gesamt über 3600 Exemplare, die in 16 Nutzerstaaten im Einsatz sind. Zwar nicht der Generalunternehmer des Leo pard 2, so ist Rheinmetall dennoch maßgeblich an der Entwicklung und Produktion des Leopard 2 beteiligt. Von insgesamt 2125 Leopard 2 in der Version A4 hat Rheinmetall 977 Syste-me in Kiel vollständig hergestellt und an die Endkunden Deutschland und Niederlande geliefert.

Rheinmetall steuert mit entscheiden-den Teilsystemen maßgebliche techno-logische Anteile zum Gesamtsystem Leopard bei. So ist das Düsseldorfer Unternehmen verantwortlich für die

120mm Glattrohrkanone, die bis heute als beste Panzerkanone der Welt gilt.

Im Munitionsbereich profitiert das Gesamtsystem Leopard ebenfalls von der Technologieführerschaft Rheinme-talls. Mit der optimal abgestimmten

Kombination aus Waffenanlage und der dazugehörigen Munitionsfamilie beweist der Kampfpanzer Leopard 2 die Schlüsselkompetenz des Un-ternehmens Rheinmetall im Bereich

Waffe und Munition sowie System-technik.

Der vom Leopard abgeleitete und von Rheinmetall entwickelte und geliefer-te Bergepanzer 3 Büffel bildet zusam-men mit dem Leopard 2 das „System

Kampfpanzer“. Mit dem ebenfalls auf dem Fahrgestell Leopard 2 basieren-den, hoch spezialisierten Pionierpanzer Kodiak unterstreicht das Unternehmen eindrucksvoll seine über den Kampf-

panzer selbst hinausgehende Systemfä-higkeit und -kompetenz. Im Bereich der Führungs- und Feuerleittechnik verfügt Rheinmetall über ein Alleinstellungs-merkmal. Angepasst an die jeweiligen Anforderungen des Nutzers werden in-

dividuelle Lösungen mit der Möglichkeit zur Integration in vorhandene überge-ordnete Führungssysteme geboten.

Auch mit Blick auf zukünftige Szenari-en bietet Rheinmetall mit dem modula-

ren Upgrade-Programm MBT Revolution ein schlüssiges Konzept, um den Leo-pard 2 sowie andere Kampfpanzer mis-sionsgerecht anzupassen. Bestandteile des Konzeptes sind insbesondere der vollständig digitalisierte Turm, ein voll-umfängliches Schutzpaket, das auch al-len Bedrohungen des asymmetrischen Gefechts standhält sowie optische Sicht- und Aufklärungsmittel der dritten Generation. Nicht zuletzt die Entwick-lungs- und Erprobungsmöglichkeiten auf Europas größtem privaten Schieß-platz am Kompetenzstandort Unterlüß – nahe der deutschen Kampftruppen-schule Munster gelegen – ermöglichen eine hohe Eigenständigkeit und Wirt-schaftlichkeit in der Entwicklung künfti-ger wehrtechnischer Lösungen.

Gerade in der aktuellen Afghanistan-Mission hat sich das Gesamtsystem Leopard 2 eindrucksvoll gegen asym-metrische Bedrohungen wie Minen und IEDs bewährt und Besatzungen das Leben gerettet. Heute ist unbestritten, dass der schwere Kampfpanzer auch in künftigen Szenarien Garant für Durch-setzungs- und Überlebensfähigkeit der eigenen Kräfte ist – ein Aspekt, der auch bei der Ablösung der veralteten Olifant-Kampfpanzer der South African National Defence Forces eine entschei-dende Rolle spielen dürfte.

AAD-Messepremiere: Auch mit Blick auf zukünftige Szenarien bietet Rheinmetall mit dem modularen Upgrade-Programm MBT Revolution ein schlüssiges Konzept, um den Leopard 2 sowie andere Kampfpanzer missionsgerecht anzupassen.

Rheinmetall Defence präsentierte Leopard 2A4 auf der AAD-Messe in Kapstadt

Hohe Mobilität in schwerem Gelände

ann Bremen. Die Realisierung von Lernapplikationen und interaktiven Pro-duktpräsentationen unter anderem zur Vertriebsunterstützung ist das Haupt-geschäft der benntec Systemtechnik GmbH. Das Bremer Unternehmen, das mit seinen 40 E-Learning-Spezialisten und Spezialistinnen auf diesem Gebiet seit über 15 Jahren erfolgreich tätig ist und dieses Jahr rund 6,4 Millionen E Umsatz erwirtschaften will, stellt die Kernkompetenz für E-Learning & Multimedia-Applikationen im Rheinmetall-Konzern dar. Zum Portfolio des Unternehmens gehören die Beratung des Kunden zum möglichen Einsatz von E-Learning, die Trainingsbedarfsanalyse sowie die Realisierung entsprechender Lern-programme und die Installation eines geeigneten Lernmanagementsystems.

benntec Systemtechnik GmbH in Bremen gewinnt den E-Learning Award 2010

Virtuell für den Ernstfall probenÜbenden problematisch und sehr auf-wendig ist, stellt diese Lernform eine effektive und nachhaltige Alternative dar: In einem den realen Gegebenhei-ten nachgebildeten 3D-Szenario kann der Lernende zum Beispiel Verfahrens-weisen interaktiv und in Echtzeit trai-nieren und komplexe Bedienvorgänge sicher erlernen.

„Besonders bei sicherheitsre-levanten Schulungsinhalten sind didaktisch geführte Si-mulationen eine optimale Vorbereitung auf eine praktische Übung oder den Ernstfall,“ erläu-tert ViMiT-Produkt-

mana-g e r i n Christina Barkhorn und fügt hinzu: „Es werden bessere Lerner-gebnisse erzielt, weil abstrakte Inhal-te durch Simulationen anschaulich gemacht werden und die Mitarbeiter motiviert sind, sich mit diesen ausei-nanderzusetzen.“ Die gleichbleibend hohe Qualität, gepaart mit einem in-dividuell auf den Ausbildungsbedarf ausgerichteten Lernprogramm und der Kostenersparnis, zum Beispiel durch verringerte Abwesenheitszeiten vom Arbeitsplatz, sind weitere Vorteile des multimedial-gestützten, handlungs-orientierten Trainings.

Annette Neumann

„Unsere Kunden geben uns vor, in welcher Ausprägung die Lernpro-gramme erstellt werden sollen. Von einfacher Visualisierung der zu vermit-telnden Technik bis hin zur Einbettung hoch interaktiver, simulativer Anteile und dem Einsatz von Game Engines zur Nachbildung realitätsnaher 3D-Um-gebungen ist alles möglich“, erläutert

Geschäftsführer Joachim Ratte das Spektrum des Dienstleis-tungsangebotes und ergänzt:

„Unser Ansatz ist dabei immer, dass Lernen Spaß machen soll, denn Spaß beim Lernen ist die beste Garantie für einen hohen

Lernerfolg. Von unseren über-wiegend militärischen Kunden im In- und Ausland ist uns oft-mals bestätigt worden, dass wir unser Handwerkszeug ver-

stehen, wie auch der Award jetzt wieder bestätigt.“

Dass dieses Konzept im Markt aufgrund des hohen Kundennutzens mit großem Erfolg Früchte trägt, zei-gen folgende Referenzprojekte, die indes nur ein kleines Schlaglicht auf die umfassende Kompetenz der benntec-Crew werfen:

H Für die Bundeswehr mit den Be-reichen Luftwaffe, Heer, Marine und Sanitätsdienst entwickelt und liefert benntec seit Jahren moderne Aus-bildungstechnologie, so konzipierte benntec z. B. die computergestützte

Ausbildung (CBT = Computer Based Training) für das Wartungs- und In-standsetzungspersonal des Kampf-hubschraubers Tiger; Themengebiete sind Hubschraubertechnik, Waffen-elektronik und Avionik. Hinzu kommt – ebenfalls für den Tiger – das kom-plette CBT-Training für die fliegenden Besatzungen. Die deutsche Heeres-fliegerwaffenschule, ebenso wie die Bundespolizei, nutzt ein integriertes Lern- und Trainingssystem für die Basis ausbildung von Hubschrauberpi-loten nach internationalen Regularien. Auch im benntec-Programm: ein Trai-ningsprogramm für Dekontaminations-einrichtungen der ABC-Abwehrtruppe sowie eine digitale Unterrichtshilfe (CAI = Computer Aided Instruction) für die Ausbildung am Schützenpanzer Puma sowie Boxer und Fuchs.

H Im Industriebereich hat das Bre-mer Unternehmen z.B. ein „Web Based Training“ (WBT) zum Common-Rail-System (Schiffsdieselmotor) für Servicetechniker und Schüler der MAN Diesel Prime Serve Academy re-alisiert. Für den Airbus-Standort Ham-burg wurde unter dem Titel „Die ersten 100 Tage als Newcomer“ eine zur Trai-ningsbedarfsanalyse, Beratung und Entwicklung eines Ausbildungskon-zeptes für die interne Weiterbildung neuer Mitarbeiter aus anderen Stand-orten (speziell USA) durchgeführt.

H Für den Bereich Healthcare gibt es beispielsweise ein multimedia-les 3-D-Beratungssystem, mit dem Zahnbehandlungen am Modell ge-zeigt werden können; Kunde ist hier die CompuGroup Medical Dentalsys-tems GmbH., führender Anbieter von Zahnarztpraxissoftware in Europa.

„Spaß am Lernen“

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dp Thun/Bremen. Modernste Schieß-, Gefechts- und Taktiksimulatoren hat der Rheinmetall-Defence-Geschäfts-bereich „Simulation und Ausbildung“ jetzt an die Schweizer Armee überge-ben. Dem Schweizer Heer stehen damit im Mechanisierten Ausbildungszen-trum in Thun nun modernste Ausbil-dungsgeräte in einer der weltweit größ-ten Simulationsanlagen zur Verfügung. Im Einzelnen wurde sowohl die „Elekt-ronische Schießausbildungsanlage Schützenpanzer 2000 (Elsa Spz2000) und Schießkommandant (SKdt)“ an die schweizerische Beschaffungsbehörde Armasuisse übergeben als auch die „Elektronische Schießausbildungsan-lage für Panzer 87 Leopard WE (Elsa Leo II WE)“. Gleichzeitig ist auch die Weiterentwicklung und Regeneration des „Elektronischen Taktiksimulators für mechanisierte Verbände (Eltam)“ in den Entwicklungsstufen E1-E4 of-fiziell und termingerecht der Truppe übergeben worden.

Mit den neuen Systemen kann die Schweizer Armee nunmehr virtuelle Si-mulatoren nutzen, mit denen von der Einzelausbildung eines Richtschüt-zen bis zur Taktikausbildung eines vollständigen Bataillonsstabes alle Ausbildungsstufen beim Nutzer abge-deckt werden.

Die besondere Herausforderung in der Umsetzung der Arbeiten lag in der

Komplexität des Simulatorverbunds. Die Kontrolle über ein Netzwerk von über 900 Rechnern mit einem simulati-onsspezifischen Softwareumfang von rund 17 Millionen Programmierzeilen, 348 Projektoren und 616 Sichtsystem-kanälen ist sowohl entwicklungstech-nisch als auch logistisch eine Höchst-leistung. Damit ist am Standort Thun

der bisher größte Simulatorverbund von Rheinmetall Defence in der virtu-ellen Simulation entstanden.

Die auszubildenden Soldaten befin-den sich in 35 realen Fahrzeugnach-bildungen, die alle mit einer 360 Grad Außensichtprojektion ausgerüstet sind, und führen das Gefecht in einem virtuellen Gelände mit einer Größe von

1666 Quadratkilometern. Dort sind 460 Ortschaften, etwa 9000 Straßenki-lometer und eine Vielzahl von Feldern, Wäldern und Flüssen modelliert. Mit Modellen aller gängigen militärischen Land- und Luftfahrzeuge können die Ausbilder beliebige taktische Szenari-en generieren. Optisch und akustisch dargestellte Gefechtseffekte lassen die

Schulungsteilnehmer die Situationen im Simulator realitätsnah erleben.

Bei „Eltam“ liegt der Fokus auf der taktischen Ausbildung der Führer von Übungstruppen in Bataillonsstärke. Neben der Kampf- und Kampfunter-stützungstruppe werden auch die Lo-gistik- und die Sanitätstruppe in die Übungen mit einbezogen. Dadurch können Zeit verzögernde Einflüsse lo-gistischer Vorgänge in die Ausbildung mit einfließen.

In Kommunikationssystemen werden alle Sprechfunkkreise entsprechend dem Gefechtsszenario konfiguriert und über Nachbildungen der Funkgeräte genutzt. Auch die Kopplung des Simu-lators mit dem originalen Artilleriefüh-rungssystem „Intaff“ ist realisiert.

Mit der Fertigstellung dieser komple-xen Schieß-, Gefechts- und Taktiksi-mulatoren im Mechanisierten Ausbil-dungszentrum in Thun unterstreicht Rheinmetall Defence erneut die Spit-zenstellung, die das Unternehmen mit seinem Geschäftsbereich „Simulation und Ausbildung“ weltweit innehat. Mit Lösungen für die Streitkräfte des Heeres, der Luftwaffe und der Marine leistet Rheinmetall weltweit einen sub-stanziellen Beitrag für eine profunde und realitätsgerechte Ausbildung und ist den Streitkräften in vielen Ländern rund um den Globus ein leistungsfähi-ger und verlässlicher Partner.

dp Neuss/Tokio. Die zur Kolben-schmidt-Pierburg-Gruppe gehören-de Pierburg Pump Technology GmbH (Neuss) hat mit der Mikuni Corporation (Tokio) die Gründung eines Vertriebs-, Entwicklungs- und Produktions-Joint Ventures für elektrische Kühlmittel-pumpen und variable Ölpumpen für den asiatischen Markt vereinbart, an dem Pierburg Pump Technology 51 Pro-zent halten wird.

Angesichts künftiger Motorenkon-zepte, beispielsweise bei Hybrid- oder Elektrofahrzeugen, sowie im Hinblick auf die Verbrauchsreduzierung kon-ventionell angetriebener Motoren er-hält der Einsatz von variablen elektri-schen Pumpen für Öl und Wasser eine immer größere Bedeutung. Durch die geplante Zusammenarbeit ergeben

sich für beide Unternehmen, insbe-sondere in der von Pierburg im Markt eingeführten Technologie elektrischer Kühlmittelpumpen, zusätzliche Markt-chancen bei japanischen Herstellern

sowie im chinesischen und indischen Automobilmarkt.

Dazu Udo Nenning, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Pierburg Pump Technology GmbH: „Beide Unterneh-men passen von ihrem Produkt- und Prozessportfolio optimal zusammen.

Die starke Vertriebs- und Fertigungs-basis von Mikuni in Asien stellt in Verbindung mit unseren auf dem ak-tuellen Stand der Technik befindlichen Ressourcen in der Produkt- und Pro-zessentwicklung eine sehr gute Basis für ein künftiges Wachstum in dieser Region dar. “

Mikuni ist ein auf den asiatischen Märkten sehr gut eingeführter Auto-mobilzulieferer mit Schwerpunkten bei Vergasern für Pkws und Motor-räder, Öl- und Kühlmittelpumpen, Drosselklappenstutzen, Aktuatoren und Magnetventilen sowie bei Kom-ponenten für Einspritzsysteme. Das Unternehmen verfügt über Produkti-onsstätten in Japan, China und Indien und unterhält zudem weltweite Ver-triebsbüros.

Mikuni pumptnun mit Pierburg

Modernste Simulationstechnologie im Mechanisierten Ausbildungszentrum

Alle Stufen für Schweizer Armee

Freuten sich anlässlich der Übergabe modernster Schieß-, Gefechts- und Taktiksimulatoren an die Schweizer Armee (v.l.n.r.): Jean-Pierre Leuenberger (Kommandant Lehrverband Panzer und Artillerie), Rüstungschef Jakob Baumann, Ulrich Sasse (Geschäfts-bereichsleiter Simulation und Ausbildung bei Rheinmetall) und Korpskommandant Dominique Andrey (Kommandant Heer).

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Mit den hochmodernen Systemen kann die Schweizer Armee nunmehr virtuelle Simulatoren nutzen, mit denen von der Einzelausbildung eines Richtschützen bis zur Taktikausbildung eines vollständigen Bataillons-stabes alle Ausbildungsstufen beim Nutzer abgedeckt werden. Die auszubildenden Soldaten befinden sich in 35 realen Fahrzeugnachbildungen, die alle mit einer 360 Grad Außensichtprojektion ausgerüstet sind.

Neu-Delhi/Rajasthan. Einer beson-deren Herausforderung haben sich in diesem Jahr vier Mitarbeiter des Geschäftsbereichs Rheinmetall Waffe und Munition (Rheinmetall Waffe Mu-nition GmbH – RWM) sowie zwei Mit-arbeiter von Rheinmetall Fahrzeugsys-teme (Rheinmetall Landsysteme GmbH – RLS) gestellt. Von Juni bis August 2010 betreuten sie die Truppenerprobung des neu entwickelten Artilleriesystems RWG-52 „Nashorn“ (Rheinmetall Whee-led Gun 52 Calibre) durch das indische Militär in der Wüste von Rajasthan im Westen Indiens. An der Vergleichser-probung nimmt neben Rheinmetall ein weiterer Anbieter teil.

„Alles begann mit einer Ausschrei-bung über 180 mobile Artilleriegeschüt-ze seitens der indischen Streitkräfte. Darauf hat Rheinmetall Anfang 2008 mit der Abgabe eines Angebotes rea-giert“, erinnert sich „Nashorn“-Pro-jektleiter Michael Hirata (RWM), der in Indien für die späteren Testabschnitte „Instandsetzbarkeit“ und „Elektro-magnetische Verträglichkeit“ in Ah-mednagar verantwortlich war.

Das Land mit seinen gut 1,2 Milliar-den Einwohnern stellt (nicht nur) für die Defence-Branche einen der wichtigsten Absatzmärkte der Zukunft dar. Die Aus-

rüstung der gesamten Armee – immer-hin rund 1,3 Millionen Soldaten – soll in den nächsten Jahren grundlegend mo-dernisiert werden. Rheinmetall hat sich vor diesem Hintergrund in der jüngsten Vergangenheit bereits erfolgreich als kompetenter Systemanbieter positio-nieren können. Die nun durch das indi-sche Verteidigungsministerium erfolgte Einladung zu den NCNC-Trials (No Cost No Commitment) unterstreicht das Ver-

trauen in die Zuverlässigkeit des Düs-seldorfer Wehrtechnik-Spezialisten.

Bereits bei der Entwicklung des Waf-fensystems hatte das Projektteam einen speziellen Kundenwunsch zu beachten: Das RWG-52-Nashorn-Artilleriesystem ist im Unterschied zu früheren Modellen aus dem Hause Rheinmetall eine rad-gestützte Haubitze. „Dies bietet den in-dischen Streitkräften diverse Vorteile, so zu Beispiel einen kleineren logisti schen Aufwand und eine bessere Verlegbarkeit über weite Strecken“, erläutert Hirata. Für die Kanone, die weitestgehend der

Waffe aus der Panzerhaubitze 2000 entspricht, musste also zunächst ein neuer Träger gefunden werden.

Dazu wurden ein neues Fahrgestell und ein neuer Turm entwickelt, in den die Waffe integriert werden musste. Zu diesem Zweck führte das Projektteam von Januar 2010 an die internen Vorer-probungen auf dem Schießplatz Alkant-pan in Südafrika durch. Nachdem man das System dort erfolgreich getestet

hatte, wurde das komplette Fahrzeug inklusive aller Werkzeuge und Ersatz-teile mit einem Großraumtransportflug-zeug des Typs Antonov AN-124 von Jo-hannesburg nach Neu-Delhi geflogen. Die zulässige Nutzlast von rund 80 Ton-nen wurde dabei nahezu erreicht.

Die Vergleichserprobung, die Ende Juni dieses Jahres offiziell startete, verlangte den Beteiligten der Defence-Standorte Kiel und Unterlüß viel ab. Den morgendlichen Ablauf eines ty-pischen Tages „in den Trials“ schildert Christoph Jehn (RLS), Diplomkaufmann

und Produktmanager für das RWG-52-Projekt, so: „In den ersten Wochen fuhr unser Bus um vier Uhr morgens Richtung Schießplatz, wir mussten also spätestens um halb vier aufstehen. Die Fahrt zur ‚Pokhran Field Firing Range‘ auf dem Erprobungsgelände dauerte etwa eine Stunde und verlief über teilweise unbefestigte Straßen. Nachdem wir das Geschütz dort in die Feuerstellung gebracht und die Munition empfangen

hatten, konnten wir ab neun Uhr mit dem Schießen beginnen. Die Tempe-raturen auf dem Schießplatz kletterten dabei bereits am Morgen schnell auf 40 bis 45 Grad Celsius im Schatten.“

Auch hinsichtlich des indischen Kun-den konnten viele wertvolle Erfahrungen gewonnen werden. Zunächst mussten sich die Rheinmetall-Mitarbeiter auf eine „etwas weniger straff gelenkte“ Durch-führung der Tests einstellen, als sie es aus der Heimat gewohnt waren. „Man hat es auf dem indischen Subkontinent mit sehr unterschiedlichen Ansprech-

partnern zu tun; viele verschiedene Per-sonen stellten individuelle Fragen. Aus diesem Grund sind wir nach kurzer Zeit dazu übergegangen, alle Kundenfragen in einer Datenbank zu katalogisieren. Hinzu kam, dass unsere indischen Ge-sprächspartner technisch gut vorbereitet und organisiert waren“, schildert Jehn, der für die Vergleichserprobung als Trial Manager verantwortlich war.

Darüber hinaus hatte das Team mit mehreren heftigen Sandstürmen so-wie schweren Regenfällen zu kämpfen, die im Zusammenhang mit den Über-schwemmungen in Pakistan diesen Sommer auch Indien erreichten. Die ge-legentliche Begleitung durch Skorpione, Schlangen und vor allem Moskitos stell-te eine weitere Herausforderung dar.

Insgesamt wird die Erprobung der RWG-52 voraussichtlich noch bis Ende 2010 dauern. Das „Nashorn“ muss sich in der jetzt anstehenden, letzten Phase noch gegenüber dem Wettbewerbsys-tem bei Tests zum Bereich „Umwelt-faktoren“ in Bangalore durchsetzen. Michael Hirata gibt sich optimistisch: „Wenn auch diese abschließenden Tests erfolgreich verlaufen, könnte eine Auftragserteilung für die 180 ge-planten Systeme frühestens ab Mitte 2011 erfolgen.“ Patrick Rohmann

Neuartiges Artilleriesystem von Rheinmetall in der Vergleichserprobung in Indien

„Nashorn“ unter sengender Sonne

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Das Attribut „exotisch“ haben sie mittlerweile abgelegt, den Status „Pionier“ tragen sie aber allemal nach wie vor: Väter, die – wie hier Harald Votteler (KS Aluminium-Technologie GmbH – Neckarsulm) mit Tochter Marie – eine zeitlich begrenzte berufliche Auszeit nehmen, um sich um den eigenen Nachwuchs zu kümmern. Wie das in der Praxis ausschaut, beschreibt „Profil“-Autorin Manuela Schall auf den folgenden beiden Seiten am Beispiel von sechs Vätern, die in Unternehmen der Kolbenschmidt-Pierburg-Firmengruppe arbeiten.

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Noch gelten sie als Pioniere in ihren Unternehmen: Männer, die in Elternzeit gehen und für ihre Kinder eine Auszeit vom Job nehmen. Soziologen bezeichnen sie auch als „neue Väter“ – doch was an ihnen ist neu? Oftmals sind sie Hauptverdiener der Familie, stellen an sich aber auch den Anspruch, aktiv zur Erziehung ihrer Kinder beizutragen. Kurz: Sie stecken im klassischen – bisher nur Frauen vorbehaltenen – Dilemma zwischen Familie und Karriere. Hier hilft das Elterngeld: Laut Statistischem Bundesamt wurde im ersten Quartal 2010 jeder fünfte Antrag auf diese neue Familienleistung von einem Mann gestellt, wobei die große Mehrheit der Männer nur zwei Monate zu Hause bleibt und diesen Zeitraum zusätzlich zu den zwölf Mona-ten Elternzeit der Partnerin in Anspruch nimmt. Nach den Ergebnissen jüngster Studien zu den Auswirkun-

gen des Elterngeldes verbessert dieses die Bedingungen für junge Familien deutlich: Väter gewinnen an gemeinsamer Zeit mit ihren Kindern und erfüllen sich damit stärker ihren Wunsch nach einer engagierteren Vaterschaft. Auch Müttern hilft der neue Trend bei der Aufgabenteilung in der Familie: Wenn ihr Partner sich für die beiden Vätermonate entscheidet, können sie problemloser wieder in den eigenen Beruf zurückkehren und stabilisieren so das Familieneinkommen. Trotz dieser positiven Bilanz in Sachen Elternzeit und Eltern-geld besagt eine andere Statistik, dass Väter durchschnittlich nur 19 Minuten am Tag mit ihrem Kind ver-bringen, wenn es älter als sechs Jahre alt ist. Ist das Kind jünger, betreut Mann es eine ganze Stunde – und man kann davon ausgehen, dass die meisten Väter durchaus mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen möchten.

Elternzeit heute – sechs Väter von KSPG erzählen

Wenn Papi zwischen Job und Windeln pendelt . . .

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Neckarsulm/Neuss. Dies war auch der Wunsch von Thomas Jäpel, Leiter Mini Factory im Werk Hartha der Pierburg Pump Technology GmbH: Seine Toch-ter Tabea wurde im März 2008 geboren, im darauf folgenden September nahm er den ersten Monat Elternzeit. „Ich wusste, dass Babys im Alter von etwa

einem halben Jahr nicht mehr ganz so viel schlafen und habe mich für diesen Zeitpunkt entschieden, um mehr mit meiner Tochter anfangen zu können“, berichtet er. Der zweite Elternzeit-Mo-nat folgte im März 2009, als Tabea ein Jahr alt war. Zu diesem Zeitpunkt hatte ihre Mutter, Cornelia Jäpel, begonnen, halbtags zu arbeiten, und der Nach-

wuchs sollte erstmals eine Kinderta-gesstätte besuchen. „Dadurch, dass ich zu Hause war, waren wir zeitlich fl e-xibler und konnten so unserer Tochter die Eingewöhnungsphase in der KiTa erleichtern“, erklärt Jäpel.

Ganz anders sah die Situation bei La-min Manneh aus, der heute bei Pierburg in Neuss in der Zollabteilung arbeitet. Seine Elternzeit war überhaupt nicht geplant, sondern wurde notwendig, nachdem seine Frau nach der Geburt des Sohnes Musa Anfang 2008 plötz-lich erkrankte, und seine Unterstützung zu Hause dringend benötigt wurde. „Ich war buchstäblich von einem Tag auf den anderen zu Hause und habe mich um alles gekümmert: mit den Kin-

dern gespielt, sie gebadet, gewi-ckelt und bekocht“, beschreibt Manneh die Situation. „Zwar bin ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge in

die Elternzeit gegan-gen – weinend

deshalb, weil mir mein Job

viel Spaß gemacht hat, und lachend, weil ich mich auf die Zeit mit der Fa m i l i e gefreut h a b e . A b e r es war k e i n e F r a -ge, es musste sein.“

Notwendig war die Elternzeit auch bei Harald Votteler, der bei der KS Alu-minum-Technologie GmbH in Neckar-sulm in der Prozessplanung tätig ist und Folgendes schildert: „Meine Le-bensgefährtin konnte als selbständige Friseurmeisterin nicht ohne weiteres eine komplette Auszeit nehmen, so dass wir Mittel und Wege fi nden muss-ten, unsere Zeit so aufzuteilen, dass sie ihren Salon weiterführen konnte.“ Dies sah in der Praxis so aus, dass er von der Geburt seiner Tochter Marie an im September 2009 für fünf Monate ganz zu Hause blieb. Danach arbeitete er neun Monate lang zwanzig Wochen-stunden in Teilzeit.

„Ich war in dieser Zeit täglich einen halben Tag lang im Büro und habe vor allem die Gleitzeitregelung sehr schät-zen gelernt, da sie optimal zur Kinder-betreuung passt und es erlaubt, auch mal früher zu gehen oder zu kommen,

je nach Bedarf. Unter den Männern, die in Elternzeit gehen, bin ich offen-sichtlich noch ein Exot, was die Dau-er angeht. Die meisten mir bekannten Väter machen es ein bis zwei Monate lang“, äußert sich Votteler, der seit De-zember 2010 wieder ganztags seiner Tätigkeit nachgeht.

Spötter verunglimpfen die Elternzeit für Männer gerne als „Wickel-Volon-tariat“ und kritisieren die vermeintli-che „verlängerte Urlaubszeit“. Fragt man jedoch genauer nach, sehen die Erfahrungen der frisch gebackenen Elternzeitler in der Praxis ganz anders aus. So berichtet Harald Votteler: „Die Abläufe mit einem Kleinkind zu Hause sind anfangs ganz schön ungewohnt, man muss sich erst einmal in die Va-terrolle und die neuen Aufgaben hin-einfi nden, und das kann mitunter ganz schön anstrengend sein“.

Dies bestätigt auch Sascha Eller von der KS Gleitlager GmbH in St. Leon-Rot, der nach der Geburt seiner Toch-

ter Luisa fünf Monate am Stück zu Hause geblieben ist. „Die Zeit

der Kinderbetreuung war zwar nicht unmittelbar mit Stress verbunden,

aber sie war doch ungewöhnlich und herausfordernd. Die einzige Phase, in der man tagsüber einmal durchatmen konnte, war zum Beispiel die Mittags-schlafszeit unserer Tochter.“ Der Pro-jektingenieur im Bereich Industrial Engineering sieht in der Elternzeit im Übrigen einen Pluspunkt für den Be-ruf: „Die Auszeit macht den Kopf frei und bringt neue Ideen und Motivation für den Job“, offenbart er, „man weiß danach auch die Regelmäßigkeit des Berufslebens mehr zu schätzen.“

„Einfach mal die andere Seite se-hen“ wollte auch Thomas Mörke, der in der Qualitätssicherung im Berliner Pierburg-Werk arbeitet. Seine Motiva-tion für eine zweimonatige Elternzeit war der Wunsch nach der bewussten Erfahrung, 24 Stunden am Tag die Be-treuungsfunktion für das eigene Kind zu übernehmen. „Man bekommt erst in der Elternzeit ein Gefühl dafür, wie

anstrengend es sein kann, rund um die Uhr für sein Kind da zu sein, aber man lernt auch eine Menge und baut eine ganz andere Bindung auf, als wenn man den Nachwuchs nur nach der Ar-beit sieht“, erzählt er.

So unterschiedlich die Motivationen oder die Dauer der jeweiligen Vater-Auszeit auch sein mögen, in einem Punkt herrscht traute Einigkeit: Alle Befragten möchten die Erfahrung nicht (mehr) missen und würden jeder-zeit wieder Elternzeit beanspruchen. Lamin Manneh sagt es so: „Die Nähe zu den Kindern war gerade in der Zeit, während der ich zu Hause war, unbe-schreiblich intensiv; es war eine sehr, sehr schöne Erfahrung. Wenn meine Familie mich braucht, würde ich auf je-den Fall wieder eine Auszeit nehmen.“

Auch Sascha Eller würde jedem Vater zur Elternzeit raten: „Es war absolut gewinnbringend – ich kann es nur je-dem empfehlen, weil es eine einmalige Chance ist, die sich nicht wiederholen lässt.“

Trotz dieser positiven Erfahrungen muss sich wohl so mancher Vater ge-gen gesellschaftliche Vorurteile und Widerstände behaupten. Viele hegen die Befürchtung, dass eine aktive Va-terschaft im Berufsalltag dem eigenen Image schaden könnte; darüber hinaus bringt unter Umständen nicht jeder Vor-gesetzte Verständnis dafür auf, dass ein Mitarbeiter früher gehen muss, weil ein Kind zu Hause krank ist.

In skandinavischen Ländern ist es bereits Alltag, dass Väter eine Baby-pause einlegen. Aber auch hierzulan-de unterstützen viele Unternehmen die Elternzeit für Männer nicht nur, sondern erkennen auch das Potenzial,

das darin steckt: Ein Mann, der sich liebevoll um das eigene Kind kümmert und auf dessen Bedürfnisse eingeht, entwickelt ganz automatisch seine sozialen Kompetenzen weiter und stei-gert seine Fähigkeit zum Multitasking auch im Büro oder in der Werkshalle.

Erfolgskriterien einer gelungenen Elternzeit sind nicht zuletzt eine früh-zeitige Planung sowie eine möglichst offene Kommunikation mit dem jewei-ligen Chef. Dies unterstreicht auch Per-sonalvorstand Peter Sebastian Krause von der Kolbenschmidt Pierburg AG: „Man sollte auf jeden Fall frühzeitig mit seinen Vorgesetzten sprechen und sich möglichst eigenständig Gedanken darüber machen, wie die eigene Arbeit aufgeteilt werden und man wieder in den Job einsteigen kann.“

auch der Wunsch von Thomas Jäpel, Leiter Mini Factory im

1 Thomas Mörke möchte die „Elternzeit“-Erfahrung mit seiner Tochter Amy nicht mehr missen: „Man lernt viel und baut eine viel intensivere Bindung auf.“

2 „Einfach klasse“ fi ndet Luisa Eller es, wenn Vater Sascha mit ihr herumtollt. Für Eller hat die „Auszeit den Kopf freigemacht“ – auch für neue Motivationen im Job.

3 Nicht der Barbier von Sevilla, sondern Tabea sorgt mitunter dafür, dass Tho-mas Jäpel den Tag mit dem kleinen Wirbelwind auch gut rasiert genießen kann.

4 Christof Krauthausen hängte seinen Job als Beteiligungscontroller sogar zwei Jahre an den Nagel, um intensiv Zeit für die Zwillinge Marlene und Tom zu haben.2

Fotos: Thomas Klink (3), Georg J. Lopada (1) & Lutz Weidler (1)

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Wer sein Kind betreuen möch-te, hat Anspruch auf längstens drei Jahre El-ternzeit. Dabei können die Eltern selbst entscheiden,

wer in Elternzeit geht, theoretisch können sie sie auch gleichzeitig in Anspruch nehmen. Inzwischen ma-chen mehr als zwanzig Prozent der Männer Gebrauch von dieser Rege-lung. Sie sind längst keine Exoten mehr und auf allen Hierarchiestufen zu fi nden – als Vorgesetzte genauso wie als Fließband-Arbeiter, egal, ob im öffentlichen Dienst oder in der Pri-vatwirtschaft.

Das Bundesfamilienministerium setzt mit der Elternzeit- und Eltern-geldregelung auf eine moderne Fa-milienpolitik, die die veränderten Lebensumstände junger Familien be-rücksichtigt und deren wirtschaftli-che Selbständigkeit stärkt. Als maß-geblich für den Erfolg dieser Politik wird der familienpolitische Dreiklang

aus fi nanzieller Förderung, verbes-serter Infrastruktur und mehr Zeit er-achtet. Dabei gilt die Einführung des Elterngeldes als Meilenstein.★ Elterngeld: Bei der Elternzeit

hilft das 2007 eingeführte Elterngeld vom Staat; es fängt einen Einkom-menswegfall nach der Geburt des Kindes auf und steht allen Müttern und Vätern zu, die einen Wohnsitz

in Deutschland haben und mit ihrem Kind in einem Haushalt leben. Grund-sätzlich beträgt das Elterngeld 67 Prozent des bisherigen monatlichen Durchschnitts-Nettogehaltes, wobei mindestens 300 und höchstens 1800 ausbezahlt werden.★ Bezugszeiträume: Die Leistung

kann maximal 14 Monate bezogen werden – die Eltern können jedoch die Bezugszeiträume frei unter sich aufteilen, wobei ein Elternteil min-

destens zwei und höchstens zwölf Monate für sich in Anspruch nehmen kann. Zwei weitere, nicht übertragba-re Monate kommen hinzu, wenn sich der zweite Elternteil an der Kinder-betreuung beteiligen möchte. In der Praxis heißt Letzteres, dass zum Bei-spiel eine junge Mutter zwölf Monate Elterngeld beziehen und sich in den zwei zusätzlichen Monaten der Vater um das Kind kümmern kann – oder umgekehrt.

Laut Statistischem Bundesamt ha-ben im Jahr 2009 rund 86 200 Paare, bei denen sowohl der Vater als auch die Mutter im Laufe des Jahres Eltern-geld erhielten, den Elterngeldbezug beendet. Mehr als die Hälfte dieser Paare (53%) bezogen die Zuwendung zeitweise gemeinsam und zwar für durchschnittlich fast zwei Monate: Väter nahmen im Durchschnitt El-terngeld für 2,5 Monate und Mütter für 11,4 Monate in Anspruch. Nur ein Prozent der Paare hat das Elterngeld über den gesamten Zeitraum zeit-gleich in Anspruch genommen und zwar für durchschnittlich etwas mehr als sechs Monate. msc

Krause weiter: „Für die praktische Umsetzung der Elternzeit ist es von Nutzen, die ganze Bandbreite der Möglichkeiten auszuspielen – von der Erreichbarkeit per Mobilfunk über das home offi ce bis hin zur Teilzeitarbeit. Wir sind als Unternehmen offen für Mitarbeiter, die in Elternzeit gehen möchten, und gehen davon aus, dass es künftig auch immer mehr Beschäf-tigte geben wird, die diese Möglichkeit in Anspruch nehmen möchten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass eine Unterstützung der Eltern in die-ser Situation sehr oft durch ein noch größeres Engagement der Mitarbeiter in betrieblichen Aufgabenstellungen honoriert wird.“

Einer, der bereits vor der Einführung des Elterngeldes in Elternzeit gegan-gen ist, ist Christof Krauthausen. Der heutige Abteilungsleiter im Bereich Controlling bei der Pierburg GmbH (Neuss) hängte 2004 für zwei Jahre seinen damaligen Job als Beteiligungs-controller an den Nagel und widmete sich in Vollzeit den Zwillingen Marlene und Tom, die im August 2003 zur Welt gekommen waren. „Meine Frau steck-te damals mitten in der Ausbildung zur Fachärztin und wollte diese beenden. Also ist sie im ersten Lebensjahr un-serer Kinder zu Hause geblieben, und

ich habe dann deren Betreuung bis zum Kindergartenalter übernommen“, erklärt er.

Bevor Krauthausen in Elternzeit ge-gangen war, hatte man ihm bereits eine Stelle als Abteilungsleiter angeboten. Diese hatte er jedoch abgelehnt, weil seine Frau schwanger war und er be-reits die Auszeit im Visier hatte. „Nach meiner Rückkehr arbeitete ich zu-nächst im Bereich Produkterfolgsrech-nung. Durch die Neustrukturierung des Unternehmens im Zuge der Gründung der Pierburg Pump Technology GmbH hat sich aber erneut die Möglichkeit ei-ner Abteilungsleitung ergeben, die ich dann im Juli 2008 auch gerne ergriffen habe“, verdeutlicht Krauthausen und schmunzelt: „Damals war ich ein Pi-onier, und viele Kollegen waren über-rascht, um nicht zu sagen geschockt – heute ist, bedingt durch das Elterngeld, die Hemmschwelle doch deutlich gerin-ger, als Mann in Elternzeit zu gehen.“

Auch für Thomas Jäpel ging es nach der Elternzeit auf der Karriereleiter

nach oben. „Als ich den ersten Monat genommen habe, war ich noch in der Arbeitsvorbereitung der Kühlmittel-pumpen-Fertigung im Harthaer Werk der Pierburg Pump Technology tätig. Kurz nachdem ich zurückgekehrt war, wurde ich Leiter der Mini Factory für die Herstellung der Wasserumwälzpumpe und hatte damit etwa einhundert Mit-arbeiter unter mir. Diese Position hatte ich auch noch inne, als ich ein halbes Jahr später zum zweiten Mal für einen Monat in Elternzeit gegangen bin“, be-richtet er.

Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, nutzte der junge Vater die Zeit, in der seine Tochter in der Kindertagesstätte war, um immer mal wieder im Werk vorbeizuschauen, Un-terschriften zu leisten und wichtige Angelegenheiten persönlich zu klären. Außerdem war er per home offi ce und auf dem Handy erreichbar. „Meine Kol-legen haben auf meine Ankündigung, in Elternzeit zu gehen, ausgesprochen positiv reagiert. Und die Leiter der anderen beiden Mini Factories haben sich bereit erklärt, im Notfall ein Auge auf meinen Bereich zu werfen, so dass trotz meiner Abwesenheit alles ge-klappt hat“, resümiert Jäpel.

Hilfreich eingesprungen waren auch die Kollegen von Thomas Mörke im

Berliner Pierburg-Werk. Sie haben seine Aufgaben mit übernommen, so dass er ohne Übergangsphase nach zwei Monaten wieder einsteigen konnte. „Für Notfälle war ich auf dem Handy erreichbar“, sagt der 34-Jähri-ge, „aber da meine Elternzeit in eine Phase der Kurzarbeit fi el, war die Ar-beitsbelastung naturgemäß geringer als sonst.“

Die Elternzeit von Sascha Eller fi el ebenfalls in eine Kurzarbeitsphase der KS Gleitlager GmbH; allerdings arbeitet er als Ingenieur sowieso vor allem projektbezogen und wurde im besagten Zeitraum einfach nicht für anstehende Projekte eingeteilt. „Ich habe die geplante Elternzeit schon frühzeitig angekündigt, so dass wir gut planen konnten. Wenn man wie ich vor allem innerhalb von Projekten tätig ist, fällt die Arbeitsaufteilung na-türlich leichter, als wenn die Kollegen das ganze Tagesgeschäft auffangen müssen“, resümiert Eller.

Manuela Schall

Väter keine Exoten mehr

msc Neuss/Neckarsulm. Männer in Elternzeit: ein spannendes Thema nicht nur für Väter, sondern auch für das Unternehmen, in dem sie tätig sind. Ziel der Regelungen zur Elternzeit ist es, Müttern wie Vätern zu ermöglichen, sich um ihre Kinder zu kümmern, ohne dabei den Kontakt zu ihrem Beruf zu verlieren. Eine wichtige Rolle spielt dabei die zunehmende Familienorientierung vor allem von Männern, die die Erweiterung ihrer Familie bewusst miterleben möchten. Dirk Sobosczyk (42) ist Bereichsleiter Human Resources für Pierburg und Pierburg Pump Technology und damit unter anderem zuständig für die strategische Ausrichtung des Personalressorts der bei-den Gesellschaften. Im Interview erklärt der gebürtige Berliner, unter welchen Voraussetzungen es in Unterneh-men gelingen kann, die betrieblichen Interessen mit den Erwartungen junger Familien in Einklang zu bringen.

Lamin Manneh, der in der Zollabteilung der Pierburg GmbH im rheinischen Neuss arbeitet, nahm die Elternzeit in Anspruch, weil seine Gattin plötzlich krank gewor-den war: „Die Nähe zu den Kindern war gerade in der Zeit, während der ich zu Hause war, unbeschreiblich intensiv; es war eine sehr, sehr schöne Erfahrung.“

Profi l: Viele Kritiker sprachen vom „Wickel-Volontariat“, als die Eltern-zeit für Männer eingeführt wurde. Zwi-schenzeitlich hat eine beträchtliche Anzahl junger Väter dieses Angebot angenommen, so dass sich das Bild von ihnen verändert haben dürfte. In-wiefern hat sich denn Ihrer Meinung nach das gesellschaftliche Denken über Elternzeit nehmende Männer seit Anfang 2008 gewandelt?

Sobosczyk: Zunächst einmal ist die Inanspruchnahme von Elternzeit stark abhängig vom regionalen Umfeld, also vom Standort und dem Vorhan-densein klassischer Berufsgruppen. Je konservativer die Nachbar- und Kollegenschaft ist, desto weniger ge-lingt es, Verständnis für Väter mit El-ternzeitabsichten zu entwickeln. Eine gewisse Skepsis dem Thema gegen-über ist nach wie vor spürbar, und es wird je nach Individualfall mehr oder

weniger heftig diskutiert. Generell be-obachten wir, dass vor allem jüngere Mitarbeiter eine höhere Bereitschaft zur „Vaterzeit“ zeigen und auch das Fernbleiben ihrer Kollegen eher ak-zeptieren.

Profi l: Aus Unternehmenssicht ge-sehen: Welche Konsequenzen erge-ben sich eigentlich, wenn Männer in Elternzeit gehen?

Sobosczyk: Generell ist die Eltern-zeit eine Herausforderung für die Pla-nung personeller Ressourcen. Kurze Überbrückungszeiträume, wenn die Elternzeiten nur ein bis wenige Mona-te betragen, können Probleme berei-ten. Hier könnte ein fl exibler Einsatz von Arbeitnehmerüberlassern (Perso-nalleasing bzw. Leih- oder Zeitarbeit) angedacht werden. In Bereichen mit einer entsprechenden Arbeitszeitfl exi-bilisierung sind auch zeitlich begrenz-te Vertretungsregelungen denkbar.

Profi l: Die Bewältigung dieses The-mas kann auch für das Unternehmen Vorteile bringen?

Sobosczyk: Natürlich! Gelingt es, sich den veränderten Bedingungen anzupassen und ziehen alle Mitarbei-ter vorurteilsfrei am selben Strang, kann Elternzeit für Väter langfristig die Attraktivität eines Arbeitgebers steigern und erfolgreicher Bestand-teil bei der Personalakquise werden.

Ausgewogene Vertretungsreglungen, durchdachte Nachfolgepläne über alle Mitarbeiterebenen und stan-dardisierte Abläufe zur schnelleren Wiedereingewöhnung werden sicher weiter an Bedeutung gewinnen. Letzt-endlich muss auch das Verständnis bei der Belegschaft vergrößert wer-den. Wichtig ist, dass vor allem der Wiedereinstieg reibungslos gelingt und das Selbstverständnis langfristig wachsen kann.

Profi l: Was wünschen Sie sich denn von den Männern, die Elternzeit in Anspruch nehmen möchten?

Sobosczyk: Es ist unabdingbar, dass der jeweilige Mitarbeiter eigene Vorschläge für die Überbrückungs-phase einbringt. Notwendig ist auch die Bereitschaft, sich während der Auszeit für die Fortschritte und Ent-wicklungen im eigenen Metier zu interessieren und gegebenenfalls

eigenständig weiter zu lernen. Ab-gesehen davon muss ein gewisses Verständnis dafür aufgebracht wer-den, dass das Realisieren der Eltern-zeit in der betrieblichen Praxis unter Umständen nur dann gelingen kann, wenn im Anschluss daran nicht mehr derselbe, sondern ein vergleichba-rer Arbeitsplatz angenommen wird. Was die zeitliche Planung – vor allem von kürzeren Elternzeiten – angeht, ist es hilfreich, betriebliche Belange und die persönlichen Anliegen der Kollegen zu berücksichtigen. Manch-mal freut sich auch der Vorgesetzte, der viel Mühe und Zeit aufbringt, um Mitarbeiterwünsche und betriebliche Erfordernisse in Einklang zu bringen, über ein kleines Dankeschön (lacht).

Profi l: Und wie sieht der ideale Wie-dereinstieg nach der Elternzeit aus?

Sobosczyk: Hier sind möglichst kurze Übergabephasen sowie eine

hohe Motivation zur Weitergabe von Detailwissen vonnöten. Ohne Inte-grationsfähigkeit in ein Team und bei unzureichenden sozialen Kompe-tenzen sind sowohl eine Vertretung desjenigen, der in Elternzeit geht, als auch der Wiedereinstieg nach der El-ternzeit in allen Fällen nur mühevoll umsetzbar.

Profi l: Was meinen Sie: Wie wird sich das Thema „Väter in der Eltern-zeit“ künftig entwickeln? Wo stehen wir damit zum Beispiel in zehn Jah-ren?

Sobosczyk: Je stabiler die wirt-schaftliche Situation und je sicherer der Standort und die Beschäftigungs-zahlen sind, desto mehr werden sich auch Väter um die Erziehung ihrer Kinder kümmern. Der ausschlag-gebende Punkt wird nach meinem Empfi nden aber auch dann noch die eigene fi nanzielle Situation und die Frage sein: Gibt es zwei gut verdie-nende Elternteile oder nur einen? In zehn Jahren wird ein eventuelles Kopfschütteln über Männer in der Elternzeit deutlich abgenommen ha-ben. Väter in Elternzeit werden dann eine Facette des insgesamt vielfälti-geren Arbeitslebens geworden sein. Womöglich wird man sich dann eher die Frage stellen, warum es tatsäch-lich immer noch Männer gibt, die die Elternzeit nicht nutzen wollen.

„Profi l“-Interview mit Dirk Sobosczyk, Bereichsleiter Human Resources

Angebot zur „Vaterzeit“ kann einUnternehmen attraktiver machen

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Wer sein Kind betreuen möch-te, hat Anspruch auf längstens drei Jahre El-

wer in Elternzeit geht, theoretisch

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Die Möglichkeiten des gate²-Kon-zern portals voll ausnutzen – das wollten auch die Sekretärinnen des Geschäftsbereichs Simulation und Ausbildung von Rheinmetall Defence.

Petra Lazar, Managementassisten-tin bei der Rheinmetall Defence

Electronics GmbH in Bremen, erzählt: „Ich fand die Option

für einen eigenen Team-Be-reich von Anfang an klas-

se. Schnell kam mir die Idee, alle für den Se-

kretariatsbereich wichtigen In-

formationen künftig auf nur einer Sei-

te zu bündeln.“

Gedacht, getan: Im No-vember 2008 organisierte sich

Lazar mit ihren Fachkolleginnen Do-minique Döring, Viola Heinzen, Simone Wilhelm und Susanne Baumann, um einen virtuellen Team-Raum für die Se-kretariate auf die Beine zu stellen. Und nur wenige Tage nach dem Antrag hat-ten die Assistentinnen des Defence-Geschäftsbereiches Simulation und Ausbildung schon ihren ganz eigenen Bereich im gate²-Konzernportal, den sie ganz nach ihren Wünschen gestal-ten konnten. „Die Umsetzung war ein-facher als gedacht. Das Schönste am Tool ist die relativ einfache Bedienung – das kann nach kurzer Einarbeitung wirklich jeder“, so Lazar.

Und falls doch einmal eine Frage auf-getaucht ist? „Die Ansprechpartner im Bereich Information, Knowledge and Process Management der Rheinme-tall AG standen uns jederzeit zur Sei-te – gleichwohl mussten wir ihre Hilfe kaum in Anspruch nehmen“, lobt Lazar die Düsseldorfer Kollegen. Und so ent-stand fast komplett in Eigenregie eine nützliche Unterstützungs- und Informationsplattfom für die 28 angeschlosse-nen Sekretariate.

„Unsere Arbeit ist seit-dem wirklich leichter geworden“, sagt Petra Lazar mit Überzeu-

gung. „Ob News oder Definitionen aus unserem eigenen ‚Wiki’, einem Web-Lexikon, ob Formulare oder Anfahrts-pläne, Hoteldatenbank oder spezielle Visa-Bestimmungen und -Anträge – alle für uns relevanten Daten sind über eine einzige Seite mit wenigen Klicks per Link zu erreichen. Langwieriges Suchen in den Weiten des Intranets und etliche Telefonate können wir uns jetzt sparen.“ Der Teamraum wird in Bremen zudem für Bürokauffrau-Auszubildende freigeschaltet. Lazar: „Damit unterstützen wir die schnellere Einarbeitung der Azubis, die sich so-mit alle benötigten Informationen und Verfahren auch selbstständig aneig-nen können.“

Auch die Koordination untereinan-der ist durch den Team-Bereich einfa-cher geworden. Zum Beispiel bei der Buchung von Besprechungsräumen: „Früher waren nicht alle Räume per Outlook einsehbar und lagen auf un-terschiedlichen Servern der jeweiligen Abteilungen. Jetzt ist alles auf einer Seite zusammengefasst und einseh-bar: Belegung, Ausstattung, Größe so-wie Ansprechpartner für die Vergabe mit Telefonnummer. Ein Klick, ein An-ruf und die Buchung ist erledigt. Das spart viel Zeit.“

Auch in Zukunft wollen Lazar und ihre Kolleginnen den Team-Bereich intensiv nutzen und weiter ausbau-en: „Der Teamraum lebt. Außerdem werden kontinuierlich neue Ideen ge-sammelt und umgesetzt. So sollen in Zukunft zum Beispiel Informationen über interessante Seminare und Erfahrungsberichte von Teilnehmern einge-stellt werden“.

bs München. In der Vorbereitung für das Joint Venture von Rheinmetall und MAN – die Rede ist von der neu ge-gründeten Gesellschaft Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) – stehen Siegfried Klappa (Projektleiter von der IBM Deutschland Mittelstand Services GmbH) und Torsten Braune, Chief Information Officer (CIO) der Rheinmetall Landsysteme GmbH (RLS), vor keiner leichten Aufgabe. Die IT-Bereiche aus zwei unterschiedlichen Strukturen (MAN und Rheinmetall) sollen bis zum 31. Dezember 2011 vonei-nander abgekop-pelt und autonom funktionsfähig als RMMV-IT-Struktur aufgebaut werden.

„Die Projektarbeit zwischen mehr als 80 internen Mitar-beitern an verschie-denen Standorten und insbesondere der Einbezug zusätzlicher externer Dienstleister erforderte einen optimalen Wissensaustausch untereinander“, berich-tet Braune. Als ideal geeignet, um dieser Herausforderung zu begegnen, erwies sich dabei der Team-Bereich des Kon-zernportals gate².

Ob nun die Bibliothek (gemeinsame Dateiablage für alle Projektbeteiligten) oder der so genannte „Mail Alert“, der jedes registrierte Mitglied über ein neues oder verändertes Dokument per E-Mail informiert – Braune und seine Kollegen lernten die Funktionen des Team-Bereichs schnell zu schät-

bs Düsseldorf/Bremen. Die Intranet-Plattform – ein firmeneigenes und IT-ge-stütztes Netzwerk – gehört heute in vielen Unternehmen zum arbeitstäglichen Instrumentarium. Mit gutem Grund: Einfach, schnell und aktuell können Mitarbei-ter alle nur erdenklichen Informationen abrufen – ob nun Organigramme, wich-tige News oder das Menü der Kantine, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Rheinmetall AG geht aber noch einen Schritt weiter. Über die Portale gate²defence und gate²automotive wird dem User nicht nur eine bloße Datenplattform gebo-ten. Markus Bentele, Chief Information Officer im Düsseldorfer Konzern, erklärt: „Speziell mit unseren Tools ,Team-Bereich‘ und ,Online-Besprechung‘ können die Mitarbeiter das interne Netzwerk aktiv als Kommunikations- und Austausch-forum nutzen. Was das betrifft, gehören wir zu den führenden Unternehmen in Deutschland.“ Mittlerweile machen schon viele Mitarbeiter ausgiebig Gebrauch von den innovativen Tools im Rheinmetall-Intranet. „Das Profil“ berichtet auf dieser Seite von den Erfahrungen mit Team-Bereich und Online-Besprechung.

Innovative „gate²“-Tools helfen bei täglicher Arbeit

Portale sind viel mehr als nur eine Datenbank

zen. „Die am meisten genutzte Funktion war die zent-rale Dokumentenablage. Man hatte stets alle relevanten

Informationen im Blick, und es gab keine Verwirrung unter den vielen Beteiligten durch verschiedene Versionsstände. Alle hatten stets den gleichen Wissensstand“, so Klappa.

Auch der „Mail Alert“ und die „News“ zeigen sich im Pra-xis-Test als echte Unterstützung. „Im Team-Bereich können wir mit den ‚News‘ alle Mitglieder über aktuelle Meilenstei-ne oder Neuigkeiten informieren. Und der ‚Mail Alert‘ infor-miert im laufenden Tagesgeschäft und erspart ständiges Nachschauen“, macht der CIO die Vorteile klar.

Ein weiterer Vorteil des Team-Bereichs: Die Mitgliederver-waltung ist direkt durch die internen Verantwortlichen regel-bar und benötigt im Gegenzug zu einem Gruppenlaufwerk

keine gesonderten IT-Anträge und Ge-nehmigungen.

Und wie hätte die Arbeit ohne den Team-Bereich ausgesehen? „Wir hätten auf jeden Fall deutlich mehr Mails untereinan-der schreiben müs-

sen. Eine zusätzliche Personalressource wäre notwendig gewesen, um die Dokumente, Teilberichte und Analysen zu koordinieren. Und darüber hinaus wäre alles weitaus we-niger schnell und direkt gelaufen“, beschreibt Klappa die hypothetische Situation. Kurz gesagt: Dank Team-Bereich kann das Projekt schneller, unkomplizierter und kosten-günstiger abgewickelt werden.

Das Tool hat Siegfried Klappa sowie Torsten Braune und dessen Mitarbeiter also voll überzeugt – und sie werden den Team-Bereich auch weiterhin nutzen.

Virtueller Team-Bereich bewährt sich in der Praxis

gate²-Tool erleichtert RMMV-Mammutprojekt

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Sekretärinnenteam vom Geschäftsbereich Simulation und Ausbildung (v.l.): Simo-ne Wilhelm, Petra Lazar, Susanne Baumann, Viola Heinzen und Dominique Döring.

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Im Zuge der Vorbereitung für das Joint Venture von Rheinmetall und MAN – die neu gegründete Gesellschaft Rheinme-tall MAN Military Vehicles (RMMV) – werden auch die IT-Bereiche aus zwei unterschiedlichen Strukturen (MAN und Rheinmetall) bis zum 31. Dezember 2011 voneinander abgekoppelt und autonom funktionsfähig als RMMV-IT-Struktur aufgebaut. Zwecks Sicherstellung der Projektarbeit zwischen mehr als 80 in-ternen Mitarbeitern an verschiedenen Standorten sowie zusätzlicher externer Dienstleister erwies sich der Team-Be-reich des Konzernportals gate² als ideal. Fo

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Hendrik Albrecht, Di-rector Operations im Defence-Geschäf tsbe-reich Waffe und Muniti-on (RWM), schätzt schon

lange die vielen Vorteile, die das Tool „Online-Be-

sprechung“ des gate²defence bietet. „Wir nutzen das Programm seit fast zwei Jahren sehr intensiv. Und wir wollen es wirklich nicht mehr missen“, zeigt sich Albrecht begeistert von der Kommunikationsmöglichkeit im Intra-net des Rheinmetall-Konzerns.

„Mit der Online-Besprechung kön-nen wir jederzeit in Sekundenschnelle Daten und Gedanken mit Rheinmetall-Mitarbeitern in der ganzen Welt aus-tauschen. Wenn ich zum Beispiel eine Power-Point-Präsentation gleichzeitig mit mehreren Kollegen an verschiede-nen Standorten ansehen und darüber diskutieren will, dann geht das heute bequem von meinem PC aus – ganz ohne komplizierte Terminabsprache und lange Reisezeiten“, meint Albrecht und bringt es auf den Punkt: „Das ist das Beste, was uns in den letzten Jah-ren ‚passiert‘ ist.“

Nicht nur für die Kommunikation zwi-schen den verschiedenen Werken der RWM ist die Online-Besprechung sehr nützlich; auch innerhalb eines großen Standorts spart das Tool viel Zeit und Geld. „Früher musste ich oft ins Auto steigen, wenn mir ein Kollege am an-

deren Ende des Erprobungsgeländes hier in Unterlüß etwas zeigen wollte. Heute mache ich das bequem mit der Online-Besprechung“, zeigt Albrecht eine der vielfältigen Anwendungsmög-lichkeiten auf.

Die Vorteile der modernen Online-Werkzeuge sollen jedem Rheinmetall-Mitarbeiter offenstehen. Daher bietet der Düsseldorfer Konzern regelmäßig

Schulungen im Intranet, so genannte „Webinare“, an – ein ausgezeichneter Einstiegspunkt, um die Online-Bespre-chung und andere Intranet-Tools nut-zen zu können. „Unser Angebot reicht von allgemeinen Einführungen in die Programme bis hin zu spezifi schen

Fortbildungen, zum Beispiel für die Manager der Team-Bereiche“, so Julia Brandt von der Fachabteilung Informa-tion, Knowledge und Process Manage-ment der Rheinmetall AG.

Um die Effektivität der Tools noch zu steigern, offerieren die Kollegen in der Konzernzentrale aber auch stets gerne persönliche Unterstützung. „Die Intra-net-Werkzeuge bieten eine Vielzahl an

Optionen“, erklärt Brandt, „und wir kennen einige Tricks und Kniffe, die die Anwendungsmöglichkeiten der Online-Besprechung und anderer Pro-gramme noch erweitern.“

So kann der User das Programm zum Beispiel ganz einfach statt einer her-kömmlichen Telefonkonferenz benut-zen. Brandt beschreibt die Vorteile: „Die (intern organisierte) Konferenz über die Online-Besprechung ist kos-tengünstiger als eine Zusammenschal-tung über externe Anbieter, etwa via Telekom. Zudem ist sie sehr viel siche-rer, da es sich um einen eigenen Tele-fonkonferenzserver handelt.“

Dr. Norbert Wardecki, Hauptreferent Operations für Planung, Projekte und Investitionen bei RWM, ließ sich von Brandt und ihren Kollegen einige nütz-liche Tipps zur Online-Besprechung zeigen und bestätigt den hohen Nut-zen des Trainings: „Nach der Online-Schulung läuft alles noch ein bisschen glatter als zuvor, und wir ziehen noch mehr Vorteile aus dem Tool. Und das nach gerade einmal 90 Minuten Zeit-aufwand.“ bs

Schätzt schon lange die Vorteile, die das gate²-Tool „Online-Besprechung“ bietet: Hendrik Albrecht, Director Operations im Defence-Geschäftsbereich Waffe und Munition.

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bs Düsseldorf/Neckarsulm. Mehrmals täglich ist die Online-Besprechung bei Jürgen Wege, IT-Leiter bei der Motor Service International GmbH (Neuenstadt), im Einsatz. „Mit der Online-Besprechung stehen fantastische neue Möglichkeiten zur Verfügung. Ich nutze sie beispielsweise oft, wenn ein Kollege Unterstützung in puncto IT benötigt. Wenn ich mit einem User über das Netzwerk verbunden bin, kann ich auf seinen Bildschirm zugreifen und genau das sehen, was auch er sieht. Sollte es erforderlich sein, so kann er mir sogar Tastatur und Maus freigeben – und ich seinen PC von meinem Arbeitsplatz aus fernbedienen, um das Problem zu lösen“, erzählt Wege, wie das Tool seine tägliche Arbeit enorm erleichtert.

Auch für die Kommunikation mit Fachkollegen in aller Welt greift Jürgen Wege immer seltener zum Telefonhörer – denn die Online-Besprechung bietet ihm einfach viel mehr Optionen. „Ich habe sehr viel Kommunikationsbedarf zu den IT-Kollegen weltweit und bin schon seit zwei Jahren dazu überge-gangen, anstelle des Telefons das Tool Online-Besprechungen zu nutzen. Vie-les lässt sich wegen der damit verbun-denen Visualisierungsmöglichkeiten einfacher und schneller abwickeln; denn das, was man auf dem eigenen Monitor sehen kann, begreift man schneller als nach einer Erklärung am Telefon“, führt Wege aus.

Zeitgleich können sich die Teilnehmer selbstverständlich auch miteinander über die zugehörige Telefonkonferenz unterhalten. Es gebe keine qualitativen Unterschiede in der Gesprächsqualität zu einer herkömmlichen Konferenz-schaltung, betont der 43-jährige IT-Ex-perte. Und zwar völlig unabhängig vom Standort. „Die Übertragungsqualität ist hervorragend. Selbst bei kleinen Standorten mit leistungsschwachen Netzwerkanbindungen funktionieren die Online-Besprechungen erstaunlich gut“, so Wege.

Natürlich bleibt auch die Sicher-heit nicht auf der Strecke. Besonders für ein Technologieunternehmen wie

Rheinmetall ist das ein entschei-dender Faktor. Wege: „Wir benutzen Online-Besprechungen oft im Bereich Produktentwicklung, wo es ganz be-sonders auf den Schutz unseres Know-hows ankommt.“ Dabei bleibt Konzern-wissen stets optimal geschützt. Denn: Der Server für Online-Besprechungen wird im Rechenzentrum der IBM Mit-telstand Services (IMS) betrieben, einem langjährigen und besonders vertrauenswürdigen Partner des Un-ternehmens.

Die hervorragende Übertragungsqua-lität hat – gepaart mit umfangreichen Funktionen – zu einer hohen Akzep-tanz des Tools unter den Mitarbeitern im Unternehmensbereich Automotive geführt, wie Wege erklärt: „Alle, die einmal an einer Online-Besprechung teilgenommen haben, sind sich einig – es macht wirklich Spaß. Durch die gute Bedienbarkeit ist es für jeden un-serer Mitarbeiter ein Leichtes, dieses Werkzeug nutzbringend einzusetzen. Die Beliebtheit des Programms zeigt sich in dem Feedback, das wir erhal-ten, und den zunehmenden Einladun-gen für WebKonferenzen, die wir nun selbst von Kollegen aus anderen Fach-bereichen in den unterschiedlichsten Projekten erhalten“, berichtet Wege. „Und ich erwarte, dass sich dieser Trend in Zukunft fortsetzt.“

Sichere Kommunikation und effektiver Support. Mehrmals täglich ist die Online-Besprechung bei Jürgen Wege, IT-Leiter bei der Motor Service International GmbH (Neuenstadt), im Einsatz – insbesondere auch bei der Kommunikation mit Fachkolle-gen in aller Welt: „Vieles lässt sich wegen der damit verbundenen Visualisierungs-möglichkeiten einfacher und schneller abwickeln; denn das, was man auf dem eige-nen Monitor sehen kann, begreift man schneller als nach einer Erklärung am Telefon.“

Per Online-Besprechung lassen sich IT-Probleme lösen

Sichere Kommunikation und effektiver Support

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Düsseldorfer Kollegen stehen stets hilfreich zur Seite

Online-Kommunizierenspart viel Zeit und Geld

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lb Brüssel. Jobst H. Ubbelohde und seine Frau Francine Vanbrusselt beschäf-tigen sich seit langem mit der Familien-geschichte Zuckermandel, aber erst vor wenigen Jahren gelang es ihnen, eine erste Spur zu Ubbelohdes Großvater Lo-renz Zuckermandel aufzunehmen. Mehr oder weniger durch Zufall hatte Ubbe-lohde erfahren, in welchem bayerischen Dorf Zuckermandel geboren worden war, und so nahm er im März 2006 Kontakt zum Gemeindepfarrer von Bürglein auf. Mit dem in Brüssel lebenden Jobst Ub-belohde (82) sprach „Das Profi l“.

Profi l: Warum ist über Lorenz Zucker-mandel so wenig bekannt?

Ubbelohde: Mein Großvater hat we-der öffentlich noch innerhalb seiner Familie viel über seine Vergangenheit und seine Herkunft erzählt. Seine Fa-milie hat aber offenbar auch nichts da-rüber wissen wollen. Es hat ihr genügt zu wissen, dass er ein reicher Bankier war, man brauchte nicht zu wissen, wie das Geld erworben worden war. Nicht, dass es da irgendetwas zu verbergen gegeben hätte – das war in den Krei-sen des damaligen Großbürgertums nun einmal so. Geschichten von einer Kindheit in Armut behielt man für sich.

Profi l: Das soll aber nicht heißen, dass Ihr Großvater seine Herkunft ver-leugnet hätte.

Ubbelohde: Nein, überhaupt nicht, im Gegenteil. Er war damals in seinem Hei-matdorf Bürglein sehr bekannt und ge-achtet, und soweit mir bekannt ist, hat er den Ort bis 1919 regelmäßig besucht.

Profi l: Und offensichtlich hat er in Bürglein mehr Spuren hinterlassen als in Berlin.

Ubbelohde: Dass man sich in Bürg-lein noch so gut an Lorenz Zuckerman-del erinnert, liegt daran, dass er sich zu

seinen aktiven Berliner Zeiten sehr für seinen Heimatort eingesetzt hat. Unter anderem hat er sich um die Einrichtung einer Wasserleitung verdient gemacht, für die er mehrmals viel Geld zur Ver-fügung gestellt hat. Außerdem hatte er zwei Fenster und die Turmuhr für die Kir-che von Bürglein gestiftet; ferner trug er für den Eichenhain zu Ehren der Kriegs-gefallenen der Gemeinde bei. Insbeson-dere ist die „Lorenz Zuckermandel’sche

Armenfondsstiftung“ zu erwähnen, die er für die Bedürftigen seines Heimator-tes 1917 gründete.

Profi l: Ihre Mutter Leonore war die äl-tere Tochter von Lorenz Zuckermandel. Wieviel hat sie Ihnen über ihren Vater erzählt?

Ubbelohde: Eigentlich nicht viel. Die ganze Familie Zuckermandel hatte nur wenig Bezug zu dem, was mein Großva-ter machte. Für meine Großmutter muss

es sehr anstrengend gewesen sein, das gesellschaftliche Leben der Berliner Hochfi nanz mit allabendlichen Besu-chen und Dinners zu führen. In den Familiengenen schlug sich eher der künstlerische Einfl uss der Bassermann-Linie meiner Großmutter Elisabeth durch. Zuckermandel konnte seiner Familie sein eigenes Leistungsdenken nicht vermitteln, zumal er ja selbst auch immer eine gewisse Distanz zur so ge-

nannten großbürgerlichen Gesellschaft eingenommen hatte. Sein Sohn Paul wurde Operettentenor, Ludwig, der zweite überlebende Sohn, Bühnenbild-ner am Theater in Klagenfurt. Und mei-ne Mutter in zweiter Ehe sowie meine Tante Sofi e Elisabeth heirateten nach Brasilien und kamen in späteren Jahren nur selten nach Europa.

Profi l: Sie haben ihren Großvater zwar selbst nicht kennengelernt, aber

können Sie trotzdem etwas über sei-nen Charakter sagen?

Ubbelohde: Ich bin ja im selben Jahr geboren, in dem mein Großvater starb, 1928. Meine Mutter hatte mir zwar über ihn erzählt, aber wer er wirklich war, wusste auch sie nicht zu sagen. Er blieb sich selbst immer treu, unbeeindruckt vom damaligen Glanz des Militärs und des Großbürgertums, ein Glanz, dem er mit Humor begegnen konnte. Seit sei-

ner frühen Jugend hatte er einen Blick für das Mögliche und nutzte es. Er hatte ein tiefes Wissen, gepaart mit Weisheit und Güte, dazu eine große Liebe zur Natur. Die weite Welt und die Literatur interessierten ihn sehr, und beidem hat er sich ja auch nach seinem Berufsleben mit seinen Reisen und verschiedenen Übersetzungen sehr intensiv gewidmet.

Profi l: Sie schreiben in Ihrer Zucker-mandel-Biographie, dass in der Fami-lie Bassermann, in die Ihr Großvater eingeheiratet hatte, sein Name an-fangs Irritationen hervorgerufen hat-te. War Lorenz Zuckermandel jüdischer Herkunft?

Ubbelohde: Der Name lässt dies durchaus vermuten, aber nein, das war er nicht. Die Familie lässt sich seit 1777 als Bauern in Bürglein und Gottmanns-dorf – beides sind heute Stadtteile von Heilsbronn in Bayern – nachweisen. Der Name ist allerdings ausgesprochen selten. Über seine Herkunft gibt es un-terschiedliche Versionen. Eine besagt, dass der Name von „Zuckermantel“ herkommt, und dies bedeutete im Mittelalter soviel wie Wegelage-rer, also jemand, der einen Man-tel wegnimmt, mithin „zückt“. Als deutscher Ortsname im heutigen Tschechien kommt der Name Zuckermantel häufi g vor.

Familiengenen schlug sich eher der

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geboren, in dem mein Großvater starb, 1928. Meine Mutter hatte mir zwar über ihn erzählt, aber wer er wirklich war, wusste auch sie nicht zu sagen. Er blieb sich selbst immer treu, unbeeindruckt vom damaligen Glanz des Militärs und des Großbürgertums, ein Glanz, dem er mit Humor begegnen konnte. Seit sei-

dass der Name von „Zuckermantel“ herkommt, und dies bedeutete im Mittelalter soviel wie Wegelage-rer, also jemand, der einen Man-tel wegnimmt, mithin „zückt“. Als deutscher Ortsname im heutigen Tschechien kommt der Name Zuckermantel häufi g vor.

„Profi l“-Interview mit Zuckermandels in Brüssel lebendem Enkel Jobst H. Ubbelohde

Auf den Spuren einer nahezuvergessenen Persönlichkeit

Die Geschichte der Gründung und der ersten Jahre der Rheinischen Metallwaa-ren- und Maschinenfabrik Actiengesellschaft konzentriert sich seit Jahrzehn-ten auf die „Lichtgestalt“ Heinrich Ehrhardt. Aber war er wirklich „der“ Gründer Rheinmetalls? Wer waren die „risikofreudigen Männer“, die Ehrhardt 1889 um sich geschart hatte und von denen in der Firmenchronik zum hundertjährigen Bestehen Rheinmetalls 1989 die Rede ist? Einer von ihnen, der Berliner Bankier Lorenz Zuckermandel (1847 – 1928), taucht nun aus dem Dunkel der Geschich-te, in dem er buchstäblich verschwunden war, wieder auf. Viele persönliche

Unterlagen, Papiere oder Gegenstände besitzt Jobst H. Ubbelohde von Lorenz Zuckermandel nicht. „Mein Großvater ist in einer Hinsicht ein Phänomen“, sagt er: „Zu seinen Lebzeiten war er einer der reichsten Männer Berlins, und er war sehr bekannt. Heute aber ist er in der deutschen Hauptstadt komplett verges-sen, und die Erinnerung an ihn wird nur noch in seinem Geburtsort Bürglein in Bayern aufrechterhalten.“ Und in Brüssel: Denn der mittlerweile 82-jährige Jobst H. Ubbelohde und seine Frau Francine Vanbrusselt bemühen sich gemeinsam intensiv um die Erforschung des Lebens des damaligen Bankiers Zuckermandel.

Düsseldorf/Brüssel/Berlin. Lorenz Zuckermandel stammte aus einer Familie von Kleinbauern und wuchs, ähnlich wie Ehrhardt, in ärmlichen Verhält-nissen auf. Im Gegensatz zu diesem, der in mehre-ren Autobiographien detailliert über seine Herkunft aus dem thüringischen Hochwald fabulierte, teilte Zuckermandel jedoch Einzelheiten über seinen Auf-stieg nicht einmal seiner Familie mit. „Im großbür-gerlichen Milieu Berlins hatte man Geld, aber man sprach nicht darüber, und erst recht nicht davon, wo man es herbekommen hatte“, erklärt Ubbeloh-de das Phänomen, dass nicht einmal Zuckerman-dels Tochter, seine Mutter, Einzelheiten über die Vergangenheit des Großvaters erzählen konnte.

Ein Aufstieg wie der Heinrich Ehrhardts und Lorenz Zuckermandels war während der Bis-marck-Zeit in Deutschland ungewöhnlich. Hans-Ulrich Wehler bemerkt in seiner Deutschen Gesellschaftsgeschichte, dass es nur wenigen Persönlichkeiten gelang, sich aus dem Arbei-ter- oder Bauernstand in die Schichten des gehobenen Bürgertums hochzuarbeiten.

Der am 18. Februar 1847 im Dorf Bürglein (nahe des ehe-maligen bayerischen Zisterzienserklosters Heilsbronn ge-legen) geborene Zuckermandel genoss nach dem frühen Tod seines Vaters aufgrund seiner erstklassigen Noten, die er in der Volksschule bekommen hatte, die Gunst eines be-güterten Freundes der Familie, eines Forstmeisters. Diesem

verdankte er die Möglichkeit, in Ansbach das Gymnasium zu besuchen, das er mit sehr gutem Abitur abschloss, was ihm eine Lehre in einer der einfl ussreichsten und größten Frankfurter Privatbank, Erlanger & Söhne, ermöglichte. Mit gerade einmal 22 Jahren versetzte ihn sein Arbeitgeber nach Oldenburg, um ihn in der neu gegründeten Oldenbur-gischen Landesbank als Direktor einzusetzen.

Sowohl die positive Entwicklung der Landesbank, die ge-stärkt aus den ersten Wirtschaftskrisen des jungen deutschen Kaiserreichs hervorgegangen war, als auch Zuckermandels erwiesenermaßen erfolgreiches Auftreten in der Welt der Fi-nanzen und nicht zuletzt seine Sprachbegabung führten ihn als nächstes auf einen Direktorenposten nach Madrid, wo er Direktor der spanischen Niederlassung der Bank wurde.

Persönlich brachte er es mit seiner Finanzbegabung und mittels seiner Kontakte zu den führenden Männern der deut-schen Industrie zu großem Reichtum, der es ihm zu Beginn

der 1880er Jahre ermöglichte, gemeinsam mit zwei Geschäfts-partnern in das renommierte Berliner Bankhaus C. Schlesin-ger-Trier & Co. KGaA, das bisher im Alleinbesitz des Bankiers Carl Schlesinger-Trier gewesen war, einzusteigen.

Zu Zuckermandels Geschäftspartnern aus dem westfäli-schen Industriegebiet gehörte auch Joseph Massenez, der Generaldirektor des Hörder Bergwerks- und Hüttenvereins. Massenez sprach, vermutlich Ende 1888, den Berliner Ban-kier darauf an, mit ihm zusammen eine neue Gesellschaft zu gründen, die einen staatlichen Munitionsauftrag, den der Hörder Verein erhalten hatte, übernehmen sollte. Das Unternehmen hatte sich zwar bereits darauf vorbereitet, den Auftrag selbst auszuführen und sogar schon die be-nötigten Fertigungsmaschinen aus England beschafft, sich dann aber dazu entschlossen, ihn weiterzugeben. Die Produktion passte aber nicht zu dem übrigen, rein zivil ausgerichteten Fertigungsprogramm des Hörder Vereins. Außerdem zeigte Massenez wenig Neigung, im eigenen Un-ternehmen für nur möglicherweise einen einzigen Auftrag dieser Art eine neue Produktionseinrichtung zu errichten. Gemeinsam mit Zuckermandel und Carl Schlesinger-Trier beschloss der Generaldirektor deshalb, eine vom Hörder Verein unabhängige Firma zu gründen, deren einzige Auf-gabe es sein sollte, die Munition für das neue Reichsge-wehr aus der Spandauer Gewehrfabrik zu produzieren.

Für die Leitung des neuen Unternehmens konnte Massenez den thüringischen Ingenieur Heinrich Ehrhardt gewinnen, und während dieser sich um die technisch-industrielle Um-

setzung dieser Unternehmung kümmerte, bemühte sich Zu-ckermandel um die Aufbringung des Gesellschaftskapitals. Er wandte sich dabei nicht an seine Berliner Bankkollegen, sondern erinnerte sich an seine alten Kontakte nach Frank-furt. Mit Generaldirektor Hermann Köhler von seinem frühe-ren Arbeitgeber, dem Bankhaus Erlanger & Söhne, wurde er einig, Gesellschaftsanteile der neuen Firma zu übernehmen. Außerdem konnte, vermutlich durch die Vermittlung Köhlers, auch das Bankhaus Gebr. Sulzbach als weiterer Kapitalgeber gewonnen werden. So kam es am 13. April 1889 in Düssel-dorf zur Gründung der Rheinischen Metallwaaren- und Ma-schinenfabrik, in der Zuckermandel selbst – sein Bankhaus Schlesinger-Trier besaß den größten Anteil an Rheinmetall – den Vorsitz im Aufsichtsrat übernahm.

Heinrich Ehrhardt übernahm jedoch nicht den Vorstandsvor-sitz des Unternehmens, sondern zog ebenfalls – als stellver-tretender Vorsitzender – in den Aufsichtsrat ein. Als Vorstand wäre Ehrhardt ein Angestellter von Rheinmetall gewesen, was bedeutete, dass er seine Stellung als „Zivilingenieur“, die er seit 1873 bekleidete, hätte aufgeben müssen. Das hät-te aber, wie er es in seiner Autobiographie „Hammerschläge“ beschreibt, „die Unterordnung unter einen fremden Willen“ bedeutet, was er keinesfalls wollte. Aber Ehrhardt agierte bei Rheinmetall wie ein kaufmännischer und technischer Vor-stand, als Werkmeister und Chefbuchhalter zugleich, und er war sich durchaus dessen bewusst, dass er damit nicht mit dem damaligen Aktiengesetz konform ging.

Nichts deutet darauf hin, dass die Strategie, die Ehrhardt in Bezug auf Rheinmetall verfolgte, gegen die Interessen von Jo-seph Massenez oder Lorenz Zuckermandel verstoßen hätte.

Im Gegenteil, scheinbar problemlos muss es ihm gelungen sein, die Gesellschafter nach dem Auslaufen des ursprüngli-chen Munitionsauftrages davon zu überzeugen, Rheinmetall nicht zu liquidieren. Stattdessen ließen diese sich auf das Geschäft mit Geschützrohren ein, die Ehrhardt nach dem von ihm selbst entwickelten Press- und Ziehverfahren zur Her-stellung nahtloser Rohre produzieren wollte – ein Weg, der letztlich zum dauerhaften Erfolg für Rheinmetall wurde.

Das Bankhaus Carl Schlesinger-Trier & Cie. reduzierte im Laufe der kommenden Jahre seine Beteiligung, blieb aber auf den Generalversammlungen über lange Zeit ein ein-fl ussreicher Aktionär. Aus bislang nicht bekannten Grün-den gab Lorenz Zuckermandel den Vorsitz im Aufsichtsrat von Rheinmetall im April 1897 auf und blieb bis zu seinem endgültigen Ausscheiden am 16. November 1919 einfaches Mitglied im Kontrollgremium. Eigener Aktienbesitz von Rheinmetall, allerdings in sehr geringer Höhe, ist bei Zu-ckermandel bis zum Jahre 1916 nachweisbar.

Zuckermandel gehörte in Berlin zur „allerersten Gesell-schaft“. Er wohnte mit seiner Familie – seine Frau Elisabeth war eine gebürtige Bassermann, Schwester des berühmten Schauspielers Albert Bassermann, und damit Mitglied einer alteingesessenen großbürgerlichen, allerdings verarmten Familie, die bedeutende Namen in der Reichspolitik und Mannheimer Kunstszene hervorgebracht hatte – in einer herrschaftlichen Villa im damaligen Vorort Charlottenburg. „August, sein Kutscher, fuhr ihn jeden Morgen im Zweispän-ner zur Bank in die Voss-Straße“, schreibt Enkel Ubbelohde in seiner unveröffentlichten Biographie „Lorenz und Elisa-beth Zuckermandel“. Zwischen April 1893 und März 1903 wurden dem Ehepaar Zuckermandel sechs Kinder, vier Söh-ne und zwei Töchter, geboren. Die beiden ältesten Söhne überlebten den Ersten Weltkrieg nicht; Walter und Erich Zuckermandel fi elen 1915 auf dem Feldzug in Russland. „Dieser Verlust wurde nie verschmerzt. Die Mutter trug für den Rest ihres Lebens schwarz.“

Im Alter von 65 Jahren zog sich Lorenz Zuckermandel 1912, mittlerweile einer der reichsten Männer von Ber-lin mit einem geschätzten Vermögen von vier Millionen Goldmark, aus dem Bankgeschäft zurück. Allerdings behielt er seine Aufsichtsratsmandate, die er erst 1919 niederlegte, so auch sein Mandat im Kontrollgremium von Rheinmetall. Nach 1912 nutzte er seine Zeit zu ausgedehnten Reisen nach Spanien, Kanada, Brasi-lien, Mexiko und Venezuela, und er betätigte sich als Übersetzer: Zuckermandel übertrug Dantes „Göttliche Komödie“, „Die Hölle“, „Das Purgatori-um“ und „Das Paradies“ vom Italienischen ins Deutsche und veröffentlichte diese Werke in den Jahren von 1914 bis 1921. Ebenso ver-öffentlichte er eine deutsche Version des Werkes von Émile Mâle über französische Kirchenfenster aus dem Mittelalter.

Am 6. Januar 1928 starb Lorenz Zuckermandel im Alter von fast 81 Jahren in Berlin – im selben Jahr wie Heinrich Ehr-hardt. Seine Frau Elisabeth zog sich in die Sommerresidenz nach Tegernsee zurück. Das Familien-vermögen, das schon während der Infl ati-onszeit 1922/23 erheblich geschrumpft war, ging während der Weltwirtschaftskrise und in der Zeit nach Kriegsende 1945 fast komplett verlo-ren. Dr. Christian Leitzbach

Lorenz Zuckermandel war der erste Aufsichtsratsvorsitzende des Unternehmens

Äußerst engagierter Mitfi nanzierder Gründung von Rheinmetall

Gehörte zu den Finanziers der Rheinmetall-Gründung im Jah-re 1889: der Berliner Geschäftsmann Lorenz Zuckermandel.

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Ein Jahrgang, zwei wichtige Ereignisse: Im April 1889 wurde Rheinmetall gegründet, einen Monat zuvor der Pariser Eiffelturm vollendet.

Lorenz Zuckermandel stammte aus einer Familie von Kleinbauern und wuchs, ähnlich wie Ehrhardt, in ärmlichen Verhält-nissen auf. Im Gegensatz zu diesem, der in mehre-ren Autobiographien detailliert über seine Herkunft aus dem thüringischen Hochwald fabulierte, teilte Zuckermandel jedoch Einzelheiten über seinen Auf-stieg nicht einmal seiner Familie mit. „Im großbür-gerlichen Milieu Berlins hatte man Geld, aber man sprach nicht darüber, und erst recht nicht davon, wo man es herbekommen hatte“, erklärt Ubbeloh-de das Phänomen, dass nicht einmal Zuckerman-dels Tochter, seine Mutter, Einzelheiten über die Vergangenheit des Großvaters erzählen konnte.

Ein Aufstieg wie der Heinrich Ehrhardts und Lorenz Zuckermandels war während der Bis-marck-Zeit in Deutschland ungewöhnlich. Hans-Ulrich Wehler bemerkt in seiner Deutschen Gesellschaftsgeschichte, dass es nur wenigen Persönlichkeiten gelang, sich aus dem Arbei-ter- oder Bauernstand in die Schichten des gehobenen Bürgertums hochzuarbeiten.

Der am 18. Februar 1847 im Dorf Bürglein (nahe des ehe-

der 1880er Jahre ermöglichte, gemeinsam mit zwei Geschäfts-partnern in das renommierte Berliner Bankhaus C. Schlesin-ger-Trier & Co. KGaA, das bisher im Alleinbesitz des Bankiers Carl Schlesinger-Trier gewesen war, einzusteigen.

Zu Zuckermandels Geschäftspartnern aus dem westfäli-schen Industriegebiet gehörte auch Joseph Massenez, der Generaldirektor des Hörder Bergwerks- und Hüttenvereins. Massenez sprach, vermutlich Ende 1888, den Berliner Ban-kier darauf an, mit ihm zusammen eine neue Gesellschaft zu gründen, die einen staatlichen Munitionsauftrag, den der Hörder Verein erhalten hatte, übernehmen sollte. Das Unternehmen hatte sich zwar bereits darauf vorbereitet, den Auftrag selbst auszuführen und sogar schon die be-nötigten Fertigungsmaschinen aus England beschafft, sich dann aber dazu entschlossen, ihn weiterzugeben. Die Produktion passte aber nicht zu dem übrigen, rein zivil ausgerichteten Fertigungsprogramm des Hörder Vereins. Außerdem zeigte Massenez wenig Neigung, im eigenen Un-ternehmen für nur möglicherweise einen einzigen Auftrag dieser Art eine neue Produktionseinrichtung zu errichten. Gemeinsam mit Zuckermandel und Carl Schlesinger-Trier beschloss der Generaldirektor deshalb, eine vom Hörder Verein unabhängige Firma zu gründen, deren einzige Auf-gabe es sein sollte, die Munition für das neue Reichsge-

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Unterlüß/Düsseldorf. Wie auch im vergangenen Jahr bot die – im Vergleich zum Vorjahr von mehr als doppelt so vielen Teilnehmern besuchte – Veran-staltung ein ansprechendes Programm aus Vorträgen, Vorführungen, Ausstel-lungen sowie – als Höhepunkt – einem Tag- und Nachtschießen. Parallel dazu zeigten zwölf Hersteller ihre Produkte aus den Bereichen Waffen, Munition, Optiken und Ausrüstung für den Infan-teristen.

Höhepunkt der Veranstaltung bildete ohne Zweifel das Schießen bei Tag und Nacht. Wie in 2009 auch, hatte Kars-ten Stern, Rheinmetall-Projektmana-ger des Produktbereiches Infanterie, der Vorführung ein einsatzorientiertes Szenario zu Grunde gelegt: „Auf diese Weise können wir unsere Produktpa-lette besser präsentieren – sei es im Hinblick auf den Einsatzzweck, auf die Wirkung oder auch auf die Reichwei-te.“ Fahrzeuge wie der seit Jahrzehnten bewährte Transportpanzer Fuchs und das neu entwickelte Armoured Multi Purpose Vehicle (AMPV) mit einer auf der ferngesteuerten Waffenstation la-fettierten 40-mm-Granatmaschinen-waffe aus dem Hause Heckler&Koch brachten zusätzliche Dynamik in das Geschehen.

Die breite Palette der 40mm-Muni-tionssorten – Gefechts-, nichtletale sowie Ausbildungspatronen in den Kalibern 40 mm x 46 LV (Low Veloci-ty, 75m/s), 40 mm x 46 MV (Medium Velocity, 100m/s) oder 40 mm x 53 HV (High Velocity, 130 m/s) – bildete den Schwerpunkt der Schießveran-staltungen. Highlight war dabei die tempierbare HV-Air-Burst-Munition. Karsten Stern: „Der Sprengzeitpunkt der Geschosse lässt sich durch Infra-rot-Wellen außerhalb der Waffe, also in der Flugphase, programmieren. Die-ses Verfahren bietet somit die Mög-lichkeit, den Infrarot-Sender modular auch für mehrere Waffensysteme zu verwenden. Die Programmierung der Geschosse geschieht mit einer Präzisi-on, die selbst uns beeindruckt hat.“

Von ausgewählten LV-Munitionssor-ten konnten sich die Teilnehmer im scharfen Schuss selbst einen Eindruck verschaffen. Ebenso bestand die Mög-lichkeit, mit „Simunition“-Trainings-munition seine Schießfertigkeiten mit Kurzwaffen zu erproben. Die Firma Dy-namit Nobel führte zudem ihre Wirk-mittel 90 mit der Reichweite von 1200 Metern vor.

Rheinmetall-Entwicklungsleiter-Mit-telkaliber Andreas Blache berichtete ausführlich über sein neues Produkt aus dem Traditionswerk Oberndorf:

Das schwere Maschinengewehr sMG .50 im Kaliber .50BMG (12,7 mm x 99) war damit zwar noch nicht „live“, aber mit Videos der ersten Schießtests auf dem Symposium vertreten. Die Waffe mit Fremdantrieb wiegt im Vergleich zum derzeit eingeführten schweren MG2A1 deutlich weniger – 25 statt 38 Kilo – und zeichnet sich durch hohe Zuverlässigkeit, Unempfindlichkeit ge-gen Witterungseinflüsse und vor allem eine neue Munitionssorte aus, die die

Durchschlagsleistung erheblich er-höht – vergleichbar mit der 14,5-mm-Patrone. Die Waffe kann verschiedene gurtgliedlose Munitionssorten ver-schießen und verfügt darüber hinaus über einen „Sniper-Modus“ für den hochpräzisen Schuss auf große Ent-fernungen. Sie eignet sich sowohl als Fahrzeugbewaffnung als auch für den abgesessenen Einsatz. Die Qualifika-tion des sMG .50 beginnt 2011 und endet nach derzeitiger Planung 2012.

Ebenfalls erstmals einer breiteren Öf-fentlichkeit präsentierte Rheinmetall Defence Electronics die im Auftrag des Bundesamtes für Wehrtechnik und Be-schaffung (BWB) entwickelte „Zieler-kennung Freund Feind („Zeff“)“. Das System besteht aus einer Zentralein-heit und Sensoren, die an der Kampf-ausstattung getragen werden, sowie aus einer an der Waffe angebrachten Lasereinheit. Visiert der Schütze einen Kameraden an, warnt das laserbasier-

te System wahlweise optisch, akus-tisch oder per Vibrationsalarm vor dem schlimmstenfalls tödlichen Irrtum.

Als Waffenhersteller war dieses Jahr J.P.Sauer & Sohn/SIG Sauer mit einem eigenen Stand vertreten. Das traditi-onsreiche Eckernförder Unternehmen zeigte unter anderem sein SIG516, mit dem es sich um den Zuschlag ei-ner derzeit ausgeschriebenen „Un-terstützungswaffe kurze Reichweite für Feldjäger/KSK“ bewirbt. Taktische Ausrüstung war bei den Firmen Tas-manian Tiger sowie JK Defence/Sabre bzw. Camelbak zu begutachten, da-runter modulare Tragesysteme oder Einsatzkampfbekleidung. Ebenfalls vertreten waren die taktische Messer-schmiede Eickhorn sowie der schwedi-sche Optikhersteller Aimpoint und der norwegische Feuerleitvisier-Spezialist Vinghög. Ihr Know-how auf den Gebie-ten Infanteriesimulation präsentierte ebenfalls die Rheinmetall Defence Electronic mit dem Unterauftragneh-mer benntec.

Ergänzt wurden praktischer Anteil und Vorführungen durch zahlreiche hochkarätige Vorträge. Vertreter der Amtsseite gingen auf die Nato-weiten Bemühungen zur Standardisierung oder die Forderungen des U.S. Marine Corps sowie der Bundeswehr zur Funk-tionssicherheit der Infanteriemunition ein. Einzelne Aspekte wurden zudem in Arbeitsgruppen vertieft. Diese be-fassten sich unter anderem mit neuen Standards für ein Infanteriegewehr, Nicht- oder besser Weniger Letalen Kampfmitteln (Non- bzw. Less Lethal Weapons, NLW/LLW) oder Anforderun-gen an künftige Handwaffenmunition.

Zahlreiche Pausen und eine Abend-veranstaltung boten ausreichend Ge- legenheit zum multinationalen, streit-kräftegemeinsamen und behörden-übergreifendem Gedankenaustausch sowie Blick über den Tellerrand – eines der Markenzeichen des Symposiums.

„Auch in 2011 werden wir die Infan-teriewelt – in leicht veränderter Form – in Unterlüß versammeln und dies in den folgenden Jahren sicher weiter tun“, skizzierte Torsten Böhm zum Ende der Veranstaltung. Im kommen-den Jahr steht das Rheinmetall Infan-terie Symposium unter dem Motto: Rheinmetall Infantry – effective in 3 di-mensions. Dieser Slogan deutet nicht nur die drei Bereiche 40 mm, Handgra-nate und Pyro an – vielmehr liegt der Schwerpunkt bei Luftsprengpunktmu-nitionen verschiedener Arten sowie Er-zeugung einer Feuerüberlegenheit der Infanterie im Raum.

Dr. Jan-Phillipp Weisswange

„Infantry first“ – unter diesem Motto stand das zwei-te Infanteriesymposium, das Rheinmetall Anfang Okto-ber dieses Jahres in seinem Erprobungszentrum Unter-lüß durchführte. Nach dem erfolgreichen Startschuss im vergangenen Jahr waren die Erwartungen der rund 260 Teilnehmer aus 27 Nationen hoch – und wurden nicht enttäuscht. „Für die Wirksamkeit der Infanterie sind Lagewahrnehmung, eine bedrohungsadäquate Palette von Waffen und Effektoren, die Zielmarkierung und schließlich die Präzision und Trefferlage entschei-dend. Rheinmetall verfolgt daher auch im Bereich der Infanteriebewaffnung einen Systemgedanken, um der Infanterie ‚alles aus einer Hand‘ anbieten zu können“,

erläuterte Torsten Böhm, Leiter des Produktbereiches Infanterie, den Anspruch des führenden wehrtechni-schen Systemhauses als wichtigen Partner der Infan-terie. Angesichts der komplexen Bedrohungslagen in heutigen militärischen Operationen bleibt der Dialog mit der Anwenderseite sowie den Beschaffern von ent-scheidender Bedeutung. Daher sollte das 2. Infante-riesymposium Soldaten, Ausbildern, Bedarfsdeckern und beteiligten Firmen eine Plattform für Diskussio-nen und zum Kennenlernen neuer Produkte zu bieten. Die Fähigkeitskategorie „Wirksamkeit im Einsatz“ stand dabei eindeutig im Mittelpunkt, ergänzend wur-den Ausbildung, Schutz und Ausrüstung behandelt.

2. Rheinmetall-Infanteriesymposium stellt Systemtechnik „aus einer Hand“ vor

„Infantry First“ zeigt Wirksamkeit

Bei den „Infantry First“-Schießvorführungen brachte auch das Armoured Multi Purpose Vehicle Dynamik in das Geschehen.

oho Gibbstown/München. Rheinmetall MAN Military Vehicles GmbH (RMMV) in München hat mit der Timoney Technology Ltd. (Gibbstown /Irland) eine weit reichende Kooperations-vereinbarung auf dem Gebiet der militärischen Transport- und Einsatzfahrzeuge getroffen. Im Rahmen eines Lizenzabkommens wird Timoney Technology künftig Einzel radaufhängungen und Antriebsstränge für alle neuen RMMV-Fahr-zeuge entwickeln und produzieren, die über Allradantrieb und – mit zwei, drei oder vier Ach-sen – über Einzelradaufhängung verfügen. Ba-sierend auf der Timoney-Fahrwerkstechnologie des gepanzerten Transportfahrzeugs Wisent, einer Eigenentwicklung von Rheinmetall, ent-steht so eine neue, hochmoderne Fahrzeugfa-milie, die mit ihrer hohen Mobilität konsequent am künftigen Bedarf des militärischen Nutzers ausgerichtet ist.

Dr. Gerhard Skoff, Mitglied der Geschäftsfüh-rung der RMMV: „Diese Vereinbarung ist ein bedeutender Schritt in der strategischen Posi-tionierung von RMMV als führendem Hersteller militärischer Radfahrzeuge. Mit dem überle-genen Know-how unseres Partners Timoney Technology auf dem Gebiet der anspruchsvollen Fahrwerkstechnik unterstreichen wir unseren Anspruch auf eine Spitzenposition bei gelände-gängigen militärischen Radfahrzeugen, die rund um den Globus ihre Abnehmer finden.“

Shane O’Neill, Chief Executive Officer der Timoney Technology Ltd.: „Wir begrüßen es sehr, mit RMMV in dieser erfolgsorientierten Kooperation zu arbeiten. Als Iren sind wir stolz darauf, hochentwickelte Fahrzeugtechnik in das Land liefern zu dürfen, in dem das Auto-mobil seine historischen Wurzeln hat und das weltweit für absolute Spitzentechnologie im Fahrzeugbau steht. Mit der konsequenten und rechtzeitigen Ausrichtung seiner Aktivitäten

auf den aktuellen und künftigen Bedarf der Streitkräfte verfügt Timoney heute über genau die Technologie, die neue RMMV-Fahrzeuge für ein Höchstmaß an Mobilität auch in extremem Gelände benötigen.“

Der neue Wisent, ein allradgetriebenes ge-panzertes 8x8-Fahrzeug, ist ein erstes Beispiel für die fruchtbare Kooperation beider Unter-nehmen. In intensiven Fahrerprobungen für die Qualifikation im Rahmen des Beschaffungsvor-habens GFF 4 für die Bundeswehr hat das Fahr-zeug seine überragende Performance gezeigt und dank seines leistungsfähigen Fahrwerks auch schwierige Herausforderungen im Gelände anstandslos gemeistert.

Timoney Technology Ltd. ist eines der welt-weit führenden Unternehmen auf dem Gebiet der Fahrzeug-Transmissionstechnologie und hat sich auf Radantriebs systeme, Lenksysteme,

Planetenantriebslösungen, Verteilergetriebe, Steigkästen, Fahrzeugdynamik, Karosserie-Vib-rationsanalysen und Fahrzeugkonstruktion spe-zialisiert. Timoney beliefert die Märkte für die Baubranche, für Feuerwehren sowie für Berufs- Militär-, Bergbaumaschinen und unbemannte Fahrzeuge.

Die Rheinmetall MAN Military Vehicles GmbH entstand Anfang 2010 als Joint Venture der Rheinmetall AG und der MAN Nutzfahrzeu-ge AG. Beide Unternehmen formieren damit auf dem Feld der militärischen Fahrzeuge ihre Automotive-Expertise, ihr militärtechnisches Know-how sowie ihre technologischen Kern-kompetenzen zu einem global operierenden Systemhaus im Bereich der Radfahrzeuge. RMMV ist heute ein Komplettanbieter für mi-litärische Radfahrzeuge, der die vollständige Palette ungeschützter und geschützter Trans-port-, Führungs- und Funktionsfahrzeuge für internationale Streitkräfte abdeckt.

Fahrwerk mit Anspruch

hkr Paris/Düsseldorf. Mit Unterstützung und unter der Schirmherrschaft des französischen Verteidigungsministeriums fand Ende Oktober in Paris auf dem Messegelände von Le Bour-get die Marinerüstungsmesse Euronaval 2010 statt. Die ursprünglich rein nationale Messe – sie findet im zweijährigen Turnus statt – ist seit 1992 international geprägt und zu der größten Marinemesse in Europa geworden; sie ist eine geschlossene Veranstaltung ausschließlich für Fachpublikum und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Die diesjährige Euronaval war in Folge mithin die 22. Ausstellung und wurde von über 400 Fir-men aus 37 Ländern besucht, die auf den 14 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche den etwa 35 000 internationalen Fachbesuchern, darunter 80 offizielle Delegationen aus 62 Ländern sowie hochrangige Entscheidungsträger und 400 Fach-

journalisten, ihre Entwicklungen präsentierten. Allerdings war die französische Dominanz mit etwa 50 Prozent der Aussteller sowie die eindeu-tige und selbstverständliche Unterstützung der „Marine Nationale“ für ihre nationale maritime Industrie deutlich erkennbar. Nach Frankreich waren Italien und Deutschland die größten Aus-stellernationen. An zwei Tagen lief ein Konferenz-programm zu den Themenbereichen „Les marines en 2040“ und „Sécurité et sureté maritimes en France et en Europe. Réflexions et évolutions“.

Zum wiederholten Male nutzte auch Rheinme-tall Defence dieses internationale Forum, um seine Produkte aus den maritimen Sparten der internationalen Fachwelt zu präsentieren. Das Unternehmen steht für weltweit anerkannte Kern-kompetenzen für fähigkeitsorientierte Innovation mit optimierten Schutzkonzepten, vernetzbarer Sensorik und Optronik, plattformunabhängiger Wirksysteme und Hochleistungsmunition. Mit seinen ganzheitlich ausgelegten Produkten kann

das Systemhaus komplett die Fähigkeitskate-gorien Nachrichtengewinnung und Aufklärung, Wirksamkeit im Einsatz sowie Überlebensfähig-keit und Schutz bedienen. Simulations- und Trai-ningssysteme ergänzen die Angebotspalette. Sie ermöglichen eine höchst effiziente, realitätsnahe und breitbandige Ausbildung, sind unabhängig von den Wetterbedingungen jederzeit einsetzbar, schonen das Einsatzgerät und ermöglichen die gefahrlose Darstellung von Extremsituationen.

Rheinmetall Defence stellt sich damit auch im maritimen Bereich mit seinen Erzeugnissen den ständig neuen Herausforderungen, die aus heutigen asymmetrischen Bedrohungen resul-tieren, mit einer Vielzahl von technologischen Entwicklungen für die Ausrüstung der Sicher-heitskräfte.

Der Firmenpavillon stieß bei den Messebesu-chern auf reges Interesse und wurde von zahlrei-

chen hochkarätigen Delegationen aus den Berei-chen Militär, Wirtschaft und Behörden besucht. Auch der deutsche Botschafter Reinhard Schä-fers und der bundesdeutsche Verteidigungsat-taché Werner Weisenburger informierten sich über die Leistungsfähigkeit der ausgestellten Systeme, mit denen im In- und Ausland schon zahlreiche Verkaufserfolge erzielt wurden. Ent-sprechend der internationalen Ausrichtung des Konzerns war der Ausstellungsstand mit mul-tinationalem Fachpersonal aus den jeweiligen Kompetenzzentren besetzt.

Als Exponate standen unter anderem im be-sonderen Fokus der Täuschkörperwerfer „Mass“ (Multi Ammunition Softkill System), das Oerli-kon-Millennium-Geschütz, das Oerlikon-Sea-guard-Feuerleitradarsystems, mobile ballistische und pyrotechnische Schutzsysteme, Simulati-ons- und Trainingsanlagen sowie Munition und Systeme für diverse Über- und Unterwasseran-wendungen.

Präsenz mit Kompetenz

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Hamburg. Dass die aus den heutigen zivilen Geschäftsfeldern des Rheinme-tall-Konzerns stammenden Produkte vor allem in Fachkreisen einen hohen Bekanntheitsgrad erreichen, stärkt maßgeblich den Geschäftserfolg des Unternehmensbereichs Automotive der Kolbenschmidt-Pierburg-Firmengruppe. Deren Produkte, die vor allem zur Ver-brauchs- und Schadstoffreduzierung im Verkehr beitragen, erreichen jedoch nicht immer den automobilen Endkun-den: Viele Autofahrer wissen deshalb auch nicht, dass ihre Fahrzeuge zum Beispiel mit Abgasrückführventilen, Motorblöcken oder Kolben von Kolben-schmidt Pierburg ausgerüstet sind.

Auch zahlreiche Produkte des Unter-nehmensbereichs Defence sind heute wie in der Vergangenheit nicht unbe-dingt in der breiten Öffentlichkeit prä-sent. Überraschend und faszinierend zugleich ist es deshalb festzustellen, dass es vor vielen Jahrzehnten ein Massenprodukt von Rheinmetall ge-geben hat, das noch heute einen weit größeren Bekanntheitsgrad besitzt als etwa das Maschinengewehr (MG) 42, die Maschinenkanone Rh 202 oder gar der Schützenpanzer Puma: Die Rede ist von der Rheinmetall-Schreibma-schine aus Sömmerda, gefertigt in den Jahren 1923 bis 1941. Noch heute exis-tiert sie in zahlreichen Exemplaren: Sie steht als Schmuckstück in modernen Arbeitszimmern, taucht unvermutet in Kellern oder auf Speichern auf, wird bei ebay, auf Flohmärkten oder in Anti-quitätenläden gehandelt.

In einem Second-Hand-Laden ent-deckte auch der kanadische Künstler Rodney Graham einmal eine solche Schreibmaschine, made by Rheinme-tall in den 1930er Jahren – die so ge-nannte Klein-Schreibmaschine, das meistgebaute Modell des damaligen Betriebes in Sömmerda. Was er daraus machte, das ist noch bis zum 30. Janu-ar 2011 in der Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle zu sehen, in der die Rodney-Graham-Retrospektive „Through the Forest“ gezeigt wird.

Der 1949 geborene Graham gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Künstler Kanadas. Er benutzt laut Pres-semitteilung der Hamburger Kunsthal-le „alle Arten von Medien – Bücher, Videos, Skulpturen, Maschinen, Ma-lerei, Fotografie, Installation, gedruck-tes Material und Musik – um Aspekte der Wahrnehmung, Autorschaft und Schlüsselkonzepte der Kunstgeschich-te aufzugreifen und mit diesen zu spie-

len“. Die Ausstellung zeigt Grahams vir-tuoses Spiel mit Realität und Fiktion in rund 100 Werken aus der Zeit zwischen 1978 und 2010. Viele der Ausstel-lungsstücke werden zum ersten Mal in Deutschland gezeigt.

Eines dieser Kunstobjekte nun ist be-sagte Rheinmetall-Schreibmaschine. Sie ist nicht als Objekt selbst präsent, sondern erscheint in einem Filmkunst-werk aus dem Jahre 2003, und zwar unter dem Titel „Rheinmetall/Victoria 8“. Zuerst ist sie als Objekt „im Stil der neuen Sachlichkeit“ zu sehen, danach wird sie mit Mehl berieselt, so dass sie am Ende aussieht, als stünde sie in einer malerischen Schneelandschaft. Dieses Szenario, das der Künstler offiziell als „Hinweis auf die übliche

Spurenverwischung und Geschichts-verdrängung nach dem Zweiten Welt-krieg“ verstanden wissen möchte, ist wichtiger Bestandteil des ohne Ton gedrehten 35 mm-Films, der etwa zehn Minuten dauert und in der Ausstellung in einer Endlosschleife gezeigt wird.

Die Ausstellung „Through the Forest“ zeigt neben den späten Filmen des Künstlers Rodney Graham, zu denen auch „Rheinmetall/Victoria 8“ gehört, unter anderem auch ein Leuchtkasten-bild mit Anspielungen auf die Kunst der 1960er Jahre oder die Performance „Lobbing Potatoes at a Gong, 1969“. Darin sieht man den Künstler im Sitzen Kartoffeln auf einen Gong werfen. Und auch die Destilliermaschine, mit der Rodney aus den Kartoffeln, die den

Gong getroffen hatten, Wodka braute, ist nebst dem Wodka in der Installati-on zu sehen.

Die Ausstellung wurde vom Museu d’Art Contemporani de Barcelona in Zusammenarbeit mit dem Museum für Gegenwartskunst (Basel) und der Hamburger Kunsthalle organisiert und von der Rudolf-Augstein-Stiftung sowie den Freunden der Kunsthalle unterstützt. Zu sehen ist sie noch bis zum 30. Januar 2011, und zwar täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, don-nerstags bis 21 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt zehn E. Außerdem ist zur Re-trospektive Rodney Graham ein Kata-log erschienen, der online unter www.hamburger-kunsthalle.de bestellt wer-den kann. Dr. Christian Leitzbach

Dormagen. Die-ter Bohn, den fantastische Ge-schichten schon seit der Kindheit faszinieren und der selbst seit rund 20 Jahren

als Genre-Autor tätig ist (siehe auch „Das Profil“ 5/2004 + 2/2007), über-rascht seine Fans diesmal mit akusti-scher Science Fiction. Auf der CD mit dem Titel „Navivirus“ veröffentlicht der 47-Jährige – er arbeitet als technischer Autor bei der MS Motor Service Inter-national GmbH im rheinischen Dorma-gen – drei phantasievolle Geschichten: zwei spannende Hörspiele (Navivirus + Die letzte Grenze) und ein Hörbuch (Se-fer Chajim).

In „Navivirus“ greift Dieter Bohn zum Beispiel das Phänomen der künstlichen

Intelligenz auf; auf humorvolle und ironische Art und Weise nimmt er das Navigationsgerät, das seinen Bediener auf eine nassforsche Art und Weise bis zur Weißglut treibt, aufs Korn.

Das zweite Hörspiel – es trägt den Titel „Die letzte Grenze“ – handelt von einer Expedition, die an die Grenze des menschlichen Weltbildes stößt, und

zwar ganz „à la Jules Vernes“ mit einer dampfbetriebenen Rakete. Die Reisen-den werden dabei manch galaktische Entdeckung machen.

Ausklingen lässt der MSI-Ver-triebsexperte die CD mit einem span-nenden Hörbuch, das von Bruder Malin – einem Mönch aus der Mondsiedlung

Gagarin-City – handelt. Ihm wird sein „Sefer Chajim“, das Buch des Lebens, die Wahrheit über die eigene Persön-lichkeit offenbaren.

Dieter Bohn beweist mit seiner ersten CD, die pünktlich zur diesjährigen Leip-ziger Buchmesse auf den Markt kam, einmal mehr, dass ihm nicht nur das Lesen, sondern auch das Schreiben von

Science-Fiction-Geschichten sehr viel Freude bereitet. Genau dies bekommt der aufmerksame Hörer zu hören und zu spüren. Übrigens: „Navivirus“ ist unter ISBN 978-3-940582-32-2 im Wun-derwaldverlag (Erlangen) erschienen und dort bzw. im gut sortierten Buch-handel für zehn E erhältlich. sl

Vom „Navivirus“ infiziert

Ist diesmal akustisch auf Science-Fiction-Tour: Dieter Bohn, der bei der MS Motor Ser-vice International GmbH in Dormagen arbeitet, mit seiner CD namens „Navivirus“.

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Retrospektive des kanadischen Künstlers Rodney Graham in Hamburger Kunsthalle

Alte Schreibmaschine im „Schnee“

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akn Nettetal. Tobias Gisbertz ge hört zu den besten Azubis des diesjährigen Prü-fungsjahrgangs in Nordrhein-Westfalen. Der 19-jährige Nettetaler, der seine Aus-bildung zum Gießereimechaniker bei der Pierburg GmbH in Nettetal mit „sehr gut“ abgeschlossen hat, wurde kürzlich für seine hervorragenden Leistungen gleich zweimal von der Industrie- und Handelskammer (IHK) ausgezeichnet.

Zunächst wurde Gisbertz von der IHK Mittlerer Niederrhein geehrt, die die 293 erfolgreichsten Azubis des Jahrgangs bei einer Feierstunde in der Viersener Festhalle auszeichnete. Doch Tobias Gisbertz zählt auch NRW-landesweit zu den Besten: Er und weitere 228 Prüflin-ge von insgesamt rund 80 000 Azubis des Prüfungsjahrgangs 2010 erhielten in der Stadthalle Bielefeld von den 16 nordrhein-westfälischen Industrie- und Handelskammern entsprechende Aus-zeichnungen.

Nicht nur Ausbildungsleiter Rainer Lutz am Pierburg-Standort Nettetal freut

sich über die hervorragende Leistung: „Das sehr gute Prüfungsabschneiden spiegelt auch die fachliche Qualität un-serer Berufsausbildung wider. Wir als Ausbildungsbetrieb freuen uns daher sehr über den Erfolg von Tobias Gisbertz und hoffen gleichzeitig, Jugendlichen

auch zukünftig durch bestmögliche Un-terstützung (z.B. mittels Werksunterricht und zielgerichtete Ausbildung in den Fachabteilungen mit fachlich qualifizier-tem Personal) eine qualifizierte Ausbil-dung zu bieten und ihnen somit einen guten Start ins Berufsleben zu ebnen.“

Tobias Gisbertz hatte Pierburg zu-nächst während eines Praktikums kennen gelernt; von August 2007 bis Mai 2010 folgte dann die erfolgreiche Ausbildung zum Gießereimechaniker in Nettetal. Seitdem arbeitet er dort als Gießzellenführer in der Gießerei. Zu seinen Aufgaben gehören das Ein-richten, Bedienen und Überwachen der Gießmaschine und das Umrüsten bei Produktionswechsel. Er achtet auf die Qualität der Gussstücke und entnimmt regelmäßig Proben und prüft diese. Als Gießereimechaniker erkennt er Störun-gen an der Produktionsanlage, sorgt für deren Beseitigung und hält Geräte und Anlagen instand.

Der 19-Jährige hat bereits weitere be-rufliche Zukunftspläne vor Augen: Seit Sommer dieses Jahres absolviert er be-rufsbegleitend am Berufskolleg Platz der Republik für Technik und Medien (Mönchengladbach) eine Weiterbil-dung zum staatlich geprüften Techniker für Maschinenbau.

Gehört in diesem Jahr zu den erfolgreichsten Auszubildenden in Nordrhein-Westfalen: Gießereimechaniker Tobias Gisbertz, hier beim Fotoshooting in der hochmodernen Gießerei des Pierburg-Werkes in Nettetal zusammen mit Ausbildungsleiter Rainer Lutz.

In NRW zu denbesten Azubis

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Page 17: Die Zeitung des Rheinmetall-Konzerns · 2014-07-19 · Für Aba-diano begann die Geschichte des AGR-Ventils 1994 mit dem entspre-chenden System für den TD-27-Mo-tor des Nissan Terrano;

Schnelle: „In der ersten Schleife konnten wir zunächst einen Vorsprung von knapp 15 Sekun-den auf die Verfolger, darunter auch gegen leis-tungsmäßig überlegene Gegner, herausfahren. Dieser stagnierte allerdings in Folge, so dass wir weiter angreifen mussten und uns keinen Feh-ler erlauben konnten“, resümiert Schnelle. Der Kampfgeist wurde belohnt: Auf der Wertungs-prüfung 10 (insgesamt gab es elf bei dieser Ral-lye) setzte das Hanseaten-Team die entschei-dende Attacke gegen die Verfolger und erzielte in der Division 3 für zweiradangetriebene Fahr-zeuge bis 2 l Hubraum (Die Einteilung in Divisi-onen erfolgt unter anderem nach Antriebsart, zum Beispiel Allrad-oder Zweiradantrieb und nach Größe des Hubraumes) den Divisionssieg unter sieben Startern und den hervorragenden neunten Platz in der Gesamtwertung.

„Wir haben den Sieg verdient, denn wir konn-ten sieben der insgesamt elf Wertungsprüfun-gen gewinnen und ein fehlerfreies Resultat hinlegen“, freut sich Schnelle über das Ergebnis dieses Vorlaufes, das dem Team im Gesamt-

klassement der ADAC Rallye Masters 2010 den zweiten Platz gesichert hat. Das gute Ergebnis führt der gebürtige Ostwestfale auf die hervor-ragende Teamarbeit zurück. „Das Zusammen-spiel zwischen Fahrer und Beifahrer, Mensch und Fahrzeug, Fahrzeug und Straße ist für mich der eigentliche Spaß beim Rallye-Sport – nicht das Schnellfahren mit dem Auto“, betont der ge-lernte Kraftfahrzeugmechaniker und diplomier-te Maschinenbau-Ingenieur, der seit 25 Jahren aktiv Motorsport als Rallyebeifahrer hoch bis zur Deutschen Meisterschaft betreibt.

Schon in Kindestagen fühlte er sich mit Fahr-zeugen und Motoren stark verbunden: „Als ich fünf Jahre alt war, hat mich mein Vater, da-mals Betriebsleiter bei einem Volkswagen-Ver-triebspartner, mit in die Firma genommen. Von der Komplexität der Fahrzeuge war ich schon da-mals fasziniert. Auch in seiner Heimwerkstatt

habe ich abends oder am Wochenende fl eißig mit geschraubt. Es gab im-

mer etwas, was repariert werden musste“, erinnert sich der heute 45-Jährige. Wenn man mit Dirk Schnel-

le spricht, gewinnt man den

Eindruck, dass er keiner ist, der sich sonderlich in den Vorder-grund stellt, sondern sich als Teil eines Teams begreift. Das ist im Beruf ähnlich wie bei seinem Hobby. Er ist gerne Beifahrer, weil ihm die Rolle des Koordina-tors, Team- und Servicemanagers viel Spaß macht. Seine Aufgaben sind entsprechend vielseitig: Während des Rennens hat er die Verantwortung, dem Fahrer aus dem so genannten Gebetbuch In-formationen zur Strecke wie Kur-ven, Streckenbeschaffenheit und Entfernungen vorzulesen.

Schnelle: „Das bedeutet zum Bei-spiel, dass man bei Fahrgeschwindig-keiten von teilweise bis zu 200 km/h im Wald über Kuppen und auf Schotter aus dem Fahrzeug die Strecke beobachten muss, dem Fahrer die nächsten Kurvenfolgen vorlesen und, ganz wichtig, jede Kurve zum ex-

akt richtigen Zeitpunkt ansagen muss.“ Trocken fügt er hinzu: „Und das alles, ohne sich dabei zu übergeben.“ Als Team- und Servicemanager hat er unter anderem die Aufgabe, sich im Vorfeld und während des Rennens um organisatorische Dinge wie zum Beispiel die Erstellung der Ter-minpläne, die Einteilung und Koordination der Servicecrew und die Ersatzteilbeschaffung zu kümmern.

Vor allem die Technik der Fahrzeuge begeistert ihn: „Früher lag ich ständig unter meinem ersten Rallye-Golf I GTI, um zum Beispiel den Motor an-zupassen oder das Fahrwerk zu optimieren.“ Bei seinem heutigen Fahrzeug halten sich die „Bas-telarbeiten“ begrenzt, weil er schon werksopti-miert und folglich auf einem hohen technischen Stand ist. Schnelle: „Darüber bin ich eigentlich ganz froh, weil mich mein Job bei Pierburg sehr ausfüllt. Außerdem ist es ein recht zeitintensives Hobby, weil ich während der Rallye-Saison zwi-schen März und Oktober mindestens einmal im Monat eine Rallye fahre.“ Noch dazu hat er einen ehrenamtlichen kleinen Nebenjob als Vorsitzen-der des ostwestfälischen AMC Oerlinghausen e.V. im ADAC, im Rahmen dessen er unter ande-rem Motorsportveranstaltungen oder Fahrrad-

turniere organisiert. Die Vereinsarbeit macht ihm Spaß, zumal er keine Arbeit scheut und sich noch dazu mit vielen Motorsportlern austau-schen kann. Auch die Hilfsbereitschaft seiner Vereinskollegen schätzt er: „Muss ein Fahrzeug auf bestimmte Fehler analysiert werden, fi ndet sich immer jemand, der einem weiterhilft.“ Das entspricht auch einem seiner Lebensmottos: „Wenn ich in etwas investiere, kommt es irgend-wann zurück.“ Annette Neumann

Osterode/Neuss. Bei 35 Grad Celsius Außentemperatur und bis zu 60 Grad im Auto kamen die Teilnehmer bei der im Juli 2010 durchgeführten „Rallye Nieder-sachsen“ in Osterode im Harz ganz schön ins Schwitzen. Einer der Teilnehmer war Dirk Schnelle, der hauptberufl ich als Projektleiter im Bereich Commercial Diesel-Abgasturbolader bei Pierburg in Neuss arbeitet („Das Profi l“ 2/2010). Als Beifahrer im Hanseaten-Team mit seinem Fahrer Achim Behrens im Renault Clio II RS hatten sie auf der sehr herausfordernden Gesamtstre-cke von rund 280 Kilometern eine sehr schwierige Aufgabe zu bewältigen.

Eindruck, dass er keiner ist, der sich sonderlich in den Vorder-grund stellt, sondern sich als Teil eines Teams begreift. Das ist im Beruf ähnlich wie bei seinem Hobby. Er ist gerne Beifahrer, weil ihm die Rolle des Koordina-tors, Team- und Servicemanagers viel Spaß macht. Seine Aufgaben sind entsprechend vielseitig: Während des Rennens hat er die Verantwortung, dem Fahrer aus dem so genannten Gebetbuch In-formationen zur Strecke wie Kur-ven, Streckenbeschaffenheit und Entfernungen vorzulesen.

Schnelle: „Das bedeutet zum Bei-spiel, dass man bei Fahrgeschwindig-keiten von teilweise bis zu 200 km/h im Wald über Kuppen und auf Schotter aus dem Fahrzeug die Strecke beobachten muss, dem Fahrer die nächsten Kurvenfolgen vorlesen und, ganz wichtig, jede Kurve zum ex-

akt richtigen Zeitpunkt ansagen muss.“ Trocken fügt er hinzu: „Und das alles, ohne sich dabei zu übergeben.“ Als Team- und Servicemanager hat er unter anderem die Aufgabe, sich im Vorfeld und während des Rennens um organisatorische Dinge wie zum Beispiel die Erstellung der Ter-minpläne, die Einteilung und Koordination der Servicecrew und die Ersatzteilbeschaffung zu

Vor allem die Technik der Fahrzeuge begeistert ihn: „Früher lag ich ständig unter meinem ersten Rallye-Golf I GTI, um zum Beispiel den Motor an-zupassen oder das Fahrwerk zu optimieren.“ Bei seinem heutigen Fahrzeug halten sich die „Bas-telarbeiten“ begrenzt, weil er schon werksopti-miert und folglich auf einem hohen technischen Stand ist. Schnelle: „Darüber bin ich eigentlich turniere organisiert. Die Vereinsarbeit macht

Bei 35 Grad Celsius Außentemperatur und bis zu 60 Grad im Auto kamen die Teilnehmer bei der im Juli 2010 durchgeführten „Rallye Nieder-sachsen“ in Osterode im Harz ganz schön ins Schwitzen. Einer der Teilnehmer war Dirk Schnelle, der hauptberufl ich als Projektleiter im Bereich Commercial Diesel-Abgasturbolader bei Pierburg in Neuss arbeitet („Das Profi l“ 2/2010). Als Beifahrer im Hanseaten-Team mit seinem Fahrer Achim Behrens im Renault Clio II RS hatten sie auf der sehr herausfordernden Gesamtstre-cke von rund 280 Kilometern eine sehr schwierige Aufgabe zu bewältigen.

Dirk Schnelle, der beim Automobil-Zulieferer Pierburg in Neuss als Projektleiter im Bereich Commercial Diesel-Abgasturbolader arbeitet (Bild links), ist seit einem Vierteljahrhundert passionierter Rallyefahrer. In diesem Jahr lief die Saison besonders gut: Es reichte für den 1. Platz in der

Division 3 der ADAC Rallye Masters und die Rallyemeisterschaft des ADAC Ostwestfalen-Lippe. Die auf dieser Seite gezeigten Fotos entstanden Ende Oktober 2010 bei der ADAC-3-Städte-Rallye rund ums bayerische Passau, die der 45-jährige Automotive-Experte mit einem Opel Astra bestritt.

triebspartner, mit in die Firma genommen. Von der Komplexität der Fahrzeuge war ich schon da-mals fasziniert. Auch in seiner Heimwerkstatt

habe ich abends oder am Wochenende fl eißig mit geschraubt. Es gab im-

le spricht, gewinnt man den

Dirk Schnelle, der beim Automobil-Zulieferer Pierburg in Neuss als Projektleiter im Bereich Commercial Diesel-Abgasturbolader arbeitet (Bild links), ist seit einem Vierteljahrhundert passionierter Rallyefahrer. In diesem Jahr lief die Saison besonders gut: Es reichte für den 1. Platz in der

Division 3 der ADAC Rallye Masters und die Rallyemeisterschaft des ADAC Ostwestfalen-Lippe. Die auf dieser Seite gezeigten Fotos entstanden Ende Oktober 2010 bei der ADAC-3-Städte-Rallye rund ums bayerische Passau, die der 45-jährige Automotive-Experte mit einem Opel Astra bestritt.

Dirk Schnelle von Pierburg fährt seit 25 Jahren erfolgreich Rallye

Zwei Köpfe entscheiden oft in Sekundenschnelle

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