Die humanistische Persönlichkeitstheorie von Carl Rogers Seminar Persönlichkeitstheorien 22.05.06...
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Die humanistische Persönlichkeitstheorie von
Carl Rogers
Seminar Persönlichkeitstheorien22.05.06Dozent: Dr. Bernhard BiehlReferentinnen: Anne-Kathrin Bräscher, Katharina Mura
Gliederung
• Biografie
• Humanismus und Phänomenologie
• Persönlichkeitstheorie
• Struktur, Dynamik und Entwicklung
• Messung
• Psychopathologie und Therapie
• Zusammenfassung und Kritik
• Diskussion
Biografie• 1902 geboren in Oak
Park/Illinois• Religiöse Erziehung und
schwere Arbeit Wertvorstellungen und Respekt vor wissenschaftlichen Methoden
• Studium der Agrarwissenschaften in Wisconsin
• Wechsel zu Theologie
Biografie
• Heirat und Umzug nach New York mit 22 Jahren
• Studium der Psychologie• 1931 Promotion• 1940 Professorenstelle an
der Ohio State University• 1946/47 Präsident der
APA• 1951 „Client-centered
therapy“
Biografie
• 1957 Rückkehr nach Wisconsin
• 1964 Forschungsstelle in LaJolla/California
• Zahlreiche Auszeichnungen und Vorschlag für den Friedensnobelpreis
• 1987 Tod im Alter von 85 Jahren
Humanismus und Phänomenologie
1. Humanismus„Weltanschauung, die sich an den Interessen, Werten und der Würde insbesondere des einzelnen Menschen orientiert.“
wichtige Prinzipien: Toleranz, Gewalt- und Gewissensfreiheit
Humanismus und Phänomenologie
Humanistische Psychologie:• Entwicklung der Persönlichkeit• Selbstverwirklichung• Freiheit statt Determinismus• Dritte Kraft neben Psychoanalyse und
Behaviorismus
Humanismus und Phänomenologie• „Freud wird dem positiven Aspekt des Lebens nicht
gerecht.“ (Goldstein)
• Maslows Bedürfnishierarchie:
Humanismus und Phänomenologie
2. Phänomenologie
• Trennung zwischen Objekt und Subjekt
• Subjektive Wahrnehmungen des Individuums
entscheidend
• Unbewusstes spielt geringere Rolle
• Versuch die subjektiven Erfahrungen zu messen
Humanismus und Phänomenologie
HumanismusWürde des Menschen
Rogers Theorie
PhänomenologieBetonung des Subjektiven Erlebens
Gliederung
• Biografie
• Humanismus und Phänomenologie
• Persönlichkeitstheorie
• Struktur, Dynamik und Entwicklung
• Messung
• Psychopathologie und Therapie
• Zusammenfassung und Kritik
• Diskussion
Struktur, Dynamik und Entwicklung
1. Struktur des Selbst
• Organisierter Speicher von subjektiven, selbstbezogenen Wahrnehmungen und Erfahrungen („mein“, „ich“, „selbst“)
• Mehr bewusste als unbewusste Inhalte
• Unbewusstes kann bei Bedarf bewusst gemacht werden
• Schlüsselkonzept der Theorie, aber es „tut“ nichts
• Weitere Selbstkonzepte sind Ideal-Selbst und Soll-Selbst
Struktur, Dynamik und Entwicklung
2. Dynamik Streben nach Selbstverwirklichung
• „Der Organismus hat eine grundlegende Tendenz und ein wesentliches Streben – den Erfahrungen machenden Organismus zu verwirklichen, aufrechtzuerhalten und zu erhöhen.“ (Rogers)
• Entfaltung aus einer einfachen Struktur zur Komplexität
• Entwicklung aus der Abhängigkeit zur Unabhängigkeit
• Herauslösen aus Starrheit zu Veränderung und Freiheit
Struktur, Dynamik und Entwicklung
Streben nach Selbstkonsistenz und Kongruenz
• Selbstkonsistenz: widerspruchsfreie, stabile Selbstwahrnehmungen werden angestrebt
• Kongruenz: Übereinstimmung zwischen den aktuellen Wahrnehmungen und den Erfahrungen
• Inkongruenz führt zu einem Spannungszustand und innerer Konfusion Angst kann entstehen
Struktur, Dynamik und Entwicklung
Abwehrprozesse
SubceptionVorbewusste Wahrnehmung
der Inkongruenz
VerzerrungGeschieht auf vorbewusster Ebene
und führt zu kongruentenbewussten Wahrnehmungen
Verleugnungversperrt den Weg ins Bewusstsein
für die inkongruentenWahrnehmungen
Struktur, Dynamik und Entwicklung
3. Entwicklung• Positive Wertschätzung durch Eltern führt zu
gesunder Selbstwahrnehmung
• Selbstverwirklichungsstreben
• Individuelle Überzeugungen über die Veränderbarkeit von Eigenschaften
• Entitätstheorie: Merkmal wird als fest angesehen• Zuwachstheorie: Merkmal wird als formbar
angesehen
Messung
• Selbstkonzepta) Q-Sort (Stevenson, 1953)
100 Karten mit Persönlichkeitsmerkmalen müssen auf Stapel verteilt werden, je nach Grad der Übereinstimmung
0
2468
101214
1618
Anzahl der Karten
sehr wenigcharakteristisch
für mich
charakteristischfür mich
Messung
b) Semantisches Differential• Vergleich von Konzepten• Der Fall Jim
1 2 3 4 5 6 7
gut schlecht
stark schwach
aktiv passiv
sicher unsicher
extravertiert introvertiert
sympathisch unsympathisch
warm kalt
1 2 3 4 5 6 7
gut schlecht
stark schwach
aktiv passiv
sicher unsicher
extravertiert introvertiert
sympathisch unsympathisch
warm kalt
Real-Selbst Ideal-Selbst
Messung
• Selbstkonsistenz
• Cartwright (1956)• Mit dem Selbstkonzept konsistente Adjektive
werden häufiger erinnert• Bei schlecht angepassten Personen tritt
dieser Effekt stärker hervor
Gliederung
• Biografie
• Humanismus und Phänomenologie
• Persönlichkeitstheorie
• Struktur, Dynamik und Entwicklung
• Messung
• Psychopathologie und Therapie
• Zusammenfassung und Kritik
• Diskussion
Psychopathologie und Therapie
1. Psychopathologie
a) Inkongruenz Selbstkonzept Selbsterfahrungen• Bedrohung: Diskrepanz zwischen Erfahrungen und
dem Selbst
• Ziel: Schutz des Selbst als Ganzes
• Mittel: z.B. Verleugnung
• Ursache: bedingte Wertschätzung der Eltern
• Folge: Neurose und dadurch keine Selbstverwirklichung möglich
Psychopathologie und Therapie
b) Diskrepanz Selbst Ideal-Selbst• „Ideal-Selbst schließt Wahrnehmungen und
Bedeutungen ein, die besonders wichtig für das Selbst sind und hoch bewertet werden.“
• Selbstwertgefühl und soziale Anpassung
• Neurose bei hoher Diskrepanz• Ursache: bedingte Wertschätzung der Eltern• Verstärkte Abwehrhandlungen• Folge: Mutlosigkeit und Depression
• Diskrepanz zum Soll-Selbst führt zu Beunruhigung
Psychopathologie und Therapie
c) Eigenschaften einer „fully-functioning“ person
• Offenheit für Erfahrungen
• Das Leben im Hier und Jetzt
• Vertrauen in den Organismus
• Freier Wille
• Kreativität
• Bei Inkongruenz: Anpassung des Selbst an die Erfahrungen
Psychopathologie und Therapie
2. Therapie• Innovative Entwicklung einer neuen Therapieform• Zunächst nicht-direktiv• Später klientenzentrierte Gesprächstherapie• Erfolg abhängig vom therapeutischen Klima
• Echtheit des Therapeuten• Unbedingte positive Wertschätzung• Empathie
Psychopathologie und Therapie
• Ziele• Weniger Abwehrreaktionen, erhöhte
Offenheit für Erfahrungen• Entwicklung eines positiveren Selbst• Bildung eigener Wertvorstellungen• Entwicklung positiver Gefühle anderen
gegenüber• Fallbeispiel Mrs. Oak
Zusammenfassung und Kritik• Schlüsselbegriffe
Phänomenologie
humanistische Psychologie
Selbstkonzept
Ideal-Selbst
Selbstverwirklichung
Konsistenz/Kongruenz
positive Wertschätzung
klientenzentrierte
Therapie
• MenschenbildFreiheit
UmweltEinzigartigkeitProaktivOptimistisch
Zusammenfassung und Kritik
• Gemeinsamkeiten mit Freud
• Klinische Orientierung
• Metaphysisch-spekulative Theorie
• Reiche, in sich schlüssige Theorie
• Hohe Anwendbarkeit
• Abwehrmechanismen
Zusammenfassung und Kritik• Unterschiede zu Freud
Rogers FreudPositives Menschenbild Negatives Menschenbild
Motivationsquelle: Selbstverwirklichung
Libido und Destrudo
Lebenslanger Entwicklungsprozess
Fixierung in früher Kindheit
Klientenzentrierte Therapie Psychoanalyse
Bewusste Wahrnehmungen stehen im Vordergrund
Starke Berücksichtigung des Unbewussten
Zusammenfassung und Kritik
+ Sparsame Theorie+ Enger Zusammenhang zwischen Klinik, Theorie
und Forschung+ Integration von Humanismus und empirischer
Wissenschaft+ Meilenstein in der Therapie
Zusammenfassung und Kritik
- Entwicklungsverlauf vernachlässigt- Ausschluss von unbewussten Prozessen- Lediglich Selbstbeschreibungen als
Datenquellen- Beeinflussung durch den Therapeuten
Diskussion
• Findet das ganze Leben lang Selbstverwirklichungsstreben statt?
• Reichen Empathie, Echtheit und positive Wertschätzung für eine erfolgreiche Therapie?
• Worin liegt die Bedeutung der humanistischen Psychologie als dritter Kraft neben Behaviorismus und Psychoanalyse?