DIE CARITAS IN BONN Die Caritas in Bonn Caritas Bonn · Die Caritas in Bonn I VI Solidarität in...
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Die Caritas in Bonn
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Solidarität in Krisenzeiten
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Schul-Werkstatt:Glauben an die eigene Kraft
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Bonner Stadtsoldaten in sozialer Mission
ImpressumCaritasverband Bonn
Redaktion:Mechthild Greten(verantwortlich)
Caritasverband BonnFritz-Tillmann-Straße 8-12 53113 Bonn T 0228 / 108-0www.caritas-bonn.de Gra�k:Brigitte Knopp
Caritas BonnDIE CARITAS IN BONN
Wir kontakten auf allen Kanälen
Kreative Lösungen finden:Soziale Arbeit in
Zeiten von CoronaSeite 3 - 5
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02 / 2020
Die Caritas in Bonn
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Es ist gar nicht so leicht, sie zu erreichen. Bei Svenja Aral klingelt das Telefon nahezu ständig. Falls nicht, führt sie bestimmt ge-rade ein persönliches Gespräch mit einer Mitarbeiterin oder mit einem neuen Pati-enten. „Gerade in der ambulanten Pfl ege sind Planung und die ganz enge Absprache mit den Mitarbeitenden von großer Bedeu-tung“, weiß Svenja Aral. Seit 18 Monaten lei-tet die 32-Jährige die Caritas-Pfl egestation Bad Godesberg-Nord. Prozesse strukturie-ren und steuern, Abrechnungen schreiben, Neuaufnahmen bearbeiten und Patienten-gespräche führen – all das gehört zu ihrem Alltag. Neben aller Wirtschaftlichkeit und funktionierenden Strukturen ist Svenja Aral Teamarbeit besonders wichtig. „Dass das Mitarbeiter-Team als Ganzes funktio-niert, ist von großer Bedeutung für den Er-folg einer Pfl egestation. Man muss sich auf-einander verlassen können“, betont sie. Voraussetzung für ihre tägliche Arbeit sei-en Empathie und ein o� enes Ohr für die Mitarbeiter*innen. Im Alter von 26 Jahren leitete sie erstmals einen privaten Pfl ege-dienst, absolvierte eine Ausbildung zur Fachwirtin im Sozial- und Gesundheitswe-sen und arbeitete, bevor sie zur Caritas kam, in einer neurologischen Reha-Ein-richtung. Ihr Ausgleich zum oft stressigen Alltag: „Seit ich vier Jahre alt bin, mache ich Judo. Ich bin auch heute noch eine absolute Kampfsportlerin.“ Beim Kickboxen und im Fitnessstudio kann sie abschalten. Und na-türlich zuhause in Andernach – wo sie auch ihre beiden Meerschweinchen versorgt oder sich mit Freunden tri� t.
Svenja AralPortrait
Liebe Leserinnen und Leser,
so schnell ändern sich die Fragen: Ging es gestern noch um langfristige Planungen, so stehen wir seit einigen Wochen an-gesichts des Coronavirus vor ganz kurzfristigen Herausfor-derungen. Unser wichtigstes Ziel dabei: Die Dienste der Cari-tas so anzupassen, dass auch jetzt alle Hilfen gelingen und die Menschen einen Ansprechpartner fi nden. Gleichzeitig gilt es, unsere Mitarbeitenden gut zu schützen. In den meisten Cari-tasdiensten war angesichts der Coronapandemie ein “Weiter-machen wie bisher” nicht möglich. Darum galt es, neue Wege z.B. für Beratungen, für Essensversorgungen oder gegen die Vereinsamung von Heimbewohnern zu fi nden. Dank des großartigen Engagements vieler Kolleg*innen ist es gelungen, zahlreiche tolle Lösungen zu fi nden, die von den Hilfesuchen-den gerne angenommen werden. Wir beraten per Mail und Telefon oder über die Onlineberatung der Caritas. Und viel-fach sind Videochats oder -konferenzen im Einsatz, um auf Abstand die Arbeit am Laufen zu halten. In akuten Notlagen stellen wir auf kurzen Wegen Lebensmittelgutscheine zur Verfügung und helfen unkompliziert Familien mit Kindern. Mit den katholischen Gemeinden organisieren wir Unterstüt-zung für Gefl üchtete und für deren Familien. Für die woh-nungslosen Menschen in Bonn halten wir unser Angebot der City-Station mit warmen Mahlzeiten o� en und um dem Be-suchsverbot in den Heimen zu begegnen, sorgen wir für Tele-fonate und Videoschalten zwischen den Angehörigen und den Bewohner*innen.Viele dieser und noch viele weitere gute Lösungen wären nicht möglich gewesen, ohne engagierte Partner und großzü-gige Spenden und Hilfen. Darauf sind wir auch weiterhin sehr angewiesen, denn Corona zeigt uns auch, auf welche Werte es wirklich ankommt. Solidarität, Nachbarschaftlichkeit und Kreativität sind wieder hoch im Kurs. Und einmal mehr wird uns allen deutlich, wie wichtig die sozialen und gesundheitli-chen Berufe sind – ho� entlich vergisst das niemand nach der Krise.
Jean-Pierre SchneiderCaritasdirektor
Editorial
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Text – Bianca Pohlmann
Die Caritas in Bonn
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Wir kontakten auf allen Kanälen – mit Abstand
Sonja T., die im CaTz normalerweise „Die kleinste Diskothek der Welt“ mit organi-siert, muss sich umstellen. „Leider kann ich in Corona-Zeiten mein CaTz -Karaoke nicht mehr veranstalten. Aber Hauptsa-che, das CaTz hat geö�net und wir können uns weiterhin tre�en. Sonst fällt einem ja die Decke auf den Kopf.“ Die Kontakt- und Beratungsstelle für psy-chisch Erkrankte (CaTz) in Beuel hat auch seit Beginn der Corona-Krise geöffnet und ermöglicht es Klient*innen, sich vor Ort, aber mit dem gebotenen Zwei-Me-ter-Abstand zu tre�en. Alle Besucher*in-nen, an diesem Tag sind es rund 20, sind verteilt auf Aufenthaltsraum und Garten. Sie sind froh, dass ihnen das Angebot wei-terhin zur Verfügung steht. Für sie ist das CaTz derzeit die einzige geö�nete Anlauf-stelle dieser Art in Bonn.
Wohnen, und meine Depression macht es mir manchmal schwer, vor die Tür zu ge-hen. Das Angebot im CaTz hilft mir, die Woche zu strukturieren und auch regel-mäßig warm zu essen.“
Bindung halten – keine(n) verlieren
Hauswirtschaftsmeisterin Gisela Scheele kocht und gibt das Essen aus. „Es ist wich-tig, die Bindung an die Klient*innen zu halten und ihnen die Möglichkeit einer warmen Mahlzeit zu geben.“ Aber auch die Menschen, die sich jetzt nicht mehr aus dem Haus trauen, bleiben im Blick. Um sie kümmern sich die Mitarbeiter*in-nen des Betreuten Wohnens. Andere An-gebote der Sozialpsychiatrie werden on-line oder am Telefon durchgeführt. „Gerade jetzt ist es wichtig, im Gespräch zu erspüren, wie sich die Klient*innen fühlen“, sagt Edith Gonnermann, zustän-dig für Arbeits- und Beschäftigungsmaß-nahmen. Die Teilnehmer sind zwar der-zeit nicht in den Maßnahmen vor Ort. Aber sie müssen weiter begleitet werden. „Wir kontakten auf allen Kanälen, so dass wir keinen verlieren“. Vor Wochen hat das CaTz schon eine Mundschutz-Nähaktion gestartet, mit der die Caritas-Einrichtun-gen versorgt werden. Mitarbeitende und Klient*innen im Home-Office können mitmachen. Vom CaTz aus wird das Nä-hen organisiert. Die Message ist klar: Wir sind da, wir halten Kontakt – mit Abstand gemeinsam!
KostBar wieder geö�net
Seit Ende April hat die KostBar wieder ge-ö�net. To-Go – versteht sich. „Es ist abso-lut unerlässlich, dass diese Arbeitsmaß-nahme erhalten bleibt“, ist Anita Schönenberg überzeugt. „Die KostBar ist ein Arbeitsprojekt, in dem langzeitar-beitslose Menschen qualifiziert werden, damit sie letztendlich auf dem 1. Arbeits-markt wieder Fuß fassen können. Diese Chance der Teilhabe an Arbeit darf unse-ren Teilnehmern nicht verloren gehen. Dafür kämpfen wir.“
Text – Mechthild Greten
Die Kontakt- und Beratungs-
stelle für psychisch Erkrankte
(CaTz) in Beuel ist seit Beginn
und trotz der Corona-Krise
täglich geö�net. Aus gutem
Grund.
Wir sind weiter für alle da
Der Gemeinschaftsraum und der Garten sind auf den Sicherheitsabstand abge-stimmt worden – nur noch wenige Stühle und Tische stehen weit auseinander. Was geht noch in Zeiten von Corona? „Wir tref-fen uns ein bis zwei Stunden mit Abstand, singen vielleicht zusammen, reden und bekommen das Essen zum Mitnehmen“, sagt eine Besucherin. Anita Schönenberg, Leiterin des Bereichs Sozialpsychiatrie, betont, dass das CaTz möglichst geö�net bleiben soll. „Wir halten so viel Kontakt wie möglich - online oder am Telefon. Aber es ist besonders wichtig, dass wir hier geö�net haben, damit die Klient*in-nen der Einsamkeit zu Hause entgehen und psychisch die Krisen-Zeit überste-hen. Au«lärung über Schutz- und Hygie-nemaßnahmen plus Training, Ideen zur Freizeitgestaltung, Unterstützung bei emotionalen Nöten, all das findet statt. Dort, wo sonst mehr als 25 Menschen sit-zen, gibt es jetzt nur noch Platz für fünf gleichzeitig. Das muss organisiert wer-den.“ Für viele ist das Essen im CaTz® elementar. Auch, wenn es das jetzt nur noch To-Go auf dem Hof gibt. Anna Maria H. kommt regelmäßig: „Ich wohne im Betreuten
Jeden Tag ein warmes Mittages-sen, persönlicher Kontakt - wenn auch auf Abstand - das ist gerade für psychisch kranke Menschen in diesen Zeiten ernorm wichtig.
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Jugendarbeit in Corona-Zeiten? Das Ju-gendzentrum „Uns Huus“ macht vor, wie es geht. Statt der üblichen Koch-AG filmen drei Mitarbeiter ihre eigene „Koch-show“ und stellen das Video online. Wer will, kann eine Tüte mit den Zutaten an der Uns-Huus-Haustüre abholen und Zu-hause nachkochen. Es gibt auch die Gar-ten-AG, die Spiele-AG und die Lese-AG online. Zu finden ist alles auf Instagram und Facebook. Mit der Discord App kön-nen die Jugendlichen im Team chatten, Hausaufgabenhilfe oder persönliche Be-ratung bekommen. „Mit jemandem au-ßerhalb der Familie zu reden, fehlt allen besonders“, so Anne-Marie Nierkamp.
Nicht alleine lassen
Die WDR-Lokalzeit fand es spannend, was sich update, Fachstelle für Suchtprä-vention, für die Kinder aus suchtkranken Familien ausgedacht hatte: Kreative The-mentüten für jede Woche – gegen Lange-weile, Angst und das Gefühl, alleine zu sein. Zum Beispiel mit Knete oder Keksen zum Selbermachen, einem Osternest mit Süßem, Geschenken und Eiern zum Fär-ben oder eine bunten Schultüte mit Lern-material fürs Homeo¯ce. Die Kinder und ihre Eltern finden es toll. „Wir wollen die-se Kinder auf keinen Fall alleine lassen“, sagte Bereichsleiter Achim Schaefer spä-ter in die Kamera im Lokalzeit-Studio .
Per Tablet zur Oma
Auch virtuelles Umarmen ist Balsam für die Seele. Gegen das Gefühl der Einsam-keit sind jetzt in unseren Altenheimen Ta-blets im Einsatz. So können die Angehöri-gen sehen und hören, dass es Oma oder Opa gut geht. Viele Menschen schreiben jetzt auch wieder einmal einen Brief, den wir, wenn nötig, den Bewohnern gerne vorlesen. Und manchmal, so weiß Natalie Bruchhausen vom Sebastian-Dani-Alten-heim, melden sich Angehörige spontan per Handy, damit ihre Lieben Bescheid wissen, dass sie vor dem Haus stehen und winken ihren Angehörigen am Fenster zu.
Text –Mechthild Greten
Krise machterfinderisch
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Die zentrale Rolle eines Waschbeckens
Hände einseifen, zweimal Happy Birth-day singen, abspülen – so lautet in Kurz-form die Corona-Regel. Kein Problem? Für obdachlose Menschen schon. Seit Wochen sind die ö�entlichen sanitären Anlagen, Geschäfte und Cafés in Bonn ge-schlossen. Keine Chance für obdachlose Menschen, die Hygieneregeln einzuhal-ten und sich selbst und andere zu schüt-zen. „Das war ein unmöglicher Zustand“, sagt Gerhard Roden, der die Wohnungslo-senhilfe der Bonner Caritas in Prälat-Schleich-Haus und City-Station leitet. „Wir haben spontan ein mobiles Wasch-becken im Innenhof aufgestellt, um Allen, die hierhin kommen, Hygiene zu ermögli-chen. Gerade wohnungslose Menschen sind besonders gefährdet, weil sie oft Vor-erkrankungen haben und natürlich keine eigenen vier Wände, in die sie sich zurück-ziehen können.“ Wichtig sei es vor allem, ihre Widerstandskraft zu stärken. Dazu
Text – Mechthild Greten
Caritas-Wohnungslosenhilfe
sichert Grundversorgung,
psychosoziale Betreuung und
Hygienestandards – auch im
Krisenmodus
gehört ein nahrhaftes warmes Mittages-sen, das aufgrund der Abstandsregelun-gen derzeit To-Go ausgegeben wird. Des-halb kann man zum Essen derzeit auch nicht in die City-Station. Wohl aber finden hier persönliche Beratungen statt. Zu zweit und mit großem Abstand.„Die Probleme der wohnungslosen Men-schen sind ja nicht weniger geworden. Weil die Städte nahezu ausgestorben sind, fehlt es Obdachlosen an Spenden von Pas-santen und Möglichkeiten, etwas zu essen zu bekommen. Die Krise, mit der Verein-samung oft einhergeht, macht auch ihnen zu scha�en. Wir halten die psychosoziale Betreuung aufrecht, bieten Versorgung durch Duschmöglichkeiten und Spenden aus der Kleiderkammer. Auch die Notun-terkunft und die Wohnheime haben geö�-net. Alles funktioniert mit dem gebotenen Abstand.“ Gerhard Roden ist überwältigt von der großen Zahl der Spenderinnen und Spender, die Geld für den immer stär-ker nachgefragten Mittagstisch und die zusätzliche Versorgung der Wohnungslo-sen gegeben haben. „Da ist eine Solidarität mit den Schwächsten der Gesellschaft, die uns nahezu sprachlos macht. Ihnen allen gilt unser herzlicher Dank. Das ist wirk-lich Balsam für die Seele .“
So etwas hat Irina Khmelnytska noch nicht erlebt: Da bedanken sich wildfrem-de Menschen auf der Straße oder im Su-permarkt, eine Patienten schenkt ihr spontan einen Strauß Blumen. Als Dank für den unermüdlichen Einsatz in der am-bulanten Pflege. Gerade jetzt tut das allen gut. Zumal um Ostern die Personaldecke wegen der Schulferien dünner war, und Irina Khmelnytska einfach ihren Urlaub verlegt hat, um da zu sein. „Überhaupt sind viele Leute auf einmal so freundlich. Vielleicht spüren sie, dass man solche Kri-sen nur meistert, wenn man zusammen-hält“, sagt Bereichsleiterin Birgit Ratz.Mehr als 300 Caritas-Pflegekräfte sind je-den Tag im Einsatz, um 1.300 kranke oder alte Menschen Zuhause zu versorgen. Das sind 28.000 Hausbesuche pro Monat. „Wir mussten uns natürlich den Schutz-vorgaben anpassen. Wir haben in einer ei-genen Aktion für die Mitarbeitenden Mund-Nase-Masken genäht, damit die Patienten geschützt sind. Alle in der Pfle-ge Tätigen müssen derzeit improvisieren.“ Wie systemrelevant Menschen in Pflege-berufen für eine Gesellschaft sind, wird sich nach der Krise ho�entlich auch in ei-ner bundesweiten (finanziellen) Anerken-nung dieses Berufszweiges niederschla-gen. Das würde auch Irina Khmelnytska und ihre Kolleg*innen freuen.
Sag es mitBlumenText –Mechthild Greten
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DANKE
Text – Mechthild Greten
My name isWei Wang
Ein herzlichesDankeschön für Ihre großartige Solidarität
“My name is Wei Wang”. So beginnt eine E-Mail, die die Leiterin des Sebastian-Da-ni-Alten-und Pflegeheims, Angela Dah-men, eines Morgens im Postfach findet. Was in den nächsten Tagen folgt, ist ein herzlicher Austausch per E-Mail und die Übergabe von 590 Schutzmasken (made in China) für die Pflegekräfte des Alten-heims durch einen chinesischen Studen-ten, der an der Bonner Uniklinik arbeitet.
Die Corona-Krise hat erschreckende Kon-sequenzen für viele Menschen. Und doch
gibt es Lichtblicke wie diesen, von Solida-rität und Menschlichkeit, die uns in Stau-nen und tiefe Dankbarkeit versetzt haben. Viele Menschen, Privatpersonen, Unter-nehmen, Stiftungen oder Pfarrgemeinden haben uns in den vergangenen Wochen mit kleinen und großen Spenden unter-stützt, um denen helfen zu können, die be-sonders schwer von den Folgen der Coro-na-Krise getro�en sind: Wohnungslose, alte und (psychisch) kranke Menschen, aber auch Kinder und Jugendliche aus fi-nanziell schwachen oder suchtbelasteten Familien.
Im Servicezentrum erreichten uns un-zählige Anrufe von Menschen, die Sto� für die Produktion von Nasen-Mund-Mas-ken spenden wollten. Diese Aktion hatten Mitarbeiter*innen der Sozialpsychiatrie, Klienten und Gäste zunächst ehrenamt-lich organisiert. Die Firma Reifenhäuser spendete so viele Meter an Vlies, dass wir daraus rund 6000 Vlies-Stücke für die Masken schneiden konnten. Von der FROGGA-Stiftung gab es drei große Pa-letten mit Getränken für die Wohnungs-losenhilfe und die Sozialpsychiatrie. Von
der Tuisa-Stiftung kamen über die Uni-Klinik Bonn weitere 300 Schutzmas-ken. Die Firma Ford stellte der Caritas ei-nen Bus zur Verfügung, damit wir unsere Klienten mit dem nötigen Abstand im Auto zu Ärzten fahren können. Künstler singen und spielen vor unseren Altenhei-men. So wie auch das Bonner Beethove-norchester. Die Altstipentiatin der Kon-rad-Adenauer-Stiftung, Chantal Grede, startete mit vielen anderen zusammen eine Briefeschreibeaktion für die Senio-ren im Marienhaus. Von der Telekom gab es kostenlos Smartphones, damit die Se-nioren ihre Liebsten nicht nur hören son-dern auch sehen können. Und Balac Szat-mary spendet seine Zeit, um gerade jetzt mit Bewohnern unseres Altenheims in Ramersdorf spazieren zu gehen.
Dies sind nur einige Beispiele für die vie-len Aktivitäten engagierter Mitmen-schen. Ihnen allen gilt unser herzlicher Dank. Nicht nur, weil uns die Sach,- Zeit- und Geldspenden sehr weiterhelfen. Son-dern auch, weil uns diese Solidarität und Nächstenliebe sehr berührt und uns mo-tiviert, weiterhin unser Bestes zu geben.
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Text – Bianca Pohlmann
unsere Aufgabe“, sagt Elke Schweinsberg, die die Schul-Werkstatt seit Dezember 2019 leitet. Gemeinsam mit ihrem Team betreut sie 16 Schülerinnen und Schüler. „Zunächst sollen sie selbst versuchen, eine Aufgabe zu lösen. Wenn es dann nicht klappt, unterstützen wir“, das ist einer der Ansätze der Caritas-Einrichtung. Die Schul-Werkstatt richtet sich an Ju-gendliche, die aus unterschiedlichen Gründen ihre Schule als Lernort nicht mehr annehmen und die sich im 9. und 10. Schulbesuchsjahr befinden. Die Jugendli-chen werden mit individuellem Förder-unterricht in Kleingruppen, praktischer Arbeit in der Schreinerwerkstatt, Be-triebspraktika und sozialpädagogischer Begleitung intensiv geschult, motiviert und stabilisiert. In kleinen Schritten wer-den sie in Kooperation mit dem Jugend-amt und Lehrern einer Bonner Haupt- und Förderschule auf einen schulischen Abschluss oder eine andere Perspektive vorbereitet.
Motivation und Vertrauen
Aus ihrer jahrelangen Arbeit als Lehrerin an Förderschulen, Grundschulen in sozia-len Brennpunkten oder als Trainerin für Autisten weiß Elke Schweinsberg: „Die Jugendlichen brauchen Motivation, Ver-trauen und individuelle Unterstützung. Im Team schauen wir vor allem: Wo ste-hen die Jugendlichen, wo können wir sie abholen, wie können wir Vertrauen und eine Beziehung au´auen - und, wer zeigt die Bereitschaft, etwas zu verändern? Das ist eine zentrale Voraussetzung für den Besuch der Schul-Werkstatt.“ Ein weite-rer Punkt, den sie für unerlässlich hält, ist eine Struktur im Alltag. „Alle brauchen ein Ziel vor Augen, auch wenn man nur kleine Schritte gehen kann“, betont die 55-Jährige. Für Elke Schweinsberg und ihr Team ist es ein Erfolg, wenn es gelingt, eine Beziehung zu den Jugendlichen auf-zubauen, ihr Vertrauen zu erlangen, sie in ihrer Entwicklung und in dem Glauben an ihre Stärken zu unterstützen. „Das erö�-net sehr viel.“ Und sie fügt hinzu: „Kinder und Jugendliche brauchen jemanden, der an sie glaubt, ihnen etwas zutraut und sie in ihrer Entwicklung bestärkt.“
Sie brauchen jemanden, der an sie glaubt
„Doch! Du scha�st das!“ Diese motivie-renden Worte haben viele Jugendliche der Schul-Werkstatt von ihrem unmittelba-ren Umfeld schon lange nicht mehr ge-hört. „Wenn die Schülerinnen und Schü-lern zu uns kommen, fehlt es in den meisten Fällen an einer Zukunftspers-pektive, an einer klaren Struktur im All-tag, an Motivation und an familiärer Un-terstützung. Genau da anzusetzen, ist
Eine Spende der Deutschen Bank ermöglichte die Anscha ung einer nagelneuen Säge für die Werkstatt.
Elke Schweinsberg leitet seit Dezember 2019 die Schul-Werk-statt der Caritas
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Die Caritas in Bonn
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Karneval feiern und damit helfen
„196 Taler in bar, 749 Flaschen Wein, 10 Ohm Bier, Berge von Nahrungsmitteln und Bekleidungsstücken“, so steht es ge-schrieben. Schon vor mehr als 140 Jahren wurde beim Bonner Stadtsoldaten-Corps von 1872 detailliert festgehalten, was durch die „Arretierung an den Karnevals-tagen“, also das Einsammeln von Geld, Le-bensmitteln und Kleidungsstücken, zu-sammenkam. Diese Erträge kamen schon damals Bonner Bedürftigen zu Gute, so, wie es in der Satzung von 1872 festge-schrieben ist. Noch heute sammeln die Stadtsoldaten bei Auftritten und am Kar-nevalsdienstag in der Stadt für Menschen, die Unterstützung brauchen. 17.000 Euro waren es in der Session 2019/2020. Im Jahr 1982 gründeten die Stadtsoldaten für soziale Zwecke einen eigenen Verein – die
Vielseitige Unterstützung
Über die Jahre hat die Bonner Caritas vielseitige Unterstützung durch den Ver-ein erfahren. Zum Beispiel Ticketpaten-schaften für bedürftige Jugendliche für Spiele der Telekom Baskets. Der Verein fi-nanziert auch Weihnachtsfeiern in Senio-renheimen; einmal im Jahr gibt es eine Rheinfahrt auf der Filia Rheni für Bewoh-ner aus Seniorenheimen. So wurden Fahrräder für jugendliche und junge Flüchtlinge aus dem Bike-House finan-ziert, oder ein Dachgepäckträger für einen Bus, mit dem das Jugendzentrum „Uns Huus“ Kanufreizeiten für Kinder aus so-zialen Brennpunkten durchführt. Vor allem aber sorgt die Senioren- und Ju-gendhilfe im Bonner Stadtsoldaten-Corps für Mobilität in den drei Caritas-Alten-heimen. Seit 15 Jahren stellt der Verein zwei Busse zur Verfügung, die zwischen Aschermittwoch und Januar von den Karnevalisten kaum gebraucht werden. Die Altenheime können damit die Bewoh-ner auf Ausflugsfahrten mitnehmen, zu Ärzten oder zum Einkaufen fahren. Eine unschätzbare Mobilität. Im vergangenen Jahr wurde einer erneuert und ein ande-rer optimiert für Rollstühle. Und damit auch alle, die die Busse steuern, sicher im Umgang sind, gab es für sie noch ein Fahr-sicherheitstraining dazu. „Die Senioren- und Jugendhilfe des Stadtsoldaten-Corps an unserer Seite zu wissen, ist für uns eine großartige Unterstützung“, so Caritasdi-rektor Jean-Pierre Schneider. „Wir dan-ken herzlich für die zahlreichen und viel-fältigen Spenden, die unsere Arbeit erleichtern und oft erst möglich machen.“
Text – Bianca Pohlmann
Senioren- und Jugend-hilfe e.V. im Bonner Stadtsoldaten-Corps unterstützt Caritas seit vielen Jahren
Senioren- und Jugendhilfe im Bonner Stadtsoldaten-Corps. Seit vielen Jahren unterstützt sie auch die Bonner Caritas.
Tolle Dinge bewirken
Bis zu seinem 51. Lebensjahr hatte Karl-Heinz Morschhaeuser mit Karneval, wie er selbst sagt, „nichts am Hut“. Durch sei-nen damaligen Arbeitgeber, die Sparkasse Bonn, kam er zum rheinischen Brauch-tum und stellte dann fest, dass man auch „tolle Dinge mit Hilfe des Karnevals be-wirken kann“. Mittlerweile ist er seit 14 Jahren 1. Vorsitzender der Senioren- und Jugendhilfe im Bonner Stadtsolda-ten-Corps und blickt mit Stolz auf rund 1,2 Millionen Euro, die der Verein mit sei-nen 205 Mitgliedern seit 1982 für wohltä-tige Zwecke gesammelt hat.
1.500 Euro hatte der Verein der Jugend- und Seniorenhilfe im Bonner Stadtsoldatencorps 2016 gespendet, damit syrische Flücht-lingskinder wie Arina und Bassam ein Fahrrad aus dem Bike-House bekommen konnten. Nur eines von vielen Beispielen für das Engage-ment des Vereins.