Der kongenitale portosystemische Shunt beim Hund
Transcript of Der kongenitale portosystemische Shunt beim Hund
Tierärztliche Hochschule Hannover
Der kongenitale portosystemische Shunt beim Hund - Retrospektive Untersuchung zur Prävalenz, den
Risikofaktoren und der Genetik -
INAUGURAL – DISSERTATION
zur Erlangung des Grades einer
Doktorin der Veterinärmedizin
- Doctor medicinae veterinariae -
(Dr. med. vet.)
vorgelegt von
Anna Hiller Loslau
Hannover 2009
Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. Dr. Ottmar Distl
Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung
Univ.-Prof. Dr. Andrea Meyer-Lindenberg
Klinik für Kleintiere
1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Ottmar Distl
2. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Hagen Gasse
Tag der mündlichen Prüfung: 02.07.2009
Für meine Eltern
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1
2 Der kongenitale portosystemische Shunt beim Hund – Eine Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden 3
Summary 4
Zusammenfassung 5
Einleitung 6
Formen des portosystemischen Shunts 7
Embryologie und Pathogenese 8
Symptome 9
Prävalenz des PSS und Genetik 10
Diagnose 12
Therapiemöglichkeiten 16
Material und Methoden 18
Ergebnisse 20
Diskussion 22
Schlussfolgerung 28
Literatur 29
Tabellen 1 - 6 37
3 Analyse von familiären Zusammenhängen des kongenitalen portosystemischen Shunts beim Hovawart 45
Summary 46
Zusammenfassung 46
Einleitung 47
Material und Methoden 48
Ergebnisse 51
Diskussion 53
Schlussfolgerung 54
Literatur 55
Tabellen 1 - 6 58
Abbildungen 1 - 7 64
4 Übergreifende Diskussion 71
5 Zusammenfassung 77
6 Summary 81
7 Anhang 85
Liste der Veröffentlichungen 91
Danksagung 92
Kapitel 1
Einleitung
1
Einleitung
1 Einleitung
Der kongenitale portosystemische Shunt (PSS) zählt zu den über 490 beim Hund
beschrieben Erbkrankheiten (OMIA, Online Mendelian Inheritance in Animals;
http://omia.angis.org.au). Dieser wird vorwiegend, aber nicht ausschließlich, bei
reinrassigen Hunden beobachtet. Angeborene Anomalien sind in der
Hundewelpenpopulation weit verbreitet. Die Fallzahlen zum PSS sind dagegen
allerdings gering und Informationen zu den betroffenen Hunden nur schwer
zugänglich. In den letzten Jahren haben sich die diagnostischen Verfahren im
Zusammenhang mit PSS kontinuierlich weiterentwickelt und an Invasivität verloren.
Der Fortschritt in der Etablierung neuer, verfeinerter OP-Techniken führte zu einer
deutlichen Verbesserung der therapeutischen Möglichkeiten für von PSS betroffene
Hunde. Die Prognosen für operierte Patienten sind gut. All das hat dazu beigetragen,
dass der PSS zunehmend mehr erforscht wird. Verschiedene Rassen gelten
heutzutage als prädisponiert. Bisher ist es nicht gelungen, die Erblichkeit des PSS zu
entschlüsseln.
Zum Auftreten des PSS in den deutschen Hundepopulationen haben bisher nur
wenige Untersuchungen stattgefunden. Daher soll in dieser Arbeit in zwei Kapiteln
das Auftreten des PSS untersucht werden. Die erste Studie gibt zunächst eine
Übersicht über die aktuelle Literatur. Weiterhin liefert sie einen Fallbericht von 60 an
PSS erkrankten Hunden, die in der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche
Hochschule Hannover vorgestellt wurden. Diese Patienten wurden hinsichtlich einer
spezifischen Rassedisposition untersucht. Außerdem wurde ermittelt, welche Rolle
Alter und Geschlecht des Hundes beim Auftreten eines intra- (IHS) oder
extrahepatischen (EHS) Shunts spielen. Es wurde geprüft, ob mit Hilfe der
Laborwerte des Blutes oder anhand der Symptomatik ein Schluss auf die
Lokalisation des Shunts gezogen werden kann. In der zweiten Studie wurden
familiäre Häufungen des PSS in prädisponierten Rassen mit Hilfe von
Zuchtverbandinformationen erforscht. Des Weiteren wurden genetische Einflüsse,
wie Inzucht und Verwandtschaft, am Auftreten des PSS beim Hund untersucht. Diese
Daten sollten dazu beitragen, Aufschlüsse über den zugrunde liegenden Erbgang zu
erlangen.
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Kapitel 2
Der kongenitale portosystemische Shunt beim Hund
- Eine Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Hiller, Anna1,2, Stock, Kathrin Friederike1, Distl, Ottmar1, Meyer-Lindenberg, Andrea2
1Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung 2Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
3
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
2 Der kongenitale portosystemische Shunt beim Hund – Eine Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Congenital portosystemic shunt of the dog – A review of literature and case report of 60 dogs
Summary The aim of the present retrospective study was to provide an overview over breed
dispositions for congenital portosystemic shunts (PSS) in the dog in the catchment
area of Small Animal Clinic of the University of Veterinary Medicine Hannover, to
evaluate predispositions of size, age and sex of the dog on the incidence of intra-
(IHS) and extra-hepatic shunts (EHS) and to determine differences between clinical
signs and laboratory findings in relation to the shunt location. Literature on
classification, pathogenesis, clinical aspects, diagnosis and therapy of PSS and on
presumed genetic influences on its prevalences in different dog breeds was
reviewed. Own investigations were based on the medical records of 60 dogs for
which unambiguous diagnosis of intra- or extra-hepatic PSS was made in the clinic
between end of 1994 and beginning of 2007. Information referred to 9 mongrels and
51 pure-bred dogs of 25 different breeds, 13 of which were represented by more than
one dog. Relative overrepresentation among the PSS patients was determined for
several breeds with presumed PSS disposition, including Yorkshire Terrier,
Wirehaired German Dachshund, Miniature Schnauzer, Golden Retriever and Irish
Wolfhound. Together with West Highland White Terrier, Bernese Mountain Dog and
Hovawart, these breeds made up 50 percent of the data, and 85 percent of the PSS
cases referred to pure-bred dogs. Differences between shunt locations were
investigated by multiple analysis of variance. Probability of IHS was found to
decrease with presentation age (P = 0.04) and to be significantly lower in dogs of
small breeds than in dogs of medium or large breeds (P < 0.01). Blood parameters
and clinical signs differed little between IHS and EHS. Blood values of ammonia, bile
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Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
acids, alkaline phosphatase, alanin aminotransferase and glutamat dehydrogenase
were increased in dogs with IHS and EHS. Blood values of alkaline phosphatase and
total bilirubin were significantly higher or tended to be higher (P ≤ 0.05) and blood
values of potassium tended to be lower (P = 0.07) in dogs with IHS than in dogs with
EHS. Neurologic symptoms of different kind were shown by 67 percent of the dogs.
Differences between IHS and EHS were determined for faintness (P = 0.02) and
amaurosis (P = 0.06), being more likely to be seen in dogs with IHS than in dogs with
EHS. It was concluded that none of the analyzed parameters allowed clear distinction
between IHS and EHS. Breed differences wit regard to shunt location may indicate
different genetic background of PSS in small and medium to large dog breeds.
Zusammenfassung
Das Ziel der retrospektiven Studie war es, im Einzugsbereich der Klinik für Kleintiere
der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover einen Überblick über die
Rassedispositionen für den kongenitalen portosystemischen Shunt (PSS) beim Hund
zu ermitteln, Prädispositionen von Größe, Alter und Geschlecht der Hunde für das
Auftreten von intra- (IHS) und extrahepatischen Shunts (EHS) zu evaluieren und
Unterschiede zwischen Symptomen und Laborwerten in Abhängigkeit von der
Shuntlokalisation zu bestimmen. Daneben wurde eine Literaturübersicht bezüglich
der Klassifikation, Pathogenese, klinischer Symptome, Diagnose und Therapie des
PSS erstellt, die auch mutmaßliche genetische Einflüsse auf die Prävalenz bei
verschiedenen Hunderassen beinhaltet. Die eigenen Untersuchungen basierten auf
den Krankenakten von 60 Hunden, bei denen in der Klinik zwischen Ende 1994 und
Anfang 2007 ein PSS mit eindeutig intra- oder extrahepatischer Lokalisation
diagnostiziert wurde. Insgesamt waren 25 verschiedene Hunderassen vertreten, von
denen 13 durch mehr als einen Hund repräsentiert wurden. Eine relative
Überrepräsentation unter den Patienten mit PSS wurde für verschiedene Rassen mit
vermuteter Disposition ermittelt, darunter Yorkshire Terrier, Rauhaardackel,
Zwergschnauzer, Golden Retriever und Irischer Wolfshund. Zusammen mit West
Highland White Terrier, Berner Sennenhund und Hovawart stellten diese Rassen 50
Prozent der in dieser Studie berücksichtigten PSS-Fälle, die insgesamt zu 85
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Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Prozent auf reinrassige Hunde zurückzuführen waren. Unterschiede bezüglich der
Shuntlokalisation wurden mittels multipler Varianzanalysen untersucht. Die
Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines IHS nahm mit zunehmendem
Vorstellungsalter ab (P = 0,04) und war für Hunde kleiner Rassen signifikant geringer
als für Hunde mittelgroßer oder großer Rassen (P < 0,01). Im Hinblick auf
Blutparameter und Symptome waren kaum Unterschiede zwischen IHS und EHS
festzustellen. Bei beiden Formen kam es zur Erhöhung der Blutkonzentrationen für
Ammoniak, Gallensäuren, Alkalische Phosphatase, Alanin-Aminotransferase und
Glutamat-Dehydrogenase. Bei Hunden mit IHS waren die Blutwerte für Alkalische
Phosphatase und Gesamtbilirubin signifikant oder tendenziell höher (P ≤ 0.05) und
die Blutwerte für Kalium waren tendenziell niedriger (P = 0.07) als bei Hunden mit
EHS. Neurologische Symptome unterschiedlicher Art zeigten 67 Prozent der Hunde.
Unterschiede zwischen IHS und EHS ergaben sich hinsichtlich Mattigkeit / Schwäche
(P = 0,02) und Amaurose (P = 0,06), welche bei Hunden mit IHS häufiger zu
beobachten waren als bei Hunden mit EHS. Die Ergebnisse dieser Studie lassen den
Schluss zu, dass keiner der analysierten Parameter eine deutliche Unterscheidung
zwischen IHS und EHS erlaubt. Rasseunterschiede im Hinblick auf die
Shuntlokalisation könnten einen Hinweis auf einen unterschiedlichen genetischen
Hintergrund für PSS bei kleinen und mittelgroßen bis großen Rassen geben.
Einleitung Bereits Ende der vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde der
portosystemische Shunt zum ersten Mal als vaskuläre, anatomische Anomalie des
Hundes beschrieben (Hickmann et al., 1949). Seitdem wurde ihm zunehmend mehr
Bedeutung beigemessen (Martin, 1993). Die beim kongenitalen portosystemischen
Shunt (PSS) auftretende Missbildung der Gefäßarchitektur der Leber führt dazu,
dass das Blut aus den Baucheingeweiden unter Umgehung der Leber direkt in den
systemischen Blutkreislauf gelangen kann (Faverzani et al., 2003). Hierbei kann die
Lokalisation der missgebildeten Gefäße sehr stark variieren.
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Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Das Ziel der vorliegenden Studie war es, einen Überblick über die Rasseverteilung
von PSS-Fällen beim Hund im Einzugsbereich der Klinik zu bekommen sowie eine
Auswertung bezüglich möglicher Zusammenhänge zwischen Größe, Alter,
Geschlecht, klinischen Symptomen und veränderten Blutwerten einerseits und der
Lokalisation der Shunts andererseits vorzunehmen. Daneben sollte eine Übersicht
über Vorkommen, Symptome, Diagnose und Therapie des PSS anhand der aktuellen
Literatur gegeben werden.
Literaturübersicht
Formen des portosystemischen Shunts Der PSS kann entweder extrahepatisch oder intrahepatisch lokalisiert sein (Payne et
al., 1990). Bei einem extrahepatischen Shunt (EHS) können verschiedene Gefäße
anastomosieren: Vena portae mit Vena cava caudalis (portocavaler Shunt), Vena
portae mit Vena azygos dextra (Azygos-Shunt), Vena gastrica sinistra mit Vena cava
caudalis, Vena lienalis mit Vena cava caudalis, Vena gastrica sinistra, Vena
mesenterica cranialis/caudalis oder Vena gastroduodenalis mit Vena cava caudalis
(Fossum, 2002).
Bei den intrahepatischen Shunts (IHS) unterscheidet man linksseitige, zentrale und
rechtsseitige Shunts (Payne et al., 1990; Lamb und White, 1998; White et al., 1998).
Linksseitige IHS befinden sich in den linken (lateralen und medialen) Leberlappen
und münden in die linke Vena hepatica, die dann in die Vena cava caudalis eintritt
(Rothuizen et al., 1982; Breznock et al., 1983). Diese Shunts haben eine einheitliche
Morphologie und werden als persistierender Ductus venosus bezeichnet (Lamb und
White, 1998). Rechtsseitige IHS verlaufen innerhalb des rechten lateralen
Leberlappens oder im Processus caudatus des Lobus caudatus (Lamb und White,
1998; White et al., 1998) und anastomosieren direkt mit der Vena cava caudalis
(Rothuizen et al., 1982; White et al., 1998). Die zentralen IHS sind innerhalb des
rechten medialen Leberlappens oder des Lobus quadratus lokalisiert und münden
ebenfalls in die Vena cava caudalis (Lamb und White, 1998; White et al., 1998). Die
hepatische mikrovaskuläre Dysplasie (MHD) ist charakterisiert durch kleine
intrahepatische portale Gefäße und eine Hyperplasie des portalen Endothels, durch
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Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
die eine fehlerhafte Kommunikation zwischen dem portalen und systemischen
Blutfluss möglich ist (Schermerhorn et al., 1996). Des Weiteren ist die intrahepatisch
gelegene arteriovenöse Fistel als Kurzschluss zwischen dem arteriellen
Gefäßsystem der Leber und der Vena portae beschrieben (Center und Magne,
1990).
Von den singulären kongenitalen Shunts sind die multiplen erworbenen Shunts
abzugrenzen. Letztere werden durch kleine extrahepatische Gefäße repräsentiert,
die eine normale, in der Regel nicht-funktionale Verbindung zwischen den
Nebenflüssen der Pfortader und den systemischen Venen darstellen (Payne et al.,
1990). Ein dauerhaft erhöhter portaler Druck öffnet diese Gefäße und gestattet dem
Pfortaderblut den Zugang zu den systemischen Venen (Fossum, 2002).
Embryologie und Pathogenese Die Venen der Bauchhöhle entwickeln sich aus den Nabel-, Dottersack- und
kaudalen Kardinalvenen (Payne et al., 1990). Bei der Ausgestaltung des
Leberparenchyms kommt es in der embryonalen Entwicklung zu einer starken
Gefäßeinsprossung, so dass sich aus den Dottersackvenen, Venae vitellinae, ein
dichtes, für die Funktion der Leber entscheidendes, kapillares Maschenwerk
ausprägt (Schnorr, 1999), welches die Grundlage für das Netz der Lebersinusoide
bildet. Die Pfortader und ihre Zuflüsse entwickeln sich aus den Dottersack- und den
Nabelvenen (Payne et al., 1990), wobei zwischen zuführenden (afferenten) und
abführenden (efferenten) Dottersackvenen unterschieden wird. Aus der rechten Vena
afferens und der Vena intestinalis entsteht unter deren Verbindung die Vena portae;
die linke Vena afferens und die linke Vena efferens bilden sich zurück; die rechte
Vena efferens wird zur Vena hepatica (Schnorr, 1999). Von großer Bedeutung sind
die Nabelvenen, die auch mit den Leberkapillaren kommunizieren. Während die
rechte Nabelvene obliteriert, anastomosiert die linke Nabelvene mit der rechten Vena
afferens, aus der später die Vena portae hervorgeht, so dass die Leber von
Plazentarblut durchströmt wird (Schnorr, 1999). Funktionelle Kurzschlüsse zwischen
dem vitellinen und kardinalen venösen System werden als EHS bezeichnet (Payne et
al., 1990)
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Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
In der weiteren Entwicklung entsteht der Ductus venosus, welcher eine Anastomose
zwischen der linken Nabelvene und der Vena cava caudalis darstellt. Auf diese
Weise wird Leber umgangen, so dass das mit Sauerstoff angereicherte Blut aus der
Plazenta direkt zum Herzen fließen kann (Lohse und Suter, 1977). Der Ductus
venosus atrophiert und schließt sich normalerweise vollständig zwischen dem
zweiten und sechsten Tag nach der Geburt (Oliveira et al., 1979). Dies wird durch die
aktive Kontraktion eines Sphinkters am Ursprung des Ductus venosus initiiert, wobei
vermutlich eine erhöhte Aktivität von Thromboxan A2 und eine herabgesetzte Aktivität
von Prostaglandin E2 in der neonatalen Phase eine Rolle spielen (Adebago et al.,
1985). Es wird vermutet, dass es nicht nur Variationen bezüglich des Schlussgrades,
sondern auch bezüglich der Schlussgeschwindigkeit gibt (Meyer et al., 1995). Der
Verlauf des Ductus venosus ist bei neugeborenen Welpen einheitlich (Burton und
White, 1999, White und Burton, 2000). Er entspringt aus dem linken Pfortaderast und
verläuft weiter durch den Lobus hepatis sinister und den Processus papillaris des
Lobus caudatus, bevor das Blut über eine Dilatation in die Vena cava caudalis fließt.
Diese Dilatation entsteht bei dem Zusammenfluss von Ductus venosus, linker
Lebervene und der linken Vena phrenica (Burton und White, 1999; White und Burton,
2000). Dem IHS liegt häufig ein persistierender Ductus venosus zugrunde (Payne et
al., 1990).
Symptome Bei gesunden Hunden erhält die Leber 70-80% ihres Blutflusses und 50% ihres
Sauerstoffs aus dem portalen Blut (Payne et al., 1990). Hunde mit einem PSS haben
jedoch einen annähernd um die Hälfte reduzierten hepatischen Blutfluss (Restrepo
und Warren, 1962). Wenn das portale Blut in Folge eines PSS die Leber umgeht,
erreichen nicht nur verschiedene potente Giftstoffe den systemischen Kreislauf
(Sherding, 1979), sondern es werden der Leber auch wichtige hepatotrophe
Substanzen, z.B. Insulin und Glukagon, vorenthalten (Starzl et al., 1976). Aufgrund
des Mangels an hepatotrophen Substanzen und Sauerstoff kommt es zu einer
mangelhaften Leberzellentwicklung und -funktion (Mathews und Bunch, 2001).
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Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Häufig zeigen die an PSS erkrankten Hunde unspezifische Symptome, wie
mangelnde körperliche Entwicklung, Gewichtsverlust und Wachstumsstörungen
(Center und Magne, 1990; Bahr 2006). Neben gastrointestinalen
Krankheitserscheinungen und Funktionsstörungen des Harnapparats können
spezifischere Anzeichen, wie zentralnervöse Symptome, die als Hepatoenzephales
Syndrom (HES) bezeichnet werden und bei bis zu 90 % der betroffenen Hunde
beobachtet werden (Rutgers, 1993; Bahr, 2006), auftreten. Das HES wird durch die
Belastung des ZNS mit aus dem Darm resorbierten Toxinen, z.B. Ammoniak,
Bakterientoxinen und Endotoxinen, die unter physiologischen Bedingungen in der
Leber abgebaut würden, hervorgerufen (Mathews und Bunch, 2001). Die klinischen
Anzeichen können durch unterschiedliche Faktoren, z.B. die Futteraufnahme,
beeinflusst werden und rezidivierend auftreten (Suter, 1989). Die Schwere und der
Zeitpunkt des Auftretens der Symptome stehen in direkter Relation zur Perfusion der
Leber mit portalem Blut (Rallis et al., 1991).
Prävalenz des PSS und Genetik Bezüglich ihrer Lokalisation kann bei den angeborenen Shunts ein Zusammenhang
zwischen der Größe bzw. dem Körpergewicht des Hundes festgestellt werden: ein
EHS wird häufiger bei kleineren, leichteren Hunden, ein IHS häufiger bei größeren,
schwereren Hunden diagnostiziert (Bostwick und Twedt, 1995; Hunt, 2004; Tobias
und Rohrbach, 2003).
In der zugänglichen Literatur finden sich in Fallberichten mit mehr als 20 betroffenen
Hunden unterschiedliche Angaben zu der Häufigkeit des Auftretens der einzelnen
Shunttypen. Unabhängig von der Rasseverteilung wurde häufig ein Verhältnis von
extra- zu intrahepatischen Shunts von 2 zu 1 ermittelt (White et al., 2003; Hunt, 2004;
Kummeling et al., 2004). In anderen Studien waren EHS hingegen deutlich
überrepräsentiert (Hunt et al., 2004), nahezu gleich häufig (Niles et al., 2001) oder
sogar seltener als IHS (Watson und Herrtage, 1998).
Das Geschlechterverhältnis ist beim PSS weitgehend ausgeglichen (D'Anjou et al.,
2004; Hunt, 2004; Hunt et al., 2004; Kummeling et al., 2004, 2003; Tobias und
Rohrbach, 2003). Nur vereinzelt finden sich Berichte mit einem höheren Anteil
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Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
betroffener Rüden (Bahr, 2006; Niles et al., 2001) bzw. Hündinnen (Faverzani et al.,
2003; Winkler et al., 2003).
Während noch zu Beginn der achtziger Jahre weder der Hinweis auf eine erbliche
Genese noch auf eine Rassedisposition bestand (Rothuizen et al., 1982), wird heute
allgemein von einem häufigeren PSS-Vorkommen bei Rassehunden als bei
Mischlingshunden ausgegangen (Hunt et al., 2004; Kummeling et al., 2004; Tobias
und Rohrbach, 2003; Winkler et al., 2003). Neben dem Yorkshire Terrier (Tobias und
Rohrbach, 2003) und dem Irischen Wolfshund (Meyer et al., 1995) sind unter
anderem Malteser und Australian Cattle Dogs (Hunt, 2004; Tisdall et al., 1994)
prädisponiert für einen PSS. Auffällig ist, dass der Yorkshire Terrier nicht nur in
Amerika eine häufig unter den PSS-Patienten anzutreffende Rasse darstellt, sondern
auch in den PSS-Statistiken anderer Länder auftaucht (Watson und Herrtage, 1998;
Tobias und Rohrbach, 2003; White et al., 2003; D'Anjou et al., 2004; Kummeling et
al., 2004; Bahr, 2006). Tabelle 1 gibt einen Überblick über das Vorkommen und das
regionale Auftreten von PSS bei Rassehunden nach Literaturangaben.
In diesem Zusammenhang wird die Erblichkeit des PSS zunehmend häufiger
diskutiert (Hunt, 2004; Meyer et al., 1991; Meyer et al., 1995; Tisdall et al., 1994;
Tobias, 2003; Tobias und Rohrbach, 2003; Ubbink et al., 1998a,b; van Straten et al.,
2005), bisher wurde jedoch noch kein Erbgang nachgewiesen. Van Straten et al.
(2005) vermuten einen autosomalen Erbgang mit einer komplexen Art der
Vererbung.
Für die Rasse der Yorkshire Terrier ergibt eine amerikanische Untersuchung eine
fast 36-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit der Diagnose eines PSS, wobei der
Inzuchtkoeffizient bei den erkrankten Tieren annähernd doppelt so hoch war wie bei
gesunden Hunden (Tobias, 2003). Allerdings können in einer Pedigreeanalyse beim
Yorkshire Terrier keine gemeinsamen Vorfahren, welche signifikant für die Gruppe
der betroffenen Hunde wären, gefunden werden, und ein Zuchtversuch mit zwei an
einem portosystemischen Shunt leidenden Yorkshire Terriern ergab zwei gesunde
Welpen (Tobias, 2003).
Niederländischen Studien zufolge ist für den PSS beim Irischen Wolfshund ebenfalls
von einer genetischen Ursache auszugehen (Meyer et al., 1995; Ubbink et al.,
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Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
1998a,b). Der Irish Kennel Club rät mittlerweile allen Wolfshund-Züchtern, ihre
Welpen im Alter von acht Wochen einem Screening-Test in Form von Messung der
Ammoniakgehalte im Plasma zu unterziehen (Connery et al., 2002). Bei der
hepatischen mikrovaskulären Dysplasie, einer anderen Anomalie des portalen
Gefäßsystems, ergaben sich für die Cairn Terrier Hinweise auf einen genetischen
Hintergrund (Schermerhorn et al., 1996).
Diagnose Die meisten der von PSS betroffenen Hunde werden im Alter von unter einem Jahr
dem Tierarzt vorgestellt (Fossum, 2002; Bahr, 2006). Die jüngsten Hunde kommen
schon mit zwei Monaten wegen Krankheitssymptomen zur Vorstellung, wobei
regelmäßig auch Hunde mittleren Alters sowie sehr alte Hunde bis zu zehn Jahren
vorgestellt werden (Hunt et al., 2000; Kummeling et al., 2004; Niles et al., 2001;
Tobias und Rohrbach, 2003; White et al., 2003; Winkler et al., 2003; Worley und Holt,
2008). Hunde mit IHS werden für gewöhnlich früher auffällig (Center und Magne,
1990; Boswick und Twedt, 1995). Hunde, die im Alter von zwei Jahren oder älter
vorgestellt werden, zeigen deutlich weniger Symptome als Hunde, die jünger als ein
Jahr sind (Lawrence et al., 1992).
Hinweise auf das Vorliegen eines EHS oder IHS geben neben den klinischen
Symptomen Veränderungen der Laborwerte des Blutes. Einen wichtigen Hinweis
liefern die bei den meisten Patienten erhöhten NH3-Werte (D'Anjou et al., 2004;
White et al., 1998; Worley und Holt, 2008). Bei Hunden, bei denen die NH3-Werte
nicht auffällig erhöht sind, kann eine verminderte NH3-Clearance nachgewiesen
werden (Tisdall et al., 1994). In ihrer Untersuchung gelangen Gerritzen-Bruning et al.
(2006) zu dem Ergebnis, dass die Bestimmung der präprandialen NH3-
Konzentrationen eine Sensitivität von 100% bei der Erkennung eines PSS ergibt.
Winkler et al. (2003) sind der Auffassung, dass ein PSS trotz physiologischer NH3-
Konzentrationen nicht ausgeschlossen werden kann. Früher wurde zur
Unterstützung der Diagnose bei unklaren Fällen der Ammoniak-Toleranz-Test (ATT)
eingesetzt, der nach rektaler oder oraler Gabe von Ammoniumchlorid zu einem
deutlichen Anstieg des Ammoniakgehaltes im Blut führt (Breznock, 1979; Maddison,
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Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
1988). Bei der Bewertung der NH3-Konzentration muss beim Irischen Wolfshund
berücksichtigt werden, dass gesunde Vertreter dieser Rasse bis zu einem Alter von
ca. drei Monaten oft einen höheren Ammoniakspiegel haben als andere gesunde
Hunde diesen Alters (Meyer et al., 1995; Meyer et al., 1996). Diese vorübergehende
metabolische Hyperammonämie verläuft ohne Symptome, normalisiert sich ab einem
Alter von 13 Wochen und ist bei erwachsenen Hunden nicht mehr vorhanden (Meyer
et al., 1996). Als Ursache wird ein Enzymdefekt vermutet (Zandvliet und Rothuizen,
2007). Während Meyer et al. (1995) einen präprandialen Wert von mehr als 150
µmol/l als strenges Indiz für PSS beim Irischen Wolfshund sehen, halten Kerr und
van Doorn (1999) sowohl die Bestimmung der prä- als auch der postprandialen NH3-
Werte bei dieser Rasse für kein geeignetes diagnostisches Mittel. Bei Cairn Terriern
beschreiben van Straten et al. (2005) die Bestimmung der präprandialen NH3-Werte
als eine hoch sensitive (100%) und spezifische (89%) diagnostische Methode, wobei
ein Maximalwert von 150 µmol/l zugrunde gelegt wird. Tisdall et al. (1995) sehen
eine präprandiale Hyperammonämie bei Maltesern (> 160 µmol/l) und Australian
Cattle Dogs (> 171 µmol/l) als aussagekräftigen Hinweis auf einen PSS.
Einen weiteren entscheidenden Hinweis auf einen EHS oder IHS liefern deutlich
erhöhte präprandiale und postprandiale Gallensäure (GS)-Konzentrationen (D'Anjou
et al., 2004; Niles et al., 2001; White et al., 1998; Winkler et al., 2003; Worley und
Holt, 2008), wobei das Ausmaß der Erhöhung unterschiedlich sein kann (Tisdall et
al., 1994). Tisdall et al. (1995) konnten allerdings auch bei gesunden Hunden der
Rasse Malteser, im Vergleich zu Mischlingen, einen erhöhten postprandialen GS-
Wert nachweisen. Zuverlässige Ergebnisse liefert die Bestimmung der GS im Serum
zunächst nach zwölfstündigem Fasten und dann zwei Stunden nach der Fütterung
(Fossum, 2002). Während Gerritzen-Bruning et al. (2006) eine signifikant niedrigere
Sensitivität bei der Bestimmung der präprandialen GS für das Erkennen eines PSS
als bei der Bestimmung der präprandialen NH3-Werten ermitteln, beschreibt Winkler
et al. (2003) die prä- und postprandiale Untersuchung der GS im Serum als eine
sensitivere Methode bei der Erkennung eines Shunts. Letztere wird als geeignetes
Screening bei jungen Irischen Wolfshunden angesehen (Kerr und van Doorn, 1999).
Eine Weiterentwicklung der einfachen GS-Bestimmung ist die Bestimmung der GS
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Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
nach Applikation von Cholezystokinin, wodurch die endo- und exogenen Einflüsse,
die mit der Futteraufnahme und deren Verwertung in Zusammenhang stehen,
umgangen werden (Bridger et al., 2008).
Weiterhin können Veränderungen des roten Blutbildes und der biochemischen
Serum-, Plasma- und Urinuntersuchungsergebnisse Hinweise auf das Vorliegen
eines PSS geben. Verschiedene Autoren berichten über unterschiedlich stark
erhöhte Werte für Alanin-Aminotransferase (ALT) und / oder Alkalische Phosphatase
(AP) (White et al., 1998; Niles et al., 2001; D'Anjou et al., 2004; Worley und Holt,
2008). Bostwick und Twedt (1995) können um das 16-fach erhöhte AP-Werte
nachweisen, wobei die Werte bei Hunden mit IHS deutlich höher sind als bei den
Patienten mit EHS. Erniedrigte Werte für Gesamteiweiß (White et al., 1998; Niles et
al., 2001), Albumin (White et al., 1998; Niles et al., 2001; Worley und Holt, 2008),
Harnstoff (White et al., 1998; Niles et al., 2001; Worley und Holt, 2008) und
Cholesterin (Tisdall et al., 1994; Niles et al., 2001) sind ebenso beschrieben wie eine
Hypoglobulinämie (Center und Magne, 1990; Niles et al., 2001). Weitere im
Zusammenhang mit einem PSS mögliche Veränderungen im Blut umfassen eine
Hypoglykämie (Bostwick und Twedt, 1995; Worley und Holt, 2008), eine leichte
Hypernatriämie, Hypokaliämie und Hyperchlorämie (Center und Magne, 1990), eine
Leukozytose (Niles et al., 2001; Worley und Holt, 2008), eine leichte Anämie (White
et al., 1998; Niles et al., 2001; Worley und Holt, 2008) und Gerinnungsstörungen,
welche sich in Form einer verlängerten partiellen Thromboplastinzeit (PTT) zeigt
(Niles et al., 2001). Der auf Grund des PSS gestörte Leberstoffwechsel führt dazu,
dass Ammoniak nicht in eine ausscheidungsfähige Form umgewandelt werden kann
und deshalb im Harn in Form von Ammoniumbiuratkristallen ausgefällt wird.
Mögliche Folgen sind Hämaturie, Pyurie, Proteinurie und Urolithiasis (Fossum,
2002).
Die bildgebenden Verfahren dienen ebenfalls der Diagnostik eines PSS und können
in Abhängigkeit vom verwendeten Verfahren auch für die Planung des chirurgischen
Vorgehens eingesetzt werden (Lamb, 1998). Bei der röntgenologischen
Untersuchung des Abdomens im latero-lateralen Strahlengang ist nahezu
regelmäßig eine kleine Leber erkennbar, und in einigen Fällen liegen vergrößerte
14
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Nieren vor (Rutgers, 1993; Tisdall et al., 1994). Die Ultraschalluntersuchung stellt ein
nicht invasives Verfahren für die direkte Diagnose des PSS dar, für das eine
Sensitivität von 81-95% und eine Spezifität von 67-100% zu ermitteln war (Holt et al.,
1995; Lamb, 1996; Winkler et al., 2003). Für den Hund wird eine Diagnosesicherheit
von 94% angegeben (Lamb, 1996), wobei IHS hiermit sicherer identifiziert werden
können als EHS (Holt et al., 1995; Lamb, 1996; D'Anjou et al., 2004). Neben der
direkten Visualisierung des Shuntgefäßes geben verschiedene Befunde wie
veränderte Durchflussgeschwindigkeiten des portalen Blutes, Schwankungen des
portalen Blutflusses, Turbulenzen in der Vena cava caudalis, der Befund einer
kleinen Leber sowie die fehlende Sichtbarkeit der portalen Lebergefäße einen
Hinweis auf das Vorliegen eines PSS (Holt et al., 1995; Lamb, 1996). Als weitere
Möglichkeit der Diagnose bzw. des Ausschlusses eines PSS wird die Szintigraphie
eingesetzt (Koblik et al., 1990; Daniel et al., 1991). Dem Patienten wird dazu von
rektal ein Radionukleotid eingegeben (Sodium Pertechnetate Technetium 99m),
welches von der Darmmukosa absorbiert, in den venösen, portalen Kreislauf
aufgenommen und kranial in Richtung Leber transportiert wird (Fossum, 2002). Bei
gesunden Hunden erreicht das Isotop zuerst die Leber, bevor es zum Herzen weiter
fließt. Bei Hunden mit einem PSS erreicht das Isotop zuerst das Herz oder ist
gleichzeitig im Herzen und in der Leber messbar (Daniel et al., 1991; Bernhardt et
al., 1996). Alternativ wird beschrieben, dass das Radionukleotid unter
Ultraschallkontrolle direkt in eine Milzvene injiziert werden kann (Meyer et al., 1994).
Ein Vergleich zwischen der Applikation von Nukleotiden in die Milzvene und der
rektalen Verabreichung ergibt eine Spezifität und Sensivität von 100% sowie eine
reduzierte Menge des zu verabreichenden Radionukleotids für die
Milzvenenapplikation (Sura et al., 2007). Die Szintigraphie erlaubt nur eine Aussage
über das Vorliegen oder über die Abwesenheit eines PSS, die genaue Lokalisation
kann auf diese Art jedoch nicht dargestellt werden (Koblik et al., 1990; Daniel et al.,
1991). Es sind jedoch Kenntnisse im Strahlenschutz für den besonderen Umgang mit
den Radionukleotiden und den damit behandelten Patienten erforderlich, was einen
Nachteil bei der Anwendung dieser Methode darstellt (Mathews und Bunch, 2001).
15
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Als weiteres geeignetes bildgebendes Verfahren kommt die Computertomographie (CT) zum Einsatz (Frank et al., 2003). Die Untersuchung stellt für den Patienten ein
nicht invasives Verfahren dar, ist aber im Gegensatz zur Ultraschalluntersuchung mit
der Notwendigkeit der Vollnarkose verbunden. Die helikale CT wird mit einer
Angiographie kombiniert, wobei das Röntgenkontrastmittel während der CT entweder
über die Vena saphena lateralis (Thompson et al., 2003) oder die Vena cephalica
(Frank et al., 2003) als Bolus verabreicht und so der Gefäßverlauf im Abdomen
dargestellt wird.
Eine intraoperative Darstellung des Shuntgefäßes kann auch im Rahmen einer
Angiographie als direkte Portographie durch die Applikation eines Kontrastmittels
über eine Mesenterialvene erfolgen (Moon, 1990). Auch eine Milzportographie, bei
der das Kontrastmittel in den Milzhilus appliziert wird, kann zur Darstellung des PSS
durchgeführt werden (Moon, 1990). Die Milzportographie ist wenig invasiv, birgt aber
die Gefahr intraabdominaler Blutungen und stellt nur den Bereich des portalen
Systems kranial der Vena lienalis dar (Rutgers, 1993). Bei der indirekten
Portographie wird das Kontrastmittel über die Arteria mesenterica cranialis appliziert,
wobei der Zugang über die freipräparierte Arteria femoralis dextra erfolgt (Grevel et
al., 1987). Weiterhin beschreiben Orima et al. (1994) eine transvenöse, retrograde
Angiographie, bei der sie das Kontrastmittel direkt in die Vena cava caudalis
injizieren.
Therapiemöglichkeiten Die konservative Therapie ist nur dazu geeignet, die Symptome des HES zu mildern,
und zielt im Wesentlichen darauf ab, den Ammoniakgehalt im Blut zu senken und
den gestörten Aminosäurenhaushalt günstig zu beeinflussen (Taboada, 1990;
Faverzani, et al., 2003). Mit dem Einsatz von oralen Antibiotika, wie beispielsweise
Mtronidazol, kann die enterale, Urease bildende Bakterienflora reduziert werden, die
für die Entstehung von NH3 aus Harnstoff verantwortlich ist (Taboada und Dimski,
1995; Watson und Herrtage, 1998). Zusätzlich sollten betroffene Tiere diätetischen
Maßnahmen unterzogen werden, wobei eine moderate Proteinversorgung (Watson
und Herrtage, 1998; Meyer et al., 1999) und die Fütterung leicht verdaulicher
16
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Kohlenhydrate zur Deckung des Energiebedarfs angezeigt ist (Taboada, 1990).
Durch Laktulose, ein synthetisches Disaccharid, lässt sich über Änderung des pH-
Wertes im Darm die Absorption von Ammoniak verringern. Außerdem verkürzt sich
die Passagezeit der Faeces, so dass weniger Zeit zu Resorption schädlicher Stoffe
bleibt (Taboada, 1990).
Ein chirurgischer Eingriff ist bei der Therapie eines PSS das Mittel der Wahl
(Faverzani et al., 2003). Kommt es während der Operation zu einer portalen
Hypertension, so ist ein schrittweiser Verschluss des Shuntgefäßes durchzuführen
(Vogt et al., 1996; Youmans und Hunt, 1998). Die mit einer Laparotomie verbundene
komplette bzw. partielle Ligatur mit Seide wird sowohl beim EHS (Hunt und Hughes,
1999; Murphy et al., 2001; Hurn und Edwards, 2003) als auch beim IHS (Swalec und
Smeak, 1990; White at al., 1998) durchgeführt. Zum schrittweisen Verschluss eines
Shuntgefäßes stehen, ebenfalls mit einer Laparotomie verbunden, alternativ das
Cellophan Banding (CB) und der Ameroid Constrictor (AC) zur Verfügung. Das CB
besteht aus pflanzlicher Zellulose, wobei der Gefäßverschluss durch die
entzündungsfördernde Wirkung des Implantats angetrieben wird (Youmans und
Hunt, 1999). Diese Methode wird sowohl bei EHS (Hunt et al., 2004; Frankel et al.,
2006; Landon et al., 2008) als auch bei IHS (Hunt et al., 2004) angewendet. Der AC
ist ein Stahlzylinder, der mit hygroskopischem, komprimiertem Kasein ausgekleidet
ist, welches durch sein Anschwellen das Lumen des Shuntgefäßes kontinuierlich
verkleinert (Vogt et al., 1996). Diese Technik kommt beim EHS (Murphy et al., 2001;
Hurn und Edwards, 2003; Mehl et al., 2005) und IHS (Kyles et al., 2002; Bright et al.,
2006) zur Anwendung. Eine weitere Möglichkeit zum Verschluss eines Shuntgefäßes
ist die transvenöse Coil Embolization. Dabei wird eine Spirale mit Drakonfäden unter
Durchleuchtung des Patienten über die Vena jugularis externa in das zu
verschließende Gefäß eingeführt, wobei sich der EHS oder IHS durch eine
fortschreitende Thrombosierung verschliesst (Léveillé et al., 2003; Bussadori et al.,
2008).
17
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Eigene Untersuchungen
Material und Methoden In die vorliegende retrospektive Studie wurden alle Patienten einbezogen, die
aufgrund eines bestätigten PSS in der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche
Hochschule Hannover zwischen November 1994 und Februar 2007 vorgestellt
wurden. Für die Erhebung der Patientendaten, der Anamnese, der klinischen
Symptome und der Laboruntersuchung des Blutes und des Harns standen die
Krankenakten und die Eintragungen im klinikeigenen Patientenverwaltungssystem
(ANIDATA, Comitas Software GmbH, Leipzig) zur Verfügung. Für die
Unterscheidung von intra- und extrahepatischen Shunts wurden die Ergebnisse von
Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen, Szintigraphie, CT, Angiographie und / oder
Laparotomie zugrunde gelegt.
Für die statistischen Auswertungen wurden Rasse, Alter, Geschlecht und Gewicht
der Hunde berücksichtigt, sowie die Form und Lokalisation des Shunts und sämtliche
zu Vorbericht und Eingangsuntersuchung vorliegenden Informationen erfasst.
Weiterhin wurden die zum Zeitpunkt der Erstvorstellung in der Klinik für Kleintiere
bestimmten Werte der Parameter des Blutbildes, klinische Chemie sowie das
Vorliegen einer Kristallurie oder Urolithiasis erfasst. Besonderes Augenmerk galt der
prä- und in einigen Fällen postprandialen Ammoniak-Konzentration im Blut sowie der
Gallensäure-Konzentration im Serum. Die klinischen Symptome wurden für die
Auswertungen in Symptomgruppen zusammengefasst. Zusätzlich wurde
unterschieden zwischen Hunden mit und ohne neurologische Symptome, wobei
folgende Symptome als Anzeichen für eine neurologische Affektion angesehen
wurden: Wesensveränderungen, Aggressivität, Übererregbarkeit, Dysphagie,
Allotriophagie, Apathie / Depression, Somnolenz / Lethargie, Stupor, Koma, Ataxie,
Parese, neurologische Ausfälle im Bereich der Kopfnerven, Tremor, Kopfpressen /
Eckedrängen, Opisthotonus, Kopfschiefhaltung, Amaurose, Taubheit,
Manegebewegungen / Drangwandern, Hypermetrie, Krämpfe / Anfälle, motorische
Unruhe und Desorientierung.
Der mögliche Zusammenhang zwischen den erfassten Faktoren Geschlecht, Alter
und Größe und dem Auftreten intra- bzw. extrahepatischer Shunts bzw. den für die
18
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
mit PSS vorgestellten Hunde dokumentierten Symptomen und Blutwerten wurde
mittels multipler Varianzanalyse untersucht, wobei nur diejenigen Symptome
Berücksichtigung fanden, die mit einer Gesamthäufigkeit von mehr als 5% auftraten.
Als 0/1-Merkmale ausgewertet wurden das Auftreten eines intrahepatischen Shunts
(1 = intrahepatischer Shunt, 0 = extrahepatischer Shunt) sowie die laut Krankenakte
aufgetretenen Symptome Gewichtsverlust / Kachexie, Inappetenz / Anorexie,
Vomitus, Diarrhoe, Salivation, Polyurie / Polydipsie, Kristallurie / Urolithiasis, Aszites,
Wachstumsverzögerung, Schwäche, / Mattigkeit, Wesensveränderungen, Apathie /
Depression, Koma, Ataxie, neurologische Ausfälle im Bereich der Kopfnerven,
Kopfpressen / Eckedrängen, Amaurose, Manegebewegungen / Drangwandern,
Krämpfe / Anfälle, motorische Unruhe und Desorientierung. Zum Einsatz kam hierbei
die Prozedur GENMOD (Generalized Linear Model) des Software-Paketes SAS
(Statistical Analysis System), Version 9.2 (SAS Institute Inc., Cary, NC, 2008) unter
Verwendung einer binomialen Verteilungsfunktion und einer Probit-Linkfunktion. Die
Auswertung der präoperativen Werte des Blutbildes und der klinischen Chemie
erfolgte mit der Prozedur GLM (General Linear Model) von SAS.
Für die Untersuchung größenabhängiger Unterschiede im Auftreten intra- und
extrahepatischer Shunts wurde in Analogie zu Hunt (2004) eine Einteilung der Hunde
anhand von Rasse und rassetypischen Körpermaßen bzw. bei Mischlingen anhand
des zu erwartenden Körpergewichts des ausgewachsenen Hundes vorgenommen.
Unterschieden wurde zwischen kleinen Hunden (Beagle, Bulldogge, Cairn Terrier,
Jack Russell Terrier, Malteser, Mops, Pon, Teckel, West Highland White Terrier,
Yorkshire Terrier, Zwergschnauzer; Mischlinge mit einem Körpergewicht von weniger
als 10 kg im Alter von über 12 Monaten bzw. einem Körpergewicht von weniger als 5
kg im Alter von bis zu 6 Monaten) und mittelgroßen bis großen Hunden (Berner
Sennenhund, Bobtail, Collie, Deutsch Kurzhaar, Deutscher Schäferhund, Elo,
Epagneul, Golden Retriever, Hovawart, Irischer Wolfshund, Labrador Retriever,
Neufundländer, Schnauzer; über 12 Monte alte Mischlinge mit einem Körpergewicht
von mehr als 10 kg). Im Modell für das Auftreten intrahepatischer Shunts wurden das
Geschlecht des Hundes (männlich, weiblich) sowie die Größenklasse (klein,
mittelgroß / groß) als fixe Faktoren und das Vorstellungsalter in Monaten als lineare
19
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Kovariable berücksichtigt. Da keine signifikanten Unterschiede zwischen dem
Auftreten intra- bzw. extrahepatischer Shunts bei Rüden und Hündinnen festzustellen
waren, blieb der Geschlechtseffekt in den Varianzanalysen für Symptome und
Blutwerte unberücksichtigt. Als fixe Effekte gingen hier der Shunttyp (intrahepatisch,
extrahepatisch) und die Größenklasse, als lineare Kovariable das Vorstellungsalter in
Monaten innerhalb Shunttyp ein.
Modell für das Auftreten eines intrahepatischen portosystemischen Shunts:
yiklm = μ + b alteri + SEXk + GROESSEl + eiklm
Modell für Symptome und Blutwerte bei Hunden mit portosystemischem Shunt:
yijlm = μ + b alteri (TYPj) + TYPj + GROESSEl + eijlm
mit yi...m = Merkmalsausprägung, μ = Modellkonstante, alteri = Vorstellungsalter in
Monaten als lineare Kovariable mit Regressionsfaktor b, SEXk = fixer Effekt des
Geschlechts (k = 1-2), GROESSEl = fixer Effekt der Größenklasse (l = 1-2), TYPj =
fixer Effekt des Shunttyps (j = 1-2) und ei...m = zufälliger Restfehler.
Ergebnisse Insgesamt konnten 60 Hunde mit einem PSS in die Arbeit einbezogen werden. Es
handelte sich dabei um 34 (56,7%) männliche und 26 (43,3%) weibliche Tiere. Das
Alter schwankte zwischen 2,5 und 44,0 Monaten. Der Großteil der Patienten (86,7%)
wurde im Alter von unter 24 Monaten vorgestellt. Der Altersdurchschnitt aller Hunde
lag zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung bei 11 Monaten. Unter den 22 Hunden mit
IHS war das Geschlechterverhältnis mit 10 Rüden (45,5%) und 12 Hündinnen
(54,5%) ausgeglichener als bei den 38 Hunden mit EHS, die von 24 Rüden (63,2%)
und 14 Hündinnen (36,8%) gestellt wurden. In der Varianzanalyse war jedoch für das
Geschlecht kein signifikanter Einfluss auf das Auftreten eines intra- bzw.
extrahepatischen Shunts festzustellen (Tabelle 2). Hunde mit einem EHS wurden im
Mittel im Alter von 13 Monaten (2,5 bis 44,0 Monate) vorgestellt, während das
mittlere Vorstellungsalter bei Hunden mit einem IHS sieben Monate (2,5 bis 32,4
Monate) betrug. Mit steigendem Vorstellungsalter sank die Wahrscheinlichkeit des
Vorliegens eines intrahepatischen Shunts (P < 0,05). Die Differenzierung nach der
20
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Größe der Hunde ergab, dass die IHS-Patienten zu 77% durch Vertreter mittelgroßer
bis großer Rassen gestellt wurden. Bei kleinen Hunden war dementsprechend die
Wahrscheinlichkeit, dass ein IHS vorlag, signifikant geringer als bei mittelgroßen bis
großen Hunden (P < 0,01).
Insgesamt waren 25 verschiedene Hunderassen mit mindestens einem Hund
vertreten. Hinzu kamen neun Mischlingshunde. Bei 13 Rassen war mehr als ein
Hund erkrankt. Tabelle 3 gibt einen Überblick über die Rasseverteilung innerhalb der
eigenen Untersuchung im Vergleich zu den insgesamt in diesem Zeitraum in der
Klinik für Kleintiere vorgestellten Hunden. Zu den am häufigsten mit PSS
vorgestellten Rassen zählten Yorkshire Terrier mit sieben Hunden, gefolgt vom
Berner Sennenhund mit vier Hunden. Golden Retriever, Hovawart, Irischer
Wolfshund, Rauhaarteckel, West Highland White Terrier und Zwergschnauzer waren
mit jeweils drei Hunden vertreten.
Insgesamt zeigten 67% der betroffenen Hunde neurologische Symptome.
Hinsichtlich der im Zusammenhang mit PSS genannten Symptome war für je einen
Hund das Auftreten von Dysphagie, Polyphagie, Mundgeruch, Hämaturie, Fieber,
Fellveränderungen, Kopfschiefhaltung, Opisthotonus, Agressivität, Tremor und
Hypermetrie dokumentiert. Vokalisation war für zwei Hunde, Hecheln,
Abdominalschmerz, Somnolenz / Lethargie und Parese waren für je drei Hunde
vermerkt. Unter den für mindestens vier der Hunde dokumentierten und demgemäß
in die Varianzanalyse einbezogenen Symptomen war nur eines, für das ein
Schätzwert von annähernd 0,50 ermittelt wurde (Tabelle 4). Mit dem Auftreten von
Kristallurie / Urolithiasis ist demnach im Mittel bei fast der Hälfte der mit EHS
vorgestellten Hunde zu rechnen. Ein signifikanter Unterschied zwischen den
Shuntlokalisationen ergab sich hinsichtlich Schwäche / Mattigkeit, welche mit höherer
Wahrscheinlichkeit bei Hunden mit IHS als bei Hunden mit EHS auftrat (P < 0,05).
Eine höhere Wahrscheinlichkeit des Auftretens im Zusammenhang mit IHS als mit
EHS deutete sich ferner für Amaurose an (P = 0.06). Umgekehrt ergaben sich aus
der Verteilung der genannten Symptome Hinweise darauf, dass mit Krämpfen /
Anfällen, motorischer Unruhe und Desorientierung eher bei Hunden mit EHS als bei
Hunden mit IHS zu rechnen ist.
21
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Die Ergebnisse der Varianzanalyse für die Werte der klinischen Chemie und des
Blutbildes sind den Tabellen 5 und 6 zu entnehmen. Unter den 60 Hunden mit IHS
oder EHS war keiner, dessen GS-Werte und dessen prä- und postprandiale NH3-
Werte im Referenzbereich lagen. Die Varianzanalyse ergab zusätzlich, dass beim
PSS unabhängig von der Shuntlokalisation auch bei der ALT, der GlDH und der AP
mit erhöhten Werten zu rechnen ist. Ein signifikanter Unterschied zwischen den
Shunttypen war lediglich in Bezug auf die AP zu ermitteln, deren Werte bei IHS
signifikant stärker erhöht waren (P < 0,05). Bei Hunden mit IHS waren zudem
tendenziell höhere Gesamt-Bilirubin-Werte festzustellen als bei Hunden mit EHS (P <
0,10). Unabhängig von der Shuntlokalisation lagen die Blut-Elektrolyte Natrium und
Kalium bei einem Großteil der Hunde im Referenzbereich, wobei Hunde mit IHS
jedoch tendenziell niedrigere Kalium-Werte hatten als Hunde mit EHS (P = 0,07). Die
Blutwerte ließen insgesamt keinerlei signifikante Unterschiede zwischen Hunden mit
IHS und EHS erkennen. Den Ergebnissen der Varianzanalyse zufolge ist bei Hunden
mit PSS unabhängig von der Shuntlokalisation eine Leukozytose und eine
Erniedrigung von Hämoglobin- und Hämatokrit-Werten wahrscheinlich.
Diskussion In der vorliegenden Studie wurden die Daten von 60 Hunden, die an einem PSS
erkrankt waren und deshalb in der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche
Hannover vorgestellt wurden, erfasst. Es wurde eine Auswertung bezüglich
möglicher Zusammenhänge zwischen Alter, Geschlecht, klinischen Symptomen und
veränderten Blutwerten einerseits und der Lokalisation des Shunts andererseits
vorgenommen und die Rasseverteilung im Hinblick auf mögliche Rassedispositionen
ausgewertet.
Das Geschlechterverhältnis beim PSS war in der vorliegenden Untersuchung recht
ausgeglichen und stimmt mit den Angaben aus der Literatur weitgehend überein
(D'Anjou et al., 2004; Hunt, 2004; Hunt et al., 2004; Kummeling et al., 2004; Tobias
und Rohrbach, 2003). In der Varianzanalyse war für das Geschlecht ebenfalls kein
signifikanter Einfluss in Bezug auf das Auftreten eines intra- oder extrahepatischen
Shunts festzustellen. Auch in der Literatur wird weder für den IHS noch für den EHS
22
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
von einer Geschlechtsdisposition berichtet (Burton und White, 1999; Bostwick und
Twedt, 1995; Krotschek et al., 2007; Murphy et al., 2001; van Straten et al., 2005).
Somit kann anhand der vorliegenden Untersuchung bestätigt werden, dass keine
geschlechtsgebundene Disposition für einen PSS vorliegt.
Das Alter der 60 einbezogenen Patienten mit PSS dieser Studie betrug unabhängig
vom Zeitpunkt der Erstvorstellung im Mittel knapp ein Jahr und lag bei fast 90% der
Hunde unter zwei Jahren. Insgesamt variierte das Diagnosealter jedoch mit einer
Spanne von 2,5 bis zu 44 Monaten erheblich. Dies stimmt mit Angaben aus der
Literatur überein, die auch von einer vergleichbaren Zeitspanne berichten
(Kummeling et al., 2004; Niles et al., 2001; Tobias und Rohrbach, 2003; White et al.,
2003; Winkler et al., 2003). Aufgeschlüsselt nach der Lokalisation des Shunts lag das
Alter zum Zeitpunkt der Diagnose bei Hunden mit EHS in der eigenen Untersuchung
bei durchschnittlich 13 Monaten, was auch in der Literatur beschrieben wird (Mehl et
al., 2005). Bei den Hunden mit IHS war das Alter mit sieben Monaten deutlich
niedriger und mit steigendem Vorstellungsalter sank die Wahrscheinlichkeit des
Vorliegens eines IHS. Wie auch in der Literatur beschrieben, werden Hunde mit
einem IHS häufig früher beim Tierarzt vorstellig (Center und Magne, 1990; Bostwick
und Twedt, 1995). Der Zeitpunkt des Auftretens der Symptome und deren Schwere
stehen in Abhängigkeit zur Ausdehnung des noch vorhandenen Portalkreislaufs
(Grevel et al., 1987, Rallis et al., 1991). In der Untersuchung von Grevel et al. (1987)
ist der Portalkreislauf umso besser darstellbar, je älter die betroffenen Hunde sind.
Das entspricht insofern der Aussage von Lawrence et al. (1992), als dass Patienten
im Alter von über zwei Jahren deutlich weniger Symptome zeigen. Da beim IHS die
Leber in manchen Fällen noch teilweise Pfortaderblut erhält, müsste eigentlich davon
ausgegangen werden, dass Hunde mit einem IHS, die einen stärker ausgeprägten
portalen Kreislauf aufweisen, somit erst später vorstellig würden. Dies widerspräche
den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung und der Literatur. Offenbar können
nicht nur endogene Faktoren wie Größe und Lokalisation des Shunts (Bostwick und
Twedt, 1995) sondern auch exogene Faktoren wie etwa die Art des verabreichten
Futters (Suter, 1989) dazu führen, dass die Symptome variieren, die Anomalie lange
23
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
unbemerkt bleibt und die Vorstellung der Hunde nicht generell bereits im Welpenalter
erfolgt.
In der vorliegenden Untersuchung wurden 38 extrahepatische und 22 intrahepatische
Shunts diagnostiziert. Das ermittelte Verhältnis von knapp 2 zu 1 entspricht zum
großen Teil den Angaben aus der Literatur (Bostwick und Twedt, 1995; White et al.,
2003; Hunt et al., 2004; Kummeling et al., 2004).
Verschiedene Studien konnten einen Zusammenhang zwischen der Größe bzw. dem
Körpergewicht des Hundes und der Art des Shunts feststellen. In der Literatur wird
beschrieben, dass EHS eher bei kleineren, leichteren Hunden, IHS eher bei
größeren, schwereren Hunden auftreten (Bostwick und Twedt, 1995; Hunt, 2004).
Übereinstimmend wurde in der eigenen Untersuchung ermittelt, dass bei kleinen
Hunden die Wahrscheinlichkeit, dass ein IHS vorlag, signifikant geringer war als bei
mittelgroßen bis großen Hunden. In der Studie von Winkler et al. (2003) beträgt der
Prozentsatz von großen Hunden mit einem EHS sogar 71% im Gegensatz zu den
von uns ermittelten 34%. Ähnlich mit unseren Ergebnissen dokumentieren einige
Autoren (Bostwick und Twedt, 1995; D'Anjou et al.; 2004; Mehl et al., 2005) Golden
Retriever und / oder Labrador Retriever mit EHS. Bei allen in der vorliegenden
Untersuchung von PSS betroffenen Irischen Wolfshunden wurde ein IHS
diagnostiziert, was den in der Literatur über diese Rasse zu findenden Angaben
entspricht (Watson und Herrtage, 1998; White und Burton, 2000; White et al., 1998).
Die vorliegende Studie bestätigt, dass der kongenitale portosystemische Shunt bei
einer Vielzahl von Rassen auftritt. Der Literatur zufolge sind jedoch verschiedene
Rassen als für einen PSS prädisponiert anzusehen (Tabelle 1). Von den auch in der
vorliegenden Studie mehr als einmal vertretenen Rassen sind dies Yorkshire Terrier,
Malteser, Zwergschnauzer, Golden Retriever, Labrador Retriever und Irischer
Wolfshund (Bostwick und Twedt, 1995; D'Anjou et al., 2004; Holt et al., 1995; Hunt,
2004; Hunt et al., 2004; Kummeling et al., 2004; Tobias und Rohrbach, 2003; Winkler
et al., 2003). Interessanter Weise sind andere, in der Literatur als prädisponiert
geltende Rassen, wie Australian Cattledog, Shih Tzu und Zwergpudel (Center und
Magne, 1990; Holt et al., 1995; Hunt, 2004; Hunt et al., 2004; Tisdall et al., 1994;
Tobias und Rohrbach, 2003; Winkler et al., 2003) in der vorliegenden Studie gar
24
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
nicht vertreten. Auch andere Rassen, die ebenfalls als häufig von PSS betroffen sind,
wie Cairn Terrier und Mops (Bostwick und Twedt, 1995; D'Anjou et al., 2004;
Kummeling et al., 2004; van Straten et al., 2005; Winkler et al., 2003) waren in dieser
Arbeit nur mit je einem Fall vertreten. Dagegen machten Berner Sennenhund, West
Highland White Terrier und der Hovawart zusammen in der vorliegenden
Untersuchung einen großen Teil der Hunde mit PSS aus, die sich in der Literatur
meist nur als Einzelfälle wieder finden (Center und Magne, 1990; Watson und
Herrtage; 1998; Tobias und Rohrbach, 2003). Lediglich White et al. (2003) berichten
von einer größeren Anzahl betroffener West Highland White Terrier. Nur zwei
deutsche Studien berichten von mehreren betroffenen Rauhaarteckeln (Grevel et al.,
1987; Bahr 2006), die in der vorliegenden Arbeit mit drei Hunden vertreten waren.
Die Unterschiede im Auftreten des PSS bei verschiedenen Rassen sind jedoch nicht
ungewöhnlich, da auch in den Literaturdarstellungen prädisponierte Rassen von
Land zu Land variieren. Neben der Rassezugehörigkeit spielt die Zugehörigkeit zu
einer bestimmten Population eine entscheidende Rolle. Selbst wenn
verwandtschaftliche Verhältnisse zwischen zwei räumlich getrennten Populationen
vorhanden sind, heißt das nicht, dass die Hunde gleich häufig betroffen sein müssen
(Tisdall et al., 1994). Rassehunde scheinen häufiger betroffen zu sein als Mischlinge,
und bestimmte Rassen erkranken häufiger (Tobias und Rohrbach, 2003). Die
Ergebnisse der eigenen Untersuchung bestätigen diese Verteilung. Urfer et al.
(2007) fordern in der Schweiz aus ethischen und tierschützerischen Gründen ein
offenes Gesundheitsregister in Kombination mit der Bewertung der Zuchtmerkmale,
um so eine Berücksichtigung von Gesundheitsaspekten in der Zucht von Hunden zu
ermöglichen.
Da die Auswertung der Symptome zumindest teilweise auf der Grundlage der in der
Krankenakte vermerkten Angaben der Besitzer erfolgte, sollte berücksichtigt werden,
dass die Besitzer die Symptome möglicherweise mit unterschiedlicher Sensibilität
wahrnehmen, so dass die Vorberichte der Besitzer nicht unbedingt den tatsächlichen
Verlauf der Erkrankung wiedergeben müssen. Im Wesentlichen gleichen die in der
eigenen Studie erhobenen Symptome jedoch den in der Literatur beschriebenen
(Bahr, 2006). Dabei überwogen bei den Hunden mit EHS Kristallurie / Urolithiasis,
25
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Apathie / Depression, Ataxie und Vomitus und bei den Hunden mit IHS Amaurose,
Schwäche / Mattigkeit und Gewichtsverlust / Kachexie. In der vorliegenden Studie
zeigten weniger Hunde (67%) neurologische Symptome als in anderen
Untersuchungen (Rutgers et al., 1993: 90%; Bahr, 2006: 84%). Die Differenzierung
nach der Lokalisation des Shunts ließ jedoch kaum Unterschiede zwischen IHS und
EHS erkennen. Unterschiede zwischen den Shunttypen ergaben sich hinsichtlich
Schwäche / Mattigkeit und Amaurose, welche jeweils mit höherer Wahrscheinlichkeit
bei Hunden mit IHS auftraten als bei Hunden mit EHS. Symptome wie Krämpfe,
motorische Unruhe und Desorientierung kamen bei den Hunden der eigenen
Untersuchung insgesamt nur selten vor, traten tendenziell aber häufiger bei Hunden
mit EHS als bei Hunden mit IHS auf. In einer anderen vergleichenden Studie waren
keinerlei Unterschiede in der Symptomatik in Abhängigkeit von der Lokalisation des
Shunts zu ermitteln (n = 52, Bostwick und Twedt, 1995).
In Bezug auf Veränderungen der Laborwerte des Blutes weisen die Hunde der
eigenen Untersuchung unabhängig von der Shuntlokalisation übereinstimmend mit
der zugänglichen Literatur erhöhte NH3-Konzentrationen und erhöhte GS-Werte auf
(White et al., 1998; D'Anjou et al., 2004; Worley und Holt, 2008). Die Werte der
Leberparameter ALT und AP waren bei den Patienten der eigenen Untersuchung
ebenfalls unabhängig von der Shuntlokalisation erhöht, was auch in der Literatur
beschrieben wird (White et al., 1998; Niles et al., 2001; D'Anjou et al., 2004; Worley
und Holt, 2008). Bostwick und Twedt (1995) ermittelten für Hunde mit EHS signifikant
niedrigere Schätzwerte für AP als für Hunde mit IHS (P < 0,05). Dies konnte anhand
der vorliegenden Untersuchung bestätigt werden. Eine Erhöhung der Werte für GlDH
scheint in dem Zusammenhang mit einem PSS möglich, da die Werte bei einer
Leberzellschädigung ansteigen. In der Literatur wurde allerdings kein Hinweis auf
eine erhöhte GlDH-Aktivität, die den Ergebnissen der vorliegenden Studie zufolge
unabhängig von der Shuntlokalisation bei einem PSS wahrscheinlich ist, gefunden.
Weiterhin konnten in der eigenen Untersuchung bei einem großen Teil der Hunde mit
PSS und insbesondere im Zusammenhang mit IHS erniedrigte Harnstoff-
Konzentrationen ermittelt werden. Erniedrigte Harnstoffwerte können nach Angaben
der Literatur sowohl bei IHS als auch bei EHS vorkommen (Niles et al., 2001; White
26
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
et al., 1998; Worley und Holt, 2008). Unabhängig von der Lokalisation des Shunts
lagen die Blut-Elektrolyte im Bereich der Norm, wobei Hunde mit IHS jedoch
signifikant niedrigere Kalium-Werte hatten als Hunde mit EHS. Center und Magne
(1990) berichten in diesem Zusammenhang von einer Hypokaliämie bei Hunden mit
IHS. Die in der vorliegenden Untersuchung ermittelten Schätzwerte für den
Parameter Glucose wichen nicht vom Referenzbereich ab, wenngleich erniedrigte
bzw. erhöhte Glucosewerte bei rund 40% der Hunde mit EHS und knapp 30% der
Hunde mit IHS festgestellt wurden. Frühere Untersuchungen, die auch eine
Auswertung der Glucosekonzentration umfassten, berichten vom Auftreten einer
Hypoglykämie (Bostwick und Twedt, 1995; Worley und Holt, 2008), wobei Bostwick
und Twedt (1995) darüber hinaus feststellten, dass Hunde mit EHS signifikant
niedrigere Glucosekonzentrationen aufwiesen als Hunde mit IHS. In der eigenen
Auswertung ließ sich dieser Unterschied nicht nachvollziehen. Eine Erniedrigung des
Gesamteiweißgehaltes des Blutes, die in der zugänglichen Literatur für Hunde mit
PSS (Niles et al., 2001), und insbesondere mit IHS (White et al., 1998) beschrieben
ist, ließ sich unabhängig von der Shuntlokalisation auch in der eigenen Untersuchung
nachweisen. Eine Hypoalbuminämie war insbesondere bei Hunden mit EHS
festzustellen, und auch bei Hunden mit IHS lagen die Albuminwerte im Mittel im
unteren Referenzbereich. Auch nach Angaben der Literatur kann eine
Hypoalbuminämie bei beiden Shuntlokalisationen vorkommen (White et al., 1998;
Worley und Holt, 2008). Unabhängig von der Shuntlokalisation im unteren
Referenzbereich angesiedelte Schätzwerte für den Parameter Cholesterin spiegeln
die in der vorliegenden Studie bei über der Hälfte der Hunde mit PSS vorliegenden
erniedrigten Blutcholesterinwerte wider. Niles et al. (2001) beschreiben eine
Hypocholesterinämie als möglichen Befund beim PSS. Zu den in der eigenen
Untersuchung festgestellten tendenziell höheren Werten für Gesamt-Bilirubin bei
Hunden mit IHS fanden sich in der zugänglichen Literatur keine Angaben. Eine
gewisse Überschätzung infolge der verhältnismäßig geringen Anzahl für den
Vergleich zur Verfügung stehender PSS-Patienten ist hier nicht auszuschließen.
Eine Leukozytose ist bei Hunden mit PSS (Niles et al., 2001) und insbesondere mit
EHS beschrieben (Worley und Holt, 2008). Auch die Hunde der vorliegenden
27
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Untersuchung zeigten bei beiden Formen des PSS eine Leukozytose, wobei der
Referenzbereich von rund 70% der Hunde mit EHS und nahezu 90% der Hunde mit
IHS überschritten wurde. Die Hunde der eigenen Untersuchung zeigten ferner
unabhängig von der Lokalisation des PSS eine leichte Anämie, was auch in der
Literatur als möglicher Befund beim IHS und EHS dokumentiert wird (White et al.,
1998; Niles et al., 2001; Worley und Holt, 2008).
Schlussfolgerung Die Ergebnisse der vorliegenden Studie bestätigen, dass Geschlechtsunterschiede
beim Auftreten von intra- oder extrahepatischen Shunts keine Rolle spielen und dass
bei IHS mit einer früheren Auffälligkeit der betroffenen Hunde zu rechnen ist als bei
EHS. Insgesamt ist bei Hunden mit PSS das Auftreten neurologischer Symptome
wahrscheinlich, die in ihrer Art und Ausprägung jedoch stark variieren. Eindeutige
Kriterien, die eine Unterscheidung zwischen IHS und EHS allein auf der Grundlage
von Laborwerten oder klinischer Symptomatik erlauben, ließen sich nicht ermitteln.
Signifikante Unterschiede im Auftreten von IHS und EHS bei Vertretern kleiner und
mittelgroßer bis großer Hunderassen lassen eine unterschiedliche genetische
Grundlage vermuten, die durch entsprechende genetische Analysen abgeklärt
werden sollte. So erscheint es zunächst sinnvoll, das Auftreten des PSS unter
Zuhilfenahme von Pedigreedaten auf eine familiäre Häufung zu untersuchen und
eine Erbgangsanalyse durchzuführen. Sollte sich die erbliche Genese bestätigen,
könnte im Rahmen molekulargenetischer Studien nach Genombereichen gesucht
werden, die einen Zusammenhang mit dem Auftreten der verschiedenen Formen des
PSS erkennen lassen. Letztlich wäre es das Ziel, kausale Mutationen für den IHS
und den EHS beim Hund zu identifizieren.
28
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Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Tabelle 1 Prozentuales Vorkommen des PSS ohne Berücksichtigung der Lokalisation
bei verschiedenen Hunderassen, aufgeschlüsselt nach Rasse und regionalem
Vorkommen nach Literaturangaben
Anteil untersuchter PSS-Fälle (Quelle) Hunderasse
USA CAN AUS UK NL D
Australian Cattle Dog
1,6% (x)
3,6-38% (h,o,r,s)
2,2% (w)
Australian Silky Terrier
1,6% (x)
4,0-8,6% (h,i)
Cairn Terrier 1,6-2,2% (d,k)
2,2-3,7% (u,v,w)
9,3-100% (m,p)
3,6% (a)
Golden Retriever
3,3-6,5% (d,k,x)
15,2% (e)
2,6-3,6% (h,t)
14,3-26% (c,n,u,v,w)
1,8-7,1% (a,f)
Irischer Wolfshund
3,3-6% (b,d)
0,9% (h)
10,7-100% (l,n,u,v,w)
7,2% (m)
1,8-7,1% (a,f)
Labrador Retriever
2,2-9,1% (d,q,x)
6,5% (e)
2,1-3,6% (h,t)
3,7-17,9% (c,n,u,v,w)
1,8% (a)
Malteser 4,3 -9,6% (b,g,x)
14-38% (h,i,j,o,r,s,t)
11,3% (m)
Mops 2,2-9,5% (b,d,k,x)
15,2% (e)
3,1 % (t)
3,7% (u)
Rauhhaar-teckel
10,7-21,4%(a,f)
Shi Tzu 3,3-11,1% (d,g,k,x)
3,4-5% (h,i,t)
3,7% (u)
Yorkshire Terrier
13,6-22,2% (b,d,g,k,q,x)
6,5% (e)
20,1% (t)
7,4% (u)
13,4% (m)
7,1-14,3% (a,f)
Zwerg-schnauzer
9,6-18,2% (b,d,g,k,q,x)
3-10,2% (i,t)
2,7% (u)
1,8-7,1% (a,f)
a: Bahr, 2006 (n = 56); b: Bostwick und Twedt, 1995 (n = 50); c: Burton und White, 1999 (n = 55); d: Center und Magne, 1990 (n = 184); e: D'Anjou et al., 2004 (n = 46); f: Grevel et al., 1987 (n = 14); g: Holt et al. 1995 (n = 52); h: Hunt, 2004 (n = 233); i: Hunt et al., 2004 (n = 106); j: Hurn und Edwards, 2003 (n = 30); k: Johnson et al., 1987 (n = 46); l: Kerr und van Doorn, 1999 (n = 19); m: Kummeling et al., 2004 (n = 97); n: Lamb und White, 1998 (n = 28); o: Maddison, 1988 (n = 21); p: Van Straten et al., 2005 (n = 58); q: Swalec und Smeak (n = 22), 1990; r: Tisdall et al., 1994 (n = 62); s: Tisdall et al., 1995 (n = 84); t: Tobias und Rohrbach, 2003 (n = 2400); u: Watson und Herrtage, 1998 (n = 27); v: White und Burton, 2000 (n = 42); w: White et al., 1998 (n = 45); x: Winkler et al., 2003 (n = 63)
37
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Tabelle 2 Ergebnisse der multiplen Varianzanalyse für das Auftreten intrahepatischer
Shunts bei 60 Hunden mit intra- oder extrahepatischem portosystemischem Shunt
mit Gesamtirrtumswahrscheinlichkeiten (P) und Irrtumswahrscheinlichkeiten der
Unterschiede zwischen den Effektstufen (Pdiff)
Effekt Effektstufe Schätzwert (95%-Konfidenzintervall)
P Pdiff
Geschlecht männlich 0,2960 (0,1509 - 0,4843)
0,7247 0,7245
weiblich 0,3428 (0,1655 - 0,5644)
Größenklasse klein 0,1578 (0,0549 - 0,3416)
0,0035 0,0047
mittelgroß bis groß 0,5249 (0,3419 - 0,7027)
Vorstellungsalter -0.0476 (-0.0960 - 0,0009)
0,0365
38
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
39
Tabelle 3 Einordnung der Rasseanteile für die im Untersuchungszeitraum 1994 -
2007 mehr als einmal in der Klinik für Kleintiere mit portosystemischem Shunt (PSS)
vorgestellten Hunderassen mit Angaben zur Gesamtzahl vorgestellter Hunde (n) und
deren Verteilung auf intra- (IHS) und extrahepatische Shunts (EHS)
PSS-Patienten Rasse n
(nIHS, nEHS)% bezogen alle PSS-Patienten
(n = 60)
Mittlerer Anteil an den insgesamt in der Klinik
für Kleintiere vorgestellten Hunden*
Berner Sennenhund 4 (3, 1)
6,67% 1,16%
Collie 2 (1, 1)
3,33% 0,41%
Golden Retriever 3 (2, 1)
5,00% 2,10%
Hovawart 3 (2, 1)
5,00% 0,57%
Irischer Wolfshund 3 (1, 2)
5,00% 0,07%
Jack Russell Terrier 2 (0, 2)
3,33% 1,09%
Labrador Retriever 2 (1, 1)
3,33% 0,52%
Malteser 2 (0, 2)
3,33% 0,22%
Pon 2 (1, 1)
3,33% 0,08%
Rauhaarteckel 3 (1, 2)
5,00% 1,82%
West Highland White Terrier 3 (0, 3)
5,00% 0,80%
Yorkshire Terrier 7 (0, 7)
11,67% 1,17%
Zwergschnauzer 3 (0, 3)
5,00% 0,02%
Mischling 9 (3, 6)
15,00% 10,64%
* Bezugszeitraum 2002-2007 (Jahresmittel: 11.517 vorgestellte Hunde)
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Tabelle 4 Absolute (pabs) und relative Prävalenzen (prel) sowie Schätzwerte (LSM) und 95% Konfidenzintervalle (KI95%) für die laut
Vorbericht bzw. Eingangsuntersuchung aufgetretenen neurologischen und allgemeinen Symptome bei 60 Hunden mit intra- oder
extrahepatischem portosystemischem Shunt mit Irrtumswahrscheinlichkeiten für die Unterschiede zwischen den Shunttypen (PEx-In)
Extra-hepatischer Shunt (n = 38) Intra-hepatischer Shunt (n = 22) Symptom pabs (prel) LSM (KI95%) pabs (prel) LSM (KI95%)
PEx-In
Neurologische Symptome Wesensveränderungen 3 (7,9%) 0,039 (0,003-0,224) 2 (9,1%) 0,152 (0,026-0,453) 0,3046 Apathie, Depression 12 (31,6%) 0,350 (0,206-0,520) 10 (45,5%) 0,277 (0,071-0,613) 0,6845 Koma 2 (5,3%) 0,030 (0,001-0,277) 2 (9,1%) 0,073 (0,008-0,310) 0,5998 Ataxie 13 (34,2%) 0,339 (0,193-0,514) 7 (31,8%) 0,378 (0,163-0,641) 0,8117 Neurologische Ausfälle 5 (13,2%) 0,119 (0,042-0,266) 3 (13,6%) 0,036 (0,000-0,692) 0,6128 Kopfpressen, Eckendrängen 7 (18,4%) 0,194 (0,088-0,355) 6 (27,3%) 0,187 (0,038-0,497) 0,9562 Amaurose (Blindheit) 5 (13,2%) 0,056 (0,004-0,307) 6 (27,3%) 0,411 (0,160-0,707) 0,0566 Manegebewegungen / Drangwandern 9 (23,7%) 0,213 (0,095-0,388) 5 (22,7%) 0,195 (0,038-0,523) 0,9114 Krämpfe / Anfälle 11 (28,9%) 0,312 (0,175-0,482) 3 (13,6%) 0,000 (0,000-0,994) 0,2161 Motorische Unruhe 9 (23,7%) 0,249 (0,129-0,411) 5 (22,7%) 0,017 (0,000-0,714) 0,3043 Desorientierung 7 (18,4%) 0,139 (0,039-0,341) 4 (18,2%) 0,001 (0,000-0,963) 0,4024 Allgemeine Symptome Gewichtsverlust / Kachexie 10 (26,3%) 0,237 (0,118-0,401) 6 (27,3%) 0,445 (0,168-0,754) 0,2485 Inappetenz / Anorexie 7 (18,4%) 0,192 (0,088-0,349) 7 (31,8%) 0,176 (0,028-0,521) 0,9161 Vomitus 11 (28,9%) 0,289 (0,159-0,455) 6 (27,3%) 0,268 (0,088-0,544) 0,8855 Diarrhoe 9 (23,7%) 0,241 (0,124-0,403) 7 (31,8%) 0,221 (0,041-0,580) 0,9055 Salivation 2 (5,3%) 0,041 (0,005-0,177) 7 (31,8%) 0,046 (0,000-0,471) 0,9463 Polyurie / Polydipsie 6 (15,8%) 0,152 (0,062-0,303) 6 (27,3%) 0,365 (0,135-0,661) 0,1556 Kristallurie / Urolithiasis 19 (50,0%) 0,493 (0,331-0,656) 9 (40,9%) 0,349 (0,128-0,640) 0,4103 Aszites 4 (10,5%) 0,107 (0,036-0,247) 1 (4,6%) 0,000 (0,000-1,000) 0,4385 Wachstumsverzögerung 5 (13,2%) 0,120 (0,041-0,268) 1 (4,6%) 0,041 (0,003-0,246) 0,3628 Schwäche / Mattigkeit 3 (7,9%) 0,062 (0,013-0,197) 6 (27,3%) 0,406 (0,159-0,699) 0,0220
40
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Tabelle 5 Mittelwerte, Standardabweichungen (SD), Minima (Min.) und Maxima (Max.), Prozentsatz innerhalb des Referenzbereichs
liegender Werte (pref) sowie Schätzwerte (LSM) und Standardfehler (SE) für präoperative Werte der klinischen Chemie bei 60 Hunden
mit intra- oder extrahepatischem portosystemischem Shunt mit Irrtumswahrscheinlichkeiten für die Unterschiede zwischen den
Shunttypen (PEx-In)
Extra-hepatischer Shunt (n = 38) Intra-hepatischer Shunt (n = 22) Blutparameter Referenzbereich n Mittelwert ± SD
(Min. - Max.) LSM ± SE n Mittelwert ± SD
(Min. - Max.) LSM ± SE
PEx-In
ALT (U/l) ≤ 50 33 119,55 ± 105,09 (22,00 - 431,00)
pref = 24,2%
108,39 ± 16,28 21 95,90 ± 72,14 (11,0 - 294,0) pref = 38,1%
129,74 ± 24,14 0,4799
GlDH (U/l) ≤ 6 34 10,51 ± 9,75 (1,90 - 42,20) pref = 35,3%
9,30 ± 1,42 20 6,57 ± 5,88 (1,20 - 23,70) pref = 65,0%
9,03 ± 2,22 0,9212
3.-6.LM: ≤ 440 10 387,30 ± 96,76 (249,00 - 544,00)
13 395,15 ± 115,58 (222,00 - 588,00)
6.-12.LM: ≤ 250 8 311,63 ± 143,13 (162,00 - 508,00)
4 957,50 ± 1439,65 (192,00 - 3116,00)
> 12.LM: ≤ 150 16 173,81 ± 87,54 (59,00 - 373,00)
269,96 ± 69,72
3 245,00 ± 172,34 (145,00 - 444,00)
552,08 ± 109,15
0,0382 AP (U/l)
pref = 55,9% pref = 60,0% NH3 (μg/dl) initial
≤ 100 35 312,20 ± 158,89 (78,00 - 688,00)
pref = 8,6%
329,76 ± 24,61 21 352,62 ± 138,52 (83,00 - 517,00)
pref = 4,8%
313,54 ± 37,23 0,7253
NH3 (μg/dl) nach Fütterung
12 416,58 ± 188,62 (109,00 - 690,00)
pref = 0,0%
418,52 ± 58,00 6 330,13 ± 193,39 (107,00 - 625,80)
pref = 0,0%
568,92 ± 149,60 0,3686
Gallensäuren ≤ 20 2 134,50 ± 10,61 (127,00 - 142,00)
pref = 0,0%
124,37 ± 13,54 5 67,80 ± 26,76 (36,00 - 107,00)
pref = 0,0%
88,19 ± 9,33 0,2044
41
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Harnstoff (mg/dl)
20 - 50 35 22,86 ± 23,88 (3,00 - 147,00)
pref = 34,2%
21,48 ± 3,61 20 19,60 ± 13,80 (8,00 - 68,00) pref = 13,6%
17,50 ± 5,68 0,5674
Kreatinin (mg/dl)
≤ 1,4 34 0,43 ± 0,25 (0,20 - 1,65) pref = 97,1%
0,41 ± 0,03 20 0,37 ± 0,05 (0,20 - 0,58) pref = 100,0%
0,37 ± 0,05 0,5370
Natrium (mmol/l)
140-155 32 146,62 ± 5,62 (137,40 - 165,00)
pref = 73,7%
146,91 ± 0,92 19 143,79 ± 4,74 (138,00 - 158,00)
pref = 68,2%
145,25 ± 1,45 0,3491
Kalium (mmol/l)
3,5-5,1 32 4,24 ± 0,51 (2,59 - 5,36) pref = 76,3%
4,27 ± 0,08 19 4,05 ± 0,35 (3,58 - 4,86) pref = 86,4%
3,96 ± 0,13 0,0658
< 6.LM: 1,41-1,61 8 1,30 ± 0,13 (1,07 - 1,50)
12 1,29 ± 0,08 (1,14 - 1,38)
6.-12.LM: 1,31-1,53 5 1,18 ± 0,16 (0,99 - 1,38)
4 1,29 ± 0,11 (1,14 - 1,40)
> 12.LM: 1,25-1,47 13 1,25 ± 0,09 (1,11 - 1,40)
1,26 ± 0,02
0
1,21 ± 0,08
0,5346 Ionisiertes Calcium (mmol/l)
pref = 23,7% pref = 9,1% Glucose (mg/dl)
initial 70-110 35 93,69 ± 26,40
(40,00 - 182,00) pref = 57,9%
92,72 ± 3,87 20 98,00 ± 14,55 (72,00 - 126,00)
pref = 72,7%
91,81 ± 6,07 0,9017
< 6.LM: 4,5-5,5 11 4,55 ± 0,72 (3,16 - 5,59)
13 4,59 ± 0,61 (3,69 - 5,78)
6.-12.LM: 5,5-6,0 7 5,44 ± 0,97 (3,47 - 6,53)
3 5,20 ± 0,50 (4,67 - 5,66)
> 12.LM: 6,0-7,0 16 5,48 ± 0,69 (4,24 - 6,79)
4 5,74 ± 0,55 (5,18 - 6,46)
Gesamteiweiß (g/dl)
pref = 26,3%
5,13 ± 0,13
pref = 36,4%
5,10 ± 0,21
0,9176
42
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Albumin (g/dl)
2,5-4,4 25 2,38 ± 0,54 (1,44 - 3,26) pref = 22,5%
2,31 ± 0,10 17 2,49 ± 0,37 (1,61 - 3,10) pref = 40,0%
2,60 ± 0,21 0,2352
Cholesterin (mg/dl)
120-400 25 148,68 ± 67,38 (71,00 - 384,00)
pref = 39,5%
151,93 ± 13,12 13 139,00 ± 40,28 (92,00 - 240,00)
pref = 40,9%
137,41 ± 22,28 0,5934
Gesamt-Bilirubin (mg/dl)
≤ 0,2 27 0,22 ± 0,17 (0,02 - 0,78) pref = 51,9%
0,20 ± 0,04 16 0,19 ± 0,23 (0,04 - 1,01) pref = 81,3%
0,45 ± 0,12 0,0531
ALT = Alanin-Aminotransferase; GlDH = Glutamat-Dehydrogenase; AP = Alkalische Phosphatase; NH3 = Ammoniak
43
Literaturübersicht und Fallstudie von 60 Hunden
Tabelle 6 Mittelwerte, Standardabweichungen (SD), Minima (Min.) und Maxima (Max.), Prozentsatz innerhalb des Referenzbereichs
liegender Werte (pref) sowie Schätzwerte (LSM) und Standardfehler (SE) für präoperative Blutbild-Werte bei 60 Hunden mit intra- oder
extrahepatischem portosystemischem Shunt mit Irrtumswahrscheinlichkeiten für die Unterschiede zwischen den Shunttypen (PEx-In)
Extra-hepatischer Shunt (n = 40)
Intra-hepatischer Shunt (n = 20)
Blutparameter Referenz-bereich
n Mittelwert ± SD (Min. - Max.)
LSM ± SE n Mittelwert ± SD (Min. - Max.)
LSM ± SE
PEx-In
Leukozyten (103/μl)
6,0 - 12,0 35 17,57 ± 8,87 (6,70 - 42,40) pref = 29,0%
17,44 ± 1,29 21 16,54 ± 4,95 (7,90 - 31,37) pref = 13,6%
17,61 ± 1,95 0,9435
Erythrozyten (106/μl)
6 - 9 34 6,52 ± 1,36 (2,11 - 8,86) pref = 60,5%
6,38 ± 0,21 20 5,94 ± 0,94 (4,58 - 8,51) pref = 36,4%
6,38 ± 0,32 0,9978
Hämoglobin (g/dl)
15 - 19 34 12,73 ± 2,85 (3,40 - 16,60) pref = 23,7%
12,35 ± 0,42 20 11,87 ± 1,96 (8,80 - 16,40)
pref = 9,1%
12,98 ± 0,66 0,4331
Hämatokrit (%)
40 - 55 34 39,62 ± 8,30 (11,00 - 52,00)
pref = 57,9%
38,65 ± 1,20 20 36,35 ± 5,82 (28,00 - 52,00)
pref = 22,7%
39,99 ± 1,88 0,5594
Thrombozyten (103/μl)
150 - 500 34 237,23 ± 85,70 (111,00 - 518,00)
pref = 76,3%
236,67 ± 15,30 20 243,15 ± 95,54 (136,00 - 442,00)
pref = 81,8%
235,20 ± 23,95 0,9598
44
Kapitel 3
Analyse von familiären Zusammenhängen des kongenitalen portosystemischen
Shunts beim Hovawart
Hiller, Anna1,2, Stock, Kathrin Friederike1, Meyer-Lindenberg, Andrea2 , Distl, Ottmar1
1Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung 2Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
45
Analyse von familiären Zusammenhängen
3 Analyse von familiären Zusammenhängen des kongenitalen portosystemischen Shunts beim Hovawart
Analysis of familial correlations of congenital portosystemic shunts in the Hovawart
Summary The aim of the present study was to provide evidence of a familial cumulation of PSS
and to attain a hypothesis for its inheritance by means of this cumulation for the
Hovawart. Own investigations were based on information on dogs with PSS within
the German population of the Hovawart. These were made available with help of the
Rassezuchtverein für Hovawart-Hunde e.V. (RZV-HO). Altogether, historical data of
34 dogs of the breed Hovawart with a PSS were considered. In the context of
comparative pedigree analysis, inbreeding and relationship coefficients were
estimated and analyzed for significant differences between dogs with and without
PSS. We found that the relationship between the dogs with PSS was on average
closer than between dogs of the reference population. The coefficient of inbreeding
was significantly higher in the group of reference dogs than in the dogs with PSS.
The evaluation of important ancestors revealed four ancestors which were ranked
among the 20 most important ancestors of the dogs with PSS, but not among the 100
most important ancestors of the reference population. The pedigree of the dogs with
PSS could be traced back to seven male and twelve female founders. The pedigrees
of up to 64.7 % of the PSS affected dogs could be traced back to one founder. The
results of this study indicate that the PSS of the Hovawart shows familial
accumulation. Therefore it may be concluded that a genetic background forms the
basis of this disease. A recessive mode of inheritance appears to be probable, with
probably several genes being involved.
Zusammenfassung Das Ziel der vorliegenden Studie war es, über den Nachweis einer familiären
Häufung von PSS zu einer Erbgangshypothese für den PSS beim Hovawart zu
46
Analyse von familiären Zusammenhängen
gelangen. Die eigenen Untersuchungen basierten auf den Informationen über Hunde
mit portosystemischem Shunt (PSS) innerhalb der deutschen Population des
Hovawart, die vom Rassezuchtverein für Hovawart-Hunde e.V. (RZV-HO) zur
Verfügung gestellt wurden. Insgesamt lagen Abstammungsdaten über 34 an PSS
erkrankten Hovawarten vor. Im Rahmen einer vergleichenden Pedigreeanalyse
wurden sowohl die Inzucht- als auch die Verwandtschaftskoeffizienten geschätzt und
die Inzuchtkoeffizienten auf signifikante Unterschiede zwischen Hunden mit und
ohne PSS getestet. Dabei stellte sich eine im Mittel höhere Verwandtschaft zwischen
den Hunden mit PSS als zwischen den Hunden der Referenzpopulation heraus. Der
Inzuchtkoeffizient war innerhalb der Referenzpopulation signifikant höher als in der
Gruppe von an PSS erkrankten Hunden. Bei der Ermittlung der bedeutenden Ahnen
ergab sich jeweils für vier Ahnen eine Rangierung unter den 20 bedeutendsten
Ahnen der PSS-Hunde, die sich nicht unter den 100 bedeutendsten Ahnen der
Hunde der Referenzpopulation wiederfanden. Die Hunde mit PSS gingen auf sieben
männliche und 12 weibliche Gründertiere zurück. Die Pedigrees von bis zu 64,7%
aller PSS-Hunde konnten auf ein Gründertier zurückverfolgt werden. Die Ergebnisse
dieser Studie lassen den Schluss zu, dass der PSS beim Hovawart familiär gehäuft
auftritt und dass eine genetische Ursache dieser Erkrankung zu Grunde liegt. Ein
rezessiver Erbgang erscheint wahrscheinlich, wobei eine Beteiligung von mehr als
einem Gen nicht auszuschließen ist.
Einleitung Kongenitale portosystemische Shunts (PSS) entstehen durch embryonale
Missbildungen von Venen, die zu einer teilweisen oder nahezu vollständigen
Umgehung der venösen Blutzufuhr aus der Pfortader in die Leber führen. Infolge
dessen werden große Mengen der im Blut mitgeführten Nährstoffe, Hormone und
Toxine in der Leber nicht metabolisiert und gelangen so in hohen Konzentrationen in
den systemischen Kreislauf. Portosystemische Shunts werden meist nur von
einzelnen Gefäßen gebildet, die intra- und / oder extrahepatisch verlaufen können
(Payne et al., 1990). Während noch zu Beginn der 80er Jahre weder der Hinweis auf
eine erbliche Genese noch auf eine Rassedisposition bestand (Rothuizen et al.,
47
Analyse von familiären Zusammenhängen
1982), wird heute allgemein von einem häufigeren PSS-Vorkommen bei
Rassehunden als bei Mischlingshunden ausgegangen (Hunt et al., 2004; Kummeling
et al., 2004; Tobias und Rohrbach, 2003; Winkler et al., 2003). Über verschiedene
Hunderassen finden sich in der Literatur Hinweise auf eine Prädisposition für PSS
(Hunt, 2004; Kerr und van Doorn, 1999; Tobias, 2003; Tobias und Rohrbach, 2003).
Angaben zur Häufigkeit des PSS variieren allerdings je nach Rasse (Hunt et al.,
2000). Zu den vorwiegend betroffenen Rassen zählen unter anderem Malteser,
Australian Cattle Dog, Mops, Zwergschnauzer, Shih Tzu, Golden und Labrador
Retriever sowie Irischer Wolfshund (Bostwick et al., 1995; Kummeling et al., 2004;
Meyer et al, 1995; Tisdall et al., 1994; Tobias und Rohrbach, 2003; White und
Burton, 2000). Vor allem über die Yorkshire Terrier liegt eine Vielzahl von Berichten,
eine auffällig hohe Prävalenz von PSS betreffend, vor (Tobias und Rohrbach, 2003;
D´Anjou et al., 2004; Watson und Herrtage, 1998; White et al., 2003; Kummeling et
al., 2004).
Die Vererblichkeit von PSS wird in diesem Zusammenhang zunehmend häufiger
diskutiert (Hunt, 2004; Tobias, 2003; Tobias und Rohrbach, 2003; Ubbink et al.,
1998a,b; van Straten et al., 2005), bisher wurde jedoch noch kein Erbgang
nachgewiesen.
Bei einer Auswertung der nachgewiesenen Fälle von PSS an der Klinik für Kleintiere
der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover der vergangenen 15 Jahre stellte
sich heraus, dass die betroffenen Hunde häufiger den Rassen Yorkshire Terrier,
Hovawart, Irischer Wolfshund und Golden Retriever angehörten. Aufgrund dieser
Feststellung sollte untersucht werden, ob ein möglicher Zusammenhang zwischen
dem Auftreten des PSS und der Zugehörigkeit zur Rasse, insbesondere beim
Hovawart besteht.
Ziel dieser Studie war es daher, über den Nachweis einer familiären Häufung von
PSS zu einer Erbgangshypothese für den PSS zu gelangen.
Material und Methoden Informationen zu Hunden mit portosystemischem Shunt (PSS) innerhalb der
deutschen Population des Hovawart wurden vom Rassezuchtverein für Hovawart-
Hunde e.V. (RZV) zur Verfügung gestellt. Die Hunde stammten aus den
48
Analyse von familiären Zusammenhängen
Geburtsjahrgängen 1988 bis 2008, wobei knapp 70% der von PSS betroffenen
Hunde zwischen 1996 und 2006 geboren wurden.
Um zu ermitteln, ob sich die Hunde mit PSS im Hinblick auf ihre Abstammung von
nicht PSS-betroffenen Hunden unterschieden, wurde eine vergleichende
Pedigreeanalyse durchgeführt. Die hierfür zur Verfügung stehende Pedigreedatei
umfasste insgesamt 46.418 Hunde; Elterninformationen lagen über 42.063 dieser
Hunde vor. Abstammungsinformationen der im RZV registrierten Hunde reichten bis
zu 18 Generationen zurück. Der Pedigree Completeness Index (PEC) nach
MacCluer et al. (1983) errechnet sich aus den separat für die paternale und
maternale Seite bestimmten Vollständigkeitsindizes (CVater, CMutter). Diese wiederum
ergeben sich aus den über d Generationen summierten Anteilen bekannter Ahnen,
dividiert durch die Anzahl hierbei berücksichtigter Generationen d.
MutterVater
MutterVatertier CC
CCPEC
2=
mit ∑=
=d
iig
dC
1
1
Alle im RZV registrierten Hunde der Geburtsjahrgänge 1998 bis 2001, bei denen kein
PSS dokumentiert war, dienten in dieser Studie als Referenzpopulation.
Für die Pedigreeanalysen wurden Programme der Software PEDIG (Boichard 2007)
verwendet. Die ermittelten Inzuchtkoeffizienten wurden mittels der Prozedur GLM
(General Linear Model) des Software-Paketes SAS (Statistical Analysis System),
Version 9.2 (SAS Institute Inc., Cary, NC, 2008) auf signifikante Unterschiede
zwischen den Hunden mit PSS und den Hunden der Referenzpopulation getestet.
Hierbei wurde die Gruppenzugehörigkeit (PSS, Referenzpopulation) als unabhängige
Variable und der Inzuchtkoeffizient des Tieres als abhängige Variable berücksichtigt:
yij = μ + GRUPPEi + eij
mit yij = Inzuchtkoeffizient des Tieres, μ = Modellkonstante, GRUPPEi = fixer Effekt
der i-ten Gruppe (i = 1, 2) und eij = zufälliger Rest. Mit Hilfe des Inzuchtkoeffizienten
kann man die Wahrscheinlichkeit beschreiben, mit der ein Individuum an einem
zufälligen Genort zwei aufgrund der Abstammung identische Allele aufweist (Wright,
1921). Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Individuen an einem zufällig ausgewählten
49
Analyse von familiären Zusammenhängen
Genort herkunftsgleiche Allele besitzen, bezeichnet man als
Verwandtschaftskoeffizient.
Verglichen wurden anschließend die Rangierungen der 150 bedeutendsten Ahnen
bei den PSS-Hunden (n = 34) und Referenzhunden (n = 5.368) anhand des
marginalen Genanteils.
Die weiblichen und männlichen Gründertiere der Hunde mit PSS und der Hunde der
Referenzpopulation wurden ermittelt, indem die weibliche Seite der Mutterlinie und
die männliche Seite der Vaterlinie so weit wie möglich zurückverfolgt wurden.
Diejenige Hündin, über die keine Elterninformationen vorlagen, galt als das weibliche
Gründertier, und derjenige Rüde, über den keine Elterninformationen vorlagen, galt
als das männliche Gründertier des jeweiligen Hundes.
Danach wurde eine, den Hovawart betreffende, einfache Segregationsanalyse nach
Nicolas (1984) durchgeführt. Um die Nullhypothese zu testen, dass es sich beim
PSS um ein monogen autosomal rezessiv vererbtes Merkmal handelt, wurde
zunächst Ober- und Untergrenze der geschätzten Segregationsfrequenz und
deren Varianz ermittelt.
p̂
pV ˆ
1
1ˆATAAp
−−
= und ⎥⎦
⎤⎢⎣
⎡−−
+−−−
=)()(2
)³()(
121
1ˆ AT
ATAAAATATVp
Hierbei steht A für die Gesamtzahl bekannter PSS-betroffener Hunde und T für die
Gesamtzahl Nachkommen von Eltern mit PSS-betroffenen Nachkommen. Bei der
Ermittlung der Obergrenze steht A1 für die Anzahl Familien mit einem PSS-
betroffenen Hund und A2 für die Anzahl Familien mit zwei PSS-betroffenen Hunden.
Bei der Ermittlung der Untergrenze steht A1 für die Gesamtzahl Familien mit PSS-
betroffenen Hunden, wobei A2 = 0. Die Datenstruktur spricht dann für das Vorliegen
eines monogen autosomal rezessiven Erbgangs, wenn gilt:
UpUOpO pp ˆˆ ˆ25,0ˆ σσ −>>+ mit OO pp V ˆˆ =σ und UpUp V ˆˆ =σ
Weiterhin wurden die Abstammungsdaten der von PSS betroffenen, in der Klinik für
Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover vorgestellten Yorkshire
Terrier, Golden Retriever und Irischen Wolfshunde ermittelt und auf familiäre
Verbindungen untersucht.
50
Analyse von familiären Zusammenhängen
Ergebnisse Tabelle 1 stellt die Berechnung der Vollständigkeit der verfügbaren
Abstammungsinformationen unter Berücksichtigung von 8 Ahnengenerationen der
Hunde der deutschen Hovawart-Population dar. Der PEC sowohl von PSS-Hunden
als auch von Hunden der Referenzpopulation lag bei fast 100 %. Die in der Gruppe
der 34 Hunde mit PSS, in der Gruppe der PSS-Eltern und in der Referenzpopulation
ermittelten Inzuchtkoeffizienten sind der Tabelle 2 zu entnehmen. Die
Inzuchtkoeffizienten der PSS-Hunde schwankten zwischen 0,005 und 0,074; im
Mittel ergab sich ein Inzuchtkoeffizient von 0,043 ± 0,013. In der Referenzpopulation
lag der Inzuchtkoeffizient im Mittel bei 0,058 ± 0,039 mit einer Spannbreite von 0,001
bis 0,306. Damit war der Inzuchtkoeffizient signifikant höher als bei den Hunden mit
PSS (P = 0,02). Die 34 betroffenen Hunde gehen auf 31 weibliche und 31 männliche
Elterntiere sowie 31 Vater-Mutter-Kombinationen zurück (Tabelle 3). Da sich unter
den betroffenen Hunden einige Vollgeschwister befanden, wurde der
Inzuchtkoeffizient der Elterntiere berechnet. Dieser wich kaum von dem
Inzuchtkoeffizienten innerhalb der Gruppe von Hunden mit PSS ab (0,045 ± 0,022).
Die Ergebnisse der Berechnung des Verwandtschaftskoeffizienten sind in Tabelle 4
aufgeführt. Die Verwandtschaftskoeffizienten bei den Hunden mit PSS reichten
hierbei von 0,047 bis 0,582. Der Vergleich der Verwandtschaftskoeffizienten
zwischen den Hunden mit PSS und den Hunden der Referenzpopulation ergab eine
im Mittel 2,5fach höhere Verwandtschaft innerhalb der Gruppe der PSS-Hunde
(0,104 ± 0,044) als innerhalb der Referenzpopulation (0,086 ± 0,064). Auch der
Verwandtschaftskoeffizient zwischen den PSS-Hunden und der Referenzpopulation
(0,083 ± 0,041) war doppelt so hoch wie innerhalb der Referenzpopulation. Der
Verwandtschaftskoeffizient der Elterntiere wich kaum von dem der betroffenen
Hunde ab (0,100 ± 0,049). Alle 34 Hovawarte mit PSS dieser Studie waren
miteinander verwandt. Abbildung 1 stellt die Verteilung der
Verwandtschaftskoeffizienten innerhalb der Gruppe der Hovawart-Hunde mit PSS
dar.
Die bedeutenden Ahnen bei Hunden mit PSS und Hunden der Referenzpopulation
sind der Tabelle 5 zu entnehmen. Unter den 20 bedeutendsten Ahnen der Hunde mit
51
Analyse von familiären Zusammenhängen
PSS waren 12 Rüden und 8 Hündinnen, die zwischen 1952 und 1972 geboren
waren. Der auf die 20 bedeutendsten Ahnen zurückzuführende marginale Genanteil
betrug zwischen 0,012 und 0,091 bei den PSS-Hunden. Insgesamt ergab sich jeweils
bei vier Ahnen, je zwei Rüden und Hündinnen, eine Rangierung unter den 20
bedeutendsten Ahnen der PSS-Hunde, die sich nicht unter den 100 bedeutendsten
Ahnen der Rüden bzw. Hündinnen der Referenzpopulation wiederfanden.
Die Verteilung der männlichen und weiblichen Gründertiere bei den Hunden mit PSS
und den Hunden der Referenzpopulation ist Tabelle 6 aufgeführt. Die Hunde mit PSS
gingen auf sieben männliche und zwölf weibliche Gründertiere zurück. Die
männlichen Gründertiere hatten in unterschiedlichem Maße Anteil an den von PSS
betroffenen Nachfahren. Das männliche Gründertier mit den wenigsten PSS-
Nachkommen beteiligte sich mit einem Anteil von 2,9% erkrankter Welpen, das
männliche Gründertier mit dem größten Anteil zeugte 64,7% der Welpen mit PSS.
Auf Seiten der weiblichen Gründertiere lag der Anteil an PSS-Nachkommen von 2,9
bis 32,4%. Im Gegensatz dazu gingen die Hunde der Referenzpopulation auf
insgesamt 34 weibliche und 54 männliche Gründertiere zurück, wobei der maximale
Anteil Nachfahren pro Gründertier bei 33,6% auf der männlichen und 18,5% auf der
weiblichen Seite lag. Abbildung 2 zeigt das Pedigree der Gründertiere MGI und WGI.
Acht der von PSS betroffenen Hunde gehen auf beide Gründertiere zusammen
zurück.
Die einfache Segregationsanalyse ergab für die Obergrenze der geschätzten
Segregationsfrequenz = 0,0364 und für die Untergrenze der geschätzten
Segregationsfrequenz = 0,0185. Die entsprechenden Varianzen betrugen
Op̂
Up̂Op̂σ =
0,0204 und Up̂σ = 0,0106. Damit war die Bedingung
UpUOpO pp ˆˆ ˆ25,0ˆ σσ −>>+ nicht
erfüllt, so dass nicht von einem monogen autosomal rezessiven Erbgang des PSS
beim Hovawart auszugehen ist.
In den folgenden Abbildungen 3 bis 7 sind die gemeinsamen Pedigrees der von PSS
betroffenen Yorkshire Terrier, Golden Retriever und Irischen Wolfshunde dargestellt.
Innerhalb eines 5-Generationen-Pedigrees konnte zwischen vier von PSS
betroffenen Yorkshire Terriern verwandtschaftliche Verhältnisse nachgewiesen
werden. Bei den Golden Retrievern ließen sich die Pedigrees der beiden Familien
52
Analyse von familiären Zusammenhängen
über einen gemeinsamen männlichen Ahnen in der siebten Generation verbinden.
Zwischen den beiden Irischen Wolfshunden mit PSS konnte mittels der 10-
Generationen-Pedigrees eine Verwandtschaft der Hündinnen belegt werden.
Diskussion Die erhöhte Häufigkeit einer Erkrankung innerhalb einer Gruppe von verwandten
Tieren im Vergleich zur übrigen Population ist ein Hinweis auf die genetische
Grundlage eines Defekts (Patterson et al., 1989). Anhand der Pedigree-Analyse und
der Ergebnisse der Berechnung der Verwandtschaftskoeffizienten ließ sich das
familiäre Auftreten des PSS beim Hovawart nachweisen. Auch die gemeinsamen
Pedigrees der anderen drei Hunderassen deuten ebenfalls auf einen familiären
Hintergrund hin. Über den Hovawart gibt es bisher keine Angaben bezüglich eines
familiär gehäuften Auftretens von PSS. Lediglich zwei deutsche Autorinnen berichten
von drei bzw. einem betroffenen Hovawart (Bahr, 2006; Grevel et al., 1987). In der
Regel steigt die Prävalenz einer erblichen Erkrankung mit zunehmender Inzucht
(Patterson et al., 1989). Der Inzuchtkoeffizient war in der Gruppe der betroffenen
Hunde der vorliegenden Untersuchung im Vergleich zur Kontrollgruppe geringer, was
recht ungewöhnlich ist. Möglicherweise ist dies darauf zurückzuführen, dass das
Problem des PSS den Züchtern bereits bekannt gewesen ist und sie aufgrund
dessen Inzucht bewusst vermieden haben. Denkbar wäre auch, dass der PSS in der
Referenzpopulation häufiger aufgetreten ist, aber nicht diagnostiziert oder gemeldet
wurde. Anhand der unterschiedlichen Verwandtschaftskoeffizienten war aber zu
erkennen, dass die betroffenen Hunde sich hauptsächlich von anderen Vorfahren
ableiten als die Hunde der Referenzgruppe. Dieses Resultat wird auch durch die
Ermittlung der bedeutenden Ahnen und die signifikanten Gründertiere untermauert.
Es wurde zwar trotz des hohen PEC kein Hund gefunden, der in allen Pedigrees
vorhanden war. Dennoch konnte nachgewiesen werden, dass bestimmte Vorfahren
häufiger in den Ahnentafeln betroffener Hunde auftauchen und gleichzeitig für die
Gesamtpopulation keinen relevanten Genanteil beisteuerten. Dieses Ergebnis und
das Vorhandensein von mehreren Gründertieren könnte durchaus ein Hinweis darauf
sein, dass nicht nur ein Gen für die Entstehung des PSS verantwortlich ist.
53
Analyse von familiären Zusammenhängen
Bei einem X-chromosomalen Erbgang liegt das merkmalsprägende Gen auf dem X-
Chromosom. Rüden sind bezüglich der Gene auf dem X-Chromosom immer
hemizygot, so dass der PSS auch bei rezessiver Vererbung in jedem Wurf auftreten
und verhältnismäßig mehr Rüden betreffen würde. Bei dominanten Allelen sind die
weiblichen Tiere selbst erkrankt und geben das Merkmal zu 50 % an ihre Söhne und
Töchter weiter, die ebenfalls erkranken. In der vorliegenden Untersuchung waren
Rüden (n = 19) und Hündinnen (n = 15) bei den Hovawart-Hunden annähernd gleich
häufig betroffen. Auch in der zugänglichen Literatur werden männliche und weibliche
Tiere als gleichermaßen häufig betroffen beschrieben (D'Anjou et al., 2004; Hunt,
2004; Hunt et al., 2004; Kummeling et al., 2004; Tobias und Rohrbach, 2003). Bei
einem autosomal dominanten Erbgang müsste einer der Eltern selber betroffen sein,
und es würden mehrere Wurfgeschwister einen PSS aufweisen. Die Ergebnisse
dieser Untersuchung lassen den Schluss zu, dass es sich bei dem Erbgang des PSS
nicht um einen geschlechtsgebundenen oder einen einfachen autosomal dominanten
Erbgang handeln kann. Es ist wahrscheinlich, dass es sich beim PSS des Hovawart
um einen autosomal rezessiven Erbgang handelt. Bei einem monogen, autosomal
rezessiven Erbgang erkranken rund 25 % der Nachkommen. Bei den Hovawart-
Hunden waren unter den 193 Nachkommen von Eltern, von denen Nachkommen mit
PSS bekannt waren, lediglich 18% mit einem PSS auffällig geworden, was einen
weiteren Hinweis auf die Beteiligung von nicht nur einem Gen bedeutete. Demgemäß
sprach auch das Ergebnis der einfachen Segregationsanalyse gegen einen monogen
autosomal rezessiven Erbgang. Anhand der Pedigree-Darstellungen, mittels derer
sich für verschiedene Rassen eine familiäre Beziehung zwischen PSS-betroffenen in
maximal neun Ahnengenerationen darstellen ließ, kann man jedoch die Vermutung
aufstellen, dass es sich um wenige Gene handelt, die zur Entstehung des PSS beim
Hund führen können.
Schlussfolgerung
Anhand der Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung konnte eine familiäre
Häufung des PSS bestätigt werden. Diese Feststellung stützt die Annahme, dass es
sich bei der Entstehung des PSS um eine genetische Genese handelt. Ein
54
Analyse von familiären Zusammenhängen
autosomal rezessiver Erbgang unter Beteiligung mehrerer Gene scheint in diesem
Zusammenhang wahrscheinlich. Es wäre sinnvoll im nächsten Schritt
umfangreichere komplexe Erbgangsanalysen durchzuführen, die die Grundlage für
weiterführende, molekulargenetische Untersuchungen bilden sollen.
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57
Analyse von familiären Zusammenhängen
Tabelle 1 Vollständigkeit der verfügbaren Abstammungsinformationen unter
Berücksichtigung von 8 Ahnengenerationen für Hunde der deutschen Hovawart-
Population. Angegeben sind nach Geburtsjahrgängen und insgesamt Mittelwert,
Standardabweichung, Minimum und Maximum des Pedigree Completeness Index
(PEC) nach MacCluer et al. (1983) sowie der paternalen und maternalen Beiträge
zum PEC.
Geburtsjahr n PEC Paternale Komponente
Maternale Komponente
Unbekannt 5.165 0,0253 ± 0,1285(0 - 0,9980)
0,0313 ± 0,1506(0 - 0,9990)
0,0271 ± 0,1375(0 - 0,9990)
1920-1950 139 0,0059 ± 0,0600(0 - 0,6967)
0,0059 ± 0,0603(0 - 0,7012)
0,0095 ± 0,0628(0 - 0,6924)
1951-1960 1.449 0,0456 ± 0,0793(0 - 0,3000)
0,0673 ± 0,0938(0 - 0,4609)
0,0742 ± 0,0923(0 - 0,3750)
1961-1970 2.587 0,2897 ± 0,1170(0 - 0,5077)
0,3046 ± 0,1213(0 - 0,5742)
0,3104 ± 0,1205(0 - 0,5625)
1971-1980 5.819 0,5973 ± 0,1182(0 - 0,8339)
0,6062 ± 0,1168(0 - 0,8672)
0,6017 ± 0,1227(0 - 0,8779)
1981-1990 10.096 0,8004 ± 0,1516(0 - 0,9763)
0,8094 ± 0,1452(0 - 0,9893)
0,8086 ± 0,1435(0 - 0,9922)
1991-2000 13.919 0,9273 ± 0,1567(0 - 0,9995)
0,9429 ± 0,1266(0 - 1,000)
0,9296 ± 0,1614(0 - 1,0000)
2001-2006 7.240 0,9359 ± 0,2124(0 - 1,0000)
0,9406 ± 0,2079(0 - 1,0000)
0,9397 ± 0,2097(0 - 1,0000)
Insgesamt 46.418 0,6935 ± 0,3556(0 - 1,0000)
0,7041 ± 0,3526(0 - 1,0000)
0,6994 ± 0,3539(0 - 1,0000)
58
Analyse von familiären Zusammenhängen
Tabelle 2 Mittelwerte, Standardabweichung, Medianwerte, Minima (Min.) und
Maxima (Max.) für die Inzuchtkoeffizienten der Hovawart-Hunde mit
portosystemischen Shunt (PSS), deren Eltern und der Vergleichsgruppe.
Teilpopulation Mittelwert
± StandardabweichungMedian Spannbreite
(Min. - Max.) PSS-Hunde 0,043 ± 0,013 0,048 0,005 - 0,074 Eltern von PSS-Hunden 0,045 ± 0,022 0,044 0,000 - 0,153 Vergleichsgruppe 0,058 ± 0,039 0,050 0,001 - 0,306
59
Analyse von familiären Zusammenhängen
Tabelle 3 Übersicht über die Nachkommenzahlen der Eltern von Hunden mit
portosystemischem Shunt (PSS) innerhalb der deutschen Hovawart-Population.
Angegeben sind Mittelwert, Standardabweichung, Minimum und Maximum für die
Gesamtzahl und die Zahl von PSS betroffener Nachkommen sowie der mittlere Anteil
von Nachkommen mit PSS.
Elternteil n Anzahl Nachkommen
insgesamt
Anzahl Nachkommen
mit PSS
Mittlerer Anteil PSS-betroffener Nachkommen
Väter 31 20,77 ± 16,62 (2 - 76)
1,10 ± 0,30 (1 - 2)
11,86%
Mütter 31 14,61 ± 6,99 (1 - 26)
1,10 ± 0,30 (1 - 2)
12,09%
Vater-Mutter-Kombinationen
31 6,23 ± 2,53 (1 - 10)
1,10 ± 0,30 (1 - 2)
27,26%
60
Analyse von familiären Zusammenhängen
Tabelle 4 Mittelwerte, Standardabweichung, Medianwerte, Minima (Min.) und
Maxima (Max.) für die Verwandtschaftskoeffizienten der Vergleichsgruppe, der
Hovawart-Hunde mit portosystemischen Shunt (PSS) untereinander, derer Eltern
untereinander, zwischen PSS-Hunden und der Vergleichsgruppe sowie zwischen
den Eltern und der Vergleichsgruppe.
Teilpopulation Mittelwert
± StandardabweichungMedian Spannbreite
(Min. - Max.) Innerhalb Vergleichsgruppe 0,043 ± 0,032 PSS-Hunde untereinander
0,104 ± 0,044 0,100 0,047 - 0,582
Eltern von PSS-Hunden untereinander
0,100 ± 0,049 0,098 0,007 - 0,586
Zwischen PSS-Hunden und Vergleichsgruppe
0,083 ± 0,041 0,089 0,000 - 0,604
Zwischen Eltern von PSS-Hunden und Vergleichsgruppe
0,083 ± 0,050 0,086 0,000 - 0,586
61
Analyse von familiären Zusammenhängen
Tabelle 5 Bedeutende Ahnen mit den geschätzten Genanteilen im Vergleich
zwischen Hovawart-Hunden mit portosystemischem Shunt (PSS) und allen
Hovawart-Hunden der Geburtsjahrgänge 1998-2001. Die Rangierung erfolgte nach
den marginalen Genanteilen unter Berücksichtigung der 150 bedeutendsten Ahnen.
PPS-Hunde Alle Hunde der Jahrgänge 1998-2001
Genanteil Genanteil
Bezeichnung des Ahnen (Geschlecht)
Geburts-jahr
Rang marginal gesamt
Rangmarginal gesamt
A1 (m) 1972 1 0,0880 0,0880 2 0,0662 0,0662 A2 (m) 1968 2 0,0684 0,0684 > 150 < 0,0001 0,0501 A3 (m) 1969 3 0,0625 0,0625 > 150 < 0,0001 0,0465 A4 (m) 1952 4 0,0562 0,0702 4 0,0505 0,0630 A5 (m) 1957 5 0,0552 0,0607 7 0,0403 0,0445 A6 (m) 1969 6 0,0517 0,0517 6 0,0409 0,0409 A7 (m) 1957 7 0,0452 0,0623 5 0,0454 0,0454 A8 (m) 1957 8 0,0450 0,0606 3 0,0526 0,0526 A9 (m) 1966 9 0,0417 0,0513 14 0,0300 0,0401 A10 (w) 1956 10 0,0374 0,0374 13 0,0304 0,0472 A11 (w) 1952 11 0,0355 0,0555 11 0,0352 0,0498 A12 (w) 1972 12 0,0236 0,0344 > 150 < 0,0001 0,0262 A13 (m) 1956 13 0,0209 0,0367 33 0,0072 0,0292 A14 (w) 1956 14 0,0203 0,0267 20 0,0154 0,0204 A15 (w) 1963 15 0,0170 0,0170 54 0,0021 0,0378 A16 (w) 1959 16 0,0169 0,0279 25 0,0120 0,0203 A17 (m) 1961 17 0,0168 0,0168 24 0,0124 0,0124 A18 (w) 1953 18 0,0164 0,0322 147 < 0,0001 0,0255 A19 (w) 1968 19 0,0155 0,0155 > 150 < 0,0001 0,0355 A20 (m) 1959 20 0,0132 0,0286 30 0,0090 0,0203
62
Analyse von familiären Zusammenhängen
Tabelle 6 Männliche (MG; n = 34) und weibliche Gründertiere (WG; n = 54) beim
Hovawart mit Nachkommen unter den Hunden mit portosystemischem Shunt (PSS)
und ihre Bedeutung für alle Hunde der Geburtsjahrgänge 1998-2001.
Hunde mit PSS (n = 34)
Alle Hunde der Jahrgänge 1998-2001 (n = 5.374)
Gründertier
n % Genanteil n % Genanteil MGI 22 64,71 0,0090 1.804 33,57 0,0073 MGII 5 14,71 0,0120 1.097 20,41 0,0102 MGIII 3 8,82 0,0109 209 3,89 0,0081 MGIV 1 2,94 0,0303 1.151 21,42 0,0263 MGV 1 2,94 0,0167 485 9,03 0,0124 MGVI 1 2,94 0,0218 313 5,82 0,0193 MGVII 1 2,94 0,0055 91 1,69 0,0138 MGVIII-MGXXXIV 0 0,00 224 4,17 WGI 11 32,35 0,0009 865 16,10 0,0005 WGII 4 11,77 0,0139 232 4,32 0,0101 WGIII 4 11,77 0,0050 130 2,42 0,0032 WGIV 3 8,82 0,0139 295 5,49 0,0124 WGV 3 8,82 0,0037 146 2,72 0,0002 WGVI 2 5,88 0,0098 996 18,53 0,0072 WGVII 2 5,88 0,0041 70 1,30 0,0034 WGVIII 1 5,88 0,0005 770 14,33 0,0003 WGIX 1 2,94 0,0030 739 13,75 0,0080 WGX 1 2,94 0,0007 189 3,52 0,0019 WGXI 1 2,94 0,0142 16 0,30 0,0115 WGXII 1 2,94 0,0161 5 0,09 0,0128 WGXIII-WGLIV 0 0,00 921 17,14
63
Analyse von familiären Zusammenhängen
0,0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34
Laufende Tiernummer
Verw
andt
scha
ftsko
effiz
ient
Abbildung 1 Verteilung der Verwandtschaftskoeffizienten innerhalb der Gruppe der
Hovawart-Hunde mit portosystemischem Shunt (PSS). Dargestellt sind Medianwerte
(+), 25%- und 75%-Quantile ( ) sowie Minima und Maxima (-) für die 34 Hunde mit
PSS.
64
Analyse von familiären Zusammenhängen
Abbildung 2 Pedigree der Gründertiere MGI und WGI
65
Analyse von familiären Zusammenhängen
Abbildung 3 Pedigree der von PSS betroffenen Yorkshire Terrier
66
Analyse von familiären Zusammenhängen
Abbildung 4 Pedigree der von Golden Retriever PSS betroffenen der ersten Familie
67
Analyse von familiären Zusammenhängen
Abbildung 5 Pedigree der von PSS betroffenen Golden Retriever der zweiten
Familie
68
Analyse von familiären Zusammenhängen
Abbildung 6 Pedigree der ersten von PSS betroffenen Hündin der Rasse Irischer
Wolfshund
69
Analyse von familiären Zusammenhängen
Abbildung 7 Pedigree der zweiten von PSS betroffenen Hündin der Rasse Irischer
Wolfshund
70
Kapitel 4
Übergreifende Diskussion
71
Übergreifende Diskussion
4 Übergreifende Diskussion Der erste Teil der vorliegenden Arbeit basierte auf den Daten von 60 Hunden, die an
einem kongenitalen portosystemischen Shunts (PSS) erkrankt waren und aufgrund
dessen in der Klinik für Kleintiere vorgestellt wurden. Mit Hilfe dieser Studie sollten
zunächst Anhaltspunkte dafür gewonnen werden, mit welcher Häufigkeit der PSS in
den jeweiligen Rassen auftritt. Die festgestellten Rassedispositionen bestätigten im
Wesentlichen die Dispositionen für Yorkshire Terrier, Malteser, Zwergschnauzer,
Golden Retriever, Labrador Retriever und Irischer Wolfshund, die ebenfalls in der
zugänglichen Literatur ermittelt wurden (Bostwick und Twedt, 1995; D'Anjou et al.,
2004; Holt et al., 1995; Hunt, 2004; Hunt et al., 2004; Kummeling et al., 2004; Tobias
und Rohrbach, 2003; Winkler et al., 2003). In diesen Rassen sollte nach Hinweisen
für familiäre Zusammenhänge geforscht werden.
Schwierigkeiten ergaben sich dadurch, dass insgesamt 25 verschiedene Rassen
vertreten waren, davon zwölf mit nur einem Hund. Im Rahmen einer
Fragebogenaktion wurden die Patientenbesitzer angeschrieben und gebeten, die
Abstammungsdaten der erkrankten Hunde für weiterführende Pedigree-Analysen zur
Verfügung zu stellen. Diese sollten als Grundlage für den zweiten Teil der
vorliegenden Arbeit dienen. Schwierigkeiten ergaben sich hierbei neben den kleinen
Stichproben innerhalb der einzelnen Rassen (n = 2 bis 7) dadurch, dass die
Vorstellung der Patienten und die Diagnose des PSS über eine lange Zeit
zurücklagen. Mehrfach waren Patientenbesitzer verzogen und die neuen Adressen
nicht zu ermitteln. Häufiger waren Unterlagen zu den jeweiligen Hunden nicht mehr
vorhanden. Außerdem war ein Teil der in Reinzucht gezogenen Hunde ohne Papiere
erworben worden. Der Versuch über ein PSS-Forum im Internet an mehr
Datenmaterial zu gelangen, lieferte nur Einzelfälle. Nur wenige Zuchtvereine zeigten
sich kooperativ. Ein beklagtes Leid der unterstützenden Vereine war, dass viele Fälle
offensichtlich nicht gemeldet würden, da die Züchter ein Zuchtverbot nicht nur für den
betroffenen Hund, sondern auch für dessen Nachkommen und Verwandte fürchteten.
Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer des Vorkommens von PSS deutlich
höher liegt. Der Rassezuchtverein für Hovawart-Hunde e.V. (RZV) hat die seit 1988
bekannt gewordenen PSS-Fälle dokumentiert, insgesamt 34. Die Pedigrees dieser
72
Übergreifende Diskussion
betroffenen Hunde dienten dann als Grundlage für den zweiten Teil dieser Arbeit. Bei
der Dokumentation wurde nicht zwischen intra- und extrahepatischem Shunt
differenziert. Diese Angaben waren auch im Nachhinein nicht mehr zu ermitteln.
Möglicherweise ist das Vorhandensein von beiden Shuntformen in der Hovawart-
Population auch die Erklärung dafür, dass kein Vorfahre in allen Pedigrees
betroffener Hunde nachgewiesen wurde oder aber der Ursprung der Mutation liegt
noch weiter zurück als die zugänglichen Daten.
Das Auftreten von Erbkrankheiten wie des PSS sollte durch eine gute und
verantwortungsvolle Zuchtpraxis reduziert werden. Die Erkennung einer Erbkrankheit
kann schwierig sein, wenn die Erkrankung verhältnismäßig selten in einer Population
auftritt und der Phänotyp nicht ohne spezifische Diagnostik zu erkennen ist (Tobias,
2003). Träger des Defekts, die lediglich bei autosomal dominanten Erbgängen auf
den ersten Blick klinisch auffällig sind, müssen frühzeitig ausgemacht werden. Da der
Erbgang bisher nicht abschließend aufgeklärt wurde, ist derzeit die Methode der
Wahl, die Merkmalsträger insbesondere aus prädisponierten Rassen als solche zu
erfassen und aus der Zucht zu eliminieren. Risikoanpaarungen, also die Zucht mit
Eltern oder Vollgeschwistern von PSS-Hunden und damit potentiellen Anlageträgern,
sollten nach Möglichkeit vermieden werden. Für den Fall, dass es doch zu einer
solchen Risikoanpaarung kommt, ist es ratsam die Welpen einem Screening zu
unterziehen. Übereinstimmend mit der zugänglichen Literatur (White et al., 1998;
D'Anjou et al., 2004; Worley und Holt, 2008) bestätigen die Ergebnisse der eigenen
Untersuchung die Bestimmung der Ammoniak-Konzentrationen und der Gallensäure-
Werte im Blut als wertvolle diagnostische Hilfe.
Die rechtzeitige Erkennung des PSS und eine umgehende Therapie des erkrankten
Hundes sind aus tierschutzrechtlicher Sicht zwingend notwendig. In der heutigen
Hundezucht werden mit Hilfe von Inzucht positive Erscheinungs-, Leistungs- oder
Wesensmerkmale herausgezüchtet. Der Erfolg beruht darauf, dass eine zunächst
mischerbige Anlage reinerbig wird. Das führt aber auch dazu, dass leistungs- und
vitalitätsvermindernde Anlagen ebenfalls reinerbig werden. Inzucht provoziert die
erhöhte Prävalenz einer Mutation (Patterson et al., 1989). Daher ist es wichtig, den
Grad der Inzucht zu senken und Hunde zur Zucht einzusetzen, die so wenig wie
73
Übergreifende Diskussion
möglich miteinander verwandt sind (Nicholas, 1996; Ubbink et al., 1998). Obwohl 90
% der Patienten der eigenen Untersuchung im Alter unter zwei Jahren vorgestellt
wurden, wird der PSS regelmäßig bei Hunden mittleren Alters sowie bei sehr alten
Hunden bis zu zehn Jahren diagnostiziert (Hunt et al., 2000; Kummeling et al., 2004;
Niles et al., 2001; Tobias und Rohrbach, 2003; White et al., 2003; Winkler et al.,
2003; Worley und Holt, 2008). Das kann dazu führen, dass gesunde Hunde erst nach
erfolgtem Zuchteinsatz als Merkmalsträger auffällig werden. Es muss ermöglicht
werden, die Krankheit schnell, möglichst vor Manifestation klinischer Anzeichen, zu
identifizieren.
Schlussfolgerung Für die Zukunft sind systematische Erhebungen bezüglich des PSS ratsam. Eine
multizentrische Zusammenarbeit von Kliniken, Tierärzten, Züchtern und Besitzern im
Rahmen von prospektiven Untersuchungen ist notwendig, um die Fallzahlen zu
erhöhen und ausreichend Datenmaterial sammeln zu können, weitergehende
Untersuchengen einzuleiten und die Vorhersagen bezüglich des PSS zu verbessern.
Um den PSS aus den betroffenen Populationen zu eliminieren, muss zunächst der
Erbgang eindeutig geklärt werden. Die Identifikation des Erbgangs dient dann als
Grundlage für molekulargenetische Studien, mit deren Hilfe nach Genombereichen
gesucht werden kann, die an der Entstehung des PSS mit dessen verschiedenen
Formen beteiligt sind. Die Heterogenität des PSS, die nach eigener Untersuchung in
den großen Hunderassen offensichtlich stärker ausgeprägt ist, erschwert die
eindeutige Identifikation des Erbgangs.
Literatur Bostwick DR, Twedt DC (1995): Intrahepatic and extrahepatic portal venous
anomalies in dogs: 52 cases (1982-1992). J Am Vet Med Assoc 206: 1181–1185.
D'Anjou MA, Penninck D, Cornejo L, Pibarot P (2004): Ultrasonographic diagnosis
of portosystemic shunting in dogs and cats. Vet Radiol & Ultrasound 45: 424–437.
Holt DE, Schelling CG, Saunders HM, Orsher RJ (1995): Correlation of
ultrasonographic findings with surgical, portographic, and necropsy findings in
74
Übergreifende Diskussion
dogs and cats with portosystemic shunts: 63 cases (1987-1993). J Am Vet Med
Assoc 207: 1190–1193.
Hunt GB (2004): Effect of breed on anatomy of portosystemic shunts resulting from
congenital diseases in dogs and cats: a review of 242 cases. Aust Vet J 82: 746–
749.
Hunt GB, Kummeling A, Tisdall PLC, Marchevsky AM, Liptak JM, Youmans KR, Goldsmid SE, Beck JA (2004): Outcomes of cellophane banding for congenital
portosystemic shunts in 106 dogs and 5 cats. Vet Surg 33: 25–31.
Kummeling A, van Sluijs FJ, Rothuizen J (2004): Prognostic implications of the
degree of shunt narrowing and of the portal vein diameter in dogs with congenital
portosystemic shunts. Vet Surg 33: 17–24.
Nicholas FW (1996): Introduction to veterinary genetics. Oxford Univ Press, 1. Aufl.
Niles JD, Williams JM, Cripps PJ (2001): Hemostatic profiles in 39 dogs with
congenital portosystemic shunts. Vet Surg 30: 97–104.
Patterson DF, Aguirre GA, Fyfe JC, Giger U, Green PL, Haskins ME, Jezyk PF, Meyers-Walen VN (1989): Is this a genetic disorder? J Small Anim Pract 30:
127–139.
Tobias KM (2003): Determination of inheritance of single congenital portosystemic
shunts in Yorkshire terriers. J Am Anim Hosp Assoc 39: 385–389.
Tobias KM, Rohrbach BW (2003): Association of breed with the diagnosis of
congenital portosystemic shunts in dogs: 2400 cases (1980-2002). J Am Vet Med
Assoc 223: 1636–1639.
Ubbink GJ, van de Broek J, Hazewinkel HA, Rothuizen J (1998): Cluster analysis
of the genetic heterogeneity and disease distributions in purebred dog
populations. Vet Rec 142: 209–213.
White RN, Burton CA, McEvoy FJ (1998): Surgical treatment of intrahepatic
portosystemic shunts in 45 dogs. Vet. Rec., Vol. 142, 358–365.
White RN, MacDonald NJ, Burton C (2003): Use of intraoperative mesenteric
portovenography in congenital portosystemic shunt surgery. Vet Radiol &
Ultrasound 44: 514–521.
75
Übergreifende Diskussion
Winkler JT, Bohling MW, Tillson DM, Wright JC, Ballagas AJ (2003): Portosystemic shunts: diagnosis, prognosis, and traetment of 64 cases (1993-
2001). J Am Anim Hosp Assoc 39: 169–185.
Worley DR, Holt DE (2008): Clinical outcome of congenital extrahepatic
portosystemic shunt attenuation in dogs aged five years and older: 17 cases
(1992 – 2005). J Am Vet Med Assoc 232: 722–727.
76
Kapitel 5
Zusammenfassung
77
Zusammenfassung
5 Zusammenfassung
Anna Hiller (2009)
Der kongenitale portosystemische Shunt beim Hund – Retrospektive Untersuchung zur Prävalenz, den Riskofaktoren und der Genetik
Beim kongenitalen portosystemischen Shunt (PSS) handelt es sich um einen
anomalen venösen Kurzschluss, der es dem portalen Blut gestattet die Leber
teilweise oder sogar gänzlich zu umgehen. Die meist einzelnen Gefäße können
sowohl intra- als auch extrahepatisch verlaufen. Für verschieden Rassen wird in der
zugänglichen Literatur eine Prädisposition beschrieben und eine genetische Basis
der Erkrankung wird zunehmend häufiger diskutiert.
Das Ziel dieser Arbeit bestand im ersten Teil darin, für den Einzugsbereich der Klinik
für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover einen Überblick über
die Rassedispositionen für den kongenitalen portosystemischen Shunt beim Hund zu
ermitteln. Es sollten Prädispositionen von Größe, Alter und Geschlecht der Hunde für
das Auftreten von intra- (IHS) und extrahepatischen Shunts (EHS) evaluiert und
Unterschiede zwischen Symptomen und Laborwerten in Abhängigkeit von der
Shuntlokalisation bestimmt werden. Eine aktuelle Literaturübersicht sollte gegeben
werden. Weiterhin sollte im zweiten Teil anhand der ermittelten Rassedispositionen
analysiert werden, ob für den PSS ein familiärer Hintergrund existiert. Eine
Erbgangshypothese für den PSS beim Hovawart sollte erstellt werden.
Im Einzugsbereich der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule
Hannover tritt der PSS zu 85 % in reinrassig gezogenen Hunden auf. Für folgende
Rassen mit angenommener Disposition wurde eine relative Überrepräsentation
festgestellt: Yorkshire Terrier, Rauhaardackel, Zwergschnauzer, Golden Retriever
und Irischer Wolfshund. Zusammen mit West Highland White Terrier, Berner
Sennenhund und Hovawart machten diese Rassen gut die Hälfte der in dieser Studie
berücksichtigten PSS-Fälle (n = 60) aus. Eine Geschlechtsdisposition für den IHS
oder EHS konnte aufgrund der Ergebnisse ausgeschlossen werden. Allerdings
78
Zusammenfassung
konnte ein Zusammenhang zwischen Größe des Hundes und der Lokalisation des
Shunts nachgewiesen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hund, der einer
kleinen Rasse angehört, an einem IHS leidet, ist signifikant geringer als die für
Hunde großer oder mittelgroßer Rassen. Dies könnte als Hinweis auf eine
unterschiedliche genetische Genese der Shunttypen gesehen werden. Die
Wahrscheinlichkeit eines IHS sank mit zunehmendem Vorstellungsalter. Anhand der
Laborwerte des Blutes und anhand der Symptome konnte kaum eine Unterscheidung
der Shunttypen vorgenommen werden. Unabhängig von der Lokalisation des Shunts
zeigten die Patienten erhöhte Werte für die Parameter Ammoniak, Gallensäuren,
Alkalische Phosphatase, Alanin-Aminotransferase und Glutamat-Dehydrogenase.
Neurologische Symptome standen unabhängig von der Lokalisation des Shunts im
Vordergrund.
Im zweiten Teil der vorliegenden Arbeit wurden im Rahmen einer vergleichenden
Pedigreeanalyse sowohl die Inzucht- als auch die Verwandtschaftskoeffizienten von
34 an PSS erkrankten Hovawarten geschätzt und die Inzuchtkoeffizienten auf
signifikante Unterschiede zwischen Hunden mit und ohne PSS getestet. Obwohl der
Inzuchtkoeffizient für die Hunde mit PSS signifikant niedriger war, konnte eine im
Mittel höhere Verwandtschaft zwischen den Hunden mit PSS als zwischen den
Hunden der Vergleichsgruppe nachgewiesen werden. Die engere Verwandtschaft
zwischen den PSS-Hunden im Zusammenhang mit der Ermittlung der männlichen
und weiblichen Gründertieren sowie der vier bedeutenden Ahnen, die sich in der
Rangierung für die Referenzpopulation nicht unter den 100 bedeutenden Ahnen
wiederfanden, deuten auf eine erbliche Erkrankung hin. Der PSS beim Hovawart tritt
familiär gehäuft auf und eine genetische Ursache liegt dieser Erkrankung zu Grunde.
Der Erbgang scheint autosomal rezessiv zu sein, wobei von einer Beteiligung
mehrerer Gene auszugehen ist.
79
Zusammenfassung
80
Kapitel 6
Summary
81
Summary
Summary Anna Hiller (2009)
Congenital portosystemic shunt in the dog – Retrospective study on prevalence, risk factors and genetic
The aim of the first part of this retrospective study was to provide an overview over
breed dispositions for congenital portosystemic shunts (PSS) in the dog in the
catchment area of Small Animal Clinic of the University of Veterinary Medicine
Hannover, to evaluate predispositions of size, age and sex of the dog on the
incidence of intra- (IHS) and extra-hepatic shunts (EHS) and to determine differences
between clinical signs and laboratory findings in relation to the shunt location.
Literature on classification, pathogenesis, clinical aspects, diagnosis and therapy of
PSS and on presumed genetic influences on its prevalences in different dog breeds
was reviewed. Own investigations were based on the medical records of 60 dogs for
which unambiguous diagnosis of intra- or extra-hepatic PSS was made in the clinic
between end of 1994 and beginning of 2007. Information referred to 9 mongrels and
51 pure-bred dogs of 25 different breeds, 13 of which were represented by more than
one dog. Relative overrepresentation among the PSS patients was determined for
several breeds with presumed PSS disposition, including Yorkshire Terrier,
Wirehaired German Dachshund, Miniature Schnauzer, Golden Retriever and Irish
Wolfhound. Together with West Highland White Terrier, Bernese Mountain Dog and
Hovawart, these breeds made up 50 percent of the data, and 85 percent of the PSS
cases referred to pure-bred dogs. Differences between shunt locations were
investigated by multiple analysis of variance. Probability of IHS was found to
decrease with presentation age (P = 0.04) and to be significantly lower in dogs of
small breeds than in dogs of medium or large breeds (P < 0.01). Blood parameters
and clinical signs differed little between IHS and EHS. Blood values of ammonia, bile
acids, alkaline phosphatase, alanin aminotransferase and glutamat dehydrogenase
were increased in dogs with IHS and EHS. Blood values of alkaline phosphatase and
82
Summary
total bilirubin were significantly higher or tended to be higher (P ≤ 0.05) and blood
values of potassium tended to be lower (P = 0.07) in dogs with IHS than in dogs with
EHS. Neurologic symptoms of different kind were shown by 67 percent of the dogs.
Differences between IHS and EHS were determined for faintness (P = 0.02) and
amaurosis (P = 0.06), being more likely to be seen in dogs with IHS than in dogs with
EHS. It was concluded that none of the analyzed parameters allowed clear distinction
between IHS and EHS. Breed differences wit regard to shunt location may indicate
different genetic background of PSS in small and medium to large dog breeds.
The aim of the second part of this study was to provide evidence of a familial
cumulation of PSS and to attain a hypothesis for its inheritance by means of this
cumulation for the Hovawart. Own investigations were based on information on dogs
with PSS within the German population of the Hovawart. These were made available
with help of the Rassezuchtverein für Hovawart-Hunde e.V. (RZV-HO). Altogether,
historical data of 34 dogs of the breed Hovawart with a PSS were considered. In the
context of comparative pedigree analysis, inbreeding and relationship coefficients
were estimated and analyzed for significant differences between dogs with and
without PSS. We found that the relationship between the dogs with PSS was on
average closer than between dogs of the reference population. The coefficient of
inbreeding was significantly higher in the group of reference dogs than in the dogs
with PSS. The evaluation of important ancestors revealed four ancestors which were
ranked among the 20 most important ancestors of the dogs with PSS, but not among
the 100 most important ancestors of the reference population. The pedigree of the
dogs with PSS could be traced back to seven male and twelve female founders. The
pedigrees of up to 64.7 % of the PSS affected dogs could be traced back to one
founder. The results of this study indicate that the PSS of the Hovawart shows
familial accumulation. Therefore it may be concluded that a genetic background
forms the basis of this disease. A recessive mode of inheritance appears to be
probable, with probably several genes being involved.
83
Summary
84
Kapitel 7
Anhang
85
Anhang
Fragebogen „Kongenitaler Portosystemischer Shunt (PSS) beim Hund“
Selbstverständlich werden alle Angaben vertraulich behandelt und keinesfalls an Dritte weitergegeben! Bei der Darstellung der Ergebnisse wird insbesondere darauf geachtet, dass kein Rückschluss auf die Identität des Hundes, des Besitzers / Halters oder des Züchters des Hundes möglich ist. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Für Rückfragen steht Ihnen die Doktorandin Frau Anna Hiller telefonisch zur Verfügung (Tel.: 0151 - 188 45 906; am besten ab 18 Uhr). ___________________________________________________________________________
1. Besitzer (Bitte fehlende Angaben ergänzen.)
Name: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ __ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Straße: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ PLZ: _ _ _ _ _ _ _ _ _ Ort: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Telefon: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Handy: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Fax: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ e-mail: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ @ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
2. Tieridentität
Name des Hundes: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Zuchtbuchnummer: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Tätowierung: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Chip: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Geschlecht: männlich weiblich Geburtsdatum (TT/MM/JJJJ): _ _ _ _ _ . _ _ _ _ _ . _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
Gezüchtet in Reinzucht
Rasse: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Zuchtverein: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ ( VDH-Mitgliedsverein Nicht-VDH-Mitgliedsverein)
Mischling beteiligte Rassen (sofern bekannt): _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ ___________________________________________________________________
86
Anhang
3. Abstammungs- und Verwandtschaftsinformationen des in der Klinik für Kleintiere der TiHo vorgestellten Hundes
3.1. Ahnentafel Ahnentafel vorhanden (Wenn möglich, bitte als Kopie mitsenden!) Keine Ahnentafel vorhanden
Falls keine Ahnentafel existiert, ist Ihnen der Züchter des Hundes bekannt?
Ja. Züchter des Hundes ist: Name des Züchters: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Zwingername: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
Nein, der Züchter des Hundes ist mir nicht bekannt.
3.2. Sind Ihnen weitere Wurfgeschwister oder andere mit Ihrem Hund in Verwandtschaft stehende Hunde bekannt, die an PSS erkrankt sind?
Wurfgeschwister: Nein Ja Anzahl: _ _ _ _ _
Sonstige Verwandte: Nein Ja Anzahl: _ _ _ _ _
Verwandtschaftsverhältnis zu dem in der Klinik für Kleintiere
vorgestellten Hund (z.B. Mutter, Vater, Vollschwester der Mutter): _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ ___________________________________________________________________
4. Angaben zum Vorbericht (vor der Vorstellung in der Klinik)
4.1. Zu welchem Zeitpunkt wurden erste Anzeichen / Symptome des PSS beobachtet und wann wurde die Diagnose PSS durch den Tierarzt gestellt?
erste Symptome Diagnose unmittelbar nach der Geburt in den ersten 7 Lebenstagen innerhalb des ersten Lebensmonats 1. bis 3. Lebensmonat 3. bis 6. Lebensmonat 6. bis 12. Lebensmonat 1. bis 2. Lebensjahr 2. bis 4. Lebensjahr nach dem 4. Lebensjahr
87
Anhang
4.2. Unter welchen Umständen haben Sie erste Anzeichen / Symptome beobachtet, die mit PSS in Zusammenhang stehen könnten?
nach der Aufnahme von Futter unter anderen Umständen (Bitte angeben)
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
4.3. Wie wurde der Hund bis zu Auftreten erster Symptome, die mit PSS in Zusammenhang stehen könnten, gefüttert?
4.3.1. Häufigkeit der Fütterung einmal täglich zweimal täglich dreimal täglich oder häufiger
4.3.2. Art des verwendeten Futters
kommerziell erhältliches Nassfutter reguläres Futter Spezial- / Diätfutter
Firma und Sorte (Bitte angeben) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
kommerziell erhältliches Trockenfutter reguläres Futter Spezial- / Diätfutter
Firma und Sorte (Bitte angeben) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
selbst zusammengestelltes / gekochtes Futter
Sonstiges (Bitte angeben) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
4.4. Haben Sie die Fütterung des Hundes umgestellt, nachdem Sie die ersten Symptome, die mit PSS in Zusammenhang stehen könnten, bemerkt haben?
Nein Ja.
Falls eine Fütterungsumstellung erfolgte, wie wurde nachfolgend gefüttert? Häufigkeit der Fütterung
einmal täglich zweimal täglich
88
Anhang
dreimal täglich oder häufiger
Art des überwiegend verwendeten Futters
kommerziell erhältliches Nassfutter reguläres Futter Spezial- / Diätfutter
Firma und Sorte (Bitte angeben) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
kommerziell erhältliches Trockenfutter reguläres Futter Spezial- / Diätfutter
Firma und Sorte (Bitte angeben) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
selbst zusammengestelltes / gekochtes Futter
Sonstiges (Bitte angeben) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
4.5. Welche Symptome haben Sie beobachtet? (Mehrfachnennungen möglich.)
mangelnde körperliche Entwicklung / Abmagerung wiederkehrende Durchfälle gesteigerte Wasseraufnahme gesteigerter Harnabsatz Sehstörungen oder Blindheit Koordinationsstörungen Kreisbewegungen Bösartigkeit / Aggressivität Depression krampfartige Anfälle Bewusstseinsverlust andere Symptome (Bitte angeben) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
4.6. Wie lange vor Vorstellung in der Klinik für Kleintiere bestand die Symptomatik bei Ihrem Hund bereits? ca. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Wochen / Monate / Jahre (Nicht Zutreffendes bitte streichen)
89
Anhang
4.7. Vorbehandlung durch den Haustierarzt
4.7.1. Wie lange dauerte es ungefähr vom ersten Auftreten von Symptomen, die mit PSS in Zusammenhang stehen könnten, bis zur Vorstellung beim Haustierarzt? ca. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Wochen / Monate / Jahre (Nicht Zutreffendes bitte streichen)
4.7.2. Wurde Ihr Hund vor der Vorstellung in der Klinik für Kleintiere beim Haustierarzt wegen der beobachteten PSS-Symptomatik behandelt?
Nein Ja.
diätetische Maßnahmen (Bitte angeben) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ medikamentell (Bitte angeben, sofern bekannt)
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
sonstige Maßnahmen (Bitte angeben) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
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Veröffentlichungen
Veröffentlichungen
1 Hiller A, Stock KF, Distl O, Meyer-Lindenberg A Der kongenitale portosystemische Shunt beim Hund – Eine Literaturübersicht und
Fallstudie von 60 Hunden Deutsche Tierärztliche Wochenschrift, zur Veröffentlichung eingereicht
2 Hiller A, Stock KF, Distl O, Meyer-Lindenberg A
Analyse von familiären Zusammenhängen des kongenitalen portosystemischen
Shunts beim Hund
Zur Veröffentlichung vorgesehen
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Danksagungen
Danke
Zunächst möchte ich ganz herzlich Herrn Prof. Dr. Distl und Frau Prof. Meyer-
Lindenberg für die Überlassung des interessanten Themas und die Unterstützung
und Beratung bei der Anfertigung der Dissertation danken.
Den Mitarbeiten des Instituts für Tierzucht und Vererbungsforschung gilt mein
besonderer Dank: Kathrin für ihre geduldige und schnelle Hilfe bei der Statistik, für
ihr offenes Ohr und die aufbauenden Worte rund um die Doktorarbeit, Jörn für sein
Wissen und seine kompetente Unterstützung bei kniffligen Computer-Programmen,
Frau Böhm und Frau Mrusek für die freundliche Hilfe in organisatorischen Fragen.
Ich danke ganz herzlich dem RZV-HO für die freundliche Unterstützung, allen
Hundezüchtern und Hundehaltern, die mir eine große Hilfe bei der Beschaffung des
Datenmaterials waren und durch ihr Engagement diese Arbeit überhaupt erst
ermöglicht haben.
Von ganzem Herzen möchte ich meiner Familie danken, die immer für mich da war
und mich auf dem Weg zur ersehnten Doktorwürde immer unterstützt und motiviert
hat. Mama und Papa, ohne Euch wäre ich nie so weit gekommen – ihr habt so viel
für mich möglich gemacht. Henk, danke dass Du mir den Rücken freigehalten hast
und danke für Dein Verständnis und Deine Geduld – es war wohl nicht immer leicht
mit mir. Vicki, danke für Deine Gesellschaft und für die gemütlichen Abende – die
haben mir immer gut getan.
Allen meinen Kollegen der Abteilung 39.1 des Veterinär- und
Lebensmittelüberwachungsamts des Kreises Steinfurt, die immer Verständnis für
kurzfristig eingereichten Urlaub hatten und mir so echt eine riesige Hilfe waren, gilt
ein besonderer Dank.
Allen meinen Freunden danke ich für ihre offenen Ohren und ihre aufbauenden
Worte.
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