Demografischer Wandel – Wachstumsmotor für BPO in Deutschland

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www.isg-one.com Demografischer Wandel – Wachstumsmotor für BPO in Deutschland Der demografische Wandel wird zum Wachstumsmotor für das Offshoring und Outsourcing von Arbeit aus Deutschland Benjamin Fuß, Principal Consultant, Information Services Group Dr. Stefan Meixner, Director, Information Services Group

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Aus dem fortschreitenden Rückgang der Geburtenrate resultiert ein wachsender Mangel an Arbeitskräften. Dieser drohende langfristige Verlust von spezialisiertem Know-how durch das Ausscheiden von Fachpersonal, ohne adäquaten Ersatz, lässt ein Kompetenzvakuum in den Unternehmen entstehen, das dringend gefüllt werden muss, soll die Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten werden.

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Demografischer Wandel – Wachstumsmotor für BPO in Deutschland

Der demografische Wandel wird zum Wachstumsmotor für das Offshoring und Outsourcing von Arbeit aus Deutschland

Benjamin Fuß, Principal Consultant, Information Services Group Dr. Stefan Meixner, Director, Information Services Group

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DEMOGRAFISCHER WANDEL – WACHSTUMSMOTOR FÜR BPO ■ BENJAMIN FUß, DR. STEFAN MEIXNER 2

INTRODUCTION

„Fachkräftemangel: Mittelstand lässt Milliarden liegen“1, Rekordbeschäftigung für Akademiker“2, „Die fetten Jahre sind zurück“3 – dies sind nur einige der aktuellen Schlagzeilen, welche gut qualifizierten Arbeitnehmern rosige Aussichten auf dem Arbeitsmarkt versprechen und auf der anderen Seite den Personalmanagern deutscher Unternehmen in der Personalbeschaffung große Herausforderungen prophezeien. Hintergrund dieser Entwicklung ist der sogenannte demografische Wandel in Deutschland. Aus dem fortschreitenden Rückgang der Geburtenrate resultiert ein wachsender Mangel an Arbeitskräften. Dieser drohende langfristige Verlust von spezialisiertem Know-how durch das Ausscheiden von Fachpersonal, ohne adäquaten Ersatz, lässt ein Kompetenzvakuum in den Unternehmen entstehen, das dringend gefüllt werden muss, soll die Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten werden. Daher steigt die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften, die aus dem inländischen Markt in einigen Bereichen in Zukunft nicht mehr gedeckt werden kann.

1 http://www.handelsblatt.com/unternehmen/mittelstand/ fachkraeftemangel-mittelstand-laesst-milliardenumsaetze-liegen/8612470.html

(08/2013)

2 Sven Astheimer, http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/ arbeitsmarkt-rekordbeschaeftigung-fuer-akademiker-12186809.html (05/2013)

3 Henrik Müller, Dietmar Student, Die fetten Jahre sind zurück, Manager Magazin (03/2013) http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/a-893334.html

EINLEITUNG

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Demografischer Wandel bei solider Wirtschaftskraft und seine Folgen

Der demografische Wandel und dessen eingangs beschriebenen Effekte, bei einer gleichzeitig soliden deutschen Wirtschaftslage nach der überwundenen Krise, sind die hauptsächlichen Triebkräfte dieser Entwicklung. Gemäß Berechnungen des IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) wird sich das Arbeitskräftepotenzial in Deutschland ohne entsprechende Zuwanderungsmaßnahmen bis 2030 um 9,5 Millionen Erwerbstätige bzw. 21 % verringern.

Abbildung 1 - Entwicklung der Erwerbsbevölkerung in Deutschland

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Dieser Trend schlägt sich bereits faktisch in hoch-spezialisierten und somit für Veränderungen sehr sensiblen Segmenten des Arbeitsmarktes nieder. Mit einer Arbeitslosenquote von gerade einmal 2,4 % herrscht unter Akademikern nach gängiger Definition bereits heute Vollbeschäftigung.

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Für deutsche Personalmanager sind diese Zahlen alarmierend und führen zu der Forderung an die Politik, die entstehende Personal-Lücke über Zuwanderung gezielt zu schließen. Großkonzerne erkennen den Handlungsbedarf und rekrutieren mittlerweile aktiv Mitarbeiter im europäischen Ausland, in welchem – entgegen dem deutschen Trend – eine erschreckend hohe Jugendarbeitslosigkeit vor-herrscht. In der Tat dürfte die prognostizierte Nettozuwanderung von ca. 2 Millionen Menschen bis

4 Herbert Brücker, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Zuwanderungsbedarf und politische Optionen für die Reform des Zuwanderungsrechts (2010)

5 Sven Astheimer, http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ wirtschaftspolitik/ arbeitsmarkt-rekordbeschaeftigung-fuer-akademiker-12186809.html (05/2013)

2017 dabei helfen, die Effekte der demografischen Entwicklung kurzfristig abzumildern.

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Die Zuwanderung könnte also Engpässe bei der Nachbesetzung von Fachkräften beheben. Eine Garantie besteht hier allerdings nicht, und es drohen trotz allem Ausfälle in kritischen Positionen.

Mittel- und langfristig ist mit Personalengpässen und steigenden Arbeitskosten für qualifizierte Arbeitskräfte zu rechnen.

Deshalb begegnen Unternehmen dem Personalmangel auch mit der Verlagerung von Arbeit in das Ausland.

Hierbei ist eine deutliche Zunahme von Outsourcing an externe Dienstleister erkennbar. Neben großen Teilen der Produktion sind auch administrative Tätigkeiten unternehmerischer Unterstützungs-funktionen betroffen.

Können steigende Arbeitskosten für qualifiziertes Personal durch Arbeitsverlagerung in Offshore-Länder vermieden werden – trotz potentiell hoher Inflationsraten?

Ein wesentlicher Grund für die Verlagerung von Arbeit ins Ausland liegt in den niedrigeren Arbeitskosten, während die inländischen Kosten

aufgrund des zunehmenden Personalmangels steigen. Skeptiker sehen dies allerdings oft kritisch, da sie infolge hoher Inflationsraten in Offshore Ländern stark steigende Arbeitskosten erwarten.

Die Lücke zwischen inländischen und ausländischen Arbeitskosten für Unterstützungsfunktionen wird sich laut Prognose von ISG jedoch eher weiter vergrößern, wie an folgendem Beispiel erläutert werden soll:

Die Preise eines Dienstleisters von Business Process Outsourcing (BPO) für einen Vollzeit-Mitarbeiter (z.B. im Rechnungswesen) liegen derzeit mehr als 50 % unter den inländischen deutschen Arbeitskosten

7. In

den vergangenen 5 Jahren ist es BPO-Dienstleistern nicht gelungen, nennenswerte Kostensteigerungen bei ihren Raten am Markt durchzusetzen. In Osteuropa sind die Preise für BPO-Dienstleistungen weitgehend stabil geblieben, während sie in Indien von 2009 bis

6 Carsten-Patrick Meier, Deutlicher Anstieg der Nettozuwanderung nach Deutschland, http://kieleconomics.de/cms/wp-content/uploads/2013/07/466-470-Meier.pdf (07/2013)

7 Information Services Group: Die tatsächlichen Arbeitskosten für den Mitarbeiter eines BPO-Dienstleisters liegen dementsprechend noch deutlich unter den genannten Endpreisen für einen Mitarbeiter.

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2013 leicht um insgesamt ca. 5 % gestiegen sind8. Im

gleichen Zeitraum verzeichnete die indische Wirtschaft eine inländische Inflationsrate von durchschnittlich ca. 10 % pro Jahr

9.

Da einerseits die Preise in langfristigen Verträgen fixiert werden und andererseits der hohe Wettbewerbsgrad im BPO-Sektor kaum Spielraum für Preissteigerungen zulässt, ist gemäß der Prognose von ISG innerhalb der nächsten 10 Jahre nicht mit einer Kostensteigerung für BPO-Dienstleistungen über 3 % pro Jahr zu rechnen.

Daraus folgt wiederum, dass jede Lohnsteigerung der innerdeutschen Arbeitskosten von jährlich mindestens 1,5 % automatisch zu einer weiteren Vergrößerung des Kostenabstandes führen wird. Es ist absehbar, dass diese 1,5 prozentige Arbeitskostensteigerung aus inflationären und den eingangs dargelegten demo-grafischen Entwicklungen leicht überschritten werden dürfte.

Abbildung 2- Beispiel einer größer werdenden Kosten-differenz zwischen Arbeitskosten in Deutschland und BPO-Kosten im Ausland

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Für die nächsten 20 Jahre bleiben die Arbeitskosten in Offshore-Ländern weit niedriger als in Deutschland.

8 Information Services Group, Basierend auf ISG’s Auswertung der

internen Vertragsdatenbank mit laufend aktualisierten Preisen für Outsourcing-Dienstleistungen (2014)

9 Statista, http://de.statista.com/statistik/daten/studie/170812/

umfrage/ inflationsrate-in-indien/ (2014) 10

FTE = Full Time Equivalent, Vollzeit-Arbeitskraft

Paradigmenwechsel - Bessere Qualität als zusätzliches Argument die Arbeitsverlagerung ins Ausland als Antwort auf die Demografische Entwicklung

Das entscheidende Argument gegen eine Arbeits-verlagerung an externe Dienstleister ist in der Regel der bestehende Zweifel, ob ein externer Dienstleister die Aufgaben in gleicher Qualität erfüllen kann – zumal die Leistungserbringung dann meist aus dem europäischen Ausland (Near-Shore Sourcing) oder sogar von Übersee (Off-Shore Sourcing) erfolgt.

Die gefühlte Diskrepanz hinsichtlich der Qualität der Leistungserbringung zwischen einer In-house-Variante im Gegensatz zu einer Lösung mit externem Dienst-leister scheint sich immer mehr zu Gunsten der Dienstleistungslösung zu schließen.

Beispiele aus globalen F&A (Finance and Accounting) Outsourcing Projekten haben gezeigt, wie sich die negative Wahrnehmung deutscher CFOs unterschiedlicher Branchen gegenüber einer Outsourcing-Lösung nach dem Besuch von Dienstleistungscentern in Polen, Rumänien oder Indien um 180 Grad gedreht hat und sie sogar zu großen Befürwortern der BPO-Lösung gemacht haben.

Im Rahmen der Besuche überzeugten sie sich davon, dass die Dienstleister mit ihren gut ausgebildeten Mitarbeitern, ihrem Prozess Know-how und ihren selbstentwickelten, produktivitätssteigernden Tools die Aufgaben in einer gleichen oder höheren Qualität als die eigene Finanzorganisationen erbringen können.

Die Zufriedenheit mit der Serviceerbringung durch externe Dienstleister zeigt sich schließlich auch in der aktuellen Rate für Vertragsverlängerungen von laufenden BPO-Verträgen, die deutlich über 95 % liegt.

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Fazit Der demografische Wandel in Deutschland ist

unaufhaltsam. Die prognostizierte Zuwanderung wird diesen Effekt jedoch kurzfristig abmildern.

Der prognostizierte Mangel an Fachkräften in Deutschland macht Outsourcing aus Kosten- und Qualitätsüberlegungen attraktiv.

Der Kostenvorteil durch Verlagerung von Arbeit in das Ausland bleibt in den nächsten 20 Jahren bestehen.

Für Anbieter von BPO-Leistungen ergeben sich im deutschen Markt weiterhin attraktive Wachstumspotenziale.

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Information Services Group, Basierend auf ISG’s Auswertung der internen Vertragsdatenbank (2014)

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Information Services Group (ISG) (NASDAQ: III) bietet als führendes Unternehmen mit fundierten technologischen Fachkenntnissen

Marktforschungs- und Beratungsdienstleistungen an und verhilft mehr als 500 Kunden zu betrieblichen Bestleistungen. ISG

unterstützt mithilfe von Research, Benchmarking, Consulting- und Managed Services Unternehmen des privaten und öffentlichen

Sektors bei der Umstrukturierung und Optimierung ihres Betriebsumfelds und konzentriert sich dabei auf Informationstechnologie,

Umstrukturierung von Geschäftsprozessen, Programmmanagement-Leistungen und Unternehmens Ressourcen Planung. Kunden

wenden sich an ISG, um von den speziellen Fachkenntnissen und innovativen Lösungen zur besten Nutzung ihrer

Informationstechnologie, der umfangreichsten Datenbasis im Markt und von mehr als fünf Jahrzehnten Erfahrung als weltweit

führendes Unternehmen für Informations- und Beratungsdienstleistungen zu profitieren. Das Unternehmen ist in Stamford,

Connecticut, ansässig, beschäftigt über 800 Mitarbeiter weltweit und ist in mehr als 21 Ländern tätig. Weitere Informationen finden

sich auf www.isg-one.com.

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Benjamin Fuß ist Principal Consultant bei der ISG. Als Experte für alle Themen rund um die Optimierung des Finanz- und Rechnungswesens ist Herr Fuß im Business Advisory Service Team tätig. Herr Fuß bringt mehr als 9 Jahre relevante Projekt- und Beratungserfahrung mit.

Kontakt Benjamin: [email protected] oder +49 170 227 9692

Dr. Stefan Meixner ist Director bei der ISG und verantwortet Business Advisory Services in der DACH Region sowie Finanz- und Rechnungswesen Services in Europa. Er verfügt über 22 Jahre Erfahrung in der Transformation von unterstützenden Unternehmensfunktionen wie beispielsweise dem Finanz-, Personal- oder Einkaufswesen und arbeitet seit 8 Jahren bei der ISG.

Kontakt Stefan: [email protected] oder +49 160 476 3676

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