1.Betriebliches Bildungsmanagement 1.1. Demografischer Wandel.
Demografischer Wandel in Bayern und im Landkreis …...2014/11/25 · Demografischer Wandel in...
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Dr. Ulrich Bürger
Demografischer Wandel in Bayern
und im Landkreis Fürth und seine
Auswirkungen auf unsere Jugend (-arbeit)
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Thematische Aspekte
1. Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten
Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem Blickwinkel
der Handlungsbedarfe für jungen Menschen und Familien
2. Die bis zum Jahr 2025 erwartete Entwicklung der Alterspopulation der
0- bis 18-Jährigen in den bayerischen Landkreisen mit einem
spezifischen Blick auf den Landkreis Fürth
3. Aspekte der Auswirkungen des demografischen Wandels auf das Feld
der verbandlichen und der kommunalen
4. Ein Fazit in zentralen Thesen
Demografischer Wandel in Bayern und im Landkreis Fürth
und seine Auswirkungen auf unsere Jugend (-arbeit)
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
1. Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig
erwarteten Veränderungen im Bevölkerungsaufbau
Bayerns aus dem Blickwinkel der Handlungsbedarfe
für junge Menschen und Familien Datenquelle hier: Eigene Berechnungen auf Basis der 12. koordinierten
Bevölkerungsvorausrechnung des Statistisches Bundesamts von 2009
Demografischer Wandel in Bayern und im Landkreis Fürth
und seine Auswirkungen auf unsere Jugend (-arbeit)
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten
Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem Blickwinkel
der Handlungsbedarfe für junge Menschen und Familien
-> Bayern auf dem Weg in eine alternde Gesellschaft
- 7 %
19,4%
61,1%
19,5%
17,4%
60,8%
21,8%
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53,3%
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53,1%
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15,7%
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12,52 Mio. 11,62 Mio.
2,42 Mio.
- 25 %
1,82 Mio.
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Folgerungen aus dem Blickwinkel der Kinder- und Jugendhilfe
Angesichts dieser Entwicklungsdynamik werden Kinder und Familien mehr denn je auf die Unterstützung und Förderung durch eine breite bürgerschaftliche und (kommunal-) politische Lobby angewiesen sein, die ihren Belangen im Aushandeln mit den berechtigten Interessen anderer Gruppierungen nachdrücklich Geltung verschafft
Eine solche Stärkung der Interessen von Familien und Kindern dient
dabei allerdings nicht nur der Unterstützung und Förderung der jungen Menschen, sondern sie ist zugleich auch unabweisbare Konsequenz angesichts absehbarer volkswirtschaftlicher und sozialpolitischer Herausforderungen im demografischen Wandel
Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten
Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem Blickwinkel
der Handlungsbedarfe für junge Menschen und Familien
-> Bayern auf dem Weg in eine alternde Gesellschaft
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten
Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns
-> Volkswirtschaftliche und sozialpolitische Aspekte in ihren
Konsequenzen für die Unterstützung von Kindern und Familien
19,4%
61,1%
19,5%
17,4%
60,8%
21,8%
17,2%
56,0%
26,8%
16,6%
53,3%
30,1%
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53,1%
31,3%
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten
Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns
-> Volkswirtschaftliche und sozialpolitische Aspekte in ihren
Konsequenzen für die Unterstützung von Kindern und Familien
Folgerungen aus dem Blickwinkel der Kinder- und Jugendhilfe
Es bedarf deutlicher Verbesserungen in der Vereinbarkeit von Familie und
Berufstätigkeit für Väter und Mütter, insbesondere in Gestalt einer bedarfsgerechten Ausgestaltung von Angeboten der Kindertagesbetreuung (wobei die Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Übrigen zunehmend auch Aspekte der Pflege älterer Angehöriger betreffen werden)
Die Anstrengungen zu einer frühzeitigen, umfassenden und breiten Förderung und Bildung aller jungen Menschen müssen dringend intensiviert werden, um morgen nicht - partiell - vor unzureichend gebildeten, integrierten und damit ohne reelle Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe ausgestatteten jungen Menschen zu stehen
Diese Herausforderung gewinnt zusätzlich dadurch an Bedeutung, dass zukünftig der Anteil der Kinder, die in bildungsferneren Familien und die in Familien mit einem Migrationshintergrund aufwachsen, zunehmen wird
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten
Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem
Blickwinkel der Handlungsbedarfe für junge Menschen und Familien
-> Neujustierungen im generationenübergreifenden Miteinander
19,4%
61,1%
19,5%
17,4%
60,8%
21,8%
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Auszug aus dem Koalitionsvertrag
zwischen CDU, CSU und FDP Oktober 2009:
„Kinderlärm darf keinen Anlass für
gerichtliche Auseinandersetzungen geben.
Wir werden die Gesetzeslage
entsprechend ändern.“
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Folgerungen aus dem Blickwinkel der Kinder- und Jugendhilfe
Um die anstehenden Herausforderungen gelingend zu bewältigen, bedarf es
auf der Ebene der Kommunen eines frühzeitigen Einstiegs in gemeinsam
getragene Gestaltungsprozesse eines zukunftsfähigen Miteinanders in einer
sozialen Kultur, die generationenübergreifend denkt und handelt und die
darin angelegten Chancen nutzt
In diesen Prozessen muss Kinder- und Familienfreundlichkeit als
Grundhaltung und als Leitlinie in der Ausgestaltung der sozialen
Infrastruktur als ein zentraler Grundsatz gelten, der im Übrigen als Standort-
und Zukunftsfaktor auch ganz entscheidend die Entwicklungsperspektiven
der einzelnen Städte und Gemeinden – im Ergebnis aber auch die des
jeweiligen Stadt- bzw. Landkreises – mit beeinflussen wird
Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten
Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem
Blickwinkel der Handlungsbedarfe für junge Menschen und Familien
-> Neujustierungen im generationenübergreifenden Miteinander
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
19,4%
61,1%
19,5%
17,4%
60,8%
21,8%
17,2%
56,0%
26,8%
16,6%
53,3%
30,1%
15,6%
53,1%
31,3%
15,7%
51,6%
32,7%
0%
10%
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Der Zeitraum bis 2020 als das „Kritische Jahrzehnt“ noch einmaliger Chancen zukunftssichernder Investitionen in die nachwachsende Generation
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Zur Dringlichkeit der Handlungserfordernisse für Kinder und
Familien im demografischen Wandel (VQ = Versorgungsquotient)
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Letztlich liegt die Quintessenz der Analysen in einem
Paradox:
Entgegen einer auf den ersten Blick plausiblen Annahme erfordert der
demografische Wandel und der damit verbundene Rückgang in der
Zahl der jungen Menschen nicht weniger, sondern mehr
Engagement und mehr Investitionen in Kinder und Familien.
Die Geschwindigkeit und die Ernsthaftigkeit, mit der dieser
Sachverhalt zur Kenntnis genommen und in konkretes Handeln
umgesetzt wird, wird wesentlich über die Zukunftschancen der
Städte und Gemeinden, damit aber auch die des jeweiligen Kreises
und des Landes entscheiden !
Grundlegende Betrachtungen zu den langfristig erwarteten
Veränderungen im Bevölkerungsaufbau Bayerns aus dem
Blickwinkel der Handlungsbedarfe für junge Menschen und Familien
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
2. Die bis zum Jahr 2025 erwartete Entwicklung der
Alterspopulation der 0- bis 18-Jährigen in den 71
bayerischen Landkreisen mit einem spezifischen
Blick auf den Landkreis Fürth Datenquelle hier: Eigene Berechnungen auf der Basis der Regionalisierten
Bevölkerungsvorausrechnung für Bayern bis 2031 des Bayerischen
Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung vom Juni 2014
Demografischer Wandel in Bayern und im Landkreis Fürth
und seine Auswirkungen auf unsere Jugend (-arbeit)
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Regionale Disparitäten
im demografischen Wandel
Erwartete
Veränderungen in der
Altersgruppe der
0- bis 18-Jährigen
von 2010 bis 2025
in den
Landkreisen Bayerns
in Prozent
- 29,1 %
LK Fürth: + 1,0 %
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Die voraussichtliche Entwicklung der Altersgruppe der 0- bis 18-
Jährigen in Bayern bis zum Jahr 2025 unter Berücksichtigung der
Veränderungen in der Binnenaltersstruktur
2010 2015 2020 2025
absolut Basis absolut % absolut % absolut %
0- u 3 319.200 100 326.200 102 334.500 105 327.600 103
3- u 6 325.200 100 325.500 100 334.800 103 335.200 103
6- u 10 456.800 100 433.100 95 441.900 97 449.400 98
10- u 16 768.600 100 702.500 91 663.800 86 670.100 87
16- 18 411.800 100 399.400 97 357.300 87 340.000 83
0- 18 2.281.600 100 2.186.700 96 2.132.300 93 2.122.300 93
Dies sind die
Geburtenjahrgänge
2007 bis 2009 !
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Die voraussichtliche Entwicklung der Altersgruppe der 0- bis 18-
Jährigen in Bayern und im Landkreis Fürth bis 2025 unter
Berücksichtigung der Veränderungen in der Binnenaltersstruktur
Bayern 2010 2015 2020 2025
absolut Basis absolut % absolut % absolut %
0- u 3 319.200 100 326.200 102 334.500 105 327.600 103
3- u 6 325.200 100 325.500 100 334.800 103 335.200 103
6- u 10 456.800 100 433.100 95 441.900 97 449.400 98
10- u 16 768.600 100 702.500 91 663.800 86 670.100 87
16- 18 411.800 100 399.400 97 357.300 87 340.000 83
0- 18 2.281.600 100 2.186.700 96 2.132.300 93 2.122.300 93
LK Fürth 2010 2015 2020 2025
absolut Basis Absolut % absolut % Absolut %
0- u 3 2.700 100 2.900 107 3.000 111 2.900 107
3- u 6 2.700 100 3.100 115 3.200 119 3.100 115
6- u 10 3.900 100 4.100 105 4.300 110 4.300 110
10- u 16 7.000 100 6.400 91 6.500 93 6.600 94
16- 18 3.900 100 4.000 103 3.500 90 3.500 90
0- 18 20.200 100 20.500 101 20.500 101 20.400 101
- 17 %
- 10 %
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Regionale Disparitäten
im demografischen Wandel
Erwartete
Veränderungen in der
Altersgruppe der
16- bis 18-Jährigen
von 2010 bis 2025
in den
Landkreisen Bayerns
in Prozent
- 40,0 %
LK Fürth: - 10,3 %
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
3. Aspekte der Auswirkungen des demografischen
Wandels auf das Feld der verbandlichen und der
kommunalen Kinder- und Jugendarbeit
Demografischer Wandel in Bayern und im Landkreis Fürth
und seine Auswirkungen auf unsere Jugend (-arbeit)
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Grundlegende Prämissen aller arbeitsfeldbezogenen Betrachtungen:
Angesichts der unterschiedlichen Altersklassen-Dynamiken innerhalb der
Alterspopulation der 0- bis 18-Jährigen liegt es auf der Hand, dass die
Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe in sehr unterschiedlichem
Ausmaß vom demografischen Wandel betroffen sein werden
Zudem sehr wichtig: Der demografische Faktor ist immer nur eine, und
dabei oftmals keineswegs die entscheidende Einflussgröße für
tatsächliche zukünftige Angebots- und Inanspruchnahmeentwicklungen
in den jeweiligen Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe
Deshalb bedarf es neben den feldspezifischen Betrachtungen des „rein“
demografischen Faktors stets reflexiver Abwägungen hinsichtlich
anderer bedarfsrelevanter Aspekte und Entwicklungserfordernisse
– gerade auch vor dem Hintergrund der grundlegenden Befunde zu
Funktion und Handlungsbedarfen der Kinder- und Jugendhilfe im
demografischen Wandel
Aspekte der Auswirkungen des demografischen
Wandels auf die verbandliche und die kommunale
Kinder- und Jugendarbeit
10
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Betrachtungen zur Bedeutung des „rein“
demografischen Faktors für die Arbeitsfelder der
verbandlichen und der kommunalen Kinder- und
Jugendarbeit
Aspekte der Auswirkungen des demografischen
Wandels auf die verbandliche und die kommunale
Kinder- und Jugendarbeit
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Die voraussichtliche Entwicklung der Altersgruppe der 0- bis
18-Jährigen im Landkreis Fürth bis zum Jahr 2025 unter
Berücksichtigung der Veränderungen in der Binnenaltersstruktur
2010 2015 2020 2025
absolut Basis absolut % absolut % absolut %
0- u 3 2.700 100 2.900 107 3.000 111 2.900 107
3- u 6 2.700 100 3.100 115 3.200 119 3.100 115
6- u 10 3.900 100 4.100 105 4.300 110 4.300 110
10- u 16 7.000 100 6.400 91 6.500 93 6.600 94
16- 18 3.900 100 4.000 103 3.500 90 3.500 90
0- 18 20.200 100 20.500 101 20.500 101 20.400 101
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Regionale Disparitäten
im demografischen Wandel
Erwartete
Veränderungen in der
Altersgruppe der
16- bis 18-Jährigen
von 2010 bis 2025
in den
Landkreisen Bayerns
in Prozent
- 40,0 %
LK Fürth: - 10,3 %
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Reflexive Betrachtungen zu Herausforderungen und
Perspektiven der Arbeitsfelder der verbandlichen
und der kommunalen Jugendarbeit
Aspekte der Auswirkungen des demografischen
Wandels auf die verbandliche und die kommunale
Kinder- und Jugendarbeit
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Thesen zur Ausgangslage:
Das Feld der Jugendarbeit ist mit der vergleichsweise starken Ausrichtung seiner Angebote an der Altersgruppe der über 10- bzw. der über 16-Jährigen besonders stark vom demografischen Wandel betroffen – Verluste von bis zu 40% bei den über 16-Jährigen können und werden nicht spurlos und unbefragt an den seitherigen Strukturen und Ressourcen vorüber ziehen.
Die Akteure müssen sich in besonderem Maße einer Revision ihrer seitherigen Angebots- und Zielgruppenstrategien stellen und sich dabei bewusst auch an neuen und dabei auch im Kontext der Herausforderungen des demografischen Wandels zukunftsträchtigen Optionen orientieren.
Grundlegende planungsstrategische Ausrichtung der Überlegungen: An die Stelle der Idee der „demografischen Rendite“ tritt – in sachlogischer
Konsequenz der These vom Paradox der Kinder- und Jugendhilfe im
demografischen Wandel – die fachplanerische Leitlinie eines
„demografie-orientierten Ressourceneinsatzes“.
Aspekte der Auswirkungen des demografischen
Wandels auf die verbandliche und die kommunale
Kinder- und Jugendarbeit
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Reflexive Betrachtungen zu Herausforderungen und
Perspektiven der Arbeitsfelder der verbandlichen
und der kommunalen Jugendarbeit
Veränderungen struktureller
Rahmenbedingungen
Aspekte der Auswirkungen des demografischen
Wandels auf die verbandliche und die kommunale
Kinder- und Jugendarbeit
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Aspekte der Auswirkungen des demografischen Wandels auf die
verbandliche und die kommunale Kinder- und Jugendarbeit
Wandel struktureller Rahmenbedingungen
Die kräftigen Rückgänge der älteren Jahrgänge werden gerade im ländlicheren Raum tendenziell Mehraufwand in Logistik und Organisation zur Aufrechterhaltung adäquater Angebotsstrukturen erzeugen:
Mobilität von jungen Menschen und Angeboten
Neujustierung von zentralen (etwa an Schulstandorten oder Knotenpunkten angesiedelten) und dezentralen Arbeitsschwerpunkten (etwa Unterstützung von Jugendlichen selbst organisierten Jugendtreffs sowie mobile Angebote) und deren Vernetzung
Ressourcen ehrenamtlich tätiger Jugendlicher und junger Volljähriger werden infolge der demografischen Dynamik (und steigender Anforderungen im Bildungssektor) tendenziell schrumpfen:
verstärkter Aufwand für die „Pflege“ dieser zentralen Ressource
partielle Kompensation rückläufiger Ressourcen Ehrenamtlicher durch Professionelle
=> Im demografischen Wandel gewinnt die Absicherung einer hinreichend tragfähigen professionellen Basisstruktur an Bedeutung:
hier entsteht ein feldspezifisches Paradox: mehr professioneller Aufwand für weniger junge Menschen
Weiterer Aspekt: Bedeutungszuwachs Stadt- und Gemeindegrenzen überschreitender Kooperationen und kreisweit angelegter planerischer Koordination
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Reflexive Betrachtungen zu Herausforderungen und
Perspektiven der Arbeitsfelder der verbandlichen
und der kommunalen Jugendarbeit
Konzeptionelle Aspekte
Aspekte der Auswirkungen des demografischen
Wandels auf die verbandliche und die kommunale
Kinder- und Jugendarbeit
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Auswirkungen des demografischen Wandels auf die verbandliche
und die kommunale Kinder- und Jugendarbeit
Optionen zur Akzentuierung konzeptioneller Ausrichtungen
Der ungleichzeitige Wandel in den verschiedenen Altersgruppen der potentiellen Adressaten könnte die Arbeitsfelder vor die Herausforderung – und zugleich Chance – stellen, seine konzeptionellen Ausrichtungen und Schwerpunktsetzungen zwischen den Polen der Arbeit mit jungen Volljährigen und Jugendlichen einerseits und der Arbeit mit Kindern andererseits neu zu justieren:
nachdem sich jugendtypische Verhaltens-, Lern- und Erprobungsmuster sukzessive auch in die Lebens- und Erfahrungswelten jüngerer Mädchen und Jungen hinein verlagern, könnte dies eine auch insoweit ausgesprochen sinnvolle, ja notwendige und in bestem Sinne präventive Perspektive sein
eine solche Weiterung erzeugt zwar einen Mehrbedarf an personellen Ressourcen, der aber im Zuge des demografischen Wandels durch partielle Umschichtung kompensiert werden kann
Nicht neu, aber im demografischen Wandel noch bedeutsamer: Förderung/ Unterstützung/Arbeit mit jungen Menschen aus sozial benachteiligten Lebenslagen und jenen mit Migrationshintergrund (interkulturelle Kompetenzen)
Bedeutungszuwachs auch der politischen Bildung der jungen Menschen im Blick auf ihren zunehmenden Minderheitenstatus in einer alternden Gesellschaft
Verstärkte Entwicklung von Angeboten und Projekten im intergenerativen Dialog als komplementärer Bereich unter Wahrung der Grundcharakteristika der Offenheit und Freiwilligkeit
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Reflexive Betrachtungen zu Herausforderungen und
Perspektiven der Arbeitsfelder der verbandlichen
und der kommunalen Jugendarbeit
Kooperation mit Schule und insbesondere
Ganztagsschule
Aspekte der Auswirkungen des demografischen
Wandels auf die verbandliche und die kommunale
Kinder- und Jugendarbeit
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Auswirkungen des demografischen Wandels auf die verbandliche und
die kommunale Kinder- und Jugendarbeit
Kooperation mit Schule und insbesondere GTS
Die Ausgangslage ist klar: weder das System Schule noch die Kinder- und Jugendhilfe sind je für sich in der Lage, den zunehmend anspruchsvollen Auftrag einer umfassenden Bildung der jungen Menschen allein zu bewältigen
Die Folgen des Ausbau der Ganztagsschulen für die Jugendarbeit sind durchaus ambivalent
Chancen für die Kinder- und Jugendarbeit:
Aktions- und Kooperationsmöglichkeiten als Ergänzung und Bereicherung im Rahmen eines erweiterten Curriculums von Schule zu Gunsten der jungen Menschen
darüber zugleich ein breiter struktureller Zugang zu potentiellen Adressaten ihrer originären Angebote und Aktivitäten („Akquise“)
Probleme/Risiken für die Kinder- und Jugendarbeit:
Konkurrenz um zunehmend knappe Zeitbudgets der jungen Menschen
wenngleich ein Teil der Aktivitäten in die Schule verlagert werden kann, wandelt sich damit zugleich partiell auch der Charakter der Jugendhilfeangebote von ursprünglich selbstgestalteten und selbstbestimmten Orten in das System Schule mit seinen Regularien
Gefahr eines Verlusts des Originären ihres sozialpädagogischen und ihres spezifischen Bildungs-Auftrags
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Auswirkungen des demografischen Wandels auf die verbandliche und
die kommunale Kinder- und Jugendarbeit
Kooperation Schule und insbesondere GTS
Folgerung:
In diesem Spannungsfeld ist es für die Jugendarbeit von entscheidender Bedeutung, neben den Kooperationsbeziehungen unbedingt ihr eigenes sozialpädagogisches Profil zu wahren und den jungen Menschen Orte von Autonomie und selbstbestimmter Begegnung und Gestaltungsmöglichkeiten gerade auch jenseits von Schule zu sichern.
Die Auflösung des Spannungsbogens liegt darin, das eine zu tun, ohne das andere zu lassen.
Darüber ergeben sich komplementäre Handlungsfelder, die demografiebedingte Ressourcenspielräume – soweit sie angesichts der vorangegangenen Überlegungen und unter Berücksichtigung der kreisspezifischen Ausgangslagen überhaupt bestehen – rasch ausfüllen können.
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
4. Ein Fazit in zentralen Thesen
Demografischer Wandel in Bayern und im Landkreis Fürth
und seine Auswirkungen auf unsere Jugend (-arbeit)
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
In mittel- und langfristiger Perspektive steht Bayern vor gravierenden
Umbrüchen im Altersaufbau der Bevölkerung, in deren Folge junge
Menschen und Familien zu einem immer knapperen Gut für die Gesellschaft
und ihre Gemeinwesen werden.
Investitionen in Kinder
Investitionen in die Zukunft ! -> Herausforderungen im demografischen Wandel
Bei diesen demografischen Veränderungen handelt es sich in der
Grundtendenz und ungeachtet vielfältiger ökonomischer, ökologischer und
gesellschaftlicher Unwägbarkeiten um unumkehrbare Entwicklungen.
Der Landkreis Fürth gehört zu den ganz wenigen Landkreisen, die in der
Altersgruppe der unter 19-Jährigen bis zum Jahr 2025 voraussichtlich gar
keine Verluste zu verzeichnen haben werden. In der für die Tradierung von
Gesellschaft besonders bedeutsamen Altersgruppe der 16- bis 18-Jährigen
wird er „nur“ rund 10 Prozent verlieren.
Damit befindet sich der Kreis in einer ausgesprochen glücklichen Ausgangs-
lage – in der damit allerdings schon gar nicht mit einem demografie-
bedingten Rückgang in der Bereitstellung von Jugendhilfeleistungen für
junge Menschen und deren Familien gerechnet werden kann.
Wichtig sind allerdings kleinräumigere Analysen zu Ungleichzeitigkeiten
der Entwicklungen innerhalb des Kreises!
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Den Leistungen für Familien und Kinder muss dabei ein besonderer
Stellenwert eingeräumt werden, da sie als rückläufige Bevölkerungsgruppe
an „Gewicht“ und damit an Einfluss verlieren, gleichzeitig aber in ihrer
Funktion für die Zukunftssicherung der Gemeinwesen und der Gesellschaft
eine bislang in diesem Maße noch nie da gewesene Bedeutung erlangen.
Investitionen in Kinder
Investitionen in die Zukunft ! -> Herausforderungen im demografischen Wandel
Ein nüchterner Blick auf die Auswirkungen des demografischen Wandels
zeigt aber auch, dass er innerhalb der Gesellschaft verstärkt
Interessenskonflikte mit sich bringen wird, in denen die Frage nach der
Verteilung finanzieller Ressourcen eine zentrale Rolle spielen wird. Dies gilt
auch für die Aushandlungsprozesse in den Städten und Gemeinden, in
denen die Bürger und Bürgerinnen aus den Blickwinkeln und den
Bedürfnissen ihrer jeweiligen Lebensphase unterschiedliche Erwartungen
und Prioritätensetzungen einbringen.
Das eben begonnene Jahrzehnt bietet als das „kritische Jahrzehnt“ der
Kinder- und Jugendhilfe noch einmalige Chancen für zukunftssichernde
Investitionen in die nachwachsende Generationen.
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Die Jugendarbeit steht wie kein anderes Feld der Kinder- und Jugendhilfe
vor gravierenden Herausforderungen im demografischen Wandel –
sicherlich auch unter legitimatorischen Aspekten.
Der demografische Wandel ändert jedoch überhaupt nichts am originären
Bildungsauftrag und den spezifischen Kompetenzen und Aufgaben der
Kinder- und Jugendarbeit, die von keinem anderen gesellschaftlichen
Bereich auch nur annähernd ersetzt werden könnten – Kinder- und
Jugendarbeit ist und bleibt unverzichtbarer Bestandteil kommunaler
sozialer Infrastruktur.
In der Gesamtschau der absehbaren Veränderungen in den strukturellen
Rahmenbedingungen und der Optionen konzeptioneller Modifizierungen
der Kinder- und Jugendarbeit erschließt der demografische Wandel der
Sache nach keinerlei Spielräume für eine „demografische (Einsparungs-)
Rendite“.
Dabei wird es allerdings entscheidend darauf ankommen, dass die Akteure
im Feld die sich abzeichnenden Veränderungen frühzeitig und offensiv
aufgreifen und die Ausrichtung ihrer Angebote im Sinne zukunftsträchtiger
Weiterentwicklungen gestalten und dies auch fach- und kommunalpolitisch
kommunizieren.
Aspekte der Auswirkungen des demografischen
Wandels auf die verbandliche und die kommunale
Kinder- und Jugendarbeit
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Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Investitionen in Kinder
Investitionen in die Zukunft ! -> Programmatische Konsequenz zur Bewältigung des
demografischen Wandels
„Gleichwohl führt kein Weg an der elementaren rationalen Erkenntnis vorbei,
dass die mittel- und langfristige Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft nur mittels
einer ausreichenden Zahl von Kindern gesichert werden kann. … In diesem
Zusammenhang ist es prinzipiell legitim und angesichts der erheblichen
Tragweite der demografischen Herausforderungen geboten, der
gesamtgesellschaftlichen Bedeutung von Kindern im Steuer- und
Transfersystem konsequent und durchgängig Rechnung zu tragen, auch wenn
dies zu innergesellschaftlichen Umverteilungsprozessen führt. Kinder stellen
nämlich für alle Menschen – unabhängig davon, ob sie selbst Kinder haben
oder nicht – eine zentrale Zukunftsinvestition dar.“
Landtag von Baden-Württemberg:
Bericht und Empfehlungen der Enquetekommission „Demografischer Wandel –
Herausforderungen an die Landespolitik“ (2005):
Dr. Ulrich Bürger/Folien zum Vortrag im Landkreis Fürth am 25. November 2014
Ein umfassender Bericht zu den Perspektiven der Kinder- und Jugendhilfe im
demografischen Wandel mit grundlegenden Analysen und umfangreichen arbeitsfeldspezifischen Betrachtungen – auch zum Bereich der Hilfen zur Erziehung – wurde für Baden-Württemberg unter dem Titel
„Kinder- und Jugendhilfe im demografischen Wandel – Herausforderungen und Perspektiven der Förderung und Unterstützung von jungen Menschen und deren Familien in Baden-Württemberg – Berichterstattung 2010“
vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) veröffentlicht. Der Gesamtbericht und eine Zusammenfassung wesentlicher Ergebnisse stehen unter
www.kvjs.de/jugend/jugendhilfeplanung/demografischer-wandel.html
als kostenloser Download zur Verfügung.
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Kontakt zum Referenten: [email protected]