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661 Оригинални научни рад 502/504: 347.447.52(439) doi:10.5937/zrpfns50-11316 Dr. Máté Julesz, wissenschaftlicher Mitarbeiter Universität zu Szeged Fakultät für Medizin Institut für Rechtsmedizin [email protected] DAS UNGARISCHE UMWELTPRIVATRECHT UNTER DEM EINFLUSS DES JUS PUBLICUM Zusammenfassung: Die Beziehung zwischen Umweltpublikrecht und Um- weltprivatrecht ist mehr und mehr wichtig. Nicht nur hat das Umweltstrafrecht Effekt auf das Umweltprivatrecht, aber, in der neuen juristischen, politischen und ökonomischen Epoche nach 1989, auch im Umweltverwaltungsrecht sind privatrecht- liche Elemente zu befinden. Die Reziprozität zwischen Umweltprivatrecht und Umweltverwaltungsrecht ist eindeutig. Einige privatrechtlichen Institutionen – wie, z.B., der zivilgerichtliche Unterlassungsbefehl und die Kaution – kommen in umweltverwaltungsrechtlichen Verträgen vor. Der Effekt von verwaltungsrecht- lichen Entschlüssen hat rechtliche Konsequenzen für, z.B., Nachbarn: in einigen Fällen kann der störende Nachbar vor Verwaltungsbehörde gebracht werden. Die objektive Haftung im Umweltprivatrecht ist durch das Gericht und durch die Gesellschaft anerkannt. Das Niveau von Objektivität kann aber in anderen Staaten verschiedlich sein. In der Praxis des ungarischen Umweltprivatrechts ist, 3 Jahre nach, die objektive Haftung durch eine subjektive Haftung subrogiert. Dies macht die Exkulpation leichter. Die res ipsa loquitur-Haftung im Weltraumrecht ist keine absolute Haftung, aber diese Haftung etabliert eine praesumptio juris, die sagt, dass der Staat, der das Weltraumobjekt (z.B. einen Satelliten) in den Weltraum geschickt hat, ist für den durch dieses Objekt verursachten Schaden verantwortlich ist. Die Vermutung ist – nicht leicht – widerleglich. In der ungarischen gerichtlichen Rechtspraxis ist die objektive umweltrechtliche Haftung seit der Novella von 1977 des Bürgerlichen Gesetzbuches anwesend. Diese Novella integrierte das Umweltprivatrecht in das Umweltrecht. Diese Novella des Bürgerlichen Gesetzbuches war durch das Umweltschutzgesetz von 1976 vorausgegangen. Die Wichtigkeit der Ökonomie im Umweltprivatrecht ist durch die ungarische Rechtswissenschaft neu akzeptiert. Die Rolle des Coase-Theorems ist zweifellos.

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Ори ги нал ни на уч ни рад 502/504: 347.447.52(439)doi:10.5937/zrpfns50-11316

Dr. Máté Ju lesz, wis sen scha ftlic her Mi tar be i terUniversität zu Sze ged Fakultät für Me di zinIn sti tut für Rechtsme di zinma te.ju lesz@fre e mail.hu

DAS UN GA RISCHE UM WEL TPRI VA TRECHT UN TER DEM EIN FLUSS DES JUS PU BLI CUM

Zu­sam­men­fas­sung:­Die Be zi e hung zwischen Um welt pu bli krecht und Um-wel tpri va trecht ist me hr und me hr wic htig. Nicht nur hat das Um weltstra frecht Ef fekt auf das Um wel tpri va trecht, aber, in der ne uen ju ri stischen, po li tischen und ökonomischen Epoc he nach 1989, auch im Um wel tver wal tun gsrecht sind pri va trec ht-lic he Ele men te zu be fin den. Die Reziprozität zwischen Um wel tpri va trecht und Um wel tver wal tun gsrecht ist ein de u tig. Ei ni ge pri va trec htlic hen In sti tu ti o nen – wie, z.B., der zi vil ge ric htlic he Un ter las sung sbe fehl und die Ka u tion – kom men in um wel tver wal tun gsrec htlic hen Verträgen vor. Der Ef fekt von ver wal tun gsrec ht-lic hen Entschlüssen hat rec htlic he Kon se qu en zen für, z.B., Nac hbarn: in ei ni gen Fällen kann der störende Nac hbar vor Ver wal tung sbeh ör de ge bracht wer den.

Die objek ti ve Haf tung im Um wel tpri va trecht ist durch das Ge richt und durch die Ge sellschaft aner kannt. Das Ni ve au von Objektivität kann aber in an de ren Sta a ten ver schi e dlich sein. In der Pra xis des un ga rischen Um wel tpri va trechts ist, 3 Ja hre nach, die objek ti ve Haf tung durch ei ne su bjek ti ve Haf tung su bro gi ert. Di es macht die Ex kul pa ti on le ic hter.

Die res ip sa lo qu i tur-Haf tung im Wel tra u mrecht ist ke i ne ab so lu te Haf tung, aber di e se Haf tung eta bli ert ei ne pra e sump tio ju ris, die sagt, dass der Sta at, der das Wel tra u mo bjekt (z.B. ei nen Sa tel liten) in den Wel tra um geschickt hat, ist für den durch di e ses Objekt ve rur sac hten Scha den ve rant wor tlich ist. Die Ver mu tung ist – nicht le icht – wi der le glich.

In der un ga rischen ge ric htlic hen Rechtspra xis ist die objek ti ve um wel trec htlic he Haf tung se it der No vel la von 1977 des Bürger lic hen Ge set zbuc hes an we send. Di e se No vel la in te gri er te das Um wel tpri va trecht in das Um wel trecht. Di e se No vel la des Bürger lic hen Ge set zbuc hes war durch das Um weltschut zge setz von 1976 vo ra us ge gan gen.

Die Wic htig ke it der Ökonomie im Um wel tpri va trecht ist durch die un ga rische Rechtswis sen schaft neu ak zep ti ert. Die Rol le des Co a se-The o rems ist zwe i fel los.

Das Um wel tpri va trecht ist ein re la tiv ne u es Phänomen in der un ga rischen Rechtswis sen schaft. Trot zdem ist die Entschädigung für nac hbar rec htlic he Störungen in der un ga rischen ge ric htlic hen Rechtspra xis se it dem 19. Ja hr hun dert an we send. Die Rechtspra xis fügte zwei Sank ti onssyste me zur nac hbar rec htlic hen Norm im BGB: die Entschädigung und den Be sitzschutz.

Stic­hwör­ter: Um wel tpri va trecht, Um wel tver wal tun gsrecht, Um weltstra f-recht, Wel tra u mrecht, die res ip sa lo qu i tur-Haf tung, objek ti ve und su bjek ti ve Haf tung, Verjährung.

I. DAS NE UE UN GA RISCHE BGB

Das ne ue un ga rische Bürger lic he Ge set zbuch von 2013 trat am 15. März 2014 in Kraft. Es brac hte ei ni ge Änderungen zur zi vil rec htlic hen Haf tung, aber das System war da mit nicht grun dle gend geändert wor den.

Das ne ue un ga rische BGB ist ein Er geb nis ei ner me hr als zwei Ja hr zehnte da u er nden Vor be re i tung. Die Ko di fi ka ti on sfac hli te ra tur ist re ic hhal tig und vi e le un ter schi e dlic he Me i nun gen und pro fes si o nel le Aspek te ta uc hten auf. Die An zahl der Fac har ti kel und der Fachbücher sti eg auf über 1000.1

Die Rol le der Gren zwer te im Zi vil recht ist gemäß des ne uen BGB nicht ein-de u tig fest ge legt. Es ist ex pres sis ver bis nicht ge re gelt, des halb muss der Rec htsan-wen der es selbst he ra us fin den. Di e se rechtswis sen scha ftlic he La ku ne im BGB ist aber nicht ge gen die ru le of law. Die Rechtssic her he it ble ibt un berühr t. Die ne uen Re geln ermöglichen die Ent wic klung ei ner ne uen Rechtspra xis auf di e sem Ge bi et.

II. REC HTLICH VE RUR SAC HTE SCHÄDEN UND GREN ZWER TE

§ 6:519 BGB be sagt, dass der je ni ge, der ei nem an de ren wi der rec htlich Scha-den zufügt ver pflic htet ist, Scha de ner satz zu le i sten. Der § 6:518 BGB be sagt, dass ei ne wi der rec htlic he Schädigung ge set zlich ver bo ten ist.

1 József Szal ma: Az új magyar polgári törvénykönyvről (Über das ne ue un ga rische BGB), Valóság 55 (2012) 10, 10-21; József Szal ma: Természe tjog és polgári jo gi kodifikáció (Na tur recht und zi vil rec htlic he Ko di fi ka tion), Magyar Jog 50 (2003) 3, 129-139; Máté Ju lesz, Az új Ptk. környezetvédel mi szempontból (Das ne ue un ga rische BGB vom Ge sichtspunkt des Um weltschut-zes), Magyar Jog 60 (2013) 3, 165-168; Máté Ju lesz, Az új Ptk. és a fa ir eljárás (Das ne ue un ga rische BGB und das fa ir Ver fa hren), Társadalomkutatás 31 (2013) 2, 140-147; La jos Vékás, Bírálat és jobbító észrevéte lek az új Ptk. törvényjavaslatához (Kri tik und po si ti ve Be mer kun gen zum Ent wurf des ne uen BGB), Magyar Jog 60 (2013) 1, 1-7; La jos Vékás, A polgári törvénykönyv – magyará-zatokkal (Das Bürger lic he Ge set zbuch – mit Ex pli ka ti o nen) (2013); La jos Vékás, Pa rer ga (2008); La jos Vékás, Az új polgári törvénykönyv elméle ti előkérdései (Die the o re tischen Vor fra gen des ne uen Bürger lic hen Ge set zbuc hes) (2001).

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Die Di stink tion zwischen Entschädigung von wi der rec htlich ve rur sac hten Schäden (kártérítés) und rec htlich ve rur sac hten Schäden (kártalanítás) be de u tet, dass Schäden, die un ter den ver wal tun gsrec htlic hen Gren zwert fal len, rec htlich ve rur sacht sind. Nach § 6:564 des ne uen un ga rischen Bürger lic hen Ge set zbuc hes sind al le rec htlich ve rur sac hten Schäden zu er set zen. So mit macht der § 6:564 BGB pri ma fa cie sche in bar klar, dass ei ne Schädigung un ter dem ver wal tun gsrec ht-lic hen Gren zwert er setzt wer den soll te.

Di e se Fra ge war in der un ga rischen Rechtsgeschic hte se it Ur ze i ten präsent2, ob das Prin zip de mi ni mis pra e tor non cu rat be de u tet, dass Schädigungen un ter dem ver wal tun gsrec htlic hen Gren zwert nicht zu er set zen sind. Die Me i nun gen ge hen da bei we it au se i nan der.3 Hin sic htlich der ge ric htlic hen Rechtspra xis ist di e ses Pro blem außer dem ne uen un ga rischen BGB, durch die Ka su i stik ge re gelt. Die Ver wal tun gsrec htlic hke it be de u tet nicht au to ma tisch ei ne Zi vil rec htlic hke it und vi ce ver sa. Schädigungen, die un ter den ver wal tun gsrec htlic hen Gren zwert fal len, können nicht zi vil rec htlich sein. Di es be de u tet, dass die Rechtswi drig ke it in zi vil rec htlic hen Ve r fa hren nicht von den Gren zwer ten abhängt.

Ein Be i spiel im Be re ich des Nac hba r rechts ze igt, dass die Vol lve r sam mlung ei nes Ge me in schaftsha u ses ei nen Gren zwert für Störung durch Schall fe stle gen kann. Der je ni ge, der di e sen pri va trec htlic hen Gren zwert übe rschre i tet, be geht so mit ei ne Ord nun gswi drig ke it. Das Nichtüberschre i ten von ver wal tun gsrec htlic hen Gren zwer ten kann Scha de ner satz for de run gen (kártérítés) nach sich zi e hen. Di e ser Scha de ner satz (kártérítés) al so ble ibt ei ne Fra ge von zi vil rec htlic her Rechtswi drig ke it.

III. DE MI NI MIS PRA E TOR NON CU RAT?

Der Ric hter am ober sten Ge richtshof (OGH) Ödön Zoltán äußer te 1979, dass das Nichtüberschre i ten der ver wal tun gsrec htlic hen Gren zwer ten ni e man den zur pri va trec htlic hen Schädigung be rec htigt. Die Ein hal tung von ver wal tun gsrec htlic hen Gren zwer ten macht es unmöglich, den Scha den sve rur sac her zu ei ner ver wal tun gs-

2 Barnabás Len ko vics, A környezets zennyezés polgári szankciói (Die zi vil rec htlic hen Sank ti o nen der Um wel tverschmut zung), in: Felelősség és szankció a jog ban (Haf tung und Sank tion im Recht), hrsg. von László As zta los (1980) 324; Gyula Bándi, Környeze tjog (Um wel trecht) (2004) 189; Ti bor Bakács, Magyar környeze tjog (Un ga risches Um wel trecht) (1992) 86; Gyula Eörsi, Com pa ra ti ve ci vil law: law types, law gro ups, the ro ads of le gal de ve lop ment (1979).

3 Máté Ju lesz, A közigazgatási határérték sze re pe a környezetvédel mi magánjogi kártérítésben (Die Rol le des ver wal tun gsrec htlic hen Gren zwer tes im um wel tpri va trec htlic hen Scha de ner satz), Magyar Közigazgatás 53 (2003) 11, 703-704; Máté Ju lesz, Ami cus cu ri ae írás a határértékek környezetvédel mi magánjogi érvényesüléséről a biztosítási jog kapcsán (Ein Ami cus Cu ri ae Bri ef über die um wel tpri va trec htlic he Wir kung der Gren zwer te auf dem Ge bi et vom Ver sic he run gsrecht), Biztosítási Sze mle 53 (2007) 2, 27-33.

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rec htlic hen Geld buße zu ve rur te i len.4 Der Ric hter am OGH Fe renc Pe trik me in te 2002, dass ei ne Schädigung, die den ver wal tun gsrec htlic hen Gren zwert nicht überschre i tet, auch zu Scha de ner sat zle i stun gen führt.5

Wir sa hen im Dar ge leg ten, dass ne ben den ver wal tun gsrec htlic hen Gren zwer ten auch pri va trec htlic he Gren zwer te exi sti e ren. Was die ver wal tun gsrec htlic hen Gren zwer te be trifft, ist die ju ri stische La ge di e sel be, die un ter dem frühe ren BGB fest ge legt wor den war. Was die durch die Vol lve r sam mlung ei nes Ge me in-schaftsha u ses be stim mten Gren zwer te an be trifft, be e in flus sen di e se den zi vil-rec htlic hen Scha de ner satz eben falls nicht. Im Fal le ei ner Störung durch Schall in ei nem Ge me in schaftsha us fin det ein Scha de ner satz nicht au to ma tisch statt.

Natürlich können die Be we i se zu ei nem mi ni ma len Scha de ner satz führen. Es hängt von der Ab sicht des Geschädigten ab, ob er den Fall sub ju di ce vor bringt. Wenn der Geschädigte nur ei nen mi ni ma len Scha den vor Ge richt nac hwe i sen kann, kann der Ric hter von ei ner mut wil li gen Kla ge aus ge hen und die Kla ge ab we i sen.

Die un ga rische Rechtspra xis macht klar, dass ei ne Aktivität, die die Gren z-wer te nicht überschre i tet, als nac hbar rec htlic he Störung auf ge fasst wer den kann. Auf dem Ge bi et des Um wel tpri va trechts ge winnt di e ser Aspekt ei ne spe zi el le ju ri stische Nu an ce. Wenn der Nac hbar ke i ne ver wal tun gsrec htlic hen Gren zwer te überschre i tet, aber an de re Nac hbarn stört, können di e se Be sitzschutz be an tra gen. Wenn der gestörte Nac hbar Schäden er litt, kann di e ser auch Scha de ner satz ein-for dern. In Un garn kann Be sitzschutz bin nen ei nes Ja hres vor der örtlichen Selbstver wal tung sbeh ör de be an tragt wer den (§ 5:8 BGB Abs. 1). Später ist es dann nur mit ei nem Ge ric htver fa hren möglich. Gemäß § 5:8 BGB Abs. 2 kann die örtliche Selbstver wal tung sbeh ör de auch die Höhe des Scha de ner sat zes fe stle gen. Wenn ei ne der Par te ien sich an das Ge richt wen det, kann die Vollstrec kung des Scha de ner sat zes su spen di ert wer den.6

Pro fes sor Ti bor Bakács schri eb, dass die Gefährdungshaftung entkräftet wird, wenn di e se Haf tung nur über die ver wal tun gsrec htlic hen Gren zwer te er sucht wer den soll te.7 Di e se Äußerung von Ti bor Bakács ist im mer noch gültig. Die ju ri stische Funk tion der Gefährdungshaftung würde zi el los wer den, wenn, z.B.,

4 Ödön Zoltán, Felelősség a környeze tet veszélyeztető tevékenységgel oko zott kárért (Haf tung für den durch um welt gefä hr den de Aktivität ve rur sac hten Scha den), Magyar Jog 26 (1979) 5, 419.

5 Fe renc Pe trik, Kártérítési jog (Scha de ner sat zrecht), (2002) 72.6 Máté Ju lesz, Az új Ptk. környezetvédel mi szempontból (Das ne ue BGB hin sic htlich des

Um weltschut zes), Magyar Jog 60 (2013) 3, 165-168; Máté Ju lesz, Környezetvédel mi magánjog (Um wel tpri va trecht), Magyar Jog 30 (2012) 4, 358-369; Máté Ju lesz, Um wel trecht im ne uen un ga-rischen BGB, Wirtschaft und Recht in Oste u ro pa 24 (2015) 6, 176-179.

7 Ti bor Bakács, Magyar környeze tjog (Un ga risches Um wel trecht) (1992) 86. Vgl. József Szal ma: Szerződésen kívüli (deliktuális) felelősség – az európai és a magyar magánjogban (Ex tra-kon trak tu el le [de lik tu el le] Haf tung – im europäischen und im un ga rischen Pri va trecht) (2008); József Szal ma: A polgári jo gi felelősség ala pel vei (Die Grund prin zi pien der zi vil rec htlic hen Haf tung) (2008).

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Schäden, die aus dem Führen von Kfz. stam men, nicht er setzt würden, we il der Fa hr ze ugführer die vor geschri e be ne Geschwin dig ke it nicht überschritt. Die ver-wal tun gsrec tlic hen Gren zwer te be e in flus sen den noch die Rechtspra xis. Die Gren z-wer te ermöglichen dem Ric hter die Höhe des Scha de ner sat zes einzuschätzen. Die Höhe des Scha de ner sat zes hängt oft von der Ar gu men ta tion des Rec htsan wal tes ab. Die Ver te i di ger ar gu men ti e ren mit der Uner he blic hke it des Scha dens. Ob wohl das Prin zip de mi ni mis pra e tor non cu rat nicht zu ver wen den ist, be ac htet das Zi vil ge richt die Gren zwer te.

In der grundsätzlichen Ge ric htsentsche i dung No. 517/2001 kon sta ti er te das Ge richt, dass der je ni ge, der schon für die unnötige nac hbar rec htlic he Störung ei nen Scha de ner satz be kam, die Be en dung der nac hbar rec htlic hen Störung nicht im We i te ren er suc hen kann. Di es ist im un ga rischen Recht ei ne com mon law Re gel: der Störer kann das Recht zu stören ein fach er ka u fen. Im ehe ma li gen un ga rischen Recht war di e se Re gel nicht zu fin den. Es ist ein ne u er we stlic he Im port in die un ga rische Rechtsprec hung. Vor der po li tischen Wen de von 1989 ak zep ti er te das un ga rische Ge richt ke i ne de rar ti ge Ar gu men ta tion. Pro fes sor Her bert Küpper schri eb 2015: „Während des BGB 1959 – ähnlich wie das de utsche Recht – im Grund satz von der Na tu ral re sti tu tion aus ging und den Gel der satz nur ’hil fswe i se’ zu ließ, stellt sich das BGB 2013 den Realitäten und er hebt in § 6:527 den Er satz des Scha dens in Geld zum Grund satz.”8 Di e se Lösung verstärkt die sich zur Rechtsre gel ent wic kel te Rechtspra xis, dass die er wor be nen Rec hte durch das Ge richt beschützt wer den sol len. Mit Ze it kann man Rec hte er wer ben, und die an de re (ver let zte) Par tei kann nur Scha de ner satz be kom men. Di es be de u tet, dass die ver let zte Par tei Geld erhält, aber das Recht einbüsst.

Di e se Re gel ist auf dem Ge bi et des Nac hbar rechts im mer hin be de u tun gsvoll. Vor un ga rischen Ge ric hten ist es die Pra xis, dass ein Nac hbar ke i nen Be sitzschutz oder Scha de ner satz ein for dern kann, wenn der störende Nac hbar se i ne störende Aktivität (z.B. Schwe in zucht, Ta ber nen le i tung etc.) vor dem Ein zug des ne uen Nac hbarn be gon nen hat. All ge mein ist die ric hter lic he Ex pli ka ti on, dass sich der ne ue Nac hbar vor dem Ka uf se i ner Woh nung oder se i nes Ha u ses in der Um ge bung um scha uen soll te. Die Überschre i tung der Lärm gren zwer te ist öffentlich-rec htlich zu sank ti o ni e ren, aber di e se Sank tion be gründet ke i ne zi vil rec htlic he Sank tion. In ei nem sol chen Fall kann der Nac hbar sich an die Ver wal tung sbeh ör de wen den. Die Ver wal tung sbeh ör de exa mi ni ert den Fall aus dem objek ti ven Aspekt der Gren zwertüberschre i tung. Wenn die Ver wal tung sbeh ör de mit dem störenden Nac hbarn über die Be en di gung der grenzüberschre i ten den lärmenden Aktivität ei nen öffentlich-rec htlic hen Ver trag schließt, muss der Nac hbar lan ge Ze it war ten. Wenn ke i ne öffentlich-rec htlic he Re gel ver let zung er folg te, kann der un vor sic hti ge ne ue Nac hbar so mit al le Chan cen für ein ge ruh sa mes Le ben ver li e ren.

8 Her bert Küpper, Un garns ne u es BGB – Teil 9: Ge set zlic he Schuldverhältnisse, Wert pa pi e re, Zi vil pro zess, Wirtschaft und Recht in Oste u ro pa 24 (2015) 2, 47.

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Die objek ti ve Ver wal tun gshaf tung kann al ler dings ke i ne Ver schul den shaf-tung sub sti tu i e ren. Die objek ti ve Ve rant wor tung beschützt nicht den Nac hbarn, son dern die Sta at sord nung. Der mögliche nac hbar rec htlic he Ef fekt ist nur ei ne Drit twir kung. Der ver wal tun gsrec htlic he Tat be stand kann nicht auf dem Ge bi et des Zi vil rechts her vor ge ru fen wer den. Das Ge richt soll ei nen zi vil rec htlic hen Tat be stand feststel len. Die in den ver wal tun gsrec htlic hen Tat be stand auf ge nom-me nen Fak ten sind we gen der unähnlichen Re geln des Zi vil rechts me i stens nicht ver wend bar. An de re Rechtsre geln benötigen an de re fak tische Be gründung. Ein un ter schi e dlic her Tat be stand kann zu ei nem ab we ic hen den En der geb nis führen.

IV. ÄNDERUNGEN DER REC HTLIC HEN SIN NE SART

Die un ga rische Rec htsent wic klung führ te den men schen rec htlic hen Be griff ru le of law in die Rechtspra xis ein. Ru le of law ist schon mit der All ge me i nen Erklärung der Men schen rec hte (1948) in das un ga rische Rechstsystem ein ge bracht wor den, aber sie war für Ja hr zen te nur ein rechtsthe o re tischer Be griff. Die Annä-herung Un garns an das we ste u rop äische Rechtssystem führ te zur Ver wir klic hung di e ses Be griffs. Die Ver wir klic hung geschah auf zwei Ebe nen:

- auf der po li tischen Ebe ne und- auf der Ebe ne der Rechtsprec hung.

Die po li tischen Änderungen be gan nen in den 1980er Ja hren und führ ten Un garn 1989 in die so zi a le Ma rkt wirtschaft, und 2011 in die fre ie Mar ktwirtschaft. Die Rechtsprec hung ent wic kel te sich pa ral lel: die Übe r nah me der Rec htsin sti tu te der Europäischen Union veränderte – nicht nur – das un ga rische Pri va trecht. Die Rechtsprec hung übte ei ne de u tlic he Wir kung auf die Ge set zge bung aus, die im Text des ne uen un ga rischen BGB auch spürbar ist.

Der System wec hsel von 1989 geschah mit ei ner ’am tlic hen Re vo lu tion’, aber der Wec hsel des Rechtssystems in Un garn er folg te nur schrit twe i se. Die Evo lu tion des Rechtssystems hat te schon in den 1980er Ja hren be gon nen, un ter dem vor he-ri gen po li tischen Re gi me, und set zte sich während der Ver han dlun gen über den EU-Be i tritt fort. Jetzt ist das un ga rische Rechtssystem auf dem Ni ve au der an de ren EU-Mit gli ed sta a ten. Die Evo lu tion ist den noch nicht be en det. Be i spi e le sind vom We sten über nom men wor den und auch die na ti o na le Rechtspra xis gibt der Rec htsent wic klung ne ue Ric htun gen.

Die lo ka le und die na ti o na le Rec htsent wic klung be e in flus sen sich ge gen se i tig. Die Rol le der Gren zwer te im Um wel tpri va trecht be we ist den Ef fekt des lo ka len Ge wohnhe it srechts auf die na ti o na le Rechtswis sen schaft und Ge set zge bung.

Ul ri ke Wolf schri eb 1995: „Die ver mit tel nde Me i nung hält sich mit der Rechtsprec hung an die Tren nung von pri va tem und öffentlich-rec htlic hem Im mis-si onsschutz. Di es fol gert sie da ra us, dass sich die Zwec ke be i der Rechtsge bi e te

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we sen tlich un ter sche i den. Ziel der öffentlich-rec htlich fest ge leg ten Gren zwer te sind der Schutz und die Ver bes se rung der Um welt im In te res se der All ge me in he it. Sie be tref fen in er ster Li nie das Verhältnis zwischen Sta at und Bürger. Um hi e r-a us pri va te Rec hte ab zu le i ten, bedürf ten di e se Vorschrif ten der Tran sfor ma tion in pri va trec htlic he Nac hbar schut zvorschrif ten.”9 Di e se Per zep tion des Verhält-nisses zwischen Gren zwer te und Zi vil recht hat sich schon verändert. Die Re la tion zwischen öffentlich-rec htlic hen und pri va trec htlic hen Rechtsno r men ist all ge mein aner kannt.

V. ABER GLA U BE ODER JU RI STISCHE REALITÄT?

In vi e len Rechtsfällen ha ben na ti o na le Ge ric hte der EU-Mit gli ed sta a ten über Scha de ne r satz für die ne ga ti ven Ef fek te von Sen de fun kan la gen ge ur te ilt. Zu Be-ginn ha ben die Ge ric hte die Kla gen ver we i gert, we il es nur ei ne Aber gla u be zu sein schien, dass Sen de fun kan la gen Scha den ve rur sac hen können. Später be gan-nen die Ge ric hte ei nen Scha de ner satz an zu er ken nen, aber nicht au fgrund der Schädlichkeit di e ser Sen de fun kan la gen, son dern au fgrund des Pre i srückgangs der na he li e gen den Häuser auf dem Im mo bi li en markt. Es ist jetzt ei ne wohl funk-ti o ni e ren de Rechtspra xis, Scha de ner satz in sol chen Fällen ein zu for dern. Die Rechtsprec hung hat den gor dischen Kno ten dur chgeschla gen mit der Ver wen dung des Scha de ner sat zes oh ne abergläubische Ar gu men te zwecks Rec htfer ti gung zu ar gu men ti e ren.

Frank Kühn-Ger hard schri eb 2013: „Ge genübe r den ther mischen Ef fek ten sind die Wir kun gen im at her mischen Intensitätsbereich elek tro mag ne tischer Fel der des Hoc hfre qu en zbe re ichs we nig er forscht, so dass hi er noch za hlre ic he wis sen scha ftlic he Fra gen of fen sind. Lan ge ging die Wis sen schaft da von aus, dass Hoc hfre qu enzstra hlung, von der ke i ne ther mischen Ef fek te aus ge hen, in so fern un pro ble ma tisch sei, als hi er die Ener gie zu ge ring ist um bi o lo gisch wirk sa me Ef fek te auszulösen, die be i spi els we i se über Mu ta ti o nen der Erb sub stanz kan ze-ro gen wir ken.”10

Die ma gische Sin ne sart ist fern von der ju ri stischen Sin ne sart. Die Rechtsprec hung kann nur sin nvol le Ex pli ka ti o nen an neh men. So lan ge die Rec hts-anwälte sich auf tatsächlich nicht be we is ba re Be ha up tun gen bez o gen, kon nten die Ric hter ke i nen Scha de ne r satz be ur te i len. Als die Rec htsanwälte sich auf be we is ba re Tat sac hen zu be zi e hen be gan nen, öffnete sich die Tür für den Scha de ner satz. Se it dem ha ben vi e le Ha u se i gentüme r Ab fin dun gen be kom men. Di e se Ab fin dun gen verkörpern ei nen ’ge ric htlic hen Ta rif’ für de rar ti ge Störungen. Der ’Ta rif’ ist von

9 Ul ri ke Wolf, De liktssta tut und in ter na ti o na les Um wel trecht (1995) 90.10 Frank Kühn-Ger hard, Ei ne ökonomische Be trac htung des zi vil rec htlic hen Haf tung spro-

blems ’Ent wic klun gsri si ko’ (2000) 9.

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den ver wal tun gsrec htlic hen Gren zwer ten unabhängig. Di es hängt nur al lein vom zi vil rec htlic hen Wert der Li e gen schaft ab. Aber gla u be ist al so aus der Rechtsprec hung ein fach ex klu di ert.

VI. PRI VA TRECHT – ÖFFENTLICHES RECHT

§ 241 Abs. 4 des un ga rischen Straf ge set zbuc hes (StGB) be sagt, dass die durch Verschmut zung be gan ge ne ’Um weltschädi gung’ stra frec htlich nur al lein re le vant ist, wenn die Verschmut zung den ver wal tun gsrec htlic hen Emis si on sgren zwert überschre i tet. Gemäß § 241 Abs. 1 StGB kann die ’Um weltschädi gung’ ’an ders’ als durch Verschmut zung be gan gen we r den, aber, wenn ei ne Verschmut zung in Fra ge kommt, ge win nen die öffentlich-rec htlic hen Gren zwer te an Re le vanz.

Die stra frec htlic he und die pri va trec htlic he Be de u tung der Gren zwer te un-ter sche i den sich vo ne i nan der nicht nur auf dem Ge bi et des Um wel trechts, son dern das Um wel trecht gibt da bei ein zi e mlich kla res Be i spiel. Da bei stellt sich die Fra ge: Wa rum sind die Gren zwer te an hand des Straf ge set zbuc hes wic htig und wa rum ist nichts über die Gren zwer te im BGB zu fin den?

Ein Rechtsthe o re ti ker würde ant wor ten, dass das Stra frecht – wie die ver-wal tun gsrec htlic hen Gren zwer te – Teil des öffentlichen Rechts sind. Das BGB hat mit ver wal tun gsrec htlic hen Rec htsin sti tu ten nichts zu tun, we il das BGB pri-va trec htlic he Be zi e hun gen re gelt. Di e se Ant wort ist den noch un be fri e di gend. Das Straf ge set zbuch sagt nicht, dass die ’Um weltschädi gung’ nur al lein durch Gren z-wer tenüberschre i tung ver wir klicht wer den kann. ’An ders be gan gen’ be de u tet ei ne Straf tat so mit, dass die ’Um weltschädi gung’ oh ne ei ne Ver let zung des Ver-wal tun gsrechts er folgt.

Wenn das Straf ge richt ei ne um welt gefä hr den de oder um weltschädi gen de Tat zur Straf tat erklärt, ist im mer das Zi vil ge richt da mit ver bun den. So muss das Zi-vil ge richt die Tat wie be gan gen in Be tracht zi e hen. Di es be de u tet aber nicht di rekt, dass ein Scha de ner satz stat tfin den kann. Wenn, z.B., die ’Um weltschädi gung’ ge nan nte Straf tat nur durch Um welt gefä hr dung be gan gen man gels Scha den se in tritt er folg te, kann das Zi vil ge richt ke i nen Scha de ner satz ein for dern.

Gemäß § 241 StGB hat die ’Um weltschädi gung’ kein pas si ves Su bjekt, des halb kann ke i ne Ne ben kla ge (§ 53 StPO) stat tfin den, falls der Sta at san walt oder die Po li zei die An ze i ge we gen ’Um weltschädi gung’ ab ge wi e sen hat. Trot zdem le i tet die Überschre i tung der um wel trec htlic hen Gren zwer te – die ke i ne Straf tat dar stellt – zur ver wal tun gsrec htlic hen Ve rant wor tung. So ble ibt der ul ti ma-ra tio-Cha rak ter des Stra frechts un berühr t.

We il ke i ne Ne ben kla ge im Fal le von ’Um weltschädi gung’ stat tfin den kann, ver li e rt die geschädigte Par tei die Möglichkeit um Scha de ner satz im Stra fpro zess nac hzu suc hen. Die beschädigte Par tei kann Scha de ner satz in ei nem Zi vil pro zess

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ein for dern. Da bei ta ucht die Fra ge auf, ob der Man gel ei ner stra frec htlic hen Um-welt gefä hr dung oder Um weltschädi gung die Ve r wir klic hung der zi vil rec htlic hen Gefährdungshaftung nicht ver hin dert.

Aus an de rer Pe r spek ti ve ge se hen, kann die Ver we i ge rung des Straf pr o zes ses dem Zi vil ge richt die Fre i he it ge ben, die Si tu a tion als ’um welt gefä hr dend’ zu be-ur te i len. Oh ne die Chan ce auf ein bestandskräftiges Stra fur teil ist das Zi vil ge richt nicht mit ei nem vo r he ri gen Stra fu r teil ver bun den.

Wenn es um ei ne nicht um welt gefä hr den de Schädigung geht – und es ke i nen an de ren Grund für Gefährdungshaftung gibt -, kann nur al lein ei ne Ver schul den s-haf tung kon sta ti ert wer den. Di e se Drit twir kung des Um weltstra frechts auf das Um wel tpri va trecht kann in vi e len Fällen entsche i dend sein, we il sich ei ne Ex kul pa ti onsmöglic hke it aus der Ver schul den shaf tung viel le ic hter, als aus der Gefährdungshaftung er gibt.

Der je ni ge, der sich wie all ge mein er war tet ve r hi elt, kann sich aus der Ver-schul den shaf tung ein fach ex kul pi e ren (§ 6:519 BGB). De r je ni ge, der gemäß den Re geln der Gefährdungshaftung ve rant wor tlich ist, muss zwecks Ex kul pa ti on be we i sen, dass der Scha den aus ei nem außer se i ner gefährlichen Aktivität ste hen den und unab wend ba ren Grund ve rur sacht wur de (§ 6:535 BGB). Der Un ter schied ist spürbar und berührt die Vermögenverhältnisse.

VII. OBJEK TI VE, SU BJEK TI VE HAF TUNG

Die Re la tion zwischen dem Stra frecht und dem Zi vil recht ist wa hr nehmbar und ganz klar. Di e se Re la tion hängt auch vom Cha rak ter der Haf tung ab.

We il die objek ti ve Haf tung dem un ga rischen Stra frecht un be kannt ist, ist im Zi vil recht der Un ter schied zwischen Gefährdungshaftung und Ver schul den shaf-tung re le vant. Das un ga rische Haf tungssystem aner kennt die ab so lu te Haf tung im All ge me i nen nicht, we il in ei nem sol chen Fall die Ex kul pa ti on to tal unmöglich wäre. Rechtsso zi o lo gisch wäre es un ge recht. Das un ga rische Stra frecht er for dert ei ne Subjektivität, aber im un ga rischen Zi vil recht ist in ei ni gen Fällen ke i ne Sub-jektivität po stu li ert. Die Gefährdungshaftung ist im un ga rischen Stra frecht nicht ve ran kert, trot zdem fin den wir im Rechtssystem der Ve re i nig ten Sta a ten (USA) Be i spiel für stra frec htlic he Objektivität. Das Ge setz Re fu se Act er for dert ke i ne mens rea von Se i ten des Be tre i bers, wenn der Ab fall aus dem Schiff in den Fluss ge ri et. Ei ne sol che Haf tung ist nicht im un ga rischen Stra frecht zu be fin den.

Die Re la tion zwischen der stra frec htlic hen Subjektivität und der zi vil rec ht-lic hen Subjektivität ruft ju ri stische und rechtsso zi o lo gische Be zi e hun gen auf. Im un ga rischen Rechtssystem ver ste hen wir un ter der stra frec htlic hen Subjektivität, dass der Täter sich nicht wie von ihm er war tet ver hi elt. Die Dif fe renz zwischen stra frec htlic her Subjektivität und zi vil rec htlic her Subjektivität bes teht da rin, dass

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der zi vil rec htlic he Scha den sve rur sac her sich nicht gemäß der per so na li si er ten Subjektivität, je doch gemäß der all ge me i nen Subjektivität ver hal ten soll. Es geht nicht um das vom kon kre ten Scha den sve rur sac her er war te te Ver hal ten, aber um ein all ge mein aner kan ntes Ve r hal ten. In der Pra xis kann di e se Dif fe renz zu un ter schi e dlic hen Er geb nis sen führen.

In Un garn ist die ab so lu te Haf tung we der im Stra frecht noch im Zi vil recht ve ran kert. Es gibt ei nen rechtswis sen scha ftlic hen An spruch auf die An nah me der ab so lu ten Schuld ins Zi vil recht, aber die un ga rische Ge sellschaft ist nicht dafür be re it. Ei ne rec htlic he Lösung, wie an hand ame ri ka nischen Ge set zes Re fu se Act, ist dem un ga rischen Stra frecht fremd. Die rec htlic he Ent wic klung kann später ein mal zu sol chen Lösungen führen, aber nur wenn die un ga rische Ge sellschaft fähig ist, di e se rechtsso zi o lo gische Härte zu ak zep ti e ren. Die Objek ti vi e rung auf der Ebe ne des un ga rischen Stra frechts würde ei ne stren ge re rechtskom for me Hal tung der Ge sellschaft er for der lich mac hen. Für die An nah me der ab so lu ten Haf tung wäre ei ne stren ge re rechtskom for me Hal tung der Ge sellschaft aber nicht au sre ic hend: die Rechtsnor men soll ten durch re i ne ge sellscha ftlic hen Nor men sub sti tui ert wer den. Ge gen wär tig können re i ne ge sellscha ftlic hen Nor men die Rechtsnor men nicht sub sti tu i e ren, son dern nur ergänzen und ver bes sern.

Die stra frec htlic he Subjektivität wird ni e mals zur Ab so lu ti si e rung der Haf-tung führen, trot zdem könnte die Ent wic klung der zi vil rec htlic hen Objektivität hauptsächlich mit Hil fe der wirtscha ftlic hen Funk ti o ni e rung der un ga rischen Ge sellschaft ein nicht ab so lu tes, aber me hr objek ti ves Haf tungssystem er ge ben. Ein sol ches Er geb nis kann nur aus der Ko o pe ra tion der Wi rtschaft und der Ge-sellschaft ent sprin gen. Die öffentlich-rec htlic hen Re geln des Um wel trechts ha ben Wir kun gen auf das pri va trec htlic he Funk ti o ni e ren des Um wel trechts. Die öffentlich-rec htlic hen Sank ti o nen be e in flus sen z.B. die pri va trec htlic he Aktivität der Par te ien. Die Höhe der ver wal tun gsrec htlic hen Geld bußen hat ei nen präven-tiven Ef fekt auf das Um wel tpri va trecht: die ver wal tun gsrec htlic hen Sank ti o nen verstärken die rec htsac hten de Hal tung auch im Be re ich des Pri va trechts.

VI II. DIE RES IP SA LO QU I TUR-HAF TUNG

Das Recht auf ge sun de Um welt ist un ter dem Abs 1 Art XXI des un ga rischen Grund ge set zes kon sti tu ti o ni ert.11 Di e ses Recht ist vom ab so lu ten Cha rak ter un ter

11 Vgl. József Szal ma: Magyarország Alaptörvényéről (Über das Grund ge setz von Un garn), Magyar Jog 58 (2011) 11, 641-650. Vgl. Ger gely Horváth: The re ne wed con sti tu ti o nal le vel of en-vi ron men tal law in Hun gary, Ac ta Ju ri di ca Hun ga ri ca 56 (2015) 4, 302-316; Ger gely Horváth: Az élet természe ti ala pja i nak védel mi ren dsze rei (Die Schutzsyste me der na tur lic hen Gründe des Le bens), Társadalomkutatás 31 (2013) 4, 386-402; Ger gely Horváth: A „fenntartható jólét” program-jának környeze ti előfeltéte lei (Die um wel tlic hen Pre kon di ti o nen des Pro gram mes vom ’nac hhal ti gen

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dem Aspekt des Um welt pu bli krechts, aber im Um wel tpri va trecht kann es ab so lut oder re la tiv sein. Der ab so lu te Cha rak ter der Rechtsnorm zi eht ke i ne ab so lu te Haf tung nach sich.

Im Per so nen recht ist das Recht auf ge sun de Um welt ein ab so lu tes Recht des In di vi du ums, das al le zu re spek ti e ren ha ben. Im De liktsrecht ist der Ve rur sac her ei nes Um weltscha dens im re la ti ven Rechtsverhältnis mit dem Geschädigten, aber das un ga rische Bürger lic he Ge set zbuch be wer tet es als ei ne Gefährdungshaftung. Das Recht auf ge sun de Um welt im kon sti tu ti o nel len Recht ist im Jus Pri va tum in ei ne objek ti ve Haf tung über setzt. Die Objektivität ex klu di ert nicht die Ex kul pa-ti onsmöglic hke it, aber macht es schwe rer, als es im Fal le der Subjektivität wäre.

Im in ter na ti o na len Wel tra u mrecht ist die res ip sa lo qu i tur-Haf tung ein we-ni ger öffentlich-rec htlic hes, als pri va trec htlic hes Rec htsin sti tut. Die Ex kul pa ti on ist möglich, aber schwer: der ei nen Sa tel li ten in den Wel tra um schic ken de Sta at hat zu be we i sen, dass der Scha den nicht durch se i nen Sa tel li ten ve rur sacht war. Nichtsde sto we ni ger gilt die res ip sa lo qu i tur-Haf tung über Scha de ner satz zwi-schen Sta a ten.12 Die res ip sa lo qu i tur-Haf tung ist im Wel tra u mrecht aner kannt, aber di e se Haf tung gilt nicht als Teil des Um wel tpri va trechts. Di e ser spe zi el ler Fall der Haf tung eta bli ert ei ne pra e sump tio ju ris, um die Ve rant wor tlic hke it fest zu le gen. Was die Zulässigkeit der ab so lu ten Haf tung be trifft, ist die res ip sa lo qu i tur-Haf-tung ke i ne ab so lu te Haf tung. Die res ip sa lo qu i tur-Haf tung ist im Wel tra um haf-tungsübe re in kom men von 1972 der Or ga ni sa tion der Ve re in ten Na ti o nen ve ran kert.13

Nur we ni ge Fälle ta uc hten auf, wenn die wel tra u mrec htlic he res ip sa lo qu i tur--Haf tung zur Gel tung kommt. Ei ner di e ser Fälle war, als ein zurückke hren der Sa tel lit na mens Ko smos 954 der Sow je tu ni on 1978 Schäden auf dem Ge bi et Ka-na das ve rur sac hte. Die Sow je tu ni on zahlte 3 Mil li o nen Dol lar an den ka na dischen Sta at als Scha de ner satz für die durch den stra hlen den Ab fall ve rur sac hten Um-weltschäden.

In den me i sten Fällen di ent die Objektivität zur Genüge der um wel tpri va t-rec htlic hen Rechtssic her he it. Die objek ti ve Haf tung für Um weltschäden ist in Un garn so wohl ge sellscha ftlich, als auch wirtscha ftlich ak zep ti ert, und die un ga-rischen Ge ric hte ver wen den di e se Haf tung se it der BGB-No vel le von 1977 (in Kraft

Wohlstand’), Társadalomkutatás 32 (2014) 1, 51-62. Vgl. László Kőhalmi: A környezet büntetőjog általi védelmének dilemmái (Die Di lem mas des Um weltschut zes durch Stra frecht), Társadalom-kutatás 31 (2013) 3, 255-266; László Kőhalmi: A büntetőjog alap problémái (Die Grund pro ble me des Stra frechts) (2012). Vgl. An tal Ádám: Bölcseletek, vallások, jo gi alapértékek (Phi lo sop hien, Re li gi o nen, rec htlic he Grund wer te) (2015); An tal Ádám: Alkotmányi értékek és alkotmánybírás-kodás (Kon sti tu ti o nel le Wer te und Ver fas sung sge richtsbar ke it) (1998).

12 Máté Ju lesz, Spa ce Wa ste and En vi ron men tal Spa ce Law, Ju ra 16 (2010) 2, 39-45.13 Máté Ju lesz, Környezetvédel mi űrjo gi kérdések ho die et in fu tu ro (Ei ni ge um wel trec ht-

lic hen Fra gen des Wel tra u mrechts ho die et in fu tu ro), Magyar Jog 58 (2011) 4, 222-229; Máté Ju lesz, Az em be riség jövője az űrs zemét árnyékában (Die Zu kunft der Menschhe it im Schat ten des Wel tra u mab falls), Társadalomkutatás 28 (2010) 4, 407-418.

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se it 1978), die das Um wel tpri va trecht als Teil des De liktsrechts be stim mte. Di e se Be stim mung der BGB-No vel le von 1977 war schon im Um welt ge setz von 1976 fest ge legt.

IX. DAS VE RUR SAC HER PRIN ZIP

Das er ste Mal er schien das Ve rur sac her prin zip 1972 in ei ner Emp fe hlung des Ra tes der OECD14. Das Ve rur sac her prin zip hat te das Ziel die sta a tlic he Fi-nan zi e rung der ne uen um wel trec htlic hen Re ge lun gen zu eli mi ni e ren, um den wirtscha ftlic hen Wet tbe werb auf in ter na ti o na ler Ebe ne zu fördern. Da mals war das wic htig ste Pro blem, dass die Sta a ten die na ti o na len Fir men mit fi nan zi el lem und ste u er lic hem Do ping auf dem Welt markt förderten. Di e se Un gle ic hhe it führ te zur De for mi e rung des Wet tbe werbs durch öffentlich-rec htlic he In stru men te und ve rur sac hte ei ne un gewünschte Drit twir kung des öffentlichen Rechts auf das Pri va trecht.

La ut Abs. 2 Art. 191 des Ver trags über die Ar be it swe i se der Europäischen Union zi elt die Um welt po li tik der Union un ter Berücksic hti gung der un ter schi e d-lic hen Ge ge ben he i ten in den ein zel nen Re gi o nen der Union auf ein ho hes Schut z-ni ve au ab. Di e se Um welt po li tik be ruht auf den Grundsätzen der Vor sor ge und Vor be u gung, auf dem Grund satz, Um welt be e in trächti gun gen mit Vor rang an ihrem Ur sprung zu bekämpfen, so wie auf dem Ve rur sac her prin zip.

Der Abs. 14 der Präambel der Ric htli nie 2004/35/EG des Europäischen Par-la ments und des Ra tes vom 21. April 2004 über Um welt haf tung zur Ver me i dung und Sa ni e rung von Um weltschäden sagt, dass die Ric htli nie nicht für Personen-schäden, Schäden an Pri va te i gen tum oder wirtscha ftlic he Ver lu ste gilt und die An sprüch e im Zu sam men hang mit di e sen Scha den sar ten un berühr t lässt. Das Ve rur sac her prin zip (pol lu ter pays prin ci ple) ist schon in der Fac hli te ra tur gründ-lich be trac htet wor den.

Die erwähnte Ric htli nie ist ein Be i spiel für die Wir kung des öffentlichen Rechts auf das Um wel tpri va trecht auf der su pra na ti o na len Ebe ne der Europäischen Union. Ab ovo war die Ric htli nie für ein um wel tpri va trec htlic hes Rec htsin stru-ment ge plant. Jetzt bee in flusst di e se Ric htli nie die um wel tpri va trec htlic hen Rechtsre la ti o nen aus dem Aspekt des öffentlichen Rechts.

Gemäß Abs. 2 der Präambel der Ric htli nie soll te die Ver me i dung und Sa ni e -rung von Um weltschäden durch ei ne verstärkte Ori en ti e rung an dem Ve rur sa-c her prin zip und gemäß des Grund sat zes der nac hhal ti gen Ent wic klung er fol gen. Grun dle gen des Prin zip di e ser Ric htli nie soll te es des halb sein, dass ein Be tre i ber,

14 Re com men da tion of the Co un cil on Gu i ding Prin ci ples con cer ning In ter na ti o nal Eco no mic Aspects of En vi ron men tal Po li ci es, C(72)128.

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der durch se i ne Tätigkeit ei nen Um weltscha den oder die un mit tel ba re Ge fa hr ei nes sol chen Scha dens ve rur sacht hat, dafür fi nan zi ell ve rant wor tlich ist; hi er durch sol len die Be tre i ber da zu ve ran lasst wer den, Maßnah men zu tref fen und Prak ti ken zu ent wic keln, mit de nen die Ge fa hr von Um weltschäden auf ein Mi ni mum be-schränkt wer den kann, da mit das Ri si ko ihrer fi nan zi el len Inan spruc hnah me ver rin gert wird.

La ut Abs. 18 der Präambel der Ric htli nie soll te – ent sprec hend dem Ve rur-sac her prin zip – der Be tre i ber, der ei nen Um weltscha den bzw. die un mit tel ba re Ge fa hr ei nes sol chen Scha dens ve rur sacht, die Ko sten der er for der lic hen Ver me i -dungs- oder Sa ni e run gsmaßnah men tra gen. In Fällen, in de nen ei ne zuständige Behörde selbst oder über Drit te an stel le ei nes Be tre i bers tätig wird, soll te di e se Behörde sic her stel len, dass die ihr ent stan de nen Ko sten vom Be tre i ber er stat tet we r den. Die Be tre i ber soll ten auch let zlich die Ko sten für die Be ur te i lung der Um weltschäden bzw. ei ner un mit tel ba ren Ge fa hr sol cher Schäden tra gen. Abs. 2 Art XXI des un ga rischen Grund ge set zes be sagt, dass der, der Schäden an der Um welt ve rur sacht, di e se wie ge set zlich fest ge legt zu be he ben oder die Ko sten der Be he bung zu tra gen hat. Das Ve rur sac her prin zip ist ins ne ue un ga rische Grund ge setz ein ge bracht wo r den. Die Sta ats haf tung ist subsidiär, aber die Rol le des Sta a tes ist gemäß des Ve rur sac her prin zips ak zen tu i ert wor den. In di e sem Fall di ent das Rec htsin sti tut der Entschädigung dem com mo dum pu bli cum. Das Recht auf die ge sun de Um welt ist nicht nur ein Recht des In di vi du ums, son dern ein ge-sellscha ftlic hes Recht. Die Um welt be de u tet nicht nur die Um welt des in di vi du-el len Bürgers, son dern ist ein kol lek ti ver We rt.

Das Um wel tpri va trecht di ent nicht nur al lein der Entschädigung. Nac hbar-rec htlic he und an de re Aspek te sind auch er fasst. Die öffentlich-rec htlic he Wir kung auf das Um wel tpri va trecht ist aus der ver wal tun gsrec htlic hen Re ge lung der Pri va t-rechtsnor men ent nehmbar. Die pri va trec htlic he Funk ti o ni e rung des Um wel trechts ist durch kon sti tu ti o nel le und ver wal tun gsrec htlic he Re geln ori en ti ert. Di e se Ori-en ti e rung ver wir klicht die ru le of law auf dem Ge bi et des Um wel tpri va trechts. Das Ve rur sac her prin zip hilft den Re gi e run gen bei der Ge set zge bung über die um wel trec htlic he Sta ats haf tung. Der Ge set zge ber muss den Sta at und die Wirt-schaft vo ne i nan der tren nen, aber di es be de u tet nicht, dass der Sta at und die wirtscha ftlic hen Ak te u re nicht auch zu sam me nar be i ten müssen. Das Ve rur sa-c her prin zip fördert di e se Zu sam me nar be it und die Ge sellschaft pro fi ti ert da von.

X. DIE WIR KUNG DER SCHWAC HEN FORM DES CO A SE-THE O REMS

Die schwac he Form des Co a se-The o rems hat spürba re Wir kung auf das um-wel trec htlic he Schul drecht. Wenn die Rec hte der be te i lig ten Pe r so nen ex an te

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ge re gelt und be kannt sind und es ke i ne Tran sak ti on sko sten gibt, wird das Er geb nis der fre ien Ab mac hung der Par te ien im mer pa re to-op ti mal.

Die um wel trec htlic he Re ge lung hängt vom Ge set zge ber ab, der das Ve rur-sac her prin zip zu berücksic hti gen hat. Auch die Tran sak ti on sko sten hängen vom Ge set zge ber ab. Di es be de u tet, dass der Sta at durch die Ver wir klic hung des Ve r-ur sac her prin zips nor ma ler we i se pa re to-op ti ma le Si tu a ti o nen ve rur sac hen kann. Die Berücksic hti gung des Ve rur sac her prin zips ist ein Muss für den Sta at, aber es ist nicht nur ein rec htlic hes, son dern auch ein ökonomisches Er for der nis. Die pa-re to-op ti ma le Funk ti o ni e rung der ökonomischen Verhältnisse di ent dem Um wel t-pri va trecht. Di e se pri va trec htlic hen Verhältnisse sind ökonomisch durch öffentlich-rec htlic he Re geln zu ge sic hert.

XI. ÖKONOMISCHE UND ÖKOLOGISCHE ASPEK TE DES UM WEL TPRI VA TRECHTS

Der un ga rische Ge set zge ber hat die ökonomische At mosp he re gemäß der Re geln der Europäischen Union verändert. Die Änderungen der pri va trec htlic hen Ge set ze spi el ten ei ne wic hti ge re Rol le auf dem Ge bi et der Tran sfor ma tion des kom mu ni stischen Sta a tes, als die Änderungen der öffentlich-rec htlic hen Nor men. Die po li tische Wen de von 1989 brac hte die Beschle u ni gung der Er ne u e rung des bis he ri gen Rechtssystems mit sich.

Die Er ne u e rung hat te mit der Re form von 1977 des un ga rischen Bürger lic hen Ge set zbuc hes und mit dem Ge setz von 1979 über das in ter na ti o na le Pri va trecht an ge fan gen. Die 1980er Ja hre führ ten zur Ge burt des Ge set zes von 1988 über Ge sellschaf ten, das das pri va trec htlic he Fun da ment der po li tischen Änderungen leg te. Das Um weltschut zge setz 1976 wur de durch das Um weltschut zge setz von 1995 er setzt. Let zte res be trac htet die Um welt nicht nur als ei nen zu beschützen den Wert, son dern auch als Ge bi et von z.B. Bra un fel din ve sti ti o nen.

Die ökonomische Be trac htung des Um weltschut zes ist im europäischen su p-ra na ti o na len Recht ve ran kert. Di e se Be trac htung ist in un ga rischen Ge ric htsur-te i len auch spürbar. Die ge ric htlic he Ka su i stik hat das ökonomische Fun da ment des Um wel tpri va trechts aus ge ar be i tet. Nicht nur im Fal le von Bra un fel din ve sti ti o nen, aber auch z.B. im Be re ich des Ver trag srechts: der Au ftrag neh mer hat ei ne In struk tion des Au ftrag ge bers, die ge gen das Um wel trecht ge ric htet ist, zu ver le ug nen. Di e se Re gel gilt auch im Ar be it srecht.

Die Ge ne ral kla u seln des un ga rischen Bürger lic hen Ge set zbuc hes und des Ar be it sge set zbuc hes spi e geln ei ne ähnliche Auf fas sung des nor me na de qu a ten bürger lic hen Ver hal tens wi der. Treu und Gla u ben we r den nicht nur auf der Ebe ne des zi vil rec htlic hen Ver trag srechts und De liktsrechts, son dern wer den auch auf der Ebe ne des Ar be it srechts ein ge for dert. Das Um wel tpri va trecht um fasst die

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zi vil rec htlic he und die ar be it srec htlic he Annäherung. Der je ni ge, der sich nicht gemäß Treu und Gla u ben verhält, ver letzt das rec htlic he Verhältnis der ver-tragschließen den Par te ien, und ver letzt da mit die um wel trec htlic hen Re ge lun gen. Di e se um wel trec htlic hen Re ge lun gen sind me i stens durch das Jus Pu bli cum be-stimmt, ha ben aber trot zdem ei ne de u tlic he Wir kung auf das Um wel tpri va trecht. Die Ver me i dung der Um weltschäden und der Um welt gefä hr dung ist nicht nur von rein öffentlich-rec htlic hem In te res se des Sta a tes, son dern, an hand Abs. 2, § 6:535 BGB, ist es auch im In te res se der pri va trec htlich Kon trak ti e ren den.15

XII. DER UM WEL TVER WAL TUN GSREC HTLIC HE VER TRAG UND DAS UM WEL TPRI VA TRECHT

Auf dem Ge bi et des kon ti nen ta len Um wel tpri va trechts ist die In jun ction durch das Ge richt häufiger ver wen det als der Scha de ner satz. Im Be re ich des Sac hen-rechts als auch des Schul drechts kann der um welt gefä hr den den Per son je glic he Eigenaktivität ver bo ten wer den, oder di e ser Pe r son kann ei ne be stim mte Aktivität zwecks Ver me i dung der Um wel tverschmut zung so gar vor geschri e ben wer den. Das un ga rische Sac hen recht ord net di e se In sti tu tion un ter die Re geln des Be-sitzschut zes ein (5:8 § BGB), aber das un ga rische Schul drecht ord net di e se In sti-tu tion dem De liktsrecht zu (Punkt A, 6:523 § BGB). Die In jun ction spi elt im en glischen Recht ei ne sekundäre Rol le, we il der Scha de ner satz die pri va te Au to-no mie der Pe r so nen we ni ger stört als die In jun ction. So be ur te ilt das en glische Ge richt den Um welt gefä hr den den zur In jun ction nur al lein dann, wenn ein Scha-de ner satz die kom mu ta ti ve Ge rec htig ke it nicht wi e derher stel len kann.16 In der un ga rischen Rechtspra xis ist die Ten denz spürbar, dass un ga rische Ge ric hte in der Zu kunft di e sen Weg an neh men wer den.

Im un ga rischen Rechtssystem ist die In sti tu tion der Ka u tion im Be re ich vom Sac hen recht gle ic hart wie auch vom Schul drecht ge re gelt. Von ei ner um welt gefä hr -den den Per son kann die Le i stung ei ner Ka u tion ver langt wer den (Punkt C, 6:523 § BGB).17 Die In jun ction wird auch von der Um wel tver wal tung ver wen det, und ein ver wal tun gsrec htlic her Ver trag kann die Le i stung ei ner Ka u tion er for der lich mac hen. Das Um wel tver wal tun gsrecht und das Um wel tpri va trecht nähern sich dem Um wel trecht von zwei un ter schi e dlic hen Se i ten an, trot zdem ist ihr Ziel das sel be: nämlich die Um welt zu schützen.

15 Máté Ju lesz, Ökonómia és ökológia mint koercitív tényezők (Ökonomie und Ökologie als ko er zi ti ve Fak to ren), Magyar Jog 54 (2007) 11, 649-657.

16 Máté Ju lesz, Felelősség az em be ri környeze tet veszélyeztető magatartásokért (Haf tung für Aktivitäten, die die Um welt gefährden), Ju ra 13 (2007) 1, 90-110.

17 Máté Ju lesz, Fej lemények a környezetvédel mi biztosítás és biztosítékadás terén (Ent-wic klun gen auf dem Ge bi et der um wel trec htlic hen Ver sic he rung und der Ka u tion), Biztosítási Sze mle 52 (2006) 9, 45-55.

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Die ver wal tun gsrec htlic hen ver tra glic hen Verhältnisse be de u ten ke i ne Re-la tion zwischen pri va trec htlic hen Su bjek ten. Ein Ver trag sbruch führt zum Jus Pu bli cum. So wer den öffentlich-rec htlic he Kon se qu en zen durch die Ver wal tung erz wun gen. Die In sti tu tion des ver wal tun gsrec htlic hen Ver trags flo ri ert in Un garn se it der Wen de von 1989. Die Wir kung di e ser In sti tu tion auf die Wirtschaft ist po si tiv, je doch nur al lein in ei ner Mar ktwirtschaft vor stell bar. Vor der Wen de von 1989 war die In sti tu tion des ver wal tun gsrec htlic hen Ver trags un ve re in bar mit der po li tisch be e in flus sten Wirtschaft. Vor 1989 hat te die Um wel tver wal tung kein Recht ei nen Ver trag mit den um welt gefä hr den den Per so nen ab zuschließen . Die Ne be nord nung von In di vi du um und Ver wal tung war in kom pa ti bel mit dem kom-mu ni stischen Jus Pu bli cum. Im he u ti gen un ga rischen Um wel trecht ist nicht nur der Ein fluss des Jus Pu bli cum auf das Um wel tpri va trecht wa hr nehmbar, son dern auch das Pri va trecht hat ei nen pro ak ti ven Ef fekt auf das um wel trec htlic he Jus Pu bli cum.18

18 Máté Ju lesz, Jus pu bli cum és jus pri va tum kapcso la ta a környeze tjog ban (Verhältnis zwischen Jus Pu bli cum und Jus Pri va tum im Um wel trecht), Magyar Jog 53 (2006) 9, 529-534.

Dr. Máté Ju lesz, Das un ga rische Um wel tpri va trecht un ter dem Ein fluss des Jus Pu bli cum (стр. 661–678)

Зборник радова Правног факултета у Новом Саду, 2/2016

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Máté Ju lesz, Ph.D., Sci en ti fic Re se ar cherUni ver sity of Sze gedMe di cal Fa cultyIn si tu te for Fo ren sic Me di ci nema te.ju lesz@fre e mail.hu

The Hun ga rian En vi ron men tal Pri va te Law un der the In flu en ce of Jus­Pu­bli­cum

Ab­stract: The re la ti on ship bet we en en vi ron men tal pu blic law and en vi ron-men tal pri va te law is of a gro wing sig ni fi can ce. Not only en vi ron men tal cri mi nal law has an ef fect on en vi ron men tal pri va te law, but, sin ce the be gin ning of the new le gal, eco no mic and po li ti cal era in 1989, pri va te law ele ments are al so to be fo und in the en vi ron men tal ad mi ni stra ti ve law. The re ci pro city bet we en en vi-ron men tal pri va te and ad mi ni stra ti ve law is cle ar-cut . Pri va te law in sti tu ti ons, li ke in jun ction or de po sit, are up held in en vi ron men tal ad mi ni stra ti ve con tracts. The ef fect of an ad mi ni stra ti ve ru ling has le gal con se qu en ces in the re la ti on ship bet we en, e.g., ne ig hbors: the re are ca ses in which a no isy ne ig hbor can be bro ught be fo re the pu blic ad mi ni stra tion.

The ob jec ti ve li a bi lity in the fi eld of en vi ron men tal pri va te law is ac cep ted by the co urts and by the ci ti zens. The le vel of ob jec ti vity may, tho ugh, vary from co un try to co un try. In the prac ti ce of the Hun ga rian en vi ron men tal pri va te law, af ter 3 years, the ob jec ti ve li a bi lity is su bro ga ted by a su bjec ti ve li a bi lity, this lat ter one ma king ex cul pa ti on ea si er.

The res ip sa lo qu i tur li a bi lity in spa ce law is not an ab so lu te li a bi lity, tho ugh it esta blis hes a pra e sump tio ju ris that the en vi ron men tal da ma ge ca u sed by a spa ce ob ject (e.g. a sa tel li te) is to be co ve red by the sta te which has sent the sa-tel li te in to spa ce. The pre sump tion is, tho ugh not ea sily, re but ta ble.

In the Hun ga rian ca se law, ob jec ti ve en vi ron men tal li a bi lity has been ap plied sub ju di ce sin ce the no vel la of the Ci vil Co de in 1977. This no vel la ma de en vi ron-men tal pri va te law a pa rt of en vi ron men tal law. The no vel la of the Ci vil Co de was pre ce ded by the Act on En vi ron men tal Pro tec tion of 1976.

The im por tan ce of eco no mics in en vi ron men tal pri va te law has only re cently been ac cep ted by the Hun ga rian le gal sci en ce. The ro le of the Co a se the ory is in di spu ta ble.

The en vi ron men tal pri va te law is qu i te a new phe no me non in the Hun ga rian le gal sci en ce, ho we ver, the in sti tu tion of ne ig hbor hood da ma ge has been pre sent in the Hun ga rian ca se law sin ce the 19th cen tury. The ca se law ad ded two systems of san cti o ning to the dis po si tion of the ne ig hbor hood norm in the Hun ga rian Ci vil Co de: the in dem nity and the pro tec tion of pos ses sion.

Keywords: pri va te and pu blic law pro tec tion of the en vi ron ment, en vi ron men-tal da ma ge, strict li a bi lity or li a bi lity ba sed on fa ult for en vi ron men tal da ma ge

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Др Ма те Ју лес, на уч ни ис тра жи вачУни вер зи тет у Се ге ди нуМе ди цин ски фа кул тетИн сти тут за суд ску ме ди ци нуma te.ju lesz@fre e mail.hu

При ват но прав на за шти та жи вот не сре ди не у Ма ђар ској под ути ца јем јав ног пра ва

Са­же­так:­Ау тор у ра ду ана ли зи ра гра ђан ско прав ну од го вор ност за еко ло шке ште те у све тлу ка ко ва же ћег ма ђар ског пра ва, та ко и европ ског еко ло шког пра ва. По себ ну па жњу по све ћу је прин ци пи јел ним од ред ба ма но вог Ма ђар ског гра ђан ског за ко ни ка по све ће ним еко ло шкој од штет ној од го вор-но сти. Док је еко ло шка од го вор ност пре про ме не си сте ма био са гле да ван у кон тек сту ад ми ни стра тив не од го вор но сти, са ис кљу че њем од го вор но сти ако је ште та би ла ис под ад ми ни стра тив ног ли ми та, да нас се од го вор ност за еко ло шке ште те уре ђу је у обла сти при ват ног пра ва, уз јав но прав ни ути цај са ци љем по ве ћа не за шти те жи вот не сре ди не. У но вом ма ђар ском еко ло-шком пра ву, у скла ду са европ ским еко ло шким прин ци пи ма, на гла ша ва се прин цип „за га ђи вач пла ћа”, та ко да за еко ло шке ште те од го ва ра онај ко ји је сво јом про тив прав ном рад њом про у зро ко вао ште ту, без со ци ја ли за ци је ри зи ка од еко ло шких ште та. Пра ви ло је да се за еко ло шке ште те од го ва ра пре ма пра ви ли ма објек тив не од го вор но сти, а са мо из у зет но по пра ви ли ма су бјек тив не од го вор но сти, бу ду ћи да су еко ло шки ри зи ци иза зва ни деј ством опа сних ства ри или де лат но сти. Јав но прав ни уплив се са гле да ва у то ме да је за шти та жи вот не сре ди не по диг нут у но вом Уста ву Ма ђар ске на ни во устав не оба ве зе, у сми слу да је за шти та жи вот не сре ди не од оп штег и јав ног ин те ре са, – као и у то ме да при ват но прав на од го вор ност за еко ло шке ште те са мо из у зет но до зво ља ва ис кљу че ње од го вор но сти.

Кључ­не­ре­чи:­при ват но прав на и јав но прав на за шти та жи вот не сре-ди не, објек тив на и су бјек тив на од го вор ност за еко ло шке ште те

Да тум при је ма ра да: 05.07.2016.

Dr. Máté Ju lesz, Das un ga rische Um wel tpri va trecht un ter dem Ein fluss des Jus Pu bli cum (стр. 661–678)