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Das Roper-Logan-Tierney-Modell

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Das Roper-Logan-Tierney-ModellNancy Roper, Winifred W. Logan, Alison J. Tierney

Wissenschaftlicher Beirat Programmbereich Psychologie:

Angelika Abt-Zegelin, Dortmund; Jürgen Osterbrink, Salzburg; Doris Schaeffer, Bielefeld; Christine Sowinski, Köln; Franz Wagner, Berlin

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Nancy Roper

Winifred W. Logan

Alison J. Tierney

Das Roper-Logan-Tierney ModellBasierend auf den Lebensaktivitäten (LA)

Aus dem Englischen von

Ute Villwock

Deutschsprachige Ausgabe herausgegeben von

Maria Mischo-Kelling

3., korrigierte und ergänzte Auflage

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Lektorat: Jürgen GeorgHerstellung: Daniel BergerUmschlagabbildung: Martin Glauser, UttigenUmschlaggestaltung: Claude Borer, RiehenSatz: Claudia Wild, KonstanzDruck und buchbinderische Verarbeitung: Finidr s. r. o., Český TěšínPrinted in Czech Republic

Das vorliegende Buch ist eine Übersetzung aus dem Englischen. Der Originaltitel lautet «The Roper Logan Tierney Model of Nursing» von Nancy Roper, Winifred W. Logan, Alison J. Tierney. © 2000. Elsevier Ltd. 3., korrigierte und ergänzte Auflage 2016© 2002, 2009 der deutschsprachigen Ausgabe by Verlag Hans Huber, Bern© 2016 der deutschsprachigen Ausgabe by Verlag Hogrefe, Bern

(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-95677-0)ISBN 978-3-456-85677-3

Nancy Roper. MPhil, RGN, RSCN, RNT, Edinburgh († 5.10.2004)Winifred W. Logan. MA, RGN, RNT, DSc (Hon), EdinburghAlison J. Tierney. BSc (SocSc-Nurs), PhD, RGN, FRCN, Edinburgh

Maria Mischo-Kelling (dt. Hrsg.). Krankenschwester, Diplom-Sozialwirtin, Diplom-SoziologinSchloss-Warth-Wag 14, I-39050 St. Pauls/Eppan, ItalienE-Mail: [email protected]

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Inhaltsverzeichnis

Autorinnenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Geleitwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

1.1 Konzeptuelle Pflegemodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

1.2 Entwicklungen der Pflege in Großbritannien: 1950 bis 1970 . . . . . . . . 18

1.3 Entwicklungen der Gesundheitspflege in Großbritannien:1950 bis 1970. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

1.4 Entwicklung des RLT-Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

2. Das Lebensmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

2.1 Die Lebensaktivitäten (LAs) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

2.1.1 Für eine sichere Umgebung sorgen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312.1.2 Kommunizieren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332.1.3 Atmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372.1.4 Essen und Trinken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402.1.5 Ausscheiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432.1.6 Sich sauber halten und kleiden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 462.1.7 Regulieren der Körpertemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 502.1.8 Sich bewegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542.1.9 Arbeiten und Spielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 572.1.10 Seine Geschlechtlichkeit leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 602.1.11 Schlafen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 642.1.12 Sterben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

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2.2 Die Lebensspanne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

2.3 Das Abhängigkeits-/Unabhängigkeits-Kontinuum. . . . . . . . . . . . . . . 74

2.4 Faktoren, welche die LAs beeinflussen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

2.4.1 Biologische Faktoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 772.4.2 Psychologische Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 782.4.3 Soziokulturelle Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 812.4.4 Umgebungsabhängige Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 842.4.5 Wirtschaftspolitische Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

2.5 Individualität im Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

3. Das Pflegemodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

3.1 Annahmen, die dem Modell zugrunde liegen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

3.2 Die Lebensaktivitäten (LAs) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 993.2.1 Die Anwendung des Konzepts der LAs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1003.2.2 Die Komplexität der LAs. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1023.2.3 Die Beziehung zwischen den LAs. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1023.2.4 Prioritäten zwischen den LAs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1033.2.5 Die Relevanz der LAs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1033.2.6 LAs und der einzelne Mensch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

3.3 Die Lebensspanne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

3.3.1 Das Säuglingsalter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1053.3.2 Die Kindheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1063.3.3 Die Adoleszenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1083.3.4 Das Erwachsenenalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1103.3.5 Das Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111

3.4 Das Abhängigkeits-/Unabhängigkeits-Kontinuum. . . . . . . . . . . . . . . 113

3.4.1 Die Kindheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1143.4.2 Das Erwachsenenalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1153.4.3 Das Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1163.4.4 Erkennen des Abhängigkeitsgrades . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

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3.5 Faktoren, welche die LAs beeinflussen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118

3.5.1 Biologische Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1193.5.2 Psychologische Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1243.5.3 Soziokulturelle Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1283.5.4 Umgebungsabhängige Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1333.5.5 Wirtschaftspolitische Faktoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138

3.6 Individualisierung der Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142

3.6.1 Einschätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1443.6.2 Planen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1563.6.3 Durchführen des Pflegeplans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1603.6.4 Bewerten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163

4. Einschatzung des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169

4.1 Der Wert von Pflegemodellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169

4.2 Die Rolle von Pflegemodellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171

4.3 Der Standort (und das Wesen) von Pflegemodellen . . . . . . . . . . . . . 172

4.4 Ist das RLT-Modell ein echtes Pflegemodell? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

4.5 Literatur zum Modell. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177

4.6 Auswirkungen des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178

4.7 Beitrag des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179

4.7.1 Neuordnung der Beziehung der Pflege zur Medizin . . . . . . . . . . . . . 1804.7.2 Verlagerung der Betonung von Krankheit auf Gesundheit. . . . . . . . . 1804.7.3 Komplexität der Pflege. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1814.7.4 Individualisierung der Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1814.7.5 Eine Pflegetheorie zugänglich machen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182

4.8 Kritik am Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

4.8.1 Ansichten von Pflegenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1834.8.2 Frasers Kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1844.8.3 Nachlassendes Interesse am Modell?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1854.8.4 Sorgen über fehlende Tests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

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4.9 Das «Testen» von Modellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

4.9.1 Einschätzen der Glaubwürdigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188

4.10 Forschung und Kritik an Modellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189

4.11 Zukunftsaussichten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191

Anhange

Anhang 1 Veränderungen der Diagrammdarstellungen des Modells von1976 bis 1996 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195

Anhang 2 Beispiel eines Patienten-/Klienten-Einschätzungsblattes undeines Pflegeplans. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211

Anhang 3 Einschätzungs-Rahmenwerk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219

Anhang 4 Pflegediagnosen im RLT-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227

Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245

Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257

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Autorinnenverzeichnis

Nancy Roper

Nancy Roper begann ihre Laufbahn als hauptberufliche Schriftstellerin in den1960er-Jahren, nachdem sie 15 Jahre lang als Leiterin einer Pflegeschule in Eng-land gearbeitet hatte. Als ersten Auftrag nach ihrem Umzug nach Edinburghübernahm sie die Herausgabe des Churchill Livingstone’s Nurses’ Dictionary unddes Churchill Livingstone Pocket Medical Dictionary; dies stellte den Beginn ihrerlangjährigen Verbindungen mit dem Verlag Churchill Livingstone dar. Dannfolgten ihre wohlbekannten Lehrbücher Man’s Anatomy, Physiology, Health andEnvironment und Principles of Nursing. In den frühen 1970er-Jahren absolvierteNancy Roper einen MPhil-Abschluss an der University of Edinburgh und wurdeanschließend als erste Pflegeforscherin an das Scottish Home and Health Depart-ment (1974–78) berufen; während dieser Zeit führte sie darüber hinaus mehrereProjekte für das European Office aus. Durch die Forschungsarbeiten für ihreMPhil-Studien, die Nancy Roper als Monografie unter dem Titel Clinical Experi-ence in Nurse Education (1976) veröffentlichte, entstand die Grundlage für ihrespätere Zusammenarbeit mit Win Logan und Alison Tierney. Die erste Auflageihres Werkes Die Elemente der Krankenpflege (Principles of Nursing) wurde 1980veröffentlicht. Im Verlauf der vergangenen 20 Jahre hat Nancy Roper Vorträge invielen Teilen der Welt gehalten und immer wieder mit Pflegenden und Pflegeleh-rern über das Roper-Logan-und-Tierney-Modell diskutiert. Nancy Roper starbam 5.10.2014.

Winifred Logan

Bis zu ihrer Pensionierung arbeitete Winifred Logan während ihrer herausragen-den Berufskarriere in der Pflege als Vorsitzende des Fachbereichs Gesundheit undPflege an der Glasgow Caledonian University, nachdem sie zuvor (1978–80)Direktorin des Weltbundes der Pflegenden (ICN) war. Sie hatte bereits in Nord-amerika gearbeitet und war Absolventin der Columbia University, New York. Zuihren weiteren internationalen Tätigkeiten gehört ihre Arbeit als WHO-Beraterin

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in Malaysia, im Irak und in Europa sowie als erste Direktorin der Pflegedienste inAbu Dhabi. Win Logan hatte 12 Jahre lang in den 1960er- und 1970er-Jahren denVorsitz im Fachbereich Pflegestudien an der University of Edinburgh inne, bevorsie als Nurse Education Officer in das Scottish Office berufen wurde. Mehrmalswirkte sie in englischen und internationalen Pflege- und Universitätskomiteesmit. Win Logan wurden Ehrentitel an zwei Universitäten verliehen und sie wurde1996 im Rahmen des 40-jährigen Bestehens des Fachbereichs Pflegestudien zumEhrenmitglied der University of Edinburgh ernannt.

Alison Tierney

Alison Tierney war eine der ersten Pflegenden in Großbritannien, die ein PhD-Abschluss (1976) absolvierte und anschließend eine vorwiegend forschungsorien-tierte Karriere verfolgte. Sie wurde 1997 zur Vorsitzenden der Abteilung Pflegefor-schung an der University of Edinburgh ernannt, nachdem sie 10 Jahre langDirektorin (1984–94) der international anerkannten Pflegeforschungsabteilungwar, die vom Scottish Office 1971 initiiert worden war und sich auf den Fach-bereich für Pflegestudien an der University of Edinburgh stützte. Durch ihre pfle-gerische und interdisziplinäre Forschungsarbeit und andere Aktivitäten hält Ali-son Tierney auch weiterhin enge Kontakte zu den Anbietern und Konsumentenvon Pflege- und Gesundheitsdienstleistungen aufrecht. Auf nationalem und inter-nationalem Niveau hat sie durch ihre aktive Arbeit als Mitglied des Royal Collegeof Nursing (RCN), als Vertreterin des RCN von Großbritannien in der Arbeits-gruppe der europäischen Pflegeforscher (WENR) während der 1980er-Jahre undals Beraterin für Forschungsexperten des ICN viel zur strategischen Entwicklungder Pflegeforschung beigetragen.

Autorinnenverzeichnis10

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Geleitwort

Roper, Logan und Tierney erarbeiteten gemeinsam eine Verbesserung von RopersModell und veröffentlichten ihre Überlegungen erstmals 1993 in Die Elemente derKrankenpflege als eine Möglichkeit, Schüler und Studenten am Anfang ihrer Aus-bildung in «das Nachdenken über die Pflegepraxis» einzuführen. Die fünf wich-tigsten, miteinander in Verbindung stehenden Konzepte in ihrem Modell lauten:

n Lebensaktivitäten;

n Lebensspanne;

n Abhängigkeits-/Unabhängigkeits-Kontinuum;

n Faktoren, welche die Lebensaktivitäten beeinflussen;

n Individualität im Leben.

Zum Zeitpunkt der ersten Auflage (1993) befand sich die Diskussion über Themenwie Tod und Sterben, soziokulturelle Faktoren und Umwelt erst am Anfang, dieBehandlung von wirtschaftspolitischen Faktoren war völlig neu und das ThemaSexualität schockierte gar noch manchen. Die Diagramme wurden für die zweiteAuflage neu gestaltet und zwecks besserer Übersichtlichkeit für die dritte Auflagenochmals verändert. Sie wurden für die vierte Auflage weitgehend belassen, außerdass der Begriff «körperlich» durch «biologisch» ersetzt wurde. Die vorliegendeMonografie (2000) soll die abschließende Veröffentlichung der Autorinnen undeine auf Dauer angelegte Darstellung des Pflegemodells sein, das in den Veröffent-lichungen von Roper, Logan und Tierney seit 1980 stets Kernpunkt war.

Das Modell basiert auf Realismus und leichter Zugänglichkeit. Roper, Loganund Tierney haben die Komplexität des Lebens und der Pflege berücksichtigt undein Modell entwickelt, das relativ einfach erscheint, was im Allgemeinen schwieri-ger zu erreichen ist als die Darstellung eines komplexen Modells. Diese Einfach-heit führt dazu, dass das Modell leicht verständlich, relevant und in der Pflegepra-xis anwendbar ist. Es bietet ein Rahmenwerk, welches den Lernenden hilft, eineDenkweise über das Leben und die Pflege in allgemeiner Hinsicht zu entwickeln,

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und es erweist sich als hilfreich, wenn es um die Frage der Individualisierung derprofessionellen Pflege geht. Das Modell wurde zusammen mit dem Pflegeprozesssowie in der medizinischen Praxis verwendet. Weil professionelle Pflege heutenicht mehr in jedem Fall direkt von einem qualifizierten Pflegenden gewährleistetwird, kann das Modell auch bei der Planung und als Hilfestellung zur Unterrich-tung von Familien sowie zur Unterstützung einer Individualisierung der Pflegegenutzt werden. Es hilft darüber hinaus, den Fokus der Pflege von Krankheitenabzuwenden und auf die Gesundheit zu richten, und es erleichtert die praktischeArbeit der Pflege bei der Gesundheitsförderung und bei Veränderungen des per-sönlichen Lebensstils. Selbst wenn wir Wohlbefinden und Selbstständigkeit beto-nen möchten, werden Menschen sich immer wieder unwohl fühlen, abhängigwerden und Pflege benötigen.

Modelle sind abstrakte Systeme von globalen Konzepten. Sie sind keine Theo-rie, sondern helfen, eine Theorie zu entwickeln und das Denken zu strukturieren.Das Roper-Logan-und-Tierney-Modell wurde bereits entwickelt, als fast nochkeine Literatur über Pflegetheorien veröffentlicht war, also vor den ertragreichenWerken von Fawcett (1984) und Meleis (1985). Die Autorinnen haben sich mitden frühen Arbeiten der nordamerikanischen Theoretikerinnen Henderson,Orem, Rogers und Roy vertraut gemacht, obwohl in jener Zeit nur wenig Litera-tur in den Pflegebibliotheken in Großbritannien vorhanden war.

Das RLT-Modell wurde in ganz Europa eingesetzt und ist aus dem Englischenin acht andere Sprachen übersetzt worden: ins Dänische, Estnische, Finnische,Deutsche, Italienische, Litauische, Portugiesische und Spanische. Darüber hinausfindet das Modell in Afrika, Australien, Indien, im Fernen Osten und in Südame-rika Anwendung. In Großbritannien wird es in zahlreichen Pflegeschulen unter-richtet und es stellt eine beliebte Wahl dar, wenn ein Modell in der Praxis einge-setzt werden soll. Obwohl diese Monografie die abschließende Darstellung desRLT-Modells sein soll, muss es nicht die letzte Version sein. Die Autorinnen über-lassen es nun anderen, die Konzepte zu überprüfen und das Modell weiterzuent-wickeln.

Ann Marriner Tomey

Geleitwort12

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Vorwort

Im Vorwort der letzten Auflage unseres bekannten Lehrwerks Die Elemente derKrankenpflege (Recom, Basel/Eberswalde, 1993) haben wir bereits unsere Vor-behalte hinsichtlich des Nutzens einer weiteren Veröffentlichung dieses Werksdargelegt. Statt der Herausgabe einer weiteren neuen Auflage der Elemente derKrankenpflege haben wir entschieden, eine Publikation – nämlich diese Mono-grafie – vorzubereiten, mit der eine abschließende Darstellung jenes Pflege-modells zur Verfügung gestellt werden soll, das Kernpunkt sämtlicher Veröffent-lichungen von Roper, Logan und Tierney war, die seit der ersten Auflage derElemente der Krankenpflege (1980) erschienen sind. Die Gründe für unsereZusammenarbeit Mitte der 1970er-Jahre mit dem Ziel der Entwicklung einesPflegemodells, das auf einem Lebensmodell beruht, werden in Kapitel 1 erläutert.Dieses einleitende Kapitel soll dem Leser ein gewisses Hintergrundverständnisvon unserer Arbeit bieten; dazu gehören auch die zu diesem Zeitpunkt in der Pro-fession Pflege vorherrschenden Umstände und der allgemeinere Kontext derGesundheitspflege. Im Verlauf der Zeit haben wir, was in jeder der vier Auflagender Elemente der Krankenpflege dokumentiert wurde, das Modell weiter verbes-sert; die abschließende – und unsere letzte – Darstellung des Modells findet sichnun in dieser Monografie. Das Lebensmodell, auf das sich die Lebensaktivitätenbeziehen, wird in Kapitel 2 beschrieben. In Kapitel 3 soll das Pflegemodell vor-gestellt werden. Im Gegensatz zu den Elementen der Krankenpflege konzentriertsich diese Veröffentlichung nur auf das Modell und die Konzepte seiner verschie-denen Komponenten. Wir werden nicht versuchen, mit vielen Beispielen zuerläutern, wie das Modell im Pflegeprozess angewendet werden kann (d. h. Ein-schätzen, Planen, Durchführen und Bewerten), was zusammen mit all den unter-stützenden Literaturhinweisen einen großen Teil aller vier früheren Auflagen derElemente der Krankenpflege ausgemacht hat. Die praktische Anwendung unseresModells überlassen wir nun seinen Benutzern. Wir möchten nicht, wie wir wie-derholt betont haben, dass dieses oder ein beliebiges anderes Modell «in Steingehauen» wird; damit verbinden wir die Hoffnung, dass unser Modell in Zukunftweiter kreativ genutzt und entwickelt wird. Die kontroverse Frage, ob Pflegemo-delle im Allgemeinen und das RLT-Modell im Speziellen, im 21. Jahrhundert wei-

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terhin eine Rolle spielen können, wird in Kapitel 4, dem Abschlusskapitel dieserMonografie, erörtert. Dieses Kapitel basiert auf einem Aufsatz, der auf dem ErstenInternationalen Pflegetheorienkongress, der 1997 in Deutschland stattfand, vor-gestellt wurde. Die Argumente für und gegen Pflegemodelle werden untersucht.Das Kapitel enthält außerdem eine kritische Selbsteinschätzung unseres eigenenModells. Unsere Absicht besteht dabei darin, die Weiterführung einer kritischen –aber fundierten – Diskussion über die Rolle von Modellen und über konzeptuellesDenken in der Pflege zu unterstützen.

Unsere eigenen Überlegungen über die professionelle Pflege sind von all jenenPflegenden, Lehrern, Schülern, Studenten und Wissenschaftlern beeinflusst undimmer wieder in Frage gestellt worden, die im Laufe der Jahre auf der ganzen Weltunser Modell interpretiert, angewendet und kritisiert haben. Wir erkennen mitgroßem Dank ihre Beiträge an, durch die sie unsere Diskussionen bereichert, unsermutigt und der weiteren Verbesserung des Modells eine Richtung gewiesenhaben. Wir sind höchst erfreut, dass unsere abschließende Veröffentlichung miteinem Vorwort von Professor Ann Marriner Tomey erscheint, der Urheberin desinternational bekannten Werkes PflegetheoretikerInnen und ihr Werk. Wir schätzenAnns Interesse an unserer Arbeit sehr! In der vierten Auflage ihres Werkes (daszusammen mit Martha Alligood herausgegeben und 1998 veröffentlicht wurde) istauch unser Modell enthalten: ein Kapitel ist dem RLT-Modell gewidmet. Ein wich-tiger Aspekt ist, dass die Veröffentlichung den Zugang zu unserem Modell erwei-tert hat, insbesondere für die Pflegenden in Nordamerika; und wir hoffen, dassdurch diese Publikation das RLT-Modell auch dann noch angewendet wird, wenndie Elemente der Krankenpflege schon längst nicht mehr gedruckt werden.

Nancy RoperWin LoganAlison J. TierneyEdinburgh, 2000

Vorwort14

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1Einleitung

Diese Monografie beschreibt das Roper-Logan-und-Tierney-Pflegemodell (RLT-Modell), das erstmals 1980 in Elemente der Krankenpflege veröffentlicht wurde.Damals versuchten wir, Pflegestudenten ein konzeptuelles Rahmenwerk zu prä-sentieren, das die theoretischen Grundlagen beschreibt, welche für die pflegeri-sche Praxis in sämtlichen Einrichtungen der Gesundheitsversorgung maßgeblichsind. In den folgenden Auflagen dieses Lehrwerkes (1985, 1990, 1996) wurde diefortlaufende Weiterentwicklung unseres Modells in Textform erläutert. Für diehier vorliegende Publikation werden die verschiedenen Überarbeitungen desModells in Anhang 1 zusammengefasst.

Das RLT-Modell war primär nicht als ein Beitrag für die theoretische Literaturkonzipiert worden – es sollte vorwiegend in der Ausbildung eingesetzt werden, vonNeulingen in der Pflege und ihren Lehrern. Doch auch die praktizierenden Pfle-genden zeigten Interesse, und so wurde das RLT-Modell zum ersten Modell inGroßbritannien, das in einer Vielzahl von Praxiseinrichtungen häufig eingesetztwurde. Heute ist es in der Tat in vielen Teilen der Welt bekannt (Die Elemente derKrankenpflege wurde in acht Sprachen übersetzt) und ist seit seiner ersten Ver-öffentlichung 1980 in vielen Pflegeschulen zu einer Pflichtlektüre der einführendenLehrwerke für Pflegeschüler und -studenten geworden. Während die Details desLehrwerkes bei jeder neuen Auflage in beträchtlichem Umfang aktualisiert werdenmussten, ist das Modell, auf dem es beruht, relativ intakt geblieben, obwohl – wiebereits erwähnt – seit 1980 zahlreiche Verbesserungen vorgenommen wurden. Statteine fünfte Auflage der Elemente der Krankenpflege vorzubereiten, gewährleistetdiese Monografie eine dauerhaftere Darstellung des Modells selbst. Es wird demBenutzer des Modells überlassen, die Konzepte für die praktischen Anwendungenso zu übertragen, dass sie den jeweiligen Umständen oder den Bedürfnissen derPflegestudenten in den verschiedenen Stadien ihrer Ausbildung entsprechen.

Vor der Beschreibung des Modells ist es sicherlich interessant, dieses in einenKontext zu stellen, indem versucht wird, einen globalen Blick auf die vorherr-

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schenden Bedingungen in der Pflege und bei der Gewährleistung der Gesund-heitsversorgung in der Zeit von 1950 bis 1970 zu werfen, wie sie vor der erstmali-gen Entwicklung des RLT-Modells üblich waren. Zuerst soll nun die Entwicklungvon konzeptuellen Pflegemodellen im Allgemeinen zusammengefasst werden.

1.1

Konzeptuelle Pflegemodelle

Der Versuch, die professionelle Pflege zu beschreiben, ist nicht neu. Anmerkungenzur Krankenpflege, was sie ist und was nicht ist der Titel eines Werkes, das FlorenceNightingale 1859 veröffentlicht hat. Obwohl bereits im 19. Jahrhundert verfasst,sind einige ihrer Ansichten überraschenderweise für die heutige Welt immer nochzutreffend. Beispielsweise vertrat Nightingale die Meinung, dass die «Gesetze derGesundheit» und die «Gesetze der Krankenpflege» in Wirklichkeit die gleichensind, und sie betonte besonders die Beziehung zwischen Gesundheit und Umge-bung. Die Bestimmung des Wissens, das als Grundlage für die Pflegepraxis erfor-derlich ist, und die Darstellung, wie die vielen verschiedenen Wissensformen mit-einander in Verbindung stehen und sich zu einem kohärenten Rahmenwerk derPflege zusammenfügen – nämlich zu einem konzeptuellen Modell –, sind jedochEntwicklungen des 20. Jahrhunderts.

Die Idee, konzeptuelle Modelle im Kontext der professionellen Pflege einzuset-zen, stammt aus Nordamerika. Vielleicht waren die nordamerikanischen Kran-kenschwestern die Vorreiter, weil sich die Ausbildung der Pflegenden dort auf dieUniversitäten konzentrierte, und zwar schon 50 Jahre, bevor diese Entwicklung inGroßbritannien – und in ganz Europa – nachvollzogen wurde. In den USA fanddas erste Pflegeausbildungsprogramm für Studenten auf Universitätsebene bereits1907 an der University of Minnesota statt, während das erste entsprechende Pro-gramm in Europa erst 1960 an der University of Edinburgh in Schottland einge-richtet wurde.

In der akademischen Einrichtung «Universität» erwartet man Wissenschaftund Forschung. In den frühen 1950er-Jahren veröffentlichten mehrere amerikani-sche PflegewissenschaftlerInnen, z. B. Peplau (1952) und Henderson (1955), ihrepersönlichen Ansichten über das Wesen der Pflege. Hendersons Ideen wurdenweltweit sehr schnell bekannt, als sie vom Weltbund der Pflegenden (ICN) gebe-ten wurde, ihr Werk Die Grundregeln der Krankenpflege (1960) zu verfassen, dasheute in fast allen Sprachen erhältlich ist. Zu diesem Zeitpunkt verwendeten dieAutorInnen allerdings den Begriff «Pflegemodell» noch nicht.

In der Zwischenzeit waren in der Pflegeausbildung an den amerikanischen Uni-versitäten Curricula entstanden, die sowohl in akademischer Hinsicht als auch fürdie Profession Pflege akzeptabel waren. Diese Curricula enthielten sinnvolle

1. Einleitung16

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Bezugsrahmen und gewährleisteten eine Kohärenz der verschiedenen Themen,die die Anfänger der Pflege studierten. Die Beschreibung des pflegerischen Wis-senssystems war notwendig.

Ende der 1960er-Jahre und Anfang der 1970er-Jahre entwickelten mehrerenordamerikanische Pflegende mit den Daten und Erfahrungen, die sie währendzahlreicher Berufsjahre in Pflegeforschung, Pflegepraxis und Pflegeausbildunggesammelt hatten, persönliche Sichtweisen über das Wesen der Pflege. Sie be-schlossen, ihr Bild von der Pflege als einen «konzeptuellen Bezugsrahmen» oder«Modell» zu bezeichnen (z. B. Orem [1959], Johnson [1959], King [1964], Levine[1966], Rogers [1970], Roy [1970] und Neuman [1972]); später ergänzten sie ihrefrühen Arbeiten um weitere Verbesserungen. Die historische Entwicklung derPflegemodelle wird von Meleis (1997) in Theoretische Pflege: Entwicklung undFortschritt (Theoretical Nursing: Development and Progress) detailliert beschrie-ben. Analysen und Evaluationen verschiedener Modelle sind beispielsweise vonFawcett (1995), Marriner Tomey und Alligood (1998) sowie Aggleton undChalmers (2000) veröffentlicht worden. Diese aktuellen Publikationen enthaltenzahlreiche Literaturhinweise zu Artikeln und Büchern, die von den oben genann-ten Modellentwicklern verfasst worden sind. Auf diese Weise wurde es möglich,die fortlaufenden Weiterentwicklungen des Denkens der verschiedenen Modell-entwickler im Verlauf der Zeit festzuhalten. Die Untersuchung ihrer ursprüng-lichen Arbeit bietet ein besseres Verständnis von der vollen Bedeutung ihres indi-viduellen Beitrags zum pflegerischen Wissen.

Das theoretische Reflektieren über die professionelle Pflege ist faszinierend undstellt aus akademischer Sicht eine große Herausforderung dar; wenn aber einModell für die Praxis der Pflege von Nutzen sein soll, muss eine Möglichkeit zumÜbertragen des Modells in eine anwendbare Form vorhanden sein. Durch die Ein-führung des «Pflegeprozesses» gelang es, ein Mittel für die «Übertragung» von Pfle-gemodellen in die Praxis zu gewährleisten. Dieser Prozess, diese logische Form desDenkens – Einschätzen, Planen, Durchführen und Bewerten – wird auch von vielenanderen Disziplinen praktiziert; er ist nicht auf die professionelle Pflege beschränkt.Dieser zyklische Prozess wird als eine gute Möglichkeit zur Operationalisierungder Konzepte befürwortet, die in den Pflegemodellen Anwendung finden.

Dies war der Stand der Entwicklung in den 1970er-Jahren, als man in Großbri-tannien begann, über die Literatur zu den Pflegemodellen und über den Pfle-geprozess in größerem Rahmen zu diskutieren. Und es gab sicherlich zahlreichePflegende, die solche Vorstellungen mit Spott bedachten und sie als «Trocken-übungen» von Übersee abwerteten, welche in Großbritannien nicht funktionierenwürden. Welche Entwicklungen der Pflegeprofession und der Pflegepraxis führtenzu den in den 1970er-Jahren vorherrschenden Umständen und weckten das Inter-esse (oder Desinteresse) an Pflegemodellen?

1.1 Konzeptuelle Pflegemodelle 17

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1.2

Entwicklungen der Pflege in Großbritannien: 1950 bis 1970

Vielleicht waren einige Kritiken durchaus gerechtfertigt, die durch Äußerungenwie: «Das würde in Großbritannien niemals funktionieren» beispielhaft dar-gestellt wurden. Denn schließlich konzentrierten sich alle Modelle, die von denPflegenden in Nordamerika entwickelt worden waren, auf den einzelnen Patien-ten/Klienten. Zugegebenermaßen hatte in Großbritannien in den 1950er- und1960er-Jahren die Planung eines Großteils der Pflege nicht die Vorstellung vonKlienten/Patienten als Individuen zum Inhalt. In den meisten Krankenhäusernwar die Pflege immer noch tätigkeitsorientiert, und deshalb wurden keine Ein-schätzung und kein umfassender Pflegeplan für den einzelnen Patienten erstellt.

Trotzdem gab es viele hervorragende Pflegende, die eine effektive und mitfüh-lende Versorgung gewährleisteten. Diese «guten» Pflegenden verfolgten tatsäch-lich eine Denkweise, die dem Pflegeprozess ähnelte, sie analysierten und erklärtenjedoch nicht, was sie während der Umsetzung dieses Prozesses oder seiner einzel-nen Schritte dachten oder taten. Darüber hinaus dokumentierten sie die Informa-tionen über den einzelnen Patienten nicht auf einheitliche und umfassende Weise,und, was noch wichtiger ist, die Ergebnisse der Patientenpflege wurden nicht sys-tematisch evaluiert. Weil die Pflegenden ihre Arbeit nicht erläuterten oder doku-mentierten, gab es für den Beobachter, der nur das äußerlich erkennbare Ver-halten der Pflegenden sah, auch keine greifbaren Beweise für den intellektuellenAspekt des Prozesses. Deshalb war es insbesondere für aufmerksame Pflegeschülerschwierig, die oftmals blitzschnell ausgeführte mentale Aktivität zu erkennen undzu verstehen, die die Handlungen eines erfahrenen Pflegenden bestimmte. Folg-lich waren die Ergebnisse des Denkens eines «guten» Pflegenden weder sichtbar,noch wurden sie systematisch evaluiert.

Dies war nicht weiter überraschend. Denn in den 1950er-Jahren forderte das inGroßbritannien vorgeschriebene Curriculum für Pflegende in der allgemeinenPflege, dass während der Ausbildung die meisten Praktika in Krankenhäusernstattzufinden hatten (d. h. in Einrichtungen zur Behandlung von Krankheiten).Tatsächlich waren die Pflegeschüler nahezu kostenlose «Handlanger» für das Per-sonal in den Krankenhäusern. Diese krankenhausgerichtete Orientierung und dasmedizinische Modell der Gesundheitspflege spiegelten sich auch in den Ausbil-dungsprogrammen wider. Die Ärzte deckten einen beträchtlichen Teil des Unter-richts in den Pflegeschulen ab, der somit unvermeidlich Krankheitsbilder zumInhalt hatte und sich auf deren medizinische Behandlung konzentrierte. Obwohles vereinzelte Ausnahmen gab, boten die Lehrer für Pflege keine organisierte,substanzielle Unterstützung, die das Verhältnis der Erkrankung eines Patienten zuseinen psychologischen, sozialen, kulturellen oder ökonomischen Umständen

1. Einleitung18

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erklärte und aus der hervorging, wie all diese Faktoren zusammen die Reaktioneneines Patienten und die Maßnahmen der Pflege beeinflussen können. Zusammen-fassend kann man feststellen, dass die Ausbildung der Pflegeschüler tätigkeits-,krankheitsorientiert und biologisch ausgerichtet war. Bezüglich der Bestimmungeiner strukturierten Wissensgrundlage für die professionelle Pflege zeigten sichnur wenige Fortschritte.

In Großbritannien erkannte jedoch eine ständig steigende Anzahl von leiten-den Persönlichkeiten in der Pflege immer klarer die Notwendigkeit, dass dieWissensgrundlage der Pflege erklärt, dass die Individualität des Klienten/Patien-ten als Fokus der Pflege anerkannt werden und dass Gesundheit und Vorbeu-gung von Krankheiten ausdrücklicher betont und entsprechende relevante Ver-änderungen in den Ausbildungsprogrammen für Pflegeanfänger vorgenommenwerden müssten. Die praktizierenden Pflegenden und Lehrer für Pflege artiku-lierten immer eindringlicher das Bedürfnis nach Veränderungen. Sie veröffent-lichten darüber hinaus ihre Ideen in der pflegerischen Fachliteratur. Im Laufeder Jahre wurde in verschiedenen Berichten, die von der Regierung und vomBerufsstand der Pflegenden selbst in Auftrag gegeben worden waren, verlangt,dass die Studenten nicht mehr die wichtigsten «Handlanger» in den Kranken-häusern sein dürften. Sie traten außerdem dafür ein, dass, obwohl die Erfahrungim praktischen Bereich zweifellos außerordentlich wichtig war, die ausbildungs-relevanten Ziele der entscheidende Aspekt während der pflegerischen Ausbil-dung sein müsse und dass das gesamte System der pflegerischen Grundausbil-dung umorganisiert werden sollte, um eine theoretische Grundlage in allenEinrichtungen zu gewährleisten, die sowohl gesundheits- als auch krankheitsori-entiert waren.

Nach und nach wurden in den Krankenhäusern verschiedene Methoden derOrganisation von Pflege eingeführt, z. B. Patientenzuweisung, Teampflege undPrimary Nursing. Mit diesen Veränderungen ging eine graduelle Verschiebungvon der Tätigkeits- zur Patientenorientierung einher. Schließlich wurde auch derInhalt der Grundprogramme in der Pflegeausbildung verändert und umfasstezusätzlich beispielsweise Erfahrungen in psychiatrischen Einrichtungen, wodurchdie Bedeutung der psychologischen Aspekte in der Pflege berücksichtigt wurde.Darüber hinaus dienten Erfahrungen in der Gemeindepflege dazu, den Schülerndie Gelegenheit zu geben, sich mit der Bedeutung bestimmter sozialer, öko-nomischer und umgebungsabhängiger Aspekte vertraut zu machen, welche dieGesundheit und den Lebensstil eines Klienten beeinflussen können.

Mit der Zeit wurden verschiedene experimentelle Programme, die einige dieserVeränderungen betonten, durchgeführt und evaluiert. Schließlich etablierten sicheinige Programme auch an universitären Einrichtungen, wobei das erste Pro-gramm in Großbritannien 1960 an der University of Edinburgh eingerichtet wur-

1.2 Entwicklungen der Pflege in Großbritannien: 1950 bis 1970 19

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de. Im Kontext dieser Entwicklungen im Pflegebereich in Großbritannien wurdeMitte der 1970er-Jahre das RLT-Modell erarbeitet und formuliert.

Natürlich können Pflege und Pflegemodelle nicht isoliert betrachtet werden.Die professionelle Pflege ist immer ein Teil des Gesundheitssystems im allgemei-nen Rahmen der Gesellschaft, der sie dient. Die Veränderungen, die Mitte des20. Jahrhunderts in der Pflege stattgefunden haben, spiegelten zumindest teil-weise jene Fortschritte wider, die in den Gesundheitssystemen im Allgemeineneingetreten waren.

1.3

Entwicklungen der Gesundheitspflege in Großbritannien:1950 bis 1970

Ein interessanter Aspekt sind Überlegungen über die vorherrschenden Bedingun-gen in Großbritannien, als dort 1948 kurz nach dem Zweiten Weltkrieg derNational Health Service (NHS) eingerichtet wurde. Die Gewährleistung einesnationalen Gesundheitssystems, das im Bedarfsfall kostenfrei in Anspruchgenommen werden konnte, war eine außerordentliche Innovation, die zweifelloseine Reihe von Verbesserungen hinsichtlich der Gesundheit der Nation bewirktund die Entwicklung von Gesundheitsdienstleistungen in anderen Teilen derWelt inspiriert hat.

Im Nachhinein klingt es naiv, aber in den ersten Nachkriegsjahren herrschtenoch die Vorstellung vor, dass es in der Nation einen «harten Kern» an Krankheitengebe, der «beseitigt» werden könnte, wenn ein kostenloser Gesundheitsdienst zurVerfügung gestellt würde. Tatsächlich glaubte man, dass durch die Verbesserungder Gesundheit der Bürger die Gesamtkosten für den Staatshaushalt reduziert wer-den könnten. Im Gegensatz dazu schnellten die Kosten der Gesundheitsver-sorgung jedoch in die Höhe. In der Nachkriegszeit traten in ganz Großbritannieneinschneidende Reformen der sozialen, ökonomischen und politischen Verhält-nisse ein, die unvermeidlich auch die Richtung des Wachstums in dem noch jun-gen NHS beeinflussten. Viele sind erwähnenswert, zwei davon hatten jedoch nichtnur in Großbritannien, sondern auch in den meisten anderen westlichen Staateneine unmittelbare Auswirkung auf die Entwicklung der Kosten der Krankenhaus-versorgung.

Der erste Aspekt bezog sich auf die wachsenden Herausforderungen an dieDienstleistungen der Gesundheitspflege, die durch die veränderten soziographi-schen Entwicklungen entstanden, insbesondere die steigende Anzahl älterer Men-schen durch den zunehmenden Anteil der Bevölkerung über 65 Jahren. Das Phä-nomen der alternden Bevölkerung erwuchs aus dem Zusammentreffen von zweiSachverhalten: die langfristig rückläufige Entwicklung der Geburtenrate, die für

1. Einleitung20

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einen steigenden Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung sorgte, und die stän-dig steigende Lebenserwartung (in Großbritannien 1901 noch 52 Jahre, 1951bereits 66 Jahre und Anfang der 1990er-Jahre schließlich 72 Jahre für Männer und78 Jahre für Frauen). Es gab und gibt immer noch viele gesunde ältere Menschenin der Bevölkerung, aber das unvermeidlich häufigere Auftreten von Krankheitenin dieser Altersgruppe begann, kontinuierlich immer größere Anforderungen andie Gesundheitsdienste im Allgemeinen und an die Krankenhäuser im Speziellenzu stellen.

Der zweite Punkt, der zum Anstieg der Kosten im Gesundheitswesen führte, warder in den Einrichtungen des Gesundheitswesen zunehmende Einsatz eines Wis-sens, das aus dem technologischen Fortschritt hervorging, der sich in der zweitenHälfte des 20. Jahrhunderts immer mehr beschleunigte. Immer komplexere undeffektivere Behandlungen standen für viele Krankheitssyndrome zur Verfügung.Die allgemeine Forderung der «Heilung» von immer mehr bisher geheimnisvollenStörungen wurde lauter. Teure Krankenhausspezialbereiche (die arbeits- und res-sourcenintensiv waren) wurden eingerichtet, um den gestiegenen Anforderungengerecht zu werden. Die Anwendung neuer, teurer Arzneimittel nahm zu, und daswachsende Budget des NHS sprengte alle Proportionen der ursprünglichen Schät-zungen. Deshalb schien bereits in den 1970er-Jahren das NHS im Zusammenhangmit den Finanzen (ein Faktor, der sich in den 1980er- und 1990er-Jahren weiterverstärkte) und tatsächlich auch bei der Ausrichtung seiner Zielsetzungen kran-kenhaus-, krankheits- und medizinorientiert zu sein. Extreme Kritiker vertratensogar die Meinung, dass «Gesundheitsdienste» eine unzutreffende Bezeichnungsei; es handele sich vielmehr um einen «Krankheitsdienst».

Das war jedoch noch nicht das vollständige Bild. Auch gesundheitsorientierteDienstleistungen standen zur Verfügung. Innerhalb dieser Dienste leistete dieprofessionelle Pflege wertvolle Beiträge, z. B. in der Entbindungspflege, bei derGesundheitsberatung (Health Visiting), bei der Versorgung in Schulen und amArbeitsplatz. Obwohl die Versorgung in Krankenhäusern so dominant war, ent-wickelte sich auch an anderen Stellen ein zunehmendes Interesse an jenen Dienst-leistungen, die aktiv die Gesundheit förderten und erhielten sowie Krankheitenvorbeugten. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Ergebnisse dieserArt von Aktivitäten hinsichtlich ihrer Wahrnehmung durch die Öffentlichkeitlange nicht so dramatisch wie die Ergebnisse von Krankheitsbehandlungen waren.Die Mitarbeiter der Gesundheitsberufe waren sich durchaus bewusst, dass dieseErgebnisse beim Versuch ihrer Evaluation subtiler, schwieriger zu messen undschwerer definierbar waren – und damit, im Zusammenhang mit der Gewährleis-tung von finanziellen Mitteln, nicht so einfach zu rechtfertigen.

In den 1960er- und 1970er-Jahren bedeutete die verbesserte Bildung der breitenBevölkerung, dass sie, auch als Folge der zunehmenden Wissenschaftlichkeit und

1.3 Entwicklungen der Gesundheitspflege in Großbritannien: 1950 bis 1970 21

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Effektivität der Massenmedien, besser aufgeklärt und informiert war, z. B. überGesundheit und Krankheit. Im Gegensatz zu der Mentalität des «totalen Versor-gungsstaates», die ursprünglich als Reaktion auf die kostenlose Gewährleistungvon Gesundheitsdienstleistungen erzeugt worden war, wurde nun die Vorstellungpropagiert, dass, obwohl die Regierung einen beträchtlichen Beitrag leistete, auchder Einzelne eine gewisse persönliche Verantwortung für den eigenen Gesund-heitszustand und für seinen Lebensstil, den er selbst und seine Familie führten, zutragen habe. Ähnliche Entwicklungen zeigten sich auch in anderen hoch ent-wickelten Ländern, von denen viele nach dem Zweiten Weltkrieg ein System dervon der Regierung finanzierten oder administrierten Gesundheitsdienstleistun-gen eingeführt hatten.

Die verschiedenen Entwicklungen zum Thema Gesundheit und Krankheit wur-den auf internationaler Ebene 1978 während der Konferenz des Weltkinderhilfs-werks der Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsorganisation (WHO/UNICEF) in Alma-Ata in der früheren UdSSR diskutiert, an der sowohl dieentwickelten als auch die unterentwickelten Länder teilnahmen. Die Empfehlun-gen, die sich aus den Diskussionen herauskristallisierten, mündeten in einem ehr-geizigen Plan: «Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000» (Plan «H 2000»). In die-sem Entwurf wurde betont, dass Gesundheit nicht nur das Fehlen von Krankheitsei, sondern darüber hinaus der Anspruch auf Wohlbefinden und die Maximie-rung der menschlichen Potenziale. Dienstleistungen der Krankenhäuser warenimmer noch Bestandteil des Plans «H 2000», aber der Bedarf an Gemeindedienst-leistungen wurde deutlich hervorgehoben. Die Gewährleistung einer Betreuungzu Hause wurde empfohlen und besonderer Wert auf die Förderung von Gesund-heit sowie die Vorbeugung gegen Krankheiten gelegt. Auf nationaler Ebene, alsoauch in den Regierungseinrichtungen, war die Bereitschaft der Politik erforder-lich, um die sozialen, ökonomischen und umweltabhängigen Bedingungen zubestimmen, welche ein gesundes Leben fördern. Demgegenüber mussten dieMenschen auf lokaler Ebene eine gewisse Verantwortung für sich selbst akzeptie-ren. Das persönliche Verhalten und seine Einflüsse auf die Lebensbedingungenwaren wesentliche Faktoren bei der Förderung von Gesundheit und Wohlbefin-den. Großbritannien war eines von 134 Ländern, die auf der WHO/UNICEF-Konferenz vertreten waren und sich den allgemeinen Prinzipien der «H 2000»-Empfehlungen anschlossen.

Obwohl dies zugegebenermaßen nur ein sehr kurzer und selektiver Blick aufdie Entwicklungen zwischen den 1950er- und 1970er-Jahren ist, wird doch deut-lich, dass bestimmte Aspekte der in jener Zeit vorherrschenden Bedingungen beider Gewährleistung von Gesundheitspflege zu berücksichtigen waren, als wirMitte der 1970er-Jahre unsere Gedanken zum RLT-Modell entwickelten. Ein Pfle-gemodell zu konstruieren, das auf einem Lebensmodell beruht, schien im Beson-

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deren in Einklang mit den emporkommenden Entwicklungen in der Kranken-und Gesundheitspflege zu sein.

1.4

Entwicklung des RLT-Modells

Wenn man von einem Modell behaupten kann, dass es an einem konkretenUrsprungsort entstanden ist, dann ist dies im Fall des RLT-Modells unbestreitbarEdinburgh in Schottland. Alle drei Mitarbeiter des Trios sind Absolventen derUniversity of Edinburgh, alle drei haben in dem renommierten Fachbereich fürPflegewissenschaft an dieser Universität eine gewisse Zeit ihrer beruflichen Lauf-bahn gearbeitet und/oder studiert.

Vor ihrem Master-Studium an der University of Edinburgh hatte sich NancyRoper als Lehrerin für Pflege etabliert; danach verfasste sie als selbstständige Auto-rin Pflegelehrbücher und wurde international als Lexikografin bekannt. Im Ver-lauf der Jahre hinterfragte sie immer mehr die Begriffe, die zur Beschreibung derPflege Verwendung fanden. In den 1960er-Jahren wurden Pflegeschüler/-stu-denten beispielsweise in verschiedenen Stationen eingesetzt, um Erfahrungen inder inneren, chirurgischen, gynäkologischen, orthopädischen Pflege etc. zu sam-meln, da die Spezialisierung in der Gesundheitspflege immer stärker zunahm. Esgab auch allgemeinere Klassifikationen, wie Kinderkrankenpflege oder psychiatri-sche Pflege.

Roper begann 1970 im Rahmen ihrer Master-Arbeit zu untersuchen, ob sichein erkennbarer gemeinsamer «Kern» der Pflege in den verschiedenen Pflegefach-bereichen nachweisen lasse, und falls zutreffend, ob es möglich sei, nicht nur die-sen «Kern», sondern auch das Spezialwissen sowie die entsprechenden Fertigkei-ten und Einstellungen zu identifizieren, die erforderlich sind, um Menschen zupflegen, die unter bestimmten gynäkologischen oder orthopädischen etc. Erkran-kungen leiden. Roper behauptete, dass die Bestimmung eines solchen «Kerns» das«Gemeinsame» der Pflege erklären würde. Die Identifikation des besonderen Wis-sens und der speziellen Fertigkeiten, die in «Spezialbereichen» benötigt werden,würde diese «Vielfältigkeit» erklären.

Untersuchungen über die Literatur zu anderen Projekten im Zusammenhangmit der Bestimmung dieses «Kerns» der Pflege waren bereits durchgeführt wor-den, keine davon bezog sich jedoch auf den klinischen Bereich. Deshalb wurdeein spezielles «Patientenprofil» entwickelt, um Daten über Patienten in verschie-denen klinischen Bereichen zu sammeln, in denen eine Pflegehochschule Studen-ten einsetzte: ein Allgemeinkrankenhaus (mit Langzeitbetten), eine Frauenklinik,ein psychiatrisches Krankenhaus und 12 Gemeindebereiche. Die dabei gewonne-nen 774 Profile wurden anschließend analysiert. Die Ergebnisse zeigten eindeutig,

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dass es einen «Kern» bei den Alltagsaktivitäten gab, was Ropers Idee unterstützte,ein Pflegemodell aus einem Lebensmodell heraus zu entwickeln. Dabei würdeauch die unbestreitbare Notwendigkeit offenbar werden, dass Patienten/Klientenweiter «leben» müssen, während sie gepflegt werden, und dass natürlich auch diePflegenden neben und in ihrem Beruf «leben». Die ursprünglichen Modelle vonRoper (1976) sind heute nur noch von historischem Interesse. Ihre damaligenIdeen wurden erweitert und neu strukturiert und führten zur Entwicklung desRLT-Modells, das auf einem Lebensmodell beruht.

Winifred Logan brachte in das Trio ihre Erfahrungen als Lehrerin für Pflegeund, was noch viel wichtiger ist, ihre internationale Erfahrung als Pflegende ein.Logan wurde 1962 Dozentin im Fachbereich für Pflegewissenschaft an der Uni-versity of Edinburgh. Sie hatte bereits einen Master-Abschluss an dieser Univer-sität absolviert. Es ist nicht ganz einfach, speziell jene Erfahrungen herauszustel-len, die vorrangig zu ihrem Interesse an konzeptuellen Rahmenwerken für diePflege beitrugen, aber im Nachhinein betrachtet sind vielleicht zwei davon beson-ders erwähnenswert.

Logan arbeitete in den 1950er-Jahren in Kanada auf einer Tuberkulose-/Tho-raxstation, in die auch Inuits, und zwar über eine Luftbrücke von Baffinlandnach Hamilton (Ontario), gebracht wurden. Der «Kulturschock», den diesedurch den raschen Transport aus ihrem Leben in Iglus oder Zelten in ein moder-nes Krankenhaus erlebten, ist kaum vorstellbar. Die Reaktionen dieser Patientenauf ihre Krankheit und die Behandlung innerhalb einer fremden Umgebunglieferten dem Personal ein extremes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, abgesehenvon der offensichtlichen Erkrankung, auch psychologische, soziokulturelle undumgebungsabhängige Faktoren zu berücksichtigen. Deshalb wählte Logan fürihre abschließende Dissertation zur Qualifikation als Dozentin an der Universityof Edinburgh 1961 als Thema «Die psychologischen und soziokulturellenAspekte der Pflege». Ihre späteren Erfahrungen als Beraterin der WHO, als amtie-rende Direktorin des Weltbundes der Pflegenden (ICN) und das Nachsinnen überdie zunehmend multikulturelle Gesellschaft in Großbritannien rückte die Bedeu-tung dieser Aspekte der Pflege immer nachdrücklicher in den Mittelpunkt ihresInteresses, unabhängig vom Gesundheits- oder Krankheitszustand eines Klienten.Ein weiterer Meilenstein war das Master-Studium an der Columbia University(New York) in den 1960er-Jahren. Viele angesehene Pioniere, die ihre Überlegun-gen über das Wesen der Pflege bereits erfolgreich artikuliert hatten, waren Absol-venten der Columbia University (z. B. Virginia Henderson, Hildegard Peplau, FayAbdellah und Lydia Hall). In den 1960er-Jahren fanden in den USA heftige Dis-kussionen über Pflegemodelle und sämtliche Aspekte des Pflegeprozesses statt.Deshalb ist es nicht überraschend, dass Logan nach ihrer Rückkehr an die Univer-sity of Edinburgh als Dozentin einige dieser Inhalte in ihren Unterricht und in

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ihre Überlegungen über das Wesen der professionellen Pflege integrierte. AlsRoper zu erkennen gab, dass sie ihre Vorstellungen zu einem Pflegemodell, dasauf einem Lebensmodell beruht und das sie 1976 bereits als Monografie (ClinicalExperience in Nurse Education) veröffentlicht hatte, entwickeln wolle, akzeptierteLogan gemeinsam mit Alison Tierney die Bitte um Zusammenarbeit.

Alison Tierney war eine junge Dozentin im Fachbereich Pflegewissenschaft ander University of Edinburgh, als man an sie herantrat, das dritte Mitglied desRoper-Logan-und-Tierney-Trios zu werden. Roper hatte ihr Master-Studium inPhilosophie begonnen, als Tierney nach dem Abschluss eines integrierten Degree-Pflegeprogramms 1971 wieder nach Edinburgh kam, um einen Doktorabschlussin Philosophie zu absolvieren, und zwar zu einer Zeit, als Logan gerade Organisa-torin der Kurse und leitende Dozentin im Fachbereich war.

Mitte der 1970er-Jahre war die Bitte um eine Zusammenarbeit mit Roper undLogan zur Entwicklung eines Pflegemodells für Tierney aus terminlichen Grün-den sehr günstig; sie befand sich mitten in der Umstrukturierung eines Grund-kurses des (akademischen) Studiengangs und erkannte sofort den potenziellenWert, diesen Kurs im Rahmen eines Pflegemodells zu organisieren. Tatsächlichwurde das RLT-Modell bereits vor seiner ersten Veröffentlichung sehr effektiv alsein Instrument eingesetzt, zuvor unterschiedliche Unterrichtsrichtungen aus ver-schiedenen Natur- und Sozialwissenschaften zu einem kohärenten, pflegezentrier-ten Einführungskurs für Studenten des Studiengangs zu verbinden.

Im Laufe der Zeit stützte sich Tierneys Beitrag bei der fortlaufenden Entwick-lung des Modells immer stärker auf ihre Kompetenz als Pflegeforscherin. IhreRolle als Direktorin des Fachbereichs Pflegeforschung (ein nationales Zentrummit Sitz an der University of Edinburgh) über 10 Jahre hinweg (1984–1994)erlaubte Tierney, sich auf nationaler und internationaler Ebene durch Kontaktemit dem National Centre (heute Institute) für Pflegeforschung in den USA für dieUnterstützung einer strategischen Entwicklung der Pflegeforschung zu engagie-ren. Sie arbeitete darüber hinaus im Weltbund der Pflegenden (ICN) und betei-ligte sich an der Entwicklung eines Netzwerks in einer Arbeitsgruppe europäi-scher Pflegeforscher (European Nurse Researcher), als deren Mitglied sie füreinen Großteil der 1990er-Jahre im Auftrag des Royal College of Nursing Groß-britannien vertrat. Tierney hat heute einen Lehrstuhl für Pflegeforschung an derUniversity of Edinburgh inne.

Da die Forschung in der professionellen Pflege in den 1980er- und 1990er-Jah-ren eine außerordentlich fruchtbare Entwicklung nahm, wurde die Integrationaktueller Forschungsdaten zur Unterstützung des Inhalts der Elemente der Kran-kenpflege bei jeder neuen Auflage dieses Werks zu einer immer anspruchsvollerenArbeit. Es ist heute fast unmöglich, mit der Forschung unter Berücksichtigungder zahlreichen Themen des Werks Schritt zu halten, insbesondere in Verbindung

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mit den 12 Lebensaktivitäten. Folglich waren manche Teile von Elemente derKrankenpflege fast schon bei jeder Veröffentlichung einer neuen Auflage bereitswieder überholt. Hauptsächlich aus diesem Grunde haben wir entschieden, keineweitere Auflage mehr herauszugeben, sondern stattdessen das Modell aus demWerk herauszulösen, das von Anfang an der Kern unserer Arbeit war, und in die-ser dauerhafteren Form (d. h. als Monografie) eine Darstellung des Modells aufdem Stand Ende der 1990er-Jahre vorzulegen. In Zukunft können andere dasModell weiterentwickeln – wie wir es über die Jahre getan haben – oder es anpas-sen oder sogar in ein neues und anderes Pflegemodell integrieren, um auf die kon-tinuierlichen Veränderungen zu reagieren, die die professionelle Pflege und dieGesundheitspflege in den kommenden Jahren neu gestalten werden.

Literatur

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Fawcett, J. 1995: Conceptual models of nursing. F. A. Davis, PhiladelphiaHenderson, V. 1960: The basic principles of nursing care. International Council of Nurses,

GenevaMarriner Tomey, A., Alligood, M. 1998: Nursing theorists and their work. 4th edn. Mosby,

St. LouisMeleis, A. 1997: Theoretical nursing: development and progress. 3rd edn. Lippincott, Philadel-

phiaRoper, N. 1976: Clinical experience in nurse education. Churchill Livingstone, EdinburghRoper, N., Logan, W., Tierney, A. 1980, 1985, 1990, 1996: The elements of nursing. 1st, 2nd, 3rd,

4th edn. Churchill Livingstone, Edinburgh

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