Das Christentum und die anderen Religionen Götz Weber Der Hinduismus.

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Das Christentum und die anderen Religionen Götz Weber Der Hinduismus

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Das Christentum und die anderen Religionen

Götz Weber

Der Hinduismus

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Hinduismus• Begriff, Verbreitung, Herkunft• Heilige Schriften• Veden• Epen• Puranas• Tantras• Dichter – Heilige

• Heutiger Hinduismus• Opfergaben der Priester im Tempel• Häuslicher Gottesdienst und Meditation• Riten für die Lebensstadien• Reform-Hinduismus• Sich wandelnde Religion

• Zusammenfassung: Hinduismus als Religion

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Hinduismus

• Begriff „Hinduismus“• neuere Bezeichnung der mehrheitlich

in Indien herrschenden Religion• Hindu: die im Gebiet des Flusses Indus

lebende Bevölkerung• Hindu: Oberbegriff für alle auf dem

indischen Subkontinent lebenden Völker

• ohne einheitliche Schrift, gemeinsame Gottheit, einen Lehrer für alle

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Hinduismus

• Verbreitung • 900 Millionen Anhänger weltweit, 100000 in Deutschland• Vorherrschende Religion in Indien und Nepal• Verschiedene Regionen in Indien• Ländlicher und städtischer Hinduismus• Hinduistische Minderheiten: Sri Lanka, Pakistan, Bangla Desh, Bali,

Singapur, Kuala Lumpur• Hinduistische Gemeinschaften: östliches u. südliches Afrika,

Persischer Golf, Fidschi-Inseln, Nordosten Südamerikas, Karibik, USA, Großbritannien

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Hinduismus

• Herkunft• Ackerbau-Zivilisation des Indus-Tal bis 2000 v. Chr.

• Indoeuropäische Kultur der bis 1500 v.Chr. eingewanderten Arier

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Hinduismus: Heilige Schriften

• Veden • zwischen 1500 u. 600 v. Chr. verfasst• Vier Sammlungen u. weiteres Material • Götter: Himmel, Krieg und Feuer zugeordnet• Feueropfer zuhause• Riten der Priester

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Hinduismus: Heilige Schriften

• Upanishaden• Späteste vedische Schrift bis 300 v. Chr.• Opfertradition verinnerlicht u. individualisiert• Brahman: nichtpersonales Absolutes• Atman: das wahre Selbst im einzelnen Menschen• Samsara: Kreislauf von Wiedergeburten• Karman: je nach Tun Leben nach dem Tod u. Wiedergeburt • Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten durch höheres

Wissen, erworben durch Yoga (Sutra):• Ethisches Verhalten• Beherrschen des Körpers• Zustand der Achtsamkeit

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Hinduismus: Heilige SchriftenVeden: Upanishaden 2

• Purusha: inaktives Bewusstsein• Prakriti: Urmaterialität

• Berührung von Purusha u. Pakriti: sichtbare Welt• Yoga trennt wieder Purusha u. Pakriti• Elite: so Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten

• Masse: Vorteile fürs gegenwärtige Leben u. vorteilhafte Wiedergeburt• Pflichten gemäß der Kaste (Varna)• Priester• Herrscher/Krieger• Handwerker/Kaufleute/Bauern• Dienende

• Pflichten nach der Lebensstufe (ashrama)• Schüler, Hausvater, Waldbewohner (Großvater), vollständige Entsagung (sanyasa)

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Hinduismus – Heilige Schriften

• Zurückdrängung des Hinduismus in den letzten Jahrhunderten v. Chr. durch Buddhismus u. Jainismus

• Verbindung von priesterlichen Ritualpraktiken, volkstümlicher Götterverehrung u. meditativer Praxis asketischer Entsagung: Hinduismus n. Chr.

• In der Folge vier Literaturgattungen:• Epen (um 0)• Puranas (bis 500 n. Chr.)• Tantras • Lieder der Dichter-Heiligen

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Hinduismus: Heilige Schriften: Epen

• Ramayana (200v.-200 n. Chr.)• Konflikt zwischen Menschen und Dämonen

• Mahabharata (400v.-300 n. Chr.)• Krieg um die Vorherrschaft in Nordindien

• Thema: dharma (Ehre und Pflicht)

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Hinduismus: Heilige Schriften: Epen: Mahabharata

• Bhagavad Gita• Gespräch zwischen Arjuna u. Krishna,

Widersprüche im dharma zu versöhnen• Das Selbst bewohnt nur vorübergehend

den Körper – Wege zur Befreiung:• 1. Weg des Wissens – frei werden vom

Begehren• 2. Handeln aus Pflichtgefühl ohne

Erwartungen• 3. Weg der Frömmigkeit: Krishna =

brahman als Lebensmittelpunkt

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Hinduismus: Heilige Schriften: Puranas

• Blüte des Hinduismus 300-500 n. Chr.• Verschmelzung von brahman, Askese u. Theismus • 18 Puranas: Mythen. Legenden,

Geschichtserzählungen zwischen 300 u. 1000 n. Chr.

• Erschaffung u. Auflösung der Welt• Genealogien• religiöse Verhaltensregeln • Riten für verstorbene Vorfahren

• Avatara (Inkarnation) einer Gottheit, um die Ordnung wiederherzustellen

• Gottheit ist avatar des Höchsten, das transzendente brahman u. der immanente krishna

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Hinduismus: Heilige Schriften: Puranas

• Vishnu • brahman, purusha u. prakriti• Kreislauf von abnehmenden dharma

• Shiva• Kraft und Andersheit Gottes• zerstörerische u. mitempfindende Seite

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Hinduismus: Heilige Schriften: Puranas 3

• Devi: aktive Kraft• Gütige Lakshmi• Grimmige Kali

• Ganesha• Südindischer Gott

Murukan• Dorfgötter, vergöttlichte

Menschen, Helden, unglückliche Geister

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Hinduismus: Heilige Schriften: Tantras

• Esoterische yogische Philosophie mit volkstümlichen Theismus verbunden: ab 8. Jh. n.Chr.

• Linkshändriger Tantrismus: „unreine“ Handlungen (Fleisch, Alkohol, Sex) erlaubt zur inneren Loslösung

• Rechtshändriger Tantrismus: geistige Gottesverehrung mit• Mantras (mit Kraft geladene Sprüche) und• Mandalas (Beziehung shiva/shakti, zur Meditation)

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Hinduismus: Heilige Schriften: Dichter-Heilige

• Vedanta (Ende der Veden): Verhältnis von brahman (universales Selbst) und atman (individuelles Selbst)

• Shankara (um 800 n. Chr.): Advaita Vedanta

• nicht-duales Brahman-Verständnis: außer brahman existiert nichts – darum zu wissen, beendet den Kreislauf der Wiedergeburten

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Hinduismus: Heilige Schriften: Dichter-Heilige 2

• Vishishta- advaita Vedanta (Nicht-Dualismus mit Eigenschaften) von Ramanuja (um 1100 n.Chr.):

• 1. Handeln aus der Haltung innerer Loslösung• 2. Studium des vedanta• 3. Frömmigkeit als Selbsthingabe u.

Kontemplation Gottes zum bhakti• Bhakti-Bewegung: Betonung der Personalität

und der Gnade Gottes u. der Hingabe an ihn

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Hinduismus: heutiger Hinduismus

• 1. Opfergaben der Priester im Tempel:• Tempel: Wohnsitze der Götter, in der Mitte das Bild

der Gottheit• Puja-Ritual: Gottheit als königlicher Gast behandelt,

um sie gnädig zu stimmen; • Darbietung von Gaben (Nahrungsmittel …)• Arati: Kraft der Gottheit übertragen im Blick: im Bild

lebt die Gottheit• Prasada-Ritual: Essen von göttlichen Substanzen• Der Einzelne nähert sich der Gottheit: mit dem Ziel,

dessen Bereitschaft zu erhöhen, wohl-wollend das Leben des einzelnen zu fördern

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Heutiger Hinduismus

• 2. häuslicher Gottesdienst und Meditation:• Hausaltar mit mehreren Bildern• Hausgottheit als Ehrengast behandelt• Davor Gebete, Almosen, Gesänge, Mantras• Wallfahrten z.B. nach Benares mit

verheißener Befreiung von der Wiedergeburt

• Lokale Götter für Alltagssorgen• Auf dem Land: Opfer mit Alkohol u. Tierblut• Überhitzte Götter, vergöttlichte Heilige,

Asketen, Gurus, Heiler

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Heutiger Hinduismus

• Riten für die Lebensstadien (Samskara):• Geburt: Stiften von pujas, Bittgebete• Hochzeit: Gebete, Umschreiten eines Feueraltars,

Rezitieren glückbringender mantras durch einen Priester• Tod: bei Verbrennen des Toten Anrufung des Toten- u. des

Feuergottes, Bestatten der Asche, Abkühlen des Geistes des Verstorbenen

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Heutiger Hinduismus

• Reform-Hinduismus: (19. u. 20. Jh.)• Roy: gegen Witwenverbrennung• Sarasvati: gegen personale Gottheiten

u. Reinkarnationen, H. und Nation• Ramakrishna: Mitempfinden mit allen

Menschen aus der Erkenntnis des Göttlichen in sich und anderen

• Gandhi: H. als einigendes Band der Unabhängigkeitsbewegung

• Politischer Hinduismus: VHP, BJP

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Heutiger Hinduismus

• Der Hinduismus ist eine sich wandelnde Religion:• Altes wird behalten, Neues hinzugefügt, Traditionen neu

ausgelegt• Kastenunterschiede treten zurück, Erfolg und

Vervollkommnung des einzelnen treten hervor• Frauen neu als Priesterinnen u. Gurus• H: als Weltreligion durch Migration: Gott als unpersönliches

Absolutes, aber auch indischer Provinzialismus

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Zusammenfassung: Der Hinduismus als Religion

• Mystische Religion• Grunderfahrung: Verneinung des Lebensdranges, Ent

werden des Menschen, Selbstverwandlung• Hingabe an das Unendliche, Einheit mit dem

Absoluten • Aufhebung der Subjekt-Objekt-Spaltung, ekstatische

geistige Erfahrung

• Monotheismus/Polytheismus: M. im Sinne allerletzter Wirklichkeit, P. im Sinne verehrter Wesenheiten

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Zusammenfassung: Der Hinduismus als Religion 2

• Mythische und philosophische Religion• Mythos: in nichtgeschichtlicher, nicht

begrifflicher Weise die größere Wirklichkeit existenziell erschließen

• Philosophie: Verhältnis Brahman/Welt:• Brahman und Welt sind eins (Shankara)• Trennung von brahman und Welt (Madhva)• Brahman schafft die Welt, leitet sie von innen

und nimmt sie wieder zurück (Ramanuja)

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Zusammenfassung: Der Hinduismus als Religion 3

• Erlösungsreligion• Drei Heilswege: kultisch-rituell, durch Wissen und

Erkenntnis, durch Hingabe und Vertrauen• Bei Ramanuja verbunden: durch Abstraktion von der

Sinnenwelt kann der Mensch der Wesensverbundenheit mit Gott inne werden

• Reinkarnation: fragt nach Gerechtigkeit in einer ungerechten Welt, erklärt diese moralisch mit dem früheren Lebenswandel

• So Kreisen in immer neuen Daseinsformen, aber auch Möglichkeit des endgültigen Austritts aus dem Kreislauf und Eingehen ins Absolute