CHLOE PALOV Pforte des Bösen · 2018. 12. 4. · Arcadier war, der von dem Geheimnis wusste. Und...

24
CHLOE PALOV Pforte des Bösen

Transcript of CHLOE PALOV Pforte des Bösen · 2018. 12. 4. · Arcadier war, der von dem Geheimnis wusste. Und...

  • CHLOE PALOVPforte des Bösen

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 1243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 1 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • Buch

    Bereits im Mittelalter hatte es Gerüchte gegeben. Alchemisten in ganz Europa hatten sich die Köpfe zerbrochen über das Geheim-nis – das Geheimnis um die Smaragdtafel, die angeblich das Rät-sel der Menschheitsschöpfung lüften würde. Einige schrieben den Text der ägyptischen Gottheit Thoth zu. Andere dem griechischen Boten Hermes. Wieder andere niemand Geringerem als Moses.Nach einer Vorlesung werden der Historiker und Ex-Geheim-dienstagent Caedmon Aisquith und seine Assistentin Edie Miller von dem Archäologen Dr. Jason Lovett angesprochen. Lovett braucht Caedmons Hilfe bei der Entschlüsselung einiger Sym-bole. Doch bevor er seinen Kollegen ins Vertrauen ziehen kann,

    wird er ermordet …

    Autorin

    Chlo e Palov wurde in Washington, D. C., geboren. Sie hat Kunst-geschichte studiert und lange in einem Museum gearbeitet. Heute

    lebt sie in West Virginia.

    Von Chloe Palov ist bei Blanvalet bereits erschienen:

    Die Saat des Feuers (37408)

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 2243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 2 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • Chloe Palov

    Pforte des BösenMystery-Thriller

    Übersetzt von Wolfgang Thon

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 3243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 3 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • Di e Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel »The Templar’s Code« bei Berkley, New York.

    Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das FSC®-zertifizierte Papier Holmen Book Cream für dieses Buch

    liefert Holmen Paper, Hallstavik, Schweden.

    1. AuflageDeutsche Erstausgabe Juli 2011

    bei Blanvalet Verlag, München, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH

    Copyright © der Originalausgabe 2010 by Chloe PalovTranslation rights arranged by The Sandra Dijkstra Literary Agency

    All rights reservedCopyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2011

    by Blanvalet Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbH

    Umschlaggestaltung: HildenDesign, München, unter Verwendung von Motiven von Floriana/iStockphoto

    und Payless Images/ShutterstockRedaktion: Susann Rehlein

    lf · Herstellung: samSatz: Uhl + Massopust, Aalen

    Druck und Einband: GGP Media GmbH, PößneckPrinted in Germany

    ISBN: 978-3-442-37498-4

    www.blanvalet.de

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 4243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 4 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • Ich lebte Myriaden von Jahren in jener Welt der Finsternis, und keiner wusste

    jemals von meiner Existenz.Hymne der Gnostiker

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 5243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 5 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 6243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 6 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 7

    Prolog

    1524Die Neue Welt, Kolonie Arcadia

    Isabelle d’Anjou warf sich dem schwarz gekleideten Priester vor die Füße. »Gnade! Ich flehe Euch an!«

    »Häretikerin!«, brüllte der Jesuit, und sein asketischer Kör-per schüttelte sich vor Wut. »Durch dieses Kreuz wirst du Ihn erkennen!«

    Ein bewaffneter Soldat, auf dessen rotem Mantel ein weißes Kreuz prangte, packte Isabelle grob um die Hüfte und zerrte sie von dem Priester weg. Das verängstigte Mädchen kreischte wie ein wildes Tier in der Falle und versuchte, nach der Perlenkette in der Hand des Jesuiten zu greifen. Ihr ver-zweifelter Schrei blieb ungehört, und der Soldat rammte ihr sein Schwert in die linke Brust. Eine Fontäne aus Blut spritzte durch die Luft auf die Kutte des Priesters.

    Die Schwarzkutte hob den Blick zum Himmel und voll-führte eine rituelle Geste mit der Hand, von oben nach unten und von links nach rechts. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Dann hob er die Hände, die Handflä-chen nach oben, und fuhr mit seinem lateinischen Gebet fort.

    Währenddessen hielten die Ritter auf ihren Pferden mit ihren Breitschwertern blutige Ernte … Währenddessen ver-gewaltigten die Soldaten die Frauen des Dorfes … Während-dessen verzehrten orange-rote Flammen gierig die Hütten … Währenddessen tobte um sie herum gnadenlose Vernichtung.

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 7243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 7 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 8

    Yann beobachtete alles unter einem umgestürzten Karren verborgen. Er sah, wie ein bärtiger Mann, der Hüter des Stei-nes, auf die Knie fiel, die Hände auf die Brust gepresst. Aus einer grauenvollen Wunde in seinem Gesicht troff Blut. Einen winzigen Moment trafen sich ihre Blicke.

    »Yann, du musst …!« Unvermittelt verstummte er. Ein be-waffneter Reiter mit einem Breitschwert in seiner behand-schuhten Rechten zielte auf den Knienden und  – mühelos schien die Klinge durch den Körper des Hüters des Steines zu fahren – trennte ihm mit einem Schlag beide Hände ab. In der Morgensonne blinkte ein silberner Ring an einer der ab-getrennten Hände.

    Plötzlich stürmte der Bauer Didier mit einer scharfen Sense in den Händen durch den Tumult. »Beauséant!«, schrie er heiser, und dies war das letzte Wort, das der Bauer jemals äußern sollte. Denn im selben Moment hämmerte ein Soldat eine zweischneidige Streitaxt in Didiers Schädel.

    So ging es weiter, als hätten sich die Pforten der Hölle auf-getan, um das Dorf Arcadia zu verschlingen. Ein Schlachtfeld. Sicheln und Sensen vermochten nichts auszurichten gegen Breitschwerter und Streitäxte.

    Der zwölfjährige Yann blieb vor Furcht wie gelähmt unter dem Holzkarren hocken. Er drohte ohnmächtig zu werden, und schwarze Punkte zuckten vor seinen Augen. Das ganze Dorf versank in Blut. Wohin er auch blickte, sah er kopf-lose Leiber und abgehackte Beine. Eine zertrampelte Masse Fleisch und Knochen war alles, was vom Hufschmied César übrig geblieben war.

    Und in der Nähe des Haupttores wachte die hinterhältige Schwarzkutte über dieses blutige Massaker.

    Yann schüttelte sich, blinzelte und befahl seinem Körper, sich zu bewegen.

    Ich muss fliehen!

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 8243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 8 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 9

    Er kroch unter dem Karren hervor und rannte geduckt zur Schmiede, aus deren Dach orangefarbene Flammen schlugen. Von dort stürmte er über Bertrands Gehöft mit seiner frisch gepflanzten Fastenspeise, Gerste und Bohnen. Er blickte hoch und sah die geflickte Kriegsfahne, die im Wind über dem Langhaus des Dorfes wehte. Ein ausgefranstes rotes Kreuz auf einem schwarz-weißen Hintergrund. Ein anderes Kreuz als dasjenige, welches auf die Mäntel der marodierenden Solda-ten genäht war.

    Yann lief zur Steinmauer am rückwärtigen Ende des Dorfes und sprang hinüber. Er landete unbequem in einem Brom-beerbusch, dessen scharfe Dornen schmerzhaft durch seine Hose drangen. Benommen krümmte er sich zusammen und übergab sich.

    Er hörte, wie ein Ritter auf der anderen Seite der Stein-mauer im Furor schrie: »Tötet sie! Tötet sie alle!«

    Das verlieh Yann neue Kraft; er befreite sich aus dem Busch und rannte weiter. Zum Wald, mit seinem undurchdring-lichen Dickicht und den tiefen Schatten. Der perfekte Ort, an dem ein Junge verschwinden, wo er dem Gemetzel entkom-men konnte.

    Seit der Zeit der großen Seereise vor zweihundert Jahren hat-ten die Bewohner von Arcadia in friedlicher Harmonie mit ihren Nachbarn gelebt. Jedes Jahr zahlten die Arcadier den örtlichen sachem ihren Tribut, etliche Bündel Dörrfisch, die ihnen ein friedliches Nebeneinander sicherten. Ein wohlfeiler Preis.

    Aber die Schwarzkutte ließ sich nicht bestechen, er wollte ihr Gold nicht und auch nicht ihr Silber. Nicht einmal einen Korb mit getrockneten Hechten. Er wollte ihren heiligen Stein. Und er war bereit, jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in Arcadia zu töten, um ihn zu bekommen.

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 9243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 9 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 10

    Doch die Schwarzkutte würde mit leeren Händen abziehen. Das uralte Relikt wurde nicht in Arcadia aufbewahrt. Sicher verwahrt lag es eine Werst entfernt in einem eigens dafür er-richteten Heiligtum, dessen genauen Standort nur der Hüter des Steins und die sieben Mitglieder seines inneren Zirkels kannten. Die alle tot waren. Sie waren dem Schwert zum Opfer gefallen. Was bedeutete, dass Yann der einzige noch lebende Arcadier war, der von dem Geheimnis wusste. Und das war auch der Grund, warum er durch den Wald rannte. Sein Herz hämmerte, und seine Schienbeine schmerzten. Er war voll-kommen außer Atem.

    Nach Luft ringend, blieb Yann stehen und lehnte sich zit-ternd an eine stämmige Eiche. Sonnenstrahlen drangen durch das dichte Blattwerk und setzten Tupfer von Licht auf Moos und Felsen.

    Plötzlich hörte Yann noch etwas anderes als seine ange-strengten Atemzüge und hob hastig den Kopf. Ängstlich reckte er den Hals und blickte an dem Stamm vorbei … ge-rade noch rechtzeitig, um die beiden Krieger der Narragan-sett sehen zu können, die mit ihren bemalten Gesichtern und dem schwarzen, hochgekämmten Haar aus den Schatten auf-tauchten. Einer hielt eine Keule in der Hand, der andere einen Tomahawk.

    Yann wusste nicht, ob sie Freund oder Feind waren, doch er legte seine rechte Hand über sein hämmerndes Herz und senkte den Kopf. »Ich bin Yann Gugues … der Sohn des Hü-ters des Steines.«

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 10243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 10 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 11

    1

    GegenwartWashington, D. C.

    Jason Lovett musterte aufmerksam den überfüllten Bahnsteig, während er sich durch die träge Masse der Passanten drängte, nicht ohne Grund fürchtete er, man könnte ihm gefolgt sein.

    Geräuschvoll stieß er die Luft aus, als er den Schönling, der ihn beschattete, nirgendwo erkennen konnte.

    So weit, so gut.Das Drehkreuz des Ausgangs befand sich am anderen Ende

    der Dupont Metrostation, und er hatte es verdammt eilig. Der Vortrag sollte um dreizehn Uhr zu Ende sein. Das war seine einzige Chance, mit Caedmon Aisquith zu sprechen und ihm dabei hoffentlich einen Vorschlag zu unterbreiten, den der Autor und Historiker nicht ablehnen konnte. Ihm blieben noch fünfzehn Minuten, um den Vortragssaal zu erreichen.

    Mist! Können sich die Leute wohl noch langsamer bewegen?»Wie Rinder, die auf einen Viehwagen geladen werden«,

    murrte er, als ihn eine korpulente Mittelklasse-Mutti und ihre ebenso dicke jugendliche Tochter in die Zange nahmen. Aus Angst, auf der Rolltreppe hinter ihren zwei fetten Ärschen steckenzubleiben, drängte er sich hastig an ihnen vorbei.

    Kaum hatte er dieses Hindernis umgangen, prallte ein Trottel, der es noch eiliger hatte, gegen ihn. Das Buch, das Lovett sich unter den Arm geklemmt hatte, rutschte heraus. Ungeschickt versuchte er, es aufzufangen, und erwischte den

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 11243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 11 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 12

    schweren Folianten, kurz bevor er auf dem Boden landete. Erst schien es eine gute Idee gewesen zu sein, die U-Bahn zu nehmen, aber jetzt war er sich da nicht mehr so sicher. Kurz zuvor hatte er noch an der Union Station ein Ticket nach Richmond gekauft und war sogar in den Zug gestiegen. Erst im letzten Moment vor der Abfahrt war er herausgesprungen. Wenige Sekunden danach hatte er die U-Bahn nach Osten ge-nommen. Ein raffinierter Plan, damit dieser verdammte Kerl dachte, er würde die Stadt verlassen.

    Er hoffte inständig, dass der Trick funktioniert hatte.Er spürte, wie ihm ein Schweißtropfen über die Schläfe ins

    Gesicht lief, und wischte sich mit dem Hemdsärmel über die Stirn. In dem riesigen Bahnhof herrschte eine stickig-feuchte Atmosphäre wie im Dschungel.

    Schließlich erreichte er das Drehkreuz, riss sein U-Bahn-Ticket aus dem Automaten und stürmte zur Rolltreppe. Mit gesenktem Kopf sprintete er auf der linken Seite an den Leu-ten vorbei nach oben. Einmal blickte er kurz auf und stöhnte. Die Rolltreppe war mindestens einen Wohnblock lang. Es war zehn Jahre her, seit er auf der Brown University im Ruder-team gewesen war, und seine Lunge leistete längst nicht mehr das, was sie einmal geschafft hatte.

    Kurz darauf trat er keuchend wie ein alter Knacker mit einem Lungenemphysem von der Rolltreppe und sah sich desorientiert in dem Häuserlabyrinth um. Dupont Circle be-stand aus einer Anhäufung von angesagten Cafés, Buchläden und teuren Galerien. Der Kreisverkehr war ebenfalls nicht sonderlich hilfreich; mindestens sechs Straßen gingen in alle möglichen Richtungen davon ab.

    Er hielt einen mittelalten Geschäftsmann an, der an ihm vorbeihastete. »Entschuldigen Sie«, er rang immer noch nach Atem. »Ich suche das Haus des Tempels.«

    Der Geschäftsmann deutete auf eine der Straßen. »Die New

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 12243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 12 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 13

    Hampshire, nach zwei Blocks biegen Sie rechts in die S-Street ein«, antwortete er barsch und sichtlich verärgert, dass man ihm mindestens fünf Sekunden seines Lebens gestohlen hatte.

    Lovett bedankte sich mit einem Nicken. Er ignorierte eine Ampel und überquerte vor einem Taxi die Straße. Sein Zick-zacklauf löste ein wildes Hupkonzert aus.

    Beweg deinen Hintern! Ich hab’s eilig.Er beschloss, sich erst an seinem Ziel um seinen Atem zu

    kümmern, und joggte über die New Hampshire Avenue. Auf der von Bäumen gesäumten Straße gab es kaum Fußgänger. Die Botschaften von Zimbabwe, Namibia und Nicaragua huschten an ihm vorbei.

    Er warf einen Blick über die Schulter.Mist! Ein Block hinter sich sah er einen dunkelhaarigen

    Mann. Offenbar nicht der Schönling, andererseits … Man konnte nie wissen.

    Als er das Souterrain eines Stadthauses erreichte, schlug er einen Haken und duckte sich hinter die gemauerte Treppe zum Eingang im Hochparterre. Dort zwängte er sich zwi-schen einen Müllcontainer und eine blaue Recyclingtonne. Er fürchtete, sich übergeben zu müssen oder vielleicht sogar ohnmächtig zu werden, öffnete den Klettverschluss seiner Cargohose und zog eine kleine Pillendose heraus. Der Arzt in der Ambulanz hatte ihm das Xanax gegen seine Angst-zustände verschrieben. Vor einer Stunde hatte er eine Pille ge-nommen, aber bis jetzt merkte er noch nichts davon.

    Er mühte sich mit der Kindersicherung ab, schraubte den Deckel auf und schob sich noch eine Tablette in den Mund.

    Eine Sekunde später linste er ängstlich über die Ziegel-wand. Er hatte die Hosen gestrichen voll. Der Dunkelhaarige war jetzt nur noch einen halben Block entfernt, aber das war immer noch zu weit, als dass er sein Gesicht hätte erkennen können.

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 13243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 13 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 14

    Lovett schob die Hand wieder in die Tasche und zog dies-mal ein kleines digitales Diktiergerät heraus. Er hatte ange-fangen, ein Tagebuch zu diktieren. Nur für alle Fälle.

    Jetzt befürchtete er das Schlimmste und schaltete das Gerät an. »Wenn jemand das hier hört«, diktierte er mit gedämpf-ter Stimme. »Scheiße. Dann hat das Arschloch mich am Ende doch erwischt. Nur damit das klar ist, ich bin nicht paranoid. Ich werde wirklich verfolgt. Aber es steht zu viel auf dem Spiel, um einfach den Schwanz einzuziehen und wegzulaufen. Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass dieser gutaus sehende Mistkerl mir wegnimmt, was mir gehört. Wenn er den Schatz haben will, muss er …«

    Der Dunkelhaarige ging an ihm vorbei.Lovett sank erleichtert gegen die Ziegelmauer.Hoffentlich setzte die Wirkung des Xanax möglichst

    schnell ein! Er schob das Diktiergerät wieder in die Tasche und stieg die Stufen hoch.

    Dann bog er nach rechts in die S-Street ein. Etwa hundert Meter vor sich sah er das Haus des Tempels, ein Koloss von einem Gebäude, das einen ganzen Häuserblock einnahm.

    Himmel.Was für Drogen hatten die Freimaurer eingeworfen, als sie

    dieses unchristliche Bauwerk errichteten? Das Haus des Tem-pels sah aus wie ein antikes griechisches Heiligtum, auf das man eine stumpfe Pyramide aufgepfropft hatte. Sie wies eine unheimliche Ähnlichkeit mit der Pyramide auf der Rück-seite des Ein-Dollar-Scheins auf. Was alle Anhänger von Ver-schwörungstheorien in Verzückung versetzen musste. Dazu noch die beiden riesigen Sphingen, die die beeindruckende Granittreppe flankierten; unwillkürlich kam ihm bei die-sem Ding der Tempel von Mausolus in Halikarnassos in den Sinn, wo er mal einen Sommer lang an einer archäologischen Ausgrabungsstelle gearbeitet hatte. Genauer gesagt, er hatte

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 14243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 14 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 15

    dort Frondienste geleistet, weil alle graduierten Studenten ge-zwungen wurden, die Drecksarbeit zu machen. Doch dann hatte er einen goldenen Ohrring ausgebuddelt, was ihm ei-nen ziemlichen Adrenalinschub versetzte. Auf jeden Fall war das weit besser gewesen, als Scherben aus dem Dreck zu sie-ben, und er hatte beschlossen, als Schatzjäger Ruhm zu erlan-gen, und hatte den folgenden Sommer als Freiwilliger bei der Fisher-Expedition in Key West verbracht. Was für ein Leben! Er war kaum aus dem Adrenalinrausch herausgekommen, an-gesichts all dieser Gold- und Silberbarren, die einfach so auf dem Meeresboden herumlagen und nur darauf warteten, auf-gesammelt zu werden. Behalten konnte er sie nicht. Diese F isher-Leute waren ziemlich besitzergreifend. Angetrieben von einer erstklassigen Ausbildung und dem brennenden Verlangen, der Welt seinen Stempel aufzudrücken, hatte er beschlossen, seinen eigenen Schatz zu finden.

    Und er war verdammt kurz davor, genau das zu tun.Aber er brauchte Hilfe.Deshalb stand er jetzt vor diesem abgrundtief hässlichen

    Bauwerk.Lovett wusste, dass es nur noch ein paar Minuten dauern

    würde, bis die Uhr eins schlug, und stürmte die Treppe hoch. Er nahm immer zwei der insgesamt dreiunddreißig Stufen auf einmal. Oben angelangt, öffnete er die massiven Bronze-türen. Unmittelbar bevor er eintrat, warf er einen Blick über die Schulter.

    Der miese Schönling war nirgendwo zu sehen.Auftrag erfüllt.

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 15243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 15 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 16

    2

    »… hege ich nicht den geringsten Zweifel daran, dass die Bun-deslade das Produkt einer antiken Technologie gewesen ist, die von den Ägyptern weitergegeben wurde«, erklärte Caed-mon Aisquith seinen Zuhörern, von denen nicht wenige eine Ausgabe seines Buches Isis Revealed vor sich liegen hatten.

    »Die nächste Frage?« Er deutete auf eine Frau in der ersten Reihe des Leseraums der Bibliothek. Mehr als vier Dutzend Stühle mit hochklappbaren Tischen waren in der Mitte des von Büchern gesäumten Raums aufgestellt und verwandelten ihn in einen improvisierten Vorlesungssaal.

    Die bebrillte Zuhörerin sah sich kurz um, um sich zu ver-gewissern, dass sie tatsächlich gemeint war. »Ja, also, ich bin neugierig, was Ihre jüngste Reise nach Äthiopien betrifft, die Sie kurz in Ihrem Vortrag erwähnt haben. Was macht Sie so sicher, dass die Bundeslade dort nicht versteckt ist?«

    Caedmon warf einen diskreten Blick auf seine Armband-uhr. Dieses Frage-und-Antwort-Spiel würde noch fast fünf Minuten dauern. Genug Zeit, um die Antwort etwas auszu-schmücken. Er trat an den Tisch und suchte auf seinem Lap-top das entsprechende Material heraus, dann aktivierte er PowerPoint und projizierte als Erstes eine Karte von Äthio-pien auf die Leinwand hinter sich.

    »Für alle, die diese Geschichte nicht kennen: Menelik, der uneheliche Sohn von König Salomon und der Königin von Saba, hat angeblich die Bundeslade aus dem berühmten Tem-pel seines Vaters in Jerusalem gestohlen und sie etwa im zehnten Jahrhundert vor Christus nach Äthiopien geschmug-gelt. Wo sie angeblich immer noch versteckt sein soll, bewacht von den Priestern der Kirche St. Maria von Zion in Axum.«

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 16243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 16 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 17

    Mit seinem Laserpointer deutete Caedmon auf ein Gebiet im nordwestlichen Äthiopien, etwa einhundert Kilometer vom Roten Meer entfernt.

    »Um dieser Theorie nachzugehen, sind meine Forschungs-assistentin und ich letzten Januar nach Äthiopien gereist.« Er deutete auf eine Frau mit langem, lockig braunem Haar, die et-was abseits an einem Bücherregal lehnte. Sie trug einen knö-chellangen Jeansrock mit einem roten Schal, den sie nicht über ihre Schultern, sondern um ihre Hüften geschlungen hatte, und wirkte wie ein Pfau in einer Schar von Graugän-sen. »Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Ihnen meine Reise-gefährtin vorzustellen, die Fotografin Edie Miller.«

    Wie auf Kommando ruckten alle Köpfe der Zuhörer nach links.

    Edie Miller erwiderte den kollektiven Blick mit einem amüsierten Grinsen.

    Nach dieser Formalität klickte er ein beeindruckendes Foto der Kirche der Heiligen Maria an. Es war bei Sonnenunter-gang aufgenommen, und die Steine des Gebäudes schienen orange-rot zu glühen.

    »Nachdem wir zahlreiche Klöster und Kapellen besucht, Dutzende illuminierter Manuskripte untersucht und den Pries-ter von St. Maria befragt haben, kann ich jetzt ein großes Loch in die Menelik-Theorie schlagen.« Diese Feststellung machte ihm kein großes Vergnügen, denn er war vor noch gar nicht allzu langer Zeit sicher gewesen, die Bundeslade in Axum zu finden. »Es wird zwar ein Tabot, das äthiopische Wort für Schrein, in dem Sanktum der Kirche aufbewahrt, doch lei-der handelt es sich dabei um eine Replik des ursprünglichen Alten Testaments, die aus dem zwölften Jahrhundert datiert.«

    Er projizierte das letzte Bild auf die Leinwand, eine Skizze der Bundeslade, die auf der Beschreibung im Buch Exodus basierte.

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 17243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 17 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 18

    »Unsere Nachforschungen in Afrika lassen nur einen Schluss zu: Menelik hat die Bundeslade nicht nach Äthiopien geschafft.« Er ließ den Blick über die Zuhörer gleiten und kniff die Augen zusammen, weil er in der schwach erleuch-teten Bibliothek kaum etwas erkennen konnte. Die Fenster-läden waren geschlossen. »Also gut, wer wirft den ersten Stein? Ja bitte, der Gentleman da vorn in dem blauen Pullover.«

    Ein stämmiger, mittelalter Mann stand auf. »Wenn Menelik den Schrein nicht gestohlen hat, wer dann?«

    »Es gibt da etliche Verdächtige im Verbrecheralbum. Wir wissen, dass die Bundeslade kurz nach der Errichtung von Salomons Tempel verschwunden sein muss und in der Bibel nicht mehr erwähnt wird. Ob sie einfach nur erbeutet oder versteckt wurde – ihr derzeitiger Aufenthaltsort ist jedenfalls unbekannt. Aber ich kann Ihnen versichern, die Bundeslade ist irgendwo da draußen … und wartet darauf, gefunden zu werden.«

    Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Edie nachdrücklich mit dem Zeigefinger auf das Glas ihrer Armbanduhr tippte.

    Als die Glocke schrillte, räusperte sich Caedmon. »Das be-endet unsere Diskussion über die ägyptischen Ursprünge der Bundeslade. Ich möchte dem Leiter der Bibliothek im Haus des Tempels, Mr. Franklin Davis, danken. Er war unser Gast-geber für den heutigen Vortrag.« Er deutete auf einen grau-bärtigen Mann in der ersten Reihe. Vor einigen Monaten hatte er den Bibliothekar bei einer Signierstunde in Washing-ton kennengelernt. Dessen Einladung, im Nationalen Haupt-quartier der schottischen Freimaurerloge zu sprechen, hatte er gern angenommen. »Und selbstverständlich danke ich meinen Zuhörern herzlich für Ihre Aufmerksamkeit.«

    Die Deckenlichter flammten auf, und Caedmon nahm den höflichen Applaus mit einem unsicheren Lächeln ent-gegen. Er fühlte sich in der Rolle eines öffentlichen Autors

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 18243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 18 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 19

    noch nicht wohl, wusste jedoch, dass solche Veranstaltungen nicht nur Bücher verkauften, sondern auch Individuen anzogen, die ein starkes Interesse an ägyptischer Geschichte hatten. Und deren Mysterien. Vor allem Letzteres war ihm sehr wich-tig. Während seiner Ausbildung zum Historiker hatte er sich immer als »Rehistoriker« gesehen und Legenden, Sagen und Mystik in den Mittelpunkt seiner Forschung gestellt. Offenbar eine unheilige Dreifaltigkeit, die etliche Kritiker herausgefor-dert hatte, ihn fälschlicherweise als Anhänger von Verschwö-rungstheorien zu verunglimpfen.

    Jetzt sah er sich im Raum um. Einige Zuhörer plauderten in kleinen Grüppchen, während sich die meisten anderen in Richtung der Tische mit den Erfrischungen bewegten, die im angrenzenden Bankettsaal aufgebaut waren. Er brauchte ebenfalls dringend etwas zu trinken, weil das obligatorische Glas Wasser für den Vortragenden längst ausgetrunken war. Er beugte sich über den Tisch und begann seinen Laptop he-runterzufahren.

    Während Caedmon auf der Tastatur herumtippte, be-merkte er, wie sich ihm ein dürrer Mann näherte, der eine Ausgabe von Isis Revealed an die Brust drückte. Mit seinem strähnigen Haar und der unordentlichen Kleidung wirkte der Mann unter den ansonsten sehr gepflegten Zuhörern eher deplatziert.

    »Ich besitze Informationen über die Tempelritter, die Sie vielleicht interessieren könnten«, kam der blonde Mann ohne weitere Förmlichkeiten gleich zur Sache.

    Caedmon nahm die Finger von der Tastatur, richtete sich auf und betrachtete den Sprecher.

    Vor etlichen Jahren hatte er als Doktorand in Oxford seine Dissertation über die Tempelritter geschrieben. Seine For-schungen hatten ihn zu dem Schluss geführt, dass die Temp-ler während ihrer Zeit im Heiligen Land heimlich in die

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 19243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 19 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 20

    ägyptischen Mysterien eingeweiht worden waren. Es hatte ihn ziemlich aufgebracht, dass diese so penibel recherchierte Dissertation vom Leiter der historischen Fakultät des Queens College öffentlich ins Lächerliche gezogen worden war. Als ihm klar wurde, dass man ihm keinen Doktortitel verleihen würde, hatte er Oxford kleinlaut verlassen.

    Und sich anschließend vom MI5 rekrutieren lassen, dem Geheimdienst des Vereinigten Königreichs.

    Der MI5 suchte nach Männern wie ihm, ausgebooteten Akademikern, die scharf darauf waren, sich zu beweisen. Sol-che Männer waren gute Spione. Elf Jahre hatte er im Dienste Ihrer Majestät verbracht, bevor er wieder zu seiner ersten Liebe, der Geschichte, zurückgekehrt war. Da er sich jetzt nicht mehr darum kümmern musste, wie seine kontroversen Theorien möglicherweise aufgenommen wurden, hatte er Isis Revealed geschrieben.

    Obwohl Caedmon vermutete, dass dieser Eröffnungszug nirgendwohin führen würde, nickte er dem etwas schäbig ge-kleideten jungen Mann zu. »Bitte fahren Sie fort.«

    Der Mann war sichtlich nervös und wischte sich mit der Schulter Schweißtropfen von seiner Oberlippe. Dann hielt er Caedmon die Ausgabe von Isis Revealed hin. In seinen hasel-nussbraunen Augen lag ein entschlossener Ausdruck.

    »Schlagen Sie es auf.«Caedmon fand diese eher unhöfliche Aufforderung zwar

    merkwürdig, nahm jedoch das Buch entgegen und öffnete den Deckel.

    Eine halbe Sekunde später klappte ihm der Kiefer herun-ter, als er die handgeschriebene Notiz auf der Seite las, die für Widmungen reserviert war.

    DIE TEMPLER HABEN DIE BUNDESLADE IM VIERZEHN-TEN JAHRHUNDERT IN DIE NEUE WELT GEBRACHT. ICH HABE DEN BEWEIS!

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 20243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 20 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 21

    3

    Saviour Panos zog einen der großen bronzenen Türflügel auf und betrat das Haus des Tempels. Er hatte es nicht eilig. Ihm war völlig klar, dass dieser blonde Archäologe jetzt in dem steinernen Koloss in der Falle saß. Er blieb neben dem klei-nen Wachzimmer stehen, das direkt hinter der Tür in der Ein-gangsdiele lag.

    Ein Mischling mit grünen Augen, dessen grau-braune Uni-form seinen durchtrainierten Körper betonte, blickte von dem Buch auf, in dem er gelesen hatte. »Willkommen im Haus des Tempels.«

    »Es freut mich, hier zu sein.« Saviour antwortete in dem kultivierten Akzent, den er in jahrelanger Arbeit verfeinert hatte. Dann warf er einen amüsierten Blick auf die zerlesene Ausgabe der Ilias auf dem Tresen. Hüte dich vor den Grie-chen, auch wenn sie dir Geschenke bringen …

    »Hauptfach Englische Literatur in Howard«, meinte der andere Mann, als er seinen Blick bemerkte. Er lächelte herz-lich und deutete auf die Garderobe nebenan. »Möchten Sie vielleicht Ihre Jacke abgeben?«

    »Nein danke.« Saviour erwiderte das Lächeln des anderen. Er setzte seine äußerliche Schönheit häufig zu seinem Vor-teil ein, seit er begriffen hatte, dass man mit einem glühenden Blick die ganze Welt erobern konnte.

    Eíѵαı μεγαλοπρεπέs!»Wirklich großartig«, murmelte er, als er einen Schritt

    weiter in das Atrium trat. Antike Architektur war ihm vertraut; Thessaloniki, seine

    Geburtsstadt, verfügte über Kirchen, Türme und römische Bogengänge im Überfluss, aber dieses Atrium unterschied

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 21243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 21 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 22

    sich vollkommen von jenen grandiosen Monstrositäten. Zwar strahlte die großzügige Kammer mit ihren massiven Granit-säulen das Gewicht und die Schwere einer Basilika aus, war aber dennoch kein christliches Heiligtum, und auch keine byzantinischen Heiligen blickten streng und missbilligend auf den Betrachter herab. Nirgendwo gab es hier pracht-voll bemalte, thronende Madonnen, und statt der Stationen des Kreuzweges gab es bronzene Medaillons mit erhabenen Symbolen. Der Zirkel und der Kompass. Die Sonne und der Mond. Das Allsehende Auge.

    Der Tempel zeigte stolz seinen heidnischen Ursprung.Wundervoll. Erotisch. Wie ein muskelbepackter Jüngling.Fasziniert schlenderte er in die Mitte des Raumes, ange-

    zogen von dem gargantuesken Marmortisch, der von gemei-ßelten zweiköpfigen Adlern getragen wurde. Während er die erlesene Handwerkskunst bewunderte, strich er mit der Handfläche über die Platte. Dabei stellte er sich einen ganz bestimmten, blonden Archäologen vor, der nackt auf dieser Marmorplatte lag.

    Mit einem Dolch im Herzen.Er sah aus dem Augenwinkel, wie der Wachmann näher

    kam.»Dieser Tisch ist eine Kopie des Tisches, den man in den

    Ruinen von Pompeji gefunden hat.« Der Wachmann sah ihm eine Sekunde zu lange in die Augen.

    »Pompeji wollte ich immer schon einmal besuchen«, er-widerte Saviour. Er dehnte die Ouvertüre ein wenig aus und senkte seine Stimme zu einem heiseren Flüstern. »Ich bin hier mit einem Freund verabredet. Vielleicht haben Sie ihn bemerkt? Er ist blond.«

    Die Enttäuschung im Blick des Wachmanns war nicht zu übersehen. »Ja, habe ich. Er ist vor ein paar Minuten herein-gekommen und wollte wissen, wo der Vortrag gehalten wird.«

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 22243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 22 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • 23

    Er deutete auf ein Schild, das auf einer Staffelei in der Nähe des Eingangs stand.

    Saviour betrachtete das PR-Foto eines rothaarigen Man-nes. »Die ägyptischen Ursprünge der Bundeslade. Vortrag des Autors Caedmon Aisquith.«

    »Wo findet dieser Vortrag statt?«Der Wachmann deutete auf einen Gang auf der anderen

    Seite des Atriums. »Nehmen Sie die Treppe ins Untergeschoss. Dann durchqueren Sie die Porträtgalerie. Der Vortragssaal ist auf der rechten Seite. Sie können ihn nicht verfehlen.«

    »Das ist wirklich ein wunderschönes Heiligtum«, murmelte Saviour und sah sich ein letztes Mal um. »Sie haben wirklich einen beneidenswerten Job, mein Freund.«

    Der andere zuckte mit den Schultern. »Es gibt bessere Jobs.«

    »Glauben Sie mir, Bruder, es gibt weit üblere Arten, sein Geld zu verdienen.« Erniedrigende, demütigende Arten. Für ein paar Münzen, den Preis für zwei Orangen am Stand des Obstverkäufers, hatte er gelernt, dass die Niedertracht der Menschen keine Grenzen kennt.

    Saviour verdrängte die unerfreulichen Erinnerungen. Diese Tage waren lange vorbei. Er hatte sich neu erfunden. Dessen konnte sich wohl kein anderer Hafendieb rühmen.

    Zügig ging er zur Treppe. Es mochte an der Energie lie-gen, die diese exotische Kammer ausstrahlte, jedenfalls war er plötzlich erregt. Berauscht. Wie ein griechischer Krieger, der den Angriff gegen die ahnungslosen Trojaner vorbereitete.

    Er war dem blonden Mann die ganze letzte Woche gefolgt. Seit der Archäologe dieses Massengrab ausgebuddelt hatte. Es durfte keine Zeugen dieses Massakers geben. Nicht einmal vierhundertfünfzig Jahre nach der Tat.

    Nicht jetzt.Niemals.

    243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 23243_37498_Palov_Pforte_Boesen.indd 23 14.04.11 07:5114.04.11 07:51

  • UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

    Chloe Palov

    Pforte des BösenMystery-Thriller

    DEUTSCHE ERSTAUSGABE

    Taschenbuch, Broschur, 448 Seiten, 11,8 x 18,7 cmISBN: 978-3-442-37498-4

    Blanvalet

    Erscheinungstermin: Juni 2011

    Bereits im Mittelalter gab es Gerüchte und Hinweise auf einen mysteriösen Heiligen Text –die sogenannte Smaragdtafel. Angeblich sollte sie das Geheimnis der Schöpfung enthüllen.Lange Jahre war weder bekannt, wo die Smaragdtafel zu finden war, geschweige denn wer sieverfasste. Nun steht der Archäologe Dr. Jason Lovett kurz davor, den Text zu entschlüsseln. Erwill sich Agent Caedmon Aisquith anvertrauen, doch vor dem entscheidenden Treffen wird derArchäologe ermordet …