Books 3/09
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Transcript of Books 3/09
books – Oktober 09 – 1books – Oktober 09 – 1
books – das Magazin der Orell Füssli Buchhandlungen – Oktober 09
Yangzom BrauenEine starke Frau mit
viel Geschichte
Peter StammInterview mit dem Chronist des alltäglichen Wahnsinns
Krimis, die das Leben schrieb
Missgeschicke, Zufälle, schwere Fehler
Zum Mitnehmen
2 – books – Oktober 09
Wenig dranviel drin
• über 160 Bücher immer dabei
• variable Schriftgrössen
• über 6000 Seiten ohne Unterbruch
• tausende eBooks auf books.ch
e reader
digitale Bücher bei Orell Füssli
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books – Oktober 09 – 3books – Oktober 09 – 3www.keinundaber.ch
560 Seiten, geb. | ISBN 978-3-0369-5542-1 | SFr. 35.90
Am 15. Juli 1988, Emma und Dexter sind noch zwanzig, verbringen sie die erste ge-meinsame Nacht. Wo werden sie an genau diesem Tag ein Jahr später stehen? Und wo in den zwanzig darauffolgenden Jahren? Werden sie sich wei-terhin immer gerade knapp verpassen?
»Großartig, packend, klug und unwahrscheinlich lesenswert!«
Nick Hornby
Die schönsteLiebesgeschichte
seit langem!
Liebe Leserin, lieber Leser
Engagement und Talent zeichnen Yangzom Brauen aus. Die Schweizer Schauspielerin hat ein eindrücklich-es Buch geschrieben: Die Geschich-te ihrer Grossmutter, wie sie aus Tibet flüchtete, die Geschichte ihrer Mutter, wie sie sich in Indien in ei-nen Schweizer verliebte, ihre eigene Geschichte, die sie vor die Kameras in Hollywood gebracht hat. Wenn an der Frankfurter Buchmesse wie-derum tausende von Büchern vor-gestellt werden, stehen dieses Jahr chinesische besonders im Zentrum der Aufmerksamkeit. Denn China ist Ehrengast in Frankfurt. Deshalb nehmen wir die Gelegenheit wahr, auf einige herausragende chinesi-sche Autoren hinzuweisen, lassen es uns aber nicht nehmen, auch auf
Engagement und Talent
ImpressumHerausgeber: Orell Füssli Buchhandlungs AG, Dietzingerstrasse 3, Postfach, 8036 Zürich Gesamtherstellung: Media Tune AG, Zürich Redaktion: Walkwerk GmbH, Zürich Gestaltung: Strichpunkt GmbH, Winterthur Foto Cover: Alexander Egger, www.eggerx.ch
Die nächste Ausgabe von books, dem Magazin der Orell Füssli Buchhandlungen, erscheint Mitte November 2009. Sie bekommen books kostenlos in jeder Filiale.Bestellungen nehmen wir gerne entgegen über www.books.ch, [email protected] und Telefon 0848 849 848. Orell Füssli Buchhandlungen finden Sie in Bern, Frauenfeld, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich.
die problematische politische Situ-ation zu zeigen. Yangzom Brauen ist uns dabei ein Vorbild, wie man hartnäckig, aber fair für eine besse-re Welt kämpfen kann. Dazu gehören auch Bücher und der uneingeschränkte Zugang zu ihnen. Verlässliche Informationen und ein von Zensur befreiter Zugang zu Meinungen sind die Grundlage für eine prosperierende Gesellschaft, hier ebenso wie in China oder sonst wo auf der Welt.
Ihr András NémethMitglied der Geschäftsleitung
4 – books – Oktober 09
Menschen
20 Schweizer Buchpreis.
Alle fünf nominierten Bücher dieses
Jahres.
23 Wie Margrit Schriber der «Hässlichsten
Frau der Welt» Gerechtigkeit widerfah-
ren lässt.
50 Kolumne: Milena Moser und die
lesenden Männer.
Schwerpunkt
8 Yangzom Brauen und die Geschichte dreier Frauen aus Tibet. In «Eisenvogel» erzählt die Schauspielerin, wie ihre Grossmutter aus Tibet flüchtete, wie sich ihre Mutter in Indien in einen Schweizer verliebte und wie sie selbst als Schauspielerin in Hollywood erfolgreich Filme dreht.
14 China ist Ehrengast an der Frankfurter Buchmesse. Alice Grünfelder erklärt, warum chinesische Literatur unter die Haut geht und spricht von den verhängnisvollen Verstri- ckungen des Einzelnen mit dem Staat.
Peter Stamm
Mit «Sieben Jahre» wagt sich Peter Stamm
einmal mehr in die Keimzelle des gesell-
schaftlichen Lebens vor, dort wo Bezie-
hungen zwischen Frauen und Männern
unterdrückte Sehnsüchte und Widersprüche
auslösen. Ein Interview.
InhaltI
Seite 16
Seite 8
books – Oktober 09 – 5books – Oktober 09 – 5www.galiani.de
»Eine Art Schweizer Abbitte« Tages-Anzeiger
»Vor Erzählkunst und Sprachwitz sprühend« Die NZZ über Tim Krohn
In ihrer Jugend hat Anna, eine junge Psycho-login, durch eine Dummheit die Familie ihrer besten Freundin Josefa zerstört. Als beide sich zwölf Jahre später treffen und Josefa kurz darauf unerwartet stirbt, kom-men alte Schuldgefühle wieder hoch. Zu-dem hinterlässt Josefa einen zehnjährigen Sohn. Anna bemüht sich, den Jungen für sich zu gewinnen. Ein Roman über Fehler und Verzeihen, Neu-beginn, Träume und Hoffnungen.
Tim Krohn, Ans Meer. Roman Verlag Galiani Berlin 304 Seiten, ISBN 978-3-86971-002-019,95 Euro (D) / 36,90 sFr
Leben
31 Rettet die Schweizer!
Über die schwierigen Beziehungen
zwischen Deutschen und Schweizern.
32 Eifersucht, Gier, Verzweiflung und Lei-
denschaft sind die klassischen Mordmo-
tive in einem Krimi. Im wahren Leben
führen dagegen die unglaublichsten
Wege in die Illegalität. Kenner der
Unterwelt erzählen.
36 20 Jahre Mauerfall. Linus Reichlin hat
sich in Berlin auf Spurensuche gemacht.
40 Stilvoll geniessen? Bars und Drinks
sind wieder in. Wir sagen, was es zu
beachten gibt und verlosen Eintritte für
die «Lange Nacht der Hotelbars».
Bücherwelt
42 Die Schweiz von Gotthelf bis Suter. Die
Orell Füssli Filiale im Zürcher Nieder-
dorf setzt einen neuen Fokus auf Bücher
aus und über die Schweiz.
43 Die liebsten Bücher von Salomé Mangles.
44 Wenig dran – viel drin. Ein Überblick
über die aktuellsten E-Reader.
48 Von Margaret Atwood bis Yangzom
Brauen: Der OF-Veranstaltungskalender.
49 Das books-Kreuzworträtsel.
Margaret Atwood
Auf den Mars fliegen, durch die Jahrhun-
derte reisen oder einem anderen Menschen
ins Leben blicken: In der Literatur ist das
möglich. Margaret Atwoods neuer Roman
«Das Jahr der Flut» zeigt die Welt nach
einer Pandemie …
Die Schreibschule
Jeder kann schreiben. Milena Moser,
Sibylle Berg und Anne Wieser sind
«Die Schreibschule» und bieten Kurse
an für alle, die gerne schreiben.
Seite 24 Seite 46
6 – books – Oktober 09
Faits diversF
Chronik der KriseWo geht das Geld hin, wenn es verschwindet? Dieser Frage geht Peter Schnei-der in einem klugen Essay nach. Sein «Versuch über die Finanzkrise und die Wirklichkeit der Realität» wird begleitet von 49 Zeichnungen von Noyau zur Finanzkrise. Böse, aber treffende Momente einer globalen Empörung von Ma-doff bis zu den Banker-Boni.Die Zeichnungen von Noyau sind noch bis Mitte Oktober bei Orell Füssli im Kramhof in Zürich ausgestellt.Die Chronik der Krise, CHF 25.90, Walde+Graf, ISBN 978-3-03774-000-2
Buchhandels-Vokabular
BlindbandHörbücher kann man hören – und Blindbände? Die kann man fül-len, denn ein Blindband ist nichts anderes als ein leeres Buch. Das heisst, eigentlich nur fast. Denn als Blindband wird auch ein Dummy bezeichnet, ein Buch also, das zwar bereits einen richtigen Umschlag hat, innen aber noch leer ist. Blind-bände werden häufig an Messen ausgestellt – und deutlich weniger geklaut als richtige Bücher. Die wohl bekanntesten Blindbände oder – ganz profan – Notizbücher sind jene von Moleskine, sie berufen sich auf eine lange Reihe von Schrift-stellern, die sie benutzt haben.Eine grosse Auswahl davon finden Sie in allen Orell Füssli-Filialen.
And the winner is…Herzlichen Glückwunsch! In der zweiten Ausgabe von books haben wir Gutscheine verlost. Das sind die Gewinner:1. Preis: Verena Lukas, Winterthur 2. Preis: Isabel Müller, Bern 3. Preis: Willy Hew, ZürichDie Gewinner der Preise 4–10 werden schriftlich benachrichtigt.
Hotlist. Unabhängige deutschsprachige Verlage haben ihre eigene «Hotlist» der besten Bücher lanciert. Dies als Gegenvorschlag zur offiziellen Longlist für den deutschen Buchpreis. Orell Füssli unterstützt die Initiative. Mehr dazu auf www.books.ch.
books – Oktober 09 – 7books – Oktober 09 – 7books – April 09 – 7
»Kraftvoll, unerhört intelligent:
ein doppel bödigerRoman, der einen
nicht mehr loslässt.«The Times
512 S., SFr 45,90; 978-3-88897-579-0
kunstmannverlag antje
www.kunstmann.de
Träume von Flüssenund MeerenDer neue Roman von Tim Parks
Träume von Flüssenund MeerenDer neue Roman von Tim Parks
parks_books:Layout 1 31.08.2009 9:26 Uhr Seite 1
Asterix. Beim Teutates!Asterix feiert seinen 50. Geburtstag. Am 22. Oktober erscheint zu diesem festlichen Anlass das neue Asterix-Album, es ist der Band 34. Am 29.Oktober 1959 warf Asterix seinen ersten Blick aus einem Comic-panel in der französischen Zeitschrift Pilote, und in den folgenden Jahren wurde er zu einer der populärsten Comicfiguren der Welt. Das erste Al-bum «Astérix le Gaulois» ist 1961 in Frankreich mit einer Startauflage von 6000 Exemplaren erschienen. 1979 erscheint mit dem Band «Asterix bei den Belgiern» (Astérix chez les Belges) die letzte gemeinsame Arbeit von Albert Uderzo und René Goscinny; Goscinny ist zwei Jahre zuvor gestorben. Ein Jahr später erscheint «Der grosse Graben», das erste Album, bei dem Albert Uderzo sowohl für Text als auch Bilder verantwortlich zeichnet. Bis heute wurden weltweit über 310 Millionen Asterix-Bände verkauft. Die As-terix-Abenteuer wurden in mehr als 100 Sprachen und Dialekte übersetzt. Troubadix übrigens heisst in Frankreich Assurancetourix und in Holland Kakofonix.
Dan BrownAm 14. Oktober erscheint der neue Thriller von Dan Brown, «Das verlorene Symbol», auf Deutsch. Die engli-sche Ausgabe ist bereits am 15. September erschienen. Erst dann aber haben die insgesamt 46 lizenznehmenden Län-der das Original-Manuskript erhalten. Um die deutsche Übersetzung termingerecht auf den Markt zu bringen, wer-den im Verlagshaus Lübbe zeitgleich sechs Übersetzer die
rund 600 Seiten des Original-Manuskriptes übersetzen; parallel wird lektoriert. Die Startauflage von 800’000 Exemplaren wird gleichzeitig auf mehrere Dru-ckereien verteilt; in einem logistischen Kraftakt erfolgt dann die Auslieferung zum 14. Oktober 2009.
Namen
Boris ZatkoEr kann nicht nur zeichnen, sondern auch schreiben. Der Books-Cartoonist Boris Zatko legt mit «Anna Fink. Die Fanfare des Königs» den ersten Teil einer Fantasy-Trilogie vor. Es geht um das Rätsel einer geheimnisvollen Erbschaft, die Anna und ihre Mut-ter antreten. Schon bald ahnt Anna, dass sie in eine dunkle Verschwörung geraten sein muss. Als sie den merk-würdigen Ereignissen auf den Grund geht, wird ihr Verstand auf eine harte Probe gestellt.
8 – books – Oktober 09
S SchwerpunktText: Martin Walker – Fotos: Alexander Egger
8 – books – Oktober 09
Die Schweizer Schauspielerin Yangzom Brauen bewegt sich leicht zwischen
den Welten, ist international bekannt und politisch aktiv. In «Eisenvogel» erzählt
sie die Geschichte dreier Frauen, die von Tibet über die Schweiz bis nach Holly-
wood führt. Es ist ihre Geschichte, die ihrer Grossmutter und ihrer Mutter.
Drei starke Frauen
books – Oktober 09 – 9books – Oktober 09 – 9
Es war eine beschwerliche Reise, die Kunsang Wangmo mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern unternommen hat: zu Fuss von Tibet über den Himalaja nach Indien. China war 1950 in Tibet eingefallen. Der Dalai Lama flüchtete 1959, Kunsang Wangmo tat es ihm nach reiflicher Über-legung gleich. Sie war Nonne, ihr Mann war Mönch – sie machten sich auf in eine ungewisse Zukunft. Eine Zu-kunft, die ihr Mann und die jüngere Tochter nicht mehr erleben konnten. Eine Zukunft aber auch, die sie – wie viele Tibeter – schliesslich in die Schweiz führen sollte. Al-lerdings nicht, wie bei tausend anderen durch Vermittlung des Roten Kreuzes, sondern durch die Liebe ihrer Tochter Sonam zum jungen Schweizer Ethnologen Martin Brauen, der sie in Indien kennen und lieben gelernt hat.
«Ich wollte schon seit langem die Geschichte meiner Grossmutter und meiner Mutter festhalten», erklärt Yang-zom Brauen. Konkret wurde es erst letztes Jahr, als am 10. März 2008 die Unruhen in Tibet ausbrachen und Yang-zom durch ihr politisches Engagement für Tibet zu Talk Shows und Interviews eingeladen wurde. «Da wusste ich, dass es die richtige Zeit ist, ein Buch über drei Generati-onen tibetischer Frauen zu schreiben. Ein Buch über das alte Tibet, das sich zu einem neuen verändert hat, richti-gerweise müsste ich sagen: zwei neuen Tibets, denn da ist einmal das eigentliche Tibet ‚auf dem Dach der Welt’, an-dererseits das Tibet der Exilierten. Anhand von drei Gene-rationen werden Tradition und Wandel unter Tibeterinnen und Tibetern sichtbar gemacht.»
Das Projekt «Eisenvogel» war ein Teamwork mit der gan-zen Familie. Besonders die Gespräche mit der Grossmutter seien intensiv gewesen, da sie auf keinen Fall etwas falsch verstehen und wiedergeben wollte, erinnert sich Yang-zom. Einige wenige Dinge, habe Mola (das ist tibetisch für Grossmutter) für sich behalten, gewisse Meditationen, die sie in der Einsiedelei praktizierte. «Das respektiere ich», sagt die Enkelin, «diese Dinge werden wohl immer ein Geheimnis bleiben.» Aber auch ihre Mutter Sonam habe anfangs etwas Angst, aber auch Respekt vor dem Riesen-projekt gezeigt, Angst ihr Inneres nach aussen zu drehen. Letztlich aber war die ganze Familie von der Notwendig-keit des Buches überzeugt.
Vom Taka-Tuka-Land aufs Dach der WeltYangzom Brauen, 1980 geboren, verlebte, wie sie selber sagt, eine unbeschwerte «Pippi-Langstrumpf-Kindheit» in der Ostschweiz, später in Bern. Tibet war jedoch immer präsent: Ihre Grossmutter kam auch in der Schweiz täglich ihren Verpflichtungen als buddhistische Nonne nach. Für sie ist es unverzichtbar, dass ihre Tradition in Yangzom weiterlebte, sie hält es für essenziell für das Karma ihrer En-
kelin, dass diese traditionelle tibetische Gebete beherrscht und in den alten heiligen Schriften lesen kann. Aber auch Mutter Sonam pflegte ihre tibetischen Wurzeln und wurde zu einer erfolgreichen Unternehmerin – «Sonam’s Tsam-pa», die traditionelle tibetische Speise aus geröstetem Weizenmehl, wird international vertrieben. Heute ist sie Künstlerin, lebt in New York, wo Martin Brauen als Chef-kurator des Rubin Museum of Art arbeitet.
In den Achtzigerjahren, als die chinesischen Behörden der «Autonomen Region Tibet» die Einreisebestimmun-gen für Touristen und Exiltibeter lockerten, gab es kein Halten mehr und das ferne Tibet sollte auch für Yangzom Wirklichkeit werden. Gemeinsam unternimmt die Familie Brauen eine Reise nach Tibet, besucht Molas Heimatdorf
Pang. Eine aufregende, abenteuerliche neue Erfahrung für die kleine Yangzom und ihren Bruder Tashi. «Diese Zeit in Tibet war auch für uns Kinder gross und bedeutsam, weil wir das erste Mal spürten, dass es die Kultur, von der wir immer gehört hatten, und die Sprache, die wir immer lernen sollten, wirklich gab», schreibt sie in «Eisenvogel» und lässt die Leser teilhaben an der Wiedersehensfreude, aber auch am Leid in Anbetracht der Bekannten und Ver-wandten, die nicht mehr sind.
Politisch aktivYangzom Brauen setzt sich aktiv für die Sache der Tibeter ein. Auch wenn die Auftritte nicht mehr so spektakulär sind wie derjenige in Moskau, wo sie als Präsidentin der «Tibeter Jugend in Europa» verhaftet wurde, als sie gegen die Olympischen Spiele in Peking protestierte. Die Hoff-nung, dass die Spiele zu einer Verbesserung der Lage in China führen würden, hat sich zerschlagen. Die Situati-on in Tibet könne sich nur entwickeln, meint Yangzom Brauen, wenn die Regierung Chinas sich ändere und eine wahrhafte Demokratie entstehe. «Dies ist bestimmt ein langer Weg, der auch Tibet Vorteile brächte.» Allerdings geben die momentanen Vorkommnisse wenig Grund zur Hoffnung. Yangzom weiss: «Die Grenzgebiete zu China sind am schlimmsten betroffen, auch sind Kontakte zu Verwandten im Ausland nicht ohne Konsequenzen, die Telefongespräche werden überwacht. Im Moment haben wir keinen Kontakt zu Familienangehörigen.»
«Anhand von drei Generatio-nen werden Tradition und Wandel unter Tibeterinnen und Tibetern sichtbar gemacht.»
10 – books – Oktober 09
S Schwerpunkt
Yangzoms persönliche Zukunft freilich hält weiterhin spannende Projekte bereit. Und wer weiss, vielleicht bleibt es nicht nur bei einem Buch, obwohl Yangzom noch nicht daran denkt. «Zuerst bin ich gespannt wie den Lesern mein erstes Buch gefällt und wie die Feedbacks sind. Ich kann mir grundsätzlich etwas Neues vorstellen, vielleicht ein Drehbuch?»
Was wünscht sich Yangzom von ihren Leserinnen und Lesern? «Erstens dass sie sich auf die drei verschiedenen Generationen einlassen, zweitens dass sie sehen, dass man auch nach grossen Schicksalsschlägen bis ins hohe Alter ein durch und durch positiver Mensch bleiben kann, und drittens dass ihnen mein Buch etwas auf ihrem eigenen Weg mitgibt.»
«Ich liebe Gegensätze, Unter-schiede und die Vielfalt»
Yangzom Brauen entwickelte bereits als Kind einen Hang zum Theater – der Gang an die Schauspielschule in Bern war fast ein zwangsläufiger. Aber erst nach dem Abschluss, nach Engagements in Deutschland und in Hollywood, er-kannte Yangzom Brauen, dass ihre Schauspielerei auch etwas mit ihren Wurzeln zu tun hat. «Ich musste mit mei-nen Gefühlen eine Generation zurückgehen, auf meinen tibetischen Teil zurückgreifen», schreibt sie in ihrem Buch
«Eisenvogel». Ein Rückgriff, den Yangzom Brauen auch tief in die Zukunft führt. So spielte sie in der Hollywood-Produktion «Æon Flux», in «Salomaybe» unter der Re-gie von Al Pacino und ist jetzt gerade im ersten Schweizer Sciencefiction-Film «Cargo» zu sehen.
Seit September läuft «Cargo» in den Schweizer Kinos. Warum soll man hingehen?«Ich finde es genial, dass die Schweiz ihren ersten Science-fiction-Film produziert. Nicht nur Amerika kann dies, sondern auch die kleine Schweiz mit ihren vielen Talenten. Und davon sollen sich möglichst viele selbst überzeugen!»
Sie haben zum einen Bezug zu einer uralten Religion und vielen Leben, zum anderen spielen Sie auch in Filmen, die in der Zukunft spielen. Wie behalten Sie den Überblick?«Ich liebe Gegensätze, Unterschiede und die Vielfalt. Da-durch verliere ich den Überblick nicht, es bereichert mich und lässt meiner Fantasie freien Lauf.»
Sie schreiben mit Bezug auf Filmrollen, Sie seien im Wes-ten zu östlich und im Osten zu westlich, wie gehen Sie damit um?«Zu Beginn meiner Laufbahn als Schauspielerin war dies nicht einfach, da ich mich weder in der Schweiz noch in Deutschland als Ausländerin sah. Doch langsam musste ich einsehen, dass ich offenbar zu exotisch bin. Ich bin in meinem eigenen Heimatland eine Fremde. Mir fällt auch auf, dass es im Schweizer Fernsehen keine schwarze oder farbige Nachrichtenmoderatoren gibt, und anders aus-sehende Menschen sind im TV eine Ausnahme. Es wird wohl noch ein paar Jahre dauern, bis sich dies verändert. In Amerika ist dies schon ganz normal und nicht wegzu-denken. Mit Obama als erstem (halb)schwarzen Präsiden-ten können wir etwas von den Amerikanern lernen.»
Wie unterscheidet sich Kino in der Schweiz von Kino in Hollywood?«Die Hirarchie ist in Amerika viel stärker ausgeprägt und somit sind die Arbeiter eingeschüchterter und ängstlicher. Die Studios in Hollywood sind riesig, die Crews in Ame-rika sind meist siebenmal grösser als in der Schweiz. Das Catering am Set ist sehr vielfältig, von fettloser Milch über Reismilch, von Vitamin C bis zu Aspirin, von Veganerkost bis zu Steaks gibt es alles. Dies habe ich nur bei amerika-nischen Sets miterlebt.»
Buddhismus ist en vogue, auch unter Schauspielerkolle-gen. Stört Sie das oder freut Sie das?«Scheinbar hilft es den Menschen im Westen, weshalb sollte mich das stören? Manchmal erscheint mir das als allzu esoterisch, doch ich sage mir immer, solange es nie-
books – Oktober 09 – 11
312 Seiten. Gebunden. sFr 34,90*
www.hanser-literaturverlage.de
»Eine Liebesgeschichte
zwischen besserem Wissen,
Lebenserfahrung und Hoffnung.
Zynisch, melancholisch und
zart, ein brutal ehrlicher Roman.«
Felicitas von LovenbergFrankfurter Allgemeine Zeitung
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Sibylle Berg
Tibet im Überblick 1935 Geburt von Tenzin Gyatso, des 14. Dalai Lama. 1949 Gründung der Volksrepublik China unter Mao Zedong. 1950 Chinesische Invasion Ostti-bets. Der 15-jährige Dalai Lama wird vorzeitig ins Amt gesetzt. 1951 Unter-zeichnung des «17-Punkte-Abkommen» zur friedlichen Befreiung Tibets. 1954 Der 14. Dalai Lama lässt sich in Peking zum Stellvertretenden Vorsitzenden des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses wählen. 1956 In den osttibetischen Provinzen Kham und Amdo kämpfen tibetische Rebel-len gegen die chinesische Besatzung; die Militärpräsenz wird verstärkt. 1959 Am 10. März bricht in Lhasa ein Aufstand der Tibeter gegen die chinesische Besatzung los. Zehntausende Tibeter sterben. Der Dalai Lama flüchtet am 17. März nach Indien. 1965 Formelle Gründung der Autonomen Region Tibet innerhalb der Volksrepublik China. 1967–1976 Während der Kulturrevolution werden gegen 6000 buddhistische Klöster und Tempel zerstört. Hunderttausen-de Tibeter sterben oder verschwinden. 1979–1989 Liberalisierungswelle unter Deng Xiaoping. Religiöse Freiheiten werden wieder eingeführt, Klöster reno-viert und Mönche ausgebildet. 1989 Der 14. Dalai Lama erhält den Friedens-nobelpreis. 2001 Protest der Tibeter Jugend in Moskau gegen die Vergabe der Olympischen Spiele nach Peking. 2007 Die neue Eisenbahnlinie Peking–Lhasa nimmt den Betrieb auf. 2008 Demonstrationen anlässlich des 49. Jahrestages des Aufstands von 1959 in Lhasa.
«Für uns Kinder war Lhasa nicht ent-täuschend oder traurig, sondern eine aufregende neue Erfahrung.» (aus «Eisenvogel»)
12 – books – Oktober 09
S Schwerpunkt
Yangzom Brauens Buchtipps«Woeser ist eine mutige tibetische Schriftstellerin und Blog-gerin, die in China lebt und deren Werke in China verboten sind. Doch sie fährt damit fort, von ihrem kleinen Appar-tement in Beijing aus Gedichte, Aufsätze und Berichte über die derzeitige Situation in Tibet zu verfassen. Sie steht unter ständiger Aufsicht durch die Polizei. Etliche von Woesers Gedichten, die ursprünglich auf Chinesisch verfasst wurden, sind nun in englischer Übersetzung in einem Buch mit dem Titel «Tibet’s True Heart» (Ragged Banner Press) erhält-lich. Und wer sich für die faszinierende Welt des Mandala interessiert, dem empfehle ich das Buch «Mandala», das von meinem Vater geschrieben wurde … Er ist eben mein grosses Vorbild.»
Exil Schweiz. Tibeter auf der Flucht. 12 LebensgeschichtenChristian Schmidt (Text) und Manuel Bauer (Fotografien) CHF 44.90 Limmat Verlag ISBN 978-3-85791-574-1
Mandala – Sacred Circle in Tibetan Buddhism Viele per Computer erstellte Modelle beschreiben den Aufbau von Mandalas und ihre Struktur und veranschaulichen in ver-ständlicher Weise diese komplexe Form der tantrischen Praxis. Martin Brauen CHF 65.00Arnoldsche, Hardcover mit Text in Englisch. ISBN 978-3-89790-305-0
mandem was zu Leide tut, kann der Mensch glauben und praktizieren, was er für sich gut findet. Sobald Menschen psychisch oder körperlich verletzt werden, dann jedoch ist die Grenze der Toleranz überschritten.»
Welche Rolle spielt denn Religion in Ihrem Leben?«Ich schaue den Buddhismus mehr als eine Philosophie an. Ich bin mit dem Buddhismus gross geworden, doch bin ich keine praktizierende Buddhistin in dem Sinne, dass ich in ‚Retreats’ gehe oder mich jeden Morgen für eine halbe Stunde hinsetze und meditiere. Meine Praxis sieht anders
aus. Ich versuche sie in meinem Alltag einzubauen, meine Gedanken kontrolliere, analysiere und positiv umzusetzen versuche, wenn sie ins Negative zu stürzen drohen, alles Dinge welche zu meistern schwierig sind, auch wenn dies einfach tönt. Das ist meine alltägliche Religion.»
Wie sehen Ihre weiteren Filmpläne aus?«Ich habe eine Websoap produziert wo ich selber auch mitwirke. ‚Hallo Hollywood’ heisst sie. Darin gebe ich sechs Schweizer SchauspielerInnen die Chance ein halbes Jahr nach Hollywood zu kommen und ihren Traum zu verfolgen. Der Zuschauer wird in dieser Reality Show das wirkliche Hollywood erleben. Auch drehe ich für Lang Film unter der Regie von Lorenz Keiser und Jean-Luc Wey den Kinofilm »Länger Leben», und dann gibt es noch ein paar andere Projekte, die noch nicht spruchreif sind.»
Drei Frauen im Interview auf www.books.ch/brauenMehr von Yangzom Brauen finden Sie im Internet auf www.books.ch. Ein exklusives Interview mit den drei Frau-en aus Tibet und ein Film-Mitschnitt einer Lesung. Erleben Sie Yangzom Brauen live: Lesung am 24. Oktober, Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 19 Uhr, Eintritt frei.
Ich schaue den Buddhismus mehr als eine Philosophie an.
Eisenvogel . Drei Frauen aus Tibet – die Geschichte meiner FamilieYangzom Brauen CHF 36.90 Heyne ISBN 978-3-453-16404-8
Buchtipps B
books – Oktober 09 – 13S = Sachbuch R = Roman D = DVD K = Kinderbuch
Es ist Freitag, der 22. Mai 2032. Einen Tag nach seinem 94 Geburtstag
sitzt ein Mann in einem üppig blühenden Garten – es ist der Paradiesgar-
ten seiner Kindheit – und spricht seine Geschichte mit Herrn Adamson
auf Band. Er erzählt sie uns, aber vor allem Annie, seiner Enkelin. Und
er wartet – auf ebendiesen Herrn Adam-
son, den er seit seinem achten Lebens-
jahr nicht mehr gesehen hat. Es war
eine seltsame Begegnung. Ein Blick in
Bereiche, die den Lebenden sonst ver-
borgen bleiben. Ein grandioses Buch,
das mit seiner Vitalität und Lebensfreu-
de zu bannen weiss, was der Skandal
eines jeden Lebens ist: der Tod.
CHF 34.90
208 Seiten
Diogenes Verlag
ISBN 978-3-257-06718-7
Herr Adamson Urs Widmer
R
In seinem autobiographisch inspirierten Roman erzählt Hanns-Josef
Ortheil die Geschichte eines jahrelang stummen Kindes, dessen Eltern im
Krieg und in der Nachkriegszeit vier Söhne verloren haben. Zusammen
mit der ebenfalls stummen Mutter wächst es in einer künstlichen Schutz-
zone auf, aus der es sich erst langsam
durch das Klavierspiel und den unor-
thodoxen Sprachunterricht des Vaters
befreien kann. Doch die Befreiung ist
schmerzhaft. Sie führt den Jungen auf
lange, einsame Reisen durch Deutsch-
land und schliesslich nach Rom. Nach
der Rückkehr nach Deutschland macht
ihm ein früherer Lehrer den faszinieren-
den Vorschlag, es mit dem Schreiben zu
versuchen.
CHF 41.90
592 Seiten
Luchterhand Literaturverlag
ISBN 978-3-630-87296-4
Die Erfindung des Lebens Hanns-Josef Ortheil
R
T. S. Spivet ist zwölf Jahre alt und ein genialer Kartograph. Denn er weiss
genau, dass nichts von Dauer ist. Der Whiskykonsum seines Vaters wird
ebenso in Diagrammen festgehalten wie die Anatomie von Glühwürm-
chen. Inmitten seiner merkwürdigen Familie lebt er auf einer Ranch in ei-
nem flachen Tal in Montana. Doch eines
Nachts begibt sich T. S. auf die Reise
nach Washington und damit in ein un-
glaubliches Abenteuer. Ein witziger und
sehr bewegender Roman über Freund-
schaft, Kindheit, Schuld und über Zu-
hausesein, mit dem sanften Schimmer
eines alten Hollywood-Films und doch
auf einzigartige Weise neu.
CHF 41.90
460 Seiten
S. Fischer Verlag
ISBN 978-3-10-044811-8
Die Karte meiner Träume Reif Larsen
R
Ein Junge sitzt an einem Fluss und lässt ein Holzschiffchen zu Wasser,
ein rasch davontreibender Bote, der ankündigt: Einer kommt nach. Der
Junge ist zum Mann und zum Schriftsteller geworden. Und er ist nach-
gekommen: Auf den Spuren des Schiffchens verschlug es ihn von der
Zürcher Sihl bis zum Nil, zum Amazo-
nas oder zum Yangtse. Geblieben ist
ihm das Staunen über die Vielgestal-
tigkeit der Welt, gepaart mit dem Blick
für das überraschend Gemeinsame in
dieser Vielfalt. In seinem letzten Werk
zieht Hugo Loetscher Bilanz. Die Stoffe
und Themen seines Lebens und seines
Werks entfaltet er zu einer weltumspan-
nenden Autogeographie, der Entwick-
lungsgeschichte eines globalen Be-
wusstseins.
CHF 39.90
416 Seiten
Diogenes Verlag
ISBN 978-3-257-06716-3
War meine Zeit meine ZeitHugo Loetscher
R
14 – books – Oktober 09
SchwerpunktS
Der chinesische Staat ordnete 1966 unter Mao die Kulturrevolution an, der unzählige Menschen zum Opfer fielen. So auch der Vater in «Brüder» von Yu Hua. Zunächst wird aus der Perspektive der beiden Kinder er-zählt, wie der Vater die Familie mit seinem Humor zusammenhält, später aber wegen einer unbedachten Äusse-rung seines Sohnes verhaftet, gefol-tert und schliesslich auf dem Vorplatz
des Busbahnhofs wie ein Stück Vieh totgeschlagen wird. Solcherart Grau-samkeiten prägten ganze Generatio-nen und hebelten sämtliche morali-schen Grundwerte aus. Und nur so lässt sich der zweite Teil des Romans verstehen, wo der Autor mit einem Zerrbild Chinas aufwartet. Die Verrohung der chinesischen Ge-sellschaft ist nur eine Folge dieser politischen Tragödie in den Sechzi-gerjahren. Die in Berlin lebende und mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnete Autorin Luo Lingyuan weiss darüber in ihrem Œuvre facettenreich und eindringlich zu berichten. Angefangen bei «Du fliegst jetzt für meinen Sohn aus dem fünften Stock» bis hin zu «Die Sterne von Shenzhen» zeichnet sie ein schil-lerndes Kaleidoskop der chinesischen Gesellschaft.Wenngleich die Kulturrevolution mit
ihren Folgen in vielen Werken, die zur diesjährigen Buchmesse vorgelegt werden, ein immer wiederkehrendes Motiv ist – wie beispielsweise in «Von Mao zu Bach» von der Pianistin Zhu Xiao-Mei oder in «Die Sterblichen»
von Li Yiyun –, so begannen die po-litischen Drangsale doch schon viel früher. Eileen Chang, hierzulande be-kannt durch die Verfilmung ihrer Er-zählung «Lust und Begierde» von Ang
Chinesische Literatur geht unter die Haut. Dies soll keineswegs als Floskel vorweg geschickt werden, sondern auf die Vehe-menz vorbereiten, mit der hier Schicksale beschrieben werden – oder vielmehr die verhängnisvol-len Verstrickungen des Einzelnen mit dem Staat.
Text: Alice Grünfelder Foto: istockphoto
Verhängnisvolle Verstrickungen
Die Verrohung der chinesischen Ge-sellschaft ist nur eine Folge dieser politischen Tragö-die in den Sechzi-gerjahren.
books – Oktober 09 – 15books – Oktober 09 – 15
Lee, beschreibt in «Das Reispflanzer-lied» wie sich die Landreform in den Fünfzigerjahren ausgewirkt hatte. Kommunale Abgaben wurden brutal durchgesetzt, und dumme Beamten-willkür führte dazu, dass unzählige Intellektuelle in Arbeitslagern ver-schwanden. Nur wenige überlebten, wie Yang Xianhui in «Die Rechtsab-weichler von Jiabiangou» zu erzählen weiss. Er suchte die letzten Überle-benden eines Arbeitslagers im Nord-
westen Chinas auf und tarnte deren Berichte als Kurzgeschichten, um sie an der Zensur vorbeizuschmuggeln.Ist es Starrköpfigkeit oder blinder Optimismus, der den Einzelnen ange-sichts solcher Ungerechtigkeiten nicht verzweifeln lässt? Diese Frage drängt sich vor allem auf beim Roman «Die Knoblauchrevolte» von Mo Yan, ei-nem der bedeutendsten Autoren Chi-nas. Bauern werden um ihre Ernte ge-bracht, sie revoltieren gegen korrupte Beamte, und schliesslich geht eine Kreisbehörde in Flammen auf – vor diesem Hintergrund entwickelt sich die wohl stärkste Liebesgeschichte der Weltliteratur. Nicht die Schläge ihrer Brüder, nicht die Misshandlung durch die Eltern können den Bauern Gao Ma und die Tochter eines bru-talen Wüstlings auseinanderbrin-gen. Zäh halten sie an ihrem kleinen Glück fest.Yan Lianke beschreibt in «Der Traum meines Grossvaters» – einem auf Tatsachen basierenden Roman über einen Aids-Skandal in den Neun-zigerjahren, der in China vertuscht wird – die skandalösen Auswüchse des Bluthandels. Das Fieber, das sich bald als Aids herausstellte und ein ganzes Dorf heimsuchte, wurde von raffgierigen Bluthändlern verursacht,
Das Reispflanzerlied Eileen Chang CHF 36.90 Claassen Verlag
Buchtipps zum Thema Die chinesische Delegation CHF 25.90 ISBN 978-3-423-24565-4 Du fliegst jetzt für meinen Sohn aus dem fünften Stock CHF 24.90 ISBN 978-3-423-24451-0 Nachtschwimmen im Rhein CHF 24.90 ISBN 978-3-423-24629-3 Die Sterne von Shenzhen CHF 25.90 ISBN 978-3-423-24689-7 Luo Lingyuan Alle bei dtv als Taschenbuch
Die Knoblauchrevolte Mo Yan CHF 22.90, ISBN 978-3-293-20454-6 Unionsverlag Dramatische Ereignisse in einem Dorf spit-zen sich zu, wo bleibt die Gerechtigkeit?
Der Traum meines GrossvatersYan Lianke CHF 41.90, ISBN 978-3-550-08749-3 Ullstein Verlag Roman über einen Aids-Skandal, der bis heute vertuscht wird.
Die Rechtsabweichler von JiabiangouYang Xianhui, ISBN 978-3-518-12591-5CHF 30.90 Edition Suhrkamp
BrüderYu Hua CHF 45.90, ISBN 978-3-100-95803-7S. Fischer Verlag Brückenschlag von der Kulturrevolution zum modernen China
Die SterblichenLi Yiyun CHF 37.90, ISBN 978-3-446-23421-5Hanser Verlag
Von Mao zu BachZhu Xiao-Mei CHF 36.90, ISBN 978-3-888-97557-8 Kunstmann Verlag
die hygienische Vorsichtsmassnah-men vollkommen vernachlässigten. Der Grossvater, einst zum Dorfchef ernannt, ist ratlos. Zumal sein eige-ner Sohn mit dem Bluthandel – und später mit dem illegalen Geschäft mit Särgen – zu unbeschreiblichem Reich-tum gelangt. Schliesslich infiziert sich der andere Sohn, dem aber noch eine zärtliche Liebe mit einer ebenfalls kranken Frau beschieden ist. Wie-der ist es die Liebe, die die Passivität
und Hörigkeit der Dorfgemeinschaft überstrahlt. Der Grossvater hingegen befreit sich durch einen Mord von der unseligen Verstrickung mit sei-nem Sohn. So viel Aktionismus ist al-lerdings eher selten. Und erneut steht man vor der Frage, wie viel Menschen eigentlich aushalten können? Nie geht es um den Kampf des Einzelnen gegen die Übermacht des Kollektivs, vielmehr geht es darum, wie man sich arrangieren kann, um zu überleben – wenngleich mit wechselndem Er-folg. Und nie sind die Figuren völlig verzagt, immer flammt irgendwo ein Fünkchen Hoffnung auf, das sie am Leben hält. Und dieses Geheimnis der chinesischen Literatur gilt es zu ent-decken.
Wieder ist es die Liebe, die die Passivi-tät und Hörigkeit der Dorfgemeinschaft überstrahlt.
16 – books – Oktober 09
M MenschenInterview: Regula Lienin – Foto: Peter Peitsch / peitschphoto.com
16 – books – Oktober 09
Er hat sich die Gunst von Publikum und Kritik erschrieben. Seine Literatur ist
ebenso nüchtern und minimalistisch wie sie dem Alltag verpflichtet sind. Seine
Geschichten spielen häufig in der Keimzelle des gesellschaftlichen Lebens, dort
wo Beziehungen zwischen Frauen und Männern unterdrückte Sehnsüchte und
Widersprüche auslösen.
Peter Stamm – der Chronist des alltäglichen Wahnsinns
books – Oktober 09 – 17books – Oktober 09 – 17
Die wütende Stimme einer Frau, die lautstark ein paar Gäste beschimpft, lässt unser Gespräch stocken. Minu-tenlang steigert sie sich in repetitivem Wortlaut in eine absurde Anschuldigung, bis sie aus dem Café gewiesen wird. Peter Stamm kennt ähnliche Situationen aus seiner Praktikumszeit in psychiatrischen Kliniken. Sein Studium der Anglistik, Psychologie und Psychopathologie hat er in-des nie abgeschlossen, sondern zugunsten des Schreibens aufgegeben. Der 46-jährige Thurgauer hat seit seinem Romandebüt «Agnes» im Jahr 1998 beinahe jährlich ein neues Buch veröffentlicht. Er hat es geschafft, sich gleichermassen in die Gunst des Lesepublikums und der Kritiker zu schrei-ben. Nebst seinem Erfolg fallen zwei weitere Konstanten auf: Obwohl sich sein Stil weiterentwickelt hat, ist seine Sprache nüchtern und minimalistisch geblieben. Seine Er-zählungen und Romane sind fest im Alltag verhaftet und spielen in der Keimzelle gesellschaftlichen Lebens. Es geht fast immer um Beziehungen zwischen Frauen und Män-nern. Beziehungen, in denen er unterdrückte Sehnsüchte und Widersprüche auslotet. Im neuen Roman «Sieben Jahre» schildert Stamm eine Dreiecksgeschichte. Sie ist raffiniert in eine Rahmenhand-lung eingebettet, in welcher der Protagonist von seiner Ehe mit Sonja und seiner Affäre mit Iwona erzählt. Die bei-den Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein: die eine intelligent und aus gutem Hause, die andere unauffällig
und wenig anziehend. Zunächst ist alles im Lot. Alex baut mit Sonja eine bürgerliche Existenz auf, mit Haus und ei-genem Architekturbüro. Bis es nach ein paar Jahren zu einem folgenreichen Wiedersehen mit Iwona kommt.
Woher stammt die Idee zur Geschichte, die Sie in «Sieben Jahre» erzählen?Der Ausgangspunkt war das Theaterstück «Iwona, die Burgunder Prinzessin» von Witold Gombrowicz. Darin nimmt sich ein Prinz die hässlichste Frau, weil er eigentlich jede Frau haben kann. Diese Frau liebt ihn, und er wird sie nicht mehr los. Darüber hinaus sind aber auch eigene Erfahrungen und Beobachtungen eingeflossen.
Es gibt eine starke Polarität zwischen den weiblichen Hauptfiguren. So ist beispielsweise die eine schön, die andere hässlich. Worin besteht für Sie das Hässliche?Das Hässliche zu beschreiben war eine der grossen Schwie-
rigkeiten. Was heisst das denn überhaupt? Was wir als Hässlichkeit empfinden, ist oft weniger das Physische, son-dern die Haltung einer Person. Iwona ist langweilig, desin-teressiert, sie pflegt sich nicht. Das macht sie hässlich.
Alex ist – wie übrigens auch schon Andreas in «An einem Tag wie diesem» – nicht gerade ein Sympathieträger. Wie reagieren Leser auf diese Figur?Für die einen ist er ein «Tubel», die anderen finden ihn sympathisch. Ein realer Mensch ist nun mal komplex. Meine Figuren sind keine Kunstfiguren. Es sind Menschen wie wir: Sie machen Fehler, haben aber auch liebenswer-te Seiten. Die Leute scheinen sich in meinen Büchern zu erkennen. Wichtig ist für mich beim Schreiben, dass ich Mitgefühl habe mit der Figur. Ich kann keine Figur be-schreiben, die mir gleichgültig ist. Das erging mir mit den Figuren in «Sieben Jahre» auch so. Sie sind ja alle eine Art Opfer.
Apropos Opfer: Iwona könnte die Beziehung zu Alexan-der beenden. Stattdessen erträgt sie ihre Liebe klaglos und weckt so Assoziationen mit einer Heiligenfigur …Heilige sind Figuren, die mich seit langem interessieren. Nicht die katholischen Heiligen im Speziellen, sondern die Lebenshaltung an sich. Es gibt sie, diese Hingabe an etwas Aussichtsloses, an etwas, das nie eingelöst werden kann. Das fasziniert mich.
Was liegt Ihnen eigentlich mehr: Das Schreiben von Er-zählungen oder Romanen?Es hat beides seine Vor- und Nachteile. Die Erzählung hat den Vorteil, dass man viel genauer arbeiten kann, weil es ein viel kürzerer Text ist. Bei einem grossen Text gibt es viel mehr technische Probleme zu lösen – da muss man manch-mal Kompromisse machen. Andererseits ist es schön, eine lange Geschichte zu erzählen, wo man Platz hat. Ich mache beides gern.
Wie autobiografisch sind Ihre Bücher?Grundsätzlich sind sie nicht autobiografisch. Vielleicht sind die Leute in Lebenssituationen, die sich nicht völlig von meinen unterscheiden. Es geht meistens um kreative Leute, die oft unterwegs sind. Ich habe spät angefangen, Auto zu fahren, aber seit ich es kann, fahren auch meine Figuren Auto. Einfach, weil ich das persönlich auch kenne. In meinen früheren Texten kommen fast keine Kinder vor. «Ungefähre Landschaft» ist erschienen, kurz bevor meine Kinder auf die Welt gekommen sind. Wie dort die Frau mit ihrem Kind umgeht, würde ich heute vermutlich anders beschreiben.
Wichtig ist für mich beim Schreiben, dass ich Mitge-fühl habe mit der Figur.
18 – books – Oktober 09
Peter StammPeter Stamm, 1963 geboren, ist einer der erfolgreichsten Schweizer Schriftsteller der Gegenwart. Er lebt mit seiner Lebenspartnerin und seinen zwei Kindern in Winterthur. «Sieben Jahre» ist sein vierter Roman. Privat liest er vor allem zeitgenössische Literatur, aktuell gerade Judith Hermann und Klaus Merz – und sparsam, aber immer wieder: Werke von Thomas Bernhard.
M Menschen
Mehr von Peter Stamm Wir fliegen. ErzählungenCHF 16.90 Fischer Verlag ISBN 978-3-596-17803-2War nominiert für den Schweizer Buchpreis 2008
Heidi. Bilderbuch mit Illustrationen von Hannes Binder Hannes Binder CHF 30.90 Nagel & Kimche Verlag 2008 ISBN 978-3-312-00982-4
An einem Tag wie diesemCHF 34.90 Fischer Verlag ISBN 978-3-596-51048-1
AgnesCHF 16.90Fischer TaschenbuchISBN 978-3-596-17912-1Stamms gefeiertes Debüt!
In fremden GärtenCHF 14.90 BTB Goldmann ISBN 978-3-442-73244-9
Der Kuss des KohakuCHF 26.90 Arche Verlag ISBN 978-3-7160-2335-8Drei Stücke von Peter Stamm
Ungefähre LandschaftCHF 15.90 BTB Goldmann ISBN 978-3-442-72995-1
BlitzeisCHF 13.90 BTB Goldmann ISBN 978-3-442-72750-6Momentaufnahmen einer Generation
Sieben Jahre Peter Stamm CHF 34.90 Roman, Fischer Verlag ISBN 978-3-10-075126-3
Weshalb sind in Ihren Büchern historische Bezüge so rar? In «Sieben Jahre» dienen die Erwähnung des Tiananmen-Massakers und die VPM-Aktivitäten in erster Linie der zeitlichen Verortung.Ich kann nur über Welten schreiben, die ich kenne. Man kann vieles weiterdenken. Aber das Grundgefühl für etwas muss da sein. Ich würde mich deshalb nie getrauen, über den zweiten Weltkrieg zu schreiben, weil ich nichts auch nur annähernd Vergleichbares erlebt habe. Und wenn ei-ner so tut als ob, wie der junge Amerikaner mit der Na-zizeit (Anm. d. Red.: «Die Wohlgesinnten» von Jonathan Littell), dann interessiert mich das eben nicht. Der weiss ja nicht, wie es gewesen ist. Weshalb soll ich das lesen? Aber klar, ich schreibe auch aus der Sicht von Frauen und bin nie eine gewesen …
Politik spielt in Ihren Büchern keine Rolle. Oder wie se-hen Sie das?Die Tagespolitik ist tatsächlich kein Thema. Aber letztlich geht es schon um Politik – das behaupte ich zumindest immer. Es geht nicht darum, ob ich die Sozialdemokraten wähle, sondern um die Beziehungen zwischen Menschen.
Die Unterscheidung von Fiktion und Realität ist ein hoch-politisches Thema. Es gibt Leute, die nach den Lesungen auf mich zukommen – da ist beispielsweise diese Frau, die gesagt hat, sie hätte sich von ihrem Mann getrennt, weil sie durch mein Buch erfahren habe, was überhaupt in ih-rer Beziehung passiert. In einem gewissen Sinn ist das auch politisch.
Ich würde mich nie getrauen, über den zweiten Weltkrieg zu schreiben.
books – Oktober 09 – 19S = Sachbuch R = Roman D = DVD K = Kinderbuch
BBuchtipps
1974: Am Morgen eines schönen Augustsommertags starren die Passan-
ten in Lower Manhattan ungläubig zu den Twin Towers hinauf. Fast einen
halben Kilometer über ihnen läuft, springt und tanzt ein Hochseilartist _–
ein schwebender Moment von absoluter Freiheit und künstlerischem Tri-
umph in einer Stadt des ewigen Überle-
benskampfes. Seine Magie lässt unten
auf den Strassen in den gewöhnlichen
Existenzen das Besondere hervortre-
ten. Etwa in Corrigan, dem verrückten,
aufopferungsvollen Iren, der sein Leben
den Strassenhuren in der Bronx wid-
met. Er hat in seinem Kleinbus vor dem
Zentralgericht am World Trade Center
übernachtet, um zweien seiner Schutz-
befohlenen vor Gericht beizustehen.
CHF 36.90
544 Seiten
Rowohlt
ISBN 978-3-498-04511-1
Die grosse Welt Colum McCann
R
Alice ist mit ihrem Leben zufrieden. Sie ist glücklich verheiratet, hat drei
erwachsene Kinder und beruflich hat sie als Professorin in Harvard Kar-
riere gemacht. Doch plötzlich beginnt sie Termine zu vergessen, verlegt
Sachen und verläuft sich beim Joggen. Ein beängstigender Verdacht
schleicht sich in ihr Leben. Alice erfährt,
dass sie an einer frühzeitigen Form der
Alzheimer-Krankheit leidet. Machtlos
muss sie zusehen, wie ihre Erinne-
rungen ihr mehr und mehr entgleiten.
Bevor es zu spät ist, fasst Alice einen
Entschluss ...
CHF 32.90
320 Seiten
Lübbe Verlag
ISBN 978-3-7857-6016-1
Mein Leben ohne Gestern Lisa Genova
R
Als würde man an einer Erkundung der Stadt Kittur und ihrer Beson-
derheiten teilnehmen, so führt Aravind Adiga in seinem Zyklus von Ge-
schichten den Leser durch diese brodelnde fiktive Stadt, die Züge Ban-
galores trägt. Hier werden mit Witz und Furor, Mitgefühl und Humor, Mut
und Leidenschaft Geschichten erzählt,
in denen die Gegensätze und der Über-
lebenswille im heutigen Indien plastisch
werden. Da ist der zwölfjährige Ziaud-
din, der in einem Teehaus aushilft und
einen grossen Fehler macht. Da ist ein
Schuljunge, der aus Protest gegen das
Kastenwesen Sprengstoff zündet. Und
da ist George D’Souza, der sich bei der
reizenden Mrs Gomes zum Gärtner und
dann zum Chauffeur hocharbeitet.
CHF 34.90
384 Seiten
C.H. Beck
ISBN 978-3-406-59270-6
Zwischen den Attentaten Aravind Adiga
R
Emma bricht aus ihrem Leben mit Mann, Tochter, Job und geregelten
Verhältnissen aus und lebt fortan auf der Strasse als Grossstadt-Noma-
din. Sie denkt an den Mann, mit dem sie verheiratet ist, ein Anwalt mit
politischen Ambitionen, der ihre Affäre mit einem Liebhaber nur unter
dem Aspekt sieht, ob sie seiner Karrie-
re schaden könnte. Ihr neues Leben ist
eine Flucht aus Enttäuschungen, Routi-
ne und Angepasstheit und gleichzeitig
ein Sprung in einen radikalen Neube-
ginn. Die Zeit, die sie jetzt im Überfluss
hat zum Nachdenken und Schreiben,
öffnet ihr die Augen für die Ursachen ih-
rer Wut und Zweifel ebenso wie für das
immense und manchmal zerreissende
Verlangen nach Würde und Glück.
CHF 32.90
156 Seiten
: Transit Buchverlag
ISBN 978-3-88747-240-5
EmmaMaria Barbal
R
20 – books – Oktober 09
M Menschen
Schweizer Buchpreis – das sind die Nominierten
Wer gewinnt den diesjährigen
Schweizer Buchpreis? Wir stel-
len die fünf von einer Kritikerju-
ry nominierten Bücher und ihre
Autoren vor. Eine Shortlist, die es
in sich hat. Wer den Schweizer
Buchpreis 2009 erhält, wird am
15. November bekanntgegeben.
Texte: Alice Werner & Regula Lienin
Muster aus Hans.
Ein Bericht.Eleonore Frey CHF 34.90
120 Seiten
Literaturverlag Droschl
ISBN 978-3-854-20749-8
Hans führt kein Durchschnittsleben,
auch wenn er einen Allerweltsnamen
trägt. Er duscht, wenn er es für richtig
hält, spricht nur in Notfällen und agiert
auch sonst nach seiner Façon. Die
soziale Wirklichkeit ist für den jungen
Mann in seiner Gesamtheit nicht zu
begreifen. Nur einzelne Puzzleteilchen,
das nette Lächeln der Kellnerin etwa,
dringen in sein Innerstes vor. Mit seinem
bärtigen Gesicht und seinem eigenar-
tigen Benehmen erscheint Hans seiner
Umwelt verdächtig anders. Eleonore
Frey, selbst Mutter eines autistischen
Sohnes, erzählt das Schicksal eines
Depeschen nach
MaillandJürg Laederach CHF 34.90
187 Seiten
Herausgegeben von Michel Mettler
Suhrkamp
ISBN 978-3-518-42059-1
Zwei Autoren, Jürg Laederach und Mi-
chel Mettler, unterhalten sich 2002 in ei-
ner Radiosendung so angeregt über Mu-
sik, dass sie ihr Gespräch anschliessend
in einer regen E-Mail-Kommunikation
weiterführen. Schnell entwickelt sich ein
intensiver Diskurs über das Leben im All-
gemeinen. Michel Mettler hat einen Teil
der notierten Gedanken nun als Buch he-
rausgebracht: eine Sammlung amüsan-
ter Skizzen, improvisierter Mitschriften
und schräger Miniaturberichte über die
Absurditäten des Alltags. Laederach, in
Basel geboren und geblieben, studierter
Mathematiker, Romanist und Musikwis-
Flughafenfische
Angelika Overath CHF 34.90
176 Seiten
Luchterhand Literaturverlag
ISBN 978-3-630-87307-7
Die Fotografin Elis streift unruhig durch
die Abflughallen, ihr Anschlussflug hat
sich verschoben. Tobias reinigt das
Aquarium im Transit-Bereich, wie er es
jeden Nachmittag tut. Und nebenan,
im Raucherfoyer, ertränkt der alternde
Biochemiker seine gescheiterte Ehe im
Alkohol. Ausgerechnet am Flughafen,
diesem sterilen Ort der Durchreise,
kreuzen sich diese drei Lebenswege
schicksalhaft. In ihrem zweiten Roman
hält Angelika Overath, in Karlsruhe ge-
boren und mittlerweile in Graubünden zu
Hause, das hektische Gewimmel eines
touristischen Massenbetriebs in minutiö-
sen Bildern fest. Die Autorin und Repor-
terin lässt ihren scharfen Blick über den
Strom der Passanten schweifen, führt
Eigene Regeln
Menschen, der aus dem geordneten
Rahmen unserer modernen Gesellschaft
fällt – und auf hartem Boden landet.
Denn Anderssein bedeutet immer auch
Ausgeschlossensein. In «Muster aus
Hans» versteht die in Zürich lebende
Autorin es einmal mehr, uns eine neue,
fremde Welt zu eröffnen, die ganz eige-
nen Regeln folgt.
Mail-Diskurs
senschaftler, experimentiert nicht nur vir-
tuos mit Sprache und Stil, er ist auch ein
Meister der Beobachtung: «Hast du die
Beerdigung der Königinmutter gesehen?
Prinz Philip schnitt eine Grimasse, als
müsse er Pferdeurin trinken, während sein
Sohn Charles weinte, dass ihm die Tränen
über die abstehenden Ohren flossen.»
Transit
books – Oktober 09 – 21
Neu von Gioconda BelliDer lang erwartete neue Roman einer der größten Autorinnen Lateinamerikas!
Auf einmal ist er da und weiß nicht, woher er kam:Adam beginnt sein Leben als zufriedener Mensch.Erst Eva bringt Fragen mit, Neugier und die fataleSehnsucht nach mehr. Und plötzlich ist alles anders. Wie fühlt es sich an, die Schönheit und den Schmerz der Welt völlig neu zu entdecken – undauch das Begehren zwischen Mann und Frau? Kühn, poetisch und sinnlich fühlt Gioconda Belli sich ins Drama des ersten Paares ein und setzt der Schöpfungsgeschichte einen neuen Anfang.
30
4 S.
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32,9
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AZ-Belli-OrellFuessli_208x90.indd 1 22.09.2009 15:31:48 Uhr
Mehr Meer Ilma Rakusa
CHF 41.90
176 Seiten
Luchterhand Literaturverlag
ISBN 978-3-630-87307-7
In kurzen Sequenzen erzählt Ilma Rakusa
aus ihrem bewegten (Innen-)Leben, das
von Aufbruch, Reise und Ankunft ge-
kennzeichnet ist. Es ist das Leben einer
Intellektuellen, die 1946 als Tochter eines
Slowenen und einer Ungarin geboren
wird. Sie verbringt die ersten Lebensjah-
re in Budapest, Ljubljana und Triest und
zieht als Fünfjährige nach Zürich, wo sie
ihre vierte Sprache – Deutsch – lernt. Die
Herr Adamson Urs WidmerCHF 34.90
208 Seiten
Diogenes Verlag
ISBN 978-3-257-06718-7
Menschen zusammen, trennt sie wieder,
schickt jeden auf einen anderen Flug ins
Leben. Und erzählt dabei so beiläufig
wie berührend von den Untiefen des
zwischenmenschlichen Auseinander-
und Zusammenlebens.
Lebenswege
Integration gestaltet sich schwierig, sie
fühlt sich fremd. Beim Lesen und Musi-
zieren findet die wissbegierige Ilma Kraft
und schafft sich dort ihre eigene Welt.
Nach dem Gymnasium zieht es sie nach
Paris, dann, der «innern Kompassnadel»
folgend, in die damalige Tschechoslowa-
kei und in die Sowjetunion. Zürich bleibt
Lebensmittelpunkt; hier studiert die Au-
torin, hier arbeitet sie hauptsächlich und
hier legt sie ihre umfangreiche Bibliothek
an. Doch ob Basis oder Durchgangsort,
eines ist ihnen gemeinsam: sie sind alle-
samt sind Orte der Erinnerung. Wie Puzz-
leteilchen fügen sich die «Erinnerungs-
passagen» zu einem stimmigen Ganzen.
Rückblick
Eine temporeiche und schräge Parabel
über den Tod. Ein Greis namens Horst er-
innert sich an die prägendste Begegnung
seines Lebens: Als Achtjähriger lernt er
im Nachbarsgarten Herrn Adamson ken-
nen. Sie spielen und singen zusammen
und erkundigen eine Ruine, wo sie einen
geheimnisvollen Koffer finden.
Herr Adamson, stellt sich heraus, ist
kein normaler Freund, sondern ein toter
Mann. Und: Herr Adamson ist am 21. Mai
1938 (dem Geburtsdatum von Urs Wid-
mer!) gestorben, im selben Augenblick,
als Horst geboren wurde. Als charmanter
«Vortoter» lotst er den Jungen durch das
Totenreich, aus dem sie wunderlicher-
weise in Griechenland entsteigen. Horst
kehrt wohlbehalten nach Hause zurück
und wird dort zu einem Fall für den Psy-
chiater. Doch erst bei der dritten Begeg-
nung wird sich der inzwischen 94-Jährige
der Welt des Herrn Adamson nicht mehr
entziehen können.
Urs Widmer, 71, hat zahlreiche Roma-
ne, Erzählungen und Theaterstücke
geschrieben, unter anderen «Der blaue
Siphon», «Der Geliebte der Mutter» und
«Topdogs».
22 – books – Oktober 09 S = Sachbuch R = Roman D = DVD K = Kinderbuch
BuchtippsB
Als die mittellose Kay 1936 als Gesellschafterin für die 16-jährige Emig-
rantentochter Miranda eingestellt wird, nimmt eine wunderbare Freund-
schaft ihren Lauf. Als Miranda sich in den Filmemacher Olivier verliebt,
hilft Kay den beiden, sich heimlich zu treffen – und wird fristlos entlassen.
Während Kay nach London zurückkehrt
und energisch versucht, wieder Fuss
zu fassen, lernt Miranda den ostpreus-
sischen Grafen Friedrich von Kahlberg
kennen. An seiner Seite findet sie auf
Gut Sommerfeld in Masuren ein Zuhau-
se – und kann doch Olivier nicht verges-
sen. Erst in den Wirren der Nachkriegs-
zeit gelingt es ihr, sich auf ihre alte Liebe
zu besinnen – und auf ihre Freundschaft
zu Kay.
CHF 35.90
560 Seiten
Piper Verlag
ISBN 978-3-86612-244-4
Das Herz der Nacht Judith Lennox
R
Marie ist ein schwerkrankens schwarzes Mädchen. Kurz bevor sie stirbt,
beantwortet sie ihrem Grossvater die Frage aller Fragen. Sie ist der ein-
zige Mensch, der diese Frage richtig beantworten kann. Deshalb er-
wacht sie in einer Zwischenwelt jenseits von Zeit und Raum. Dort trifft
sie einen Aborigine, der sie auf eine
Reise durch die Zeiten schickt. Marie
muss jemanden finden, der die Frage
richtig beantwortet, denn sonst ist die
Menschheit verloren. Sie trifft berühmte
Philosophen und Wissenschaftler ihrer
Zeit. Was ist sie, die Antwort auf die
Frage, und kann einer der grossen Den-
ker sie beantworten? Eine zauberhafte,
tiefgründige Geschichte für alle, die an
das Leben glauben.
CHF 29.90
176 Seiten
WOA Verlag
ISBN 978-3-952-32804-0
Das Mädchen und die magische Blume Alfonso Pecorelli
R
England, 1415: Nicholas Hook, der Sohn eines Schäfers, gilt als un-
verbesserlicher Nichtsnutz. Allerdings ist er als Schütze unübertroffen,
und so nehmen ihn die Langbogenschützen König Henrys V. auf. Nick
zieht mit ihnen in den Kampf gegen die Franzosen. Als in Frankreichs
Norden schliesslich eine Handvoll Eng-
länder einer Armee hochgerüsteter
französischer Ritter gegenübersteht,
scheint die Lage aussichtslos. Doch
dann lassen Nick und seine Kameraden
ihre Pfeile auf den Feind regnen. Die Le-
gende von Azincourt ist geboren. Denn
sie suchten den Sieg und fanden die
Unsterblichkeit …
CHF 36.90
560 Seiten
Wunderlich Verlag
ISBN 978-3-8052-0878-9
Das Zeichen des Sieges Bernard Cornwell
R
Barcelona, 1052: Der 18-jährige Martí steht vor den Toren der mittelal-
terlichen Stadt, um dort das Erbe seines verstorbenen Vaters anzutreten
und in der verheissungsvollen Metropole ein neues Leben zu beginnen.
Schon bald hat er sich zu einem respektierten Handelspartner hochge-
arbeitet. Nur Bernard Montcusí, Finanz-
berater des Grafen, bekämpft den Neu-
ankömmling hinterhältig. Doch Martí ist
von seiner Gunst abhängig, denn er hat
sich in dessen Stieftochter Laia verliebt.
Opulent und spannend zeichnet Chufo
Lloréns ein farbenprächtiges Panorama
der mittelalterlichen Gesellschaft und
beschreibt den Aufstieg Barcelonas zu
einem der bedeutendsten Handelszent-
ren am Mittelmeer.
CHF 41.90
704 Seiten
C. Bertelsmann
ISBN 978-3-570-01067-9
Das Vermächtnis des Martí Barbany Chufo Lorréns
R
books – Oktober 09 – 23
Stoffe begleiten eine Autorin biswei-len über lange Zeit, treten in den Hin-tergrund, nur um am richtigen Ort wieder an die Oberfläche zu treiben. Das weiss keiner besser als Margrit Schribers Lektor Dirk Vaihinger. Den Stoff für ihren neuesten Roman «Die hässlichste Frau der Welt» trug sie schon Jahre mit sich herum. «Mit ih-rem ersten historischen Roman ‘Das Lachen der Hexe’ merkte Margrit Schriber, dass ihr dieses Genre liegt», erinnert sich Vaihinger, der den Ver-lag Nagel & Kimche leitet, in dem Schribers Romane erscheinen. Wäh-rend der Recherche über Anna Ma-ria Gwerder, die unter der Folter im Gefängnis von Schwyz umgekommen ist, wurde Margrit Schriber auf Anna
Maria Inderbitzin aufmerksam, eine junge Rebellin und gewitzte Hoch-staplerin, die dem Tod nur deshalb entkommt, weil sie vom Galgen weg geheiratet wird.Mit Julia Pastrana, der hässlichsten Frau der Welt, haben weder Anna Maria Gwerder noch Anna Maria Inderbitzin etwas zu tun. Aber insbe-sondere die junge Rebellin hat Marg-rit Schriber als Vorlage für die Figur der jungen Rösli aus Morschach ge-dient. Eine Gegenfigur zur Pastrana, die durchaus gelebt haben könnte.Die hässlichste Frau der Welt! Man stelle sich das vor, heute, in unserer von Political Correctness geprägten Welt. Damals, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, hatte ein windiger Im-pressario, Theodor Fairchild Lent, Julia Pastrana gekauft und tingelte mit ihr durch ganz Europa. «Ein Eu-ropa, in dem nicht zuletzt durch die Entdeckungen von Charles Darwin ein Wissenschafts-Boom herrschte, den Lent geschickt ausgenützt hat»,
ergänzt Vaihinger. «Margrit Schriber wollte dem Schicksal der Pastrana, die nicht nur vorgeführt und untersucht, sondern sogar noch als mumifizierte Leiche ausgestellt worden ist, Ge-rechtigkeit widerfahren lassen.» Jetzt konnte Margrit Schriber auf ihre frü-heren Recherchen zurückgreifen. Und so begleiten wir Rösli auf ihrem Trek nach Amerika – wie es damals viele taten–, nur um sie in London stran-den zu sehen. «Verehrter Herr Wai-senvater! Ich bin jetzt die Begleitung einer Sensation», schreibt Rösli nach Morschach. «Ich mache allerhand Sachen. Lerne das Schaugeschäft und Englisch. Vielleicht wird aus mir et-was Grosses.» Als Rosie La Belle wird sie zur Freundin von Julia Pastrana und zum Sprachrohr von Margrit Schriber, die es mit diesem literarisch-historischen Kniff schafft, Julia nicht nur als Freak zu zeigen, sondern als sensible Frau, die derbste Demütigun-gen ertragen muss. Aus dem Rösli ist nichts Grosses geworden, eine etwas halbseidene Tänzerin. Als sie aber, betagt und weltgewandt, plötzlich in Morschach auftaucht und – keck Zi-garre rauchend – ihr verbrieftes Recht auf Asyl einfordert, staunen die Mor-schächler nicht schlecht.
Wie Margrit Schriber das Schick-sal der hässlichsten Frau der Welt mit Rösli aus Morschach verknüpft.
Text: Martin Walker Foto: Yvonne Böhler
Gerechtigkeit für Julia
Die hässlichste Frau der Welt Margrit Schriber 190 Seiten CHF 34.90 Nagel & Kimche ISBN 978-3-312-00446-1
MMenschen
«Ich kenne kaum eine Schriftstellerin, die ein so hohes Arbeitsethos hat, wie Margrit Schriber», sagt ihr Lektor Dirk Vaihinger.
24 – books – Oktober 09
LebenL
«Darf ich euch daran erinnern, wie wichtig es ist, sich so oft wie möglich die Hände zu waschen, mindestens sieben Mal am Tag, sowie nach jeder Begegnung mit einem fremden Men-schen. Es ist nie zu früh, diese lebens-wichtige Schutzmassnahme zu ergrei-
fen. Meidet jeden, der niest.» Diese Worte stammen nicht aus einer aktu-ellen Pandemiewarnung, sondern aus dem neuen Roman der kanadischen Autorin Margaret Atwood. In «Das Jahr der Flut» bereitet sich eine Sekte von Öko-Christen auf die «wasserlo-se Flut» vor – eine weltweite Epide-mie, welche die Menschheit praktisch auslöschen wird.Es ist diese Ähnlichkeit mit der Gegen-wart, die die literarischen Zukunfts-visionen von Margaret Atwood so beunruhigend macht. So bezeichnet die 70-jährige Autorin aus Ottawa ihre Werke denn auch nicht als Sci-ence-Fiction, sondern als spekulative Fiktion: «In Science-Fiction kommen Monster und Raumschiffe vor; spe-kulative Fiktion könnte wirklich ge-
schehen.» Natürlich sind die Grenzen fliessend, doch in ihrem Roman «Der Report der Magd» von 1987 stellte Atwood bereits ein beachtliches visi-onäres Talent unter Beweis, indem sie das Bild eines neuen Fundamentalis-mus entwarf, das sich heute wie eine Prophezeiung liest.
«Liebe Mitsäugetiere und Mit-sterbliche»Mit «Oryx und Crake» erschien 2003 eine weitere düstere Zukunfts-vision Atwoods. Von diesem Buch übernimmt sie nun in «Das Jahr der Flut» das Setting und einen Teil des Personals. Die weiblichen Hauptfigu-ren, Toby und Ren, gehören zu den wenigen Menschen, die die «wasser-lose Flut» überlebt haben – beide wa-
Auf den Mars fliegen, durch die Jahrhunderte reisen oder einem anderen Menschen ins Leben blicken: In der Literatur ist das möglich. Margaret Atwoods neu-er Roman «Das Jahr der Flut» zeigt die Welt nach einer Pan-demie. Das Beunruhigende an dieser Zukunftsvision: Sie ist gar nicht so unwahrscheinlich.
Text: Regula Fuchs Foto: Copyright: Isolde Ohlbaum www.ohlbaum.de
Zukunftsmusik mit Dissonanzen
books – Oktober 09 – 25books – Oktober 09 – 25
MMenschen
www.oekom.de
Neues Denken, neue Chancen
Hans-Peter Dürr
Warum es ums Ganze geht Neues Denken für eine Welt im Umbruch
189 Seiten, mit zahlreichen Fotos und Abbildungen, Hardcover mit Schutz-umschlag, CHF 36,90; EUR 19,90 ISBN 978-3-86581-173-8
Was können wir wissen? Was sollen wir tun? Was dürfen wir hoffen? Hans-Peter Dürr, Kernphysiker und Träger des Alternativen Nobelpreises, gibt neue Antworten auf alte Fragen. Er zeigt, dass die Verwerfungen unserer Zeit – Kriege, Klimawandel oder die Krise der Ökonomie – fatale Folgen alten Denkens und eines überkommenen Weltbildes sind.In diesem Buch fasst er sein Lebens - wissen zusammen – das intellektuelle Vermächtnis eines der bedeutendsten Vordenker unserer Zeit.
ren vorher Mitglieder der öko-christ-lichen Sekte der «Gottesgärtner». Die Gärtner haben sich, wie einst Noah, schon während Jahren auf die Aus-löschung der Menschheit vorbereitet: Inmitten einer Welt am Rande des
ökologischen Kollapses haben sie ihr eigenes Gemüse gezüchtet, Vorräte angelegt, Makramee geknüpft und eine vegetarische Bio-Religion ge-pflegt, in der Wissenschaft und Theo-logie verschmolzen sind. Atwood beschreibt das Tun der Gärtner nicht ohne Ironie: So wendet sich etwa de-ren Oberhaupt salbungsvoll an seine lieben «Mitsäugetiere und Mitsterbli-chen», und die Gärtner werden von ihrer Umwelt wohl nicht zu Unrecht als verschrobene Fanatiker bezeich-net, «die Nahrungsextremismus mit fehlendem Modebewusstsein und pu-ritanischer Antikonsumhaltungverbinden».
Painball und Doppelorgan-schweineDafür erscheint das, was die Gärt-ner als «Aussenhölle» bezeichnen, also die Welt jenseits ihres idyllischen Gartens Eden, umso verstörender – eine Welt, in der private Konzerne den Staat ausgedünnt haben; eine
Welt, die zweigeteilt ist in die asep-tischen Komplexe der Konzerne, wo die Privilegierten wohnen, und das «Plebsland» voller Filz, Dreck und Kriminalität. Das Gesundheitssystem wird von einem Pharma-Unterneh-men kontrolliert, das seine Patienten gerne als Versuchskaninchen benützt, und die öffentliche Sicherheit ob-liegt einer ehemaligen Sicherheitsfir-ma. Verurteilte Häftlinge werden in die «Painball-Arena» gesteckt, wo sie als lebendige Protagonisten bei Kriegsspielen der allgemeinen Belus-
tigung dienen. Eigens designte Dop-pelorganschweine sind medizinische Ersatzteillager, und auf Mo’Hair-Schafen wächst menschliches Haar für Perücken. Atwoods oft unschöne neue Welt steckt voller bunter Einzel-heiten, die wohl weniger skurril sind, als sie zunächst anmuten: Denn die Autorin recherchiert dafür ausgiebig in wissenschaftlichen Fachpublikati-onen, bläst ihre Funde monströs auf und staffiert ihre Romanwelt mit je-der Menge Details aus, so dass sie in sich authentisch wirkt.
Die Geister, die wir riefenUtopie, Anti-Utopie, Science-Fiction, spekulative Fiktion: Die Literatur-geschichte ist voller Versuche, neue, andere Welten zu gestalten. Doch während die Gesellschaftsutopie, also die Konstruktion eines idealen Staats, heute kein literarischer Topos mehr ist, blüht das Genre der Science-Fic-tion. Natürlich ist deren Motor nicht mehr jene fortschrittsgläubige Tech-
Es ist diese Ähnlichkeit mit der Gegen-wart, die die literarischen Zukunfts-visionen von Margaret Atwood so beun-ruhigend macht.
Margaret Atwood
26 – books – Oktober 09
sie in ihrem Büro den Ressourcenver-brauch gering hält. Es ist wohl nicht ganz falsch, sich Atwood als eine Art moderner Kassandra vorzustellen, die ihrer Leserschaft die unangenehmen Konsequenzen ihres Tuns demonst-riert – und zwar auf eine literarisch fesselnde Art, mit der sie weltweit ein grosses Publikum erreicht.
möglichen Konsequenzen aktueller Entwicklungen vor Augen. Margaret Atwood sprach in einem Artikel im «Guardian» in diesem Zusammen-hang von Variationen des «Zauber-
lehrlings» – die Menschheit muss mit den Geistern leben, die sie rief.Auch Atwoods eigener neuer Roman durchforstet die Räume der Vorstel-lungskraft, macht das Neue, Andere erfahrbar und erlebbar – etwas, das Literatur ja eigentlich immer tut, egal ob sie ihre Leser ins Mittelalter, auf ferne Kontinente, den Mars oder nur in den Alltag eines anderen Menschen entführt. Atwoods Anliegen ist aber noch ein weiteres. Sie, die als Toch-ter eines umweltbewussten Biologen-paars aufwuchs, unterstützt diverse Umweltorganisationen und listet auf ihrer Homepage detailliert auf, wie
Das Jahr der Flut Margaret Atwood „Margaret Atwood ist die Queen der ka-nadischen Literatur.“ (Literarische Welt) Margaret Atwood liest am 21. Oktober in Zürich (siehe S. 48). CHF 40.90 410 Seiten Berlin Verlag ISBN 978-3-8270-0884-8
LebenL
nikeuphorie, die das Schreiben von Autoren wie Jules Verne oder H.G. Wells noch prägte. Heute öffnet sich Science-Fiction auf der einen Seite, vor allem im Bereich der Triviallitera-
tur, vermehrt gegenüber dem Fantasy-Roman. Auf der anderen Seite aber stehen jene ernsthaften Werke, jene spekulative Fiktion eben, die fragt, welche Auswirkungen die neuen technologischen Möglichkeiten auf den Menschen haben. So skizzierte die deutsche Autorin Juli Zeh jüngst mit «Corpus Delicti» die Folgen einer Gesundheitsdiktatur, oder der in Eng-land lebende Japaner Kazuo Ishiguro malte sich 2005 in «Alles, was wir geben mussten» das Innenleben von geklonten Menschen aus, deren einzi-ger Daseinszweck das Organspenden ist. Diese Werke führen bildhaft die
Oryx und Crake Margaret Atwood Crake und Jimmy sind Freunde, und sie lieben dieselbe Frau: die rätselhafte Oryx. Sie leben in einer ständig von Klimaka-tastrophen bedrohten Welt in einer gar nicht so fernen Zukunft. Crake, ein Genie genetischer Manipulation, ist Wissen-schaftler und arbeitet an der Entwicklung neuer Medikamente, die die Menschen gegen Epidemien im Gefolge der Umwelt-katastrophen immunisieren sollen, aber er verfolgt darüber hinaus ganz eigene Pläne … CHF 18.90 380 Seiten Berliner Taschenbuch Verlag ISBN 978-3-833-3013-9
Heute öffnet sich Science-Fiction auf der einen Seite, vor allem im Bereich der Trivial literatur, vermehrt gegen-über dem Fantasy-Roman.
Buchtipps zum ThemaCorpus Delicti Juli Zeh Juli Zeh entwirft in Corpus Delicti das Science-Fiction-Szenario einer Gesund-heitsdiktatur irgendwann im 21. Jahrhun-dert. Sie zeichnet ein System, das alle und alles kontrolliert. Gesundheit ist zur höchsten Bürgerpflicht geworden, ein fes-tes Sportpensum muss täglich absolviert werden, regelmässig müssen Schlaf- und Ernährungsberichte abgegeben werden. CHF 36.90 272 Seiten Schöffling & Co ISBN 978-3-89561-434-7
Alles, was wir geben mussten Kazuo Ishiguro Ein grosser Sportplatz, freundliche Klassenzimmer und getrennte Schlafsäle für Jungen und Mädchen. Auf den ersten Blick scheint Hailsham ein ganz gewöhn-liches englisches Internat zu sein. Aber die Lehrer, so engagiert und freundlich sie auch sind, heissen hier Aufseher, und sie lassen die Kinder früh spüren, dass sie für eine besondere Zukunft ausersehen sind. CHF 16.90 352 Seiten Btb ISBN 978-3-442-73610-2
Buchtipps B
books – Oktober 09 – 27S = Sachbuch R = Roman D = DVD K = Kinderbuch
In der beschaulichen nordenglischen Küstenstadt Scarborough wird eine
Studentin erschlagen aufgefunden. Monatelang tappen die Ermittler im
Dunkeln – dann geschieht ein ähnliches Verbrechen. Ein Zusammenhang
zwischen den beiden Opfern ist dennoch kaum herzustellen. Die ehr-
geizige Polizistin Valerie Almond klam-
mert sich an das allzu Offensichtliche:
an ein Zerwürfnis innerhalb der Familie
des zweiten Opfers. Lange Zeit ist ihr
der Blick jedoch verstellt für das Gift,
das in dieser Familie wirkt, und dessen
Ursprung sie bis weit in die Vergangen-
heit hinein zurückverfolgen müsste. Bis
in die Jahre des Zweiten Weltkriegs, als
ein Kind auf geheimnisvolle Weise ver-
schwand.
CHF 45.90
672 Seiten
Blanvalet
ISBN 978-3-7645-0279-9
Das andere Kind Charlotte Link
R
Jane und Nick sind seit zwölf Jahren verheiratet, kinderlos – und glück-
lich. Bis eines Tages Evie, eine alleinerziehende Mutter, ins Nachbarhaus
einzieht. Die zarte, schöne Frau verkörpert ein ganz anderes Lebensmo-
dell. Und während Jane sich immer mehr um ihre kranke Mutter kümmern
muss, sucht Nick den Kontakt zu Evie.
Er muss sich eingestehen, dass ihre Art
zu leben eine grössere Faszination auf
ihn ausübt, als ihm lieb ist. Doch dann
bringt ein Schicksalsschlag das Leben
aller Beteiligten ins Wanken. Ein Roman
über die Zerbrechlichkeit des Glücks
und die Kraft der Liebe. Eine Geschich-
te über die Ehe. Und über die positive
Kraft, die entsteht, wenn man im Leben
etwas wagt.
CHF 36.90
288 Seiten
Kindler Verlag
ISBN 978-3-463-40540-7
Was das Herz weiss Kay Langdale
R
Kaffee gehört – egal, ob er nun Espresso oder Melange heisst – in äs-
thetisch stilvollem Ambiente und in anständigen, dickwandigen Porzel-
lantassen serviert. Wer denkt, das Kaffeehaus sei pure Nostalgie, der
irrt: Das Café lebt! 30 Kaffeehäuser in europäischen Metropolen fanden
Eingang in diesen opulenten Bildband: Klassiker mit Plüschbänken,
Thonetstühlen und Marmortischen existieren elegant und zeitlos neben
modernem Design mit Sichtbe-
ton und dunklem Holz, strahlen-
de Kristalllüster neben aktuellen
Lichtlösungen, Holzböden ne-
ben Steinflächen. Das Café als
Spielplatz innenarchitektonischer
Kreativität zwischen Rom und Ve-
nedig, Paris und Prag, Wien und
Amsterdam.
CHF 49.90
192 Seiten
Christian Brandstätter Verlag
ISBN 978-3-85033-202-6
Coffee to stay Barbara Sternthal, Harald Eisenberger
S
Wussten Sie, dass in der Schweiz die mächtigsten Arven, Lärchen und
Fichten der Welt stehen? Hätten Sie gedacht, dass der älteste Baum,
eine Eibe, bereits 2500 Jahre alt sein könnte? Warum ist eine der ein-
druckvollsten Eschen Europas unbekannt geblieben, obschon sie ne-
ben einem Schweizer Bahnhof steht?
Von über 1000 untersuchten Baumrie-
sen werden in diesem Pionierwerk die
mächtigsten, ältesten, schönsten und
kuriosesten Bäume und Sträucher der
Schweiz vorgestellt. In Bild und Text
erfahren Sie von Mythos und Kult über
Historie bis zu Forst alles, was Sie über
Bäume wissen möchten, und lernen die
«sanften Giganten» von einer neuen,
faszinierenden Seite kennen.
CHF 60.–
240 Seiten
Werd Verlag
ISBN 978-3-85932-629-3
Baumriesen der SchweizMichel Brunner
S
28 – books – Oktober 09
D DVD
S = Sachbuch R = Roman D = DVD K = Krimi
1
2
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56
7
8
28 – books – Oktober 09
books – Oktober 09 – 29books – Oktober 09 – 29
Der Junge im gestreiften Pyjama Drama
Der Knochen-mann Komödie
Feuerherz
Drama
Die Standes-beamtinSchweizer Film
CHF 32.90
ab 12 Jahren
EAN 7611719445391
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Flug in die NachtDrama
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EAN 5050582707038
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5050582707052
Frost / Nixon
Drama
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Ohne Altersangabe
EAN 8717418212049
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8717418212056
Hannah Mon-tana – Der Film Kinderfilm
CHF 34.90
ab 12 Jahren
EAN 4030521474048
Blu-Ray-Daten:
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Illuminati
Thriller
Super-Gau im Lotsenzentrum des
Flughafens Kloten: In der Nacht
vom 1. Juli 2002 gehen auf dem
Monitor des Lotsen Johann Len-
ders zwei Flugzeuge auf Kollisi-
onskurs. Weil Wartungsarbeiten
Hauptradar und Telefon lahmle-
gen kann Lenders nicht mehr ein-
greifen. Flug 2937 der Bashkirian
Airlines und eine Frachtmaschine
stossen zusammen. 71 Menschen
sterben. Traumatisiert vom Tod
seiner Familie sinnt Yuri Balkajew
auf Vergeltung.
Nach seinem Rücktritt als Präsi-
dent der USA hüllt sich Richard
M. Nixon drei Jahre in Schweigen.
Im Sommer 1977 gewährt er dem
Journalisten David Frost ein Inter-
view. Nixon ist sich gewiss, den
als nicht zu schlagfertig bekann-
ten Frost mühelos zu beherrschen.
Doch als die Kameras laufen,
überrascht ein blendend aufgeleg-
ter und bestens vorbereiteter Frost
sein Gegenüber – ein erbitterter
Kampf folgt.
Miley Cyrus ist nach aussen hin
ein gewöhnliches Highschool-
Mädchen – mit dem Unterschied,
dass sie abends als Sängerin Han-
nah Montana Ruhm erntet. Dafür
verkleidet sie sich stets aufs Neue.
Nur wenige wissen von ihrem
Doppelleben. Als sie eine Auszeit
benötigt, fährt ihr Vater kurzerhand
mit ihr in ihre Heimat Tennessee,
weg vom Medienrummel, hinein in
die Idylle. Dort verliebt sich Miley
in den Nachbarsjungen.
Im Nachfolgefilm zu «The Da Vinci
Code – Sakrileg» folgt der Experte
für Symbolik Robert Langdon alten
Hinweisen, um auf einer Schnitzel-
jagd durch Rom die vom Geheim-
bund der Illuminaten entführten
Kardinäle zu finden. Mit dem Le-
ben der Kardinäle in Gefahr und
einem um Hilfe bittenden Camer-
lengo beginnt ein Wettlauf gegen
die Zeit durch versiegelte Krypten,
Katakomben und das geheimnis-
vollste Grabgewölbe der Welt!
Bruno ist der achtjährige Sohn ei-
nes Offiziers im Dritten Reich. Als
der Vater als Aufseher eines Ver-
nichtungslagers aufs Land versetzt
wird, muss ihm die Familie folgen.
Bruno fühlt sich einsam. Auf sei-
nen verbotenen Streifzügen durch
die Wälder gelangt er an den Zaun
des Arbeitslagers. Dort lernt er
den Shmuel kennen und zwischen
den ungleichen Jungen entsteht
eine enge, aber auch gefährliche
Freundschaft.
Die Last der Welt drückt ihn, die
pekuniären Sorgen ohnehin, so
arbeitet Brenner für Kumpel Ber-
ti und macht sich auf die Suche
nach einem gewissen Horvath. In
der Hendl-Gaststätte «Löschen-
kohl» kann oder will ihm aber nie-
mand Auskunft über den Verbleib
des Herrn geben. Dafür verdreht
ihm die fesche Küchenchefin den
Kopf … Dritte kongeniale Adapti-
on eines Kultkrimis von Wolf Haas
um den gebeutelten Privatdetektiv
Brenner.
Rahel hat sich mit ihrem Leben als
Standesbeamtin in einem Schwei-
zer Bergdorf arrangiert. Sie hat ei-
nen schulpflichtigen Sohn aus der
Ehe mit Thomas, der sie betrügt.
Da taucht ihr Ex aus der Versen-
kung auf und sorgt für Turbulen-
zen. Denn er will die egozentrische
Schauspielerin Tinka heiraten und
Rahel soll sie trauen und noch
dazu die Feier vorbereiten. Rahel
verliebt sich wieder neu in ihren
ehemaligen Geliebten.
Das zehnjährige Mädchen Awet
wird von ihrer älteren Schwes-
ter aus der Kloster-Schule geholt
und nach Hause, ins eritreische
Rebellengebiet gebracht. Dort
übergibt der grossmäulige Vater
die beiden der Befreiungsarmee.
Während Awet erst nur ein Holz-
gewehr in die Hand bekommt,
darf die Schwester von Anfang an
mit geladener Waffe in den Kampf
ziehen. Nach dem Bestseller der
deutsch-eritreischen Sängerin Se-
nait G. Mehari.
CHF 33.90
ab 12 Jahren
EAN 8717418197803
Blu-Ray-Daten:
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DCHF 32.90
ab 14 Jahren
EAN 7640120992248
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CHF 30.90
ab 12 Jahren
EAN 0886973826690
Blu-Ray-Daten:
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CHF 32.90
ab 6 Jahren
EAN 7611719444394
Blu-Ray-Daten:
Nicht verfügbar
D D D
D D D D
1 2 3 4
5 6 7 8
Liebe auf den zweiten Blick
Komödie
Nachts im Museum 2 Komödie
The Fall
Drama
Slumdog MillionaireAbenteuer
Harvey ist um die 60, komponiert
Werbejingles und ist schwer unter
Druck. Er muss nach London zur
Hochzeit seiner Tochter. Im Flug-
hafenrestaurant trifft er auf Kate.
Sie geht auf die 50 zu, macht
Passagierumfragen und wird von
ihrer Mutter via Handy terrorisiert.
Er zwingt ihr ein Gespräch auf.
Trotzdem sehen sie sich wieder.
Aus dem Zufallstreffen wird Liebe
auf den zweiten Blick. Mit Emma
Thompson und Dustin Hoffman.
Kaum hat sich Museumswärter
Larry an seine chaotischen Nächte
mit den zum Leben erwachten Fi-
guren und Tieren gewöhnt, als er
sich auch schon wieder aus dem
Beruf verabschieden muss. Die
Ausstellungsstücke sollen verlegt
werden. Doch einen Tag später er-
hält Larry einen Anruf von einer der
Museumsfiguren. Am neuen Ort
ist das Chaos ausgebrochen, und
Larry muss für Ordnung sorgen.
Mit Ben Stiller und Robin Williams.
Bis zur 14. Frage ist Jamal bei der
indischen Version von «Wer wird
Millionär?» bereits gekommen –
am nächsten Tag soll die letzte
Frage gestellt werden. Die Produ-
zenten glauben nicht, dass der aus
ärmsten Verhältnissen stammende
Junge die Antworten tatsächlich
selbst gewusst hat, und lassen ihn
von der Polizei verhören. Aber jede
Frage hatte etwas mit seiner Le-
bensgeschichte zu tun. Bollywood
made in the West.
Los Angeles, 1915. Roy liegt nach
einem Unfall im Krankenhaus.
Schlimmer als die gebrochenen
Beine schmerzt ihn der Verlust
seiner grossen Liebe. Roy trifft auf
die Alexandria. Er beginnt, dem
Mädchen eine phantastische Ge-
schichte zu erzählen – die Gren-
zen zwischen Fiktion und Realität
verschwimmen. Doch Roy will die
Geschichte nicht zu Ende bringen
– es sei denn, Alexandria stiehlt
ihm eine tödliche Dosis Morphium.
CHF 32.90
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EAN 7613059303010
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EAN 7321921098307
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D D D
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910
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12
S = Sachbuch R = Roman D = DVD K = Krimi30 – books – Oktober 09
books – Oktober 09 – 31books – Oktober 09 – 31
Leben L
Über die Tiefen des Schweizer Unterbewusstseins
Text: Klaus J. Stöhlker Foto: istockphoto
Weil kaum ein junger Deutscher, der in die Schweiz zuwandert, deren gros-se Geschichte erfahren hat, kennt er auch die Tiefen des Schweizer Un-terbewusstseins nicht, das letztlich über seinen Erfolg oder Misserfolg im Land der Eidgenossen entscheidet. Schweizer Männer wie Frauen waren nie Leibeigene, wie viele Deutsche bis ins 19. Jahrhundert. Sie haben ihren Rücken nie vor Königen und Fürsten gebeugt, sondern ihre Manneskraft lange Zeit den europäischen Kaisern, Königen und Fürsten gegen «Cash» und Grafentitel geliehen. Die Schwei-zer Freiheit von jedem äusseren und inneren Druck hat das Volk geprägt.Das oberste Gesetz der Schweiz, die unsichtbare Sichel über den Köpfen, heisst Kompromiss. Die Menschen
leben in derart vielen und oft über Jahrhunderte stabilen Verknüpfun-gen, wie es Burgerschaften und Zünf-te sind, dass sich bei aller bäuerlichen Grobheit, die immer noch eine Kon-stituante des täglichen Umgangs ist, die Tonalität in der zwischenmensch-lichen Begegnung immer mehr verfei-nert hat. Jede «strube» Bemerkung, jedes zu rasche Urteil, das nicht der Bestandspflege dient, kann den direk-ten beruflichen Untergang oder ein stilles Aussenseitertum zur Folge ha-ben. Ein Schweizer vergisst nicht und vergibt auch nicht gerne.Es sind liebenswerte Menschen von grossem Eigensinn, der in den Bergtä-lern gewachsen ist, wo viele den Ge-röllhaldenblick ihrer alpinen Vergan-genheit beibehalten haben, eine grosse Zahl aber über die Pässe gestiegen ist, um die Welt zu erobern. Heute ist das Volk empfindlicher als vor 30 Jahren; es unterliegt einem neuen Selbstbild, das auch Niederlagen kennt: den
Untergang der Swissair, die Beinahe-Katastrophe der grössten Schweizer Bank, des UBS-Konzerns, das Ein-dringen südafrikanischer, russischer, ja, auch deutscher Unternehmer, wel-che die Kontrolle über die Schweizer Wirtschaft übernommen haben.So paaren sich alter Eigenwille mit neuer Sorge. Ich sage «Schützt die Schweizer!», denn sie sind die letzten freien Europäer.
*Klaus J. Stöhlker ist Unternehmens-
berater für Öffentlichkeitsarbeit in
Zollikon/ZH und Berlin.
Schützt die Schweizer!
Buchtips
Exgüsi Sandra Willmeroth/ Fredy Hämmerli Überleben in der Schweiz – eine Gebrauchsanleitung. Dieser Knigge für Deutsche und Schweizer bietet auf unterhaltsame Art und Weise Hilfe bei der Vermeidung grober Missverständnisse. Praxisnah mit beispielhaften Dialogen, die durchaus auch zum Schmunzeln verleiten. 188 Seiten CHF 35.90 Orell Füssli Verlag ISBN 978-3-280-05353-9
Fondue Oper Von Schweizern und Deutschen Beim Fondue-Essen begegnen sich eine deutsche Kochbuchautorin, die lieber Schweizerin wäre, ein Schweizer Lehrer, der lieber Standardsprache spricht, ein deutscher Aussendienstmitarbeiter, der seine Schweizer Geliebte, die anwesende Kellnerin, im Internet kennen gelernt hat und kein Wort Schweizerdeutsch versteht sowie eine schweizerisch-europäische Weltmusikerin, für die das alles überhaupt kein Thema ist… Vorurteile werden in dieser Sprech-Oper in Hochdeutsch und in Schweizer Mundart bestätigt und widerlegt. Hörspiel in Hochdeutsch und Schwei-zer Mundart CHF 19.90 Orell Füssli Verlag ISBN: 978-3-85616-423-2
32 – books – Oktober 09
L LebenText: Alice Werner – Fotos: Stadtpolizei Zürich, Kriminalmuseum KP Zürich
32 – books – Oktober 09
Eifersucht, Gier, Verzweiflung und Leidenschaft sind die klassischen Mordmotive
in einem Kriminalroman. Im wahren Leben führen dagegen die unglaublichsten
Wege in die Illegalität. Kenner der Unterwelt – Journalisten, Anwälte und Straf-
verteidiger – erzählen nun reale Fallgeschichten über unglückliche Missgeschi-
cke, absurde Zufälle und schwerwiegende Fehler.
Die besten Krimis schreibt das Leben
books – Oktober 09 – 33books – Oktober 09 – 33
Komplizin einer libanesischen Unter-grundorganisation wiederfindet und den Geschäftsmann James, der auch dann noch an seinen Million-Dollar-Deal glaubt, als er längst «ein totes Pferd reitet». Landmanns sechzehn Fälle aus der Praxis berichten vom Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, verraten aber auch viel über die fast kindliche Lust, ein ge-sellschaftliches oder moralisches Tabu zu brechen. Ist dies für den Autor auch der Grund für die Faszi-nation des Menschen am Bösen? «Ja, ich wette darauf», antwortet Valentin Landmann und lacht, «dass in je-dem von uns ein kleiner Verbrecher schlummert.»
Spannender als jeder KrimiWährend man beim Rätseln um das «Whodunit» im Krimi schon mal ei-nen Volltreffer landen kann, kommt es im Leben immer anders, als man denkt. Ein Bankräuber, der von der deutschen Justiz freigesprochen wird, weil er gute Gründe für die Tat vor-weisen kann; ein Museumswärter, der nach dreiundzwanzig Jahren Dienst die zu bewachende Büste zertrümmert, weil der Künstler das ausschlaggebende Detail vergessen hat; eine libanesische Familiensippe
in apfelgrünen T-Shirts, die sich zum Verwechseln ähnlich sieht – und der man aus diesem Grund keine Straftat nachweisen kann: Im Roman wären diese Geschichten völlig unglaubwür-dig. Und dennoch sind sie tatsächlich so passiert. Die elf, «Stories» die der Berliner Strafverteidiger Ferdinand von Schirach in seinem ersten Erzähl-band «Verbrechen» präsentiert, sind so unwahrscheinlich, hinterhältig, fantastisch und krass, dass sie wirk-
1. Juli 1917: Morgens gegen zwei Uhr werden Nachbarn von weiblichen Hilferufen geweckt. Als die Polizei eintrifft, ist die Frau längst tot. «Im Blute schwimmend», mit offenem Hals und aufgeschlitztem Bauch, bietet sich den Ermittlern ein Bild des Schreckens. «Mord in Zürich 6» titelt die NZZ am nächsten Tag und verrät: Beim Opfer handelt es sich um Olga Alexandrine Malvine de Poiré, eine Lebedame mit regem Männer-verkehr. Der spektakuläre Lustmord wird zum gefundenen Fressen für die Tagesmedien. An der Faszination für wahre Verbrechen hat sich seitdem nichts geändert. Zahlreiche TV-For-mate locken mit Gerichtsreportagen, Dokumentationen und nachgestellten Serien zu Themen wie «Ungelöste Kriminalfälle» oder «Wenn Frauen töten». Auch im Buchmarkt hält das ‚reale Böse‘ verstärkt Einzug: «True crimes» haben sich in der Krimiwelt erfolgreich als Subgenre etabliert. Vier Neuerscheinungen sollen nun Aufschluss darüber geben, was ei-gentlich so faszinierend ist am wah-ren Mord im Buch.
In erster Linie ist es sicherlich der Reiz des Authentischen, der für wohliges Schaudern sorgt. Allein das Bewusst-sein, von echten Tätern und Opfern zu lesen, lässt den Pulsschlag höher schlagen. Wie unheimlich, wenn man gar einzelne Schauplätze wiederer-kennt! Mit diesem besonderen Grusel spielt Willi Wottreng, Redaktor und Buchautor in Zürich: «Verbrechen in der Grossstadt» schildert die spekta-kulärsten Kriminalfälle der Limmat-metropole. «Als Vorbereitung habe ich Quellenmaterial vom ersten Welt-krieg bis zur Gegenwart nach exemp-larischen Fällen durchforstet», erklärt Wottreng im Gespräch. Herausge-kommen ist ein Stadtspaziergang, der es in sich hat: Sprengstoffzünder am Hauptbahnhof, Kindstötung im Nie-derdorf, ein inszenierter Töffunfall in Albisrieden und Mord am Zolli-
kerberg – Zürich erscheint als at-traktives Pflaster für Gangster, Diebe und Verbrecher. Der Blick hinter die Gardinen der Nachbarschaft ist aber auch in anderer Hinsicht reizvoll: Er befriedigt die voyeuristische Neugier aller Krimileser. Wer seine Nase in die kriminalistischen Milieustudien des Autors steckt, bekommt tragische Schicksale, seelische Abgründe und allerhand pikante Details auf dem Silbertablett serviert. – Nicht nur für Zürcher von sozialgeschichtlichem Interesse!
Der Mörder in unsIst die fiktionale Distanz erst einmal aufgehoben, rückt das Verbrechen erschreckend nah: Plötzlich erscheint es ungeheuerlich, ja geradezu bedroh-lich, dass Straftäter aus den eigenen Reihen, der gleichen gesellschaftli-chen Gemeinschaft, stammen – und man erkennt: es kann eigentlich jeden treffen. «Sich selbst ausschliesslich als Opfer zu sehen, ist typisch», meint der Zürcher Anwalt und Strafvertei-diger Valentin Landmann. «Dabei kann gerade diese Selbstgewissheit, nie auf Glatteis zu geraten, gefährlich werden. Im Vertrauen auf die eigene Integrität werden oft entscheidende Fehler begangen.» Wie leicht man auf
die Einbahnstrasse ins Unrecht gerät, erzählt Landmann in seinem Buch «Dünnes Eis». Da ist der fröhliche Silvesterbesucher, der im Toiletten-häuschen auf schlechtgelaunte «Ka-puzenpullis im Ghettolook» trifft; oder Rosmarie, die Urschweizerin, die aufgrund mangelnder Alternati-ven mit ihrer Hausfrauenmafia Kar-riere im Kokainhandel macht; wir er-leben die missbrauchte und frustrierte junge Frau, die sich unversehens als
Ist die fiktionale Distanz erst einmal aufgehoben, rückt das Verbrechen er-schreckend nah.
34 – books – Oktober 09
L Leben
lich nur wahr sein können. Gegen die Absurditäten des Lebens kommt selbst die beste Krimihandlung nicht an!
Aktenzeichen ungelöstWer auf reale Verbrecherjagd ge-hen möchte, kann dies mit Martin Leidenfrost tun. Der österreichische Schriftsteller protokolliert mit «Die Tote im Fluss» seine monatelange,
bisher ergebnislose Spurensuche im mysteriösen Mordfall Denisa S.: Die junge Pflegekraft aus der Slowakei wurde am 19. Januar 2008 tot aus einem Fluss geborgen. Während die österreichische Polizei auf Selbstmord tippt und die Ermittlungen umgehend einstellt, ergibt die in der Slowakei durchgeführte Obduktion Spuren von mechanischer Gewaltanwendung und Medikamentenmissbrauch. In Österreich stösst der Autor auf eine bedrohliche Mauer des Schweigens, auf Lügen und bösartigen Tratsch. «Ich bin da offenbar in ein regiona-
les Machtkartell hineingeraten», teilt Leidenfrost den Medien mit. Wie auch immer die Wahrheit aussehen mag, der Tatsachenbericht über den ungeklärten Fall Denisa S. weckt un-ser moralisches und psychologisches Interesse – und lässt (nicht zuletzt um der persönlichen Sicherheit willen) unser instinktives Alarmsystem auf-heulen: Fasst den Mörder und stellt die alte Ordnung wieder her! – Mal
ehrlich: Welcher Kriminalroman hat Sie schon so auf Ihre evolutionären Wurzeln zurückgeworfen?Fazit aller vier Neuerscheinungen ist die Erkenntnis, dass Erziehung, Bil-dung, soziale Stellung und spiessige Unauffälligkeit nicht vor Mord und Totschlag schützen.
Buchtipps zum Thema Verbrechen in der GrossstadtWilli Wottreng CHF 39.90 272 SeitenOrell Füssli Verlag ISBN 978-3-280-06118-3
Dünnes Eis Valentin Landmann CHF 35.90 192 Seiten Orell Füssli Verlag ISBN 978-3-280-05333-1
VerbrechenFerdinand von Schirach CHF 32.90205 Seiten PiperISBN 978-3-492-05362-4
Die Tote im FlussMartin Leidenfrost CHF 28.90143 Seiten ResidenzISBN 978-3-701-73128-2
In erster Linie ist es sicherlich der Reiz des Authentischen, der für wohli-ges Schaudern sorgt.
Was aussieht wie ein normaler Töff-unfall, entpuppte sich als hinterhälti-ger Mord aus Leidenschaft (1935). An der Fasnacht lernt die verheiratete Dora Keller einen anderen kennen. Die beiden träumen davon, dass ihr Mann einen Töffunfall erleiden könn-te. Diesem Traum haben sie mit Hilfe des Bruder des Geliebten und einem eisernen Ablaufrohr nachgeholfen.
books – Oktober 09 – 35books – Oktober 09 – 35
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36 – books – Oktober 09
Vor 20 Jahren ist die Berliner Mauer gefallen. Der in Berlin le-bende Schweizer Schriftsteller Linus Reichlin begegnet ihr aber immer noch beim Joggen.
Text: Linus Reichlin Fotos: Dominique de Rivaz
Zwangsehe mit der Vergangenheit
L Leben
Auf meiner Jogging-Strecke in Berlin-Mitte erreiche ich nach circa fünf Minuten eine kleine, in den Asphalt eingelassene Gedenktafel, auf der die Buchstaben auf dem Kopf stehen. Eine halbe Stunde später renne ich auf dem Rückweg erneut über die-se Gedenktafel, und jetzt stehen die Buchstaben aufrecht: «Berliner Mau-er 1961 bis 1989». Wenn ich joggen gehe, breche ich also im ehemaligen Osten der Stadt auf, erreiche nach fünf Minuten den Westteil und kehre schliesslich wieder in den Osten zu-
rück, und dabei ärgere ich mich über die Busfahrer, die bei der Haltestelle Nordbahnhof, die direkt auf dem früheren Mauerverlauf steht, eine Zi-garette rauchen, den Motor ihres Bu-ses aber laufenlassen, damit ich den Dieselruss einatmen kann. Noch kein einziges Mal habe ich beim Joggen über die ehemalige Grenze an etwas anderes gedacht als an diese Busfah-rer oder die nordische Körpergrösse mancher Berlinerinnen, deren Köpfe am Himmel über mir vorbeiziehen. Die Menschen, die an dieser Mauer erschossen worden sind, bleiben un-vergessen, an sie denke ich manchmal, aber diese Art Erinnerung empfinde ich nicht als Last. Kürzlich war ich an einem Fest in einer schönen alten Villa am Wannsee, und irgendwann flüsterte mir jemand ins Ohr: «Wenn man bedenkt, dass wir uns hier am
Ort der Wannseekonferenz besaufen ...» Es war aber, wie sich herausstell-te, gar nicht die ehemalige Konferenz-Villa sondern eine historisch völlig unbescholtene. Aber das empfinde ich als Last: Dass man in Berlin dauernd von dunklen Erinnerungen belauert wird, ein ewiges Memento Hitler, Me-mento Geteilte Stadt, eine Zwangs- ehe mit der Vergangenheit. Diese Ehe wird allerdings vor allem auch von den Touristen arrangiert. Sie sind es, die von Berlin Vergangenheit und deren Zeugen verlangen, weil die Vergangenheit nun mal die berühm-teste Berliner Spezialität ist, wie die Sachertorte in Wien, das Geschnet-zelte in Zürich. Als Italiener, Spani-er oder Amerikaner will man nicht heimkehren, ohne die Mauer gese-hen zu haben, und deswegen hat die Stadtverwaltung beispielsweise in der
books – Oktober 09 – 37books – Oktober 09 – 37
Bernauer Strasse drei Laufmeter da-von stehen lassen. Beim Joggen sehe ich manchmal Touristen zerbröckeln-den Beton fotografieren, und ich habe tatsächlich auch schon Leute gesehen, die die Friedhofsmauer an der Gar-tenstrasse ablichteten. Auch Freunde
aus der Schweiz, die mich in Berlin besuchen, möchten die lokale Spezi-alität geniessen, und die meisten be-klagen sich darüber, dass nicht mehr davon angeboten wird, dass man den Palast der Republik abgerissen hat und man kaum noch sieht, wo der ehemalige Todesstreifen verlief. Wenn man aber in dieser Stadt lebt, ist man dankbar dafür, dass die Vergangen-heit nur in homöopathischer Dosis sichtbar bleibt oder sogar ins Künst-liche verzerrt wird, wie beispielswei-se beim Checkpoint Charlie, der fast lächerlich wirkt durch die Sandsäcke und die Strassenschauspieler, die sich für ein paar Euro in amerikanischen Uniformen fotografieren lassen. Das Brandenburger Tor ist Schauplatz ähnlicher würdeloser Spektakel. Aber die Vergangenheit war eben würde-los, warum sollte man sie jetzt, da sie überwunden ist, liebevoll pflegen, in
Bronze giessen, polieren, die Mauer-reste für teures Geld sanieren? Die Mauer ist weg, basta, und wer froh darüber ist, braucht keine Reste von ihr, um sich zu erinnern.Eine beliebte Frage lautet, ob sie aber nicht noch in den Köpfen existiert. Es
gibt tatsächlich mindestens zwei sehr dicke und hohe Mauern in Berlin. Die eine verläuft zwischen Sandmann und Sandmännchen. Wer mit dem Ul-brichtbärtchen des Sandmanns aufge-wachsen ist, wird jemanden, den das marktwirtschaftliche Sandmännchen ins Bett geschickt hat, nie von Her-zen verstehen, und umgekehrt. Zu unterschiedlich war der Sand, der ei-nem in die Augen gestreut wurde, vor allem die Mengen waren beim Sand-mann deutlich grösser, was oft auch heute noch ein bisschen nachwirkt. Die zweite noch existierende Berliner Mauer ist die zwischen zwei Schwei-zer Schriftstellern, die sich bei einer Buchpremiere in Mitte oder Prenz-lauerberg zufällig begegnen und nun einen Abend lang so tun, als würden sie sich nicht kennen. Denn in wel-cher Sprache sollten sie miteinander reden, etwa in Mundart? Das ist an
Die Mauer ist weg, basta, und wer froh darüber ist, braucht keine Reste von ihr, um sich zu erinnern.
Endlosschleife – der Berliner Mauerweg Die Fotos auf diesen drei Seiten stammen von der Schweizer Fil-memacherin Dominique de Rivaz. Von November 2006 bis Januar 2007 folgte sie dem einstigen Ring der Berliner Mauer und fotogra-fierte Orte seines ursprünglichen Verlaufs, sowohl in der Stadt als auch in Brandenburg. 155 Kilome-ter lang ist der ehemalige Mauer-ring. «Wer sich vorgenommen hat, die Strecke über die gesamte Länge zu Fuss abzugehen, zwischen Stadt und Land, zwischen Vergangen-heit und Zukunft, der muss nur an einer beliebigen Stelle in diesen Kreis hineingehen, um irgend-wann wieder an seinem Ausgangs-punkt anzukommen. Ein paar Tage, ein paar Wochen, oder ein paar Monate später.» Dominique de Rivaz hat den Weg im Winter abgelaufen, die winterliche Karg-heit ermögliche darüber hinauszu-blicken, sie lege frei, was einst die Mauer in ihrer gesamten Präzision war. Einmal nur ist sie zurück ge-kehrt im April – um die von Japan geschenkten Kirschbäume in ihrer Blüte zu fotografieren.
Bild links:Das Gebiet des neuen, fünf Hektar grossen Parks am Nordbahnhof war 28 Jahre lang Niemandsland. Die Topografie der historischen Schich-ten ist erhalten geblieben. Stadtpark Nordbahnhof.
Bild rechts:In 103 Metern Höhe,die über den schnellsten Aufzug Europas er-klommen werden, fällt der Blick auf die Geschichte: die Geschichte von heute, von gestern und von morgen. Potsdamer Platz, Kollhoff-Tower und Mauerrest.
38 – books – Oktober 09
Deutschland, Deutschland. Stefan Aust Das neue Buch von Stefan Aust: eine faszinierende Chronik des größten Umbruchs, den die Bundesrepublik durchlebte. Aust war direkt vor Ort: beim Mauerfall und in den Wirren der Jahre nach der »zweiten Stunde null«. Ein Buch im Stil einer Livereportage und eine journalistische Abenteuergeschichte, die die Ereignisse der Wendezeit unmittelbar vor Augen führt. CHF 36.90Hoffmann und Campe ISBN 978-3-455-50132-2
Die Insel. Eine Geschichte West- Berlins. 1948-1990. Wilfried Rott Als vor zwanzig Jahren die Mauer fiel, wa-ren nicht nur die Tage der DDR gezählt. Auch die Zeit West-Berlins ging zu Ende. 40 Jahre lang hat die halbierte Stadt inmitten des ostdeutschen Territoriums existiert und sich zu einem Biotop mit ganz spezifischen Lebensformen entwi-ckelt. Mehrfach stand sie im Zentrum der Weltpolitik. Wilfried Rott legt nun die erste Gesamtdarstellung ihrer ebenso dramati-schen wie bizarren Geschichte vor. CHF 43.90C.H.Beck ISBN 978-3-406-59133-4
Die doppelte Pflastersteinreihe zeich-net den Verlauf der Hauptmauer nach. Alte Jakobstrasse.
L Leben
Endlosschleife Der Berliner Mauerweg Dominique de Rivaz CHF 59.– Benteli Verlag ISBN 978-3-7165-1580-8
einer Berliner Buchpremiere schwie-rig, man will ja nicht, dass die anwe-senden Berliner ethnologische Überle-gungen anstellen. Hochdeutsch? Das wirkt unter Schweizern gekünstelt. Das Dilemma ist unlösbar, es wird, im Gegensatz zum Todesstreifen, nie verschwinden, hier wird es nie ein 1989 geben und keiner skandiert: «Mier sind au es Volk!»
Der Schweizer Schriftsteller Linus Reichlin lebt in Berlin, letztes Jahr wurde er für sein Buch «Die Sehn-sucht der Atome» mit dem renom-mierten Deutschen Krimipreis aus-gezeichnet. Sein neuester Krimi ist soeben erschienen und heisst «Assis-tent der Sterne».
Mehr Bücher zum Mauerfall
Berlin 1989 / 2009 Cees Nooteboom Als Aussenstehender und anteilnehmen-der Augenzeuge zugleich erlebt Cees Nooteboom das Jahr 1989 in Berlin. Seinen Bericht «Berliner Notizen» über diese Zeit, in der aus zwei deutschen Staaten einer wurde, rühmt Die Zeit als einen «schön erbarmungslosen Spiegel Deutschlands». Ende der Neunziger be-sucht der Autor erneut die nun nicht mehr geteilte Stadt. Und zehn Jahre später inspiziert er die Berliner Verhältnisse ein weiteres Mal. Zwanzig Jahre bewegter Geschichte spiegeln sich in dieser Zu-sammenstellung von Essays, die von den Deutschen und ihrer Hauptstadt erzählen, klug, unprätentiös und sinnlich. CHF 18.90 Suhrkamp ISBN 978-3-518-46118-1
Buchtipps B
books – Oktober 09 – 39S = Sachbuch R = Roman D = DVD K = Kinderbuch
Die Juristin Emily Wallace bekommt den Fall ihres Lebens übertragen:
Sie darf die Anklage gegen Gregg Aldrich führen, der unter Mordverdacht
steht. Seine Frau, eine berühmte Schauspielerin, wollte sich von ihm
trennen. Heimlich verfolgte er sie auf Schritt und Tritt. Als sie ermordet
aufgefunden wird, weisen die Umstän-
de eindeutig auf Aldrich, doch kann lan-
ge kein Beweis für seine Tat vorgelegt
werden. Emily ist überzeugt von seiner
Schuld – und sie hat einen Trumpf im
Ärmel: Ein Zeuge ist aufgetaucht, der
gegen ihn aussagen will. Mit seiner Hil-
fe baut Emily die perfekte Anklage auf,
sie arbeitet Tag und Nacht an dem Fall.
Dabei merkt sie gar nicht, dass jemand
sie überwacht.
CHF 36.90
416 Seiten
Heyne
ISBN 978-3-453-26607-0
Denn niemand hört dein Rufen Mary Higgins Clark
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Ein Thriller vom Tod einer Braut, den Abgründen des Familienlebens und
der kriminellen Kehrseite des Kapitalismus. Im Nordosten Italiens wer-
den die Kleinstädte von wenigen Industriellenclans dominiert. Francesco
Visentin ist Spross einer wohlhabenden Anwaltsfamilie. Wenige Tage be-
vor er heiratet, wird seine geliebte Braut
tot aufgefunden – brutal ermordet. Die
Suche nach dem Mörder offenbart die
skrupellosen und mafiösen Praktiken
der Geschäftswelt – Menschenhandel,
Erpressung, Ökokriminalität und Mord.
Ein Porträt der neuen Kriminalität in der
Grauzone von Legalität und Verbre-
chen. Carlotto und Videtta erzählen die
bittere Wahrheit über unsere korrupte
Gesellschaft.
CHF 34.90
215 Seiten
Tropen
ISBN 978-3-608-50203-9
Wo die Zitronen blühen Massimo Carlotto / Marco Videtta
R
Als die junge Polizistin Cassie Maddox in ein verfallenes Cottage aus-
serhalb von Dublin gerufen wird, schaut sie ins Gesicht des Todes wie
in einen Spiegel: Die Ermordete gleicht ihr tatsächlich bis aufs Haar. Wer
ist wohl diese Frau? Wer hat sie niedergestochen? Und hätte eigent-
lich Cassie selbst sterben sollen? Keine
Spuren und Hinweise sind zu finden. Da
nimmt eine unheimliche Idee Gestalt an:
Kann Cassie Maddox in der Rolle der
Toten in deren abgeschlossene, von den
Dorfbewohnern misstrauisch beäugten
Welt eindringen, um den Mörder ihrer
Doppelgängerin zu finden? Ein unge-
heuerliches, gefährliches Spiel beginnt.
CHF 32.90
784 Seiten
Scherz Verlag
ISBN 978-3-502-10192-5
Totengleich Tana French
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Die 32-jährige Casey Marshall lebt in Philadelphia und ist eine ebenso er-
folgreiche wie glückliche Frau: Soeben haben sie und ihr Ehemann Warren
beschlossen, ein Baby zu bekommen. Da ereignet sich ein unfassbarer
Vorfall: Casey ist im Begriff, in einer Tiefgarage in ihren Wagen zu steigen,
als aus dem Nichts ein Auto auftaucht
und auf sie zusteuert. Als Casey im
Krankenhaus das Bewusstsein wieder
erlangt, ist sie völlig orientierungslos:
Mit zunehmender Panik entnimmt sie
den Gesprächen der Ärzte, dass sie
mehrere Wochen im Koma lag. Und: Sie
ist einem gezielten Mordanschlag zum
Opfer gefallen. Sehr bald weiss sie: Der
Mörder ist in ihrer Nähe …
CHF 36.90
432 Seiten
Goldmann Verlag
ISBN 978-3-442-31204-7
Im Koma Joy Fielding
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40 – books – Oktober 09
Bars sind Begegnungsorte unterschied-lichster Charakteren – männlichen und weiblichen – mit unterschied-lichsten Absichten und ebenso vielen Wünschen und Launen. Letztere ge-ben Sie am besten an der Garderobe ab (falls Sie ganz schlecht drauf sind), Sie hindern sich selbst daran, die vom Barkeeper (der im Englischen immer auch weiblich ist) vor Ihren Augen gemixten Cocktails in schärfster Kür-ze (Thai Martini) oder lieblicher Län-
Hotelbars verströmen den Duft der weiten Welt, sind die Bühne für Romanzen, Tragödien und fröhliche Stunden. Und sie bie-ten Cocktail-Kultur auf höchster Ebene. Gelegenheit, Hotelbars kennen (und lieben) zu lernen, bietet die Lange Nacht der Hotel-bars. Bar-Kenner Carlo Bernas-coni über Dos and Don’ts an der Bar.
Text: Carlo Bernasconi
Sour macht lustigge (Ladykiller) zu geniessen. Gehen Sie nie angetrunken in eine Bar, das macht «brutta figura». Besserwisser haben ebenso wenig verloren, weil Sie mit ihrem Halbwissen dem Keeper die Arbeit vermiesen. Sauer sollten wirklich nur die Sours sein. Die Fin-ger gehören nicht ins Glas, sondern führen es sanft zum Mund.Was indes erlaubt und gerne gehört wird: Beschreiben Sie dem Barkee-per kurz Ihre Stimmung, und er wird Ihnen einen Drink mixen, der Ihre Gefühlslage verlängert (euphorisch) oder rapide verkürzt (miesepetrig). Trinken Sie Ihren Cocktail mit Ver-stand. Wenn er gut gemixt worden ist, werden Sie sowieso einen «Refill» bestellen – und punkten damit beim Barkeeper. Wählen Sie Worte mit Be-dacht und seien Sie höflich zu Damen (und Herren), wenn Sie angesprochen werden (kommt vor). Und geben Sie dem Barkeeper immer ausreichend Drink-Geld …
Buchtipps Kronenhalle BarCarlo Bernasconi/Peter Roth Die besten Cocktails der Kronenhalle Bar und die Geschichten dazu – Geschich-ten von der Entstehung der Drinks und von den illustren Gästen, die sich daran erfreuten. CHF 49.90 224 SeitenOrell Füssli Verlag ISBN 978-3-280-05364-5
Zürich geht aus 2009/2010 Restaurants, Hotels, Bars – der ultimative Führer durch die Zürcher Gastroszene. CHF 24.90 Gourmedia ISBN 978-3-9523491-1-3
Wettbewerb – Gratis an die Lange der Nacht der HotelbarsGewinnen Sie zwei Tickets für die Lange Nacht der Hotelbars! Beantworten Sie einfach folgende Frage:
Wieviele Hotels machen an der 6. Langen Nacht der Hotelbars Zürich am Samstag, 14. November 2009 mit?
Lust auf eine Tour de Bar? Wir verlosen unter den Books-Leserinnen und -Lesern Tickets für die Lange Nacht der Hotelbars im Wert von je 44 Franken. Um 21 Uhr am 14. November startet die 6. Lange Nacht der Hotelbars in Zürich: Ein vergnüglicher Rundgang (es gibt einen kostenlosen Shuttle-Service) durch elf renommierte Hotelbars – Alden Hotel Splügenschloss, Plattenhof Designhotel, Hotel Ascot, Hotel St. Gotthard, The Dolder Grand, Sorell Hotel Zürichberg, Eden Au Lac, Steigenberger Bellerive au Lac, Four Points by Sheraton, Hotel zum Storchen, Zürich Marriott Hotel. Eigens für diesen Abend kreieren alle Chefs de Bar viele leckere Cocktails und um Mitternacht überraschen die Hotelküchen mit köstlichen Amuse Bouches. Mehr Infos und Ticketbestellungen: www.langenachtderhotelbars.ch.
Vorname, Name:
Adresse:
Ort:
E-Mail:
Den Talon können Sie in jeder OF-Filiale abgeben. Abgabeschluss ist der 10. November 2009.
L Leben
Buchtipps B
books – Oktober 09 – 41S = Sachbuch R = Roman D = DVD K = Kinderbuch
Eigentlich sollte es für die Kluftingers ein erholsamer Kurzurlaub werden,
auch wenn das Ehepaar Langhammer mit von der Partie ist: ein Winter-
wochenende in einem schönen Berghotel samt einem Live-Kriminalspiel.
Doch aus dem Spiel wird blutiger Ernst, als ein Hotelgast unfreiwillig das
Zeitliche segnet. Kluftinger steht vor ei-
nem Rätsel: Die Leiche befindet sich in
einem von innen verschlossenen Raum.
Und über Nacht löst ein Schneesturm
höchste Lawinenwarnstufe aus und
schneidet das Hotel von der Aussen-
welt ab. Kommissar Kluftinger ist ganz
auf sich allein gestellt. Das heisst: fast.
Denn ein aufgekratzter Doktor Lang-
hammer mischt bei den Ermittlungen
kräftig mit.
CHF 34.90
368 Seiten
Piper Verlag
ISBN 978-3-492-05204-7
Rauhnacht– Kluftingers neuer Fall Volker Klüpfel/Michael Kobr
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An einem kalten Herbstabend wird an Islands geschichtsträchtigem See
von Þingvellir die Leiche einer jungen Frau gefunden. Auf den ersten Blick
ein Selbstmord, doch Kommissar Erlendur wird misstrauisch, als ihm der
Mitschnitt einer Séance zugespielt wird. Kurz vor ihrem Tod hatte sich
die Frau an ein Medium gewandt. Trotz
seiner tiefen Skepsis gegenüber spiri-
tistischen Praktiken geht Erlendur den
Hinweisen nach und rührt dabei an ein
gut gehütetes Familiengeheimnis, das
die Jugend dieser Frau überschattet
hat. Kann Erlendur ohne die Hilfe von
Sigurdur Óli und Elinborg herausfinden,
weshalb das Leben der Frau ein so tra-
gisches und abruptes Ende nahm? Der
achte Fall mit Kommissar Erlendur.
CHF 34.90
384 Seiten
Lübbe Verlag
ISBN 978-3-7857-2361-6
Kälteschlaf Arnaldur Indriðason
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Der sechste Thriller mit Gerichtsmedizinerin Sara Linton und Chief Jef-
frey Tolliver! Was nur hat Lena Adams veranlasst in ihre Heimatstadt Ree-
se zurückzukehren? Sara Linton ist wütend. Ihr Mann, Chief Tolliver, lässt
alles stehen und liegen, um Lena, seiner besten, aber gefährlich labilen
Mitarbeiterin, die als Hauptverdächtige
eines bizarren Mordes in Reese verhört
wird, aus der Patsche zu helfen. Dabei
hätte Sara selbst jede Unterstützung
nötig. Doch sie begleitet den Chief in
eine Stadt, in der Gewalt, Drogen und
Lügen so alltäglich sind, dass es selbst
die beiden Ermittler schockiert. Und ei-
ner scheint hinter den Kulissen die Fä-
den zu ziehen: Lenas Ex-Freund Ethan
Green.
CHF 36.90
512 Seiten
Blanvalet
ISBN 978-3-7645-0265-2
Zerstört Karin Slaughter
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Der Tod des Eishockeystars Sebastian Söderström schlägt hohe Wellen.
Er und seine Familie sind einem Giftgasanschlag zum Opfer gefallen.
Annika Bengtzon fliegt ins spanische Marbella und recherchiert in der
Welt der Superreichen, die zurückgezogen hinter hohen Mauern und
umgeben von den teuersten Alarmein-
richtungen ein Leben in scheinbarer
Sicherheit führen. In diesem Kosmos
der glatten Oberflächen und gekühlten
Räume ist Schweigen Gold, und Ge-
heimnisse werden über Generationen
bewahrt. Die spanische Polizei gibt den
Fall schon bald resigniert auf. Doch An-
nika Bengtzon lässt sich nicht so leicht
abweisen und bleibt hartnäckig an dem
Fall dran.
CHF 36.90
517 Seiten
Ullstein Verlag
ISBN 978-3-550-08751-6
Kalter Süden Liza Marklund
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42 – books – Oktober 09
BücherweltB
Es sitzt sich formidabel im Nieder-dorf, hier an der neuen Bar im ersten Stock von Orell Füssli Krauthammer. Der Blick geht auf die Münster- und die Marktgasse hinaus, der Lavaz-za-Kaffee duftet. Gerade wurde die Buchhandlung komplett umgestellt, um die Bedürfnisse der Kundschaft besser abzudecken und das an-spruchsvolle Sortiment grosszügiger präsentieren zu können. Das zeigt sich etwa im ersten Stock, wo die Bereiche Architektur, Foto-grafie und Mode, Kunst und Design mehr Platz bekommen haben. Ein grosser Holztisch lädt dazu ein, die üppigen Bildbände bequem und in
Ruhe zu studieren. «Wir bieten die grösste Auswahl in diesen Bereichen in Zürich an», erklärt Filialleiterin Salomé Mangles. «Mit dem Umzug in den ersten Stock schaffen wir ein eigentliches Kompetenzzentrum für Architekten und Designer, wo sie sich ungestört informieren können.»Dafür ist die französische Abtei-lung ins Parterre gerückt. Es ist ein ausgesuchtes Sortiment an französi-schen Büchern: Romane, Politik und Geisteswissenschaften, Bilder- und Kinderbücher. «Unser französisches Personal garantiert Authentizität, Aktualität und ‘des coups de cœur’», verspricht Salomé Mangles.
Mehr Swissness im NiederdorfDie grosse Neuigkeit aber heisst «Schweiz total». «Wir sind die erste Buchhandlung, die ein so grosses und vollständiges Sortiment an Büchern aus und über die Schweiz an einem Ort anbietet.» Romane, Koch- und Wanderbücher, Geschichte, Politik, Bildbände, Biografien, Kinderbücher, ausgesuchte Schweizer Filme. «Ein Leckerbissen für Leserinnen wie auch für uns Buchhändlerinnen», gesteht
Orell Füssli Krauthammer im Zürcher Niederdorf setzt einen neuen Fokus auf Bücher aus und über die Schweiz. Die traditionel-len «Krauthammer-Gebiete», von Architektur bis Design, haben da-für mehr Platz bekommen. Und auch die französische Abteilung bleibt stark.
Text: Martin Walker Foto: Orell Füssli
Die Schweiz von Gotthelf bis SuterSalomé Mangles. Besonders angetan ist sie vom grossen Autorenalpha-bet, wo Klassiker neben Modernem stehen, Krimis neben Lyrik, West-schweizer Autoren im Original ne-ben Deutschschweizern. Kurz: «Wir zeigen eine moderne, selbstbewusste Schweiz von A bis Z.»Natürlich wird auch weiterhin all-gemeine Belletristik präsentiert, bis hin zu den gelben Reclam-Bändchen, Trouvaillen und Leckerbissen. Auch das ausgesuchte Angebot an Non-books im «Highend-Bereich» (etwa die originelle Legelampe), geschmack-volle Postkarten und eine kleine, aber feine Auswahl an Studiofilmen sind erhältlich. Neu gibt es die Abteilung «Gay Life» mit schwuler und lesbi-scher Literatur. Salomé Mangles ist überzeugt, dass eine Buchhandlung mehr ist, als ein Laden, der Bücher verkauft. «Was gibt es schöneres, als gemütlich im Dörfli zu flanieren, bei uns in Büchern zu schmökern und anderen Menschen zu begegnen, die sich auch für Bücher interessieren.» Der eine oder die an-dere haben tatsächlich schon die Zeit vergessen auf den Sofas …
books – Oktober 09 – 43
Geschichten und Begegnungen
Das neue Werk der »Königin deshistorischen Romans«
WELT AM SONNTAG
ISBN
978
-3-4
31-0
3791
-3
ISBN
978
-3-7
857-
4182
-5
Mit einer Schar anderer Jungen und Männer lebt Losian einge-sperrt in einer Inselfestung vor der Küste Yorkshires. Als eine Laune der Natur ihnen den Weg in die Freiheit öffnet, wagen sie die Flucht zurück aufs Festland. Ein Abenteuer beginnt und als Losian einer Frau begegnet, mit der ein Neuanfang möglich scheint, beginnt er zu ahnen, dass er die Schuld an dem Krieg trägt, der England zugrunde zu richten droht ...
Die Begeisterung, die Salomé Mangles versprüht ist anste-ckend. Die gelernte Buchhändlerin leitet seit etwas mehr als einem Jahr die Buchhandlung im Niederdorf. Für sie ist das ein mehr als passendes Umfeld, bringt sie doch auch einige Jahre Erfahrung in der Werbung mit und spricht perfekt Französisch. Aufgewachsen in St. Margrethen, wo jeder Zug halte und sowohl das Ankommen als glückli-cherweise auch das Wegkommen einfach mache, hat sie sich immer mehr gen Westen orientiert, nach Frankreich und über den Atlantik bis nach Venezuela, wo ihr Mann einen Teil seiner Wurzeln hat. Die Liebe und Begegnungen mit Menschen sind ihr das Wichtigste im Leben. Musik mag sie, und zwar Hip Hop, Electro, Soul, Dub und Jazz. Vinyasa Yoga betreibt sie täglich. Vor allem aber sind es Bücher, die sie liebt, Geschichten. Geschichten, die sie mit anderen teilen, austauschen und diskutieren will. Zum Bei-spiel die folgenden Lieblingsbücher von Salomé Mangles:
ShantaramGregory David Roberts «Australia‘s most wanted» bricht aus einem Hochsicherheitsge-fängnis aus, um in Bombay seine Karten neu zu mischen. Dieser Roman hat alles, was es braucht, um eine grosse Geschichte zu erzählen. Der Sog lässt nie nach und nach der letzten des über 1000 Seiten starken Buches wünscht man sich, es nicht so schnell gelesen zu haben. Eines der besten Bücher, die bis anhin meinen Weg gekreuzt haben. CHF 45.90, Goldmann, ISBN 978-3-442-31153-8
Nach Hause schwimmenRolf Lappert Wilbur mag nicht wachsen und bleibt klein. Seine Taten bewegen hingegen Grosses in den Menschen, denen er begegnet. Lap-perts Stil erinnert stark an die grossen amerikanischen Erzähler. Ich liebe gut erzählte Geschichten. Diese hat mich besonders überrascht, da der Autor weit reist, um uns seinen Hauptcharak-ter nahe zu bringen. CHF 37.90, Hanser, ISBN 978-3-446-20992-3
Die Stimmen von MarrakeschElias Canetti Auch wenn man noch nie in Marrakesch war, schafft es Canetti, einem die Stadt anhand kleiner Anekdoten nahe zu bringen. Liebeserklärung an einen Mikrokosmos. CHF 25.90, Hanser, ISBN 978-3-446-20209-2
Persönliche Lesetipps von Salomé Mangles
Salomé Mangles Orell Füssli
44 – books – Oktober 09
Sie werden immer besser, die E-Rea-der, mit denen sich Bücher, aber auch Dokumente bequem lesen lassen, ohne dass man stapelweise Bücher und Papier mit sich herumtragen muss. Die Vorteile der elektronischen Geräte liegen auf der Hand: •Siesindleicht,bietenaberdennoch
viel Speicherplatz für Bücher und Dokumente
•DieSchriftistindividuellskalierbarund somit leichter lesbar
•DasflimmerfreieDisplayschontdieAugen und beugt Ermüdung vor
•DieBedienungisteinfachundintu-itiv, z. T. mit Touchscreen
•Verschiedene Dateiformate, auchAudio-Files, werden unterstützt
•Sehr lange Akkulaufzeit – über6000 Seiten lesen ohne aufl aden
Mit der Erfindung der eInk-Tech-nologie hat die Entwicklung der elektronischen Lesegeräte eignen gewaltigen Schub bekommen. Denn die üblichen Bildschirme eignen sich nicht besonders für längeres Lesen, eInk, die elektronische Tinte, aber ist vollkommen flimmerfrei. Wie funk-tioniert das? Zwischen zwei Elekt-roden befinden sich mikroskopisch kleine Kapseln mit positiv geladenen weissen Pigmenten und negativ gela-denen schwarzen Pigmenten. Je nach angelegter Spannung wandern die weissen oder schwarzen Pigmentteil-chen nach oben. Dies ergibt ein gesto-chen scharfes Schriftbild, wie man es von herkömmlich gedruckten Seiten gewohnt ist.
Dazu kommt aber noch ein grosser Vorteil, den besonders ältere Men-schen zu schätzen wissen: Die Schrift-grösse ist individuell einstellbar, wo-bei der Text (je nach verwendetem Dateiformat) automatisch neu um-brochen wird.
Orell Füssli hält in seinen Filialen immer die aktuellste Auswahl an
E-Readern bereit, denn nicht zuletzt spielt auch das De-sign und die Haptik eine Rolle. Nehmen Sie mal einen iLiad* in die Hand – der grosse Bildschirm eignet sich besonders gut für Studenten und Geschäftleute, die oft grossformatige Dokumente, mit Grafiken etwa, le-sen müssen. Oder testen Sie den neuen Sony Rea-der PRS-600: ein schickes
Teil, das neu mit Touchscreen und
Druckstift daherkommt, um das man Sie beneiden wird. Der Sony Reader ist das ideale Gerät für Vielleser, egal ob im
Zug oder am Strand. So viele Bü-cher hatten noch nie Platz in einer
Handtasche.
Das Angebot an eBooks, der elektro-nischen Ausgabe von Büchern also, wird immer grösser. Egal ob Romane oder Fachbücher. Neben dem Um-stand, dass eBooks keinen Platz brau-chen (abgesehen vom Speicherplatz), haben eBooks auch den Vorteil, dass sie in der Regel rund 20 Prozent güns-tiger sind als gedruckte Bücher. Orell Füssli macht den Einstieg leicht: auf www.books.ch finden Sie eine riesige Auswahl an eBooks zum Download bereit. Das bedeutet auch, dass Sie eBooks jederzeit und von überall her kaufen können, unabhängig von La-denöffnungszeiten. Kaufen Sie jetzt einen eReader bei Orell Füssli und wir schenken Ihnen einen Gutschein von 20 Franken, den Sie beim Kauf eines eBooks auf www.books.ch an-rechnen können.
* nur in den grösseren Filialen oder online über books.ch erhältlich
Die neue Art des Lesens – eReader machen mobil und werden immer komfortabler in der Benützung. Die kleinen Geräte sind die perfek-ten Begleiter für Vielleser, Pendler und Reisende. Bei Orell Füssli sind die aktuellsten Modelle erhältlich.
Text: Annette Bernath Foto: Sony
Wenig dran – viel drin
BücherweltB
books – Oktober 09 – 45books – Oktober 09 – 45
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Eine Empfehlung der Starbucks Coffeehouses in den Orell Füssli Buchhandlungen im Westside (Bern), im Kramhof und am Stadelhofen (Zürich).
Gültig in allen Starbucks Coffeehouses in der Schweiz.
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Sprachen D/E/F/ES/NL D D/E/F/NL D/E/F/ES/NL D/E/F/ES/NL D/E/F/ES/NL
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Preis CHF 550.– 379.– 449.– 850.– 890.– 990.–
46 – books – Oktober 09
Orell FüssliO
«Bringt es was?», wird Milena Mo-ser häufig gefragt, wenn es um ihr «Fliegendes Klassenzimmer» geht. «Kommt darauf an, was Sie wol-len», antwortet sie jeweils. Schrei-ben kann jeder, ist sie überzeugt. Aber ein bisschen Anleitung schadet keinem. Den Nobelpreis für Litera-tur aber verspricht sie nicht. Es geht vielmehr darum, die schlummernden
Schreibfähigkeiten zu wecken und Mut zu machen. Dies alles in einem ungezwungenen Rahmen, in kleinen Gruppen, die sich in Milena Mosers Schreibatelier in Aarau treffen. Hat man den ersten Kurs hinter sich, bie-tet sich die Fortsetzung an: Ein gan-zes Wochenende steht zur Verfügung, um eine Hauptfigur für einen Roman zu entwickeln und die Handlung zu entwerfen. Milena Moser hilft, einen realistischen Arbeitsplan aufzustel-len, ohne das ganze Leben dabei um-krempeln zu müssen. Im dritten Kurs dann werden auf spielerische Weise verschiedene Literaturformen auspro-biert, um so zum eigenen Schreibstil zu finden – oder ihn zu verfeinern.Wer intensive Betreuung wünscht,
wählt «Die harte Schule»: Die On-line-Seminare mit Sibylle Berg. Der Austausch erfolgt per E-Mail. Text
schicken – und Sibylle Berg versieht ihn mit Kommentaren und Fragen. Der Vorteil: Die Kurse sind ortsunab-hängig und terminlich flexibel zu ge-stalten. «Seit ich selber Menschen mit ihren Texten helfe, verstehe ich auch
Die Autorinnen Milena Moser und Sibylle Berg und die Agentin Anne Wieser sind «Die Schreibschule». Bookpoints-Mitglieder profitie-ren von günstigeren Preisen für die Schreibkurse.
Text: Martin Walker Foto: Lozza für Annabelle
Jeder kann schreibenSibylle Berg, Milena Moser, Anne Wieser (von links nach rechts)
Ein bisschen Anleitung schadet keinem
books – Oktober 09 – 47books – Oktober 09 – 47
meine eigenen Lektoren besser», ver-sichert Sibylle Berg. Hat man die Arbeit endlich geschafft und ein fertiges Manuskript vorlie-gen, dann beginnt «Der Ernst des Lebens» mit Anne Wieser. Die Lite-raturagentin, unter anderem betreut sie Sibylle Berg und Milena Moser, führt kenntnisreich in Verlagswe-sen und Buchmarkt ein. Am Anfang steht das Exposé, ohne das man kein Manuskript an den Verlag bringt. «Beim Schreiben des Exposés entde-cken die Schreibenden häufig noch Unstimmigkeiten, merken, wo sie ihr Manuskript nochmals überarbeiten müssen», weiss Anne Wieser aus Er-fahrung.
Viele Wiederholungstäter«Unter den Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern sind alle Alters- und Be-rufsgruppen vertreten», weiss Anne Wieser. «In der Schreibschule treffen sich Menschen mit ganz unterschied-lichem Hintergrund, die aber eines ge-meinsam haben: die Lust zum Schrei- ben – und hier mit professioneller Un-terstützung weiterkommen wollen. Bis jetzt haben rund 170 Schreibende die Angebote genützt. «Und die Re-aktionen waren durchwegs positiv», freut sich Anne Wieser. «Nicht weni-ge haben sich nach einem ersten zu einem zweien oder gar dritten Kurs angemeldet.»Gute Nachrichten gibt es übrigens auch für jene, die Milena Moser vor allem lesen möchten: Im nächsten Frühjahr wird ihr neuer Roman er-scheinen. Und der neue Roman von Sibylle Berg, «Der Mann schläft», ist gerade im Hanser Verlag erschienen. Es ist eine zarte, aber auch verstören-de Liebesgeschichte. Eine Annähe-rung zweier Menschen, die – raffiniert konstruiert – in einem plötzlichen Verschwinden gipfelt. Allerdings nicht ohne einen Hoffnungsschimmer am Horizont.
Die SchreibschuleSonderangebot für bookpoints-Mitglieder Weitere Informationen zu den einzelnen Kursen und Anmeldung unter www.die-schreibschule.com oder [email protected]. 044 212 78 12bookpoints-Mitglieder erhalten einen Sonderpreis auf die Einführungskurse.
Die Kursdaten Milena Moser:Anfangen! (1 Tag): 7.11.09, 21.11.09, 22.11.09, 9.1.2010 und 10.1.2010. CHF 400.– für bookpoints-Mitglieder nur CHF 350.–Loslegen! (2 Tage): 14/15.11.09 und 16./17.1.2010. CHF 800.–Dranbleiben (4 Abende), November 09: 11./18./25./2.12.09, Februar 2010: 8./15./22.2 und 1.3.2010. CHF 800.–
Sibylle Berg:Bitte bei der Anmeldung den gewünschten Starttermin für das Online-Seminar angeben.Schreiben perfektionieren. Dauer: 2 Monate. CHF 1500.–für bookpoints -Mitglieder nur CHF 1400.–Der Intensivkurs – an einem vorhandenen Text arbeiten. Dauer: 1 Woche. CHF 1500.– Worüber schreiben? Ein Thema für den nächsten Roman/Die nächste Erzählung finden. Dauer: 1 Woche. CHF 1000.–
Anne Wieser:Am Anfang ist das Exposé (1 Tag): 28.11.2009 und 23.1.2010. CHF 400.– für bookpoints -Mitglieder nur CHF 350.–Ich suche einen Verlag für mein Manuskript (Wochenendseminar): 16./17.1.2010
Der Mann schläftSibylle BergCHF 34.90Hanser VerlagISBN 978-3-446-23388-1
Das neue Buch von Sibylle Berg:
Sehen Sie den Video-Clip mit Sibylle Berg auf www.books.ch/berg
48 – books – Oktober 09
Begegnungen bei Orell Füssli
V Veranstaltungen
Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum. Der Biograph Christoph von Marschall gibt uns Einblicke in das Leben dieser faszinierenden Frau. (ermässigte Preise für Bookpointsmitglieder). Dienstag, 13. Oktober 2009, Kaufleuten, Pelikanplatz, 8001 Zürich, 20 Uhr.
Lesung von Margaret Atwood Die Orell Füssli Buchhandlung, das Kaufleu-ten und der Tages-Anzeiger präsentieren im Rahmen der L-Reihe die Lesung von Mar-garet Atwood. Deutscher Text: Graziella Rossi, Moderation: Thomas Bodmer. Tickets erhältlich in der Orell Füssli Filiale
Kramhof an der Füsslistrasse 4, im Kaufleuten oder per E-Mail auf [email protected] Mittwoch, 21. Oktober 2009, Kaufleuten, Pelikanplatz, 8001 Zürich, 20 Uhr.
Annemarie Schwarzenbach Der unbekannte Zwilling – Annemarie Schwarzenbach im Spiegel der Fotografien. Bettina Augustin unternimmt eine Annä-herung an die Annemarie Schwarzenbach in der Betrachtung und Reflexion von 20 Fotografien. Freitag, 23. Oktober 2009, Orell Füssli Krauthammer, Marktgasse 12, 8001 Zürich, 19 Uhr.
Kurzgeschichten mit «Miss Universum» Michèle Roten, Journalistin und Autorin der bekannten Kolumne im «Magazin» des Tages-Anzeigers liest aus ihrem Buch «Miss Universum». Orell Füssli Buchhandlung, Marktgasse 3, 8400 Winterthur, 1. Untergeschoss. Reservationen unter 052 269 09 42. Freitag, 23. Oktober 2009, 19 Uhr.
Ü70-Schreibwettbewerb: Varianten meiner Biografie. Ü70 heisst ein Schreibwettbewerb, der gezielt auf ältere Men-schen zugeschnitten ist. Das Prinzip des Wettbewerbs ist einfach: Schreiberinnen und Schreiber mit Jahrgang 1939 und älter können je einen Text zu einem vorgegebenen Thema einreichen. Die acht Siegerinnen und Sieger des diesjährigen Wettbewerbs machen in Zürich Station und lesen aus ihren Texten zum Wettbewerbsthema «Frei erfunden – Varianten meiner Biografie». Moderation: Richard Reich. Orell Füssli Buchhandlung am Bellevue, Theaterstrasse 8, 8001 Zürich. Freitag, 23. Oktober 2009, 19.30 Uhr.
Yangzom Brauen Die Schauspielerin liest aus «Eisenvogel, drei Frauen aus Tibet – die Geschichte meiner Familie». Samstag, 24.Oktober 2009, Orell Füssli Buchhandlung, Kramhof, Füsslistr. 4, 8022 Zürich, 19 Uhr, Eintritt frei.
Asia-Woche mit asiatischer Degustation. Samstag, 24.Oktober 2009, Orell Füssli Buchhandlungs AG, Einkaufszentrum Passage, 8500 Frauenfeld, 11 Uhr, Eintritt frei.
Gespräch Ein Gespräch zum Buch «Das volle Leben» von Susanna Schwager. Drei sehr unter-schiedliche Männer öffnen die Schatzkammer ihrer Erinnerungen und lassen uns auf wunderbare Geschichten blicken. Moderator Röbi Koller spricht mit dem Politiker und Hotelier Walther A. Hegglin, dem Bank-
kassier und Blumenforscher Hans Horn und dem Architekten und Biologen Eduard Neuschwander. Samstag, 24.Oktober 2009, Orell Füssli Buchhandlung, Kramhof, Füsslistr. 4, 8022 Zürich, 14 Uhr, Eintritt frei.
Lebensgeschichte eines Weines Madeleine Gay, Önologin und Winzerin des Jahres 2008, und Chandra Kurt, Wein-Autorin, erzählen aus dem Leben des Maître de Chais. Wir laden Sie herzlich ein, diesen mehrfach prämierten Wein aus dem Wallis zu degustieren. Orell Füssli Buchhandlung am Bellevue, Theaterstrasse 8, 8001 Zürich. Samstag, 24. Oktober 2009, 16 Uhr.
Lass dich mit Globi fotografieren! Globi und das Team Wendolina freuen sich auf dich und warten mit einer besonderen Überraschung: Lass dich zusammen mit Globi fotografieren und hol dir eine Globi-Autogrammkarte mit persönlicher Widmung! Mittwoch 4. November 2009, Orell Füssli Buchhandlungs AG, Einkaufszentrum Westside, Gilberte-de-Courgenay-Platz 4, 3027 Bern, 14 bis 17 Uhr, Eintritt frei.
Interessante Menschen, spannende Bücher, belebende Begegnungen – der Veranstaltungskalender der Orell Füssli Buchhandlungen.
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Bis am 30. November 2009 in einer der Orell Füssli Filialen in Zürich, Bern, Luzern, Winterthur, Frauenfeld oder bei Rösslitor Bücher in St. Gallen abgeben oder per E-Mail an: [email protected]. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.
50 – books – Oktober 0950 – books – Oktober 09
Der Mann und das Buch
«Was, du hast ein Buch dabei?», sagt der Teenager im Zug zu seinem Vater. «Willst du etwa darin lesen? Voll pein-lich!» Der Junge hat keine Ahnung. Nichts ist anziehender, als ein Mann, der liest. Ein Blick auf den Schutzumschlag verrät mehr als drei verkrampfte Gespräche über halb-vollen Kaffeetassen. Ob einem ein potenzieller Seelenver-wandter im überfüllten Pendlerexpress gegenüber sitzt, erkennt man am untrüglichsten daran, ob er «Die Gesetze der Gewinner» liest oder «Ein Handbrevier für Hochstap-ler und solche, die es werden wollen». Wenn man es genau wissen will, kann man am nächsten Morgen mit «Die Ti-gerin» kontern und hat, ohne ein Wort zu verlieren, bereits alles gesagt. Das wird der Junge im Zug hoffentlich noch lernen. Denn einem lesenden Mann ist nur schwer zu wi-derstehen. Nur schon deshalb, weil er in freier Wildbahn eher selten ist. Oder zumindest hört man das immer: Män-ner lesen nicht. Sie gehen nicht in Buchhandlungen, sie kaufen keine Bücher und besuchen auch keine Lesungen, ausser, sie werden dazu gezwungen. Meiner Erfahrung entspricht das allerdings nicht. Ich bin in einem Haus auf-gewachsen, in dem Schriftsteller ein und aus gingen, sich zur Begrüssung küssten und leidenschaftlich über Bücher diskutierten, die eigenen, aber noch lieber über die von Abwesenden, nächtelang. Später lebte ich mit drei Män-nern zusammen. Das klingt nun allerdings aufregender, als es wirklich war: Wir waren Buchhändlerlehrlinge, die sich die Miete teilten, und die Leidenschaft, die uns verband, galt der Entdeckung, dass man Dünndruckausgaben klas-
sischer Literatur billig in der damaligen DDR bestellen konnte, und dass die Krimis von Kinky Friedman bald einer nach dem anderen im Haffmans Verlag erscheinen würden. Die einzelnen Bände der Boris Vian-Gesamtaus-gabe reichten wir uns weiter wie begehrte Schmuggelware. Wir legten unsere Regale zusammen und hatten bald die schönste Bibliothek unserer Generation. Wir behandelten die Bücher der anderen, als seien sie unsere eigenen, schlu-gen sie im züchtigen 45-Grad-Winkel auf, um die zarten Rücken nicht zu brechen, und bevor wir ein Buch in die Tasche steckten, nahmen wir seinen Schutzumschlag ab. Und ja, es wurden durchaus Blicke über Buchränder hin-weg getauscht, und Diskussionen darüber geführt, ob man eine ernsthafte Beziehung mit einer Frau eingehen könne, die Taschenbücher der Reihe «neue frau» auf dem Nacht-tisch liegen habe. Ich meinerseits konnte mich rückhaltlos in einen Mann verlieben, wenn ich seine Wohnung betrat und gleich von den vertrauten gelb-schwarzen Rücken der Diogenes-Kriminalromane begrüsst wurde, die seine Wände bedeckten. Heute versorgt mich mein belesener Schwiegervater mit neuer Schweizer Literatur. «Hier, lies mal Zora del Buono!» Wenn es wirklich Männer gibt, die nicht lesen, dann habe ich sie bis heute nicht getroffen. Ich halte sie für ein bösartiges Gerücht. Der Teenager im Zug vergräbt sich in ein Manga – auch ein Buch –, und sein Vater lacht. Er liest Don Quijote, die neue Übersetzung. Kaum zu übertreffen, ich weiss: Ich habe sie ihm zum Ge-burtstag geschenkt.
Eine Kolumne von Milena Moser
KolumneFoto: Thomas Kern
K
Milena Mosers aktueller Roman heisst «Stutenbiss», zuletzt erschien von ihr «Flowers in your hair – Wie man in San Francisco glücklich wird». Die Website von Milena Moser: www.milenamoser.com
books – Oktober 09 – 51books – Oktober 09 – 51
A. Lareida /B. Connell
Das verliebte KätzchenBilderbuch, dt., ital., engl. für Kinder ab 6 Jahren.Das Buch weckt Freude am Erzählen, Lesen und Interes-se an Fremdsprachen.Ideal für Familien aus ver-schiedenen Kulturkreisen.19.5x27.5 cm, 56 Seiten,24 Illustrationen, gebunden.ISBN 978-3-907067-33-8CHF 29.80/EUR 19.80
Constance Hotz
Vier Tage im MärzEin Roman vom Suchen und Finden – spannend, poe-tisch und unterhaltsam.Der erste Roman der deutschen Autorin mit Bezug zur Schweiz ist eine Entdeckung.15x23 cm, 196 Seiten,gebunden, Schutzumschlag.ISBN 978-3-907067-35-2CHF 29.50/EUR 19.80
Marcella Maier
Das grüne SeidentuchEine spannende Familien-saga vor dem Hintergrund der Entwicklung zweier Bergtäler zu bekannten Ferienzielen.15x23 cm, 224 Seiten,18 Abb., gebunden,Schutzumschlag.ISBN 978-3-907067-21-5CHF 29.50/EUR 19.80
Paul Emanuel Müller
Bitte, lass mich nicht alleinChristliches Gebet im Wandel der ZeitEin Buch der Liebe, ein Geschenk.30 Fotos von Stephan Jungck, gebunden, 144 Seiten. ISBN 978-3-907067-26-0CHF 39.50/EUR 26.50
Engadin –Sinnlichkeit derJahreszeitenEinzigartige Dokumenta-tion mit 112 Farbfotos und 20-Min.-Film auf DVD der schönsten Alpenregion.Bildband 21x30 cm, mitDVD, gebunden, 96 Seiten.ISBN 978-3-907067-28-4CHF 35.–/EUR 24.–
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BerninaViertausender zwischen der Schweiz und Italien.Bildband 24.5x33 cm,gebunden, 176 Seiten,177 Farbfotos.ISBN 978-3-907067-10-9CHF 88.–/EUR 59.–
Merisio/Lisignoli
Giganten aus GranitDie Kletterberge im Bergell und Valmasino.Bildband 24.5x33 cm,gebunden, 176 Seiten,128 Farbfotos.ISBN 978-3-907067-15-4CHF 89.–/EUR 59.50
Merisio/Bottonelli
Dolomiten – WinterzauberGrossartige Aufnahmen,interessante Texte in Deutsch und Italienisch.Bildband 25x33 cm,gebunden, 160 Seiten.ISBN 978-3-907067-22-2CHF 78.–/EUR 53.–
Dieser Bildband ist Kult
Max Weiss
Das grosse Buch vom Engadin48 Panorama-Aufnahmen zum Teil doppelseitig(96 cm lang) der schönsten Gegend der Alpen4. Auflage mit 14 neuen FotografienGrossbildband 49x22.5 cm, gebunden, 96 Seiten.ISBN 978-3-907067-37-6, CHF 98.–/EUR 64.–
Vertretung Schweiz:Baumgartner Bücher AG,c/o AVA, Centralweg 16,8910 Affoltern am AlbisTelefon 044 7624280,Fax 044 7624285,[email protected]
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