Books 2/10
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Transcript of Books 2/10
books – das Magazin der Orell Füssli Buchhandlungen – Mai 2010
Zum Mitnehmen
«Mein Herz ist noch immer in Afrika»Interview mit Waris Dirie
«Das ist wirklich der letzte!»Mankell über den neuen Wallander
Afrika erzähltViel Neues unter der Sonne
ReiseliteraturFür Bücherwürmer und Zugvögel
Mit WettbewerbGewinnen Sie Büchergutscheine
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Ins_Reiseführer:Orell Füssli 208x272mm 30.04.10 09:38 Seite 1
Die nächste Ausgabe von books, dem Magazin der Orell-Füssli-Buchhandlungen, erscheint am 10. September 2010. Sie erhalten books kostenlos in jeder Filiale. Bestellungen neh-men wir gern entgegen über www.books.ch, [email protected] und Telefon 0848 849 848. Buchhandlungen von Orell Füssli finden Sie in Bern, Frauenfeld, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich.
Liebe Leserin, lieber Leser
Bücher haben einen Umschlag – klar. Schliesslich müssen die Seiten vor dem Verschmutzen und Zerknittern geschützt werden und zudem braucht das Buch Stabilität. Über diese praktische Aufgabe hinaus haben Buchumschläge aber eine weitere Funktion: Ein gut gestalteter Umschlag gibt Lesenden einen Hinweis auf den Inhalt und vermittelt ihnen die Atmosphäre des Buchs schon vor dem Lesen. Der Umschlag weckt Leselust.
Einen solchen Umschlag hat auch jedes Unternehmen. Fachleute nennen ihn Corporate Design. Die Orell Füssli Buchhandlung hat jetzt ihr 17 Jahre altes Design überarbeitet und präsentiert sich im neuen «Umschlag». Weshalb und wie wir den Auftritt von Orell Füssli überarbeitet haben, können Sie auf Seite 30 nachlesen.
Wie ein guter Buchumschlag gibt Ihnen unser neuer Auftritt Hinweise darauf, was Sie bei uns finden und von uns erwarten dürfen. Mit unserem neuen Auftritt wollen wir vor allem dem Buch unsere Referenz erweisen. Warum? Ganz einfach: Weil wir Bücher so sehr lieben, wie Sie das tun. Wir hoffen, Sie spüren diese Liebe fortan in allen unseren Buchhandlungen – und jetzt gerade auch auf jeder Seite dieser Ausgabe von books.
Ihr András NémethMitglied der Geschäftsleitung
Ein neuer Umschlag
Inhalt4 Notizen9 Schwerpunkt: Skandinavische Krimis16 Mein Buch18 Interview: Waris Dirie über «Schwarze Frau, weisses Land»22 Saison: Bücher aus und über Afrika26 Bücher über Männer30 Der neue Auftritt von Orell Füssli33 Fantastisch!: Fantasy-Neuerscheinungen38 Kaffeepause: Die Buchhändlerinnen-Debatte42 Reiseberichte: Abenteuer zwischen Buchdeckeln48 Kreuzworträtsel49 Veranstaltungskalender 50 Kolumne: So schreibe ich
Impressum
Herausgeber: Orell Füssli Buchhandlungs AG Dietzingerstrasse 3Postfach8036 Zürich Gesamtherstellung: Media Tune AG, Zürich Redaktion: Die Blattmacher GmbH, Zürich Gestaltung: Strichpunkt GmbH, Winterthur Foto Cover: www.johannsebastianhanel.com
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Alle so gekennzeichneten Bücher sind auch als eBook auf www.books.ch erhältlich.
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Der Salis-Ver-lag in Zürich ist mit Grün-dungsjahr 2006 noch jung, hat sich aber bereits ein gutes Renommee erarbeitet. Unter anderem mit der Krimiserie «Sel noir»: Schweizer Autoren schreiben Krimis mit viel Lokalkolorit. Jüngster Zuwachs der Serie ist «Du nennst das Gier» des Zugers Silvano Cerutti. Ein Zugezogener will in einem solothurnischen Kaff neu an-fangen – und stolpert schon bald über eine Leiche. Lako-nisch und unprätentiös ge-schrieben, zeigt der Krimi: In der Schweiz kann man sich auch als Ausländer fühlen, wenn man bloss aus einem anderen Kanton stammt.
Notizen
2009 landete books-Autor Hans-peter Künzler einen Volltreffer: Seine Michael-Jackson-Biographie «Black or White» verkaufte sich über 60’000-mal und kletterte auf der Spiegel-Bestseller-Liste auf Platz 6. Eigentlich schrieb Künzler das Buch im Hinblick auf die vorgese-hene Konzertreihe von Jackson in London. Doch wenige Tage vor der geplanten Veröffentlichung starb der Superstar; Künzler ergänzte sein Manuskript und war der erste, der nach dem überraschenden Todesfall eine Jackson-Biografie in die Läden brachte. Nun liefert der in London lebende Zürcher die Fortsetzung zu seinem Bestseller: «Der Thriller um michael Jackson» beginnt dort, wo «Black or White» aufhörte. Zum einen beschäftigt sich Künzler darin
mit den vielen Spekulationen und Thesen rund um Jack-sons Tod, zum anderen mit den Fans des King of Pop – für sie führt kein Weg am neuen Buch vorbei.
Zu den wichtigsten Werken von max Frisch zählen dessen beiden Tagebücher über die Zeiträume 1946 bis 1949 und 1966 bis 1971. Gross war die Aufregung, als im vergangenen Winter bekannt wurde: In den Unterlagen von Frischs ehemaliger Sekretärin ist ein drittes Tagebuch aufgetaucht. Es stammt aus den Jahren 1982 bis 1984. Frisch war damals mit der 32 Jahre jüngeren Amerikanerin Alice LockeCarey liiert. Diese Beziehung floss in die Erzählung «Montauk» ein und prägt auch die «entwürfe zu einem dritten Tagebuch». Frisch selbst hielt dieses Fragment für «missglückt». Dass es jetzt trotzdem publiziert wurde, hat für rote Köpfe gesorgt. Der Germanist Peter von Matt – Präsident der MaxFrischStiftung – setzte sich vehement für eine Veröffentlichung ein, der Germanist Adolf Muschg
– früheres Mitglied des Stiftungsrats – war dagegen. Für von Matt ist diese «Sammlung höchst verdichteter Texte» ein «Zeugnis einer Prosa, die vor Verschwiegenem förmlich bebt», für Muschg ist das «Tagebuch 3» «zu müde, müde auch im Anspruch an sich selbst». Es gibt klare Belege dafür, dass Frisch, der 1991 verstarb, dieses Manuskript nicht publizieren wollte. Doch Franz Kafka hatte ja auch verlangt, sein ganzes unveröffentlichtes Werk – darunter alle seine Romane – sei nach seinem Tod zu vernichten. Die Literatur wäre um einige Meisterwerke ärmer, würde man immer auf die hören, die sie schaffen. Wäre es aber ein Verlust, wenn man Frischs Entscheid hinsichtlich seines dritten Tagebuchs akzeptiert hätte? Der neu veröffentlichte Text ist bei weitem nicht der beste von Frisch – aber dennoch in mancherlei Hinsicht grossartig. Frischs Nachdenken über den missglückten Versuch, mit einer jungen Geliebten und einer Loft in Manhattan die Zeit anzuhalten, seine Bemerkungen über das Altern im Allgemeinen und die Impotenz im Speziellen, seine klugen Äusserungen über die Lage der Welt – es wäre schade, uns bliebe das alles vorbehalten.
Notizen
Über ein Jahr lang haben zwei schriftsteller einander epi-soden um ihre Figur H. zuge-schrieben: Felix Kauf, Theater-autor und Weinliebhaber, und michel mettler, Träger des För-derpreises der schillerstiftung. entstanden sind dabei 80 amü-sante und erhellende Kurz- und
Kürzestgeschichten über das urbane Leben des selbstverliebten H. Der echtzeit-Verlag hat die «H. Geschichten» jetzt mit Illustra-tionen von Andreas Lutz veröffentlicht.
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books – Mai 2010 – 5mare
Zum 100. Geburtstag am 7. Juni 2010: die erste Biografie über Monika Mann
Enthält das New Yorker Tagebuch von 1945 und
Katia Manns Monika-Büchlein der Jahre 1910–1914
328 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag und
zwei Lesebändchen
CHF 39,90; ISBN 978-3-86648-125-1; www.mare.de
mann_orell.indd 1 28.04.2010 13:47:56 Uhr
Alle vier Jahre pfeift die FIFA zur Fussball-WM – und die Verlagswelt zur Fussball-Buch-Offensive. Gern würden wir hier die elf besten Neuerscheinungen zum Top-Team zusammenstellen, doch «books» ist leider keine sehr grosse Spielwiese – daher können wir Ihnen hier nur fünf Volltreffer präsentieren:1:0 Selbst hochbegabte Fussballer gelten gemeinhin nicht gerade als Speerspitze der Intelligenzia. Doch sie sind in Tat und Wahrheit unglaublich schlau – das beweist metin Tolan, Professor für Experimentelle Physik der Technischen Universität Dortmund in seinem neuen Buch «so werden wir Welt-meister – die physik des Fussballspiels». Tolan hat ALLES rund um das Spiel der Spiele exakt ausgerechnet: den opti-malen Abschusswinkel mit Luftwiderstand, den Flug eines Fussballs mit inversem Magnus-Effekt und den opti-malen Treffpunkt für eine Bananenflanke (klar: x = a durch Wurzel 2). Das klingt jetzt alles ein wenig arg komplex, das Buch ist aber ausnehmend witzig und beantwor-tet auch viele einfache Fragen von Fans: Wie gross ist statistisch die Chance, nach einer 1:0-Führung als Sieger vom Platz zu gehen? Wie viele Meter muss ein Spieler zusätzlich zurücklegen, wenn einer seiner Kollegen eine rote Karte erhalten hat?2:0 «Ich werde rennen wie ein schwar-zer, um zu leben wie ein Weisser» nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise ins Herz des afrikanischen Fussballs. Au-tor Christian ewers beschreibt, wie jun-
ge Afrikaner von der Karriere in Europa träumen, wie afrikanische Klubs darben, wie westliche NGOs Hunderte von kon-kurrierenden Fussballprojekten lancieren – und wie sich der Hoffnungsträger Fuss-ball immer wieder als Strohhalm erweist. Das ist zuweilen deprimierend, aber immer faszinierend.3:0 «Ohne Zauber kannst du nicht gewin-nen», glauben viele Fussballer in Afrika – und vertrauen stärker ihrem Witchdoctor, ihrem Hexer, als ihrem Trainer. Davon be-richtet Oliver G. Becker in seinem origi-
nellen Buch «Voodoo im strafraum». Selbst knallharte Profis sind überzeugt, nur Ab-
machungen mit einem Heiler könnten zu Siegen
führen. Becker recher-chierte in West-, Ost- und
Südafrika – und ermöglicht uns tiefe Einblicke in die af-
rikanische Kultur und Men-talität.
4:0 «Der verspielte Ball» von Günter Furrer hat das Zeugs zum Stan-dardwerk. Locker-flockige Texte und grosse Bilder geben einen umfassenden Überblick über die Geschichte des Sports. Da das Buch im NZZ-Verlag erschienen ist, kommt auch das Fussballzentrum Schweiz nicht zu kurz. 5:0 Wenn Sie es ein wenig literarischer mögen, empfehlen wir Ihnen einen Klassi-ker: «Das nächste spiel ist immer das schwerste» von ror Wolf. «Die Welt ist zwar kein Fussball, aber im Fussball, das ist kein Geheimnis, findet sich eine ganze Menge Welt», weiss der Autor dieser wun-derbaren Auseinandersetzung mit der zweit-schönsten Nebensache der Welt.
Was lesen Sie gerade?Lorenz Kaiser, Kaberettist und Buchautor, Zürich:«Ich habe eben den neuen Roman von Nick Hornby gele-sen. ‚Juliet, Naked’ erzählt uns vom Leben eines mittel-mässig unzufriedenen Paars in der englischen Provinz. Das
einzige, was den Mann noch begeistert, ist eine Internet-Community, die sich mit dem Werk eines verschollenen Rockmusikers beschäftigt. Wie die Frau in die Computerwelt ihres Mannes eindringt, dort das Zepter übernimmt und das virtuelle Leben plötzlich real vor der Haustür steht, das ist beste witzige und spannende Erzählliteratur – und darüber hinaus eine analytisch schlaue Persiflage auf unsere Facebook-, Blog- und Chatgroup-Gesellschaft.»
Bücher zur WM
6 – books – Mai 2010
Notizen
Wussten Sie, dass die Schweiz einen der erfolgreichsten Bestseller-Autoren der Welt stellt? Denken Sie jetzt nicht an Max Frisch oder Friedrich Dürrenmatt – deren Umsätze können sich nicht einmal ansatzweise mit jenen von erich von Däniken messen. Die über 30 Bücher, die der ehemalige Hotelier verfasst hat, sind bislang
rund 63 Millionen Mal verkauft worden. In den meisten seiner Werke vertritt von Dä-
niken eine spektakuläre These: «Ausser-irdische besuchten vor langer Zeit die Erde, nahmen am frühen Menschen eine genetische Manipulation vor und werden irgendwann wieder auftau-
chen.» Erstmals veröffentlichte er diese Überzeugung im Buch «er-innerungen an die Zukunft», das 1968 erschien. Am 14. April hat von Däniken seinen 75. Geburtstag gefeiert. Noch immer ist der Schriftsteller voller Elan; im eben wiedereröffneten Jungfrau-Park hält er jede Woche Vorträge. Traditionellerweise beendet er sie mit dem Aufruf: «Bitte glauben Sie mir kein Wort!» Denn er wolle nicht einfach etwas behaupten, son-dern zu neuen Denkansätzen anregen, meint der Jubilar.
Am 21. April jährte sich der Todestag von mark Twain zum 100. Mal. Samu-el Langhorne Clemens, wie der geistige Vater von Tom Sawyer und Huckleberry Finn mit richtigem Namen hiess, galt als einer der geistreichsten und scharfzün-gigsten Autoren seiner Zeit. Ehe er als Schriftsteller weltberühmt wurde, arbeite-te er unter anderem auch als Reiseberichter-statter. Der Verlag mare hat jetzt Twains «post aus Hawaii» neu aufgelegt. 1866 reiste der damals 31-Jährige auf die Pazifikinseln und erstattete der Zei-tung Union in Sacramento regelmässig Bericht. Die Reportagen bieten schon alles, was den Meister später auszeichnen sollte: Biss, Humor, Originalität – und eine sehr leichtfüssige Ausdrucksweise. Mark-Twain-Fans können sich angesichts des Jubiläums noch auf ein anderes Fundstück freuen: Manesse legt die burleske Kriminal-komödie «Knallkopf Wilson» von 1884 neu auf.
Gleich ein doppeltes Jubiläum gibt es im Zusam-menhang mit Antoine de saint-exupéry zu ver-melden. Der französische Schriftsteller und Be-rufspilot kam am 29. Juni 1900 zur Welt – also vor 110 Jahren. Und sein berühmtestes Werk, «Der kleine prinz», erschien vor 60 Jahren erst-mals auf deutsch. Bei Karl Rauch ist aus diesem Anlass eine Jubiläumsausgabe des Kinderbuchs erschienen – in neuer Übersetzung.
Vor 75 Jahren starb Thomas Edward Lawrence – oder T.e. Law-rence. Er kam 1888 in Wales zur Welt, studierte Geschichte in Ox-ford und lebte ab 1909 als Abenteurer und Archäologe im arabi-schen Raum. Schnell entwickelte er eine geradezu schwärmerische Liebe für die Beduinen. Als Mitglied des britischen Geheimdienstes nutzte Law-rence während des Ersten Weltkriegs sei-ne Kontakte zu den Wüstenvölkern, um sie für einen Aufstand gegen den osma-nischen Sultan zu motivieren. Der Brite wurde zum militärischen Anführer der Araber und trug wesentlich dazu bei,
dass deren Revolution gelang. Bei allem Idealismus wusste Law-rence aber stets, dass die Briten und Franzosen das Reich der Bedu-inen nach der Befreiung unter sich aufteilen würden. Der Verrat an seinen Freunden verbitterte ihn zutiefst; Lawrence zog sich zurück und diente bis zu seinem Unfalltod am 19. Mai 1935 unter falschem
Namen als einfacher Soldat. Daneben fand er noch Zeit, seine aufwühlenden Erlebnisse im Wüstenepos «Die sieben
säulen der Weisheit» festzuhalten – das Buch wur-de ein moderner Klassiker der Literatur und diente
als Vorlage für den grossartigen Film «Lawrence von Arabien», den Regisseur David Lean 1962 in die Kinos brachte.
Apropos David Lean: Auch Boris pasternak, der die Vorlage für Leans «Doktor schiwago» lieferte, hat einen runden Todestag. Er starb
vor 50 Jahren. Pasternak war einer der grössten russischen Dichter
des letzten Jahrhun-derts. 1958 wurde ihm
der Literatur-Nobelpreis zugesprochen; er nahm diesen
aber auf Druck der sowjetischen Führung nicht entgegen. Dass dem Politbüro der einzige Roman von Pasternak – eben «Doktor Schi-wago» – nicht besonders gefiel, leuchtet ein; Pasternak zeichnete darin ein ungnädiges Bild der rus-sischen Revolution, die er zwar befürwortet hatte, deren Brutali-tät ihn aber erschreckte. Der Ro-man konnte in der Sowjetunion erst zu Zeiten von Gorbatschow erscheinen, 1987. Zwei Jahre später nahm der Sohn von Pasternak in Stockholm stellvertretend für sei-nen Vater den Literatur-Nobelpreis dann doch noch entgegen.
Jubiläen
books – Mai 2010 – 7
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Die Leseausrüstung: 2. Folge
Lesen bildet – und wirft ständig Fragen auf. Zum Beispiel geografische: Wo lebt Pippi Langstrumpf? Wo reitet Winnetou? Und wo liegt dieses England, in dem Harry Potter gegen dunkle Mächte kämpft? Die richtigen Antworten finden Kinder und Jugendliche jetzt auf der illustrierten, fast eineinhalb Meter breiten «Kinderweltkarte». Sie lädt ein zur Weltreise im Kopf – und verweist auf Städte, Flüsse, Berge, Persönlichkeiten, Meeres und Landtiere, Geschichte, Weltwunder oder Staatsflaggen.Kinderweltkarte | CHF 25.90 | Hallwag
Gay Life bei Orell FüssliAm Donnerstag, 17. Juni 2010, lädt die Filiale Niederdorf ab 20 Uhr zur «Warmen Nacht» ein. Für kulinarische Genüsse sorgt ein Apéro riche, für geistige Freu-den ein buntes Programm. sunil mann liest aus seinem Romande-büt «Fangschuss» – der Krimi um den indischstämmigen Privatdetek-tiv Vijay Kumar spielt in Zürich. Ebenfalls einen Krimi präsentiert die Kölner Künstlerin und Schrift-stellerin Andrea Karimé: «Zum Sterben in Kairo». Schauplatz ist
die ägyptische Metropole, Hauptfigur die deutsch-libanesische Privatde-tektivin Hala Habidi – und der Hintergrund die Genitalverstümmelung. Ebenfalls an die «Warme Nacht» kommt Autor philipp Tingler. Er bringt seinen Roman «Doktor Phil» mit; sein Protagonist, der Schriftsteller Os-kar Canow, geht darin einen Pakt mit dem Teufel ein.Die Teilnahme an der «Warmen Nacht im Orell Füssli» ist kostenlos.
8 – books – Mai 2010
Notizen
Wettbewerbs- gewinnerIn der letzten Ausgabe von books verlosten wir Büchergutscheine unter den Teilneh-menden unseres Kreuzworträtsel-Wettbe-werbs. Gewonnen haben:
1. preis: Eric Mazurczak, Dübendorf2. preis: Rosemarie Lewis, Bern 3. preis: Andrea Betschart, Luzern
Herzliche Gratulation!Die Gewinner der Preise 4 bis 10 werden schriftlich benachrichtigt.
Bedeutende Anerkennung für Orell Füssli am Bellevue in Zürich
Ende April verlieh der «Schweizer Buchhandel» in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Buchhändler und Verlegerverband (SBVV) und dem Schweizer Buchzentrum im Zürcher BernhardTheater erstmals die Preise des Schweizer Buchhandels in vier Kategorien. Als beste BuchhandelsFiliale 2009 wurde Orell Füssli am Bellevue gewählt – vor den ebenfalls nominierten Geschäften von Lüthy & Stocker im Zürcher Einkaufszentrum Sihlcity und der Buchhandlung Neue Vulkan AG in Wil. Der Preis ist besonders erfreulich, weil die Ausgangslage für die OrellFüssliFiliale am Bellevue 2009 wegen der intensiven Bautätigkeit in unmittelbarer Umgebung alles andere als leicht war: Die Stadt Zürich sanierte im vergangenen Jahr den Stadelhoferplatz, die Buchhandlung war während fünf Wochen vom öffentlichen Verkehr praktisch abgeschnitten. Die fachliche Kompetenz des Teams unter Leitung von Filialleiterin Ursula Zangger machte diesen Nachteil aber wett.
Weitere Preise gingen an den Bücherladen Carol Forster in Appenzell (Buchhandlung des Jahres), an die Nasobem Buch und Kaffeebar in Basel (NewcomerBuchhandlung des Jahres) und Kein & Aber (Verlag des Jahres). Zum «Buchmensch des Jahres» wurde der DiogenesVerleger Daniel Keel gekürt.
Alle Notizen von marius Leutenegger
Gerade rechtzeitig zur Wandersaison erscheint der prächtige Bildband «Bergwandern im Tessin» des bewährten AutorenDuos Remo Kundert und Martin Volken. Er präsentiert 45 attraktive Wanderungen durch weit verzweig
te Seitentäler, über glasklare Bäche und auf verlassenen Wegen, auf denen man meistens keiner Menschenseele begegnet. Die schönsten der 200 schönen Fotos des Buchs können im Sommer in einer Ausstellung in der OrellFüssliFiliale Kramhof in Zürich bestaunt werden.
Fast fünf Jahre lang musste die riesige Le-serschaft von John Irving auf dessen neu-esten Roman warten. Jetzt endlich ist das zwölfte grosse Werk des US-Amerikaners auf Deutsch erschienen: «Letzte Nacht in Twisted river». Wie die meisten Ro-mane von John Irving ist auch das neueste Buch ein gewaltiges Epos: Es erzählt eine Familien-Saga, die sich über fünf Jahrzehn-te hinzieht. Ausgangspunkt ist eine Nacht im Holzfällernest Twisted River, in dem der Witwer Dominic Baciagalupo mit sei-nem Sohn Daniel lebt. Aus Versehen tötet der Junge die heimliche Geliebte des Vaters, eine Indianerin und offizielle Freundin des Dorfpolizisten. Fortan befinden sich die – ausschliesslich männlichen – Mitglieder der Familie Baciagalupo auf der Flucht. Wir zie-hen mit ihnen durch Nordamerika, erleben mit ihnen Phasen unbeschwerten Glücks, schwere Abschiede, Neuanfänge, Hoffnun-gen; es ist ein Auf und Ab, das einen immer tiefer in die Geschichte hineinzieht. In den USA wurde «Letzte Nacht in Twis-ted River» recht unterschiedlich aufgenom-men. Der Kritiker der «Financial Times» überschlug sich geradezu vor Begeisterung («a novel of excellence – absolutely unmis-sable»), während sich jener der «Washing-ton Post» offenbar ziemlich langweilte. Tatsächlich ist der Anfang des Buchs eher harzig – er spielt ja auch im Holzfällermi-lieu. Doch der Text wird von Seite zu Seite flüssiger und entwickelt schliesslich grosse erzählerische Qualität.Wie immer warfen einige Kritiker John Ir-ving vor, er schreibe am Ende nur über sich
selbst. Tatsächlich gibt es im Roman viele Parallelen zu Irvings Leben: Daniel Bacia-galupo wird Schriftsteller und durchlebt eine frappant ähnliche Karriere wie Irving; erst sein viertes Buch wird ein Erfolg, im Falle von Irving war das «Garp und wie er die Welt sah». Man erfährt durch Daniel viel übers Schreiben und über die Entwick-lung eines literarisch kaum interessierten Jungen zum Meisterautor. Autobiografisch ist das Buch dennoch nicht. Die Vater-Sohn-Beziehungen sind in «Letzte Nacht in Twisted River» ausserordentlich stark und liebevoll gezeichnet. Irvings eigener Vater verschwand aber schon vor dessen Geburt. Und überhaupt – was ist das eigentlich für ein Vorwurf, jemand schreibe über sich selbst? Tun das am Ende nicht alle Autoren auf die eine oder andere Weise?
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«Das ist wirklich der
letzte!»Vor neun Jahren erschien «Die Brandmauer» auf Deutsch. es sei Henning mankells
letzter Wallander-roman, hiess es damals. Doch Totgesagte leben bekanntlich län-
ger: In «Der Feind im schatten» unternimmt der beliebte Kommissar aus Ystad eine
reise in die Vergangenheit – auch in seine eigene.
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SchwerpunktText: Erik Brühlmann – Foto: Ulla Montan
10 – books – Mai 2010
Schwerpunkt
rausfindet, im Lauf der Zeit eigene Ermitt-lungen über die Affäre an. Wie es scheint, grub er dabei jedoch zu tief. So kommt es, dass der Kommissar in eine Geschichte über Spionage und Intrigen hineingezogen wird, ohne dass er das wirklich möchte – und ohne dass er eigentlich dafür qualifi-ziert wäre: «Politik hatte er als eine höhere Macht abgetan, die über die Möglichkeiten der Polizei, Ruhe und Ordnung zu bewah-ren, bestimmte, kaum mehr.» Mit dieser höheren Macht bekommt es Wallander jetzt aber zu tun; er gerät in einen Strudel, der ihn immer tiefer in ein heikles Thema der schwedischen Geschichte zieht. «Der Feind im Schatten» ist in Mankells Heimatland bereits erschienen. Wie haben die Leser auf die Themenwahl reagiert? «Die einen sagten: Gut, dass mal jemand diese Geschichte aufgreift. Die anderen fan-den, man solle die Dinge ruhen lassen – wie immer, wenn es um weniger ruhmvolle As-pekte der Vergangenheit geht.» Die Dinge ruhen zu lassen ist allerdings weder die Art des Autors Henning Mankell noch die des Kommissars Kurt Wallander. Der Polizist gewinnt im Roman deshalb die Oberhand über den Politikmuffel – und die Geschich-te nimmt ihren mysteriösen, für Wallander undurchsichtigen Lauf.
Blick zurück ohne ZornWie es sich für den letzten Roman einer Serie gehört, schliesst Mankell einige Wis-senslücken seiner Leser, von denen es allein im deutschsprachigen Raum über 20 Mil-lionen gibt. «Der Feind im Schatten» ist ebenso ein politischer wie auch ein persön-licher Roman geworden. Kurt Wallander, der Meister der Verdrängung, setzt sich plötzlich mit seinem Privatleben ernsthaft auseinander – weshalb? «Es ist der ganz normale Prozess, den Wallander durch-macht», erklärt der Autor. «Wenn man 60 ist, gibt es ein paar Gewissheiten. Du weisst, mehr als die Hälfte deines Lebens hast du bereits hinter dir. Du bewegst dich aufs Ende zu, die wichtigsten Entscheidun-gen in deinem Leben sind gefallen. Also ist es ein natürlicher Impuls, rückwärts zu blicken.» Für den Kommissar aus Ystad ist dieser Rückblick – wie es seiner etwas dra-matisierenden Natur entspricht – alles an-dere als positiv. Ihm wird bewusst, was in seinem Leben gewollt oder ungewollt an-ders verlief, als es hätte können oder sollen. Und die Summe dieser Versäumnisse trübt
Henning mankell
«Ich stehe mit einem Fuss im Schnee und mit
dem anderen im Sand», sagte Henning Man-
kell einmal und meinte das sowohl biografisch
als auch literarisch. Geboren 1948 im schwe-
dischen Stockholm – dem Schnee –, verbringt
der Schriftsteller und Theaterleiter schon seit
Jahren die Hälfte seiner Zeit in Mosambik –
dem Sand. Dieser Spagat ist die Erfüllung
eines Kindheitstraums. «Afrika war der exo-
tischste Ort, den ich mir vorstellen konnte –
das Ende der Welt –, und ich wusste, ich würde
eines Tages dort hingehen.» Nach Afrika ging
er nach der Veröffentlichung seines ersten Ro-
mans «Bergsprängaren». Von da an verbrachte
er viel Zeit auf dem Schwarzen Kontinent, vor
allem in Mosambik. Auch viele Wallander-Ro-
mane entstanden dort.
Seine Liebe zu Afrika hat der sozial äusserst
engagierte Schriftsteller auch durch einige
Romane ausgedrückt, die sich mit den Proble-
men, aber auch mit der reichen Geschichte des
Kontinents auseinandersetzen. Derzeit arbeitet
Mankell an einem Theaterstück über den Bio-
logen Charles Darwin und seine Schiffsreise.
Zudem plant er ein Drehbuch über das Leben
des verstorbenen schwedischen Regisseurs
Ingmar Bergman. Mankell ist in dritter Ehe mit
Bergmans Tochter Eva verheiratet und hat vier
Söhne aus seinen ersten beiden Ehen.
«Ich bemerkte, dass es keine Geschichte um Wallander selbst gab.»
Ostschweden im Oktober 1981: Ein so-wjetisches U-Boot läuft vor dem Marine-stützpunkt Karlskrona auf Grund. Wie es unbemerkt bis dorthin gelangen konnte, ist ein Rätsel. Der Vorfall ist der Beginn einer wahren Hysterie im politisch neut-ralen Schweden. Die Bevölkerung fürchtet eine sowjetische Infiltration, das Militär Spionagekampagnen des «russischen Bä-ren». Meldungen der schwedischen Ma-rine über U-Boot-Sichtungen häufen sich in den folgenden Jahren, doch nichts wird aufgespürt. Noch heute ranken sich mehr Mythen als Fakten um die schwedische U-Boot-Jagd im Kalten Krieg.
Wallander wird politischVor diesem realen Hintergrund spielt «Der Feind im Schatten», Henning Man-kells neuestes Buch mit dem sympathisch-knurrigen Kommissar Kurt Wallander in der Hauptrolle. «Das ist wirklich der letz-te Wallander-Roman», beteuert der Autor und begründet gleich, weshalb er seine erfolgreichste Figur noch einmal aus dem literarischen Ruhestand geholt hat: «Ich bemerkte, dass es noch keine Geschichte um Wallander selbst gab.» Wallander-Fans mag es erstaunen, dass der Kommissar aus Ystad ausgerechnet in eine hochpolitische Geschichte verstrickt wird, schliesslich in-teressiert sich Wallander wenig für Politik. «Ich wollte ihn aber einmal zwingen, sich mit seiner eigenen Zeit auseinanderzuset-zen», verrät Mankell. Diese Zeit war der Kalte Krieg, der auch die Menschen im neutralen Schweden prägte. Die Neutralität bezeichnet Mankell allerdings als Unsinn: «Wir standen in Wahrheit immer auf Seiten der NATO. Schweden war nicht neutral.» Und schon sind wir mitten im neuen Ro-man!
Alles FamiliensacheWie bringt man eine Figur dazu, etwas zu tun, das sie nicht tun will – und das eigent-lich gar nicht zu ihr passt? «Ich habe einen Weg gefunden, wie ich den heutigen Wal-lander mit diesen Ereignissen verbinden konnte», sagt der Autor von bislang über 40 Romanen. Dieser Weg – oder vielmehr Umweg – führt über die Familie. Der zu-künftige Schwiegervater von Wallanders Tochter Linda, Korvettenkapitän Håkan von Enke, verschwindet nämlich plötzlich. Er war in den 1980er-Jahren Zeuge einer U-Boot-Jagd und stellte, wie Wallander he-
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books – Mai 2010 – 11
Schwerpunkt
Wallanders Aussichten für die Zukunft, wie er beim Besuch eines Pflegeheims vor Au-gen geführt bekommt: «Es bedrückte Wal-lander, all die Alten zu sehen, die mit ihren Rollatoren umherschlurften oder dasassen und an die Wand starrten, von Schweigen und Isolation umgeben. Seine Furcht vor dem Alter hatte sich mit den Jahren ständig verstärkt.» Es ist die Furcht vor der Ein-samkeit, die Wallander erschüttert. Denn ihm wird bewusst, dass er seine privaten Kontakte sträflich vernachlässigt hat. Stellt sich auch Henning Mankell, der ja im glei-chen Alter wie die Romanfigur ist, Fragen nach dem Verlauf seines Lebens? «Ja, aber ich muss vor diesen Fragen keine Angst ha-ben», sagt er. «Ich hatte grosses Glück, und ich konnte in meinem Leben genau das ma-chen, wovon ich geträumt habe.»
erfolgsrezept menschlichkeitDass Kurt Wallander zu den Menschen ge-hört, die nicht so viel Glück hatten, ist eines der Erfolgsgeheimnisse der Wallander-Ro-mane. «Wallander ist kein hartgesottener Held», beschreibt Mankell seine beliebteste
Schöpfung. Der Kommissar aus Ystad ist mehr Inspektor Columbo als Bruce Willis – einer, der seine Schwächen und Fehler hat und mit ihnen lebt, anstatt auf die Zähne zu beissen und sich den Weg bis ans Ende des Falls freizuschiessen. Wie jeder Mensch versucht auch Wallander, bestimmte Dinge zu verdrängen, doch muss er eben immer wieder feststellen, dass sie zu Unzeiten zu-rück an die Oberfläche kommen. Die Ge-sundheit – oder viel eher die Angst vor der Krankheit – ist ein solches Thema. Diesmal ist es die Vergesslichkeit, die den Kommis-sar plagt. Plötzliche «Filmrisse» lassen ihn das Schlimmste befürchten – Alzheimer –,
und sie veranlassen ihn schliesslich dazu, zum Arzt zu gehen. Kurt Wallander ist, wie Mankell es ausdrückt, «in bestimmter Hinsicht sehr durchschnittlich»; eine Figur, in der sich jeder Leser bis zu einem gewis-sen Grad wiederfinden kann. «Da draussen laufen wahrscheinlich Millionen verschie-dene Wallanders herum», sagt der Autor und meint damit, dass «jeder Leser seinen eigenen Wallander im Kopf hat.»
Wirklich ein Abschied für immer?«Der Feind im Schatten» ist voller Me-lancholie, beinahe schon Schwermut. Es ist ein Abschied auf Raten, den der Leser gemeinsam mit der Hauptfigur durchlebt. Denn je mehr Türen sich in Wallanders Le-ben schliessen, desto mehr wird klar, dass Henning Mankell diesmal wohl keinen Rücktritt vom Rücktritt machen wird. Ob-wohl er als Autor noch nicht alle Facetten Wallanders erforscht habe: «Ich bin mir sicher, dass es viele Aspekte seines Cha-rakters gibt, die ich nicht kenne, denn ich weiss ja schliesslich auch nicht alles über mich selbst.» Doch der schwedische Best-sellerautor ist nicht sentimental. In einem Interview mit der «Zeit» gesteht er zwar ein, er fände es gut, wenn die Leser Wal-lander vermissten – ihm als Autor gehe es jedoch nicht so: «Für mich war Wallander einfach ein Teil meiner Arbeit.» Ausserdem habe er ja nicht nur Kurt Wallander Leben eingehaucht: «Ich habe so viele andere Bü-cher geschrieben. Die sind doch auch inte-ressant.» Dennoch, ein winzig kleines Hin-tertürchen lässt sich Henning Mankell in Sachen Wallander offen, wie er der «Zeit» verriet: «Ich habe ja immer noch die Mög-lichkeit, über seine Tochter zu schreiben. Und wenn ich über die Tochter schreibe, wird der Vater irgendwo im Hintergrund sein.»
Wallander-romane: eine Auswahl
Wallanders erster Fall432 seitenCHF 17.90dtv
Der Absturz eines Sportflugzeugs entpuppt sich auf den zweiten Blick als alles andere als ein Unfall. Erzählungen aus der frühen Zeit Wallanders.
mörder ohne Gesicht336 seitenCHF 17.90dtv
Der erste Roman der Wallander-Reihe: Der Mord an einem Bauernehepaar zieht immer weitere Kreise.
Hunde von riga352 seitenCHF 17.90dtv
Ein Rettungsboot wird an der schwedischen Küste angespült. Die Besatzung wurde er-mordet. Ein Roman über die Veränderungen im Ostblock.
Die weisse Löwin 544 seitenCHF 17.90dtv
Das Verschwinden einer Immobilienmaklerin weitet sich zu einem internationalen Kom-plott aus. Mankell schlägt einen Bogen zu seinem geliebten Afrika.
Der mann, der lächelte384 seitenCHF 17.90dtv
Eiskalte Berechnung, Betrug und Organ-handel: Ein scheinbar einfacher Autounfall erweist sich als Spur zu Grausamem.
Die falsche Fährte512 seitenCHF 17.90dtv
Der Selbstmord eines jungen Mädchens führt rasch zur dramatischen Jagd nach einem Serienkiller.
Der Feind im schatten592 seitenCHF 43.90Zsolnay
«Wenn man 60 ist, gibt es ein paar Gewissheiten. Du weisst, mehr als die Hälfte deines Lebens hast du bereits hinter dir. Du bewegst dich aufs Ende zu.»
Buchtipps
12 – books – Mai 2010
Als die Schwester im Krankenhaus Carla das Baby in die Arme legt, ist
sich Carla sicher: Das ist niemals ihr Kind! Doch niemand glaubt ihr...
Als Fiona in der Badewanne zu sich kommt, färbt sich das Wasser lang-
sam rot – von ihrem Blut. Mit letzter Kraft schleppt sich Fiona zum Tele-
fon. Später, im Krankenhaus, behauptet
sie, jemand wollte sie umbringen. Doch
niemand glaubt ihr...
Kurz danach wird die Leiche von Fionas
Mitbewohnerin gefunden. Sie sieht Fio-
na auffallend ähnlich. Hatte Fiona etwa
doch Recht? Hat es jemand auf sie ab-
gesehen?
Der neue Roman der deutsch-britischen
Autorin Zoë Beck, die ihre Liebe zum
Krimi am Grab von Agatha Christie ent-
deckte.
304 seiten
CHF 15.90
Bastei Lübbe Taschenbuch
IsBN 978-3-404-16443-1
Das alte KindZoë Beck
Moritz Auf der Maur, Präsident der Thuner Brahms-Gesellschaft, kann
es kaum glauben: Ein Unbekannter bietet ihm die Originalpartitur der be-
rühmten «Thuner Sonate» von Johannes Brahms zum Kauf an. Dabei
hatten die Handschriften des Meisters bisher als verschollen gegolten.
Allerdings erhalten eine Krakauer Bib-
liothek, das Brahms-Archiv in Lübeck
und die Brahmsgesellschaft Baden-
Baden dasselbe verlockende Angebot.
Misstrauisch geworden, beauftragt Auf
der Maur den Privatdetektiv Hans-Peter
Feller, die Echtheit der Noten zu prüfen.
Was als scheinbar harmloser Auftrag
beginnt, verwandelt sich schon bald in
einen Fall von Mord und anderen musi-
kalischen Mysterien.
230 seiten
CHF 18.90
Gmeiner
IsBN 978-3-8392-1036-9
Brahmsrösi Stefan Haenni
Das Erscheinen seiner Millennium-Trilogie hat der zu Lebzeiten als Autor
völlig unbekannte Stieg Larsson nicht mehr erlebt. Heute gilt er als einer
der wichtigsten Schriftsteller Schwedens – und jetzt hat sein ehemaliger
Lektor Jan-Erik Pettersson seine Biografie geschrieben.
Larsson, der 2004 mit nur 50 Jahren an
einem Herzinfarkt starb, war Gründer
der antirassistischen Vereinigung EXPO
und Herausgeber des gleichnamigen
Politmagazins. Petterssons Buch legt
den Fokus auf den politischen Men-
schen Stieg Larsson. Dem Biografen
standen alle relevanten Quellen und In-
terviewpartner zur Verfügung: die Weg-
gefährten Larssons bei EXPO, die Fami-
lie Larsson und viele enge Freunde.
300 seiten
CHF 35.90
Aufbau
IsBN 978-3-351-02719-3
Stieg Larsson – Die Biographie Jan-Erik Pettersson
Das Périgord in Frankreich ist nicht nur ein Gourmet-Paradies, sondern
auch ein fantastischer Boden für Spitzenweine. Der kalifornische Wein-
unternehmer Bondino ahnt das und entwickelt grosse Pläne: Er will das
ganze Tal aufkaufen und dem Périgord seinen einstigen Rang als Heimat
von Grands Crus zurückzugeben – unter
gewissen Bedingungen. Das ehrgeizige
Vorhaben löst erbitterte Streitigkeiten
aus, und sogar die alte Freundschaft
zwischen Bruno, Chef de police, und
dem Bürgermeister droht darüber zu
zerbrechen. Als eine Leiche in einem
Weinfass gefunden wird, überschlagen
sich die Ereignisse. Der zweite Bruno-
Roman des in Frankreich lebenden
Schotten Martin Walker.
384 seiten
CHF 39.90
Diogenes
IsBN 978-3-257-06750-7
Grand CruMartin Walker
books – Mai 2010 – 13
Mikael Blomkvist, der Held aus stieg Larssons Erfolgskrimi «Verblendung», ist kein aufmerksamer Vater. Doch zu Weihnachten besucht er seine Tochter: «Pernilla bekam einen Computer, den sie sich gewünscht hatte und den Mikael und Monica gemeinsam gekauft hatten. Mika-el bekam eine Krawatte von seiner Exfrau und einen Åke-Edwardson-Krimi von sei-ner Tochter.» Stieg Larsson ist nicht der einzige schwedi-sche Autor, der in einem seiner Krimis ei-nem anderen Autor seine Referenz erweist. Auch Liza marklund bezieht sich in ihrem Buch «Lebenslänglich» auf das Werk eines Kollegen. Während einer Besprechung der jungen Polizistin Nina Hoffmann mit ih-rem Dienstgruppenleiter Pettersson macht dieser seinem Pessimismus Luft: «Was für
eine entsetzliche Geschichte, wo soll das mit unserer Gesellschaft noch hinführen?» Nina denkt sich: «Er hört sich an wie Kom-missar Wallander.»
Jung, blond und erfolgreichAuch wenn sich Skandinaviens Krimiauto-ren aufeinander beziehen, heisst das nicht, dass sie eine grosse, glückliche Familie sind – vor wenigen Jahren flogen gewaltig die Fetzen. In einem Interview fällte der 65-jährige Kriminologe und Buchautor G.W. persson über seine Kollegin Camil-la Läckberg das wenig schmeichelhafte Urteil, sie schreibe «im Stil dümmlicher Kinderbücher» und lege ihre Krimis an wie «Kitschnovellen für Pferdemagazine». Die öffentlich Getadelte zögerte nicht lange und schoss zurück: «Das ist einfach Pisse
von einem älteren Herrn, der sich irgend-wie übergangen fühlt.» Doch ein weiterer schwedischer Autor teilte Perssons Urteil. ernst Brunner verglich die Krimis junger Autorinnen mit der «Scheisse von Möwen, die meine Insel in den Stockholmer Schären kaputtmachen.» Björn ranelid legte sich gar mit Schwedens grösster Erfolgsautorin an. Er verkündete, eine Million Schweden könne schreiben wie Liza Marklund – die immerhin über neun Millionen Bücher ver-kaufte. Allerdings störte sich Ranelid vor allem am Foto der blonden jungen Autorin, das auf all ihren Büchern prangt. «Wenn das so weitergeht, wird die Belletristik un-tergehen», unkte er. Offensichtlich tobte ein Konflikt entlang der Geschlechter- und Ge-nerationengrenze. Deshalb überrascht das Urteil der Krimiautorin mari Jungstedt nicht; als Ursache der Schlammschlacht sah sie die Verzweiflung von Männern, die es «nicht ertragen können, von erfolgreichen und schönen Frauen aus dem Feld geschla-gen zu werden».
Lackmustest für die GesellschaftTrotz Neid und Streit haben Schwedens Krimiautorinnen und -autoren etwas Be-sonderes geschafft: Sie haben ihre Her-kunft zu einem Qualitätssiegel gemacht und das Genre neu belebt. Doch gibt es sie wirklich, die «Schwedische Krimischule»? «Wir Schweden denken gerne, dass wir die perfekte Gesellschaft kreiert haben», meint Liza Marklund selbstkritisch, «und wir glauben, dass das Problem aller an-deren ist, dass sie keine Schweden sind.» Schwedens Krimiautoren hätten «als erste registriert, dass wir keineswegs so perfekt sind», glaubt die Autorin. Tatsächlich sto-chern viele skandinavische Autoren in den Wunden der Gesellschaft, statt einfach klassische «Wer-hat-es-getan» mit einem immergleichen Meisterdetektiv zu schrei-ben. Sie zeichnen ein vielschichtiges Bild der Verbrechen, der handelnden Personen und der Gesellschaft, in der ein Verbrechen begangen wird.
Die eltern des GenresAls «Eltern» dieses Krimistils gelten maj sjöwall und ihr 1975 verstorbener Mann per Wahlöö. Die beiden bekennenden Marxisten schrieben während zwölf Jahren zehn Romane um Kommissar Martin Beck. Die Romane des Paars gelten auch heute noch als Massstab für sozialkritische Kri-
Morden im NordenWas macht skandinavische Krimiautoren so erfolgreich? Bei allen unterschie-den vielleicht eines: Dass viele von ihnen keine Geschichten über Verbrechen erzählen, sondern von menschen, die zu Opfern und Tätern werden.
Text: Benjamin Gygax
Schwerpunkt
14 – books – Mai 2010
militeratur. Maj Sjöwall, die heute Krimis übersetzt, meint: «Wir wollten die Form des Kriminalromans nutzen, um eine Ge-sellschaft zu beleuchten». So wie Wahlöö und Sjöwall haben viele skandinavische Autoren seismografisch auf gesellschaftli-che Veränderungen und Missstände reagiert und über Fremdenhass, entfesselten Kapita-lismus, den Fall des eisernen Vorhangs, Ju-gendgewalt oder die Entsolidarisierung der Gesellschaft geschrieben – Mord und Tot-schlag waren nur die tragischen Folgen.
Gewalt als symbolDiese Folgen beschreiben skandinavische Autoren oft drastisch – zum Beispiel Arne Dahl. Doch in der Regel ist Gewalt nicht Selbstzweck. Åke edwardson meint: «Der Krimiautor trägt vielleicht die grösste Ver-antwortung von allen: Jemand, der über Gewalt und die Mechanismen von Gewalt, über die existentielle und soziale Tristesse schreibt, ist verpflichtet, auch einen Hauch von Empathie und Humanismus in sein Schreiben einfliessen zu lassen.» Diese Hal-tung teilt Karin Alvtegen, die Grossnich-te von Astrid Lindgren. Auch sie ist eine erfolgreiche Krimiautorin: «Wenn man in einem Genre schreibt, das meistens mit Mord, Tod und Elend zu tun hat, dann, fin-de ich, habe ich auch die Verantwortung, meinen Lesern dem noch etwas anderes entgegenzusetzen: Empathie, Respekt für den Menschen und dass man sich den Kon-sequenzen seiner Handlungen bewusst sein muss. Gewalt ekelt mich an.» Oft bedienen sich die Autoren nur deshalb der Gewalt, um gesellschaftliche Zustände, das Schick-sal eines Menschen oder seinen Gemütszu-stand symbolisch darzustellen. Im Vorder-grund steht das Interesse an Tätern, Opfern und Ermittlern als Menschen.
menschen unter der LupeLiza Marklund will Romane über Frauen schreiben, «die wie ich und meine Freun-dinnen leben. Die verheiratet sind, Kinder haben, zu viel arbeiten, Ärger in der Fami-lie haben und zu wenig Sex.» Ihre Roman-figur Annika Bengtzon leidet unter ihrer Doppelbelastung als Journalistin und Mut-ter und verliert ihr Selbstvertrauen, als ihr Mann sie wegen einer Affäre verlässt. Vie-len männlichen Ermittlern geht es nicht viel besser; sie sind einsame Eigenbrötler oder grantige Querköpfe wie Kurt Wallander von Henning mankell oder Kommissar
Gunnarstranda von Kjell Ola Dahls. Eine Ausnahme bildet Erik Winter, Åke Ed-wardsons Hauptkommissar aus Göteborg. Er lernt die Ärztin Angela kennen, sie wird schwanger und das Paar zieht zusammen. Im achten von elf Winter-Romanen nimmt sich der Polizist eine Auszeit und zieht mit seiner Familie an die spanische Costa del Sol. Doch auf die Frage, ob Erik Winter glücklich sei, erwidert Åke Edwardsons: «Nein, das glaube ich nicht. Er versucht es, aber Glück ist ein schwieriges Wort. Viel-mehr geht es darum, sein Gleichgewicht im Leben zu finden. Erik brauchte diese sechsmonatige Auszeit in Marbella, um etwas Abstand von all dem Dunklen zu ge-winnen, dem er in seinem Leben als Polizist ausgesetzt ist.» Wir nehmen am Leben der skandinavischen Ermittler teil – viel stärker als an jenem von Sherlock Holmes oder Hercule Poirot. Henning Mankell erklärt: «Wallander ändert sich andauernd, wie Sie und ich sich ändern. Das macht ihn leben-dig.»
Vom Buch zum FilmDie vielseitigen Stärken der schwedischen Krimis ziehen nicht nur viele Leserinnen und Leser in ihren Bann, sondern locken auch die Filmindustrie auf der Suche nach neuen Stoffen. Zahlreiche schwedische Kri-miautoren haben ihre Rechte an die schwe-dische Produktionsgesellschaft Yellow Bird verkauft, die schon die Mankell-Verfil-mungen mit Keneth Brannagh oder Stieg Larssons Millennium-Trilogie fürs Kino aufbereitete. Zurzeit sind Verfilmungen der Annika-Bengtzon-Romane von Liza Marklund, der Krimis von Jo Nesbø und von Mankells «Der Chinese» in Vorberei-tung. Die Welle aus Schweden wird also in den nächsten Jahren auch im deutschspra-chigen Raum von den Buchhandlungen ins Kino überschwappen. Und auch hier gibt es ein altes Vorbild: Einer der bekanntes-ten Romane des Duos Sjöwall und Wahlöö heisst «mord im 31. stock». Der medi-enkritische Krimi kam schon 1982 unter dem Namen «Kamikaze 1989» mit Rainer Werner Fassbinder in der Rolle des Kom-missars in die Kinos.
Schwerpunkt
Neu oder bewährt: Krimis aus skandinavien
Leopard Jo Nesbø698 seiten | CHF 39.90 | ullstein
Als eine Serie grausamer Morde Oslo erschüttert, kehrt Harry Hole aus Hongkong zurück. Die Spuren führen ihn von Norwegen nach Ruanda.
Letzter GrussJames Patterson, Liza Marklund350 seiten | CHF 35.90 | Limes
Der New Yorker Cop Jacob Kanon will die Mörder seiner Tochter fassen – gemeinsam mit der schwedischen Reporterin Dessie Larsson.
DunkelzifferArne Dahl415 seiten | CHF 34.90 | piper
In Nordschweden verschwindet die 14-jäh-rige Emily. Die Spuren führen Kerstin Holm ins Internet, wo die junge Emily ihre eigene Rolle spielte.
BlutfeindeKjell Ola Dahl400 seiten | CHF 17.90 | Lübbe
Ein Polizeibeamter wird erschossen auf-gefunden. Kommissar Gunnarstrandas Er-mittlungen werden aus den eigenen Reihen torpediert.
Auf der falschen spur Leena Lehtolainen416 seiten | CHF 17.90 | rowohlt
Journalistin Jutta Särkikoski deckt einen Do-pingskandal auf und erleidet einen dubiosen Unfall. Als auch noch ein Mann vergiftet wird, ist Maria Kallio alarmiert.
schuldKarin Alvtegen237 seiten | CHF 16.90 | Dumont
Ein abgetrennter Zeh ist das makabre Geschenk einer Stalkerin für ihr Opfer. Peter Brolin, der ahnungslose Kurier, macht sich auf die Suche nach ihr.
Die Tote im GötakanalMaj Sjöwall, Per Wahlöö272 seiten | CHF 17.90 | rowohlt
Kommissar Martin Beck steht im ersten Band der berühmten Serie vor einem absolu-ten Rätsel: Einer toten Frau im Götakanal.
Zimmer Nr. 10Åke Edwardson480 seiten | CHF 19.90 | ullstein
Die Tote im Zimmer Nr. 10 eines herunterge-kommenen Hotels führt Erik Winter zurück zu seinem ersten ungelösten Fall. Gibt es eine Verbindung?
books – Mai 2010 – 15www.luebbe.de
Unsere
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Top-TitelTop-Titel Zum Zum Weinenschön
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978
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978
-3-4
04-
1640
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OF_Doetsch+Vosseler_208x90.indd 1 29.04.2010 15:22:05 Uhr
stieg Larsson. Die BiographieJan-Erik Pettersson300 seitenCHF 35.90Aufbau
mein Freund stieg LarssonKurdo Baksi224 seitenCHF 34.90Heyne
Schwerpunkt
«Verblendung», «Verdammnis», «Ver-gebung»: die drei Kriminalromane – auch bekannt als Millennium-Trilogie – wurden bislang weltweit 22 Millionen Mal ver-kauft. Der Autor dieses Krimiwunders, der Schwede Stieg Larsson, bleibt allerdings im Hintergrund. Man stösst immer nur auf dasselbe schwarz-weiss Bild: ein sympa-thisch wirkender Mann mit altmodischer Brille, den Kopf aufgestützt. Wären die Haare nicht braun, er entspräche genau unserer Vorstellung von einem Schweden.
Dass der Autor hinter seinem Werk so stark zurücktritt, hat einen einfachen Grund: Der Journalist und Schriftsteller starb 2004 mit 50 Jahren in seinem Büro an den Fol-gen eines Herzinfarkts. Jetzt aber rücken zwei neue Publikationen Stieg Larsson in den Mittelpunkt. Eben ist unter dem Ti-tel «stieg Larsson. Die Biographie» die Lebensgeschichte des Journalisten, Autors und Menschenrechtsaktivisten erschienen. Jan-erik pettersson, der Lektor von Larssons Büchern, zeichnet nach, was die-sen antrieb und wie sehr Überzeugungen
und Taten bei Stieg Larsson im Einklang standen. Einen sehr persönlichen Blick auf den Autor präsentiert der Journalist Kurdo Baksi in seinem Buch «mein Freund stieg Larsson». Beide Bücher zeigen einen Menschen, der in seinem Umfeld eine star-ke Wirkung entfaltete – aber dennoch im Hintergrund blieb. Die Zurückhaltung von Larsson hatte eine unangenehme Ursache: Der Autor war ein Aktivist gegen Fremden-hass und ein Kenner der rechtsextremen Szene in Schweden – davon zeugt auch sein vielbeachtetes Werk «Die extreme rech-te». Larsson erhielt von seinen Gegnern re-gelmässig Todesdrohungen und hinterliess im Alltag deshalb möglichst wenig Spuren. Dass die Drohungen gegen ihn nicht aus der Luft gegriffen waren, zeigte ein Spreng-stoffanschlag auf einen seiner Mitarbeiter. Doch Larsson liess sich nie einschüchtern; er ging einem Brotjob in einer Nachrich-tenagentur nach, um den Traum von der eigenen Zeitschrift gegen Fremdenhass fi-nanzieren zu können. Und nachts schrieb er an seinen Büchern, in die viel aus seinem Leben und Denken einfloss.
Stieg Larsson: Journalist, Aktivist und AutorDie drei Kriminalromane von stieg Larsson gehören zu den meistverkauften Büchern der Gegenwart. Wegen seines frühen Tods blieb der mensch hinter dem erfolg jedoch verborgen. Jetzt bringen zwei neue publikationen den Autor seinen Fans näher.
Text: Benjamin Gygax Foto: David Lagerlöf
Stieg Larsson plante eine Serie von zehn Kriminalromanen und war überzeugt, die Bücher würden ihm ein angenehmes Alter sichern. Aus der Altersvorsorge für den Autor wurde mittlerweile ein Erbstreit epischen Ausmasses zwischen seiner Fa-milie und seiner Lebensgefährtin Eva Ga-brielsson. Um sie aus der Schusslinie seiner rechtsextremen Feinde zu halten, hatte das Paar auch nach 32 Jahren Beziehung nicht geheiratet. Deshalb ging Eva Gabrielsson nach Larssons Tod leer aus, obwohl sie die Arbeit an seinen Büchern eng begleite-te. Der Streit tobt unter anderem um den Laptop des Autors, der sich im Besitz von Eva Gabrielsson befindet. Die Festplatte enthält das weit gediehene Manuskript zu einem weiteren Roman – der vielleicht von einem anderen Autor fertig gestellt werden könnte. Je nach Informationsquelle wehren sich entweder seine Erben oder seine Le-bensgefährtin gegen eine Veröffentlichung. Ob also die Fans von Stieg Larsson je eine Fortsetzung der Millennium-Trilogie lesen dürfen, steht in den Sternen. Ob Larsson damit einverstanden wäre, ebenso.
16 – books – Mai 2010
schloss aus GlasJeanette Walls384 seitenCHF 17.90Heyne
Treffen sich zweiIris Hanika238 seitenCHF 15.90btb
Wir möchten von Orell-Füssli-Kundin-nen und -Kunden wissen: Welches ist Ihr liebstes Buch? Heute antwortet Kerstin Jaeger aus solothurn. sie hat immer wieder andere Lieblingsbücher – und im moment gerade zwei.
Aufzeichnung: Susanne Loacker
«Mein Alltag an der Hochschulbibliothek der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW hat viel mit wissen-schaftlicher Recherche, elektroni-schen Informationsquellen und Sachbüchern zu tun. Zum Ausgleich lese ich in meiner Freizeit am liebsten Belle-tristik – querbeet. Ein Le-ben ohne Bücher kann ich mir nicht vorstellen. Ich kann mich auch nur schwer von bereits gelesenen Büchern trennen. Das bekommen vor al-lem jene zu spüren, die mir beim Zü-geln helfen – in den vergangenen 17 Jahren sechs Mal, und das mit 65 Laufmetern Bü-cher! Im Moment habe ich zwei Lieblingsbücher. Das eine stammt von Jeannette Walls und heisst «schloss aus Glas». Es ist die inhaltliche Fortsetzung des soeben erschie-nenen Romans «Ein ungezähmtes Leben»,
den ich auch schon verschlungen habe. Die Autorin hat also gewissermassen zuerst den Nachfolger veröffentlicht. «Schloss aus Glas» ist so etwas wie ein Road-Movie über eine Generation der Familie Walls: Die Eltern ziehen mit ihren Kindern rast-los von Ort zu Ort, sind Lebenskünstler der besonderen Art, leben zeitweise sogar obdachlos. Der Vater erzählt unglaubliche Geschichten, schenkt seinen Kindern Ster-ne, erklärt ihnen auf spezielle Art die Welt
und das Leben und verspricht seiner Tochter ein Schloss aus Glas, in
dem sie leben werden, wenn sie an DEM Ort in der Wüste an-gekommen sind, an dem sie für immer bleiben. Die Toch-ter erzählt aus ihrer Perspek-tive sehr pointiert, aber ohne
Bitterkeit von einer seltsamen Kindheit in einer verrückten Fa-
milie.Mein anderes momentanes Lieblings-
buch ist ein Kontrastprogramm: «Treffen sich zwei» von Iris Hanika. Wie der Titel schon andeutet, geht es darin um die ewi-gen Fragen rund um Beziehungen zwischen Männern und Frauen – und um die Kom-munikation sowie deren Fallstricke im Spe-ziellen. Das ist locker-flockige und dennoch niveauvolle Lektüre mit einem Quäntchen
Wahrheit; ein wunderbarer, erwachsener Liebesroman mit viel Sprachwitz und Zita-ten aus Klassikern der Literatur und Musik. Die Geschichte wird aus der wechselnden Perspektive von Senta und Thomas erzählt und beschreibt deren Gedanken sehr exakt. Und von Berlin kriegt man auch noch et-was mit...Ich lese viel, kann mir gut eine Nacht um die Ohren schlagen, wenn mich ein Buch wirklich packt. Mag ich eine Autorin oder einen Autor, kaufe ich weitere Bücher von ihnen oder ich lasse mir von Freunden, Be-kannten oder Buchhändlerinnen Tipps ge-ben. Da ich zur Arbeit mit dem Zug von Solothurn nach Zürich pendle, habe ich je-den Tag zwei Stunden geschenkte Lesezeit. Als eher haptisch veranlagte Person halte ich gern ein richtiges Buch in den Händen. Belletristik online zu lesen, kann ich mir noch nicht vorstellen – obwohl das für das Styling und meinen Rücken besser wäre: Da ich immer mindestens ein Buch in der Handtasche habe, fällt die nie so klein aus, wie ich mir das manchmal wünschte.»
«Ich habe 65 Lauf-meter Bücher!»
Mein Buch
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books – Mai 2010 – 17
Harvey, der junge Professor aus dem sonnigen Los Angeles, ist einsam.
Denn er hat zwar seine grosse Liebe Liv getroffen – aber auch durch
den Tod verloren. Doch an Heiligabend, als weisse Flocken vom Him-
mel fallen, tritt die mysteriöse Hannah in sein Leben, die Liv bis aufs
Haar gleicht. Zufall? Schicksal? «Beim
nächsten Schnee wirst du deine grosse
Liebe treffen», hat es geheissen. Aber
manchmal muss man erst loslassen,
bevor man sein wahres Glück finden
und festhalten kann...
Der Nachfolger von «Solange es Wunder
gibt», dem erfolgreichen Erstlingswerk
von Ben Bennett, ist ein märchenhafter
Roman über die Liebe und andere Mys-
terien – und geht mitten ins Herz.
240 seiten
CHF 15.90
Bastei Lübbe Taschenbuch
IsBN 978-3-404-16459-2
Das Lächeln des HimmelsBen Bennett
Die grosse Liebe ist unerreichbar, die Karriere so gut wie im Eimer, die
Stimmung auf dem Nullpunkt. Paul hat die Nase voll. Von seinen Freun-
den Günther, Bronko und Schamski lässt er sich zum Aussteigen über-
reden, zum dolce vita auf Mallorca. Der Traum: Sonne, Strand und gute
Laune. Die Realität: Sonne, Strand und
nichts als Ärger. Auch das Paradies hat
eben seine Tücken. Beziehungskrachs,
Eifersuchtsdramen und unglückliche Af-
fären gibt es auch unter südlicher Son-
ne. Und von irgend etwas muss man ja
auch leben...
Der Nachfolger des Bestsellers «Man
tut, was man kann» verspricht höchst
unterhaltsame Sommerlektüre mit Hap-
py-Hour-Garantie.
272 seiten
CHF 28.90
Wunderlich
IsBN 978-3-8052-0899-4
Da muss man durch Hans Rath
Das Leben von Stella Friberg gleicht einer Baustelle: Die Schriftstellerin
ertappt ihren Freund in flagranti, mit dem neuen Roman geht es nicht
voran – und jetzt steht auch noch ihre schöne Wohnung, die sie mit so
viel Liebe eingerichtet hat, unter Wasser. So kann es nicht weitergehen.
Stella ist der Verzweiflung nahe. Doch
da tritt der junge Johnny Strandberg
in ihr Leben. Er renoviert nicht nur ihre
Wohnung, sondern auch ihr Leben.
Die schwedische Bestsellerautorin
Kajsa Ingemarsson hat einen heiteren
und bewegenden Roman über eine jun-
ge Frau geschrieben, die ihr Glück wie-
der neu schmiedet und sich am Ende
auch von Schicksalsschlägen nicht un-
terkriegen lässt.
576 seiten
CHF 29.90
Krüger
IsBN 978-3-8105-1069-3
Das grosse Glück kommt nie allein Kajsa Ingemarsson
Georgie Sinclair hat gerade ihren Mann vor die Tür gesetzt. Ihr Sohn ent-
wickelt eine beunruhigende Vorliebe für Weltuntergangs-Websites. Und
ihren Job bei einem Klebstoff-Fachmagazin findet Georgie auch nur be-
dingt faszinierend. Da trifft sie eines Tages die verschrobene Jüdin Mrs.
Shapiro, die allein in einem halb verfal-
lenen alten Haus lebt. Als Mrs. Shapiro
ins Krankenhaus muss, bittet sie Geor-
gie, für eine Weile auf das Haus aufzu-
passen. Ein Pakistani – der allerdings
Palästinenser ist –, zwei geldgierige Im-
mobilienmakler, eine arglistige Sozial-
arbeiterin sowie Georgies Ehemann ma-
chen den scheinbar langweiligen Hü-
tedienst jedoch unvermittelt zu einem
wahren Abenteuer.
460 seiten
CHF 25.90
dtv
IsBN 978-3-423-24780-1
Das Leben kleben Marina Lewycka
18 – books – Mai 201018 – books – Mai2010
«Mein Herz ist noch immer in Afrika»
InterviewText: Bernhard Matuschak Fotos: Mathais Bothor/photoselection
books – Mai 2010 – 19
In ihrem neuen Buch «Schwarze Frau, weisses Land» erzählt Waris Dirie von der Verfilmung ihres Bestsellers «Wüstenblume»: Die Dreharbeiten in Dschibuti werden für die Menschenrechtsaktivistin zu einer emotionalen Reise in die Vergangenheit und in ihre Heimat Ostafrika. Noch ist es nur eine vorläufige Rückkehr, doch am Ende steht für die in Wien lebende Autorin fest: «Meine Zukunft liegt in Afrika.»
books: Ihr vorletztes Buch, «Brief an meine Mutter», war sehr persönlich. Ist «Schwar-ze Frau, weisses Land» nun Ihr politischs-tes Buch?Waris Dirie: Es ist mit Sicherheit das poli-tischste Buch, das ich je geschrieben habe, aber es ist ebenfalls sehr persönlich. Ich kann nicht ohne Emotionen über Afrika schreiben; andererseits ist es unmöglich, Afrika zu thematisieren und die politische Seite dabei auszublenden. Das Buch kriti-siert aktuelle Zustände, aber es bietet auch Perspektiven und deutet das Potenzial an, das in Afrika steckt.
Wie in Ihren bisherigen Büchern themati-sieren Sie das Verbrechen der weiblichen Genitalverstümmelung. Die Erfahrungen, die Sie bei den Dreharbeiten im nordostaf-rikanischen Land Dschibuti machen muss-ten, geben Anlass zur Befürchtung, dass die Genitalverstümmelung nicht auszurotten ist. Warum bewegt sich so wenig?Weibliche Genitalverstümmelung dient kei-nem anderen Zweck, als Frauen zu unter-drücken. Der Brauch wird durch Armut be-günstigt. Die Familien sind abhängig vom Geld, das sie als Mitgift für ihre Töchter erhalten. Genitalverstümmelung ist eine di-rekte Folge sozialer Strukturen, die Frauen keinen Wert beimisst, und eine Konsequenz der Armut. Es gibt keine religiösen oder medizinischen Gründe, die einen derartigen Eingriff rechtfertigen. Deshalb: Können die Menschen in Afrika der Armut entrinnen und gelingt es den Frauen, ihren sozialen Status und ihre Anerkennung zu verbes-sern, wird es keine Genitalverstümmelung mehr geben.
Was braucht es denn, um das Verbrechen der Genitalverstümmelung endgültig zu stoppen?Das Wichtigste ist, dass Frauen Arbeit be-kommen und die Armut in Afrika reduziert wird. Eine Frau mit Einkommen ist un-abhängiger und weit weniger bereit, ihre Tochter verstümmeln zu lassen. Alle Kam-pagnen und Bildungsprogramme werden ins Leere laufen, so lange die Menschen in Afrika um ihr tägliches Überleben kämpfen müssen. Besiege die Armut – und du wirst die Genitalverstümmelung besiegen! Weil dieser Zusammenhang für mich so klar ist, handelt mein neues Buch nicht nur von Genitalverstümmelung, sondern beschreibt auch die Bedingungen, die diese erst er-möglichen.
Ihr Buch ist auch ein Buch über Afrika und behandelt Themen wie Bildung, Emanzi-pation der Frau, Umweltvergiftung, Kor-ruption und Wirtschaft. Was benötigt Afri-ka am dringendsten, um seine Probleme in den Griff zu bekommen? Die Menschen müssen Verantwortung übernehmen und ihre Passivität überwin-den, sie dürfen sich nicht länger damit abfinden, dass sie von ihrer eigenen Elite ausgebeutet werden. Sie dürfen nicht län-ger darauf warten, dass sie jemand ande-rer erlöst, sie müssen aufhören, ihr Elend zu beklagen. Aber der Rest der Welt steht ebenfalls in der Verantwortung und muss endlich damit beginnen, das zu tun, was er predigt. Ihr dürft nicht länger damit ange-ben, dass ihr Afrika helfen wollt – und Af-rika gleichzeitig ausbeuten.
Ihr neues Buch gibt uns auch einen sehr persönlichen Einblick in Ihr Afrika, Ihre Heimat Somalia. Wie stark war Ihr Heim-weh während der Dreharbeiten in Dschi-buti, dem Nachbarland Somalias?Als ich in Dschibuti aus dem Flugzeug stieg, fühlte ich mich in der Tat daheim. Alle möglichen Eindrücke haben mich sofort an meine Kindheit erinnert. Besonders stark war das Heimatgefühl in der Wüste – das war eine höchst emotionale Erfahrung.
Sie sprechen ein emotionales Kapitel im Buch an: Sie überlegen sich in der Wüste, wie es wohl wäre, einfach alles zurückzu-lassen und nach Hause zu gehen. Wie kurz standen Sie davor, diesen Schritt zu tun, und was hat Sie letztlich doch daran gehindert?
Waris Dirie
bm. Waris Dirie wurde 1965 als Nomadin in
Somalia geboren. Als Fünfjährige durchlitt sie
die Qualen der Genitalverstümmelung – ein
Trauma, das sie zeitlebens nie mehr loslassen
sollte. Mit 13 Jahren sollte Waris Dirie von ihrer
Familie zum Gegenwert von fünf Kamelen an
einen alten Mann verkauft werden; sie floh erst
aus der Wüste nach Mogadischu, später nach
London. Dort arbeitete sie als Haushaltshilfe
des somalischen Botschafters, brachte sich
selbst Lesen und Schreiben bei und entging
mit Scheinehen der drohenden Abschiebung.
Mit 18 Jahren wurde sie zufällig als Model für
Levi’s und Revlon entdeckt. Ihre steile Karriere
als Fotomodel brachte sie als erste schwarze
Frau auf die Titelseite der Vogue.
1997, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, outete
sich Waris Dirie als Opfer der Genitalverstüm-
melung. 2002 gründete sie in Wien die Waris
Dirie Foundation, die gegen die rituelle Geni-
talverstümmelung in aller Welt kämpft (www.
waris-dirie-foundation.com). 2003 erschien ihr
erstes Buch «Wüstenblume». In dem Aufsehen
erregenden und inzwischen verfilmten Bestsel-
ler erzählt Waris Dirie ihre eigene Geschichte
und rührt damit am Tabu des in Afrika bis heute
praktizierten Beschneidungskultes. Es folgten
die weiteren Bestseller «Nomadentochter»,
«Schmerzenskinder» und «Brief an meine Mut-
ter».
Als UNO-Sonderbotschafterin kämpft die
Wahl-Österreicherin und Mutter zweier Kinder
bis heute mit aller Kraft gegen ein Verbrechen,
das immer noch jedes Jahr an Tausenden von
afrikanischen Mädchen begangen wird und
zahllose Todesopfer fordert.
Interview
© W
alte
r Lu
tsch
inge
r
20 – books – Mai 2010
Interview
Die Verfilmung von «Wüstenblume» war für Sie sehr wichtig. Vor der Premiere an den internationalen Filmfestspielen in Ve-nedig hatten Sie grosse Angst...Wer wäre da nicht ängstlich und nervös ge-wesen! Schliesslich ist «Wüstenblume» für mich nicht einfach ein Film – es ist der Film über mein eigenes Leben. Ich war nervös, wie das Publikum reagieren würde, wie ich selbst reagieren würde. Für alle anderen, die an der Entstehung dieses Films beteiligt waren, wird es immer wieder einen nächs-ten Film geben, für mich aber stand viel mehr auf dem Spiel als nur der Erfolg einer Produktion.
Was bedeutet der Film für Ihren Kampf ge-gen die Genitalverstümmelung?Ich willigte ein, diesen Film zu machen, weil ich wusste, dass ich damit viele Menschen überall auf der Welt erreiche – auch jene, die noch zu jung für mein Buch «Wüsten-blume» waren, als es herauskam. Der Film ist eine starke Botschaft gegen die Genital-verstümmelung.
Ja, es gibt diese Szene im Buch, die meinen inneren Kampf beschreibt. Den Kampf, einfach alles hinzuwerfen und heimzuge-hen, alles hinter mir zu lassen: den ganzen Druck und Stress, ständig über die Geni-talverstümmelung reden zu müssen, stark zu sein und kämpfen zu müssen. Aber ich weiss, wofür ich kämpfe, und das lässt mich weitermachen. Die Frauen Afrikas sind es wert, dass ich mich für sie einsetze. Sie verdienen eine, die für sie kämpft – mit allem, was sie hat.
An anderen Stellen zeigen Sie auch, dass Ihnen Afrika ein wenig fremd geworden ist. Zum Beispiel, wenn sie in Dschibu-ti unverschleiert am Set auftauchen und damit Empörung auslösen. Oder wenn der französische Meisterkoch marinier-ten Fisch serviert, den Ihre afrikanischen Begleiter verschmähen, weil man Fisch in Ostafrika nur gegrillt isst. Wie weit weg ist Afrika für Sie in solchen Momenten?Es scheint so, dass ich vor allem jene Dinge «vergesse», die mir selbst absurd erschei-nen. Du lebst am Meer und würdest lieber verhungern, als rohen Fisch zu essen? Das
ist wohl für jeden absurd, nicht nur für mich. Ich bin immer noch eine afrikanische Frau und Afrika wird immer meine Heimat bleiben. Aber das kann nicht bedeuten, dass ich deshalb die Dinge dort nicht kri-tisieren darf. Im Gegenteil, ich fühle mich zur Kritik verpflichtet.
Kritik üben Sie auch an der Model-Bran-che, in der Sie lange erfolgreich gearbeitet haben. Diese Branche brachte Ihnen jene Aufmerksamkeit, die Ihr Engagement ge-gen Genitalverstümmelung letztlich er-möglichte. Würden Sie wieder als Model arbeiten, wenn Sie sich noch einmal ent-scheiden könnten?Die Model-Industrie ist ein einziger Schwin-del, sie ist künstlich und zementiert ein un-gesundes und unrealistisches Bild der Frau. Aber dennoch: Ich liebe Mode und glaube, dass die Modeindustrie das Potenzial be-sitzt, viele gute Dinge zu tun – besonders für Afrika. Ökomode ist derzeit ein grosses Thema. Je mehr wir den Herstellungsprozess von Textilien nach Afrika verlagern können, desto mehr Jobs werden dort entstehen. Das fördert die Entwicklung Afrikas.
«Alle Kampagnen und Bildungspro-gramme werden ins Leere laufen, so lange die Menschen in Afrika um ihr tägliches Überleben kämpfen müssen.»
© W
alte
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books – Mai 2010 – 21
Zurück von den Dreharbeiten reisen Sie nach Polen. Dort fühlen Sie sich sehr wohl. Sie schreiben, Sie könnten sich vorstellen, dort zu leben. Fühlen Sie sich nun eher als Afrikanerin oder als Europäerin – oder gar als Weltenbürgerin?Definitiv als Letzteres. Es gibt kein Hier und Dort, kein Uns und kein Sie. Wir teilen uns alle einen Planeten.
Am Ende von «Schwarze Frau, weisses Land» sind Sie dennoch überzeugt, dass Ihre Zukunft in Afrika liegt. Was lässt Sie da so sicher sein, und wann werden Sie Eu-ropa den Rücken kehren?Mein Herz hat mir gesagt, dass es die rich-tige Entscheidung ist. Als ich nach Dschi-buti kam, wusste ich, dass mein Herz im-mer noch in Ostafrika ist. Ich ging diesen April erneut dorthin, um an einem Projekt zu arbeiten. Es setzt Ideen, die ich im Buch darlege, in die Praxis um. Ich bin noch auf der Suche nach dem besten Platz für mein neues Heim, aber ich bin sicher, ihn irgend-wann zu finden.
mehr von Waris Dirie
Wüstenblume356 seitenCHF 18.90Droemer Knaur
Der verfilmte Weltbestseller: Waris Dirie erzählt ihre Lebens- und Leidensgeschichte.
Brief an meine mutter224 seitenCHF 17.90ullstein
Waris Dirie beantwortet ihrer Mutter die Frage, warum sie gegen die Genitalverstüm-melung kämpft.
schmerzenskinder240 seitenCHF 15.90ullstein
Die Fortsetzung von «Wüstenblume»: Was geschah, nachdem Waris Dirie ihr Schwei-gen brach?
Nomadentochter287 seitenCHF 17.90Blanvalet
Zwanzig Jahre nach ihrer Flucht aus Somalia kehrt die Autorin wieder in ihre Heimat zu-rück und begegnet ihrer Familie.
schwarze Frau, weisses LandWaris Dirie352 seitenCHF 34.90Droemer Knaur
Interview
Schauen wir auch noch zurück: Wann ha-ben Sie eigentlich mit dem Schreiben be-gonnen?Als ich selbst verstümmelt wurde, war mir eines klar, obwohl ich damals noch ein klei-nes Mädchen war: Die Genitalverstümme-lung war unvorstellbar falsch. Ich wusste, dass ich gegen dieses Verbrechen zeitlebens kämpfen würde. Als ich durch meine Arbeit auf dem Laufsteg Popularität erlangt hatte, wusste ich: Dies ist der Hebel, um die Ge-schichte meines Lebens und das Thema der weiblichen Genitalverstümmelung der Öf-fentlichkeit näher zu bringen. Ich entschied mich dazu, meine Popularität zu nutzen, um Millionen von Frauen und Mädchen zu helfen, die von der Verstümmelung be-troffen sind und die sonst keine Stimme hätten. Ich wusste damals schon, dass ich mit der Arbeit auf dem Laufsteg aufhören würde. Ich war auf der Suche nach etwas Neuem für mich und begann bereits 1996, an «Wüstenblume» zu arbeiten.
War es schwierig, nach dem riesigen Erfolg von «Wüstenblume» mit einem neuen Buch anzufangen? Nein, überhaupt nicht. Ich habe so viele Ideen, dass ich jedes Jahr ein neues Buch schreiben könnte!
Haben Sie denn bereits Pläne für das nächste Buch? Ja, aber ich kann noch nicht darüber spre-chen. Wie gesagt, ich habe viele Ideen, aber ich muss mich noch entscheiden, welche ich umsetzen möchte. Über eines bin ich mir aber sicher: Mein nächstes Buch wird ebenfalls viel Diskussionsstoff bieten und viel Beachtung finden. Ich freue mich schon mächtig darauf!
Weibliche Genitalver-stümmelung
bm. Die weibliche Genitalverstümmelung,
auch verharmlosend Beschneidung genannt,
wird in zahlreichen Ländern als ritueller Brauch
praktiziert. Sowohl in muslimischen als auch in
christlichen und animistischen Gesellschaften
ist er Teil von Fruchtbarkeits- oder Initiationsri-
tualen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO
schätzt, dass weltweit rund 140 Millionen Frau-
en davon betroffen sind. Häufig wird die Geni-
talverstümmelung bereits an jungen Mädchen
im Alter von vier bis acht Jahren und ohne Be-
täubung vorgenommen. Der Eingriff wird mit
Rasierklingen, Messern oder Glasscherben
ausgeführt und ist mit unvorstellbaren Qualen
verbunden. Oft wird die Klitoris vollständig ent-
fernt, danach wird die Wunde zusammenge-
näht – oder die Beine des Mädchens werden
zusammengebunden, um das Verheilen der
Wunde zu erleichtern. Die gesundheitlichen
und psychischen Folgen des Eingriffs sind dra-
matisch: Viele Betroffene sterben an Infektio-
nen, unzählige Frauen leiden unter ständigen
Entzündungen im Genitalbereich, Inkontinenz
und starken Schmerzen beim Geschlechtsver-
kehr. Zudem erhöht die Genitalverstümmelung
die Gefahr von HIV-Infektionen.
22 – books – Mai 2010
Saison
Unser Blick nach Afrika ist eingeengt durch die Berichterstattung der Massenmedien und durch hartnäckige Klischees. Nur wenige Europäerinnen und Europäer kennen die Länder südlich der Sahara aus eigener An-schauung. So bleiben uns meist nur die Hi-obsbotschaften von Bürgerkrieg, Vertreibun-gen, Armut, Hunger und Aids-Epidemie, die es in die Zeitungen oder Tagesschau schaffen. Über die Kultur und das Leben der Afrikaner im Alltag wissen wir kaum etwas. Wer sich aber dafür interessiert, findet in Büchern aus und über Afrika eine sprudelnde Informati-onsquelle. Gleich mehrere Neuerscheinungen vermitteln die Geschichte, Kultur, Alltag und Erzählkunst Afrikas auf packende Weise.
Alltag in AfrikaBirgit Virnich war während vieler Jahre Afri-ka-Korrespondentin für die ARD. Sie berich-tet im Buch «ein Fahrrad für die Flussgöt-ter» von ihren Reisen durch 39 Länder des Kontinents. Virnichs Reportagen zeichnen ein vielfältiges Bild des modernen Afrika: In Monrovia beobachtet die Journalistin, was das Kriegsverbrechertribunal gegen den libe-rianischen Warlord Charles Taylor bei dessen
geschundenen Landsleuten auslöst. In Kenia lässt die Korrespondentin ihre Leser daran teilhaben, wie in einer Kommandoaktion eine ganze Elefantenherde betäubt und in ei-nen Park ins Landesinnere geschafft wird; die Tiere fühlten sich an Kenias Küste zu wohl, vermehrten sich zu stark und waren zu einer Bedrohung für die Vegetation geworden. Ge-schichte für Geschichte setzt Brigit Virnich ein Mosaik von Afrika zwischen Tradition und Moderne zusammen. Ebenfalls eine wahre Geschichte erzählt «Der Junge, der den Wind einfing». William Kamkwamba wächst auf einer Farm in Ma-lawi auf. Magie prägt den Kinderalltag in ei-nem der ärmsten Länder der Welt. Doch ein Velodynamo zieht die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich. Der wissbegierige William, der sich die Schule nicht leisten kann, beginnt damit zu experimentieren. In einem Buch stösst er auf die Abbildung einer Windturbine und setzt sich darauf in den Kopf, selbst eine solche zu bauen. Mit Beharrlichkeit und Er-findungsgabe gelingt es Kamkwamba, seinen Traum vom kleinen Windkraftwerk aus Holz und Schrott zu verwirklichen. In einem Land, in dem nur zwei Prozent aller Bewohner über
Strom verfügen, ist das eine grosse Errungen-schaft. Die Geschichte des Jungen, der den Wind einfängt, verbreitete sich in Windeseile und verhalf William Kamkwamba zu einem Stipendium für eine höhere Schule.
reiche erzähltraditionAfrikanische Literatur – der Begriff um-schreibt das vielfältige literarische Schaffen so unzulänglich, wie es auch jener der euro-päischen Literatur tun könnte. Afrikanische Schriftsteller leben in Ländern, die kaum unterschiedlicher sein könnten, und schrei-ben in den verschiedensten Sprachen. Doch einige Gemeinsamkeiten gibt es: Bis vor we-nigen Jahrzehnten gab es aus Afrika kaum schriftliche Aufzeichnungen. Dies verleitete den Philosophen Hegel zum Kurzschluss, Afrika sei kein geschichtlicher Weltteil – es finde dort keine Entwicklung statt. Doch es gab und gibt eine reiche Tradition der mündlichen Überlieferung. Stirbt in Afrika ein alter Mensch, verbrennt eine Bibliothek, heisst es. Diese Erzähltradition prägt vie-le afrikanische Autoren bis heute: Mythen und Realität fliessen ineinander, der Stil ori-entiert sich an der gesprochenen Sprache.
Viel Neues unter der
Sonne
Bücher aus und über Afrika sind in Buchhandlungen rar; sie haben es beim europäischen publikum oft schwer. Die Fussball-Weltmeister-schaft in südafrika bietet jetzt einen guten Anlass für eine Lesereise durch den grossen Kontinent.
Text: Benjamin Gygax
books – Mai 2010 – 23
schon in Paris, auf ihren Schultern lasten die Hoffnungen der Familie – und sie weiss, dass niemand auf Madické wartet. Fatou Diome beschreibt unverblümt und mit unbarmher-zigem Humor, was kommen muss, als Ma-dické sein Glück dennoch versucht. Diese Ereignisse kontrastiert sie mit Erinnerungen an das Leben in ihrer Heimat.
meister der KurzgeschichtenNoch viel früher verfasste Herman Bos-man seine Kurzgeschichten. Der 1905 ge-borene Autor ist eine einmalige Erscheinung der Weltliteratur. Er wurde als junger Lehrer in die Wildnis des südafrikanischen Western Transvaal versetzt, wo er seinen Stiefbruder im Streit erschoss. Sein Todesurteil wurde in zehn Jahre Haft umgewandelt, später wurde Bosman begnadigt. Der Schriftsteller emig-rierte nach London, wo er die meisten sei-ner Kurzgeschichten schrieb. In «mafeking
Saison
Prägend ist bis heute auch die Erfahrung des Kolonialismus’. Immer wieder haben afrikanische Schrift-steller ihre Geschichten durch die Augen eines Kindes erzählt, um ihre Kritik an fremden Einflüssen oder ihre Zerrissenheit zwischen europäischem Exil und afrikani-scher Heimat in Bilder zu fassen. «L’enfant noir» des Guineers Camara Laye – eines der frühesten und bekanntesten Werke af-rikanischer Literatur – schilderte 1953 seine Erinnerungen als Sohn des Goldschmieds am Oberlauf des Niger. Auch Wole soy-inka, der Literaturnobelpreis-Träger aus Nigeria, publizierte 1981 Aufzeichnungen aus Kindertagen: «Ake – Jahre der Kind-heit» beschreibt sein Aufwachsen zwischen Christentum und animistischem Glauben, wo die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Zauberwelt verschwimmen.
Von malawi nach LondonDer malawische Tausendsassa samson Kambalu lebt heute als Künstler und Schriftsteller in London. Seine Kindheitsge-schichte ist eine moderne, humorvolle Ver-sion und trägt den Titel «Jive Talker». Die Redewendung «Talking in jive» stammt aus dem afroamerikanischen Slang und bedeutet soviel wie «angeben» oder «Lügen erzäh-len». Der Jive Talker in Kambalus Roman ist dessen Vater, ein belesener Mann und stolzer Hilfsdoktor. Kambalu schildert mit Liebe und Witz, wie der stattliche Vater im-mer zerknautschter aussieht, weil seine Frau dessen englischen Anzug jeweils von Hand wäscht, um «jegliche Spuren von Tetanus, Keuchhusten, Masern, Mumps, Tbc und
anderen gefährlichen Krankheiten zu til-gen». Die witzige Szene deutet zugleich an, wie Kambalus Vater an den Zuständen in der Diktatur Hastings Kamuzu Bandas und an der mangelnden Anerkennung für seine Arbeit zerbricht: «Etwa um dieselbe Zeit he-rum bekam Dad seinen geistigen Durchfall und fing an, sein Wissen über uns auszulee-ren. Oft war er dabei betrunken, doch das leugnete er: ‚Ein Betrunkener kann nicht auf zwei Beinen stehen’, erklärte er meiner Mut-ter. ‚Ich will diesen Kindern bloss ein wenig Jive beibringen.’ Und so kam er zu seinem Namen: der Jive Talker.» Der Sohn des Jive Talker hat bessere Chancen: Samson erhält ein Stipendium für die renommierte Kamu-zu Academy und lebt heute als Künstler in London.
Traum und TraumaSeine Kindheit und sein Leben im Ausland schildert Samson Kambalu mit viel Schalk. Ernster beschreibt die senegalesische Auto-rin Fatou Diome das Exil. «Der Bauch des Ozeans» stammt zwar schon von 2006, doch die Erzählung eignet sich besonders als Sommerlektüre: Diome legt die Handlung nämlich während der Fussball-Weltmeis-terschaft 2002 an. Damals nimmt Senegal erstmals an einer WM teil, die Mannschaft bezwingt in den Gruppenspielen die ehema-lige Kolonialmacht Frankreich und schafft es überraschend bis ins Viertelfinale. Die Män-ner des Dorfs versammeln sich vor dem Fern-seher – alles scheint möglich. Auch der junge Madické ist mit dem Fussballvirus infiziert und möchte als Spieler in Europa reich und berühmt werden. Seine Schwester Salie lebt
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Afrikanische Lite-ratur – der Begriff umschreibt das viel-fältige literarische Schaffen so unzu-länglich, wie es auch jener der europäi-schen Literatur tun könnte.
24 – books – Mai 2010
ein Fahrrad für die FlussgötterBirgit Virnich248 seitenCHF 34.90A1
Der Junge, der den Wind einfingWilliam Kamkwamba/Bryan Mealer379 seitenCHF 35.90 Irisiana
AkeWole Soyinka356 seitenCHF 37.90Ammann
Jive TalkerSamson Kambalu347 seitenCHF 34.90unionsverlag
Der Bauch des OzeansFatou Diome273 seitenCHF 18.90Diogenes
mafeking roadHerman C. Bosman320 seitenCHF 34.90Büchergilde
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KEIN & ABERwww.keinundaber.ch
Saison
road» beschwört er den Kosmos der exis-tierenden Kleinstadt Groot Marico herauf. In seiner eigenen literarischen Welt verdich-tet und überzeichnet er die südafrikanische Realität und zeichnet seine Geschichten mit wenigen Strichen. Mit Ironie trotzt er den bitteren Absurditäten des Lebens etwas Hu-mor ab. Obwohl der 1951 verstorbene Au-tor als Meister der südafrikanischen Kurzge-schichte gilt, wurden seine Werke erst jetzt zum ersten Mal ins Deutsche übertragen.
Hochspannung im südlichen AfrikaEinen völlig anderen Zugang zum Konti-nent verschaffen zwei neue Krimis aus dem südlichen Afrika. Bernhard Jaumann fes-selt seine Leser mit einem Politthriller aus Namibia, der um den Mord am Unabhän-gigkeitskämpfer Anton Lubowski von 1989 kreist. In «Die stunde des schakals» jagt die junge Polizistin Clemencia Garises ei-nen Racheengel, der alle Verdächtigen jenes Politmords beseitigt. Und sie kämpft gegen
Die stunde des schakalsBernhard Jaumann317 seitenCHF 35.90Kindler
Dreizehn stundenDeon Meyer470 seitenCHF 35.90rütten&Loening
die Schwierigkeiten, mit der sie als junge schwarze Frau in der schlecht ausgerüsteten Polizei konfrontiert ist. Der deutsche Autor beeindruckt mit verblüffenden Kenntnissen von Land und Leuten. «Dreizehn stunden» heisst der Thriller von Deon meyer – und genau so lange hat Inspector Benny Griessel Zeit, um zwei Morde in Kapstadt aufzuklä-ren und sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Die Jagd durch Kapstadt bleibt spannend bis zur letzten Seite.
Buchtipps
books – Mai 2010 – 25
Der vaterlose Zaki und seine rebellische Cousine Samar Api wachsen wie
Geschwister im pakistanischen Lahore auf. An der Spitze des grossen
bürgerlichen Haushalts stehen Zakis freigeistige Mutter Zakia und die
willensstarke, aber kulturell eher konservative Grossmutter Daadi. Die
stürmischen politischen Entwicklungen
Pakistans spiegeln und brechen sich im
intimen Prisma dieser weit verzweigten
Familiengeschichte – aber das wahre
Leben pulsiert im Kleinen, im Intimen.
Eine faszinierende Familiensaga und
eine Geschichte vom Erwachsenwer-
den in einem Krisengebiet. Der Roman
bietet tiefe Einblicke in den pakistani-
schen Alltag und umschifft erfolgreich
alle Klischees.
500 seiten
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dtv
IsBN 978-3-423-24789-4
Meister der Wünsche Ali Sethi
Mitte der 1920er-Jahre reist die junge Schweizerin Claire Hake allein
nach Sumatra und begegnet ihrer grossen Liebe Gustav. Die beiden hei-
raten und führen ein glückliches Leben, bis der Krieg beginnt und die
Deutschen in der holländischen Kolonie beschimpft und bedroht werden.
Claire wird von Gustav getrennt und in-
terniert. Erst nach sieben Jahren in Indo-
nesien und Shanghai gelingt es ihr, sich
in die Schweiz durchzuschlagen. Dort
erhält sie die Nachricht, dass auch Gus-
tav überlebt hat. Sie macht sich nach
Hamburg auf, um Gustav endlich wieder
in die Arme zu schliessen. Nach seinem
Tod, mit 83 Jahren, schreibt Claire ihre
Lebens- und Liebesgeschichte auf.
464 seiten
CHF 35.90
Wunderlich
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Mein geteiltes Herz Claire Hake
Anton ist Arzt in Kreuzberg. Seine Mutter kämpft zu Hause in der Pro-
vinz gegen eine schnell fortschreitende Demenz an. Jedes Jahr schickt
sie ihm Erdbeermarmelade – doch in diesem Frühsommer vergisst sie,
die Ableger auszupflanzen. Anton erkennt, dass seine Mutter Stück für
Stück verloren geht. Mit jedem Stück
verschwindet auch ein Teil seiner eige-
nen Existenz und das vertraute Land
der Kindheit. Dann trifft Anton Lydia. Er
hofft auf eine Zukunft voller Liebe. Aber
Lydias Vergangenheit schüttelt beider
Leben durcheinander.
In diesem vielstimmigen Roman gelingt
Katharina Hacker das einfühlsame Por-
trät von Menschen, die zurückblicken
müssen, um weitergehen zu können.
176 seiten
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s.Fischer
IsBN 978-3-10-030064-5
Die Erdbeeren von Antons Mutter Katharina Hacker
An einem Familienfest erfährt der kleine Tommy von Dingen, die ihm den
Boden unter den Füssen wegziehen. Tausend Fragen stürzen auf ihn ein.
Mit einem Aufnahmegerät versucht er, die Antworten abzulauschen, die
ihm die Erwachsenen verwehren: über seine verstorbene Mutter, über
den Vater und dessen zweite Frau Alma.
Allmählich überschreitet der Junge die
Grenzen seiner friedlichen Vorstadtwelt.
Tommys Vater und Alma ahnen nichts
von den Erkundungen. Bis eines Tages
Tommys Aufnahmegerät an seiner Stel-
le spricht und nichts mehr ist, wie es
war...
Carla Guelfenbein erzählt von drei Men-
schen, die einander liebend umkreisen
und nicht zueinander finden – bis es zur
Kollision kommt.
336 seiten
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Der Rest ist Schweigen Carla Guelfenbein
26 – books – Mai 2010
spiel der Geschlechter. Offenbar hinkt der Mann aber gegenwärtig etwas hinter der Entwicklung her. Dieser Befund wird durch die aktuelle Medienberichterstattung ge-stützt. «Männer wissen nicht mehr, was es bedeutet, ein Mann zu sein», untertitelte eine Journalistin kürzlich einen Artikel in «Das Magazin». Die Reaktionen auf den eigentlich recht sachlichen Beitrag waren leidenschaftlich. Einige männliche Leser dankten per E-Mail und in blumigen Wor-ten dafür, dass sie jetzt endlich wieder sich selber sein dürften – andere heulten auf, sie würden sich dem neuesten Diktat «Sei ein Mann!» niemals beugen.
Verletzte männer sind gefährlichDie Uneinigkeit zeigt: Individuell mag jeder seinen Weg gehen, «der Mann» aber scheint in einer Identitätskrise zu stecken. Das ist auch für die Frauen keine gute Nachricht, glaubt ute scheub. In ihrem Buch «Hel-dendämmerung» breitet die deutsche Journalistin und taz-Mitbegründerin eine interessante These aus: Männer, die sich
Bücher über Männer
Wir Männer, wir könnten einem Leid tun. In der Schule, so kann man überall lesen, ist jetzt das Mädchen das Mass aller Din-ge: sozial, ruhig, interessiert. PISA hat die Überlegenheit der Jungen bei der Mathema-tik und beim logischen Denken als Mythos entpuppt. Längst haben Studentinnen den Studenten an den Universitäten den Rang abgelaufen. Was einst als betont männlich galt, wird heute bestenfalls noch belächelt und ist politisch nicht mehr korrekt. Nicht einmal rauchen wie der Marlboro-Cowboy darf er noch, der Mann!
Wenn Frauen sich verändern, müs-sen das auch die männer tunDas 20. war das Jahrhundert der weibli-chen Emanzipation: Die Frau definierte ihre Rolle in der Gesellschaft neu. Dafür war es nach Epochen der Männerdomi-nanz ja auch höchste Zeit. Die Verände-rungen bei der Rollenverteilung konnten am Mann nicht spurlos vorüber gehen – denn schliesslich betreffen alle emanzi-patorischen Forderungen das Zusammen-
Der unscharfe
Mann
in ihrer bisher gelebten, patriarchalischen Männlichkeit bedroht fühlten, könnten für andere Männer und für Frauen gefährlich werden. «Verunsicherte Männer versuchen mit Waffengewalt ihre vermeintlich ange-stammten Plätze zurückzuerobern», meint Ute Scheub. Sie untermauert diese Aussa-ge mit unzähligen Beispielen und Zitaten; das ist streckenweise überzeugend und im-mer anregend. Doch der Vorwurf, den sie an einer Stelle an andere Autoren richtet, gilt auch für ihr Buch: «Ihr Werk umweht ein Hauch des ideologisch Gewollten.» «Männlichkeit», so sagt die Autorin, sei keine biologische Realität, sondern ein kul-turelles Konstrukt. Als Beispiel führt sie das egalitär lebende Volk der Semai in Malaysia an: Frauen, Männer und Kinder haben die gleichen Rechte, Aggressionen kennen sie – deshalb? – nicht. Doch aus der Natur und der Geschichte lässt sich bekanntlich alles ableiten und jede These untermauern, so vielfältig ist das Angebot an erfolgreichen Strategien – neutral kann die Fokussierung auf ein Beispiel daher nie sein.
Wann ist ein mann ein mann? es war wohl nie einfach, diese Frage zu be-antworten. Im Zeitalter des «anything goes» und des Abschieds von tradier-ten rollenbildern gewinnt sie aber zusätzlich an Komplexität. Zahlreiche Neuerscheinungen beschäftigen sich in diesem Jahr mit der «Identitätskri-se des mannes» – und machen diese durch ihre Vielfalt vielleicht noch ein bisschen grösser.
Text: Marius Leutenegger
Welcher mann ist männlich? (Bilder aus «Der schöne mann», Knesebeck.)
books – Mai 2010 – 27
Bücher über Männer
«Gehirne von männern und Frauen sind unterschiedlich!»Eine, deren Arbeit in Ute Scheubs Buch kritisch beleuchtet wird, ist die Neurologin Louann Brizendine, Autorin des Wissen-schafts-Bestsellers «Das weibliche Gehirn». Die Forscherin beschäftigt sich hauptbe-ruflich mit den Unterschieden zwischen Männer- und Frauengehirnen. Auch sie hat jetzt ein neues Buch herausgebracht: «Das männliche Gehirn». Darin zeigt sie auf: Es gibt neurologische Ursachen für das un-terschiedliche Verhalten von Männern und Frauen. «Männer besitzen grössere Verar-beitungszentren im urtümlichen Gehirnteil, der Angst empfindet und Aggressionen aus-löst – darum kämpfen manche Männer bis zum Tod, um ihre Angehörigen zu beschüt-zen.» Ute Scheub würde im ersten Moment vielleicht die Nase rümpfen ob solch einer «biologistischen» Einschätzung – sich dann aber wohl einer ergänzenden Aussage von Louann Brizendine anschliessen können: «Der Unterschied zwischen den Gehirnen von Jungen und Mädchen ist zwar anfangs
biologischer Natur, neuere Forschungser-gebnisse zeigen aber, dass dies wirklich nur der Anfang ist.» Das Gehirn wandle sich weiter – auf welche Weise, entscheide letzt-lich die Kultur. «Neue Erkenntnisse über biologische Geschlechtsunterschiede kön-nen auch dazu beitragen, die übermässig vereinfachten, negativen Männlichkeitskli-schees über Bord zu werfen», begründet die Autorin den Kern ihrer Arbeit. Mit ihrem Buch bietet sie eine wichtige, humorvolle und erstaunlich leicht verständliche Grund-lage für diesen fraglos wichtigen Prozess – und liefert zum Beispiel gute Gründe, einen Schüler nicht wie eine Schülerin zu behandeln. Denn Buben lernen beim Zap-peln besser als beim Stillsitzen, weiss die Neurologin.
männer brechen auf – und dann manchmal zusammen«Der Mann in der Krise» – das kann man nicht nur gesellschaftlich, sondern auch individuell betrachten. Das tun Charles und Doris Carmen meyer in ihrem neuen Buch «mein mann hat eine Jüngere!». Das Autorenduo geht das heikle und me-dial gegenwärtig stark bearbeitete Thema von beiden Seiten an: Doris Carmen Meyer hat mit Frauen gesprochen, die von ihren Männern nach langen Ehejahren verlassen wurden – meist Knall auf Fall –, Charles Meyer hat Männer über ihr Verhalten be-fragt. Einfache Antworten gibt es nicht, weshalb Männer plötzlich den Verstand zu verlieren scheinen, wenn sie sich in eine jüngere Frau verlieben, und zu neuen Ufern aufbrechen. Das Autorenpaar ist über-zeugt: Es geht in solchen Fällen nicht nur um Sex, sondern meistens um die Angst vor dem Alter: «Am Älterwerden der Partne-rin erschreckt ihn die eigene Endlichkeit.» Das lässt den Schluss zu: Die Jüngere ist irgendwann auch nicht mehr jung genug, um dem Mann das Gefühl von Unsterblich-keit zu geben. Die Strategie, Defizite in der eigenen Entwicklung und im Umgang mit sich selbst mit einer Schicht Liebeszauber zu übertünchen, geht daher meistens nicht auf. Verlierer sind am Ende fast immer die Männer selbst – während der Bruch für die verlassenen Frauen oft zu neuen Freiheiten und zu einem eigenverantwortlichen Leben führt. Voraussetzung für eine solche positi-ve Entwicklung sei aber, dass Frauen nicht in einer Opferrolle verharrten, sagen die Autoren.
Das haarsträubende Leiden «neuer männer»Opfer – manchmal sind das auch die Män-ner. «Im Krieg und nach der Liebe ist alles erlaubt», heisst es. Die deutsche Journa-listin Katrin Hummel zeigt in ihrem be-wegenden Buch «entsorgte Väter» auf, welche Folgen dieser Grundsatz haben kann: Frauen sitzen bei Trennungen fast immer am längeren Hebel, wenn es um die Zukunft gemeinsamer Kinder geht, und sie nutzen das zuweilen rücksichtslos aus. Die von Hummel minutiös beschriebenen Fälle haben sich zwar in Deutschland er-eignet, könnten aber auch in der Schweiz spielen. Auch hier sind Männer vor Gericht in Fragen des Sorgerechts klar benachtei-ligt, auch hier können Männer gerichtliche Vereinbarungen nicht durchsetzen, wenn die Exfrau jede Kooperation verweigert – Rechte haben bedeutet eben nicht immer, dass man sie auch nutzen kann. Und auch in der Schweiz trennen verletzte Frauen zuweilen nicht zwischen Paar- und Eltern - ebene und versuchen, ihren Ex-Männern die Söhne und Töchter zu entfremden.
HeldendämmerungUte Scheub400 seitenCHF 28.90 Bertelsmann
Das männliche GehirnLouann Brizendine340 seitenCHF 35.90Hoffmann und Campe
mein mann hat eine Jüngere!Doris Carmen Meyer, Charles Meyer192 seitenCHF 35.90Orell Füssli
entsorgte VäterKatrin Hummel282 seitenCHF 29.90ehrenwirth
Der schöne mannJoachim Kurz127 seitenCHF 42.90 Knesebeck
28 – books – Mai 2010
ml. Viele Frauen schwören auf Männer und
möchten gar nicht mehr ohne sein. Doch die
meisten von ihnen wissen: So ein Mann hat auch
seine Tücken und stellt gelegentlich besondere
Herausforderungen hinsichtlich Hege und Pfle-
ge. Glücklicherweise gibt es Ratgeber, die we-
niger erfahrenen Frauen den richtigen Umgang
mit dem Mann näher bringen – und die selbst
geübten Damen noch den einen oder anderen
neuen Trick verraten. Die «Bedienungsanlei-
tung mann» von mickey Beisenherz trägt den
schönen Untertitel «So macht Frau ihn funkti-
onstüchtig» und zeigt auf, wie sich ein Mann in
wenigen Schritten wunschgemäss programmie-
ren lässt. Anders als viele andere Gebrauchsan-
leitungen ist diese hier einfach zu lesen – und sie
erteilt nur praxisnahe Ratschläge, die sich leicht
umsetzen lassen. Grundlose Eifersucht des
Mannes? «Tauschen Sie ihn um, das Problem ist
leider nicht reparabel.»
Etwas ausführlicher ist der Leitfaden «man(n)ual
– so funktioniert der mann» von steve san-
tagati. Er hat zwei Besonderheiten, die einem
je nachdem als Vor- oder Nachteil erscheinen
mögen. Erstens: Geschrieben hat das Buch ein
US-Amerikaner. Die Tipps und Beispiel-Dialoge
klingen deshalb stellenweise etwas stark nach
Kino – man fühlt sich gelegentlich an «The Ugly
Truth» erinnert. Zweitens: Das Buch richtet sich
eher an ganz junge Mädchen, die von gar nichts
eine Ahnung haben und gern alles glauben, was
ihnen ein attraktiver Autor («Model, TV-Persön-
lichkeit und echter Mann») erzählt. Zum Thema
«Vertrauen» zum Beispiel dies: «Am einfachsten
bekommst du einen Mann dazu, sich dir ganz
öffnen, wenn du ihm klar und deutlich sagt, dass
du möchtest, dass ihr beide absolut ehrlich mit-
einander seid, ohne dabei die Gefühle des ande-
ren zu vergessen.»
Wer über ein solches Stadium der Liebesschule
bereits hinaus ist, dem dient vielleicht der «psy-
chologische Reiseführer» «männerseelen». Der
Autor Björn süfke ist Psychotherapeut und
vermittelt auf leichte Art tiefe Einblicke in die
männliche Seelenlandschaft. Stellenweise ist
das richtig lustig, oft leider nur zu wahr – und
fast immer verbergen sich unter einer Politur aus
lockerem Ton und knappen Formulierungen rich-
tig anspruchsvolle und für beide Geschlechter
wichtige Themen.
Frauen, die nach der Lektüre all dieser Bücher
noch immer Fragen haben, seien beruhigt: Auch
der «Mann von Welt» stellt sich ständig Fragen
und findet kaum abschliessende Antworten.
Davon zeugt auch das Büchlein «Worauf kann
ich hoffen?» von Thomas m. müller. Es kommt
fast ohne Text aus: Auf jeder Seite findet man
eine Illustration mit einer passenden Frage. Der
schmale Band kann alles sein – sowohl ein klei-
nes Mitbringsel wie auch der Ausgangspunkt für
eine ernsthafte Auseinandersetzung. «Interessie-
re ich mich ausreichend für andere Menschen?»,
«Was kann ich wirklich gut?» und «Stehen mir
die Farben der Saison?» – das alles sind Fragen,
die Mann sich immer wieder stellen sollte.
Bedienungsanleitung mannMickey Beisenherz224 seitenCHF 16.90Fischer
man(n)ual – so funktioniert der mannSteve Santagati396 seitenCHF 18.90Fischer
männerseelenBjörn Süfke284 seitenCHF 17.90Goldmann
Worauf kann ich hoffen?Thomas M. Müller80 seitenCHF 18.90Kunstmann
Bücher über Männer
«Vielleicht braucht ein Kind einen Vater», zitiert Katrin Hummel eine Frau, die ihre Tochter vom Vater fern hält, «aber dann doch nur einen Vater, der sich mit der Mut-ter versteht.» Kinder werden zum Besitz, um den mit sehr ungleichen Spiessen ge-kämpft wird. Das trifft ausgerechnet jene «neuen Männer» am härtesten, die ihre Vaterrolle ernst nehmen und die für den Nachwuchs da sein möchten. «Ich will nicht Partei ergreifen, schon gar nicht gegen mein Geschlecht, das oft genug im Nachteil ist», schreibt die Autorin in der Einleitung ihres Buchs. «Geschlechtersolidarität darf aber nicht zur Komplizenschaft werden.» Die haarsträubenden Fälle, die sie be-schreibt, lassen einen etwas hilflos zurück; den Männern, die um Besuchsrechte oder um Mitsprache kämpfen, kann eigentlich niemand helfen. Sie sind gezwungen, alle ihre Gefühle zu unterdrücken: die Sehn-sucht nach dem eigenen Kind, aber auch die Wut auf dessen Mutter – denn würden sie Aggressionen zeigen, hätten sie endgül-tig ausgespielt.
schöne Vorbilder!Was macht den Mann zum Mann? Auch die gescheiten – und fast durchwegs von Frau-en verfassten – neuen Publikationen geben am Ende nur Denkanstösse, aber keine abschliessenden Antworten auf diese Gret-chenfrage. Die Männer bleiben also gefor-dert, sich weiterhin mit ihrer Selbstfindung auseinanderzusetzen. Eine Neuerscheinung, die diesen Prozess wohl auch nicht gerade er-leichtert, die aber viel leichter zu konsumie-ren ist als die bislang besprochenen Bücher, ist «Der schöne mann». Autor Joachim Kurz stellt darin 16 Männer vor, denen wir anderen dreieinhalb Milliarden leider nie-mals das Wasser reichen und zu denen wir nur neidisch aufblicken können. Kurz rückt immer zwei Männer in einen Kontext: Cary Grant und Rupert Everett oder David Bo-wie und Morrissey. Seine Texte lesen sich so süffig wie die Prominenten-Seiten einer Gratiszeitung, die Bildauswahl ist exzellent, die Zitate machen Spass – und gemahnen an Zeiten, in denen Männern alles noch ein bisschen leichter fiel. Karl Lagerfeld: «Den-ken ist genau das, was ich vermeide. Ich möchte ein angenehmes Leben ohne Proble-me haben.» Es sei wenigstens ihm gegönnt.
«Was kann ich wirklich gut?» und «Stehen mir die Farben der Saison?» – das sind Fragen, die Mann sich im-mer wieder stellen sollte.
Der mann – seine Hege, pflege und psyche
books – Mai 2010 – 29
SaisonMehr Freizeit!
www.swisstravelcenter.ch
Ins_Mehr-Freizeit:Orell Füssli 208x272mm 30.04.10 10:17 Seite 1
30 – books – Mai 2010
haben wir auch die Markenstruktur berei-nigt und ersetzen verschiedene alte Marken durch eine einzige Neue.
Welche Werte hält Orell Füssli denn hoch?Drei Begriffe stehen für uns im Vorder-grund: Auswahl, Leidenschaft und Kompe-tenz. Wir sind die älteste Buchhandlung der Schweiz, unser Unternehmen geht zurück bis ins Jahr 1519. Diese lange Geschichte ist eine Verpflichtung; Fachwissen hat bei uns Tradition, und wir pflegen diese wei-terhin. Deshalb arbeiten bei uns auch kei-ne Verkäuferinnen und Verkäufer, sondern Buchhändlerinnen und -händler, die ihren Beruf mit viel Begeisterung ausüben. Wir wollen, dass sich unsere Kundschaft bei uns gut aufgehoben fühlt. Für uns ist auch klar, dass das Buch ein sehr emotionales Produkt ist – und der Kauf eines Buchs ein echtes Einkaufserlebnis bieten muss.
Was heisst das alles für die konkrete Um-setzung des Auftritts?Wir setzen stärker auf Emotionen. Schau-en wir uns zum Beispiel das Logo an. Die neue Logo-Farbe ist viel wärmer als das bisherige Blau, und sie hat mit Büchern zu tun – sie erinnert an Papier, Leder, an Baumwolle oder Leinen. Wir wollen dem Buch unsere Referenz erweisen. Der Slo-gan «mein Buch», der Teil des Logos ist, unterstreicht: Wir wollen keine Bücher ver-hökern, sondern unseren Kundinnen und Kunden genau das geben, was sie suchen. Es klingt zwar nach einer platten Marke-ting-Attitüde, aber für uns steht die Kund-schaft mit ihren individuellen Bedürfnissen im Mittelpunkt. Die Wahl eines Buchs ist eben immer etwas sehr Persönliches – des-halb «mein Buch».
Orell Füssli
books: Der Auftritt der Orell-Füssli-Buch-handlungen wurde gründlich überarbeitet – vom Logo über die Inserate bis zu den Tragtaschen. Warum? War der alte Auftritt nicht gut genug?martin Fawer: Im Gegenteil, der alte Auf-tritt war sogar sehr gut – zu jener Zeit, als er entwickelt und eingeführt wurde. Das war 1993. Seither hat sich das Umfeld, in dem wir uns bewegen, aber stark gewan-delt.
In welcher Hinsicht?Damals gab es nur eine einzige Orell-Füss-li-Filiale, jene im Kramhof bei der Zürcher Bahnhofstrasse. Heute betreiben wir zwölf Filialen, acht Restseller-Geschäfte und die Online-Buchhandlung. Das Angebot ist massiv grösser geworden; es umfasst heu-te auch DVDs, Software, Zeitschriften, Geschenkartikel und so weiter. Darüber
hinaus gewinnt das Internet als Absatzka-nal ständig an Bedeutung und ist die Buch-preisbindung aufgehoben worden. All diese Faktoren führen dazu, dass sich der Buch-markt stärker anderen Branchen angleicht – und die Marke immer wichtiger wird. Eine Buchhandlung braucht heute einen Auftritt, der ihre Werte akkurat wiedergibt und der möglichst einheitlich ist; deshalb
«Wir wollen dem Buch unsere Referenz erweisen»Wenn sie das nächste mal eine unserer Buchhandlungen betreten, wird Ihnen vermutlich sofort auffallen: Die Orell Füssli Buchhandlungs AG hat einen neu-en Auftritt. Warum, erläutert martin Fawer, Leiter marketingkommunikation, im books-Interview.
Interview: Marius Leutenegger
Auch die Schriften auf den Plakaten, in Inseraten oder auf der bookpoints-Karte haben geändert...Mit der Typografie erweisen wir dem Buch ebenfalls unsere Referenz: Wir setzen gezielt Schriften mit Serifen ein – das sind typische Bücherschriften –, und wir verwenden ver-schiedene Schriftarten. Das symbolisiert die Auswahl: Bei uns bekommt man alles.
Man könnte also sagen, der neue Auftritt rücke das «gute alte Buch» in den Vorder-grund – ausgerechnet in einer Zeit, in der das E-Book auf dem Vormarsch ist.Auch das E-Book versucht, das traditionelle Buch zu simulieren. Letztlich ermöglichen die neuen Technologien nur eine andere Materialisierung jener Emotionen, die vom gedruckten Wort und von den alten Druck-verfahren ausgehen. Selbst wenn man die Website der «New York Times» auf einem iPad liest, erinnert fast alles an eine klassi-sche Zeitung. Die Technik ändert sich – die Gefühle bleiben gleich.
martin Fawer, Leiter marketingkommuni-kation von Orell Füssli: «unsere Werte sind Auswahl, Leidenschaft und Kompetenz.»
books – Mai 2010 – 31
Orell Füssli
Zufrieden und gesund im Job — und dies trotz zunehmendem Druck. Wie auch Sie das schaffen, zeigt das neue praktische Beobachter-Handbuch. Die Themen: Wahrnehmung schulen, eigene Bedürfnisse besser kennen, Arbeitsumgebung gestalten, Ventile für Stress und Überforderung finden, Angst vor Stellenverlust bewältigen. Laufbahn-beraterin und Autorin Regula Zellweger stellt unzählige Checklisten und Tools zur Verfügung.
Das Buch leitet Leserinnen und Leser Schritt für Schritt dazu an, eine neue Haltung zu entwickeln und entsprechend zu handeln. Geeignet für alle Berufstätigen — vom Angestellten bis zum Abteilungsleiter —, die ihre Arbeitszufriedenheit erhöhen wollen.
Jobwohl — zufrieden am Arbeitsplatz144 Seiten, broschiert, 1. Auflage 2010ISBN 978 3 85569 434 1
Stress und Frust Adieu!SAGEN SIE
Wissen, was wichtig ist.
INS_Books_208x138_02_10.indd 1 22.4.2010 11:13:57 Uhr
eintauschaktion: mein Altes ist mein Neues!
Seit dem 28. Mai 2010 tritt die Orell Füss-
li Buchhandlungs AG neu auf. Was der neue
Slogan «mein Buch» bedeuten kann, zeigt eine
grosse Aktion im Juni: Wenn Sie einen alten
Roman aus Ihrer Büchersammlung in einer
Filiale von Orell Füssli abgeben, erhalten Sie
20 Prozent Rabatt beim Kauf eines neuen Ro-
mans. So sorgt Orell Füssli für frischen Wind in
Ihrer persönlichen Büchersammlung – und für
100 Prozent Leselust. Also: Ein altes Buch, das
Sie nicht mehr haben wollen, zu Orell Füssli
bringen – und ein neues Buch mit 20 Prozent
Rabatt erstehen. Orell Füssli wird die alten Bü-
cher zugunsten eines guten Zwecks verkaufen
– und «books» wird darüber berichten.
Orell Füssli hat auch die Bookpoints-Karte neu gestaltet. Die alten Karten sind natürlich weiterhin gültig – neu sogar bei einkäufen auf www.books.ch, der Online-Buchhandlung von Orell Füssli.
Buchtipps
32 – books – Mai 2010
Die Königin kommt – und das Dorf in den Niederlanden steht Kopf. Mit-
tendrin im Trubel dieses Junitages 1969 ist die Familie Kaan. Zwei Söhne
schwenken Fähnchen, der kleinen Tochter streicht Königin Juliana per-
sönlich über die Wange.
40 Jahre später ist es ruhig geworden auf
dem Hof der Kaans. Drei Generationen
leben jetzt hier. Vieh gibt es ausser dem
Stier und dem Hofhund keines mehr. Die
fünfjährige Dieke wundert sich. Was vor
40 Jahren dem Leben ihrer Familie eine
andere Richtung gegeben hat, offenbart
sich dem Leser erst nach und nach.
In «Juni» erzählt Gerbrand Bakker von
einer Familie, deren Mitglieder alle auf
ihre Weise versuchen, mit der Erinne-
rung umzugehen.
303 seiten
CHF 34.90
suhrkamp
IsBN 978-3-518-42139-0
JuniGerbrand Bakker
2009 wurde in einem der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Teil des Max-
Frisch-Archivs in Zürich das Typoskript eines bisher unbekannten Werks
des Autors gefunden: 184 Seiten, von Frisch auf Tonband diktiert, von
seiner Sekretärin in die Maschine getippt. Der Autor hatte auf der Titel-
seite notiert: «Tagebuch 3. Ab Frühjahr
1982».
Max Frisch lebte zu dieser Zeit mit sei-
ner damaligen Lebensgefährtin Alice
Locke-Carey in New York. Die USA, der
Kalte Krieg, das belastete Verhältnis zur
jüngeren Frau und der Krebstod eines
Freundes: Wie die beiden legendären,
1950 und 1972 erschienenen Tagebü-
cher verzeichnet auch dieses Tagebuch
Augenblicksnotizen neben reflexiven
Passagen.
213 seiten
CHF 31.90
suhrkamp
IsBN 978-3-518-42130-7
Entwürfe zu einem dritten Tagebuch Max Frisch
Steve hat sich scheiden lassen und führt an der Küste von North Caro-
lina ein ruhiges Leben. Seine Tochter Ronnie hat ihm die Trennung von
der Familie nie verziehen, und es passt ihr gar nicht, dass sie die Ferien
bei ihm verbringen soll. Dann lernt die 17-Jährige Will kennen und ver-
liebt sich in ihn – aber die Liebe steht
unter keinem guten Stern. Ausgerech-
net bei ihrem Vater findet Ronnie Trost.
Doch ehe es zur Versöhnung zwischen
den beiden kommt, offenbart er ihr ein
schreckliches Geheimnis, das ihr gänz-
lich den Boden unter den Füssen weg-
zureissen droht.
Auch der neueste Wurf des Bestseller-
Autors Sparks wurde bereits verfilmt –
mit Hannah-Montana-Darstellerin Miley
Cyrus.
544 seiten
CHF 35.90
Heyne
IsBN 978-3-453-26652-0
Mit dir an meiner Seite Nicholas Sparks
Dr. Siri, der dickköpfige und brillante Leichenbeschauer von Laos, muss
in die Provinz: Ein bizarrer Fund sorgt für Unruhe in einer abgelegenen
Bergregion. Nach einem Erdrutsch ragt ein mumifizierter Arm aus einem
frisch verlegten Betonpfad. Da der fragliche Weg zum neuen Domizil
des Präsidenten führt, ist er geradezu
ein Nationaldenkmal. Folglich soll Siri
schnell und diskret herausfinden, wa-
rum hier offenbar ein Mann lebendig
begraben wurde. Mit seiner Assistentin
Dtui kommt Dr. Siri einer Geschichte von
Liebe, Magie und Rache auf die Spur.
Der dritte Roman aus der einzigartigen
Krimiserie, die bereits mit dem «Dagger
in the Library» und dem «Dilys Award»
ausgezeichnet wurde.
320 seiten
CHF 32.90
manhattan
IsBN 978-3-442-54665-7
Totentanz für Dr. Siri Colin Cotterill
books – Mai 2010 – 33
ein junger Orell-Füssli-mitarbeiter prä- sentiert Neuerscheinungen und Ge-heimtipps aus dem Fantasy-Genre: Bücher für alle, die sich gern in fremde Welten entführen lassen.
Aufzeichnung: Marius Leutenegger
Das erste Buch, das ich allen Fantasy-Fans empfehle, wird in diesem Jahr vermutlich ein grosser Renner: «rune der Knechtschaft» von Ange Guéro. Es handelt sich dabei um den ersten Teil der Trilogie «Die Legende von Ayesha»; die beiden anderen Teile erscheinen bis Juli 2010. Die Trilogie erzählt einen My-thos der klassischen Art, der in einem ara-bisch angehauchten Raum spielt: Das «Tür-kisvolk» hat seine Anführer verloren und ist in Knechtschaft anderer Völker geraten. Ma-rikani aus dem früheren Königsgeschlecht will das Türkisvolk befreien. Gemeinsam mit einer Gruppe von Helfern reist sie von Land zu Land, um ihre Leute wieder zu vereinen. In «Rune der Knechtschaft» gibt es viel Ma-gie, aber keine Drachen, Orks oder Vampire.
Das gefällt mir, denn ich finde, die Fabelwe-sen haben in den letzten Jahren im Fanta-sy-Bereich überhand genommen. Was das Genre einst gross machte – die mystischen Geschichten –, ging immer stärker verloren. In mancherlei Hinsicht erinnert «Rune der Knechtschaft» an die Trilogie «Herr der Ringe» von J.R.R. Tolkien: Eine Gruppe zieht durch eine für sie feindselige Welt, muss immer neue Prüfungen bestehen und wird dabei immer kleiner. Es gibt aber auch gewichtige Unterschiede zwischen der klas-sischen und der neuen Trilogie. Während «Herr der Ringe» recht langatmige Stellen hat, gibt es bei «Rune der Knechtschaft» fast pausenlos Action. Das hat Vor- und Nachtei-le: Tolkien nutzte die Handlungspausen, um uns die Welt näher zu bringen, in der seine Geschichte spielt. Bei den Guéros – hinter dem Namen steht das Ehepaar Anne und Gerard Guéro – bleibt kaum Zeit für solche Beschreibungen. Die Welt des Türkisvolks erscheint einem daher manchmal etwas rät-selhaft; ich hoffe, dass die Fortsetzungen mehr Hintergrund liefern. Sollten die beiden
nächsten Bände tatsächlich Klarheit schaf-fen, dann ist «Die Legende von Ayesha» eine Super-Trilogie. Beim Lesen des ersten Teils wird es einem jedenfalls während kei-ner Sekunde langweilig. Gut gefällt mir, wie die Magie eingesetzt wird – und faszinierend finde ich die Umgebung, in der alles spielt. Ich denke, dieses Buch eignet sich für alle Fantasy-Freunde, für männliche und weib-liche: Die Hauptperson ist zwar eine Frau, erzählt wird die Geschichte aber aus Sicht eines Mannes, der von Marikani vor dem Ertrinken gerettet wurde.
Ertrinken – das spielt auch im zweiten Buch, das ich vorstelle, eine gewisse Rolle: «Der Fürst des Nebels» von Carlos ruiz Zafón. Die Geschichte spielt 1943 in einem nicht genannten Land, das ich als Grossbritanni-en identifizieren würde. Die Familie Carver flüchtet vor dem Krieg aufs Land. In einem Küstendorf kauft sie einem Arzt ein Haus ab, das dieser unbedingt loswerden will – denn sein Sohn ist im Meer gleich vor dem Haus ertrunken und seine Frau ebenfalls hier ge-
Fantastisch!
34 – books – Mai 2010
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Dieses mit der Schweizer Silberlorbeeren Medaille aus-gezeichnete Buch stellt eine wunderschöne Auswahl süsser Gaumenfreuden vor: klassische und neue, cremige und fruchtige, eisgekühlte und warme Desserts. Die klaren und detailgenau beschriebenen Rezepte sorgen für perfektes Gelingen, die grosszügigen Bilder machen die Vorfreude auf die süssen Genüsse doppelt so gross.
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books – Mai 2010 – 35
Fantastisch!
Fernando Obieta
Der St. Galler Fernando Obieta, 20, steht im
dritten Jahr seiner Buchhändler-Lehre. «Ich lie-
be das Lesen – und liebe es noch mehr, Bücher
zu empfehlen», begründet er seine Berufswahl.
«Am liebsten würde ich die Bücher, die mir ge-
fallen, jedem gratis in die Hand drücken.» Als
Kind habe er nie «Die drei Fragezeichen» und
solche Bücher gelesen, sondern von seinem
Vater gleich die Science-fiction-Romane von
Isaac Asimov vorgesetzt bekommen. «Dann
stieg ich auf Fantasy um – und heute lese ich
vor allem Belletristik, denn im Fantasy-Genre
sind in letzter Zeit nur wenige gute neue Bü-
cher erschienen. Die neue Trilogie von Ange
Guéro bildet da eine gewichtige Ausnahme.»
storben. Die Atmosphäre im Dorf, das im-mer unter einer dicken Nebendecke liegt, ist sehr unheimlich. Der 13-jährige Max Carver streift trotzdem umher und spürt, dass hier manches nicht stimmt. Schliesslich erfährt er von einem Mythos: Vor etwa 30 Jahren ken-terte vor dem Dorf ein Schiff. Einziger Über-lebender war ein Ingenieur, der dem Dorf zum Dank für seine Rettung einen Leucht-turm baute. Die Leute im Dorf behaupten: Der Sturm, der seinerzeit das Schiff zum Kentern brachte, sei vom Fürst des Nebels entfacht worden. Max vermutet, der Fürst sei eine Person, die im Dorf lebt. Er erfährt immer mehr über diese Gestalt: Sie erfüllt ei-nem Wünsche – zu einem sehr hohen Preis. Es heisst, das Schiff sei nur gekentert, weil sich die Leute im Dorf einen Leuchtturm ge-wünscht hätten. Max findet schliesslich die Wahrheit heraus... «Der Fürst des Nebels» ist eigentlich ein Ent-wicklungsroman: Max steht an der Schwel-le zur Pubertät, er verliebt sich zum ersten Mal und lernt, was Liebe wirklich heisst. Es kommen nur wenige Figuren vor, aber das
macht überhaupt nichts: Die Hauptrolle in diesem eher kurzen Roman spielt die extrem unheimliche Atmosphäre, die unheilschwan-gere Stimmung. Carlos Ruiz Zafón ist heute ein sehr erfolg-reicher Jugendbuch-Autor. «Der Fürst des Nebels» war sein erster Roman; er schrieb ihn bereits 1993. Das Buch war schon ein-mal auf Deutsch erschienen, allerdings in einer sehr schlechten Übersetzung. Jetzt ist es neu übersetzt worden – und zeigt dabei alle Qualitäten des Originals. Die Sprache ist beeindruckend: Sie verändert sich jeweils einen Tick, je nachdem, ob die Atmosphäre beschrieben oder die Handlung vorangetrie-ben wird. In seinen anderen Büchern schreibt Zafón viel subjektiver als hier; in «Der Fürst des Nebels» nimmt er eine eher neutrale Po-sition ein und überlässt uns Lesenden viel Interpretations-Spielraum. Das führt meines Erachtens dazu, dass dieses Buch eine sehr breite Leserschaft ansprechen kann: Jeder liest es wohl ein bisschen anders.
Fantasy-Fans empfehle ich noch zwei weite-re Bücher, die schon etwas älter sind, aber in jede Sammlung gehören. «Das Amu-lett von samarkand» ist der erste Teil der Bartimäus-Trilogie von Jonathan stroud. Er spielt im heutigen Grossbritannien. Ne-ben den gewöhnlichen Menschen gibt es die Kaste der Magier; diese können zwar nicht selber zaubern, aber Dämonen beschwören und versklaven. Der Nachwuchs-Magier Nathanael ist erst zwölf Jahre alt und darf deshalb noch keinen Dämon beschwören; er setzt sich aber über das Verbot hinweg und holt den Dschinn Bartimäus zu sich. Dum-merweise ist das ein sehr vorwitziger und schlauer Dämon. Bartimäus kann sich von Nathanael befreien, steht ihm aber trotzdem zur Seite, weil er auf diese Weise viel Hum-bug treiben kann. Das Buch ist aus zwei Perspektiven geschrieben – aus der aber-witzigen von Bartimäus und der rationalen von Nathanael. Jonathan Stroud hat uns mit «Das Amulett von Samarkand» einen wun-derbaren Auftakt zu einer Trilogie der etwas anderen Art beschert.
Noch besser gefällt mir «Gevatter Tod». Autor Terry pratchett ist der Schöpfer der «Scheibenwelt» – einer bizarren Welt, über die er bislang rund 40 Romane verfasst hat. Man kann diese Romane in beliebiger Reihenfolge lesen, «Gevatter Tod» ist aber ein guter Auftakt. Der Plot: Der 16-jährige
Die Legende von Ayesha: rune der KnechtschaftAnge Guéro395 seitenCHF 24.90penhaligon
Die Legende von Ayesha:pakt der KönigeAnge Guéro400 seitenCHF 24.90penhaligon
Die Legende von Ayesha:Volk der Verbannten (erscheint Juli 2010)Ange Guéro400 seitenCHF 24.90penhaligon
Der Fürst des NebelsCarlos Ruiz Zafón300 seitenCHF 29.90Fischer Taschenbuch
Bartimäus 01 – Das Amulett von samarkandJonathan Stroud544 seitenCHF 19.90Blanvalet
Gevatter TodTerry Pratchett329 seitenCHF 18.90piper
Mortimer wird Lehrling des Todes, der sei-nen Job gründlich satt hat und endlich ein gewöhnliches Leben führen will. Doch der Tod hat leider keine Seele und kann sich nicht einmal richtig betrinken. Und Morti-mer ist als Todeslehrling völlig unbegabt; er verliebt sich in eine Prinzessin, die er sterben lassen sollte, und richtet damit ein unheimli-ches Chaos an. Terry Pratchetts Bücher sind ein exzellen-tes Beispiel für schwarzen britischen Gal-genhumor. Seine Scheibenwelt ist ein völlig verdrehter Ort. Sie besteht aus einer grossen Scheibe, die von vier Elefanten getragen wird, die wiederum auf einer riesigen Schildkröte stehen. Die Wissenschaftler der Scheiben-welt behaupten natürlich, ihre Welt sei eine Kugel... Pratchett schreibt mit viel Wortwitz. Glücklicherweise ist die Übersetzung des Buchs sehr gut. Ich habe das Original zwei-mal, die Übersetzung dreimal gelesen – und war jedes Mal neu begeistert.
36 – books – Mai 2010
Fantastisch
Janine Dübendorfer, 17, arbeitet im ersten
Lehrjahr in der Filiale Zürich-Bellevue. Sie
lebt in Zürich und liest regelmässig Fantasy-
Bücher, weil «mir erfundene Welten und Ge-
schöpfe Abwechslung zum Alltag bieten». Ihr
Tipp: «elfenkuss». «Der 15-jährigen Laurel
wachsen eines Morgens erschreckend schö-
ne flügelartige Blütenblätter aus dem Rücken.
Zusammen mit ihrem neuen Freund David
versucht Laurel herauszufinden, was mit ihr
geschieht. Schon bald muss sie sich ent-
scheiden zwischen dem Leben als Mensch
und der Bestimmung zur Elfe. Und zwischen
dem attraktiven David und dem faszinieren-
den Frühlingselfen Tamani mit den grünen
Augen. Vergessen Sie alles, was Sie bisher
über Elfen gehört haben – und lassen Sie sich
in diese bezaubernde und abenteuerliche
Welt entführen...»
elfenkussAprilynne Pike349 seiten CHF 31.90Bertelsmann
Junge mitarbeitende von Orell Füssli geben weitere Tipps:
Katharina Iten, 23, arbeitet am Kunden-
dienst bei Orell Füssli Kramhof an der Zürcher
Bahnhofstrasse. Sie lebt in Dübendorf. Fan-
tasy-Bücher liebt sie, weil «die Geschichten
in einer anderen Welt spielen, aber meistens
sehr realistisch klingen – und weil sie fast
immer ein Happyend haben». Sie empfiehlt:
«Der Drachenbeinthron». «Der ungeschick-
te Simon ist ein Träumer und lebt als Küchen-
junge auf der Königsburg. Dann nimmt ihn
der Zauberer Doktor Morgenes unter seine
Fittiche. Simon hat die verhängnisvolle Gabe,
sich überall auf der Burg zu verstecken, um
der Arbeit aus dem Weg zu gehen. Und so
entdeckt er eines Tages den verschollenen
Prinz Josua; der Bruder des Königs wird im
Kerker der Burg gefangen gehalten.
Simon und Doktor Morgenes verhelfen dem
Prinzen zur Flucht. Das kostet den Doktor
das Leben und wirft Simon aus seinem un-
behelligten Küchenjungendasein hinaus in
die aufregende und gefährliche Welt von
Osten Ard. Allmählich begreift Simon, dass
schreckliche Dinge im Gang sind – und dass
sein König unter dem Bann des furchtbaren
Sturmkönigs Ineluki steht.
Ein Feuerwerk, das kein Fantasy-Leser, der
etwas auf sich hält, verpassen darf. Nichts
wie los in die nächste Buchhandlung!»
Das Geheimnis der grossen schwerter 01 Der DrachenbeinthronTad Williams975 seiten CHF 43.90Klett Cotta
Amos König, 18, arbeitet im zweiten Lehrjahr
in der Filiale Kramhof Zürich. Er ist ein enthu-
siastischer Leser fantastischer Geschichten.
Sein aktueller Tipp: «metro 2033». «Das Buch
erzählt die Geschichte des jungen Artjom, der
in der Moskauer Metro eine seltsame und zu-
gleich spannende Odyssee erlebt. Die Metro
ist in Dmitry Glukhovskys Erstlingswerk einer
der wenigen Orte, an denen nach der nukle-
aren Katastrophe noch Menschen leben. Art-
jom muss sich von seiner Station auf die an-
dere Seite der Metro durchschlagen. Seinen
Irrweg kreuzen allerlei seltsame Gestalten
und kauzige Persönlichkeiten. Ideologische
Fanatiker wie die ‘Rote Linie’ und das ‘Vierte
Reich’ haben sich in der Metro ausgebreitet
und machen Artjom das Leben schwer. Das
Buch besticht vor allem durch seine Atmo-
sphäre, die abgedrehten Charaktere und den
absolut perfekt in die Geschichte eingewobe-
nen Ort, die Metro – sie ist neben Artjom stille
Hauptperson.»
metro 2033Dmitry Glukhovsky784 seiten CHF 26.90Heyne
Buchtipps
books – Mai 2010 – 37
1952 wanderte Patrick Leigh Fermor in das bitterschöne Land der Mani-
oten bis an den südlichsten Zipfel des Peloponnes. Hier, in der Mani, ging
er auf Spurensuche nach uralten Bräuchen und Gepflogenheiten: Die aus
dem Stegreif gesungene Totenklage, bei der sich die Sängerin die Haa-
re rauft, scheint zum Beispiel direkt aus
dem mythischen Altertum zu stammen.
«Es gibt kaum einen Fels oder Bach,
zu dem es keine Schlacht und keinen
Mythos gibt, kein Wunder, keinen Aber-
glauben, keine Geschichte... Meine
Streifzüge durch Griechenland gelten
den entlegensten Landstrichen, denn
dort findet man, wonach ich suche»,
sagt der Autor. Und was er findet, das
sind Leckerbissen der Reiseliteratur.
480 seiten
CHF 39.90
Doerlemann
IsBN 978-3-90877-752-6
Mani Patrick Leigh Fermor
Barrikaden, Bohème und Libertinage – keine Frage: Paris ist die Stadt
der Revolten. Als im Mai 68 die Studenten auf die Strasse gingen, errich-
teten sie Barrikaden – und griffen damit auf eine alte Pariser »Erfindung«
zurück. Revolutionäre wie Karl Marx, Rosa Luxemburg, Ho Chi Minh lies-
sen sich vom Genie der Stadt anregen.
Sie debattierten in Cafés, trafen Künst-
ler, die für Unruhe sorgten: Émile Zola,
Simone de Beauvoir, André Breton und
viele andere.
Dieser ungewöhnliche Stadtführer lädt
ein zu Streifzügen durch die Arrondis-
sements, dorthin, wo Rebellinnen und
Revolutionäre diskutierten und agitier-
ten, wo sie schrieben und malten, wo
sie lebten und starben.
Aus dem Französischen von Barbara Heber-SchererMit Fotos von Silvia Luckner und zahlreichen histori-schen Abbildungen
400 seiten
CHF 49.90
rotpunktverlag
IsBN 978-3-85869-418-8
Paris – Stadt der Rebellen Ramón Chao und Ignacio Ramonet
Wellendingen im Südschwarzwald. Alles scheint in bester Ordnung – bis
eines Morgens der Strom ausfällt. Der Verkehr bricht zusammen, Tele-
fone und Computer stehen still, Kühlschränke verweigern ihren Dienst.
Der wirksamste Computervirus, der je ersonnen wurde, schleudert die
Welt zurück ins Mittelalter. Als der ers-
te Jumbojet vom Himmel fällt, dämmert
der Dorfgemeinschaft, dass nichts mehr
so sein wird, wie es einmal war. Jeder
ist sich plötzlich selbst der Nächste. Für
Eva und Hans Seger beginnt ein Überle-
benskampf, auf den sie niemand vorbe-
reitet hat. Der Weg nach Hause zu ihrer
Tochter Lea entpuppt sich bald als Trip
durch die Hölle...
848 seiten
CHF 27.90
ullstein Taschenbuch
IsBN 978-3-548-28251-0
RattentanzMichael Tietz
Wenn er jemals einen Namen gehabt hatte, so hatte er ihn vergessen.
Wenn er jemals Eltern gehabt hatte, so erinnerte er sich nicht an sie.
Wenn er jemals geboren worden war, so wusste er nicht mehr, wann:
Ein Mann ohne Namen. Ein Hammer in seiner Faust. Ist es Mjölnir, die
sagenumwobene magische Waffe? Ein
Rudel geifernder Wölfe im peitschenden
Schnee. Der riesige weisse Wolf, der ihn
vor dem Rudel rettet, ist Fenrir – dessen
ist sich der Mann sicher. Ein Blitz, der
die Wolken zerreisst, und ein Grollen
von Donner in der Ferne.
Wer ist dieser Mann? Ist er wirklich
Thor, der Gott des Donners? Und ist er
gekommen, die Menschheit zu retten –
oder sie zu vernichten?
864 seiten
CHF 35.90
Lübbe Hardcover
IsBN 978-3-7857-2392-0
ThorWolfgang Hohlbein
38 – books – Mai 2010
ten zu sich, sondern als eine Art Ersatztoch-ter. Maria lebt nun bei der Frau, die sie ihre Tante nennt. Bald merkt sie, dass die Tante in der Nacht manchmal verschwindet. Erst im Alter von etwa 15 Jahren findet Maria heraus, dass die Tante eine so genannte Ac-cabadora ist: jemand, der Sterbenden zu sterben hilft.
books: Gibt es solche Frauen in Sardinien tatsächlich?p.m.: Das weiss man nicht genau. Barbara Imboden (B.I.): Man erfährt nur am Rande, was die Tante tut: Sie betäubt die Sterbenden und erstickt sie. Auf diese Weise hilft sie auch einem 23-Jährigen, aus dem Leben zu scheiden. Als Maria erfährt, was geschehen ist, kann sie das nicht ertra-gen und geht weg. Zwei Jahre lang arbeitet sie in Turin als Kindermädchen. Dann wird sie zurückgerufen, weil es der Tante sehr schlecht geht. Maria pflegt die Tante, deren Lebensfaden immer dünner wird, die aber einfach nicht sterben kann. Allmählich be-greift Maria: Was die Tante machte, war vielleicht doch nicht so verwerflich.
books: Sterbehilfe ist in Italien, der Heimat der Autorin, ein sehr emotionales Thema. Vor einem Jahr kam es wegen des Falls ei-
Kaffeepause
Was machen zwei Buchhändlerinnen in der Kaffee pause? sie trinken Kaffee – und plaudern über Bücher. books hat sich im «starbucks» der Filiale Belle-vue zu den Orell-Füssli-mitarbeiterin-nen patrizia melaugh und Barbara Im-boden gesetzt.
Aufzeichnung: Marius Leutenegger
books: Drei Bücher liegen vor uns...patrizia melaugh (p.m.): Beginnen wir doch mit dem wunderschönen «Accabado-ra» der sardischen Schriftstellerin Michela Murgia. Die Geschichte spielt in Sardinien: Das Mädchen Maria ist die jüngste von vier Töchtern. Ihr Vater ist tot, die Schwes-tern sind schon fast erwachsen, Maria steht der Mutter eher im Weg. Eine ältere allein-stehende Frau wird auf diese Situation auf-merksam und fragt die Mutter, ob sie Ma-ria als ihre «Fill‘e anima» aufnehmen dürfe, als ihre Herzenstochter. Marias Familie ist so arm und das Angebot der Frau so gut, dass die Mutter nicht nein sagen kann.
books: Maria ist also so etwas wie ein Ver-dingkind?p.m.: Die Frau holt Maria nicht zum Arbei-
ner Komapatientin, die sterben sollte, bei-nahe zur Staatskrise. Ist das Buch in die-sem Zusammenhang zu sehen? p.m.: Sterbehilfe wird nicht plump oder vordergründig thematisiert; uns Lesenden wird keine Weisheit eingelöffelt. In erster Linie handelt das Buch vom Leben auf Sardinien. Mir gefällt, wie subtil mit dem schwierigen Thema umgegangen wird, wie sorgfältig alles beschrieben ist – zum Bei-spiel die Dorfgemeinschaft oder das Ver-hältnis der beiden Frauen zueinander. B.I.: Ich bin vom Buch ebenfalls sehr ange-tan; ich finde es sprachlich sehr schön, fast poetisch.
books: Für wen eignet sich dieses Buch?B.I.: Für alle, die eine gute Sprache schät-zen. «Accabadora» ist kein Unterhaltungs-roman. Das Buch hat mich übrigens an die Werke der sardischen Autorin Milena Agus erinnert und wird sicher allen gefallen, die schon deren Bücher kennen.p.m.: Es ist aber viel besser!B.I.: Ja, aber die Bücher von Milena Agus haben mir auch schon gut gefallen. p.m.: «Accabadora» hat mehr Inhalt, Tiefe und Charakter. Doch, ich bin richtig begeis-tert von diesem Buch. Der Kontrast zwi-schen den Hauptfiguren ist wunderschön: Das Mädchen ist hell, die Tante zwar lieb, aber eher dunkel... diese Buch wird sicher vielen gefallen.
books: Bereits auf sehr grossen Anklang gestossen ist das zweite Buch auf unserem Tisch: «Ein Jude als Exempel» von Jacques Chessex. Der erfolgreiche Westschweizer Autor verstarb im vergangenen Jahr. Das französische Original dieses Buchs wurde bereits 33‘000 Mal verkauft.B.I.: Das ist ein happiges Buch! Er erzählt eine wahre Begebenheit aus Payerne. Jac-ques Chessex ist in dieser Waadtländer Gemeinde aufgewachsen und war acht Jahre alt, als sich die Geschichte im April 1942 ereignete. Fünf einheimische Juden-hasser und Hitlerverehrer werden von ei-nem ehemaligen Pfarrer dazu angestiftet, einen Juden umzubringen – einfach so. Sie erhalten eine Liste mit Todeskandida-ten und suchen sich einen davon aus. Die Wahl fällt auf den Viehhändler Arthur Bloch. Sie ermorden ihn brutal; das geht einem sehr unter die Haut. Das Grausa-me ist, dass der Viehhändler viele Gele-genheiten zur Flucht hatte. Sie verhandeln
2 Frauen und 3 Bücher
books – Mai 2010 – 39
lesen. Sonst werden solche Ereignisse ja eher vertuscht. p.m.: Darüber hinaus ist das Buch sprach-lich extrem gut, alles wird sehr kraftvoll beschrieben. B.I.: Ja, die Sprache sorgt dafür, dass das Buch schöne Momente hat – man liest es trotz allem gern. p.m.: Das stimmt. Das ist aber dennoch kein Buch, das man jemandem als nettes Geschenk bringt.B.I.: Aber ich empfehle es im Laden allen, die sich für ein solches Thema interessieren könnten. Die meisten Kundinnen und Kun-den sagen zwar, sie wollten nichts mehr vom Zweiten Weltkrieg hören; ich konnte das Buch dennoch schon einige Male ver-kaufen. Ich gebe es vor allem den Stamm-kundinnen, die gute Literatur schätzen.
books: Wir haben jetzt über zwei recht ernsthafte Bücher gesprochen... kommen wir noch zu einem fröhlichen? B.I: Na, fröhlich?p.m.: Das dritte Buch auf unserem Tisch, «Ein ungezähmtes Leben», erzählt von ei-ner starken und mutigen Frau, der Gross-mutter der Autorin. Sie heisst Lily Casey und kommt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA zur Welt. Sie macht einfach al-les Denkbare in ihrem Leben, ist Ranche-rin, Lehrerin... ach, ich weiss gar nicht, wie ich dieses Buch zusammenfassen soll!B.I.: Es passiert so viel!
mit ihm über eine schöne Kuh; dreimal kommt er in den Stall zurück, wo sie ihn ermorden wollen, bis sie sich wirklich ge-trauen, die Tat zu begehen. Sie töten den Händler, zerstückeln die Leiche und ver-senken sie im Neuenburgersee. Dafür er-halten die Mörder 20 bis 30 Jahre Zucht-haus. Der Pfarrer flieht nach Deutschland, wird nach dem Krieg ebenfalls verhaftet und bekommt auch 30 Jahre Zuchthaus. Aufwühlend an diesem Buch finde ich vor allem, dass es einem bewusst macht, wie stark der Antisemitismus in der Schweiz einmal war.p.m.: Man erfährt viel über das allgemeine Klima zu dieser Zeit – und darüber, was alles toleriert wurde. Es gibt eine Szene, in der sich ein Jude bei der Polizei beschwert, weil ihm ins Fenster geschossen wurde. Die Polizisten beschwichtigen nur und fin-den, das sei nicht so schlimm.books: Was löst das Buch aus?p.m.: Es erinnert uns daran, dass Hass-gefühle sehr schnell aufkommen können. Dass die Angst vor Fremden zu schlimmen Taten führen kann. Dass ein friedliches Ne-beneinander sehr fragil sein kann. Es läuft einem kalt den Rücken hinunter, wenn man merkt, was sich hier anbahnt. Ich finde, es braucht immer wieder solche Bücher, die einen daran erinnern, dass man wachsam sein muss.B.I.: Und die einen aufrütteln. Ich fand gut, eine solche Geschichte aus der Schweiz zu
p.m.: Diese Frau ist ein richtiges Original. Auf der Ranch des Vaters lernt sie anpa-cken. Im Alter von zwölf Jahren schmeisst sie die Ranch bereits allein, denn der Vater hat eine Gehbehinderung und die Mutter ist eine Dame, die sich die Hände nicht schmutzig macht. Mit zwölf geht Lily auch erstmals für ein halbes Jahr zur Schule, dann aber kann der Vater das Schulgeld nicht mehr bezahlen – er hat sein ganzes Geld in die erfolglose Zucht von Dänischen Doggen investiert. B.I.: Später wird Lily Aushilfslehrerin. Sie findet eine Stelle in einem weit entfernten Ort und muss 500 Meilen allein durch die Wüste reiten. Du hast Recht, Patricia, es passiert so irrsinnig viel, das kann man gar nicht erzählen – das muss man lesen. Wie sich Lily immer wieder neu aufrappelt... diese Geschichte mit den ersten Autos, für die sie sich sofort begeistert, ihre Liebe zu den Flugzeugen... das Buch endet mit der Geburt der Enkelin, also der Autorin Jean-nette Walls. Sie wollte eigentlich erst ein Buch über ihre Mutter verfassen, aber die fand, sie solle doch über die Grossmutter schreiben, die sei viel interessanter. Ihr eige-nes Leben beschrieb Jeannette Walls bereits in «Schloss aus Glas» – das neue Buch ist also die Geschichte davor.p.m: Diese Lily Casey finde ich sehr fas-zinierend – aber ich glaube, ich wäre ihr wohl lieber nicht begegnet. Sie hätte mich sicher eingeschüchtert.
Kaffeepause
Barbara Imboden, 25,lebt in Luzern und arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale Bellevue. Sie liest selber viel Belletristik, Krimis und Bücher über den Zweiten Weltkrieg. Sie besitzt zwei Katzen.
AccabadoraMichela Murgia173 seiten CHF 32.90Wagenbach
ein Jude als exempelJacques Chessex96 seiten CHF 23.90Nagel & Kimche
ein ungezähmtes LebenJeannette Walls365 seiten CHF 35.90Hoffmann & Campe
40 – books – Mai 2010
B.I: Oh doch, ich hätte sie unbedingt ken-nen lernen wollen!books: Warum soll man dieses Buch lesen?B.I.: Weil es einen richtig hineinzieht in Lily Caseys Welt. p.m.: Hattest du auch das Gefühl, du wärst sofort bereit, mit ihr durch die Wüste zu reiten?B.I.: Ja, ich dachte beim Lesen immer wie-der: Das will ich auch erleben! Plötzlich habe ich zum Beispiel gespürt, dass ich zu wenig in die Natur gehe und die Natur ei-
Kaffeepause
patrizia melaugh, 58, lebt in Schaffhausen und arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale Kram-hof. Sie mag vor allem Bücher aus dem englischen Sprachraum. Ihre zwei Kinder sind bereits erwach-sen. Sie besitzt eine Katze.
gentlich vermisse. Darüber hinaus finde ich, dass das Buch auch eine starke Botschaft hat: dass man sich selber treu sein soll. Wie Lily Casey 1920 auf den Tisch haut, ist schon faszinierend.p.m: Es ist sehr sympathisch, dass sie so offen ist für Neues. Als sie ein künstliches Gebiss erhält, findet sie das ganz toll – das ist wirklich lustig.
books: Ist das ein Buch für alle und jeden?p.m.: Ja, es eignet sich auch für jemanden, bei dem man nicht weiss, was er gern liest. B.I.: Man muss sich aber schon ein bisschen für die Themen und Leute interessieren, die darin vorkommen. Ich weiss nicht, ob ich dieses Buch einem Geschäftsmann empfeh-len würde.p.m.: Dem täte das vielleicht gut!B.I.: Ein bisschen offen muss man schon sein. «Ein ungezähmtes Leben» ist sozusa-gen ein weibliches Cowboy-Buch. Dass es mir wirklich gefallen hat, zeigt schon die Tatsache, dass ich mir jetzt auch das ande-re Buch von Jeannette Walls besorgt habe, «Schloss aus Glas». p.m.: So? Du wirst es nicht glauben – das habe ich mir jetzt auch gekauft!
Bücher fürs Leben.
Der Erlebnisführer · Die 55 schöns -ten Genusstouren für Jung und Alt,für Familien mit Kindern, für Fein-schmecker, kulturell Interessierte usw.144 Seiten · 224 Abbildungen ISBN 978-3-8354-0637-7
CHF
31,90
Das Praxisbuch: die mediterranen Gartentypen – von toskanisch bisgriechisch – mit Pflanzlisten · VielePflanzenporträts · Pflegepraxis.160 Seiten · 190 Abbildungen ISBN 978-3-8354-0624-7
CHF
35,90
Urlaub genießenunterwegs
und zuhause
www.blv.de
«Das Buch hat mich an die Werke der sar - dischen Autorin Mi-lena Agus erinnert und wird sicher allen gefallen, die schon de-ren Bücher kennen.» «Es ist aber viel besser! Es hat mehr Inhalt, Tiefe und Cha-rakter.»
Buchtipps
books – Mai 2010 – 41
Die Auswahl an Wohlfühloasen wird immer unübersichtlicher, das Ange-
bot an Behandlungen ist immens. Der neue Wellnessführer «Spa-Hotels
im Trend» ist eine gute Orientierungshilfe: 50 Hotels in der Schweiz und
im nahen Ausland werden auf jeweils vier Seiten vorgestellt – ausführlich
und kompetent. So lassen sich die An-
gebote mühelos miteinander verglei-
chen. Alle Häuser sind auf ihre Art ein-
zigartig, sei es aufgrund einer speziellen
Anlage, einer exklusiven Behandlung
oder einer eigenen Kosmetiklinie. Ge-
meinsam ist ihnen, dass sie zum Wohl-
befinden beitragen: Sie verwöhnen,
spenden neue Energie und helfen heilen
– wie es die aktuellsten Trends im Spa-
Bereich verlangen.
208 seiten
CHF 39.90
Werd Verlag
IsBN 978-3-85932-637-8
Spa-Hotels im TrendGabrielle Attinger
Nach «Fantastico!» stellt Gino D’Acampo sein neustes Kochbuch «Deli-
zioso!» mit 100 Schlemmerrezepte für die schlanke Linie vor. Er kombi-
niert die leckersten, frischesten und gesündesten Zutaten zu köstlichen
typisch italienischen Rezepten, die man mit bestem Gewissen geniessen
kann - und die sich in der heimi-
schen Küche problemlos zubereiten
lassen. Dabei orientiert sich der ne-
apolitanische Spitzenkoch in «De-
lizioso!» sowohl an den neuesten
ernährungswissenschaftlichen Er-
kenntnissen als auch an den traditi-
onell gesundheitsfördernden Eigen-
schaften der mediterranen Küche.
So purzeln die Pfunde, ganz nach
Ginos Leitmotiv: mit minimalem Auf-
wand und maximalem Genuss!
192 seiten
CHF 39.90
Werd Verlag
IsBN 978-3-85932-639-2
Delizioso!Gino D’Acampo
144 Buchstaben liegen in der Banane, und jeder Spieler erhält davon
einen gewisse Anzahl – verdeckt! Dann geht die fröhliche Wortlegerei los:
horizontal, vertikal oder von links nach rechts. Alles ist erlaubt, solange
es nur einen Sinn ergibt. Wenn ein Buchstabe partout keinen Anschluss
finden will, darf er getauscht werden – gegen drei neue. Um das Wörter-
legen extra herausfordernd zu gestalten, wird nicht in Runden gespielt,
sondern alle versuchen gleichzeitig, ihre Wörter zu platzieren. Gewonnen
hat, wer seinen Buchstabensalat als erster in sinnvolle und richtig
geschriebene Begriffe verwandelt hat. Und dann ist Zeit für
die Revanche.
ab 8 Jahren, für 1 bis 8 spieler
CHF 39.90
Kosmos
eAN 4002051691097
BananagramsRena Nathanson
Sträucher sind wesentliche Elemente eines jeden Gartens. Mit ihren viel-
fältigen Erscheinungsformen, Farben und Strukturen setzen sie Akzente
oder bilden sie die Kulisse für jahreszeitabhängige, farbige Rabatten-
pflanzungen. Da Sträucher langlebige Gartenelemente sind, sollte man
ihre Auswahl, Pflanzung und Pflege
nicht dem Zufall überlassen. Dieser Rat-
geber erleichtert die richtige Auswahl
beim Sträucherkauf. Wer die Standort-
bedingungen sowie die Vorschläge des
Autors berücksichtigt, wird mit einem
interessanten und dauerhaft schönen
Garten belohnt.
216 seiten
CHF 39.90
Delius Klasing
IsBN 978-3-7688-2664-8
SträucherAndrew McIndoe
42 – books – Mai 2010
«Aber verkündige mir und sage die lau-tere Wahrheit: Welche Länder bist du auf deinen Irren durchwandert, und wie fan-dest du dort die Völker und die prächtigen Städte?»
Der Vers stammt aus der «Odyssee» von Homer – und damit aus dem 8. Jahrhun-dert vor Christus. Er belegt: Es war of-fenbar schon immer ein Herzenswunsch neugieriger Menschen, mehr über ferne Länder und deren Bewohner zu erfah-ren.
Daheim bleiben und die ganze Welt sehenReiseberichte erfüllen im Wesentlichen zwei Funktionen. Zum einen dienen sie der Vorbereitung auf eine eigene Reise, zum anderen entführen sie uns in fremde Welten – und können das Reisen selbst da-mit fast schon überflüssig machen. Bücher ermöglichen uns, die abenteuerlichsten Ausflüge zu unternehmen, ohne auch nur einen Fuss vor unsere Haustür zu setzen.
Auch der Verfasser des ersten gedruckten Reiseführers überhaupt, der Basler Hu-manist sebastian münster, war eher Bü-cherwurm denn Zugvogel. Für sein 1544 erstmals aufgelegtes Werk «Cosmogra-phia» – «eine Beschreibung der ganzen Welt mit allem, was darinnen ist» – sam-melte Münster während 20 Jahren das Wissen von 120 Gelehrten und liess de-ren Beschreibungen durch Kupferstecher illustrieren. Weil nicht alle Quellen sehr zuverlässig waren, ist «Cosmographia» weniger ein Abbild der Welt als von den Vorstellungen, die sich die Menschen sei-nerzeit von der Welt machten: Das dicke Buch berichtet von sagenhaften Geschöp-fen, von Menschen, die nur einen riesigen Fuss haben und sich damit auf dem Rü-cken liegend beschatten, von Seeungeheu-ern und Doppelköpfigen. Das alles kam sagenhaft gut an: Die «Cosmographia» erschien bis 1628 in 46 Ausgaben und erreichte die damals schier unvorstellba-re Auflage von 60’000 Exemplaren – das reichte noch heute zum Bestseller-Status.
Die besten reportagen der ZivilisationsgeschichteDie «Cosmographia» findet man in kei-nem Buchladen mehr, allenfalls kann man sich an einer Auktion ein Exemplar zum Gegenwert eines Mittelklassewagens er-stehen. Doch es gibt Alternativen zu die-ser legendären Textsammlung: Letztes Jahr erschien der zweieinhalb Kilogramm schwere, fast 700 Seiten dicke und gross-formatige Prachtband «Nichts als die Welt». Er vereint über 160 «Reportagen und Augenzeugenberichte aus 2500 Jah-ren» – darunter viele, viele Reiseberichte. Herodot schildert seine Begegnungen im Alten Ägypten (450 v. Chr.), Strabo erzählt vom Niedergang der einst blühenden Stadt Babylon (ums Jahr 0), Marco Polo von der Begegnung mit Kublai Khan und Christoph Kolumbus von seinen Gefühlen, als er auf seiner ersten «Indienreise» endlich Land sah. In dieser Anthologie fehlt keiner der grossen Reiseschriftsteller: Mark Twain be-richtet von einer Fahrt durchs Wallis, Gra-ham Greene aus Liberia. Zusammengestellt
Für Bücher-würmer
und Zugvögel
Reiseberichte
Fast alle Bücher führen uns in fremde Welten – reiseberichte tun das meist sogar buchstäblich. ein streifzug durch die Geschichte der reiselitera-tur und durch die riesige Zahl an Neu-erscheinungen ist selber schon fast eine Abenteuerreise.
Text: Marius Leutenegger
Nichts als die WeltReportagen und Augen-zeugenberichte aus 2500 Jahren681 SeitenCHF 143.00Galiani
Reise um die WeltGeorg Forster648 SeitenCHF 170.00Eichborn
FettnäpfchenführerSüdafrikaElena Beis256 SeitenCHF 18.90Conbook Medien
Gebrauchsanweisung für RomBirgit Schönau214 SeitenCHF 26.90Piper
Lesereise BurgundSusanne Pollak130 SeitenCHF 26.90Picus
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books – Mai 2010 – 43
und kommentiert hat die Sammlung Georg Brunold; das Resultat seiner aufwändigen Bemühungen ist nicht nur ein Geschenk für alle, die gern lesen, sondern auch für jene, die schöne Bücher schätzen. mit Forster die Welt erforschenSelbstverständlich ist auch Georg Forster in «Nichts als die Welt» vertreten – mit ei-ner Reportage über Thaiti. Der deutsche Universalgelehrte zählt zu den Pionieren der wissenschaftlichen Reiseliteratur. Zwi-schen 1772 und 1775 nahm Forster an der zweiten Weltumseglung des legendären James Cook teil. Seine Schilderungen dieses Abenteuers ist jetzt wieder unter dem Titel «reise um die Welt» veröffentlicht wor-den. Das Buch gleicht «Nichts als die Welt» fast aufs Haar – ist aber sogar noch etwas schöner, weil es auch die farbigen Natur-zeichnungen enthält, die Forster auf seiner Reise durch die Südsee anfertigte. Darüber hinaus besticht Forsters Werk vor allem durch die plastischen Schilderungen der verschiedenen Völker und ihrer Gebräu-che. Wer tief in die Zeit eintauchen will, als die Welt noch jungfräulich war und je-des Stück Holz, das auf dem Meer trieb, eine neue Entdeckung verhiess, wird dieses Buch nicht mehr aus den Händen legen.
Tourismusförderer Goethe Reisen war bis zu Forsters Zeit das Privi-leg einer verschwindend kleinen Minder-heit – ein Bauer oder Handwerker hatte schliesslich keine Ferien. Allenfalls lag ein-mal im Leben eine Reise nach Santiago de Compostela oder nach Rom drin; viele frü-he Reiseberichte stammen denn auch von Pilgern. Dass sich das Reisen im 19. Jahr-hundert zum Breitensport entwickelte, ist nicht zuletzt Schriftstellern zu verdanken. Jean-Jacques Rousseau formulierte den Ausruf «Zurück zur Natur» und löste un-ter europäischen Intellektuellen einen wah-ren Alpen- und Naturboom aus. Johann Wolfgang von Goethe brachte Italien den Deutschen näher, Lord Byron die Bergwelt den Engländern; die Briten wurden zu Pi-onieren des Alpinismus’ und eroberten die schönsten Alpendörfer. Zeugnis dieser Ent-
wicklung und der Faszination, welche die damals noch fast unbekannten Alpen auf die Reisenden ausübten, legt eine schöne Neuerscheinung ab: «mythos Alpen» von Christian Brandstätter. Der üppige Bild-band, der praktisch ohne Text auskommt, präsentiert kolorierte Glasdiapositive aus der Zeit zwischen 1900 und 1925. Dass sie an Gemälde von Caspar David Fried-rich erinnern, ist wohl kein Zufall: Schroffe Gipfel waren einst gängige Symbole für die Erhabenheit der Natur – und deren Überle-genheit über die Zivilisation.
Baedeker und 1000 NachfolgerAls die Fotos in «Mythos Alpen» geschos-sen wurden, waren Reiseführer schon seit einiger Zeit ein wichtiges Standbein der Buchbranche. Karl Baedeker hatte 1828 den ersten Rheinreiseführer «Rheinreise von Mainz bis Cöln» publiziert – und da-mit das Genre revolutioniert. Neu war, dass die Baedeker-Reiseführer die Touristen mit präzisen Angaben unabhängig von örtli-chen Fremdenführern machten. Mit dem roten Buch in der Hand konnten nun auch Ungeübte in die Welt hinausziehen; Karl Baedeker gilt damit als einer der Väter des Massentourismus. Baedeker-Reiseführer gibt es bis heute, sie haben aber eine riesige Konkurrenz bekommen. Die Floskel «Qual der Wahl» ist in diesem Zusammenhang für einmal angebracht – es gibt für fast jeden Ort dieser Erde Führer in jeder Ausstattung und Preislage.
Was habe ich bloss falsch gemacht?Trotz der unüberschaubaren Menge an bereits veröffentlichten Führern gelingt es findigen Autoren und Verlegern immer wieder, mit ihren Publikationen aus der grossen Masse herauszuragen. Eine unter-haltsame Reihe veröffentlicht zum Beispiel der auf Reiseliteratur spezialisierte Verlag Conbook Medien: Die «Fettnäpfchen-führer». Alle Bände der Reihe folgen dem gleichen Muster: In lockerem Plauderton erzählen Reisende von ihren Kulturkol-lisionen, die sie in den USA, in Grossbri-tannien oder Italien erlebten, zum Beispiel während eines Essens mit Einheimischen.
Reiseberichte
Bericht aus der schaltstelle der reisegesellschaft
ml. Eine Neuer-
scheinung, die sich
aus einer ganz be-
sonderen Perspek-
tive mit dem Reisen
beschäftigt, ist «Air-
port» von Alain de
Botton. Der Schrift-
steller verbrachte
seine Kindheit in Zü-
rich und lebt heute in London. Sein Markenzei-
chen ist die Verwebung von Philosophie und
Alltagsbetrachtungen – mit Leichtigkeit bringt
er seinen Leserinnen und Lesern komplexe
Gedankengebäude näher. «Airport» ist das
Produkt eines ungewöhnlichen Experiments:
Die Firma Grupo Ferrovial, die mehrere Flughä-
fen betreibt, beschäftigte den Schriftsteller als
«Heathrows ersten Writer-in-Residence». Alain
de Botton konnte sich eine Woche lang frei auf
dem Londoner Flughafen bewegen und dabei
Eindrücke für sein Buch sammeln. Heraus-
gekommen ist eine grossartige Beschreibung
einer Welt, die wir eigentlich alle kennen, über
die wir uns aber kaum Gedanken machen: Für
uns mögen Flughäfen Umschlagplätze sein,
bei Botton werden sie zu Kathedralen der Ge-
genwart. Wie er sich in das Universum des
Flughafens einfügt, lässt Bilder des Films «The
Terminal» hochkommen (wir erinnern uns: Tom
Hanks spielt darin einen Osteuropäer, der auf
dem New Yorker Flughafen strandet und den
Terminal aus rechtlichen Gründen nicht mehr
verlassen kann). Alain de Botton ergänzt seine
Beschreibungen mit vielen Gedanken, die man
selber vielleicht auch schon hatte – die man
aber nie so knapp und klar formulieren könnte,
wie er das tut.
AirportAlain de Botton128 seitenCHF 29.90s. Fischer
Grand Canyon und Las VegasFreddy Langer (Hrsg.)156 SeitenCHF 23.90Ellert & Richter
Frankreich – eine literari-sche EntdeckungsreiseChristian Schärf (Hrsg.)220 SeitenCHF 15.90Fischer Taschenbuch
Truman Capote, auf ReisenTruman Capote171 SeitenCHF 25.90Kein & Aber
Die ganze Welt, noch immer da40 Autorinnen und Autoren250 SeitenCHF 25.90Lenos
Asiatische AbsencenWolfgang Büscher158 SeitenCHF 17.90Rowohlt
Laur
ent
Den
imal
44 – books – Mai 2010
Dann folgt ein etwas seriöserer Teil, der sachlich darüber aufklärt, was der Erzäh-ler bei seinem Erlebnis alles falsch machte. Wie dabei Vorurteile teils entkräftet, ziem-lich häufig aber auch bestätigt werden, ist witzig und informativ zugleich. Wer einen solchen Führer gelesen hat, ist wohl dafür gerüstet, eine Reise in einen anderen Kul-turkreis anzutreten – sofern er oder sie dann überhaupt noch will.
Hauptziel: Atmosphäre vermittelnIm Zeitalter des Internets verlieren Reise-führer im Baedeker-Stil wohl an Bedeutung – topaktuelle Tipps und Adressen findet man heute online. Unersetzlich bleiben aber jene Bücher, die uns atmosphärisch auf ein Reiseziel einstimmen und uns auf eine «Lesereise» mitnehmen. Eine ähnliche Reihe wie die «Fettnäpfchenführer» ver-öffentlicht Piper mit seinen «Gebrauchs-anweisungen». Soeben erschienen ist die «Gebrauchsanweisung für rom»; als ty-pischer Vertreter der Reihe ist der Band un-terhaltsam verfasst, voller Anekdoten und Insiderwissen. «Römer unterscheiden sehr wohl zwischen Touristen und Gästen»,
schreibt Autorin Birgit schönau. «Das protestantische Prinzip: Ich zahle, also will ich dafür eine Leistung, funktioniert hier nicht. In Rom sein zu dürfen, meinen die Römer, ist ohnehin unbezahlbar.» Da ha-ben die Römer wohl Recht – was einem spätestens nach dem Lesen dieses vergnüg-lichen Buchs wieder bewusst wird. Auch der Wiener Picus-Verlag bietet eine in jeder Hinsicht eindrückliche Reihe von Reiseberichten an – die «Lesereisen». Es gibt über 160 lieferbare Titel. In der neu-en «Lesereise Burgund» berichtet die Autorin susanne pollak vor allem von persönlichen Erlebnissen und liefert viele kleine Puzzlestücke, die sich am Ende zu einem vielfältigen Gesamteindruck zusam-menfügen. Das Buch macht richtig Lust, die Gegend kennenzulernen – was lässt sich Besseres über einen Reisebericht sagen?
mit Hemingway im BistroEine Erwähnung verdienen auch drei wei-tere attraktive Reihen. Aus dem Verlag Ellert & Richter stammt die Serie «reise-lesebücher». Sie unterscheidet sich von den «Lesereisen» des Picus-Verlags durch
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Beantworten Sie die folgende Frage und geben Sie den Talon in Ihrer Orell Füssli Buchhandlung oder im nächsten STA Travel Shop ab:
Wie heisst die Heimatstadt von Inspektor Wallander?
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Mitarbeiter der Orell Füssli Holding AG und deren Angehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.
Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Anpassungen des Reiseprogramms behält sich STA Travel vor. Abgabeschluss ist der 31. Juli 2010
Ja, bitte schicken Sie mir weitere interessante Reiseangebote von STA Travel mittels Newsletter.
die Autorenvielfalt: Jeder Band kombiniert Beiträge heutiger Reisejournalisten und Texte aus vergangenen Epochen. Die Neu-erscheinung «Grand Canyon und Las Ve-gas» vermittelt damit auch gute Eindrücke von der Zeit, als es in der Gegend noch kei-ne Spieler, dafür aber Indianer und mutige Entdecker gab. Noch einen Schritt weiter geht der Fischer-Taschenbuch-Verlag mit seinen «Literarischen entdeckungsrei-sen»: Die Bücher vereinen ausschliesslich Texte renommierter Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Frankreich wird uns zum Bei-spiel durch Baudelaire, Hemingway, Fonta-ne, Tucholsky, George Sand, Julien Green und viele andere näher gebracht. Der He- rausgeber Christian schärf meint im Nachwort: «Das Problematische jeder An-thologie, die Frage des Weglassens, kommt bei einem solch umfangreichen Thema noch mehr zum Vorschein als bei übersichtliche-ren Gebieten.» Aus Leserwarte kann man ihn beruhigen: Die Auswahl ist sorgfältig und sorgt für viel Lesespass. Einen ganz anderen Ansatz verfolgen die Malik National Geographic Taschenbücher – laut Verlag «die grösste Abenteuerreihe
Reiseberichte
books – Mai 2010 – 45
«Asiatische Absencen» auf jeder Seite – lassen Sie sich vom gespreizten Titel des Buchs bloss nicht abschrecken! Büschers Texte sind sinnlich, spannend, zwischen den Buchstaben dampfen die Düfte dieser Welt. Eine besonders empfehlenswerte Le-seprobe ist sein Bericht über eine Reise zu Schamanen im Himalaya. Wie die Capote-Sammlung ist auch Büschers Buch klein und leicht – und damit der ideale Reisebegleiter für alle, die noch kein E-Book besitzen.
«Warum reisen wir? Auch dies, da-mit wir Menschen begegnen, die nicht meinen, dass sie uns kennen ein für al-lemal; damit wir noch einmal erfah-ren, was uns in diesem Leben möglich sei – es ist ohnehin schon wenig genug!» Max Frisch
Buch ist zum 40. Geburtstag des Basler Le-nos-Verlags erschienen und beschreibt voll Lust das pralle Leben auf unserem Plane-ten. Mit diesem Lesebuch stimmt man sich vielleicht nicht auf eine bestimmte Reise ein – dafür bekommt man wieder einmal einen süffigen Eindruck von der grossen Vielfalt des Lebens, Fühlens und Denkens.
sinnlich, spannend – und erst noch klein genug fürs GepäckDas Problem, Orte nicht mehr mit Verzau-berung anschauen zu können, kennt wohl auch Wolfgang Büscher nicht. Der erfah-rene deutsche Reiseschriftsteller, den man auch aus der «Neuen Zürcher Zeitung» kennt, kann noch überall staunen und sich ganz einer neuen Erfahrung hingeben. Das spürt man in seiner jetzt auch als Ta-schenbuch veröffentlichten Textsammlung
Reiseberichte
Welt, du bist so schön!
ml. Dieses Buch könnte künftige Generationen so staunen lassen, wie wir uns heute über die Stiche in
Münsters «Cosmographia» wundern. «100 einzigartige Orte, die schon bald verschwinden könn-
ten» zeigt in schönen Fotoaufnahmen genau das, was der Titel verspricht: Inseln, die bald untergehen,
Gesellschaften, die verblühen, Naturschauspiele, denen der Klimawandel vielleicht den Garaus macht.
Das Buch kann Reisefieber auslösen und ist eine wahre Pracht – die sich allerdings nicht unbeschwert
geniessen lässt. Denn die klugen Texte und Essays zu den 100 Orten sprechen eine ganz andere
Sprache als die Hochglanzfotografie. Und rufen uns zu: Reist, so lange es sich noch lohnt – denn
vergänglich ist all diese Schönheit!
100 einzigartige Orte, die schon bald verschwinden könntenPaul Arnedal, Ulla Kayano Hoff289 seitenCHF 67.00Knesebeck
der Welt». Veröffentlicht werden in dieser vielfältigen Serie die besten Reiserepor-tagen, die es vermutlich gibt; dafür bürgt das Siegel National Geographic. Im April erschien der Titel «Ararat – pilgerreise eines ungläubigen» des Niederländers Frank Westermann. Der Autor vereint Sachkenntnis, historisches Interesse, Aben-teuerlust und Neugier an Menschen ideal und behandelt sein Thema so grundsätz-lich, dass man sich selber wie Münster füh-len kann, der die ganze Welt kannte, ohne je über seine Heimat hinauszukommen.
subjektiv – und attraktivÄhnliche plastische Eindrücke erhält man auch durch das Büchlein «Truman Capo-te, auf reisen»; es enthält zehn Reporta-gen des 1984 verstorbenen amerikanischen Exzentrikers. Sie sind nicht alle gleich gut, aber alle gut. Auch hier stehen nicht nur Orte, sondern vor allem Begegnungen im Zentrum – mit Mussolinis Witwe, den Ag-nellis oder mit sich selbst. Capote im Text «Nach Europa»: «Es war also richtig, dass ich nach Europa gereist war – und nur, um das Staunen wieder zu lernen. Wenn man eine bestimmte Alters- und Weisheitsgren-ze überschritten hat, wird es nämlich sehr schwer, etwas noch mit Verzauberung an-zuschauen.» Damit haben jene 40 Autorinnen und Au-toren offenbar keine Mühe, von denen man je einen Text in der neuen Anthologie «Die ganze Welt, noch immer da» findet. Das
«mythos Alpen» von Christian Brandstät-ter und Christian H. stifter (Hrsg.), 143 seiten, CHF 49.90, Brandstätter
46 – books – Mai 2010
DVD
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46 – books – Mai 2010
Sherlock HolmesAction
HelenDrama
VerdammnisThriller
Unter Bauern – Retter in der NachtUnterhaltung
CHF 29.90
Keine Altersbeschränkung
eAN: 4010884540291
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Up in the AirKomödie
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Ab 6 Jahren
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Bright Star – Meine Liebe. Ewig.Romanze
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Wenn Liebe so einfach wäreKomödie
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Ab 6 Jahren
eAN: 7613059302860
Blu-ray: 7613059304154
FameMusikfilm
Ryan Bingham (George Clooney)
ist ein passionierter Vielflieger. Sein
Ziel: Der siebte Mensch zu werden,
der als Frequent Flyer die sagen-
umwobene Schallmauer von zehn
Millionen Flugmeilen durchbricht.
Doch dann treten zwei Frauen in
Ryans Leben, die ihm einen Strich
durch die Rechnung machen könn-
ten. Die eine weckt seine Gefühle,
die andere will seiner beruflichen
Vielfliegerei ein Ende bereiten; Ry-
ans Nomadenleben gerät mit einem
Mal aus den Fugen.
Die Liebe zwischen der zwar klu-
gen und schlagfertigen, aber nicht
sonderlich gebildeten Schneiderin
Fanny (Abbie Cornish) und dem
jungen und sehr begabten, aber
auch reichlich schwermütigen Po-
eten John (Ben Whishaw) scheint
zum Scheitern verurteilt. Weder
Johns Mentor noch Fannys Mutter
sind über die Beziehung begeistert
und beobachten sie mit Misstrau-
en. Immer wieder werden Fanny
und John getrennt, doch ihre Lie-
be überdauert – bis John schwer
erkrankt...
Nach über einem Jahrzehnt der
Trennung pflegt die erfolgreiche
Bäckereibesitzerin und Mutter
dreier erwachsener Kinder Jane
(Meryl Streep) eine mittlerweile
freundschaftliche Beziehung zu ih-
rem Ex-Mann Jake (Alec Baldwin).
Doch plötzlich flammen die alten
Gefühle zwischen den beiden wie-
der auf, und es entwickelt sich eine
heisse Affäre. Doch Jake ist wieder
verheiratet. Und dann gerät auch
noch der Innenarchitekt Adam ins
Kreuzfeuer der Romanze.
Die Neuauflage des legendären
Musikfilms erzählt die Geschichte
junger Talente an der New Yorker
School of Performing Arts. Prin-
zessinnen und Ballerinas, Sänger
und Tänzer versuchen, ihren ei-
genen Weg ins Showgeschäft zu
finden. Dieser Weg ist jedoch stei-
nig und steil, gepflastert mit Nie-
derlagen und unvorhersehbaren
Entwicklungen. Doch alle Künstle-
rinnen und Künstler erleben etwas
Ähnliches: Sie finden nach vielen
Umwegen zu sich selbst.
Arthur Conan Doyles weltberühm-
ter Detektiv kehrt auf die Leinwand
zurück, um einen äusserst kniffli-
gen Fall zu lösen. Es geht um ein
mörderisches Komplott, das nicht
weniger als den Untergang des
ganzen Landes zur Folge haben
könnte. Doch Holmes wäre nicht
Holmes, würde er sich des Falls
nicht mit allen zur Verfügung ste-
henden Mitteln annehmen. Bald
muss er handfest mit seinen be-
sonderen Kampftechniken ins Ge-
schehen eingreifen. Ein rasantes
Filmvergnügen!
Helen (Ashley Judd) kämpft um ihr
Leben und um ihre Familie. Denn
sie hat ein Geheimnis, das ihre
heile Welt zu zerstören droht: Sie
hat Depressionen. Verständnis fin-
det sie bei der sensiblen Studentin
Mathilda, die ihr Schicksal teilt.
Zwischen den beiden Frauen ent-
wickelt sich bald eine tiefe emotio-
nale Freundschaft. Am Ende steht
Helen vor einer besonders schwe-
ren Entscheidung – zwischen ihrer
Freundin und ihrem bisherigen
«vollkommenen» Leben.
Als der Pferdehändler Menne mit
seiner Frau Marga und der Tochter
Karin 1943 in den Osten deportiert
werden soll, bietet der alte Kriegs-
kamerad Aschoff Hilfe an. Marga
und Karin leben fortan unter fal-
schem Namen auf Aschoffs Hof,
während Menne von Bauer Pentrop
versteckt wird. Alles scheint gut zu
gehen, bis Marga von einer Wirtin
erkannt wird. Es kommt zu einem
lebensbedrohlichen Drahtseilakt:
Linientreue aus Prinzip – oder
Hochverrat an neuen Freunden?
Mikael Blomkvist erhält Informatio-
nen über eine hochbrisante Story:
Verdiente Amts- und Würdenträ-
ger sollen am Sklavenhandel mit
russischen Frauen beteiligt sein.
Blomkvist recherchiert gemeinsam
mit Lisbeth Salander. Wenig später
wird einer der Hauptverdächtigen
tot aufgefunden; auf der Tatwaffe
werden Lisbeths Fingerabdrücke
entdeckt. Eine gnadenlose Hetz-
jagd beginnt. Grossartiger Thriller
nach dem Bestseller von Stieg
Larsson (siehe Seite 15).
CHF 31.90
Ab 12 Jahren
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Ab 12 Jahren
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Ab 12 Jahren
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48 – books – Mai 2010
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Wettbewerb
Das Literatur-KreuzworträtselUnter den richtigen Lösungen verlosen wir Bücher-Gutscheine: 1. Preis: Fr. 200.–, 2. Preis: Fr. 100.–, 3. Preis: Fr. 50.–, 4. bis 10. Preis: je Fr. 20.–
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Adresse
PLZ / Ort
Bis am 1. Juli 2010 in einer der Orell-Füssli-Filialen in Zürich, Bern, Luzern, Winterthur, Frauenfeld oder bei Rösslitor Bücher in St. Gallen abgeben oder per E-Mail an: [email protected]. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.
books – Mai 2010 – 49
Lesung mit Henning mankell: Der Feind im schatten
Veranstaltung von Orell Füssli in Zusammenar-beit mit dem Tages-Anzeiger und dem Kaufleu-ten. Deutsche Lesung: Axel Milberg. montag, 31. mai 2010, 20 h Kaufleuten, pelikanplatz 18, 8001 Zürich
märlistundenfür Kinder ab 3 Jahrensamstag, 29. mai 2010, 11 hsamstag, 26. Juni 2010, 14.30 hsamstag, 31. Juli 2010, 11 hsamstag, 28. August 2010, 14.30 hOrell Füssli Buchhandlung Luzern, Frankenstrasse 7-9, 6003 Luzern
samstag, 5. Juni 2010, 14 hsamstag, 4. september 2010, 14 hOrell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8022 Zürich
samstag, 26. Juni 2010, 10.30 hsamstag, 31. Juli 2010, 10.30 hsamstag, 28. August 2010, 10.30 hOrell Füssli Buchhandlung Frauenfeld, Bahnhofstrasse 70/72, 8500 Frauenfeld
Join Dave to an hour full of stories, fun and activities.samstag, 5. Juni 2010, 10 hsamstag, 3. Juli 2010, 10 hsamstag, 4. september 2010, 10 hOrell Füssli The Bookshop,Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich
enjoy @ The Bookshop Treat yourself to a home made pie.samstag, 29. mai 2010, ab 11 hsamstag, 19. Juni 2010, ab 11 hsamstag, 24. Juli 2010, ab 11 hTreat yourself to a famous donut.samstag, 26. Juni 2010, ab 11 hsamstag, 28. August 2010, ab 11 hTaste and buy delicious British Cheese.samstag, 10. Juli 2010, ab 11 hOrell Füssli The Bookshop,Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich
Lesung: Best of NackenbeisserLassen Sie sich die gefühlvollsten, üppigsten und blumigsten Szenen aus ausgesuchten Na-ckenbeisser-Romanen in den Ohren zergehen.samstag, 29. mai 2010, ab 14 hOrell Füssli Kramhof, parterreFüsslistrasse 4, 8022 Zürich
Bemale ein T-shirt......zum Thema Wasser und Sommer. mittwoch, 2. Juni 2010, 14 bis 17 hOrell Füssli Westside, Gilberte-de-Courgenay-platz 4, 3027 Bern
Buchpräsentation: Über stock und stein 2…und weiter geht die Pilgerreise von Nik Hartmann und Hündin Jabba. Der Radio- und Fernsehmann enthüllt erneut die verborgenen Reize Schweizer Alltagsgegenden.Freitag 4. Juni 2010, 18 h,Orell Füssli Kramhof, Kaffeebar im 1. stockFüsslistrasse 4, 8022 Zürich
Lesung mit Daniel GermannDer Sportjournalist berichtet vom «Milliarden-Business Sport»Dienstag, 8. Juni 2010, 18 hOrell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8022 Zürich
Krimi-Zeit: spannende Ge-schichten zum rätseln und mitratenDie vier jugendlichen Meisterdetektive Jann, Sherlock, Madleina und Mattia – kurz JSMM-Team – erleben auf ihrer Schweizer Reise rätsel-hafte, verzwickte und geheimnisvolle Dinge. Die Spürnasen lösen die neusten Fälle – und zählen dabei auf die Unterstützung der Zuhörerinnen und Zuhörer! mittwoch, 7. Juli 2010, 15 hOrell Füssli Westside, Gilberte-de-Courgenay-platz 4, 3027 Bern
Bastle deine eigene schultüte......und freue dich auf den ersten Schultag. mittwoch, 4. August 2010, 14 bis 17 hOrell Füssli Westside, Gilberte-de-Courgenay-platz 4, 3027 Bern
Im reich des regenbogen-fischsErforsche mit Autor und Zeichner Marcus Pfister die Welt des Regenbo-genfischs!
mittwoch, 1. september 2010, 15 bis 16 hOrell Füssli Westside, Gilberte-de-Courgenay-platz 4, 3027 Bern
books – Mai 2010 – 49
Veranstaltungen von Orell Füssli
Veranstaltungen
mehr Veranstaltungen und Informationen finden sie auf www.books.ch/veranstaltungen
© L
ina
Ikse
Ber
gman
n
50 – books – Mai 201050 – books – Mai 2010
Es ist so: Wenn ich in den Armen ein Amei-senlaufen spüre, weiss ich, dass mein rech-ter Schläfenlappen aktiv wird. Ich setze mich umgehend hin, schliesse die Augen und höre zu, wie sich mein Bewusstsein lei-se gluckernd ins Nichts entleert. Dieser prä-kreative Vorgang ist angenehm beseeligend. Ist kein einziger Gedanke mehr vorhanden, kann ich sehen, wie meine Hand den Stift ergreift, kann spüren, wie die Sätze zu strö-men anfangen, und ich lasse mich tragen von diesem Strom in eine unendliche dun-kelblaue Zuversicht, Blatt um Blatt. Gar nicht wahr.Es ist so: Ich tippe einen ersten Satz und lö-sche ihn und schreibe ihn neu und lösche ihn und schreibe ihn neu, bis er glüht – dann ist die Geschichte entfacht. Ich bleibe
dran über Stunden, schiebe die Glut hastig von Abschnitt zu Abschnitt, fiebernd fast, vergesse zu essen, zu schlafen, der erhitzte Computer rauscht, und die Seiten fallen knisternd aus dem Drucker. Ich lese sie, zerknülle sie, keine gefällt mir, und morgen geht es von vorne los. Ich tippe einen ersten Satz und lösche ihn und schreibe ihn neu...Gar nicht wahr. Es ist so: Ich habe vor Jahren in London einen kleinen Pelzkragen von Katheri-ne Mansfield ersteigert, den lege ich mir beim Schreiben um. «Wenn ich über Enten schreibe, ich schwöre, dann bin ich selber eine Ente», hat die wunderbare Erzählerin Mansfield gesagt, und diesen Satz zitiere ich laut, bevor ich in die Tasten greife. Der Satz hilft, der Pelz auch: Es gelingt mir ei-nigermassen, präzis zu sein, in meiner Ein-fühlsamkeit knapp zu bleiben, und die tra-gischen Elemente ganz beiläufig einfliessen zu lassen. Gar nicht wahr.Es ist so – und das ist nun wahr: Mein Schreiben hat nichts Zauberhaftes und nichts Fieberhaftes, es ist ganz einfach eine Arbeit, die mir Zeile für Zeile Verschiedenes
Kolumne
Die mehrfach preisgekrönte Autorin Ange-lika Waldis, 60, lebt bei Zürich. soeben ist von ihr ein neuer roman erschienen:
einer zu viel240 seitenCHF 33.90 Kein & Aber
abverlangt. Ich wäge die Wörter: Zu schwer, zu leicht? Ich registriere den Rhythmus der Sätze: Swingt er, schlurft er? Ich beobachte meine Figuren: Tun sie, was sie sollten? Ich rüttle an der Geschichte: Hält sie, wackelt sie? Ich bemühe mich, mir bei Geschwät-zigkeit ins Wort zu fallen. Abgenutzte Re-dewendungen zu entsorgen. Begriffe nicht unbesehen zu verwenden. Bricht das Herz? Ist doch gar kein Knochen. Dastehen wie vom Blitz getroffen? Daliegen wäre logi-scher. Der Koffer wartet aufs Abgeholtwer-den? Nein, Koffer können nicht warten. Schreiben ist ein permanentes Quiz mit sich selbst: Wie überwintert ein Schmetterling? Googeln! Schreibt man Lilliput so? Dudeln! Ist Fingerbeere ein Helvetismus? Karlheinz fragen! Wie hört es sich an, wenn Wasser
auf Wasser fällt? Ausprobieren! Eine gute Gelegenheit, kurz vom Computer abzuhau-en, um dann mutig wiederzukommen in der Hoffnung, das bislang Geschriebene sei gut. Aber schon ist die Verunsicherung wieder da: Kann ich stehen lassen, dass der Him-mel blaufingrig in die Hügel greift? Ja, wa-rum nicht. Kann ich «geistige Verwirrung» mit «Kabelsalat» vergleichen? Nein, weg damit. Löst der letzte Abschnitt Kopfschüt-teln aus? Und soll ich das riskieren? Der russische Lyriker Ossip Mandelstam soll gesagt haben: «Aus guten Gedichten kann man heraushören, wie die Schädelnähte ge-steppt werden.» Das gefällt mir, obwohl ich nicht weiss, warum.Wenn ich so schreiben kann, dass ich es selber gern lesen würde, bin ich zufrieden. Manchmal gelingt es mir. Glück! Manch-mal liegen Text und Absicht nicht genau aufeinander, sind wie zwei leicht verschobe-ne Scherenschnitte. Frust! Und manchmal reden ich und ich gänzlich aneinander vor-bei. Delete! Nach rund zwei Stunden und knapp zweitausend Zeichen – das ist etwa die Hälfte dieser Textlänge – mag ich vor-erst nicht mehr. Die Tube ist leer, die ganze
Schweizer Autorinnen und Autoren erzählen in books, wie sie schreiben. Heute: Angelika Waldis
kreative Paste verstrichen. Am folgenden Tag um die gleiche Zeit mache ich weiter. Schreiben ist wie gesagt eine Arbeit. Eine, die mir gefällt. Am besten gefällt sie mir, wenn ich damit fertig bin.
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THE BOOKSHOPBahnhofstrasse 70, 8001 ZürichThe Number One Address for English Bookswww.english.books.chOrdering ServicePhone 044 211 04 [email protected]
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