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BIM-Leitfaden Digitales Planen und Bauen bei der DEGES Version 1.5 Stand: 07/2019

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  • BIM-Leitfaden

    Digitales Planen und Bauen bei der DEGES

    Version 1.5

    Stand: 07/2019

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    Inhalt

    1. Management Summary .....................................................................................................4

    2. Einleitung ........................................................................................................................7

    2.1 Hintergründe und Ziele der BIM-Methodik ....................................................................7

    2.2 Vorgehensweise .........................................................................................................7

    2.3 Nutzung dieses Leitfadens im Projekt ............................................................................9

    3. Gesamtkonzept IT-Landschaft für die BIM-Methodik ......................................................... 10

    3.1 Prämissen ................................................................................................................ 10

    3.2 Rollenkonzept .......................................................................................................... 16

    3.3 IT-Landschaft .......................................................................................................... 20

    4. Informationsmanagement und Kollaboration ................................................................... 21

    4.1 Grundlagen und Anwendungsfälle .............................................................................. 21

    4.2 Anwendung im Projekt .............................................................................................. 28

    4.3 Software-Empfehlung ............................................................................................... 31

    5. Fachliche Modellprüfung und Modellierung ....................................................................... 34

    5.1 Grundlagen und Anwendungsfälle .............................................................................. 34

    5.2 Anwendung im Projekt .............................................................................................. 35

    5.3 Software-Empfehlung ............................................................................................... 37

    6. Nutzung und Validierung von objektorientierten Modellen ................................................. 40

    6.1 Grundlagen und Anwendungsfälle .............................................................................. 42

    6.2 Anwendung im Projekt .............................................................................................. 46

    6.3 Software-Empfehlung ............................................................................................... 50

    7. IT-Landschaft: Hardware, Server, Netzwerk ....................................................................... 56

    7.1 Bestandserfassung und Kapazitäten der DEGES ............................................................ 56

    7.2 Übertrag der BIM-Rollen in User-Gruppen ................................................................... 57

    7.3 BIM-Collaboration Room ........................................................................................... 59

    7.4 Hardwareoptionen ................................................................................................... 60

    8. Anforderungen an Auftragnehmer und Planer ................................................................... 61

    9. Ausblick .......................................................................................................................... 64

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    1. Management Summary Die Erreichung der Kosten-, Termin- und Qualitätsziele ist für Projektmanager in Planungs-

    und Bauprojekte der Infrastruktur eine zentrale Herausforderung. Hauptursachen für Zielab-

    weichungen sind aus Sicht erfahrener Projektmanager mangelnde Kommunikation, unzu-

    reichendes Projektmanagement und eine dysfunktionale Projektkultur. Dies geht einher mit

    der zögerlichen Einführung digitaler Methoden im Planen, Bauen und Betreiben, obwohl die-

    se in vielen Branchen und im internationalen Bausektor als Schlüsselfaktor für die Zielerrei-

    chung etabliert sind. Die Digitalisierung ermöglicht eine effiziente und transparente Steue-

    rung großer Informationsmengen und legt damit die Basis für eine effektive Zusammenarbeit

    in komplexen Organisationen.

    Die digitale Methode Building Information Modeling (BIM) bietet durch das lebenszyklusori-

    entierte digitale Management aller projektrelevanten Informationen Vorteile für alle Projektbe-

    teiligten. Bauherren, Betreiber und die gesamte Volkswirtschaft profitieren von höherer Quali-

    tät bei gleichzeitiger Kostenoptimierung, Terminsicherheit und die damit möglichen Unter-

    stützungsprozesse. Zugleich wird eine partnerschaftliche Projektarbeit durch die transparen-

    te und digital gestützte Kollaboration befördert. Die Bauwirtschaft kann durch gemeinsame

    Datennutzung effizienter agieren und erhöht ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit.

    Abbildung 1: Strategische Ausrichtung der DEGES auf die Digitalisierung

    Bestärkt durch den BIM-Stufenplan des BMVI sieht sich die DEGES als die treibende Kraft

    bei der Digitalisierung im Straßenbau. Hierfür wird eine ganzheitliche Digitalisierungsstrate-

    gie verfolgt, um die Einführung der BIM-Methodik in allen DEGES-Projekten zu fördern. Die

    BIM-Methodik ist dabei auch Treiber für die partnerschaftliche Zusammenarbeit auf kulturel-

    ler und organisatorischer Ebene der Projekte.

    Die Digitalisierungsstrategie fokussiert bewusst die Projekte im Mittelpunkt, getragen durch

    die Werteziele Kultur in Teamgeist und Partnerschaft, Effizienz durch Digitalisierung und

    Standardisierung sowie Qualität mit Transparenz und Verlässlichkeit.

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 5 von 70

    Abbildung 2: DEGES-Wegweisend für die Digitalisierung im Straßenbau

    Die Projektrealisierung und die verlässliche Erreichung der Projektziele stehen im Zentrum

    der Digitalisierungsstrategie. Diese sollen von einer partnerschaftlichen Projektkultur getra-

    gen werden - sowohl innerhalb der DEGES als auch im Zusammenspiel mit der gesamten

    Baubranche. Qualität und Effizienz werden durch die Etablierung eines transparenten Infor-

    mationsmanagements sowie intelligente Standardisierung und Automatisierung erreicht.

    Die erfolgreiche Anwendung der BIM-Methodik im Sinne der obengenannten Ziele beginnt

    beim Bauherrn und dessen Projektmanagementorganisation. Daher werden in dem vorlie-

    genden Leitfaden die Rollen, Abläufe und Anwendungsfälle der BIM-Methodik in der DEGES

    als Auftraggeberorganisation beschrieben. Zugleich werden Schnittstellen und Anforderun-

    gen im Hinblick auf die Auftragnehmerschaft formuliert und eine leistungsfähige IT-

    Landschaft entworfen.

    In die Entstehung des Leitfadens war eine Reihe operativer Projektmitarbeiter und Füh-

    rungskräfte verschiedener Disziplinen eingebunden. Auf dieser Basis wurden die Anwen-

    dungsfälle der BIM-Methodik innerhalb der DEGES identifiziert und priorisiert.

    Beim Entwurf der Strukturen, Prozesse sowie der IT-Landschaft stand dann stets die Nutzer-

    freundlichkeit und Praktikabilität der Abläufe und IT-Lösungen im Fokus.

    Als Ergebnis liegen ein spezifiziertes Rollenkonzept, konkrete Prozessabläufe und eine Emp-

    fehlung zur IT-Landschaft für die stringente Anwendung digitaler Methoden bei der DEGES

    vor. Künftig wird das Informationsmanagement in einer BIM-Plattform zum Standard, Modelle

    dienen der Kostenstabilität und Modellprüfungen helfen die Planungsqualität zu sichern.

    Kern der Methode ist das modellbasierte Informationsmanagement und die digitale Kollabo-

    ration. Ein CDE – Common Data Environment - dient als gemeinsame Arbeitsumgebung, wo

    das Modell und mit ihm alle projektrelevanten Informationen verfügbar sind. Auf dieser Platt-

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 6 von 70

    form findet auch die modellbasierte Kommunikation zu jeglichen Projekt-Themen statt. Dort

    können Nachrichten, Korrekturen und Hinweise direkt den entsprechenden Bauteilen zuge-

    ordnet, mit Verantwortlichkeiten versehen und auch nachverfolgt werden.

    Die teilautomatisierte Prüfung der Bauwerksmodelle erhöht die Effizienz und Effektivität der

    Qualitätsprüfung. Geometrische Kollisionen, die Verletzung von Parametern der Trassierung,

    Entwässerung, Lichträume und weiteres können über Algorithmen umfassend geprüft wer-

    den. Zugleich ermöglicht die digitale Kollaboration die stringente, digitale Nachverfolgung

    aller Prüfanmerkungen

    Die modellbasierte Kostenrechnung und LV-Erstellung über sogenannte Modelle ist ein wich-

    tiger Beitrag zur Kostenstabilität. Die Ableitung von Mengen aus dem Modell und die Voll-

    ständigkeitsprüfung anhand der Objekte sowie die Möglichkeiten zur Visualisierung sichern

    die Vollständigkeit der ermittelten Kosten- und Leistungspositionen.

    In den nächsten Jahren wird die Standardisierung digitaler Planung und digitalem Bauen

    voranschreiten und deutliche Effizienzgewinne ermöglichen. Zugleich wird die Digitalisierung

    Betriebsphase im Fokus stehen. Durchgängig modellbasierte AVA-Prozesse, digitales Män-

    gelmanagement und ein As-Built-Modell als digitaler Zwilling für den Betrieb und die Instand-

    haltung ermöglichen dann ein lebenszyklusübergreifendes Informationsmanagement.

    Mit ihrem BIM-Leitfaden formuliert die DEGES nach dem smartBIM-Ansatz die relevanten

    Anwendungsfälle der BIM-Methodik für die Praxis im Straßenbau. Das digitale Planen und

    Bauen ist damit prozessual und informationstechnisch für das Projektmanagement der DE-

    GES aufbereitet. Zugleich kann der Leitfaden nach außen als Referenz für weitere Stakehol-

    der im Straßenbau dienen.

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 7 von 70

    2. Einleitung

    2.1 Hintergründe und Ziele der BIM-Methodik

    Der Stufenplan Digitales Planen und Bauen, herausgegeben vom Bundesministerium für

    Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), sieht die schrittweise Einführung von BIM bei der

    Planung und Realisierung großer Verkehrsprojekte vor. Dabei sollen nach einer Vorberei-

    tungsphase bis 2017 und einer anschließenden, noch laufenden Pilotierungsphase, ab 2020

    alle neuen Planungsprojekte des BMVI unter Zuhilfenahme digitaler Methoden (BIM) umge-

    setzt werden. Der klar formulierte Grundsatz vonseiten der Politik lautet: „Erst digital, dann

    real bauen“.

    Die DEGES sieht ein enormes Potential in der Digitalisierung des Baugewerbes. Dabei

    kommt der Methode des Building Information Modeling (BIM) eine zentrale Rolle zu.

    Die Zielsetzung der DEGES für die Digitalisierung des Planens und Bauens in Straßenbau-

    projekten stellt das Projekt in den Fokus. Im Sinne des Projekterfolgs und der projektspezifi-

    schen Ziele, werden in Zukunft Kultur, Qualität und Effizienz weiterentwickelt. Eine partner-

    schaftliche Projektkultur und der Teamgeist sollen das Projekt tragen, während intelligente

    Digitalisierung und Standardisierung die Effizienz erhöhen sowie Transparenz und Verläss-

    lichkeit für eine hohe Qualität sorgen.

    2.2 Vorgehensweise

    Die Basis für die Identifikation der BIM-Anwendungsfälle waren die übergeordneten BIM-

    Ziele in Kombination mit den Anforderungen und Aufgaben der Projektbeteiligten. Mit dem

    Ziel, alle Beteiligten und Stakeholder mit in das Projekt einzubeziehen, aber auch die gesam-

    te Organisation zu verstehen und viele Sichtweisen abzubilden, wurden mit verschiedenen

    Mitarbeitern mit unterschiedlichen Funktionen Experteninterviews geführt; die bestehende IT-

    Landschaft wurde analysiert.

    Als Ergebnis der Experteninterviews wurden der Projektleiter, der Baubevollmächtigte, der

    Projektmitarbeiter und der Qualitätssicherer als die vier wesentlichen Nutzerprofile für BIM

    identifiziert. Für diese stehen wiederum vier Kernanwendungen der BIM-Methodik im Vor-

    dergrund: Informationsmanagement, Planung, Modellprüfung und Planungsbeschleunigung.

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 8 von 70

    Unterhalb der vier Kernanwendungen wurde im Rahmen des Grobkonzepts eine Vielzahl

    konkreter BIM-Anwendungsfälle spezifiziert. Im Sinne einer fokussierten Einführung digitaler

    Methoden nach dem Smart-BIM-Ansatz wurden die folgenden acht Anwendungsfälle priori-

    siert:

    Modellreferenzierung LV-Position

    Transparenz der Kostenänderung

    Modell als einzige Quelle (Single Source of Truth)

    Workflows, u.a. Planfreigabe

    Referenzierung von Dokumenten

    Aufgabenmanagement als BCF-Monitoring

    integrierter Modellviewer

    Modellprüfung per Kollisionen & Algorithmen (bspw. Entwässerungsprüfung)

    Diese priorisierten Anwendungsfälle dienten dann als Grundlage zur Ausarbeitung der Rollen

    und Abläufe in den Kernanwendungen. Parallel dienten Sie als Basis für ein Marktscreening

    möglicher IT-Lösungen. Dabei ließen sich die Anwendungsfälle zu 3 IT-Lösungen clustern:

    Informationsmanagement und Kollaboration

    Fachliche Modellprüfung und Modellierung

    Nutzung und Validierung von Modellen

    Je IT-Lösung wurden Testspezifikationen ausgearbeitet und je drei Software-Lösungen hin-

    sichtlich der Erfüllung der Funktionalitäten sowie der Nutzerfreundlichkeit und Performance

    getestet. Für die Software-Lösungen mit den besten Testergebnissen erfolgte dann eine

    Evaluation zur Umsetzbarkeit mit den Rollen, Abläufen und Softwarelösungen an einem

    praktischen Beispielprojekt..

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 9 von 70

    2.3 Nutzung dieses Leitfadens im Projekt

    Dieser Leitfaden bündelt die Erkenntnisse der DEGES aus BIM-Pilotprojekten und die dar-

    aus resultierenden Anforderungen an die Anwendung digitaler Methoden.

    Für alle die, die für die DEGES - und gleichfalls auch darüber hinaus im Straßenbau - BIM-

    Projekte aufsetzen, finden validierte Vorlagen für die Implementierung des digitalen Informa-

    tionsmanagements sowie die Prüfung von BIM-Modellen und die Nutzung von Informationen.

    Der ganzheitliche Ansatz beschreibt dabei die Rollen, Aufgaben, Abläufe, Modellinhalte,

    Schnittstellen und IT-Lösungen für die Anwendungsfälle aus Sicht der DEGES als Projekt-

    management-Organisation.

    Dieser Leitfaden ist kein verpflichtendes Regelwerk, sondern soll als Richtschnur für die pro-

    jektspezifische Einführung der Methodik des Building Information Modeling dienen. Die kon-

    kreten BIM-Anwendungsfälle, Abläufe und Aufgabenverteilungen sowie IT-Schnittstellen und

    Modellierungsvorgaben können adaptiert werden, dürfen aber auch gerne ergänzt und hin-

    terfragt werden.

    Aufgrund der langen Laufzeit von Infrastrukturprojekten macht auch die Umstellung bereits

    laufender Großprojekte Sinn. Als Zeitpunkt für die Umstellung bietet sich i.d.R. der Wech-

    sel in eine neue HOAI-Leistungsphase bzw. der Beginn eines neuer vertraglichen Leistungs-

    pakets an.

    Dabei ist zu beachten, dass bei der Beauftragung nicht nur die BIM-Anwendungsfälle, son-

    dern auch die Überführung der bestehenden Planungsgrundlagen (Vermessung und Be-

    standsbauwerke, Baugrund- und Umwelt/Lärm-Gutachten) in ein Modell sachgerecht verein-

    bart werden.

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 10 von 70

    3. Gesamtkonzept IT-Landschaft für die

    BIM-Methodik

    3.1 Prämissen

    Bei der Arbeit mit der BIM-Methodik müssen einige grundlegende Prämissen berücksichtigt

    werden:

    der openBIM-Ansatz (produktneutraler Datenaustausch)

    das Teilmodell-Konzept

    die Auftraggeberinformationsanforderungen (AIA)

    die Fortschreibung des BIM-Abwicklungsplans (BAP)

    das BIM-Leistungsbild

    die Vergabekriterien

    das Konzept der Single Source of Truth (SSoT)

    Bei der Entwicklung des Gesamtkonzepts wurde ein produktneutraler Ansatz verfolgt. Dieser

    impliziert die projektinterne Zusammenarbeit auf einer Informations- und Kollaborationsplatt-

    form (Common Data Environment, CDE) sowie den Daten- und Informationsaustausch in

    hersteller- und produktneutralen Softwareformaten wie IFC und BCF.

    Der Kerngedanke dabei ist die softwareunabhängige Zusammenarbeit, die gleichzeitig eine

    konsistente Datenlage gewährleistet.

    Bei den Industry Foundation Classes, kurz IFC, handelt es sich um einen offenen Daten-

    standard zur digitalen Beschreibung von Bauwerksmodellen. Mittels IFC können sowohl ge-

    ometrische als auch semantische Informationen zu Objekten abgebildet werden. Dabei fun-

    giert IFC als Format für die Darstellung von Modellen, nicht für die Bearbeitung dieser. Ver-

    gleichbar ist die Beziehung der Formate PDF und XLS: Eine Tabelle wird als XLS-Datei er-

    stellt, mit Formeln hinterlegt und als PDF exportiert. In der PDF ist zwar nach wie vor die

    Tabelle zu sehen, nicht aber die hinterlegten Formeln. In der IFC ist also keine hundertpro-

    zentige Funktionalität im Hinblick auf eine Weiterverarbeitung oder Veränderung der Daten

    gegeben, sondern sie macht durch das einheitliche Datenformat eine visuelle Zusammenfüh-

    rung von verschiedenen Fachlösungen aus verschiedenen Softwareprogrammen möglich.

    Beim BIM Collaboration Format, kurz BCF, handelt es sich um einen offenen Datenstandard

    zum Austausch von objektassoziierter Kommunikation.

    Das Reporting und Monitoring von aufkommenden Mängeln, Fehlern oder Hinweisen zu

    Bauteilen wird in Form von Issues über die CDE bereitgestellt, unabhängig, in welchem

    Softwareprogramm diese ursprünglich erstellt wurden.

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 11 von 70

    Abbildung 3: IFC und BCF

    Bei der Planung unter Anwendung digitaler Methoden wird der Teilmodell-Ansatz verfolgt.

    Jedes Gewerk, bzw. jeder Fachplaner plant und erstellt sein Modell in seiner bevorzugten

    Softwareumgebung. Nach Fertigstellung des Modells stellt er dieses als IFC-Datei über die

    CDE zur Verfügung. Aufgrund der Softwareneutralität des IFC-Formats kann das Modell mit

    den Modellen anderer Fachdisziplinen kombiniert und daraus ein Gesamtmodell erstellt wer-

    den. Auch der Import der IFC-Dateien in ModelChecker ist somit möglich. Falls zusätzlich

    zum IFC-Format auch native Formate in den AIA gefordert und sinnvoll sind, können auch

    diese in die Planungsabstimmungen mit einbezogen werden.

    Vor allem bei (Infrastruktur-)Großprojekten, welche sowohl eine große Anzahl an Bauwerken

    als auch eine große räumliche Ausdehnung umfassen, macht eine Aufteilung der Planungs-

    abschnitte in Fachdisziplinen und definierte Abschnitte bei der Modellierung Sinn. Damit wird

    eine performante Darstellung in den jeweiligen Autorenwerkzeugen gewährleistet. Ein sol-

    ches Teilmodell stellt eine selektive fachliche und räumliche Ausprägung eines Projektes

    dar. Das bedeutet, dass ein Teilmodell innerhalb eines räumlichen Teilbereichs eine Fach-

    disziplin abbildet. Folgende Abbildung zeigt die Modellherleitung anhand eines Planungsab-

    schnittes der B31.

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    DATENMANAGEMENT, KOLLABORATION UND WORKFLOW

    AUSTAUSCHBARKEIT VON MODELLINFORMATIONEN

    NACHHALTIGE BAUWERKS-DOKUMENTATION

    Detaillierte digitale Informationen zu allen Aspekten eines Bauwerks über den gesamten Lebenszyklus, für Bewirtschaftung, Erweiterung, Um- und Rückbau

    IFC (INDUSTRYFOUNDATIONCLASSES)

    Standardisiertes Datenformat für Geometrie und Meta-Informationen

    BCF (BIM COLLABORATIONFORMAT)

    Standardisiertes Datenformat zur modellassoziierten Kommunikation

    EFFIZIENTERE ZUSAMMENARBEIT

    Effizienzsteigerung durch:• Vermeidung von Mehrfacheingaben• frühzeitige Erkennung von Konflikten• durchgängige Transparenz und Prüfbarkeit• Reduktion von Planungsfehlern

    PROJECT://PROJECTS/B500E8DD-A285-47BA-8D36-

    BBEF03007C94

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    2016-05-06T11:07:07.5232696Z

    TORBEN

    FENSTERÖFFNUNGEN IN FASSADE ÜBERPRÜFEN

    ...

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 12 von 70

    Abbildung 4: Fachliche und räumliche Ausprägung eines Teilmodells

    Ein Fachmodell umfasst die Gesamtheit aller Planungen einer singulären Fachdisziplin über

    alle räumlichen Abschnitte hinweg. In folgender Abbildung ist linksseitig ein Fachmodell als

    gesamthafte Darstellung der Fachdisziplin Überbau zu sehen.

    Ein Abschnittsmodell beinhaltet die Gesamtheit aller fachlichen Planungen innerhalb eines

    definierten räumlichen Abschnitts. Folgende Abbildung zeigt rechtsseitig das exemplarische

    Abschnittsmodell mit allen Fachdisziplinen im ersten Planungsabschnitt.

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    ZUSAMMENARBEIT DER VERSCHIEDENEN LEISTUNGSBILDER

    AUSTAUSCHBARKEIT VON MODELLINFORMATIONEN

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    ZUSAMMENARBEIT DER VERSCHIEDENEN LEISTUNGSBILDER

    AUSTAUSCHBARKEIT VON MODELLINFORMATIONEN

    Fachliche A

    usprä

    gung

    Räumliche Ausprägung

    Teilmodell

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 13 von 70

    Abbildung 5: Linksseitig: Darstellung des Fachmodells Überbau; Rechtsseitig: Darstellung des Abschnittsmodells im ersten Planungsabschnitt

    Das Koordinationsmodell enthält eine Auswahl an Teilmodellen in unterschiedlichen, nicht

    zwingend aktuellen Revisionsständen. Die kombinierten Teilmodelle können unterschiedliche

    fachliche und räumliche Ausprägungen haben.

    Die Zusammenstellung eines Koordinationsmodells ist vor allem nützlich für die sogenannten

    Virtual Design Reviews (VDR), also BIM-Planungsbesprechungen, welche sich auf eine kon-

    krete, selektive Zusammenstellung von Planungs-, bzw. Revisionsständen beziehen. Fol-

    gende Abbildung zeigt linksseitig ein exemplarisches Koordinationsmodell, bestehend aus

    vier Teilmodellrevisionen mit je unterschiedlicher fachlich-räumlicher Ausprägung.

    Ein Gesamtmodell bezeichnet die Gesamtheit aller Teilmodelle in deren jeweils aktuellen

    Revision. Ein Gesamtmodell wird z.B. zum Abschluss einer Projektphase erstellt, um den

    jeweils gültigen Planungsstand aller Fachdisziplinen und räumlichen Abschnitte im Gesam-

    ten zu fixieren. Folgende Abbildung zeigt rechtsseitig das Gesamtmodell B31 als räumliche

    und fachliche Gesamtheit aller aktuellen Teilmodellrevisionen.

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    ZUSAMMENARBEIT DER VERSCHIEDENEN LEISTUNGSBILDER

    AUSTAUSCHBARKEIT VON MODELLINFORMATIONEN

    Fachliche A

    usprä

    gung

    Räumliche Ausprägung

    Erdbau

    Überbau

    Unterbau

    Fachmodell

    Fachliche A

    usprä

    gung

    Räumliche Ausprägung

    Erdbau

    Überbau

    Unterbau

    Abschnittsmodell

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 14 von 70

    Abbildung 6: Linksseitig: Koordinationsmodell als Kombination ausgewählter Teilmo-dellrevisionen in unterschiedlicher fachlicher und räumlicher Ausprägung Rechtsseitig: Gesamtmodell als räumliche und fachliche Gesamtheit aller aktuellen Teilmodellrevisionen

    Bei der Ausschreibung einer BIM-Leistung müssen auftraggeberseitig zunächst konkrete

    Anforderungen im Hinblick auf Zusammenarbeit, Qualität und informationstechnischer Kom-

    patibilität definiert und schriftlich festgehalten werden. Auch Anforderungen zu LOD, also

    geometrische und semantische Informationsdichte der Modelle, werden hier festgeschrieben.

    Dieser auftraggeberseitige Anforderungskatalog wird Auftraggeber-

    Informationsanforderungen (AIA) genannt. Er entspricht dabei einem BIM-Lastenheft. Die

    AIA sind Vertragsbestandteil und damit fest einzubinden. Die projektspezifische Umsetzung

    der AIA wird auftragnehmerseitig in Form eines BIM-Pflichtenheftes vorgenommen. Dieses

    wird BIM-Abwicklungsplan (BAP) genannt und fungiert als Projekthandbuch. Es wird laufend

    fortgeschrieben und dient als Leistungsgrundlage. Im BIM-Leistungsbild werden auftragge-

    berseitig die BIM-Anwendungsfälle nach HOAI-Leistungsphasen definiert. Jede Leistungs-

    phase beinhaltet dabei unterschiedliche Anforderungen an den Planer, welche als Leitplan-

    ken in diesem Dokument festgelegt werden. Die Vergabekriterien der BIM-Leistungen glie-

    dern sich, wie bei der Vergabe konventioneller Leistungen, in Eignungskriterien im Zuge des

    Teilnahmewettbewerbs und in Zuschlagskriterien im Zuge des Bieterwettbewerbs. Die Eig-

    nungskriterien für BIM-Leistungen beziehen sich auf die Fähigkeit zur Bewältigung der Pla-

    nungsaufgaben als auch die Mitarbeitererfahrung sowie Referenzprojekte. Die Zuschlagskri-

    terien im Bieterwettbewerb beinhalten den Erfüllungsgrad der zu erwartenden Qualität der

    Leistungserbringung.

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    ZUSAMMENARBEIT DER VERSCHIEDENEN LEISTUNGSBILDER

    AUSTAUSCHBARKEIT VON MODELLINFORMATIONEN

    Fachliche A

    usprä

    gung

    Räumliche Ausprägung

    Erdbau

    Überbau

    Unterbau

    Fachliche A

    usprä

    gung

    Räumliche Ausprägung

    Erdbau

    Überbau

    Unterbau

    Koordinationsmodell

    Gesamtmodell aller aktuellen Revisionen

    Rev. 2

    Rev. 1 Rev. 3

    Rev. 2

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    Abbildung 7: Einsatz einer produktneutralen Plattform

    Das Common Data Environment fungiert als Single Source of Truth (SSoT). Nur der aktuelle

    Planungsstand, i.d.R. das aktuelle Koordinationsmodell, gilt dabei als maßgeblich für jedes

    weitere Vorgehen. Die verschiedenen Projektbeteiligten, vor allem die Fachplaner sowie an-

    dere Fachexperten, haben dabei im Zuge des Informationsmanagements eine kontinuierliche

    bzw. regelmäßige Bring- und Holschuld. Das impliziert die Verantwortlichkeit eines jeden

    Planers für die Bereitstellung, Richtigkeit und Aktualität seiner eigenen Teilmodelle (Bring-

    schuld) sowie die Verpflichtung zur selbstständigen Informationsbeschaffung über die CDE

    (Holschuld).

    Nutzer der CDE sind nur die direkten Projektbeteiligten, wie es auf folgender Ab-bildung zu

    sehen ist. Stakeholder im weiteren Sinne, wie die Öffentlichkeit oder Politik, haben keinen

    Zugriff auf die Projektplattform.

    Abbildung 8: Common Data Environment als Datendrehscheibe

    Digitales Planen, Bauen und Betreiben - BIMwww.albert-ing.com

    BIM ALS ERFOLGSFAKTOR FÜR DIE PROJEKTREALISIERUNG?

    Einsatz einer openBIM-Plattform

    Transparenz über Planungsfortschritt durch Auswertung der Modellierungstiefe

    Kollaboration auf einheitlicher Grundlage

    Dokumentation aller Planungsschritte

    Effiziente Prüf- und Freigabeläufe

    Verbesserung der Planungsqualität durch ClashDetection und ModelChecker

    „Hoheit“ über digitale Planungsdaten

    Mehrwert einer gemeinsamen Datenumgebung als zentrale Informationsplattform:

    Common Data

    Environment

    Fach-/Teilmodell 1

    Fach-/Teilmodell 2

    Fach-/Teilmodell 3

    Reporting & Monitoring

    Koordinations-modell

    Kollaboration, Modellchecking & ClashDetection

    Modellintegration

    Visualisierung

    Kommunikation

    Clash-Detection

    Modell-Checker

    Features einer BIM-Plattform

    Web- oder clientbasiert

    Sicheres Datenhosting

    Datensicherung

    Ausführung einer

    BIM-Plattform

    nativ, ifc

    BCF-Format

    BIM-Methodik für effiziente Zusammenarbeit im Projekt

    19

    Anforderungen der DEGES-Projekte an BIM

    Öffentlichkeit Politik

    BIM-Modell als Datendrehscheibe

    Bau-

    unternehmenBauherr

    Objekt- und

    Fachplaner

    Building Information Modeling - Digitales Planen und Bauen bei der DEGES

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 16 von 70

    3.2 Rollenkonzept

    Das gesamtheitliche BIM-Rollenkonzept umfasst fünf verschiedene Rollen.

    Unter Rollen sind hier nicht einzelne Personen, sondern Teams zu verstehen.

    Der BIM-Manager erstellt ein BIM-Lastenheft (Auftraggeber-Informationsanforderungen,

    AIA) mit den unternehmens- und projektspezifischen BIM-Zielen, Anwendungsfällen, Anfor-

    derungen und den Leitplanken für Planer und Bauausführende.

    Im Rahmen der AIA definiert er den Detaillierungsgrad („Level of Development“), Maßnah-

    men zur Sicherstellung der Datenqualität sowie Prozesse und Intervalle zur Datenzusam-

    menführung und Datenaktualisierung im Projekt. Er übernimmt die Analyse des Informations-

    , Kommunikations- und Koordinationsbedarfs innerhalb des jeweiligen Anwendungsfalls und

    bildet zusammen mit dem BIM-Gesamtkoordinator die Schnittstelle zwischen Auftraggeber

    und Auftragnehmer in der BIM-Projektabwicklung.

    Der BIM-Manager begleitet und berät das Projektmanagement auf Seiten des Auftraggebers

    für die vertragskonforme Umsetzung des BAP und ist zentraler Ansprechpartner auf Auftrag-

    geberseite für das BIM-Projekt. Die Bewertung und Freigabe, das Monitoring der Umsetzung

    des BAP sowie die Koordination der verschiedenen Planungsdisziplinen und Freigabe des

    gesamthaft-geprüften Koordinationsmodells zur Dokumentation des Planungsprozesses lie-

    gen in der Verantwortung des BIM-Managers.

    Er ist jedoch weder fachlicher Leiter noch Projektmanager, sondern nur für den digitalen Teil

    im Sinne der Informationsqualität zuständig. Auch Terminmanagement oder allgemeine Auf-

    gaben der Projektsteuerung fallen nicht in das Aufgabengebiet des BIM-Managers.

    Die Personalbeschaffung von qualifizierten BIM-Managern kann auf vier verschiedene Arten

    erfolgen:

    Einstellung eines BIM-Managers für das Unternehmen

    Einkauf eines externen BIM-Manager als Subunternehmen

    Aus- oder Weiterbildung unternehmensinterner Mitarbeiter

    zum BIM-Manager

    Verlagerung der Aufgaben eines BIM-Managers an Planer,

    Bauoberleitung oder Bauüberwachung

    Der BIM-Gesamtkoordinator auf Auftragnehmerseite erstellt den BAP mit den projektspezi-

    fischen Vorgaben des Auftraggebers (AIA) und schreibt diesen über die Projektabwicklung

    fort. Er ist für die Koordination der einzelnen BIM-Fach-modelle zuständig und führt im Rah-

    men der Qualitätssicherung zu festgelegten Terminen die einzelnen Fachmodelle zu einem

    Gesamtkoordinationsmodell zusammen, um z.B. eine Kollisionskontrolle durchführen zu

    können.

    Der BIM-Gesamtkoordinator prüft Richtigkeit und Einhaltung der Datenqualität und stellt die

    gewünschte Informationstiefe (LOD) des Bauwerksmodells sicher. Er arbeitet eng mit den

    einzelnen BIM-Fachkoordinatoren zusammen (Schnittstellenkoordination) und trägt die Ver-

    antwortung für die termingerechte Bereitstellung des Gesamtkoordinationsmodells zu festge-

    legten Datenübergabepunkten. Zudem ist er für die Organisation und Durchführung regel-

    mäßiger BIM-JourFixe verantwortlich.

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 17 von 70

    Abbildung 9: Aufgabenverteilung BIM-Manager und BIM-Gesamtkoordinator

    Jede am Projekt beteiligte Fachdisziplin stellt einen BIM-Fachkoordinator, der die digitale

    Projektabwicklung seines Fachbereichs verantwortet.

    Dieser prüft die Qualität der Modellierung des entsprechenden BIM-Fachmodells und stellt

    sicher, dass das BIM-Fachmodell zu definierten Meilensteinen in vereinbartem Detaillie-

    rungsgrad dem Gesamtkoordinator zur Verfügung gestellt wird. Der Fachkoordinator fungiert

    auch als Ansprechpartner für die Projektleitung, den BIM-Gesamtkoordinator und den BIM-

    Manager.

    Der BIM-Modellierer modelliert das spezifische Fachmodell digital mit Bauteilen und Bau-

    elementen in der vorgegebenen Qualität.

    Er erstellt BIM-konforme Bauwerksmodelle im vorgegebenen Modellierungsgrad und mit

    gewünschter Informationstiefe. Er ist dabei für die Qualitätssicherung seines eigenen Mo-

    dells zuständig und gibt dieses auch selber frei zur weiteren Prüfung durch den Fachkoordi-

    nator.

    www.albert-ing.com

    ROLLENKONZEPT FÜR DIE BIM-PROJEKTABWICKLUNG

    Building Information Modeling - Digitales Planen und Bauen bei der DEGES 12

    Aufgabenverteilung: BIM-Manager und BIM-Koordinator

    Aufgaben BIM-Manager BIM-Gesamtkoordinator

    BIM-Ziele (projektspezifisch) V Verantwortlich

    BIM-Arbeitsabläufe V Mitwirkend

    Vertragliche Anforderungen V

    Kommunikation und Dokumentation V

    Prozesse und Workflows definieren V

    BIM-Lastenheft (AIA) V

    BIM-Abwicklungsplan erstellen M V

    Projektsteuerung (Kosten & Termine) M V

    Qualitätssicherung

    1) auftragnehmerseitig V

    2) auftraggeberseitig V

    Schnittstellenkoordination M V

    Konfiguration und RollOut CDE M V

    Sicherstellung und Umsetzung AIA V

    BIM-Audit und BIM-Jourfixe M V

    Modellkoordination M V

    Kollisionsprüfung Koordinationsmodell M V

    Modellieren M

    Projektübergabe V V

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    Neue Konzeption

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 18 von 70

    Der BIM-Nutzer kann vielfältige Rollen sowohl auf Seiten des Auftraggebers (AG) als auch

    des Auftragnehmers (AN) einnehmen.

    Ein BIM-Nutzer könnte ein Projektsteuerer als Support im Projektmanagement unter dem

    BIM-Manager auf Auftraggeberseite sein, aber auch zusätzliche Planungsingenieure, Fach-

    spezialisten und Qualitätsprüfer hierarchisch unter dem BIM-Fachkoordinator auf Auftrag-

    nehmerseite.

    Als Schnittstelle zwischen den Abteilungen „IT“ und „Digitalem Planen und Bauen“ wird zu-

    dem aus den Reihen der BIM-Manager ein BIM-IT-Koordinator benannt, welcher, abgese-

    hen von überdurchschnittlichen Kenntnissen im Hinblick auf die jeweilige Softwarelösung,

    auch als Ansprechpartner für den IT-Support fungiert sowie fachlich-administrative Aufgaben

    übernimmt.

    Folgende Abbildung zeigt die hierarchische Struktur auf AG- und AN-Seite.

    Abbildung 10: BIM-Rollenkonzept

    Die konkreten Verantwortlichkeiten und Abläufe sind projektspezifisch festzule-

    gen. Basis sind die Vorgaben in den AIA; diese sind im BAP auftragnehmerseitig

    zu untersetzen.

    Unabdingbar sind die Definition und personenscharfe Besetzung der Rollen des BIM-

    Managers, BIM-Koordinators und der BIM-Modellierer.

    Die Hauptverantwortung für die modellbasierte Qualitätssicherung liegt beim BIM-

    Gesamtkoordinator. Er sichert die Modellierungsqualität und hält die fachtechnischen Prü-

    fungen am Modell nach. Hierzu sind im weiteren Projektverlauf die Anforderungen an Modell-

    Prüfungen und entsprechende Softwareanwendungen zu spezifizieren: Als Minimum wurden

    die Kollisionskontrolle und visuelle Prüfungen evaluiert. Optional könnten regelbasierte Prü-

    fungen etabliert werden.

    Bevor eine modellbasierte Qualitätssicherung durchgeführt werden kann, müssen vorab die

    einzelnen Teilmodelle durch die Fachplaner bzw. durch die gewerkespezifische BIM-

    Fachkoordination in die CDE hochgeladen werden. Anschließend werden die Teilmodelle der

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 19 von 70

    Fachgewerke zu einem Koordinationsmodell zusammengeführt und anschließend durch den

    BIM-Gesamtkoordinator auf Kollisionen und andere Konflikte in einem sogenannten BIM-

    ModelChecker überprüft.

    Die Dokumentation und Kommunikation aller identifizierten Themen (z.B. Kollisionen) sowie

    das Klärungs-Monitoring erfolgen über digitale Aufgaben (Issues) in der CDE. Im Zuge eines

    iterativen Prozesses werden die identifizierten und erstellten Issues an die spezifischen

    Fachplaner zurückgespielt.

    Diese arbeiten die Beanstandungen in ihre Teilmodelle in der nativen Modellierungssoftware

    ein und stellen die Teilmodelle als neuen Revisionsstand, zunächst der Fachkoordination

    und diese dann der DEGES, im nativen und IFC-Format über die CDE zur Verfügung (siehe

    Abbildung 11).

    Abbildung 11: Beispielhafte Darstellung des modellbasierten Informationsmanage-ments

    Bei den Abläufen hat die Etablierung eines regelmäßigen digitalen Datenaus-tauschs sowie

    die Verankerung eines BIM JourFixe für die Planungs- und Realisierungsphase oberste Prio-

    rität. Zudem sind die Modellverantwortung in der Realisierungsphase sowie die Übergänge

    zwischen Planung, Realisierung und Betrieb konkret zu regeln. Die entsprechenden IT-

    Aspekte werden in späteren Kapiteln spezifiziert.

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 20 von 70

    3.3 IT-Landschaft

    Die IT-Landschaft der DEGES wird im Hinblick auf eine Integration von BIM-

    Software auf der technischen Ebene erweitert und in die bestehende Schnittstellenlandschaft

    auf kaufmännischer und technischer Ebene eingegliedert.

    Eine gemeinsame, modellbasierte BIM-Kollaborationsplattform (CDE) fungiert als zentrale

    Datendrehscheibe. Über sie werden alle Modelle sowie projektrelevante Informationen mo-

    dellreferenziert bereitgestellt und nachgehalten. Der Modellaustausch sowie die modellba-

    sierte Kommunikation erfolgen über produktneutrale Formate.

    Die CDE bedient auch die Datenschnittstelle in Richtung des Dokumentenmanagement-

    Tools DOXIS, welches weiterhin als vertragsführendes System und Archiv fungiert, und des

    AI Vergabemanagers, welche ihre Daten von der CDE beziehen. Auch Multiprojektmanage-

    mentsysteme können an die CDE angebunden werden und ergänzen deren Informations-

    management um spezifische Steuerungsfunktionen für Kosten, Termine und Ressourcen.

    Zudem steht die CDE im gegenseitigen (bi-direktionalen) Austausch mit der neu eingeführten

    BIM-IT sowie mit dem bereits vorhandenen Datawarehouse.

    Zwischen dem BIM-ModelChecker und der CDE werden sowohl Modelle als auch Issues

    ausgetauscht. Die aktuellsten (Teil-)Modelle werden in den ModelChecker importiert und dort

    erstellte Issues zurück an die CDE übergeben, von wo aus sie wiederum weiterverwendet

    werden können.

    Eine Anwendung zur Kosten- und Terminkontrolle bezieht Daten sowohl aus dem AI Verga-

    bemanager als auch in Form von Modellen und anderen benötigten Daten aus der CDE und

    dem Kostentool RIB iTWO. Die Verknüpfung von Termin-, Kosten und Modelldaten ge-

    schieht innerhalb des Tools.

    Folgende Abbildung zeigt die gesamthafte IT-Landschaft der DEGES, mit den BIM-IT-

    Lösungen farblich hervorgehoben, sowie deren direktionalen Schnittstellen mit anderen

    Softwareprodukten.

    Abbildung 12: Überblick über die IT-Landschaft der DEGES Digitales Planen und Bauen bei der DEGES

    IT-Landschaft der DEGES für die BIM-Methodik

    RIB iTWO

    Großteil per VDI Client

    (50/50), heute GAEB

    Austausch nur in Aus-

    schreibungen, künftig AKVS

    + kaufm. PM

    SAP

    Vertragsverwaltung,

    Fakturierung, Reporting

    Datawarehouse

    MySQL-Server Reporting

    eVergabe-Manager

    DOXIS

    DMS Fokus: Vertragsakten

    4D- & 5D-Tool

    Modellverknüpfung mit

    Kosten und Terminen

    ModelChecker

    Modellprüfung nach

    individuellen Regeln

    Leistungs- &

    Kostendaten

    Projekt-

    stammdaten

    Leistungs- &

    Kostendaten

    18

    BIM-Leitfaden DEGES

    Qlik-View

    AI Vergabemanager

    CDEDigitales Bauwerksmodell

    Zentrale Datendrehscheibe

    Legende

    Kaufmännisch

    Technisch

    BIM-Tools

    CDE: Common Data Environment

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 21 von 70

    4. Informationsmanagement und Kollaboration

    4.1 Grundlagen und Anwendungsfälle

    Der Übergang von analogen und pseudo-digitalen Arbeitsweisen hin zur Anwendung von

    BIM in immer stärkerem Maße, also zu einer projektübergreifenden und digital vernetzen

    Projektdurchführung, ist eine zwingende Notwendigkeit, um Planungs- und Ausführungsvor-

    haben in Zukunft mit hoher Qualität effizient und effektiv durchzuführen. Hierbei geht es je-

    doch weniger darum, altbewährte Ansätze schlagartig durch neue, digitale Ansätze komplett

    zu ersetzen als vielmehr darum, etappenweise Teillösungen umzusetzen. Die Mitarbeiter

    werden hier stückweise an neue Methoden herangeführt, die Ihnen die tägliche Projektarbeit

    erleichtern und für eine Erhöhung des Arbeitskomforts und der Projektqualität sorgen.

    Bei konventioneller Projektabwicklung unter der Anwendung klassischer Vorgehensweisen

    treten -insbesondere bei Phasenübergängen bzw. Projektübergabepunkten - wesentliche

    Informationenverluste oder Informationsverfälschung zwischen den Projektbeteiligten auf.

    Exemplarisch sei hier der Verlust einer Dokumentenseite oder die Unlesbarkeit einer Akten-

    oder Skizzennotiz erwähnt. Analoge Informationsverarbeitung und -weitergabe erfolgt zu-

    meist papierbasiert in Form von Berichten, Berechnungen, Plänen oder anderen Inhalten

    und wird dezentral in Projektakten abgelegt. Seit der Einführung der computergestützten

    Zeichnung, Berechnung, und Simulation findet sich ein digitales Gegenstück zur handge-

    schriebenen Unterlage; dieses wird jedoch weiterhin papierbasiert in der gewohnten Ar-

    beitsweise an Projektbeteiligte verteilt und erfährt erhebliche Informationsverluste bei der

    Weitergabe und in Projektphasensprüngen.

    Insbesondere die Anwendung von etablierten nativen Standarddateiformaten mit monopolar-

    tiger Stellung im Bauplanungsprozess befördert die isolierte und inkonsistente Datenüberga-

    be einhergehend mit einer Vielzahl von Medienbrüchen. Mit der teilweise inflationären Distri-

    bution (z. B. per E-Mail sowie individuellen Ablagen in Dokumentenverwaltungsstrukturen)

    kann zunehmend keine ausreichende Informationsqualität und -transparenz gewährleistet

    werden.

    Neben dem Informationsverlust treten auch Aussagendoppelung oder sich widersprechende

    Detailaussagen auf. Zudem führt die Dezentralisierung der

    Informationen zu einer fehlenden Kontextualisierung zwischen Planunterlage und beschrei-

    benden Unterlagen. Es besteht das Risiko, bei der undifferenzierten Informationsfülle mit

    überholten Planungsständen zu arbeiten, was zu Inkonsistenz der Planunterlagen führt. Da-

    mit wird die Interaktion der Projektpartner wesentlich erschwert und darauffolgend entstehen

    Prozessfehler. Die Konsequenzen sind Terminverschiebungen, Kostensteigerungen und

    schlimmstenfalls Qualitätseinbußen.

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 22 von 70

    Zentrale Datendrehscheibe und Single Source of Truth (SSoT)

    Bei Anwendung von BIM erfolgt die Zusammenarbeit an einem objektorientierten, digitalen

    Modell, welches alle relevanten Daten beinhalten kann und perspektivisch auch sollte. In

    diesem Fall spricht man von diesem als einzige, verbindliche und transparente Informations-

    quelle (Single Source of Truth).

    Dieses Informationsmodell fungiert als zentrale Datendrehscheibe (Common Date Environ-

    ment, CDE) für alle Projektbeteiligten und ermöglicht eine kollaborative und transparente

    Arbeitsweise mit einer konsistenten Datenhaltung über den gesamten Projektverlauf. Den

    beschriebenen Herausforderungen des konventionellen Informations- und Wissensmanage-

    ments im Bauprojektmanagement kann damit begegnet werden.

    Wird das Modell als die einzig gültige Datenbasis für alle Projektbeteiligten definiert, so

    spricht man von einer Single Source of Truth (SSoT). Damit erfolgt die Kollaboration, die

    Informationen zu Kosten, Terminen und Qualitäten sowie deren Fortschreibung und Doku-

    mentation ausschließlich auf Basis des Modells. Somit kommt diesem auch eine erhebliche

    vertragliche Relevanz zu. Hier ist hervorzuheben, dass dieser Ansatz, aber auch der grund-

    sätzliche BIM-Ansatz, die Einbeziehung von „klassischen“ Dokumenten nicht ausschließt.

    Über eine Referenzierung ist auch die Verknüpfung mit diesen möglich.

    Erzeugte Daten werden phasenübergreifend genutzt und unterstützen so das gesamte Pla-

    nungs- und Projektcontrolling, Mengenmanagement und Abrechnungswesen. Die visuelle

    Darstellung des Baustellenablaufs und die Aufbereitung mit Ist- und Prognosewerten in den

    Darstellungen unterstützt eine effiziente termin- und kostengerechte Projektrealisierung und

    kann zudem für eine erhöhte Transparenz und Akzeptanz von Projekten sorgen (z. B. Ge-

    sellschaft und Politik).

    Die integrative Arbeitsweise der einzelnen Fachdisziplinen steht in BIM-Projekten für Kolla-

    boration und Transparenz über den gesamten Projektzyklus und reduziert Planungsfehler

    sowie Fehler durch Abstimmungsprozesse auf der Baustelle. Natürlich setzt die Erzielung

    entsprechender Einspareffekte die konsequente und fortgeschrittene Anwendung von BIM

    voraus.Die integrative Arbeitsweise kann also die Planungsqualität erhöhen, Planungsfehler

    verringern und die Prozesssicherheit deutlich steigern. Die Visualisierungsmöglichkeiten ver-

    bessern zusätzlich das Verständnis zum geplanten Projekt der Experten untereinander und

    befördern damit entscheidend die Einbindung einer breiten Öffentlichkeit und die Kommuni-

    kation mit Entscheidungsträgern. Allerdings muss bei der Anwendung SSoT eine Handhab-

    barkeit durch Leitplanken und pragmatische Ansätze gewährleistet werden.

    Die Anwendung als Single Source of Truth (SSoT) ist die logische und richtige Konsequenz

    bei der Implementierung von BIM. Zur Umsetzung dieses Konzeptes werden pragmatische

    Leitplanken für den Kollaborationsprozess zur Vergabe-, Vergütungs- und Vertragsgestal-

    tung benötigt. Einhergehend mit dem SSoT-

    Ansatz wird sich eine stärkere Prozessorientierung im Bauwesen herausbilden, was, kombi-

    niert mit einem erheblichen Transparenzgewinn, zugleich Chancen für partnerschaftliche

    Vertragsmodelle und Projektabwicklung bildet.

    Datenumgebung und Informationsmanagement

    Basis für die effiziente digitale Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten ist eine gemeinsame

    Datenumgebung, auch Common Data Environment (CDE) genannt. Diese soll den Informa-

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 23 von 70

    tionsaustausch und die Koordination zwischen allen Projektbeteiligten und eine transparente

    Kommunikation mit klaren strukturierten qualitätsgesicherten Abläufen ermöglichen. Mit dem

    digitalen Bauwerksinformationsmodell werden Informationen kontextspezifisch allen Beteilig-

    ten zur Verfügung gestellt. Die Vernetzung, Verkettung und logische Verknüpfung der Model-

    lobjekte- und Modellinformationen externalisiert das stillschweigende Wissen der Projektbe-

    teiligten. Die Koordination der Teilmodelle kombiniert die vorhandenen Informations- und

    Wissensobjekte.

    Das Informations- und Wissensmanagement kann mit dem digitalen Modell auf unterschied-

    liche Weise ausgestaltet werden. Es wird zwischen modellinhärenten Informationen und mo-

    dellreferenzierten Informationen unterschieden. Bestimmte Informationen müssen seman-

    tisch als IFC Attribute modellinhärent eingebaut werden, während es bei anderen Dokumen-

    ten sinnvoller ist, diese als Referenz anzufügen.

    Modellinhärent sind die Informationen, sofern eine unmittelbare Abrufbarkeit direkt am Objekt

    bereitsteht (z. B die Anzeige von Parametern). Eine Informationsreferenzierung verweist

    über einen intelligenten Link, der am Modell bzw. Objekt verortet wird, auf eine externe zu-

    sätzliche Informationsquelle. Dies kann ebenso eine Datenbank sein, wie auch ein einzelnes

    Dokument. Die semantische Integration solcher Dokumente wäre in den meisten Fällen we-

    der sinnvoll noch im Integrationsaufwand vertretbar, zum Teil sogar faktisch unmöglich.

    Abbildung 13: Informationsmanagement mit dem digitalen Gebäudemodell

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 24 von 70

    Kollaboration und Kommunikation

    Die Anwendung von digitalen Methoden und einer gemeinsamen Datenumgebung setzt eine

    Austauschbarkeit der Modellinformation voraus, die eine kontinuierliche Informationsfort-

    schreibung auf Basis der zentralen Datendrehscheibe zwischen allen Projektbeteiligten er-

    möglicht. Dabei stellt die umfassende Spezialisierung im Bauwesen, gekennzeichnet durch

    die unterschiedlichen Fachdisziplinen, eine Herausforderung für die Zusammenarbeit der

    Projektbeteiligten dar, da diese jeweils mit für ihren Einsatz spezifischen digitalen Werkzeu-

    gen arbeiten.

    Für den modellbasierten Datenaustausch stehen grundsätzlich zwei Konzepte zur Verfü-

    gung. Bei einer proprietären Lösung arbeiten alle Projektbeteiligten mit einer Software in

    einem nativen Dateiformat. Bei der Anwendung einer offenen Lösung erarbeitet jeder Fach-

    planer mit seiner eigenen Software ein Teilmodell, und die verschiedenen Teilmodelle der

    jeweiligen Fachplaner werden zu einem integrierten Gesamtmodell zusammengeführt.

    Die geschlossene Arbeitsweise bietet den Vorteil, dass alle Beteiligten in einer gemeinsa-

    men, herstellerspezifischen IT-Lösung integriert sind und Schnittstellenproblematiken oder

    Kompatibilitätsungenauigkeiten vermieden werden können. Es ist so z.B. möglich, dass Pla-

    ner gemeinsam in einer Datei arbeiten.

    Ebenso wie in der offenen Lösung ist es im geschlossenen System möglich, über ein koordi-

    niertes Modell zusammenarbeiten. Der Unterschied besteht darin, dass die offene Lösung

    zur Zusammenarbeit ein softwareübergreifendes Austausch-format nutzt: das IFC-Format

    (Industry Foundation Classes), als das vorrangige Datenaustauschformat.

    Eine Kombination beider Konzepte ist üblich.

    Abbildung 14: Proprietäre und offene Lösungen

    Es kann eine herstellerneutrale Austauschbarkeit der Informationen sichergestellt werden,

    indem die Projektbeteiligten in ihren spezialisierten Softwarelösungen die Planungsleistun-

    gen erbringen und diese über den ISO-standardisierten IFC-Austausch in einem Koordinati-

    Digitales Planen, Bauen und Betreiben - BIMwww.albert-ing.com

    PROPRIETÄRE LÖSUNGEN: ARBEITEN IN EINEM MODELL

    Pro: Native Integration in herstellerspezifische IT-

    Lösungen Sofortige Sichtbarkeit von Änderungen

    Contra: Fehlende Austauschbarkeit zwischen Herstellern Keine Garantie für langfristige Lesbarkeit Ggf. Fehlende Transparenz und Klarheit bei

    Rechteverteilung und Kommunikation Abhängigkeit von Softwareherstellern

    OFFENE LÖSUNG:ZUSAMMENFÜHREN VON TEILMODELLEN IM IFC-FORMAT (INDUSTRY FOUNDATION CLASSES)

    Pro: Herstellerneutrale Austauschbarkeit ISO-Standard Transparente Kommunikation, klare Abläufe und

    transparente Rechtezuweisung Anreize für Marktentwicklung und

    Spezialanwendungen werden gegeben

    Contra: Erfordert Gemeinsame Datenumgebung Klare Abläufe und LOD erforderlich

    ZUSAMMENARBEIT DER VERSCHIEDENEN LEISTUNGSBILDER

    AUSTAUSCHBARKEIT VON MODELLINFORMATIONEN

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 25 von 70

    onsmodell oder in Koordinationsmodellen zusammenführen. Die Schnittstellen und die konk-

    ret auszutauschenden Daten müssen dabei sauber definiert werden, um einen reibungslosen

    Datenaustausch zu ermöglichen.

    Eine regelmäßige und konsistente Kommunikation ist unabdingbar für den Projekterfolg.

    Dies gilt insbesondere für Bauprojekte, die per se eine hohe Komplexität und viele Projektbe-

    teiligte mit sich bringen. Die modellbasierte Kommunikation verknüpft aktuelle Sachstände

    und (Ziel-)Konflikte mit dem notwendigen Informationsfluss sowie den zugehörigen Tasks für

    verschiedene Projektbeteiligte. Als Konsequenz ergibt sich eine ressourcenschonende und

    effiziente Projektabwicklung mit einem hohen Transparenzgrad.

    Die wesentlichen Elemente der Kollaboration sind:

    Planungsbesprechung auf Basis des BIM-Modells

    Issues und

    Workflows.

    Während das Virtual Design Review (VDR) / BIM – Jour Fixe als zentraler, virtueller Treff-

    punkt der Projektbeteiligten dient, ermöglichen Issues und Workflows die Weiterverarbeitung

    und Nachverfolgung von eben diesen.

    Issues bieten hier die Möglichkeiten der Kommunikation vor allem rund um unregelmäßig

    auftretende Ereignisse (z. B. Fehler, Warnungen oder Hinweise) und die nachgelagerte

    Kommunikation. Workflows ermöglichen die Standardisierung und Automatisierung von Pro-

    zessabläufen, etwa bei Freigaben oder an zentralen Datenübergabepunkten.

    Im BIM - Jour Fixe werden regelmäßig Projektstände direkt am Modell abgeglichen sowie

    vorhandene oder mögliche Konflikte behandelt.

    Die Visualisierung kann hier in allen Leistungsphasen maßgeblich unterstützen und dient

    auch außerhalb des Projektes als wichtiges Instrument, z. B. in Fragen der Akzeptanz oder

    Variantenauswahl (Politik, Öffentlichkeit etc.). Die digitale Projekt- und Kommunikationssteu-

    erung reduziert Daten- und Informationsverlust und automatisiert die Konfliktnachverfolgung

    und -bearbeitung.

    Die automatisierte Konfliktlösung (Aufgabenmanagement) erfolgt auf Basis von Issues (BIM

    Collaboration Format). Bei BCF handelt es sich um eine Datenschnittstelle zum vereinfach-

    ten Austausch von Informationen während des Arbeitsprozesses zwischen verschiedenen

    Softwareanwendungen, basierend auf Industry Foundation Classes.

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 26 von 70

    Digitale Aufgaben sind direkt mit dem Modell verknüpft und adressieren automatisch alle

    Beteiligten, von denen eine Handlung erforderlich ist. Technisch wird die digitale Aufgabe im

    Standard BCF (BIM Collaboration Format) als sogenanntes Issues abgebildet. Wichtige Be-

    standteile der Issues sind:

    Name

    Beschreibung

    Label

    Typ

    Status und

    Verantwortlichkeit

    Weitere Klassifizierungen sind möglich. Issues können zudem Viewpoints oder Screenshots

    enthalten, so dass eine direkte Visualisierung und damit ein besseres Problemverständnis

    ermöglicht werden. Name, Beschreibung und Label ermöglichen die Problemerfassung und

    Zuordnung. Der Typ gibt die Art des Issues wieder (Kollision, Fehler, Rückfrage etc.), wäh-

    rend über die Verantwortlichkeit die notwendige Handlung und der Freigabelauf gesteuert

    werden. Der Status lässt sich zum Beispiel in offen, gelöst, freigegeben und geschlossen

    differenzieren und ermöglicht zudem eine Rückgabe des Issues an eine vorgelagerte Instanz

    (Revision).

    Das Workflow-Management und die Datenumgebung bzw. das Modell sind im integralen

    Projektansatz eng miteinander verzahnt. Ein hoher Standardisierungsgrad optimiert hier

    nicht nur die Zusammenarbeit und den Abschluss von einzelnen Projekten, sondern auch die

    projektübergreifende Kollaboration sowie organisationsinterne Prozesse. Der Schulungsauf-

    wand wird minimiert, während Mitarbeiter auch projekt- oder bereichsübergreifend schnell

    eingesetzt werden können, da es vorgegebene Basis-Routinen gibt.

    Dies erleichtert auch das Arbeiten der Querschnittsabteilungen signifikant.

    Durch ein schlankes und objektorientiertes Workflow-Management lässt sich zudem die Da-

    tenqualität erhöhen, während Aufwand und Prozessdauern reduziert werden.

    Abbildung 15: Modellreferenziertes Planungs- und Abnahmemanagement

    Dennoch lassen sich nicht sämtliche Prozesse projektübergreifend in eine einheitliche Struk-

    tur pressen, welche den hohen Anforderungen jedes einzelnen Projekts gerecht werden.

    3

    Digitaler Planungs- und Genehmigungsprozess

    Variantensuche Vorauswahl Grobentwurf

    GesehenvermerkEinleitung

    PlanfeststellungPlanfeststellung

    Digitales Modell als Referenzunterlage

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 27 von 70

    Hier ist insbesondere die hohe Individualität von Bau- bzw. Infrastrukturprojekten zu berück-

    sichtigen. Dieses Problem kann durch einen generischen Ansatz gelöst werden. Dabei wird

    ein Grundgerüst aus Standard-Workflows verwendet. Bei Bedarf ist projektspezifische (z. B.

    Straßenbau versus Brückenbau) Variation möglich. Hier ist zu berücksichtigen, dass eine

    Freigabe nur durch Projektleitung und die Qualitätssicherung gemeinsam erfolgt und der

    Grundgedanke der Standardisierung nicht konterkariert wird.

    Das digitale Workflow-Management unterstützt insbesondere bei statischen Prozessen, etwa

    bei den regelmäßigen Qualitätskontrollen. Das im bisherigen, analogen Projektgeschehen

    etablierte 4-Augen-Prinzip kann fortgeführt werden.

    Template-gestützte Workflows führen zu einer Prozessbeschleunigung, verringern Rei-

    bungsverluste und erhöhen die Prozesssicherheit und Nachweisfähigkeit. Sie unterstützen

    den ganzheitlichen Projektansatz und die projektübergreifende Standardisierung von Doku-

    mentenmanagement und Prozessen.

    Abbildung 16: Test-Spezifikationen für die CDE

    SOFTWARE FÜR INFORMATIONSMANAGEMENT

    Use-Cases für das Informationsmanagement

    Use-CasesMarkt-

    screeningVorselektion Testing Empfehlung

    Modellbetrachtung

    Referenzierung von Dokumenten

    Single Source ofTruth

    Erzeugung von Schnitten

    Speichern von Ansichtspunkten

    Zusammenstellung eigener Koordinationsmodelle

    Management von Teilmodellen und Revisionen

    Objektbasierte Referenzierung von Dokumenten/Dateien

    Direkte Aufrufbarkeit von referenzierten Dokumenten/Dateien

    Integration von Geländedaten

    Schaffung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit

    Anwendung eines Berechtigungskonzepts für die Nutzer

    Gewährleistung von Vertraulichkeit und Datenschutz

    Gewährleistung von Rechtssicherheit

    SOFTWARE FÜR INFORMATIONSMANAGEMENT

    Use-Cases für das Informationsmanagement

    Use-CasesMarkt-

    screeningVorselektion Testing Empfehlung

    Elektronische Workflows

    Aufgabenmanagementdurch BCF-Monitoring

    Formatspektrum

    Elektronische Definition von vorgegebenen Abläufen

    Kommentierung von eWorkflows

    Parallelisierung von Vorgängen

    Integration von Dokumenten oder (Teil-)Modellen

    Wertgrenzen und Iterationen sind möglich

    Benachrichtigungsfunktion (E-Mail)

    Objektbasierte Kommentierung: Erstellung von BCF-Issues

    Reporting und Nachverfolgung von Änderungen od. Konflikten

    Projektcontrolling mithilfe von Issues

    Import und Export von Issues

    Testdaten

    Weitere Formate

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 28 von 70

    4.2 Anwendung im Projekt

    Das Prinzip einer Common Data Environment vereint die Funktionalitäten eines virtuellen

    Projektraums, eines Dokumentenmanagementsystems sowie eines Model Viewers.

    Alle Projektbeteiligten nutzen die CDE als zentrale Datendrehscheibe. Die BIM-Plattform

    ermöglicht die Betrachtung und zentrale Verwaltung aller fachlichen Teilmodelle und deren

    Integration sowie die bauteilbezogene Kommunikation und Dokumentenreferenzierung.

    Die Funktionalitäten eines klassischen Plan-Dokumentenmanagementsystems beinhalten

    Ablage, Verteilung und Verwaltung sowie die komplexe Integration von Workflows.

    Die Teilmodelle der Planer werden zu regelmäßigen Data Drop Points, also festgesetzten

    Datenübergabe-Zeitpunkten, in der CDE selbst aktualisiert.

    Aktualisierte Teilmodelle werden als neue Revision hochgeladen. Innerhalb des integrierten

    Viewers werden Teilmodellrevisionen zu Koordinationsmodellen kombiniert und für BIM

    JourFixe als Besprechungsgrundlage verwendet.

    Auf Grundlage dieser Koordinationsmodelle können im laufenden JourFixe Issues erstellt

    werden. Teilmodelle unterliegen innerhalb der CDE einem Berechtigungskonzept nach dem

    British Standard, bzw. im deutschen Raum dem DIN-Entwurf 19650. Teilmodelle und deren

    Revisionen sind demnach nur für andere BIM-Nutzer sichtbar, wenn sie durch den verant-

    wortlichen Fachkoordinator in den Status „Geteilt“ versetzt wurden. Auch Koordinationsmo-

    delle können nur mit bereits geteilten Revisionsständen und Teilmodellen erstellt werden.

    Abbildung 17: Initiation und Statuswechsel

    Innerhalb eines Projektes muss sowohl die kontinuierliche Dokumentation der Projektdaten

    als auch ein größtmögliches Maß an Transparenz gewährleistet werden. Vor allem im Hin-

    blick auf Mängelmanagement stellt das objektgebundene Issue ein besonders agiles Pro-

    jektkommunikationstool dar.

    Agil vor allem deshalb, weil die Erstellung und Bearbeitung eines Issues von jedem Projekt-

    beteiligten durchgeführt werden kann, aber Änderungen für alle sichtbar und dauerhaft do-

    kumentiert werden.

    Digitales Planen, Bauen und Betreiben - BIMwww.albert-ing.com

    Status 1: in Bearbeitung

    Status 2: geteilt

    Status 3: veröffentlicht

    Initiator:Fachplaner

    Statuswechsel:BIM-Fachkoordinator

    Initiator:BIM-Gesamtkoordinator

    Statuswechsel:BIM-Manager

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 29 von 70

    Issues beinhalten, je nach Formatversion, einen Screenshot aus dem Modell, der die be-

    troffene Stelle im Modell abbildet, involvierte Bauteile, Informationen zum Betrachtungs-

    standpunkt innerhalb des Modells, Kommentierungen durch Projektbeteiligte und andere

    Informationen. Folgende Abbildung zeigt ein Issue, welches in der CDE Squirrel erzeugt

    wurde.

    Abbildung 18: Issue-Verwaltung in Squirrel

    Issues werden zum Projektcontrolling im Hinblick auf kontinuierliches Monitoring und Report-

    ing von Modellkonflikten gebraucht und haben somit eine besondere Relevanz für regelmä-

    ßige Virtual Design Reviews (VDR). Durch den softwareneutralen Ansatz ist es möglich, er-

    stellte Issues zu exportieren und diese als BCF- oder BCFZIP-Datei via CDE an die Verant-

    wortlichen zu übergeben.

    Die zur Behebung verpflichteten Planer importieren die übergebenen Issues wiederum in

    ihre native Planungsumgebung.

    Durch die mitgelieferten Informationen innerhalb der Datei, wird das Issue samt betroffener

    Objekte, Betrachtungswinkel, Kommentierungen etc. auch in der Planungssoftware ange-

    zeigt und kann dort weiterbearbeitet werden.

    Nach Behebung des Konfliktes sind die Planer im Zuge des Mängelmanagements in der

    Lage, das aktualisierte Issue über die CDE zu teilen und damit in iterativen Schleifen Issues

    immer wieder auszutauschen, bis der angezeigte Mangel behoben wurde. Folgende Abbil-

    dung zeigt den exemplarischen Verlauf einer BCF-Kommunikation innerhalb eines Projektes.

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 30 von 70

    Abbildung 19: Swimlane Issue

    Da die gesamte objektorientierte Kommunikation BCF-basiert abläuft, wird die Kommunikati-

    on über E-Mail in dieser Hinsicht obsolet. Durch die dauerhafte und lückenlose Dokumentati-

    on und Transparenz durch Nachvollziehbarkeit wird zudem das Führen von bauteilbezoge-

    nen Protokollen und Prüflisten in anderer Form ersetzt.

    BCF-Ersteller

    BCF-Adressat

    SOFTWARE FÜR MODELLPRÜFUNG

    Swimlane Arbeitsablauf BCF-Management

    Gesamt-koordinator | BIM-Manager

    BCF-Issueerstellen

    Upload in CDE

    BCF-Issuesichten

    BCF-Issuebearbeiten

    Upload in CDE

    BCF-MonitoringFeedback

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 31 von 70

    4.3 Software-Empfehlung

    Die Beschaffung einer Common Data Environment ist seitens der DEGES in Form eines

    Rahmenvertragskonzepts vorgesehen. Zwei CDEs sollen dabei unternehmensweiter Stan-

    dard jeweils in Form einer IFC- und BCF-basierten Lösung als Software-as-a-Service

    (SaaS)-Pakete eingekauft werden.

    Vorteile dieser Rahmenverträge sind dabei die überschaubare Bindung an Anbieter sowie

    der im Vergleich zur projektspezifischen CDE-Beschaffung überschaubare Schulungs-, Ad-

    ministrations- und Beschaffungsaufwand.

    Je nach projektspezifischen Erfordernissen kann kurzfristig die Plattform gewechselt werden.

    Der Wettbewerb im Marktsegment wird durch den Einkauf von zwei Software-Lösungen nur

    durchschnittlich stark beeinflusst.

    Eine geeignete Softwarelösung für das projektbegleitende, BIM-basierte Informationsma-

    nagement sowie die bauteilbasierte Kollaboration und Kommunikation sollten nicht nur BIM-

    und modellspezifische, sondern auch klassische Plan- und Dokumentenmanagement-

    Funktionen erfüllen.

    Der integrierte Model Viewer sollte klassische Navigationsfunktionen umfassen, wie das Na-

    vigieren durch das Modell in Form von Rotation, Zoom oder Verschieben. Klassische Schnit-

    tachsen sollten entlang der X-, Y- und Z-Achse gesetzt, verschoben und die Schnittachsen

    gekippt werden können. Objekte und ganze Teilmodelle sollten beliebig ein-, ausgeblendet

    oder ausgegraut dargestellt werden können.

    Abbildung 20: Squirrel in der Modellbetrachtung

    Vor allem das Teilmodell-Management sollte integriert sein, sodass eine unbegrenzte Anzahl

    von Teilmodellen und Revisionen hochgeladen und eingesehen werden könnte. Im Hinblick

    auf unterschiedliche Rollen der Projektbeteiligten sollte ein individuelles Rollen- und Berech-

    tigungskonzept, wie etwa nach dem DIN-Entwurf 19650, die projektspezifisch konfiguriert

    werden können, konfigurierbar sein. Rechtliche Absicherung würde das Fehlen einer Lösch-

    funktion von einmal geteilten Teilmodellen und Revisionen geben.

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 32 von 70

    Abbildung 21: Teilmodelle und Berechtigungen

    Im Hinblick auf das Dokumentenmanagement sollten Dokumente formatunabhängig im Mo-

    dell angehängt und jederzeit aufgerufen werden können.

    Hilfreich wäre die Implementierung einer sortierten Ordnerstruktur. Bereitgestellte Dateien

    sollten auch hier nicht gelöscht werden können und somit eine dauerhafte und lückenlose

    Dokumentation ermöglichen.

    Im Hinblick auf die Projektkommunikation ist die Integration von Issues zentraler Bestandteil

    des Anforderungskataloges einer CDE. Optimal wären dabei die Unterstützung aller drei

    existierenden BCF-Formatversionen (1.0, 2.0, 2.1) sowie entsprechende Im- und Exportfunk-

    tionen.

    Diese enthalten nicht nur den Verfasser und Adressaten, sondern auch verfasste Kommen-

    tare, einen Screenshot sowie die Kameraeinstellung und verknüpfte Objekte. Durch den er-

    neuten Import sollte ein bestehendes Issue aktualisiert werden können.

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 33 von 70

    Abbildung 22: Issues in Squirrel

    Eine Löschfunktion sollte zu Transparenz- und Dokumentationszwecken nicht für die Pro-

    jektbeteiligten zur Verfügung stehen. Änderungen an Issues sollten automatisch dokumen-

    tiert werden.

    Abbildung 23: Transparenz durch BCF-Historie

    Neben der flexiblen Projektkommunikation durch BCFs sollte auch die Möglichkeit bestehen,

    komplexe statische Arbeitsabläufe in Form von Workflows zu integrieren. Workflows können

    so mit den Issues koexistieren und erlauben für komplexe Freigabevorgänge weiterhin die

    Einhaltung etablierter Standards.

    Im Zuge eines herstellerunabhängigen Ansatzes sollte sowohl das IFC- als auch das BCF-

    Format unterstützt werden. Bei der Dokumentenreferenzierung sollte es keine Formatein-

    schränkungen geben.

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 34 von 70

    5. Fachliche Modellprüfung und Modellierung

    5.1 Grundlagen und Anwendungsfälle

    Die identifizierten Anwendungsfälle für die geometrische und regelbasierte Modellprüfung

    wurden in drei übergeordneten Funktionen Modellbetrachtung, Aufgabenmanagement durch

    BCF-Monitoring sowie Modellprüfung gegliedert.

    Die Modellbetrachtung umfasst Funktionen eines Model Viewers, welche die visuelle Modell-

    prüfung unterstützen. Mit der Erzeugung von Schnitten, dem Speichern von relevanten An-

    sichtspunkten sowie der Darstellung und Filtern von Attributen soll es möglich sein, das (Ko-

    ordinations-)Modell sowohl visuell als auch im Hinblick auf Modellierungsstrukturen zu prü-

    fen. Durch die Wiederkehr zu definierten Ansichtspunkten können relevante Sichtachsen

    fixiert werden und beispielsweise für Planungsbesprechungen als Diskussionsgrundlage

    oder zur visuellen Erfassung eines Sachverhalts dienen. Die Erstellung von Koordinations-

    modellen und dem damit zusammenhängenden Management von Teilmodellen sollte im

    Hinblick auf eine teilmodellübergreifende Prüfung in der Funktionalität der Softwarelösung

    enthalten sein.

    Das Aufgabenmanagement durch BCF-Monitoring enthält sowohl die objektbasierte Kom-

    mentierung in Form von Issues als auch den Import und Export derselbigen. Durch die Er-

    stellung von Issues sollen Fehler und Mängel objektbasiert erfasst, dokumentiert und den

    zuständigen Projektbeteiligten zugewiesen werden können. Der softwareunabhängige Aus-

    tausch von Issues soll die Nutzung in den nativen Softwareumgebungen der Beteiligten er-

    möglichen. Das BCF-Management läuft über die gemeinsame Common Data Environment.

    Die Issues werden dort hinterlegt, abgerufen und dokumentiert.

    Die Modellprüfung, also die Detektion von Kollisionen zwischen einzelnen Teil-modellen,

    involviert verschiedene Beteiligte sowohl auf Auftragnehmer- als auch auf Auftraggeberseite.

    Während die Planer der einzelnen Gewerke für ihr Teilmodell verantwortlich sind und dieses

    nach abgeschlossener Modellierung im Common Data Environment (CDE) anderen Beteilig-

    ten zugänglich machen, obliegt die fachtechnische Qualitätsprüfung dem Qualitätsmanage-

    ment und die informationstechnische Qualitätsprüfung dem BIM-Manager. Denn nicht nur die

    fachliche Korrektheit der Modelle ist ausschlaggebend, sondern auch die Informationsquali-

    tät. Bei einem ständigen Austausch zwischen den Beteiligten des Projektes muss das Modell

    aus informationstechnischer Sicht einwandfrei vom Auftraggeber verwertbar und letztendlich

    freigegeben werden können. Dies beinhaltet sowohl einheitliche Vorgaben, nach denen be-

    reits in der Modellierungsphase gearbeitet wird, als auch die möglichst klare objektbezogene

    Strukturierung des jeweiligen Modells. Während die Hauptprüfung aller Modelle durch die

    Auftragnehmer durchgeführt wird, ist die DEGES auf Auftraggeberseite zweite Prüfinstanz.

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 35 von 70

    Abbildung 24: Test-Spezifikationen für den Model Checker

    5.2 Anwendung im Projekt

    Die erste Instanz der Modellprüfung findet auftragnehmerseitig durch die Fachplaner selbst

    statt. Diese sind bei der Planung und Planungsmodellierung zur Integration der in den AIA

    vorgegeben Modellierungsrichtlinien und zur Gewährleistung der fachlich-technischen Kor-

    rektheit ihrer Modelle verpflichtet.

    Die eigene Modellprüfung findet in der jeweils nativen Modellierungsumgebung statt. Nach

    Abschluss der Modellierung und der eigenen Qualitätssicherung geben die Planer ihr Teil-

    modell über die CDE für die Fachkoordination frei.

    Nach erfolgreicher Prüfung durch die Fachkoordination, auftragnehmerseitig, werden die

    Teilmodelle für die DEGES als Auftraggeber freigegeben.

    SOFTWARE FÜR MODELLPRÜFUNG

    Use-Cases für die Modellprüfung

    Use-CasesMarkt-

    screeningVorselektion Testing Empfehlung

    Modellbetrachtung

    Aufgabenmanagement durch BCF-Monitoring

    Modellprüfung

    Integrierter Model Viewer mit intuitiver Navigation

    Erzeugung von Schnitten

    Speichern von Ansichtspunkten

    Anzeige/Filterung von Attributen

    Einblendung spezifischer Parameter

    Erstellung von Koordinationsmodellen

    Management von Teilmodellen

    Objektbasierte Kommentierung

    Import und Export von BCF-Issues

    Geometrische Kollisionsprüfung

    Erstellung regelbasierter Prüfungen

    Ausführung regelbasierter Prüfungen

    Adaption bereits vorhandener Regeln

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 36 von 70

    Abbildung 25: Prüfebenen der Qualitätssicherung

    Der BIM-Manager übernimmt auftraggeberseitig die Qualitätssicherung im Hinblick auf Kolli-

    sionsprüfung und regelbasierte Modellprüfung; diese wird in Desite MD Pro durchgeführt.

    Dabei wird das Wissen des auftraggeberseitigen Qualitätsmanagements in Form von Regeln

    umgesetzt. Regelbasierte Prüfungen in Desite MD Pro erlauben, das zusammengeführte

    Koordinationsmodell aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und zu prüfen. Es

    können sowohl branchen- als projektspezifische Regeln zur Modellprüfung definiert werden.

    Mit regelbasierten Prüfungen ist es möglich, digitale Bauwerksmodelle auf ihre geometrische

    Qualität, als auch auf andere Inhalte, beispielsweise auf Vorgaben aus technische Regel-

    werken oder Richtlinien, zu überprüfen. Darüber hinaus können natürlich auch individuelle

    Anforderungen und selbst definierte Prüfkriterien aus der eigenen Projekterfahrung in solch

    automatisierte Regelsätze umgewandelt werden.

    Der Prüfprozess wird in Form von Prüfprotokollen regelmäßig dokumentiert. Prüfprotokolle

    der Auftragnehmer werden zu jeder Datenübergabe abgefragt.

    Auf folgender Abbildung sind die Dimensionen der Qualitätssicherung dargestellt.

    BIM Manager - AD Funkturmwww.albert-ing.com

    Übereinstimmung mit AIA, z.B.

    MODELLBASIERTES QUALITÄTSMANAGEMENT

    MODELLIERUNGSKONVENTIONEN UND TECHNISCHE PLANUNGSQUALITÄT

    Koordinaten, Einheiten

    LOD = LoG + LoI

    Technischer Fachprüfer (AN)

    SICHERUNG DER FACHLICH-TECHNISCHEN QUALITÄT

    DEGES-Qualitätsprüfung

    Federführender Objektplaner

    BIM-Fachkoordinator

    SICHERUNG DER MODELLIERUNGS-UND DATENQUALITÄT

    BIM-Manager

    BIM-Gesamtkoordinator

    Modellstruktur

    Einhaltung techn. Vorgaben, z.B.

    techn. Regelwerke

    geometrische Konflikte

    Baubarkeit / Phasen

    Datenprozess Planungsprozess

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 37 von 70

    Abbildung 26: Beispielhafte Dimensionen der Qualitätssicherung

    5.3 Software-Empfehlung

    Nach einem Marktscreening und einer näheren Untersuchung wurden drei infrage kommen-

    den Softwarelösungen identifiziert, die laut Herstellerangaben in der Lage sind, regelbasierte

    Modellprüfungen zusätzlich zur Kollisionsprüfung durchzuführen: StruMIS LTD BIMReview,

    Solibri Model Checker und ceapoint Desite MD Pro. Nach eingehendem Test auf die oben

    erläuterten Anwendungsfälle überzeugte am Ende ceapoint Desite MD Pro.

    Der integrierte Model Viewer von Desite MD Pro erwies sich als intuitiv in der Steuerung mit

    einer ansprechenden Benutzeroberfläche. Die Benutzung war nach angemessener Einarbei-

    tungszeit möglich. Die Performance ist selbst bei größeren Modellen gut. Die Navigation er-

    wies sich als intuitiv und vielseitig. Bis zu sechs Schnittebenen sind sie auf Grad- und Koor-

    dinatenzahl genau definierbar.

    Ansichtspunkte sind mit oder ohne selektierte Objekte speicher-, aufruf- und kommentierbar.

    Die Filterfunktion ist weit entwickelt und intuitiv. Dabei lassen sich vor- und benutzerdefinierte

    Tooltips an den Bauteilen anzeigen, während eine Baumstruktur ständig sichtbar gemacht

    werden kann. Die Tooltips können über die API-Schnittstelle personalisiert werden. Teilmo-

    delle lassen sich problemlos ein- und ausblenden sowie als performante Kanten darstellen.

    Die Navigation durch das Modell verläuft flüssig. IFC-Dateien lassen sich kombinieren und

    als Koordinationsmodell im CPIXML- und im proprietären PFS-Format abspeichern.

    Die Modellbetrachtung in Desite MD Pro beinhaltet alle Funktionen der aufgestellten Test-

    spezifikationen. Es gibt Variationsmöglichkeiten in Form von Rotieren, Umschauen und die

    Simulation einer zu-Fuß-Begehung. Verschiedene Anzeige-optionen wie die Einzel- und

    Kantendarstellung von Objekten oder Teilmodellen machen es dem Betrachter möglich, un-

    terschiedliche Betrachtungsfokusse zu legen und dabei den Kontext mit anderen Umge-

    bungsdetails ein- oder auszublenden.

    Digitales Planen, Bauen und Betreiben - BIMwww.albert-ing.com

    Regelbasierter ModelChecker

    Technische Regelwerke

    Plausibilität

    Planungsparameter

    3D-ModelViewer

    Integrierte Darstellung der Hauptmassen und Trassierungsparameter

    Clash Detection

    Zwischen den Fachmodellen im Koordinationsmodell

    Informationsmanagement in der fachlichen und modellierungstechnischen Qualitätsprüfung

    Digitaler Prüf- und Freigabelauf

    Digitale Prüfdokumentation

    Monitoring der Fehlerbehebung

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 38 von 70

    Zur Funktion des Modellschneidens werden im Grunde genommen mehrere Schnittachsen

    kombiniert und so eine detaillierte und individuelle Sicht in den geometrischen Modellaufbau

    ermöglicht.

    Abbildung 27: Desite MD Pro als Model Viewer

    Issues der Version 2.1 können zu einer bestimmten geometrischen Situation inklusive betei-

    ligter Objekte und anderer Informationen in Form von Ansichtspunkten erstellt werden. Sie

    sind als bcfzip und vpxml exportier-, als PDF speicher- und per E-Mail verschickbar. Informa-

    tionen sind bei Im- und Export konsistent.

    Das Programm unterstützt die Anforderungen im Hinblick auf das BCF-

    Aufgabenmanagement vollumfänglich und ist unkompliziert zu bedienen.

    Abbildung 28: Issues („Ansichtspunkte“) in Desite MD Pro

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 39 von 70

    Die geometrische Kollisionsprüfung ist als Tool innerhalb der Software umgesetzt. Zu Anfang

    wird eine Prüfmenge definiert, also die zu prüfenden Objekte, bzw. Teilmodelle. Toleranzen

    sind einstellbar, Einschlüsse, Überschneidungen und zu große Abstände prüfbar. Ergebnisse

    können invertiert werden (alle Bauteile anzeigen, die KEINE Clashes haben), der Export des

    Clashreports ist als .cd.xml und als übersichtliches PDF möglich.

    Aus detektierten Clashes lassen sich direkt Issues erzeugen, die weiterverwendet werden

    können. Es gibt eine Funktion zur automatischen Erzeugung von Issues für jeden aufgetre-

    tenen Clash. Die Darstellung einer Kollision kann mit oder ohne Schnittlinien visualisiert wer-

    den. Objekt-Informationen aus IFC-Datei werden lückenlos mitgeliefert und sind verwertbar.

    Die Kollisionsprüfung lieferte plausible Ergebnisse und punktete mit stringenter Logik für den

    Gebrauch sowie mit übersichtlicher Darstellung.

    Die regelbasierte Modellprüfung funktioniert über eine API-Schnittstelle zu JavaScript und

    erlaubt die Regelprogrammierung direkt innerhalb der Software, sowie deren Import und Ex-

    port.

    Durch die Schnittstelle zu JavaScript sind bei der Regelschreibung zwar Programmierkennt-

    nisse vorausgesetzt, aber der Regel-erstellung sind so nur durch JavaScript selbst Grenzen

    gesetzt. Durch die Import- und Exportfunktion können einmal geschriebene Regeln zudem

    archiviert und jederzeit in einem anderen Projekt wieder importiert werden. Der Program-

    mieraufwand entsteht somit nur einmal pro Regel.

    Abbildung 29: Kollisionsprüfung in Desite MD Pro

    Während des Tests wurde eine Regel zur automatisierten Prüfung von Fahrbahnen auf aus-

    reichende Querneigung zu Entwässerungszwecken geschrieben. Diese Regel errechnete

    anhand von zwei Attributen der Fahrbahnen die Gradzahl der Neigung, die an eine Bedin-

    gung für eine Mindestgradzahl geknüpft wurde. Waren die Fahrbahnen nicht ausreichend

    geneigt, wurde die Prüfung der Objekte als fehlgeschlagen deklariert. Die Modellprüfung

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 40 von 70

    erwies sich durch die API-Schnittstelle als extrem vielseitig bei gleichzeitiger Benutzerfreund-

    lichkeit.

    Abbildung 30: Regelbasierte Modellprüfung in Desite MD Pro unter Verwendung von JavaScript

    6. Nutzung und Validierung von objektorientierten Modellen Building Information Modeling beschreibt eine kollaborative Arbeitsmethode, die sowohl ge-

    stalterische und zeitliche als auch wirtschaftliche Informationen und Vorgaben in digitalen

    objektorientierten Modellen abbildet. Es werden geometrische Modelle mit Informationen

    zum zeitlichen Ablauf der Planungs-, Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen sowie den damit

    verbundenen Kosten verknüpft.

    Abbildung 31: Modell + Zeitkomponente + Kostenkomponente

  • BIM-Leitfaden – DEGES – 07/2019 Seite 41 von 70

    Dieses Kapitel befasst sich mit dem grundlegenden BIM-Anwendungsfall der modellbasier-

    ten Kostenplanung und –überwachung. Die Basis bildet die spezifische Priorisierung der

    DEGES von bestimmten Anwendungsfällen, weshalb die modellbasierte Bauablaufplanung

    in diesem Leitfaden nur annähernd erläutert wird.

    Anwendungsfälle stellen den Zweck, für den digitale Methoden in einem Verkehrsinfrastruk-

    turprojekt angewendet werden, dar und definieren zudem die nutzerspezifischen Anforde-

    rungen an die Planungsbeteiligten sowie die BIM-Ziele, die der Auftragnehmer hinsichtlich

    der Projektabwicklung verfolgt. Durch die Festlegung einer Vielzahl von unterschiedlichen

    BIM-Anwendungsfällen kann der Schwierigkeitsgrad der BIM-Implementierung in einem Pro-

    jekt (oder auch im Unternehmen) beeinflusst werden. Der Auftragnehmer erhält aus den un-

    terschiedlichen Anwendungsfällen jeweils die zu Beginn definierten Ergebnisse der einzel-

    nen Planungsbeteiligten in Form von relevanten Informationen.

    Eine transparente und vollständige Modellierung in der Planung und Bauausführung unter-

    stützt eine schnellere und bessere Informationsabfrage zum aktuellen Projektstatus sowie

    einen kontinuierlichen Informationsfluss über die weiteren Projektphasen. Hier ist es vor al-

    lem wichtig, dass die anfallenden und relevanten Informationen der Projektbeteiligten aus

    den unterschiedlichen nativen Autorenwerkzeugen regelmäßig im spezifischen Kollaborati-

    onsmodell koordiniert, visualisiert und systematisch konsolidiert werden.

    Mit der Implementierung und Anwendung eines BIM-fähigen Software-Produktes für die Mo-

    dellierung wird sowohl die Qualität und Konsistenz der Daten als auch die Kommunikation

    der Projektbeteiligten in Bezug auf die Kostenplanung über die gesamte Projektabwicklung

    verbessert. In diesem Zusammenhang bildet ein durchgehendes und fortwährend plausibles

    Mengengerüst in Verbindung mit Geometrien, Leistungsbeschreibungen sowie Terminplänen

    die zentrale Informationsgrundlage für eine erfolgreiche Modellierung.

    Darüber hinaus kann durch die Verknüpfung von Leistungsverzeichnis oder K