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Berufsmonitoring Medizinstudenten 2014Ergebnisse einer bundesweiten Befragung
Prof. Dr. Rüdiger Jacob, Universität Trier
Prof. Dr. Johannes Kopp, Universität Trier
Sina Schultz (B.Sc.), Universität Trier
3
Berufsmonitoring 2014 | inhaltsverzeichnis
5 GemeinsamesVorwortderKooperationspartner
6 ZusammenfassungderBefragungsergebnisseausSichtderKBV
8 1. VersorgungsforschungalsinterdisziplinäresProjekt:
DiePerspektivederUniversitätTrier
9 2. AusgangslageundProblemstellung
12 3. Berufsmonitoring
15 4. DieBefragung–Methodik,FeldarbeitundDatenanalyse
18 5. Ergebnisse
5.1 Strukturdaten
23 5.2 Studium
26 5.3 VorerfahrungenimmedizinischenBereich
28 5.4 ErwartungenandiespätereBerufstätigkeit
32 5.5 BerufundFamilie
34 5.6 Facharztausbildung
45 5.7 ArbeitgeberundNiederlassung
48 5.8 ArbeitsorteundRegionen
63 5.9 VersorgungsformenundVersorgungsmodelle:
DerInformationsstandderkünftigenÄrzte
66 5.10 InformationsquellenundderenBewertung
68 5.11 DasImagedesAllgemeinmedizinersundHausarztes
75 5.12 PJundFamulatur
78 5.13 ÜbertragungärztlicherAufgabenananderemedizinischeBerufsgruppen
79 6. ZentraleErgebnisseundSchlussfolgerungen
82 Anhang:Fragebogen
99 Impressum
Inhaltsverzeichnis
5
Berufsmonitoring 2014 | vorwort
DersichraschvollziehendedemographischeWandelsowie
dertechnologischeFortschrittverändernunseremedizinische
VersorgungineinerWeise,dassdieFundamenteärztlicher
Tätigkeit,nämlichdieAus-undWeiterbildung,konsequent
daraufausgerichtetwerdenmüssen.Hinzukommt,dass
insbesondereinländlichenundsozialschwachenGebieten
bereitsjetztEngpässebeipatientennahen,grundversorgen-
denFächernbestehen–einTrend,dersichnachAnsichtvieler
Expertenzuverstärkendroht.
AusdiesemGrundhatdieKassenärztlicheBundesvereini-
gung(KBV)zusammenmitderUniversitätTrier,demMFT
MedizinischenFakultätentagundderBundesvertretung
derMedizinstudierendeninDeutschlande.V.(bvmd)eine
bundesweiteOnline-BefragungvonMedizinstudierenden
durchgeführt.SieschließtaneineOnline-Befragungaus
demJahr2010anundzieltdarauf,dieBerufsperspektiven
undWünschejungerMedizinerzuerhebenunddiederzeit
wahrgenommenenHürdenfüreinespätere,auchambulante
Tätigkeitzuidentifizieren.
DieBefragungsergebnissehelfenallenAkteurenderGesund-
heitsversorgungdieberuflichenVorstellungenderStudieren-
denbessereinzuschätzenundentsprechendeWeichenstel-
lungenvorzunehmen.DieErgebnisseliefendamitwertvolle
InformationenzudenderzeitlaufendenReformprozessender
ärztlichenAus-undWeiterbildung.
Rund80%derBefragtengebenan,dasssiespäterinihrer
HeimatregionoderinihremHerkunftsbundeslandarbeiten
wollenundnurfür35%kommenalleOrtsgrößeninFrage.
DieseErgebnissestellenbesondereAufgabenanalledünn-
besiedeltenRegionenbeiderGewinnungärztlichenNach-
wuchses.
EinweitererAspektkommthinzu:DerFrauenanteilimMedi-
zinstudiumliegtgegenwärtigbeirund61%1,einVerhältnis,
dassichauchinderBeteiligunganderBefragungMedizin-
studierenderabbildet.5%derBefragtenhabenKinder,über
80%möchtenKinderhaben.DamitkommtderVereinbarkeit
vonFamilieundBerufsowohlinBezugaufdiespätere
beruflicheTätigkeitalsauchinBezugaufdieerforderliche
InfrastrukturamTätigkeitsorteinhoherStellenwertzu.
DervorliegendeBerichtstellteine,hinsichtlichderempi-
rischenBefundeundeinigerneuerSchwerpunktebeiden
Fragen,aktualisierteNeuauflagedesBerufsmonitorings
Medizinstudierende2010dar.DerFragebogenistinenger
KooperationzwischendemFachbereichIV/Soziologieder
UniversitätTriereinerseitsundderKBV,demMFT,derbvmd,
besondersChristianKraef,PascalNohl-DerykundJonathan
SchützesowievomSprecherratderMedizinstudierendendes
MarburgerBundes,NicoleHolzer,AndreasHammerschmidt
undJanBauer,andererseitsentstanden.FastalleMedizini-
schenFakultäteninDeutschlandhabensichaktivander
DurchführungundinsbesondereanderBekanntmachung
derBefragungdurcheinedirekteAnsprachederStudierenden
beteiligt.
InsbesonderegehtderDankanalleMedizinstudierenden
fürdieTeilnahmeanderBefragungunddieteilweisesehr
ausführlichenundinstruktivenKommentare.
Gemeinsames Vorwort der Kooperationspartner
1Vgl.StatistischesBundesamt,Fachserie11,Reihe4.1,StudierendeanHochschulen,Wintersemester2013/14.
6
Berufsmonitoring 2014 | zusammenfassung
ecKdaten der Befragung
AnderStudierendenbefragung2014habensichmit11.462
Teilnehmern13,5%allerStudierendenbeteiligt.Von37
Fakultätsstandortenkonntenfaktisch34indieAuswertung
einbezogenwerden.2/3derBefragungsteilnehmer(wie
auchderStudierendeninsgesamt)sindFrauen.
UnterteiltnachStudienabschnittenbefindensichdieStu-
dierendenzu35,3%inderVorklinik,zu51,2%imklinischen
Abschnittund13,5%absolvierendasPraktischeJahr.17,9%
derBefragtengebenan,ineinemModellstudiengangzu
studieren(gegenüberdemAnteilvonrund12%insgesamt
etwasüberrepräsentiert).
Rund50%derBefragtenverfügtbereitszuStudienbeginn
überpraktischeErfahrungen.VondiesenhateinAnteilvon
40%konkreteBerufserfahrung,z.B.indenBereichenPflege
oderRettungsdienst,erworben.Rund50%derBefragungs-
teilnehmerhabennacheigenenAngabenMedizinerim
familiärenUmfeld.
Berufsziel: patientenversorgung
Zwischenrund50%undrund75%derStudierendenwill
definitivodersehrwahrscheinlichnachdemErwerbder
FacharztanerkennunginderPatientenversorgungarbeiten.
DabeivariierendieVorliebenzwischenselbstständigund
angestelltsowiezwischendenmöglichenTätigkeitsumfel-
dern(Praxis,MVZ,Krankenhaus).DiekonkreteWahlder
Facharzt-WeiterbildungistzumZeitpunktderBefragung
fürdieüberwiegendeZahlderStudierendennochoffen,der
höchsteWertfüreineangestrebteFachrichtungliegtbei
16,3%fürdieInnereMedizin2.Knapp70%derStudierenden
imklinischenAbschnittundimPJkönnensichjedocheine
TätigkeitinderambulantenVersorgungvorstellen,aller-
dingsnurrund1/3alsHausarztineigenerPraxis3.50%
derStudierendenbegrüßeneineeigenverantwortlicheAuf-
gabenübernahmedurchandereGesundheitsfachberufe
undwünschensicheininterprofessionellesTeam.4
nachwuchsreKrutierung
DerüberwiegendeTeilderBefragtenstudiertheimatnah5.
78%wollenspäterindernäherenHeimatregionbzw.84%
imHeimatbundeslandarbeiten.Insofernliegendiebevölke-
rungsreichenLändermitentsprechendvielenUniversitäts-
standortenimRankingvorne.DieHälftedermedizinischen
Fakultätenmitinsgesamtrund47%derStudierendenbefindet
sichinBaden-Württemberg,BayernundNRW6.Rund50%
derBefragtenkommtausdiesendreiLändernundgibtan,
späterineinemdieserLänderarbeitenzuwollen7.
FürdünnbesiedelteRegionenbzw.Länderergebensich
darausallerdingsbesondereAnforderungenbeiderNach-
wuchsrekrutierung.Danebensindinsgesamt37%der
StudierendenzumZeitpunktderBefragungbereit,inallen
Ortsgrößenzuarbeiten,währendknapp50%angeben,
dassOrtemitwenigerals2000Einwohnernfürsienicht
infragekämen8.
entwicKlungspotentiale
DieBefragungmachtdeutlich,dassdiehausärztlicheTätigkeit
nachwievoreinImageproblemhat.Nur10%derBefragten
würdedefinitiveineFacharztausbildungAllgemeinmedizin
wählen.Fürweitere24%kämedieAllgemeinmedizinin
Betracht9.EinPotentialvon37%derStudierendenmagein
AnstieggegenüberderBefragungimJahr2010sein,ausrei-
chendistesnicht.
DanebenzeigendieErgebnissederBefragungjedochauch,
dassdemGroßteilderStudierendenInformationenüber
dieambulantePraxis–obinalleinigerNiederlassungoder
innerhalbeinerKooperationsform–fehlen:Währendsichdie
BefragungsteilnehmerüberdieRahmenbedingungenund
AnforderungenderstationärenVersorgungzurund57%gut
informiertfühlen,verkehrtsichdasBildbeidenambulanten
Rahmenbedingungen:hierüberfühlensich53%derStudie-
rendenschlechtinformiert.
TatsächlichabsolvierenMedizinstudierendedengrößeren
TeilderpraktischenLehreinheiteninKrankenhäusern.Be-
rücksichtigtman,dassdieBefragungsteilnehmermitüber
70%angeben,alshäufiggenutzteundalsvertrauenswürdig
eingestufteQuellenfürdieInformationüberdiespätere
ärztlicheTätigkeitbereitstätigeÄrzteansprechen,erklären
sichmöglicherweiseInformationsstandundggf.dasImage
derhausärztlichenTätigkeit.Diesklingtebenfallsinden
Freitext-Kommentarenan.
Zusammenfassung der Befragungsergebnisse aus Sicht der KBV
2Vgl.Tab.21./3Vgl.Tab.34./4Vgl.Tab.17./5Vgl.auchweiteruntenimBerichtdieTabellen3-5,diedieHerkunftderStudierendenregionalundnachRaumtypen
darstellen./6Vgl.MedizinischerFakultätentag,LandkarteHochschulmedizin./7Vgl.Tab.35ff./8Tab.39ff,Frage19/9Frage12.
7
Berufsmonitoring 2014 | zusammenfassung
DieBefragungsergebnissespiegelnjedochauchdieAner-
kennungderhausärztlichenVersorgungwider.Beiden
VorstellungenüberdiehausärztlicheTätigkeithabendie
folgendenStatementsdiehöchsteZustimmungerhalten:
•HausärztebehandelneinegroßeBandbreitevon
Krankheitsbildern(69%).
•HausärztetragenalsFallmanagerihrerPatientendie
größteVerantwortunginderambulantenVersorgung
(84%).
ObeinPJinderAllgemeinmedizinfürsieinfragekommt,
beantworteteineleichteMehrheitderBefragungsteilnehmer
mit„ja“oder„vielleicht“.Insofernkommteinerkonsequen-
tenUmsetzungderReformderApprobationsordnungeine
großeBedeutungzu.Diesesiehtu.a.vor,dassdasAngebot
vonPJ-PlätzeninderAllgemeinmedizinvondenFakultäten
biszumJahr2019auf100%gesteigertwerdensoll,d.h.,
theoretischsollesallenStudierendenmöglichsein,einen
PJ-AbschnittinderAllgemeinmedizinzuabsolvieren.
fazit
DerüberwiegendeTeilderanderBefragungteilnehmenden
StudierendenstrebteineärztlicheTätigkeitinderPatienten-
versorgungan.Mithinistessinnvoll,dieAusbildungadäquat
aufdiespäterenkonkretenAnforderungenderPatientenver-
sorgungzubeziehen.DazuzählteineregelhafteEinbeziehung
derambulantenVersorgungundinsbesonderederAllgemein-
medizin.
InformationskampagnenimuniversitärenUmfeldsinddabei
einewichtigeMaßnahme,bedürfenabergleichwohleines
BezugssystemsindenFakultätenselbst.Nebenderflächen-
deckendenakademischenEtablierungderAllgemeinmedizin
erscheinteineReihevonweiterenInterventionen,diedie
verschiedenenPhasendesStudiumsberücksichtigen,
sinnvollzusein.Diessindu.a.longitudinaleambulante
BlockpraktikaoderallgemeinmedizinischeFamulaturenwie
auchbesondereAngeboteausdemBereichderlandärztlichen
Medizin.SiebildendenKontextfürdiebegonneneReform
desMedizinstudiumshinzueinerhöherenOrientierung
anderVersorgungspraxis.Dennknapp70%derBefragten
kannsicheineTätigkeitimambulantenBereichvorstellen,
aberüber50%gebenan,überdieRahmenbedingungen
einersolchenTätigkeitschlechtinformiertzusein.Wennder
Informationstransfer–wievondenStudierendenangegeben
–eininnerärztlicherist,solltenzudenAnsprechpartnern
ambulanttätigeÄrzteundvorallemauchHausärztegehören.
EineweiterewichtigeInformationistdieEinstellungzurTeam-
arbeitunterdenNachwuchsmedizinern.Interprofessionelle
KooperationenwerdensehrweitgehendvomSozialgesetz-
buchdefiniert.FüreinekünftigeAusgestaltungistesjedoch
wichtigzuwissen,dasssichdiekommendeMedizinergenera-
tionzueinemgroßenTeilaufärztlicheAufgabenimengeren
Sinnkonzentrierenmöchte.
DieErgebnissederMedizinstudierendenbefragunggeben
allenBeteiligtengleichsamHausaufgabenauf.DasKV-System
arbeitetseinerseitsdaran,einestrukturierteEinbindungvon
VertragsarztpraxenindiepraktischeAusbildungzuunter-
stützen.VonBedeutungisthierauchdasPraktischeJahrals
ÜbergangsjahrindieärztlicheWeiterbildung.Fachgesell-
schaftenunddieallgemeinmedizinischenInstitutehaben
(wosievorhandensind)StrukturenrundumdieUniverstäten
aufgebaut.
IndünnbesiedeltenRegionenbleibtdieAufgabe,medi-
zinischenNachwuchszugewinnen,anspruchsvoll.Eines
derBefragungsergebnisse,der„Heimat“-Effekt,wonach
StudierendeganzüberwiegendindenRegionenund
Bundesländernarbeitenmöchten,ausdenenSiestammen,
wiegtfürdünnbesiedelteRegionendoppeltschwer.Mittel-
fristigangelegte,gezielteInitiativenundKooperationenzu
einemfrühenZeitpunkterscheinenfürsolcheRegionenmit
einemhohenNachwuchsbedarfsinnvoll10.Dennnebendem
„Heimateffekt“sindweitereFaktorenbelegt.Erfahrungen
ausgroßenFlächenländernwieUSAoderAustralienzeigen,
dassStudierende,diefrühzeitigeinelandärztlicheVer-
sorgungkennengelernthaben,sichspätereherfüreine
TätigkeitimländlichenRauminteressieren.11
EingutesEinkommen,geregelteundflexibleArbeitszeiten
undEinkommenssicherheit–allesamtinderBefragungmit
Wertenvonjeweilsüber80%alswichtigeingestuft–reichen
nichtaus,umkünftigeÄrztinnenundÄrztefürländlicheRegi-
onenundkleineOrtsgrößenzugewinnen.EinweitererAspekt
istdievonfastallenStudierendengewünschteVereinbarkeit
vonFamilieundBeruf.HierfürsindentsprechendeRahmen-
bedingungen,wiez.B.Kinderbetreuung,anzubieten.
DiemedizinischeVersorgungwirdselbstalsTeileinerlokalen
Infrastrukturwahrgenommen,wieKindergärten,Schulen,
mittelständischeUnternehmenundEinkaufsmöglichkeiten
vorOrt.InsofernfälltGemeinden,KommunenundLandkrei-
senhierdieschwierigeAufgabezu,Rahmenbedingungenzu
schaffenbzw.zuerhalten.
10DieAbbildungen5ffweiteruntenimBerichtweisendieMobilitätderStudierendenaus.11HenryJA,EdwardBJ,CrottyB:Whydomedicalgraduateschooseruralcareers?In:RuralandRemoteHealth9:1083,2009;CurranV,RourkeJ:Theroleofmedical
educationintherecruitmentandretentionofruralphysicians.MedicalTeacher,2004May,26(3),265-72.
8
Berufsmonitoring 2014 | 1. die perspeKtive der universität trier
1.
EinezentraleAufgabevonUniversitätenundForschungsein-
richtungenistdieUntersuchungzentralergesellschaftlicher
Problememitwissenschaftlichen,d.h.objektivenMethoden.
DabeiisteinegrundlegendeUnterscheidungdiederGrund-
lagenforschungundderanwendungsbezogenenForschung,
inderesumsehrkonkreteFragengeht–etwadarum,ob
undwiediekünftigeärztlicheVersorgungsichergestelltist
undmitwelchenSchwierigkeitenhierzurechnenist.
DieAuswahldieserProblemebasiertnatürlichaufPräferen-
zenundistdamitauchnichtobjektivierbar,sondernletztlich
normativ.DabeiorientiertsichdieForschung,diewirinTrier
leisten,andemvonKarlPopperformuliertenIdealvonWissen-
schaftundderVerwendungihreErgebnisse,dieder„Mini-
mierungdesLeids“füralledienensoll.Andersausgedrückt:
WissenschaftsolleinenBeitragdazuleisten,dieLebensver-
hältnissedersietragendenundalimentierendenGesellschaft
insgesamtzuverbessern.FürWissenschaftimSinnevon
Poppergiltaberauch,dassdieeigentlicheForschungnicht
nurfreivonWerturteilen,WünschenundPräferenzenzusein
hat,sondernausschließlicheinerüberprüfbarenRealitätoder
–wennmanesetwaspathetischerausdrückenwill–der
Wahrheitverpflichtetist.DiesesWissenschaftsverständnis
verlangtdieTrennungvondeskriptivenundpräskriptiven
Aussagen.Wissenschaftlichbegründbar,weilnachMaßgabe
einerbestimmtenMethodikobjektivierbar,sindnurdeskrip-
tive,dieRealitätbeschreibendeundkausalanalytische
Aussagen.PräskriptiveAussagenbasierendagegenauf
normativenEntscheidungskalkülen,siemögenwert-oder
zweckrationalbegründetsein,sindabernichtobjektivierbar
unddamitauchnichtzwingendgeneralisierbar.Dassetwas
nachwissenschaftlichemErkenntnisstandsound(vermutlich)
nichtandersist,musseinemnichtunbedingtgefallen,stellt
abereinenglaubens-undzustimmungsunabhängigen
Tatbestanddar.
Wissenschafthatdeshalbtypischerweisekein(Be-)Hand-
lungsprogramm,sondernbeschränktsichaufZustandsbe-
schreibungen,auf(Problem-)Diagnosen.DieBehandlung,
dieTherapie,dieLösungeinesProblemsbleibtderPolitik
überlassen.DieseBeschränkungderWissenschaftistauch
eineFolgedavon,dasseseinabsolutverlässliches,sicheres
WissennichtgibtundgeradedieWissenschafteinsolches
WissenwegenihrerVerpflichtungzuObjektivitätnicht
anzubietenvermag.WissenschaftlichesWisseniststetsnur
vorläufigesWissen,dasbereitsmorgenwiderlegtseinkann.
DieAusnahmebeidieserwissenschaftlichenBehandlungs-
abstinenzstelltdieMedizindar.
DieMedizinistdieeinzigeWissenschaftmiteinemaus-
formuliertenBehandlungsprogrammundderdezidierten
Zielsetzung,Wissenanzuwenden,umHilfezubietenbeiden
existentiellstenProblemenmenschlicherExistenzüberhaupt,
beiKrankheitunddrohendemTod.Medizinistbeides:
WissenschaftundPraxis.EininhärentesProblemdabeiist,
dassdieMedizinversuchtundversuchenmuss,mitwissen-
schaftlichenMethoden,Sicherheitzuschaffen-verlässliche,
eindeutigeDiagnosen,zuverlässige,nebenwirkungsfreie
Therapien,sichereHeilung.Diesisthochproblematisch,weil
aushypothetischemunddamitunsicheremWissenkeine
wahren,sicherenHandlungsempfehlungenabgeleitetwerden
können.DiesesProblemhatdieMedizinaufdieGesundheits-
wissenschaftenunddieVersorgungsforschungübertragen.
EineForschung,dieletztlichderPolitikberatungdient,sich
anbestimmtenZielvorgaben–etwaderSicherstellungder
medizinischenVersorgung-orientiertundBeiträgezurVer-
besserungvonLebensqualitätundGesundheitleistetund
damitProblemlösungenanbietensoll,weistunvermeidbar
immernormativeKomponentenauf.Entscheidendisthier,
diesenormativenKomponentenunddieverschiedenen
InteressenimKontextsolcherForschungklarzuartikulieren
unddiegeboteneTransparenzzuschaffen.Entscheidend
istbeiinterdisziplinärenProjektenmitAnwendungsbezug
indiePraxisauch,dassdieverschiedenenRollenklardefiniert
sindunddiebeteiligtenPersonenundInstitutionenAufgaben
gemäßihrerKompetenzenundihresinstitutionellenAuftrags
übernehmen.
ImFallderKooperationindemvorliegendenProjektsind
dieseAufgabeneindeutigzuzuordnen:DieForschung,die
DiagnoseistausschließlichSachederUniversität,Vertreter
derÄrzteschaftundderMedizinstudentenhabenhierledig-
lichinderKonzeptionsphasebeiderEntwicklungdes
FragebogensmitgewirktundhierwarderenSachverstand
auchnotwendigundunverzichtbar.DieDatenerhebung,
AnalyseundfachlicheInterpretationderDatenallerdings
fielderUniversitätzu.
Versorgungsforschung als interdisziplinäres Projekt: Die Perspektive der Universität Trier
9
Berufsmonitoring 2014 | 2. ausgangslage und proBlemstellung
DiewohlbedeutendstesozioökonomischeEntwicklung,die
aufunsereGesellschaftzukommt,istderdemographische
Wandel:DieBevölkerungwirdinsgesamtälterunddieBevöl-
kerungszahlwirdabnehmen.DabeiwirddieseEntwicklung
inländlichenRegionenfrüherbeginnenalsinstädtischen
Gebieten.BiszumJahr2020wirdsichderAltersaufbauder
BevölkerungDeutschlandsverglichenmitdemheutigen
Aufbauwenigändern–danachaberumsostärker.
GeradedieVersorgungderälterenPatientenwirdregionalwie
auchbundesweitinzunehmendemMaßeProblemeaufwer-
fen,undzwarsowohlinquantitativeralsauchinqualitativer
Hinsicht.AlteralssolchesistzwarkeineUrsachevonKrank-
heit,aberimfortgeschrittenenAltertretenbestimmteKrank-
heitengehäuftaufundwerdengehäuftbehandelt.Zunennen
sindhier:BösartigeNeubildungen,Diabetesmellitus,Gefäß-
erkrankungen,ErkrankungenderSinnesorgane,Depression,
DemenzunddegenerativeErkrankungendesStütz-und
Bewegungsapparates.
DasRisikoeinerKarriereals„geriatrischerPatient“istmithin
groß.DiegeriatrischenFachgesellschaftenhabendiesen
Patienten2007alsMenschenmitgeriatrietypischerMulti-
morbiditätdefiniert,diecharakterisiertistdurchImmobilität,
Sturzneigung,kognitiveDefizite,Inkontinenz,Fehl-undMan-
gelernährung,DepressionenundAngststörungen,chronische
Schmerzen,herabgesetztekörperlicheBelastbarkeitsowie
durchSeh-undHörbehinderung.12
DasMorbiditätsspektrumunterliegtbereitsjetzteinem
WandelhinzuimweitestenSinngeriatrischenErkrankungen.
DieshatauchderSachverständigenratzurBegutachtungder
EntwicklungimGesundheitswesenfestgestelltundunter-
scheidethiervierTypenvonKrankheiten,beidenenvoneiner
SteigerungderInzidenzundPrävalenzausgegangenwird,
nämlichaltersphysiologischeVeränderungenmitpotentiellem
KrankheitswertwieVerschlechterungenderSehfähigkeit
oderÄnderungenderKnochendichte,alterskorrelierte
ErkrankungenmitlängererpräklinischerLatenzzeitwie
Krebs,pathologischenGefäßveränderungenoderNervener-
krankungen,ErkrankungenmitimAlterverändertemphysio-
logischenVerlaufaufgrundverminderterhomöostatischer
Regulations-oderReparaturmechanismensowieKrankheiten
alsFolgendermitderLebenszeitsteigendenExposition.13
Insbesonderebeiletzterenistanzumerken,dassdabeiauch
–zudenkenistetwaanverhaltenskorrelierteErkrankungen
–SchichtzugehörigkeitundGeschlechteineentscheidende
Rollespielen.
EineReihedieserKrankheitenkannbeifrühzeitigerInter-
ventionvermiedenbzw.inihrerManifestationaufeinnoch
höheresAlterderPatientenverschobenoderinihrenKon-
sequenzengemildertwerden.GeradeinderZielgruppeder
älterenPatientenkommendaherMaßnahmenderprimären
undsekundärenPräventionbesondereBedeutungzu,umdas
SyndromdesgeriatrischenPatienten,Klinikaufenthalteund
Pflegebedürftigkeitzuminimierenundauchimfortgeschrit-
tenenAltereinOptimumanGesundheit,Autonomieund
Lebensqualitätzuermöglichen.
DerSachverständigenratzurBegutachtungderEntwicklung
imGesundheitswesenstelltdazuinseinemGutachtenaus
demJahr2009unmissverständlichfest:„DieVersorgung
PflegebedürftigerbildeteineLangzeitaufgabemitdemZiel
desErhaltseinerangemessenenLebensqualitätundSelbst-
ständigkeit.VordemHintergrunddieserHerausforderungen
kommtzunächstderVermeidungundVerzögerungvon
PflegebedürftigkeitdurchdenAusbaueineraltersspezi-
fischenPräventionundGesundheitsförderungeinehohe
Prioritätzu.DerderzeitgeringeStellenwertaltersspezifischer
PräventionundGesundheitsförderungbedarfvorallem
angesichtsderhiernichtausgeschöpftenPotenzialedringend
einerKorrektur.“14DabeisolldieambulanteBehandlung–
soweitwiemöglich–VorrangvorderstationärenTherapie
haben.DauerhaftePflegebedürftigkeitsolldurchgeriatrische
AkutbehandlungundRehabilitationvermiedenwerden.
Ausgangslage und Problemstellung
12Vgl.dazudieErgebnissedesDeutschenAlterssurveysinDZA(Hrsg.):Alterssurvey,Schwerpunkt„GesundheitundGesundheitsversorgung“,2005,
http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen,did=35236.html.13Vgl.SachverständigenratzurBegutachtungderEntwicklungimGesundheitswesen(Hrsg.)(2009):KoordinationundIntegration–Gesundheitsversorgungineiner
GesellschaftdeslängerenLebens,Berlin,S.234.14SachverständigenratzurBegutachtungderEntwicklungimGesundheitswesen(Hrsg.)(2009):KoordinationundIntegration–Gesundheitsversorgungineiner
GesellschaftdeslängerenLebens,Berlin,S.31.
2.
10
Berufsmonitoring 2014 | 2. ausgangslage und proBlemstellung
DieVernetzungvonambulantemundstationäremSektorsoll
gefördertwerden.15ZurErreichungdieserZielebedarfesaber
einerquantitativausreichendenundqualitativaufdassich
wandelndeMorbiditätsspektrumausgerichtetenVersorgungs-
struktur.EinealterndeundkünftigmehrheitlichältereBevölker-
ungwirdmehrundanderemedizinischeLeistungennachfragen.
ZurPrognosederEntwicklungdesMorbiditätsspektrums
konkurrierenderzeitimWesentlichenzweiThesen,nämlich
dieMedikalisierungsthese(auchMorbiditätsexpansionsthese
genannt)unddieKompressionsthese.DieMedikalisierungs-
thesegehtdavonaus,dassmitsteigenderLebenserwartung
auchdieKrankheitslastunddamitderRessourcenbedarf
unddieKostenineinerGesellschaftsteigen,weil–bei
FortschreibungdesbisherigenKrankheitsspektrumsundder
alterskorreliertenInzidenzundPrävalenzeinerseitsunddem
(langsamen)FortschrittinderkurativenMedizinanderer-
seits„zusätzlicheLebenszeitmitzusätzlichenGesundheits-
leistungenerkauftwerdenmuss“unddie„durchhöhere
LebenserwartunggewonnenJahreinimmergrößeremMaße
inKrankheitundBehinderungverbrachtwerden.“16
DiekurativeMedizinistzwarinzunehmendemMaßinder
Lage,(chronisch)krankePatienten(fürlängereZeiträume)
amLebenzuerhaltenundderenSymptomezubehandeln,
nichtaber,dieseKrankheitenursächlichzutherapieren.
DamitsteigtinsgesamtdieZahlkrankerPatientenunddie
LebenszeitunterKrankheit.DieKompressionsthesegeht
demgegenüberdavonaus,dasskünftigeKohorten„bei
steigenderLebenserwartungbisinshoheAlterweitgehend
gesundbleibenundschwereKrankheitenmithohenKosten
sicherstimletztenLebensabschnitt,alsokurzvordemTod,
einstellen.“17
BeibeidenThesenspieltdieBiographiederPatienteneine
wichtigeRolle.DieMedikalisierungstheseextrapoliert
Morbiditätstrendswiesiebeidenjetztälterenundalten
Patientenbeobachtetwerden,derenBiographiegekenn-
zeichnetwardurchKriegs-undNachkriegsjahresowie
beruflicheundverhaltensbedingteBelastungen,überderen
gesundheitsschädigendeWirkungeneslangeZeitkaum
gesichertesundpubliziertesWissengab,zudenkenisthier
etwaandieUbiquitätdesRauchensbisweitindieneunziger
JahredesletztenJahrhundertshinein.VieledieserBelastun-
genbetreffendiejetztjungenundmittelaltenKohortengar
nichtmehrodernichtmehrindemMaßwieihreVorgänger,
sodassesfüreineKompressionsthesedurchauseinige
PlausibilitätundEvidenzgibt.EinKohortenvergleichmit
DatendesAlterssurveyszeigt,dassdieKrankheitsinzidenz
inderspätergeborenenKohorteingleichenAltersklassen
tatsächlichniedrigeristalsinderfrühergeborenenKohorte.18
WelcheTheselängerfristigzutrifft,hängtmithinvonFaktoren
derLebenslageundLebensführungab,dieeinegewisse
zeitlichePersistenzhaben.MenscheninprekärenLebensver-
hältnissenerfüllennachwievoralleVoraussetzungen,Fälle
fürdieMedikalisierungsthesezuwerden.AuchdieGültigkeit
derKompressionstheseführtimÜbrigenbeieinerabsolut
steigendenZahlältererMenschennichtzueinemRückgang
behandlungsbedürftigerMorbidität,diesewirdlediglich
bezogenaufdiejeweiligeindividuelleBiographieaufeinen
kürzerenZeitraumbegrenzt.
TrotzrückläufigerBevölkerungszahlenwerdendeshalbdie
Konsultationszahlenbzw.derBedarfnachambulanterund
stationärerBehandlungabsehbarwohlnichtsinken,sondern
ehernochsteigen.AuchdazubietetderAlterssurveyeinige
Evidenz,über90%derPersonenüber70Jahresindinambu-
lanterBehandlungundhabenmindestenseinmalinden
letzten12MonatenvorderBefragungeinenpraktischenArzt
aufgesucht.
NununterliegtaberauchdieAngebotsseiteunddamitauch
dieÄrzteschaftdiesemdemographischenWandel.DieHälfte
15Vgl.MinisteriumfürArbeit,Soziales,Gesundheit,FamilieundFrauen(Hrsg.)(2009):GeriatriekonzeptdesLandesRheinland-Pfalz,Mainz.16Niehaus,F.:AlterundsteigendeLebenserwartung,WissenschaftlichesInstitutderPKV,Köln2006,S.3undS.14.17Niehaus,F.:AlterundsteigendeLebenserwartung,WissenschaftlichesInstitutderPKV,Köln2006,S.14.18Vgl.DZA(Hrsg.):Alterssurvey,Schwerpunkt„GesundheitundGesundheitsversorgung“,2005,
http://www.bmfsfj.de/BMFSF/Service/Publikationen/publikationen,did=35236.html.
11
Berufsmonitoring 2014 | 2. ausgangslage und proBlemstellung
deraktuellniedergelassenenÄrztez.B.inRheinland-Pfalz
wirdbiszumJahr2026indenRuhestandgehen,wennman
unterstellt,dassÄrztemit68JahrenihreTätigkeitaufgeben,
wasmandurchauskritischdiskutierenkann,daessich
bereitsjetztabzeichnet,dassvieleÄrzteihrePraxisfrüher
aufgebenwollen.BundesweitistdergleicheTrendzuver-
zeichnenwieinRheinland-Pfalz:ÄrzteundPatientenwerden
gemeinsamalt.Arztpraxenwerdenkünftighäufigervakant
undbereitsjetztinbestimmtenRegionen–insbesondereauf
demLand–häufignichtwiederbesetzt.Krankenhäuseraller
VersorgungsstufenhabenebenfallszunehmendProblemebei
derWiederbesetzungfreierStellenbishinzurChefarztebene.
DieinsbesonderevonKrankenkassenseiteinderletztenZeit
häufigervorgetrageneThese,esgäbekeinenÄrztemangel,
trifftbereitsjetztnichtzu,wennmandievakantenStellenund
ArztsitzealsMaßnimmt.KünftigwirdsichdieSituationweiter
verschärfen,weil–wieebenschonerwähnt–derBedarf
nachärztlichenLeistungenehersteigendürfte,sodassder
sichabzeichnendeStrukturwandelzueinerDiskrepanzvon
AngebotundNachfrageführt.Diewohnortnaheambulante
VersorgungindenländlichstrukturiertenRegionenistunter
denderzeitigenRahmenbedingungenmittel-undlangfristig
nichtgesichert.
DieseProblemeresultierenzumeinenauseinemdrohenden
MangelanÄrztenindiesenRegionen,betreffenalsodie
QuantitätdesAngebots.Zumanderenzeichnetsichvordem
HintergrunddesdemographischenWandelsundeinemdamit
korreliertenWandelimMorbiditätsspektrumaberauchein
qualitativesVersorgungsproblemab(dasdurchausauch
dieStädtebetrifft),daeineimweitestenSinnegeriatrische
MedizininverstärktemMaßeauchinStädtenangeboten
werdenmuss.
VordiesemHintergrundunddemdemographischenWandel
auchinderÄrzteschaftstelltsichdamitnaturgemäßdieFrage
nachderEntwicklungbeidemmedizinischenNachwuchs.
Hiermussmanzunächsteinmalfeststellen,dassdieZahlder
Absolventenvon1994bis2006von11.978auf8.724gesun-
kenist,waseinemRückgangvon27%entspricht.Allerdings
stiegdieZahlderAbsolventen2007wiederauf9.574und
laglautAngabendesStatistischenBundesamtes2013bei
16.292.DanebenzeichnetsicheinzweiterTrendinzwischen
sehrdeutlichab:Medizinwirdweiblich,derFrauenanteilim
Medizinstudiumliegtmittlerweilebeirund65%.
NunsagensolcheZahlennatürlichnochnichtsüberdie
spätereberuflicheMotivationderkünftigenMediziner,etwa
zurangestrebtenFacharztrichtung,TätigkeitineigenerPraxis,
imKrankenhausoderinderForschung,Arbeitszeitvorstellun-
genundEinkommenserwartungen,ganzzuschweigenvon
denWünschenundVorstellungenderprivatenLebenspla-
nung.EbensolcheFaktorensindaberentscheidendfürdie
WahlderspäterenTätigkeitunddesspäterenArbeits-und
Lebensortes.AufeinenAspektallerdingskönnenwirbereits
jetzthinweisen:SteigendeStudentenundAbsolventenzahlen
sindnichtumstandslosmiteinerAusweitungdesAngebots
anberufstätigenÄrztengleichzusetzen,wenndamitVollzeit-
äquivalenteassoziiertwerden.GezähltwerdeninderAbsol-
ventenstatistikKöpfebzw.Personen.Bereitsbeiderersten
Befragunghatsichabergezeigt,dassvielederkünftigen
ÄrztespäterbefristetoderauchdauerhaftinTeilzeitarbeiten
wollenunddaranhatsichauchnichtsgeändert.Wenndiese
Vorstellungentatsächlichrealisiertwerden,istesdurchaus
fraglich,obderkünftigeWiederbesetzungsbedarfbeifreien
ArztstellenselbstbeigestiegenenAbsolventenzahlengedeckt
werdenkann.
12
3. Berufsmonitoring medizinstudenten 2014
Berufsmonitoring
AusbildungundBerufsindschonaufgrundihrerDauerhöchst
bedeutsameFaktoreninderBiographie.BeruflicheSoziali-
sationträgtwesentlichzurAusbildungundVerfestigungder
persönlichenIdentitätbei–unddiesgiltumsomehr,jelänger
dieAusbildungdauertundjeanspruchs-undverantwortungs-
vollerdiespätereTätigkeitist,aberauchjemehrHandlungs-
undGestaltungsautonomiesieimpliziert.
GeradederBerufalsArzthattehierlangeZeiteinebesondere
Position,dieihnvonanderenBerufenabhob:Ärzteheilen
Krankheiten,rettenLebenundsindaufgrunddieserZustän-
digkeitfürexistentielleFragenalsBerufsgruppedeutlich
wenigerentbehrlichalsvieleandere.Ebendeshalbzähltdie
ärztlicheTätigkeit(imweitestenSinne)nebenderspirituellen
zudenfrühestenFormenderRollendifferenzierungineinfa-
chenGesellschaften,wennauchinderPersondesSchamanen
zunächstinPersonalunionausgeübt,körperlicheHeilungund
seelischesHeilwarenkaumtrennbarverwoben.Undauch
diemoderneMedizinhatdiesenNexusnichtganzauflösen
können,geradebeiansichsinnlosem,unterUmständenaber
lebensbedrohlichenundnichtheilbaremLeidenerwarten
vielePatientenvonihrenÄrztenSinnerklärungen,dieüberdie
medizinisch-naturwissenschaftlicheBasisderMedizinweit
hinausgehen.ZudemfragenKrankheitenundUnfällenicht
nachArbeits-undÖffnungszeiten,Arztistmangrundsätzlich
rundumdieUhr.DerArztberufistdamitentsprechenddes
bisherigenSelbstverständnissesderÄrztemehralsreiner
Broterwerbundbedarfeinerausgeprägtenintrinsischen
Motivation,umdieseLebensaufgabewahrzunehmen.So
heißtesbereitsinderStandesordnungfürdiedeutschen
ÄrzteausdemJahr1926,dass„derBerufdesdeutschen
ArztesGesundheitsdienstamdeutschenVolke“seiunddass
„derdeutscheArztseinenBerufnichtlediglichzumZwecke
desErwerbes,sondernunterdemhöherenGesichtspunkte
derFürsorgefürdieGesundheitdeseinzelnenwiefürdie
WohlfahrtderAllgemeinheit“ausübe.“19
DiesenormativenVorgabenderBerufsethik–mankannhier
übrigensauchdenhippokratischenEidzitieren,denalle
Ärztezuleistenhaben,werdenauchinAlltagsikonographie
verwendet,wirnennenhiernurden„Landarzt“und„Profes-
sorBrinkmann“ausderSchwarzwaldklinik.Natürlichstellen
dieseTV-FigurenVerkörperungenvonKlischeesdar.Siesind
abernurdeshalbsopopulärgeworden,weildieKlischees
realeVorbilderhatten,mitdenenzumindesthinsichtlichdes
LandarztesvieleMenschenErfahrungengemachthatten,üb-
rigensdurchausauchinderStadt,nämlichmitdemHausarzt,
dertatsächlichdieganzeFamilieübermehrereGenerationen
kennt,auchnachtszuHausbesuchenkommtundnebender
medizinischenBetreuungauchLebensberatungbietet.
AndieRolledesArztes–wiewohlalsBerufsrolleimGesund-
heitssystemalseinemfunktionalausdifferenziertenSystemin
dermodernenGesellschaft(eigentlich)funktionalspezifisch,
d.h.sowiejedeBerufsrollemiteinemrelativklardefinierten
AnforderungsprofilundZuständigkeitsbereichversehen–
richtennichtnurPatientensehrvielfältigeErwartungen,auch
vielederbislangtätigenÄrztehabeneinStandesdenken
undSelbstverständnisihrerArbeit,dasalsauchdurchdie
ÄrztekammernkodifiziertesBerufsethosmehrbeinhaltetals
diebloßeErfüllungbestimmterRollenverpflichtungen.
DieArztrolleistmehralseinespezifischeBerufsrolle,sieist
diffus,dieErwartungenandenArztsindjenseitsdermehr
oderwenigereindeutigenErfordernisse,diederBerufim
engerenSinn(StichworteDiagnoseundBehandlung)mit
sichbringt,nichtklardefiniert,abersehrumfassend.Analog
zuderebenfallsdiffusenRollederMutterimSozialsystem
FamiliewirdvonÄrztensehroft–umesaufeinenknappen
Nennerzubringen–„Alles“erwartet:HilfeundHeilungbei
Krankheit,RatbeiexistentiellenProblemenallerArt,auch
solcher,diemitKrankheitennichtszutunhaben,allgemeine
LebensberatungundHilfe,Menschlichkeit,Freundlichkeit,
Selbstlosigkeit,VorbildfunktionunduntadeligeLebensfüh-
rung–dieseListeließesichfraglosverlängern.
EinlassauchindiegleichsamoffizielleDefinitionderRolle
fandendieseuniversalistischenAspekteinderVerpflichtung,
zumindestbeiNotfällenstetsundallzeitfürdieVersorgung
vonPatientenzurVerfügungzustehen.Zumindestinzeitlicher
Hinsichtkannmanmithinlegitimerweise(undunterUmständen
auchinjuristischerHinsicht)vonÄrzten„Alles“erwarten.
DasshiervieleRollenkonflikteangelegtsind,liegtaufder
Hand.EinganzentscheidenderRollenkonflikt,denviele
3.
19Fuchs,Ch,;Gerst,Th,;MedizinethikinderBerufsordnung.http://www.bundesaerzte-kammer.de/page.asp?his=1.100.1142
13
3. Berufsmonitoring medizinstudenten 2014
Menschen,dieerwerbstätigsind,erleben,istderKonflikt
zwischendiffusenElternrollenundspezifischenBerufsrollen.
EineRolle,vonderdieKinderlegitimerweise(nahezu)„Alles“
erwartenkönnen–insbesondereabersofortigeVerfügbarkeit
derElternbeiProblemenundKrisen,gerätzwangsläufig
zumindestanlassbezogeninKonfliktmitdensichjaebenfalls
auchineinerzeitlichenBeanspruchungmanifestierenden
ErwartungenanBerufsrollen.ZugespitztwirddieserKonflikt,
wennmanzweidiffuseRollenauszufüllenhat:AlsMutter
fürdieKinderundalsÄrztinfürdiePatientendazuseinund
imNotfallentscheidenzumüssen,obmandieberuflichen
Erwartungenhintenanstellt,umdaskrankeeigeneKindzu
betreuenoderdiesenErwartungenPrioritäteinräumt,umsich
umdiePatientenzukümmern.DieserKonfliktkannbeider
klassischenfamiliärenArbeitsteilungsogelöstwerden,dass
einElternteil(imRegelfalldieMutter)sichausschließlichder
FamiliewidmetundaufeineeigeneBerufstätigkeitverzichtet
undderandereElternteil(alsoderVater)deraußerfamiliären
Erwerbsarbeitnachgeht.InderVergangenheitwurdedieses
ModelljaauchvongroßenMehrheitenpraktiziert.
EszeichnetsichaberbereitsjetztbeidenberuflichenPers-
pektivenderjüngerenKohortenab,dassdiesfürFrauenkein
attraktivesModellmehrist.Zudemisteseigentlichnurnoch
einerhetorischeFrage,obeineVolkswirtschaft,inderjunge
ArbeitskräfteeinzunehmendknappesGutdarstellen,essich
überhauptleistenkann,dieHälfteeinerGenerationauszu-
bildenundzuqualifizierenunddiesedannindie(zweifellos
wichtigeundunverzichtbare)Familienarbeitzuverabschieden
unddemArbeitsmarktzuentziehen,aufdemsiedringend
benötigwerden.DiesesProblemverschärftsichnoch,wenn
dergrößereTeildesBerufsnachwuchsesausFrauenbesteht,
wieessichfürdenArztberufabzeichnet.
EinattraktivesArbeitsmodellfürFrauen,dieArbeitundFamilie
vereinbarenmöchten,isteineTätigkeitinTeilzeit.Diesführt
allerdingsinderTendenzebenfallszueinerAngebotsverknap-
pung,ArbeitskräfteundVollzeitäquivalentefallenhierausein-
ander.Sozeigtesichbeispielsweise,dassdieZahlderberufs-
tätigenÄrztinnenvon2000bis2007um17,1%zugenommen
hat,dasVolumendervondenÄrztinnengeleistetenWochen-
stundendagegennurum9,1%.20
NebendenAspekteneinesBerufes,dieprägendsindfürdie
persönlicheIdentitätundzentraleLebenszieleundgrundle-
gendeWerthaltungen,istdieBerufstätigkeitnatürlichauch
dieökonomischeBasisfüreinenbestimmtenLebensstilund
dieVerfolgungspezifischer,auchaußerberuflicherInteres-
sen,undderBerufdesArztesmachthierkeineAusnahme.
VielmehrgaltundgilterinderöffentlichenWahrnehmung
sogaralsaußerordentlichguteökonomischeBasisfüreinen
gehobenenLebensstil.
DieBerufsfelderfürexaminierteMedizinersinddabeigrund-
sätzlichdurchausvielfältig.AusbildungsadäquateBe-
schäftigungsmöglichkeitenbietennebenderambulanten
undstationärenmedizinischenVersorgungderÖffentliche
Gesundheitsdienst(ÖGD),dieForschunganUniversitäten
undinderIndustrie(imWesentlicheninderPharma-Bran-
che),InstitutionenderärztlichenSelbstverwaltungunddie
Krankenkassen.InderambulantenPatientenversorgung
bestehtzudemdieOptioneinerselbstständigenfreiberufli-
chenTätigkeitineigenerPraxis.
DieFrageistnur,welchedieserBerufsfelderwienachgefragt
werdenundwelcheVorstellungenangehendeÄrztevonihrer
späterenTätigkeithaben.DieseFragensindumsobedeutsa-
mer,alssichderArbeitsmarktfürMedizinerstarkgewandelt
hat.WareninderVergangenheitdieBeschäftigungsmög-
lichkeitenknappunddamitdieArbeitgeber,insbesondere
dieKrankenhäuserundPraxisinhaber,dieihrePraxisan
Nachfolgerabgebenwollten,ineinerkomfortablenSituation,
sokehrtsichdieSituationgegenwärtigum:Bereitsjetztund
künftiginzunehmendemMaßeistdieknappeRessourcedie
ärztlicheArbeitskraft.DieAnbieterdieserRessourcehaben
aufgrundderdamitverbundenenPluralisierungvonOptionen
nunmehrdiestärkereMarktpositionundeszeichnetsich
bereitsjetztab,dasssiesichdieserTatsacheauchbewusst
sindunddieseMarktpositionentsprechendnutzen.
DasGesundheitssysteminsgesamtistzwarkeinwettbewerbs-
gesteuerterMarkt,weildasGut„Gesundheit“ausvielerlei
GründenkeinmarktgängigesProduktist.AufdemTeilsegment
desArbeitsmarktesimGesundheitssystemallerdingsfunktio-
nierenMarkt-undWettbewerbsmechanismenderzeitrechtgut.
19Adler,G.;Knesebeck,J.-H.v.d.:ÄrztemangelundÄrztebedarfinDeutschland?FragenandieVersorgungsforschung,in:Bundesgesundheitsblatt2011,54,S.231.
14
3. Berufsmonitoring medizinstudenten 2014
„BeianhaltendgünstigerArbeitsmarktsituationfürÄrztewird
wohlweiterhindieChancebestehen,nebenGehaltsverbes-
serungenauchWünschefürdiezeitlicheArbeitsgestaltung
durchzusetzen.Esistauchzuerwarten,dassvorallemdie
Ärztinnenkürzere,familienfreundlicheArbeitszeitenerreichen
können.“21Mankannhierhinzufügen:Ärztewerdenauchihre
VorstellungenhinsichtlichArbeitsregionundArbeitsortbesser
durchsetzenkönnen.
NocheineweitereAnmerkungzudenVorstellungendervon
unsbefragtenStudentenisthierimHinblickaufdieInterpre-
tationderimFolgendenvorgestelltenErgebnissenotwendig:
WirhabenMeinungenerfragt,diestetssubjektivsindundbei
denen–geradebeieinemsozentralenThemawiedereigenen
Ausbildung,diedasganzeLebenbestimmt–Kenntnissezur
(mehroderweniger)präzisenundzutreffendenBeschreibung
derSituationundBewertungenhäufiguntrennbarmiteinan-
derverwobensind.DabeispielteskeineRolle,obdieinden
MeinungenzumAusdruckkommendenBeschreibungender
Realitättatsächlichzutreffendsind,entscheidendistvielmehr,
dassdiebetreffendenStudentenglauben,sieseienes.Denn
dieserGlaubeistentscheidendfürdasweitereVerhalten.
DieserSachverhaltistinderSoziologiealsThomas-Theorem
bekannt:„Ifmendefinesituationsasreal,theyarerealin
theirconsequences.“22Obalso,umhierexemplarischnur
einErgebniszuzitieren,indenKlinikentatsächlich(noch)
einanDiskriminierunggrenzenderUmgangmitÄrztinnen
durchVorgesetztebeiSchwangerschaftzubeobachtenist,
istnichtentscheidend.Wesentlichist,dassStudentinnen
diesglauben.Esreichtdaherauchnicht,nurdieSituationzu
ändern,vielmehrmussauchdas„imaginaire“,dieVorstellung
überdieSituation,modifiziertwerden.Krankenhäuser,wenn
siedennausdieserUntersuchungentsprechendeSchlüsse
ziehenundStruktur-undOrganisationsreformendurchführen,
müssendieseauchentsprechendbekanntmachen.
Grundsätzlichisthierzudem–wieeinleitendschonange-
merkt–nocheinweitererAspektanzusprechen,derder
Sachenachgilt,seitesorganisierteGesellschaftengibt,
abererstdurchdiesog.Banken-undFinanzmarktkrise
in–eigentlichpervertierterForm–diskutiertwird,nämlich
derdersog.systemrelevantenBerufeundInstitutionen.
Mankanntrefflichdarüberstreiten,obInvestmentbanken
„systemrelevant“,alsofürdasFunktionierenundÜberleben
einerGesellschaftunverzichtbarsindunddeshalbgegebe-
nenfallsvomStaat,alsodemSteuerzahler,alimentiertwerden
müssen.Unstrittigistdagegen,dasseswirklichsystemrele-
vanteBerufegibt,aufdieeineGesellschaftnichtverzichten
kann,weilsieexistentiellnotwendigeFunktionenimBereich
derDaseinsvorsorgeund(Über-)Lebenssicherungerfüllen
unddamiteineconditiosinequanonfürdieExistenzund
denFortbestandjedermenschlichenGesellschaftdarstellen.
DazuzähltzunächstdieLandwirtschaft,danndiePolizei,die
FeuerwehrundandereKriseninterventionskräfte(etwadas
THW)undnatürlichdiemedizinischenBerufeinderTherapie
undPflege.
ÄrzteundPflegekräfteerfüllenfürdiemenschlicheExistenz
unverzichtbareAufgaben.DieseBerufesinddamitechte
systemrelevanteDienstleistungsberufeundeineradäquaten
NachwuchsrekrutierungkommtganzentscheidendeBedeu-
tungzu.Auchdeshalbistesunerlässlich,dieVorstellungen,
Wünsche,BewertungenundErwartungenderjeweils
nächstenGenerationen,dieindenArbeitsmarkteintreten,
zuuntersuchen.DasBerufsmonitoringÄrzteistdeshalbnur
einBausteineinesgrößerenUntersuchungsdesigns,dasauf
weitereGesundheitsberufeausgeweitetwird.MitderPflege,
einemBereichdergenausowichtigistwiederderärztlichen
Versorgung,habenwirindiesemJahrbegonnen.
21Adler,G.;Knesebeck,J.-H.v.d.:ÄrztemangelundÄrztebedarfinDeutschland?FragenandieVersorgungsforschung,in:Bundesgesundheitsblatt2011,54,S.231.22Thomas,W.I.:TheChildinAmerica,NewYork1932,S.572.
15
Berufsmonitoring 2014 | 4. die Befragung
DiesesBerufsmonitoringistalsLängsschnittstudieangelegt,
wobeiimmerneueKohortenvonMedizinstudentenbefragt
werden.GeplantsindBefragungeninregelmäßigenAbstän-
den,wobeiwiraktuellvoneinemTurnusvon4bis5Jahren
ausgehen.DieindiesemBandvorgestelltenErgebnisse
stammenausderzweitenBefragungswelleausdemJahr
2014.
DieersteBefragungswellewurdeimJahr2010durchgeführt.
DieserBefragungwiederumgingimJahr2009eineStudieim
RahmenderregionalenVersorgungsforschungvoraus,die
nurinRheinland-Pfalzstattfand.Kooperationspartnerwaren
dieKassenärztlicheVereinigung(KV)Rheinland-Pfalzunddie
UniversitätMainz.DahinterstandzumeinendieÜberlegung
–dieübrigensdurchdieBefragungenauchbestätigtwurde
–dasssichderärztlicheNachwuchsfüreinBundesland
imWesentlichenausLandeskindernrekrutiertunddiese
wiederumprimärinihremHerkunftsbundeslandstudieren.
ZudemsinddieEntwicklungdesDesignseinersolchen
UntersuchungunddieKoordinationderFeldarbeitwesent-
licheinfacher,wennmanzunächstnurmiteinemPartner,
alsogenaueinermedizinischenFakultätkooperiert.DieBefra-
gunganderUniversitätMainzhatte–nebenderBedeutung
derErgebnisseinsbesonderefürRheinland-Pfalz–damit
auchdieFunktioneinerPilotstudiefürdiesichanschließende
bundesweiteBefragung.
DieseBefragungenwurdenalsOnline-Befragungkonzipiert.
ZielgruppewarenalleMedizinstudentenderjeweiligen
Fakultät,grundsätzlichgeplantwardamiteineVollerhebung.
DieInformationderStudentenerfolgteübereinenE-Mail-Ver-
teilerderjeweiligenFakultät.DieAusschöpfungsquotehing
undhängtdamitwesentlichdavonab,wievollständigund
aktuelldieserE-Mail-Verteilerist.DieAlternativederZiehung
vonAdressenausderDateidesStudentensekretariatsmit
schriftlichemAnschreibenwurdeausorganisatorischenund
finanziellenGründennichtrealisiert.DiesesDesignhabenwir
auchbeiderzweitenWellerealisiertundwerdeneskünftig
beibehalten,weilestrotzallermethodischenMängel,die
damitunvermeidlichverbundensind,dieErhebungsvariante
mitdembestenAufwand-Ertrag-Verhältnisdarstellt.
ProblemebestehenvoralleminderQualitätderjeweiligen
E-Mail-Verteiler.Leiderstelltesichbereitswährendder
Feldzeitder1.Welleheraus,dassdieseVerteileruniversitäts-
abhängigvonsehrunterschiedlicherQualitätwarenund
wirerstenskeinerleiAngabendarübermachenkönnen,wie
vieleeingeschriebeneMedizinstudentenaufdiesemWeg
überhauptangeschriebenwurdenundzweitenswievieledie
E-MailzurKenntnisgenommenhaben.AndiesemProblemhat
sichauchbeider2.Welleleidernichtsgeändert.Umdasletzt-
genannteProblemaberwenigstenszuminimieren,habensich
dieFakultätenbereiterklärt,dieStudentendirektundnicht
überuniversitätsinterneSammelmailsanzuschreibenund
überdieBefragungzuinformieren.EsbleibtaberdasProblem
dersehrheterogenenDatenbasisindenVerteilerlistender
einzelnenFakultäten.Wirkönnendeshalbleiderauchkeine
AngabenzurfaktischenAusschöpfungderGrundgesamtheit
machen.
Online-Befragungen(auchsolcheaufderBasisvonVer-
teilerlisten)stellendamitgrundsätzlichselbstselektive
Stichprobenauseiner(uns)nichtbekanntenGesamtheit
dar,diewiederumindenmeistenFälleneinenicht-zufällige
AuswahlausdereigentlichenGrundgesamtheit–hieraller
MedizinstudentenandeutschenUniversitäten–darstellt.
DieErgebnisseentstammenkeinerZufallsauswahlund
könnendeshalbauchnichtimmathematisch-statistischen
SinnaufdieGrundgesamtheitgeneralisiertwerden.23
DavielederFragenderzweitenWellebereitsinderPilotstu-
dieinRheinland-Pfalzundinder1.WelleimFeldeingesetzt
wordensindundsichdiemeistenFragenalsvalideerwiesen
haben,wurdefürdie2.WelleaufeinenweiterenPretestin
derZielpopulationverzichtet.EsfandenaberimOktober
undNovember2013sog.ExpertenpretestsmitVertreternder
KBV,desMFT,derbvmdundMarburgerBundesstatt,diein
einigenModifikationenundErgänzungendesursprünglichen
Instrumentsresultierten.
MitteApril2014wurdendieDekanederMedizinischenHoch-
schulenvonderKBVpostalischüberdiegeplanteBefragung
informiertundumUnterstützungbeiderDurchführunggebeten.
Die Befragung – Methodik, Feldarbeit und Datenanalyse
23Nebenbei:DiesesProblembetrifftinzunehmendemMaßeaberauchechteRandom-Samples,beidenenzwardieZiehungderZielpersonennachallenRegelnder
Methodedurchgeführtwird,dieTeilnahmebereitschaftaberhäufighöchstproblematischist.SpätestensbeiAusschöpfungsquotenvonunter50%sindauchbei
ZufallsauswahlenerheblicheZweifelander„Repräsentativität“durchausangebracht.
4.
16
Berufsmonitoring 2014 | 4. die Befragung
DieeigentlicheBefragungstarteteam23.April2014,die
teilnehmendenFakultätenhabenzudiesemTermineine
entsprechendeE-MailanihreMedizinstudentenversendet.
EndeAprilhattenbereitsrund8000Medizinstudentenden
Fragebogenbeantwortet.24IneinerNachfassaktionerhielten
alleUniversitätenam5.Mai2014einezweiteE-Mail.
DieBefragungendeteam18.Mai2014.ZudiesemZeitpunkt
hatten11.462StudentendenFragebogen(mehroderweniger)
vollständigausgefüllt.25LautStatistischemBundesamt
habenimJahr201285.009PersoneninDeutschlandMedizin
studiert26,75.272StudentenwarendeutscheStaatsbürger.
DieBefragunghatmithin13,5%derGesamtpopulationund
14,6%derdeutschenStudentenerreicht.27DerRücklaufder
einzelnenUniversitätenkannnichtermitteltwerden,weilwir
nichtüberdenGradderVollständigkeitundAktualitätder
jeweiligenE-Mail-Verteilerinformiertsindundzudemnicht
wissen,wievielederangeschriebenenStudentendiese
E-Mailtatsächlichgelesenhaben.28
DasambitionierteVorhabeneinerVollerhebungkonnte
schonaufgrundderbereitsgenanntenFeldproblemenicht
realisiertwerden,dieTeilnehmerschaftstellteineselbstselek-
tiveStichprobedarundistnichtdasErgebniseinerzufälligen
Auswahl.DieErgebnissekönnendeshalbauchnichtmitHilfe
inferenzstatistischerVerfahrenaufdieGrundgesamtheit
generalisiertwerden,dieDatenanalyseistreindeskriptivzu
verstehen.Generalisierungenbleibentheoretischundkönnen
nurmitPlausibilitätsannahmenbegründetwerden.Wirgehen
gleichwohldavonaus,dassdieMeinungen,Bewertungenund
Erwartungen,dieaufdenfolgendenSeitenanalysiertwerden,
typischfürdiekünftigeMedizinergenerationsind.Diese
AnnahmebasiertaufstrukturellenParallelenzwischenStich-
probeundGrundgesamtheit:Alters-undGeschlechtsstruktur
sowiedieZahlderstudentischenElterninderStichprobe
weichenkaumvondeneninderGrundgesamtheitab.Inhaltlich
deckensichdieErgebnisse–soweitdieFragenvergleichbar
sind–weitgehendmitanderenErhebungen.
FürdieDatenerfassungwurdedieOnline-Befragungssoftware
„EFS-Survey“derFirmaQuestback/Uniparkverwendet.29In
derquantitativenDatenauswertungwurdenKorrelationsana-
lysenfürnominal-undordinalskalierteDatenmitChiquadrat-
basiertenKoeffizienten(Phi.Cramer´sV),Koeffizientenauf
derBasisdesPaarvergleichs(Gamma)undMittelwertverglei-
che(T-undF-Tests)verwendet.
ZurDimensionsprüfungundDatenverdichtunghabenwir
Hauptkomponentenanalysen(PCA,Varimax-Rotation)
durchgeführt.WirhabenzudemauchChi-Quadrat-Testsnach
Pearsondurchgeführt,obwohldieStichprobekeineechte
Zufallsstichprobedarstellt,wirweisendabeinurUnterschiede
aufdem1%-Niveauaus(hochsignifikanteUnterschiede).
DiesedienenderzusätzlichenOrientierungundsolltenin
AnbetrachtdernichtzufälligenStichprobeundinsbesondere
beivergleichsweisekleinenUnterschiedenindenrelativen
Häufigkeitennichtüberinterpretiertwerden,denninAnbe-
trachtderFallzahlenführenauchkleineAbweichungender
BeobachtungswertevondenErwartungswertenzusignifi-
kantenErgebnissen.Wirhabendeshalbbeidenbivariaten
AnalysenzurbesserenLes-undInterpretierbarkeithäufig
auchnochProzentsatzdifferenzenausgewiesen,welchedie
AbweichungenindenrelativenHäufigkeitenzwischenden
verschiedenenMerkmalsausprägungenderunabhängigen
Variablenzeigen.DieDatenanalyseerfolgtemitdemPro-
grammpaketSPSS,Version22.DieProzentangabeninden
TabellensindSpaltenprozentwerte.
24SowiebeiallenOnline-Befragungen,diewirbislangdurchgeführthaben,habendieweitausmeistenBefragtendenFragebogenjeweilsindenerstendreiTagennachErhaltderE-Mailausgefüllt.
25DieFragenwurdenteilweisesehrselektivbeantwortet,sodasshäufigvalideAngabennurfürrund10.000bis11.000Studentenvorliegen.26https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Indikatoren/LangeReihen/Bildung/lrbil05.html.27Wirgehendavonaus,dasssichausländischeStudentenaufgrundderspezifischenThematikundZielsetzungderBefragungeherseltenvonderUmfrage
angesprochenfühlten.DiesmanifestiertsichauchimRücklauf.InderGrundgesamtheithaben88,5%derStudentendiedeutscheStaatsbürgerschaft,inder
Stichprobedagegen95,9%.28AnunserereigenenUniversitätinTrierhabenbiszurverbindlichenEinführungvonUniversitäts-E-MailadressenfürjedeneingeschriebenenStudentenviele
StudentennichtdasAngebotunseresRechenzentrums,sondernProviderwieGMX,Web.deoderYahoogenutzt–mitteilweisesehrexotischenE-Mail-Adressen.29http://www.unipark.info/1-0-online-befragungssoftware-fuer-studenten-und-universitaeten-unipark-home.html.
17
Berufsmonitoring 2014 | 4. die Befragung
DievorliegendeBefragungistimÜbrigennichtnurdiebis-
langumfangreichstequantitativeErhebungindiesemBereich,
sondernauchdiegrößtequalitative.Wirhaben–wieschon
imJahr2010–eineFüllevonteilweisesehrausführlichenund
reflektiertenKommentarenerhalten,dieüber400Din-A-4
SeitenfüllenundüberausdeutlichzumAusdruckbringen,
welcheBefürchtungenundErwartungendiekünftigeÄrzte-
generationhatundwelcheErfahrungensiewährendihrer
bisherigenAusbildunggemachthaben.DieseKommentare,
diewirinsbesonderedenVertreternderSelbstverwaltung
undderGesundheitspolitikinBund,LändernundGemeinden
dringendzurLektüreempfehlen,sindalsPDF-Dateiüber
dieKBVerhältlich.IndemvorliegendenBandwerdenwir
nureinigewenigedieserAnmerkungenzurIllustrationder
quantitativuntersuchtenFragenzitieren.
ÜBerBlicK
Ziel der BefragungInformationenüberBerufsperspektivenderMedizinstudentenunddiederzeitwahrgenommenenHürdenfüreinespätereambulanteBerufsausübung.
Konzeption, Durchführung, Analyse UniversitätTrier
Zeitraum der Online-Befragung AprilundMai2014
Art der BefragungOnline-BefragungmitUnterstützungsleistungderDekanebzw.StudiendekanederMedizinischenFakultäten,InformationüberE-Mail-VerteilerderFakultäten.
Link http://www.unipark.de/uc/medizinstudierende/
Zielgruppe AlleMedizinstudentenbundesweit
feldphase
Herbst/Winter 2013FragebogenkonferenzeninderKBVunterMitwirkungvonUniversitätTrier,KBV,MFT,bvmdundStudentenvertretungdesMarburgerBundes
Mitte April 2014DieDekanederMedizinischenHochschulenwerdenpostalischüberdieBefragunginformiertundumUnterstützungbeiderDurchführunggebeten.
23.04.2014 StartderOnline-Befragung
05.05.2014NachfassaktionperE-MailbeidenDekanatenbzw.StudiendekanatenderMedizini-schenHochschulen,dieihreUnterstützungbisdahinnichtangebotenhaben.
18.05.2014 DieFeldzeitendet.Über11.000PersonenhabenanderBefragungteilgenommen.
18
Berufsmonitoring 2014 | 5.1 ergeBnisse
Tabelle 1zeigt,dassRegensburgfaktischgarnichtinder
Stichprobevertretenist,BonnundOldenburgleidernurmit
statistischnichtmehrauswertbarenundinterpretationsfähi-
genFallzahlen.AnsonstenistderRücklaufzufriedenstellend,
sodasswir–wieauchschonindererstenWelle–fürdie
beteiligtenFakultätenauchstandortbezogeneunivariate
Analysenerstellenkonnten.Lediglich34Studentenhaben
zuihremStudienortkeineAngabengemacht.
Ergebnisse Strukturdaten
ort universität Bundesland n %
Aachen Rheinisch-WestfälischeTechnischeHochschule Nordrhein-Westfalen 302 2,6
Berlin Charité-UniversitätsmedizinBerlin Berlin 495 4,3
Bochum Ruhr-UniversitätBochum Nordrhein-Westfalen 127 1,1
Bonn RheinischeFriedrich-Wilhelms-UniversitätBonn Nordrhein-Westfalen 28 0,2
Dresden TechnischeUniversitätDresden Sachsen 72 0,6
Düsseldorf Heinrich-Heine-UniversitätDüsseldorf Nordrhein-Westfalen 585 5,1
Erlangen Friedrich-Alexander-UniversitätErlangen-Nürnberg Bayern 312 2,7
Essen UniversitätDuisburg-Essen Nordrhein-Westfalen 348 3,0
Frankfurt/Main Johann-Wolfgang-Goethe-UniversitätFrankfurtamMain Hessen 428 3,7
Freiburg Albert-Ludwigs-UniversitätFreiburg Baden-Württemberg 620 5,4
Gießen Justus-Liebig-UniversitätGießen Hessen 318 2,8
Göttingen Georg-August-UniversitätGöttingen Niedersachsen 414 3,6
Greifswald Ernst-Moritz-Arndt-UniversitätGreifswald Mecklenburg-Vorpommern 344 3,0
Halle(Saale) Martin-Luther-UniversitätHalle-Wittenberg Sachsen-Anhalt 216 1,9
Hamburg-Eppendorf UniversitätHamburg Hamburg 529 4,6
Hannover MedizinischeHochschuleHannover Niedersachsen 394 3,4
Heidelberg Ruprecht-Karls-UniversitätHeidelberg Baden-Württemberg 534 4,7
Homburg UniversitätdesSaarlandes Saarland 256 2,2
Jena Friedrich-Schiller-UniversitätJena Thüringen 131 1,1
Kiel Christian-Albrechts-UniversitätzuKiel Schleswig-Holstein 384 3,4
Köln UniversitätzuKöln Nordrhein-Westfalen 333 2,9
Leipzig UniversitätLeipzig Sachsen 166 1,4
Lübeck UniversitätzuLübeck Schleswig-Holstein 283 2,5
Magdeburg Otto-von-Guericke-UniversitätMagdeburg Sachsen-Anhalt 286 2,5
Mainz JohannesGutenberg-UniversitätMainz Rheinland-Pfalz 307 2,7
Mannheim MedizinischeFakultätderUniversitätHeidelberg Baden-Württemberg 29 0,3
Marburg Philipps-UniversitätMarburg Hessen 368 3,2
München(TU) TechnischeUniversitätMünchen Bayern 347 3,0
München(LMU) Ludwig-Maximilians-UniversitätMünchen Bayern 721 6,3
Münster WestfälischeWilhelms-Universität Nordrhein-Westfalen 440 3,8
5.15.
Tabelle 1:studienorte
19
Berufsmonitoring 2014 | 5.1 ergeBnisse
Quelle:MedizinischerFakultätentagMFT
Abbildung 1zeigtdieStudienortemitRegel-undModellstudien-
gängen(NäheresdazufindetsichinKapitel4.2Studium).
ort universität Bundesland n %
Oldenburg CarlvonOssietzkyUniversitätOldenburg Niedersachsen 17 0,1
Regensburg UniversitätRegensburg Bayern 2 0,01
Rostock UniversitätRostock Mecklenburg-Vorpommern 237 2,1
Tübingen EberhardKarlsUniversitätTübingen Baden-Württemberg 434 3,8
Ulm UniversitätUlm Baden-Württemberg 215 1,9
Witten-Herdecke UniversitätWitten/Herdecke Nordrhein-Westfalen 76 0,7
Würzburg Julius-Maximilians-UniversitätWürzburg Bayern 330 2,9
KeineAngabe 34 0,3
N 11.462 100,0
Abbildung 1: standorte der medizinischen faKultäten
GrEifswaldrostoCk
HamburG
maGdEburG
kiEl
lübECk
oldEnburG
HannovEr
münstEr
bErlin
drEsdEn
GöttinGEn HallE
lEipziG
JEna
wittEn
münCHEn tu / lmu
rEGEnsburG
ErlanGEn
würzburG
frEiburG
frankfurt
GiEßEn
duisburG / EssEn
köln
aaCHEn
boCHum
ulmtübinGEn
HEidElbErG
marburG
HomburG
mainz
bonn
düssEldorf
mannHEim
rEGElstudiEnGanG
modEllstudiEnGanG
20
Berufsmonitoring 2014 | 5.1 ergeBnisse
% Bundesland n %
Süddeutschland 30,1Baden-Württemberg 1.564 16,4
Bayern 1.306 13,7
WestdeutscheFlächenstaaten 49,9
Hessen 659 6,9
Niedersachsen 879 9,2
Nordrhein-Westfalen 2.365 24,8
Rheinland-Pfalz 393 4,1
Saarland 138 1,4
Schleswig-Holstein 322 3,4
Ostdeutschland 12,2
Brandenburg 255 2,7
Mecklenburg-Vorpommern 220 2,3
Sachsen 267 2,8
Sachsen-Anhalt 201 2,1
Thüringen 223 2,3
Stadtstaaten 7,8
Berlin 407 4,3
Bremen 83 0,9
Hamburg 250 2,6
N 9.532 100,0
Tabelle 3:herKunftsBundesland
DasAlterderBefragtenschwanktzwischen18und56,das
Durchschnittsalterbeträgt24,9Jahre,derMedianundModus
jeweils24(Frage 39).HiergibteskeineAbweichungenvom
AltersdurchschnittallerStudenteninDeutschland,derbei24,4
Jahrenliegt.DiebefragtenStudentenhaben–entsprechend
ihresAlters–zwischen1965(N=1)und2014dieallgemeine
Hochschulreifeerworben,diegroßeMassezwischen2007und
2013(ModusundMedianundarithmetischesMittel2009).
Rund96%derTeilnehmerderBefragunghabendiedeutsche
Staatsbürgerschaft(Frage 41).EntsprechendderBevölke-
rungszahlenderBundesländerstammendieweitausmeisten
StudentenausWestdeutschland(Tabelle 3),einDrittelaus
ländlichenGegenden(Tabelle 4).30
Medizinwirdwieeinleitenderwähntweiblich.DasMedizin-
studiumistfürFrauenoffenkundigdeutlichattraktiverals
vieleandereStudiengänge.BezogenaufalleMedizinstu-
dentenwaren201260,7%bezogenaufdieStudentenmit
deutscherStaatsangehörigkeit61,9%Frauen,ausweislich
der20.SozialerhebungdesDeutschenStudentenwerksaus
demJahr2012beträgtderFrauenanteilinallenStudiengän-
gendagegennur47%.HinsichtlichdieseswichtigenStruk-
turmerkmalsentsprichtdieStichprobederGrundgesamtheit
rechtgut(Frage 38).
Tabelle 2:geschlecht
30AlleAngabenzumHerkunftsort(Wohnortgröße,Bundesland,Region)habenwirausderPostleitzahldesWohnortesabgeleitet.
35,5 %
64,5 %
männlich n = 3.650
weiBlich n = 6.634
gesamt n = 10.284
21
Berufsmonitoring 2014 | 5.1 ergeBnisse
% einwohner n %
Dorf 14,3 bis2.000 683 7,2
2.000bis5.000 683 7,2
Kleinstadt 7,6 5.000bis10.000 724 7,6
Mittelstadt 38,1 10.000bis50.000 2.737 28,7
50.000bis100.000 891 9,3
Großstadt 20,7 100.000bis500.000 1.974 20,7
Metropole 19,3 500.000odermehr 1.839 19,3
N 9.531 100,0
Tabelle 4:herKunftsort, grösse
Abbildung 2: herKunftsländer der studenten
HeSSen
MecKlenBURg-VoRPoMMeRn
SacHSen
SacHSen-anHalT
THüRingen
ScHleSwig-HolSTein
HaMBURg
BaDen-wüRTTeMBeRg
BayeRn
SaaRlanD
noRDRHein-weSTfalen
659
1.306
1.564
267
201
220
322
879
250
223
2.356
393
138
BeRlin407
RHeinlanD-Pfalz
BRanDenBURg255
BReMen83
nieDeRSacHSen
22
Berufsmonitoring 2014 | 5.1 ergeBnisse
WirhabendieStudienorteanalogzudenHerkunftsländern
zuRegionenzusammengefasst.31%derBefragtenstudieren
inSüddeutschland,47,3%inwestdeutschenFlächenstaaten,
12,7%inOstdeutschlandund9,0%indenStadtstaaten.
DieTabellenzeigendiedreischoninderletztenBefragung
deutlichgewordenenTrends,diesichallmählichzustabilen
Musternverfestigen:
1.DieStudentenstudierenheimatnah,dieanteiligjeweils
größtenGruppenhabenihreHerkunftsregionfürdas
Medizinstudiumnichtverlassen.Siestudierenmehrheitlich
entwederinihremHeimatbundeslandoderanUniversitä-
teninderNäheihresWohnortesaußerhalbihresHeimat-
bundeslandes(fürBremenundBrandenburg–jeweils
ohneeigeneUniversitätmiteinemMedizinstudiengang–
lässtsichdiessehrgutzeigen:66,3%derBremerStuden-
tenstudiereninSchleswig-Holstein,Hamburg,Niedersach-
senoderNordrhein-Westfalen,76,1%derBrandenburger
StudenteninBerlin,Mecklenburg-Vorpommern,Sachsen,
Sachsen-AnhaltoderThüringen.
2.StudentenausdenStadtstaatenundausdenfünfneuen
LändernsindhinsichtlichderStudienortwahletwasmobiler
alsihreKommilitonenausderehemaligenBundesrepublik.
3.OstdeutschlandunddieStadtstaatensindfürStudenten
ausderehemaligenBundesrepublikeherunattraktiv
undesstudierenvergleichsweisenurwenigePersonen
ausden(allesamtnördlichgelegenen)Stadtstaatenin
Süddeutschland.WelcheImplikationendieseoffenkundige
HeimatverbundenheitfürdiespätereWahlvonArbeitsorten
hat,werdenwirineinemderfolgendenKapiteldarstellen.
herKunftsregion
Studienregion Süddeutschland Westdeutschland Ostdeutschland Stadtstaaten
Süddeutschland 73,2 14,3 8,2 12,7
Westdeutschland 18,1 74,5 22,0 28,2
Ostdeutschland 5,0 5,7 58,6 14,3
Stadtstaaten 3,7 5,6 11,2 44,7
N 2.867 4.753 1.164 740
N=9.524,Sig.=.000,Cramer´sV=.505
Tabelle 5:herKunftsBundesland
Tabelle 5.1:studienorte/herKunftsBundesland
ostdeutschland
9 %47,3 %
sÜddeutschland
31 %
12,7 %stadtstaaten
westdeutsche
flächenstaaten
23
Berufsmonitoring 2014 | 5.2 ergeBnisse
Studium5.2
DasMedizinstudiumistinDeutschlanddurchdieAppro-
bationsordnunggeregelt.Zugangsvoraussetzungistdie
AllgemeineHochschulreifeverbundenmiteinemNumerus
clausus(NC),deraktuellbeieinerAbiturdurchschnittsnote
von1,1liegtodereinentsprechendanrechenbarerSchul-oder
Berufsausbildungsabschluss.DerzunehmendeFrauenanteil
imStudiumistzumeinendaraufzurückzuführen,dassder
AnteilderAbschlüssemit1,0und1,1beidenFrauenhöher
istalsbeidenMännern.Hinzukommtabernocheinzweiter
Aspekt:MännermitentsprechendenAbiturdurchschnitts-
notenscheinensichzunehmendfürandereStudienfächer
mitbesserenVerdienst-undKarrieremöglichkeitenbeieher
geringererVerantwortungundinsbesondereauchkürzeren
Ausbildungszeitenzuentscheiden.DerfolgendeKommentar
einerangehendenÄrztintrifftdiesesProblemsehrgut:
„ThemaBezahlungistsicherlichsehrwichtig,meinesEr-
achtensderwichtigsteGrundfürdieMännerfluchtausdem
Studium.DiegehenindieWirtschaft,woesnochwaszu
holengibtundwirFrauenbleibenbeialtenChefsübrig(im
schlimmstenFall,natürlichnichtüberallso,aberdefinitiv
vorhanden-Erfahrungsberichte),diedenVertragnicht
verlängern,wennmanschwangerist.Dasfängtschonim
Studiuman.“
DieRegelstudienzeitinderHumanmedizinbeträgt12
Semester.DasStudiumgliedertsichindreiAbschnitte.Der
vorklinischeTeilvomerstenbiszumviertenSemesterwird
mitderärztlichenVorprüfung(Physikum)abgeschlossen.
DeranschließendeklinischeTeil(biszum10Semester)
mündetindenimletztenStudienjahrangesiedeltenzusam-
menhängendenPraxisblockvon48Wochen,demPJ,ein.
DerzweiteTeilärztlicherPrüfungennachdemPhysikum
wirdinschriftlicherFormvor,derdritteTeilalsmündliche
PrüfungnachdemPJdurchgeführt.Danachkanndiestaat-
licheZulassung(Approbation)zurBerufsausübungalsArzt
beantragtwerden,andiesichinderRegeldieWeiterbildung
zumFacharztanschließt.
GuteinDrittelderStudentenbefindetsichimerstenTeildes
Studiums(1.bis4.Semester),dieHälfteimklinischenTeil
(5.bis10.Semester)und16%inderAbschlussphase(11.
Semesterodermehr,Frage2).Dieserformalen,anSemester-
zahlenorientiertenEinteilungentsprichtdieEingruppierungin
StudienabschnittedurchdieStudentenselbstnachVorklinik,
Klinik,FamulaturoderPJ(Frage 4).
SeiteinigenJahrenwerdeninDeutschlandauchsog.Modell-
oderReformstudiengängeangeboten.§41derApprobations-
ordnungerlaubtdenLändernsolchezeitlichbefristeten
Studiengänge,dievondemeinleitendgenanntenAufbaudes
Medizinstudiumsabweichen,einzurichten.Dererstedieser
ReformstudiengängewurdezumWintersemester1999ander
CharitéinBerlineingeführt.Modellstudiengängelösendie
klarenGrenzenzwischenVorklinikundKlinikimRegelstu-
diengangaufundwollendieStudentenzueinemfrüheren
ZeitpunktimStudiumauchpraktischausbilden.
Tabelle 6:semesterzahl
Tabelle 7:studienaBschnitt
gesamt n = 11.117
KliniK
n = 5.694
51,2 %
35,3 %13,5 %
34 %
16 %50 %
1-4 semester
n = 3.6465-10 semester
n = 5.372
11 oder mehr
semester
n = 1.719gesamt n = 10.737
vorKliniK
n = 3.923farmulatur/pJ
n = 1.500
24
KnappeinFünftelderbefragtenStudentenstudiertineinem
Modellstudiengang(Frage 3).StudenteninModellstudien-
gängenbefindensicherwartungsgemäßimVergleichzuihren
KommilitoneninherkömmlichenStudiengängenhäufigerin
niedrigerenSemesternundsindauchentsprechendjünger.
DieAnteilevonFrauenundMännernunterscheidensich
dagegennicht.
EinFünftelderBefragtenistaufgrundderAbiturnotedirekt
zumStudiumzugelassenworden,dieHälftedurchAuswahl-
verfahrenderUniversitätundeinVierteldurchWartezeiten
odersonstigeZulassungen,wobeihäufigLosverfahren,
Zweitstudium,Nachrückverfahren,einQuereinstiegund
Härtefallregelungengenanntwurden.Zudemhabensich
aucheinigeStudenteneingeklagt(Frage 6).
DiesedreiGruppen(Abiturbestenquote,Auswahlverfahren
undWartezeitodersonstigeZulassung)unterscheiden
sicherwartungsgemäßsignifikanthinsichtlichihresAlters.
WährenddasDurchschnittsalterbeiStudenten,diedirekt
oderüberAuswahlverfahrenderUniversitätzugelassen
wurden,rund24Jahrebeträgt,liegtdiesbeiStudenten,die
aufanderenWegenzugelassenwurden,beirund29Jahren.
ZudemsindanteiligmehrFrauen(23,1%)alsMänner(16,9%)
überdieAbiturbestenquotezugelassenworden.
DasStudiumderMedizinistsehrzeit-undlernaufwendig
undesstelltsich(auch)inderpolitischenDiskussionimmer
wiederdieFragenachderStudiendauerundderBemessung
vonRegelstudienzeiten.VondenbefragtenStudentenselbst
rechnetwenigeralsdieHälftedamit,dassStudiuminder
Regelstudienzeitabschließenzukönnen(Frage 5).
DieArtderZulassungzumStudiumspieltbeiderEinschät-
zungdieserFragekeineRolle,inallendreiGruppenrechnen
rund42%damit,ihrStudiuminderRegelstudienzeitabschlie-
ßenzukönnen.AuchdasGeschlechthatkeinenallzustarken
Einfluss–dieMännersindmiteinemAnteilvonrund46%
etwaszuversichtlicheralsdieFrauen,dienurzu41%glauben,
inderRegelstudienzeitdenAbschlusszuschaffen.
Berufsmonitoring 2014 | 5.2 ergeBnisse
Tabelle 9:zulassung zum studium
Tabelle 8:modellstudiengang
gesamt n = 11.145
17,9 %
82,1 %
nein n= 9.145
Ja n = 2.000
gesamt n = 11.181
11,3 %
53,7 %
21,2 %
13,8 %
sonstige
zulassung
n = 1.262
direKt (aBitur-
Bestenquote)
n = 2.370
wartezeit
n = 1.545
auswahlverfahren
der universität
n = 6.004
Tabelle 10: voraussichtliche studiendauer:
aBschluss des studiums in der regelstudienzeit?
gesamt n = 11.184
nein n= 3.582
Ja n = 4.732
32 %
25,7 %
42,3 %
weiss noch nicht
n = 2.870
25
Berufsmonitoring 2014 | 5.2 ergeBnisse
ErwartungsgemäßistaberderStudienabschnittvonBedeu-
tung.StudentenhöhererSemestersindzuversichtlicher,
mitderRegelstudienzeitauszukommenalsStudentenim
vorklinischenTeildesStudiums.Diesesinddagegenamhäu-
figstennochunsicher,obsieesschaffenwerden,abernurein
gutesZehntelrechnetindieserPhasedesStudiumsbereits
ausdrücklichdamit,dieRegelstudienzeitzuüberschreiten.
ZudemscheintauchderStudienort–mithinalsodiejeweilige
Fakultät–vonBedeutungzusein.Esistzumindestauffällig,
dassStudentenansüddeutschen,alsobayrischenund
baden-württembergischenUniversitätensignifikanthäufiger
skeptischsind,obsiedasStudiuminderRegelstudienzeit
absolvierenkönnen.
Tabelle 11:voraussichtliche studiendauer und studienaBschnitt (angaBen in prozent)
studienaBschnitt
Regelstudienzeit? Vorklinik Klinik Famulatur/PJ
Ja 35,8 46,2 44,2
Nein 12,6 39,6 54,6
Weißichnochnicht 51,6 14,2 1,2
N 3.920 5.689 1.499
N=11.108,Sig.=.000,Cramer´sV=.337
studienregion
Regelstudienzeit? Süddeutschland Westdeutschland Ostdeutschland Stadtstaaten
Ja 37,2 44,2 45,8 45,3
Nein 34,5 30,5 30,4 34,0
Weißichnochnicht 28,4 25,3 23,8 20,7
N 3.472 5.310 1.416 976
N=11.174,Sig.=.000,Cramer´sV=.054
Tabelle 12:studiendauer und studienregion (angaBen in prozent)
26
Berufsmonitoring 2014 | 5.3 ergeBnisse
Vorerfahrungen im medizinischen Bereich5.3
DieHälftederBefragtenhatbereitsvordemStudiumprakti-
scheErfahrungenimmedizinischenBereichgesammelt–z.B.
imBundesfreiwilligendienstoderZivildienst,imFreiwilligen
SozialenJahr(FSJ)odereinerAusbildung,insgesamt40%
habenElternoderandereVerwandte,dieselbstauchMedizi-
nersindoderwaren(Frage 9).FasstmanalledieseAngaben
zusammen,dannhabeninsgesamtrund71%derBefragten
eigenepraktischeErfahrungenmitdemmedizinischenBereich
vorAufnahmedesStudiumsgesammeltoderdurchdieTätig-
keitvonElternoderVerwandtenEinblickegewonnen–bishin
zuderMöglichkeit,einePraxiszuübernehmen.ImVergleich
zudererstenBefragungsinddieseStrukturensehrstabil
geblieben–dieVerteilungenunterscheidensichkaum.
Dasbedeutet,dassdiegroßeMehrheitderStudentendurch-
ausnichtunvorbereiteteinMedizinstudiumaufgenommen,
sondernkonkreteVorstellungendavonentwickelthat,was
einStudiumderMedizinundeineTätigkeitalsArztbedeuten.
DieDatenzeigenauch,dassdieBerufsvererbungsquoteim
Medizinstudiumebenfallskonstantundvergleichsweisehoch
ist.MitVererbungisthiergemeint,dassKinderdengleichen
BerufergreifenwieEltern(oderandereVerwandte).Beider
VererbungsquotegibteszwischenMännernundFrauenweiter-
hinleichteUnterschiede(44%beidenMännernvs.38%bei
denFrauen).
ImVergleichzurletztenBefragungbestehenimmernochUnter-
schiedezwischendenGeschlechternbeidenVorerfahrungen
insgesamt,allerdingssinddiesenunmehrwenigerdeutlich.
BestandimJahr2010nocheineDifferenzvon17Prozentpunk-
ten(Männer85%,Frauen68%),sobeträgtdiesenunnurnoch
12Prozentpunkte(Männer79%,Frauen67%).DieAbschaf-
fungdesPflichtdienstesfürMännermachtsichhierbereits
bemerkbar.2010hatten71%derMännerund48%derFrauen
praktischeErfahrungenvorBeginndesStudiumsgesammelt.
2014warenesnurnoch61%derMännerund45%derFrauen.
Mansiehthier,dassdieWertebeidenFrauenvergleichsweise
stabil,beidenMännernaberrückläufigsind.
n %BerufsvererBungs-
quote %vorerfahrungen
insgesamt %
PraktischeErfahrungenvorStudium 5.603 50,7
71,3ElternsindMediziner 2.651 24,1
40,0AndereVerwandtesindMediziner 3.358 30,5
MöglichkeitderPraxisübernahme 1.527 13,9
Tabelle 13:vorerfahrungen mit dem medizinischen Bereich
Tabelle 14:vorerfahrungen und zulassung zum studium (angaBen in prozent)
vorerfahrungendireKt
(aBiturBestenquote)auswahlverfahren wartezeit
Ja 59,3 68,1 88,7
Nein 40,7 31,9 11,3
N 2.319 5.896 2.733
N=10.938,Sig.=.000,Cramer´sV=.234
27
Berufsmonitoring 2014 | 5.3 ergeBnisse
BeiderBerufsvererbungsquoteunterscheidensichdieStuden-
ten,dieaufverschiedenenWegenzumStudiumzugelassen
wurden,nicht–dieQuotebeträgtinallenFällenrund40%.
SehrdeutlicheUnterschiedebestehenaberbeidenVorerfah-
rungeninsgesamt.Studenten,dieerstnacheinerWartezeit
zumStudiumzugelassenwurden,weisendeutlichhäufiger
VorerfahrungenimmedizinischenBereichauf.
Diesistwiederumdaraufzurückzuführen,dassStudentenmit
WartezeitenodersonstigenZulassungenvorihremStudium
signifikanthäufigeralsdieandereneinenDienstodereineAus-
bildungabsolvierthaben(79,2%vs.45,8%durchAuswahl-
verfahrenund29,5%durchAbiturbestenquote).Wirhaben
dieseVorerfahrungenentsprechendderoffenenNennungen
inFrage10kategorisiertundunterscheidenzwischeneiner
AusbildunginderPflege(Altenpflege,Krankenpflegeund
Kinderkrankenpflege),einersonstigenAusbildungimmedi-
zinischenBereich(MFA,PTA,OTA,Physiotherapieu.ä.),einer
AusbildungimRettungsdienst,Zivildienst,FSJoderPraktikum
undsonstigenErfahrungen.WennStudentenmehrereVorer-
fahrungenaufweisen–etwanebenbzw.nachdemFSJoder
ZivildiensteineAusbildung–habenwirdiehöherwertige
verwendet,umDoppelzählungenzuvermeiden.
ZwischenMännernundFrauenbestehenbeidieserFrage
deutlicheUnterschiede(wirhabenfürdieseTabellezwischen
ZivildiensteinerseitsundFSJundPraktikaandererseitsunter-
schieden).MännerhabenErfahrungeninsbesondereim
Rettungsdienst,ZivildienstundwährendeinesFSJgemacht,
letzteresaberanteiligdeutlichselteneralsdieFrauen.Diese
habenzudemdeutlichhäufigeralsdieMännereinePflegeaus-
bildungodersonstigeAusbildungimmedizinischenBereich.
n %
Zivildienst,FSJ,Praktikum 2.684 50,7
Rettungsdienst 943 17,8
Pflegeausbildung 777 14,7
SonstigemedizinischeAusbildung(z.B.MFA) 496 9,4
Sonstige 394 7,4
N 5.294 100,0
Tabelle 15:vorerfahrungen im medizinischen Bereich
weiBlich männlich
FSJ,Praktikum 47,4 27,4
Rettungsdienst 12,3 25,4
Zivildienst 1,3 28,3
Pflege 19,0 9,4
Sonstigemed.Ausbildung 12,6 5,3
Sonstige 7,4 4,2
N 2.835 2.141
N=4.976,Sig.=.000,Cramer´sV=.468
Tabelle 16:vorerfahrungen nach geschlecht (angaBen in prozent)
28
Berufsmonitoring 2014 | 5.4 ergeBnisse
Erwartungen an die spätere Berufstätigkeit5.4
NeuinderBefragung2014isteinFragenblock(Frage 16),in
demwir–bezogenaufdiespätereWahleinesbestimmten
Fachgebiets–ErwartungenundBewertungenerhobenhaben,
diesichaufdasJobprofil,Einkommenserwartungen,dasVer-
hältnisvonArbeit,FamilieundFreizeitunddasBerufsprestige
beziehen.DiequantitativeBedeutungdieserFaktorenist
rechtunterschiedlich,ineinigenFällenhabenwirnahezu
Konstantenabgefragt,inanderenFällenbestehtdeutlich
mehrVarianz.DasThema„Einkommen“habenwirbereits
2010intensiveruntersuchtundindervorliegendenWelle
dazunureineFragegestellt.DiekünftigenÄrzteerwarten
einihrerTätigkeitundinsbesonderederdamitverbundenen
VerantwortungundzeitlichenBelastungangemessenesEin-
kommen,wobeidieReferenzgruppezuRechtnichtdieBe-
völkerunginsgesamt(unddamitdasdeutscheDurchschnitt-
seinkommen)ist,sondernandereAkademiker:„ImVergleich
mitdemDurchschnittmögenÄrztegutverdienen,vergleiche
ichdieVerdiensteallerdingsmitFreunden,dieeinenweitaus
einfacherenWegdurchgemachthaben(Schule,Studium)und
jetztwenigerArbeitsbelastunghabenalsdiemeistenmir
bekanntenÄrzte,fühltmansichnichtgerechtbehandelt“
(vgl.ausführlicherdazudieErgebnisseder1.Welle).
Tabelle 17:erwartungen an die spätere BerufstätigKeit (angaBen in prozent)
in Klammern nanteil „sehr wichtig“ und
„wichtig“sehr wichtig wichtig
weniger wichtig
unwichtig
FamilieundBerufgutvereinbaren(10.806)
94,7 69,3 25,5 4,5 0,7
AufdemneustenStandderWissenschaftzusein(10.819)
94,4 50,0 44,4 5,5 0,2
AbwechslungsreicherArbeitstag(10.810)
92,4 43,0 49,4 7,4 0,2
GeregelteArbeitszeiten(10.796)
84,1 39,7 44,4 14,5 1,5
Arbeitszeitenflexibelgestalten(10.805)
83,8 45,9 37,9 14,6 1,6
GuteVerdienstmöglichkeiten(10.796)
82,2 27,9 54,3 16,6 1,2
MöglichkeitenderKinderbetreuungwährendderWeiterbildung(10.792)
80,9 44,8 36,1 14,9 4,2
BehandelneinesbreitenSpektrumsanKrankheitenimBeruf(10.804)
74,1 24,4 49,7 24,9 1,0
NebenderKrankheitsgeschichteauchLebensumständederPatientenkennen(10.794)
72,1 22,2 49,9 23,7 4,2
29
Berufsmonitoring 2014 | 5.4 ergeBnisse
in Klammern nanteil „sehr wichtig“ und
„wichtig“sehr wichtig wichtig
weniger wichtig
unwichtig
ArbeiteninTeammitÄrztenverschie-denerFachrichtungen(10.798)
63,6 15,4 48,2 34,7 1,7
TätigkeitineigenerPraxis(10.768)
60,3 21,1 39,2 33,4 6,3
ArbeiteninTeammitKollegenverschiedenerandererGesundheits-berufe(10.776)
50,7 10,8 39,9 44,5 4,8
PositiveWahrnehmungdesFachge-bietesinderMedizin(10.817)
38,7 5,1 33,6 47,4 13,9
BeteiligunganForschungsthemenundStudien(10.806)
35,4 10,8 24,6 48,3 16,4
PositiveDarstellungdesFachge-bietesinMedien(10.817)
22,6 2,6 20,0 53,5 4,2
Fortsetzung Tabelle 17:erwartungen an die spätere BerufstätigKeit (angaBen in prozent)
WirhabendieItemsausFrage 16mitHilfeeinerFaktoren-
analyse(genau:einerHauptkomponentenanalyse)analysiert
undverdichtet.MitdieserAnalysekönnendiedenFragen
zugrundeliegendenEinstellungen(oder„Faktoren“)identifi-
ziertwerden.WennItemszueinemFaktorgehörenundeine
bestimmteEinstellungrepräsentieren,dannsolltensieauf
denjeweiligenFaktor„laden“,d.h.hochmitihmkorrelieren
undWertenahebei1oder-1erreichenundzudemnichtauf
andereFaktorenladen.Wenndies–sowieinderfolgenden
Tabelle–gegebenist,sprichtmanvoneiner„Einfachstruktur“
derKomponentenmatrix.DieAnalysehatfünfzentraleFaktoren
identifiziert,nämlichFamilieundFreizeit,Berufsprestigeund
Einkommen,Teamorientierung,AbwechslungimBerufund
Wissenschaftsorientierung.DabeiistderFaktorFamilieistfür
87,8%wichtigunddamitmitAbstandauchderbedeutsamste,
PrestigeundEinkommendagegenwerdennurvoneinem
gutenDrittelalswichtigeingestuft.31
31DieItems,diediejeweiligenFaktorenrepräsentierenwurdenzurErmittlungeinesglobalenSkalenwertesaddiert,durchdieGesamtzahlderNennungengeteilt
undgerundet.DiesoerrechnetenZahlenhabendiegleicheDimensionwiedieAusgangsskalaimFragebogen(von„sehrwichtig“bis„unwichtig“).
30
Berufsmonitoring 2014 | 5.4 ergeBnisse
Tabelle 18:erwartungen an die spätere BerufstätigKeit, faKtoren und faKtorladungen
wie wichtig ist es ihnen Bei der wahl fÜr ein fachgeBiet, …
faKtor 1 faKtor 2 faKtor 3 faKtor 4 faKtor 5
familie und freizeit
Berufs-prestige
und einKommen
team-orientie-
rung
aBwechs-lung im
Berufwissen-schaft
FamilieundBerufgutvereinbarenzukönnen .813
Arbeitszeitenflexibelgestaltenzukönnen .805
GeregelteArbeitszeitenzuhaben .757
DassMöglichkeitenderKinderbetreuungwährendderWeiterbildungbestehen
.692
DassihrFachgebietindenMedienpositivdargestelltwerden
.878
GuteVerdienstmöglichkeitenzuhaben .450
ImBerufineinemTeammitKollegenverschiede-nerandererGesundheitsberufezuarbeiten
.819
ImBerufineinemTeammitÄrztenverschiedenerFachrichtungenzuarbeiten
.761
ImBerufeinmöglichstbreitesSpektrumvonKrankheitenzubehandeln
.806
EinenabwechslungsreichenArbeitstagzuhaben .753
AnForschungsthemenundStudienbeteiligtzusein .700
InIhremFachgebietaufdemneustenStandderWissenschaftzusein
.624
DieItems,Hauptkomponentenanalyse,RotationVarimax,KMO:.818,Sig.Bartlett;.00032
BeiderBedeutungdieserFaktorenbestehenteilweisedurch-
ausdeutlicheUnterschiedezwischenFrauenundMännern.
BeidenGeschlechterngleichwichtigistdieAbwechslung
imBeruf.Frauensindgeringfügigteamorientierterund
(aufinsgesamthohemNiveau)deutlichstärkeranFamilie
undTeilzeitarbeitinteressiert.MännerlegenmehrWertauf
PrestigeundEinkommenundsindstärkerwissenschafts-
orientiert.ErgebnissedererstenWelle,wonachMänner
stärkeraneinerKarriereinteressiertsindalsFrauen(diesich
auchmitanderenBefundendergeschlechtsdifferenzierten
ArbeitsmarktundBerufsforschungdecken),werdenhier
mitanderenIndikatorenrepliziert.Studentenmitstärkerer
Wissenschaftsorientierungsinddeutlichhäufigeralsdie
VergleichsgruppeinteressiertaneinerangestelltenTätigkeit
imKrankenhaus(81,1%vs.70,1%)oderinderForschung
(36,1%vs.5,6%)undselteneraneinerNiederlassungals
Hausarzt(31,1%vs.44,5%).Dahinterstehtoffenkundigdie
Vorstellung,dasseinewissenschaftlichinteressanteund
anspruchsvollemedizinischeTätigkeitinderForschung(was
nichtüberraschendist)undimKrankenhaus,(eher)nichtaber
32Der„Bartlett-TestaufSphärizität“prüftaufderGrundlagederKorrelationskoeffizienteninderStichprobedieHypothese,dassdieWertederKorrelationskoeffi-
zienteninderGrundgesamtheitgleich0sindundkeinZusammenhangzwischendenItemsbesteht.DaderWertmit.000hochsignifikantist,kanndavonausge-
gangenwerden,dasseinZusammenhangzwischendenItemsbesteht.DasKMO-Maßgibtan,wiegutdieKorrelationsmatrixfüreineFaktorenanalysegeeignet
ist.EskannWertevon0bis1annehmen,wobei0eineNichteignunganzeigtundWerteab0,5alsbrauchbarfüreineFaktorenanalysegelten.Wirhabenfürdie
vorliegendenAnalyseFaktorladungenab.4akzeptiert,soweitdieseinhaltlichsinnvollinterpretiertwerdenkonnten,wasbeiderWichtigkeitguterVerdienst-
möglichkeitenimZusammenhangmitderWichtigkeitdesBerufsprestigesderFallwar.Vgl.zuHauptkomponentenanalyseBackhaus,K.;Erichson,B.;Plinke,
W.;Weiber,R.:MultivariateAnalysemethoden,12.Auflage,Heidelberg2008,S.323-387.
31
Berufsmonitoring 2014 | 5.4 ergeBnisse
in Klammern nanteil „sehr wichtig“ und
„wichtig“
sehr wichtig
wichtigweniger wichtig
unwichtig
FamilieundFreizeit(10.727) 87,8 38,7 49,1 11,4 0,8
AbwechslungimBeruf(10.789) 75,5 20,3 55,3 24,1 0,4
Wissenschaftsorientierung(10.801)
54,5 9,9 44,6 42,8 2,7
Teamorientierung(10.825) 46,3 7,2 39,2 49,4 4,3
PrestigeundEinkommen(10.763) 34,1 1,8 32,2 58,1 7,8
Tabelle 19:erwartungen an die spätere BerufstätigKeit: faKtoren (angaBen in prozent)
inderhausärztlichenPraxiszuerwartenist.LetztereErwar-
tungspiegeltsichauchinEinschätzungenderhausärztlichen
Tätigkeitalsweniginteressantundabwechslungsreich,bei
dermannurmiteinemengemKrankheits-undBehand-
lungsspektrumrechnenkann(Frage 26),dieinsbesondere
vonStudentenmitausgeprägterWissenschaftsorientierung
geteiltwird.HieristAufklärungsarbeitdurchausnotwendig
undsinnvoll,dennbeideVorstellungensindinderextremen
Zuspitzung–dasKrankenhausalsHortderWissenschaftmit
einergroßenBandbreiteaninteressantenKrankheitsfällen
undderHausarzt,dermiteinfachstenMittelnbanaleKrank-
heitenbehandelt–falschundwerdenderdifferenzierten
Berufswirklichkeitnichtgerecht.
DerStudienabschnitthataufdieWichtigkeitdieserFaktoren
keinenEinfluss–mitzweiAusnahmen,diefürdiespätere
TätigkeitabervonerheblicherBedeutungsind:Familieund
geregelteArbeitszeitensindfür83,4%derStudentenim
vorklinischenTeilundfür91,6%imPJwichtig.Wirweisenhier
nochmalsaufdiehoheBedeutungdesAngebotseinerKinder-
betreuunginderWeiterbildunghin.DieWissenschaftsorientie-
rungsinktdagegenvon62,2%auf48,2%,wasinsbesondere
demstarknachlassendenInteressederTeilnahmeanStudien
geschuldetist.ManwillbeiderBehandlungaufdemStandder
Forschungsein,sichaberinderBerufspraxis,dieeindeutig
kurativorientiertist,nicht(unbedingt)anStudienbeteiligen.
DiesistnurdasInteresseeinerMinderheitvongut30%.
Tabelle 20:wichtigKeit der faKtoren zu Berufserwartungen nach geschlecht (angaBen in prozent)
faKtor weiBlich männlich differenz weiBlich-männlich
FamilieundFreizeit* 93,1 78,7 14,4
AbwechslungimBeruf 75,2 75,8 -0,6
Wissenschaftsorientierung* 50,3 60,8 -10,5
Teamorientierung* 47,3 44,5 2,8
PrestigeundEinkommen* 30,2 40,2 -10
*HochsignifikanterUnterschied
32
Berufsmonitoring 2014 | 5.5 ergeBnisse
Beruf und Familie5.5
Wieebenbereitsdargestellt,istesfürinsgesamtrund95%
derBefragtenwichtigist,FamilieundBerufgutmiteinander
vereinbaren(Frage 16)undentsprechendflexibelbeiden
Arbeitszeitenseinzukönnen-auchhierzeigensichkeinerlei
VeränderungenzurerstenBefragung2010,imGegenteil.
WirhabendasThemaArbeitszeitzwarnichtmehrso
explizitangesprochenwie2010,gleichwohlabermitüber
1.000EintragungeneineFülleteilweisesehrdeutlicher
undreflektierterKommentarezudemThemenkomplex
Arbeitszeit-Freizeit,BerufundFamilieerhalten.Medizinist
inzwischenmehrheitlichweiblich,aberessindnichtnurdie
Frauen–wiemanvielleichtvermutenwürde–denendiesein
Anliegenist.ZwischendenGeschlechterngibtesvielmehr
nachwievorkaumeinenUnterschied,96%derFrauenund
92%derMännerlegenWertaufeinausgeglichenesVerhält-
nisvonArbeitundFamilienleben.DiesesThemawirdinder
DiskussioninzwischenüblicherweiseunterdemAnglizismus
der„Work-Life-Balance“subsumiert(bisweilenübersetztals
„Arbeit-Leben-Verhältnis“).WirhaltendieseBegrifflichkeitfür
problematisch,weildamitinsinuiertwird,dass„Arbeit“und
„Leben“gleichsamAntagonismenseienunddasLebennach
derArbeitbeginnt.DieBegrifflichkeitimpliziertdieGefahr,
diefürdieindividuelleBiographieentscheidendeBedeutung
vonBerufundBerufstätigkeit-etwafürdieEntwicklungder
persönlichenIdentität-auszublenden.
VondenStudentenwirddieVereinbarkeitvonFamilieund
BerufunterdenderzeitigenBedingungenalsschlechtbis
unzureichendeingestuft.DieshatzurKonsequenz,dassdie
spätereBerufstätigkeitindieserHinsichtalsproblematisch
bewertetwird,wiedieAntwortenaufdieoffengestellte
Frage 37zeigen,beiderdiesesThemaerneutimmerwieder
angesprochenwurdeundgroßenRaumeinnahm.Typische
Kommentarewarenz.B.:
„BessereVereinbarkeitvonFamilieundBeruffürFrauen(mehr
Betreuungsmöglichkeiten,Kitas,etc),mehrMännerinElternzeit“
„ImBereichVereinbarkeitvonFamilieundBeruffürÄrztinnen
mussnocheinigesgetanwerden.AndasKrankenhausange-
schlosseneKinderbetreuungwäresinnvoll.“
„Kinderbetreuungsicherstellen,sodassFamilieundBeruf
gutvereinbarsind!-Teilzeitarbeitenermöglichenund
sicherstellen,sodassMütterihrerärztlichenTätigkeitauch
nachgehenkönnendürfen!“
„IchwünschemirfürdieZukunft:VereinbarkeitvonBerufs-
lebenundFamilienplanung(Möglichkeitenderpassageren
Halbtagsstelle,AngestelltenverhältnisseinPraxen,unbe-
fristeteVerträge,Kinderbetreuung).“
„AlsBerufseinsteigerinistfürmichnebendemKlimainder
Klinik(Umgangmiteinander!!)derwichtigsteFaktordie
VerträglichkeitvonBerufundFamilie/Freizeit.Vielleichtnicht
direktbeidererstenStelle,abersobaldNachwuchsaufdem
Wegist.GenerellsindfürmichgeregelteArbeitszeiten,keine
Zwangsüberstunden,SchaffbarkeitdesArbeitsalltagsin8
StundenvielwichtigeralsmehrGehalt.“
„DasArbeitenimKrankenhaussollteviiiiiiielkinderfreund-
licherwerden!EsstudierenzumGroßteilFrauenMedizin
undesistnurindenwenigstenFachgebietenerwünscht,
MitarbeiteralsTeilzeitkrafteinzustellen.Esgehtnichtnur
(schonauch!)umdenUmfangderKinderbetreuung,sondern
vorallemumdieFlexibilitätderMütter.“
„Ichwürdemirwünschen,dassesbessermöglichwird
BerufundFamiliezuvereinbaren.Dazugehörenflexible
Arbeitszeiten,wenigerÜberstunden,dieMöglichkeitTeilzeit
zuarbeiten,eineneinfachenWiedereinstiegindenBerufund
eingutesBetreuungsangebotfürKinderandenKliniken.Auch
wäreeswünschenswert,wennesauchinBereichenwieder
Chirurgiemöglichistundvorallembesserangesehen,wenn
eineFrauindenMutterschutzgeht(oderauchMännerin
Elternzeit)unddiesnichtihreKarrieremöglichkeitenzerstört.
IchwerdegenauausdiesenGründennichtdieChirurgie
wählen,obwohldortmeineInteressenliegen.Dochichhabe
gesehen,dassesdortzurzeitnichtmöglichistFamilieund
Karrierezufriedenstellendzuvereinbaren.“
„EsstudierenmittlerweilemehrFrauenalsMännerMedizin
unddassollteauchindenKrankenhäusernberücksichtigt
werden.EsfehlenmeinerAnsichtnachangeschlosseneKita-
PlätzesowieTeilzeitbzw.3/4-Stellen.AndereLändersindhier
schoneinbisschenweiterundbietenmehrMöglichkeitenan.
Ichwürdemirwünschendasseshierauchsoist!“
33
Berufsmonitoring 2014 | 5.5 ergeBnisse
„AlsFrauistesmirbesonderswichtig,dassmehrklinikeigene
KindertagesstättenundKindergärtenzurVerfügunggestellt
werden.DiesesollendenbesonderenAnforderungen,zum
BeispieldurchlängereÖffnungszeitenunddieMöglichkeit
derWochenendbetreuung,angepasstsein.“
„NebendemBerufmusseseinLebengeben.Werheutenoch
20ÜberstundendieWochemachtistselberschuld.Klar,kann
manmallängerbleiben,aberdasmussauchdieAusnahme
sein.AußerdemsindÜberstundenvondererstenMinutean
zubezahlenodermitFreizeitausgleichzuvergüten.Wasinder
regulärenArbeitszeitnichtgeschafftwirdbleibthaltliegen.
DannwerdenPatientenhaltnichtaufgeklärtundinderFolge
nichtoperiert.WennesgenügendVerlustgibt,begreiftdas
KrankenhausjavielleichtmehrPersonaleinzustellen.Eswäre
wünschenswert,dasssichalleKollegenanihreArbeitszeiten
haltenwürdenunddas‚zuviel‘anArbeithaltnichtgemacht
wird,damitsichetwasändert.“
„EsmüsseninsgesamtDRINGENDadäquateTeilzeitmodelle
fürKlinikundPraxisgefundenwerden-ichhabevorkurzem
voneinerFreundinerfahren,dassihrineinergroßenKlinik
inderStadt(200.000Einwohner)angebotenwurde50%wie
folgtzuarbeiten:1/2Jahr100%plusunbezahlteÜberstun-
den,halbesJahrfrei!!IhrebeidenKinderstecktsie,wennsie
50-60Std.dieWochearbeitetwohin???Dasistverrückt!Wir
FrauensindinderMehrzahlmittlerweile-wirsindFachkräfte
UNDMütter.BeidesbrauchtDeutschland!Wirddiesnicht
anerkannt,dannprophezeieichzukünftigenÄrztemangelin
Deutschland!DasistfürunseingroßesThemaundkamin
IhrerBefragungzukurz!!“
„ÄrzteinDeutschlandsolltenzeitlichentlastetwerden,damit
esattraktivistinDeutschlandzuarbeiten.Andereeuropä-
ischeStaatenbietenwesentlichgesundheitsfreundlichere
ArbeitszeitenundArbeitsumstände!“
„DerArztberufmussfamilienfreundlicherwerden.Teilzeit
mussweiterausgebautwerdenundArbeitsplätzeunddas
Arbeitsumfeldfamilienfreundlichgestaltetwerden.Als
FamiliemitbeidenElternteilenimArztberufundKindern
istesschwierig,kleineOrtezufindeninderenNähebeide
ElternteileeinenArbeitsplatzbekommenunddieUnterbrin-
gungderKinderinKindergartenundSchulegesichertist.“
DerKommentarverweistaufzweiProbleme,dienochnicht
gelöstbzw.nochgarnichtdiskutiertwerdenundinsbeson-
deredieNachbesetzungvonArztstellen–ambulantwie
stationär–inländlichenRäumenbetreffen.DasProblemder
VereinbarkeitvonFamilieundBerufistnichtnurderOrgani-
sationderArbeitundderArbeitszeitengeschuldet,undauch
nichtunbedingtdenfehlendenKinderbetreuungsmöglich-
keitenalssolchen,wiederKommentarnahelegt,denndiese
gibtesinzwischenvielerortsdurchaus,sonderndeninder
Regel–übrigensauchinStädten–immernochsuboptimalen
ÖffnungszeitenvonBetreuungseinrichtungen.Wenneine
KindertagesstättemitGanztagesplätzenbereitsum16.30
schließt,dannistdiesnichtnurmitVollzeitstellenbeiÄrzten
(understRechtmitderArbeitineinemSchichtmodell)nicht
vereinbar,sondernbetrifftaucheineVielzahlvonanderen
Berufen.DeshalbistfürdieweitausmeistenderBefragten
-rund81%-einevomArbeitgeberorganisierteMöglichkeit
derKinderbetreuungwährendderWeiterbildungwichtig.
DiePhasederWeiterbildungentsprichtbiographischder
Zeit,indermankleineundbesondersbetreuungsbedürftige
Kinderhat.Arbeitgeber–alsoKrankenhäuser–sinddeshalb
zurSicherungdesmedizinischen(undimÜbrigenauchdes
pflegerischen)Nachwuchsesgutberaten,solcheAngebote
zuschaffen.
KaumUnterschiedegibteszwischendenGeschlechternauch
beiderFragenachdemKinderwunsch(Fragen 42 und 43).
Zunächstkannmanfeststellen,dass4,9%derBefragten
Kinderhaben(Frauen5,4%,Männer4,0%),diePopulation
derMedizinstudentenunterscheidetsichdamitnichtvon
ihrenKommilitonenandererFächer,bundesweithabenlaut
der20.SozialerhebungdesDeutschenStudentenwerks2012
5%allerStudentenKinder.87,4%derMedizinstudenten
möchtenspäterKinderhaben(Frauen88,0%,Männer86,4%).
DerzuletztzitierteKommentarverweistzudemaufdasProb-
lemderArbeitsplätzefürdiePartnervonÄrztinnen.Andersals
befürchtetdürfteebendiesgeradedannkeingrundsätzliches
Problemdarstellen,wennbeidePartnerÄrztesind,dadiese
insbesondereindenländlichenRegionengesuchtwerden.
BeidenderzeitigenGeschlechterverhältnissenandenmedi-
zinischenFakultäten,diewiealleUniversitätenundsonstigen
gemischtgeschlechtlichenAusbildungsinstitutionenauchdie
größtenHeiratsmärkteimsoziologischenSinndarstellen,
34
Berufsmonitoring 2014 | 5.5 ergeBnisse
werdenabernurmaximal30%derÄrztinneneinenArzt
alsPartnerfinden,dannsinddieverfügbarenMänneralle
vergeben.DieanderenkünftigenÄrztinnenwerdendeshalb,
wennsieeineFamilieundKinderhabenwollen,Partnermit
anderenBerufenwählenmüssen.Typischerweisewerdendies
auchAkademikersein,dennallebisherigenfamiliensoziolo-
gischenStudienzumThemaPartnerwahlundHeiratzeigen
sehrdeutlich,dassinsbesondereAkademikerinnenbeider
FragedesBildungsabschlussesdesPartnersausgesprochen
homogamsind.
BeziehungenzwischenFrauenmitHochschulstudiumund
MännernmitanderenBerufsabschlüssensinddieAusnahme.
Junge,männlicheAkademikeramBeginnihresBerufslebens
werden–andersalsdieFrauenderÄrztederindennächsten
JahrenausscheidendenGenerationderNachkriegszeitund
derBabyboomer–nichtmitihrenPartnerinnenaufsLand
ziehenunddanndieKindererziehenunddenHaushalt
führen,sondernsindaneinereigenenBerufstätigkeitund
Karriereinteressiert,dieentsprechendgeschlechtsspezi-
fischaufbereitetenErgebnisseauchdieserStudiezeigen
diessehrdeutlich.
DieEntscheidungfürkünftigeLebensortewirddamitganz
wesentlichauchvonderFragebestimmt,welcheMöglich-
keitendieregionalenArbeitsmärktefürnichtärztlicheAka-
demikerbieten.HierhabenvieleLandregioneneinstruktu-
rellesDefizit,überdasbislangkaumdiskutiertwurde.Die
Entscheidung,inStädtenundGroßstädtenlebenzuwollen,
istnichtnurdemWunschnacheinemurbanenUmfeldfürdie
individuelleFreizeitgeschuldet,sondernauchKonsequenz
derdortdeutlichbesserenArbeitsmarktsituationfürdieim
RegelfallnichtärztlichenPartner.
WelcheFacharztausbildungenkommeninFrage?Wirhaben,
wieauchschon2010,14Gebietsbezeichnungenvorgestellt
(Frage 12).ImJahr2010habenwirdiedieStudentengebeten,
maximaldreidavonanzukreuzen,dawirdavonausgehen
mussten,dasssolcheprospektivenFragen,derenEntschei-
dungjenachStudienabschnitterstineinigenJahrenansteht,
durcheinhohesMaßanindividuellerUnsicherheit,aberauch
InteressenvielfaltundMultioptionalitätgekennzeichnetsind.
VieleStudentenhabenvermutlichdurchausschonInteressen
undPräferenzen,sindaberstudienbedingtnochnichtin
derSituation,sichentscheidenzumüssen.DieMöglichkeit,
mehrereOptionenzuwählen,bietetzudemdenVorteil,
das–natürlichimmernurzumZeitpunktderBefragung
bestehende,grundsätzliche–Rekrutierungspotentialfürdie
jeweiligenWeiterbildungenzuerfassen.Dennauchwenndie
Studentennicht(immer)wissen,fürwelcheWeiterbildung
siesichletztlichentscheiden,sozeigendochdieFachge-
biete,dienichtgenanntwerden,wodieInteressenehernicht
liegen.DieseVorgehensweisewurdebeiderRezeptionder
Ergebnisseallerdingskritischkommentiert,eineRückmel-
dungetwalautete,dassmansoeinArtefaktproduziere,da
sichStudentenentscheidenmüssenundMultioptionalität
geradekeineechteOptionsei.Diesistinsofernrichtig,als
tatsächlichamEndedesStudiumsundvorderWeiterbildung
ebendieseEntscheidunganstehtunddieMöglichkeitder
MehrfachnennungohneRankingkeineAussageüberdie
BedeutungundRangfolgederPräferenzenzulässt.
WirhabendiesemEinwandnunmehrdadurchRechnung
getragen,dasswirinderBefragung2014einsogenanntes
Split-Ballot-Experimentdurchgeführthaben.DieFragenach
derFacharztausbildungwurdeinzweiVariantengestellt,
nämlichalswiederumMultiple-Choice-Fragemitmaximal
dreiOptionen(sowie2010),nunaberauchalsSingle-Choice,
wobeidieeineoderdieandereFassungzufälligeingespielt
wurde(wasbeiOnline-Befragungproblemlosmöglichist).
AußerdemhabenwirauchalleStudienteilnehmerdanach
gefragt,welcheFacharztausbildungendefinitivnichtfürsie
inFragekommen(Frage 13).
WirsinddabeivonderAnnahmeausgegangen,dassStuden-
tenhäufigeherklareVorstellungendavonhaben,wassie
nichtinteressiertundaufdieserBasisdannauchkünftige
Facharztausbildung5.6
35
Berufsmonitoring 2014 | 5.6 ergeBnisse
Angeboteentsprechendwahrnehmen.Personenmitklarer
undklarartikulierterAbneigunggegenbestimmteFachrich-
tungensindmitanSicherheitgrenzenderWahrscheinlichkeit
fürebensolcheFachrichtungenauchnichtzubegeisternund
müssendeshalbauchnichtbeworbenwerden.
MitBlickaufdasRekrutierungspotentialfürdieAllgemein-
medizinkonntenwirmitdiesemVorgehenmithinvier
Gruppenidentifizieren,nämlich:
1.DenhartenKernderanAllgemeinmedizin(aktuell)stark
interessiertenStudenten(SingleChoice-Frage),diesich
eindeutigfüreineWeiterbildunginAllgemeinmedizin
entschiedenhaben(zumZeitpunktderBefragung,diese
EntscheidungkannbiszumBeginnderWeiterbildung
natürlichjederzeitgeändertwerden).Diessindrund9%.
2.AnAllgemeinmedizinInteressierte(MultipleChoice-Frage),
fürdiediesesFacheineOptionnebenanderenist.Dabei
handeltessichumeingutesDrittelderBefragten.
3.DienichtgrundsätzlichabgeneigtenStudenten,dieAllgemein-
medizinnichtdefinitivausgeschlossenhabenundmithin
fürentsprechendeInformations-undWerbekampagnen
(natürlichverbundenmitentsprechendenAnreizen)zumin-
destoffensind.RechnetmanhierdieBefragtenderGruppen
1und2heraus,dannumfasstdieseGrupperund56%.
4.DiegrundsätzlichnichtanAllgemeinmedizininteressierten
Studenten.Diessindknapp20%.
UnterallenWeiterbildungsmöglichkeitenmitAbstandam
beliebtestenistdieInnereMedizin,dannfolgtdieAllgemein-
medizin.NimmtmandieKinder-undJugendmedizin,dieauf
Platz3derBeliebtheitsskalarangierthinzu,dannlässtsich
feststellen,dassentsprechendderUnterscheidungvonhaus-
undfachärztlicherVersorgungdasPotentialfüreineTätigkeit
inderhausärztlichenVersorgunggrundsätzlichdurchausvor-
handenundwohlauchausreichendzurDeckungdeskünftigen
Bedarfsist.Diesgiltumsomehr,wennauchkünftigeÄrztemit
einerFacharztausbildunginInnererMedizineineTätigkeitals
Hausarztnichtausschließen.Umesgleichvorwegzunehmen:
Diesistbei44,2%Studenten,dieeineFacharztausbildungin
InnereMedizinerwägen,derFall.
BeisonstigenFacharztausbildungenwurdengenannt:
Arbeitsmedizin,Endokrinologie,Ernährungsmedizin,Kar-
diologie,FacharztfürdenÖGD,Gastroenterologie,Genetik,
Geriatrie,Hämatologie,Infektiologie,Intensivmedizin,
Kinderchirurgie,Kinder-undJugendpsychiatrie,Labormedizin,
Mikrobiologie-Virologie,MKG,Neonatologie,Nephrologie,
Neurochirurgie,Notfallmedizin,Nuklearmedizin,Onkologie,
Palliativmedizin,plastischeChirurgie,Psychosomatik,Reha
undPhysikalischeMedizin,Rheumatologie,Sportmedizin,
Strahlentherapie,Tropenmedizin,UmweltmedizinundZahn-
heilkunde.AmhäufigstenallerdingswarenhierdieNennungen
Pathologie(149)undRechtsmedizin/Forensik(141).Inter-
essanterweisewurdeauchdieDermatologiegelegentlich
eingetragen,obwohlderFacharztfürHautkrankheitenin
dervorgegebenenListegenanntwurde.BeidenPräferenzen
fürFacharztausbildungengibteseinigedeutlicheundfast
durchgängigsignifikanteUnterschiedezwischenMännern
undFrauen,allerdingsquantitativaufsehrunterschiedlichem
Niveau.
„Frauenfächer“sinddemnachnachwievoreheroderteilweise
auchsehrdeutlichAllgemeinmedizin,Frauenheilkundeund
Geburtshilfe,Kinder-undJugendmedizinundPsychiatrieund
Psychotherapie.„Männerfächer“dagegenAnästhesiologie,
Chirurgie,InnereMedizin,Radiologie,OrthopädieundUn-
fallchirurgieundUrologie.DiegrößtenUnterschiedezwischen
denGeschlechternbestehenbeiderFrauenheilkundeund
Geburtshilfe,derKinder-undJugendmedizin,derAnästhesio-
logieundderOrthopädieundUnfallchirurgie.
36
Berufsmonitoring 2014 | 5.6 ergeBnisse
welche facharztausBildung wÜrden sie Jetzt wählen? n %
InnereMedizin 887 16,3
Kinder-undJugendmedizin 514 9,4
Allgemeinmedizin 488 8,9
Anästhesiologie 468 8,5
Chirurgie 457 8,3
OrthopädieundUnfallchirurgie 371 6,8
FrauenheilkundeundGeburtshilfe 321 5,9
Neurologie 331 5,7
PsychiatrieundPsychotherapie 199 3,6
Radiologie 132 2,4
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 73 1,3
Urologie 68 1,2
Haut-undGeschlechtskrankheiten 63 1,1
Augenheilkunde 57 1,0
Sonstige 362 6,6
Weißichnochnicht 713 13,0
Tabelle 21:facharztausBildung (single choice, n = 5.486)
Tabelle 22:facharztausBildung (multiple choice, maximal 3 optionen, n =5.506)
welche facharztausBildung Kommt fÜr sie in frage? n %
InnereMedizin 2.508 45,6
Allgemeinmedizin 1.897 34,5
Anästhesiologie 1.451 26,4
Kinder-undJugendmedizin 1.452 26,4
Chirurgie 1.387 25,2
Neurologie 1.195 21,7
OrthopädieundUnfallchirurgie 1.039 18,9
FrauenheilkundeundGeburtshilfe 1.007 18,3
PsychiatrieundPsychotherapie 772 14,0
Radiologie 665 12,1
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 425 7,7
Urologie 334 6,2
Augenheilkunde 274 5,0
Haut-undGeschlechtskrankheiten 269 4,9
Weißichnochnicht 452 8,2
37
Berufsmonitoring 2014 | 5.6 ergeBnisse
Tabelle 23:no-go-fachrichtungen (multiple choice, n = 11.008)
welche facharztausBildungen Kommen fÜr sie definitiv nicht in frage? n %
HautundGeschlechtskrankheiten 6.256 56,8
Augenheilkunde 5.826 52,9
PsychiatrieundPsychotherapie 4.833 43,9
Urologie 4.731 43,0
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 4.355 39,6
OrthopädieundUnfallchirurgie 4.324 39,3
FrauenheilkundeundGeburtshilfe 4.273 38,8
Chirurgie 4.013 36,5
Radiologie 3.882 35,3
Kinder-undJugendmedizin 2.764 25,1
Neurologie 2.244 20,4
Allgemeinmedizin 2.186 19,9
Anästhesiologie 1.995 18,1
InnereMedizin 1.149 10,4
welche facharztausBildung wÜrden sie Jetzt wählen? weiBlich männlich differenz w-m
Allgemeinmedizin* 10,3 7,1 3,2
Anästhesiologie* 6,7 11,8 -5,1
Augenheilkunde 1,0 1,0 0
Chirurgie* 7,5 9,5 -2,0
FrauenheilkundeundGeburtshilfe* 8,5 1,3 7,2
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 1,4 1,3 0,1
Haut-undGeschlechtskrankheiten* 1,4 0,8 0,6
InnereMedizin* 14,2 20,3 -6,1
Kinder-undJugendmedizin* 11,7 5,5 6,2
Neurologie 5,9 5,4 0,5
PsychiatrieundPsychotherapie 3,8 3,4 0,4
Radiologie 2,1 3,7 -1,6
OrthopädieundUnfallchirurgie* 5,3 9,0 -3,7
Urologie 1,0 1,6 -0,6
Dasweißichnochnicht 13,3 11,9 1,4
*HochsignifikanterUnterschied
Tabelle 24:facharztausBildung (single-choice) nach geschlecht (angaBen in prozent)
38
Berufsmonitoring 2014 | 5.6 ergeBnisse
BeidemInteresseaneinerSpezialisierunginAllgemeinme-
dizinspieltesübrigenskeineRolle,obdieUniversitätüber
einenLehrstuhlodereinInstitutfürAllgemeinmedizinverfügt
odernicht.339,7%derStudentenanFakultätenohneeine
solcheSpezialisierungund8,1%andenjenigenmiteinem
entsprechendenAngebotwürdensichaktuelldefinitivfür
Allgemeinmedizinentscheiden,für35,7%bzw.33,3%ist
dieAllgemeinmedizineineOptionnebenanderen.
ImStudienverlaufisteinRückgangderAttraktivitäteiniger
Facharztrichtungenzubeobachten.Besondersdeutlichist
diesbeiderChirurgieund(beiMultiple-Choice)auchbeider
KinderheilkundeundderNeurologiederFall.ZumRückgang
derAttraktivitätderChirurgiehabenwirebenfallseinen
sehrbemerkenswertenKommentarerhalten,dereinigeder
bereitsdiskutiertenProblemeaufgreift(Arbeitszeit,Familie
undBeruf),aberauchdasThemaderArbeitsbedingungenfür
denchirurgischenNachwuchsindenKlinikenanspricht,die
übrigenssoähnlich2010ebenfallskritisiertwurden.
„AlleWeltwundertsichdarüber,dassknappdieHälfte
einesJahrgangsnachdemMedizinstudiumdemArztberuf
nachgehtundaufdemdiesjährigenKongressderDeutschen
GesellschaftfürChirurgiewundertsichderPräsidentdarüber,
dasssichzuStudienbeginn1/3derStudenteneinArbeitenin
derChirurgievorstellenkönnenundnachdemPJnurknapp
5%undfordertalsLösung,dassmandasAuswahlverfahren
ändernmüsse,ummehrdumme,aberhandwerklichbegabte
(sinngemäß)StudentenfürdieChirurgiezugewinnen.Auf
dieIdee,dassesvielleichtandenArbeitsbedingungen
undinsbesondereandeninderChirurgietätigenKollegen
liegenkönnte,dasssichdaskeinerantunwillkommtaber
niemand.Geschweigedenn,dassmaljemanddieArbeitsbe-
dingungenhinterfragt.WasnützenmirdiepaarMarkfünfzig
welche facharztausBildung Kommt fÜr sie in frage? weiBlich männlich differenz w-m
Allgemeinmedizin* 36,4 32,1 4,3
Anästhesiologie* 23,2 33,4 -10,2
Augenheilkunde 4,7 5,4 -0,7
Chirurgie* 22,7 29,5 -6,8
FrauenheilkundeundGeburtshilfe* 25,3 5,4 19,9
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 7,2 8,6 -1,4
Haut-undGeschlechtskrankheiten* 5,6 3,7 1,9
InnereMedizin* 43,0 52,7 -9,7
Kinder-undJugendmedizin* 30,1 19,1 11,0
Neurologie 21,4 22,4 -1,0
PsychiatrieundPsychotherapie* 15,7 11,4 4,3
Radiologie* 9,4 17,8 -8,4
OrthopädieundUnfallchirurgie* 15,2 25,2 -10,0
Urologie* 5,5 7,8 -2,3
Sonstiges 13,4 12,0 1,4
Dasweißichnochnicht 8,1 8,0 0,1
*HochsignifikanterUnterschied
Tabelle 25:facharztausBildung (multiple-choice) nach geschlecht (angaBen in prozent)
33NachdenInformationen,dieunsderMedizinischeFakultätentagdiesbezüglichzurVerfügunggestellthat,habendieUniversitätenAachen,Berlin,Düsseldorf,
Dresden,Essen,Frankfurt,Göttingen,Hamburg,Hannover,Heidelberg,Jena,Magdeburg,Marburg,München(TU),Rostock,UlmundWitten-Herdeckeentspre-
chendeEinrichtungen.
39
Berufsmonitoring 2014 | 5.6 ergeBnisse
BereitschaftsdienstvergütungdurchOpt-Out,wennichniezu
Hausebin,weilzuden60Durchschnittsstundennochreichlich
nichterfassteÜberstundenkommenundderBereitschafts-
dienstvonderAuslastungherschlichtVollarbeitistundman
dementsprechendbelastetwird.Hauptsachenichtsverän-
dern;vor20JahrenwarmanjaschließlichvonFreitagmorgen
bisMontagabendinderKlinik,nurdassdieAppendizitisda
14Liegetagehatteundnicht2-3undmanalsDienstarztnicht
MelperonandieHälftedesPatientenguts,bestehendaus
knalldementenundmassivpflegebedürftigenExistenzenmit
derLebensqualitäteinerZimmerpflanze,verteilendurfte.“
MitBlickaufdieproblematischeSituationgeradeinder
AllgemeinmedizinerfreulichistdagegendieTatsache,dass–
andersals2010–diePräferenzennunmehrimStudienverlauf
eherzunehmen,zumindestaberstabilzuseinscheinenund
diePräferenzenfürdieInnereMedizinsogardeutlichzuneh-
men.BeiallerspäterenDifferenzierunggeradediesesGebiets
bestehthier–wieschonangemerkt–immerhineinegrößere
Chance,InteressefürdieAllgemeinmedizinzuweckenoder
zustärken.WirkönnennachdererstenWiederholungsbefra-
gungbeidenPräferenzenfürAllgemeinmedizinnochnicht
voneinerTrendwendesprechen,dazubedarfesweiterer
Messungen,abereszeigtsichimmerhineineerfreuliche
underwünschteTendenzzueinernunimVergleichzu2010
größerenAttraktivitätderAllgemeinmedizin.Zudemzeigtsich
imStudienverlaufwieerwarteteindeutlicherRückgangder
nochunentschlossenenoderorientierungslosenStudenten
ohnePräferenzvonfast17%auf4%.
DerbeiderMultiple-Choice-FragebeobachtbareRückgang
beiderAttraktivitätderjeweiligenFacharztrichtungenwarzu
erwartenundistzurückzuführenaufdieimStudium(notwen-
dig)zunehmendeFokussierungaufeineFacharztausbildung,
dennirgendwannmüssensichdieStudentenjaauchfüreine
entscheiden.DabeihabenStudentenimAbschnitt„Vorklinik“
imDurchschnitt2,8Fachrichtungengenannt(2010:3,1),
StudentenimAbschnitt„Klinik“2,7(2010:2,8)unddieStu-
dentenimletztenStudienabschnitt2,2Fachrichtungen(2010:
2,3).WirhabendiesbezüglichmithinrechtstabileWerte.
welche facharztausBildung wÜrden sie Jetzt wählen?
vorKliniK KliniK pJdiff.
pJ-vorKliniK
Allgemeinmedizin 7,9 9,3 9,5 1,6
Anästhesiologie 9,4 7,6 9,6 0,2
Augenheilkunde 0,9 1,0 1,5 0,6
Chirurgie* 11,4 7,0 5,6 -5,8
FrauenheilkundeundGeburtshilfe* 4,9 5,9 8,2 3,3
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 0,6 1,7 2,0 1,4
Haut-undGeschlechtskrankheiten 0,7 1,2 2,0 1,3
InnereMedizin* 10,7 19,0 19,6 8,9
Kinder-undJugendmedizin 9,9 8,6 11,0 1,1
Neurologie 6,7 5,1 5,2 -1,5
PsychiatrieundPsychotherapie* 4,3 3,5 2,6 -1,7
Radiologie* 1,6 2,8 3,3 1,7
OrthopädieundUnfallchirurgie 6,8 6,6 6,9 0,1
Urologie* 0,4 1,5 2,4 2,0
Sonstige 6,8 6,6 6,4 -0,4
Dasweißichnochnicht* 16,9 12,8 4,1 -12,8
*HochsignifikanterUnterschied
Tabelle 26:facharztausBildung (single-choice) nach studienaBschnitt (angaBen in prozent)
40
Berufsmonitoring 2014 | 5.6 ergeBnisse
welche facharztausBildung Kommt fÜr sie in frage?
vor-KliniK
vorKli-niK 2010
KliniKKliniK 2010
pJ pJ 2010diff.
pJ-vor-KliniK
diff. pJ-vor-KliniK 2010
Allgemeinmedizin 33,8 31,9 35,4 30,1 33,9 27,8 0,1 -4,1
Anästhesiologie* 27,0 29,2 26,5 27,6 24,4 23,5 -2,6 -5,7
Augenheilkunde* 5,3 5,1 5,2 5,6 3,4 4,1 -1,9 -1,0
Chirurgie* 31,9 35,7 22,5 23,5 18,8 21,2 -13,1 -14,5
FrauenheilkundeundGeburtshilfe* 19,2 19,9 19,1 21,5 13,5 12,5 -5,7 -7,4
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde* 7,7 6,4 8,3 6,8 5,5 4,0 2,2 -2,4
Haut-undGeschlechtskrankheiten 4,0 4,1 5,5 5,7 4,7 4,1 0,7 0,0
InnereMedizin* 37,7 63,1 50,2 47,0 49,6 55,4 11,9 -7,7
Kinder-undJugendmedizin* 30,3 35,7 25,8 27,2 17,8 17,1 -12,5 -18,6
Neurologie* 26,9 25,2 20,5 18,7 12,9 13,0 -14,6 -12,2
PsychiatrieundPsychotherapie* 15,9 18,9 13,6 12,4 10,9 10,3 -5,0 -8,6
Radiologie* 12,1 11,1 12,7 12,6 9,3 10,5 -2,8 -0,6
OrthopädieundUnfallchirurgie* 24,3 23,2 16,9 17,3 12,0 13,5 -12,3 -9,7
Urologie* 3,8 3,6 8,0 6,3 6,4 4,6 2,6 1,0
Sonstiges* 14,3 14,1 12,3 12,2 11,8 12,7 -2,5 -1,4
Dasweißichnochnicht* 12,2 - 7,1 - 2,1 - -10,1 -
*HochsignifikanterUnterschied
Tabelle 27:facharztausBildung (multiple-choice) nach studienaBschnitt (angaBen in prozent)
Mithingilt,dassesbeiunterstelltenkonstantenPräferen-
zenfürWeiterbildungeinenhartenKernstarkinteressierter
StudentenfürdieAllgemeinmedizinvongut10%gibt,
wassichauchmitdenaktuellenWeiterbildungsquoten
deckt.DieserAnteilist,wiewirgleichnochzeigenwerden,
allerdingszuniedrigumdenStand2009/2010zuhalten.
NebendenstarkinteressiertenStudentengibtesabernoch
dieanAllgemeinmedizin(auch)Interessiertenunddienicht
grundsätzlichabgeneigtenBefragten.BeideGruppenstellen
eineRekrutierungsbasisfürdieAllgemeinmedizindar,wobei
dieErfolgschancenbeidenInteressierten(Allgemeinmedizin
isteineOption)deutlichgrößerseindürftenalsbeidennicht
grundsätzlichAbgeneigten(manschließtdiesenichtaus-
drücklichaus).InjedemFallabermussdieAllgemeinmedizin
stärkerbeworbenwerden.Dabeiistaberdaraufzuachtenist,
diedefinitivnichtInteressiertennichtdurchgutgemeinte,
aberauchnichtoderkaumzuvermeidendeMaßnahmen
nachhaltigzuverprellen,dasichdiesfürdieAllgemeinme-
dizinundderenStatuseheralsnachteiligerweisendürfte.
InsbesondereeineVerpflichtungzurAbsolvierungvonTeilen
derFamulaturunddesPJinderAllgemeinmedizinwirdsehr
kritischgesehen.Wirhabendazubereitsjetzteineganze
ReiheentsprechenderKommentareerhalten:
„DerVersuchunsStudentenfürdieAllgemeinmedizindurch
immermehrPflichtveranstaltungen(Blockpraktika,Pflichtfamu-
latur,PJ(hoffentlichnicht))zubegeistern,wirdinmeinenAugen
alssehrnegativempfundenundistnichtderrichtigeWeg.“
41
Berufsmonitoring 2014 | 5.6 ergeBnisse
Tabelle 28:optionen fÜr die facharztausBildung nach studienaBschnitt (angaBen in prozent)
nennungen vorKliniK KliniK pJ
0 9,0 4,2 2,2
1 5,5 10,0 22,9
2 20,4 26,3 33,3
3odermehr 65,1 59,5 41,6
Ø 2,8 2,7 2,2
N=5.434,Sig.=.000,Gamma=-.165
„ichwürdemirwünschen,dassesKEINPJ-TertialinderAllge-
meinmedizingibt;manistsoschongenuginseinerWahl
eingegrenzt.“
„Ichhalteesfürausgesprochenkontraproduktiv,Studenten-
InnenüberZwangsmaßnahmenwiePflichtfamulaturenindie
Allgemeinmedizintreibenzuwollen.“
„DerPflicht-FamulaturMonatAllgemeinmedizinisteherab-
schreckendfürdasFachalsförderlich.Absolutsinnlosebenso
wiedasangedachtePflicht-AllgemeinmedizinPJ.Durch
ZwängebekommtmandieMedizinernichtindieRichtung.
EherbessereVergütung,bessereArbeitsbedingungen,
wenigerBürokratie.“
„AlleinStudentenzuPraktika/FamulaturenimBereich
derAllgemeinmedizinzuzwingen,bringtkeinenpositiven
Effekt.ImGegenteil,diemeistenStudentenmeinesUmfelds
entwickelnnuneinenochstärkereAbneigunggegendas
Fach.Entscheidendsind:Arbeitsbedingungen(Arbeitszeiten,
Abrechnung,Regressforderungen,etc.)undBezahlungver-
bessern(solangeeinHAfürUntersuchungenraufzahlt,oder
füreinenHausbesucheinTaschengeldbekommt,wirdder
BerufnurvoneinigenwenigenStudentengewähltwerden).“
„UndmehrEinblickeindenAlltageinesAllgemeinmediziners
findeichgrundsätzlichgut.AberbitteohneZwang-einePflicht-
tertialAllgemeinmedizinimPJbspwschreckteherab,alsdas
eshilft.“
„DasaktuelleWerbenfürdieAllgemeinmedizin,inkl.zusätzli-
cherPflichtfamulaturenetc.machtmeinenKommilitonenund
mirdasFachgebietehermadig.“
DieseKritikkommt,wiemanerwartendürfte,insbesondere,
aberebennichtausschließlichvonStudenten,diedefinitiv
keineWeiterbildunginderAllgemeinmedizinanstreben.Dies
sind–wieschonerwähnt–knapp20%.DieAllgemeinme-
dizinrangiertdamitimunterenBereichderSkalagleichsam
uninteressanterWeiterbildungsmöglichkeiten.AnderSpitze
findetsichdieDermatologie.
DieGründe,diefürnichtvorhandenesInteresseandieser
Weiterbildunggenanntwurden,sindmehrheitlichtautolo-
gischundwurdeninFrage 14inverschiedenenFormulierun-
genmit„KeinInteresse“benannt(z.B.„DasFachinteressiert
michnicht!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“,aberauch„Allgemeinmedizinist
zumKotzen“oder„SchrecklichesFach“).Danebenspieltdie–
nachMeinungderStudenten–schlechteBezahlungnocheine
Rolle,währenddieDauerderWeiterbildung(andersalswir
vorabvermutethatten)keinenwichtigenHinderungsgrund
darstellt.
InAnbetrachtderQuotevonnur20%,dieeineWeiterbil-
dunginAllgemeinmedizindefinitivausschließen,sinddiese
Ergebnisseeigentlichauchvölligunproblematisch.Nicht
jederkünftigeArztmussAllgemeinmedizinerwerden,auch
andereFachrichtungenwerdendringendgebrauchtund
Interessenpluralitätistdeshalbgrundsätzlichauchsehr
begrüßenswert.
42
Berufsmonitoring 2014 | 5.6 ergeBnisse
ProblematischsindallerdingseinigedergenanntenGründe
gegeneineWeiterbildunginAllgemeinmedizin,weilsiedeutlich
machen,dassdasFachein–zumindestbeiTeilenderStudenten
–grundsätzlichesunderheblichesImageproblemaufweist:
„Laaaaaaaaaaangweilig!“
„LangweiligesFach,Tätigkeituninteressant,keineoperativen
Möglichkeiten,wennesinteressantwird:Überweisung.“
„AllgemeinmedizinistlangweiligundfürmichnichtdieVor-
stellungvonMedizin.Wissenvonallemwasabernixrichtig.“
„Zulangweilig,wennesinteressantwird,mussmanzumFA
weiterschicken.“
„ExtremniedrigeAnforderungen.“
„MonotonerAlltag,BeschäftigungmitbanalenFällen.“
„WennicheheineWeiterbildungmachensolltedanneine
richtige.“
„DasistwasfürdieDummen,ichbrauchewasvernünftiges.“
WirwerdendiesenAspektdesschlechtenImagesder
AllgemeinmedizinineinemderfolgendenKapitelnochmals
aufgreifen.WirsehendiesesImageprobleminsofernmiteiner
gewissenSorge,alsdiesesvermutlichaucheinGrunddafür
ist,dasssichauchStudenten,diewährenddesStudiums
eineWeiterbildungnichtausschließen,danndochfürein
anderesFachentscheidenunddieWeiterbildungsquotefür
AllgemeinmedizinseitJahrenbei11%-alsoinetwademWert,
denwirauchindieserBefragungfürdieStudentenimPJ,die
starkaneinerWeiterbildunginAllgemeinmedizininteressiert
sind,ermittelthaben-stagniert.Zudemsindsolchenegativen
(undfalschen)StereotypekeineguteBasisfüreinespätere
interdisziplinäreZusammenarbeit.
HierstelltsichdieFrage,inwieweitdieseWeiterbildungsab-
sichtenderStudenten(nichtnurfürdieAllgemeinmedizin,
sondernfüralleGebiete)dievorhandeneStrukturderÄrzte-
schaftreproduzierenunddamit–beikonstantenPräferenzen
–dazugeeignetsind,diebestehendeVersorgungsstruktur
zuerhalten.FürdiesenVergleichmitdenStrukturdatenaus
derÄrztestatistikhabenwirfürdieaktuelleModellrechnung34
diePräferenzenausderSingle-Choice-FragederStudenten
verwendet.AlsReferenzhabenwirausGründenderVer-
gleichbarkeitwiederumaufdieZahlenderÄrztestatistikder
BundesärztekammermitStand31.12.200935alsReferenzjahr
zurückgegriffen.NeuereStatistikenkönntenbereitsdensich
abzeichnendenÄrztemangelreflektieren,dieModellrech-
nungensollenaberzeigen,wieeinals(noch)ausreichend
geltenderBestandvonÄrztengehaltenwerdenkann.Nach
dieserStatistikwarenEnde2009inDeutschland325.945
Ärzteberufstätig,davonallerdings95.417ohneGebietsbe-
zeichnung.36WirbeziehenunsbeidemVergleichzwischen
denPräferenzenderMedizinstudentenundderaktuellen
StrukturderärztlichenVersorgungaufdieFacharztgruppen,
dieinderBefragungauchgenanntwurden.DieFallzahl
beträgtdamit235.850.37
Tabelle 29:grÜnde gegen eine weiterBildung in
allgemeinmedizin (multiple choice, n = 2.182)
69,5 %
„Kein interesse“
n =1.517
ist schlecht Bezahlt
n = 421
19,3 %
8,1 %2,8 %
ist schlecht
Koordiniert
n = 176
dauert zu lange
n = 82
34Wirweisenausdrücklichdaraufhin,dassessichumeineModellrechnungundnichtumeinePrognosehandelt.35http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/Stat09Tab03.pdf.36Vondeninsgesamt95.417ÄrztenohneGebietsbezeichnungwurden5.322(PraktischeÄrzte)derKategorie„Allgemeinmedizin“zugeordnet,derRestwurdenicht
berücksichtigt.ZurGruppederAllgemeinmedizinerwurdenaußerdemausderKategorie„InnereMedizinundAllgemeinmedizin“alleÄrztederUnterkategorien
„Allgemeinmedizin“,„InnereundAllgemeinmedizin(Hausarzt)“und„PraktischeÄrzte“zusammengefasst.37DiePräferenzenfürdie„InnereMedizin“unterschätzendietatsächlicheMotivationfürdieseFachrichtung(en),dabei„Sonstige“vergleichsweisehäufigSpe-
zialisierungenderInnerenMedizin,z.B.dieKardiologiegenanntwurden.Diesbedeutetumgekehrtauch,dassdieunter„SonstigeFachrichtungen“erfassten
PräferenzendieBereitschaftzurWahleinereherseltenenDisziplin–etwaderNuklearmedizin–überschätzen.
43
Berufsmonitoring 2014 | 5.6 ergeBnisse
DerVergleichzeigtbeiwelchenFachrichtungendergegen-
wärtigeBestandersetztodermehralsersetztwerdenkann
undwoes–immerbeiUnterstellungkonstanterPräferenzen
–beiderRekrutierungkünftigwohleherEngpässegeben
wird.WirhabendazudiePräferenzenimPJgenutzt,durchdie
relativenHäufigkeitenderjeweiligenFacharztzahlengeteilt
undmit100multipliziert.DerWertvon148,6%fürNeuro-
logiebedeutet,dassrund49%mehrStudentendesletzten
StudienabschnittsNeurologenwerdenwollenalsnachStand
2009/10gebrauchtwerden.UmgekehrtbedeuteteinWertvon
46,6%beidenAllgemeinmedizinern,dasskünftigdannnur
rund47%der2009besetztenStelleninderAllgemeinmedizin
wiederbesetztwerdenkönnen.GutjedezweiteStellebleibe
dannmithinreinrechnerischunbesetzt.
ManwirdbeisolchenVergleichennatürlichimmerinRechnung
stellenmüssen,dassderWandelimMorbiditätsspektrumauch
zueinergeändertenNachfrageführt,inmanchenFällenist
mithineineVerhältniszahlüber100zurDeckungdeskünftigen
Bedarfsnotwendig.DiegiltumgekehrtauchfürWerteunter
100.EinRückgangbeiderNachfragebedarfdannkeinerKon-
stanzodergarAusweitungdesAngebots.Problematischsind
aberzumindestzweiZahlen.DermittelfristigeBedarfnach
PädiaternwirdinAnbetrachtdesdemographischenWandels
wohlnichtsteigen,dieausdenErgebnissenablesbarestarke
NachfragenachdieserFachrichtungistdamitumeinigeszu
hoch.Hieristsehrernsthaftdarübernachzudenken,obund
wiedieInteressentenfürdiePädiatrieindiefachlichjadurch-
ausverwandteAllgemeinmedizinumgeleitetwerdenkönnten.
DennaufderanderenSeitereichendieaktuelleneindeutigen
Präferenzenebenbeiweitemnachwievornichtaus,umden
BestandbeidenAllgemeinmedizinernzuhalten.Wirmüssen
hierunterdengegebenenUmständenweiterhineinerecht
großeUnterdeckungkonstatieren.DieAllgemeinmedizin–
unddiesistdaseigentlichbedenklicheErgebnisderBefragung
–rangiert,gemessenandemobjektivenBedarf,immernoch
ganzamEndederFacharztausbildungen.Versorgungsdefizite
sindmithinnachwievorabsehbar,auchwennsich,wieeben
ausgeführt,möglicherweiseeineTrendwendeabzeichnen
könnte.
facharzt fÜr:
präferenz laut Befragung ärztestatistiK der BäK 2009 (n = 235.850)
vorKliniK KliniK pJ n %wiederBesetzungs-
quote in prozent (pJ/ärztestatistiK)
Pädiatrie 9,9 8,6 11,0 12.216 5,2 211,5
Orthopädie 6,8 6,6 6,9 10.837 4,6 150,0
Neurologie 6,7 5,1 5,2 8.175 3,5 148,6
Anästhesiologie 9,4 7,6 9,6 18.868 8,0 120,0
Frauenheilkunde 4,9 5,9 8,2 16.369 6,9 118,8
Radiologie 1,6 2,8 3,3 6.806 2,9 113,8
Urologie 0,4 1,5 2,4 5.117 2,2 109,1
InnereMedizin 10,7 19,0 19,6 42.703 18,1 108,3
Hautkrankheiten 0,7 1,2 2,0 5.250 2,2 90,9
HNO 0,6 1,7 2,0 5.631 2,4 83,3
Psychiatrie 4,3 3,5 2,6 8.297 3,5 74,3
Chirurgie 11,4 7,0 5,6 19.549 8,3 67,5
Augenheilkunde 0,9 1,0 1,5 6.756 2,9 51,7
Allgemeinmedizin 7,9 9,3 9,5 48.219 20,4 46,6
Tabelle 30:modellrechnung: präferenzen und wiederBesetzungsquoten
44
Berufsmonitoring 2014 | 5.6 ergeBnisse
HinsichtlichderinKapitel4.4(Erwartungenandiespätere
Berufstätigkeit)vorgestelltenFaktorenunterscheidensich
dieStudentenmitverschiedenenPräferenzenfürdiespätere
Facharztausbildungebenfallsteilweiserechtdeutlich,sodass
manhierdurchausauchvonFachprofilensprechenkönnte.
DieWichtigkeitder5FaktorenFamilieundFreizeit,Berufs-
prestigeundEinkommen,Teamorientierung,Abwechslungim
BerufundWissenschaftistnichtgleichverteilt,sondernweist
spezifischeMusterauf.FürdieanAllgemeinmedizinstark
interessiertenStudentensindFamilieundFreizeitsowieAb-
wechslungimBerufwichtig,Berufsprestige,Teamorientierung
unddieBeteiligunganStudiensinddagegenvonnachgeord-
neterBedeutung.DieseAspektesinddagegenfürkünftige
ChirurgenvonrelativdeutlichgrößererWichtigkeit,während
imVergleichzudenanAllgemeinmedizininteressierten
StudentendieFamilienorientierungwenigerstarkausgeprägt
ist.Dabeiunterscheidensich–andersalsbeidenmeisten
anderenFachgebieten–dieanAllgemeinmedizininteres-
siertenFrauenbeikeinemdieserFaktorenvondenMännern.
AnsonstengiltinvielenFällen,dassFrauenanteiligsignifikant
häufigeranFamilieundFreizeit,MänneranEinkommenund
Berufsprestigeinteressiertsind.
WirhabenfüralleProfilediejeweilssignifikantenAbweich-
ungenvomPopulationsanteilswert(95%-Konfidenzintervall)
berechnetundinTabelle 31kenntlichgemacht.
Tabelle 31:präferierte facharztausBildung und wichtigKeit von faKtoren zu späteren Berufserwartungen
(angaBen in prozent)
facharztausBildung (single choice)
familie und freizeit
Berufs-prestige und einKommen
team-orientierung
aBwechslung im Beruf
wissenschaft
Allgemeinmedizin 93,9 36,2 36,6 85,2 35,4
Anästhesiologie 85,1 30,3 58,2 77,4 52,2
Augenheilkunde 94,6 42,9 19,6 42,9 58,2
Chirurgie 74,6 42,9 47,8 84,8 68,3
FrauenheilkundeundGeburtshilfe 95,9 30,8 42,9 67,6 47,5
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 90,3 40,8 42,5 72,6 54,8
Haut-undGeschlechtskrankheiten 95,0 36,1 26,2 66,1 48,4
InnereMedizin 86,9 35,7 49,4 81,9 58,7
Kinder-undJugendmedizin 94,9 24,1 50,5 78,8 51,0
Neurologie 86,7 30,6 56,0 80,1 71,0
PsychiatrieundPsychotherapie 85,5 21,1 47,2 64,3 54,1
Radiologie 90,6 50,0 33,1 63,0 55,9
OrthopädieundUnfallchirurgie 82,9 36,3 48,4 76,8 54,2
Urologie 86,2 35,3 40,9 68,3 54,5
Gesamt 87,8 34,1 46,3 75,5 54,5
AbweichungenvomPopulationsmittelwertnachoben(schwarz)oderunten(kursiv,grau):95%-Konfidenzintervall
45
Berufsmonitoring 2014 | 5.7 ergeBnisse
Arbeitgeber und Niederlassung5.7
Medizinstudentenbzw.künftigeÄrztehabenaufeinemsich
wandelndenArbeitsmarkteineReihevonOptionenfürdie
spätereBerufstätigkeit.DieAttraktivitätdieserOptionenist
allerdingsrechtunterschiedlich.Ambeliebtestenisteine
TätigkeitalsangestellterArztimKrankenhaus.Absolutunat-
traktivistdagegeneineBeschäftigungbeieinerKrankenkasse
(Frage 11).AndiesenPräferenzenhatsichseit2010nichts
geändert.DieStudentenwollenspäterinderindividuell-ku-
rativenMedizinarbeiten,andereOptionensinddemgegen-
übervonsehrnachgeordneterBedeutung.
Beiinsgesamt9OptionenergibtsicheinarithmetischesMittel
vonrund4undeinModusvon3,dieMassederStudentenhat
mithindreibisvierOptionenfürdiespätereTätigkeitimBlick.
DerTabellelassensich–wieschonimJahr2010–verschiede-
neTrendsentnehmen:
1.DieStudentenwollenspäteralsÄrzteinderVersorgung
krankerMenschenarbeiten,andereOptionen–etwaeine
ArbeitsstelleinderForschungoderauchbeimÖGD–sind
deutlichwenigergefragt.
2.EineangestellteTätigkeitistdeutlichattraktiveralseine
freiberuflicheTätigkeit,abernursoweitdiese–siehe
Punkt1–inderVersorgungerfolgt.FasstmandieOptionen
„AngestellterArztimKrankenhaus“,AngestellterArzt
imMVZ“und„AngestellterArztinderPraxis“zusammen,
dannisteineTätigkeitalsangestellterArztbeimindestens
einerdieserInstitutionenfür89%eineattraktiveOption.
EineNiederlassungalsHaus-oderFacharztistdagegen
nurfür74%denkbar.38EineangestellteTätigkeitinder
ambulantenVersorgung(MVZoderPraxis)istfür65%eine
Perspektive.InteressanterweiseistdagegenderÖGDnach
wievorwenigattraktiv,obwohlmangeradehiergeregelte
undplanbareArbeitszeitenundBeschäftigungssicherheit
bekommt,zumindestingrößerenÄmternimTeamoder
auchhalbtagsarbeitenkannunddasArbeitsfeldsehr
vielfältigist.OffenkundighatderÖGDeinrechtnachhal-
tigesImage-ProblemundwirdeheralsBehördeoderals
VerwaltungseinrichtungdennalsInstitutionderwohnortna-
henGesundheitsversorgungangesehen.
3.EineNiederlassungalsFacharztistdeutlichattraktiverals
dieNiederlassungalsHausarzt.Nur4,4%derStudenten,
fürdiedieNiederlassungeineOptionist,würdensichnicht
alsFacharztniederlassen.Dagegenlehnen51,2%eine
NiederlassungalsHausarztab.
DieDatenzeigenüberauseindeutig,dassjungeMenschenein
MedizinstudiuminderErwartungaufnehmen,späteralsÄrzte
inderambulantenoderstationärenVersorgungzuarbeiten.
Lediglichfür72Befragte(=0.7%)istdieskeineOption.Das
Medizinstudiumsoll–sodieErwartung–fürdieseArbeit
vorbereitenundqualifizierenundwenigerfürversorgungsfer-
nereTätigkeitenetwainderIndustrie,derGesundheitspolitik
oderVerwaltung.
ZwischenMännernundFrauengibtesnahezudurchgängig
signifikanteUnterschiedehinsichtlichderAttraktivitätkünftiger
Tätigkeiten(wennauchaufsehrunterschiedlichemNiveau)–
mitzweiAusnahmen:DieTätigkeitalsFacharztineigener
PraxisistfürbeideGeschlechtergleichattraktiv,dieTätigkeit
füreineKrankenkassefürbeidegleichunattraktiv.
FrauenziehennachwievorhäufigeralsMännereineange-
stellteTätigkeitinErwägung.DiegenerelleBereitschaft
zurNiederlassung(alsHaus-oderFacharzt)istbeibeiden
Geschlechterngleich.DieUnterschiedezwischenFrauen
undMännern(positiveWerte)sindallerdingsnachwievor
größeralszwischenMännernundFrauen(negativeWerte).
Diesbedeutet,dasseseindeutlicheresweiblichesBeschäf-
tigungsprofilmitgewissermaßentypischweiblichenPräfe-
renzengibt,diemanauchklarbenennenkann,nämlicheine
angestellteTätigkeitinderambulantenVersorgung(MVZ
und/oderPraxis).DagegenwerdendiemeistenTätigkeiten,
diedieMännerstärkerinteressieren,auchvonvergleichsweise
vielenFrauennachgefragt–abgesehenvoneinerTätigkeitin
derForschungoderderPharmaindustrie,aberauchhiersind
dieUnterschiedenichtsogroßwiebeieinerangestellten
Tätigkeit.
38AnalogzudemInteresseanAllgemeinmedizinistesauchbeidieserFrageohneBedeutung,obdieUniversitäteineProfessurodereinInstitutfürAllgemein-
medizinhat.39%derStudenteneinerUniversitätmitund37%derjenigeneinerUniversitätohneAllgemeinmedizinsindaneinerNiederlassungalsHausarzt
interessiert.
46
Berufsmonitoring 2014 | 5.7 ergeBnisse
% n % (2010) n (2010)
AngestellterArztimKrankenhaus 76,0 10.926 77,3 8.434
FacharztineigenerPraxis 74,1 8.082 74,5 8.610
AngestellterArztinPraxis 55,7 6.048 48,9 5.614
AngestellterArztimMVZ 52,8 5.731 55,6 6.390
HausarztineigenerPraxis 37,3 4.056 38,0 4.358
AngestellterArztinderForschung 22,2 2.412 23,6 2.707
AngestellterArztimÖGD 16,2 1.747 18,9 2.173
AngestellterArztinderPharmaindustrie 9,6 1.044 12,5 1.437
AngestellterArztbeieinerKrankenkasse 4,3 467 5,5 592
Niederlassunggenerell 74,3 8.514 77,7 8.873
AngestellteTätigkeitinderVersorgunginsgesamt 89,3 8.514 92,9 9.923
AngestellteTätigkeitinderambulantenVersorgung 65,4 7.494 67,3 7.677
Tabelle 32:niederlassung und angestellte tätigKeit (angaBen in prozent)
Tabelle 33:niederlassung und angestellte tätigKeit nach geschlecht (angaBen in prozent)
weiBlich männlich diff. weiBlich-männlich
AngestellterArztimKrankenhaus* 74,0 79,7 -5,7
FacharztineigenerPraxis 73,8 74,8 -1,0
AngestellterArztimMVZ* 57,3 46,1 11,2
AngestellterArztinPraxis* 64,3 41,2 23,1
HausarztineigenerPraxis* 39,2 36,3 2,9
AngestellterArztinderForschung* 18,9 27,1 -8,2
AngestellterArztimÖGD* 16,6 15,4 1,2
AngestellterArztinderPharmaindustrie* 6,5 14,9 -8,4
AngestellterArztbeieinerKrankenkasse 4,0 4,9 -0,9
Niederlassunggenerell 77,4 78,2 -0,8
AngestellteTätigkeitinderVersorgung
insgesamt*94,7 90,9 3,8
AngestellteTätigkeitinderambulanten
Versorgung*75,3 56,7 18,6
*HochsignifikanterUnterschied
47
Berufsmonitoring 2014 | 5.7 ergeBnisse
Wieauchschon2010zeigtsich:ImStudienverlaufgewinnen
einigeOptionenanAttraktivität,andereverlieren.Angestellte
TätigkeiteninderambulantenVersorgungwerdenbelieb-
ter–insbesonderedieArbeitineinemMVZ,dieForschung
verliertdagegenweiterhindeutlichanAttraktivitätundauch
eineNiederlassungistfürStudentenimPJinsgesamtinder
TendenzwenigerattraktivalsfürStudienanfänger.
Exemplarischdazukannderfolgende,sehrausführliche
Kommentargelesenwerden,derdieBefürchtungender
künftigenÄrztegenerationsehrdeutlichillustriert:
„DieTatsache,dassmandiePatientennichtnachKrank-
heitsbild,sondernnachdemKatalogderKrankenkassenzu
behandelnhat,sowiedieenormefinanzielleBürdeeiner
eigenenPraxismachenExistenzängste,bevormanüberhaupt
mitArbeitenbegonnenhat.AuchobdieBankenwilligsind,
grundsätzlichbezahlbareKreditefürdieachsodringend
benötigtenÄrzteundihrePraxiszugewähren,giltwohlnur
fürAbsolventenMitte20.UndfallsicheineFinanzierung
bekommemussichwohlAngsthaben,dassichdenniemals
abzahlenkannumschwarzeZahlenzuschreiben,außer
vielleichtichvernachlässigemeinKindundarbeitevonfrüh
bisspätabends.MeineIdeeistesdaher,mindestensineiner
Gemeinschaftspraxis,bessernochineinemMVZzuarbeiten,
womansichdieAngestellten,Praxisgebühren,ggf.Geräte
teilenkannundauchdieAbrechnungvoneinerunabhängigen
Stellemachenlässt.DashättegleichmehrereVorteile:dem
Wahnsinnentgehen,monatlicheNeuerungeninderAbrech-
nungneuerlernenzumüssenundzusätzlichzudenlangen
SprechzeitenZeitmitderAbrechnungzuverbringen,niedrigere
KostenfürPraxisundAngestellteund-beieinerGemein-
schaftspraxisz.B.-dieMöglichkeit,sichmitunregelmäßigen
Arbeitszeitenabzuwechseln.ObichmitdieserVorstellungim
Traumlandunterwegsbin,weißichnicht.Allesinallemgibt
esvonöffentlicherSeiteausmeinerSichtkeinerleiUnterstüt-
zungindenbishergenanntenPunkten!DielangeArbeitszeit
beiz.B.niedergelassenenAllgemeinmedizinernistbeimir
anderUniderHauptgrunddafür,weshalbsichniemand
fürdiesenZweiginteressiert,anzweiterStellestehtdie
vergleichsweiseschlechteBezahlung.DiesebeidenGründe
sindaucheinGrundfürmich,nichtimKrankenhausbleiben
zukönnen,selbstwennichwollte-alsalleinerziehende
Ärztinsolltemanmeinen,beieinerTeilzeitstelle(z.B.60-80
Prozent)genügendverdienenzukönnen.InMünchenist
dasschlichtwegnichtmachbaroderAugenwischerei,und
dannwerdenFrauenjaauchwiederschlechterbezahltals
Männer!
vorKliniK KliniK pJ diff. pJ-vorKliniK
AngestellterArztimKrankenhaus* 75,2 76,5 76,7 1,5
FacharztineigenerPraxis* 76,8 73,3 69,3 -7,5
AngestellterArztimMVZ* 44,5 56,4 61,2 16,7
AngestellterArztinPraxis* 60,0 57,6 60,6 0,6
HausarztineigenerPraxis* 39,6 37,3 30,8 -9,2
AngestellterArztinderForschung* 28,2 19,7 16,1 -12,1
AngestellterArztimÖGD* 18,5 15,1 14,2 -2,3
AngestellterArztinderPharma-industrie* 11,0 9,1 7,7 -3,3
AngestellterArztbeieinerKrankenkasse 4,5 4,1 4,1 -0,4
Niederlassunggenerell* 77,6 75,9 71,3 -6,3
AngestellteTätigkeitinderVersorgunginsgesamt* 90,0 91,9 91,7 1,7
AngestellteTätigkeitinderambulantenVersorgung* 62,6 69,0 69,7 6,8
*HochsignifikanterUnterschied
Tabelle 34:niederlassung und angestellte tätigKeit nach studienaBschnitt (angaBen in prozent)
48
Arbeitsorte und Regionen
Berufsmonitoring 2014 | 5.7 ergeBnisse
AlsAssistenzarztmit/ohneTeilzeithatmaneinenderarthoch
qualifiziertenAbschluss,verdientaberwenigeralsjeder
bessereBüroangestellteohneStudium.Undderhatmeist
auchnochGleitzeit!Ichwünschemir,dassdieÄrztenach
Regionbezahltwerden,dakönntemansicherlichUnsummen
einsparenbzw.gerechterverteilen.Oderzumindestvonder
StadtoderdemLandkreiseinefinanzielleUnterstützungbei
denWohnungspreisenbekommen.EsgibtWohnungenfür
Bahnangestellte,fürBeamte,Versicherungsangestellte-
abernichtfürÄrztemitihrenFamilien.“
NachwievorwirkenauchdasimmernochpraktizierteSystem
dersog.Wirtschaftlichkeitsprüfungenunddarausmöglicherweise
resultierendeRegresseabschreckend,undzwarsehrnachhaltig:
„VoneinerNiederlassunghaltenmich(nichtnur,aberinsbe-
sondere)dasAbrechnungssystemabsowieengeVorgaben
derKrankenkassenmitmöglichenRegressansprüchen.Ich
habevonzuvielenniedergelassenenÄrztengehört,diedurch
gewissenhaftesArbeitenRegressansprüchenimmindestens
fünftstelligenBereichgegenüberstehen.“
„DieAllgemeinmedizinhateinenvielzuschlechtenStand.Die
ArzneirichtmittelgrößensindbeieinerüberaltertenLandbe-
völkerungfürjedenLandarztgeradezulächerlich.Spätestens
nachdemSeminarGesundheitsökonomiewarjedemStuden-
tenunseresKursesklar,dassesfinanzieller,beruflicherund
freizeittechnischerSelbstmordwäreeinehausärztlichePraxis
aufdemLandezuübernehmen.SowiedieDingeliegenkommt
keinMedizineraufsLand,dahelfenauchkeineStudienförder-
programme.Wenndannmussdiesprechendeundberatende
FunktiondesArztesauchentsprechendvergütetwerdenund
lächerlicheArzneirichtmittelgrößendringendstkorrigiert
werden.“
„MichhatdasAllgemeinmedizin-Blockpraktikumineiner
Landarzt-Praxiswirklichüberzeugt,obwohlichzuvortotaler
GegnervonhausärztlicherVersorgungwar.Derpersönliche
Umgang,dieTatsache,dassmanseinePatientenundihre
Familiekennt,dieabwechslungsreicheArbeitundvieles
anderehatmichüberzeugt.Wasichjedochsehrabschre-
ckendempfandundfürmicheinenriesigenschwarzen
Schattenwirftundmassivwirkt,sinddiemöglichen
Regressforderungen.“
DerzuletztzitierteKommentargreiftaucheinweitereszentra-
lesThemaauf,nämlichdasdesWohn-undArbeitsortes.Zu-
nächstisthiervordemHintergrundderimmernochaktuellen
DiskussionvonInteresse,obDeutschlandgenerellalsArbeits-
ortnochinFragekommtundwievieleStudenten(auchoder
ausschließlich)dasAuslandalsspäterenArbeits-unddamit
auchalsLebensortinsAugefassen(Frage 17).Hierlässtsich
feststellen:DasAuslandhatanAttraktivitäteingebüßtundist
nurnochfür48,6%eineOption.ImVergleichzu2010istdies
einRückgangvon15Prozentpunkten.
AuchandereBundesländersindinsgesamtabernichtmehrso
attraktiv.HierstellenwireinenRückgangvon13Prozentpunk-
tenfest.MithinzeigtsicheinegewisseTendenzzurImmobili-
tätundKonzentrationaufdienähereHeimatregionbzw.das
Heimatbundesland(dieFragenachderRegionrundumdie
Universitätwurde2010nichtgestellt).DieseKonzentration
magmanalsmangelndeFlexibilitätbeklagen,mankannsie
aberauchalsChancefürgezielteNachwuchsrekrutierungs-
strategienauffassen,denndiefüreineNiederlassungoder
angestellteTätigkeitimambulantenoderstationärenSektor
ineinemBundeslandamehestenzugewinnendenStudenten
sindLandeskinder,gefolgtvondenkünftigenÄrzten,diein
demjeweiligenBundeslandstudiertundihreFacharztaus-
bildunggemachthaben.
FasstmandieAngabenzudenvierdeutschenRegionen
(Heimatregion,Heimatbundesland,anderesBundesland,
RegionumdieUniversität)zusammen,dannzeigtsich,dass
DeutschlandgenerellalsArbeitsorttrotzalleröffentlichen
DiskussionenweiterhindieersteOptiondarstellt.Lediglich
4,8%wollenüberhauptnichtinDeutschlandarbeiten.
AllerdingserfreuensichverschiedeneRegioneninnerhalb
Deutschlandsnachwievoreinersehrunterschiedlichen
Beliebtheit.
BeieinerTätigkeitinDeutschlandzeigtsich,wieschoner-
wähnt,imVergleichzu2010inverstärktemMaß–übrigens
ebensowiebeiderWahldesStudienortes–eineausgeprägte
HeimatorientierungderStudenten.Hierzeigtsichdiewohl
grundsätzlicheTendenz,dassbekannteStrukturenundRegio-
nen(wenndieRahmenbedingungennichtgarzuabschreckend
sind)unbekanntenunddamittendenziellunsicherenOptionen
vorgezogenwerden.BekannteRegionengeltendannimRegel-
fallauchalsattraktiveRegionenundExkursionenindieFerne
sindnichtunbedingtdiefavorisierteStrategie.
5.8
49
ManstudiertimLandbzw.heimatnahundarbeitetnach
Möglichkeitspäterauchdort.Dasdiesabernichtimmerdie
unmittelbareHeimatregionist–dieallzuintimeKenntniseiner
RegionkannauchvonNachteilsein,wenndieseinnegativen
Beurteilungenresultiert–sonderneherdasHerkunftsbundes-
land,lässtsichanderDifferenzderBeliebtheitebendieses
BundeslandesunddernäherenHeimatregionablesen.
Wirhättendiesaufgrundderunterschiedlichenräumlichen
DifferenzierungendereinzelnenBundesländerinderbun-
desweitenBefragungallerdingsnurmiteinemgroßen
zusätzlichenErhebungsaufwanduntersuchenkönnen.
DetaillierteAngabendazuliegenaberausderPilotstudie,
diewiranderUniversitätMainzdurchgeführthaben,vor.39
34,7%derStudentenstammtenausRheinland-Pfalz.
59,6%-alsodeutlichmehr-ziehenRheinland-Pfalzals
späterenArbeitsortinErwägung.
DasStudiumimLandhatmithinzurSteigerungderBe-
kanntheitundinderFolgeauchderAttraktivitätderRegion
beigetragen.AllerdingswarenverschiedeneRegionendes
Landesunterschiedlichattraktiv:SpitzenreiterwardieRegion
Rheinhessen,inderauchdieUniversitätMainzliegtunddie
imLandamstärkstenurbanisiertist.Relativstarkurbanisiert
istlängsdesRheinsauchdieRegionPfalz,diezudemmitdem
Pfälzer-WaldaucheinenattraktivenGroßerholungsraum
anzubietenhat.DieFlussregionenRhein-Mosel-Saar-Lahn
rangiertenimMittelfeld,wenigbeliebtsinddagegendieHoch-
flächenderMittelgebirgeEifel,HunsrückundWesterwald.
Berufsmonitoring 2014 | 5.8 ergeBnisse
Ja Ja (2010) nein nein (2010) n n (2010)
Heimatbundesland 84,5 86,3 15,5 13,7 10.708 10.375
NähereHeimatregion 77,9 79,5 22,1 20,5 10.753 10.413
AnderesBundesland 64,3 77,4 35,7 22,6 10.710 10.383
Ausland 48,6 63,7 51,4 36,3 10.732 10.435
RegionrundumdieUniversität 64,3 35,7 10.573
Tabelle 35:spätere arBeitsorte (angaBen in prozent)
Abbildung 3:attraKtivität verschiedener regionen in
rheinland-pfalz als arBeitsorte (pilotstudie 2009)
Quelle:BerufsmonitoringMedizinstudentenderUniversitätMainz,2009,N= 452
Welche Regionen
von RLP kommen in Frage?
0 - < 15
15 - < 30
30 - < 45
45 - < 60
60 - < 75
75 - < 90
Mittelrhein-lahn-Taunus34,7
westerwald22,8
eifel29,4
Hunsrück26,1
Pfalz48,2
34,5
Rheinhessen76,5
39EsgibtkeinenGrundzuderAnnahme,dassdiedabeianalysiertenRelationenfürandereBundesländerundRegionenwesentlichanderssind.
Mosel-Saar
50
Berufsmonitoring 2014 | 5.8 ergeBnisse
Tabelle 36:attraKtivität verschiedener regionen und herKunftsregion (angaBen in prozent)
sÜd-deutschland
west-deutschland
ost-deutschland
stadt-staaten
n/sig.
Heimatregion 80,9 77,1 70,5 87,1 9.493/.000
Heimatbundesland 91,0 84,2 72,1 87,4 9.640/.000
Anderes
Bundesland58,1 66,2 67,3 67,1 9.459/.000
Ausland 51,2 46,2 37,6 57,9 9.470/.000
Regionumdie
Universität66,8 64,7 60,1 61,8 9.452/.000
Tabelle 37:attraKtivität verschiedener Bundesländer und regionen (nur landesfremde studenten,
angaBen in prozent)
Bundesland 2014 2010 attraKtivität der region(en)
Hamburg 63,2 63,1
Spitzengruppe
57,4 (56,7)
Baden-Württemberg 58,7 55,2
Bayern 56,7 57,2
Nordrhein-Westfalen 51,7 50,8
Berlin 49,0 52,6
Mittelfeld
44,7 (45,2)
Niedersachsen 43,3 45,1
Hessen 36,6 38,2
Rheinland-Pfalz 36,3 38,4
Schleswig-Holstein 34,9 38,7
Bremen 29,7 32,5
Sachsen 24,4 23,6
Schlussgruppe
29,0 (30,8)
Mecklenburg-Vorpommern 24,2 27,4
Brandenburg 21,2 23,1
Thüringen 20,7 23,3
Saarland 18,5 20,7
Sachsen-Anhalt 16,5 16,5
N 7.020 7.521
AttraktiversindalsourbanisierteRegionenundsolche,die
alslandschaftlichreizvollgelten–etwadieFlussregionenan
RheinundMosel-,währendruraleGebietemitkleinteiliger,
dörflicherSiedlungsstrukturweniganziehendsind(wirwerden
diesauchnochbeiderFragenachderGrößederWohn-und
Arbeitsortesehen).
AndererseitsziehtesgeradedieseStudentenmehrheitlich
aberauchnichtinsAusland.IndieserHinsichtammobilsten
sindwiederumdiekünftigenÄrzteausdenStadtstaaten.
DiegroßstädtischeSozialisationundderdamitverbundene
gleichsamselbstverständlicheUmgangmitHeterogenität,
VielfaltundMultioptionalität,derunterUmständenauch
51
Berufsmonitoring 2014 | 5.8 ergeBnisse
Spitzengruppe
Mittelfeld
Schlussgruppe
Abbildung 4:attraKtivität verschiedener Bundesländer: (nur landesfremde studenten)
einegeringereRisikoaversionzurKonsequenzhat,bewirkt
hiereinedeutlichausgeprägterementaleFlexibilitäthinsicht-
lichderspäterenBerufstätigkeit.Manschätztdenvertrauten
urbanenKontext,istaberauchbereit,neueErfahrungen
speziellimAuslandzumachen.Dagegensinddeutsche,
aberwenigerstarkurbanisierteRegionenfürStudentenaus
Stadtstaatenkaumattraktiv.DiegeringsteVarianzbesteht
beiderAttraktivitätder(denStudentenvertrauten)Region
rundumdieUniversität,waswiederumzeigt,dassbekannte
Regionen(wennsienichtstrukturelleDefiziteaufweisen,die
durchintimereKenntniserstrechtevidentwerden)aucheher
eineChancehaben,zupräferiertenRegionenzuwerden.
InFrage 18 habenwiralleStudenten,dieinFrage 17angege-
benhatten,dassauchandereBundesländeralsihrHerkunfts-
bundeslandalsArbeitsortinFragekämen,gefragt,welche
dassind.HierzeichnetsicheindeutlichesWest-Ost-Gefälle
ab.WennandereBundesländerüberhauptinFragekommen,
dannsindnachwievorinsbesonderediegroßenwest-und
süddeutschenBundesländerunddiegroßenStadtstaaten
BerlinundHamburgbeliebtundattraktiv.Eineodermehrere
RegionenausdieserSpitzengruppekommenfürknapp60%
alsArbeitsortinFrage.RegionendesMittelfeldes–mittelgroße
FlächenländerinWestdeutschlandundBremen–sindfürca.
45%eineOption.InLändernderSchlussgruppe(Ostdeutsche
BundesländerunddasSaarland)willdagegenweiterhinnur
einDrittelderBefragtenarbeiten.
Mecklenburg-Vorpommern
Brandenburg
Sachsen
ThüringenHessen
niedersachsen
Sachsen-anhalt
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
Berlin
Rheinland-Pfalz
52
Berufsmonitoring 2014 | 5.8 ergeBnisse
InFrage 18 habenwiralleStudenten,dieinFrage 17angege-
benhatten,dassauchandereBundesländeralsihrHerkunfts-
bundeslandalsArbeitsortinFragekämen,gefragt,welche
dassind.HierzeichnetsicheindeutlichesWest-Ost-Gefälle
ab.WennandereBundesländerüberhauptinFragekommen,
dannsindnachwievorinsbesonderediegroßenwest-und
süddeutschenBundesländerunddiegroßenStadtstaaten
BerlinundHamburgbeliebtundattraktiv.Eineodermehrere
RegionenausdieserSpitzengruppekommenfürknapp60%
alsArbeitsortinFrage.RegionendesMittelfeldes–mittelgroße
FlächenländerinWestdeutschlandundBremen–sindfürca.
45%eineOption.InLändernderSchlussgruppe(Ostdeutsche
BundesländerunddasSaarland)willdagegenweiterhinnur
einDrittelderBefragtenarbeiten.
WienunwirktsichdieHerkunftderStudentenaufdieunter-
schiedlicheBeliebtheitderverschiedenenRegionenaus?
Andersgefragt:AuswelchenGruppenkönnendiejeweiligen
RegionenundBundesländermedizinischenNachwuchsmit
einigerAussichtaufErfolganwerben?Andenbereits2010
festgestelltendreizentralenTrendshatsichnichtsgeändert:
1.LänderderSpitzengruppesindbundesweitmehrheitlich
attraktiv–deshalbsindsiejainderSpitzengruppe,
StudentenausallenRegionenDeutschlandskönnensich
vorstellen,dortzuarbeiten.
2.StudentenausOstdeutschlandwollenzwarmehrheitlich
nichtimAuslandarbeiten,habenaberhinsichtlicheiner
TätigkeitinDeutschlandkeineausgeprägtenPräferenzen
undsindhierflexibler.
3.StudentenausWestdeutschlandwollennichtimOstenarbeiten.
ZurKlärungderFrage,wiegroßdasRekrutierungspotential
dereinzelnenBundesländerist,müssennatürlichauchdie
StudentenausdenjeweiligenBundesländernselbstberück-
sichtigtwerden.Wirhabendazuwiederumbeidenaufden
folgendenSeitendokumentiertenKartenzweiBetrachtungs-
weisengewählt.Erstenshabenwirgrafischdargestellt,
welcheBundesländerfürdieStudentenalsArbeitsorteattraktiv
sind.DieKarteinAbbildung5istdannsozulesen,dass94%
derStudentenausBaden-WürttembergsichaufjedenFall
odermitgroßerWahrscheinlichkeitvorstellenkönnen,später
auchinihremHerkunftsbundeslandzuarbeiten.Fürknapp
50%istBayernaucheineOption,für28%Berlinundfür8%
Sachsen-Anhalt.
DieAbbildungen 5 bis 20zeigendamitnochmalssehr
deutlich,dass–wennauchaufunterschiedlichemNiveau–
dieHerkunftsbundesländersehrattraktivsindundsichdie
StudentenansonsteneherindernäherenRegionrundum
ihrHeimatbundeslandorientieren–abgesehenvondenjeni-
genausHamburgundBerlin.DabeihabenaberimVergleich
zu2010bereitsdieNachbarländerunderstrechtweiter
entferntliegendeBundesländeranBeliebtheitverloren.
DieAbbildungen 21 bis 36zeigenzweitens,auswelchen
RegionendiejeweilsbetrachtetenBundesländergrundsätzlich
undinwelchemAusmaßPersonalrekrutierenkönnen,wenn
dieindieserBefragungerhobenenPräferenzenstabilbleiben.
DieKartengebendamitHinweisefürdieeinzelnenLänder,
inwelchenRegioneneinegezielteWerbungeheralslohnend
erscheintundwelchemanehervernachlässigenkann,weil
dieStreuverlustedenAufwandvonWerbe-undInformations-
kampagnendeutlichübersteigen.
sÜddeutsch-land
westdeutsch-land
ostdeutsch-land
stadt-staaten
n/sig.
spitzengruppe (Süddeutschland,NRW,Metropolen)
57,3 63,3 58,1 64,1 9.532/.000
mittelfeld (Westdeutschland)
36,0 55,4 46,2 45,3 9.532/.000
schlussgruppe (Ostdeutschland,Saarland)
22,4 28,3 57,0 37,2 9.532/.000
Tabelle 38:attraKtivität verschiedener regionen und herKunftsregion (angaBen in prozent)
53
Berufsmonitoring 2014 | 5.8 ergeBnisse
Abbildung 5: attraKtive Bundesländer fÜr studenten aus Baden-wÜrttemBerg
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Bundesländer Deutschland 2009in Prozent: 10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
27,9
49,4
94
13,1
10
8,1
10,4
15,5
14,8
12,734,3
11,8
27,5
25,9
12,4
Berlin27,9
Rheinland-Pfalz
Abbildung 6:attraKtive Bundesländer fÜr studenten aus Bayern
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
16,9
94,4
40,9
9,6
8,9
6,8
8,8
13,9
13,2
10,131,7
11,8
19,3
15,7
9
Berlin25,3
Rheinland-Pfalz
Abbildung 7: attraKtive Bundesländer fÜr studenten aus Berlin
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
13,3
28
26,8
21,1
29,2
11,8
21,4
21,9
20,1
17,242,5
12
22,6
13,3
9,8
Berlin92,1
Rheinland-Pfalz
Abbildung 8: attraKtive Bundesländer fÜr studenten aus BrandenBurg
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
14,5
25,1
28,2
31,8
76,9
20,8
33,7
25,5
23,9
17,330,2
16,9
22
18,8
11,8
Berlin49,9
Rheinland-Pfalz
54
Berufsmonitoring 2014 | 5.8 ergeBnisse
Bundesländer Deutschland 2009in Prozent: 10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Abbildung 9: attraKtive Bundesländer fÜr studenten aus Bremen
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
19,3
31,3
33,7
18,1
15,7
12
15,7
56,6
41
78,366,3
12
43,4
16,9
10,8
Berlin43,4
Rheinland-Pfalz
Abbildung 10: attraKtive Bundesländer fÜr studenten aus hamBurg
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
15,6
27,6
28
10,4
8,4
5,6
14,4
39,6
41,2
2293,6
8,8
26,8
15,6
8,8
Berlin38
Rheinland-Pfalz
Abbildung 11: attraKtive Bundesländer fÜr studenten aus hessen
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
85,6
45,7
48,3
17,1
16,2
12,4
17
32,8
26,1
23,846,7
16,8
40,1
35,8
17,1
Berlin37,2
Rheinland-Pfalz
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
15,9
19,1
23,6
23,6
26,4
15,5
81,8
45,9
36,8
23,653,6
14,5
19,1
12,7
7,3
Berlin35,5
Rheinland-Pfalz
Abbildung 12: attraKtive Bundesländer fÜr studenten aus mecKlenBurg-vorpommern
55
Berufsmonitoring 2014 | 5.8 ergeBnisse
Bundesländer Deutschland 2009in Prozent: 10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Abbildung 13: attraKtive Bundesländer fÜr studenten aus niedersachsen
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
24,1
32,2
33,9
16
13,4
12,7
21,2
89,2
38,6
37,834,3
13,3
41,5
22,4
12,6
Berlin34,1
Rheinland-Pfalz
Abbildung 14: attraKtive Bundesländer fÜr studenten aus nordrhein-westfalen
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
20,5
31,7
32,7
11
11,4
9,2
13,1
30,9
21,3
20,842,1
10,8
91,9
24,4
12,4
Berlin30,4
Rheinland-Pfalz
Abbildung 15: attraKtive Bundesländer fÜr studenten aus rheinland-pfalz
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
36,9
41,2
50,6
12,2
10,2
9,7
11,2
19,6
16,5
17,638,4
9,7
41,2
85,5
16,3
Berlin28,6
Rheinland-Pfalz
Abbildung 16: attraKtive Bundesländer
fÜr studenten aus dem saarland
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
31,9
45,7
50
14,5
12,3
8,7
10,9
23,2
15,9
17,436,2
12,3
34,8
50,7
72,5
Berlin33,3
Rheinland-Pfalz
56
Berufsmonitoring 2014 | 5.8 ergeBnisse
Abbildung 17: attraKtive Bundesländer fÜr studenten aus sachsen
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
14,2
27,3
22,8
85
17,2
18
10,9
18,4
17,2
9,426,6
16,9
13,9
5,6
Berlin28,1
Rheinland-Pfalz
Abbildung 18: attraKtive Bundesländer fÜr studenten aus sachsen-anhalt
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
23,4
24,9
28,9
49,3
34,3
76,1
34,8
43,3
25,4
19,936,8
32,3
27,9
23,4
14,9
Berlin42,3
Rheinland-Pfalz
Abbildung 19: attraKtive Bundesländer fÜr studenten aus schleswig-holstein
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
14
24,8
27
8,4
8,7
4,7
21,7
35,1
91,3
25,250,9
6,2
20,5
11,5
5,9
Berlin26,7
Rheinland-Pfalz
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
26
35,4
34,1
40
19,3
17,9
24,7
17,9
27,8
1330,5
24,2
19,3
9,4
Berlin29,6
Rheinland-Pfalz
Abbildung 20: attraKtive Bundesländer fÜr studenten aus thÜringen
Bundesländer Deutschland 2009in Prozent: 10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Thüringen27
Thüringen70,9
57
Berufsmonitoring 2014 | 5.8 ergeBnisse
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
48,3
40,9
94
22,8
28,2
28,9
23,6
27
33,9
33,728
34,1
32,7
50,6
50
Berlin26,8
Rheinland-Pfalz
Abbildung 21: arBeitsKräftepotential: Baden-wÜrttemBerg
Brandenburg
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
94,4
49,4
27,3
25,1
24,9
19,1
24,8
32,2
31,327,6
35,4
31,7
45,7
Berlin28
Abbildung 22: arBeitsKräftepotential: Bayern
Brandenburg
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
25,3
27,9
28,1
49
42,3
35,5
26,7
34,1
43,438
29,6
30,4
28,5
33,3
Berlin92,1
Abbildung 23: arBeitsKräftepotential: Berlin
Brandenburg
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
8,9
10
18
76,9
34,3
26,4
8,7
13,4
15,78,4
19,3
11,4
10,2
12,3
Berlin29,2
Abbildung 24: arBeitsKräftepotential: BrandenBurg
Bundesländer Deutschland 2009in Prozent: 10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Hessen45,7
41,2Rheinland-Pfalz
Hessen16,2
Hessen37,2
Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz
58
Berufsmonitoring 2014 | 5.8 ergeBnisse
Bundesländer Deutschland 2009in Prozent: 10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
23,8
10,1
12,7
9,4
17,3
19,9
23,6
25,2
37,8
78,322
13
20,8
17,6
17,4
Berlin17,2
Rheinland-Pfalz
Abbildung 25: arBeitsKräftepotential: Bremen
Brandenburg
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
31,7
34,7
26,6
39,2
35,8
53,6
50,9
57,8
66,393,6
30,5
42,1
38,4
36,2
Berlin42,6
Abbildung 26: arBeitsKräftepotential: hamBurg
Brandenburg
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
16,9
27,9
14,2
14,5
23,4
15,9
14
24,1
19,315,6
26
20,5
36,9
31,9
Berlin13,3
Abbildung 27: arBeitsKräftepotential: hessen
Brandenburg
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
8,8
10,4
17,2
33,7
34,8
81,8
21,7
21,1
15,714,4
24,7
13,1
11,2
10,9
Berlin21,4
Abbildung 28: arBeitsKräftepotential: mecKlenBurg-vorpommern
Hessen46,7
Rheinland-Pfalz
Hessen85,6
Rheinland-Pfalz
Hessen17
Rheinland-Pfalz
59
Berufsmonitoring 2014 | 5.8 ergeBnisse
Bundesländer Deutschland 2009in Prozent: 10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
32,8
13,9
15,5
18,4
25,5
43,3
36,8
35,1
89,2
56,630,6
27,8
30,9
19,6
23,2
Berlin21,9
Rheinland-Pfalz
Abbildung 29: arBeitsKräftepotential: niedersachsen
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
40,1
19,3
27,5
16,9
22
27,9
19,1
20,5
41,5
43,426,8
24,2
91,9
41,2
34,8
Berlin22,6
Rheinland-Pfalz
Abbildung 30: arBeitsKräftepotential: nordrhein-westfalen
Brandenburg
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
nordrhein-westfalen
9
12,4
5,6
11,8
14,9
7,3
5,9
12,6
10,88,8
9,4
12,4
Berlin9,8
Abbildung 32: arBeitsKräftepotential: saarland
Brandenburg
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
nordrhein-westfalen
15,7
25,9
13,9
18,8
23,4
12,7
11,5
22,4
16,916,5
19,3
24,4
Berlin13,3
Abbildung 31: arBeitsKräftepotential: rheinland-pfalz
Saarland50,7
Hessen35,8
85,5Rheinland-Pfalz
Hessen
Saarland
17,1
16,3
72,5
Rheinland-Pfalz
60
Berufsmonitoring 2014 | 5.8 ergeBnisse
Baden-württemberg
Bayern11,8
11,8
Bundesländer Deutschland 2009in Prozent: 10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
17,1
9,6
13,1
31,8
49,3
23,6
8,4
16
18,110,4
39,5
11
12,2
14,5
Berlin21,1
Rheinland-Pfalz
Abbildung 33: arBeitsKräftepotential: sachsen
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
12,4
6,8
8,1
18
15,5
4,7
12,7
125,6
17,9
9,2
9,7
8,7
Rheinland-Pfalz
Abbildung 34: arBeitsKräftepotential: sachsen-anhalt
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Baden-württemberg
Bayern
Saarland
nordrhein-westfalen
26,1
13,2
14,8
17,2
23,9
25,4
45,9
91,3
38,6
4141,2
17,9
21,3
16,5
15,9
Berlin20,1
Rheinland-Pfalz
Abbildung 35: arBeitsKräftepotential: schleswig-holstein
Brandenburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
niedersachsen
Sachsen
Sachsen-anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
HamburgBremen
Saarland
nordrhein-westfalen
16,8
27
16,9
32,3
14,5
6,2
13,3
128,8
70,9
10,8
9,7
12,3
Berlin12
Rheinland-Pfalz
Abbildung 36: arBeitsKräftepotential: thÜringen
Sachsen85
Brandenburg
Sachsen-anhalt 20,8
76,1
Berlin11,8
61
Berufsmonitoring 2014 | 5.8 ergeBnisse
StabilistauchdiesehrunterschiedlicheBeliebtheitverschie-
denerSiedlungstypenbzw.Ortsgrößen.Esgibtnachwie
vorOrtstypen,indenendiekünftigenÄrzteaufkeinenFall
arbeitenwollen.NureingutesDrittel(37%,201033%)hat
indieserHinsichtkeineVorbehalte,fastzweiDritteldagegen
schon.DieunbeliebtenOrtelassensicheindeutigbenennen:
EssinddiesehrkleinenundkleinenLandgemeinden.Ein
OriginalkommentarausdemJahr2010hatseineAktualität
nichtverloren:
„IchwillniemalsinmeinemganzenLebenaufsLandziehen!!!“.
AmattraktivstensinddagegenmittelgroßeStädteundGroß-
städtebis500.000Einwohner,alsoehernochüberschaubare
urbaneRäume.ImVergleichzu2010zeichnetsichallerdings
einRückgangbeiderAversiongegenkleineLandgemeindenab.
InOrtenmitwenigerals5.000Einwohnernwollen41,3%
nichtlebenundarbeiten.InOrtenmitbiszu10.000Ein-
wohnern33,4%nicht.DasgleichsamplatteLandistmithin
fürnahezudieHälftederStudenteneine„No-Go-Area“
(wennauchmiteinervielleichtetwasrückläufigenTendenz),
ländlicheRegioneninklusivederländlichenMittelzentren,
alsoderKreisstädte,diehäufigwenigerals10.000Einwohner
haben,kommenfüreingutesDrittelderBefragtennichtin
Betracht.BeidieserAversiongegendasLandspieltwiederum
dieregionaleHerkunftundsozialräumlicheSozialisationeine
entscheidendeRolle.LändlichsozialisierteStudentenwürden
signifikanthäufigerauchaufdemLandlebenundarbeiten.
DasGeschlechthatebenfallseinensignifikantenEinfluss:
Frauensinddeutlicheherbereit,auchaufsLandzugehen
alsMänner.DagegenspieltderStudienabschnittbeidieser
FragekeineRolle.
Tabelle 39:aversion gegen Bestimmte arBeitsorte (ortsgrössen, in Klammern zahlen von 2010)
einwohner n % landKreise %landgemeinden Bis
5.000 ew %
bis2.000 5.320 (5.761) 49,1 (54,3)
33,4 (35,1 )41,3 (45,3 )
2.000bis5.000 4.521 (4.874) 41,7 (46,0)
5.000bis10.000 3.730 (3.857) 35,4 (36,4)
10.000bis50.000 2.265 (2.139) 20,9 (21,5)
50.000bis100.000 1.261 (1.125) 11,6 (11,3)
100.000bis500.000 921 (850) 8,5 (8,0)
mehrals500.000 1.895 (1.719) 17,5 (16,2)
Tabelle 40:arBeiten in landKreisen nach grösse des herKunftsortes (angaBen in prozent)
herKunftsort
arBeiten inKleinstadt Bis 10.000 einwohner
Bis 2000 ew
2000-5000 ew
5000-10.000 ew
10.000-50.000 ew
50.0000-100.0000 ew
100.000-500.000 ew
> 500.000 ew
Ja 81,6 82,4 81,2 70,5 60,6 40,6 47,7
Nein 18,4 17,6 18,8 29,5 39,4 59,4 52,3
N 683 683 724 2.737 891 1.974 1.839
Sig.=.000,Cramer´sV=.219
62
Berufsmonitoring 2014 | 5.8 ergeBnisse
Tabelle 41:arBeiten in landKreisen nach geschlecht (angaBen in prozent)
Tabelle 42:arBeiten in landgemeinden nach grösse des herKunftsortes (angaBen in prozent)
Tabelle 43:arBeiten in landgemeinden nach geschlecht (angaBen in prozent)
arBeiten in gemeinden Bis 10.000 einwohner
weiBlich männlich
Ja 28,4 42,7
Nein 71,6 57,3
N 6.634 3.650
Sig.=.000,Phi=.145
arBeiten in gemeinden Bis 5.000 einwohner
weiBlich männlich
Ja 63,2 50,1
Nein 36,8 49,9
N 6.634 3.650
Sig.=.000,Phi=.127
herKunftsort
arBeiten in gemeinden Bis 5.000 einwohner
Bis 2000 ew
2000-5000 ew
5000-10.000 ew
10.000-50.000 ew
50.0000-100.0000 ew
100.000-500.000 ew
›500.000 ew
Ja 74,2 75,8 72,5 61,1 52,7 52,2 45,4
Nein 25,8 24,2 27,5 38,9 47,3 47,8 54,6
N 683 683 724 2.737 891 1.974 1.839
Sig.=.000,Cramer´sV=.203
63
Berufsmonitoring 2014 | 5.9 ergeBnisse
KerngeschäftallerkurativtätigenÄrzteistdieDiagnoseund
Therapie,alsodieBehandlungvonPatienten.Genaudies
wollendiekünftigenÄrzteauchleistenundinStudiumund
Weiterbildunglernen.EntsprechendsinddieStudiengänge
aufgebautundiminternationalenVergleichistdiedeutsche
VariantederAusbildunginderMedizinsichernichtdie
schlechteste.DiespätereTätigkeitalsArztumfasstaber
weitmehralsdieBehandlungvonPatienten.Wirhabenin
DeutschlandverschiedeneVersorgungsformenund–modelle
undgeradediefreiberuflicheTätigkeitbedarfaucheiniger
betriebswirtschaftlicherKenntnisse.Abergeradeaufdiese
AspektederspäterenBerufstätigkeitbereitetdasMedizinstu-
diuminseinerjetzigenFormoffenkundignichtoptimalvor,
vielederBefragtenbeklagenhierDefizitewiediefolgenden:
„DieNiederlassunggeradealsHausarztwirdimStudium
einemzuwenignähergebracht.ManbekommtkeinBild
wasesbedeutet.EsgeisternsovieleGeschichtenvon
zuwenigVerdienst,ewigenArbeitszeitenundvielzuviel
BürokratiedurchdieGegend.ManhatkeineMöglichkeit
sicheinetransparenteÜbersichtdarüberzuverschaffenwas
wirklichaufeinenzukommtundwievielmanverdient.Die
ÄrzteamKlinikumhabenjaauchkeineAhnungdavon.Und
Niedergelassenelassensichauchnurseltenwirklichdarüber
aus.Mansolltegezeigtbekommenwiedasganzestrukturiert
istundwelcheBürokratiewirklichaufeinenzukommtund
wieichdannmeinGeldverdienenkann.Ganzsachlich,ohne
persönlicheFärbung.“
„ZumThemaPraxisbzw.Niederlassungwürdeichmirwün-
schenmehrInformationenimStudiumzuerhalten.Gut
durchdachteTeilzeitmodelleundbessereKinderbetreu-
ungsmöglichkeiten.“
„IchtrauemireineNiederlassungkaumzu,weilichdas
Gefühlhabe,ohneeinextraStudiumzudenFinanzen
diesgarnichtzukönnen.AußerdemhätteichAngst,durch
RegresseoderUnwissenheitindiesemriesigenWirrwarrvon
Paragraphen,Abrechnungen,Neuerungen,Gängelungen
durchdieKrankenkassen,...finanziellzuscheitern.“
„BeivielenKommilitonen(undauchbeimir)bestehtder
WunschzurNiederlassung.Eingroßesundauchabschre-
ckendesProblemist,dassmannachdemStudiumundder
FacharztausbildungvölligohnebetriebswirtschaftlicheKom-
petenzenverbleibtundgeradeauchohneentsprechendes
Know-howdasGesundheits-undAbrechnungssystem(DRGs
etc.)betreffend.DurcheigeneErfahrungenwährendeiner
FamulaturimambulantenSektorhabeichdieProbleme
einesjungenArztesalsNeueinsteigererlebt,derohneseinen
erfahrenenundlangjährigtätigenPraxispartnervölligallein
gelassenundaufgeschmissenwäre.Eskannnichtsein,dass
mansichseineKompetenzenindiesemBereichirgendwie
zusammensuchenmuss.Fürdiejenigen,dieeineNiederlas-
sungerwägen,sollteeseinegeregelteAusbildunggeben.“
„DasThemaNiederlassungspieltimStudiumeineunter-
geordneteRolle.WährendmanrechtgutaufdieArbeitdes
Stationsalltagsvorbereitetwird,erfährtmanvielzuwenigzum
ThemaAbrechnung,juristischeHintergründeundPersonalma-
nagementineinerPraxis.OhneÄnderungderLehrinhaltedes
Studiumswirddas(vorallemzukünftigzunehmendbedeut-
samwerdende)ProblemderärztlichenUnter-/Fehlversorgung
ineinigenländlichenRegionennichtzulösensein.“
„DasThemaNiederlassung,HausarztundPraxisführung(auch
mitwirtschaftlichenAspekten)kommtimStudiumleidervielzu
kurzbisgarnichtdran.Michinteressiertz.B.auchdermonatli-
cheVerdiensteinesHausarztesumhiersichaucheinbesseres
Bildzumachen.FürdenklinischenBereichistdasjaüberden
MarburgerBundohneProblemebeidenTarifverträgenersicht-
lich.ManfindetimInternethierzutausendevonzahlenund
KommentarevonjammernüberArmutbishinzumReichtum.“
„NiederlassungwirdimStudiumkaumbisgarnichtthe-
matisiertimSinnevon,wassinddieGrundlagen,wieläuft
das,wasmussmanbeachtenusw.Allgemeinwirdwenig
überdenBerufalsArztgesagt,dasHauptaugenmerkliegt
aufderTätigkeitnichtdemdrumherum.Bsp.Wieläuftdie
Facharztausbildung,wielange,wasmussmanwissen,was
sindWeiterbildungspunkteusw.“
„Ichdenke,dassdieNiederlassungfürÄrztewiederattraktiver
werdenmuss,unddassimStudiumbesserüberdieMöglich-
keitundChanceninformiertwerdensollte.DasHausarztprak-
tikumwährendBlockEwareinederbestenundinteressantes-
tenVeranstaltungen,aberichhatteimmerdenEindruck,dass
derArzt,diePraxiseheralsKlotzamBeinempfindet,zuviel
Bürokratie,zuvielOrganisation,schlechteArbeitsbedingungen
undvielzuschlechteBezahlung.DerGrundfürmichzusagen,
ichmöchtenichtineinePraxisistder,dassichgenaudavor
Angsthätte,dieArbeitdortfandichgroßartig.“
Versorgungsformen und Versorgungsmodelle: Der Informationsstand der künftigen Ärzte
5.9
64
Berufsmonitoring 2014 | 5.9 ergeBnisse
„VielesindschlechtinformiertundhabenkeineAhnungvom
AlltaginderHausarztpraxis.Siedenken,esseilangweiligund
manwürdenichtsdabeiverdienen.Ichdenkedasnicht,aber
ichweißaucheinbisschenbesserBescheid,weilich2Jahre
ineinergutfunktionierendenPraxisangestelltwarundmir
dasgroßeLustgemachthat,späterwiederdortzuarbeiten.
Sicherseinkannmansichnatürlichnie.“
„VielzuvieleStudentenhabenkeineAhnung,wasÄrzteinderhaus-
ärztlichenVersorgungalleswissenundkönnenundschätzen
diesenZweigderMedizinvölligungerechtfertigtvielzugering.“
„ImStudiumwirdwenigüberandereModellederVersorgung
berichtet,dieüberdieGrenzeneinerUniversitäthinausgehen.
MansiehthäufignurdiesehrgestresstenÄrztezwischen
ForschungundKlinikundbekommtnichtmit,dassdasnicht
derAlltagseinmuss.AlsHausarztzumBeispielistmandem
enormenHamsterradphänomendergroßenKlinikenz.B.
nichtausgesetzt.Trotzdemwirdunsmeistenserzähltwietoll
dieChancenanderUnikliniksind.InmeinenAugenstimmt
dasnichtüberein.“
„ThemaNiederlassungsollteimStudiumthematisiertwer-
den.WirhattenkeineeinzigeVeranstaltungdazu,sehrsehr
schade!ZumindestsollteeseinefreiwilligeVeranstaltung
fürInteressiertegeben.“
WennmansichzumThemaAllgemeinmedizin,Weiterbil-
dungsverbündeetc.informiert,findetmanrelativwenig
Informationundistgrößtenteilsaufsichalleingestellt.
„Punktewie:-WieleiteicheinePraxis-Wieverhalteichmich
alsArbeitgeber(Rechte&Pflichten)-Steuern&Abgaben-
Recht!!!–Abrechnungwurdenbeiunsnichtgelehrt,sondern
komplettaußenvorgelassen.NichtmaleinKursoderSeminar
wurdeangeboten.DaserzeugtUnsicherheitundsoAbleh-
nungeinerNiederlassunggegenüber.DieHürdenscheinen
unüberwindlich.“
„Wünschenswert:mehrInfoveranstaltungenzumThema
Niederlassung(-modelleund-finanzierung),z.B.:Vortrag
undDiskussionsrundemitNiedergelassenen.“
„IchwünschemirmehrAufklärungimletztenStudienjahrvor
demPJüberMöglichkeitenderBerufswahl,Gegenüberstellun-
genvon:Praxisvs.MVZvs.kleinesKrankenhausvs.Uniklinik.“
„LeiderwirdimStudiumnieetwasüberdenManagementbe-
reichderniedergelassenenÄrztegelehrt:z.B.Praxisräume,
Angestellte,Abrechnungssystem,Versicherung,etc.“
„WoherbekommeichInformationenzuFacharztkatalogen.
WelcheVoraussetzungenmüssenfürdiejeweiligenFachärzte
erfülltsein.Waswirdmirwoanerkannt.Wiebekommtman
eineStelleineinemMVZ.KannmandortauchalsAssistenz-
arztarbeiten?WowerdendieStellenausgeschrieben?Lohnt
essichheutenochsichniederzulassenohneStartkapital,
ohneElternpraxis!KompletteinePraxiskaufenundvonvorne
beginnen?SchafftmanesüberhauptnochdieseSchulden
wiederabzuzahlen?“
„Niederlassungerscheintmirerstrebenswert,abermanwird
zuwenigdaraufvorbereitet.KeinFachzuWirtschaftlichkeit
undPriorisierung.ProblememitRegressforderungen,undurch-
sichtigeAbrechnungetc.“
„ZumThemaNiederlassung/ambulanteVersorgung:Eswäre
wünschenswert,hierzubereitswährenddesStudiumsein
paarInformationen/Eindrückevermitteltzubekommen,auch
zuOrganisationsstrukturenetc.“
„Natürlich,ichbingenerellfrustriertüberdieschlechteVorbe-
reitungaufdastatsächlicheArztleben,mitwirtschaftlichen
TippszurPraxisführung,vielmehrpraktischerErfahrung,dass
manbeiBerufseinstiegnichtsovölligunwissendist.“
„Eswäreschön,wennmanschonwährenddesStudiums
darüberinformiertwürde,wiediekonkretenArbeitsbedin-
gungenundVerdienstmöglichkeitenindenunterschiedlichen
Fachgebietenaussehen.“
„EssollteregelmäßigimStudiumoderdurchextracuriculäre
VeranstaltungenüberberuflicheMöglichkeitenundPerspek-
tiveninformiertwerden,dasfehltbisherundistvölligder
Eigenregieüberlassen.SokommenmancheFächer,aufdenen
derpersönlicheFokusnochnichtlagunddienochnichtim
StudienverlaufvorkamenbeidenÜberlegungenzurberuf-
lichenZukunftsicherzukurz.“
„InformationenimRahmeneinerVorlesunganderUniversität
überNiederlassungsmöglichkeiten/BerufsmarktfürÄrzteim
AllgemeinenimklinischenAbschnittwärebegrüßenswert.“
65
Berufsmonitoring 2014 | 5.9 ergeBnisse
„DiemedizinischenFakultätensolltenmehrereInformations-
veranstaltungenüberBerufsmöglichkeitennachdemMedizin-
studiumsowieüberdieFunktionsweisevonundArbeitsbe-
dingungeninmedizinischenEinrichtungenanbieten.Den
InformierungsgradunternMedizinstudentenerachteichals
sehreingeschränkt.“
DieseletzteEinschätzungdecktsichmitdementsprechenden
SelbstbilddermeistenBefragten.ManschätztdeneigenenIn-
formationsstandüberverschiedeneBereichederPatientenver-
sorgungmehrheitlicheherschlechtein.EineAusnahmestellt
hiernurderstationäreSektordar,denmanbereitswährend
desStudiumsundimPJkennenlernt.Auchhiersindesaber
nurzweiDrittelderangehendenÄrzte,diesichsubjektivgut
informiertfühlen.BesondersschlechtistderInformations-
standdagegenbeineuerenVersorgungsmodellen,etwader
sektorübergreifendenVersorgungoderbeiTeamstrukturenin
derambulantenVersorgung,diedieStudentenabereigentlich
besondersinteressieren.Männerfühlensichtendenzielletwas
besserinformiertalsFrauen.MitfortschreitendemStudium
wirdübrigensdersubjektiveKenntnisstandnichtgenerell
besser–imGegenteil.DenndieseTendenzgiltnurfürdie
stationäreVersorgung,füralleanderenBereichesinkendie
AnteiledergutinformiertenStudentendagegensogar.
Tabelle 44:suBJeKtiv guter informationsstand ÜBer die anforderungen und arBeitsBedingungen
in verschiedenen versorgungsBereichen (angaBen in prozent)
Tabelle 45:suBJeKtiv guter informationsstand ÜBer die anforderungen und arBeitsBedingungen
in verschiedenen versorgungsBereichen nach geschlecht (angaBen in prozent)
Tabelle 46:suBJeKtiv guter informationsstand ÜBer die anforderungen und arBeitsBedingungen
in verschiedenen versorgungsBereichen nach studienaBschnitt (angaBen in prozent)
% n
StationäreVersorgung 65,2 6.136
AmbulanteVersorgung 37,9 3.487
GemischteVersorgungsmodelle 15,9 1.333
TeamstruktureninderambulantenVersorgung 13,0 1.043
weiBlich männlich
StationäreVersorgung* 64,3 68,0
AmbulanteVersorgung* 36,8 40,0
GemischteVersorgungsmodelle* 13,9 19,5
TeamstruktureninderambulantenVersorgung* 11,4 15,4
*HochsignifikanterUnterschied
vorKlinischer teil Klinischer teil pJ
StationäreVersorgung* 62,1 64,5 73,8
AmbulanteVersorgung* 38,9 37,6 37,3
GemischteVersorgungsmodelle* 19,8 13,9 15,7
TeamstruktureninderambulantenVersorgung* 17,1 11,1 12,3
*HochsignifikanterUnterschied
66
Berufsmonitoring 2014 | 5.10 ergeBnisse
Informationsquellen und deren Bewertung5.10
NeuinderzweitenBefragungsindFragenzudenInforma-
tionsquellendernächstenGenerationvonÄrztenundzwar
imHinblickaufdiespätereärztlicheTätigkeit.DieseFragen
wurdengestellt,umdieReichweiteverschiedenerMedienfür
gezielteInformationenundauchfürdieAusschreibungoder
generelleBewerbungvonStellen,ArbeitgebernundArbeits-
regioneneinschätzenzukönnen.Dabeiistallerdingsnichtnur
diegrundsätzlicheNutzungvonInteresse,sondernauchdie
NutzungsintensitätunddasVertrauenindieSeriositätderje-
weiligenMedienwichtig.SchondieNutzungalssolcheweist
einedeutlicheVarianzauf,dieaberausSichtvonVertretern
derälterenundtypischerweisemitBlickaufdenNachwuchs
kulturkritischenGeneration,zudersichfastalleAutoren
diesesBerichtsdurchauszählendürfen,zumindestinTeile
durchauserfreulichist:DennmitgroßemAbstandander
SpitzestehtdasdirekteGesprächmitechtenMenschen,mit
bereitstätigenÄrzten,dieüberErfahrungenindeminteressie-
rendenBereichverfügen.AufPlatzDreifolgenüberregionale
MedienwieFAZoderSüddeutsche–unddassmansichüber
Beschäftigungsmöglichkeitenund–modelleaufWebseiten
vonArbeitgeberninformiert(PlatzZwei),isteinerationale
Strategie.Diesog.Generation„Facebook“zeigtmithinnicht
dasInformationsverhalten,dassmanbeisolchenstereotypen
Kategorisierungenerwartenwürde(wennauchdieAnteile
dergenutztenMediennochoptimierungsfähigsind).Soziale
NetzwerkeundInternetforensindnichtdiebevorzugten
Informationsquellen.AllerdingswerdenauchdasDeutsche
ÄrzteblattundanderemedizinischeFachzeitschriftenkaum
Tabelle 47:informationsquellen ÜBer fragen zur späteren ärztlichen tätigKeit, nutzungsintensität und
Bewertung (angaBen in prozent)
quelleinformation häufige nutzung grosses vertrauen
% n % n % n
GesprächemitbereitstätigenÄrzten 91,5 9.849 76,8 8.222 84,6 8.520
InternetseitenvonKrankenhäusernoderKlinikbetreibern
40,5 4.359 19,9 2.132 12,8 1.117
MedienwieFAZ,SüddeutscheZeitung,Spiegel(onlineoderPrint)
40,2 4.323 29,8 3.192 10,3 887
DokumentationeninFernsehen/Radio 40,0 4.303 25,2 2.693 5,5 472
MedizinportaleimInternet 37,3 4.058 20,8 2.225 4,1 349
Internetforen 27,1 2.913 16,5 1.770 1,9 162
SozialeNetzwerke 25,3 2.719 19,3 2.069 1,6 136
InternetseitenvonVerbänden(z.B.MarburgerBund,Hartmannbund)
21,9 2.356 11,0 1.177 12,8 1.117
DeutschesÄrzteblattOnline 17,2 1.846 10,3 1.097 15,6 1.369
AndereMedizinischeFachzeitschrifteningedruckterForm
13,9 1.491 9,1 971 11,7 1.017
InternetseitenvonÄrztekammernundKassenärztlichenVereinigungen
13,3 1.429 6,3 669 8,5 731
AndereMedizinischeFachzeitschriftenonline 12,0 1.291 6,8 731 7,8 670
DeutschesÄrzteblattingedruckterForm 9,4 1.008 7,8 833 14,6 1.240
SonstigeQuellen 5,1 545 3,7 398 2,4 206
67
Berufsmonitoring 2014 | 5.10 ergeBnisse
genutzt–undzwarwederinderPrintversionnochOnline.
InsbesonderedasDeutscheÄrzteblatthatzumindestunter
MedizinstudenteneinesehrüberschaubareReichweite.
ZudemwerdendiemeistenMedienehersporadischgenutzt.
DieeinzigwirklichintensivgenutzteInformationsquellesind
GesprächemitÄrztenunddieserQuellebringtmanmitdeutli-
cherMehrheitauchgroßesVertrauenentgegen.Alleanderen
Informationsquellenwerdendagegendurchausskeptisch
bewertet.ImmerhinrangierthierdasDeutscheÄrzteblattan
zweiterStelle–allerdingsmiteinemsehrgroßenAbstandzu
Platz1.
DasGeschlechtspieltbeidiesenFragenzumInformations-
verhaltenkaumeineRolle,derStudienabschnittdagegen
schon,wobeieinigeInformationsquellenimLaufderZeit
häufiger,andereseltenergenutztwerden.Rückläufigsind
insbesonderedieNutzungmedizinischerFachzeitschriften,
sozialerNetzwerkeunddievonTages-oderWochenzeitschrif-
ten.ZumTeilsehrdeutlichzunehmendagegenGesprächemit
bereitstätigenÄrztenunddieSichtungvonInternetseitenvon
KrankenhäusernundärztlichenOrganisationen.
Tabelle 48:informationsquellen ÜBer fragen zur späteren ärztlichen tätigKeit, nutzungsintensität und
Bewertung nach studienaBschnitt (angaBen in prozent)
quellehäufige nutzung grosses vertrauen
vorKliniK KliniK pJ vorKliniK KliniK pJ
GesprächemitbereitstätigenÄrzten* 67,2 80,6 89,1 83,7 85,8 84,2
InternetseitenvonKrankenhäusernoderKlinikbetreibern*
14,3 20,7 32,0 5,4 4,0 3,8
MedienwieFAZ,SüddeutscheZeitung,Spiegel(onlineoderPrint)*
33,5 28,9 24,7 13,6 8,8 7,4
DokumentationeninFernsehen/Radio* 30,6 24,1 16,3 7,7 4,7 2,7
MedizinportaleimInternet 21,9 20,3 20,4 4,7 3,8 3,4
Internetforen 17,8 16,3 14,6 2,0 2,0 1,4
SozialeNetzwerke 20,1 20,2 14,9 1,4 1,6 2,1
InternetseitenvonVerbänden(z.B.MarburgerBund,Hartmannbund)*
10,3 10,7 14,4 11,6 13,0 15,3
DeutschesÄrzteblattOnline* 10,1 9,8 12,7 15,8 15,5 16,0
AndereMedizinischeFachzeitschrifteningedruckterForm*
10,8 8,5 7,0 13,7 11,1 8,7
InternetseitenvonÄrztekammernundKassenärztlichenVereinigungen*
4,4 5,9 12,6 6,6 8,6 12,8
AndereMedizinischeFachzeitschriftenonline 7,6 6,5 6,3 8,0 8,0 6,5
DeutschesÄrzteblattingedruckterForm* 7,6 7,4 10,0 14,9 14,1 15,1
*HochsignifikanterUnterschied
68
Berufsmonitoring 2014 | 5.11 ergeBnisse
Das Image des Allgemeinmediziners und Hausarztes5.11
Wirhabenbereits2010daraufhingewiesen,dassFernseh-
serienwie„DerLandarzt“oder„DerBergdoktor“einidyl
lischesundgleichzeitigspannendesBildvomLebenund
ArbeitenalsAllgemeinmedizineraufdemLandzeichnen:
JungeoderhöchstensmittelalteÄrztemitglücklicherFamilie
undgroßemFreundeskreis,dieinschönenHäusernund
attraktivenGegendenleben,gutverdienenundentsprechen-
deAutosfahren,diesichrundumdieUhrumihrePatienten
kümmern,immerwiedermedizinischodersozialschwierige
Fälleerfolgreichbehandeln,Lebenretten,auchselteneKrank-
heitenundhoffnungsloserscheinendeFälleerfolgreich
behandelnunddabeidennochausreichendZeitfürFamilie,
FreundeundmannigfaltigeandereBeschäftigungenhaben.
AuchdieKBVrekurriertinihrerKampagne„Lassdichnieder“
aufeinedieserSerien:„DeutschlandgucktdenLandarzt.
Ichwerdeeiner“.Interessanterweisehatdiesessopositive
BildüberhauptkeineEffektebeidenkünftigenÄrztenhinter-
lassen,waswohlimWesentlichendaranliegt,dassdieWirk-
lichkeitdeutlichandersaussieht.Landärztemangeldroht
nichterstindernäherenoderfernerenZukunft,eristbereits
invielenRegionenRealität–undhatunteranderemfürdie
nochverbliebenenLandärzteeinehoheArbeitsbelastung
zurKonsequenz.
EineTätigkeitalsLandarztgaltdennbereits2010auchbei
denmeistenkünftigenÄrztenalswenigattraktiv:DenKom-
mentarenwarzuentnehmen,dassdieTätigkeitalswenig
anspruchsvollundabwechslungsreichgalt,manfürchtete,
nurälterePatientenmiteinemeingeschränktenundüber-
schaubarenKrankheitsspektrumzubehandeln,während
dieinteressantenFällevonFachärztenundKrankenhäusern
therapiertwerden.Manfürchteteweiterdiefachliche
Isolierung.
WirhabendeshalbinderaktuellenBefragunggenauernach-
gefragt,umaufderBasisquantifizierbarerDateneineetwas
differenziertereImageanalysezuAllgemeinmedizinernund
Hausärztendurchführenzukönnen.DieGründegegeneine
WeiterbildungzumAllgemeinmedizinerspiegelneinigeder
ebengenanntenVorstellungenwiderundauchsonsthaben
wireineVielzahlentsprechenderKommentareerhalten,
soz.B.:
„AllgemeinmedizinisteinanspruchsloserHungerjob(leider!)“
„Ichglaube,dasseingroßerPunktunsererGenerationist,
dassdasGefühlbestehtalsHausarztundspeziellLandarzt
abgeschnittenvonderUmweltunddensozialenNetzenzu
sein.“
„NachteilefürHausärzte:-sehrhoheVerantwortung,da
keineKollegenfürRückfragenvorOrtsind-hohesfinanzi-
ellesRisiko,daselbstständigeTätigkeit-wenigKontaktzu
Kollegen.Einzelkämpfertätigkeit-VielePatientenhabeneher
langweiligeKrankheitsbilderundehersoziale/zwischen-
menschlicheProblemealsmedizinische-.Hausärzteverdie-
nenauchwenigerGeld(derEindruckwirdunszumindest
immervermittelt)undHausärztearbeitenalleinundhaben
langweilige,altePatienten,sodasKlischee.Eswirdfolglich
alseineArtBlamagegesehen,wennmannachdemStudium
NURHausarztwird,obwohlmaneszuetwasRICHTIGEM
hättebringenkönnen.IchdenkedieseDenkweise,dieander
Univorgelebtwird,machtdenHausarztberufnochunattrak-
tiver.AlseinzigrespektierterGrundHausarztzuwerden,wird
somitunterStudentennochakzeptiert,wenndieElterneine
Praxishaben,dieübernommenwerdenmuss,oderwenn
manmitdemhartenArbeitsbedingungenanderKliniknicht
zurechtkommt,oderkommenwillundquasialsAussteiger
sichmitNURHausarztzufriedengibt,ummehrLebensquali-
tätzuhaben.VorteileinereigenenPraxis:-geregelteArbeits-
zeiten-Urlaub-wennmanbereitseinerfahrenerArztist,ist
dieVerantwortungauchleichterzutragen.Esscheintmirund
vielenmeinerKollegenallerdingswichtig,sichfürdieZukunft
unddasAlterdieMöglichkeitoffenzuhaltensichniederzu-
lassen.DannabereheralsFacharzteinesanderenFachsals
Allgemeinmediziner.Chirurgiescheidetdamitfürvielemeiner
Kollegenaus.VieleWochenenddiensteundNachtdienste
ohneentsprechendenFreizeitausgleichzerstörtdieFamilien
derÄrzte.“
„AllgemeinmedizinwirdimStudiumschlechtvermittelt.Es
istschadefürdasFach,daesansonstensehrschönist.Viele
wählenamEndewahrscheinlichdenFAinAllgemeinmedizin
umnebendemKrankenhauseinesehrguteAlternativezu
haben.“
„WasHausärzteunddabeivorallemLandärzteanbelangt:Sie
habenmeinerMeinungnacheinenderschwierigstenJobsim
medizinischenBereich,dasieeinbreitesWissensspektrum
69
Berufsmonitoring 2014 | 5.11 ergeBnisse
habenmüssen,umdiePatienteneffektivzubehandeln,
aberdabeiimmervondenanderenFachrichtungenaberauch
vondenStudentenbelachtundheruntergekanzeltwerden.
Ichfinde,dassmandieTätigkeitdesLandarztesvielfrüher
imStudiumalseineArtPraktikumz.B.eineWochelang
malrichtigkennenlernensollte.IchbinmitdemBerufgroß
geworden,undweiß,wasesfüreineFamiliebedeutet,wenn
derVaterLandarztist.Ichweißaberauch,wievielGutes
mandamitbewirkenkannundwiedankbardiePatienten
sind,wennmansichumsiekümmert.Daswiederumerfüllt
einen.VielemeinerKommilitonenwissendasjedochnicht
undhabendasBildeinesArztesimKopf,dersichprimärum
laufendeNasenunddepressiveMuttiskümmert.Dasollte
aufjedenFallwasschoninderAusbildunggeändertwerden,
sonstwirdkeinermehrLandarzt.“
„DieNiederlassunggeradealsHausarztwirdimStudium
einemzuwenignähergebracht.ManbekommtkeinBild
wasesbedeutet.EsgeisternsovieleGeschichtenvonzu
wenigVerdienst,ewigenArbeitszeitenundvielzuviel
BürokratiedurchdieGegend.ManhatkeineMöglichkeit
sicheinetransparenteÜbersichtdarüberzuverschaffenwas
wirklichaufeinenzukommtundwievielmanverdient.Die
ÄrzteamKlinikumhabenjaauchkeineAhnungdavon.Und
Niedergelassenelassensichauchnurseltenwirklichdarüber
aus.Mansolltegezeigtbekommenwiedasganzestrukturiert
istundwelcheBürokratiewirklichaufeinenzukommtund
wieichdannmeinGeldverdienenkann.Ganzsachlich,ohne
persönlicheFärbung.“
„MeineElternsindbeideAllgemeinmedizineraufdemLand
undgenerellgilt:ÄrztekindervonHausärztenaufdemLand
werdenkeineAllgemeinmedizineraufdemLand!Abgesehen
davonwürdemeinVaterschimpfen,wennichmichdazu
entschließenwürde.IchkönnteeineguteingesessenePraxis
(Neubau2010),indernebenmeinenElternnoch2weitere
angestellteÄrztearbeiten,übernehmen-michinsgemachte
Nestsetzen.Abericherlebedochhautnah,wievielmeine
ElternarbeitenmüssenunddieSituationverschärftsichzu-
nehmend,weilmeinemHeimatortindennächsten5Jahren3
der5Praxenschließenwerden.Irgendwannmöchteichauch
einmaleineFamiliegründen-aberwiesollicheinesogroße
Praxisübernehmen,wennichselbstFamiliehabeundaus
momentanerSichtniemandenfindenwerde,derbereitist
einzusteigen?MeinVatergehtmorgensumhalbachtausdem
Hausundkommt(wennesgutklappt)gegen21Uhrwieder.
Ichweiß,dasserseinenBerufmag-aberbeiallerLiebehört
derSpaßbeisolchenArbeitszeitenirgendwannauf.Unddann
istseinBudgetnebenbeiauchnochsoknapp,dassnicht
einmalseinekompletteArbeitentlohntwird!Stattdessenbe-
kommternebenbeinochirgendwelcheRegressereingewürgt,
weilerbspw.seinMedikamentenbudgetnichteinhalten
konnte.Hinzukommt,dassderHausarztletztlichfürPatient
undFacharztimmernurderDeppvomDienstist.“
DieKommentareverweisenaufeinigewichtigeAspekte,die
wirinderzweitenWelleauchsystematischerhobenhaben,
nämlichzunächstaufdieVorstellungen,diedieStudenten
selbstvoneinerTätigkeitalsHausarzthaben,danndasImage,
welchesHausärztenachderWahrnehmungderStudentenbei
fürsiewichtigenReferenzgruppenhaben,alsobeiPatienten
bzw.derBevölkerung,beiKommilitonenundbeianderen
Ärzten–vonniedergelassenenFachärztenbiszudenDozen-
tenandenmedizinischenFakultäten.DerletzteKommentar
sprichtzudemnocheineEntwicklungan,dieauszweiGründen
problematischist,nämlichdieWeiterempfehlungsbereit-
schaftfürdenBerufbeiaktuelltätigenHausärzten.Und
diesescheintinvielen(nichtinallen)Fällenschlechtzusein.
Hausärzteempfehlendemeigenenmedizinischinteressierten
NachwuchsoffenbarallemöglichenOptionen,nurnichtdie
hausärztlicheTätigkeit–imGegenteil.DieseEmpfehlungen–
auchdienegativen–habensehrnachhaltigeKonsequenzen
fürdieWeiterbildungs-undNiederlassungsentscheidung,
insbesonderewennmanbedenkt,welchhohenStellenwert
AussagenvonVertrauenspersonen(sieheKapitel„Informati-
onsquellenundderenBewertung“)haben.Zweitenszeigen
solcheKommentareaberauch,wieunzufriedenundfrustriert
vieleHausärztesystembedingtmittlerweilesind,dasssie
voneinenBerufabraten,densieindenwohlweitausmeisten
FällenausgutenGründengewähltundgerneausgeübt
haben.DieQualitäteinesSystemsoderProduktszeigtsich
insbesondereauchinderWeiterempfehlungsbereitschaft
derPersonen,diediesesgutkennen.Hierscheintgenau
dieseoftnichtmehrexistentzusein.
InderBevölkerungdagegen–hierliegtderletzteKommentar
daneben–rangierenÄrzteanderSpitze(unddasReferenz-
modelldürftehierderHausarztsein,mitdemdieweitaus
70
Berufsmonitoring 2014 | 5.11 ergeBnisse
meistenMenschenschonErfahrungengemachthaben.Das
InstitutfürDemoskopieinAllensbachführtjährlicheine
Berufsprestigemessungdurchundfragtedanach,welche
fünfBerufemanammeistenschätztbzw.diegrößteAchtung
aufbringt.SeitJahrenbelegenÄrztedenPlatz1(2013:76%),
gefolgtvonKrankenschwestern(63%)undPolizisten(49%).40
AnderSpitzederWertschätzungstehenmithindreisystem-
relevanteBerufe(Bankerwurden2013mit3%amunteren
EndeaufdemletztenPlatzeingruppiert).
DieseSichtweisewirdvondenStudentenallerdingsnurbe-
dingtgeteilt,insofernscheintderzuletztzitierteKommentar
symptomatischzusein.Wirhattendanachgefragt,welche
FachrichtunginderBevölkerungnachMeinungderStudenten
ammeistengeschätztwird.ZwarrangierenHausärztehier
aufPlatz2nachdenChirurgen,dieUnterschiedesindaber
mit48,9%fürdieChirurgenund17,5%fürdieHausärzte
beträchtlich.AuchStudenten,dieeineWeiterbildunginAllge-
meinmedizinanstreben,sehendiesso,wennauchdieUnter-
schiedenichtganzsoextremsindwieinderGesamtpopu-
lation(46,4%und24,3%).
Außerdemhattenwirgefragt,welcheFachrichtungennach
EinschätzungderStudentenbeiKommilitonenundprakti-
zierendenÄrztenundMedizinerneineherhohes,welche
einehergeringesAnsehengenießen.Auchhierrangiertdie
ChirurgieinderSpitzengruppe(Rang1beidenKommilitonen,
Rang3beiÄrzten),dieAllgemeinmedizinaberimunteren
Bereich(vorletzterRanginbeidenReferenzgruppen)und
wird–allerdingssehrdeutlich–hinsichtlicheinerschlechten
ReputationnurnochvonderDermatologieübertroffen.Auch
hierunterscheidensichinihrerEinschätzungdieanAllge-
meinmedizinstarkinteressiertenStudentennichtvonihren
Kommilitonen,dieandereWeiterbildungenanstreben,76,7%
gehendavonaus,dassdasAnsehendesFachesbeiMedizin-
studenten,72,9%,dassdiesesbeiÄrztenehergeringist(die
ProzentsatzdifferenzenzudenVergleichsgruppensindselbst
beidergroßenFallzahldieserStichprobenichtsignifikant).
n %
Chirurgie 5.132 48,9
Allgemeinmedizin/HausärztlicheTätigkeit 1.836 17,5
InnereMedizin 1.154 11,0
Kinder-undJugendmedizin 587 5,6
OrthopädieundUnfallchirurgie 497 4,7
Neurologie 491 4,7
Radiologie 176 1,7
FrauenheilkundeundGeburtshilfe 162 1,5
Anästhesiologie 76 0,7
Augenheilkunde 68 0,6
PsychiatrieundPsychotherapie 20 0,2
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 7 0,1
Haut-undGeschlechtskrankheiten 7 0,1
Urologie 3 0,0
N 10.497
Tabelle 49:welche fachrichtung wird in der BevölKerung am meisten geschätzt?
40Http://www.ifd-allensbach.de/uploads/tx_reportsndocs/PD_2013_05.pdf.
71
Berufsmonitoring 2014 | 5.11 ergeBnisse
DasschrecktzwarzumindestindiesenFällen(bislang)nicht
voreinerWeiterbildungzumAllgemeinmedizinerab,fürdas
SelbstbildundSelbstverständniseinerBerufsgruppesind
dieseWerteaberauchnichtunbedingtförderlich.Manwird
Hausarztnicht(auch)wegendespositivensonderntrotzdes
negativenImages,dieintrinsischeMotivationmussmithin
sehrausgeprägtsein.
WirhabenbeidemImagezuschreibungenhomogeneErgeb-
nissemitgeringerVarianz–undsolchehomogenenundmit
großerMehrheitgeteiltenEinschätzungen,wasdieReputa-
tionderAllgemeinmedizininzweifürBerufsentscheidungen
wichtigenReferenzgruppenbetrifft,entstehennichtohne
empirischevidentenGrund:DieAllgemeinmedizinhatinder
MedizineineeherschlechteReputationundeinImagepro-
blemunddiesesProblemwirdperpetuiert.BeideReputati-
onszuschreibungenverschiebensichimStudienverlaufzum
negativenPolhin.Rund75%derStudenteninderVorklinik
bescheinigenderAllgemeinmedizineineherschlechtes
ImagebeiKommilitonen,imPJsindesbereits80%,fürdie
ReferenzgruppederÄrztesteigertsichdieserWertvon69%
auf76%.
WirhabenineinemzweitenFragenblockeinigekonkrete
VorstellungenüberdiehausärztlicheTätigkeitabgefragt,die
wirausdenKommentarendererstenWelleabgeleitethaben.
DieErgebnissezeigendeutlich,dassdieseTätigkeitgutder
HälftederBefragtentendenzielloderexplizitalseherwenig
interessantundabwechslungsreichgilt.Hausärztesindauf
sichgestellt,habenwenigfachlichenAustauschmitKollegen,
verdieneneherwenig,müssenaberständigfürihrePatienten
verfügbarsein.ImmerhinmeinteinedeutlicheMehrheit,dass
siealsFallmanagerihrerPatientendiegrößteVerantwortung
inderambulantenVersorgungtragen,wennauchbeider
BandbreitedesBehandlungsspektrumsdieMeinungen
wiederdeutlichgeteiltsind.
n eher hohes anseheneher geringes
ansehen
Chirurgie 9.893 89,1 10,9
InnereMedizin 9.508 87,7 12,3
Neurologie 9.288 87,3 12,7
Kinder-undJugendmedizin 9.062 81,8 18,2
OrthopädieundUnfallchirurgie 9.274 79,7 20,3
Anästhesiologie 9.255 62,0 38,0
FrauenheilkundeundGeburtshilfe 8.831 61,3 38,7
Radiologie 9.048 52,7 47,3
Urologie 8.799 28,4 71,6
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 8.671 27,6 72,4
PsychiatrieundPsychotherapie 9.144 24,2 75,8
Augenheilkunde 8.950 23,1 76,9
Allgemeinmedizin/HausärztlicheTätigkeit 9.674 20,7 79,3
Haut-undGeschlechtskrankheiten 9.281 6,7 93,3
Tabelle 50:hohes oder geringes ansehen der facharztrichtungen Bei Kommilitonen (angaBen in prozent)
72
Berufsmonitoring 2014 | 5.11 ergeBnisse
n eher hohes anseheneher geringes
ansehen
Neurologie 8.292 88,2 11,8
InnereMedizin 8.547 87,0 13,0
Chirurgie 8.692 74,9 25,1
Kinder-undJugendmedizin 7.983 72,5 27,5
OrthopädieundUnfallchirurgie 8.206 67,3 32,7
FrauenheilkundeundGeburtshilfe 7.817 62,3 37,7
Radiologie 8.201 53,7 46,3
Anästhesiologie 8.357 48,1 51,9
Urologie 7.703 40,1 59,9
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 7.733 38,1 61,9
Augenheilkunde 7.890 31,8 68,2
Allgemeinmedizin/HausärztlicheTätigkeit 8.649 26,6 73,4
PsychiatrieundPsychotherapie 8.119 26,2 73,8
Haut-undGeschlechtskrankheiten 8.047 13,7 86,3
Tabelle 51:hohes oder geringes ansehen der facharztrichtungen Bei praKtizierenden ärzten
(angaBen in prozent)
InsgesamthatmithinetwadieHälftederBefragtenfalsche
negativeVorstellungenüberdiehausärztlicheTätigkeit.Hier
bestehtalsodurchausnochAufklärungsbedarf.Diessehen
aucheinigederStudentenselbstsoundbeklagenden
schlechtenInformationsstandihrerKommilitonen.Zwei
dafürtypischeKommentarelauten:
„VielzuvieleStudentenhabenkeineAhnung,wasÄrztein
derhausärztlichenVersorgungalleswissenundkönnenund
schätzendiesenZweigderMedizinvölligungerechtfertigt
vielzugering.“
„VielesindschlechtinformiertundhabenkeineAhnungvom
AlltaginderHausarztpraxis.Siedenken,esseilangweiligund
manwürdenichtsdabeiverdienen.Ichdenkedasnicht,aber
ichweißaucheinbisschenbesserBescheid,weilich2Jahre
ineinergutfunktionierendenPraxisangestelltwarundmir
dasgroßeLustgemachthat,späterwiederdortzuarbeiten.
Sicherseinkannmansichnatürlichnie.“
BeidiesenVorstellungenbestehenzwischendenGeschlech-
ternehergeringeUnterschiede.Erwartungsgemäßschätzen
StudentenmitdererklärtenAbsichtzueinerWeiterbildungin
AllgemeinmedizindieseTätigkeitauchdeutlichpositiverein
alsihreananderenWeiterbildungeninteressiertenKommi-
litonen.ErfreulichistzudemdieTendenz,dassbeidenhier
erfragtenetwasdifferenzierterenUrteilenimStudienverlauf
einRückgangnegativerStereotypezubeobachtenist.Stu-
dentenimPJsinddeutlichhäufigeralsihreKommilitonenim
erstenStudienabschnittderMeinung,dassdiehausärztliche
TätigkeitinteressantundabwechslungsreichseiundHausärzte
eingroßesSpektrumanKrankheitenbehandeln.Gleichwohl
beurteilenaberauchStudentenimPJjenachFragezwischen
ca.30%und50%diehausärztlicheTätigkeitehernegativ.
73
Berufsmonitoring 2014 | 5.11 ergeBnisse
vorKliniK KliniK pJ
stimme zu
teils/teils
stimme nicht zu
stimme zu
teils/teils
stimme nicht zu
stimme zu
teils/teils
stimme nicht zu
Tätigkeitistinteressant 44,5 33,5 22,0 50,4 31,2 18,4 54,0 28,3 17,7
Hausarztistaufsichalleingestellt
51,4 30,2 18,4 51,8 30,4 17,9 53,4 30,5 16,1
Verdienstzugering* 50,8 30,5 18,7 54,7 28,7 16,6 53,3 29,4 17,3
GroßeBandbreitevonKrankheiten*
64,4 22,0 13,6 70,8 19,3 9,9 74,5 17,1 8,4
GrößteVerantwortunginderambulantenVersorgung*
81,7 13,9 4,4 85,0 11,1 4,0 85,1 11,3 3,6
StändigeVerfügbarkeit* 58,0 26,5 15,5 49,1 28,8 22,1 42,5 29,5 28,0
*HochsignifikanterUnterschied
Tabelle 53:vorstellungen ÜBer die hausärztliche tätigKeit nach studienaBschnitt (angaBen in prozent)
n stimme zu teils/teils stimme nicht zu
DiehausärztlicheTätigkeitistinteressantundabwechslungsreich
10.322 48,8 31,6 19,6
AlsHausarztineigenerPraxisistmansehraufsichalleingestelltundhatwenigfachli-chenAustauschmitKollegen
10.303 51,8 30,4 17,8
HausärztemüssenfürihrePatientenständigverfügbarsein
10.308 51,4 28,1 20,5
DieVerdienstmöglichkeitenalsHausarztsindzugering
10.230 53,2 29,4 17,4
HausärztebehandelneinegroßeBandbreitevonKrankheitsbildern
10.265 69,0 20 11,0
HausärztetragenalsFallmanagerihrerPatientendiegrößteVerantwortunginderambulantenVersorgung
10.294 83,9 12,1 4,1
Tabelle 52:vorstellungen ÜBer die hausärztliche tätigKeit (angaBen in prozent)
74
Berufsmonitoring 2014 | 5.11 ergeBnisse
weiBlich männlich
stimme zu
teils/ teils
stimme nicht zu
stimme zu
teils/ teils
stimme nicht zu
DiehausärztlicheTätigkeitistinteressantundabwechslungsreich*
50,2 31,1 18,7 46,2 32,7 21,1
AlsHausarztineigenerPraxisistmansehraufsichalleingestelltundhatwenigfach-lichenAustauschmitKollegen*
52,1 31,6 16,2 51,0 28,2 20,8
DieVerdienstmöglichkeitenalsHausarztsindzugering*
51,5 31,0 17,5 56,3 26,5 17,2
HausärztebehandelneinegroßeBandbreitevonKrankheitsbildern
69,3 19,9 10,8 68,3 20,0 11,1
HausärztetragenalsFallmanagerihrerPatientendiegrößteVerantwortunginderambulantenVersorgung*
85,9 11,0 3,2 80,4 14,0 5,6
HausärztemüssenfürihrePatientenständigverfügbarsein*
52,3 28,4 19,4 49,7 27,6 22,7
*HochsignifikanterUnterschied
Tabelle 54:vorstellungen ÜBer die hausärztliche tätigKeit nach geschlecht (angaBen in prozent)
allgemeinmedizin andere
stimme zuteils/ teils
stimme nicht zu
stimme zuteils/ teils
stimme nicht zu
Tätigkeitistinteressantundabwechslungsreich*
17,2 2,2 0,1 82,8 97,8 99,9
AlsHausarztineigenerPraxisistmansehraufsichalleingestelltundhatwenigfachli-chenAustauschmitKollegen*
6,5 12,0 11,5 93,5 88,0 88,5
DieVerdienstmöglichkeitenalsHausarztsindzugering*
7,8 11,5 8,6 92,2 88,5 91,4
HausärztebehandelneinegroßeBandbreitevonKrankheitsbildern*
1,7 4,1 1,4 88,3 98,6 95,9
HausärztetragenalsFallmanagerihrerPatientendiegrößteVerantwortunginderambulantenVersorgung*
10,1 3,5 1,4 89,9 96,5 98,6
HausärztemüssenfürihrePatientenständigverfügbarsein*
7,4 9,2 12,7 92,6 90,8 87,3
*HochsignifikanterUnterschied
Tabelle 55:vorstellungen ÜBer die hausärztliche tätigKeit nach weiterBildungsinteresse (angaBen in prozent)
75
Berufsmonitoring 2014 | 5.12 ergeBnisse
vorKlinischer teil Klinischer teil pJ
Ja 31,4 17,4 21,4
Nein 25,3 53,9 62,4
Weißichnochnicht/vielleicht 43,3 28,8 16,1
N 3.575 5.331 1.382
N=10.288,Sig.=.000,Cramer´sV=.215
PJ und Famulatur5.12
AbdemJahr2019müssendiemedizinischenFakultätenfür
alleMedizinstudenteneinenPJ-Platzinderallgemeinmedi-
zinischenPraxisanbieten.Dieswird–wieschondievielen
KommentarezudiesemThemagezeigthaben–kontrovers
diskutiert.Aktuellwollennurknapp23%einenTeildesPJ
ineinerallgemeinmedizinischenPraxisabsolvieren,fastdie
Hälfteschließtdiesdagegendefinitivaus.Dabeikorreliertdie
BereitschaftzueinemPJ-AbschnittinderAllgemeinmedizin
mitdemGeschlechtundistfürdieFrauenehereineOption,
wassichimÜbrigenmitderhöherenAffinitätderFrauenzur
Allgemeinmedizindeckt.
DieBereitschaft,einpraktischesJahrinderAllgemeinmedizin
zuabsolvierenistimStudienverlaufrückläufigundsinktum
10Prozentpunkte.WiezuerwartenkorreliertdieseBereit-
schafthochmitdemInteresseanAllgemeinmedizingenerell.
Rund74%derBefragten,dienachderzeitigerInteressenlage
eineWeiterbildunginAllgemeinmedizinanstreben,wollen
aucheinenPJ-Abschnittineinerallgemeinmedizinischen
Praxismachen,StudentenmitanderenWeiterbildungsop-
tionendagegennurzumaximal25%.
EinAuslandsaufenthaltwährenddesPJistfürdieHälfteder
StudenteninKlinikundVorklinikdefinitiveineOption,ein
Viertelistnochunschlüssig.Tatsächlichhatabernurein
gutesDrittelTeiledesPJtatsächlichimAuslandabsolviert.
BeidemWahlfach,indemdasPJabsolviertwird,zeigensich
rechtdeutlicheDifferenzen.EinViertelallerBefragtenhat
dieAnästhesiologiegewählt,dieAllgemeinmedizinrangiert
dagegenimmittlerenBereich.
Tabelle 58:pJ-aBschnitt in allgemeinmedizinischer praxis nach studienaBschnitt (angaBen in prozent)
Tabelle 57:pJ-aBschnitt in allgemeinmedizinischer praxis nach geschlecht (angaBen in prozent)
Tabelle 56:pJ-aBschnitt in allgemeinmedizinischer
praxis
weiBlich männlich
Ja 24,3 20,1
Nein 42,3 50,2
Weißichnochnicht/vielleicht 33,4 29,7
N 6.620 3.638
N=10.258,Sig.=.000,Cramer´sV=.48
gesamt n = 10.381
45,1 %
22,8 %32,1 %
Ja n = 2.368weiss ich noch
nicht/vielleicht
n = 3.332
nein n = 4.681
76
Berufsmonitoring 2014 | 5.12 ergeBnisse
Knapp86%habendieFamulaturoderTeiledavonbereits
absolviert.WiebeimPJistauchbeiderFamulaturderAnteil
derStudenten,derdazuauchinsAuslandgehenwillhöher,
alsderAnteil,derdiesauchwirklichrealisierthat.
JedreiViertelderStudentenhabenTeilederFamulaturin
ambulantenPraxenundKrankenhäusernderGrund-und
Regelversorgungabsolviert,knapp65%beieinemMaximal-
versorgerundrund63%ineinerUni-Klinik.DerLernerfolgin
derFamulaturwirddabeigrundsätzlichrechtunterschiedlich
undinkeinemFallmehrheitlichmitderBestnotebewertet.
KritischwirddabeiinsbesonderedieVermittlungvonWissen
überdieOrganisationundVerwaltungvonVersorgungsein-
richtungenimambulantenSektorbewertet,alsoFragen,die
nachüberwiegenderErfahrungderStudentenbereitswährend
desStudiumsnichtausreichendbehandeltwerden.Dabei
unterscheidensichübrigensdieBewertungenvonStuden-
tendieTeilederFamulaturimambulantenSektorgemacht
haben,nurunwesentlichvondenenderVergleichsgruppe
(Ø2,6vs.2,8).
AuchansonstenbestehenindenBewertungenkeineUnter-
schiedezwischendenStudenten,dieinverschiedenenEin-
richtungenTeilederFamulaturabsolvierthaben.Zwischen
MännernundFrauenbestehenbeidiesenFragenebenfalls
keineUnterschiede.
Tabelle 59:pJ-aBschnitt im ausland geplant? (nur
vorKliniK und KliniK)
51,2 %24,2 %
24,6 %
nein n = 2.208
gesamt n = 8.991
weiss ich noch nicht
n = 2.177
Tabelle 60:pJ-aBschnitt im ausland aBsolviert?
(nur pJ)
61,3 %
38,7 %
Ja n = 532
nein n = 841
gesamt n = 1.373
Tabelle 61:famulatur oder teile davon Bereits
aBsolviert?
gesamt n = 6.704
Ja n = 5.743
nein n = 961
85,7 %
14,3 %
Ja n = 4.606
77
Berufsmonitoring 2014 | 5.12 ergeBnisse
Tabelle 62:famulatur oder teile davon im ausland
geplant? (famulatur nein)
Tabelle 63:famulatur oder teile davon im ausland?
(famulatur Ja)
Tabelle 64:einrichtungen, in denen die famulatur aBsolviert wurde
n %
AmbulantePraxis 3.334 78,0
KrankenhausderGrund-undRegelversorgung 3.246 73,7
KrankenhausderMaximalversorgung 3.074 64,9
Uniklinik 3.128 62,5
AndereEinrichtungen 2.026 17,6
in welchem umfang haBen sie während der famulatur folgende Kenntnisse erwerBen Können?
voll und ganz
weitge-hend
nur teilweise
ganz und gar nicht
Ø n
MedizinischesFachwissen 14,4 54,2 30,6 0,8 2,2 5.717
PraktischeFähigkeiten 22,5 48,0 28,0 1,5 2,1 5.715
KommunikativeundsozialeKompetenzen 23,6 51,3 22,6 2,5 2,0 5.705
WissenüberOrganisationundVerwaltungvonPraxis/Versorgungseinrichtungen
7,8 30,4 47,7 14,0 2,7 5.708
Tabelle 65:Bewertung der während der famulatur erworBenen Kenntnisse (angaBen in prozent)
68,4 %
31,6 %58,1 %24,5 %
17,4 %
gesamt n = 960
nein n = 3.913
gesamt n = 5.742
weiss ich noch nicht
n = 167
Ja n = 558 Ja n = 1.807
nein n = 235
78
Berufsmonitoring 2014 | 5.13 ergeBnisse
UnterdenÜberschriften„Delegation“und„Substitution“wird
seiteinigenJahrenzunehmendintensiverüberdieÜbertra-
gungbislangärztlicherAufgabenanentsprechendqualifi-
zierteArztassistenten,PflegekräfteoderMedizinischeFach-
angestelltediskutiert,diediesedanneigenverantwortlich
übernehmensollen.DabeiistdasThemaDelegationnichtneu
undauchnichtgrundsätzlichkontrovers,dasderSubstitution
dagegenschon.WirhabeninderentsprechendenFrageandie
StudentendiesesReizwortdeshalbvermiedenundvoneiner
möglichenAufgabenübertragunggesprochen(Frage 27).Das
Meinungsbilddazuistinsgesamteherpositiv,dieHälfteder
BefragtenbegrüßtsolcheEntwicklungen,einknappesDrittel
hatsichdamitnochnichtauseinandergesetztundnurein
gutesFünftellehnteinesolcheÜbertragungab.Diepositive
GrundhaltunggegenübersolchenEntwicklungennimmtim
StudienverlaufzuundessindsogartendenziellmehrMänner
alsFrauen,diesolchenVeränderungenaufgeschlossen
gegenüberstehen.
DieEinstellungdernachrückendenGenerationderÄrzteun-
terscheidetsichmithin–wenndenndie„Übertragungbislang
ärztlicherAufgabenanentsprechendqualifizierteArztassis-
tenten,PflegekräfteoderMedizinischeFachangestellte,die
diesedanneigenverantwortlichübernehmen“alsSubstitution
interpretiertwird(wassiedergrundsätzlichenTendenznach
wäre)–vonderoffiziellenPositionderaktuelltätigenÄrzte,
denn„der117.DeutscheÄrztetag2014lehntjedeSubstitution
ärztlicherLeistungendurchnichtärztlichesakademisiertes
Personalab.“41HierdeutetsichmitdemGenerationswechsel
aucheinWandelderVorstellungendarüberab,waseine
genuinärztlicheLeistungist,diedeshalbauchausschließlich
vonÄrztenzuerbringenistundwelcheAufgabenvonanderen
medizinischenBerufsgruppenübernommenwerdenkönnen.
Übertragung ärztlicher Aufgaben an andere medizinische Berufsgruppen5.13
Tabelle 66:ÜBertragung von ärztlichen aufgaBen an
andere medizinische Berufsgruppen
Tabelle 67:ÜBertragung von ärztlichen aufgaBen an andere medizinische Berufsgruppen nach geschlecht
Tabelle 68:ÜBertragung von ärztlichen aufgaBen an andere medizinische Berufsgruppen nach studienaBschnit
41Http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/117DAETBeschlussprotokoll20140613.pdf.
ich BegrÜsse
solche entwicK-
lungen n = 5.220
darÜBer haBe ich
mir noch Keine
gedanKen gemacht
n = 2.836 gesamt n = 10.314
ich lehne solche
entwicKlungen
eher aB n = 2.258
21,9 %
50,6 %27,5 %
(AngabeninProzent) weiBlich männlich
IchbegrüßesolcheEntwicklungen 48,4 53,8
IchlehnesolcheEntwicklungeneherab 19,3 26,7
DarüberhabeichmirnochkeineGedankengemacht 31,9 19,5
N 6.579 3.612
N=10.191,Sig.=.000,Cramer´sV=.141
(AngabeninProzent) vorKlinischer teil Klinischer teil pJ
IchbegrüßesolcheEntwicklungen 46,3 50,3 62,3
IchlehnesolcheEntwicklungeneherab 22,6 22,3 18,9
DarüberhabeichmirnochkeineGedankengemacht 31,1 27,4 18,8
N 3.555 5.285 1.378
N=10.218,Sig.=.000,Cramer´sV=.074
79
Berufsmonitoring 2014 | 6. fazit der universität trier
DieAnalysenderzweitenWellebestätigendieErgebnisse
derBefragungausdemJahr2010.JungeMenschenstudieren
Medizin,uminderambulantenoderstationärenVersorgung
zuarbeiten,währendandereArbeitgeberundArbeitsfelder–
etwadieForschunganeinerUniversitätoderdieArbeitfür
einPharma-Unternehmen–deutlichwenigerattraktivsind.
InnerhalbdesgleichsamureigenenFeldesderindividuell-
kurativenVersorgungsindaberwiederumverschiedene
Tätigkeitsoptionennachwievorunterschiedlichbeliebt:
EineangestellteTätigkeitimKrankenhaus–diealleange-
hendenÄrzteimRahmenderFacharztausbildungohnehin
kennenlernen-unddieNiederlassungalsFacharztsind
gleichattraktivundwerdenvonjeweilsrunddreiViertelder
StudentenalsOptiongenannt.Dieseistabernichtgleich-
sameinSelbstläufer.DiekünftigenÄrztemonierenstarre
Strukturen,unflexibleArbeitszeiten,kaumTeilzeitmodelle
undeineimmernochsehrausgeprägteHierarchie.Kliniken,
diedarannichtsändern,dürftenProblemebeiderBesetzung
freierStellenbekommenbzw.diesejabereitsjetztschon
bestehendenProblemewerdensichverschärfenundzwar
insbesonderedann,wenndiejeweiligeKlinikzusätzlicheinen
Standortnachteilaufweist,alsoineinerunattraktivenRegion
liegt.UnattraktiveRegionensindländlicheRäume,aberauch
schlechtangebundeneMittel-undOberzentreninRandlagen.
AucheineangestellteTätigkeitinderambulantenVersor-
gung–ineinerPraxisodereinemMVZ–istfürdieMehrheit
derBefragteneineinteressanteMöglichkeitderspäteren
Berufstätigkeit.DemgegenüberkannsichnureingutesDrittel
vorstellen,sichalsHausarztniederzulassen.DieserWertist
seit2010stabil,wobeisichaberseit2010dasInteressean
einerWeiterbildunginAllgemeinmedizinetwaserhöhtzu
habenscheint.Wirsindzurückhaltend,hiervoneinerTrend-
wendezusprechen,dazuistesnachdererstenWiederho-
lungsmessungdefinitivzufrüh.Immerhinzeigtsich–das
istdiepositiveNachricht–eineTendenzindiegewünschte
Richtung.DienegativeNachrichtistaber,dassauchdie
aktuellgemessenenPräferenzenfüreineWeiterbildungin
Allgemeinmedizin,selbstwennsieallerealisiertwerden,
nichtreichen,umdenkünftigenBedarfzudeckenundfreie
Stellenwiederzubesetzten.
NachwievorhatderHausarzteinmassivesImageproblem
–nichtbeiallen,aberbei(zu)vielenMedizinstudenten.Die
hausärztlicheTätigkeitgiltvielenangehendenÄrztenimmer
nochalsweniganspruchsvoll,eintönig,abwechslungsarm,
wirtschaftlichriskantundschlechtbezahlt.Dementsprechen
dieEinschätzungendesPrestigesdieserTätigkeitbeizwei
wichtigenReferenzgruppenfürangehendeÄrzte,nämlich
KommilitonenundanderenÄrzten.DieAllgemeinmedizin
rangierthierfürbeideReferenzgruppenaufdemvorletzten
Platz(SchlusslichtistdieDermatologie).Diesesnegative
–undhinsichtlichderdamitverbundenen,konkretenVor-
stellungenüberdieTätigkeitfalsche–Imagedürftezueinem
nichtunwesentlichenTeildazubeitragen,dasssichmit
konstanterBeharrlichkeitletztlichnureinZehntelfüreine
WeiterbildunginAllgemeinmedizinentscheidet.Fach-und
sachgerechteInformationenüberdietatsächlicheTätigkeit
inderAllgemeinmedizinundderenBehandlungs-undAuf-
gabenspektrumsindnachwievordringendgebotenund
durchauserfolgversprechend.
GenerellisteineangestellteTätigkeit–inderambulanten
oderstationärenVersorgung–fürfastalleBefragteneine
attraktiveOption,eineangestellteTätigkeitinderambulanten
VersorgungfavorisierenvorallemdieFrauen.Dabeispielen
WünschenachTeilzeittätigkeitundgeregelterArbeitszeiteine
zentraleRolle,dieeinemsichgewandeltenBerufsrollenbild,
dergrößerenBedeutungvonFreizeit,demausgeprägten
KinderwunschundderVereinbarkeitvonArbeitundFamilie
geschuldetsind.
Unabhängigdavon,obdieStudenteneineNiederlassungins
AugefassenoderalsangestellteÄrztearbeitenwollen:Die
EinbindungineinTeamvonÄrztenisteinhöchstwichtiger
Faktor.UrsächlichdafürsindnebenÜberlegungenzurFunk-
tionvonKollegenalsRekrutierungsbasisfürFreundschaften
auchFragenderVerantwortungsdelegationund–teilung.Die
EinzelpraxisalsModellderärztlichenTätigkeitmiteinernur
lockerenKooperationmitStandeskollegenscheintsichzum
Auslaufmodellzuentwickeln,stelltaberinjedemFallnicht
mehrdieersteundfavorisierteOptiondar.
GenerellschreckenbeieinerNiederlassungunddamitver-
bundenenfreiberuflichenTätigkeit–egalobinEinzel-oder
inGemeinschaftspraxis–dasausSichtderStudentenhohe
Investitionsrisiko,dieüberbordendeBürokratieimRahmen
dervertragsärztlichenVersorgungundWirtschaftlichkeits-
prüfungenunddrohendeRegresseab.ErsteresProblem
lässtsichaufregionalerundlokalerEbenedurchdieenge
Zentrale Ergebnisse und Schlussfolgerungen6.
80
Berufsmonitoring 2014 | 6. fazit der universität trier
KooperationderNiederlassungsberatungderjeweilszustän-
digenKV,derKommunenundderregionalenKreditinstitute
lösen.HierbedarfesvorallemderAufklärungundInforma-
tionderangehendenÄrzte.Obundinwieweitübersolche
undandereFragenderkünftigenTätigkeitinderVersorgung
bereitsimStudiumstärkerinformiertwerdensollundkann,
müssendiemedizinischenFakultätenprüfen.Dieangehenden
StudentenzumindestbeklagengeradefürdiesenBereich
Informationsdefizite.
DasProblemderBürokratisierungundderRegresseistnur
aufBundesebenedurchentsprechendeÄnderungender
Rahmengesetzgebungzulösen.UnsereEmpfehlunghier
istsehrklar,eindeutigundunmissverständlich:Dieses
Problemmussschnellgelöstunddannauchentsprechend
kommuniziertwerden.InsbesonderediebisherigePraxis
derWirtschaftlichkeitsprüfungenistwederPatientennoch
Ärztenvermittelbarundmussdringendreformiertwerden!
DasAuslandhatanAttraktivitäteingebüßtundauchinner-
halbDeutschlandsnimmtdieNeigungzueinemOrtswechsel
ab.NachwievorabererfreuensichverschiedeneRegionen
innerhalbDeutschlandseinersehrunterschiedlichenBeliebt-
heit–undgenerellsindländlicheRegionenalsLebens-und
Arbeitsorteimmernochwenigerbeliebt,auchwennsichhier
einegewisseEntspannungabzuzeichnenscheint.Generell
beobachtenwireinestärkereKonzentrationaufdieHeimat-
regionbzw.dasHeimatbundeslandunddieRegionrundum
dieUniversität,andermanstudierthatunddiemandeshalb
auchbesserkennt.FürdieRekrutierungvonNachwuchs
imambulantenwiestationärenSektorbedeutetdieskurz
gesagt:dengrößtenErfolgversprechenStrategien,diefür
diejeweiligenBundesländerLandeskinderoderStudenten
derjeweiligenLandesuniversitätenansprechen.
WaslässtsichanweiterenEmpfehlungenausdenErgebnis-
senableiten?NimmtmandieAnalysenundKommentareernst,
dannfolgtdarauseineklarePräferenzgeradederFrauenfür
eineangestellteTätigkeitimambulantenSektorab,gerne
auchfüreinesektorübergreifende,aberangestellteTätigkeit.
DabeisinddieFaktorendergeregeltenArbeitszeitunddes
AustauschsmitKollegenentscheidend,einderTätigkeitund
VerantwortungangemessenesEinkommenundausreichende
MöglichkeitenderKinderbetreuungwerdenerwartet.
Dasbedeutet,dassdieOrganisationderbisherigenambu-
lantenundstationärenVersorgungmitihrersehrklaren
sektoralenTrennungundderquantitativenDominanzder
EinzelpraxisimniedergelassenenBereichfaktischkaumzu
haltenseinwird.Dabeiistdringendzuempfehlen,diesen
Prozessnichtungesteuertablaufenzulassen,sondernzu
gestalten,wobeiaufregionalerEbenejabereitsvielfältige
Strukturinnovationenzubeobachtensind.Fürdennieder-
gelassenenBereichsindhierinsbesondereÄrztenetzeals
gleichsamdezentraleMVZundüberörtlicheBerufsaus-
übungsgemeinschaften(BG)zunennen,diegrundsätzlich
alleMerkmaleaufweisen,diediesealsArbeitsmöglichkeiten
fürkünftigeÄrzteundvorallemÄrztinnensehrattraktiv
machen.MVZbieteneineOptionzurÜberwindungbestehen-
derSektorengrenzen.Eskommtdabeinatürlichimmerauf
diejeweiligeinstitutionelleundvertraglicheGestaltungvor
OrtundweitereregionaleRahmenbedingungenan.Dabei
sindnichtnurdieKV,dieKrankenhäuserundandereärzt-
licheOrganisationengefordert,sondernauchundgerade
dieKrankenkassensowiedieKommunenundGebietskörper-
schaftenunddieGesetzgebervonBundundLändern.
ZudemwirdmansichbeiderNachbesetzungvonArztstellen
inbeidenSektoreninstrukturschwachenRegionen(und
diessindinderRegelländlicheRegionenmitschlechter
AnbindunganOberzentren)raschundlösungsorientiert
mitderFragederArbeits-undBeschäftigungsmöglichkeiten
fürnichtärztlicheAkademikerauseinandersetzenmüssen–
einerFrage,diebislangnachunsererBeobachtungbesten-
fallsinAnsätzendiskutiertwird.Dennmehrheitlichwerden
dieÄrztinnen,diemanfürsolcheStellengewinnenkönnte,
PartnermitanderenStudienabschlüssenhaben,dieselbst
eineBerufstätigkeitundKarriereanstrebenundfürsich
definitivkeinLebensmodellinderErziehungvonKindern
unddemFühreneinesHaushaltssehen.DieEntscheidung
fürdenArbeits-undLebensortderGeneration30+,vonder
hierdieRedeist,istinderRegeleineFamilienentscheidung,
weildiePhasederPartnerwahlundgegebenenfallsauch
Heirat(zunächsteinmal)abgeschlossenist.Rekrutiertwerden
alsonichtwirklichEinzelpersonen,sondernPaaremitin
vielenFällendivergierendenHochschulabschlüssen.Der
folgendeKommentarillustriertdiesesProblem:„Stichwort
Niederlassung:MeinCousinistHausarztineigenerPraxis
unddieadministrativenTätigkeitenfresseneinengroßen
81
Berufsmonitoring 2014 | 6. fazit der universität trier
TeilseinerZeitundhindernihndaran,seineKinderaufwach-
senzusehen.(ErkommtunterderWocheum22:00Uhrnach
Hause.)WennerkeinkonservativerMenschwäremiteiner
Frau,dienurHausfrauundMutterohneStudiumist(nach
demSchemameinerGroßmutter)könnteerkeineKinder
haben.HausarztineigenerPraxiswirdfürmichdahernie
eineOptionsein,dennichmöchteaucheinenstudierten
EhepartnerundKinder.“
DiejetzttätigeGeneration(NachkriegsgenerationundBaby-
boomer)derÄrztegehtindennächsten10bis15Jahren
indenRuhestand,wobeidieserProzessbereitbegonnen
hatundspätestensab2020(alsoin5Jahren)anDynamik
gewinnenwird.DasZeitfenster,umnachzubesetztenist
nichtsehrgroßundschließtsichrasch.Problematischstellt
sichdieSituationdabeiinsbesondereimambulantenSektor
dar,wenndieindennächstenJahrenausscheidendenÄrzte
vergleichsweisealtershomogensind.Diesführtnämlichzu
derschwierigenSituation,dasseinbiszueinerkritischen
ZeitphasedeswahrscheinlichenAusscheidensvielerÄrzte
(z.B.50%derineinerRegiontätigenHausärzteindenJahren
2017/2018)eineRegionnachdenKriterienderBedarfspla-
nungausreichendversorgtunddeshalbgesperrtistund
danachschlagartigfreiwirdundunterUmständensogar
alsunterversorgtgeltenmuss.Dannallerdingsistessehr
schwierig,jungeÄrztezugewinnen,weildieseeinenallmähli-
chenÜbergangeindeutigbevorzugenundvorderÜbernahme
deralleinigenVerantwortungundZuständigkeitfürPatienten
undeinePraxiseineEinarbeitungsphaseunddenRückhalt
ältererunderfahrenerniedergelassenerÄrztewünschen.
WirzitierenhiernochmalseinenKommentar,derdieses
ProblemaufdenPunktbringt:„BeivielenKommilitonen
(undauchbeimir)bestehtderWunschzurNiederlassung.
EingroßesundauchabschreckendesProblemist,dassman
nachdemStudiumundderFacharztausbildungvölligohne
betriebswirtschaftlicheKompetenzenverbleibtundgerade
auchohneentsprechendesKnow-howdasGesundheits-
undAbrechnungssystem(DRGsetc.)betreffend.Durcheigene
ErfahrungenwährendeinerFamulaturimambulantenSektor
habeichdieProblemeeinesjungenArztesalsNeueinsteiger
erlebt,derohneseinenerfahrenenundlangjährigtätigen
Praxispartnervölligalleingelassenundaufgeschmissen
wäre.“MankannhiervordemHintergrundderErgebnisse
beiderWellennurergänzen,dassdiesnichtnurfürdie
betriebswirtschaftlichenAspektebeiderFührungeiner
Praxisgilt,sonderninnochhöheremMaßfürdenfachlichen
RatbeiderBehandlungderPatienten.Hieristdringend
zuempfehlen,fürdenunmittelbarvorderTürstehenden
Generationswechsel,schnellstmöglichÜbergangsregelungen
zufinden,dieeseinerPraxisauchineinemgesperrtenGebiet
erlauben,Nachfolgerzubeschäftigen,ohnedieseausdem
Praxisbudgetfinanzierenzumüssen,wennabsehbarinder
fraglichenRegionineinemengenZeitrahmenvieleSitzefrei
werden.EineFinanzierungvonsolchenNachfolgernausdem
PraxisbudgetistfürältereÄrztedefinitivkeinattraktives
Modell,wennderenPraxisspäternichtfür(viel)Geldvon
denNachfolgernübernommenwird(wovonkaumauszugehen
ist),dadieseFinanzierungzuLastendeseigenenEinkom-
mensgeht.HiermüssensichinsbesonderedieKostenträger
bewegenunddasmöglichstbald.
82
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
2. Welle Bundesweite Befragung von Medizinstudenten Frühjahr 2014
Prof. Dr. Rüdiger Jacob, Universität Trier
n = 11.462
fachbereich iV Soziologie/empirische Sozialforschung
Universitätsring 15, 54286 Trier
Tel.: +49 (651) 201-2658, fax: +49 (651) 201-2645
http://mes.uni-trier.de
83
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
Fragebogen
n = 11.462
Aachen 2,6
Berlin 4,3
Bochum 1,1
Bonn 0,2
Dresden 0,6
Düsseldorf 5,1
Erlangen 2,7
Essen 3,0
Frankfurt/Main 3,7
Freiburg 5,4
Gießen 2,8
Göttingen 3,6
Greifswald 3,0
Halle(Saale) 1,9
Hamburg-Eppendorf 4,6
Hannover 3,4
Heidelberg 4,7
Homburg 2,2
Jena 1,1
Kiel 3,4
Köln 2,9
Leipzig 1,4
Lübeck 2,5
Magdeburg 2,5
n = 11.462
Mainz 2,7
Mannheim 0,3
Marburg 3,2
München(TU) 3,0
München(LMU) 6,3
Münster 3,8
Oldenburg 0,1
Regensburg 0,0
Rostock 2,1
Tübingen 3,8
Ulm 1,9
Witten-Herdecke 0,7
Würzburg 2,9
keineAngabe 0,3
1. AN WELcHER UNIVERSITÄT STUDIEREN SIE MEDIZIN?*
2. IN WELcHEM SEMESTER SIND SIE?*
n = 10.736
Mittelwert6,9Semester;Median6;Modus4
3. SIND SIE IN EINEM MODELLSTUDIENGANG
EINGEScHRIEBEN?*
n = 11.145
Ja 17,9
Nein 82,1
*AngabeninProzent
84
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
4. IN WELcHEM ABScHNITT IHRES STUDIUMS
BEFINDEN SIE SIcH?*
n = 11.117
VorklinischerTeil 35,3
KlinischerTeil 51,2
PraktischesJahr 13,5
5. WERDEN SIE IHR STUDIUM VORAUSSIcHTLIcH IN DER
REGELSTUDIENZEIT ABScHLIESSEN?*
n = 11.184
Ja 42,3
Nein 32,0
Dasweißichnochnicht 25,7
6. WIE SIND SIE ZUM MEDIZINSTUDIUM ZUGELASSEN
WORDEN?*
n = 11.181
DirektaufgrundmeinerAbiturdurch-
schnittsnote(Abitur-Bestenquote)21,2
DurchdasAuswahlverfahrenaneiner
Universität53,7
DurchWartezeit(Wartesemester) 13,8
SonstigeZulassung,nämlich 11,3
7. WANN HABEN SIE ABITUR GEMAcHT?
n = 11.009
AbiturMittelwert2009;Median2009;Modus2009
8. WANN HABEN SIE MIT DEM MEDIZINSTUDIUM BEGONNEN?*
Beginn des medizinstudiums (Bitte Jahr vierstellig angeBen):
N = 1.790 Sommersemester Mittelwert2011 Median2011 Modus2013
N = 9.084 Wintersemester Mittelwert2010 Median2011 Modus2012
9. WELcHE AUSSAGEN TREFFEN AUF SIE ZU?*
ntrifft
zu trifft nicht
zu
IchhabebereitspraktischeErfahrungenimmedizinischenBereichvorStudienbe-
ginngesammelt(z.B.Bundesfreiwilligendienst,Zivildienst,FSJ,Ausbildungo.ä.)11.043 50,7 49,3
ElternsindoderwarenauchMediziner 11.011 24,1 75,9
AndereAngehörigesindoderwarenauchMediziner 11.010 30,5 69,5
IchhabedieMöglichkeit,ggfs.einePraxisvonAngehörigenoderBekannten
zuübernehmen11.003 13,9 86,1
*AngabeninProzent
85
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
10. WO GENAU HABEN SIE PRAKTIScHE ERFAHRUNGEN GESAMMELT?*
(Filter:PraktischeErfahrungen) n
Ausbildung,undzwar: 3.010
AndereErfahrung,undzwar: 3.637
WielangehabenSiedasgemacht?: 5.257
nJa, auf Jeden
fall Ja, wahr-
scheinlich nein, eher
nicht nein, auf
Keinen fall
Selbstständige,freiberufliche
TätigkeitineigenerPraxisals
Hausarzt
10.884 10,2 27,0 45,3 17,4
Selbstständige,freiberufliche
TätigkeitineigenerPraxisals
spezialisierterFacharzt
10.910 18,1 55,9 23,7 2,2
AngestellteTätigkeitineinem
Krankenhaus10.926 24,6 51,4 20,1 3,8
AngestellteTätigkeitineiner
Praxis10.865 9,0 46,7 35,2 9,1
AngestellteTätigkeitineinem
MedizinischenVersorgungszent-
rum(MVZ)
10.856 7,5 45,3 38,2 9,0
AngestellteTätigkeitimöffentli-
chenGesundheitsdienst10.817 1,7 14,5 49,7 34,2
AngestellteTätigkeitinder
Forschung10.870 4,2 18,0 37,5 40,3
AngestellteTätigkeitbeider
Pharmaindustrie10.867 1,3 8,3 32,5 57,9
AngestellteTätigkeitbeieiner
Krankenkasse10.854 0,4 3,9 30,3 65,4
11. NAcH DER FAcHARZTAUSBILDUNG: KOMMEN DIE FOLGENDEN TÄTIGKEITEN FÜR SIE IN FRAGE?*
*AngabeninProzent
86
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
(BittekreuzenSiemaximaldreiOptionenan) n = 5.506
Allgemeinmedizin 34,5
Anästhesiologie 26,4
Augenheilkunde 5,0
Chirurgie 25,2
FrauenheilkundeundGeburtshilfe 18,3
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 7,7
Haut-undGeschlechtskrankheiten 4,9
InnereMedizin 45,6
Kinder-undJugendmedizin 26,4
Neurologie 21,7
PsychiatrieundPsychotherapie 14,0
Radiologie 12,1
OrthopädieundUnfallchirurgie 18,9
*AngabeninProzent
12. VOR DEM HINTERGRUND IHRER AKTUELLEN INTERESSEN UND PRÄFERENZEN: WELcHE FAcHARZTAUSBILDUNG
WÜRDEN SIE JETZT WÄHLEN?*
n = 5.486
Allgemeinmedizin 8,9 10,2
Anästhesiologie 8,5 9,8
Augenheilkunde 1,0 1,2
Chirurgie 8,3 9,6
FrauenheilkundeundGeburtshilfe 5,9 6,7
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 1,3 1,5
Haut-undGeschlechtskrankheiten 1,1 1,3
InnereMedizin 16,2 18,6
Kinder-undJugendmedizin 9,4 10,8
Neurologie 5,7 6,6
PsychiatrieundPsychotherapie 3,6 4,2
Radiologie 2,4 2,8
OrthopädieundUnfallchirurgie 6,8 7,8
Urologie 1,2 1,4
Sonstige,nämlich 6,6 7,6
Dasweißichnochnicht 13,0
SPLIT BALLOT:
12. WELcHE FAcHARZTAUSBILDUNG KOMMT FÜR SIE IN FRAGE?*
87
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
(Mehrfachnennungensindmöglich) n = 11.462
Allgemeinmedizin 19,1
Anästhesiologie 17,4
Augenheilkunde 50,8
Chirurgie 35,0
FrauenheilkundeundGeburtshilfe 37,3
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 38,0
Haut-undGeschlechtskrankheiten 54,6
InnereMedizin 10,0
Kinder-undJugendmedizin 24,1
Neurologie 19,6
PsychiatrieundPsychotherapie 42,2
Radiologie 33,9
OrthopädieundUnfallchirurgie 37,7
Urologie 41,3
Sonstige,nämlich... 2,4
*AngabeninProzent
(Filter:WennAllgemeinmedizinangekreuztwurde.Mehrfachnennungensindmöglich) n = 2.182
DieWeiterbildungistschlechtkoordiniert(u.a.häufigerArbeitsplatzwechsel) 8,1
DieWeiterbildungdauertzulange 3,8
DieWeiterbildungistschlechtbezahlt 19,3
AndereGründe,nämlich:... 69,5
IchhabemichmitderFragederWeiterbildungnochnichtbeschäftigt 19,6
14. WARUM KOMMT DIE WEITERBILDUNG IN ALLGEMEINMEDIZIN FÜR SIE NIcHT IN FRAGE?*
SPLIT BALLOT:
12. FORTSETZUNG: WELcHE FAcHARZTAUSBILDUNG KOMMT FÜR SIE IN FRAGE?*
(BittekreuzenSiemaximaldreiOptionenan) n = 5.506
Urologie 6,2
Sonstige,nämlich... 13,0
Dasweißichnochnicht 8,2
13. UND WELcHE FAcHARZTAUSBILDUNGEN KOMMEN FÜR SIE DEFINITIV NIcHT IN FRAGE?*
88
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
16. WIE WIcHTIG IST ES IHNEN BEI DER WAHL FÜR EIN FAcHGEBIET,*
nsehr
wichtig wichtig
weniger wichtig
unwichtig
dassIhrFachgebietinnerhalbderMedizinpositivwahrgenommenwird
10.817 5,1 33,6 47,4 13,9
dassIhrFachgebietindenMedienpositivdargestelltwird 10.788 2,6 20,0 53,5 23,9
späterimBerufnebenderKrankheitsgeschichtederPatientenauchderenLebensverhältnissegutzukennen
10.794 22,2 49,9 23,7 4,2
geregelteArbeitszeitenzuhaben 10.796 39,7 44,4 14,5 1,5
IhreArbeitszeitflexibelgestaltenzukönnen(zumBeispielinTeilzeitarbeitenzukönnen)
10.805 45,9 37,9 14,6 1,6
guteVerdienstmöglichkeitenzuhaben 10.796 27,9 54,3 16,6 1,2
FamilieundBerufgutvereinbarenzukönnen 10.806 69,3 25,5 4,5 0,7
inIhremFachgebietaufdemneuestenStandderWissenschaftzusein
10.819 50,0 44,4 5,5 0,2
späterimBerufeinmöglichstbreitesSpektrumvonKrankheitenzubehandeln
10.804 24,4 49,7 24,9 1,0
einenabwechslungsreichenArbeitstagzuhaben 10.810 43,0 49,4 7,4 0,2
späterimBerufineinemTeammitÄrztenverschiedenerFachrichtungenzuarbeiten
10.798 15,4 48,2 34,7 1,7
späterimBerufineinemTeammitKollegenverschiede-nerandererGesundheitsberufezuarbeiten
10.776 10,8 39,9 44,5 4,8
dassMöglichkeitenderKinderbetreuungwährendderWeiterbildungbestehen
10.792 44,8 36,1 14,9 4,2
späterdamitineigenerPraxistätigzusein 10.768 21,1 39,2 33,4 6,3
anForschungsthemenundStudienbeteiligtzusein 10.806 10,8 24,6 48,3 16,4
*AngabeninProzent
(Filter:WennAllgemeinmedizinnichtangekreuztwurde)
FolgendeGründe,nämlich:...
15. WARUM KOMMT DIE WEITERBILDUNG IN DEN VON IHNEN GENANNTEN FÄcHERN NIcHT IN FRAGE?
89
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
nJa,
auf Jeden fall
Ja, wahrschein-
lich
nein, eher nicht
nein, auf Keinen
fall
MeinenähereHeimatregion 10.753 45,4 32,5 19,3 2,8
MeinHeimatbundesland 10.708 43,1 41,4 14,1 1,4
RegionrundumdieUniversität 10.708 26,7 37,7 29,2 6,4
EinanderesBundesland 10.710 16,0 48,3 31,8 3,9
Ausland 10.732 15,3 33,3 39,0 12,4
17. Kommen die folgenden regionen fÜr sie als arBeitsort in frage?*
(FilteranderesBundesland.Mehrfachnennungensindmöglich) n = 7.020
Baden-Württemberg 58,7
Bayern 56,7
Berlin 49,0
Brandenburg 21,2
Bremen 29,7
Hamburg 63,2
Hessen 36,6
Mecklenburg-Vorpommern 24,2
Niedersachsen 43,3
Nordrhein-Westfalen 51,7
Rheinland-Pfalz 36,3
Saarland 18,5
Sachsen 24,4
Sachsen-Anhalt 16,5
Schleswig-Holstein 34,9
Thüringen 20,7
18. welche anderen Bundesländer Kommen fÜr sie als arBeitsort in frage?*
*AngabeninProzent
90
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
n sehr gut gut weniger
gut schlecht
damit haBe ich mich
noch nicht Beschäftigt
derstationärenVersorgung 10.746 10,1 47,0 24,1 6,4 12,4
derambulantenVersorgung 10.740 3,8 28,7 41,0 12,2 14,3
gemischtenVersorgungsmodellen(ambulant/stationär)
10.725 1,4 11,0 40,8 24,9 21,8
TeamstruktureninderambulantenVersorgung(z.B.MedizinischeVersorgungszentren,ÄrztenetzeoderBerufsausübungsgemeinschaften)
10.730 1,4 8,4 34,3 30,9 25,1
20. wie gut fÜhlen sie sich informiert ÜBer die anforderungen und arBeitsBedingungen in:*
*AngabeninProzent
(Mehrfachnennungensindmöglich) n = 11.462
Nein,alleOrtsgrößenkommeninFrage 37,0
Ja,undzwarinOrten…
mitwenigerals2.000Einwohnern 49,1
mit2.000bis5.000Einwohnern 39,4
mit5.000bis10.000Einwohnern 34,4
mit10.000bis50.000Einwohnern 20,9
mit50.000bis100.000Einwohnern 11,6
mit100.000bis500.000Einwohnern 8,5
mitmehrals500.000Einwohnern 17,5
19. wenn sie ihren späteren arBeitsort völlig frei wählen Könnten: giBt es orte, in denen sie auf
Keinen fall arBeiten wollen?*
(Mehrfachnennungensindmöglich) n = 11.462
GesprächemitbereitstätigenÄrzten 91,5
DeutschesÄrzteblattingedruckterForm 9,4
DeutschesÄrzteblattonline/Studieren.de 17,2
21. wo informieren sie sich ÜBer fragen zu ihrer späteren ärztlichen tätigKeit, etwa zu tätigKeitsprofi-
len verschiedener fachrichtungen, arBeitszeiten, anstellungsmöglichKeiten oder niederlassung?*
91
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
(Mehrfachnennungensindmöglich) n = 11.462
AndereMedizinischeFachzeitschrifteningedruckterForm 13,9
AndereMedizinischeFachzeitschriftenonline 12,0
MedizinportaleimInternet 37,7
InternetseitenvonKrankenhäusernoderKlinikbetreibern 40,5
InternetseitenvonÄrztekammernundKassenärztlichenVereinigungen 13,3
InternetseitenvonVerbänden(z.B.MarburgerBund,Hartmannbund) 21,9
Internetforen 27,1
SozialeNetzwerke 25,3
MedienwieFAZ,SüddeutscheZeitung,Spiegel,Focus,usw.(onlineoderPrint) 40,2
DokumentationenimFernsehenoderRadio 40,0
SonstigeQuellen,nämlich... 5,1
21. fortsetzung: wo informieren sie sich ÜBer fragen zu ihrer späteren ärztlichen tätigKeit ...*
n = 11.462
häufige nutzung grosses vertrauen
GesprächemitbereitstätigenÄrzten 76,8 84,6
DeutschesÄrzteblattingedruckterForm 7,8 14,6
DeutschesÄrzteblattonline/Studieren.de 10,3 15,6
AndereMedizinischeFachzeitschrifteningedruckterForm 9,1 11,7
AndereMedizinischeFachzeitschriftenonline 6,8 7,8
MedizinportaleimInternet 20,8 4,1
InternetseitenvonKrankenhäusernoderKlinikbetreibern 19,9 4,5
InternetseitenvonÄrztekammernundKassenärztlichenVereinigungen 6,3 8,5
InternetseitenvonVerbänden(z.B.MarburgerBund,Hartmannbund) 11,0 12,8
Internetforen 16,5 1,9
SozialeNetzwerke 19,3 1,6
MedienwieFAZ,SüddeutscheZeitung,Spiegel,Focus,usw.(onlineoderprint) 29,8 10,3
DokumentationenimFernsehenoderRadio 25,2 5,5
SonstigeQuellen 3,7 2,4
22. welche dieser informationsquellen nutzen sie dazu häufig, zu welchen haBen sie grosses vertrauen?*
*AngabeninProzent
92
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
neher hohes
ansehen eher geringes
ansehen
Allgemeinmedizin/hausärztlicheTätigkeit 9.674 20,7 79,3
Anästhesiologie 9.255 62,0 38,0
Augenheilkunde 8.950 23,1 76,9
Chirurgie 9.893 89,1 10,9
FrauenheilkundeundGeburtshilfe 8.831 61,3 38,7
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 8.671 27,6 72,4
Haut-undGeschlechtskrankheiten 9.281 6,7 93,3
InnereMedizin 9.508 87,7 12,3
Kinder-undJugendmedizin 9.062 81,8 18,2
24. welche fachrichtungen geniessen nach ihrer einschätzung unter ihren Kommilitonen ein eher
hohes, welche ein eher geringes ansehen?*
n = 10.497
Allgemeinmedizin/hausärztlicheTätigkeit 17,5
Anästhesiologie 0,7
Augenheilkunde 0,6
Chirurgie 48,9
FrauenheilkundeundGeburtshilfe 1,5
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 0,1
Haut-undGeschlechtskrankheiten 0,1
InnereMedizin 11,0
Kinder-undJugendmedizin 5,6
Neurologie 4,7
PsychiatrieundPsychotherapie 0,2
Radiologie 1,7
OrthopädieundUnfallchirurgie 4,7
Urologie 0,0
Sonstige,nämlich... 2,7
23. generell geniesst der arztBeruf in der BevölKerung ein hohes ansehen, allerdings haBen die
verschiedenen facharztrichtungen ein durchaus unterschiedliches prestige. welche facharzt-
richtung wird nach ihrer einschätzung in der BevölKerung am meisten geschätzt?*
*AngabeninProzent
93
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
n eher hohes anseheneher geringes
ansehen
Allgemeinmedizin/hausärztlicheTätigkeit 8.649 26,6 73,4
Anästhesiologie 8.357 48,1 51,9
Augenheilkunde 7.890 31,8 68,2
Chirurgie 8.692 74,9 25,1
FrauenheilkundeundGeburtshilfe 7.817 62,3 37,7
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 7.733 38,1 61,9
Haut-undGeschlechtskrankheiten 8.047 13,7 86,3
InnereMedizin 8.547 87,0 13,0
Kinder-undJugendmedizin 7.983 72,5 27,5
Neurologie 8.292 88,2 11,8
PsychiatrieundPsychotherapie 8.119 26,2 73,8
Radiologie 8.201 53,7 46,3
OrthopädieundUnfallchirurgie 8.206 67,3 32,7
Urologie 7.703 40,1 59,9
Sonstige,nämlich... 233 55,4 44,6
25. und welche fachrichtungen geniessen nach ihrer einschätzung unter praKtizierenden ärzten/
medizinern ein eher hohes, welche ein eher geringes ansehen?*
*AngabeninProzent
neher hohes
ansehen eher geringes
ansehen
Neurologie 9.288 87,3 12,7
PsychiatrieundPsychotherapie 9.144 24,2 75,8
Radiologie 9.048 52,7 47,3
OrthopädieundUnfallchirurgie 9.274 79,7 20,3
Urologie 8.799 28,4 71,6
Sonstige,nämlich... 276 49,3 50,7
24. fortsezung: welche fachrichtungen geniessen nach ihrer einschätzung unter ihren Kommilitonen
ein eher hohes, welche ein eher geringes ansehen?*
94
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
nstimme sehr zu
stimme eher zu
teils/ teilsstimme
eher nicht zu
stimme ÜBerhaupt
nicht zu
DiehausärztlicheTätigkeitistinte-ressantundabwechslungsreich
10.322 19,3 29,5 31,6 15,0 4,6
AlsHausarztineigenerPraxisistmansehraufsichalleingestelltundhatwenigfachlichenAus-tauschmitKollegen
10.303 13,2 38,7 30,4 15,7 2,1
DieVerdienstmöglichkeitenalsHausarztsindzugering
10.230 22,6 30,7 29,4 15,3 2,1
HausärztebehandelneinegroßeBandbreitevonKrankheitsbildern
10.265 31,1 37,9 20,0 10,0 1,1
HausärztetragenalsFallmanagerihrerPatientendiegrößteVer-antwortunginderambulantenVersorgung
10.294 43,9 40,0 12,1 3,4 0,7
HausärztemüssenfürihrePatientenständigverfügbarsein
10.308 15,0 36,4 28,1 15,8 4,7
26. inwieweit stimmen sie den folgenden vorstellungen ÜBer die hausärztliche tätigKeit zu?*
n = 10.314
IchbegrüßesolcheEntwicklungen 50,6
IchlehnesolcheEntwicklungeneherab 21,9
DarüberhabeichmirnochkeineGedankengemacht 27,5
27. in den letzten Jahren wird intensiv ÜBer die ÜBertragung Bislang ärztlicher aufgaBen an
entsprechend qualifizierte arztassistenten, pflegeKräfte oder medizinische fachangestellte
disKutiert, die diese dann eigenverantwortlich ÜBernehmen sollen. wie stehen sie dazu?*
*AngabeninProzent
95
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
n = 10.381
Ja 22,8
Vielleicht 24,9
Nein 45,1
Weißichnochnicht 7,2
28. aB 2019 mÜssen die medizinischen faKultäten fÜr alle medizinstudenten einen pJ-platz in der allge-
meinmedizinischen praxis anBieten. Kommt ein pJ-aBschnitt in der allgemeinmedizin fÜr sie in frage?*
n = 1.385
Anästhesiologie 24,6
Allgemeinmedizin/hausärztlicheTätigkeit 6,6
Augenheilkunde 2,2
FrauenheilkundeundGeburtshilfe 10,4
Hals-,Nasen-,Ohrenheilkunde 2,8
Haut-undGeschlechtskrankheiten 3,8
Kinder-undJugendmedizin 14,3
Neurologie 10,4
PsychiatrieundPsychotherapie 3,5
Radiologie 5,5
OrthopädieundUnfallchirurgie 4,2
Urologie 3,2
Sonstige,nämlich 8,4
29. nur fÜr pJ: in welchem wahlfach machen sie ihr pJ?*
30. nur fÜr pJ: haBen sie ihr pJ oder teile davon im ausland aBsolviert?*
n = 1.373
Ja 38,7
Nein 61,3
*AngabeninProzent
96
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
n = 8.991
Ja 51,2
Nein 24,6
Weißichnochnicht 24,2
31. nicht fÜr pJ: planen sie, ihr pJ oder teile davon im ausland zu aBsolvieren?*
n = 6.704
Ja 85,7
Nein 14,3
32. aB KliniK: haBen sie die famulatur oder teile davon schon gemacht?*
n = 5.720
Ja 31,6
Nein 68,4
33. aB KliniK, famulatur Ja: haBen sie die famulatur oder teile davon im ausland gemacht?*
34. aB KliniK, famulatur nein: planen sie, die famulatur oder teile davon im ausland zu machen?*
n = 960
Ja 58,1
Nein 24,5
Weißichnochnicht 17,4
*AngabeninProzent
97
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
n Ja nein
AmbulantePraxis 3.334 78,0 22,0
KrankenhausderGrund-undRegelversorgung 3.246 73,7 26,3
KrankenhausderMaximalversorgung 3.074 64,9 35,1
Uni-Klinik 3.128 62,5 37,5
AndereEinrichtung 2.026 17,6 82,4
35. famulatur in deutschland: in welchen einrichtungen haBen sie die famulatur gemacht?*
nvoll und
ganz weit-
gehend nur
teilweise ganz und gar nicht
MedizinischesFachwissen 5.717 14,4 54,2 30,6 0,8
PraktischeFertigkeiten 5.715 22,5 48,0 28,0 1,5
KommunikativeundsozialeKompetenz 5.705 23,6 51,3 22,6 2,5
WissenüberOrganisationundVerwaltungvonPraxis/Versorgungseinrichtungen
5.708 7,8 30,4 47,7 14,0
36. famulatur: in welchem umfang haBen sie während der famulatur folgende Kenntnisse erwerBen
Können?*
...
37. haBen sie anmerKungen zum thema niederlassung, zum arztBeruf generell und zu ihren
Beruflichen perspeKtiven und wÜnschen?
38. sind sie ...?*
n = 10.284
Weiblich 64,5
Männlich 35,5
*AngabeninProzent
98
Berufsmonitoring 2014 | frageBogen
n = 10.154
ImJahr:Mittelwert1989;Median1990;Modus1990
39. in welchem Jahr wurden sie geBoren?
PLZ:...
40. nennen sie Bitte die postleitzahl ihres herKunftsortes.
n = 8.305
DeutscheStaatsangehörigkeit 95,9
Andere,nämlich:... 4,1
41. welche staatsangehörigKeit haBen sie?*
n = 10.305
Ja 4,9
Nein 95,1
42. haBen sie Kinder?*
herzlichen danK fÜr die teilnahme an dieser Befragung
43. möchten sie später Kinder haBen?*
n = 9.772
Ja 87,4
Nein 2,8
Weißnicht 9,8
*AngabeninProzent
99
Herausgeber
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Fax:(030) 40 05 - 1590
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Anatomie-VorlesungimFachbereichMedizin
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April2015
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