Berlin aktuell, Digitalwirtschaft - Ein wichtiger Stützpfeiler in ...In Deutschland wurden 2019 in...
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Berlin aktuell Digitalwirtschaft – Ein wichtiger Stützpfeiler in der Krise
November 2020
www.berliner-sparkasse.de
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 2
Editorial des Vorstandsvorsitzenden der Investitionsbank Berlin
Dr. Jürgen Allerkamp
Mit Beginn der Coronakrise hat die Digitalisie-rung in Wirtschaft und Gesellschaft einen un-freiwilligen, heftigen Schub erhalten und gleichzeitig deren enorme Potentiale aufge-zeigt. Unternehmen haben innerhalb kürzes-ter Zeit flächendeckend das vorher vielfach geschmähte Home-Office eingesetzt und überrascht festgestellt, dass viele Business-Meetings problemlos und sogar viel kosten-günstiger online stattfinden können. Zugleich haben die anstrengenden Monate im pande-miebedingten Lockdown aber wie unter ei-nem Brennglas schonungslos offen gelegt, wo die Digitalisierung noch nicht funktioniert. Große Teile der öffentlichen Verwaltung wa-ren lahmgelegt und Lehrer, Schüler und El-tern kämpften unvermittelt mit einer Vielzahl von Plattformen und Onlineangeboten, um die „schulfreie Zeit“ zu meistern. Andere Be-reiche des gesellschaftlichen Lebens wie Sport, Kunst, Kultur und Unterhaltung, auch das hat die Krise schnell gezeigt, wollen wir weiterhin traditionell, sprich analog genießen.
Die weltweite Wirtschaftskrise 2020 hat in der Berliner Wirtschaft tiefe Spuren hinterlassen. War der geringe Industrieanteil der Berliner Wirtschaft in der letzten großen Krise 2008 noch ein gewisser Schutz vor einem zu star-ken Wachstumseinbruch, so wurde in dieser Krise eine Vielzahl der Berliner Dienstleis-tungsbereiche mit voller Wucht getroffen. Deshalb kann 2020 für Berlin mit einer Rezes-sion von etwa -6% gerechnet werden. Aber es gibt keinen Grund zur Verzweiflung. Da Deutschland vor der Krise gut gewirtschaftet und konsequent Schulden zurückgeführt hat, konnten bei der Krisenbewältigung nun alle
Register gezogen werden. Für viele Selbst-ständige und Unternehmen hatte die Krise in Berlin schnell existenzbedrohende Ausmaße angenommen. Nur dank des schnellen und unbürokratischen Einsatzes öffentlicher Mittel konnten viele dieser Unternehmen gerettet werden. Dennoch werden viele, vor allem tou-rismusnahe Bereiche, lange nicht zur ge-wohnten Normalität zurückkehren können.
Gut, dass das Berliner Businessmodell nicht einseitig auf den Tourismus gesetzt hat. Ber-lin ist vor allem auch deutsche Digitalhaupt-stadt, das zeigen neben den regelmäßigen IBB-eigenen Studien auch alle weiteren Un-tersuchungen zu dem Thema. Die Start-up-Community in Berlin ist, anders als noch zur Jahrtausendwende, längst in einen selbstver-stärkenden, selbsttragenden Kreislauf einge-treten. Die vorliegende Studie der IBB-Volks-wirte, die diesmal in Zusammenarbeit mit der Berliner Sparkasse erstellt wurde, zeigt auf, dass sich die Berliner Digitalwirtschaft in der letzten Dekade sehr dynamisch entwickelt hat. Zuletzt waren hier knapp 110.000 Men-schen angestellt – mehr als in jeder anderen deutschen Großstadt.
An diesem Erfolg haben auch die IBB und ihre Partner einen Anteil: Allein in 2019 wurden durch die Fonds der IBB Ventures 13 neue Beteiligungen eingegangen sowie 43 Folge-runden abgeschlossen. In Erst- und Folge-runden hat die IBB Ventures dabei 17 Mio. EUR investiert. Daneben haben private In-vestoren den Start-Ups weitere 76 Mio. EUR bereitgestellt. Ich freue mich darauf, gemein-sam mit den Akteuren und Partnern am Standort die enormen Chancen der Digitali-sierung für Berlin aufzuzeigen, zu fördern, ge-meinsam zu finanzieren und für die Gesell-schaft nutzbar zu machen.
Dr. Jürgen Allerkamp, Vorsitzender des Vor-stands der Investitionsbank Berlin
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 3
Dr. Johannes Evers
Wo stehen die Digitals in der Berliner Wirt-schaft? Die Volkswirte der Investitionsbank Berlin und der Berliner Sparkasse wollten es ganz genau wissen. Anhand einer Vielzahl aktueller Daten machen sie mit dieser ge-meinsamen Studie den größten Wachstums-treiber unserer Hauptstadt greifbar, die Digi-talwirtschaft. Sie zeigen u.a. auf, wie der Sek-tor die Anpassung der Löhne ans Bundesni-veau beschleunigt, welche beträchtliche Wertschöpfung er inzwischen in Berlin bei-steuert und wie viele Arbeitsplätze am Digita-len hängen.
Gerade bei Letzterem zeigt der Trend deut-lich nach oben, denn auch Handel, Industrie, die öffentliche Verwaltung oder das Finanz-wesen setzen mehr und mehr auf digitales Know-how in den eigenen Reihen: Inzwi-schen entfällt jeder zehnte neue IT-Job Deutschlands auf Berliner Arbeitgeber.
Die Digitalwirtschaft macht sich im wahrsten Sinne des Wortes breit in der Stadt. Adlershof hat sich als Hotspot für Gründer im Tech-Be-reich etabliert. In Spandau will die Siemens-stadt 2.0 Raum für industrielle Digitalisierung schaffen, in Tegel steht seit Jahren eine Smart City in den Startlöchern. Und mit dem Deutschen Internet-Institut in Charlottenburg hat Berlin eine weitere wissenschaftliche Per-spektive auf die Digitalisierung gewinnen kön-nen. Ausgezeichnete Universitäten und in der Digitalwirtschaft spezialisierte Hochschulen treiben den Weg Berlins zum exzellenten Wissenschaftsstandort weiter voran – und ziehen zugleich die Talente von morgen für die digitale Wirtschaft an.
Doch diese Dynamik ist kein Selbstläufer, und es ist weniger die Coronakrise, die sie auszu-bremsen droht. Im internationalen Vergleich der Top-Standorte für Start-ups etwa ist Ber-lin zuletzt zurückgefallen. Auch die Anzahl gut ausgebildeter Menschen, die hierherziehen, um sesshaft zu werden und etwas aufzu-bauen, geht zurück. Und für die Bauvorhaben der großen digitalen Player gab es zuletzt vor allem Gegenwind. Hier ist mehr Offenheit ge-genüber zukunftsstarken Ansiedelungen, eine gut funktionierende Infrastruktur und eine Neubaupolitik, die für mehr bezahlbares Wohnen sorgt, gefragt.
Auch die Kreditwirtschaft ist für Anziehungs-kraft und Anreize mit verantwortlich: Für uns beginnt das beim Wirtschaftsnachwuchs, mit dem wir in der Uni oder in unseren Gründer-sprechstunden die Köpfe zusammenstecken und an Business Cases und Geschäftsmodel-len feilen. Es führt weiter über die Digitalisie-rungsberatung von Mittelständlern und gilt schließlich auch für konkrete Finanzierungen.
Wir können stolz sein auf die vielen Erfolgs-geschichten der Berliner Digitals und auf die, die gerade die nächsten schreiben. Der Inno-vationsgeist und Tatendrang der Digitalwirt-schaft tun Berlin gut – nicht nur, aber eben auch volkswirtschaftlich. Lesen Sie selbst!
Editorial des Vorstandsvorsitzenden derr Berliner Sparkasse
Dr. Johannes Evers, Vorsitzender des Vor-stands der Berliner Sparkasse
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell
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Ergebnisse auf einen Blick Digitalwirtschaft in Berlin
In der Berliner Digitalwirtschaft sind insgesamt 108.905 Menschen ange-stellt – mehr als in jeder anderen deut-schen Großstadt.
Zwischen 2008 und 2019 sind in dem Bereich insgesamt 68.096 Arbeits-plätze entstanden. Damit ist die Digi-talwirtschaft mehr als dreimal so schnell gewachsen wie die übrige Berliner Wirtschaft (9,3 zu 2,8% p.a.).
Jeder 6. neue Job in Berlin entsteht in der Digitalwirtschaft.
Die Umsätze der 10.800 Digitalunter-nehmen betragen 13,7 Mrd. EUR, die Bruttowertschöpfung 6,4 Mrd. EUR.
Die Digitalwirtschaft erwirtschaftet knapp 15% des Berliner Wirtschafts-wachstums der letzten sieben Jahre.
Kernbereich der Digitalwirtschaft In Berlin sind im Kernbereich der Digi-
talwirtschaft – Softwareentwickler und Datendienstleister – 80.841 Personen beschäftigt, mehr als in jeder anderen deutschen Großstadt.
Die Beschäftigung im Kernbereich der Digitalwirtschaft wächst in Berlin im Schnitt mit jährlich 11,1% doppelt so schnell wie in Deutschland insgesamt (5,5% p.a.).
Gründungen und Standortwahl
In Deutschland wurden 2019 in der Di-gitalwirtschaft insgesamt 5.169 Unter-nehmen gegründet, davon 509 in Ber-lin (9,6%).
Im Bereich der Digitalwirtschaft wird in Berlin fast so viel gegründet wie in Hamburg (291), München (141) und Köln (96) zusammen.
Im Schnitt wird in Berlin alle 17 Stun-den ein neues Digitalunternehmen ge-gründet.
Innerhalb Berlins siedeln sich Digital-unternehmen häufig in zentralen La-gen und im Hochschulumfeld an.
Zunehmend gibt es auch Gründungs-hotspots jenseits des Berliner Zent-rums z.B. in Adlershof.
Corona-Auswirkungen der 1. Welle Der Anstieg der Arbeitslosen in IKT-
Berufen (+15%), der zeitweise An-stieg der Kurzarbeit auf rund 18% der Beschäftigten im April sowie die rück-läufige Zahl der neuen Stellengesu-che um 15% bis zum August deuten darauf hin, dass die Corona-Krise auch an der Berliner Digitalwirtschaft nicht spurlos vorrübergeht.
Der Beschäftigungsindex der Dienst-leistungsstatistik weist im zweiten Quartal ein saisonbereinigtes Wachs-tum von 1,0% für Berliner Digitalwirt-schaft aus, obwohl die Dienstleistun-gen insgesamt schrumpften (Berlin -2,5% / Deutschland: -2,6%)
Insgesamt ist die Berliner Digitalwirt-schaft in der Krise resilienter als der Rest der Wirtschaft.
Arbeitsmarkt für IT-Fachleute Berlin ist mit 53.000 Arbeitsplätzen ei-
ner der größten deutschen Standorte für IT-Fachleute – in- und außerhalb der Digitalwirtschaft.
Mit rund 3,5% Anteil an der Gesamt-beschäftigung haben IT-Fachkräfte je-doch bisher nicht die Bedeutung wie in vielen anderen Regionen.
Starke Dynamik: Jeder 10. in Deutschland neu geschaffene Job für IT-Fachkräfte entstand in Berlin – ins-gesamt 22.000 seit 2013.
Die Entgeltlücke für Berliner IT-Be-schäftigte zum Bundesdurchschnitt schrumpft weiter – für Programmierer ist mit sie mit 1,5% fast geschlossen.
Rund zwei Drittel der Programmierer haben eine akademische Ausbildung.
Die derzeit rund 14.000 Informatik-Studierenden in Berlin bilden die Ba-sis für weiteres Wachstum.
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1. Digitalwirtschaft insgesamt Digitalbereiche der Wirtschaft mit ausge-prägter Wachstumsdynamik Der Wirtschaftsbereich Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) ist seit vie-len Jahren der wichtigsten Wachstumstreiber in der deutschen Hauptstadt. In diesem Be-reich stieg die Bruttowertschöpfung so stark wie in keinem anderen Sektor: im Zeitraum 2009 bis 2018 Jahr für Jahr um 6,2% (Berlin insgesamt: 2,8%). Inzwischen beträgt der IKT-Anteil an der gesamten Bruttowertschöp-fung 8,4%.
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
IKT
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1
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Jährliches Wachstum der BWS (linke Skala) Anteil an BWS (rechte Skala)
Berliner Wachstumstreiber
⌀Berlin: 2,8%
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandeburg, eigene Berechnungen Digitalwirtschaft ist wichtiger Wachstums-treiber innerhalb der IKT-Branche Innerhalb des Wirtschaftsbereiches IKT, der auch das Verlagswesen, Medien und den Rundfunk umfasst, nehmen die Unternehmen der Digitalwirtschaft eine herausragende Po-sition ein. Diese weisen aufgrund der Einfüh-rung neuer technologischer und digitaler In-novationen große Wachstumspotentiale auf – nicht nur bei den Digitalunternehmen selbst, sondern auch für die restliche Wirtschaft. Die vorliegende Untersuchung soll die öffent-liche Diskussion über diesen Bereich um ak-tuelles Zahlenmaterial aus der amtlichen Sta-tistik bereichern. Die Digitalwirtschaft, die selbst nicht als eigenständige Branche in der Klassifikation der Wirtschaftszweige des Sta-tistischen Bundesamtes (WZ-2008) aufge-führt wird, kann für Untersuchungszwecke mit Hilfe der relevanten Dienstleistungs- und In-dustriebranchen rechnerisch abgegrenzt wer-den.
1 1 1 1 1 1
1WZ-2008 Wirtschaftszweig 1
26.1 Hrst. von elektronischen Bauelementen 126.3 Hrst.v.Gerät.u.Einr.d.Telekomm.technik 161.1 Leitungsgebundene Telekommunikation 161.2 Drahtlose Telekommunikation 161.3 Satellitentelekommunikation 161.9 Sonstige Telekommunikation 158.2 Verlegen von Software 1
62.01 Programmiertätigkeiten 1
62.02Erbringung von Beratungsleistungen auf dem Gebiet der Informationstechnologie
11
62.03 Betrieb von DV-Einrichtungen für Dritte11
62.09Erbringung von sonstigen Dienstleistungen der Informationstechnologie
111
63.11Datenverarbeitung, Hosting und damit verbundene Tätigkeiten (Datenbankservice, Datenspeicherdienste)
111
63.12 Webportale 1
26.2 Hrst. von DV-Geräten u. periph. Geräten 1
26.4 Herstellung von Geräten der Unterhaltungselektronik 1
26.8Herstellung von magnetischen und optischen Datenträgern 1
47.91 Versand- und Internet-Einzelhandel
Abgrenzung der Digitalwirtschaft auf Grundlageder amtlichen statistischen Branchenklassifikation
Quelle: Destatis, Abgrenzung durch die Investitionsbank Berlin
IKT-B
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Infrast
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Darüber hinaus lässt sich die Digitalwirtschaft in die folgenden Themenschwerpunkte eintei-len:
1. Bereitstellung von Infrastruktur und Hardware der Informationstechnolo-gie (mit den beiden Teilbereichen IKT-Basis-Infrastruktur sowie Consumer Electronics)
2. Software- und Datendienstleister (Kernbereich)
3. Organisation des Internethandels
Im sogenannten „Kernbereich der Digitalwirt-schaft“ werden die für den digitalen Struktur-wandel notwendige Software und Daten-dienste erstellt. Ein wichtiger Teil der Berliner Digitalwirtschaft ist inzwischen der Internet-handel. Die Versandhandelsbranche hat sich durch die Ausbreitung des Internets radikal verändert und so Möglichkeiten für neue, in-novative Unternehmen eröffnet. Diese sie-deln sich vorwiegend in der deutschen Haupt-stadt an und agieren inzwischen international. In Deutschland arbeiten insgesamt 1,31 Mio. Menschen in der Digitalwirtschaft. Knapp 400.000 bzw. 30% davon arbeiten in den neun großen Vergleichsstädten, obwohl in ihnen nur rund 15% der Menschen in Deutschland leben. Die Digitalwirtschaft ist dort besonders stark, wo die digitale Infra-struktur ausreichend ausgebaut ist und es den Digitalunternehmen leicht fällt, gut aus-gebildete Arbeitskräfte zu rekrutieren.
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Berlin bundesweit größter Standort Im Jahr 2019 waren in der Berliner Digitalwirt-schaft insgesamt 108.905 Menschen tätig – mehr als in jeder anderen deutschen Groß-stadt. In München (78.130), Hamburg (61.618), Frankfurt (34.119) und Köln (34.283) arbeiteten absolut wesentlich weni-ger Menschen in der Digitalwirtschaft.
108.905
78.130
61.618
34.283
34.119
23.516
22.597
17.525
15.904
0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 120.000
Berlin
München
Hamburg
Köln
Frankfurt
Stuttgart
Dresden
Leipzig
Dortmund
Digitale Wirtschaft: Beschäftigte2019
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
Im Verhältnis zur Gesamtanzahl der sozial-versicherungspflichtig Beschäftigten erreicht die Berliner Digitalwirtschaft jedoch nur Platz drei. So arbeiten in München und Dresden pro 10.000 Beschäftigte 802 bzw. 769 Men-schen in der Digitalwirtschaft, in Berlin sind es größenbereinigt nur 653 Beschäftigte. Der deutsche Durchschnitt liegt bei 344 Digitalbe-schäftigten pro 10.000 Beschäftigte. Jobmotor Digitalwirtschaft Für die Berliner Wirtschaft ist die Bedeutung der Digitalwirtschaft in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Zeitraum 2008 bis 2019 sind in diesem Bereich insgesamt 68.096 neue Arbeitsplätze entstanden. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung von 9,3% und ist damit der höchste jährliche Beschäftigungszuwachs im Städtevergleich. Es folgen Leipzig und Köln mit einem jährlichen Anstieg von 6,1% und 5,9%. Allein im Jahr 2019 haben rund 10.000 Menschen in der Berliner Digitalwirtschaft eine neue Beschäftigung aufgenommen (+10,2%), fast so viel wie in Hamburg, Mün-chen und Frankfurt zusammengenommen.
9,3
6,1
5,9
4,3
4,2
3,7
3,4
3,3
2,9
2,2
0 2 4 6 8 10
Berlin
Leipzig
Köln
Frankfurt
Hamburg
Dortmund
Deutschland
Dresden
München
Stuttgart
Digitalwirtschaft: BeschäftigungswachstumDurchschnittlicher jährlicher Zuwachs 2008-2019 in %
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
Das deutsche Mittel beim Zuwachs von Jobs in der Digitalwirtschaft liegt bei 3,4%. Zum Vergleich: Die gesamte Beschäftigung in Ber-lin ist in diesem Zeitraum im Schnitt um jähr-lich 2,8% gestiegen und in Deutschland um 1,4%.
Deutschland
Hamburg
KölnFrankfurt
München
Dresden
Leipzig
Dortmund
Stuttgart
Berlin
250
350
450
550
650
750
850
08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Regionaler Anteil der DigitalwirtschaftDigitalwirtschafts-Beschäftigte je 1.000 Beschäftigte in der Gesamtwirtschaft
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
Welche herausragende Entwicklung die Berliner Digitalwirtschaft in der vergangenen Dekade durchgemacht hat, wird besonders deutlich beim Blick auf die größenbereinigten Kennziffern: Die Zahl der Digitalwirtschafts-Jobs je 1.000 Beschäftigten in der gesamten Berliner Wirtschaft hat sich seit 2008 fast verdoppelt und holt somit deutlich auf gegenüber alteingesessenen IKT-Standorten wie München (z.B. Siemens, Infineon) oder Dresden, wo bereits der erste „Megachip“ der DDR entwickelt wurde. Setzt sich der begonnene Trend fort, dann hat Berlin die alten Chip-Standorte in spätestens fünf Jahren nicht nur absolut, sondern auch größenbereinigt überholt.
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Deutschland
Berlin
Hamburg
Köln
Frankfurt
MünchenDresden
Leipzig
Dortmund
80
100
120
140
160
180
200
220
240
260
280
08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Beschäftigung in der Digitalwirtschaft2008 = 100
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
Jeder 6. neue Berliner Job entsteht in der Digitalwirtschaft Seit 2008 wurde sogar jeder 6. neue Job in Berlin in einem Unternehmen der Digitalwirt-schaft geschaffen, das entspricht 15,6% aller neuen Beschäftigungsverhältnisse. Mit die-sem Beitrag zum Beschäftigungsaufbau hat die Digitalwirtschaft für die Berliner Wirtschaft einen vergleichsweise hohen Stellenwert er-langt und ist daher als regionaler Wachstums-treiber bedeutsamer als in allen anderen Städten. Eine vergleichbar hohe Bedeutung als Jobmaschine erreicht die Digitalwirtschaft mehr als drei Dekaden nach Erfindung des World-Wide-Web und der deutschen Wieder-vereinigung nur in den beiden Städten Dres-den (14,6%) und Leipzig (14,4%).
15,6
14,6
14,4
12,8
12,6
11,4
10,8
10,0
6,5
0 5 10 15 20
Berlin
Dresden
Leipzig
Köln
Dortmund
Hamburg
Frankfurt
München
Stuttgart
Digitalwirtschaft: Beitrag zum BeschäftigungswachstumAnteil am regionalen Beschäftigungswachstum 2008-2019 in %
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen Internet-Unternehmen erwirtschaften knapp 14 Mrd. EUR Umsatz Im Jahr 2018 (letzte verfügbare Zahlen) ha-ben die 10.800 Berliner Internetunternehmen zusammen rund 13,7 Mrd. EUR Umsätze er-wirtschaftet. Seit 2008 haben sich die Um-sätze damit verdreifacht. Das entspricht einer jährlichen Steigerung von 12,7%. Inzwischen übersteigen die Umsätze der Digitalwirtschaft
die des Baugewerbes (11,7 Mrd. EUR). Allein gegenüber dem Vorjahr konnten die Umsätze der Digitalwirtschaft noch einmal um 10,8% gesteigert werden.
elektron. Bauteilen
Telekom-munikation
Verlegen v.Software
Software
Datendienste
Unterhaltungs-elektr.
Internethandel
0
1
2
3
4
5
6
7
8
IKT-Basis-Infrastruktur
Kernbereich Software-und Datendienstleister
ConsumerElectronics
Onlinehandel
Umsatzstruktur der Berliner Digitalwirtschaftin Mrd. EUR; (durchnittliche jährliche Wachstumsraten)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
1,6 (+9%)
0,1 (-4%)
5,1 (+18%)
6,9 (+12%)
Im Kernbereich der Digitalen Wirtschaft (Soft-ware und Daten), wo zuletzt 8.700 Unterneh-men gezählt wurden, konnten die Umsätze seit 2008 von 2,3 Mrd. EUR auf rund 6,9 Mrd. EUR gesteigert werden. Das entsprach ei-nem jährlichen Zuwachs von im Schnitt 12%. Die positive Entwicklung im Kernbereich wird sogar noch übertroffen von der Umsatzent-wicklung im Onlinehandel, die bei jährlich 18% liegt und inzwischen rund ein Drittel der Berliner Einzelhandelsumsätze ausmacht.
148
332
80100120140160180200220240260280300320340360
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Digitale Wirtschaft Deutschland Digitale Wirtschaft Berlin
UmsatzentwicklungIndex 2008=100; (durchschnittliches jährliche Wachstum in %)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
(13% p.a.)
(4% p.a.)
Auch im Bundesvergleich ist die Dynamik in Berlin in der Umsatzentwicklung beachtlich. Dort betrug der durchschnittliche jährliche An-stieg seit 2008 nur rund 4% pro Jahr. Die hohe Wachstumsdynamik der Berliner Digi-talwirtschaft belegen auch weitere Kennzah-len. So ist die Zahl der Beschäftigten pro Un-ternehmen in den letzten 10 Jahren um 54% auf durchschnittlich 8,4 gestiegen. Über alle
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Branchen sind es nur 7,7 Mitarbeiter pro Un-ternehmen. Aus Unternehmerperspektive sind diese hohen Einstellungen erforderlich, da auch der Umsatz pro Unternehmen seit 2008 um 67% auf 1,27 Mio. EUR und damit leicht über den Berliner Durchschnitt (1,22 Mio. EUR) gestiegen ist. Der Fachkräfteman-gel in der Digitalwirtschaft erweist sich zuneh-mend als Bremse, zumal qualifizierte Fach-kräfte vielfach nach Berlin ziehen müssen.
1,6
67,1
64,6
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Umsatz/Beschäftigten
Umsatz/Unternehmen
Beschäftigte/Unternehmen
Digitale Wirtschaft: Entwicklung der KennzahlenVeränderung 2008-2018 in %; (absolute Kennzahlen 2018)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
(151.700 EUR)
(1,3 Mio. EUR)
(8,4)
Digitalwirtschaft verantwortlich für 15% des Berliner Wirtschaftswachstums Seit 2010 hat sich die Bruttowertschöpfung in der Berliner Digitalwirtschaft, in Preisen von 2015 gerechnet, auf rund 6,4 Mrd. EUR (letzte verfügbare amtliche Zahlen aus 2018) mehr als verdoppelt. Dabei werden rund 53% der Bruttowertschöpfung im Kernbereich Software und Daten erwirtschaftet (3,4 Mrd. EUR). Auf die Bereiche Hardware und Infra-struktur entfallen 1,9 Mrd. EUR und auf den dynamisch wachsenden Onlinehandel 1,0 Mrd. EUR.
1191.040
1.583
3.3661.056
1.961
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
2010 20018
Onlinehandel Software- und Daten (Kernbereich) Hardware und Infrastruktur
Wertschöpfungsstruktur der Berliner Digitalwirtschaftin Mio. EUR; durchschnittliche jährliche Wachstumsraten in Klammern
Quelle: Statistische Landesämter/VGR der Länder, eigene Berechnungen
2.572
6.367 (+11,0% p.a.)
(+8,0% p.a.)
(+9,9% p.a.)
(+31,2% p.a.)
Für den Zeitraum 2010 bis 2018 lässt sich rund 15% des gesamten Berliner Wirtschafts-wachstums auf die Digitalwirtschaft zurück-führen. Denn seit 2010 ist die Bruttowert-schöpfung der Berliner Digitalwirtschaft preis-bereinigt um 3,6 Mrd. EUR gewachsen. Das entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Zuwachs von 11,0%. Zum Vergleich: Die ge-samte Berliner Wirtschaftskraft ist im gleichen Zeitraum preisbereinigt um insgesamt 24,3 Mrd. gestiegen, das entspricht einem Wachs-tum von im Schnitt 2,7% pro Jahr.
100
120
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160
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200
220
240
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Entwicklung der Bruttowertschöpfung 2010 = 100
Digitalwirtschaft Berlin Digitalwirtschaft DeutschlandBerlin gesamt Deutschland gesamt
Quelle: Statistische Landesämter/VGR der Länder; eigene Berechnungen
Auch im Vergleich mit der deutschen Entwick-lung zeigt sich Berlin als Motor des digitalen Strukturwandels. So ist in Deutschland die Bruttowertschöpfung in der Digitalwirtschaft im Vergleichszeitraum von 86 Mrd. EUR auf 146 Mrd. EUR zwar kräftig gestiegen. Im jähr-lichen Durchschnitt entsprach dies aber nur einem 6,8%igen jährlichen Aufwuchs.
2,83,0 3,2
3,6
4,0 4,14,6
5,5
6,4
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
5,0
6,0
7,0
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Bruttowertschöpfung in der Berliner Digitalwirtschaftin Mrd. EUR, preisbereinigt
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Statistische Landesämter, eigene Berechnungen
Neben der beachtlichen Steigerung bei Be-schäftigung und Wertschöpfung ist zudem aufschlussreich, wie viel Wertschöpfung tat-sächlich in Berlin realisiert wird. Denn aus der Wertschöpfung speisen sich Löhne, Gehälter,
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Gewinnausschüttungen und Dividenden. Indi-rekt entstehen durch eine höhere Güter- und Arbeitsnachfrage dann wieder neue Jobs in der Region. In der Berliner Digitalwirtschaft liegt der Anteil der Bruttowertschöpfung an den realisierten Umsätzen bei knapp 35%.
49%46%
13%
33%
51%
0%
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20%
30%
40%
50%
60%
Software- undDatendienstleister
Hardware- undInfrastruktur-lieferanten
Online-handel
DWgesamt
GesamteWirtschaft
Wertschöpfungsanteile in der Berliner DigitalwirtschaftAnteile am Umsatz 2018
Quelle: Statistische Landesämter/VGR der Länder, eigene Berechnungen
Die einzelnen Teilbereiche der Berliner Digi-talwirtschaft unterscheiden sich jedoch recht stark hinsichtlich des Wertschöpfungsanteils. Die Software- und Datendienstleister errei-chen mit 49% annähernd den Wertschöp-fungsanteil der Berliner Gesamtwirtschaft (51%). Die Hardware- und Infrastrukturliefe-ranten (46%) sowie der Onlinehandel (13%) erzielen jedoch nur unterdurchschnittliche Wertschöpfungsanteile, weil die benötigte Vorleistung aus anderen Regionen in diesen Bereichen besonders hoch ist. Die digitale Transformation wird auch in Ber-lin zum Wegfall von Arbeitsplätzen führen. Das betrifft vor allem Branchen, in denen die Automatisierung einfacher Tätigkeiten zu Ef-fizienzsteigerung und Kosteneinsparung führt. Auch wenn einfache Tätigkeiten wegfal-len, werden neue, hochwertige Jobs zur Steu-erung der digitalisierten Prozesse entstehen. Zudem werden vermehrt Stellen in der Digi-talwirtschaft geschaffen. Davon profitieren letztlich der private Konsum sowie die Staats-einnahmen. Öffentliche Investitionen und Da-seinsvorsorge werden gesteigert. Hieraus entstehen wiederum neue Arbeitsplätze.
1 Da die Zahl der ausschließlich geringfügigen Beschäftigungen bei IT-Fachkräfte mit insgesamt
Der Arbeitsmarkt für IT-Fachleute Obwohl in den Unternehmen der Digitalen Wirtschaft eine Vielzahl von Beschäftigten mit unterschiedlichen Qualifikationen benötigt werden, sind IT-Beschäftigte aus dem Kern-bereich der Digitalwirtschaft für die Branche von herausragender Bedeutung. Software-entwickler sind dabei laut einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom besonders ge-fragt.
- 5.000 10.000 15.000 20.000
IT-Analyse, Beratung, Vertrieb
Netzwerk & Administation
Informatik
Software und Programmierung
Beschäftigte in IT-Berufen2019
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung
So entfällt ein Großteil der Berliner IT-Be-schäftigten auf die Berufsgruppen Software-entwicklung und Programmierung (37% aller IT-Beschäftigten) sowie Informatik (27%). Zu letzterer zählen unter anderem auch die Spe-zialisierungen Wirtschafts-, Bio-, Medizin-, Geo-, Medien- sowie die technische Informa-tik. Auch Administratoren (19%) und IT-Bera-ter und -Vertriebler (17%) werden zu den IT-Beschäftigten gerechnet.
In Berlin sind insgesamt rund 53.000 Be-schäftigte1 in IT-Berufen tätig. München ist mit rund 58.000 Beschäftigten der einzige deutsche Kreis mit mehr IT-Beschäftigten. Größenbereinigt befindet sich Berlin jedoch eher im oberen Mittelfeld. Etwa 3,5% aller Berliner Beschäftigten sind in einem IT-Beruf tätig. Dieser Anteil ist in 35 der 400 weiteren deutschen Stadt- und Landkreise höher als in Berlin. Ungeschlagen ist die Bundeshaupt-stadt jedoch in der Dynamik. Rund 22.000 Jobs in IT-Berufen sind seit 2013 in Berlin ent-
630 verhältnismäßig klein ist, werden diese aus der weiteren Betrachtung ausgeklammert
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell
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standen. Jeder 10. in Deutschland neu ge-schaffene Job in einem IT-Beruf entstand demnach in Berlin.
Die überwiegende Mehrheit (86%) der Berli-ner Angestellten in IT-Berufen besetzen Voll-zeitjobs. Mehr als die Hälfte (56%) der IT-Be-schäftigten hat einen akademischen Ab-schluss – bei Programmierern und Software-entwicklern sind es sogar 64%. Von heraus-ragender Bedeutung für die zukünftige Ent-wicklung sind daher die rund 14.000 Informa-tik-Studierenden an Berliner Hochschulen. Insbesondere unter den Programmierern ist der Frauenanteil mit rund 14% verhältnismä-ßig niedrig – während des Studiums liegt er noch bei rund einem Viertel. Die IT-Branche ist zudem überdurchschnittlich stark internati-onal aufgestellt. Mit rund einem Drittel (34%) ist unter den Softwareentwicklern und Pro-grammierern der Anteil der Beschäftigten mit ausländischer Staatsangehörigkeit deutlich höher als in anderen IT-Berufen (23%) und der Gesamtwirtschaft (15%). Auch der IT-Nachwuchs kommt zu gut einem Viertel aus dem Ausland. Die häufigsten Staatsangehö-
rigkeiten ausländischer Informatik-Studieren-der in Berlin sind dabei Indien, Türkei und Sy-rien.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Eigene Darstellung
Gehälter Aufgrund des starken Wachstums in der Digi-talwirtschaft suchen die Unternehmen konti-nuierlich nach Programmierern, Datenbank-spezialisten und Webdesignern. In den ver-gangenen Jahren profitierte die Branche vor allem vom Zuzug junger Berufseinsteiger aus aller Welt, die gern nach Berlin gekommen sind. Aber auch dieses internationale Ange-bot konnte die Berliner Nachfrage nach quali-fizierten Fachkräften im Bereich der Digital-wirtschaft nicht vollständig befriedigen. Po-tenzielle Bewerber erwarten gute Arbeitsbe-dingungen und hohe Gehälter. Im Vergleich zu anderen Berliner Branchen wurde 2019 in diesem Bereich im Schnitt mit rund 4.800 EUR pro Monat Bruttogehalt inklusive Son-derzahlung bereits deutlich überdurchschnitt-lich verdient (Berlin: rund 3.480 EUR).
Als ein wesentliches Hemmnis bei der Rekru-tierung von IT-Mitarbeitern werden von Unter-nehmen die Gehaltsvorstellungen der Bewer-ber genannt. Die durchschnittlichen Monats-gehälter in den IT-Berufen im Kernbereich der Digitalwirtschaft liegen in Berlin zwischen 4.589 EUR für Informatiker und 4.997 EUR für Softwareentwickler und Programmierer. Da-bei steigen die Gehälter mit der Spezialisie-rung. Die niedrigste Kategorie der „Helfer“ kommt dabei in diesen Berufen nicht vor. „Fachkräfte“ erhalten zwischen 4.200 EUR (Informatiker) und 4.400 EUR (Programmie-rer). In der nächsthöheren Erfahrungsklasse
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell
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der „Spezialisten“ liegen die Gehälter von Be-ratern und Vertrieblern (4.800 EUR) an der Spitze. Bei den „Experten“ setzen sich die Ad-ministratoren mit über 6.000 EUR deutlich von den anderen Berufsgruppen (rund 5.000 EUR) ab.
3.000 4.000 5.000 6.000
Informatik
Netzwerk & Administration
Software & Programmierung
IT-Analyse, Beratung, Vertrieb
Monatsentgelte in IT-Berufen 2018
Fachkräfte Spezialisten Experten Insgesamt
Quelle:Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung
Besonders hoch ist der „Expertenanteil“ mit drei Vierteln bei den Programmierern sowie in Beratung und Vertrieb (rund 60%). Die Admi-nistratoren sind dagegen überwiegend Spezi-alisten (85%). Die Informatik besteht mehr-heitlich aus Fachkräften und Spezialisten (je-weils rund 40%) und nur wenigen Experten.
0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000
IT-Analyse, Beratung, Vertrieb
Netzwerk & Administration
Informatik
Software & Programmierung
Beschäfigte nach Spezialisierung
Fachkraft Spezialist Experte
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung
Wie in vielen anderen Berufen, existiert auch im IT-Bereich in Berlin eine Entgeltlücke im Vergleich zum Bundesdurchschnitt. Diese wird durch demographische Faktoren wie z.B. einen hohen Anteil an Berufseinsteigern be-günstigt. Insbesondere bei den Softwareent-wicklern schließt sich diese Gehaltslücke je-doch nach und nach. Im Jahr 2019 lag das Gehalt bei den Programmierern in Berlin nur noch rund 1,5% unter dem Bundesschnitt.
Auch bei den Informatikern und Administrato-ren ist die Lücke zum Bund geschrumpft. Le-diglich bei der IT-Beratung und im Vertrieb stagnierte die die Lohnentwicklung im Ver-gleich zum Bundesniveau.
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
2015 2016 2017 2018 2019
Berliner EntgeltlückeAbstand zum Bundesdurchschnitt
Informatik IT-Analyse, Beratung, Vertrieb
Netzwerk & Administration Software & Programmierung
Gesamtwirtschaft
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
Der Bereich Software und Daten ist inzwi-schen nicht nur das Rückgrat der Berliner Di-gitalwirtschaft, sondern auch für viele weitere Berliner Branchen äußerst wichtig. Denn hier befindet sich das technologische Know-how der viel beschriebenen digitalen Transforma-tion, die in der Industrie und in vielen anderen Wirtschaftsbereichen mit hohem Tempo vo-ranschreitet.
- 10.000 20.000 30.000
Einzelhandel
Unternehmensberater
weitere Branchen
Kern der Digitalwirtschaft
IT-Beschäftigte nach Arbeitgeber
2019 2015
Quelle: Eigene Darstellung, Bundesagentur für Arbeit
Zunehmend finden IT-Fachkräfte daher auch in Branchen außerhalb der Digitalwirtschaft Anstellung. Mehr als die Hälfte (28.000) der Berliner IT-Beschäftigten sind in einem Unter-nehmen im Kern der Digitalwirtschaft tätig. Aber auch im Handel (2.000 Beschäftigte) und bei den Unternehmensberatern (3.600
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell
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Beschäftigte) wurden zuletzt verstärkt IT-Fachleute eingestellt. Entwicklung in der Corona-Krise In den vergangenen Jahren wurde eine hohe Nachfrage nach IT-Fachkräften, die mit ei-nem starken Anstieg der Beschäftigung in diesen Berufen in Berlin einherging, beobach-tet. Dies zeigen die amtlichen Beschäftigten-zahlen die derzeit bis zum Jahr 2019 verfüg-bar sind. Insbesondere vor dem Hintergrund der Corona-Krise ist jedoch auch die Entwick-lung am aktuellen Rand von besonderem In-teresse. Im laufenden Jahr ist ein Rückgang der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Stellen für IKT-Kräfte in Berlin zu verzeich-nen. Bis August 2020 sinkt der Indikator für die Stellengesuche um 15% im Vergleich zum Vorjahr. Zwar werden nicht alle offenen Stel-len in diesem Indikator erfasst, dennoch ist der Verlauf ein erster Anhaltspunkt für die Entwicklung der Nachfrage nach IKT-Arbeits-kräften.
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
14 15 16 17 18 19 20
Informatik- und andere IKT-Berufe
Zugang Stellen gleit. JahressummeVeränderung der Beschäftigung zum Vorjahresquartal
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung
Seit April 2020 ist die Zahl der arbeitslosen IKT-Kräfte um über 1.000 gestiegen. Seit Juli stabilisierte sich die Anzahl der Arbeitslosen in diesen Berufszweigen zwar, ein Absinken auf Vorkrisenniveaus ist jedoch bisher nicht zu erkennen. Auch die Zahl der Arbeitssu-chenden – hierzu zählen unter anderem Be-schäftigte, deren befristetes Arbeitsverhältnis demnächst endet – ist weiterhin erhöht. Die Zahl der Kurzarbeiter-Anmeldungen in der Di-gitalwirtschaft ist im April stark angestiegen auf fast 18% der Beschäftigten.
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
2018 2019 2020
Arbeitslose und -suchende in IKT-Berufen
Arbeitlsose Arbeitsuchende
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung Verglichen mit anderen Branchen – in der Gastronomie gingen in dieser Zeit Anträge für rund die Hälfte aller sozialversicherungs-pflichtig Beschäftigten ein – war der Kurzar-beiteranteil in der Digitalwirtschaft aber ge-ring. Dennoch deuten die Kurzarbeiterzahlen darauf hin, dass die Digitalwirtschaft von den ersten Corona-bedingten Einschnitten im Frühjahr 2020 ähnlich stark wie die Gesamt-wirtschaft betroffen war. Im Vergleich zum Frühjahr sind die in den monatlichen Kurzar-beiteranträgen genannten Personenzahlen jedoch stark rückläufig.
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug
Kurzarbeiterquote 2020Gemeldete Kurzarbeiter pro Beschäftigten
Digitalwirtschaft Gastronomie Gesamtwirtschaft
Quelle: Bundesgentur für Arbeit, eigene Berechnungen
Die Entwicklung der Arbeitslosen in den IKT-Berufen sowie die rückläufige Zahl der Stel-lengesuche deuten darauf hin, dass die Corona-Krise auch an der Berliner Digital-wirtschaft und ihren Fachkräften nicht spurlos vorrübergeht.
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell
13
90
100
110
120
130
140
90
100
110
120
130
140
2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Quelle: Amt für Statistik Berlin Brandenburg, Destatis, eigene Berechnungen
Berlin Deutschland Teilbereich Digitalwirtschaft Berlin
Beschäftigungsentwicklung unternehmensnahe Dienstleistungen2015 = 100; saison-/kalenderbereinigte Quartalswerte
Dennoch zeigt sich die Beschäftigung in der Digitalwirtschaft resilienter gegenüber dem Krisengeschehen als vergleichbare Wirt-schaftsbereiche. So ist die Beschäftigung in den unternehmensnahen Dienstleistungen in Berlin im 2. Quartal gegenüber dem Vorquar-tal saisonbereinigt um 2,5% zurückgegangen (Deutschland: -2,6%). In der Berliner Digital-wirtschaft ist die Dynamik der vergangenen Quartale zwar ebenfalls deutlich abge-schwächt. Doch konnte die Beschäftigung in diesem Bereich gemäß Dienstleistungsstatis-tik des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg nach saisonbereinigter Rechnung zumindest noch um 1,0% ausgebaut werden. Vor allem aus dem Kernbereich der Digitalwirtschaft – den Programmiertätigkeiten und digitalen Dienstleistungen – wurde während der 1. Corona-Welle sogar 1,3% mehr Beschäfti-gung gemeldet. In der Digitalwirtschaft ist seit längerem die Möglichkeit zur Nutzung von Home-Office stärker ausgeprägt als in ande-ren Bereichen, weshalb die Branche gut vor-bereitet in die Pandemie gegangen ist. Auch für das Jahr 2020 kann daher mit einem Anstieg der Beschäftigtenzahlen gerechnet werden, wenn auch mit im Vergleich zu den Vorjahren verminderter Geschwindigkeit. War in den IKT-Berufen zum Jahresende 2019 noch ein Zuwachs von rund 4.000 Beschäftig-ten zu verzeichnen, wird der Zuwachs 2020 mit rund 3.000 neuen Arbeitsplätzen voraus-sichtlich etwas schwächer ausfallen. In den Jahren danach könnte die Digitalwirtschaft wiederum von dem durch die Corona-Krise ausgelösten Digitalisierungsschub profitieren und wieder mehr Arbeitsplätze schaffen.
2. Teilbereiche der Digitalwirtschaft Die einzelnen Teilbereiche der Digitalwirt-schaft, der Kernbereich (Software und Da-ten), Hardware- und Infrastruktur sowie der Digitale Handel, weisen sehr eigenständige Entwicklungstrends auf.
40.809
108.905
24.940
80.841
805
18.17215.064
9.8920
20.000
40.000
60.000
80.000
100.000
120.000
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
Digitale Wirtschaft insgesamt Software und Daten (Kernbereich)
Digitaler Handel Hardware und Infrastruktur
Teilbereiche der Digitalen WirtschaftBeschäftigung in Berlin
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
2.1. Infrastruktur und Hardware rück-
läufig Im Teilbereich Hardware- und Infrastrukturlie-feranten sind die Unternehmen vereint, die notwendige Infrastrukturen zum Übertragen (IKT-Basis-Infrastruktur) und Wiedergeben (Consumer Electronics) der im Kernbereich der digitalen Wirtschaft erzeugten Inhalte und Dienste zur Verfügung stellen. In diesem eher industrienahen Bereich der Digitalwirtschaft sinkt die Beschäftigung seit Jahren aufgrund von Abwanderung der Produktion in günsti-gere Weltregionen, aber vor allem aufgrund zunehmender Automatisierung. Dank gestie-gener Produktivität leisten die verbliebenen Unternehmen dennoch einen positiven Bei-trag zum regionalen Wirtschafswachstum. So ist die Beschäftigung in diesem Teilbe-reich in Berlin seit 2008 von gut 15.000 auf zuletzt nur noch 9.900 zurückgegangen, das entspricht einem Rückgang um insgesamt 34%. Zumindest seit 2017 verzeichnet die Branche in Berlin allerdings wieder steigende Beschäftigungszahlen. Gegenüber dem Be-schäftigungstiefstand in 2016 werden heute 1.500 Personen mehr beschäftigt. Beschäfti-gungsrückgänge in diesem Bereich wurden auch in ganz Deutschland registriert, wo es mit 288.000 Beschäftigten heute rund 76.000 weniger Beschäftigte gibt als noch 2008
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell
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(-21%). Vor allem in München ist die Beschäf-tigung um 74% auf nur noch 8.148 zurückge-gangen. Nur in Köln konnten in diesem Zeit-raum die Beschäftigung um 2,4% auf zuletzt 5.174 etwas gesteigert werden.
Deutschland
Berlin
Hamburg
Köln
Frankfurt
München
Dresden
Leipzig
Dortmund
Stuttgart
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Beschäftigung im Bereich Infrastruktur und Hardware2008 = 100
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
2.2. Kernbereich wächst in Berlin am
stärksten
Als besonders bedeutend für Berlin hat sich der Bereich Software- und Datendienstleister, der so genannte Kernbereich der Digitalen Wirtschaft, erwiesen. Er hat aber nicht nur für Berlin eine überragende Bedeutung. Die Dienstleistungen aus diesen Branchen wer-den weltweit von vielen Unternehmen im Rahmen der Digitalisierung von Arbeitspro-zessen benötigt. In Berlin wurden seit 2008 absolut betrachtet sogar mehr als dreimal so viele Arbeitsplätze geschaffen (+55.901) wie in dem prozentual noch viel dynamischeren Digitalen Handel (+17.367).
68.096
55.901
17.367
-5.172
-20.000 0 20.000 40.000 60.000 80.000
Digitale Wirtschaft
Software und Daten (Kernbereich)
Digitaler Handel
Hardware und Infrastruktur
Digitale Wirtschaft: Beschäftigte2019; Veränderung gegenüber 2008 absolut
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
Darunter:
In Deutschland arbeiten derzeit 866.944 Per-sonen im Kernbereich der Digitalwirtschaft als Softwareentwickler und Datendienstleister.
Vor allem im Vergleich der wichtigsten deut-schen Digitalgroßstädte hat sich dieser Teil-markt in Berlin besonders dynamisch entwi-ckelt. So sind in diesem Bereich die meisten Be-schäftigten in Berlin angestellt (80.841). Dies entspricht 9,3% aller in Deutschland beschäf-tigten Softwareprogrammierer. Insgesamt ar-beiten in den neun untersuchten Großstädten mit rund 300.000 Menschen gut ein Drittel al-ler deutschen Softwareentwickler. Zum Ver-gleich: Der Anteil der neun Großstädte an der gesamten deutschen Beschäftigung beträgt nur knapp 17%.
80.841
65.006
45.903
29.882
26.540
19.232
12.744
11.500
9.965
0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000
Berlin
München
Hamburg
Frankfurt
Köln
Stuttgart
Dresden
Leipzig
Dortmund
Kernbereich Software und Daten: Beschäftigte2019
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
Die Beschäftigtenzahl im Kernbereich der hauptstädtischen Digitalwirtschaft steigt da-bei um durchschnittlich jährlich 11,3%. Ein so hohes Beschäftigungswachstum erreichen weder München (+8,8%), Dresden (+8,0%) noch Leipzig (+8,2%). Der nationale Durch-schnitt liegt bei einem jährlichen Beschäfti-gungsanstieg von nur 5,5%.
11,3
8,8
8,1
8,0
7,5
7,0
6,2
5,5
4,4
3,2
0 2 4 6 8 10 12
Berlin
München
Leipzig
Dresden
Frankfurt
Köln
Hamburg
Deutschland
Dortmund
Stuttgart
Kernbereich Software und Daten: BeschäftigungswachstumDurchschnittliches jährliches Beschäftigungswachstum seit 2008 in %
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell
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2.3. Internethandel in Berlin und Leipzig konzentriert
In Berlin hat sich im letzten Jahrzehnt ein Strukturwandel vollzogen. Zwar ist die Zahl der Beschäftigten im Teilbereich Hardware und Infrastruktur in Berlin seit 2008 um knapp 5.200 gesunken. Überkompensiert wurde der Rückgang in diesem Teilbereich aber durch den starken Aufwuchs im Internethandel, wo in diesem Zeitraum dreimal so viele neue Ar-beitsplätze geschaffen wurden. Derzeit sind im Berliner Internethandel in rund 1.000 Un-ternehmen 18.172 Personen tätig. In Deutschland sind es derzeit insgesamt rund 155.000 Menschen. Bezogen auf Deutsch-land ist somit jeder 8. Arbeitsplatz im Internet-handel in Berlin angesiedelt (12%).
18.172
9.135
4.976
3.810
2.569
2.518
1.424
1.262
964
0 5.000 10.000 15.000 20.000
Berlin
Hamburg
München
Leipzig
Köln
Dortmund
Dresden
Frankfurt
Stuttgart
Digitaler Handel: Beschäftigte2019
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
In Berlin arbeiten heute mehr Menschen im Internethandel als in Hamburg (9.135), Mün-chen (4.976) und Köln (2.569) zusammenge-nommen.
128
109
89
83
51
48
41
39
21
19
0 50 100 150
Leipzig
Berlin
Dortmund
Hamburg
München
Dresden
Deutschland
Köln
Stuttgart
Frankfurt
Beschäftigte im Digitalen Handel Pro 10.000 Beschäftigte der jeweiligen Regionalwirtschaften
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
Auch größenbereinigt zeigt sich die starke Konzentration des digitalen Handels auf Ber-lin, das den zweiten Platz nach Leipzig ein-nimmt. Von 10.000 Beschäftigten in Berlin ar-beiten 109 Menschen im Internethandel. Le-diglich in Leipzig sind es mit 128 deutlich mehr. Insgesamt sind in Leipzig mit 3.810 ge-rade einmal ein Fünftel der in Berlin im Digi-talhandel Angestellten tätig (18.000). Kräftig steigende Umsatzahlen – die ausgelöst durch die Corona-Krise noch einen zusätzlichen Schub erhalten haben – und Ansiedlungs-pläne großer Versandhändler sorgen dafür, dass diese Branche in Berlin auch künftig wei-ter wachsen wird.
Deutschland
Berlin
Hamburg
Köln
Frankfurt
München
Dresden
Leipzig
Dortmund
Stuttgart
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Beschäftigung im Bereich Onlinehandel2008 = 100
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
3. Gründungen und Standorte Alle 17 Stunden ein neues Digitalunter-nehmen In Deutschland wurden 2019 insgesamt knapp 123.000 Betriebsgründungen regis-triert, davon 5.292 aus dem Bereich Digital-wirtschaft. Bei diesen Gründungen handelt es sich um Kapitalgesellschaften wie GmbHs, Aktiengesellschaften oder Kommanditgesell-schaften. Bei diesen Unternehmensformen kann, anders als bei einer einfachen Gewer-beanmeldung, aufgrund des höheren Auf-wands bei der Anmeldung bereits bei ihrer Gründung eine größere wirtschaftliche Be-deutung angenommen werden. Auf die neun Vergleichsstädte entfiel insgesamt rund ein Viertel der Gründungen im Bereich der Digi-talwirtschaft.
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell
16
509
291
152
141
96
93
64
55
31
0 100 200 300 400 500 600
Berlin
Hamburg
Frankfurt
München
Köln
Leipzig
Stuttgart
Dresden
Dortmund
Digitale Wirtschaft: Gründungen2019
Quelle: Statistische Landesämter, eigene Berechnungen In Berlin gingen im Jahr 2019 insgesamt 509 neue Digitalunternehmen an den Start. Im Schnitt wird in der Bundeshauptstadt somit alle 17 Stunden ein neues Digitalunterneh-men gegründet. Dabei werden in der Berliner Digitalwirtschaft vorwiegend Hauptniederlas-sungen gegründet, bei lediglich 21% handelt es sich um Gründungen von Zweigniederlas-sungen. Größenbereinigt liegt nur noch Leipzig, mit 53 Gründungen pro 10.000 Digi-talbeschäftigten vor Berlin und Hamburg mit jeweils 47. Der nationale Durchschnitt liegt bei 40. Gerade im Bereich der Start-ups hat sich das Berliner Ökosystem aus Kapitalge-bern, Banken, Business Angels, Universitä-ten und Unternehmern international einen Namen gemacht und zählt viele Gründungen im Bereich der Digitalwirtschaft. Im deutsch-landweiten Städtevergleich stechen die Berli-ner Digital-Gründungen heraus. Inzwischen erfolgt sogar fast jede 10. deutsche Digital-Gründung in Berlin (9,6%). In der Hauptstadt wird fast genau so viel gegründet wie in Mün-chen, Hamburg und Köln zusammen. In Mün-chen sind es mit 141 Gründungen (2,7%) deutlich weniger.
9,6
5,5
2,9
2,7
1,8
1,8
1,2
1,0
0,6
0 2 4 6 8 10 12
Berlin
Hamburg
Frankfurt
München
Köln
Leipzig
Stuttgart
Dresden
Dortmund
Digitale Wirtschaft: Gründungen2019, Anteil an allen deutschen Digitalgründungen in %
Quelle: Statistische Landesämter, eigene Berechnungen
53
47
47
44
40
28
27
24
19
18
0 10 20 30 40 50 60
Leipzig
Berlin
Hamburg
Frankfurt
Deutschland
Köln
Stuttgart
Dresden
Dortmund
München
Digitale Wirtschaft: Gründungsintensität2019; Zahl der Gründungen pro 10.000 Beschäftigte
Quelle: Statistische Landesämter, eigene Berechnungen
Mit 436 Gründungen hält Berlin – absolut ge-sehen – auch im technologisch besonders in-novativen Kernbereich Software und Daten-dienstleister den Spitzenplatz unter den deut-schen Großstädten – weit vor Hamburg (265 Gründungen), Frankfurt (138) und Köln (68). Werden die Digital-Gründungen allerdings auf die Beschäftigten in diesem Bereich be-zogen, liegt Berlin nur auf dem zweiten Platz nach Hamburg.
436
265
138
131
81
68
58
47
16
0 100 200 300 400 500
Berlin
Hamburg
Frankfurt
München
Leipzig
Köln
Stuttgart
Dresden
Dortmund
Kernbereich Software- und Daten: Gründungen2019
Quelle: Statistische Landesämter, eigene Berechnungen Niederlassungen der Digitalwirtschaft Laut den letzten verfügbaren Zahlen aus dem Jahr 2018 wurden in Berlin 10.800 Unterneh-men in der Digitalwirtschaft gezählt. Da die Digitalwirtschafts-Unternehmen jedoch zum Teil mehrere Standorte nutzen, ist die Zahl der Digitalwirtschafts-Niederlassungen mit rund 11.500 sogar noch etwas höher als die Zahl der Unternehmen. So benötigt beispiels-weise der DAX-Neuling Delivery Hero neben dem Firmensitz an der Oranienburger Straße weiteren Büroraum in Mitte für seine zuletzt rund 2.000 Mitarbeiter in der Stadt.
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell
17
9.773
1.268 35358
0
2.000
4.000
6.000
8.000
10.000
12.000
0 bis 9 10 bis 49 50 bis 249 250 und mehr
Niederlassungen der DigitalwirtschaftAnzahl in Beschäftigtengrößenklassen, 2018
Quelle: Statistische Landesämter, eigene Berechnungen
Mit 85% arbeiten in den meisten der Digital-wirtschafts-Büros weniger als 10 Beschäf-tigte. In weiteren 11% der Niederlassungen sind zwischen 10 und 50 Beschäftigte tätig. An etwas über 400 Standorten (3,6%) in der Stadt haben mehr als 50 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz. In rund 58 Niederlassungen sind sogar mehr als 250 Menschen angestellt. Diese besonders großen Standorte sind ei-nerseits dem Kernbereich der Digitalwirt-schaft (36 Niederlassungen) anderseits aber auch dem Onlineversandhandel (10 Nieder-lassungen) zuzuordnen.
Kernbereich der Digitalwirtschaft: Ballung in den Innenstadtlagen Unternehmen aus dem Kernbereich der Digi-talwirtschaft besitzen insgesamt 9.200 Filia-len, die sich über das gesamte Berliner Stadt-gebiet verteilen. Dabei gibt es – wie in vielen großen Metropolen – eine Ballung von Digi-talunternehmen in zentralen Lagen. Rund zwei Drittel der Unternehmen im Kern der Di-gitalwirtschaft siedeln sich innerhalb des in-neren S-Bahn-Rings an, der aufgrund seiner prägnanten Form auch als „Hundekopf“ be-zeichnet wird. Noch deutlicher wird der Fokus auf diesen Innenstadtbereich beim Blick auf größere Digitalunternehmen: Über 80% der Niederlassungen mit mehr als 50 Mitarbeitern befinden sich im Ringbahnbereich. Dass die Digitalwirtschaft in Berlin jedoch nicht nur auf die zentralen Hotspots begrenzt ist, wird an einem Beispiel aus Treptow-Köpe-nick deutlich: In Adlershof-West haben sich inzwischen fast 100 Unternehmen der Digital-wirtschaft niedergelassen – rund ein Viertel davon erst nach 2016.
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Wissenschaft und Forschung befördern Dynamik – auch außerhalb des Zentrums Die Gründungsdynamik der Niederlassungen innerhalb des S-Bahn-Rings war seit 2013 mit +14% gegenüber Vorjahr größer als außer-halb der Zentrumslagen (+10%). Die meisten neuen Digitalwirtschaftsniederlassungen im Zeitraum 2013-2018 entstanden in Berlins al-ter Stadtmitte rund um den gleichnamigen U-Bahnhof. Dennoch sind auch Verschiebun-gen innerhalb der Stadt erkennbar. So wur-den zuletzt vermehrt Niederlassungen im neu gebauten Wohn- und Geschäftsareal entlang der Heidestraße und rund um den Haupt-bahnhof erfasst.
Positiven Einfluss auf das Gründungs- und Siedlungsgeschehen haben auch Wissen-schaft und Forschung. Mit inzwischen über 50 Universitäten und Hochschulen in öffentlicher und privater Trägerschaft und fast 200.000 Studierenden (davon rund 14.000 in Informa-tikstudiengängen) ist Berlin ein herausragen-der Wissenschaftsstandort. Hinzu kommen zahlreiche außeruniversitäre Forschungsein-richtungen.
Viele neue Digitalwirtschaftsunternehmen entstehen im Umfeld von Universitäts- und Hochschulstandorten. Beispielsweise grün-deten sich seit 2013 insgesamt 52 neue Digi-talunternehmen im unmittelbaren Umfeld der TU am Ernst-Reuter-Platz und in der Spreestadt Charlottenburg. Am Standort Ad-lershof wurde die Gründungsaktivität unter anderem durch die Nähe zum Institut für In-formatik der HU positiv beeinflusst.
In den kommenden Jahren werden weitere Orte in der Stadt entstehen, die als Standort für Digitalwirtschaftsunternehmen besonders attraktiv sind: Hierzu könnte neben dem ehe-maligen Flughafengelände in Tegel unter an-derem auch das Umfeld der HTW in Schöne-weide zählen.
Versandhandel: Big Player ziehen in Ber-lins Mitte Bezogen auf die Anzahl der Niederlassungen ist der Online-Versandhandel, mit seinen vie-len Speditions- und Lagerarbeitern, weniger deutlich auf die teureren Zentrumslagen fo-kussiert als die Unternehmen im Kernbereich der Digitalwirtschaft. Dort arbeiten die Pro-grammierer, Administratoren, Webdesigner und Vertriebsmitarbeiter lieber in einem anre-genden und repräsentativen Umfeld.
Blickt man auf die wenigen Groß-Niederlas-sungen mit mehr als 250 Mitarbeitern, so zeigt sich auch hier eine klare Präferenz für Standorte innerhalb des S-Bahnrings. So hat der Modeversandhändler Zalando am Ost-bahnhof für seine rund 6.000 Berliner Mitar-beiter einen rund 100.000 Quadratmeter gro-ßen Campus in bester Spreelage errichten lassen. In unmittelbarer Nachbarschaft plant Amazon die Erweiterung seines bisher in Mitte ansässigen Entwicklungsstandorts um rund 3.400 Mitarbeiter.
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Fazit Homeoffice, Digitales Lernen, Konferenzen und Messen via Video-Plattform, Einkaufen im Netz statt in der Einkaufspassage – die Beispiele für Plattformen und Digitale Werk-zeuge, die in der Corona-Krise massiv ver-stärkte Anwendung finden, sind zahlreich. Viele dieser Werkzeuge standen schon seit Jahren zur Verfügung. Diese digitalen Hilfs-mittel müssen jedoch nicht nur entwickelt, sondern ebenfalls unter den Nutzern bekannt gemacht, verbreitet und dort akzeptiert wer-den – nicht nur bei Privatpersonen, sondern auch in Unternehmen, Schulen und Verwal-tungen. Hierzu braucht es nicht nur kluge und nutzerorientierte Entwickler und Programmie-rer, sondern ebenso fähige Vermittler und Vermarkter sowie die Offenheit für Neues bei Entscheidern und Nutzern. Da die Notwen-digkeit zur Nutzung von digitalen Werkzeu-gen mit dem exponentiell ansteigenden Infek-tionsgeschehen schlagartig zunahm, hat die Pandemie wie ein Katalysator gewirkt, der die Digitalisierung der Gesellschaft auf ein neues Niveau gehoben hat. Berlin ist mit bald 110.000 Beschäftigten nicht nur der wichtigste deutsche Standort der Di-gitalen Wirtschaft, sondern gleichzeitig eine nationale Experimentierplattform auf der For-schung, Entwicklung und Vermarktung der neuen digitalen Werkzeuge Hand in Hand ge-hen. An den Hochschulen, Unis und For-schungseinrichtungen der Hauptstadt werden sowohl die technischen Grundlagen gelegt als auch die IT-Fachkräfte der Zukunft ausge-bildet. Die Diffusion von der Wissenschaft in die Wirtschaft gelingt dabei unter anderem mittels Hochschulausgründungen die auf viel-fältige Unterstützung durch das Startup-Öko-system der Stadt treffen. Dies zeigt nicht zu-letzt die hohe Gründungsaktivität im Hoch-schulumfeld. Aufbauend darauf werden von den derzeit rund 81.000 Beschäftigten im Kernbereich der Digitalwirtschaft neue An-wendungen, Dienstleistungen und Produkte entwickelt und vermarktet. Der Transfer von der Entwicklung zur innovativen Anwendung beim Nutzer wird jedoch häufig durch einge-fahrene Strukturen erschwert. Das Digitale Produkte und Dienstleistungen die Grundlage für zukünftiges Wachstum bilden, haben
längst auch viele renommierte Unternehmen aus der Industrie deutschlandweit erkannt. Nicht von ungefähr werden daher ganze Fir-menteile, Digital- oder Innovations-Hubs in der Hauptstadt angesiedelt um den Geist der Startup-Kultur und Digitalwirtschaft aufzuneh-men. Eine Dependance in Berlin garantiert je-doch nicht automatisch die Digitalisierung an-tiquierter Geschäftsmodelle. Denn auch in-nerhalb von Unternehmen müssen digitale Transformationsprozesse mühsam geplant und umgesetzt werden. Um die oft jahrelange und komplexe Einführung neuer Digitalsys-teme zu stemmen, benötigen viele Unterneh-men zunehmend Unterstützung von externen Beratern. Immer häufiger sind es beratend tä-tige Unternehmen aus Berlin, die diese Ver-änderungsprozesse begleiten. Dies zeigt die wachsende Zahl von IT-Fachkräften in Berlin, die bei Unternehmensberatern beschäftigt sind. Diese Unternehmensnahen Dienstleis-ter wirken somit als Transmissionsriemen für die Digitalwirtschaft und führen die neuen di-gitalen Produkte und Arbeitsweisen in Unter-nehmen, Verwaltungen und Institutionen ein. Die Pandemie führt in vielen Bereichen zu un-umkehrbaren strukturellen Veränderungen, denen sich die Unternehmen nun stellen müssen. Sie hat den latenten Digitalisie-rungs- und Innovationsdruck, den vielen Branchen bisher widerstanden haben, unver-mittelt erhöht. Die Digitalisierung bietet den Unternehmen Chancen zum Umgang mit Kri-sen dieser Art und verändert dabei selbst Wirtschaftszweige dauerhaft. Mit der Digital-wirtschaft ist in Berlin ein Nexus für die Digi-talisierung weiterer Branchen entstanden. Die Chancen diese entscheidend voranzutreiben und damit auch in Zukunft bessere Voraus-setzungen für eine gute wirtschaftliche Ent-wicklung in der Gesamtwirtschaft zu legen, waren selten so gut wie jetzt.
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Herausgeber: Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft Bundesallee 210 10719 Berlin Verfasser: Claus Pretzell, IBB Tel. 030 2125-4752 Florian Seyfert, Berliner Sparkasse Tel. 030 869-57066 Redaktionsschluss: Oktober 2020 Weitere Publikationen unter www.ibb.de/volkswirtschaft
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